UNIVERZA V MARIBORU
FILOZOFSKA FAKULTETA
Oddelek za germanistiko
DIPLOMSKO DELO
Barbara Kokol
Maribor, 2012
Abteilung für Germanistik
DIPLOMARBEIT
PHRASEME MIT DER KOMPONENTE WASSER/ VODA;
DEUTSCH-SLOWENISCHER VERGLEICH
DIPLOMSKO DELO
FRAZEMI S SESTAVINO WASSER/VODA;
NEMŠKO-SLOVENSKA PRIMERJAVA
Mentorin: Autorin:
prof. dr. Vida Jesenšek Barbara Kokol
Maribor, 2012
Lektorica:
doc. dr. Simona Pulko
ZAHVALA
V veliko pomoč mi je pri sestavi diplomskega dela bila moja mentorica
izr.prof.dr. Vida Jesenšek, za kar se ji najlepše zahvaljujem.
IZJAVA
Podpisani-a Barbara Kokol, rojen-a 5. 4. 1989, študent-ka Filozofske fakultete Univerze
v Mariboru, študijskega programa Germanistika, izjavljam, da je diplomsko delo z
naslovom FRAZEMI S SESTAVINO WASSER/VODA; NEMŠKO-SLOVENSKA PRIMERJAVA pri
mentorju-ici izr. prof. dr. Vidi Jesenšek, avtorsko delo.
V diplomskem delu so uporabljeni viri in literatura korektno navedeni; teksti niso
prepisani brez navedbe avtorjev.
_______________________________ (podpis študenta-ke) Kraj, Maribor Datum, marec 2012
Povzetek
V teoretičnem delu je razloženo, kaj so frazemi, kako so predstavljeni v slovarjih
(enojezičnih, dvojezičnih), na kakšne probleme lahko naletimo, kako se soočamo
z ekvivalenco in kakšne razlike oz. podobnosti pri tem najdemo.
V empiričnem delu so vsi frazemi s sestavino Wasser/voda iz Dudna 11 našteti in
analizirani tako, da je struktura vsakega posameznega frazema razložena in
sistematično obdelana (nemško-slovenska primerjava). Pri analizi sem se
osredotočila na semantične in formalne razlike med nemškimi frazemi s sestavino
Wasser/voda in njihovimi slovenskimi ekvivalenti. S pomočjo splošnih in
strokovnih slovarjev (Duden 11, Debenjak, SSKJ, DUW) sem prišla do določenih
ugotovitev v sklopu z medjezikovno primerjavo.
Ključne besede:
Frazem, Wasser/voda, nemško-slovenska primerjava, teoretični del, empirični del,
slovarji, Duden 11, Debenjak, SSKJ, DUW, ekvivalenca, semantična analiza,
formalna analiza, razlike, podobnosti
Zusammenfassung
Im theoretischen Teil wird erklärt, was Phraseme sind, wie sie in den
Wörterbüchern (einsprachigen, zweisprachigen W.) behandelt werden, auf welche
Probleme wir dabei zustoßen, wie wir mit dem Begriff der Äquivalenz umgehen
und welche Unterschiede und/oder Gemeinsamkeiten dabei zu finden sind.
Im empirischen Teil sind alle Phraseme mit der Komponente Wasser/voda aus
Duden 11 aufgelistet und analysiert, indem die Struktur der Beschreibung eines
jeden Phrasems erklärt und systematisch bearbeitet wird (deutsch-slowenischer
Vergleich). Bei der Analyse habe ich mich auf die semantischen und formalen
Unterschiede zwischen den deutschen Phrasemen mit der Komponente
Wasser/voda und deren slowenischen Äquivalenten fokussiert. Mit Hilfe der
allgemeinen und speziellen Wörterbücher (Duden 11, Debenjak, SSKJ, DUW) bin
ich zu bestimmten Ergebnissen in Bezug auf den zwischensprachlichen Vergleich
gekommen.
Schlüsselwörter:
Phrasem, Wasser/voda, deutsch-slowenischer Vergleich, theoretischer Teil,
empirischer Teil, Wörterbücher, Duden 11, Debenjak, SSKJ, DUW, Äquivalenz,
semantische Analyse, formale Analyse, Unterschiede, Gemeinsamkeiten
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ........................................................................................................ 1
2 Theoretischer Teil ........................................................................................... 3
2.1 Phraseme der deutschen Gegenwartsprache ............................................. 3
2.2 Phraseme in den Wörterbüchern .............................................................. 4
2.2.1 Phraseme in einsprachigen Wörterbüchern ....................................... 7
2.2.2 Phraseme in zweisprachigen Wörterbüchern .................................... 9
3 Empirischer Teil ............................................................................................ 13
3.1 Phraseme mit der Komponente Wasser aus Duden 11 ........................... 13
3.2 Analyse des phraseologischen Materials ................................................ 23
3.2.1 Analyse der semantischen und der formalen Unterschiede ............ 24
3.2.2 Ergebnisse der Analyse ................................................................... 47
4 Zusammenfassung ......................................................................................... 52
5 Schlussfolgerung ........................................................................................... 54
6 Literaturverzeichnis....................................................................................... 56
1
1 Einleitung
Redensarten, Sprichwörter, feste Verbindungen, Idiome, Phraseme, all dies lässt
sich unter dem Titel »Phraseologie« zusammenfassen. Durch die Anwendung von
Phrasemen in der Sprache zeigt sich auch das Beherrschen der jeweiligen
Sprache, durch einen Sprecher/eine Sprecherin, was insbesondere auch für eine
Fremdsprache gilt. Das ist einer der Gründe, warum ich mich für die Bearbeitung
eines Teilbereichs der komparativen Phraseologie – deutsch-slowenischer
Vergleich – entschieden habe.
Mit meiner Diplomarbeit möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es
innerhalb der Phraseologie mehr um offene Übergänge zu anderen sprachlichen
Bereichen, als um Grenzziehung zwischen solchen Systemebenen geht. Von
welcher Bedeutung phraseologische Phänomene für die heutige Sprache sind,
versuche ich anhand eines deutsch-slowenischen Vergleichs einer ausgewählten
Gruppe von Phrasemen darzustellen. Das werden diejenigen deutschen Phraseme
sein, die »Wasser« als Komponente beinhalten. Für diese Phraseme werde ich
passende slowenische Äquivalente anführen. Bevor wir uns dem Hauptthema
widmen, gilt es herauszufinden, um welche Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten
es sich bei der Bearbeitung der Phraseme handelt, und wieso es überhaupt zu
zwischensprachlichen Relationen kommt.
Meine Diplomarbeit besteht aus zwei Teilen. Im theoretischen Teil erkläre ich zu
Beginn was Phraseme überhaupt sind, wie sie in Wörterbüchern (einsprachigen
und zweisprachigen) behandelt werden, auf welche Probleme wir dabei stoßen,
wie wir mit dem Begriff »Äquivalenz« umgehen und welche Unterschiede bzw.
Gemeinsamkeiten zu finden sind.
Es folgt der empirische Teil, in dem alle Phraseme mit der Komponente Wasser
aus dem Duden Band 11 aufgelistet und analysiert werden, wobei die Struktur der
Beschreibung eines jeden Phrasems erklärt und systematisch bearbeitet wird
(deutsch-slowenischer Vergleich). Bei der Analyse werde ich mich auf die
semantischen und formalen Unterschiede zwischen den deutschen Phrasemen mit
der Komponente Wasser und deren slowenischen Äquivalenten mit der
Komponente voda fokussieren. Mit Hilfe der allgemeinen und speziellen
2
Wörterbücher (Duden 11, Debenjak, SSKJ, DUW) versuche ich zu bestimmten
Ergebnissen, in Bezug auf den zwischensprachlichen Vergleich, zu kommen.
Ich hoffe, dass sich mit Hilfe meiner Diplomarbeit einige neue Fragen, in Bezug
auf die komparative deutsch-slowenische Phraseologie öffnen werden, und somit
ein Beitrag zur Phraseologieforschung geleistet wird.
3
2 Theoretischer Teil
2.1 Phraseme der deutschen Gegenwartsprache
Die Phraseologie als wissenschaftliche Teildisziplin ist noch ziemlich jung. Im
Gegensatz zum Slowenischen ist, in der deutschen Sprache, die Forschung auf
diesem Gebiet schon wesentlich fortgeschrittener. Es gibt auch mehr Literatur zu
phraseologischen Inhalten, obwohl die Zahl der slowenischen Phraseme ungefähr
gleich ist. Da also das ganze Werk hindurch, Phraseme im Vordergrund stehen
werden, ist es sinnvoll, zunächst mit der Terminologie zu beginnen, damit der
empirische Teil, der noch folgt, verständlicher wird.
Phraseme sind feste Ausdrücke, die aus mehr als einem Wort bestehen und die
Grenze des Satzes nicht überschreiten, wobei die jeweilige Kombination von
Wörtern nicht einmalig, sondern den Sprechenden genau in dieser (eventuell
variierten) Form bekannt sein muss und die Gesamtbedeutung in der Regel nicht
die Summe der Bedeutungen einzelner Bestandteile bzw. Komponenten ist (vgl.
Burger, 1989:11).
Man könnte sie als »vorgeformte«, nicht frei gebildete Wortketten umschreiben.
Sie werden als bestimmte sprachliche Erscheinungen definiert, die nicht wörtlich
aufzufassen sind, ansonsten werden sie nicht verständlich. Nur wenn man eine
bestimmte Wortgruppe in ihrer Ganzheit beobachtet und wenn man diese
Gesamtbedeutung kennt, versteht man den Satz auch.
Um noch besser zu verstehen, was Phraseme eigentlich sind und wie man sie
verwendet, sollte man die Haupteigenschaften kennen, nach denen man sie auch
erkennt. Als erstes Kriterium gilt die Polylexikalität. Das bedeutet, dass Phraseme
Ausdrücke sind, die aus mehreren Komponenten bestehen. Die nächste wichtige
Eigenschaft ist die Festigkeit, was wiederum bedeutet, dass Phraseme eine genau
bestimmte Kombination von Wörtern darstellen, die nur in einer bestimmten
Form und Ordnung existieren können. Das letzte Kriterium ist die Idiomatizität,
was eine Umdeutung bedeutet, auch semantische Transformation genannt (vgl.
Burger, 1989:14).
4
2.2 Phraseme in den Wörterbüchern
Die lexikographische Behandlung der Phraseme setzt sich stets mit mehreren
formalen und semantischen Problemen auseinander. Trotz einiger Fortschritte
weisen die Wörterbücher noch heute erhebliche Mängel im phraseologischen
Bereich auf (vgl. Burger, 1989:168). So sind in der Lexikographie einige Fragen,
wie z.B. die Problematik der Definition (Abgrenzung feste/freie
Wortverbindungen), die Prinzipien der Lemmatisierung und die Anordnung von
phraseologischen Einheiten, die Bestimmung der lexikographischen Nennform
des Phrasems und die Probleme der Bedeutungs- und Äquivalenzangaben, noch
offen (vgl. Jesenšek, 2005:172). Ähnliche Probleme bei der Behandlung der
Phraseme in allgemeinen ein- und zweisprachigen Wörterbüchern, sind im ganzen
europäischen Bereich zu finden. Der Grund dafür ist die mangelhafte
Berücksichtigung der wörterbüchlichen und kritischen Forderungen, und zwar: (1)
Kriterien, nach denen die Phraseme, die in das Wörterbuch mit eingeschlossen
werden, ausgewählt werden, sollen sich nach dem Benutzer und seinen
lexikographischen Bedarf richten; (2) die phraseologisch-lexikalische Einheit soll
bei dem Ansatz des Wörterbuches gründlich charakterisiert werden und von
anderen Wortverbindungen getrennt sein; (3) notwendig ist die Unterscheidung
zwischen verschiedenen Typen von Phrasemen; (4) die Phraseme müssen
systematisch, typographisch überschaubar und korrekt, in Wörterbücher, eingeteilt
werden; (5) alles von dem Gesagten soll dem Benutzer am Anfang des
Wörterbuches (Einleitung, Anleitung,...), ausführlich, klar und deutlich vorgestellt
und erklärt werden (vgl. Jesenšek, 2005:159). In welchen Wörterbüchern die oben
erwähnten Probleme auftreten und wie man sie mit genauen und gründlichen
Vorgehensweisen teilweise lösen kann, wird im Laufe meiner Diplomarbeit
klargestellt. Die einzelnen Fragen, die also noch offen sind, werden beantwortet,
indem sie näher beschrieben werden und konkret anhand der allgemeinen und
speziellen Wörterbücher, erklärt und erläutert werden. Diejenigen, die dabei
hauptsächlich verwendet werden, sind: Die allgemeinen zweisprachigen
Wörterbücher mit Deutsch und Slowenisch der Autoren Debenjak und das
spezielle einsprachige deutsche Wörterbuch Duden 11, worin die deutschen
5
Phraseme aufgelistet sind. Als zusätzliche Hilfe verwende ich noch einige
einsprachige Wörterbücher, wie z.B. DUW (Deutsches Universalwörterbuch) und
SSKJ (Slovar slovenskega knjižnega jezika) und als Vergleich zu Debenjak noch
das allgemeine zweisprachige Wörterbuch mit Slowenisch und Deutsch von
Pleteršnik. Der Grund weshalb ich mich für diese beiden Wörterbücher
entschieden habe ist, dass sie zu meiner Primärliteratur zählen. Mit Hilfe von
Duden 11 habe ich die Liste aller Phraseme mit der Komponente „Wasser“
zusammengestellt, wobei ich die passenden slowenischen Äquivalente dazu in den
Wörterbüchern von Debenjak gesucht habe. Unumstritten ist also die Tatsache,
dass meine Diplomarbeit auf diesen beiden Wörterbüchern basiert, deswegen wird
die Betonung im theoretischen Teil hauptsächlich auf einsprachigen und
zweisprachigen Wörterbüchern liegen. Damit wir aber von dem Hauptthema nicht
abweichen, wird in den Wörterbüchern die Phraseologie untersucht. Das bedeutet,
dass erklärt wird, in welcher Form die Phraseme in den Wörterbüchern
vorkommen, und wie man sie erkennen kann, wobei die Phraseme mit der
Komponente „Wasser“ als Beispiel dienen.
Wenn man an die Wörterbücher die im folgenden formulierten Fragen stellt, zeigt
sich, wie scheinbar nur äußerliche und rein praktische Fragen sich – aufgrund der
spezifischen Beschaffenheit des Phrasems – als theoretisch bedeutsam erweisen
(vgl. Burger, 1989:170).
a)Unter welchem Stichwort (Lemma) findet man ein bestimmtes Phrasem?
Man findet es oft unter dem ersten auftretenden Substantiv oder, wenn keines
vorhanden ist, unter dem wichtigsten sinntragenden Wort, auch Autosemantikon
genannt. Da nicht immer eindeutig festzulegen ist, welches Wort in einem
Phrasem das wichtigste sinntragende ist, fokussieren wir uns auf die Verweise
(vgl. Burger, 1989:171).
b) An welcher Stelle im Artikel findet man ein bestimmtes Phrasem?
Gewöhnlich findet man ein bestimmtes Phrasem nach den Beispielangaben zu
einzelnen Bedeutungsangaben zu substantivischen und/ oder sinntragenden
Phrasem-Komponenten. Meist sind sie durch Strukturanzeiger markiert, wie z.B.
(Ü / R / Spr / * / ●), die auch phraseologisches Nest genannt werden (vgl. Burger,
1989:172).
6
c) Was ist phraseologische Nennform?
Das ist die Form in der das Phrasem im Wörterbuch aufgeführt ist. Das
lexikographische Verfahren, also die Festlegung der Grundform eines Lexems,
wird auch Lemmatisierung genannt (vgl. Glück, 2000:403). Bei Phrasemen mit
variablem Subjekt, Objekt oder Attribut werden die so genannten »Platzhalter«
jmd., jmds., jmdm., jmdn. für Personen, und Personengruppen sowie etw., für
konkrete oder abstrakte Gegenstände, verwendet. Man kann statt dieser
»Platzhalter« bestimmte Personen oder Gegenstände benennen, deswegen nennt
man diese Eigenschaft eines Wortes, andere Wörter »an sich zu binden«, externe
Valenz bzw. Wertigkeit. Morphosyntaktische Restriktionen bzw. eine Art von
Beschränkungen dagegen, bedeuten, dass man bestimmte morphologische
und/oder syntaktische Operationen, die bei freien Wortverbindungen möglich
sind, mit einem Phrasem nicht vornehmen kann (vgl. Burger, 2007:22). Bei
einigen Phrasemen wie z.B. jmdm. steht das Wasser bis zum Hals/ bis an die
Kehle/ bis zur Kehle ist die infinite Nennform also nicht möglich (*das Wasser
bis zum Hals/ bis an die Kehle/ bis zur Kehle stehen).
d) Was verstehen wir unter Bedeutungsangaben?
Die lexikographische Darstellung der Phrasembedeutung kann durch verschiedene
Bedeutungsangaben erfolgen. Die Bedeutung jedoch kann als
Bedeutungsparaphrasenangabe, Äquivalentsangabe (Systemäquivalent,
Übersetzungsäquivalent) oder als Gebrauchsbedingung der Textfunktion
ausgedrückt werden.
e) In welchen Situationen und unter welchen Bedingungen kann man das
Phrasem verwenden und/oder nicht verwenden?
Die Wirkung der Phrasemen in bestimmten Situationen kann von großer
Bedeutung sein, deswegen werden Phraseme, die nicht der allgemeinen
Standardsprache zuzurechnen sind, als stilistische Markierungen bzw. als
Stilschichtangaben angesehen. Beispiele dafür sind: bildungssprachlich
(Phraseme, die fast ausschließlich von Personen mit höherer, meist akademischer
Ausbildung gebraucht werden) (vgl. Duden 11, 2002:21), gehoben (Phraseme, die
einer gewählten, nicht alltäglichen Ausdruckweise zuzurechnen sind,
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umgangssprachlich (Phraseme, die für ungezwungene, alltägliche Sprache im
vertrauten Freundes- oder Bekanntenkreis charakteristisch sind), salopp
(Schroffheit oder ein deutlicher Mangel an Feingefühl), vulgär (einige noch
gröbere Phraseme); gesprochen, geschrieben; veraltet, veraltend. Problematisch
bei solchen Phrasemen ist, dass sie isoliert sind und deswegen außerhalb der
aktuellen textuellen Verwendung gebraucht werden (vgl. Duden 11, 2002:22).
2.2.1 Phraseme in einsprachigen Wörterbüchern
Die deutsche Sprache verfügt wie andere Sprachen (z.B. Slowenisch) auch über
einen großen Bestand an Fertigteilen (= Phrasemen) und ständig werden neue
geprägt. Für alle, die also ihre Ausdrucksfähigkeit verbessern wollen, aber auch
für alle Deutsch Lernenden ist es deshalb unerlässlich, sich mit dem Bereich der
Phrasemen vertraut zu machen (vgl. Duden 11, 2002:Vorwort). Eine von den
Möglichkeiten, der Phraseologie näher zu kommen, ist der Gebrauch von
einsprachigen Wörterbüchern. Weil ich das einsprachige (spezielle) Wörterbuch
Duden 11 als Auskunftsquelle für die Phraseme mit der Komponente „Wasser“
hinzugezogen habe, gehe ich hier hauptsächlich auf spezielle, aber auch auf
allgemeine einsprachige Wörterbücher ein. Duden 11 verzeichnet die heute
geläufigen und überregional bekannten Phraseme der deutschen Sprache. Es gibt
ihre Bedeutung an und illustriert ihren Gebrauch mit Beispielen und einer
Vielzahl von Zeitungs-, Literatur- und Internetbelegen. Wo gesicherte oder
plausible sprachhistorische Erkenntnisse vorliegen, erklärt das Wörterbuch die
Herkunft der Phrasemen; es beschreibt, worauf sie sich ursprünglich bezogen und
was sie zunächst bedeutet haben, und verweist so auf ihren volkskundlichen und
kulturgeschichtlichen Hintergrund. Die Herkunftserklärungen werden durch eine
Raute (◊) gekennzeichnet, wie z.B. bei dem Phrasem mit allen Wassern
gewaschen sein, lautet die Herkunftserklärung: ◊ Diese Wendung bezog sich
ursprünglich auf Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in
Berührung gekommen waren, also weit gereist und daher sehr erfahren waren
(vgl. Duden 11, 2002:845). Ansonsten ist das Wörterbuch nach Stichwörtern
alphabetisch geordnet, die entweder das erste Wort oder eines der wichtigsten
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sinntragenden Wörter des jeweiligen Phrasems ausmachen. Handelt es sich dabei
um Substantive, so stehen die zugehörigen Phraseme untereinander in einer
Reihenfolge, die vom Kasus des Substantivs in der Grundform des Phrasems
bestimmt ist: Nominativ vor Akkusativ vor Dativ vor Genitiv.
Nach dem Stichwort im Genitiv folgt das Stichwort mit vorangestellter
Präposition in der alphabetischen Folge der einzelnen Präpositionen. Zum
Beispiel beim Stichwort »Wasser«: Wasser hat keine/ (selten:) keinen Balken
(Nominativ), ins Wasser fallen (in), mit allen Wassern gewaschen sein (mit),
jmdn., sich über Wasser halten (über), unter Wasser stehen (unter), zu Wasser
werden (zu). Da nicht immer festzulegen ist, welches Wort in einem Phrasem das
wichtigste sinntragende ist, arbeitet Duden 11 mit einem umfassenden
Verweissystem. Das Verweissystem soll aber nicht nur das Auffinden der
einzelnen Wendungen erleichtern, sondern auch dazu anregen, weiterzublättern
und Entdeckungen zu machen um einen der interessantesten Bereiche der
deutschen Sprache besser kennen zu lernen (vgl. Duden 11, 2002:Vorwort). Wer
also bei Wasser und Brot sitzen entweder unter Wasser oder Brot sucht, wird an
beiden Stellen darauf verwiesen, dass das Phrasem unter dem Stichwort
„Wasser“, als auch unter dem Stichwort “Brot“, zu finden ist. Diese Verweise
stehen jeweils am Ende des Stichworteintrags. Was den Artikelaufbau angeht,
besteht er bei Phrasemen mit variablen Subjekt, Objekt oder Attribut aus
»Platzhaltern«, wie z.B. jmd., jmds., jmdm., jmdn. für Personen, sowie etw. für
Gegenstände. Mögliche Beispiele dafür sind: jmdm. läuft das Wasser im Mund[e]
zusammen für Personen, und etw. unter Wasser setzen für Gegenstände. Steht das
Reflexivpronomen sich für einen nicht aus dem Kontext ableitbaren Dativ, so
wird in diesen Fällen die Kennzeichnung <Dativ> angegeben. Beispiel: sein
Wasser/ sich <Dativ> das Wasser abschlagen. Alle Phrasemen, die nicht der
allgemeinen Standardsprache zuzurechnen sind, erhalten eine stilistische
Markierung, die in runden Klammern angegeben wird. Beispiele: Wasser
predigen und Wein trinken (geh.), mit allen Wassern gewaschen sein (ugs.). Als
weitere Gebrauchsmarkierungen gelten noch ins Wasser gehen (verhüll.) und sein
Wasser/ sich das Wasser abschlagen (veraltend), die in entsprechenden Fällen
weitere Hinweise zum angemessenen Gebrauch der Phraseme geben. Natürlich
gibt es noch mehrere davon, da ich mich aber auf diejenigen Phraseme mit der
Komponente „Wasser“ konzentriert habe, werden Beispiele nur unter denen
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ausgewählt. Die kursiv gedruckten Bedeutungsangaben geben in knapper Form
wieder, was üblicherweise gemeint ist, wenn ein Phrasem gebraucht wird. Die
Bedeutungsangabe kann ein Synonym, eine Umschreibung oder eine
Gebrauchserklärung sein. Z.B. ein Synonym für sein Wasser/sich das Wasser
abschlagen ist urinieren, eine Umschreibung für stille Wasser sind tief sind
äußerlich zurückhaltende, ruhige Menschen, die oft überraschende
[Charakter]eigenschaften haben und eine Gebrauchserklärung für Wasser
marsch! ist das Kommando zum In-Betrieb-Setzen einer Feuerspritze, einer
Wasserkanone o.Ä.
2.2.2 Phraseme in zweisprachigen Wörterbüchern
Allgemeine zweisprachige Wörterbücher beinhalten in der Regel eine
beträchtliche Anzahl phraseologischer Einheiten, was auch zu erwarten ist in
Hinsicht darauf, dass die Phraseme einen Großteil des Wortschatzes einer Sprache
darstellen (vgl. Jesenšek, 2005:172). Zu beachten ist allerdings die Tatsache, dass
sich die lexikographische Behandlung der Phraseme noch immer mit mehreren
spezifischen Problemen auseinandersetzt, die nicht nur theoretisch von Bedeutung
sind, sondern auch praktische Folgen haben und die Effizienz der
Wörterbuchbenutzung mitbestimmen. Die Kritiken betonen, dass die Behandlung
der Phraseme in den zweisprachigen Wörterbüchern weniger passend ist, und sich
deswegen auch allgemein mit der Phrasembreite in den einsprachigen
Wörterbüchern (z.B. Schemann 1991) nicht messen kann, obwohl es natürlich
auch dort zu vielfachen Fehlerhaftigkeiten kommt. Zu welchen Problemen es
genau kommt, wurde schon im Kapitel »Phraseme in den Wörterbüchern« Bezug
genommen, trotzdem werde ich sie jetzt genauer beschreiben und analysieren. Als
Hilfe benutze ich das allgemeine zweisprachige Wörterbuch mit Deutsch und
Slowenisch von Debenjak und das Slowenisch-deutsche Wörterbuch von
Pleteršnik. Das erste Problem das auftaucht ist eine entsprechende Abgrenzung
zwischen festen und freien Wortverbindungen zu finden. Wie die ausgewählten
Beispiele in der Fettschrift anzeigen, ist Phraseologie in Wörterbüchern von
Debenjak in dem möglichst breitesten Sinne der Benennung verstanden. Die
fettgedruckten Phraseme im engeren Sinne, d.h. feste Mehrwortlexeme, deren
10
Bedeutung nicht vollkommen aus der Bedeutung der einzelnen Komponenten zu
schließen ist (med štirimi očmi; unter vier Augen) und gleiche Phraseme im
weiteren Sinne, z.B. satzgliedriege Phraseme sprichwörtlichen Typs (Ni vse zlato,
kar se sveti; Es ist nicht alles Gold, was glänzt), pragmatische Phraseme (Dober
dan!; Guten Tag!), terminologische Verbindungen (hladna vojna; der kalte
Krieg), im Deutsch noch Funktionsverbgefüge (zur Sprache bringen; zur Sprache
kommen). Möglich ist auch, dass die Phraseologie in den Wörterbüchern als
Wortverbindung allgemein verstanden ist, denn es werden auch Kollokationen
fettgedruckt (die Hand geben/reichen; podati/dati roko), die sogar ein Phrasem
(pogovor med štirimi očmi) und Wortverbindungen, die Bedeutungsparaphrasen
und/oder anderssprachige Äquivalente, vor allem slowenische zu dem deutschen
Komposita, beinhalten können (oko, ki se zapira in odpira für das deutsche
Schlafauge) (vgl. Jesenšek, 2005:157). Derartige Praxis erschwert oder überhaupt
vermeidet, dass der Vorleser die Phraseologie, im Kontext mit anderem
Wörterbuchstoff, erkennen kann. Bei der möglichen Erneuerung der
Wörterbücher von Debenjak, wäre es also sinnvoll die wörterbüchlichen und
kritischen Forderungen, die schon im Kapitel »Phraseme in den Wörterbüchern«
erwähnt wurden, zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist es von großer
Bedeutung, dass die Bedürfnisse des Wörterbuchbenutzers und die
Gebrauchsfunktionen bei der Verwendung des Wörterbuches exakt und
methodologisch korrekt bearbeitet werden.
Die zweite Problemstellung erfolgt durch die Prinzipien der Lemmatisierung und
der Anordnung von phraseologischen Einheiten. Die Phraseme werden in die
Makrostruktur des Wörterbuches nach einer bestimmten Reihenfolge von
einzelnen Komponenten aufgelistet, und zwar Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb
usw. Von Vorteil ist das erste sinntragende Wort, wenn keins vorhanden ist, dann
die Komponenten nach dem ersten sinntragenden Wort. Auch hier sind die
Wörterbücher von Debenjak schwer überschaubar, was die Suche nach
bestimmten Stichwörtern erschwert. Bei der Anordnung der Phraseme in
Wörterbücher ist aber nicht nur die formale Regelung, was die Reihenfolge von
phraseologischen Einheiten betrifft, sondern auch die Stelle wo die Phraseologie
anfängt, von großer Bedeutung.
In Wörterbüchern von Debenjak sind alle Phraseme im phraseologischen Nest zu
finden, und zwar am Ende des wörtebüchlichen Aufsatzes. Deswegen zeigen sie
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keine Motiviertheit mit der Bedeutung der Ausgangskomponente. Um einen
besseren Überblick zu schaffen, und dadurch auch die Effizienz zu vergrößern,
sollte man Anführungsweisen systematisieren. Das heißt, dass es sinnvoll wäre
die Phraseologie, in zweisprachigen Wörterbüchern, in spezielle phraseologische
Abschnitte des wörterbüchlichen Aufsatzes aufzulisten (vgl. Jesenšek, 2005:158).
Die dritte Problemstellung hat mit der lexikographischen Nennform des Phrasems
zu tun. Gemeint ist damit sein stabiles Gebilde, wobei für die Bedürfnisse des
zweisprachigen Wörterbuches das lemmatisierte Gebilde, das Einträge mit allen
Varianten und Verknüpfungsbestimmungen beinhaltet, aktuell ist. Die Tatsache,
dass in Wörterbüchern von Debenjak nicht ersichtlich ist wie die lexikalisch-
phraseologische Einheit definiert ist, zeigt sich in der offensichtlichen
Verlegenheit bei der Bestimmung der lexikographischen Nennform des Phrasems.
Die unzutreffende lexikalische Nennform kann zu Fehlerhaftigkeiten bei dem
Gebrauch führen (vgl. Jesenšek, 2005:165). Das Phrasem das ist Wasser auf seine
Mühle, to je voda na njegov mlin, im deutsch-slowenischen Wörterbuch von
Debenjak, ist ein Beispiel dafür, dass das Phrasem Wasser auf jmds. Mühle sein,
keine syntaktisch-formenhaften Einschränkungen der Verb-Komponente aufweist,
deswegen sollte die lexikographische Nennform im Infinitiv (Wasser auf jmds.
Mühle sein) stehen.
Die letzte Problemstellung setzt sich mit den Bedeutungs- und
Äquivalenzangaben auseinander. Für die Benutzer der zweisprachigen
Wörterbücher ist die Frage der phraseologischen Bedeutung grundsätzlich. Statt
Paraphrasen und Kontextbedingungen in einsprachigen Wörterbüchern
übernehmen ihre Rolle in zweisprachigen Wörterbüchern, Äquivalente (vgl.
Jesenšek, 2005:168). Mit der Äquivalenz, meint man prinzipiell, Austauschbarkeit
sprachlicher Benennungseinheiten unter identischen Text- und
Kontextbedingungen.
Innerhalb der Lexikographie wird üblicherweise zwischen System- und
Übersetzungsäquivalenten unterschieden. In einem zweisprachigen Wörterbuch
können Äquivalente als Systemäquivalente im Sinne von Bedeutungsangaben
und/oder onomasiologischen Angaben und/oder Systemäquivalenten und
Übersetzungsäquivalente im Sinne von Bedeutungsangaben und/oder
onomasiologischen Angaben und/oder Übersetzungsäquivalenten vorkommen. In
dem zweisprachigen Slowenisch-deutschen Wörterbuch von Pleteršnik sind die
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vorhandenen beiden Äquivalentarte ungefähr gleichmäßig vertreten. Beiden
lassen sich mehrere Funktionen zuschreiben. Der slowenisch-sprachige Benutzer
benötigt die deutschen Systemäquivalente vor allem in produktiver Hinsicht,
indem es sie als onomasiologische Angaben und/oder Systemäquivalente versteht.
Der deutschsprachige Benutzer benötigt sie dagegen in rezeptiver Hinsicht, und
zwar als Bedeutungsangaben und/oder Systemäquivalente (vgl. Jesenšek,
2004:252). Auch die Wörterbücher von Debenjak führen die Äquivalenzangaben
auf mehrere Weisen an. Der ursprüngliche Phrasem »erklärt« das
Systemäquivalent bzw. Synonym der Zielsprache, z.B. ein stilles Wasser, tiha
voda; das ist Wasser auf seine Mühle, to je voda na njegov mlin, was aber keine
konkrete Lösung ergibt. Es handelt sich nämlich um eine Bedeutungsangabe in
Form eines phraseologischen anderssprachigen Äquivalents. Das heißt, wir drehen
uns in einem (phraseologischen) Kreis, die Lösung ist aber trotzdem noch
akzeptabel, sofern sich der Benutzer im klaren ist, dass es sich um einen
Äquivalent handelt und er ihn in der Zielsprache versteht (vgl. Jesenšek,
2005:168).
Die zweite Möglichkeit ist das Anführen der Bedeutungsparaphrase bei
Phrasemen, bei denen in der Zielsprache kein phraseologisches Äquivalent zu
finden ist, z.B. ins Wasser gehen, utopiti se (narediti samomor); Wasser
lassen/abschlagen; iti na vodo, mokriti, urinirati.
Eine Möglichkeit ist auch das Anführen der Äquivalenzangabe mit nur einem
Wort, z.B. vom reinsten Wasser, pravi, čist.
Auch diese Vorgehensweise ist fraglich, denn die phraseologischen Bedeutungen
werden sehr vereinfacht, obwohl es sich mehrmals um komplexere Benennungen
handelt (vgl. Jesenšek, 2005:169).
Wie wir sehen, erweisen sich alle genannten Problemstellungen, in
zweisprachigen Wörterbüchern, als sehr kompliziert und eher unbefriedigend
gelöst, deswegen kann keine der festgestellten kritischen Stellen isoliert verbessert
werden. Vor allem ist eine interdisziplinäre germanistische, slowenistische und
lexikographische Herangehensweise notwendig, wobei auch Wörterbuchbenutzer
eine wichtige Aufgabe zu leisten haben.
13
3 Empirischer Teil
3.1 Phraseme mit der Komponente Wasser aus Duden 11
Liste aller Phraseme mit der Komponente Wasser aus Duden 11
Die Liste besteht aus 31 Phrasemen aus Duden 11. Mit einbezogen werden nur
Phraseme mit der Komponente Wasser, die ich in 11 Gruppen mit verschiedenen
Präpositionen eingeteilt habe, um einen besseren Überblick zu erschaffen.
Diejenigen Phraseme, die ich nicht einordnen konnte, sind unter dem Titel
»Andere« zu finden. Erstmals wird die Struktur eines jeden Phrasems erklärt, und
zwar durch die Bedeutungsangabe, die Äquivalentsangabe und die
Beispielangabe, die in genau dieser Reihenfolge aufgelistet und erklärt ist. Die
letztere beinhaltet das deutsche Beispiel und die slowenische Übersetzung dazu.
Anhand dessen wird später eine ausführliche Analyse über die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen Phrasemen und deren slowenischen
Äquivalente gemacht. In dem Fall, dass es kein slowenisches Äquivalent dazu
gibt, wird das mit einem Strich angedeutet und nur das deutsche Beispiel
hinzugefügt.
I. Gruppe mit der Präposition »an«:
1. nahe am/ ans Wasser gebaut haben (ugs.) (Duden 11)
= sehr leicht in Tränen ausbrechen
= hitro bruhniti v jok (Debenjak)
� Wer nahe ans Wasser gebaut hat, sollte für diesen Film eine besonders große
Packung Papiertaschentücher mitnehmen. (Duden 11)
� Kdor hitro bruhne v jok, naj si za ta film priskrbi veliko robčkov.
14
II. Gruppe mit der Präposition »auf«:
1. Wasser auf jmds. Mühle sein (Duden 11)
* nach Debenjak auch das ist Wind in seine Segel
= jmdn. unterstützen, beflügeln
= biti (nekomu) voda na mlin (Debenjak)
� Die neuen Statistiken über gewalttätige Ehemänner sind Wasser auf die Mühle
der Feministinnen. (Duden 11)
� Nove statistike o nasilnih možeh so voda na mlin feministkam.
2. du kommst schon noch mal auf meinen Hof/ in mein Klosett/ auf meine
Toilette Wasser trinken (ugs.) (Duden 11)
= du wirst mich schon noch einmal um meine Hilfe bitten
= /
� Dann behalt doch dein blödes Geld für dich, du Geizkragen! Du kommst schon
noch mal in mein Klosett Wasser trinken! (Duden 11)
III. Gruppe mit der Präposition »aus«:
1. wie aus dem Wasser gezogen sein (ugs.) (Duden 11)
= nass geschwitzt sein
= kot bi ga/jo iz vode potegnil (Debenjak)
� Es war derart schwül an diesem Tag, dass man nach einer halben Stunde Arbeit
wie aus dem Wasser gezogen war. (Duden 11)
� Ta dan je bilo tako soparno, da si po pol ure dela izgledal kot bi te potegnili iz
vode.
15
IV. Gruppe mit der Präposition »bei«:
1. bei Wasser und Brot sitzen (Duden 11)
= im Gefängnis sein
= ob kruhu in vodi (Debenjak)
� Lass dich auf solche krummen Dinger nicht ein – oder willst du ein paar Jahre
bei Wasser und Brot sitzen? (Duden 11)
� Ne spuščaj se v take stvari – ali želiš nekaj let sedeti ob kruhu in vodi?
V. Gruppe mit der Präposition »bis«:
1. jmdm. steht das Wasser bis zum Hals/ bis an die Kehle/ bis zur Kehle (ugs.)
(Duden 11)
= jmd. ist in größten [finanziellen] Schwierigkeiten
= nekomu sega voda do vratu (Debenjak)
� Nach dem Verlust zweier wichtiger Aufträge steht der Firma das Wasser bis an
die Kehle. (Duden 11)
� Po dveh neuspehih, podjetju sega voda do vratu.
2. da/ bis dahin fließt noch viel Wasser den Berg/ den Rhein/ die Elbe/ die
Spree ö.A. hinunter (ugs.) (Duden 11)
= das dauert noch eine lange Zeit
= do tedaj bo preteklo še dosti vode (Debenjak)
� Bis dieser Prozess durch alle Instanzen gelaufen ist, fließt noch viel Wasser
den Neckar hinunter. (Duden 11)
� Preden se bo ta proces končal, bo preteklo še dosti vode po Nekarju.
16
VI. Gruppe mit der Präposition »in«:
1. jmdm. läuft das Wasser im Mund[e] zusammen (ugs.) (Duden 11)
= jmd. bekommt großen Appetit auf etw., großes Verlangen nach etw.
= nekomu se cedijo sline (Debenjak)
� Silbi brät sich Zucker in einer Puppenpfanne. Das Wasser läuft ihr im Munde
zusammen dabei, obwohl es schon sehr angebrannt riecht (Kempowski, Zeit 114)
� Silbi si cvre sladkor v ponvi. Kljub temu, da že ima vonj po zažganem, se ji
cedijo sline.
2. [jmdm.] Wasser in den Wein gießen (geh.) (Duden 11)
= [jmds.] Begeisterung dämpfen
= /
� Ich bedauere, Ihnen Wasser in den Wein gießen zu müssen, aber vom Erlös
dieser Verkäufe wird der Fiskus einen erheblichen Anteil fordern. (Duden 11)
3. Wasser in ein/ mit einem Sieb schöpfen (Duden 11)
* nach Debenjak auch Wasser in die Elbe tragen/ Eulen nach Athen tragen
= sich mit etwas Aussichtslosem abmühen
= nositi vodo v morje (Debenjak)
� Diesem Strohkopf etwas erklären zu wollen, heißt Wasser in ein Sieb
schöpfen. (Duden 11)
� Temu tepcu kaj razložiti je enako kot da bi nosili vodo v morje.
4. ins Wasser fallen (ugs.) (Duden 11)
= ausfallen, nicht stattfinden können
= pasti v vodo (Debenjak)
17
� Katharina lächelte und bedauerte, dass die geplante Fahrt ins Neckertal nun ins
Wasser gefallen sei (Ossowski, Liebe ist 73).
� Katarina se je nasmejala in obžalovala, da je načrtovan izlet v Neckertal padel
v vodo.
5. ins Wasser gehen (verhüll.) (Duden 11)
= sich das Leben nehmen, indem man sich in einem Fluss, See o.Ä. ertränkt
= utopiti se/ narediti samomor
� Als sie wusste, dass sie schwanger war, und dass der Kerl sie niemals heiraten
würde, ging sie ins Wasser. (Duden 11)
� Ko je izvedela, da je noseča in da se fant ne bo nikdar poročil z njo, se je
utopila/ naredila samomor.
6. ins kalte Wasser springen/ geworfen werden (ugs.) (Duden 11)
= sich in ungewohnter Situation, bei einer völlig neuen Aufgabe bewähren müssen
= /
� Nach dem Tod seines Vaters war er ins kalte Wasser gesprungen und hatte die
Firmenleitung übernommen. (Duden 11)
VII. Gruppe mit der Präposition »mit«:
1. hier, dort usw. wird auch nur mit Wasser gekocht (ugs.) (Duden 11)
= hier, dort usw. geht es auch nicht anders zu als überall, werden auch keine
Wunder vollbracht
= tudi drugje je ista pesem/ ni nič bolje (Debenjak)
� Das Institut hat einen hervorragenden Ruf auf dem Gebiet der Materialprüfung,
aber letztlich wird dort auch nur mit Wasser gekocht. (Duden 11)
� Inštitut je na odličnem glasu na področju materialnih raziskav, nenazadnje pa
je tudi tam ista pesem/ ni nič bolje.
18
2. mit allen Wassern gewaschen sein (ugs.) (Duden 11)
= sehr gerissen sein, alle Tricks kennen
= z vsemi žavbami namazan (Debenjak)
� Wer es in diesem Job zu etwas bringen will, der muss schon mit allen Wassern
gewaschen sein. (Duden 11)
� Kdor želi v tej službi kaj doseči, mora biti z vsemi žavbami namazan.
3. wie mit kaltem Wasser übergossen (Duden 11)
= plötzlich ernüchtert, enttäuscht
= /
� Die Hinterbliebenen saßen da wie mit kaltem Wasser übergossen, als der Notar
das Testament verlesen hatte. (Duden 11)
VIII. Gruppe mit der Präposition »unter«:
1. etw. unter Wasser setzen (Duden 11)
= etw. mit Wasser überfluten
= poplaviti (Debenjak)
� Eine defekte Waschmaschine hatte die Küche unter Wasser gesetzt. (Duden
11)
� Pokvarjen pomivalni stroj je poplavil kuhinjo.
2. unter Wasser stehen (Duden 11)
* nach Debenjak auch unter Wasser sein
= überflutet sein
= biti pod vodo/ biti poplavljen (Debenjak)
19
� Nach dem letzten Gewittersturm standen sämtliche Straßen der Altstadt unter
Wasser. (Duden 11)
� Po zadnjem deževju so bile vse ceste starega predela mesta pod vodo/
poplavljene.
IX. Gruppe mit der Präposition »über«:
1. jmdn., sich über Wasser halten (Duden 11)
= seine eigene Existenz [in wirtschaftlicher Hinsicht] erhalten
= držati se nad vodo (Debenjak)
� Der neue Kredit sollte ihn so lange über Wasser halten, bis er seine Produktion
umgestellt hat. (Duden 11)
� Nov kredit bi ga moral držati nad vodo vse dokler ne spremeni svoje
proizvodnje.
X. Gruppe mit der Präposition »von«:
4. reinsten Wassers; von reinstem Wasser (Duden 11)
= ohne Einschränkung, durch und durch
= pravi, čist (Debenjak)
� Die neue Leiterin des Staatsballetts war eine Tänzerin und Choreographin
reinsten Wassers. (Duden 11)
� Nova predstojnica državnega baleta je bila prava plesalka in koreografinja.
20
XI. Gruppe mit der Präposition »zu«:
1. zu Wasser werden (ugs.) (Duden 11)
= nicht verwirklicht werden können
= /
� Das ist alles bereits gebrieft und gesiegelt, und es müsste der Gottseibeiuns
selbst die Hand im Spiele haben, damit alles wieder zu Wasser werde wie so oft in
meinem Leben (Werfel, Himmel 44)
Andere:
1. Wasser marsch! (Duden 11)
= Kommando zum In-Betrieb-Setzen einer Feuerspritze, einer Wasserkanone o.Ä.
= /
� Im Rahmen der Ausstellung »Wasser marsch – 100 Jahre Berufsfeuerwehr«
werden von der Feuerwehr Sonderaktionen durchgeführt (www.mg.hats.de,
12.7.2001)
2. Wasser hat keine/ keinen Balken (Duden 11)
= Wasser ist gefährlich, weil man darin untergehen und ertrinken kann
= /
� Nein, mit so einer Nussschale würde er nicht aufs offene Meer hinausfahren –
Wasser hat keine Balken! (Duden 11)
3. ein stilles Wasser (ugs. scherz.) (Duden 11)
= ein ruhiger Mensch
= tiha voda (Debenjak)
� Sein jüngerer Bruder war eher unscheinbar, ein stilles Wasser. (Duden 11)
21
� Njegov mlajši brat je bil bolj neopazen, tiha voda.
4. stille Wasser sind tief (Duden 11)
= äußerlich zurückhaltende, ruhige Menschen haben oft überraschende
[Charakter]eigenschaften
= tiha voda jezove podira/ bregove dere (Debenjak)
� Eigentlich ist er in all den Jahren nie besonders aufgefallen, und jetzt stellt sich
heraus, dass er mit drei Frauen gleichzeitig verheiratet war! – Tja, stille Wasser
sind tief. (Duden 11)
� Pravzaprav v vseh teh letih ni izstopal, dokler se ni izkazalo, da je bil istočasno
poročen s tremi ženskami! – Res je, tiha voda bregove dere.
5. Wasser predigen und Wein trinken (geh.) (Duden 11)
= andere zu Genügsamkeit, Sparsamkeit, Verzicht o.Ä. aufrufen, aber sich selbst
keinerlei Einschränkungen dieser Art unterwerfen
= /
� Die Widerstände aus der »Dritten Welt« sind dabei...vielmehr durch die
Befürchtung motiviert, dass in Seattle erneut Wasser gepredigt und Wein
getrunken wird (www.gfw-sicherheitspolitik.de
6. Wasser treten (Duden 11)
1. sich durch tretende Beinbewegungen an der Wasseroberfläche halten
= hoja po vodi (Debenjak)
� Der Kleine kann zwar noch nicht richtig schwimmen, aber schon ganz gut
Wasser treten. (Duden 11)
� Mali ne zna še niti prav plavati, pa že hodi po vodi.
2. [bei der Anwendung eines Heilverfahrens] barfuß im kalten Wasser gehen
= hoditi po vodi (Debenjak)
22
� Vor dem Frühstück mussten wir erst zehn Minuten Wasser treten. (Duden 11)
� Pred zajtrkom smo morali deset minut hoditi po vodi.
7. sein Wasser/ sich das Wasser abschlagen (veraltend) (Duden 11)
* nach Debenjak auch Wasser lassen
= [von Männern gesagt] urinieren
= iti na vodo/ mokriti/ urinirati (Debenjak)
� Er eilte zum nächsten Baum, um sein Wasser abzuschlagen. (Duden 11)
� Hitel je do bližnjega drevesa, da bi šel na vodo/ mokril/ uriniral.
8. jmdm. das Wasser abgraben (ugs.) (Duden 11)
= jmdn. seiner Wirkungsmöglichkeiten berauben; jmdm. die Existenzgrundlage
nehmen
= spodkopavati koga (Debenjak)
� »Wir...unterstützen den Nationalismus, weil er das beste Mittel ist, den Roten
das Wasser abzugraben« (Feuchtwanger, Erfolg 553).
� »Podpiramo nacionalizem, ker služi k spodkopavanju Rdečih«
9. jmdm. nicht das Wasser reichen können (ugs.) (Duden 11)
= an jmds. Fähigkeiten, Leistungen o.Ä. nicht heranreichen
= ne segati (komu) niti do kolen (Debenjak)
� Sie ist sicher eine erstklassige Eiskunstläuferin, aber ihrer Konkurrentin aus
Kanada kann sie nicht das Wasser reichen. (Duden 11)
� Sigurno je odlična umetnostna drsalka, kljub temu ne seže svoji konkurentki iz
Kanade niti do kolen.
10. zu blöd/ dumm, einen Eimer Wasser umzustoßen (ugs.) (Duden 11)
= sehr dumm und ungeschickt
23
= /
� Lass ihn reden, der Typ ist doch zu blöd, einen Eimer Wasser umzustoßen!
(Duden 11)
3.2 Analyse des phraseologischen Materials
Als Ausgangspunkt für die Analyse des phraseologischen Materials habe ich die
Liste aller Phraseme mit der Komponente Wasser aus Duden 11, die ich
zusammengestellt habe, benutzt. Die Liste diente anfangs dazu einen besseren
Überblick zu schaffen, weil ich aber einen deutsch-slowenischen Vergleich
anhand der Phrasemen mit der Komponente „Wasser“ durchführen muss, habe ich
die Liste neugestaltet und so angepasst, dass die Unterschiede deutlich werden.
Die 31 Phraseme werden in 3 größere Gruppen eingeteilt, und zwar: (I)
Slowenische Äquivalente MIT der Komponente Wasser/ voda; (II) Slowenische
Äquivalente mit ANDERER/ UNTERSCHIEDLICHER Komponente und (III)
Deutsche Phraseme OHNE slowenischen Äquivalente. Im Vergleich mit der Liste
aller Phraseme werden jetzt, bei jedem einzelnen Phrasem innerhalb der Gruppen,
statt der Bedeutungsangabe nur die Äquivalenzangabe und die Beispielangabe
eingeschlossen. Die Beispielangabe beinhaltet das deutsche Beispiel und die
slowenische Übersetzung dazu. Anhand dessen wird dann eine ausführlichere
Analyse über den semantischen und formalen Unterschieden bzw.
Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen Phrasemen und deren slowenischen
Äquivalente gemacht. In dem Fall, dass es kein slowenisches Äquivalent dazu
gibt (Deutsche Phraseme OHNE slowenische Äquivalente), wird nur das deutsche
Beispiel angeführt. Bei der Analyse der semantischen Unterschiede konzentriere
ich mich auf die Bedeutung jedes einzelnen Phrasems und wie das Phrasem
anhand des Beispiels bzw. innerhalb eines Satzes funktioniert. Das deutsche
Beispiel wird aus Duden 11 herausgenommen, indem das slowenische Beispiel
eine direkte Übersetzung des deutschen Beispiels ist und, dass statt des deutschen
Phrasems sein slowenisches Äquivalent benutzt wird. Der Grund wieso das
deutsche Original in das Slowenische übersetzt wird ist folgend; und zwar können
24
wir besser erkennen ob auch bei einer Übersetzung das slowenische Beispiel in
solcher Form vorkommen kann und genauso relevant ist wie im Deutschen.
Bei der Analyse der formalen Unterschiede konzentriere ich mich vor allem auf
die Wortauswahl. Es wird also begründet mit welchen Wortarten die Komponente
„Wasser“ bzw. „voda“ in Beziehung steht, ob das slowenische Äquivalent
überhaupt die Komponente „Wasser“ bzw. „voda“ enthält, oder ob sie durch eine
ANDERE/ UNTERSCHIEDLICHE Komponente ersetzt wird. Es wird also eher
über grammatische Unterschiede diskutiert.
3.2.1 Analyse der semantischen und der formalen Unterschiede
I. Slowenische Äquivalente MIT der Komponente Wasser/ voda
1. Wasser auf jmds. Mühle sein
* nach Debenjak auch das ist Wind in seine Segel
= biti (nekomu) voda na mlin
� Die neuen Statistiken über gewalttätige Ehemänner sind Wasser auf die Mühle
der Feministinnen. (Duden 11)
� Nove statistike o nasilnih možeh so voda na mlin feministkam. (Prevod iz nem
originala v slo)
Die semantische Bedeutung: Wasser auf jmds. Mühle ist ein Phrasem, dessen
slowenisches Äquivalent mit dem Deutschen identisch ist. Wenn wir uns dem
Beispiel widmen, sehen wir, dass »Wasser auf die Mühle« sich auf »die neuen
Statistiken über gewalttätige Ehemänner« bezieht und die Feministinnen dazu
bringt, dass sie noch härter gegen die Männer auftreten. Nach Debenjak kann
dasselbe Phrasem auch das ist Wind in seine Segel lauten. Der Sinn ist jedoch
gleich wenn wir bedenken, dass „das Wasser“ als auch „der Wind“ in bestimmten
Situationen fördernd auf jemanden wirken kann. Die Bedeutung des deutschen
Phrasems wird im Slowenischen mit der Wortverbindung biti (nekomu) voda na
mlin ausgedrückt.
25
Die formale Bedeutung: Die Wortauswahl ist in beiden Sprachen gleich, denn
»das Wasser« bzw. »voda« ist in beiden Fällen mit dem Substantiv »Mühle« bzw.
»mlin« und der Präposition »auf« bzw. »na« verbunden. Das Phrasem kann in
dieser Form, sowohl in dem deutschen Beispiel, als auch in der slowenischen
Übersetzung vorkommen. Beides ist korrekt und relevant. Den Unterschied in der
Wortauswahl finden wir nur dann, wenn wir die Version von Debenjak
betrachten, und zwar das ist Wind in seine Segel. Statt der Komponente „Wasser“
wird „Wind“ und statt „Mühle“ werden „Segel“ benutzt, aber das ist meiner
Meinung nach, nicht gerade relevant, denn so ändert sich auch die
Hauptkomponente „Wasser“.
2. wie aus dem Wasser gezogen sein (ugs.)
= kot bi ga/ jo iz vode potegnil
� Es war derart schwül an diesem Tag, dass man nach einer halben Stunde Arbeit
wie aus dem Wasser gezogen war. (Duden 11)
� Ta dan je bilo tako soparno, da si po pol ure dela izgledal kot bi te potegnili iz
vode.
Die semantische Bedeutung: Wie aus dem Wasser gezogen sein ist ein Phrasem,
dessen slowenisches Äquivalent mit dem Deutschen identisch ist. Laut des
Beispiels ist man wegen des schwülen Tages wie aus dem Wasser gezogen bzw.
kot bi ga/ jo iz vode potegnil. Das ist also eine Konsequenz, die auftaucht, weil
uns heiß ist.
Die formale Bedeutung: Die Wortauswahl ist in beiden Sprachen gleich, denn
»das Wasser« bzw. »voda« ist mit dem Verb »ist gezogen« bzw. »potegniti« und
der Präposition »aus« bzw. »iz« verbunden. Das Phrasem kann, in dieser Form,
sowohl in dem deutschen Beispiel als auch in der slowenischen Übersetzung
vorkommen.
26
3. bei Wasser und Brot sitzen
= ob kruhu in vodi
� Lass dich auf solche krummen Dinger nicht ein – oder willst du ein paar Jahre
bei Wasser und Brot sitzen? (Duden 11)
� Ne spuščaj se v take stvari – ali želiš nekaj let sedeti ob kruhu in vodi?
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch, nur einige Elemente sind umgetauscht. So lautet das deutsche
Phrasem bei Wasser und Brot sitzen und das slowenische Äquivalent dazu ist ob
kruhu in vodi. Der Unterschied liegt darin, dass das deutsche Phrasem mit der
Komponente »Wasser« anfängt und im Slowenischen steht statt »Wasser« bzw.
»voda« am Anfang »Brot« bzw. »kruh«. Die Reihenfolge ist also umgekehrt. Das
slowenische Äquivalent verfügt auch über kein Verb, wie es bei dem deutschen
Phrasem der Fall ist. Das Verb »sitzen« fällt beim slowenischen Äquivalent aus.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« bzw. »voda« ist mit der Präposition »bei«
bzw. »ob« und dem Substantiv »Brot« bzw. »kruh« verbunden. Bei dem
deutschen Phrasem gibt es dazu noch das Verb »sitzen«, wobei das slowenische
Äquivalent über kein Verb verfügt.
4. jmdm. steht das Wasser bis zum Hals/ bis an die Kehle/ bis zur Kehle (ugs.)
= nekomu sega voda do vratu
� Nach dem Verlust zweier wichtiger Aufträge steht der Firma das Wasser bis an
die Kehle. (Duden 11)
� Po dveh neuspehih, podjetju sega voda do vratu.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch. Trotzdem kommt es zu einigen Unterschieden in der
Verwendung. Im Deutschen kann man entweder »Hals« oder »Kehle« in das
Phrasem einschließen. Im Slowenischen verwendet man nur »Hals« bzw. »vrat«,
obwohl umgangssprachlich manchmal auch die »Kehle« bzw. »grlo« vorkommt.
Im Deutschen gibt es mehrere Möglichkeiten dieses Phrasem auszudrücken. Man
27
kann sagen, dass jmdm. das Wasser bis an die Kehle steht oder bis zur Kehle. Im
Slowenischen gibt es nur eine Möglichkeit, und zwar »zur Kehle« bzw. »do
vratu«. Anhand des Beispiels können wir sehen, dass das Wasser der Firma bis an
die Kehle steht. Das bedeutet, dass die Firma in großen Schwierigkeiten ist.
Nichts ist noch entschieden oder verloren gegangen; diese Tatsache wird durch
die Präposition »bis« angedeutet. Zwar ist die Firma nah dran, dass sie zerfällt, sie
kann sich aber noch rechtzeitig retten.
Die formale Bedeutung: Die Wortauswahl in den beiden Sprachen unterscheidet
sich ein wenig, denn »das Wasser« bzw. »voda« ist im Deutschen mit dem
Substantiv »Hals« oder »Kehle« verbunden und im Slowenischen hauptsächlich
mit dem Substantiv »Hals« bzw. »vrat«. Die Präposition »bis« bzw. »do« bleibt
jedoch in beiden Sprachen präsent. Genauso verhält sich das Verb »stehen« bzw.
»segati«. Wir müssen auch auf die Valenz achten. Anhand des Beispiels sehen
wir, dass das Wasser nicht nur einer Person bis an die Kehle stehen kann, sondern
auch einem Gegenstand z.B. der Firma.
5. da/ bis dahin fließt noch viel Wasser den Berg/ den Rhein/ die Elbe/ die Spree
ö.A. hinunter (ugs.)
= do tedaj bo preteklo še dosti vode
� Bis dieser Prozess durch alle Instanzen gelaufen ist, fließt noch viel Wasser
den Neckar hinunter. (Duden 11)
� Preden se bo ta proces končal, bo preteklo še dosti vode.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch, jedoch werden bei dem slowenischen Äquivalent einige
Wörter ausgelassen. Do tedaj bo preteklo še dosti vode, würde im Deutschen
heißen, dass bis dahin noch viel Wasser hinuter fließen muss. Der Berg und die
Flüsse wie, z.B. der Rhein, die Elbe oder die Spree werden also im slowenischen
Phrasem ausgelassen. Das Beispiel deutet an, dass bis zum Ende des Prozesses
noch viel Wasser den Neckar hinunter fließen muss, was bedeutet, dass noch viel
Zeit verstreichen muss, bis der Prozess beendet ist. »Das Wasser« ist in diesem
Fall ein Synonym für »die Zeit«. Statt »Neckar« könnte auch ein anderer Fluss
erwähnt werden. Für das slowenische Äquivalent gilt das nicht, denn der Name
28
des Flusses ist überflüssig (er wird ausgelassen), insofern es sich um keine direkte
Übersetzung aus dem Deutschen handelt.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« bzw. »voda« ist im deutschen Phrasem mit
dem Substantiv »der Berg/ der Rhein/ die Elbe und die Spree« verbunden, wobei
bei dem slowenischen Äquivalent üblicherweise keine Betonung auf
irgendwelchen Eigenname liegt und der Satz bei »voda« bzw. »dem Wasser«
endet. So lautet das slowenische Äquivalent anhand des Beispiels: Preden se bo ta
proces končal, bo preteklo še dosti vode. »Der Neckar« wird also im
Slowenischen nicht verwendet. Die Präposition »bis« bzw. »do« bleibt in beiden
Sprachen präsent; genauso das Verb »fließen« bzw. »teči«. Auch der Tempus ist
anders. Das deutsche Phrasem steht im Präsens, indem das Wort »bo« bzw.
»werden« im slowenischen Äquivalent für das Futur steht.
6. Wasser in ein/ mit einem Sieb schöpfen
* nach Debenjak auch Wasser in die Elbe tragen/ Eulen nach Athen tragen
= nositi vodo v morje
� Diesem Strohkopf etwas erklären zu wollen heißt Wasser in ein Sieb schöpfen.
(Duden 11)
� Temu tepcu kaj razložiti je enako kot da bi nosili vodo v morje.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch, trotzdem ist die Wortauswahl verschieden. Im Deutschen
„schöpft“ man das Wasser mit einem Sieb, in dem Slowenischen „trägt“ (= slow.
nositi) man das Wasser ins Meer. Zwei verschiedene Taten, die aber beide sinnlos
sind. Das kann man gut anhand des Beispiels sehen. Es wird ein Vergleich
gemacht, bei dem man erkennen soll, dass es genauso bedeutungslos ist, einem
Menschen, der nicht gerade klug ist, etwas beizubringen als Wasser in ein Sieb zu
schöpfen oder eben »Wasser ins Meer zu tragen« (= slow. nositi vodo v morje). In
dem ersten Fall läuft das Wasser durch das Sieb; man konnte einen »Strohkopf«
also nichts beibringen und in dem zweiten Fall trägt man das Wasser ins Meer,
was genauso ohne Bedeutung ist, denn das Meer hat schon an sich, genügend
Wasser; für einen »Strohkopf« gibt es keinen Ausgang, ihm kann einfach nicht
29
mehr geholfen werden. Nach Debenjak gibt es aber noch zwei weitere Varianten
des deutschen Phrasems, und zwar, Wasser in die Elbe tragen und Eulen nach
Athen tragen. Die beiden Varianten können sich besser mit dem slowenischen
Äquivalent identifizieren, als das Ausgangsphrasem Wasser in ein/ mit einem Sieb
schöpfen. Das Verb »tragen« kommt in beiden Fällen vor wie in dem
Slowenischen »nositi«. Obwohl das Wasser, in dem ersten Fall, in den Fluss
»Elbe« getragen wird, ähnelt das trotzdem dem Slowenischen, wo das Wasser ins
»Meer« (= slow. morje) getragen wird. Sowie der Fluss, als auch das Meer, zählen
wir zu den Gewässern, deswegen können wir das gleichsetzen.
In dem zweiten Fall werden »Eulen« nach »Athen« getragen, das jedoch können
wir nicht so sehr mit dem slowenischen Äquivalent gleichsetzen, weil sich die
Wortauswahl, außer dem Verb »tragen« (= slow. nositi), ändert.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« bzw. »voda« ist im deutschen Phrasem
mit dem Substantiv »Sieb« und der Präposition »in« oder »mit« verbunden. Statt
»Sieb« wird bei dem slowenischen Äquivalent die Komponente »voda« bzw. »das
Wasser« mit dem Substantiv »morje« bzw. »Meer« und der Präposition »v« bzw.
»in« verbunden. Bei der Präposition gibt es also keine Auswahl, wie es bei dem
deutschen Phrasem der Fall war. Das Verb »schöpfen« wird im Slowenischen
durch das Verb »nositi« bzw. »tragen« ersetzt. Nach Debenjak ist bei dem
deutschen Phrasem Wasser in die Elbe tragen »das Wasser« bzw. »voda« mit dem
Substantiv »Elbe« und der Präposition »in« verbunden. Das Verb »tragen« bzw.
»nositi« kommt auch in dem slowenischen Äquivalent vor, nur statt dem
Substantiv »Elbe« wird im Slowenischen das Substantiv »morje« bzw. »Meer«
benutzt. Beim deutschen Phrasem Eulen nach Athen tragen können wir sehen,
dass das Substantiv »Eulen« die Komponente »Wasser« ersetzt, wobei die
Präposition »nach« statt »in« steht. Statt dem Substantiv »Sieb« oder »Elbe« wird
das Substantiv »Athen« benutzt. Das slowenische Äquivalent hat mit dieser
Variante des deutschen Phrasems nur das Verb »nositi« bzw. »tragen«
gemeinsam.
30
7. ins Wasser fallen (ugs.)
= pasti v vodo
� Katharina lächelte und bedauerte, dass die geplante Fahrt ins Neckertal nun ins
Wasser gefallen sei (Ossowski, Liebe ist 73).
� Katarina se je nasmejala in obžalovala, da je načrtovan izlet v Neckertal padel
v vodo.
Die semantische Bedeutung: Ins Wasser fallen ist ein Phrasem, dessen
slowenisches Äquivalent mit dem Deutschen identisch ist. Sowie die Bedeutung,
als auch die Wortauswahl, ist in beiden Sprachen gleich. Anhand des Beispiels
wurde Katharina klar, dass aus der geplanten Fahrt nichts wird.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« bzw. »voda« ist in beiden Sprachen mit
der Präposition »ins« bzw. »v« und dem Verb »fallen« bzw. »pasti« verbunden.
8. unter Wasser stehen
* nach Debenjak auch unter Wasser sein
= biti pod vodo/ biti poplavljen
� Nach dem letzten Gewittersturm standen sämtliche Straßen der Altstadt unter
Wasser. (Duden 11)
� Po zadnjem deževju so bile vse ceste starega predela mesta pod vodo/
poplavljene.
Die semantische Bedeutung: Unter Wasser stehen ist ein Phrasem, dessen
slowenisches Äquivalent mit dem Deutschen identisch ist, nur die Wortauswahl
ist ein wenig anders. Statt des Verbs »stehen«, wird bei dem slowenischen
Äquivalent das Verb »biti« bzw. »sein« benutzt, deswegen ist die Variante des
deutschen Phrasems unter Wasser sein von Debenjak passender. Die zweite
slowenische Variante für dasselbe Phrasem lautet biti poplavljen bzw.
»überschwemmt sein«, das meiner Meinung nach, eher eine Bedeutungsangabe
und kein Äquivalent ist. Wenn man genau aufpasst, kann man sehen, dass das
31
Phrasem unter Wasser stehen bzw. biti pod vodo/ biti poplavljen sehr ähnlich mit
dem Phrasem etw. unter Wasser setzen bzw. poplaviti ist. Der einzige
Unterschied liegt zwischen den zwei Verben »stehen« und »setzen«, die aber
schon genügen um die Bedeutung der beiden Phraseme zu beeinflussen. Bei dem
ersten Phrasem mit »stehen« drücken wir den Zustand aus, in der sich ein
Gegenstand oder eine Person nach der Beflutung befindet, und bei dem zweiten
Phrasem mit »setzen« wird etwas unter Wasser gesetzt; »setzen« wird als Täter
der Beflutung dargestellt.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« bzw. »voda« ist in beiden
Sprachen mit der Präposition »unter« bzw. »pod« verbunden. Der Unterschied
liegt nur beim Verb, wobei statt »stehen« im slowenischen Äquivalent das Verb
»biti« bzw. »sein« verwendet wird. Das ist der Grund, wieso das slowenische
Äquivalent dem deutschen Phrasem unter Wasser sein, von Debenjak, eher
entspricht. Die Komponente „Wasser“ bzw. „voda“ wird sowie mit der
Präposition „unter“ bzw. „pod“ als auch mit dem Verb „sein“ bzw. „biti“
verbunden. Das slowenische Äquivalent kann genauso biti poplavljen bzw.
»überschwemmt sein« lauten. In diesem Fall wird die Komponente »voda« bzw.
»Wasser« überhaupt nicht erwähnt.
9. jmdn., sich über Wasser halten
= držati se nad vodo
� Der neue Kredit sollte ihn so lange über Wasser halten, bis er seine Produktion
umgestellt hat. (Duden 11)
� Nov kredit bi ga moral držati nad vodo vse dokler ne spremeni svoje
proizvodnje.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch. Anhand des Beispiels sehen wir, dass »das Wasser« mit »dem
neuen Kredit« im Zusammenhang steht. Der neue Kredit gibt ihm nämlich die
Kraft, dass er so lange aushalten kann, bis die Produktion wieder läuft. Die
Bedeutung des deutschen Phrasems wird im Slowenischen mit der
Wortverbindung držati se nad vodo ausgedrückt.
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Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« bzw. »voda« ist in beiden
Sprachen mit der Präposition »über« bzw. »nad« und dem Verb »halten« bzw.
»držati se« verbunden. Die Valenz wird mit dem Pronomen »jemand« bzw. »sich«
ausgedrückt, woraus wir schließen können, dass es sich um ein Lebewesen
handelt. Laut des Beispiels wird das Phrasem jmdn. über Wasser halten benutzt,
in diesem Fall konkret mit dem Personalpronomen »ihn«. Ähnlich ist es mit dem
slowenischen Äquivalent, wo die Valenz durch das Verb »držati se« bzw. »sich
halten« zum Ausdruck kommt, konkret aber, anhand des Beispiels, mit dem
Personalpronomen »ga« bzw. »ihn«.
10. ein stilles Wasser (ugs. scherz.)
= tiha voda
� Sein jüngerer Bruder war eher unscheinbar, ein stilles Wasser. (Duden 11)
� Njegov mlajši brat je bil bolj neopazen, tiha voda.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch. Wenn wir das Beispiel beobachten, können wir sehen, dass
sich das Phrasem ein stilles Wasser auf den jüngeren Bruder bezieht. Das
bedeutet, dass der Bruder unscheinbar und sehr still ist, deswegen bemerkt man
ihn kaum. Die Bedeutung des deutschen Phrasems wird im Slowenischen mit der
Wortverbindung tiha voda ausgedrückt.
Die formale Bedeutung: Die Wortauswahl ist in beiden Sprachen gleich, denn
»das Wasser« bzw. »voda« ist in beiden Fällen mit dem Adjektiv »still« bzw.
»tiha« verbunden. Das Phrasem kann, in dieser Form, sowohl in dem deutschen
Beispiel als auch in der slowenischen Übersetzung vorkommen.
11. stille Wasser sind tief
= tiha voda jezove podira/ bregove dere
� Eigentlich ist er in all den Jahren nie besonders aufgefallen, und jetzt stellt sich
heraus, dass er mit drei Frauen gleichzeitig verheiratet war! – Tja, stille Wasser
sind tief. (Duden 11)
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� Pravzaprav v vseh teh letih ni izstopal, dokler se ni izkazalo, da je bil istočasno
poročen s tremi ženskami! – Res je, tiha voda bregove dere.
Die semantische Bedeutung: Stille Wasser sind tief ist ein Phrasem, dessen
slowenisches Äquivalent mit dem Deutschen identisch ist. In diesem Fall bedeutet
das aber nur, dass der Sinn gleich ist, nicht aber die Wortauswahl. Statt stille
Wasser sind tief, sagt man im Slowenischen tiha voda jezove podira, was
bedeuten würde, dass »das stille Wasser die Dämme zerstört« oder tiha voda
bregove dere, was bedeutet, dass »das stille Wasser die Ufer vernichtet«. Die
Betonung der beiden slowenischen Äquivalente liegt also in der Kraft, wobei bei
dem deutschen Phrasem die Tiefe wichtig ist.
Was uns dabei auffällt ist, dass im Slowenischen die Singular-Form für das
Wasser verwendet wird, und im Deutschen die Plural-Form. Wenn wir uns auf das
Beispiel konzentrieren, können wir erkennen, dass die Person um die es sich
handelt, eine ruhige Person ist von der man sich nie im Leben denken würde, dass
sie mit drei Frauen gleichzeitig verheiratet war. Dieses Erstaunen wird auch
durch das Ausrufezeichen angedeutet. Das Phrasem (»Tja, stille Wasser sind tief«
bzw. »Res je, tiha voda bregove dere«), das erst nach dem Ausrufezeichen
auftauch bezieht sich zwar auf den ganzen Satz, trotzdem ist er von ihm
unabhängig. Es könnte also auch alleine stehen.
Die formale Bedeutung: Die Wortauswahl ist, wie schon gesagt wurde, ein wenig
anders. »Das Wasser« bzw. »voda« ist im deutschen Phrasem mit dem Adjektiv
»tief« verbunden, indem bei dem slowenischen Äquivalent »voda« bzw. »das
Wasser« entweder mit dem Substantiv »jez« bzw. »Damm« verbunden ist, oder
mit dem Substantiv »breg« bzw. »Ufer«. Auch der Numerus verändert sich. Statt
des Plurals »stille Wasser« im Deutschen, wird der Singular »tiha voda« im
Slowenischen benutzt. Diesem Phrasem können wir keine Valenz zuschreiben,
denn das Phrasem kann genauso alleine stehen und bezieht sich auf keine
Lebewesen oder Gegenstände.
34
12. Wasser treten
1. hoja po vodi (*das Wassertreten)
� Der Kleine kann zwar noch nicht richtig schwimmen, aber schon ganz gut
Wasser treten. (Duden 11)
� Mali ne zna še niti prav plavati, pa že hodi po vodi.
2. hoditi po vodi (*in der Medizin benutzt)
� Vor dem Frühstück mussten wir erst zehn Minuten Wasser treten. (Duden 11)
� Pred zajtrkom smo morali deset minut hoditi po vodi.
Die semantische Bedeutung: Wasser treten ist ein Phrasem, dessen slowenisches
Äquivalent mit dem Deutschen identisch ist. Es gibt jedoch zwei verschiedene
Bedeutungen für das Phrasem, und zwar Wasser treten bzw. hoja po vodi im
Sinne, dass man sich versucht an der Wasseroberfläche zu halten, wie es in dem
ersten Beispiel der Fall ist. Obwohl der Kleine noch nicht schwimmen kann, kann
er sehr wohl Wasser treten. Wasser treten bzw. hoditi po vodi kann aber auch in
der Medizin verwendet werden, und zwar als ein Heilverfahren, wie es in dem
zweiten Beispiel angedeutet wird. Als eine Art Therapie, mussten sie vor dem
Frühstück zehn Minuten Wasser treten.
Die formale Bedeutung: Die Komponente „Wasser“ bzw. „voda“ ist in beiden
Sprachen mit dem Verb „treten“ bzw. „hoditi“ verbunden. Im Slowenischen wird
auch die Präposition „po“ bzw. „auf“ benutzt, die sich mit dem Akkusativ bindet.
Im deutschen Phrasem Wasser treten wird sie jedoch nicht gebraucht. Der
Unterschied zwischen dem deutschen Phrasem und seinem slowenischen
Äquivalent zeigt sich in beiden Vergangenheitsformen, die nur bei dem
slowenischen Äquivalent vorkommen. So ist hoja po vodi bzw. Wasser treten (im
Infinitiv „das Wassertreten“, zusammen geschrieben) die imperfekte Form bzw.
eine unvollendete Handlung des Verbs „hoditi“ bzw. „treten“. Hoditi po vodi bzw.
Wasser treten (in der Medizin) dagegen, steht für die Perfekt-Form und stellt eine
vollendete Handlung desselben Verbs dar.
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13. sein Wasser/ sich das Wasser abschlagen (veraltend)
*nach Debenjak auch Wasser lassen
= iti na vodo/ mokriti/ urinirati
� Er eilte zum nächsten Baum, um sein Wasser abzuschlagen. (Duden 11)
� Hitel je do bližnjega drevesa, da bi šel na vodo/ mokril/ uriniral.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch, die Wortauswahl, außer »dem Wasser« bzw. »voda«, jedoch
nicht. Der slowenischer Äquivalent zu sein Wasser/ sich das Wasser abschlagen
bzw. Wasser lassen ist iti na vodo/ mokriti/ urinirati. Wortwörtlich wären die
Bedeutungen nach der folgenden Reigenfolge geordnet, und zwar: »Aufs Wasser
gehen« für iti na vodo und »urinieren« für mokriti und urinirati. Aufgrund des
Beispiels konnte er nicht mehr länger aushalten, deswegen eilte er zum nächsten
Baum, um zu urinieren. Nicht zu übersehen ist die Tatsache, dass in beiden
Wörterbüchern von Debenjak das deutsche Phrasem entweder Wasser lassen oder
Wasser abschlagen lautet, wobei in Duden 11 nur eine Möglichkeit vorkommt,
und zwar sein Wasser/ sich das Wasser abschlagen. Das zeugt darüber, dass es
unter zweisprachigen und einsprachigen Wörterbüchern noch viele
Mangelhaftigkeiten und Uneinigkeiten gibt, die noch verbessert werden müssen.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« bzw. »voda« ist im deutschen Phrasem mit
dem Verb »abschlagen« verbunden (nach Debenjak auch mit dem Verb »lassen«
bzw. »mokriti«). Bei dem slowenischen Äquivalent ist »voda« bzw. »das Wasser«
mit dem Verb »iti« bzw. »gehen« und der Präposition »na« bzw. »auf«
verbunden. »Urinirati« bzw. »urinieren« und »mokriti« bzw. »lassen« sind
genauso mögliche Varianten, die vorkommen können, jedoch unabhängig von der
Komponente »voda« bzw. »das Wasser«.
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II. Slowenische Äquivalente mit ANDERER/ UNTERSCHIEDLICHER
Komponente
1. nahe am/ ans Wasser gebaut haben (ugs.)
= hitro bruhniti v jok
� Wer nahe ans Wasser gebaut hat, sollte für diesen Film eine besonders große
Packung Papiertaschentücher mitnehmen. (Duden 11)
� Kdor hitro bruhne v jok, naj si za ta film priskrbi veliko robčkov.
Die semantische Bedeutung: Statt der Komponente »Wasser« bzw. »voda«
verwendet man im Slowenischen das Wort »jok« bzw. »das Weinen«. Nicht nur
die Komponenten, sondern auch die übrigen Wörter sind anders, obwohl die
Bedeutung gleich ist. Das slowenische Äquivalent hitro bruhniti v jok, würde
wortwörtlich »schnell in Tränen brechen« lauten. Dieses Phrasem kann man
besser anhand des Beispiels verstehen. Es ist allgemein klar, dass derjenige, der
z.B. ein Haus nah am Wasser hat, sehr schnell, nass werden kann. So ist es auch in
der übertragenen Bedeutung. Wer also weiß, dass er sehr schnell in Tränen
ausbricht, sollte für diesen Film viele Papiertaschentücher mitnehmen. Deswegen
also das Phrasem nahe am/ ans Wasser gebaut haben.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Verb »gebaut
haben« und der Präposition »an« verbunden. Bei dem slowenischen Äquivalent
wird die Komponente »voda« bzw. »Wasser« durch das Substantiv »jok« bzw.
»das Weinen« ersetzt. Genauso ändern sich das Verb, die Präposition und das
Adjektiv. Das Substantiv »jok« bzw. »das Weinen« wird also mit dem Verb
»bruhniti« bzw. »sich erbrechen«, der Präposition »v« bzw. »in« und dem
Adjektiv »hitro« bzw. »schnell« verbunden.
2. jmdm. läuft das Wasser im Mund[e] zusammen (ugs.)
= nekomu se cedijo sline
� Silbi brät sich Zucker in einer Puppenpfanne. Das Wasser läuft ihr im Munde
zusammen dabei, obwohl es schon sehr angebrannt riecht (Kempowski, Zeit 114)
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� Silbi si cvre sladkor v ponvi. Kljub temu, da že ima vonj po zažganem, se ji
cedijo sline.
Die semantische Bedeutung: Jmdm. läuft das Wasser im Mund[e] zusammen ist
ein Phrasem, das in der Umgangssprache verwendet wird. Das Beispiel deutet an,
dass wegen des Zuckers, der in der Puppenpfanne gebraten wird, Silbi Lust aufs
Essen bekommt. Das Wasser, das ihr im Munde zusammenläuft, ist also eine
Metapher für ihr Verlangen nach Essen, das dadurch entsteht. Es ist aber nicht nur
rein metaphorisch gemeint, denn tatsächlich kommt es zu einem Prozess, der
entsteht wenn man übermäßig an Essen denkt, und deswegen wird in unserem
Mund der Speichel (das Wasser) produziert.
Die Bedeutung des Phrasems ist in beiden Sprachen gleich, nur die Wortauswahl
ist etwas anders. Das slowenische Äquivalent unterscheidet sich von dem
Deutschen, und zwar in der Komponente »Wasser«. Anstatt »voda« bzw.
»Wasser« verwendet man im Slowenischen das Wort »sline« bzw. »Speichel«.
Genau genommen liegt das Problem darin, dass die Deutschen »dem Wasser«
mehrere Bedeutungen zuschreiben. So kann z.B. mit »Wasser« »das Trinkwasser«
oder eben »Wasser« im Sinne von »Speichel« gemeint sein. Genauso ist es mit
dem Verb »laufen«. »Laufen« kann man im physischen Sinne indem man sich
»bewegt« oder »laufen« im Sinne von »fließen«. Die Bedeutung des deutschen
Phrasems wird im Slowenischen mit der Wortverbindung nekomu se cedijo sline
ausgedrückt.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« ist mit dem Verb »laufen« und mit dem
Substantiv »Mund« verbunden. Bei dem slowenischen Äquivalent fällt das
Substantiv »Mund« heraus, übrig bleibt nur »sline« bzw. »Wasser« und das Verb
»laufen« bzw. »cediti se«. Obwohl die Wortauswahl anders ist, kann das Phrasem
in dieser Form, sowohl in dem deutschen Beispiel als auch in der slowenischen
Übersetzung vorkommen. Was die Valenz betrifft, kann dieses Phrasem nur bei
Lebewesen verwendet werden, denn es ist unmöglich, dass Gegenständen das
Wasser im Mund zusammenläuft.
3. ins Wasser gehen (verhüll.)
= utopiti se (narediti samomor)
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� Als sie wusste, dass sie schwanger war und, dass der Kerl sie niemals heiraten
würde, ging sie ins Wasser. (Duden 11)
� Ko je izvedela, da je noseča in da se fant ne bo nikdar poročil z njo, se je
utopila/ naredila samomor.
Die semantische Bedeutung: Das Beispiel deutet an, dass sie Selbstmord beging,
als sie erfuhr, dass sie schwanger war und ihr Freund sie niemals heiraten würde.
Das Phrasem ins Wasser gehen, will die Umstände und das Begehen, mit der
Auswahl der Wörter, verschönern. Das slowenische Äquivalent unterscheidet sich
von dem Deutschen, und zwar in der Komponente »Wasser«. Anstatt »Wasser«
verwendet man im Slowenischen das Verb »utopiti se« bzw. »ertrinken«. Man
kann aber statt utopiti se auch das Phrasem narediti samomor bzw. »Selbstmord
begehen« verwenden, denn es kann nicht nur im Sinne von »ertrinken«, sondern
auch im Sinne von »sich töten« verwendet werden. Nicht nur die Komponenten,
auch die übrigen Wörter sind anders, obwohl die Bedeutung gleich ist. So fällt die
Präposition »ins« und das Verb »gehen« bei dem slowenischen Äquivalent aus.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit der Präposition »in«
und dem Verb »gehen« verbunden. Bei dem slowenischen Äquivalent wird statt
»Wasser« das Verb »utopiti se« bzw. »ertrinken« oder das Phrasem narediti
samomor bzw. »Selbstmord begehen« verwendet. Bei diesem Phrasem taucht
auch eine stilistische Markierung auf, die wir nicht übersehen dürfen, und zwar ist
das Phrasem als verhüllend bezeichnet. Das bedeutet, dass man den Selbstmord
bzw. die Tat an sich selbst mit der Auswahl der Wörter (= ins Wasser gehen)
verschönern möchte.
4. hier, dort usw. wird auch nur mit Wasser gekocht (ugs.)
= tudi drugje je ista pesem/ ni nič bolje
� Das Institut hat einen hervorragenden Ruf auf dem Gebiet der Materialprüfung,
aber letztlich wird dort auch nur mit Wasser gekocht. (Duden 11)
� Inštitut je na odličnem glasu na področju materialnih raziskav, nenazadnje pa
je tudi tam ista pesem/ ni nič bolje.
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Die semantische Bedeutung: Statt der Komponente »Wasser« verwendet man in
der slowenischen Sprache entweder das Wort »pesem« bzw. »das Lied« oder »nič
bolje« bzw. »nichts besser«. Die Bedeutungen sind in beiden Sprachen anders
ausgedrückt. Der slowenische Äquivalent lautet tudi drugje je ista pesem/ ni nič
bolje was in der direkten deutschen Übersetzung bedeuten würde »auch anderswo
ist es das selbe Lied«. Im Slowenischen gibt es aber noch die zweite Option wie
man das Phrasem ausdrücken kann, und zwar tudi drugje ni nič bolje, was
wiederum bedeuten würde »auch anderswo ist es nichts besser«. Wenn wir uns
dem Beispiel widmen, können wir das Phrasem besser verstehen. Obwohl das
Institut allgemein anerkannt ist, wird dort auch nur mit Wasser gekocht bzw. tudi
drugje je ista pesem/ ni nič bolje, was bedeutet, dass auch dort die Sachen nicht
besser oder schlechter funktionieren, als in den anderen Instituten und alles so
verläuft wie überall.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Verb »kochen«
und der Präposition »mit« verbunden. Bei dem slowenischen Äquivalent wird die
Komponente »voda« bzw. »Wasser« entweder durch das Substantiv »pesem«
bzw. »das Lied« oder durch das Adverb »nič bolje« bzw. »nichts besser« ersetzt.
5. mit allen Wassern gewaschen sein (ugs.)
= z vsemi žavbami namazan
� Wer es in diesem Job zu etwas bringen will, der muss schon mit allen Wassern
gewaschen sein. (Duden 11)
� Kdor želi v tej službi kaj doseči, mora biti z vsemi žavbami namazan.
Die semantische Bedeutung: Statt der Komponente »Wasser« bzw. »voda«
verwendet man im Slowenischen das Wort »žavbe« bzw. »Teufeleien«. Nicht nur
die Komponenten, sondern auch die Verben sind verschieden, obwohl die
Bedeutung dieselbe ist. Das Verb »gewaschen sein« wird in dem slowenischen
Äquivalent durch das Adjektiv »namazan« bzw. »geschmiert« ersetzt. Anhand
des Beispiels kann man sehen, dass sich das Phrasem auf die Charakteristiken der
Person bezieht, denn es hängt von der Person ab, in wie fern sie in ihrem Job
erfolgreich ist. Die Bedeutung des deutschen Phrasems wird im Slowenischen mit
der Wortverbindung z vsemi žavbami namazan ausgedrückt.
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Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Verb
»gewaschen sein« und der Präposition »mit« verbunden. Bei dem slowenischen
Äquivalent bleibt die Präposition »mit« bzw. »z« gleich, jedoch wird die
Komponente »voda« bzw. »Wasser« durch das Substantiv »žavbe« bzw.
»Teufeleien« ersetzt. Das Substantiv ist mit dem Adjektiv »namazan« bzw.
»geschmiert« verbunden. Das Verb »gewaschen sein« fällt in dem slowenischen
Äquivalent aus und wird durch das bereits genannte Adjektiv ersetzt.
6. etw. unter Wasser setzen
= poplaviti
� Eine defekte Waschmaschine hatte die Küche unter Wasser gesetzt. (Duden
11)
� Pokvarjen pomivalni stroj je poplavil kuhinjo.
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent ist mit dem deutschen
Phrasem identisch, nur die Wortauswahl ist anders. Obwohl nach Debenjak das
slowenische Äquivalent zu etw. unter Wasser setzen poplaviti lautet, geht es
meiner Meinung nach, um eine direkte Übersetzung bzw. eine Bedeutungsangabe
und um kein Äquivalent. Poplaviti bedeutet nämlich auf Deutsch
»überschwemmen«. Wenn man sich auf das Beispiel konzentriert, sieht man, dass
»das Wasser« mit »der defekten Waschmaschine« verbunden ist. Die
Waschmaschine ist schuld daran, dass die Küche überschwemmt wurde.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit der Präposition
»unter« und dem Verb »setzen« verbunden. Das slowenische Äquivalent ist das
Verb »poplaviti« bzw. »überschwemmen«. Die Valenz deutet an, dass sich das
deutsche Phrasem etw. unter Wasser setzen bzw. poplaviti nur auf Gegenstände
bezieht. Der Beweis dafür ist das Wort »etwas«. Man kann also keine Person
unter Wasser setzen, sondern nur Gegenstände.
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7. reinsten Wassers; von reinstem Wasser
= pravi, čist
� Die neue Leiterin des Staatsballetts war eine Tänzerin und Choreographin
reinsten Wassers. (Duden 11)
� Nova predstojnica državnega baleta je bila prava plesalka in koreografinja.
Die semantische Bedeutung: Statt der Komponente »Wasser« verwendet man im
Slowenischen die Bezeichnung »pravi, čist« bzw. »richtig, rein«. Obwohl es in
dem deutsch-slowenischen Wörterbuch von Debenjak so steht, ist das meiner
Meinung nach eher eine direkte Übersetzung, nicht aber ein Äquivalent, deswegen
könnte der mögliche, passende slowenische Äquivalent dazu folgend lauten: Iz
pravega testa bzw. »aus dem richtigen Teig«. So würde die Ersatzkomponente für
»das Wasser« bzw. »voda«, »testo« bzw. »Teig« sein. Anhand des Beispiels
können wir erkennen, dass sich »das reinste Wasser« auf »die neue Leiterin des
Staatsballetts« bezieht. Das heißt so viel wie, dass sie in ihrem Geschäft wirklich
gut ist und sie kaum eine Konkurrenz hat.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Adjektiv »rein«
bzw. »pravi, čist« verbunden. Möglich ist auch, dass die Präposition »von« mit
eingeschlossen ist. In diesem Fall lautet das deutsche Phrasem von reinstem
Wasser. Das slowenische Äquivalent verfügt nicht über die Komponente »voda«
bzw. »Wasser«, deswegen gibt es nur das Adjektiv »pravi, čist« bzw. »rein«, der
alleine das slowenische Äquivalent ausmacht.
8. jmdm. das Wasser abgraben (ugs.)
= spodkopavati koga
� »Wir...unterstützen den Nationalismus, weil er das beste Mittel ist, den Roten
das Wasser abzugraben« (Feuchtwanger, Erfolg 553).
� »Podpiramo nacionalizem, ker služi k spodkopavanju Rdečih«
Die semantische Bedeutung: Das slowenische Äquivalent unterscheidet sich vom
Deutschen, und zwar in der Komponente »voda« bzw. »Wasser«. Die
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Komponente fällt in dem Slowenischen aus. Statt dieser übernimmt die Hauptrolle
in dem slowenischen Äquivalent das Verb »spodkopavati« bzw. »abgraben«.
Anhand des Beispiels sind der Grund dafür, dass jmdm. das Wasser abgegraben
werden soll, die Roten. Die Bedeutung des deutschen Phrasems wird im
Slowenischen mit der Wortverbindung spodkopavati koga ausgedrückt.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Verb »abgraben«
verbunden, aber das gilt nur für das deutsche Phrasem. Das slowenische
Äquivalent verfügt über die Komponente »voda« bzw. »Wasser« nicht, deswegen
wird das Verb »spodkopavati« bzw. »abgraben« mit dem Personalpronomen
»koga« bzw. »jmdm. « verbunden.
9. jmdm. nicht das Wasser reichen können (ugs.)
= ne segati (komu) niti do kolen
� Sie ist sicher eine erstklassige Eiskunstläuferin, aber ihrer Konkurrentin aus
Kanada kann sie nicht das Wasser reichen. (Duden 11)
� Sigurno je odlična umetnostna drsalka, kljub temu ne seže svoji konkurentki iz
Kanade niti do kolen.
Die semantische Bedeutung: Das Beispiel deutet an, dass sich die Eiskunstläuferin
mit ihrer Konkurrentin aus Kanada nicht messen kann, denn anscheinend ist die
Kanadierin viel besser. Das slowenische Äquivalent unterscheidet sich von dem
Deutschen, und zwar in der Komponente »Wasser«. Anstatt »voda« bzw.
»Wasser« verwendet man im Slowenischen das Wort »koleno« bzw. »das Knie«.
Ungewöhnlich für dieses Phrasem ist, dass die Bedeutungen in beiden Sprachen
anders ausgedrückt sind. Das slowenische Äquivalent lautet ne segati (komu) niti
do kolen was in der direkten deutschen Übersetzung nicht einmal bis zu den Knien
reichen hieß. Das deutsche Phrasem aber bedeutet, dass die Eiskunstläuferin nicht
einmal in der Lage, ist ihrer Konkurrentin das Wasser zu reichen, geschweige
denn sie zu besiegen. Obwohl also die Wortauswahl anders ist, wird in beiden
Sprachen dasselbe gemeint.
Die formale Bedeutung: »Das Wasser« ist mit dem Verb »reichen« verbunden.
Bei dem slowenischen Äquivalent wird die Komponente »voda« bzw. »Wasser«
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durch das Substantiv »koleno« bzw. »das Knie« ersetzt. Das Verb »reichen« bzw.
»segati« bleibt in beiden Sprachen präsent.
III. Deutsche Phraseme OHNE slowenischen Äquivalente
1. du kommst schon noch mal auf meinen Hof/ in mein Klosett/ auf meine
Toilette Wasser trinken (ugs.)
� Dann behalt doch dein blödes Geld für dich, du Geizkragen! Du kommst schon
noch mal in mein Klosett Wasser trinken! (Duden 11)
Die semantische Bedeutung: Anhand des Beispiels sehen wir, dass der Ich-
Erzähler anscheinend wütend auf die angesprochene Person ist, weil die ihm kein
Geld leihen bzw. geben wollte. Er will mit dem Phrasem du kommst schon noch
mal in mein Klosett Wasser trinken andeuten, dass diese Person ihn auch noch mal
brauchen wird und wenn das passiert, kann er seine Hilfe vergessen. Es gibt dazu
kein passendes slowenisches Äquivalent, deswegen wird nur das deutsche
Beispiel verwendet.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Verb »trinken«
verbunden. Wichtig dabei sind noch die Orte, wo das Wasser getrunken wird, und
zwar sind das die Substantive »Hof«, »Klosett« und »Toilette«. Hauptsächlich
wollen die drei verschiedenen Substantive andeuten, dass es sich um das Zuhause
des Ich-Erzählers handelt. Es hängt von dem einzelnen Substantiv ab, mit welcher
Präposition er in Verbindung steht. Bei dem ersten und dem dritten ist das »auf«
und bei dem zweiten ist das »in«. Das Phrasem ist unabhängig von dem übrigen
Text, was bedeutet, dass es auch alleine stehen könnte. Schlussendlich kann man
über der Valenz nicht sprechen, weil es keine gibt.
2. [jmdm.] Wasser in den Wein gießen (geh.)
� Ich bedauere, Ihnen Wasser in den Wein gießen zu müssen, aber vom Erlös
dieser Verkäufe wird der Fiskus einen erheblichen Anteil fordern. (Duden 11)
Die semantische Bedeutung: Das Phrasem Wasser in den Wein gießen, kann man
besser verstehen wenn man es anhand des Beispiels beobachtet. In der
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übertragenen Bedeutung gießt man jmdm. das Wasser in den Wein mit der
Absicht, ihn zu ernüchtern, die Tatsachen realistisch darzustellen. Leider wird
trotz des Erlöses, der Fiskus einen erheblichen Anteil fordern und das will der Ich-
Erzähler, dem Adressat klar machen. Es gibt dazu kein passendes slowenisches
Äquivalent, deswegen wird nur das deutsche Beispiel verwendet.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« steht mit dem Substantiv
»Wein« in Beziehung. Die beiden Substantive sind nah miteinander verbunden
und voneinander abhängig. Sie stehen also in einer Wechselbeziehung. Sie
werden voneinander nur durch die Präposition »in« und das Verb »gießen«
getrennt.
3. ins kalte Wasser springen/ geworfen werden (ugs.)
� Nach dem Tod seines Vaters war er ins kalte Wasser gesprungen und hatte die
Firmenleitung übernommen. (Duden 11)
Die semantische Bedeutung: Laut des Beispiels war der Ich-Erzähler wegen des
Todes seines Vaters, gefordert sich der neuen Situation anzupassen, deswegen hat
er die Firmenleitung übernommen. »Das kalte Wasser« ist ein Synonym für eine
plötzliche Veränderung bzw. eine neue Situation in der sich ein Mensch zu Recht
finden muss. Es gibt dazu kein passendes slowenisches Äquivalent, deswegen
wird nur das deutsche Beispiel verwendet.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit der Präposition »in«,
dem Adjektiv »kalt« und dem Verb »springen/ geworfen werden« verbunden.
4. wie mit kaltem Wasser übergossen
� Die Hinterbliebenen saßen da wie mit kaltem Wasser übergossen, als der Notar
das Testament verlesen hatte. (Duden 11)
Die semantische Bedeutung: Das kalte Wasser bezieht sich, in diesem Fall, auf die
Hinterbliebenen, die durch die Vorlesung des Testaments ernüchtert wurden.
Ihnen wurde also ein reales Bild dargestellt, wie es mit der Vererbung tatsächlich
steht. Es gibt dazu kein passendes slowenisches Äquivalent, deswegen wird nur
das deutsche Beispiel verwendet.
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Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit der Präposition »mit«,
dem Adjektiv »kalt« und mit dem Verb »übergießen« verbunden. Dass es sich
hier um einen Vergleich handelt, wird mit der Konjunktion »wie« dargestellt. Die
Hinterbliebenen werden mit dem kalten Wasser, durch die Konjunktion wie,
verglichen.
5. zu Wasser werden (ugs.)
� Das ist alles bereits gebrieft und gesiegelt, und es müsste der Gottseibeiuns
selbst die Hand im Spiele haben, damit alles wieder zu Wasser werde wie so oft in
meinem Leben (Werfel, Himmel 44)
Die semantische Bedeutung: Laut des Beispiels drückt dieses Phrasem aus, dass
selbst Gott wollte, dass sich einige Sachen so entwickeln wie sie jetzt sind; alles
was man sich wünscht kann sich einfach nicht verwirklichen und in Erfüllung
gehen. »Wasser« kann man in diesem Fall als Synonym mit einen »Durchfall«
gleichsetzen. Es gibt dazu kein passendes slowenisches Äquivalent, deswegen
wird nur das deutsche Beispiel verwendet.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit der Präposition »zu«
und mit dem Verb »werden« verbunden.
6. Wasser marsch!
� Im Rahmen der Ausstellung »Wasser marsch – 100 Jahre Berufsfeuerwehr«
werden von der Feuerwehr Sonderaktionen durchgeführt (www.mg.hats.de,
12.7.2001)
Die semantische Bedeutung: Es handelt sich um einen Befehl, der im Bereich der
Feuerwehr vorkommt, doch gibt es kein passendes slowenisches Äquivalent dazu.
Ansonsten ist Wasser marsch! ein pragmatisches Phrasem bzw. eine
Routineformel. Für die Routineformeln ist typisch, dass sie spezifische
Funktionen innerhalb der Kommunikation haben, sowohl schriftlich als auch
mündlich. Wenn wir uns auf das Beispiel konzentrieren, wird »Wasser marsch«
nicht als ein Befehl dargestellt, sondern eher als Titel der Ausstellung, die im
Rahmen von 100 Jahre Berufsfeuerwehr durchgeführt wird. Ein slowenisches
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Äquivalent gibt es dazu nicht, deswegen wird nur das deutsche Beispiel
verwendet.
Die formale Bedeutung: Das Phrasem, in dem Beispiel, verfügt über kein
Ausrufezeichen, was darauf hinweist, dass es sich hier um kein Befehl handelt,
sondern konkret um einen Titel. Das Substantiv »Wasser« wird mit dem Verb
»marsch« verbunden.
7. Wasser hat keine/ keinen Balken
� Nein, mit so einer Nussschale würde er nicht aufs offene Meer hinausfahren –
Wasser hat keine Balken! (Duden 11)
Die semantische Bedeutung: Anhand des Beispiels können wir sehen, dass es
nicht vernünftig wäre mit einem Wasserfahrzeug, das nicht gerade stabil ist, aufs
offene Meer hinauszufahren. Das Phrasem bezieht sich schon auf den ganzen
Satz, trotzdem ist es von ihm unabhängig. Es könnte genauso alleine stehen, ohne
den vorangestellten Satz. Es gibt dazu kein passendes slowenisches Äquivalent,
deswegen wird nur das deutsche Beispiel verwendet.
Die formale Bedeutung: Wie schon vorher erwähnt, kann das Phrasem
unabhängig vom Satz stehen. Das bedeutet, dass das Phrasem Wasser hat keine/
keinen Balken keine Valenz hat. Es kann überall verwendet werden, nur muss es
dem Sinn des Textes vor ihm entsprechen. Die Komponente »Wasser« bzw.
»voda« steht mit dem Substantiv »Balken« bzw. »tram« in Beziehung.
8. Wasser predigen und Wein trinken (geh.)
� Die Widerstände aus der »Dritten Welt« sind dabei...vielmehr durch die
Befürchtung motiviert, dass in Seattle erneut Wasser gepredigt und Wein
getrunken wird (www.gfw-sicherheitspolitik.de
Die semantische Bedeutung: Wasser predigen und Wein trinken ist ein Phrasem,
das nicht oft verwendet wird, wahrscheinlich auch wegen der gehobenen Sprache
mit der man bei diesem Phrasem zu tun hat. Das Beispiel deutet an, dass es in der
Stadt Seattle schlechte Verhältnisse gibt, weil die Regierung den Leuten, auf der
einen Seite, Ratschläge erteilt und ihnen versucht den richtigen Weg zu weisen,
auf der anderen Seite wiederum machen sie selber die gleichen Fehler, welche die
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Leute vermeiden sollten. Aus diesem Grund macht sich die „Dritte Welt“ Sorgen
um Seattle. Es gibt dazu kein passendes slowenisches Äquivalent, deswegen wird
nur das deutsche Beispiel verwendet.
Die formale Bedeutung: Die Komponente „Wasser“ ist mit dem Verb „predigen“
verbunden. Es gibt hier aber eine Ausnahme, denn bis jetzt gab es nur eine
Komponente auf die wir uns konzentrierten, und zwar „Wasser“, in diesem Fall
gibt es aber noch eine Komponente, die dem Wasser gleichwertig ist. Das kann
man gut anhand der Konjunktion „und“ klar stellen, denn die beiden Phrasen
Wasser predigen und Wein trinken werden gleichgesetzt. „Wein“ bzw. ist also die
zweite Komponente, die mit dem Verb „trinken“ verbunden ist.
9. zu blöd/ dumm, einen Eimer Wasser umzustoßen (ugs.)
� Lass ihn reden, der Typ ist doch zu blöd, einen Eimer Wasser umzustoßen!
Die semantische Bedeutung: Dieses Phrasem betont die Dummheit des Typen, der
anscheinend so blöd/ dumm ist, dass er nicht einmal in der Lage ist einen Eimer
Wasser umzustoßen. Das zeugt von einer wirklich großen Blödheit bzw.
Dummheit, die am Ende des Satzes mit einem Ausrufezeichen unterstützt ist. Zu
blöd/ dumm, einen Eimer Wasser umzustoßen ist ein Phrasem, der häufig in der
Umgangssprache verwendet wird.
Die formale Bedeutung: Die Komponente »Wasser« ist mit dem Substantiv
»Eimer« und dem Verb »umstoßen« verbunden.
3.2.2 Ergebnisse der Analyse
Nach einer ausführlichen Analyse jedes einzelnen Phrasems mit der Komponente
„Wasser“ bzw. „voda“, folgen noch die Ergebnisse zu denen ich gekommen bin.
Wie schon in dem theoretischen Teil meiner Diplomarbeit erwähnt wurde setzt
sich die lexikographische Behandlung der phraseologischen Einheiten mit vielen
Fehlerhaftigkeiten auseinander, auf die auch ich während der Untersuchung
gestoßen bin.
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Überraschend für mich ist vor allem die Tatsache, dass es in den zweisprachigen
Wörterbüchern mit Deutsch und Slowenisch der Autoren Debenjak zu so vielen
Unstimmigkeiten und Auseinandersetzungen im Bereich der Phraseologie kommt.
Nicht nur, dass verschiedene Nennformen zum selben Phrasem zu finden sind,
manchmal wird bei der Aufführung des Phrasems überhaupt nicht auf die Valenz
geachtet.
Auch die stilistischen Markierungen sind z.B. im Duden 11 anders aufgeführt als
in den Wörterbüchern von Debenjak. Es gibt aber auch Phraseme, die z.B. in dem
deutsch-slowenischen Wörterbuch von Debenjak vorkommen, werden jedoch in
dem slowenisch-deutschen Wörterbuch oder umgekehrt, überhaupt nicht
aufgeführt. Es gibt also deutlich mehrere Uneinigkeiten und Fehler, die in
zweisprachigen Wörterbüchern auftauchen als in einsprachigen Wörterbüchern,
wie z.B. in dem speziellen Wörterbuch Duden 11.
Am besten widmen wir uns zu bestimmten Phrasemen, auf die ich, während der
Analyse, gestoßen bin und die für die Ergebnisse, die daraus folgen, von großer
Bedeutung sind. Ich habe von insgesamt 31 Phrasemen, folgende 3 Gruppen
analysiert:
a) 13 slowenische Äquivalente MIT der Komponente Wasser/ voda
- Problem der Aufführung:
In dem deutsch-slowenischen Wörterbuch von Debenjak ist das Phrasem Wasser
auf jmds. Mühle sein ein wenig anders aufgeführt, als im Duden 11, und zwar das
ist Wasser auf seine Mühle bzw. to je voda na njegov mlin. Passender ist natürlich
die Nennform, die im Duden 11 benutzt wird, denn es wird auf die Valenz
aufmerksam gemacht und auch das Phrasem wird durch das Personalpronomen
„jmds.“ nicht so eingeschränkt wie es bei Debenjak der Fall ist. Mit dem
Personalpronomen „seine“ Mühle bzw. „njegov“ mlin wird im Wörterbuch von
Debenjak genau spezifiziert, dass damit die Person ein Mann und keine Frau ist,
deswegen ist diese Definition fehlerhaft.
- Äquivalenzproblem:
Im slowenisch-deutschen Wörterbuch von Debenjak finden wir (genauso) ein
deutsches Äquivalent für dasselbe Phrasem (Wasser auf jmds. Mühle sein) und
zwar lautet es das ist Wind in seine Segel, wobei das deutsch-slowenische
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Wörterbuch über kein deutsches Äquivalent, außer das ist Wasser auf seine
Mühle, verfügt. Das ist ein wenig irritierend, wenn man bedenkt, dass die zwei
Wörterbücher von denselben Autoren verfasst wurden, trotzdem kommt es zu
Uneinigkeiten. Ähnlich ist es auch bei dem Phrasem, aus Duden 11, sein Wasser/
sich das Wasser abschlagen bzw. iti na vodo/ mokriti/ urinirati, wo in dem
deutsch-slowenischen und slowenisch-deutschen Wörterbuch der Autoren
Debenjak neben Wasser abschlagen noch Wasser lassen möglich ist.
Es gibt noch einige Phraseme, die im Wörterbuch von Debenjak entweder ein
wenig anders aufgeführt sind, als in Duden 11, oder ein zusätzliches Äquivalent
verfügen, auf alle wird jedoch nicht eingegangen.
- Mehrdeutigkeit:
Bei dem Phrasem Wasser treten, dass im Deutschen zwei Bedeutungen hat, habe
ich das Gefühl, dass es im Slowenischen keinen Unterschied gibt, obwohl
Debenjak auf den Unterschied hingewiesen hat. Nämlich hoja po vodi und hoditi
po vodi bedeutet beides Wasser treten. Der Unterschied im Slowenischen liegt nur
im Perfekt und Imperfekt, was aber meiner Meinung nach kein Grund ist, dass
gerade hoditi po vodi und nicht hoja po vodi (das Wassertreten) ein Ausdruck aus
der Medizin sein sollte. Ich finde also, dass Wasser treten nur im Deutschen zwei
verschiedene Bedeutungen hat.
b) 9 slowenische Äquivalente mit ANDERER/ UNTERSCHIEDLICHER
Komponente
- Äquivalent/ Übersetzung:
Das Phrasem reinsten Wassers; von reinstem Wasser bzw. pravi, čist ist mir
besonders aufgefallen. Der Grund dafür liegt in dem slowenischen Äquivalent,
was meiner Meinung nach, eine Übersetzung und kein Äquivalent ist. Schon
wenn wir das deutsche Beispiel Die neue Leiterin des Staatsballetts war eine
Tänzerin und Choreographin reinsten Wassers in das Slowenische übersetzen,
und statt des deutschen Phrasems reinsten Wassers das slowenische Äquivalent
pravi, čist benutzen, lautet das slowenische Beispiel Nova predstojnica državnega
baleta je bila prava plesalka in koreografinja. Anhand des slowenischen Beispiels
können wir behaupten, dass das slowenische Äquivalent pravi, čist nicht wirklich
passend ist, denn durch ihn wird nicht die tatsächliche Bedeutung des deutschen
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Phrasems ausgedrückt. Es wäre viel besser wenn man statt pravi, čist das Phrasem
iz pravega testa verwenden würde.
c) 9 deutsche Phraseme OHNE slowenischen Äquivalente
- Unsicherheitsfaktor:
Typisch für diese Gruppe ist die Tatsache, dass man auch nach der Analyse nicht
100% sicher sein kann, ob es zu diesen Phrasemen in der Tat kein passendes
slowenisches Äquivalent gibt. In Duden 11 sind nämlich einige Phraseme zu
finden, die nicht in den zweisprachigen Wörterbüchern mit Deutsch und
Slowenisch der Autoren Debenjak vorgekommen sind. Normalerweise wären
dann diejenigen Phraseme automatisch zu der Gruppe der deutschen Phraseme
OHNE slowenische Äquivalente eingeteilt, trotzdem bin ich der Meinung, dass
einige Phraseme, unter denen auch Wasser marsch!, ein slowenisches Äquivalent
verfügen, obwohl Debenjak das nicht aufgeführt hat. Sicher gibt es in der
slowenischen Feuerwehr bestimmte Ausdrücke die mit Wasser marsch!
gleichzusetzen sind. Das gleiche gilt auch für Wasser hat keine/ keinen Balken,
Wasser predigen und Wein trinken, ins kalte Wasser springen/ geworfen werden
usw. Das Problem liegt darin, dass das Slowenisch-Deutsche Wörterbuch von
Pleteršnik oder z.B. SSKJ zu umfangreich ist, um alle Phraseme zu überprüfen
und passende slowenische Äquivalente zu finden, denn es kann passieren, dass
sich auch die Komponente Wasser bzw. voda ändert und man kann sich nur
denken wie das deutsche Phrasem in dem Slowenischen lauten könnte.
Was die semantischen und formalen Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten betrifft,
unabhängig von den Wörterbüchern, kann ich sagen, dass es zwischen den
deutschen Phrasemen und deren slowenischen Äquivalenten keine größeren
Unterschiede gibt.
Die semantische Bedeutung der Phraseme ist in beiden Sprachen mehr oder
weniger identisch, nur die Wortauswahl ist mehrmals anders, vor allem bei den
slowenischen Äquivalenten mit ANDERER/ UNTERSCHIEDLICHER
Komponente. Nicht nur, dass die Komponente „Wasser“ durch eine andere
Komponente ersetzt wird, des Öfteren passiert es auch, dass andere Wörter sich
im slowenischen Äquivalent ändern. Z.B. mit allen Wassern gewaschen sein
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lautet im Slowenischen z vsemi žavbami namazan und weist darauf hin, dass nicht
nur die Komponenten, sondern auch die Verben verschieden sind.
Man kann daraus schließen, dass die meisten Unterschiede bei der formalen
Analyse stattfinden, außer bei den deutschen Phrasemen OHNE slowenische
Äquivalente, wo man sowohl die formale als auch die semantischen Unterschiede
bzw. Gemeinsamkeiten nicht vergleichen kann, weil es nur deutsche
Beispielangaben dazu gibt.
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4 Zusammenfassung
Meine Diplomarbeit ist sehr umfangreich und ausführlich geschrieben, deswegen
ist es meine Aufgabe eine Zusammenfassung zu schreiben, in der klar und
deutlich auf die wichtigsten Stellen meiner Diplomarbeit hingewiesen wird.
Am Anfang habe ich eine Einleitung zum Thema „Phraseme mit der Komponente
Wasser/ voda“ geschrieben. Es wird kurz darauf hingewiesen von welcher
Bedeutung phraseologische Phänomene für die heutige Sprache sind, was ich
jedoch versucht habe anhand eines deutsch-slowenischen Vergleichs darzustellen.
Um die Terminologie, auf die wir innerhalb der Phraseologie stoßen,
verständlicher zu machen, folgte der theoretische Teil. Es wird dargelegt was die
Phraseme der deutschen Gegenwartsprache ausmacht, konkret ist das aber anhand
der lexikographischen Bearbeitung der Phraseme erläutert. Zu diesem Zweck sind
Phraseme in einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern untersucht
worden, so dass die Unterschiede und Probleme, die dabei vorkamen, deutlicher
sind.
Der nächste Schritt war der empirische Teil, der den wichtigsten Teil meiner
Diplomarbeit ausmacht. Es wurde eine Liste aller Phraseme mit der Komponente
Wasser, aus Duden 11, zusammengestellt, bestehend aus 31 Phrasemen, die ich in
11 Gruppen mit verschiedenen Präpositionen eingeteilt habe, um einen besseren
Überblick zu schaffen. Diejenigen Phraseme, die ich nicht einordnen konnte, sind
unter dem Titel »Andere« zu finden. Das phraseologische Material bzw. die 31
Phraseme sind später in 3 größere Gruppen eingeteilt, und zwar: (I) Slowenische
Äquivalente MIT der Komponente Wasser/ voda; (II) Slowenische Äquivalente
mit ANDERER/ UNTERSCHIEDLICHER Komponente und (III) Deutsche
Phraseme OHNE slowenischen Äquivalente. Anhand der Beispielangaben wird,
bei jedem einzelnen Phrasem, eine ausführlichere Analyse über die semantischen
und formalen Unterschieden bzw. Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen
Phrasemen und deren slowenischen Äquivalente gemacht.
In Bezug auf den zwischensprachlichen Vergleich bin ich zu bestimmten
Ergebnissen gekommen, kurz gefasst: Zwischen deutschen Phrasemen und deren
slowenischen Äquivalenten kommt es kaum zu Unterschieden, außer in
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Wörterbüchern, die einige Unstimmigkeiten aufweisen, zumindest was die
Phraseologie betrifft und die meiner Meinung nach noch zu verbessern sind.
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5 Schlussfolgerung
Mein Entschluss zu dem deutsch-slowenischen Vergleich der Phraseme mit der
Komponente Wasser/ voda ist folgender, nämlich am Anfang dachte ich, dass ich
keinerlei Probleme mit dem Auffinden der Phraseme, und später mit der
semantischen und formalen Analyse haben werde, trotzdem gab es einige
Probleme die durch das Erforschen der Phraseme mit der Komponente Wasser die
ganze Zeit präsent waren.
Der Begriff „Phraseologie“ ist nämlich schon an sich selbst sehr komplex. Diese
Behauptung erwies sich auch später bei der lexikographischen Bearbeitung der
Phraseme als wahrhaftig. Die Komplexität ist der Grund dafür, dass es innerhalb
der zweisprachigen und auch einsprachigen Wörterbücher zu vielen
Unstimmigkeiten und Auseinandersetzungen kommt. Obwohl das Stichwort nach
dem wir suchen in beiden, zweisprachigen und einsprachigen Wörterbüchern,
Wasser bzw. voda lautet, sind die dazu gehörigen Phraseme unterschiedlich
benannt. Das merkt man entweder durch die Nennform, externe Valenz,
stilistische Markierungen usw., die von Wörterbuch zum Wörterbuch
unterschiedlich sind. Vor allem in zweisprachigen Wörterbüchern mit Deutsch
und Slowenisch kommt das besonders zum Ausdruck.
Von großer Hilfe, was den empirischen Teil betrifft, waren mir die
zweisprachigen Wörterbücher mit Deutsch und Slowenisch der Autoren Debenjak
nach denen ich mich orientiert habe und Duden 11 mit dem ich mir, bei der
Zusammenstellung der Liste aller Phraseme mit der Komponente Wasser,
geholfen habe.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass ich durch meine Diplomarbeit vieles
über Phraseologie erfahren habe, indem ich Phraseme in verschiedenen
Wörterbüchern verglichen und bearbeitet habe. Ich habe gelernt wie man sich
innerhalb der Phraseologie am besten zurechtfinden kann, d.h. unter welchen
Stichwort und an welcher Stelle man ein bestimmtes Phrasem finden kann, was ist
die phraseologische Nennform, was verstehen wir unter Bedeutungsangaben und
in welchen Situationen kann man ein Phrasem verwenden.
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Die Phraseologie ist zwar von Wörterbuch zu Wörterbuch unterschiedlich
dargestellt, trotzdem bin ich der Meinung, dass sie den Benutzern als große Hilfe
dient und sie sich darin gut zurechtfinden können.
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6 Literaturverzeichnis
Primärliteratur:
Burger, Harald (1989): Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen.
Berlin.
Jesenšek, Vida. Frazeologija v Pleteršnikovem slovensko-nemškem slovarju :
jezikovnosistemska in prevodna ustreznost. V: Jesenšek, Marko (ur.).
Besedoslovne lastnosti slovenskega jezika : slovenska zemljepisna imena.
Ljubljana: Slavistično društvo Slovenije; Pišece: Društvo Pleteršnikova domačija,
2004, str. 241-252.
Jesenšek, Vida. Frazeologija v splošnih dvojezičnih slovarjih : razmislek ob
nemško-slovenskih slovarjih avtorjev Debenjak. V: Jesenšek, Marko (ur.).
Knjižno in narečno besedoslovje slovenskega jezika, (Zbirka Zora, 32). Maribor:
Slavistično društvo, 2005, str. 154-172.
Glück, Helmut (2000): Metzler Lexikon Sprache, 2. Auflage. Stuttgart.
Sekundärliteratur:
Debenjak, Doris/ Debenjak, Božidar/ Debenjak, Primož (1998): Veliki nemško-
slovenski slovar = Grosses deutsch-slowenisches Wörterbuch. Ljubljana.
Debenjak, Doris/ Debenjak, Božidar/ Debenjak, Primož (2003): Veliki slovensko-
nemški slovar = Grosses slowenisch-deutsches Wörterbuch. Ljubljana.
Duden 11 = Duden. Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten.
Wörterbuch der deutschen Idiomatik. Mannheim 2002.
DUW = Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim 1989.
SSKJ - Slovar slovenskega knjižnega jezika. Ljubljana 2002.
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