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GARTENLANDSCHAFT

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MAGAZIN FÜR LANDSCHAFTSARCHITEKTURJUNI 2016

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STADT UND SPEKTAKEL: WIE ORTE VON EVENTS

PROFITIEREN

plusOlympia in Rio: Aecom über

die MasterpläneWowhaus

Stadtmobiliar zwischen Serie und Unikat

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4GARTEN+LANDSCHAFT

36Drei Gartenschauen im Portrait: Eutin,

Öhringen und Bayreuth warten mit

grüner Pracht auf. Trägt das Konzept

Gartenschau eigentlich noch?

58Das Hochsauerland

wartet mit einem

ganz besonderen

Kletterpark auf.

12Rio de Janeiro wartet

nur noch knapp

100 Tage auf Olympia.

Wir trafen die Planer

zum Interview.

18Nach den Olympischen Spielen

2012 nimmt die Legacy-Planung

mehr und mehr Gestalt an.

Eine Stippvisite in London.

34Wie viel Event verträgt

ein Park? Hamburg

setzt auf klare Regeln.

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INHALT

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STUDIO46 FRAGE

Chance oder Selbstausbeutung? Wann es sich lohnt, an Wettbewerben teilzunehmen

50 PRAXIS Unikate für Unikate: Warum entwickeln immer mehr Architekten ihr eigenes Stadtmobiliar?

52 LÖSUNGEN Licht + Editor’s Pick

58 REFERENZ Auf hoher Kante: Kletterparadies im Hochsauerland

TITELStadt und Spektakel: Wie Orte von Events profitieren

12 ENTWURF FÜR DIE EWIGKEIT In Verwebungen denken: Die Planer der olympischen Anlagen in Rio de Janeiro erklären ihre Entwürfe.

18 DAS ERBE VON LONDON Zu Besuch im Lea Valley: Wie geht es dem Osten der Stadt vier Jahre nach den Spielen?

24 DOPO EXPO - WAS DANACH? Nach der Expo 2015 hat Mailand viele Ideen, wie es weitergehen soll – allerdings keine, die trägt.

30 RUSSISCHE VORREITER Wowhaus schaffen städtische Möglichkeitsräume für viele Arten von Veranstaltungen.

34 GRENZE DER BELASTBARKEIT Wie viel Event vertragen Stadtparks?

36 GARTENSCHAUEN ZWISCHEN DEN STÜHLEN Öhringen, Bayreuth, Eutin und die Frage: Was bringt es?

RUBRIKEN63 Impressum 60 Stellenmarkt62 Lieferquellen64 DGGL66 Sichtachse66 Vorschau

5GARTEN+

LANDSCHAFT

ARENA 06 SNAPSHOTS11 MOMENTAUFNAHME

Ins Blaue hinein

Herausgeber:Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL)Wartburgstraße 4210823 Berlinwww.dggl.org

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10GARTEN+LANDSCHAFT

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für ein gemeinsames Europa buchstäblich denkbar und erlebbar ist – mit einfachen Mitteln und einer gemeinschaft lichen Zukunft im Blick. Die Baumschule stiftete im vergangenen Jahr 200 Resista-Ulmen und pflanzte sie entlang des Europaradwegs von Berlin bis St. Petersburg. Ein grünes Band junger Bäume, das die Verbundenheit Europas in der Landschaft sichtbar macht – über Ländergrenzen hinweg. Im Anschluss fuhren Radsportler die kompletten 2 350 Kilometer der Strecke in nur zwölf Tagen ab. Das Team erreichte pünktlich zum Start des 52. IFLA-Weltkongresses sein Ziel."Trees Connect" traf sowohl in der grünen Branche als auch in der Radsportszene auf breite Zustimmung. 2016 führt die Strecke von Berlin über Den Haag und Calais bis nach London – 10 Tage, 200 Ulmen, 1 400 Kilometer. Neu in diesem Jahr: Zum einen dürfen interessierte Radsportler das Profi-Team auf der Strecke begleiten. Sei es nur für einen Abschnitt, mehrere Tage oder die gesamte Tour. Zum anderen können auch Unterneh-men, Städte, Organisationen und Privat- personen an der Aktion teilnehmen, indem sie als Pate einen Baum finanzieren.

Bäume pflanzen und Rad fahren für ein gemeinsames Europa – das ist das erklärte Ziel von „Trees Connect“, einem Projekt, das 2015 von der Baumschule Lorberg ins Leben gerufen wurde. Angesichts der aktuellen internen Zerrissenheit Europas ein Projekt, das Zeichen setzt. Es beweist, dass trotz aller Unstimmigkeiten ein gemeinsamer Konsens

AUTOR

Nadine Schmidt

studierte Media-

Architecture und

Urbanistik im Master

an der Bauhaus-

Universität Weimar.

Sie arbeitet als

Redakteurin bei

Garten + Landschaft,

Baumeister und

Topos.

N ADINE SCHMIDT ÜBER . . .

VERBINDENDE BÄUMEDie Ulmen, die im

Rahmen der Aktion

„Trees Connect“ entlang

der Europa-Radroute R1

gepflanzt werden,

spenden Schatten und

stehen symbolisch für

ein verbundenes Europa.

Was macht Gärten zu Refugien? Müssen sie einfach üppig grün sein, mit bunten Beeten oder lieber voller klarer Formen, ganz minimalistisch? Und wie sollten sie sich zur Architektur des Wohnhauses fügen? Wie „Gärten des Jahres“ aus dem Callwey Verlag, das Buch zum gleichnamigen Wettbewerb, zeigt, sind die Antworten so vielfältig wie die Natur selbst. Jetzt werden die Gärten des Jahres 2017 gesucht. Bis zum 15. Juli können sich Landschaftsarchitekten und Garten- und Landschaftsbauer mit Beiträgen aus dem deutschsprachigen Raum bewerben. Der erste Preis ist mit 5 000 Euro dotiert.

AUTOR

Laura Klöser

studierte Architektur

in Münster und arbei-

tet als Volontärin für

Garten + Landschaft

und Baumeister.

L AURA KLÖSER ÜBER . . .

GÄRTEN DES JAHRES 2017

+Weitere Infos unter

garten-landschaft.de/gdj–2017

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11GARTEN+

LANDSCHAFT

INS BLAUE HINEIN Ab 13. April 2017 findet in Berlins östlichstem Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf die Internationale Gartenausstellung statt. Inmitten einer der größten Plattenbausiedlungen Europas dreht sich dann alles um grüne Stadträume und Kultur in unterschiedlichster Dimension und Gestalt. Anlässlich der IGA entsteht in Berlin erstmals seit 50 Jahren wieder eine Seilbahn: Die 1,5 Kilometer lange Schwebebahn wird das Areal barrierefrei erschließen, das insgesamt rund 100 Hektar umfasst. Bis zu 3 000 Besucher täglich können das Gebiet aus der Vogelperspektive erleben. Die Fahrt eröffnet den Blick auf das IGA-Gelände mit seinen Wasser- und Themengärten sowie den internationalen Gärten der Welt. Die ersten Stützen stehen schon und bilden damit den offiziellen Startschuss – das Erlebnis Gartenausstellung kann beginnen.

MOMENTAUFN AHME

ARENAMOMENTAUFNAHME

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12GARTEN+LANDSCHAFT

STADT UND SPEKTAKEL– ENTWURF FÜR DIE EWIGKEITGroßevents gelten als Garant für einen positiven Schub in der Stadtentwicklung. Sie können Motor, Katalysator, Generator sein: Die Durchschlags-kraft neuer Infrastruktur, neuer Viertel und Parks ist in ihrer aus zeitlicher Konzentration resultieren-den Wucht einzigartig. Die Bevölkerung der Gastgeberstädte ist trotzdem kritisch: In Rio de Janeiro gab es vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 Proteste. 2016 finden hier die Olympischen Spiele statt. Für den Olympiapark gilt das Gebot maximaler Nachhaltigkeit. Ein Masterplan für die Übergangsphase und die Nachnutzung steuern den Prozess nach den Spielen.

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STADT UND SPEKTAKELBRASILIEN

Die Barra Live-Site bei Nacht: Hier

können Zuschauer die Spiele auf

Leinwänden verfolgen.

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18GARTEN+LANDSCHAFT

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STADT UND SPEKTAKELLONDON

19GARTEN+

LANDSCHAFT

DAS ERBE VON LONDONDas Areal der Olympischen Sommerspiele 2012 in London sollte auch nach dem Großevent funktionieren: Mit der Legacy-Planung gab man das Raster für eine auf Jahre angelegte Entwick-lung des Londoner Ostens vor. Was hat sich seit den Spielen getan? Eine Stippvisite.

Olympia ist längst

weitergezogen. Die Parks

dienen immer noch als

Event-Raum.

ANNA SCHABEL

2007 kaufte sich der Fotograf und Wahl-Ostlondoner Stephen Gill ein Schlauchboot und schob es in den Fluss Lea. Mit seiner Kamera, die er für 50 Pence auf dem Flohmarkt erstanden hatte, erkundete er eine bis dato vergessene Gegend im Osten Londons. In seinem Buch „Archaeology in Reverse“ hielt er die Kontraste fest, die er sah: Reiher, die auf einem Bein im schwar-zen Wasser stehen, Enten mit ihren Küken unter tiefhängenden Ästen – und Kühl-schrankberge, Stadtautobahnen, Autowerk-stätten. Das war, bevor die Olympischen Spiele 2012 nach London kamen und sich das Gesicht des Areals rasant und drastisch ändern sollte: Bauzäune und Maschinen zogen ein, Wasserwege wurden blockiert,

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30GARTEN+LANDSCHAFT

RUSSISCHE VORREITERWieviel wissen Sie über Landschaftsarchitektur in Russland? Die Antwort lautet meist: Wenig. Kaum ein Projekt schafft es, über die Landesgrenzen hinaus Beachtung zu finden. Wowhaus Urban Studies, Architecture, Design haben den Durchbruch mit dem Strelka Institut und dem neuen Krymskaya-Ufer in Moskau geschafft – multifunktionale Orte, die jetzt Schauplätze verschiedener Events sind.

Dmitry Likin (links) und

Oleg Shapiro (rechts)

gründeten Wowhaus

2007 in Moskau.

„Wir glauben, dass der Ansatz überholt ist, expressive Architekturklötze zu planen. Viel wichtiger ist heute der Raum dazwischen“, halten Dmitry Likin und Oleg Shapiro, die Gründer von Wowhaus Urban Studies, Architecture, Design fest. Vielleicht ist diese Haltung der Grund, warum es ihr Büro zu internationaler Bekanntheit geschafft hat – als eines der wenigen russischen Architektur- oder Landschaftsarchitekturbüros überhaupt.Gegründet wurde Wowhaus 2007. Von Anfang an hatte das Team einen wichtigen Vorteil: finanzielle Unabhängigkeit. Denn die Raumplanung ist nicht das einzige Standbein der Gründer: Shapiro verkauft bis heute Helikopter, Likin ist Chefdesigner beim Fernsehsender Kanal Eins und war vorher Art Director bei russischen Versio-nen von Hochglanz-Magazinen wie „Harper’s Bazaar“. Das gab dem Team die

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STADT UND SPEKTAKELWOWHAUS

31GARTEN+

LANDSCHAFT

Für das Strelka Institut

schlossen Wowhaus eine

alte Fabrik zum Block

und bildeten im Innenhof

eine Treppe als

Amphitheater aus.

„EXPRESSIVE ARCHITEKTUR-KLÖTZE SIND ÜBERHOLT. VIEL WICHTIGER IST HEUTE DER RAUM DAZWI-SCHEN.“ OLEG SHAPIRO UND DMITRY LIKIN,

GRÜNDER VON WOWHAUS

Freiheit, sich die Projekte auszusuchen und eine klare Haltung zu bewahren. In den ersten Jahren nutzte Wowhaus Stadtmaga-zine, um die eigenen Projekte publik zu machen und die Debatte über den öffent-lichen Raum anzuregen. 2010 gab es für die Architektur und Land- schaftsarchitektur in Moskau einen wichtigen Impuls: Sergei Sobjanin löste Juri Luschkov ab, der seit 1992 Bürgermeister von Moskau gewesen war. Sobjanin ließ Architektur-wettbewerbe zu und öffnete die Hauptstadt für neue Einflüsse im öffentlichen Raum. Auch für Wowhaus war 2010 ein wichtiges Jahr. Sie stellten ihr erstes großes Projekt fertig, das Strelka Institut.

MULTIFUNKTIONALER INNENHOF

Das private Institut für Architektur, Medien und Design machte das Büro bekannt. Das ehemalige Gelände einer Schokoladenfabrik wurde durch ein neues Gebäude zum Block geschlossen. Über den Anbau, der ein Informationscenter, Toiletten und einen

Sommerkiosk beherbergt, legt sich eine Stahl-Holz-Konstruktion, die zum Innen-hof ein Amphitheater ausbildet. Im Sommer finden hier Open-Air-Kino und Theateraufführungen, Vorträge und Auftritte internationaler Architekten, Filmvorführungen und Yoga-Stunden statt, an der Strelka-Bar und auf der Dachterasse treffen sich nicht nur Studenten. Seit diesem Erfolg wuchs Wowhaus rasant auf 32 Mitarbeiter. Es zählt heute zu den wichtigsten und interessantesten Büros für Architektur und Stadtdesign in Russland. 2011 gelang dem Büro der nächste Coup: die Neugestaltung des Gorki-Parks mit Open-Air-Kino, einer Schlichtschuhbahn und modularen Pavillons. Die Schlittschuhbahn ist für Wowhaus eines der Lieblingsprojekte. Sie besteht nicht nur aus einer Fläche, sondern vielen Eis-Routen, gesonderten Bereichen für Kinder, Eistanz und Eishockey. Weil es im Winter in Moskau sehr früh dunkel wird, legte Wowhaus besonderes Augenmerk auf die Beleuchtung. Über den Eisflächen schweben bunte Lichtkugeln, die eine einladende Atmosphäre erzeugen.