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Christopher Bolte

FUSIONEIN SEITENZWEIG DES JAZZ

Facharbeit im Seminarfach „Weltmusik“ bei Herrn Joseph

am Gymnasium Adolfinum Bückeburg

Schuljahr 2009/2010

Mail: [email protected]

Page 2: Facharbeit: Fusion - Ein Seitenzweig des Jazz

FUSION - EIN SEITENZWEIG DES JAZZ

INHALT

Seite

1 Vorwort

Teil 1: Vom traditionellen Jazz bis zu Fusion2 Der Jazz, sein Erbe und die Schwierigkeit seiner Definition3 Auflehnung, Revolte, Free Jazz4 Eine graphische Übersicht über die Stile des Jazz5 Fusion – Verschmelzung von Jazz und Rock – die Anfönge

Teil 2: Das Fusion-Instrumentarium (mit Fokus auf Elektrisch verstärkte Instrumente)6 Das Instrumentarium7 Mellotron7 Synthesizer8 E-Piano8 Elektrische Orgel

Teil 3: Merkmale des Fusion Jazz9 Musikalische Gestaltungsmittel – Einleitung9 Formen10 Harmonik11 Melodik11 Rhythmus12 Tonbildung

Teil 4: Fusion in der weiteren Entwicklung12 Fusion bis heute13 Schlusswort

13 Erklärung

Anhang15 Weiterführende Literatur und Links15 Quellenangaben16 Bildnachweis17 Musiknachweis

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VORWORT 1

In dieser Facharbeit soll es sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, primär um die Musikrichtung Fusion drehen, welche ein Seitenzweig des Jazz ist.Jazz ist stets im Wandel, das war immer so und das wird sich auch nicht ändern. Der Jazz ist eine der vielfältigsten Musikrichtungen und lässt sich einfach nicht klar einordnen. Jazz ist auch Weltmusik, denn er ging aus dem Blues, dem musikalischen Erbe der Afroamerikanischen Einwanderer hervor, fand weltweit Gehör, wurde von jeder Kultur auf ihre ganz eigene Weise geprägt und verlor nie seine Zeitlosigkeit und seine Lebendigkeit.

Hört man den Begriff Fusion als Laie zum ersten Mal, fällt es sicherlich schwer, ihn einer bestimmten Musikrichtung zuzuordnen. Die einzige Erkenntnis, die dieser Begriff in sich trägt, ist die Zusammenkunft, die „Fusion“ mehrerer Stile, aus der etwas neues, anderes entsteht und in der Tat brachte Fusion neue und interessante Klänge hervor, womit der Jazz seine Popularität besonders unter jungen Leuten wiedererlangen konnte.

Ich habe das Rahmenthema Jazz für meine Facharbeit gewählt, da mich dieses in seiner Gesamtheit sowohl als heranwachsender Musiker, Komponist und Produzent als auch als Musikhörer sehr fasziniert. Vom ersten Kontakt mit der Musik an war ich von der Expressivität und Komplexität des Jazz angetan und fand in ihm meine musikalische Philosophie wieder. Ich wählte speziell Fusion als Thema dieser Arbeit, da sie ein zeitnahes Beispiel der Vielseitigkeit, Lebhaftigkeit und der stetigen Weiterentwicklung des Jazz und der Afroamerikanischen Musik im Allgemeinen ist und besonders der Improvisation, der wohl intensivsten Form des Musizierens, einen besonders hohen Stellenwert zukommen lässt.

Aufgrund des vorgegebenen Umfangs von ca. 10-12 Seiten, möchte ich diese Arbeit nutzen, um besonders interessierten Jazzneulingen einen kleinen Überblick über den Jazz im Allgemeinen und fundierten Überblick über das Feld des Fusion Jazz zu geben.

Porta Westfalica, den 17. Februar 2010 Christopher Bolte

Lesehinweise: -Den Verweis zu den Hörbeispielen auf der beiligenden Audio-CD kennzeichnet dieses Symbol:

(♫ Titel x) -Internetquellen, die zur Recherche verwendet wurden sind ebenfalls im originalen Wortlaut auf einer

Daten CD beigelegt. Genaue Informationen zu den verwendeten Literaturquellen befinden sich im Anhang

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DER JAZZ, SEIN ERBE UND DIE SCHWIERIGKEIT SEINER DEFINITION 2

Der Jazz kam auf mit dem Ende der Sklaverei in den nordamerikanischen Süd-staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er formte sich aus den afrikanischen Musiktraditionen wie zum Beispiel der Improvisation im Frage-Antwort-Schema, rhythmischer Komplexität und gesanglicher Expressionsfreiheit, theoretischen Elementen aus der europäischen Musik wie Liedformen und dem Akkordfundus und dem Ragtime, welcher noch später den charakteristischen Swing-Rhythmus prägen sollte, der sich bis heute einer allgemein anerkannten Definition entzieht.

Als urspünglichsten aller Jazzstile bezeichnet man den New Orleans-Jazz. Allerdings ist dies nur eine Binsen-weisheit, da sich in vielen anderen Städten Amerikas, wie Kansas oder Memphis, ähnliche Stile unabhängig voneinander und nahezu zeitgleich entwickelt haben.

New Orleans rückte allerdings nicht ohne Grund in den Fokus der Musikgeschichte: Zur Zeit der Jahrhundert-wende war New Orleans von Einwanderern aus Italien, Spanien, Deutschland, England, den slawischen Regio-nen und ehemaligen afrikanischen Sklaven bevölkert. Sie alle praktizierten ihre Kultur, musizierten wie daheim und sangen in ihrer Sprache, um die Klänge ihrer Heimat am Leben zu erhalten[1].

Zu dieser Zeit formten sich in der Stadt mit Hunderttausenden von Einwohnern über 30 Orchester, welche frei nach ihrer Verfassung improvisierten und so eine neue, ungewöhnliche Art von Musik schafften – der Jazz begann Formen anzu-nehmen. Allerdings, so Blueskomponist William Christopher Handy, soll sich die Musik, die um 1905 in Memphis gespielt wurde, kaum von der aus New Orleans unterschieden haben[2]. Trotzdem war New Orleans die Stadt, die bis an das Ende der 1930'er Jahre die meisten bedeutenden Jazzmusiker hervorbrachte, welches nicht zuletzt auf die Ablehnung des Puritanismus und Viktorianismus und den somit begünstigten intensiven kulturellen Austausch und das rege musikali-sche Leben in der Stadt zurückzuführen ist.

Bis in die 1970'er Jahre traten nahezu im Jahrzehntentakt neue Jazzrichtungen hervor, die die Einteilung der Entwicklung des Jazz in Epochen ermöglicht, wobei der Blues und seine Entwicklung zum Folk Blues, Classic Blues, Rhythm & Blues usw. (siehe Seite 4) als das Rückgrat des Jazz gesehen wird, da der Jazz stets durch Elemente aus dem Blues und seinem aktuellen Entwicklungsstadium be-einflusst wurde.

Ab den 1970'er Jahren allerdings begann die Zeit des Modern und Postmodern Jazz, in der sich der Jazz in viele verschiedene Zweige aufteilte und so die Kate-gorisierung des Jazz in Epochen nicht mehr möglich war.

Eine allgemeingültige und zutreffende Definition für diese Musikrichtung gibt es daher nicht. In seiner Geschichte, die nun ein gutes Jahrhundert umfasst, hat er sich einfach zu stark gewandelt, um klar eingrenzbar zu sein. Allerdings sind Ei-genschaften wie Improvisation, Swing, Phrasierung und Tonbildung stilprägend im Jazz. Ein großer Faktor ist die individuelle Musikerpersönlichkeit, die sich spielerisch im Jazz wiederfindet. „Komposition und Interpretation fallen zusam-men“[3]. Dieser individuelle Stil ist der ganz eigene „Sound“ eines jeden bedeuten-den Jazzmusikers, der schon nach wenigen Takten wiederzuerkennen ist.

[1] (Ähnlich dem Wortlaut) Joachim Ernst Berendt - „Das Jazzbuch“ S. 7 Abs. 2[2] (Ähnlich dem Wortlaut) Joachim Ernst Berendt - „Das Jazzbuch“ S. 8[3] http://www.jazzalmanach.de/geschichte/diegeschichtedesjazz.htm Abs.1 (Abruf: 17.02.10)

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AUFLEHNUNG, REVOLTE, FREE JAZZ 3

Die 1950'er Jahre gingen zu Ende; die Generation der „alten Jazzer“ verschwand nach und nach und eine neue Generation von Jazz-Musikern trat in das Licht. Für sie war der traditionelle Jazz, wie ihn das Publikum gewöhnt war, erschöpft – die konventionellen Formen, Spielweisen und die Regeln der Tonalität schienen ausgenutzt und so war es also nur eine Frage der Zeit, bis es im Jazz einen Durchbruch geben sollte.

Die Musik, die aus dem Ausbruch dieses, von der jungen Generation angestau-ten, Expressionsverlangens entstand, wird als Free Jazz bezeichnet. Zunehmend befreiten sich die Interpreten des Free Jazz von jeglicher Tonalität, hoben die Trennung zwischen Improvisations- und Begleitungsparts sowie die Grenze zwi-schen Klang und Geräusch auf und schufen ein gänzlich neues und großes Spektrum expressiver Klänge, welches, vergleichbar mit der Abstrakten Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zunächst auf große Empörung stieß.

Diese Form des Jazz richtete sich anfangs noch nach den rhythmisch-harmoni-schen Grundprinzipien des „klassischen Jazz“ und auch die Ensembles waren zunächst den Bebop Gruppen sehr ähnlich:

Bebop-Quintett: Trompete, Saxophon (meist Alt oder Tenor), Klavier, Kontrabass, Schlagzeug. Bigbands waren eher selten.[1]

Zunehmend befreiten sich die Musiker allerdings von den Regeln und Formen, die sich in der Ent-wicklung des Jazz seit Beginn des 20. Jahrhunderts eingebürgert hatten und ließen Elemente aus der Welt- und Zwölftonmusik einfließen. Vor allem aber bejahte man die freie Atonalität, (d.h. die Befreiung von der „traditionellen“ Jazz-Harmonik und genau-genommen jeder bisher in Regeln festgehaltener Tonalität) und die Befreiung vom Metrum, der Sym-metrie und dem Beat (Grundschlag), zugunsten der Ausdruckskraft und Intensität. Die Trennung zwi-schen Klang und Geräusch wurde aufgehoben und das Geräusch (speziell die Geräusche und Spiel-techniken, die zuvor mit mangelnden technischen Fähigkeiten eines Musikers auf einem Instrument in Verbindung gebracht wurden) als expressives Stil-mittel liberalisiert.

Die jungen Free Jazz-Gruppen, die in Clubs auftraten wurden zunächst nicht ak-zeptiert - erhielten keinerlei Applaus, sowohl vor, als auch nach ihren Auftritten, doch mit Rückschlägen wie diesen hatten in der Geschichte der Menschheit alle zu kämpfen, die sich gegen ein bestehendes System wandten. Diese jedoch prägten unsere Gesellschaft fast immer entscheidend und so spielt auch der Free Jazz eine sehr wichtige Rolle in der Befreiung des Jazz und der Auflocke-rung des musikalischen Spielraumes insgesamt, da er dazu führte, dass sich das sogenannte „Stildelta“ (siehe S. 4) des Jazz bilden konnte, in dem dieser sich zu vielen neuen Seitenzweigen, zu denen auch Fusion zählt, aufteilte.

Wie bei allen Ausläufern des Jazz gibt es auch für den Free Jazz keine allge-meingültige Definition, denn Free Jazz ist die Musik des Moments und deshalb hat er auch bei jedem Interpreten ein völlig anderes Gesicht, welches durch indi-viduelle Einflüsse anderer Kulturen und der Gemütsverfassung der Musiker ge-zeichnet wird. [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Bebop Abschnitt: „Standard-Besetzung“ (Abruf: 22.02.10)

Ähnlich wie die Abstrakte Kunst, hat der Free-Jazz bis heute mit Kritik, mangelnder Akzeptanz und Unver-ständnis zu kämpfen.

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EINE GRAPHISCHE ÜBERSICHT ÜBER DIE STILE DES JAZZ 4

Besonders auffällig im Schaubild ist das bereits mehrmals genannte „Stildelta“[1]

des Free-Jazz, da sich durch die erkämpfte musikalische Freiheit neue Stile wie Fusion entwickelten.

[1] Joachim-Ernst Berendt - „Das Jazzbuch“ S.3

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FUSION – VERSCHMELZUNG VON JAZZ UND ROCK – DIE ANFÄNGE 5

Fusion (Eng.) [von Fusio (Lat.) - Das Schmelzen, das Gießen] – Verbindung, Verschmelzung

Mitte der 1960'er Jahre entstand schließlich der Seitenzweig des Jazz, um den sich diese Arbeit schwerpunktmäßig dreht: Die Fusion (auch Fusion Jazz, Jazz-rock oder Rockjazz genannt).

Der traditionelle Jazz stand zu dieser Zeit in einer Krise. Während die jungen Mu-siker tanzbare Rock- und Soulmusik spielten, die Zuhörer sich von der Emotiona-lität und Aggressivität des Modernen und des Free Jazz zunächst abwandten, verlor auch der „alte“ Jazz, der in den Ohren der Hörer mittlerweile zu Formen er-starrt schien, zunehmend an Publikum.

Um den Jazz also wieder für eine breite Masse attraktiv zu machen, übernahmen einige Jazzmusiker Formen aus der Rock- und Soulmusik und aus anderen Kul-turen, um einen intensiven, tanzbaren Jazz zu schaffen.

Als einer der Initiatoren des Fusion Jazz gilt Jazz-Flötist Jeremy Steig und seine Band Jeremy and the Satyrs, die er 1962 gründete.

Sie verbanden traditionelle Formen des Jazz mit Bluesrock-orientiertem Gesang, sowie der Mundharmonika (auch Blues Harp genannt) und der elektrisch verstärkten Gitarre.

1965 begann die Band Blues Project, Jazz mit Folk- und Bluesrock, die Band Free Spi-rits, den Jazz mit Psychedelic Rock Elemen-ten zu verbinden.

Die frühsten Formen des Fusion Jazz waren zunächst allerdings nur mäßig erfolgreich und fanden weder unter Jazz- noch Soul- oder Funkhörern großen Anklang.Ein großer schritt in Richtung der Popularisierung des Fusion Jazz war Miles Da-vis' Album In a silent Way, welches er 1969 veröffentlichte und welches eine „leichte Zugänglichkeit“ der Stücke für den Hörer trotz der jazztypischen Komple-xität bot. Damit sollte er den Grundstein für sein folgendes Album legen, mit dem die Initialzündung und somit die Popularisierung des Fusion Jazz geschah.

1969 veröffentlichte Miles Davis, einer der bis heu-te bedeutendsten Jazzmusiker überhaupt, sein Al-bum Bitches Brew, auf dem er mit anderen renom-mierten Jazz-Größen wie Joe Zawinul (E-Piano), Chick Korea (E-Piano), Wayne Shorter (Saxophon) und John McLaughlin (E-Gitarre) zusammenarbei-tete. Dieses Album wirkte sich durch noch konse-quentere Verarbeitung von Rock-Einflüssen als beim Voralbum prägend auf die Entwicklung des Jazz aus. Davis selbst gab als entscheidende Ein-flüsse für dieses Album das Woodstock Festival, das er besuchte und Musiker wie James Brown und Sly Stone an, welche den Funk und den Soul durch ihre geraden, tanzbaren Rhythmen prägten.

Jeremy Steig – Jazz Flötist und einer der Begründer des Fusion Jazz

Miles Davis – Jazztrompeter, Hornist, Komponist

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FUSION – VERSCHMELZUNG VON JAZZ UND ROCK 6

Mit dem Programm dieser beiden Alben trat Miles Davis 1969 als erster Jazzmu-siker vor einem großen Rockpublikum neben den Bands Crazy Horse und der Steve Miller Band auf, welche sich beide dem Rock bzw. Blues-Rock verschrie-ben hatten. Insgesamt prägte Fusion den Jazz sehr stark, öffnete Jazzmusikern, die zur Fusi-on überliefen, neue Auftrittsorte vor neuem Publikum und prägte auch Rock und Funk entscheidend. Da die Virtuosität der aus dem Jazzbereich stammenden Musiker auch diese Richtungen prägte, wanderten auch einige Musiker, die in eine Jazzausbildung hinter sich hatten, zur Rockmusik über, wodurch virtuoses und improvisiertes Instrumentalspiel auch dort immer populärer wurde.

Nahezu parallel zur Entwicklung des Fusion Jazz in den USA gab es in Europa eine Jazzrock Bewegung, die sich nahezu unabhängig von der amerikanischen entwickelte. Allerdings blieben die Musiker, wie z.B. die Graham Bond Organiza-tion bis zur allgemeinen popularisierung des Fusion Jazz ohne großen kommerzi-ellen Erfolg.Zu den populärsten und wichtigsten Fusion Musikern gehören unter anderem:Miles Davis, Frank Zappa, Die Band „Weather Report“, Herbie Hancock, Lee Ri-tenour, Keith Jarrett (der ein ehemaliger Schüler von Miles Davis ist), Jeff Beck, Stanley Clarke, Greg Howe, Chick Korea, Mike Stern und Dave Weckl.

DAS INSTRUMENTARIUM

Den wohl größten Anteil an den neuen Klängen des Fusion Jazz hat die intensive Verwendung elektrisch verstärkter Instrumente. War der Jazz doch zuvor eine Musikrichtung, die meist mit akustischen Instrumenten gespielt wurde, bot dieser Wandel durch den Fusion Jazz dem Musiker nun die Möglichkeit, mit dem Instru-ment und Effektgeräten gänzlich neue Klangfarben zu erzeugen.

Anders als im traditionellen Jazz, in dem es je nach Stilrichtung bestimmte Beset-zungen gab, richtet sich die Zusammensetzung eines Fusion Ensembles nicht mehr nach Vorschriften oder Traditionen. Vielmehr ist es den Musikern freige-stellt, welche Instrumente integriert werden.

So findet man im Fusion Instrumentarium verschiedenste Instrumente aus allen Gattungen, wie sie hier auszugsweise benannt werden:

Tasteninstrumente Klavier, Elektronische Orgel, E-Piano/Keyboard, Mellotron, Synthesizer

Saiteninstrumente E-Gitarre, E-Bass, Akustikgitarre, Banjo

Streichinstrumente Violine (teilweise auch elektronisch Verstärkt), Kontrabass

Schlaginstrumente Schlagzeug, Percussion (Bongos, Congas, Tambourin, Shaker,etc.), Vibraphon

Gänzlich elektronische Instrumente, die ohne Verstärkung keinen Ton erzeugen können, finden nun zum ersten Mal in einer Jazzrichtung Verwendung und die klassische Rollenverteilung der Instrumente im Jazz wird aufgehoben: Jedes In-strument kann nun auch als Soloinstrument im Vordergrund stehen und die indi-viduelle Klangfarbe gewinnt eine noch bedeutendere und flexiblere Rolle als zu-vor im traditionellen Jazz.

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MELLOTRON & SYNTHESIZER 7

Im folgenden sollen die wichtigsten elektrisch verstärkten Instrumente der Fusion Jazz – Ära, die andere Prinzipien der Klangerzeugung nutzen als die geläufigen Instrumente wie z.B. die E-Gitarre, in ihrer Funktionsweise beschrieben werden.

Zu diesen Instrumenten gehören:

Das Mellotron (♫ Titel 2), ein Tasteninstrument, welches in einem Studio aufge-nommene Instrumentenklänge wie z.B. Streicher, Chöre oder Flöten auf Tasten-druck von einem Tonband abspielt. Für jede der Tasten gibt es ein Tonband von ca. 8 Sekunden Dauer, welches nach dem Abspielen mithilfe eines Federmecha-nismus wieder zum Anfangspunkt zurückschnappt. Dieses Instrument sollte den Grundstein für die heute nicht mehr wegzudenkende Sampling Technologie le-gen.

Der analoge Synthesizer erzeugt hingegen die Klänge rein elektro-nisch, d.h. der Ton wird lediglich druch elektrische Spannungen er-zeugt. Die Tastatur, die der eines Klaviers gleicht, gibt eine Ausgangs-spannung ab, welche je nach Tonhö-he einen bestimmten Wert hat. Die-se gelangt zu dem sogenannten Os-zillator (zu Deutsch „Schwinger“), welcher den grundlegenden Ton er-zeugt. Dieser besteht aus einer rei-nen Sinus, Sägezahn, Dreiecks oder Rechteckwelle, welche durch ver-schiedene Filter und durch Zugabe der Klänge weiterer Oszillatoren zu einem an-spruchsvollen Klangbild geformt werden kann. Bekannte und populäre analoge Synthesizer waren unter anderem der Minimoog, das Moog Modular System und die Synthesizer ARP 2600 und ARP2500 (unter anderem bekannt durch den Song „Baba O'Riley“ der britischen Rockband The Who).

Digitale Synthesizer hingegen boten verschiedene Prinzipien der Klangerzeu-gung. So gab es zur Zeit der Fusion zum einen Synthesizer, die über digitale Os-zillatoren verfügen, welche die Schwingungen auf der Grundlage bestimmter Al-gorithmen erzeugen.

Der wohl bis heute bekannteste Vertreter dieser „Frequency-Modulation-Synthe-sizer“ Generation ist der Yamaha DX-7, der den Sound der elektronischen Musik der 80'er Jahre und nicht zuletzt den des Fusion Jazz entscheidend prägte.

Die 4 Grundwellenformen eines analogen Synthesizers

Ein Yamaha DX-7 Synthesizer der ersten Generation (♫ Titel 3)

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E-PIANO 8

Daneben entwickelten sich zunehmend Synthesizer, die auf der Grundlage von aufgenommenem Audiomaterial (Samples) verschiedenste Klangformungsmög-lichkeiten bieten. Diese wurden allerdings erst 1982 durch Jean Michel Jarres Al-bum „Zoolook“ wirklich populär, da dieses zu einem Großteil aus gesampleten Sprachfetzen komponiert wurde. Für den Fusion Jazz spielen sie allerdings im Gegensatz zum Yamaha DX-7 keine große Rolle.

Das elektrische Piano (Keyboard) spielt im Instrumentarium der Fusion eine weitere wichtige Rolle. Diese Instrumentengruppe besitzt ebenfalls einige Sub-gruppen, von denen allerdings die der elektro-mechanischen-Pianos für dieses Thema die wichtigste Rolle spielt. Diese Pianos besitzen wie ein akustisches Kla-vier Saiten, die von kleinen Hämmern angeschlagen werden. Die Schwingungen der Saiten werden durch ein Magnet-tonabnehmersytem (ähnlich dem der E-Gitarre) abgenommen und können so an einen Verstärker weitergegeben werden. Aufgrund des vergleichsweise kleinen Resonanzkörpers ist der unver-stärkte Klang dieser Saiten nur sehr lei-se zu hören. Der verstärkte Klang hin-gegen ist warm, prägnant und durch-setzungsfähig.

Die populärsten Vetreter dieser Instrumentengattung sind das Wurlitzer aus Deutschland und das Fender Rhodes Piano aus den USA.

Anmerkung: Der Begriff (Home-)Keyboard hat sich heute als Bezeichnung für elektroni-sche Tasteninstrumente eingebürgert, die den Klang mit Hilfe von Samples erzeugen, eine grundlegende Veränderung am Klang oder die Möglichkeit der Klangneuschöpfung aller-dings nicht zulassen. Der Begriff wird auch oft verwendet, um Elektronische Tastenin-strumente in ihrer Gesamtheit zu benennen.

Die elektronische Orgel, speziell die so genannte Hammond-Orgel (nach der Firma „Hammond“) spielt in der Musik des Fusion Jazz eine Rolle. Die Tonerzeugung einer solchen Orgel beruht auf stäh-lernen Tonrädern mit einem gewellten Rand, welche vor einem Magnetischen Tonabnehmer durch einen Motor gedreht werden. Die wechselnde Spannung, die dieser Tonabnehmer in Relation zur Höhe der „Randwellen“ abgibt, entspricht einer sinusförmigen Schwingung (siehe Abbildung im Bereich „Synthesi-zer“ auf Seite 7). Insgesamt enthält die Orgel zwischen 86 und 96 Tonräder, von denen bis zu acht mit gleicher Wellen-anzahl je nach Oktavlage des gespielten Tons auf eine be-stimmte Umdrehungsgeschwindigkeit gebracht werden. Durch die sogenannten Zugriegel können dem Grundklang zusätzlich Ober- und Untertöne hinzugefügt werden und das Fußmanual bietet, ähnlich der Kirchenorgel, die Mög-lichkeit, Basstöne mit den Füßen zu spielen.

Ein Fender Rhodes „Suitcase“ E-Piano (♫ Titel 4)

Hammond B3-Orgel mit Fußmanual über 2 Oktaven

Abbildung 1: Klangrad ("Tonewheel") einer Hammond Orgel mit Tonabnehmer (♫ Titel 5)

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MUSIKALISCHE GESTALTUNGSMITTEL – EINLIEITUNG 9

„Fusion, auch Jazzrock oder Rockjazz genannt, ist ein Musikstil, der sich seit Mit-te der 1960er-Jahre ausbildete und in dem sich die Raffinesse des Jazz mit der rhythmischen Intensität des Funk und der Kraft der Rockmusik verbindet.“[1]

Wenn sich zwei Musikrichtungen wie Jazz und Rock verbinden, so gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten des Verwertens der jeweiligen Einflüsse aus der jeweils anderen Musikrichtung. Ein Grund, warum Jazz und Rock sich so gut ver-binden ließen, liegt sicherlich darin, dass sie beide einst aus dem Blues ent-sprungen sind und so die gleichen Wurzeln haben.

„Wenn Jazz vom Rock borgt, dann borgt er nur von sich selbst“[2] - Shelly Manne

So wurde zunächst zu Beginn der 1970'er Jahre oft zwischen Jazzrock und Rockjazz unterschieden, wobei diese sich im Grundlegenden in der „Rangord-nung“ und Funktion der einzelnen Musiker und dem damit verbundenen musikali-schen Eindruck unterscheiden.

Der Jazzrock wurde dem Rock zugeordnet, da hier Bassist und Schlagzeuger wie bisher im Rock eher begleitende Funktionen einnahmen und sich auch spiel-technisch am Rock orientierten.

Der Rockjazz dagegen wurde dem Jazz zugerechnet, da dieser die einzelnen In-strumente als Soloinstrumente emanzipierte und Jazzeinflüsse in jeder Instru-mentengruppe zuließ.

Im folgenden soll allerdings das Feld des Fusion Jazz im allgemeinen betrachtet werden, da die Übergänge zwischen Jazzrock und Rockjazz nach kurzer Zeit be-reits verwischten und man diese Begriffe nicht mehr nach ihrer Bedeutung trenn-te.

FORMEN

Wie erstaunlicherweise ein Großteil des traditionellen Jazz richtet sich auch der Fusion Jazz nach dem Prinzip der symmetrischen Liedformen. So sind der Groß-teil der Jazzstücke in A-, B- und C-Teile (und eventuell sogar mehr) gegliedert, aus denen sich ein ganzes Stück formt und die als Basis für Improvisationen ge-nutzt werden.

Bei all den Improvistationen und Verzierungen, die im Jazz üblich sind, gerät dies allerdings oftmals für den „ungeübten Hörer“ in Vergessenheit. Tatsächlich bleibt die Form aber immer bestehen und wird lediglich durch Zwischenspiele oder so-genannte Turnarounds („Zwischenkadenzen“, die wieder zum Anfangsakkord zu-rückführen, um harmonische „Stagnation“ zu vermeiden) aufgelockert.

Zusätzlich werden auch im Fusion Jazz formale Elemente der Rockmusik stärker verwendet, wie zum Beispiel ein wiederkehrender „Chorus“ der oft durch ein Zwi-schenspiel (Prechorus) eingeleitet wird und der musikalisch von der „Strophe“ / „Verse“ getrennt werden kann, während im Jazz bis dato eher durchgehende Formen der Fall waren. Die Stücke des Fusion Jazz sind zum Großteil rein instru-mental gehalten und nur in einigen wenigen Stücken kommen Gesangspassagen vor. Manche Stücke, wie z.B. „Birdland“ der Band Weather Report nutzen die menschliche Stimme, als nicht textgebundenes Melodieinstrument. Deshalb die-nen die Begriffe Strophe und Chorus im vorhergehenden Absatz lediglich als symbolische Bezeichnungen für Liedteile (im Jazz: A; B; C; etc...).

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HARMONIK 10

Harmonisch bedient sich der Fusion Jazz am Akkordmaterial des traditionellen Jazz, welches ursprünglich aus der europäischen Musik stammt. Dabei richtet er sich stark nach der Melodik und Ästhetik des Blues, wobei letztere bewirken, dass Melodie und Improvisation nicht so streng auf die Harmonik bezogen sein müssen, wie dies in der klassischen europäischen, komponierten Musik meist der Fall war.

Die Grunddreiklänge werden im Jazz und somit auch im Fusion Jazz meist durch „Zusätze“ wie unter anderem der kleinen oder großen Septime erweitert, wo-durch Mehrklänge von 4 Tönen und mehr entstehen. Der Septakkord wurde so-mit von seiner klassischen Funktion als Modulationsmittel gelöst, konnte nun ne-ben der Dominante auch als Tonika und Subdominante verwendet werden und bildet somit eine der wesentlichsten und klangprägendsten Änderungen des Jazz an der klassischen Harmonik.

Dieses Beispiel zeigt einige im Jazz populäre Dreiklangserweiterungen bzw. Alte-rierungen ausgehend vom C-Dur Akkord:

C-Dur C7 C9 C7/9(#5) C7(#9)

Neben diesen erweiterten Dreiklängen sind auch Akkordersetzungen, im Fachter-minus „Akkordsubstitutionen“, möglich, bei denen zum Beispiel in C-Dur die Do-minante G7 in der Kadenz d7, G7, Cmaj7 unter anderem durch folgende Dreiklänge ersetzt werden kann:

Dominante G7 (Ausgangsdreiklang): G, B, D, F Farbtöne der Dominante (9,11,13): A, C, E Alterierte Töne der Dominante (b9, 9,b5, 5): ♯ ♯ Ab, Bb, Db, Eb

Viele weitere Substitutionen sind möglich, da die Harmonik des Jazz die Deutung und Interpretation eines Akkordes und somit auch dessen Substitution dem Musiker selbst zuspricht und da sich durch das obige System alle 12 Töne „rechtfertigen“ lassen (darunter z.B. Tritonusvertreter, „Farbtöne“, alterierte Töne des Tritonusvertreters, etc.).

Nach Passagen mit harmonischen Ostinati (im Jazz Vamps genannt), das kann zum Beispiel ein Liedteil mit sich wiederholender Harmoniefolge sein, sind ausserdem im Jazz sogenannte Turnarounds üblich. Diese dienen dazu, „harmonische Stagnation“, d.h. immerwiederkehrende, aufeinanderfolgende Wiederholungen zu verhindern.Im allgemeinen sind Turnarounds sogenannte Zwischenkadenzen, die zum Grundakkord leiten. Ein oft verwendetes Modell dabei ist die I-VI-II-V Kadenz, in welcher die Tonika auf Tonikaparallele, Subdominantparallele und dann auf die Dominante trifft, um letztlich wieder zu Tonika zu leiten (siehe Abbildung rechts).[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Fusion_%28Musik%29 Abruf: 02.03.10[2] Joachim Ernst Berendt – Das Jazzbuch S.51, Abs.3

Fmaj7 Dm7 Gm7 C7 F

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MELODIK (♫ Titel 6) 11

Auch melodisch orientiert sich der Fusion Jazz an Elementen des traditionellen Jazz, wie zum Beispiel den Blue Notes – der kleinen Terz, dem Tritonus und der kleinen Septime, deren Verwendung durch die erweiterten oder S#substituierten Akkorde begünstigt wird.

Im Fusion Jazz ist darüberhinaus die jazztypische, komplexe Melodieführung üb-lich, so dass Melodien sowohl stark melodisch als auch rhythmisch verziert und teilweise legato, d.h. stark gebunden, gespielt werden. Letzteres zeichnet beson-ders die Spielweise moderner Fusion-Gitarristen aus.

Die für den Jazz typische Inside-Outside-Improvisation bleibt auch im Fusion Jazz erhalten. Dabei handelt es sich um die Technik von gezieltem An- und Ab-bau musikalischer Spannung und der Abwechslung von harmonischer „Schärfe“ und „Unschärfe“ bezogen auf die zugrundeliegenden Akkorde.

So schafft der Musiker durch gezieltes Verwenden von Tonmaterial, welches nur noch geringen Bezug zu den begleitenden Akkorden hat, eine Wirkung der Un-schärfe und ein Spannungsgefühl, welches durch die Rückkehr in akkordbezoge-nes Tonmaterial wieder gelöst wird.

Nahezu alle prominenten Fusion Musiker werden wegen ihren improvisatori-schen und kompositorischen Fähigkeiten als Virtuosen angesehen, denn sowohl Soli als auch Kompositionen zeichnen sich durch sowohl rhythmische als auch melodische Komplexität aus, wobei der Fusion Jazz trotzdem stets eine gewisse Zugänglichkeit gerade für den ungeübten Hörer bietet, die man als Laie beim Jazz oft vergeblich sucht.

RHYTHMUS (♫ Titel 7)

Rhythmisch zeichnet sich der Fusion Jazz durch die Einbeziehung von Rock- und Funk typischen Rhythmen aus. Zunächst oft noch als gerade und tanzbare Rhythmen gehalten, gelang es Jazzschlagzeugern wie Billy Cobham „die zupa-ckende Extrovertiertheit der Rockrhythmen so zu verarbeiten, dass rhythmische Gewebe entstanden, die in ihrer Differenzierbarkeit dem hohen rhythmischen Ni-veau des Jazz entsprechen.“[1]

So verschiebt zum Beispiel der Schlagzeuger den geraden Grundrhythmus des Stückes – nehmen wir als Beispiel einen Rockrhythmus im 4/4 Takt mit Betonung durch die Snare auf 2 und 4 – in einem rhythmisch homogenen Stück um eine Zählzeit nach vorne oder hinten und gibt somit Melodie und Begleitung ein völlig neues Gesicht: ein Spannungsgefühl hin zu einer rhythmischen Auflösung kommt auf.

Durch Techniken wie diese hielten auch polyrhythmische Elemente Einzug in den Fusion Jazz, so dass Passagen mit freiem Rhythmus keine Seltenheit mehr wa-ren.

Auch die Soli der Instrumentalisten wurden, unabhängig von der Art des Instru-ments, rhythmisch komplexer und lösten sich vom Grundschlag. Viele Fusion- und Jazzmusiker improvisieren zum Beispiel nach dem Prinzip einer rhythmi-schen Spannung und Entspannung, so dass sie innerhalb eines Solos sich vom Grundschlag bis zur völligen rhythmischen Freiheit entfernen, um dann im richti-gen Moment wieder in das Metrum einzutreten und die enorme Spannung zu lö-sen.[1] Joachim-Ernst Berendt - „Das Jazzbuch“ S. 49 Abs.2

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TONBILDUNG 12

Wie schon zuvor in der Einleitung zum Jazz beschrieben, ist die Tonbildung ein sehr wichtiges Element, in dem sich jeder Jazz-, und damit auch Fusion Jazzmu-siker voneinander unterscheidet.

Der Begriff Tonbildung beschreibt die Klangfarbe (das sogenannte Timbre). Diese unterliegt im Jazz keinen Regeln, ganz im Gegensatz zu der klassischen euro-päischen Musik. Das Ziel eines Orchesters ist es, das Stück so zu spielen, dass die Intentionen des Komponisten wiedergegeben und die überlieferten Standards der Ästhetik eingehalten werden. Im Jazz und im Fusion Jazz liegt der Ausdruck dagegen frei in der Hand des Musikers und dessen Interpretation.

Gerade im Fusion Jazz wurden die Möglichkeiten der individuellen Tonbildung des Musikers durch die Erweiterung des Instrumentariums um die elektrisch ver-stärkten Instrumente enorm vergrößert. So gaben, wie zuvor Louis Armstrong oder Miles Davis der Trompete, Musiker wie Joe Zawinul dem Synthesizer, der im Grunde einen durch die Spielweise nicht veränderbaren Klang besaß, durch di-rekten Eingriff in die Klangfarbe während des Spiels (über bestimmte Regler) ein eigenes Gesicht.

FUSION BIS HEUTE

Trotz der Vielzahl an Neuen Elementen, die der Fusion Jazz hervorbrachte, ver-lief sich der Impuls innerhalb von ungefähr 5 Jahren wieder.

Der sogenannte „Fusion Fluch“, wie es Jazzgitarrist John Scofield bezeichnete[1],

hielt Einzug, da sich eine Mentalität mit immer größerem Drang zu vordergründi-ger Virtuosität durchsetzte und sich viele Musiker harmonisch von den Strukturen des Jazz und somit seiner ganzen Bandbreite subtiler Farbtöne und der musikali-schen Sprache entfernten.

„Viele der besten Jazz Rock-Musiker haben – bewusst oder unbewusst – ein Un-genügen an ihrer eigenen Musik empfunden“[2]

Ab der Mitte der 1970'er Jahre entfernten sich viele Fusion Musiker von der Fusi-on Musik und brachten Fusion Einflüsse in andere Musikrichtungen ein. Einige wanderten zur „akustischen Musik“ über und verabschiedeten sich damit von all dem elektrischen Instrumentarium, das sich in den letzten fünf Jahren etabliert hatte. So taten es auch zwei der erfolgreichsten Fusion Musiker: Herbie Hancock und Chick Korea (Weather Report, Miles Davis) taten sich zusammen und gingen auf Duotourneen, auf denen sie wieder die klassischen Konzertflügel spielten.

Eine sanftere Form des Fusion Jazz, die sich in den 1980'er Jahren ausbildete, ist der Smooth Jazz, der sich besonders durch starke Einflüsse der Popmusik auszeichnet und mit dem eigentlichen Jazz nicht mehr stark in Verbindung steht.

Im Laufe der Jahre prägte der Fusion Jazz auch weiterhin sehr viele Musikrich-tungen von Rock bis hin zum „Progressive Death-Metal“ (um einmal zwei Extre-me gegenüberzustellen) durch die zugrundeliegenden Ideen rhythmischer und gesamtmusikalischer Gestaltung. Gruppen wie Weather Report werden noch heute von Musikern aus allen Bereichen als Einfluss genannt. Viele Musiker be-rufen sich auch heute noch auf Fusion als einen ihrer Haupteinflüsse und so ist es nicht richtig, zu sagen, Fusion wäre „tot“. Im Gegenteil: Genau wie der traditio-nelle Jazz ist auch der Fusion Jazz nicht ausgestorben, sondern floss in viele neue Arten von Musik ein und besteht daneben auch noch heute in seiner „Ur-form“. [1]Joachim Ernst Berendt - „Das Jazzbuch“ S. 50 Abs. 3 [2] S. 50 Abs. 4 – S. 51 Abs. 1

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SCHLUSSWORT (♫ Titel 8) 13

Wie diese Arbeit und die beigelegten Hörbeispiele zeigen, ist der Fusion Jazz ge-nau wie der Jazz selbst eine Musikrichtung, die nicht klar eingegrenzt werden kann. Zu unterschiedlich sind die Herangehensweisen der einzelnen Musiker und zu vielschichtig das Netz der Einflüsse verschiedener Musikrichtungen und Kultu-ren, die am Ende wieder von jedem Musiker selbst abhängen. Im Fusion Jazz wurde viel verarbeitet, was im Jazz zunächst keinen Platz hatte und somit öffnete er den Rock für die Jazzmusiker, den Jazz für die Rockmusiker.

Somit kam es, dass sich in beiden Bereichen neue Richtungen formten und letzt-lich der Begriff Fusion nur eine Zwischenstufe war - ein Kategorisierungsversuch zu der Zeit, zu der durch die Auflockerung des Jazz durch den Free Jazz so viele neue Einflüsse verarbeitet wurden, dass die Kategorisierung kaum noch möglich war.

Letztlich spiegelt dies die Entwicklung der Musik und der Kunst im allgemeinen wieder, denn das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert der Befreiung von Dog-men und ästhetischen Richtlinien zugunsten des freien Ausdrucks der Künstler- bzw. Musikerpersönlichkeit.

So spielt es keine Rolle, ob ein Musiker Jazz, Fusion Jazz, Rock Jazz, Jazz Rock oder Funk Jazz spielt; diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen, denn der Mu-siker muss sich längst nicht mehr für die Wahl seiner Töne, seiner Phrasierung, seiner Akkorde und seines Rhythmus rechtfertigen, sondern hat die Freiheit, sich an der reichen Welt der Musik, die es auf unserem Planeten gibt, frei zu bedie-nen und sie zu seiner eigenen machen, mit ihnen zu experimentieren und sich durch sie ausdrücken.

Musik ist eine universelle Sprache, die ohne Worte doch überall verständlich ist und die uns das unaussprechliche sagen lässt, ohne auch nur den Mund zu öff-nen. Genau wie eine Sprache, die man als Kind lernt, entwickelt ein Musiker sei-ne eigene Sprache, die Musik, durch zuhören und ausprobieren und wird dabei durch das was er hört geprägt. Musik ist lebendig und in einem ständigen Wandel und deshalb braucht sie schon lange keine Kategorisierung mehr.

Durch den begrenzten vorgegebenen Rahmen dieser Facharbeit von ca. 12 Sei-ten war es mir nur möglich, einen groben Überblick über das Feld des Fusion Jazz und über einige Grundlagen der Jazzharmonik zu geben, aber nichtsdesto-trotz, hat mir das Anfertigen dieser Arbeit geholfen, mich noch stärker in das The-ma Jazz einzuarbeiten. So zeigt die Entwicklung des Jazz viele wichtige Entwick-lungsprozesse in der Kunstgeschichte und der Menschheitsgeschichte auf, denn es ist eine Geschichte von Leidenschaft, Kampf, Befreiung und letztlich ein Werk von Andersdenkenden.

Erklärung:Hiermit versichere ich, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt, keine an-deren als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen der Facharbeit, die im Wortlaut oder im Wesentlichen Inhalt aus anderen Werken entnommen wur-den, mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe.

Verwendete Informationen aus dem Internet sind im vollständigen Wortlaut auf ei-ner Daten-CD beigelegt.

Christopher Bolte

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WEITERFÜHRENDE LITERATUR UND LINKS 14

Weiterführende Literatur:

Joachim-Ernst Berendt

„Das Jazzbuch“

Fischer Verlag

ISBN 978-3-596-15964-2

Reg. Nr. (Bibliothek Gymnasium Adolfium):

Mus 810 Ber

Arrigo Polilo

„Jazz – Die neue Enzyklopädie“

Schott Verlag

ISBN 978-3-254-08368-5

Reg. Nr. (Bibliothek Gymnasium Adolfium):

Mus 810 Pol

Weiterführende Links:

Wikipedia – Jazzhttp://de.wikipedia.org/wiki/Jazz

Wikipedia – Portal: Jazzhttp://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Jazz

Wikipedia – Jazzharmonikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Jazzharmonik

Jazz Almanach – Die Geschichte des Jazzhttp://www.jazzalmanach.de/geschichte/diegeschichtedesjazz.htm

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QUELLENANGABEN 15

Literarische Quellen: Joachim-Ernst Berendt - „Das Jazzbuch“

7. vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe

© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2005

ISBN 978-3-596-15964-2

Reg. Nr. (Bibliothek Gymnasium Adolfium): Mus 810 Ber

Arrigo Polilo - „Jazz – Die neue Enzyklopädie“Überarbeitet und ergänzt von Hans-Jürgen Schaal

© 1975 by Arnoldo Mondadori Editore SpA, MilanoFür die überarbeitete Ausgabe:

© 2003 by F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, MünchenFür die vorliegende Taschenbuchausgabe:

© 2007 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

ISBN 978-3-254-08368-5

Reg. Nr. (Bibliothek Gymnasium Adolfium): Mus 810 Pol

Internetquellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Fusion_%28Musik%29 (Abruf: 20.02.10)

http://www.jazzalmanach.de/geschichte/diegeschichtedesjazz.htm

(Abruf: 17.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Bebop (Abruf: 20.02.10)

http://www.elixic.de/Fusion-Jazz-Rock/ (Abruf: 20.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Miles_Davis (Abruf: 22.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Tony_Williams (Abruf: 22.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/In_A_Silent_Way (Abruf: 22.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Bitches_Brew (Abruf: 22.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Joe_Zawinul (Abruf: 22.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/E-Piano (Abruf: 24.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Jazzharmonik (Abruf: 25.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Jazzrhythmik (Abruf: 25.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Blue_Note (Abruf: 26.02.10)

http://de.wikipedia.org/wiki/Jazz

(Abschnitt „Jazz Fusion [ab Ende der 60er Jahre]“ Abruf: 26.02.10)

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BILDNACHWEIS 16

Titelseite:

Hintergrund des Logos – Jaco Pastorius - „Punk Jazz“:

http://www.lucaspickford.com/punk1.jpg (Abruf: 17.02.10)

Seite 2:Saxophonist:http://www.stuttgart-tourist.de/media/jazz.jpg (Abruf: 17.02.10)

Seite 3:Abstraktes Kunstwerk:Mark RothkoRed, Orange, Tan, and Purple, 1949Oil on canvas 84 1/2 x 68 1/2 inches (214.5 x 174 cm)Private collection http://abstract-art.com/abstraction/l2_Grnfthrs_fldr/g0000_gr_inf_images/g051_rothko_vb-koy-wr.jpg

Seite 4:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/Jazz-styles.png (Abruf: 17.02.10)

Seite 5:Jeremy Steig: http://www.jazzphotography.us/images/musicians/steig2.jpg (Abruf: 23.02.10)Miles Davis:http://componentsofenthusiasm.files.wordpress.com/2009/02/milesdavis.jpg(Abruf: 23.02.10)

Seite 7:Wellenformen:http://www.pemfsite.com/wp-content/uploads/2009/06/760px-waveforms_svg.png (Abruf: 27.02.10)Yamaha DX7:http://www.teardrops.de/ditune/cms/upload/logos/dx7.jpg (Abruf: 27.02.10)

Seite 8:Fender Rhodes E-Piano:http://www.jarrography.free.fr/details_equipement_audio.php?id_equip=124(Abruf: 27.02.10)Klangrad:http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Tonewheel-p.svg&filetimestamp=20051028164229 (Abruf: 28.02.10)Hammond B3 Orgel:http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hammond_b3_con_leslie_122.jpg(Abruf: 28.02.10)

Seite 10:Alle Abbildungen in Eigenarbeit angefertigt.

Seite 14:Das Jazzbuch:http://images.buch.de/images-adb/3e/bd/3ebd678c-5be4-4a00-8509-b386bf2e6161.jpg (Abruf: 06.03.10)Jazz-Enzyklopädie:http://www.weltbild.de/media/ab/1/004/320/004.320.199.jpg (Abruf: 06.03.10)

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MUSIKNACHWEIS 17

Die folgenden Titelangaben entsprechen den Titelnummern auf der beiliegenden Audio-CD

Titel 1: Miles Davis - „Spanish Key“ (Ausschnitt)

Von dem Album „Bitches Brew“

© 1970 by Columbia Records

Titel 2: Mellotron Demo

Quelle:

http://www.jarrography.free.fr/synths/goodies/mellotron_strings.mp3

Abruf: 28.02.10

Autor und Entstehungsjahr unbekannt

Gespielter Titel: Jean Michel Jarre – „Oxygene 8“

© 1997 Disques Dreyfus

Titel 3: Yamaha DX7 Demo

Quelle:

http://www.jarrography.free.fr/details_equipement_audio.php?id_equip=24

Abruf: 28.02.10

© Hirohiko Fukuda, unbekanntes Jahr

Titel 4: Fender Rhodes Demo

Quelle:

http://www.jarrography.free.fr/synths/goodies/rhodes_suitecase_mk3.mp3

Abruf: 28.02.10

Autor und Entstehungsjahr unbekannt

Titel 5: „Four Hammond B3's playing The Cat“ (Ausschnitt)

Aus dem gleichnamigen YouTube Video

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=IdJeCjIwGFk

Abruf: 06.03.10

Hochgeladen am: 15.01.07 von „funkular“

Titel 6: Greg Howe - „Sound Proof“

Von dem Album „Sound Proof“

© 2008 by Tone Center Records

Titel 7: Victor Wooten - „Left, Right, & Center“ (Ausschnitt)

Von dem Album „Palmystery“

© & (p) 2008 by VixLix Music

Titel 8: Weather Report - „Birdland“

Von dem Album „Heavy Weather“

© 1977 by Columbia Records