Drei Perspek*ven auf das schulische Handeln mit Sozialen Online-‐Netzwerken
Franco Rau, TU Darmstadt
Wintertagung Mefobi@n 2014, Frankfurt
Facebook in der Schule
Ein Soziales Online-‐Netzwerk (SONW) zur Knüpfung und Pflege von Kontakten
≠ ≠
Icons von Giulia Forsythe (Wiki) auf flickr (CC BY 2.0); von Shawn Kimball (moodle) auf flickr (CC BY-‐SA 2.0); von Jurgen Appelo (facebook) auf flickr (CC BY 2.0)
Facebook in der Schule
Drei Perspek*ven und Argumenta*onen zum schulischen Handeln
Handlungsorien*erte medienpädagogische & -‐didak*sche Sicht („Medienbildung“)
Bewahrpädagogische und datenschutzbezogene Sicht („Beschützen“)
Perspek*ve von Schülerinnen & Schüler
Medienbildung vs. Beschützen
1 Soziale Online-‐Netzwerke in der Diskussion
„Medienbildung“
„Beschützen“
SchülerInnen
Medienbildung Kompetenzen für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschabliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs-‐ und Erwerbsfähigkeit
1. Informa*on und Wissen
2. Kommunika*on und Koopera*on
3. Iden*tätssuche und Orien*erung
4. Digitale Wirklichkeiten und produk*ves Handeln
hcp://www.bmbf.de/pub/kompetenzen_in_digitaler_kultur.pdf
Mediendidak*sche Potenziale Von einem neuen Werkzeug
Par2zipa2onschancen Transforma*on von impliziten
zu explizitem Wissen
Koopera*ves Lernen
Blick über den eigenen Tellerrand
Sharing
Zusammenarbeit in heterogenen Gemeinschaben
Grell & Rau, 2014 Darstellung von Kraut, 2010
Par2zipa2onschancen Transforma*on von impliziten
zu explizitem Wissen
Koopera*ves Lernen
Blick über den eigenen Tellerrand
Sharing
Zusammenarbeit in heterogenen Gemeinschaben
Grell & Rau, 2014 Darstellung & kri*sche Fragen von Kraut, 2010
Mediendidak*sche Potenziale Von einem neuen Werkzeug?
What do we know about the rela*onship between a par*cipatory culture, par*cipatory technologies and current in-‐school prac*ces?
Beschützen durch Verbote Überblick über Richtlinien zum Umgang mit Facebook (FB)
“Die gelbe Ampel und die Frage nach der Praxis lässt sich in beide Richtungen auslegen. Ich höre auch von vielen Leuten aus Praxis: „Egal wie die Richtlinien sind – wir haben immer und überall Facebook-‐Gruppen.“
Moje für pb21.de, 2014
hcp://pb21.de/2014/08/facebook-‐der-‐schule-‐erlaubt-‐oder-‐verboten/
What do we know about the rela*onship between a par*cipatory culture, par*cipatory technologies and current in-‐school prac*ces?
Beschützen durch Verbote Einblicke in Richtlinien zum Umgang mit Facebook (FB)
Baden-‐Wür;emberg Rheinland-‐Pfalz Bayern
Aussagen zur Kommunik. und Vernetzungen
„Verboten ist die berufliche Kommunika2on zwischen SuS* und LK sowie zwischen LK über SONW* und das Zwischen-‐/Speichern personen-‐bezogener Daten auf SONW.“
„Es sollte keine schulische Kommunika*on zwischen LK und SuS über Facebook staqinden.“ „Facebook-‐Freundschaben mit Ihren SuS kommen für LK nicht in Betracht.
„Freundschabsanfragen durch SuS sollten LK zurückweisen. [...] Erlaubt sind zufällige private Kontakte in gemeinsamen Themenfeldern.“
Aussagen zum Unterricht
„Für die pädagogische Aufarbeitung dürfen SONW im Unterricht genutzt werden“.
„[...] Facebook ist nicht für unterrichtliche Zwecke einzusetzen.“
nach S*x, in Druck
* ?!
Perspek*ve von SchülerInnen 2 Erkenntnisse aus einer Pilotstudie
„Medienbildung“
„Beschützen“
SchülerInnen
Untersuchungssteckbrief Pilotstudie zur Untersuchung der Sicht von SchülerInnen
Ziel-‐/Fragestellung Wie erklärt sich die Sicht von SchülerInnen auf Facebook in der Schule?
Methode Fragebogenerhebung
S2chprobe 166 SchülerInnen einer hessischen Haupt-‐ und Realschule (Klassenstufe 8 und 9)
Zeitraum Oktober 2014
Konzipiert und durchgeführt von Bianca Wiese, Petra Grell und Franco Rau
Instrumentvorstellung Einblick in den Fragebogen mit Fragen zu Facebook (FB) und WhatsApp (WA)
Erfahrungen mit FB (WA) 22 Items (binär skaliert) „Ich habe schon mal Facebook für schulische Gruppenarbeiten verwendet.“
Einstellungen gg FB (WA) 20 Items (5er Likert-‐Skala) „Ich finde Facebook prak*sch, um über Hausaufgaben zu disku*eren oder diese auszutauschen.“
Nutzungsmo2ve von FB 9 Items (5er Likert-‐Skala) „Ich nutze Facebook, um mit Leuten in Kontakt zu bleiben.“
Einstellungen zu Richtlinien
10 Items (5er Likert-‐Skala) & offene Frage
„Ich finde es gut, dass Fanpages von meiner Schule auf Facebook erlaubt sind.“
Einstellungen und Umgang mit Daten 19 Items (5er Likert-‐Skala) „Ich finde es wich*g, keine privaten
Dinge auf Facebook zu posten.“
Instrumentvorstellung Einblick in den Fragebogen mit Fragen zu Facebook (FB) und WhatsApp (WA)
Erfahrungen mit FB (WA) 22 Items (binär skaliert) „Ich habe schon mal Facebook für schulische Gruppenarbeiten verwendet.“
Einstellungen gg FB (WA) 20 Items (5er Likert-‐Skala) „Ich finde Facebook prak*sch, um über Hausaufgaben zu disku*eren oder diese auszutauschen.“
Nutzungsmo2ve von FB 9 Items (5er Likert-‐Skala) „Ich nutze Facebook, um mit Leuten in Kontakt zu bleiben.“
Einstellungen zu Richtlinien
10 Items (5er Likert-‐Skala) & offene Frage
„Ich finde es gut, dass Fanpages von meiner Schule auf Facebook erlaubt sind.“
Einstellungen und Umgang mit Daten 19 Items (5er Likert-‐Skala) „Ich finde es wich*g, keine privaten
Dinge auf Facebook zu posten.“
Auswertung: „Work in Progress“
Soziodemografische Daten
Zur Einschätzung der S*chprobe
Quelle: Eigene Befragung, Angaben in Prozent Basis: Alle Befragten, N=166
78,92
18,07
62,05
36,75
0,60
46,99
51,20
52,41
43,98
0,00 25,00 50,00 75,00 100,00
Realschule
Hauptschule
9. Klasse
8. Klasse
älter
15 -‐ 16 Jahre
13 -‐ 14 Jahre
männlich
weiblich
Verbreitung von Accounts
89,9
74,1
0 25 50 75 100
WhatsApp vorhanden
Facebook vorhanden
88,3
73
0 25 50 75 100
WhatsApp vorhanden
Facebook vorhanden*
Facebook (und WhatsApp)
Zum Vergleich mit der JIM-‐Studie 2014
Quelle: Eigene Befragung, Angaben in Prozent Basis: Alle Befragten, N=166
Quelle: JIM Studie, Angaben in Prozent, *Zumindest seltene Nutzung von OnlineCommuni*es wie Facebook Basis: Internetnutzer (FB); Alle Befragten (WA), N=1200
Mo*ve zur Facebooknutzung
Sor*ert nach der gemicelten Zus*mmung
Quelle: Eigene Befragung, Absolute Anzahl der Antworten Basis: SchülerInnen mit FB, N=123
7
13
18
23
24
25
20
48
56
15
19
14
13
22
19
20
27
42
22
28
27
37
30
27
37
21
10
32
31
34
23
13
25
25
13
6
45
31
30
27
34
26
21
11
9
0% 25% 50% 75% 100%
Um Treffen und anderen Dinge zu organisieren
Um neue und coole Leute kennenzulernen
Um mit Leuten zu schreiben
Um Informa*onen zu finden
Um zu zeigen, was ich tue und wer ich bin
Um meine Daten zu verwalten
Um bei meinen Freunden nichts zu verpassen
Wenn ich Langeweile habe
Um mit Leuten in Kontakt zu bleiben.
S*mme zu S*mme eher zu Teils/Teils S*mme eher nicht zu S*mme nicht zu
Erfahrungen mit FB
Kommunika*on, Gruppenarbeiten und Materialaustausch
65,9
28,5
15,4
11,4
32,5
0 25 50 75 100
Schreiben mit Mitschülern
Schreiben mit Lehrern
Schulische Gruppenarbeiten
Diskussion in Klassengruppen
Teilen von Hausaufgaben
Weniger als 10 % der befragten SchülerInnen haben Erfahrungen mit offizieller Kommunika*on via Facebook (Hausaufgaben, Krankmeldungen und Stundenplan) oder Erfahrungen bezüglich der Weitergabe von Unterrichtsmaterialien und Mitschriben mit Hilfe von Facebook.
Quelle: Eigene Befragung, Angaben in Prozent Basis: SchülerInnen mit FB, N=123
Erfahrungen mit FB
Freundschaben und Kontakte mit Lehrern
9,8
34,1
49,6
27,6
41,5
53,3
0,0 25,0 50,0 75,0 100,0
Schreiben mit ehemaligen Lehrern
Freundschab mit ehemaligen Lehrer
Freundschab mit aktuellen Lehrer
Freundschabsanfrage von Lehrer erhalten
Freundschabsanfrage an Lehrer gesendet
Auf FB nach Lehrern gesucht
Quelle: Eigene Befragung, Angaben in Prozent Basis: SchülerInnen mit FB, N=123
Einstellungen
Quelle: Eigene Befragung, Absolute Anzahl der Antworten Basis: G1 mit FB vorhanden (n=123), G2 mit FB nicht vorhanden (40)
Kommunika*on, Gruppenarbeiten und Materialaustausch
5
17
5
17
1
13
1
11
2
19
3
30
3
14
6
18
8
36
12
26
8
28
7
32
4
22
6
30
4
13
7
29
17
29
11
19
20
55
16
33
0% 25% 50% 75% 100%
FB geeignet um Schulmaterial zu verschicken (G2)
FB geeignet um Schulmaterial zu verschicken (G1)
FB nützlich für Kommunika*on mit Mitschülern (G2)
FB nützlich für Kommunika*on mit Mitschülern (G1)
FB prak*sch für offizielle Ankündigungen (G2)
FB prak*sch für offizielle Ankündigungen (G1)
FB prak*sch für die Zusammenarbeit mit Mitschülern (G2)
FB prak*sch für die Zusammenarbeit mit Mitschülern (G1)
S*mme zu S*mme eher zu Teils/Teils S*mme eher nicht zu S*mme nicht zu
Einstellungen
Freundschaben und Kontakte mit Lehrern
Quelle: Eigene Befragung, Absolute Anzahl der Antworten Basis: G1 mit FB vorhanden (n=123), G2 mit FB nicht vorhanden (40)
1
28
0
28
3
27
2
24
4
21
2
27
6
34
9
29
11
32
6
20
4
20
6
17
21
17
19
24
14
19
0% 25% 50% 75% 100%
Ich mag Facebook, weil es private, lus*ge und schulische Dinge verbindet (G2)
Ich mag Facebook, weil es private, lus*ge und schulische Dinge verbindet (G1)
Freundschaben mit bes*mmten Lehrern finde ich gut (G2)
Freundschaben mit bes*mmten Lehrern finde ich gut (G1)
Freundschaben mit ehemaligen Lehrern finde ich gut (G2)
Freundschaben mit ehemaligen Lehrern finde ich gut (G1)
S*mme zu S*mme eher zu Teils/Teils S*mme eher nicht zu S*mme nicht zu
Einstellungen
Zu Richtlinien bezüglich Freundschaben und Kontakten mit Lehrern
Quelle: Eigene Befragung, Absolute Anzahl der Antworten Basis: G1 mit FB vorhanden (n=123), G2 mit FB nicht vorhanden (40)
2
28
5
31
6
46
5
28
10
33
5
29
14
35
12
43
13
35
5
17
1
4
5
9
11
15
9
9
8
4
0% 25% 50% 75% 100%
Finde es gut, dass es erlaubt ist, mit LK via FB über schulische Dinge zu schreiben (G2)
Finde es gut, dass es erlaubt ist, mit LK via FB über schulische Dinge zu schreiben (G1)
Finde es gut, dass Fanpages meiner Schule erlaubt sind (G2)
Finde es gut, dass Fanpages meiner Schule erlaubt sind (G1)
Finde es gut, das Lehrer und Schüler befreundet sein dürfen (G2)
Finde es gut, das Lehrer und Schüler befreundet sein dürfen (G1)
S*mme zu S*mme eher zu Teils/Teils S*mme eher nicht zu S*mme nicht zu
Medienbildung 2.0? Kompetenzen für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschabliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs-‐ und Erwerbsfähigkeit
1. Informa*on und Wissen
2. Kommunika*on und Koopera*on
3. Iden*tätssuche und Orien*erung
4. Digitale Wirklichkeiten und produk*ves Handeln
hcp://www.bmbf.de/pub/kompetenzen_in_digitaler_kultur.pdf
Informa*onen und Wissen
Fähigkeit, produk*v mit der Vielfäl*gkeit an Informa*onsquellen und widersprüchlichen Aussagen umgehen zu können
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Franco Rau (@FrancoRau) [email protected]‐darmstadt.de hcp://de.slideshare.net/FrancoRau (Slides)
[1] Aydin, S. (2012): A Review of Research on Facebook as an Educa*onal Environment. Educa&onal Technology Research and Development. 60 (6): 1093–1106 [18] Sim, J.W.S. & Hew, K.F. (2010): The use of weblogs in higher educa*on se�ngs: A review of empirical research. Educa&onal Research Review, 5(2): 151—163; [7] Hew, K.F. & Cheung, W.S. (2013): Use of Web 2.0 technologies in K-‐12 and higher educa*on: The search for evidence-‐based prac*ce. Educa&onal Research Review; 9: 47–64; Tess, P.A. (2013): The Role of social media in higher educa*on classes (real and virtual) – A literature review. Computers in Human Behavior, 29 (5): A60-‐A68 Rau & Grell Hras*nki
Was denken Sie?
Ihre Perspek*ve auf ein komplexes Handlungsfeld
Handlungsorien*erte medienpädagogische & -‐didak*sche Sicht („Medienbildung“)
Bewahrpädagogische und datenschutzbezogene Sicht („Beschützen“)
Perspek*ve von Schülerinnen & Schüler
Verweise
• Bundesministerium für Bildung und Forschung (2010): Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. hcp://www.bmbf.de/pub/kompetenzen_in_digitaler_kultur.pdf
• Grell, P. und Rau, F. (2014): „Medienbildung 2.0 Soziale Online-‐Netzwerke in der pädagogischen Diskussion“. In: Computer + Unterricht (Nr. 95)
• JIM-‐Studie 2014 – Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. hcp://www.mpfs.de/?id=631
• Kraut, B. (2012): Freie Bildung: Web2.0-‐Tools als Türöffner für die Wirtschab. Vortrag auf der Tagung GML² 2012. hcp://www.gml-‐2012.de/programm/Folien/kraut.pdf
• 15 Jahre JIM-‐Studie – Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. hcp://www.mpfs.de/index.php?id=584
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