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Page 1: Friede und Heil, Ausgabe 2/2011

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten77. Jahrgang – Nr. 2 – 2011

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FranziskanerkircheWürzburg

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Das Geschenk des Auferstandenen an seine Jünger war die Beauftra-gung, den Menschen pace e bene zu bringen, Frieden und Heil. Am Abend des Ostertages kam er zu ihnen durch verschlossene Türen, hauchte sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben (Johannes-Evangelium 20,22-23). Die Vollmacht der Prie-ster, im Namen Jesu die Befreiung von Schuld zuzusprechen, ist ein Geschenk an die Kirche. Wer das Sakrament der Versöhnung in Anspruch nimmt, wird es bestätigen. Beim Apostel Petrus waren es die beiden Szenen am Kohlenfeuer, die persön-liche Schuld und Vergebung durch den Herrn mit-einander verbinden. Es sind heilsame Fragen, die Gott an uns richtet, über unser Gewissen, so führt es P. Josef Fischer aus. Wer diese Fragen tief in sich hineinlässt, wird keine oberflächliche Osterbeichte ablegen. „Den Abgrund der Treulosigkeit im eige-nen Herzen zu entdecken, ist schwer zu ertragen. Genau dort beginnt die Umschmelzung innerer Erfahrung durch einen liebevollen Blick. Die Be-gegnung mit dem Lebendigen schenkt Vergebung. Es ist wie ein neues Aufatmen, nicht festgenagelt zu werden auf die dunkelste Stelle der eigenen Vergangenheit.“ Dieses österliche Geschenk der Sündenvergebung wurde zur Lebensaufgabe des am 31. Januar verstorbenen P. Adalbero, jahr-zentelang Pönitentiär an St. Peter im Vatikan.Fast sein gesamtes Ordensleben hat P. Adalbero Heussinger außerhalb unserer Provinz verbracht, aber im Auftrag der Provinz. Ihm sei daher ein ausführlicher Nachruf gegönnt. Über Neujahr konnte ich ihn für drei Tage in Graz besuchen. Zu seiner schweren Krebserkrankung waren Schlag-anfall und Herzinfarkt gekommen, er konnte sich nur schwer artikulieren. Und Graz, die zweit-größte Stadt Österreichs, hatte ihn schon immer angezogen. Als kriegsmüder Heimkehrer steuerte er von Feldbach aus das Minoritenkloster Graz an, fragte aber nach dem Franziskanerkloster, wie er es von Würzburg her gewöhnt war, und hatte

keinen Erfolg. Die Minoritenkirche Mariahilf in Graz begeht am 29. Mai ein 400-Jahr-Jubiläum, denn sie wurde am 29. Mai 1611 vom Minori-tenbischof Johannes Peter de Ponte eingeweiht. Auf der Rückseite des Heftchens ist die Eingangsfassade zu sehen. Wer über ihre Geschichte und Kunstwerke mehr erfahren will, greife zum PEDA-Kunstführer Nr. 748/2009. Darin wird neben Kir-che und Konvent auch der pracht-volle Minoritensaal beschrieben.Fragt jemand nach dem Minori-

tenkloster, und nicht nach dem Franziskaner­kloster in Würzburg, dann wird er nur Kopf-schütteln auslösen. Denn hier in der Stadt haben die braun gekleideten Franziskaner keine Nieder-lassung, und die Kapuziner auf dem Käppele oben tragen ihren eigenen unverwechselbaren Namen. Bruder Konrad Schlattmann brachte das Kunststück fertig, in seiner Vorstellung des Würz-burger Konventes jeden einzelnen Mitbruder namentlich zu nennen. Notieren Sie sich schon einmal den Termin des Klosterfestes in diesem Jahr, den 16.-17. Juli. Sie werden einen Besuch bei uns nicht bereuen! Nicht beschrieben werden die Gebäude: die Kirche, das Kloster und das Seminars St. Valentin. Sie waren nach den beiden Bombenangriffen am 3. und 16. März 1945 nur ein formloser Trümmerhaufen mit gähnenden Außenmauern. Auch die wertvolle Klosterbiblio-thek wurde vernichtet. Relativ unbeschädigt blieb dagegen die Valentinuskapelle, der älteste Teil der Klosteranlage. Bewundernswert ist die Aufbau-leistung in den Jahren und Jahrzenten danach. So wurde erst in meiner Klerikatszeit (1959-65) eine Zentralheizung eingebaut. Bis dahin musste jeder, der es im Winter warm haben wollte, große Pötte mit Sägemehl stopfen und hochschleppen. Die hatten dann eine Brenndauer von einigen Stunden. Einen besonderen Anteil am Wiederaufbau haben unsere treuen Wohltäter.Es grüßt Sie in dankbarer VerbundenheitIhr

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Als einziger Minoritenkonvent nördlich der Alpen besteht die Niederlassung in Würzburg ununterbrochen seit den Tagen unseres Or-densgründers Franziskus bis heute. Ein wenig versteckt liegen Kirche und Kloster, eingerahmt von der alten Stadtmauer. Beim aufmerksamen Durchlesen erfahren Sie über jeden Bruder im Haus etwas. Und falls Sie uns an Ihren zehn Fingern abzählen wollen, müssen Sie dreimal ansetzen. Besuchen Sie uns doch einfach ein-mal, um Gottesdienst mitzufeiern, Ihre Sünden-last loszuwerden oder einfach zum Klosterfest!

„Das ist schon seit 1221 so…!“ Grade die jungen Brüder im Würzburger Franziskaner-Minori-tenkloster spotten auf diese Weise manchmal, wenn es in Diskussionen um neu zu treffende Entscheidungen aller möglichen Art geht. Wieso machen wir das nicht anders? „Weil das schon seit 1221 so ist!“ Und alle lachen.

Franziskanerkloster Würzburg

1221 ist das Jahr, in dem die ersten Minoriten er-folgreich nach Deutschland kamen, also noch zu Lebzeiten unseres Ordensgründers Franz von Assisi (1181/82-1226). Bereits zwei Jahre zuvor wurden die ersten Brüder nach Deutschland gesandt, die aber aufgrund mangelnder Sprach-kenntnisse mancherlei Misshandlungen erlitten und daher gezwungen waren, unverrichteter Dinge wieder nach Italien zurückzukehren. Beim zweiten Versuch gelang es schließlich zwölf Klerikern und Priestern und 15 Laienbrü-dern, von Trient aus den Marsch über die Alpen Richtung Deutschland anzutreten. Der Weg ging über Bozen, Brixen, Sterzing und Matrei bis nach Augsburg. Geführt wurden sie dabei von dem Deutschen Cäsar von Speyer und dem ebenfalls sprachkundigen Bruder Barnabas. Cä-sar sammelte im Oktober 1221 seine Missionsge-fährten in Augsburg zum ersten Kapitel der neu gegründeten Ordensprovinz Teutonia. Dann

Blick auf die Südseite des Franziskaner-Klosters in Würzburg Fotos: Andreas Murk

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teilte sich die franziskanische Missionsgruppe in kleine Trupps. Eine Gruppe von Brüdern gelangte auf den bekannten Verkehrs- und Han-delswegen im November 1221 nach Würzburg, wo sie eine weitere Niederlassung gründeten. Brotzeiten von der Klosterpforte

Während sich die Minoriten in Franken in den ersten Jahrzehnten vornehmlich um die Lepro-sen, die Aussätzigen, kümmerten, sind die etwa 20 Brüder des Konventes Würzburg heute in

verschiedenen Aufgabenbereichen tätig. Bruder Maximilian beispielsweise ist Klinikseelsorger am Universitätsklinikum Würzburg. Viel Be-wegendes erfährt er dort, große Traurigkeiten erlebt er, aber Trost kann er dennoch in den meisten Fällen spenden. Vielleicht liegt es an seinem fröhlichen Gemüt, an dem die Gemein-schaft bei den Mahlzeiten oder der Rekreation, dem gemütlichen Beisammensitzen, teilhaben darf. Auch Bruder Ludwig und Bruder Helge kommen bei ihren Diensten an der Pforte des Klosters mit der Not vieler Menschen in

Kontakt. Die meisten von ihnen sind zwar nicht ob-dachlos, haben jedoch zu wenig Geld, um sich selbst die notwendigsten Dinge kaufen zu können. An der Pforte werden daher jähr-lich weit über 5000 Brotzei-ten ausgegeben, manchmal sogar zusätzlich Schokola-de oder vor Weihnachten Christstollen. Bruder Tobias kommt dem franziska-nischen Charisma bei sei-nen sozial-caritativen Tä-tigkeiten in der Bahnhofs-mission, der Wärmestube und bei der Straßenambu-lanz nach. Sein blaues Auto mit der großen Aufschrift „Würzburger Straßenam-bulanz“ ist beinahe in der ganzen Stadt bekannt.

Der Senior unserer Pro-vinz, Br. Bernward, lässt sich gerne von Br. Tobias versorgen und von Bruder Bonaventura, ehemaliger Provinzial, im Rollstuhl schieben. So steht der „Oberpfälzer“ Br. Bern-ward, wie er selbst immer wieder betont, kurz vor seinem 93. Geburtstag – der Jüngste in unseren Reihen ist dagegen gra-de mal 25 Jahre alt. Die Franziskanerkirche Würzburg

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gemeinsame morgendliche Messe feiern die älteren Brüder Liborius, Paschalis und Ansgar mit ihm in der Hauskapelle. Seinen verdienten Ruhestand verbringt Br. Sebastian ebenfalls bei uns in Würzburg, nachdem er als geschätzter Pfarrer in Kaiserslautern, Og-gersheim und Bonn tätig war. Obwohl Bruder Guido als Seelsorger in einem Altenheim in Schweinfurt auf einem Außenposten ist,gehört auch er zu unserem Konvent dazu.

Franziskanerkirche ohne Beichtstühle

Einen recht großen Seelsorgebereich im Kon-vent nimmt das Beichtehören ein. Angeboten wird das Bußsakrament nicht in der großen Franziskanerkirche, sondern in der älteren Valentinuskapelle. Br. Electus, Br. Stephan oder unsere ehemaligen Afrika-Missionare

Br. Gerhard und Br. Franz Ernst stehen auf Abruf bereit und sind im Einsatz, wenn die Beichtglocke klingelt. Ansonsten schreiben sie ihre Ansprachen und Predigten für die Messfeiern. Vier Werktagsmessen werden in der Valentinuskapelle täglich gefeiert, in der Franziskanerkirche sonntags fünf. Denn am Abend feiert dort die Gemeinschaft St. Egidio Eucharistie. Schon von weit hört man die meditativen Gesänge und das Klingeln des Weihrauchfasses. St. Egidio, eine kirchliche, weltweit aktive Laiengemeinschaft, die sich durch den Einsatz für Frieden, Ökumene und Freundschaft mit den Armen auszeichnet, hat ihren deutschen Sitz in Würzburg. St. Egidio gehört zu den Einladenden beim jährlichen, in unserer Franziskanerkirche stattfindenden Friedensgebet, bei dem hochrangige Vertreter verschiedener christlicher Kirchen um Frieden in der ganzen Welt beten.

Ein breit gefächertes geistliches Konzert-programm erwartet die Zuhörer ebenfalls in der Kirche. Neben Bläserensembles und erstklassigen Chören und Orchestern hat sich im vergangenen Jahr der Bach-Kantaten-Club Würzburg bei uns gegründet. Junge Studenten der Musikhochschule, die beim abendlichen Bier ihre Begeisterung für Kantaten von Johann Sebastian Bach feststellten, führen seitdem regelmäßig exzellent dargebotene, zum litur-gischen Jahr passende Bach-Kantaten auf. Vor einem stets wachsenden Publikum.

Klosterfest zwei Tage lang

Ob der im KZ Auschwitz umgekommene Franziskaner-Minorit Pater Maximilian Kolbe, dessen 70. Todestag wir in diesem Jahr bege-hen, Auswirkungen auf Würzburg als Redak-tionsstandort für die vorliegende Zeitschrift „Friede und Heil“ und für den „Sendboten des heiligen Antonius“ hat, bleibt offen. Immerhin war Kolbe einmal in Würzburg, um mit einer hier ansässigen Firma die Herstellung einer Druckmaschine für die Herausgabe seiner weltweit verbreiteten Zeitschrift „Ritter der Unbefleckten“ zu besiegeln. Bruder Polykarp hingegen kümmert sich mit ganzem Eifer um unsere beiden aktuellen Zeitschriften.

Br. Martin Koch und Br. Konrad Schlattmann in der Junioratskapelle

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Würzburg als Sitz des Provinzialates und da-mit des Ordensoberen der deutschen Provinz, Provinzialminister Br. Leo, ist auch Ort der Diakonen- und Priesterweihen unserer Brüder. War schon die Kirche bei der Diakonenweihe von Bruder Bernhardin im vergangenen Okto-ber fast zu klein, wird uns noch Größeres er-warten, wenn er zusammen mit Bruder Steffen im Mai zum Priester geweiht wird.

Doch das größte Fest eines jeden Jahres ist das schon über die Grenzen Unterfrankens hinaus bekannte Klosterfest im Sommer. In den Wochen und Monaten vorher muss bereits organisiert, geklärt, be-sprochen und entschieden werden, damit das Wochenende ein Fest für Brüder und Gäste wird. Über 5000 Besucher durften wir im vergangenen Sommer begrüßen. Eine Herausfor-derung für alle und besonders für den Guardian des Kloster Bruder Paul-Maria. Auf großes Interesse stoßen die Klosterführungen, die neben anderen Br. Martin sen. anbie-tet. Mit Sicherheit trägt auch Br. Josef an Klarinette und Saxophon zum Gelingen des Klosterfestes bei. Fast ununterbrochen erfreut er im Kreuz-gang und im Hof mit seiner Musik die Anwesenden.

Junioren in der Ausbildung

Br. Josef ist der Magister der Junioren, also der Brüder, die nach den ersten beiden Ausbildungsjahren in unserer Gemeinschaft, dem Postulat und Noviziat, und somit nach der ersten Profess, in Würzburg an der Univer-sität Theologie studieren oder anderen Tätigkeiten nachgehen. Übrigens: Die Universität Würzburg mit momentan über 20.000 Studenten wurde 1582 von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn in unserem Franzis-kanerkloster gegründet! Die jungen Brüder im Juniorat bilden eigentlich eine eigene Gemeinschaft und haben

somit fast gänzlich ihre eigenen Gebetszeiten, die stellenweise auf den universitären Betrieb abgestimmt sind. Natürlich helfen sie im Kon-vent dort mit, wo sie gebraucht werden und sind stets im Hochamt sonntags um 9.30 Uhr als Ministranten und Lektoren aktiv. Unter-stützt werden sie von motivierten Ministran-ten und Lektoren, die zur feierlichen Liturgie der weiteren Sonntagsgottesdienste beitragen und um die sich Bruder Martin jun. kümmert. Teilweise sind die Junioren weiterhin für die Sakristei zuständig, nachdem der jahrelange und zuverlässige Sakristan Br. Angelus diese

Von re.: Junioratsleiter P. Josef Bodensteiner mit Br. Krzysztof Wróblewski, Br. Helge Lubberich, Br. Konrad Schlattmann und Br. Mateusz Kotylo.

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Ankunft der Franziskaner in Würzburg

Im selben Jahr (1221) gelangte Bruder Cäsar nach Würzburg und nahm einen begabten und gebildeten jungen Mann mit Namen Hartmut in den Orden auf. Da die Italiener den Namen nicht auszusprechen wussten, nannten sie ihn Andreas, zumal er am Tage des seligen Andreas (dieses Fest wird am 30. November gefeiert) in den Orden auf-genommen worden war. Dieser wurde in kurzer Zeit Priester und Prediger, und spä-ter wurde er zum Kustos Sachsens gemacht.

Ähnlich nahm er einen Laien mit Namen Rüdiger auf, der später in Halberstadt zum Guardian gemacht und Lehrer in der geist-lichen Zucht der seligen Elisabeth wurde; er unterwies sie, Keuschheit, Demut und Ge-duld zu wahren und in Gebeten zu wachen und sich in Werken der Barmherzigkeit zu mühen. Ähnlich nahm er auch einen Laien mit Namen Rudolf auf.

Aus der Chronik des Jordan von Giano, Kapitel 25

Klosterfest im Kreuzgarten des Würzburger Franziskaner-Klosters, von li.: Br. Tobias Matheis, Br. Rafał Lotawiec (Krakau), Br. Helge Lubberich und P. Dr. Wayne Hellmann (USA).

Aufgabe abgegeben hat. Dennoch steht er ihnen immer wieder mit kleinen Tipps zur Seite. In Br. Willibord haben grade die Studenten unter den Junioren ebenso einen guten Helfer gefunden: als Leiter der großen Bibliothek weiß er präzise, wo welches fürs Studium wichtige Buch steht.

Um ihre Gemeinschaft zu stärken und dem Le-ben in der franziskanischen Spur näherzukom-men, treffen sich die Junioren regelmäßig zum Bibelteilen, fahren monatlich zur Recollectio, einem Besinnungs- und Einkehrtag, machen jährlich gemeinsame Exerzitien und begehen jeden Abend gemeinschaftliche Rekreation. Hin und wieder schauen sie einen Film, vor-nehmlich ausgesucht von Bruder Mateusz, be-suchen Konzerte oder treiben Sport – wie jeder Jugendliche eben auch. Und als Mitglieder der Arbeitsgruppe Jugend- und Berufungspastoral unserer Provinz laden sie ein zu verschiedenen Angeboten für Kinder und Jugendliche, z.B. zu den bekannten Sommerzeltlagern für Kinder.

Das Würzburger Konventsleben, das mehrere Generationen unter einem Dach verbindet, ist bunt und vielfältig. Und das schon seit 1221…!

Br. Konrad Schlattmann

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War Ihnen diese Einzelheit schon einmal auf-gefallen? Nach der Gefangennahme Jesu hatte man zum Verhör mitten im Hof des Hohen-priesters ein Feuer angezündet, an dem sich auch Petrus wärmte. So berichten es alle vier Evangelisten. Und wieder brennt ein Kohlen-feuer, am Ufer des Sees von Tiberias. Der auf-erstandene Herr fragt seinen Jünger dreimal: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?

Am Dienstag der Karwoche jährt sich heuer zum sechsten Mal der Tag der Wahl Josef Kar-dinal Ratzingers zum Papst. Dieses Ereignis deutet er selbst rückblickend als „Schock“ (in einem Interview mit Peter Seewald; vgl. das Gesprächsbändchen „Licht der Welt“, S. 91ff). Seines Erachtens hätte es „Jüngere und Bessere“ gegeben für die Nachfolge des Mannes mit dem Fischerring. Im Vertrauen auf Gottes Hilfe und mit der Hoffnung auf große Zusammenarbeit habe er Ja gesagt.

Papst Benedikt XVI. orientiert sich an den Rat-schlägen des heiligen Bernhard von Clairvaux. Der schrieb vor 800 Jahren seinem Zeitgenos-sen, Papst Eugen III., einiges zur Führung der Amtsgeschäfte ins Stammbuch. So ist z.B. von einer Befürchtung die Rede, „dass du von Beschäftigungen umringt, deren Zahl nur an-steigt und deren Ende du nicht absiehst, dein Antlitz verhärtest“. An einer anderen Stelle heißt es: „Erinnere dich daran, dass du nicht der Nachfolger von Kaiser Konstantin, sondern der Nachfolger eines Fischers bist.“ Die moder-nen Begleiterscheinungen bei Leitungsträgern, Überforderung und Selbstüberschätzung, las-sen grüßen. Der wortgewaltige Ordensmann und Dichter des Schlussteils von „Salve Regi-na“, Bernhard, legt Papst Eugen III. dringend die Achtsamkeit für sich selbst ans Herz nach dem Motto: „Gönne dich dir selbst – wenigstens dann und wann!“

HeilsameBegegnungen

am Kohlenfeuer

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25Apostel Petrus verleugnet ChristusRembrandt, 1660, Rijksmuseum Amsterdam

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Der Blick auf Petrus

Der jetzige Papst bringt sein Bemühen in dieser Richtung so auf den Punkt: „den inneren Über-blick, die innere Sammlung zu behalten, aus der dann die Sicht aufs Wesentliche kommen kann“. Ist diese Perspektive nicht grundsätzlich für jeden Christenmenschen gültig?! Kennen nicht auch wir die Sehnsucht danach, Umsicht und göttlichen Tiefblick im Handgemenge des Alltags zu bewahren?! Ob Papst Benedikt in diesen Tagen um das Osterfest in den Be-

trachtungen der biblischen Überlieferung zu seinem Vorgänger, Simon Petrus, wie sie uns das Johannesevangelium in der Kar- und Oster-liturgie wieder bereithält, dieses „Wesentliche“ findet? Und ob er zur Ruhe kommt, in den Freuden und Belastungen seines Pontifikats, im Ringen um die Frage, worin die Erneuerung der Kirche wahrhaft besteht?

Machen wir deshalb einen inneren Sprung an das Kohlenfeuer! Dort schlägt Petrus, dem Wortführer und Erstgenannten in den Apo-

stellisten, die Stunde der Wahrheit, und dies in zwei-facher Weise: in der Passion und nach der Passion. Jesu stummer Blick nach der Ver-leugnung durch Petrus lässt den Apostel seine Schuld verspüren und bereuen. Die dreifache Frage des Meisters nach seiner Auferstehung heilt diese innere Wunde, und Christus traut einem Fischer eine große Aufgabe zu: den Glauben der Jünger und Jüngerinnen zu stär-ken, die Einheit zu festigen, die Herde zu weiden – das geschieht wieder an einem Kohlenfeuer.

Gottes Fragen führen zu Selbsterkenntnis

In dieser Art der schmer-zenden Erinnerung liegt der Trost eines neuen Anfangs. Da feiert der Felsenmann mit all seiner bitter erfah-renen eigenen Unbeständig-keit ein Fest der Auferste-hung mitten im Alltag.

Es ist wunderbar, sich im Anblick und im Wort Christi zu erkennen. Wie kostbar ihm doch Menschen gera-de auch in ihrer Schwäche sind. Und wie läuternd, ja

Walter Habdank, Petrus begegnet dem Auferstandenen. Farbholzschnitt, 1984 © Galerie Habdank

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erschreckend ist es, das eigene Versagen tiefer zu erfassen. Hier müsste man die Petrusdar-steller unserer Schwarzenberger Passion zu ihrem Erleben befragen. Dazu gehört auch Br. Bernhardin Seither, der sich mit Br. Steffen Behr auf die Priesterweihe im Mai vorberei-tet. Die Szene der Verleugnung hat einen fast übersehbaren Niederschlag gefunden auf dem franziskanisch so zentralen, österlich hellen Kreuzbild von San Damiano. Der Hahn im unteren rechten Abschnitt erinnert an das Versagen des ach so selbstsicheren Petrus. Statt „Mein Leben will ich für dich geben“ heißt es nur noch: „Ich kenne diesen Menschen nicht“.

Der Meister reagiert auf die Verletzung der Freundschaft nicht mit einem Vorwurf – wäh-rend seiner grausamen Passion nicht und nach der Auferstehung von den Toten erst recht nicht. Er schweigt bzw. fragt dreimal: „Liebst du mich?“ Steter Tropfen höhlt den verhärteten Stein. Fragen von Gott her sind biblisch gesehen immer seine Art und Weise, den Menschen in eine tiefere Selbsterkenntnis zu führen und die eigene Bedürftigkeit annehmen zu lernen. Die so Angerufenen sollen Standpunkt beziehen.

„Wo bist du?“, so sprach schon der Schöpfer zu seinem Spitzengeschöpf Mensch nach dem Sündenfall. „Was willst du, dass ich dir tun soll?“, so Jesus zum blinden Bettler Bartimäus. „Wen sucht ihr?“, fragt Jesus seine Verfolger im Garten Getsemani. Der Auferstandene fragt beim dritten Mal: „Liebst du mich mehr als diese mich lieben?“ Petrus kapituliert heilvoll: „Herr, alles weißt du. Du erkennst doch, dass ich Dir Freund bin“ (nach der Übersetzung von Fridolin Stier).

Begegnung schenkt Vergebung

Es ist bitter, hinter den Erwartungen an sich selbst so weit zurückzubleiben. Es ist demü-tigend, wenn andere dies mitbekommen. Den Abgrund der Treulosigkeit im eigenen Herzen zu entdecken, ist schwer zu ertragen. Genau dort beginnt die Umschmelzung innerer Erfahrung durch einen liebevollen Blick. Die Begegnung mit dem Lebendigen schenkt Ver-

gebung. Es ist wie ein neues Aufatmen, nicht festgenagelt zu werden auf die dunkelste Stelle der eigenen Vergangenheit.

Petrus erfährt am Kohlenfeuer das Wunder des Verzeihens, das er an sich geschehen lässt und nicht abwehrt. Mehr noch: er nimmt den Auftrag seines Meisters an: „Weide meine Schafe!“ Der Fischer wird zum Hirten. Petrus wird die Leitung der Kirche anvertraut. Zusam-men mit Mt 16,17f gilt diese Ostergeschichte in Joh 21 als Haftpunkt für das Petrusamt und die besondere Rolle des Bischofs von Rom. Dieses österliche Nachtragskapitel beim vierten Evan-gelisten endet mit einer erneuten Berufung des Petrus, hinter seinem Herrn herzugehen und sich führen zu lassen, gerade im Altwerden.

Und wo brennt Jesu Kohlenfeuerfür mich persönlich? Für unseren Papst? Für unsere Kirche?

P. Josef Fischer

Herr, du allein weißt, wie mein Leben gelingen kann.

Lehre mich, in der Stille Deiner Gegenwartdas Geheimnis zu verstehen,

wie in Deinem Anblickund in Deinem Wort

Menschen sich erkannt habenals Dein Bild und Gleichnis.

Hilf mir loszulassen,was mich daran hindert,

Dir zu begegnenund mich von Deinem Wort

ergreifen zu lassen.

Hilf mir zuzulassen,was in mir Mensch werden willnach dem Bild und Gleichnis,

das Du Dir von mir gemacht hast.

P. Peter Köster SJ

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Am 31. Januar verstarb in Graz im 88. Lebens-jahr P. Dr. phil. Dr. theol. Adalbero Heussin-ger, Mitglied der Deutschen Franziskaner-Minoriten-Provinz. 36 Jahre lang stand er im Dienst der Päpste, als Apostolischer Pöni-tenziar (Beichtvater) an St. Peter im Vatikan. Die letzten zehn Lebensjahre verbrachte er im Minori-tenkloster Graz, beliebt als Ruhestandsseelsorger an der Wallfahrtskirche Mariahilf.

Geboren am 12. Februar 1923 in Bundorf, in der Pfarrkirche am 15. Februar auf den Namen Adalbert getauft, wuchs der spä-tere Minorit in den unter-fränkischen Hassbergen auf, abseits der großen Durchgangsstraßen. Doch fand er sich in der gro-ßen weiten Welt zurecht. Nach einem vorgezogenen Abitur als Seminarist in Würzburg zum Militär-dienst rekrutiert, erlebte er das Kriegsende als Unteroffizier der Luftwaffe in Feldbach / Steiermark und schlug sich in entbehrungsreichen Märschen über Salzburg bis nach Franken durch. Bereits am 28. Oktober 1945 begann er im Kloster Schwarzenberg sein Noviziat, bekam den Ordensnamen Adalbero, legte ein Jahr später die ersten Gelübde ab und schloss sich am 30. Oktober 1949 durch die Fei-erliche Profess auf Lebenszeit dem Minoriten-orden an. Zum Philosophiestudium schickten ihn die Oberen von 1946 – 1949 zu den Jesuiten, an das Berchmanskolleg in Pullach. Nach dem anschließenden Theologiestudium an der Uni-versität Würzburg wurde P. Adalbero am 5. März 1952 durch Bischof Julius Döpfner in der Würzburger Augustinerkirche zum Priester geweiht. Es folgten zehn Promotionsjahre an

P. Adalbero Heussinger ist heimgegangen

der Jesuiten-Universität Gregoriana in Rom, die er mit dem Dr. phil. und Dr. theol. abschloss.

Im Vatikan. Nach einigen Monaten im Würz-burger Konvent wurde P. Adalbero im Sep-

tember 1962 Direktor des Spätberufenenseminars Maximilian Kolbe in Bam-berg, bis er dann am 1. Mai 1964 seine Lebensaufgabe antrat im Kollegium der Vatikan-Pönitenziäre, die ihren Konvent im Palazzo del Tribunale haben, eine Gehminute nach St. Peter. Vor der Zulassung werden die Kandidaten nach allen Regeln der Kunst schrift-lich und mündlich exami-niert. P. Adalbero diente seiner Gemeinschaft 19 Jahre als Ökonom und sechs Jahre als Vikar, vor allem aber ging er auf im Dienst am Sakrament der Versöhnung, der heiligen Beichte, in den Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch, 37 Jahre lang,

bis 2001. Da sein Beichtstuhl strategisch günstig lag und von den päpstlichen Gendarmen gut überwacht werden konnte, saß Papst Johannes Paul II. immer darin, wenn er am Karfreitag Beichte hörte – kein anderer Beichtstuhl wurde so sauber geputzt, wie P. Adalbero schmun-zelnd kommentierte.

„Es ist nicht leicht“, sagte P. Adalbero einmal über seinen Dienst, „sechs Tage die Woche, mehrere Stunden täglich in die Seele der Menschen zu schauen. Die Menschen kommen zur Beichte, um die individuelle Schuld los zu werden, nicht anonym und nicht in irgend-einem Deal zwischen dem Sünder und dem lieben Gott, sondern durch ein persönliches Be-kenntnis. Erst durch die Artikulation benennt

P. Adalbero vor dem Hauptaltar der Wallfahrts-kirche Maria hilf in Graz.

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man und bekennt man und leistet durch das gesprochene Wort dem Verdrängen Vorschub.“

In Graz. Nach 36 Jahren im Vatikan wählte P. Adalbero für seinen Ruhestand das Minori-tenkloster in Graz, geographisch auf halbem Wege zwischen Rom und Würzburg. In der Wallfahrtskirche Mariahilf, damals im Jahr 2001 von Patres der Provinz Slowenien betreut, hielt P. Adalbero Pilgermessen, lernte wieder predigen und genoss die Arbeit im Klostergar-ten, bis ein Bandscheibenvorfall ihn bremste. Gläubige und Kleriker schätzten seinen auf-opferungsvollen seelsorgerlichen Dienst. Ex-zellenz Dr. Egon Kapellari, Diözesanbischof von Graz-Seckau, besuchte ihn am Krankenbett und nahm ihn für seine letzten sechs Lebens-tage in das neue diözesane Priesterheim auf, ein Zubau zum Annaheim in Graz. Die prie-sterlichen Mitbrüder begleiteten P. Adalbero in den letzten Stunden, bis zu seinem Tod am 31. Januar um 0.45 Uhr. „Ich will heim. Warum dauert das so lange?“, wiederholte er immer wieder auf dem Sterbebett.

„Er hat es als seine besondere Aufgabe ange-sehen, Menschen im Auftrag Jesu Christi und durch den Dienst der Kirche in der Beichte aus Verstrickungen zu befreien und Verzeihung und Frieden zuzusprechen“, so betont Bischof Kapellari in seinem Nachruf. Und beim Re-quiem am 7. Februar in der Franziskanerkirche Würzburg rückte Provinzialminister P. Leo Beck zurecht, was in Zeitungen einseitig be-tont worden war: „In diesen Tagen war auch zu lesen, dass P. Adalbero Beichtvater von Päpsten und Kardinälen gewesen sei. Nun, wichtiger als diese Bemerkung ist, dass er sehr vielen Gläubigen als Beichtvater im Petersdom die Barmherzigkeit Gottes erleben ließ und so vielen Menschen zu einem Neuanfang ihres Lebens helfen durfte. Er sagte immer: In der Beichte muss man gütig und barmherzig sein, weil auch Jesus so zu uns ist!“

Ehrungen, kirchliche und kosmische, blieben nicht aus. Zum Abschied aus Rom überreichte Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano am 8. Juni 2001 die Auszeichnung PRO ECCLESIA ET PONTIFICE, verliehen von Papst Johannes

Paul II. Zu seinem 85. Geburtstag wurde in Österreich eine eigene Briefmarke mit dem Foto von P. Adalbero herausgegeben, das auf seinem Sterbebildchen zu sehen ist. Und im Jahr 2006 erfolgte eine Ehrung durch die Internationale Astronomische Union. Der 1991 gesichtete Kleinplanet Nr. 21075 wurde auf Vorschlag sei-nes Entdeckers, des Heidelberger Astronomen Dr. Lutz Schmadel, auf den Namen „Heussin-ger“ getauft. Da die Vergabe-Kommission nur widerwillig Priester zulässt, musste der be-freundete Grazer Astronom Prof. Dr. Hermann Haupt massiv intervenieren. Bisher kreisen erst zwei „priesterliche“ Asteroiden am Himmel, ein „Ratzinger“ und ein „Heussinger“, letzterer 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, zwischen Mars und Jupiter. „Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen“, preist Psalm 147,4 den Schöpfergott. Er blicke auch in Güte auf die 88 Lebensjahre, 65 Profess-jahre und 59 Priesterjahre von P. Adalbero, der in der Ordensgruft auf dem Hauptfriedhof in Würzburg beigesetzt ist, und hole ihn heim inseinen Frieden. R.i.p. PP

Im Kosmos ziehen zwei Asteroiden ihre Bahnen, getauft auf „Ratzinger“ und „Heussinger“.

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Gebetsmeinungen der M.I.

April - Mai

Damit die Auferstehung Jesu zum Zei­chen der Hoffnung für all jene werde, die in ihrem Leben von der Last ihres Kreuzes niedergedrückt werden.

Damit die mütterliche Nähe Mariens jedem Glaubenden helfe, sich auf sei­nem Lebensweg geliebt und begleitet zu fühlen.

Wir gratulieren unserem Mitbruder

P. Bernward Bauerim Franziskanerkloster Würzburg

zu 60 Priesterjahren am 11. April.

LaudatoEin Liederbuch für junge Menschen

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Bestellungen an: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg [email protected]

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M. I.

FRIEDE UND HEIL, Zeitschrift der deutschen Franziskaner-MinoritenHerausgeber: Deutsche Franziskaner-Minoriten-Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, Würzburg, Tel. 09 31/3 09 01-0, Fax 09 31/3 09 01-21,e-mail: [email protected].

Kurzadresse: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg

Redaktion: P. Dr. Polykarp Götz OFM Conv. Mit kirchlicher Druckerlaubnis.Druck: Benedict Press, 97359 Münsterschwarzach. Erscheinungsweise: fünfmal jährlich.Die Zeitschrift FRIEDE UND HEIL vermittelt den Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft (FG), der Marianischen Initiative – P. Kolbe (M.I.) und des Seraphischen Meßbundes sowie Freunden und Wohltä-tern unseres Ordens und seiner Missionen Anregungen für ein christliches Leben im Geist Mariens und des heiligen Franziskus. Statt eines Abonnements bitten wir alle Bezieher, einen Unkostenbeitrag von mindestens 10,– € pro Jahr an uns direkt (oder an unsere Förderer zwecks Sammelüberweisung) zu entrichten.Unser Konto: Ordensapostolat, LIGA Regensburg (BLZ 750 903 00) Kto. 3016307 IBAN: DE88 7509 0300 0003 0163 07 BIC (SWIFT-Code): GENODEF1M05.

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Angstfreies Sterben

Als Vorübung zum Sterben ließ Franziskus sich ausziehen. Er legte sich auf den bloßen Boden. Auf sein Leben zurückblickend, bekannte er vor den Umstehenden: „Ich habe das Meine getan.“ Und als Mahnung und Wegweisung fügte er hinzu: „Was ihr zu tun habt, möge Christus euch lehren!“

Der Guardian ließ ihn mit einer Hose und Kutte bekleiden und sagte zu ihm: Damit du auch weißt, dass du darauf kein Eigentum hast, so nehme ich dir die Vollmacht, sie jemand anderem zu geben. Das Antlitz von Franz leuchtete vor Freude, weil er lauter von Gott geliehene Sachen trug.

Für den Augenblick seines Todes bestimmte er: „Sobald ihr merkt, dass der Todeskampf eintritt, legt ihr mich nackt auf den Boden, wie ihr mich vorgestern gesehen habt. Und wenn ich gestorben bin, so lasst mich solange liegen, als man bequem Zeit braucht, um eine Meile zu gehen.“ So erfüllte Franz buchstäblich sein Ge-lübde der Armut, das er bei jenem Gerichtstag auf dem Marktplatz von Assisi gesprochen hat-te: „Ich werde nackt zu meinem Vater gehen.“

Wie Franziskus lebenslang mit dem Einsatz seiner Person sein „Hier bin ich, Herr“ vollzog, so starb er auch seinen Tod im Geist des Ab-rahams. Sein Magenleiden zehrte die letzten Kräfte seines ausgemergelten Körpers auf. Die Blutungen häuften sich, sein Augenleiden steigerte sich zu unerträglichen Schmerzen.

Sonnengesang, letzte Strophe Er unterwarf sich einfach nach dem Wunsch des Bruders Elias der vom Arzt empfohlenen Operation: die Schläfen mit glühenden Eisen zu brennen. Er schaute das glühende Eisen an: „Mein Bruder Feuer! – Sei in dieser Stun-de sanft gegen mich, weil ich dich von jeher geliebt habe um der Liebe dessen willen, der dich geschaffen hat.“

Franz machte zum Zeichen seines existen-ziellen Lebensverbundes mit Christus wieder

das Kreuzzeichen über sich und über das glü-hende Eisen und ließ sich furchtlos brennen. Er erlebte seine Krankheit und sein Sterben bewusst als Mit-leiden und Mit-sterben in den Tod Christi hinein.

Franz verfiel von Tag zu Tag zusehends. Sein Herz versagte, er schwoll an. Er fragte den befreundeten Arzt offen: „Sag mir, was hältst du von meiner Wassersucht … sag mir die Wahrheit und fürchte dich nicht. Mit Gottes Gnade bin ich stark genug, dem Tod ins Auge zu schauen. Die Gnade des Heiligen Geistes ist in mir. Darum ist mir Leben oder Sterben gleich.“ Da gestand der Arzt offen: „Für ärzt-liche Kunst ist deine Krankheit unheilbar.“

Auf diese Worte lehnte sich Franz zurück, hob die Hände gen Himmel und rief: „Will-kommen sorella morte - Schwester Tod! Wenn es der Wille des Herrn ist, dann holt mir Bru-der Angelo und Bruder Leo, dass sie mir von Schwester Tod singen.“ Der todbereite Franz fügte seinem Sonnenlied, dem Lied seines Lebens, nun eine neue Strophe an: „Gelobt sei mein Herr durch unsere Schwester Tod, den Tod des Leibes … Selig jene, die an deinen heiligen Willen sich binden, denn ihnen kann der zweite Tod nicht an.“

Aus dem Nachlass von P. Dr. Agathon Kandler

Page 16: Friede und Heil, Ausgabe 2/2011

400 Jahre Mariahilf Minoritenkirche zu Graz

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