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Page 1: Genesis 1/2010

Nr. 01 I 2010 Das Magazin der Neuen Wirtschaft

GENESIS

BERTRAND PICCARD

Der solare Überflieger

ENERGIE

Die Zukunftwächst in der Wüste

MOBILITÄT

Die automobileRevolutionist nah

UNTERNEHMERZEITUNG

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Der Ibiza Ecomotive lässt keine Wünsche offen: nur 3.7 l Verbrauch und 1200 km Fahrspass. Und sogar kostenlose CO2-Kompensation, in Kooperation mit myclimate, Emissionen sorgen natürlich auch die Ecomotive Modelle Leon, Altea, Altea XL

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Sie suchen

Verantwortung.

Vontobel Fund – Global Responsibility Asia (ex Japan) Equity – Ihr Mehrwert– Mit dem Vontobel Fund – Global Responsibility Asia (ex Japan) Equity lancierte Vontobel Asset

Management einen der ersten nachhaltigen Fonds für diesen interessanten Wachstumsmarkt

– Gemäss einer Studie der Care Group gehört der Vontobel Fund – Global Responsibility Asia (ex Japan) Equity im Vergleich mit anderen Nachhaltigkeitsfonds zu den Top-Performern (Performance 2009: 62,74% im Zeitraum 1.1. – 31.12.2009)

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Wichtiger rechtlicher Hinweis: Der Global Responsibility Asia (ex Japan) Equity ist ein Teilfond des Vontobel Fund (SICAV), eines Anlagefonds nach luxemburgischem Recht. Der Verkaufsprospekt, der vereinfachte Verkaufsprospekt, die Statuten sowie der Jahres- bzw. Halbjahresbericht können kostenlos über www.vontobel.com oder bei Vontobel Fonds Services AG, Gotthardstrasse 44, CH-8022 Zürich, oder bei Raiffeisen Schweiz, Raiffeisenplatz, CH-9001 St. Gallen, bezogen werden. Potenzielle Anleger werden darauf aufmerksam gemacht, dass Anlagen in den Vontobel Fund – Global Responsibility Asia (ex Japan) Equity mit einem höheren Risiko verbunden sind. Aktienmärkte und Volks wirt schaften in aufstrebenden Märkten (Emerging Markets) sind allgemein volatil. Zudem können Anlagen des Fonds in gewissen aufstrebenden Märkten von politischen Entwicklungen und/oder Änderungen der Gesetzgebung, der Steuern und Devisenkontrollmassnahmen der jeweiligen Länder beeinträchtigt werden. Anleger werden daher darauf aufmerksam gemacht, den Risikohinweis im Verkaufsprospekt zur Kenntnis zu nehmen. Die historische Performance stellt keinen Indikator für die laufende oder zukünftige Performance dar. Die Performancedaten lassen die bei der Ausgabe und der Rücknahme der Anteile erhobenen Kommissionen und Kosten unberücksichtigt. Die Rendite des Fonds kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Editorial ⎮ 5

GENESIS

Das Magazin der Neuen Wirtschaft erscheint vier Mal jährlich zusammen mit der Unter nehmerZeitungVerlag: SWISS BUSINESSPRESS SA, Köschenrütistr. 109, 8052 Zürich, Tel. 044 3064700, Fax 044 3064711,www.genesismagazin.ch, [email protected] Herausgeber: Remo Kuhn, [email protected]: Urs Hübscher, [email protected] Redaktion: Sandra Olar, [email protected];Peter Blattner, blattner@unter nermerzeitung.ch Layout & Prouktion: Bruno Strupler, print@unter -nehmerzeitung.ch Redaktionelle Mitarbeiter: Oliver Wietlisbach, Yvonne von Hunnius, Stefan Klatt,Markus Halder; Matthias Tuchschmid, Andreas Faust, Mathias Morgenthaler und Hubert MooserAnzeigen: Angela Ardenghi, [email protected] Druck: Rankwoog Print GmbH ZofingenNachdruck: Mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe © GENESIS gestattet. Text- und Bildmaterial: Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keineHaftung übernommen. SWISS BUSINESSPRESS SA: Im Verlag SWISS BUSINESSPRESS erscheinenausserdem SWISS NEWS, The National English Journal; ATTIKA, das Zürcher Magazin; PAULI-CUISINE,das Gastronomie-Fachmagazin sowie BUSINESS CLASS.

Die Innovationskraft von Industrie und Wissen-schaft hat die Zielsetzungen unserer Politikerbereits überholt. Wenn heute sämtliche privatenAutofahrer auf ein 4 Liter-Mittelklasse-Autoumsteigen würden, könnten in der Schweiz etwa8 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, unddas praktisch ohne Komfort-Verlust. Ebensokönnte man den CO2-Ausstoss dramatisch verringern, wenn sämtliche Gebäude in derSchweiz in einem höheren Tempo als heute aufden Minergie-Standard umgerüstet würden.

Um das Machbare in absehbarer Zeit zu verwirk -lichen, braucht es weitergehende politische Weichenstellungen, damit sich Forschung, Entwicklung und Produktion von nachhaltigenWaren wirklich lohnt, für die Industrie wie für denKonsumenten. Die Einführung der CO2-Abgabeauf Brennstoffe zeigt erste Verhaltensänderungenin die richtige Richtung. Ebenso hat die Einfüh-rung der kostendeckenden Einspeise vergütung aufStrom aus erneuerbaren Energien einen Boom anneuen Photovoltaik-Anlagen, Biomassekraftwerkenund den Ausbau von Wasserkraftwerken ausgelöst.

Nachhaltigkeit ist machbarErfindergeist und industrielle Pioniertaten gehörenzur schweizerischen Wirtschaftsgeschichte. Weistdoch die Schweiz mit 148 Patenten pro MillionEinwohner die höchste Patentrate weltweit auf.Unser Land hat die Nase vorn in Sachen nach -haltige Schlüsseltechnologien. Täglich wird einneues Kapitel geschrieben. Darüber will GENESISfrei von ideologischen Scheuklappen in Zukunftberichten.

GENESIS – das Magazin der Neuen Wirtschaft –richtet sich an Meinungsmacher, Politiker undUnternehmer, die an den Schalthebeln unsererArche «Erde» sitzen. Wir wollen zeigen, was dieInnovationskraft von Industrie und Wissenschaftermöglicht und wie visionäre Ideen in Taten umgesetzt werden.

Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen

Remo Kuhn, Verleger Swiss Businesspress SA

Foto: Sandra Olar

myclimate.org / natureOffice.ch / CH-152-480371

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Page 6: Genesis 1/2010

Klimaneutrale Transporte kommen nicht nur beim Kunden besser an.Ab sofort können alle Kunden von SBB Cargo ein Zeichen für

aktiven Klimaschutz setzen. Denn die grösste Schweizer Güter-

bahn lanciert zusammen mit myclimate – einer internationalen

Klimaschutzorganisation – den klimaneutralen Bahntransport.

Der Bahntransport ist die umweltfreundlichste Beförderungs-

möglichkeit im Transportgeschäft, doch ganz ohne CO2-

Emissionen geht es nicht. Mit dem neuen Angebot bietet SBB

Cargo ihren Kunden nun die Möglichkeit, auch die unver meid-

lichen Emissionen zu kompensieren.

Einen Bahntransport zu kompensieren, ist ganz einfach: CO2

kennt bekanntlich keine geografischen Grenzen. Die Emissionen,

die bei einem Transport entstehen, werden woanders auf

der Welt durch Klimaschutzprojekte vollständig kompensiert.

Als sichtbares Zeichen für diese Kompensation erhalten SBB

Cargo-Kunden, die das neue Angebot nutzen, von myclimate

ein Zertifikat und dürfen ihre Bahntransporte mit dem offiziell

anerkannten Label «klimaneutral» auszeichnen. So kann das

Engagement im Klimaschutz nach innen und aussen optimal

kommuniziert werden.

Wir alle möchten den zukünftigen Generationen einen lebens-

werten Planeten hinterlassen. Einen intakten Lebensraum,

in dem Kühe friedlich weiden können.

Mehr zum Thema «klimaneutrale Transporte» erfahren Sie unter

www.sbbcargo.com/klimaneutral

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Inhalt ⎮ 7

A p r i l 2 0 1 0

Bilder von oben:

Seite 18 Foto: Holzim/zVg

Seite 28 Foto: SBB

Seite 40 Visualisierung: René Schmied Architekten / zVg

Seite 1 Titelfoto: SolarImpulse / zVg

EINLEITUNG 8 Die dritte industrielle Revolution

10 Energie

12 Mobilität

14 Bauen

16 Recycling

KLIMA 18 Die Mutigen profitieren

22 Der Buchhalter der Erde

ENERGIE 24 Die Zukunft wächst in der Wüste

MOBILITÄT 28 Mobilität in Unternehmen

32 Immer bessere Hybride

34 Die automobile Revolution ist nah

GELD 38 Antoinette Hunziker-Ebneter:

Wir haben von der Finanzkrise profitiert

PORTRÄT 40 Walter Schmids Umweltarena

INTERVIEW 44 Gabi Hildesheimer zum Thema

«Nachhaltigkeit»

TITELGESCHICHTE 48 Bertrand Piccard:

Mit dem Solarflugzeug um die Welt

56 Markt

58 Bücher

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8 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung

Die dritte industrielle Revolution

Das Zeitalter von Clean-Tech hat begonnen.Nachhaltige Technologien gehören zu den wich-tigsten Wachstumsmärkten weltweit. Alleine inder Schweiz soll die Branche laut einer McKin-sey-Studie bis im Jahr 2020 25 000 neue Arbeits-plätze generieren. Die Schweizer Wirtschaft hatdie Nase im Wind: Die grosse Zahl an KMU birgt eine hohe Innovationskraft. In der Clean-Tech-Forschung belegt die Schweiz einen Spitzen-platz; ETH Zürich, EPFL Lausanne, EMPA, dasPaul Scherrer Institut und die Fachhochschulenforschen wegweisend im Bereich Antriebs-, So-lar- und Gebäudetechnologie. Auch die Wirt-schaft hat das Potenzial erkannt: Im Wirtschafts-verband Swisscleantech haben sich neu 100 Fir-men und in der Öbu, das Netzwerk für nachhal-tiges Wirtschaften, 300 Unternehmen zusam-mengeschlossen, um die Nachhaltigkeit in derSchweizer Wirtschaft voranzutreiben. Nun istdie Politik gefordert, mit intelligenten Lenkungs-massnahmen Investitionen in saubere Zukunfts-technologien anzustossen.

Text Sandra Olar | Foto: KEYSTONE/Ludwig Weh

Öko-Ufo am Berg: Die neue Monte

Rosa-Hütte des Schweizer Alpen-

Clubs SAC am Gornergletscher bei Zermatt

ist futuristisch und energetisch fast autark.

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung ⎮ 9

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10 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung

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EnergieDie Schweizer beziehen ihre Energie zu fast 70 Prozent aus fossilen Ressourcen: Erdöl deckt57, Erdgas 12, Wasserkraft 14, Atom 10 und derRest 7 Prozent. Dank dem hohen Anteil an Was-serkraft beläuft sich der Endverbrauchsanteil anerneuerbaren Energien auf 16,9 Prozent.

Weltweit fördern Staaten die Entwicklungder nachhaltigen Stromerzeugung und setzensich ehrgeizige Klimaziele: Österreich, Deutsch-land, Dänemark oder Spanien satteln in schnel-lem Tempo um, die EU will bis 2020 20 Prozentdes Energieverbrauchs mit alternativen Energiendecken. Die Zielsetzung der Schweiz ist weitausbescheidener: Die Stromerzeugung aus erneuer-baren Energien soll bis zum Jahr 2030 um min-destens 5400 Gigawattstunden (GWh) steigen,was einen Anteil von 10 Prozent an der gesamtenStromproduktion ausmacht.

Mit der kostendeckenden Einspeisevergü-tung von 0,6 Rappen pro Kilowattstunden wer-den seit Anfang 2009 umweltfreundliche Tech -nologien zur Stromproduktion jährlich mit 320Millionen Franken gefördert. Zu wenig, sagenUmweltverbände und fordern die Auflösung desKostendeckels nach dem Beispiel Deutschlands.Die Schweiz laufe sonst Gefahr, den Anschlussan die Schlüsseltechnologien der Zukunft zu ver-passen.

Text Sandra Olar | Foto: Karl-Heinz Hug

«Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES»

Strom für 38 Haushalte: Die grösste

private Photovoltaik-Anlage der Schweiz befindet

sich auf einem Bauernhof im freiburgischen

Barberêche und produziert jährlich

128 000 Kilowattstunden.

01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung ⎮ 11

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Mobilität

Der moderne Mensch ist mobil – ein Schweizerlegt täglich 39 Kilometer zurück, davon 28 mitdem Auto. Folglich verbraucht der Strassenver-kehr ein Drittel der Energie und verursacht fast40 Prozent der CO2-Emissionen. Die Autoherstel-ler setzen weiter auf klassische Diesel- undBenzin motoren und erzielen mit «Downsizing»beachtliche Resultate. Dasselbe gilt für die Hybri-de, die ebenfalls mit fossilen Treibstoffen arbei-ten. Die Plug-in-Hybride werden hier eine weite-re Verbesserung bringen, sofern der von derSteckdose bezogene Strom aus erneuerbarenQuellen stammt. Das absolut saubere Auto ohneCO2-Ausstoss aus erneuerbarer Elektrizität odermit Wasserstoff-Antrieb ist immer noch Zu-kunftsmusik.

Gefragt sind neue Mobilitätskonzepte wie siedie Rinspeed AG am Autosalon in Genf präsen-tiert hat: Mit dem kleinen Elektroflitzer «UrbanCommuter» UC? (Bild) kann man auch weiteStrecken zurücklegen, indem man ihn in den Zugverlädt. Mit dem dichtesten öffentlichen Ver-kehrsnetznetz hat die Schweiz gute Chancen,nachhaltig in die Zukunft zu steuern.

. Text Sandra Olar | Visualisierung: Rinspeed

Schnell und sauber:

Der Elektroflitzer UC? (Urban Commuter)

ist nur gerade 2,6 Meter lang,

980 Kilogramm schwer und

erreicht eine Geschwindigkeit von

120 Stundenkilometern.

12 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung ⎮ 13

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14 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung

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Bauen

Die Schweiz ist in der Gebäudetechnik Spitzen-reiterin. Auf dem Weg zu einer 2000-Watt-Gesell-schaft ist das entscheidend, entfallen doch 40Prozent des gesamten Energieverbrauchs auf denGebäudebereich. So sind ETH und Empa in derErforschung von Gebäudehüllen und Energie -systemen mit dem Projekt der neuen Monte Ro-sa-Hütte wegweisend. Ebenso haben SchweizerForscher in in der Solartechnologie die Nasevorn. Die EPFL Lausanne ist führend in der Ent-wicklung von Dünnschichtsolarzellen, mit de-nen auch das Solarflugzeug von Betrand Piccardbald die Welt umfliegen wird.

Mit dem Bau des Plusenergiehauses Kraft-werk B (Bild) haben die Grab Architekten AGneue Massstäbe für nachhaltiges Bauen gesetzt:Der Hybridbau, ein Mehrfamilienhaus in Ben-nau SZ, kann dank zukunftsorientierter Archi-tektur mit Solarthermie, einer Photovoltaik-Fas-sade und fortschrittlicher Gebäudehülle weitge-hend energieautonom betrieben werden.

Auch der Bund hat das Sparpotenzial er-kannt. Im Gebäudeprogramm werden Gebäude-sanierungen jährlich mit bis zu 300 MillionenFranken unterstützt. Die Kantone und auch Ge-meinden unterstützen Solarthermieanlagen mitBeträgen zwischen hundert und mehreren tau-send Franken.

Text Sandra Olar | Visualisierung: Grab Architekten AG / zVg

Wegweisend wohnen im Kraftwerk B:

Überschüssige Energie wird an die Nachbar häuser

abgegeben, Strom ins Netz eingespiesen und

mittels eines Bonus-Malus-Systems können

die Bewohner über den Energieverbrauch

den Mietzins beeinflussen.

01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Einleitung ⎮ 15

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Recycling

18 Millionen Tonnen Abfälle produzieren dieSchweizer jährlich. Rund die Hälfte der 2,67 Mil-lionen Tonnen Siedlungsabfälle werden recyc-liert. Fortschrittliche Umweltvorschriften habendie Schweiz zum Weltmeister in Sachen Abfall-verwertung gemacht: Beim Papier beträgt dieSammelquote 79 Prozent, bei Aludosen 91 Pro-zent, bei Glas gar 95 Prozent. Die nichtverwert-baren Abfälle werden in den 29 Kehrichtverbren-nungsanlagen entsorgt, wo sie als wichtige Ener-gielieferanten dienen. Die bei der Verbrennungentstehende Wärme wird für die Produktion vonStrom oder zum Einspeisen in Fernwärmenetzeverwendet. Recycling hilft, Rohstoff- und Ener-gieressourcen zu schonen.

Ziel einer nachhaltigen Materialbewirtschaf-tung sind geschlossene Kreisläufe, was nachhalti-ge Architektur oder auch Produkte nach demPrinzip «Cradle to Cradle» erfordert. Auch hierbesteht ein Verbesserungspotenzial: Nachholbe-darf hat die Schweiz laut dem Bundesamt fürUmwelt in der Verwertung von Bio-Abfällen. Ausden mehr als drei Millionen Tonnen Grün-Abfäl-len jährlich liessen sich Strom, Wärme und Dün-ger gewinnen.

Text Sandra Olar | Foto: Bilderbox.de

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Page 18: Genesis 1/2010

Fortschrittlich und nachhaltig: Im Bereich der Ersatzbrennstoffverwertung ist Holcim mit an der Weltspitze (Zementwerk Siggenthal).

Ob Klimapolitik zum Hemmschuh

oder Glücksbringer für die Wirtschaft

wird, hängt vom Mut und der Innovations -

fähigkeit ab, sagen Experten. Ihre

Berechnungen zeigen: Ambitiöse

Klimaziele schaffen Wachstum und

Beschäftigung.

Text Yvonne von Hunnius

Im internationalen Wettbewerb kann eine zu starke Regulie-rung zum Wettbewerbsnachteil werden. Nicht so in der Klima-politik, sagen Wissenschaftler des Klimazentrums der renom-mierten Cambridge-Universität. Sie haben eine Studie für dasBüro des britischen Ex-Premiers Tony Blair und die ClimateGroup erstellt. Ihre Schlussfolgerung: Ambitiöse Klimazielebringen wirtschaftliche Vorteile. Und wer einen Schritt weiter

Die Mutigen profitieren von

als die anderen geht, profitiert am meisten. Sollte die EU bis2020 den CO2-Ausstoss um 30 Prozent verringern, währendder Rest der Welt noch zuwarte, bedeutete das ein Wachstums-plus von 1,3 Prozent für Europa. Betreibe sie Klimapolitik imGleichschritt mit allen anderen, dann werde ihr nur 0,8 Pro-zent mehr Wachstum beschert.

Enormes Einsparungspotential

Die Schweiz ist nicht die EU, weshalb das Bundesamt fürEnergie (BfE) beim Beratungsunternehmen McKinsey eineStudie in Auftrag gegeben hat, die im Februar erschienen ist.Auch hier zeigt sich, dass Klimapolitik Dynamik in die Wirt-schaft bringt. Alleine die heutige Klimapolitik des Bundesbrächte eine Netto-Wertschöpfung von 620 Millionen Fran-ken und liessen 11 000 Nettoarbeitsplätze in der Schweiz ent-stehen. McKinsey-Partner und Co-Autor der Studie MarcoZiegler sagt: «Wir haben uns die Effekte der geplanten regula-torischen Massnahmen im Bereich Gebäude, Transport underneuerbarer Energien angeschaut. Und würde der Staat sichhöhere CO2-Reduktionsziele stecken und grössere Anstren-gungen zur Erreichung anregen, stiege der positive Effekt aufdie Wirtschaft linear.» 30 Prozent erachtet er für durchausmachbar.

18 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Klima

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Klima ⎮ 19

Foto: Holzim/zVg

Gewerbeverbandes SGV, sieht das Reduktionslimit erreicht:„20 Prozent sind tragbar, doch noch mehr ginge nicht. DieGrenzkosten sind in Anbetracht der bereits exzellenten Ökobi-lanz der Schweiz zu hoch.» Vertreter energieintensiver Bran-chen wie Marcel Menet, der Geschäftsführer des Giesserei-Ver-bands der Schweiz, machen sich Sorgen um die Bereitstellungvon Energie in den kommenden Jahren. Denn ein strengesCO2-Regularium bedeutet, dass sobald als möglich die fossilenEnergien ersetzt werden müssen. Hans E. Schweickardt, Präsi-dent von Swisselectric, der Organisation schweizerischerStromverbundunternehmen, sagt, erneuerbare Energien bötenin naher Zukunft noch keine Versorgungssicherheit. SeinerMeinung nach sei es auch nicht notwendig, verbindliche CO2-Klimaziele festzusetzen. Energieeinsparungen zum Beispielverringerten automatisch den CO2-Ausstoss, wodurch sich dasProblem von allein erledige, so Schweickardt.

Schweizer Pioniergeist gefordert

Der Umweltökonom Rolf Wüstenhagen von der UniversitätSt. Gallen setzt den Bedenken die Erfahrung aus der Schwei-zer Geschichte entgegen: «Wenn ich durch das Textilmuseumin St. Gallen gehe, sehe ich Schweizer Pioniergeist. Der Auf-schwung vor 150 Jahren fand statt, weil mutige Unternehmer

der Klimapolitik

Der angestossene Prozess liesse ebenso neue Geschäftsfel-der entstehen: Im Bereich der Energieeffizienz und regenerati-ven Energien könnte der Umsatz von heute zehn MilliardenFranken auf 30 Milliarden Franken 2020 klettern, stellt dieStudie heraus. Nutzniesser sei zuvorderst die personalinten-sive Bauwirtschaft, doch auch die Technologiebranche.

Schweiz peilt 20 Prozent an

In der Schweizer Politik werden die Chancen der Klimapolitikvorsichtig bewertet. Der Bundesrat strebt eine Verringerungder Treibhausgasemissionen um 20 Prozent bis 2020 an. Dasentspricht der Haltung der Europäischen Union, die sich dieHintertür offen gelassen hat, 30 Prozent Reduktion anzuge-hen, falls andere gewichtige Staaten mitziehen. Im Rahmeneiner Klima-Initiative fordern SP, Grüne und Umweltver-bände ein 30-Prozent-Ziel. Doch Bundesrat und nationalrätli-che Umweltkommission lehnten alles über 20 Prozent trotzeinschlägiger Studien als «nicht tragbar» für die Wirtschaft ab.

Wettbewerbsnachteile verhindern

Die Wirtschaft ist gespalten. Economiesuisse fürchtet Arbeits-platzverlagerungen insbesondere in energieintensive Indus-trien wie Chemie und Papier. Hans-Ulrich Bigler, Direktor des

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20 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Klima

auf Stickereien gesetzt haben. Nicht nur buchhalterisches Den-ken schafft Wohlstand.» Wenn man schon die CO2-Reduktionals Breitbandmedikament zur Stärkung der Abwehrkräfte ge-gen den Klimawandel betrachte, dann müsse es auch einge-nommen werden, sagt er.

Diejenigen Unternehmen, die in der Klimapolitik weiterge-hen wollen als die traditionellen Wirtschaftsverbände, habensich zusammengeschlossen im Verband swisscleantech. Grün-dungspräsident Nick Beglinger vermisst den Schweizer Pio-niergeist. «Jetzt ist es an der Zeit, dass die Schweiz sich als Cle-antech-Land positioniert.» Gerade imHinblick auf die wirtschaftliche Entwick-lung weg von personalintensiver Arbeitsei die rohstoffarme, exportorientierteund wissensbasierte Schweiz fast dazu ver-pflichtet, zu einem Klimavorreiter zu wer-den. Neue Chancen entstünden lautBeglinger im Bankensektor im Zusam-menhang mit einem sauberen Finanzplatzebenso wie im Stadt- und Infrastrukturbe-reich.

Vorreiter machen es vor

Schweizer Unternehmen zeigen heute schon, wie die Klimapo-litik indirekt Chancen für ein Alleinstellungsmerkmal bietet.Die Generalunternehmung und Holzbaufirma Renggli AG inSursee realisiert Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser sowieObjektbauten konsequent nach den energieeffizienten Miner-gie-Baustandards. Und hat damit in der Schweiz eine Pionier-rolle übernommen. Vertriebsleiter Thomas Menz: «Die staatli-chen Massnahmen schärfen den Nachhaltigkeitssinn der

Konsumenten, was positiven Einfluss auf den gesamten Sek-tor hat.» Vor einem halben Jahr wurde in GrossbritannienRenggli LTD eröffnet. Denn das Schweizer Know-how sei nunauch im Ausland gefragt, sagt Menz. Die internationale Klima-politik stecke hierfür den Rahmen ab.

Und die energieintensive Branche der Schweizer Zement-industrie macht seit Jahren vor, wie CO2-Reduktion möglichist. Georges Spicher, Direktor des Verbandes der Schweizeri-schen Cementindustrie cemsuisse: «Unsere Branche hat sichfreiwillig strenge Ziele auferlegt. Mit einer Reduzierung von

51,5 Prozent zwischen 1990 und 2010erbringen wir den grössten Inlandbei-trag, damit die Schweiz das Kyoto-Pro-tokoll erfüllen kann.» Im Bereich derErsatzbrennstoffverwertung ist Holcimmit an der Weltspitze.

Nicht alles ist monetarisierbar

Solche Anstrengungen müssten dieRegel sein, betrachtet man Studien wiedie des UN-Klimarates IPCC. Klimafor-scher und IPCC Autor Andreas Fischlinvon der ETH Zürich sagt: «Wollen wir

das Temperaturziel von 2 Grad Erwärmung nicht überschrei-ten, reicht eine CO2-Reduktion von 20 Prozent nicht aus.»Und auch wenn sich Klimaschutz noch lange wirtschaftlichrechne, müsste sich die Wirtschaft über einige Wertfragenbewusst werden. Denn nicht alles könne monetarisiert wer-den. Fischlin: «Jeder Schweizer Unternehmer muss sich dieFrage stellen, wann ihm die Halbwüste vor seiner Tür zu heisswird.»

«Nicht nurbuchhalterisches Denken schafftWohlstand.»

Rolf Wüstenhagen

Umweltökonom, Universität St. Gallen

Minergie-Bau: Studentensiedlung Bülachhof in Zürich, entworfen von Marc Langenegger. Foto: Marc Langenegger

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Marco Andreoli, CTA AGBoris Koch, ERICO InternationalChristian Gaegauf, Oekozentrum LangenbruckErnst Diethelm, Gschwind Heiztechnik AGAndreas Wegmüller, Bau- und Architekturbüro WegmüllerModeration: Dr. Ruedi Meier, energie-cluster.ch

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Text Oliver Wietlisbach

Jeder Finanzchef will von der Buchhaltung dasselbe wissen:Wie viel kommt rein, was geht raus? Die Antwort «Wir habenkeine Ahnung» würde er nicht akzeptieren. Gibt ein Unter-nehmen über längere Zeit mehr aus, als es einnimmt, geht esfrüher oder später bankrott. Nicht bloss ein finanzieller, son-dern der totale Kollaps droht unserem Planeten, wenn wirunseren Ressourcenverbrauch stets und ungezügelt erhöhen.

Auf grossem Fuss

Ökonomische Aktivitäten können ohne Umweltressourcenwie Ackerland, Wald oder Fischgründe nicht stattfinden.«Daher sollte uns ökologisches Vermögen ebenso wichtig seinwie ökonomisches», sagte Mathis Wackernagel, Erfinder desökologischen Fussabdrucks, im Interview mit dem «Beobach-ter». Mit einer ökologischen Buchhaltung, auch ökologischerFussabdruck genannt, wollen Wissenschaftler und Umweltor-ganisationen aufzeigen, dass der ökologische Bankrott für alleeine Bedrohung darstellt. Momentan laufen nicht nur diestaatlichen Finanzen aus dem Ruder, auch mit den Ressour-cen gehen wir zu verschwenderisch um.

Der Buchhalter der Erde

Um die Debatte zur Klimaerwärmung ging beinahe verges-sen, dass die Weltbevölkerung seit den 1980er-Jahren einen Le-bensstil pflegt, der den Hunger nach Energie und Rohstoffen indie Höhe schnellen liess. Die starke Bevölkerungszunahme,das Wirtschaftswachstum und der Aufstieg der Schwellenlän-der führt zu einer Ausbeutung der Ressourcen, deren negativeFolgen für die künftigen Generationen schwer abschätzbarsind. Genau so wie der schnelle Konsum auf Kredit ermöglichtuns ein intensiver Lebensstil Annehmlichkeiten wie Reisen inferne Länder oder den Genuss exotischer Früchte. Die Frageist berechtigt: Kann das auf Dauer gutgehen?

Der ökologische Fussabdruck zeigt, wie viel Fläche esbraucht, um den Ressourcenbedarf eines Landes, einer Personoder einer einzelnen Konsumentscheidung zu decken. MitWackernagels Konzept des «Footprints» werden sowohl derVerbrauch natürlicher Ressourcen wie Energie, Boden oderWasser als auch CO2-Emissionen in eine Flächeneinheit umge-rechnet.

Pflegten alle einen Lebensstil wie wir Schweizer, so brauch-te es laut Berechnungen des von Wackernagel geleiteten Global Footprint Network 2,8 Planeten. Auf noch grösseremFuss leben die US-Amerikaner: Um ihren Hunger nach Res-

22 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Klima

Fotos: Bilderbox.de (footprint) / Global Footprint Network/ (Mathis Wackernagel)

Mathis Wackernagel erfand in den 1990er-Jahren den ökologischen Fussabdruck,

der unseren Ressourcen-Verbrauch berechnet. Wir alle verbrauchen weit mehr, als

die Erde bereithält – die Bilanz kann auf Dauer nicht aufgehen.

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Wollten wir uns auf zwei Hektaren, die nachhaltig wären,beschränken, müssten wir in fast allen Bereichen des alltägli-chen Luxus’ Abstriche machen. Herr und Frau Schweizer sindzwar Musterschüler beim Sammeln von Altpapier und Batte-rien, beim Ausknipsen von Lampen und beim Kauf von Bio-nahrung. Dies alles bremst aber höchstens den Zuwachs unse-res ökologischen Fussabdrucks. Viel schlechter schneiden wirdort ab, wo es besonders viel nützen würde und wo es aucham meisten wehtut: Flugreisen in die Wärme, Auto fahren,Hochheizen auf T-Shirt-Temperatur oder Fleischkonsum. AufLuxus verzichten mag kaum einer.

Um den Öko-Kollaps zu verhindern, hat Footprint-Erfin-der Mathis Wackernagel ein Konzept entwickelt, indem erdrei zentrale Punkte ausmacht: Erstens, eine ökologische Steu-erreform, wie sie etwa in der Schweiz von den Grünliberalengefordert wird. Produkte und Dienstleistungen mit einemhohen Ressourcenverbrauch sollen besteuert werden. WerRessourcen spart, soll profitieren – also Energie statt Arbeitbesteuern. Zweitens braucht es strengere Energienormen fürBauten, da hier besonders viel Einsparpotenzial verschenktwerde. Drittens ist die Förderung nachhaltiger Investitionenin saubere Technologien notwendig, die den Entwicklern inden nächsten Jahren oder Jahrzehnten einen globalen Wettbe-werbsvorteil ermöglichen.

Die Lösungsvorschläge Wackernagels zeigen, dass alleinedas Einkaufsverhalten zu ändern nicht ausreicht, um einenÖkokollaps abzuwenden. Die Strategie der kleinen Schrittemag in die richtige Richtung führen, jedoch sind auch grössereVeränderungen notwendig, damit auch weitere Generationenunseren Fussspuren folgen können.

ÖKOLOGISCHER FUSSABDRUCK

Unter dem ökologischen Fussabdruck wird die Fläche aufder Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstilund Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermögli-chen. Er misst den Verbrauch von natürlichen Ressourcenwie fossile Energien, Holz oder Ackerland umgerechnet inFlächeneinheiten. Darin eingeschlossen sind Flächen, diezur Produktion seiner Kleidung und Nahrung oder zurBereitstellung von Energie wie auch zum Abbau des von ihmerzeugten Mülls oder zum Binden des durch seineAktivitäten freigesetzten Kohlendioxids benötigt werden.

Die weltweit verfügbare Fläche zur Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse wird nach Daten des GlobalFootprint Network und der European Environment Agencyinsgesamt um 23% überschritten. Danach werden bei gegen-wärtigem Verbrauch pro Person 2,2 ha (Hektar) beansprucht,es stehen allerdings lediglich 1,8 ha zur Verfügung. Dabeiverteilt sich die Inanspruchnahme der Fläche sehr unter-schiedlich auf die verschiedenen Regionen. Europa (EU25und Schweiz) beispielsweise benötigt 4,7 ha pro Person,kann aber nur 2,3 ha selber zur Verfügung stellen. Dies be-deutet eine Überbeanspruchung der europäischenBiokapazität um über 100 %. Frankreich beansprucht annä-hernd das Doppelte, Deutschland etwa das Zweieinhalbfacheund Grossbritannien das Dreifache der verfügbarenBiokapazität. Ähnliche Ungleichgewichte finden sich auchzwischen Stadt und Land. Die USA brauchen 9,7 ha,Grossbritannien 5,6 ha, Brasilien 2,1 ha, die VolksrepublikChina 1,6 ha und Indien 0,7 ha. (ow/wikipedia)

Auf wie grossem Fuss leben Sie?Unter www.footprint.ch können Sie testen, wie viele Hektarenund Planeten Sie verbrauchen.

sourcen zu stillen, müssten wir vier Ersatzplaneten haben. ImDurchschnitt verbraucht die Weltbevölkerung derzeit 1,3 Pla-neten – Tendenz steigend. Das heisst, die Menschheit konsu-miert 30 Prozent mehr, als das Ökosystem der Erde pro Jahrfür uns bereitstellen kann. Bis zum Jahr 2030, so die Modell-rechnungen, benötigt die Weltbevölkerung also zwei Erden.Mit steigendem Lebensstandard verändert sich auch das Konsumverhalten. So essen beispielsweise immer mehr Chine-sen und Inder Fleisch. Mit negativen Folgen für die Rohstoff -bilanz: Für ein Kilo Rindfleisch werden rund 15 500 Liter Was-ser benötigt, für die gleiche Menge Getreide nur 1 300 LiterWasser.

Zu kleine Welt

Ein Schweizer braucht im Mittel über 50 000 QuadratmeterLand, um seinen Bedarf zu decken. Teilt man die Erdoberflä-che durch die Anzahl Menschen, kommt man auf lediglich18 000 Quadratmeter, die jedem von uns zustehen würden. Un-ser Fussabdruck dürfte also, wenn wir nicht auf Kosten künfti-ger Generationen Schulden machen wollen, bloss knapp zweiHektaren betragen.

Wie weit wir von einer ausgeglichenen Bilanz entfernt sind,zeigt der von der «Sonntags-Zeitung» errechnete Fooprint vonBastien Girod. Der Grüne Zürcher Nationalrat, der nach eige-nen Angaben nur Bio kauft, kein Auto hat, seit zehn Jahrennicht fliegt und in einer mehrköpfigen Minergiehaus-Wohnge-meinschaft lebt, kommt auf einen Fussabdruck von vier Hekta-ren. Der Autor des Artikels, der in einem 60-Jahre alten Miet-block mit Ölheizung lebt, verbraucht bereits 4,8 Hektaren. Mitdiesem Fussabdruck wären 2,3 Erden notwendig.

DER FOOTPRINT-ERFINDER

Mathis Wackernagel, Jahrgang 1962, hat an der ETH ZürichMaschinenbau studiert und doktorierte an der UniversitätBritish Columbia in Vancouver. Das Konzept des ökolo -gischen Footprints hat er zwischen 1990 und 1994 in seinerDoktorarbeit bei Professor William E. Rees entwickelt.

Mathis Wackernagel ist Mitbegründer und Leiter des GlobalFootprint Network (www.footprintnetwork.org), einer Non-Profit-Organisation mit rund 20 Mitarbeitern. Heute lebt ermit seiner Familie in Kalifornien.

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Kein Kohlendioxid,

kein Abfall, keine

Autos: In der Wüste

Abu Dhabis soll

bis 2016 eine

CO2-neutrale Stadt

entstehen.

Die Zukunft wächst in der An der Ökostadt Masdar bei Abu Dhabi

wird länger gebaut werden als

ursprünglich geplant. Dem weltweiten

Interesse für Masdar tut das keinen

Abbruch. Schweizer Firmen sind ganz

vorn mit dabei.

Text Steffen Klatt

Olafur Ragnar Grimsson blinzelt in die Sonne. Eben ist der Be-sucher aus dem hohen Norden über die Baustelle von Masdargeführt worden. Der isländische Präsident ist nur einer der vie-len Besucher, die sich die künftige Ökostadt zeigen lassen. Anmanchen Tagen kommen die Delegationen im Stundentakt aufdas Gelände zwischen Wüste und Persischem Golf. Das über-rascht kaum, denn hier soll die erste Stadt entstehen, die völligauf Autos verzichtet, ihre Energie aus erneuerbaren Quellenbezieht, netto kein Kohlendioxid ausstösst und keinen Abfallproduziert. Möglich macht das der Einsatz modernster Um-welttechnologien. Masdar soll mit seinen geplanten 50 000 Ein-wohnern und 90 000 Arbeitsplätzen zu einem globalen Zen-trum der erneuerbaren Energien aufsteigen. Das alles istGrund genug für viele Unternehmen und Regierungen, sich umeine Teilnahme am Bau zu bemühen. Die Schweiz ist dabei ineiner privilegierten Lage: Sie soll mitten in der 6,5 Quadratki-lometer grossen Stadt ein eigenes Quartier erhalten, das SwissVillage (siehe Box).

Grösste Solaranlage am Golf

Masdar ist über die Planungsphase hinausgewachsen. Die Ge-bäude des Masdar Institute of Science and Technology sollen Mit-te dieses Jahres fertiggestellt werden. Auf dem Gelände dieserUniversität werden bereits die automatischen Fahrzeugkabinengetestet, das wichtigste Verkehrsmittel in der künftigen Stadt.Der Strom für die Baustelle kommt von einer riesigen Photovol-taikanlage, die mit einer Kapazität von 10 Megawatt produziert– die grösste Solaranlage im Nahen und Mittleren Osten. Nochnicht am Netz dagegen ist ein Kraftwerk, das Strom aus konzen-trierter Sonnenenergie herstellen soll. Die Anlage um den Solar-turm ist bereits installiert, aber noch nicht in Betrieb.

Vision trifft auf Wirklichkeit

Seit dem ersten Spatenstich im Februar 2008 sind einige über-zogene Erwartungen relativiert worden. Vision und Wirklich-keit klaffen auseinander, etwa bei der Photovoltaikanlage: Aufden Modulen hat sich eine feine Staubschicht gebildet. Derfeine Wüstensand könnte das Glas beschädigen, wenn erunsachgemäss entfernt würde. Masdar sucht jetzt nach einerTechnologie, die Module zu reinigen. Die Schweizer FirmaRobonaut ist im Rennen. Auch wird vermutlich auf den Bauder Windanlagen vorerst verzichtet, die auf den ersten Compu-terbilder Masdars zu sehen sind. Der Grund dafür ist, dass derStandort direkt neben dem Flughafen von Abu Dhabi liegt.Dagegen setzt Masdar nun auf die Geothermie. Erste Probe-

24 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Energie

bohrungen hat man bereits unternommen. Das erklärt auchden Besuch des isländischen Präsidenten. Island ist Spitzenrei-ter in der Nutzung von Erdwärme.

Eine weitere Vision, die noch nicht realisiert werden kannsind die automatischen Fahrzeugkabinen, die noch viel zuteuer sind. Ähnlich steht es um die aufklappbaren Photovol-taikschirme, die tagsüber die Sonne einfangen und nachts diefrische Luft in die Stadt lassen sollen. Sie existieren in dieserForm noch gar nicht.

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Energie ⎮ 25

Masse» erreicht haben. Irgendwann danach soll die Stadt fer-tiggestellt sein.

Private finanzieren den Löwenanteil

In Abu Dhabi spricht niemand offen darüber. Aber die Verzö-gerung hat auch mit der Finanzkrise zu tun. Auch wenn sichdas ölreiche Emirat die Ökostadt mühelos leisten kann, will esnur rund ein Fünftel selbst tragen. Der Rest soll privat finan-ziert werden. Die Kosten der Stadt werden offiziell auf 22 Mil-

Wüste

Masdar macht die Erfahrung aller neuen Städte: Sie lassensich nicht an einem Tag bauen. Ursprünglich war vorgesehen,die Stadt zwischen 2016 und 2018 fertigzustellen. Die erstenStudenten des Masdar Institute sind vergangenen Septembergekommen. Noch sind sie in einem Provisorium in Abu Dhabiuntergebracht; ab September 2010 sollen sie in Masdar studie-ren. Die erste Phase der Stadt, mit Universität, Hauptquartierund Swiss Village, soll ab 2013 fertig sein. Manche sprechensogar erst von 2016. 2020 soll die Stadt dann eine «kritische

Visualisierung: www.masdar.ae / zVg

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liarden Dollar geschätzt. Die Bauherrin, die staatliche AbuDhabi Future Energy Company, kann auch insgesamt 15 Milli-arden Dollar investieren. Aber nur vier Milliarden sollen indie Ökostadt selbst fliessen. Masdar ist eben mehr als MasdarCity. So wurde im thüringischen Ichtershausen Masdar PVgegründet, eine Herstellerin von Solarmodulen. Masdar betei-ligt sich am Windpark London Array, der vom deutschenEnergieriesen Eon vor der britischen Küste errichtet wird.Windparks sollen auch auf den Seychellen errichtet werden,

Viel Glas, futur -

istisches Design

in energieeffizienter

Bauweise: So sieht

die Architektur in

Masdar aus.

SCHWEIZER QUARTIER

Bereits über 130 Schweizer Unternehmen haben sich derSwiss Village Abu Dhabi Association angeschlossen, darun-ter grosse wie Implenia, Credit Suisse, Avireal und MeyerBurger. Auf einer Fläche von 20 Hektaren im Zentrum derStadt sollen die Wohn-, Büro- und Produktionsgebäude nachSchweizer Standards und unter Schweizer Führung errichtetwerden. Ein grosser Teil der Mieter soll ebenfalls aus derSchweiz kommen.

Die Idee geht auf den Schweizer Botschafter in denEmiraten, Wolfgang Amadeus Bruelhart zurück. Präsidentdes Vereins ist Nick Beglinger. Der Aussenwirtschafts -förderer Osec hat das Swiss Village massgeblich unterstützt.

26 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Energie

Masdar Institute (oben) im Bau, Swiss Village (unten).

Fotos: zVg

WARTEN AUF BERN

Nick Beglingers Immobilienentwicklungsfirma maxmakerswar das erste ausländische Unternehmen, dass sich 2006an der Planung Masdars beteiligte. Was auf dem Wüsten -sand am Golf möglich ist, sollte auch in der Schweiz mach-bar sein, sagte sich der Zürcher. So entwickelte er einKonzept zur nachhaltigen Nutzung des Flugplatzes Düben -dorf: Ähnlich wie in Masdar sollte hier ein Zentrum für dieglobale Cleantech-Industrie, mindestens ebenso nachhaltiggebaut wie das Vorbild am Golf. Allerdings haben auch ande-re ein Auge auf das 2,5 Quadratkilometer grosse Gelände ge-worfen. Der Zürcher FDP-Nationalrat Ruedi Noser will hierein Forschungs- und Technologiezentrum errichten.

Doch noch gehört das Gelände dem Verteidigungsdepar -tement. Dort will man den sicherheitspolitischen Bericht abwarten, bevor man über den Flugplatz entscheidet. DieZürcher Regierung wiederum will sich laut Baudirektion imApril darüber äussern, wie sie sich die Zukunft fürDübendorf vorstellt.

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tur für Erneuerbare Energien für Masdar sichern. GeneralElectric will hier ein Forschungszentrum einrichten. Die deut-sche Fraunhofer-Gesellschaft hat ebenfalls eine Absichtserklä-rung über eine Zusammenarbeit mit Masdar unterzeichnet.Wer noch zweifelt, ob die Ökostadt Wirklichkeit wird, mussnur auf andere Prestigeobjekte wie die Formel-1-Rennstreckeein paar Kilometer von Masdar entfernt oder auf den Khalifa-Turm in Dubai schauen: Wenn es um das Prestige geht, danndrücken die Scheichs im Notfall aufs Gaspedal.

ein Solarkraftwerk mit 200 Megawatt in Ägypten, auch in Spa-nien beteiligt sich Masdar an Solarkraftwerken – die Liste derInvestitionsobjekte wird immer länger. Ausserdem stecken250 Millionen Dollar in einem Fonds, mit dem sich Masdar anCleantech-Unternehmen weltweit beteiligt hat. Der Fondswird von der Credit Suisse verwaltet.

Masdar City hat trotz Rückschlägen auch einige Erfolg zuverbuchen. Vergangenen Juni konnten sich die VereinigtenArabischen Emirate den Sitz der neuen Internationalen Agen-

Visualisierung: www.masdar.ae / zVg

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Mithilfe eines aktiven Mobilitätsmanagements kann der Pendler-, Geschäftsreise- oder Kundenverkehr optimiert werden.

Text Markus Halder und Matthias Tuchschmid, SBB,Generalsekretariat, BahnUmwelt-Center

Inzwischen besteht ein weitgehender wissenschaftlicher Kon-sens: der Handlungsdruck für einen aktiven Klimaschutz istgross, um Klimafolgeschäden wie schmelzende Gletscher undPolkappen, Meeresspiegelanstieg und zunehmende Wetterex-treme in Grenzen zu halten. Dass besonders im Verkehrsbe-reich grosser Handlungsbedarf besteht, zeigt der Verlauf derCO2-Emissionen aus Treibstoffen in der Schweiz (vgl. Abb.).Sie steigen weiter an, obwohl das Kyoto-Protokoll wie auchdas CO2-Gesetz der Schweiz eine Absenkung fordern.

Mobilität in Unternehmen

Unternehmen in der Pflicht

Firmen und Unternehmen haben dabei mit ihren Entscheidun-gen im Güter- und Personenverkehr eine besonders grosseVerantwortung: Mehr als die Hälfte aller Verkehrsvorgängestehen in der Schweiz direkt in Zusammenhang mit Unterneh-men und Firmen. In Zahlen: insgesamt stehen 55 bis 60 Pro-zent des Treibstoffverbrauchs und der damit verbundenenEmissionen in direktem oder indirektem Zusammenhang mitUnternehmensentscheiden. Etwa ein Fünftel der Verkehrs-emissionen verursacht der Güterverkehr.

In vielen Firmen ist der Anteil der CO2-Emissionen des Ver-kehrs im Vergleich zu denjenigen Emissionen von Heizungen

28 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Mobilität

Mit ihren Mobilitäts- und Logistikentscheidungen haben es Unternehmen

in der Hand, einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten.

Die grossen Heraus forderungen im Klimaschutz können nur mit wirksamen

Massnahmen im Verkehrs bereich gelöst werden. Die Plattform www.mobitool.ch

bietet Firmen verschiedene Instrumente und Ansatzpunkte für eine

nachhaltige Mobilität in Unternehmen.

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verbesserten Logistik, einer Verkehrsverlagerung auf die Bahnoder bei der Wahl lokaler Zulieferer. Im Personenverkehr kannmithilfe eines aktiven Mobilitätsmanagements der Pendler-,Geschäftsreise- oder Kundenverkehr optimiert werden. DiePalette möglicher Massnahmen reicht von einer aktiven Park-raumbewirtschaftung, über die Förderung der öV-Nutzungoder des Veloverkehrs bis hin zum verstärkten Einsatz vonTelefon- und Videokonferenzen, dem Angebot von EcoDrive-Kursen oder der Anpassung von Geschäftsreiserichtlinien.

Wegweiser für eine nachhaltige Mobilität

Während Energiesparen in der Produktion oder im Büro in denmeisten Firmen als Teil der unternehmerischen Verantwortung so-wie aus Effizienzgründen eine Selbstverständlichkeit ist, wird derbetrieblich induzierte Verkehr häufig stiefmütterlich behandelt.Dabei können auch in diesem Bereich Kosten gespart und die Um-welt massgeblich entlastet werden. Hier setzt die neue Internet-plattform «mobitool.ch» an: Sie zeigt den Firmen, wie gross derHebel zur Verbesserung der eigenen Umweltleistung gerade imMobilitätsbereich ist. «mobitool.ch» lädt ein, die betriebliche Mo-bilität auf den ökologischen Prüfstand zu stellen, die unternehme-rischen Verkehrsprozesse zu optimieren und damit die Verkehrs-emissionen in der Schweiz zu reduzieren (siehe Kasten links).

Der Kurzcheck erlaubt, mit wenigen Klicks die Umweltre-levanz des betrieblichen Verkehrs im Vergleich zu sonstigen

MOBITOOL.CH

Die Plattform «mobitool.ch» bietet Unternehmen hilfreicheInstrumente: – Kurzcheck zur Relevanzeinschätzung des betrieblichen

Verkehrs– Informationen über mögliche Massnahmen im Verkehrs -

bereich– Planungs- und Evaluationshilfen für das Mobilitäts -

management – Wissenschaftlich geprüfte Umweltdaten von 84 Verkehrs -

mitteln für die Massnahmenberechnung

oder Produktionsprozessen relevant. Coop gibt beispielsweiseeinen Anteil der Transporte von 25 % und der Geschäftsreisenvon 6 % am gesamten CO2-Ausstoss des Unternehmens an. Beider ETH Zürich verursachen allein die Dienstreisen etwa dieHälfte aller CO2-Emissionen, mehr als die Wärmeproduktionund der Stromverbrauch der Hochschule. Sowohl Coop alsauch die ETH informieren in ihren Nachhaltigkeitsberichtenüber Optimierungsmassnahmen im Verkehrsbereich.

Breites Spektrum an Handlungsmöglichkeiten

Ansatzpunkte für die Reduktion von betrieblichen Verkehrs-emissionen liegen für den Güterverkehr beispielsweise in einer

CO2-EMISSIONEN Entwicklung und Zielpfad gemäss CO2-Gesetz (in Mio.t CO2)

PRAXISBEISPIEL 1: TALLY WEIJL

Durch eine Modifikation der firmeninternen Reiserichtlinienkonnte die Firma «TALLY WEiJL» ihre CO2-Emissionen proMitarbeiter um 35% senken. Ausserdem profitiert die Firmavon tieferen Reisekosten und einer höheren Produktivitätwährend der Reise im Zug.

Seit 1984 vertreibt das Modelabel «TALLY WEiJL» Kleidermit attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis für junge, selbst-bewusste Frauen. Während sich das Design-Center in Parisbefindet, ist die Vertriebsorganisation, das so genannteService- und Support Center, in Basel stationiert. Dies be-dingt einen häufigen Austausch zwischen den beidenStandorten, insbesondere weil das Unternehmen stetigwächst. Aus diesem Grund war die Anzahl an Flugreisen zwi-schen den beiden Destinationen relativ hoch: ImDurchschnitt nutzte ein Mitarbeiter das Flugzeug für dieseStrecke 3.5mal pro Jahr. Insgesamt lag der Anteil desVerkehrs gemäss dem mobitool Kurzcheck bei etwa 60%,nicht einbezogen wurden die eigentliche Produktion derKleider und der Verkauf.

Die alternativen Reiselösungen wurden aus zwei Gründen ein-geführt: Einerseits wird damit das umweltfreundliche Reisenbewusst gefördert. Andererseits hat die Bahnreise gegenüberdem Flug Vorteile punkto produktiver Reisezeit und sie er-spart mühsame Transfers in die Stadtzentren. Der nahegele-gene Bahnhof ermöglicht zudem einen nahtlosen Übergangvom Büro zum mobilen Arbeitsplatz im Zug. Die Infrastrukturder Bahn erlaubt kosteneffizientes Arbeiten – auch im Team.Die modifizierten, firmeninternen Reise richtlinien sehen vor,dass Geschäftsreisen prinzipiell mit der Bahn gemacht wer-den. Dies gilt für Reisen bis zu 5 Stunden. Ebenfalls wird derEinsatz von Videokonferenzen gefördert, da damit oft auch aufReisen verzichtet werden kann.

Im Jahr 2009 konnte «TALLY WEiJL» die Zahl der Flugreisenpro Mitarbeiter um 40% verringern und Kosten im fünf -stelligen Bereich einsparen. Zudem verringerten sich dieEmissionen von Geschäftsreisen um 35%, unter Ein -berechnung der Gebäude reduzierten sich die CO2-Emissionen pro Mitarbeiter um 24%.

Foto: SBB / Grafik: Bundesamt für Umwelt

Total Emissionen

Zielpfad Total

Brennstoff- Emmisionen

Zielpfad Brennstoffe

Treibstoff- Emmisionen

Zielpfad Treibstoffe

50

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0

40.2

22.6

17.7

36.8

21.6

14.2

19

90

19

92

19

94

19

96

19

98

20

00

20

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04

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06

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08

20

10

Jahr

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30 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Mobilität

Umweltauswirkungen des Unternehmens abzuschätzen. Undje genauer ein Unternehmen über die eigenen Umweltleistun-gen im Bild ist, desto passender kann der Einfluss des betrieb-lichen Verkehrs ausgewiesen werden.

Umweltdaten von 84 Verkehrsmitteln für nachhaltige

Mobilitätslösungen

Einzigartig sind die unter mobitool.ch veröffentlichten Um-weltdaten der verschiedenen Verkehrsmittel. Für jede Fortbe-wegungsart werden der CO2-Ausstoss, der Energieverbrauchund verschiedene Luftschadstoffe ausgewiesen. So findet manim Lokalverkehr neben den gewöhnlichen Verkehrsmittelnauch das Elektrovelo oder den Trolleybus. Im nationalen undinternationalen Verkehr lassen sich unter anderem die Bahn,das Auto mit verschiedenen Antriebstechnologien oder dasFlugzeug auswählen. Auch der Güterverkehr und die «virtuel-le» Mobilität in Form von Videokonferenzen und Teleworking

sind abgebildet. Ein interaktiver Vergleich stellt die Umweltbi-lanz zweier Verkehrsmittel einander gegenüber: Damit kön-nen nun nachhaltige Mobilitätslösungen für Firma und Um-welt identifiziert werden.

Wie schneidet beispielsweise ein Personenwagen mit be-sonders niedrigem Treibstoffverbrauch im Vergleich mit einemRegionalzug ab? Wieviel effizienter sind Videokonferenzen?Dank der individuell anpassbaren Parameter «Auslastung»,«Durchschnittsverbrauch» und «Fahrzeuggewicht» lassen sichso beliebige Umweltvergleiche anstellen. Alle Umweltdatenund Berechnungsgrundlagen wurden durch das Paul-Scherrer-Institut (PSI) geprüft.

«mobitool.ch» wurde von SBB, Swisscom, BKW FMBEnergie AG (BKW) und dem Netzwerk für nachhaltiges Wirt-schaften (Öbu) mit Fördermitteln des Bundesamtes für Ener-gie entwickelt. Interessierten Unternehmen steht die Plattformkostenlos unter www.mobitool.ch zur Verfügung.

PRAXISBEISPIEL 2: M. F. HÜGLER AG MIT DEM «ALTPAPIEREXPRESS»

Das Entsorgungs- und Logistikunternehmen M.F. Hügler AGsetzt im Rahmen seines Umweltmanagementsystems auf in-novative Lösungen, um die Auswirkungen des betrieblichenVerkehrs zu verringern: Durch den «Altpapierexpress», einemmonatlichen Altpapiersammelzug, werden jährlich 60 TonnenCO2 eingespart.

Seit mehr als 100 Jahren ist das Unternehmen M.F. HüglerAG in Dübendorf im Logistik – und Entsorgungsbereich tätig.60 Mitarbeiter sorgen für ein sortenreines Recycling und ver-arbeiten jährlich etwa 120 000 Tonnen Abfall zuSekundärrohstoffen. Die Anlieferung in das Recyclingcentergeschieht vorwiegend mit eigenen oder gemietetenLastwagen, während die Auslieferung nach Möglichkeit mitder Bahn stattfindet.

Gemäss dem mobitool-Kurzcheck ist der Verkehr zu rund80% der gesamten CO2-Belastung der Firma verantwortlich,Hauptursache ist der Güterverkehr in das Recyclingcenter. ImRahmen des Umweltmanagementsystems sucht dasUnternehmen deshalb immer wieder neue Massnahmen, wieder betriebliche Verkehr klimaschonender abgewickelt wer-den kann. Ein Beispiel ist der «Altpapierexpress» am linkenZürichseeufer.

Durch die Fokussierung auf grössere Güterumschlagsplätzedrohte die vollständige Schliessung von den meistenBedienpunkten von SBB Cargo. Auf Initiative der M.F. Hügler

AG gelangten die Gemeinden an SBB Cargo, um zu verhin-dern, dass das Altpapier künftig auf der Strasse transportiertwird. Am runden Tisch skizzierten die Transportunternehmen,die Gemeinden sowie SBB Cargo gemeinsam die folgendeLösung: Alle Sammeltermine der Region werden neu zeitlichkoordiniert, so dass das gesamte Altpapier in einem monatli-chen Zug, dem sogenannten „Altpapierexpress“ abtranspor-tiert werden kann.

Seit Januar 2007 stellt nun SBB Cargo einmal im Monat, je-weils von Freitag auf Samstag, die Sammelzüge in denBahnhöfen Richterswil, Wädenswil, Au, Horgen und Thalwilbereit. Für Gemeinden der Region, die nicht in Bahnhofsnäheliegen, stellt die Firma ACTS Sammelcontainer zurVerfügung. Einmal gefüllt, werden sie zum nächsten Bahnhofgefahren und auf die Bahn verladen, statt wie vorher direktmit dem LKW zur Papierfabrik.

SBB Cargo transportiert das Altpapier anschliessend mitdem «Altpapierexpress» nach Gisikon-Root in diePapierfabrik Perlen.

Mit dieser Lösung konnte die M.F. Hügler AG die Fahrtenzahlund Distanzen per LKW für den Altpapierabtransport wesent-lich verringern. Da der Bahntransport um einen Faktor 20 kli-mafreundlicher gegenüber dem durchschnittlichenStrassentransport ist, wird die Atmosphäre um jährlich etwa60 Tonnen CO2 entlastet.

Ansatzpunkte für die Reduktion von betrieblichen Verkehrsemissionen liegen z. B. bei einer Verkehrsverlagerung auf die Bahn

oder bei der Wahl lokaler Zulieferer. Foto: SBB

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Energie ab FliessbandDie CO

2-freie Energiegewinnung aus Wasserkraft – das Rückgrat einer sicheren Stromversorgung.

Mehr zum Thema Wasserkraft und Energieeffizienz finden Sie hier: www.bkw-fmb.ch/effizienz

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Sparsam, einfach und billiger als Elektrohybride: Der Benzin/Luftdruck-Hybridmotor der ETH Zürich.

Text Oliver Wietlisbach

Seit genau einem Jahr brummt ein Benzin/Druckluft-Hybrid-motor in den Untergeschossen der ETH. Entwickelt wurde ervon Professor Lino Guzzella und seinem Team. GuzzellasNeuentwicklung ist primär ein Verbrennungsmotor, derDruckluft ergänzend nutzt. Man kann es sich vorstellen wieein Hybrid, aber statt eines Elektromotors wird Druckluftbenutzt. Der Druckluft-Motor sei viel leichter und einfacherals herkömmliche Hybridsysteme, meint Guzzella. Die teureund begrenzt leistungsfähige Batterie in einem elektrischenHybridantrieb wurde von seinem Team durch einen simplenDrucktank ersetzt. Beim Bremsen wird der Tank gefüllt undbeim Tritt aufs Gaspedal wird die Luft wieder abgelassen. DerGasdruck in den Zylindern treibt die Kolben an und verschafftdem Fahrzeug so die notwendige mechanische Energie.

Der Vorteil dieses sogenannten pneumatischen Antriebsbesteht darin, dass im Gegensatz zu einem elektrischenHybridantrieb nur ein Motor benötigt wird, was Kosten spart.Gegenüber einem herkömmlichen Antrieb verbraucht derBenzin/Druckluft-Hybrid rund 30 Prozent weniger Energiebei Mehrkosten von zirka 20 Prozent. Ein elektrischer Hybrid-antrieb ist zwar eine Spur effizienter, verursacht aber derzeitMehrkosten von gegen 200 Prozent. Diese enorme Preisdiffe-renz ist vor allem auf die kostspieligen Batterien zurückzufüh-

Immer bessere Hybride

ren. Da die Batterie auch in den nächsten Jahren die grosseKnacknuss auf dem Weg zum reinen Elektrofahrzeug bleibenwird, setzen die ETH-Forscher vorläufig auf die Weiterent-wicklung des Hybridmotors.

Tanken an der Steckdose

Guzzella ist sich sicher, dass auch in zehn Jahren noch weitüber die Hälfte aller Neuwagen einen Verbrennungsmotor ha-ben werden. «Wasserstoffautos sind im besten Fall eine Optionfür die ferne Zukunft» und auch den Elektroautos gibt er zur-zeit noch wenig Kredit. «Reine Batterie-Elektroautos könnenin Nischen sinnvoll sein, als Ersatz für herkömmliche Autoswerden sie in den nächsten Jahren wegen den bekannten Bat-terieproblemen nicht in Frage kommen.» Die nahe Zukunft ge-höre daher den Elektrohybriden, insbesondere den sogenann-ten Plug-in-Hybriden. Dies sind Hybrid-Fahrzeuge, die direktan der Steckdose getankt werden können. Bisherige Hybrid-modelle beziehen ihre Energie zu hundert Prozent aus fossi-lem Benzin, d.h. die Batterie wird vom Verbrennungsmotoraufgeladen. Aber auch bei den Steckdosen-Hybriden bleibt dieBatterie der kritische Punkt: zu teuer, zu wenig Leistung undmit Blick auf die explodierenden Notebook-Akkus scheintauch die Sicherheitsfrage nicht vollständig geklärt. Richtig leis-tungsfähige Batterien erwartet Konstantinos Boulouchos vonder ETH Zürich bis zum Jahr 2015. Ein Plug-in-Hybrid könnte

32 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Mobilität

Laut ETH-Forscher Lino Guzzella gehören leichteren Motoren und Plug-in-Hybriden

die nahe Zukunft. Aber bereits hat die ETH einen Hybrid-Antrieb entwickelt,

der mit Benzin und Druckluft fährt, und ganz ohne Batterie auskommt. Der sparsame

und billige Motor wäre ideal für Schwellenländer wie China, noch fehlt es allerdings

an Partnern aus der Industrie.

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Der nächste Schritt: «Steckdosen-Hybride» benötigen noch weniger Treibstoff als heutige Hybride. Bilder:zVg

zent. «Wenn man den Hubraum eines Motors ver mindert, ver-bessert sich automatisch sein mittlerer Wirkungsgrad», erklärtGuzzella. «Und wenn man diese Verringerung mit einem Tur-bokompressor verbindet, erhält man einen Motor, dessen Leis-tung jener eines Motors mit grösserem Hubraum entspricht,der aber deutlich weniger Energie verbraucht.» Guzzellas Ben-zin/Druckluft-Hybridmotor stösst denn auch auf grosse Reso-nanz, sogar der chinesische Minister für Wissenschaft undTechnologie lies sich den Prototypen erklären.

Beim «Downsizing» liegt noch viel Potenzial brach, aberes sind längst nicht nur die physikalischen Gesetze, welche dieIngenieure vor neue Hürden stellen. In der Schweiz liegt derDurchschnittsverbrauch bei rund acht Litern auf hundert Kilo-meter, dabei wären schon heute 4,5 Liter technisch kein Pro-blem. So lange ein Liter Treibstoff aber kaum mehr als eineFlasche Mineralwasser kostet, bestehen kaum Anreize zumsparen und somit zu weiteren Optimierungen.

Druckluft-Hybrid für Indien?

Angesichts der Explosion der Fahrzeugzahl in den Schwellen-ländern wird die Entwicklung sparsamer und zugleich billigerAutos dringend. Teure Ökoautos wie Elektromobile werdenaber gerade in diesen aufstrebenden Regionen vorderhand kei-ne Rolle spielen. Auch Hybridantriebe kosten gegenüber Ver-brennungsmotoren rund 10 000 Franken mehr. Das mag gehenin einem Land wie der Schweiz, aber sicher nicht in Chinaoder Indien.

Guzzellas neuartiger Hybridantrieb schlägt dagegen blossmit etwa 1500 Franken Zusatzkosten zu Buche. Ein indischerTata Nano kostet rund 3000 Franken, verbraucht aber überfünf Liter Benzin. Der ETH-Motor im gleichen Auto würdeden Verbrauch um die Hälfte reduzieren. Ob und wann derDruckluft-Hybrid aber in Serie gehen wird, kann auch Guzzel-la nicht sagen. Es sei derzeit nicht leicht Geldgeber zu finden.Im optimalen Fall können wir in fünf Jahren mit den erstenETH-Motoren in Serienautos rechnen.

dann bis 50 Kilometer fahren, bevor der Verbrennungsmotoreinspringt. Da 90 Prozent der Fahrten in der Schweiz ohnehinkürzer als 50 Kilometer sind, scheint das Plug-in-Konzept inso-fern ein vernünftiger Zwischenschritt zum reinen Elektroauto.

Kleinere Motoren sind effizienter

Guzzella setzt derweil in erster Linie auf «Downsizing». Ammeisten Energie könne durch die Verringerung der Motorgrös-se eingespart werden. Der durchschnittliche Wirkungsgrad ei-nes herkömmlichen Benzinmotors liegt bei nur etwa 18 Pro-

ZUR PERSON

Lino Guzzella, Professor fürMess- und Regeltechnik der ETH,studierte Maschinenbau an derETH Zürich, wo er 1981 diplo-mierte. Nach seiner Doktorarbeitarbeitete er unter anderem alsLeiter der Forschungs- undEntwicklungs abteilung bei derFirma Sulzer in Winterthur undder Firma Hilti. 1993 wurde erAssistenz professor für Motoren -elektronik an der ETH berufen,zum ordentlichen Professor wur-de der schweizerisch-italieni-

sche Doppel bürger im Jahr 1999 ernannt. Ein besonderesInteresse hat der 52-jährige an sparsamen und emissionsar-men Fahrzeugen. Er leitete unter anderem das Projekt «PacCar II». Dieser futuristische Wagen hätte mit der Energie ei-nes Liters Benzins 5385 Kilometer fahren können. Der sport-liche Professor wohnt mit seiner Familie in Uster, von wo ergelegentlich – ebenfalls emissionsarm – mit dem Rennvelozur ETH fährt. In seiner Freizeit segelt er gerne mit einemLaser, einer Einmannjolle, auf dem Greifensee.

Quelle: ETH Zürich

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34 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Mobilität

Die Auto-Revolution ist nahMobilität ist in modernen Gesellschaften

ein Grundbedürfnis. Doch Umwelt -

schutzbelange und die Endlichkeit der

Ressource Erdöl erfordern langfristig

neue Konzepte des Autofahrens.

Mit Elektro- und Wasserstoffantrieben

rollen wir umweltfreundlich in die

Zukunft.

Text Andreas Faust

Der Autoantrieb der Zukunft ist schon über 100 Jahre alt. Umdas Jahr 1900 hatten Elektro-Fahrzeuge in den USA einenMarktanteil von über 35 Prozent. Ferdinand Porsche stelltebereits 1901 an der Pariser Weltausstellung den elektrischenLohner-Porsche vor.

Der Elektroantrieb bietet ökologisch relevante Vorteilewie geringes Gewicht, da Kupplung und Getriebe entfallen,höhere Effizienz gegenüber dem Verbrennungsmotor und vorallem völlige Emissionsfreiheit direkt am Auto. Doch nichtnur die noch geringe Kapazität der Batterien, sondern auchdas günstige Erdöl als Energiequelle begünstigte zunächst denSiegeszug des Verbrennungsmotors. Sinkende Ölressourcen,steigende Preise und die Bestrebungen zur Reduktion desdurch fossile Treibstoffe verursachten CO2-Ausstosses werdenjedoch langfristig zu seiner Ablösung führen.

Strom als Alternative

Seit gut 25 Jahren forscht die Autoindustrie an alternativenAntrieben. Dabei geriet auch das Elektroauto wieder in denFokus. Den Strom soll eine emissionsfrei arbeitende Brenn-stoffzelle liefern, die aus der Reaktion von Wasserstoff undSauerstoff elektrische Energie und Wasser als Rückstanderzeugt. Entgegen allen Ankündigungen sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge noch immer nicht auf dem Markt. Während dieTechnik weitgehend beherrscht wird, sind die Kosten derBrennstoffzelle noch zu hoch. Deshalb rückte das Konzeptdes per Steckdose aufladbaren Elektroautos wieder in dieerste Reihe der Zukunftskonzepte.

Derzeit setzen die meisten Hersteller noch auf ein einfa-ches Rezept: Man nehme ein aktuelles Modell, entferne denAntriebsstrang und baue stattdessen den elektrischen Antriebein. Das spart Entwicklungszeit und ermöglicht es, Elektro-Prototypen schnell auf die Strasse zu bringen. Sogar in nen-nenswerten Stückzahlen: Der BMW-Konzern lässt derzeit 500Mini E durch ausgewählte Kunden testen, in London, Berlinund bald auch Zürich laufen Grossversuche mit einer Elektro-Smart-Flotte.

Doch die Potenziale des Elektroautos werden so nicht aus-geschöpft. Die hochfesten Batteriegehäuse lassen sich bei Neu-entwicklungen als tragende Karosserieteile nutzen. Auch dieInnenräume lassen sich neu konzipieren, weil jetzt Platz zurVerfügung steht, wo früher Motor und Getriebe verbaut wurden.

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Schweizer Elektrosport-

wagen auf der Überhol-

spur: Der Lampo2, vor-

läufig nur ein Prototyp,

stammt von der Tessi-

ner Firma Protoscar

und wird mit einer

Batterie der Sanktgaller

Firma Brusa ange -

trieben.

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1900: Ferdinand Porsche stellte 1901 an der Pariser

Weltausstellung den elektrischen Lohner-Porsche vor.

Elektroantrieb: Der Mitsubishi iMiEV schafft immerhin

140 Kilometer und ist Ende Jahr erhältlich.

Antriebsschema des Mercedes-Forschungsfahrzeugs . . .

Kraft im Überfluss

Nicht nur die Umweltfreundlichkeit, auch die Fahreigenschaf-ten des Elektroautos wirken verlockend. Benzin- und Diesel-motoren benötigen hohe Drehzahlen. Ein Elektromotor liefertdagegen sein maximales Drehmoment schon ab Drehzahl 0.Zudem kann er als Generator arbeitend im Schubbetriebbergab oder beim Bremsen einen Teil der Bewegungsenergiewieder zurückgewinnen.

Entsprechend verliebt ist die Autoindustrie derzeit in dieIdee des elektrischen Supersportwagens, der seinen benzinbe-triebenen Konkurrenten problemlos davon spurtet. Prototy-pen wie der Audi E-Tron, der geplante Elektro-SLS von Merce-des-Haustuner AMG und die über 900 bereits ausgeliefertenExemplare des Tesla Roadster bessern ausserdem das eher be-tuliche Image umweltfreundlicher Autos auf.

Schweizer KMU zieht mit

Vor allem die Entwicklung der Batterien wird derzeit vorange-trieben. Die Zukunft gehört dabei Lithium-Ionen- oder Lit -hium-Polymer-Akkus: Sie haben deutlich höhere Kapazitätenals bisherige Nickel-Metallhydrid-Zellen, eine längere Lebens-dauer und überstehen mehr Ladezyklen. Probleme macht der-zeit noch die Grossserien-Produktion solcher Batterien fürden Einsatz im Auto, weil Anforderungen an Reinheit undProduktionstoleranzen und damit auch die Kosten sehr hochsind.

Die kalifornische Firma Tesla schaltet für ihren Elektro-Roadster 6831 herkömmliche Laptop-Batterien zu einer Kraft-quelle zusammen. Die meisten Autohersteller arbeiten dage-gen an eigenen Batterien und gehen dafür Kooperationen mitElektronikkonzernen ein. Mit dem Elektro-Spezialisten Brusaim sanktgallischen Sennwald spielt dabei auch ein SchweizerZulieferer auf der Weltbühne mit. Unter anderem lieferte dasUnternehmen auch für den am diesjährigen Genfer Autosalonpräsentierten Elektro-Sportwagen Lampo2 der Tessiner FirmaProtoscar die Antriebstechnik.

Leistung oder Reichweite

Punkto Maximalreichweite versprechen Elektroauto-Herstel-ler hohe Werte. Bis zu 350 Kilometer sollen beim Tesla drin lie-gen, beim Kleinwagen Mitsubishi iMiEV immerhin noch 140Kilometer. Aber im Alltagsbetrieb mit Stop-and-Go-Betrieb,eingeschalteter Klimaanlage und besonders bei kalter Witte-rung schmelzen die versprochenen Reichweiten zusammen –beim iMiEV zum Beispiel auf etwa 80 Kilometer. Da die meis-ten Mitteleuropäer im Schnitt 65 Kilometer pro Tag fahren,dürfte dies im Alltag aber ausreichend sein. Mit einem RangeExtender versehen – einem kleinen, sparsamen Verbrennungs-motor, der per Generator Strom für den Antrieb erzeugt –kann die Langstreckentauglichkeit heute schon verbessertwerden. Opel Ampera und Chevrolet Volt folgen beispiels-weise diesem Konzept.

Auch wenn Elektroautos keine Abgase produzieren, hängtihre Emissionsbilanz direkt von der Kraftwerkstechnik ab. Soemittiert ein Elektroauto laut EMPA-Untersuchungen miteinem Verbrauch von 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometernim Schweizer Strommix, der einen Anteil an Atomstrom undregenerativer Wasserkraft beinhaltet, 20 Gramm pro Kilome-ter. Im EU-Strommix mit hohem Anteil von Kohlekraftwerkenwären es 89 Gramm; bei reiner Kohleverstromung sogar 164Gramm – und damit deutlich mehr als die meisten herkömm-

GESTERN

HEUTE

MORGEN

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Elektroantrieb mit Range Extender: Mit einem Zusatz -

verbrennungsmotor wird die Lang strecken tauglichkeit des

Opel Ampera verbessert (ab 2011).

lichen Dieselmodelle. Zur Verbesserung der CO2-Bilanzbedarf es einer Steigerung des Anteils regenerativer Energieam Strommix.

Auch wenn künftig tausende Elektroautos abends amStromnetz hängen, um sich über Nacht zum günstigen Nacht-tarif aufzuladen, sind nach Auffassung der Netzbetreiberkeine Zusammenbrüche der Stromversorgung zu erwarten.Die zusätzliche Strommenge könne durch effizientere Ausnut-zung bestehender Kapazitäten bereitgestellt werden. In den sogenannten Smart Grids mit innovativer Steuerung der Strom-verteilung spielen Elektroautos sogar eine Rolle als Stromspei-cher für Spitzenzeiten: Nachts geladen, könnten sie bei erhöh-tem Bedarf am Tag auch wieder Strom ins Netz einspeisen –mit entsprechend höherer Rückvergütung.

Wasserstoffantrieb weiter entwickelt

Die Entwicklung des Wasserstoffantriebs wird dennoch weiterverfolgt. Mazda und BMW setzen dabei auf Verbrennung:BMW nutzt dazu seit 2006 angepasste V12-Motoren in insge-samt 100 Exemplaren der 7er-Reihe, die als Shuttle- und VIP-Fahrzeuge dienen. Nachfolger auf Basis des aktuellen 7er-Mo-dells werden sie aber nicht bekommen, was BMW-Entwick-lungschef Klaus Dräger jedoch nicht als Abkehr von der Was-serstoffidee verstanden haben will. Mazda verwendet denKreis kolbenmotor, der seines hohen Verbrauchs wegen sonstin der Autoindustrie keine Rolle mehr spielt. Denn sein Kon-struktionsprinzip mit sich drehenden Kolben eignet sich opti-mal für die Wasserstoffverbrennung. Auch die Brennstoffzelleist im Grunde serienreif. Seit gut 25 Jahren sind Prototypen un-terwegs – derart angetriebene Busse und Nutzfahrzeuge be-währen sich schon im Alltag.

Doch Wasserstoff ist extrem flüchtig und lässt sich von her-kömmlichen Dichtungen kaum im Tank halten: Innerhalb vonzwei Wochen kann eine Füllung in die Umgebungsluft diffun-dieren. Dieses Problem verhindert derzeit auch noch seinenTransport mit akzeptablem Schwund über weite Strecken. Ab-hilfe könnte die Einlagerung in Metallhybrid-Verbindungenbieten. Doch wären solche Speicher zu schwer für den Einsatzim Auto.

Wasserstoff liegt auf der Erde zumeist in chemischen Ver-bindungen mit anderen Elementen gebunden vor. Für reinenTreibstoff muss das Gas unter hohem Energieaufwand heraus-gelöst werden. Zudem fehlt auch die Infrastruktur: Öffentli-che Tankstellen stehen derzeit nur in Berlin und im Gross-raum Los Angeles/Kalifornien zur Verfügung.

Marktreife steht bevor

Noch hat der reine Elektroantrieb also die Nase vorn – auchbei der Verfügbarkeit. Neben dem Opel Ampera werden derkleine Mitsubishi iMiEV, seine Schwestermodelle Citroën C-Zéro und Peugeot i0n, und der Kompaktwagen Nissan Leafmit Elektroantrieb im Laufe der nächsten 12 Monate auf denMarkt kommen.

Kleinserien-Produkte wie der norwegische Think City,der bis zu 800 PS starke Tango sind bereits lieferbar, aber der-zeit punkto Anschaffungspreis für den Privatkunden nochnicht attraktiv. Vor allem die Lithium-Batterien schlagen zuBuche: Für einen Satz werden derzeit zwischen 15 000 und25 000 Franken fällig. Erst wenn Elektroautos in grossenStückzahlen verfügbar sein werden, werden auch die Preisesinken.

1990: Das Elektroauto EV1 von General Motors wurde

1117 mal gebaut, 800 wurden an Kunden weitergegeben.

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. . . F800 mit Brennstoffzelle.

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Interview Mathias Morgenthaler

GENESIS: Frau Hunziker, Sie haben kürzlich gesagt, Sie

hätten noch nie so hart gearbeitet wie in den letzten drei

Jahren. Waren Sie unterfordert als Handelschefin bei

Julius Bär und als Chefin der Schweizer Börse?

Antoinette Hunziker-Ebneter: Nein, sicher nicht, aber es istetwas anderes, ob man angestellt ist oder ob man den Aufbaueines kleinen Unternehmens selber vorantreibt.

Warum haben Sie sich das angetan?

Ich habe kurz vor meinem 45. Geburtstag den Entscheidgefällt, konsequent meine Werte zu leben, beruflich und privat.Nach 20 Jahren in der Finanzwelt war es an der Zeit, mehrSinn in diese Welt zu bringen, konkret: einen Beitrag zu leis-ten zu einer nachhaltigen Lebens- und Unternehmensführung.Deshalb habe ich mich mit Partnern und Mitarbeitendenzusammengeschlossen, welche die gleichen Werte teilen, undim November 2006 die VermögensverwaltungsgesellschaftForma Futura Invest AG gegründet.

Damals wuchs die Wirtschaft, 2008 kam es zum Einbruch.

Was hat sich durch die globale Finanzkrise geändert?

Sie hat zu einer grossen Verunsicherung geführt, das Ver-trauen in die Marktwirtschaft ist schwer erschüttert. Durchdas Öffnen der Geldschleusen konnte der Kollaps des Geldsys-tems verhindert werden. Nun ist entscheidend, ob sich inEuropa und in den USA ein nachhaltiges Wachstum entwi-ckeln kann. Das ist nur bei stabiler Konsumgüter- und Investi-tionsgüternachfrage möglich. Zum Glück verbessert sich dieKonsumentenstimmung in den Kernländern der Weltwirt-schaft, die Investitionstätigkeit dürfte sich erholen – auch des-halb, weil die Finanzierungsvoraussetzungen relativ günstigsind. Zudem dürfte der in der Krise angestiegene Kostendruckzu Innovationsschüben führen.

Sie klingen optimistisch; man erhält fast den Eindruck, es

hätte der Weltwirtschaft nichts Besseres passieren können

als diese Finanzkrise.

Ich sage nur, unter welchen Bedingungen nachhaltiges Wachs-tum nun möglich ist. Es gibt tatsächlich ermutigende Anzei-chen, aber wir müssen auch die Deflationsgefahr im Auge be-halten. Und natürlich braucht es grundlegende Veränderungenin der Finanzwelt, sonst sind wir in ein paar Jahren wiedergleich weit.

«Wir haben von derFinanzkrise profitiert»Sie zieht es vor, konsequent ihre eigenen Werte zu leben. Darum gründete

Antoinette Hunziker 2006 die Forma Futura Invest AG. Die Finanzspezialistin über

die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in der Finanzwelt und die Gründe,

weshalb Topbanker bei ihr Schlange stehen – auch ohne Bonizahlungen.

Welches sind die Wichtigsten?

Höhere Eigenkapitalanforderungen und mehr Transparenzbei den Banken; geringere Komplexität der Bankprodukte; einbesseres Risikomanagement und ein langfristig ausgerichtetesEntlöhnungssystem.

In den USA sind schon wieder neue Boni-Rekorde erzielt

worden.

Es gibt bei Instituten, die ihre Angestellten kaufen müssen,schon wieder Exzesse, das ist richtig. Da kann ich nur anjeden Anleger appellieren, nicht in solche Unternehmen zuinvestieren. Es gibt aber auch viele Unternehmen, die hierandere Wege gehen – etwa indem sie die Lohnschere zwischendem Meistverdienenden und dem Durchschnittslohn begren-zen oder bei der Festlegung der Spitzensaläre die Aktionärekonsultieren.

Das Umdenken beim Risikomanagement scheint auch nicht

stattgefunden zu haben. UBS-Chef Oswald Grübel stellte

vor wenigen Monaten in Aussicht, bald gebe es wieder 15-

Milliarden-Gewinne. Das klingt nicht danach, als möchte er

weniger Risiken eingehen.

Die Gefahr besteht, dass manche Banken rasch wieder ins alteFahrwasser geraten. Aber zahlreiche Investoren machenheute nicht mehr alles mit. Was die Eigenkapitalvorschriftenangeht, steht die Umsetzung auf globaler Ebene noch bevor.Ein ungelöstes Problem ist, dass das über derivative Instru-mente geschaffene virtuelle Geld zu viel Gewicht hat im Ver-gleich mit der Realwirtschaft. Man sollte die Erwartungen andie Politik nicht zu hoch ansetzen. Wichtig ist die soziale Kraftder Zivilgesellschaft, die Einsicht der Anleger, nicht länger inFinanzinstitute zu investieren, deren Risiken nicht transparentsind. Im Kleinen würde das bedeuten: Private sollten keinestrukturierten Produkte mehr zeichnen.

Welche Anlagestrategien bieten Sie an?

Für die Umsetzung unserer Anlagestrategie setzen wir keinestrukturierten Produkte ein. Jeder Kunde muss sich selber fra-gen, ob er diese Modelle versteht. Es zeigt sich, dass Gier nichtnur in den Chefetagen der Banken weit verbreitet ist. AuchKleinanleger lassen sich gerne von Gewinnversprechen blen-den. Dabei müssten wir alle gelernt haben: Modelle, die nurnoch Experten verstehen, sind in der Finanzwelt selten gut.

Was ist denn eine realistische Renditeerwartung?

38 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Geld

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Geld ⎮ 39

Sie mussten keine verärgerten Kunden beschwichtigen?

Nein, es ist niemand aus allen Wolken gefallen. Die Verlustebewegen sich im von uns vorausgesagten Spektrum. Da wirnur auf einen Mix aus Aktien, Fonds und Obligationen setzen,gab es nicht wie bei anderen Finanzdienstleistern diesen ver-hängnisvollen Hebel, der die Verluste potenzierte.

Haben Sie von der Krise profitiert oder unter der

Anlagemüdigkeit der Kundschaft gelitten?

Wir haben klar von der Finanzkrise profitiert. Anlageberatungist ein nachhaltiges Geschäft. Es wird immer Kunden mit Ver-mögen und Investitionsbedarf geben. Die Frage ist, ob mandas Geld im Sinn der Kunden oder im Sinn der persönlichenGewinnmaximierung anlegt. In der Vergangenheit verdientendie Banken viel Geld auf dem Buckel der Kundschaft. Beraterwurden mit Boni dafür belohnt, das Risikoprofil ihrer Kundenzu erhöhen. Wir zahlen keine Boni, um hier keine falschenAnreize zu schaffen. Und wir erhalten viele Bewerbungen vonhervorragend qualifizierten Kandidaten.

Der Bankenplatz Schweiz hat ein Imageproblem, das aufs

ganze Land abfärbt. Soll die Schweiz in den automatischen

Informationsaustausch einwilligen?

Ich möchte dazu nur so viel sagen: Die Branche soll sich aufihre traditionellen Werte besinnen. Wir waren schon 1930,also vor Einführung des Bankgeheimnisses, führend im Pri-vate Banking.

Das Bankgeheimnis ist also ein Auslaufmodell?

Der Käse ist schon sehr durchlöchert. Wir tun gut daran, unsdurch unsere Dienstleistungen zu profilieren. Die anderenWettbewerbsvorteile werden sich auflösen.

Der Marktanteil der nachhaltigen Geldanlagen ist in

Europa mit rund 2 Prozent noch immer verschwindend

klein, in den USA sind es immerhin 10 Prozent. Was muss

sich ändern?

Wenn endlich die Gelder der institutionellen Anleger nachKriterien der Nachhaltigkeit investiert würden, wären wireinen grossen Schritt weiter. Die USA und Skandinavien sinduns in dieser Hinsicht zwei Schritte voraus. In der Schweiz istdie Lobby jener, die den Status quo bewahren wollen, sehrstark. Dabei ist klar: Wenn wir so weiterwursteln wie bisher,kommt bald die nächste Blase.

Rendite steht im Verhältnis zum Risiko. Bei einem Portfoliomit 50-prozentigem Aktienanteil sind sechs bis sieben Prozentrealistisch –nicht jedes Jahr, sondern im Durchschnitt auf eineDauer von sieben bis zehn Jahren.

Haben ihre Kunden weniger grosse Verluste auf ihrem

Portefeuille erlitten als Anleger ohne Fokus auf

Nachhaltigkeit?

Sie stehen mit Sicherheit nicht schlechter da. Wichtig ist fürmich, dass kein einziger Kunde sein Risikoprofil anpassenwollte nach dem Rückschlag. Wir haben uns viel Zeit genom-men, um mit jedem Kunden ein Risiko- und Werteprofil zuerarbeiten. Bei der nun einsetzenden Erholung werden Unter-nehmen, welche auf Nachhaltigkeit setzen, besser abschnei-den – unter anderem, weil sie weniger Risiken bergen und sozu besseren Konditionen Geld aufnehmen können.

FORMA FUTURA INVEST AG

Die unabhängige Vermögensverwaltungsgesellschaft mit Sitzin Zürich legt das Kapital so an, dass es dem individuellenWerte- und Risikoprofil der Kunden entspricht, einen Beitragzur Verbesserung der Lebensqualität leistet und eine konkur-renzfähige Rendite erwirtschaftet.

Bei der Auswahl der Firmen stützt sich Forma Futura zu-nächst auf internationale Kooperationspartner wie CentreInfo und Care Group. Die besten Firmen werden dann anhandvon rund 200 Nachhaltigkeitskriterien sowie einerFinanzanalyse auf Herz und Nieren geprüft.

Ausschlaggebend sind nebst solider Finanzierung und sorg-fältigem Umgang mit Ressourcen auch die Performance so-wie Zusammensetzung und Leistung des Top-Managements.Forma Futura beschäftigt nebst den drei Gründungspartnernsechs Angestellte.

ZUR PERSON

Antoinette Hunziker-Ebneter ist CEO der Forma FuturaInvest AG in Zürich, die sie zusammen mit ihren Partnern imJahr 2006 gegründet hat.

Die Vermögensverwaltungsfirma fokussiert auf Anlagen, die«eine nachhaltige Lebensqualität» fördern. Davor war dieheute 50-Jährige Handelschefin bei Julius Bär und CEO derSchweizer Börse und der Handelsplattform Virt-x.

Sie ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

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«Der Käse ist schonsehr durchlöchert»

Antoinette Hunziker

über das Bankgeheimnis

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Alles Öko: Die Umwelt-Arena

produziert mehr Strom als sie

verbraucht, auch dank der

Photovoltaikanlage

auf dem Dach.

Visualisierung: René Schmied Architekten / zVg

Mit seinem neusten Projekt trifft er den Nerv der Zeit. Walter Schmid investiert

40 Millionen Franken in den Bau einer «Umwelt-Arena» in Spreitenbach. Auf einer

gesamten Fläche von 10 000 Quadratmetern können Besucher sich über die neusten

umwelttechnischen Errungenschaften informieren.

Umweltschutz hautnah

Neutrale Informationen

Ökologie ist in aller Munde, dennoch fehle es an gesammel tem,fundiertem und für den Konsumenten verständlichem Wis senüber die aktuellste Umwelttechnik, sagt Schmid. Der Unter-nehmer plant auf einer Nutzfläche von 10 000 Quadratmeternein Informations- und Kompetenzzentrum für Energie- undUmweltfragen. «Wir bieten neutrale Informationen», soSchmid weiter. «Wenn Sie heute in Ihrem Haus eine neue Heizung einbauen wollen, verkauft Ihnen der Architekt nichtimmer das umweltfreundlichste Produkt.» In der Umwelt-Are-

40 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Porträt

Text Sandra Olar

Eine Arena zu bauen, ist nicht einfach – darüber kann der Zürcher Stadtrat ein Lied anstimmen. Doch tauscht man Fuss-ball mit Umwelt und eine öffentliche Verwaltung mit einemprivaten Bauunternehmer, dann bekommt das Projekt eineandere Note: In Spreitenbach, nur eine paar Kilometer west-lich vom Standort des Hardturmstadions, baut der ZürcherBau unternehmer und Kompogas-Erfinder Walter Schmid eine«Umwelt-Arena».

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Porträt ⎮ 41

park ist geplant, wo Autos, Motorräder und Fahrräder zu Fahr-proben bereitstehen. In Wechselausstellungen werden Spezial-themen zu Reisen oder Mobilität behandelt, zudem könnenTagungen und Symposien vor Ort abgehalten werden.

Die Umwelt-Arena dient ebenso als Plattform für Unter-nehmer, die ihre ganze Bandbreite von Produkten wie Solar-zellen oder -kollektoren, Windräder, Wärmepumpen, Recy -clingsysteme, Bau- und Isolierstoffe, Waschmaschinen, Staub-sauger, Rasenmäher, ökologische Textilien, Elektroautos oderVelos ausstellen können. Finanziert wird das Projekt über dievermieteten Flächen für die Aussteller und die Organisationvon Events. «Die Nachfrage der Unternehmen ist gross, einzel-ne Ausstellungsflächen sind aber noch zu vergeben.»

Zukunftsweisend in Technik und Design

«Ich wollte etwas Besonderes, was Design und Gebäudetech-nik betrifft», sagt Walter Schmid. Den entscheidenden Anstoss,die Umwelt-Arena zu realisieren, gab ihm der Entwurf seinesSohnes René Schmid. Sein Architekturbüro rené schmid archi-tekten in Zürich konzipierte ein futuristisch wirkendes Gebäu-de, das mit der neusten Umwelttechnologie ausgestattet ist. Geheizt wird mit Erdwärme, Holzpellets, Sonnenenergie, ei-nem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk und Wärmepumpen.Dank dem energetisch ausgeklügelten Energie- und Heizsys-tem mit Kälte- und Wärmespeichern wird mehr Strom produ-ziert als verbraucht. Die Dachkonstruktion besteht aus Holzund wird zu zwei Dritteln mit Photovoltaik-Elementen über-baut. Alleine das Dach kostet insgesamt acht Millionen, die ge-samte Umwelt-Arena 40 Millionen Franken. Das Herzstückdes 100 Meter langen, 60 Meter breiten und knapp 17 Meterhohen Bauwerks ist eine glasüberdachte Arena, die für rund1000 Personen als Event-, aber auch als Konzertlocation ge-dacht ist. Darum herum gruppieren sich auf drei Etagen ver-schiedene Räume für Ausstellungen. Hinzu kommen Konfe-renzsäle für 30 bis 300 Personen, ein Restaurant und zwei un-terirdische Geschosse für 500 Parkplätze.

Dass Schmid seine Arena nach Spreitenbach stellt, wo erein Stück Land besitzt, hat Vorteile. Von den Besucherströ-men in das Aargauer Einkaufszentren-Mekka profitiert auchdie Umwelt-Arena. «Wir rechnen mit 600 000 Besuchern jähr-lich», sagt er. Der erste Spatenstich ist im Frühling 2010, dieersten Besucher werden per Ende 2011 erwartet.

Seiner Zeit voraus

Walter Schmid gehört nicht zu denen, die einfach auf der aktu-ellen Ökowelle mitsurfen. Der 60-Jährige beschäftigt sich seit30 Jahren intensiv mit dem Thema Ökologie. Als Bauunter-nehmer weiss er über Gebäudetechnik Bescheid, das ThemaMobilität hat den Erfinder von Kompogas – dem Treibstoffaus Küchen- und Gartenabfällen – schon früh beschäftigt.

«Die Verbindung von Technik und Ökologie hat michimmer interessiert», sagt Schmid. Bereits Ende der 1970er-Jahre baute er die ersten Häuser mit Sonnenkollektoren,installierte Holzschnitzelheizungen und Wärmepumpen. 1985realisierte er die erste Tiefwasserbohrung bis 500 Meter tiefund beheizte so 200 Wohnungen. 1988 baute Schmid das ersteBürogebäude mit integrierter Solarfassade und 1998 reali-sierte er zusammen mit Ruedi Kriesi, ehemaliger Leiter derZürcher Energiefachstelle und Vater des Minergiebaus, daserste Mehrfamilienhaus mit Minergie-Zertifizierung.

Zu seinen liebsten Tüftelobjekten gehörten jedoch dieAutos. Bereits 1990 versuchte er mit Solcar ein Sonnenerne-gie-gespiesenes Elektroauto auf den Markt zu bringen. Das

na sollen energieeffiziente und schadstoffarme Errungenschaf-ten gezeigt werden. Eine unabhängige Expertengruppe soll jeweils beurteilen, welche Produkte wirklich umweltschonendsind.

In Dauerausstellungen haben Besucher die Möglichkeit,die energieeffizientesten Haushalts- und Elektrogeräte auszu-probieren und Informationen zu Gebäudetechnik, Energie-und Heizsystemen und nachhaltiger Stromproduktion erhal-ten. «Wir wollen Nachhaltigkeit erlebbar und greifbarmachen», sagt der Kompogas-Gründer. Auch ein Mobilitäts-

Der Architekt und der Ideengeber: René Schmid (l.) und

Walter Schmid bauen gemeinsam die Umwelt-Arena.

Foto: zVg

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42 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Porträt

Projekt rentierte nicht, zu wenige Interessenten liessen sichdamals dafür finden.

Der Ökopionier kam zu früh mit seinen Ideen. «Das hatmich viel Geld gekostet», sagt der heute 60-Jährige rück -blickend. Einen Teil des Gewinns seines General- und Bauun-ternehmens W. Schmid AG in Glattbrugg, das er im Alter von21 Jahren gründete, investierte er stets in Umweltprojekte. Al-leine in die Forschung und Entwicklung des Kompogas-Prozes-ses habe er 20 Millionen Franken gesteckt, bis es endlich ren-tierte. «Hätte ich einen Finanzdirektor gehabt, der hätte michfristlos entlassen», sagt der Unternehmer augenzwinkernd.

«Power drin»

Doch Neugierde und Hartnäckigkeit trieben ihn immer wiederzu neuen Experimenten an. «Die Idee des sauberen, umwelt-freundlichen Autos hat mich nie mehr losgelassen», sagt der Eu-ropameister im Autocross. Schmid tüftelte an dem Gedankenherum, dass in jeder Pflanze Energie gespeichert ist, die nutzbargemacht werden kann: Er füllte auf seinem Balkon einen Kübelmit Küchenabfällen, verschloss ihn und nach ein paar Wochenversuchte er das so gesammelte Gas mit einem Feuerzeug zu ent-zünden. Als sich die so angestaute Energie explosionsartig bisunters Dach entlud, war Schmid klar: «Da ist Power drin.»

Heute ist Kompogas ein weltweit beachtetes Verfahren zurTreibstoffgewinnung. Alleine in der Schweiz produzieren 20Anlagen Energie aus Grünabfällen, weltweit sind es 50. Die

grösste steht im arabischen Scheichtum Katar – mitten in derWüste. Dort werden mit 274 000 Tonnen Bioabfällen jährlichrund 62 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, womitman 12 500 Schweizer Haushalte versorgen könnte. Seit 2006hält die Axpo eine 49-Prozent-Beteiligung, per Ende Jahr übernimmt der Energiekonzern die Aktienmehrheit an derKompogas AG. Den 550 PS-Autocross-Rennwagen hat WalterSchmid in einen gasbetriebenen Mercedes E200 NGT umge-tauscht. Der ganze Wagenpark seines GeneralunternehmensW. Schmid AG, von den kleinen Geschäftsautos bis zu dengrossen Lastwagen, ist mit Kompogas betrieben.

Vom Ökopfarrer zum Pionier

Mit dem Aufbau des Informationszentrums in Otelfingen,dem Standort der Kompogas AG, hat auch der durchschla-gende Erfolg mit Kompogas begonnen. «Vorher galt ich alsÖkopfarrer, der sein Produkt den Gemeinden vortragenmusste», sagt Schmid. Mit dem Informationszentrum kannder Kompogas-Prozess nun anschaulich nachverfolgt werden.

Das gleiche Prinzip soll in der Umwelt-Arena gelten: Informa-tion klar und deutlich an die Leute zu bringen. «Information mo-tiviert», ist er überzeugt. Jemand wird sich eher für eine Solarther-mie-Anlage entscheiden, wenn er genau sieht, wie diese funktio-niert und wie die Finanzierung langfristig aussieht. Es gelte jedeneinzelnen Konsumenten zu überzeugen – nur so bleibt Ökologienachhaltig in den Köpfen der Menschen haften.

Mobile Zukunft: Im Mobilitätspark können Besucher ab 2011 modernste Fahrzeuge ausprobieren (Visualisierung). Foto: zVg

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44 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Interview

Interview Sandra Olar

GENESIS: Frau Hildesheimer, wie nachhaltig ist die

Schweizer Wirtschaft?

Gabi Hildesheimer: Die Schweiz zählt zu den weltweit nach-haltigsten Ländern. Wir haben bei der Energieeffizienz Fort-schritte gemacht, ebenso haben wir bezüglich sozialer Nach-haltigkeit und Umweltfreundlichkeit die Nase im Wind.Dennoch reicht das nicht. Das ist weit weg vom Ziel, nachhal-tig zu sein. Pflegte die ganze Welt den Lebensstandard derSchweiz, bräuchte man 2,4 Planeten, um den Ressourcenbe-darf zu decken. Um den CO

2-Ausstoss drastisch zu verringern,

müssen wir grössere Schritte nehmen.

Wer hat die Nase vorn?

Skandinavische Länder und Holland sind aufgrund striktererGesetze besser aufgestellt. Ebenso verbrauchen Entwicklungs-länder viel weniger Energie und stossen weniger CO

2aus als

wir. Zu den grössten Energiekonsumenten und Treibhausgas-produzenten gehören die USA, aber auch Schwellenländerwie China oder Russland. Die Schweiz lagert jedoch vieleumweltbelastende Bereiche an Länder wie China aus. DieCO

2-Emissionen in der Schweiz betragen 5,8 Tonnen pro

Kopf. Berücksichtigt man die grauen Emissionen, die durchden Import von Konsumgütern und elektrischem Strom ent-stehen, verdoppelt sich der Wert auf 12 Tonnen pro Kopf.Dann gehört die Schweiz zu den Spitzenreitern.

Wäre das Klima eine Bank, hätte man es schon lange

gerettet, sagte der venezolanische Staatschef

Hugo Chavez. Wieso tun sich die Staaten so schwer,

Nachhaltigkeit zu fördern?

«Weit wegvom Ziel,nachhaltigzu sein»Immer mehr Unternehmen suchen den

Gegentrend zum schnellen Geschäft.

Gabi Hildesheimer, Geschäftsführerin

von Öbu, dem Netzwerk für nach -

haltiges Wirtschaften, über die

Entdeckung von Langfristigkeit und

Transparenz.

Umweltverschmutzung ist nicht sichtbar und geschieht schlei-chend. Bei einem Finanzcrash reagiert die Börse schnell unddie Kredite zwischen den Banken und an die Kunden ver siegen.Es hat noch keine Firma Konkurs gemacht wegen des Klimas.

Der Club of Rome prophezeite einst, die Wirtschaft könne

nicht grenzenlos wachsen, da sich der Mensch seiner

eigenen Grundlagen beraube. Erklärtes Ziel aller Volks -

wirtschaften ist nach wie vor das Wachstum. Ein Dilemma?

Eine Volkswirtschaft kann nachhaltig wachsen, das heisst qua-litativ, indem man nur nachwachsende Rohstoffe verbraucht.Heute verbrauchen wir Ressourcen, die sich innerhalb einerunbestimmten Zeitspanne nicht regenerieren werden. Einmoderates Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent jährlich istmöglich. Kommt dazu, dass die Bevölkerung laut Uno nurnoch bis 2050 wächst. Danach nimmt sie ab.

Sie fordern die Entkoppelung des Wirtschaftswachstum

vom Ressourcen- und Energieverbrauch. Was heisst das

konkret?

Nur jene Märkte für Güter und Dienstleistungen sollen wach-sen, die auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestelltwerden. Es braucht geschlossene Produktionskreisläufe nachdem System «Cradle to Cradle». Die Materialien zur Herstel-lung eines Produkts müssen zu 100 Prozent wiederverwertbaroder abbaubar sein.

Sie schlagen vor, dass nur noch Bereiche mit niedrigem

Ressourcenverbrauch wachsen sollen. Sollen wir uns in

Zukunft von Bankdienstleistungen ernähren?

Der Gedanke der Dienstleistungen muss umfassender betrach-tet werden. Beispielsweise bietet die Firma Mobility die

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ZUR PERSON

Gabi Hildesheimer ist seit 1997 Geschäftsleiterin von Öbu,dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften. 350 SchweizerFirmen gehören Öbu an, mit dem Ziel, durch ökologischeund soziale Nachhaltigkeit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Zuvor arbeitete die 54-jährige Biologin alsProjektleiterin und stellvertretende Geschäftsführerin beimUmweltberatungsbüro Envico AG.

Gabi Hildesheimer ist verheiratet und Mutter zweier Teenager.

01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Interview ⎮ 45

mit Zeitschaltuhren versehen, damit sie nur tagsüber einge-schaltet sind. Aufgrund des regen Durchgangsverkehrs stan-den die Tore einer Fabrikhalle ständig offen. Mit automati-schen Türöffnern konnte man die Heizkosten drastischsenken.

Wo liegen die Schwierigkeiten für KMU, nachhaltiger zu

werden?

Im Alltag ist man eingespannt, alles läuft wie gehabt. Sobesteht eine gewisse Trägheit des Systems. Da hilft oft einAnstoss von aussen. Heute ist Energie für viele KMU nochkein Kostenfaktor, das wird sich aber ändern.

Mit Ihrem Portal «Proofit.ch» können Unternehmen einen

Effizienzcheck machen. Was bringt das?

Dienstleistung Mobilität an. Natürlich sind da Autos dahinter,doch das ganze Management wie Beschaffung, Unterhalt undRecycling übernimmt Mobility. Nach dem gleichen Modellarbeitet die US-Firma Interface. Sie bietet Teppiche an, verlegtsie, nimmt sie wieder mit, wenn sie ausgedient haben und recy-cliert sie. Die Firma hat ein Interesse daran, ihr Produkt lang-lebig zu gestalten. Heute werden Güter nach dem «Cradle toGrave»-Modell produziert, indem die Materialien und Pro-dukte am Ende auf Mülldeponien verschwinden, verbranntwerden oder sich im Ökosystem akkumulieren. Das ist eine zukurzfristige, nicht nachhaltige Sichtweise.

Wie kann ein Unternehmen die Energieeffizienz

verbessern?

Mit kleinen Änderungen in der Betriebsorganisation kannman viel bewirken, indem man beispielsweise einen Raum nurheizt, wenn man anwesend ist. Elektrische Geräte kann manmit Hilfe von Schaltuhren vom Standby nehmen. Sterilisie-rungsgeräte in Spitälern, die früher 24 Stunden liefen, hat man

VON DER WIEGE INS GRAB

«Die Natur produziert völlig ineffizient, aber effektiv», stellender Gründer der Umweltagentur EPEA Michael Braungartund der amerikanische Produktdesigner William McDonougin ihrem Buch «Einfach intelligent produzieren» fest. Sie pro-pagieren das Cradle to Cradle-Design-Konzept (C2C), über-setzt von der Wiege bis zur Wiege, das durch die Natur inspi-riert ist. Im ewigen Kreislauf der Dinge gibt es keineProbleme mit Abfall, sondern Abfall ist gleichbedeutend mitNahrung («waste equals food»).

Während man seit Anfang der 1990er-Jahre in der IndustrieÖkoeffizienz zu steigern versucht – mit weniger Input mehrOutput und somit auch weniger Schadstoffe zu produzieren –,steht C2C für einen ganzheitlichen Ansatz. Ökoeffizienz kannden Prozess der Umweltverschmutzung undRohstoffverknappung verlangsamen, aber nicht stoppen.

Demgegenüber stellen Braungart und McDonoug den Begriffder Ökoeffektivität. Bei vielen natürlichen Prozessen wirdEnergie und Material verschwendet, Pflanzen und Tiere pro-duzieren grosse Mengen Abfall. Sie sind nicht ökoeffizient,aber ökoeffektiv, weil sie Teil eines nachhaltigen Systemssind, das jedes Stück Abfall wiederverwendet. Analog dazukann eine technische Produktion effektiv sein, wenn sieStoffe abgibt, die in anderen Produktionen einsetzbar sind.

Heute produzieren viele Firmen nach dem Cradle to Grave-Modell (von der Wiege bis ins Grab), wo Stoffströme nicht inder Ressourcenerhaltung enden, sondern Materialien ver-schwinden auf Mülldeponien, werden verbrannt oder akku-mulieren sich in Ökosystemen.

In der Schweiz entwickelt und produziert die Firma GessnerAG in Wädenswil ZH Climatex Stoffe nach dem Cradle to

Cradle-Konzept. Diese sind entlang der ganzenProduktionslinie biologisch abbaubar. Die Textilien werdenals Bezugsstoffe für Möbel und Flugzeugsitze verwendet, wiebeispielsweise im Airbus A380. (so)

Fo

to:

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Fo

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46 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Interview

Mittels einer Selbstanalyse kann eine Firma testen, wo sie imVergleich zu anderen Unternehmen in der Branche steht.Bereits bei der Beantwortung der Fragen merkt man, wo dieheiklen Punkte liegen. Kann man eine Frage nicht beantwor-ten, besteht eventuell ein Handlungsbedarf. Der «Efficheck»sensibilisiert. Zudem finden sich auf Proofit zahlreiche Hin-weise auf Experten, staatliche Förderprogramme und Beispie-les aus der Praxis von Unternehmen, die ihre soziale und öko-logische Nachhaltigkeit verbessert haben.

Weshalb soll ein KMU Öbu-Mitglied werden?

Die Firmen erhalten Zugang zu spezifischen Informationen,sie können an Veranstaltungen teilnehmen und sich im Netz-werk austauschen, was inspiriert, motiviert und einen gewis-sen Sportsgeist hervorruft. Wenn Müller auf Meier trifft unddamit prahlt, er habe einen Preis gewonnen, dann will Meierdas auch. So schaffte es UD Print ihr nachhaltiges Angebot zutoppen. Sie war eine der ersten Druckereien, die klimaneutraldruckte. Heute bieten das viele andere auch an. Seit Neustemhat die Luzerner Druckerei Druckfarben ohne Erdölprodukteim Angebot. Eine neue Geschäftsidee, die es wieder zu über-treffen gilt.

Hat die Öbu vom Ökoboom profitiert?

Die Öbu wächst trotz Wirtschaftskrise. Un-sere Veranstaltungen sind gut besucht. 160Personen nahmen an der letzten teil, vor ei-nem Jahr waren es noch 30. NachhaltigesWirtschaften spricht die Firmen an, dieWirtschaftskrise hat dieses Interesse nochverstärkt. Kurzfristigkeit und Intransparenzsind zwei der Ursachen der Wirtschaftskri-se. Die Firmen suchen den Gegentrend:sorgfältiges, langfristiges und transparentesWirtschaften.

Im CO2-Gesetz ist eine Reduktion des

Treibhausgases von 20 % bis im Jahr

2020 gegenüber 1990 vorgesehen. Die Klima-Initiative der

Grünen und der SP verlangt eine Reduktion von 30 %,

Swisscleantech fordert gar 40 %. Was ist realistisch?

40 % ist viel, 20 % ist sehr wenig. Mit dem Zukauf von auslän-dischen CO

2-Zertifikaten kann eine 20 %-Reduktion einfach

erreicht werden. Doch das ist eine vergebene Chance, weil derInnovationstreiber fehlt, der notwendig ist. Je besser die Rah-menbedingungen des Staates sind, desto leichter kann einehohe CO

2-Reduktion erreicht werden.

Das Thema Mobilität wird bei Firmen vernachlässigt.

Weshalb?

Investition in die Gebäudetechnik erscheinen für Unterneh-mer auf den ersten Blick sinnvoller. Die Mobilität ist kompli-zierter, die Unternehmer unterschätzen jedoch ihre Bedeu-tung. Während man bei der Sanierung eines Gebäudes genauweiss, wo der Gewinn liegt, kann man bei der Mobilität vielesnicht direkt beeinflussen. Mobilität ist vielschichtig undbetrifft Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden.

Die Öbu hat zusammen mit der SBB, der BKW AG und der

Swisscom die Internetplattform Mobitool.ch lanciert.

Mit welchen Mobilitätsmassnahmen kann ein KMU sich

fitter machen?

Mit dem «Mobicheck» kann eine Firma durch Angabe von

Branche, Ansiedlungsort, Tätigkeitsbereich und Mitarbeiter-zahl ihren Energieverbrauch, CO

2-Ausstoss, die Kosten und

den Zeitbedarf des betrieblichen Verkehrs abschätzen. Beieinem Handwerksbetrieb sind die Mobilitätskosten oft eingrosser Posten. Durch ein straffes Management der Fahrtensind grosse Einsparungen möglich. Die Materialien für dennächsten Tag sollen bereits am Vorabend verladen werden,damit der Mitarbeiter am nächsten Tag direkt zur Baustellefahren kann. Gute Planung ist unerlässlich, sodass der Hand-werker nicht ständig etwas holen muss, das er vergessen hat.Mit einem effizienten Mobilitätsmanagement kann eine Firmanicht nur den Treibstoffverbrauch senken, sondern auch Geld,in Form von Lohn.

Mit dem Einsatz moderner Telekommunikation sollen

Mobilitätskosten gesenkt werden. Wie konkret?

Ein Geschäftstreffen kann virtuell durchgeführt werden. DieQualiätsstufen eines virtuellen Meetings reichen von einerTelefonkonferenz über eine Videokonferenz oder Skype bishin zu Telepresence. Letzteres ist eine neue Technologie, dieein sehr realitätsnahes Treffen erlaubt. Über einen Bildschirm

in Lebensgrösse wird einem der Geschäfts-partner in Indien zugeschaltet und manmeint, man sitze miteinander am Tisch. Aber auch mit dem Homeoffice kann manMobilitätskosten der Mitarbeiter senken.Da es immer wieder Arbeiten zu erledigengibt, bei denen man Ruhe braucht, machtes Sinn, einen Tag pro Woche daheim zuarbeiten. Heute ist fast jeder Haushalt gutvernetzt.

Eine aktuelle McKinsey-Studie besagt,

dass die Clean-Tech-Branche bis 2020

25 000 neue Arbeitsplätze in der Schweiz

generieren wird. Wo sehen Sie Chancen

für Schweizer KMU?

Die Exportbranche steht hier zu stark imFokus. Wichtig ist, dass die Inlandnachfrage gestärkt wird,indem der Staat gute Rahmenbedingungen für die Clean-Tech-Branche schafft. Nicht, dass die Branche plötzlich unbedeu-tend wird und ausländische Firmen der Schweiz den Rangablaufen, wie das im Bereich der Abwassertechnologie oderauch in der Solarbranche geschehen ist. In den 60er-Jahrenbegann die Abwassertechnologie aufgrund der verschmutzenSeen in der Schweiz zu blühen. Der Staat förderte die Bran-che, man installierte überall Gewässerschutz-Anlagen. Auchdie Nachfrage im Ausland stieg bis sich die ausländische Kon-kurrenz entwickelte und die Schweiz überholte. Ein ähnlicherVerlauf gab es in der Solarbranche: Die Schweiz war einmalgut aufgestellt bis Deutschland und Österreich Solartechnolo-gie massiv gefördert haben und die Schweiz ins Hintertreffengeraten ist.

Mit dem Wirtschaftsverband Swisscelantech hat

Öbu Konkurrenz erhalten. Beunruhigt Sie das?

Nein, denn Konkurrenz belebt das Geschäft. Ich hoffe, esdient der Sache, eine ökologisch und sozial nachhaltigereWirtschaft zu gestalten.

www.oebu.ch

www.proofit.ch

www.mobitool.ch

«Es hat nochkeine Firma Konkursgemachtwegen desKlimas

Gabi Hildesheimer

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Mit demSolarflugzeugum die Welt

48 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Titelgeschichte

Der Waadtländer Ballonfahrer Bertrand

Piccard und Militärpilot André Borschberg

wollen ohne Treibstoff und ohne Zwischen -

landung in einem Solarflugzeug die Welt

umrunden. Das ist ein weiterer Meilenstein

in der Geschichte der Luftfahrt.

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Titelgeschichte ⎮ 49

«Solar Impulse»:

Doppelter Wirkungs-

grad als herkömmliche

Solarzellen: Ultradünne

monokristalline

Silizium- Hoch -

leistungszellen sollen

Solar Impuls tags- und

nachtsüber fliegen

lassen.

Bild: SolarImpulse/EPFL / zVg

Text Hubert Mooser

Genau 19 Tage, 21 Stunden und 47 Minuten dauerte einesder letzten grossen Abenteuer unserer Zeit: Die erste Erd -umrundung mit einem Heissluftballon, dem Breitling Orbiter3. Der Schweizer Bertrand Piccard und der Brite Brian Jonesliessen damals 1999 einen Traum von Jules Verne wahr werden.

Mit einem neuen Partner, dem Militärpiloten und Inge-nieur André Borschberg plant der Waadtländer BallonfahrerPiccard jetzt ein neues waghalsiges Abenteuer: in einemSolarflugzeug einmal um die Erde fliegen. Das hat bisher keinMensch geschafft. Die Medien vergleichen das Vorhaben mitder Geschichte von Dädalus und Ikarus, die mit einem selbstgebastelten Fluggerät von Kreta flüchteten. Ikarus stürztdabei ab. «In der griechischen Mythologie wollte Ikarus vorKönig Minos fliehen und dem Labyrinth des Minotaurus

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50 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Titelgeschichte

� entkommen. Das Projekt Solar Impulse will mit Hilfeneuer Technologien einer Welt entfliehen, die komplett abhän-gig ist von fossilen Energien. Tatsächlich kann man beides ver-gleichen», pflegt Piccard darauf zu antworten.

Botschafter für saubere Technologien

Der gelernte Psychiater schreibt mit seinem neuen Projekt oh-ne Zweifel ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Luftfahrt.Der 53-Jährige will aber mit Solar Impulse vor allem beweisen,dass man Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen kann.Er will so neue umweltschonende Technologien fördern undder erneuerbaren Energie zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen.Bertrand Piccard ist damit genau jenes prominente Aushänge-schild, das die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die not-wendigen Veränderungen lenken kann. Der Luftfahrtpionierwill dem Umweltschutz ein positives und stimulierendes Bildgeben und zeigen, dass durch alternative Energiequellen inVerbindung mit neuen Technologien Anwendungen realisier-bar werden, die zuvor unmöglich waren. Darum engagiert ersich auch bei anderen nachhaltigen Vorhaben. Piccard ist zumBeispiel Präsident des Patronatskomitee der Neuen Organisa-tion Swiss Cleantech Association, welche unter anderem beimBau der ersten Ökostadt in Masdar, im Emirat von Abu Dhabi,Drehscheibe für Schweizer Firmen ist. Im Zentrum von Mas-dar entsteht das Swiss Village: ein Stadtteil für Schweizer Fir-men, Institutionen und Privatpersonen auf einer Bauflächevon 200 000 Quadratmetern (siehe auch Artikel Seite 24).

Abenteurer und Erfinder

Bertrand Piccard ist der jüngste Nachfahre einer Familie vonAbenteurern und Erfinder. Sein Grossvater, Auguste Piccard(1884 – 1962), stieg am 18. August 1932 mit einem Ballon bisauf eine Höhe von 16 940 Metern und sorgte damit weltweitfür Aufsehen. Sein Vater, Jacques Piccard, der im November2008 im Alter von 86 Jahren in Lausanne starb, brach denTiefseetauchweltrekord. Er tauchte am 23. Januar 1960 imBathyscaphen «Trieste» im Marianengraben im pazifischenOzean 10 916 Meter unter den Meeresspiegel. 1964 baute erdas erste Touristen-U-Boot. Die «Mésoscaphe» war die Attrak-tion der Landesaustellung von 1964, sie brachte gegen 33 000Menschen in eine Tiefe von 60 Metern des Genfersees. Bert-rand Piccard gehörte im Alter von 16 Jahren zu den europäi-schen Pionieren im Deltafliegen und im Fliegen von Ultra-leichtflugzeugen. Er war Europameister im Kunstflug, Inhabereines Höhenweltrekords und mehrerer «Weltpremieren»: Soüberquerte er als Erster die Alpen von Norden nach Süden ineinem Ultraleichtflugzeug. Zu einer Ikone der Luftfahrt wurdeer aber erst mit seiner Ballonfahrt um die Welt.

In der Luft inspiriert

Der Start zu diesem Wettlauf erfolgte am 1. März im Schwei-zer Ballonmekka Chateau d’Oex. Es war der dritte Versuchvon Piccard und Jones. 19 Tage später landete das Duo wohl-behalten in der ägyptischen Wüste. Es war die erste Erdumrun-dung in einem Heissluftballon ohne Zwischenlandung und siemachte Piccard zum Star. Sogar die US-Weltraumbehörde warbeeindruckt und lud den Schweizer zu einem Vortrag ein.Noch während er sich mit dem Ballon Orbiter III von denWinden um den Globus treiben liess, kam ihm die Idee zumSolarflug. «Wir waren mit vier Tonnen flüssigem Propangasaufgestiegen und landeten mit bloss 40 Kilos», erinnert er sich.«Der Ballonflug hätte auch scheitern können, wenn uns dasGas ausgegangen wäre.» Er habe sich darum gesagt: «Das

«Das grösste Abenteuer des21. Jahrhunderts ist, unsereAbhängigkeit von fossilerEnergie loszuwerden.»

Bertrand Piccard

Ikarus nach Schweizer

Art: Betrand Piccard

will solarbetrieben um

die Welt fliegen.

Foto: SolarImpulse / zVg

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Titelgeschichte ⎮ 51

nächste Mal fliege ich ohne Treibstoff und ohne Schadstoff-emissionen um die Welt.» Daraus entstand Piccards neuesProjekt «Solar Impulse».

Zwei Männer steuern die Planung und Entwicklung vonSolar Impulse: Bertrand Piccard, Psychiater, Luftfahrer undPilot der ersten Nonstop-Weltumrundung im Heissluftballonals Initiator und Präsident und André Borschberg, Ingenieurmit Masterabschluss in Managementwissenschaften, Militärpi-lot und professioneller Flugzeug- und Helikopterpilot alsCEO. Eine perfekte Kombination. Hier Piccard mit seinenavantgardistischen Visionen, da Borschberg mit seiner Unter-nehmens- und Managementerfahrung. Sie werden von einemrund 50-köpfigen Team unterstützt, welches an den Standor-ten Dübendorf und Lausanne und mit dem Knowhow derEcole Polytechnique (EPFL) und von auswärtigen Expertendas einzigartige Fluggerät plant und baut.

Prominenter Support für Solar Impulse

Was Piccard und Borschberg schaffen wollen wurde bisherfür unmöglich gehalten: Eine Erdumrundung in einer Flugma-schine – die ohne Treibstoff auskommt. «Wir wollen beweisen,dass es möglich ist, auch in der Nacht mit Sonnenenergie zufliegen», sagt Piccard. Sie sind zwar nicht die ersten, die einensolchen Versuch starten. Es gab in der Vergangenheit mehrereAnläufe, mit Solarenergie abzuheben. Solar Impulse ist aberwohl das ehrgeizigste von allen bisherigen Projekten. Piccardund Borschberger erhalten dabei Support von allerhöchsterStelle. Bundespräsidentin Doris Leuthard ist begeistert «vonder Sorgfalt und Hartnäckigkeit, mit der das Team an derArbeit ist.» Im Herbst 2008 hat sie die Mannschaft in der Kon-struktionshalle in Dübendorf besucht und sich das Projekt auserster Hand erläutern lassen. «Das ist für die Schweiz einegrosse Chance», glaubt die Wirtschaftsministerin. «Piccardund viele andere Pioniere sorgen in Zusammenarbeit mit unse-ren Hochschulen dafür, dass die Schweiz im Cleantech-

Bereich mit interessanten Projekten aufwarten und bei denInnovationen ihren Spitzenplatz behalten kann.»

Auch Energieminister Moritz Leuenberger schaute sichdas Solarflugzeug aus der Nähe an und war fasziniert. DasFlugzeug beweise, dass wir die Welt verändern könnten, wennwir nur wollten. «Es ist möglich, dass wir uns nachhaltig be -wegen, ohne dass wir unsere Ressourcen bis zum Kollapsbeanspruchen.» Ein klimaverträgliches Leben sei möglich,sogar klimaverträgliches Fliegen. Wir stünden unmittelbar vordem Beweis, ist Leuenberger überzeugt. «Solar Impulse wirdfliegen.»

Geld von privaten Partnern und Sponsoren

Den Beweis zu erbringen, dass man mit Solarenergie fliegenkann, kostet nebenbei viel Geld. Investitionen von 100 Millio-nen Franken sind für Solar Impulse vorgesehen. Fast zweiDrittel davon schiessen Partner und Sponsoren wie zum Bei-spiel die Deutsche Bank, die Uhrenmarke Omega und die Che-miefirma Solvay ein. Als offizielle Supporter gelten auch dieVermögensverwaltungsfirma Semper, die Clarins Group, dieBerner Kraftwerke BKW, Toyota und die Service industriellevon Genf SIG. Piccard hat auch die Möglichkeit geschaffen,dass sich Private als Supporter eintragen können. Zudembeteiligt sich der Bund am Projekt, in Form von Beiträgen derKommission für Technologie und Innovation (KTI). Diesefliessen aber nicht direkt in das Projekt, sondern an das invol-vierte Forschungsinstitut der Ecole Polytechnique Fédéral deLausanne (EPFL). Dieses realisierte 2003 eine Machbarkeits-studie und schuf damit die Grundlage für Solar Impulse. SechsJahre lang haben dann Ingenieure, Physiker, Informatiker,Struktur- und Werkstoffspezialisten gemeinsam vom Konzeptbis zur Konstruktion an der Realisierung dieses revolutionä-ren Flugzeugs gearbeitet. Zwischen 2004 und 2006 entwickel-ten Piccard und Borschberg das Konzept. Die eigentliche Pla-nung und Konstruktion des HB-SIA Prototypen begann ab

HOHE EFFIZIENZ DER SOLARZELLEN

Bei den Solarzellen, welche Piccard und Borschberg auf denTragflächen und dem Höhenruder anbringen, handelt es sichum ultradünne monokristalline Silizium- Hochleistungs -zellen. Diese zeichnen sich durch eine hohe Effizienz aus. So mussten die Zellen zuvor auf dem Jungfraujoch, in einerHöhe von 3580 Metern Witterungs- und Höhentests bestehen.Diese Tests wurden vom Berner Energieunternehmen «BKW»zusammen mit der von ihr geführten Gesellschaft «MontSoleil GMS» durchgeführt.

Beide Unternehmen verfügen über eine langjährigeErfahrung in der Photovoltaik und leisteten in den letztenJahren verschiedene Entwicklungs arbeiten für das ProjektSolar Impulse von Bertrand Piccard. Laut BKW gab es wäh-rend der Versuchsreihe auf dem Jungfraujoch extrem starkeTemperaturschwankungen und Sturmwinde von rund 250Stundenkilometern.

Die Testergebnisse hätten gezeigt, dass der Wirkungsgradbei verschiedenen Temperatur- undEinstrahlungsbedingungen mehr als 22 Prozent betrage,also rund 50 Prozent höher liegt als bei konventionellenSolarzellen, so die BKW in einer Pressemitteilung vor rundeinem Jahr.

Ein noch besserer Wirkungsgrad, wie bei den im Weltraumeingesetzten Panels, wäre zwar möglich gewesen, doch hätteihr viel zu hohes Gewicht Nachteile für den Nachtflug, derkritischsten Flugphase, gebracht.

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52 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Titelgeschichte

2007. Zu diesem Zweck wurde an den beiden StandortenDübendorf und Lausanne ein multidisziplinäres Team von 50Spezialisten aus sechs Ländern zusammengestellt, zu demsich rund hundert externe Berater gesellten. Die französischeFirma Altran, ein in der Innovationsberatung führendes Unter-nehmen, versorgt Solar Impulse als Engineering-Partner mitpersonellen Ressourcen und Expertenwissen. Die Swisscomentwickelt die Instrumente, welche sicherstellt, dass die Kom-munikation zwischen Flugzeug und Boden überall rund umdie Erde klappt. Die Lausanner Hochschule EPFL ist offiziel-ler wissenschaftlicher Berater des Projektes. Piccard undBorschberg können aber auch auf das Know-how und dieErfahrung der Europäischen Weltraumbehörde ESA, von Das-sault Aviation und dem internationalen Luftverkehrsverband,IATA zählen. Für Konzeption, Aerodynamik, Energieeffizienz,Struktur, Verbundwerkstoffe und Herstellungsverfahren muss-ten völlig neue Lösungen entwickelt werden. Viele Zulieferfir-men mussten die bestehende Technologie verbessern und pro-fitierten so indirekt vom Projekt. Im Juni 2009 war es dannsoweit, Piccard und Borschberg präsentierten auf dem Militär-flugplatz in Dübendorf ihr Baby.

Erfolgreicher erster Miniflugtest

Der Solarvogel ist so gross wie ein Airbus 340, leicht wie einmittelgrosses Auto und kommt ganz ohne fossile Brennstoffeaus. Die Spannweite beträgt 63,4 Meter und dank Karbonfa-ser-Gerüst wiegt das Fluggerät bloss 1600 Kilogramm. Auf derOberfläche der Flügel sind 12 000 Silizium-Zellen eingelassen,die genügend Energie produzieren sollen, um das Flugzeugeine ganze Nacht lang in der Luft zu halten. «Das grössteAbenteuer des 21. Jahrhunderts ist, unsere Abhängigkeit vonfossiler Energie loszuwerden. Wenn wir dies mit unserem Pro-jekt beweisen, kann niemand mehr behaupten, dies sei beiAutos, Computern und Heizungen unmöglich», sagte Piccarddamals vor 800 Medienleuten, Sponsoren und Prominenten.

Ein halbes Jahr später hob «der Vogel» in Dübendorf zum

ersten Minitestflug ab – einen Meter genau. Nach 350 MeternFlug setzt das Fluggerät wieder sanft in der Mitte der Piste auf.Es war zwar bloss ein Hüpfer, den das Team um Piccard undBorschberg mit einem Freudentaumel bejubelte. «Das ist dasResultat von sechs Jahren intensivster Arbeit» sagte AndréBorschberg. «Ein langer Weg liegt noch vor uns», meinte hin-gegen Bertrand Piccard.

Erfahrungen sammeln für Erdumrundung

Mit dem ersten Prototypen will das Solar Impulse-Team haupt-sächlich Erfahrungen sammeln, und dann ein weiteres ver -bessertes Modell bauen für Piccards Nonstop-Flug um dieErde – das deklarierte Ziel des Ballonpiloten aus dem Waadt-land. Zu vergleichen ist dieser Plan am ehesten mit dem Flugdes jungen Charles Lindbergh, dem im Mai 1927 die Allein -überquerung des Atlantiks von New York nach Paris ohneZwischenlandung gelang. Ein Enkel des US-Flugpionier, ErikLindbergh, gehört denn auch Piccards Patenschaftskomiteean. «Mit Solar Impulse sorgt Bertrand Piccard für einen Funken der Innovation und der Inspiration, der uns den Wegin eine nachhaltige Zukunft leuchtet», sagt dieser Erik Lindbergh über Piccards Projekt. Diesem Komitee gehörenaber noch weitere hochkarätige Leute an: Buzz Aldrin zumBeispiel, der Astronaut der ersten Mondlandung von Apollo11, oder Bestsellerautor Paulo Coelhos, ebenso der frühereUS-Vizepräsident Al-Gore, Prinz Albert von Monaco undsogar der Urenkel von Jules Verne, Jean Verne.

Noch war der Solarvogel nie richtig in der Luft. Aber fürdie Entwicklung eines Flugzeugs, das Tag und Nacht mit Solar-energie fliegen wird, für seine Abenteuerlust und die grosseHoffnung, die er damit in die Welt setzt, erhielt der LausannerBertrand Piccard vom gemeinnützigen Verein «Beirat NA-TUR» am 12. Februar bereits den Preis «Hoffnungsträger füreine nachhaltige Schweiz» – rund einen Monat vor dem erstenrichtigen Flugtest von Solar Impulse auf dem Flughafen vonDübendorf.

Mit dem Militärpiloten und Ingenieur André Borschberg plant Piccard sein Abenteuer. Foto: SolarImpulse/ / zVg

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Page 54: Genesis 1/2010

Energieeinsparung und -effizienz sind für Industrie- und Dienst-leistungsunternehmen eine Herausforderung – und Chance. Dermodular aufgebaute Energiecheck der Elektrizitätswerke desKantons Zürich (EKZ) hilft grossen und kleinen Unternehmendiese zu nutzen und Kosten zu sparen.

Der Elektrizitätsverbrauch im Versorgungsgebiet der EKZist im Jahr 2009 erneut gestiegen und erreichte einen neuenHöchstwert. Im Kontrast dazu stehen die Ziele der Schweizeri-schen Gesetzgebung: Steigerung der Energieeffizienz und Redu-zierung des CO2-Ausstosses. Die ganzheitliche Betrachtung undOptimierung der Energiekosten und Anlagentechnik ist der ers-te und wichtigste Schritt, um diese Ziele zu erreichen. Eine Mög-lichkeit bietet der jeweils individuell gestaltete Energiecheck derEKZ Energieberatung. Damit können die Strom- und die Brenn-stoffverbräuche sowie deren Kosten optimiert werden.

Der EKZ Energiecheck ist modular aufgebaut und umfasstein Basismodul sowie verschiedene vertiefende Zusatzmodulein allen energierelevanten Bereichen. Das Basismodul enthälteinen Strom- und Brennstoffcheck, das heisst die Erfassungder jährlichen Energieverbräuche und deren Kosten, eineStromlastgangmessung sowie einen Betriebsrundgang zusam-men mit Experten für Betriebsoptimierung. Den Abschluss desEKZ Energiechecks bildet eine Auswertung in Form einesBerichts sowie als Präsentation mit Besprechung.

Energiecheck als Wegzum Ziel

Realisierte Praxisbeispiele

Bislang profitierten bereits über 90 Unternehmen von denEKZ Energiechecks, darunter grösstenteils mittelgrosse Indus-triebetriebe mit Energiekosten im Bereich von 150 000 bis1 000 000 Franken. Durchschnittlich liess sich ein wirtschaft-lich realisierbares Energiekosten-Einsparpotenzial von 7%identifizieren. Da für Betriebe dieser Grössenordnung dieEnergiekosten ein bedeutender Kostenfaktor sind, stehen inder Regel betriebsintern entsprechende Fachleute zur Verfü-gung. Häufig sind bereits Einsparmassnahmen realisiert. Den-noch ist in vielen Fällen noch ein zusätzliches Sparpotenzialvorhanden.

Ein EKZ Energiecheck lohnt sich aber auch für kleinereBetriebe mit Energiekosten unter 100 000 Franken. Mit demEnergiecheck in einer einfacheren dafür aber günstigeren Aus-führung können typische Massnahmen mit grossem Einspar-potenzial identifiziert werden.

Informatives Benchmarking

Benchmarks, wie der spezifische Energieverbrauch pro herge-stellter Produkteinheit, sind gute Indikatoren für die Energie-effizienz eines Unternehmens, wie das Beispiel eines Her -stellers von Grosspapiersäcken zeigt. Im konzernweitenVergleich mit 40 anderen Sackfabriken dieser Gruppe stellte

54 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Energie

Angesichts der Endlichkeit fossiler Energieträger (Erdöl,

Erdgas, Kohle) und der drohenden Klimaveränderung durch den

erhöhten Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) rückt das Problem

der künftigen Energieversorgung verstärkt ins Bewusstsein der

Energieverbraucher.

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Energie ⎮ 55

Massnahmen zum

Energiesparen und zur

CO2-Reduktion

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Klimaschutz inbegriffen.

man fest, dass der Energieverbrauch pro Sack in der betreffen-den Anlage am höchsten lag. Diese Situation wollte manändern und den Energieverbrauch reduzieren. Im vorliegen-den Fall entschieden sich der Betriebsverantwortliche sowieder lokale Energielieferant nach einer ersten gemeinsamenAnalyse für den EKZ Energiecheck.

Aufgrund von detaillierten Messungen konnten hohe Last-spitzen aufgedeckt werden. So stellte sich heraus, dass die Hei-zung der Druckmaschine beim Verarbeiten weniger Papiersä-cke viel Strom verbraucht. Durch spezifische Anpassungen inder Durchlaufgeschwindigkeit konnte die Effizienz gesteigertwerden. Auch bei den Kompressoren zur Drucklufterzeugungbestand Einsparpotenzial. Diese waren fast ununterbrochenin Betrieb, auch ausserhalb der Produktionszeiten. Möglich-keiten zur Optimierung stellten die Energieberater der EKZauch bei der Beleuchtung sowie bei den Vakuumpumpen fest.Hier konnten die Energiekosten durch entsprechende Mass-nahmen um 8% gesenkt werden.

Lohnender Energiecheck

Eine weitere gelungene Energieoptimierung konnte in einemgrossen Lebensmittelproduktionsbetrieb durchgeführt wer-den. Obschon laufend eine energetische Optimierung durcheigenes Betriebspersonal stattfand, konnte der EKZ Energie-check zusätzliches Energiekosten-Einsparpotenzial von 7%evaluieren. Die Verbesserungsmöglichkeiten wurden in denBereichen Abwärmenutzung aus thermischen Nachverbren-nungsprozessen, Wärmerückgewinnung aus der Drucklufter-zeugung sowie in der Laststeuerung von Kälteanlagen aufge-zeigt. Zusätzlich wurden von den Experten der EKZ eineanstehende Investition im Energiebereich analysiert. Alleindie kritische Überprüfung aller geplanten Spezifikationen die-ses Projektes mit einer Überarbeitung des Anforderungskatalo-ges ermöglichte eine deutliche Kostenreduktion – weit höherals die Kosten für den EKZ Energiecheck.

INFOBOX

Sind Gebäude und dazugehörige Anlagen einmal gebaut, hatoft niemand mehr ein Auge auf den Energieverbrauch. DerEKZ Energiecheck unterstützt auch Sie bei der energeti-schen Optimierung Ihres Unternehmens und hilft bei derKostenreduktion.

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56 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Markt

Text Brit Assmus *

Um ein Gebäude im Rahmen eines Neu-baus oder einer Sanierung mit einem So-larkraftwerk aufzurüsten, gilt: Je besserdie Planung des Solarkraftwerks in denBauablauf integriert ist, umso mehr Syner-gien ergeben sich. Das beginnt mit Kos-teneinsparungen auf der Baustelle durchdie Nutzung der bestehenden Infrastruk-tur und endet am Gebäude selbst, weilmoderne Solarmodule die Funktion derDachhaut übernehmen oder an der Fassa-de als Beschattungselemente dienen kön-nen. Den architektonischen, technischenund ästhetischen Möglichkeiten sind kei-ne Grenzen gesetzt. Ebenso vielfältig sinddie Finanzierungs- und Refinanzierungs-möglichkeiten, wo es im Wesentlichenum die Fragen geht: Wer investiert ins So-larkraftwerk, der Liegenschaftsbesitzeroder ein Drittinvestor? Und wer nutzt res-pektive kauft den produzierten Solar-strom, die Liegenschaftsnutzer oder einElektrizitätswerk?

Finanzierung: Wer investiert ins

Solarkraftwerk?

Für die Eigeninvestition sprechen bei-spielsweise Steuerabschreibungen, dieviele Kantone gewähren, verbilligte Kredi-te für erneuerbare Energien, die einigeBanken anbieten, und attraktive Energie-förderprogramme wie das zweite Stabili-sierungsprogramm des Bundes im vergan-genen Jahr.

Wer sich hingegen für einen Drittin-vestor entscheidet – von denen es in der

Solares Management für Gebäude

Schweiz genügend gibt, sofern das Pro-jekt sorgfältig geplant ist und die Risikenminimiert sind – schliesst in der Regel ei-nen Dienstbarkeitsvertrag über die Dach-oder Fassadenfläche über den Zeitraumvon 25 Jahren ab. Ein solch spezifischerVertrag muss wasserdicht ausformuliertsein, damit nicht nur der Erfolg des Solar-kraftwerks gesichert ist, sondern auch dieZufriedenheit des Liegenschaftsbesitzerswährend der langen Betriebszeit.

Refinanzierung: Wer bezahlt den

ökologischen Mehrwert?

Wird der auf dem Dach oder an der Fassa-de produzierte Solarstrom direkt im Ge-bäude bezogen, finanzieren die Liegen-schaftsnutzer den ökologischen Mehr-wert, also die Mehrkosten des Solar-stroms. Ab 2013 ist vorgesehen, dassSchweizer Untenehmen eine CO2-Abga-be bezahlen oder Massnahmen zur Re-duktion ergreifen – im Fall des Eigenge-brauchs kann der Solarstrom bei Antragauf Abgabebefreiung angerechnet wer-den. Dass das Unternehmen den eigenenSolarstrom imagefördernd kommunizie-ren kann, ist ein zusätzlicher Pluspunkt.Will man den Solarstrom ins Netz einspei-sen und so den ökologischen Mehrwertan Dritte verkaufen, eignen sich Solar-strombörsen, die einige Schweizer Elek-trizitätswerke anbieten. Bilaterale Verträ-ge mit lokalen Werken sind eine weitereAbsatzmöglichkeit. Politisch heiss disku-tiert wird die kostendeckende Einspeise-vergütung (KEV) für erneuerbare Ener-gien. Neu angemeldete Solarkraftwerke

landen auf einer Warteliste, auf der zur-zeit 6000 Photovoltaik-Projekte stehen.Auch hier gilt: Je früher eine Anlage ange-meldet ist, desto schneller erfolgt die Zusage und damit die Möglichkeit zur lukrativen Vermarktung des ökologi-schen Mehrwerts. Für Liegenschaftsbesit-zer wichtig zu wissen: Weder die Anmel-dung zur kostendeckenden Einspeisever-gütung noch der positive Bescheid ver-pflichten, das eingegebene Solarkraft-werk tatsächlich zu bauen oder das Tarif-modell anzuwenden. Bei gut geplantenSolarkraftwerken können unter Berück-sichtigung bestehender Verträge die Ver-marktungsstrategien auch kombiniertwerden. Zum Beispiel in den ersten dreiJahren ein Stromabnahmevertrag mit ei-nem lokalen Elektrizitätswerk, danachder Wechsel zur kostendeckenden Ein-speisevergütung.

Solarplanung ergibt ein optimales

Finanzierungskonzepte

Eigeninvestition und Fremdfinanzierunglassen sich mit jeder Vermarktung desökologischen Mehrwerts verknüpfen,wes halb bei der Realisation von Solar-kraftwerken kreative Finanzierungskon-zepte gefragt sind. Eine seriöse Solarpla-nung bezieht die strategischen und diewirtschaftlichen Ziele für die Liegen-schaft mit ein – und umgekehrt.

*Brit Assmuss ist Dipl. Ing. TH/MEE und leitetdie Solarberatung der auf Solarkraftwerke spezialisierten energiebüro ag. Die internationalerfahrene Bauingenieurin ist Absolventin desMasterstudiengangs Erneuerbare Energien.

Solarkraftwerk RenditeInvestition / Finanzierung

Ertrag / Refinanzierung

Eigenverbrauch

Kostendeckende Einspeisevergütung

CO2-Zertifikate

Ökologischer Mehrwert

Steuerabschreibung

Fördermittel

Eigenfinanzierung

Investor

Solarstrombörse

...

...

Innovative Finanzierungsmodelle für gebäudebasierte Solarkraftwerke schaffen nachhaltigen Mehrwert..

Foto und Grafik:«energiebüro»/zVg

Erfolgreiches solares Management für Gebäude heisst Synergien nutzen: Je besser die Liegenschaftsstrategie und

die Planung eines Solarkraft werks aufeinander abgestimmt sind, desto nachhaltiger ist die Wert steigerung eines

Gebäudes. Worauf es ankommt erklärt Solaringenieurin Brit Assmus.

KOMPETENZZENTRUM FÜR

PHOTOVOLTAIK

«energiebüro» ist das führendeSchweizer Ingenieurunternehmen fürPhotovoltaik und seit 1996 auf gebäu-debasierte Solarkraftwerke speziali-siert. Für seine Arbeiten gewann ener-giebüro über ein Dutzend nationaleund internationale Auszeichnungen,darunter den Europäischen Solarpreisfür die grösste Stadionanlage der Welt(Stade de Suisse Wankdorf Bern).

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01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Markt ⎮ 57

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Die neue EgoKiefer Fensterlinie

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. Foto: zVg / Light Art by Gerry Hofstetter

EgoKiefer präsentiert das neue Fenstersystem AllStar AS1®

Brother ist der erste Drucktechnikher -steller, der eine solche Partnerschaft mitCool Earth eingeht und hat die Paten-schaft für vier Quadratkilometer bedroh-ten Ama zonas-Regenwaldes in Peru über-nommen. Mit Hilfe dieser Patenschaftbleiben 100 000 Tonnen lebenden Koh-lenstoffs sicher in den Bäumen erhalten,und es wird ein einzigartiges und uner-setzbares Ökosystem geschützt.

Die Zerstörung des Regenwaldes hatmassive Auswirkungen auf den Klimawan-del und bedingt jedes Jahr erschütterndesechs Milliarden Tonnen CO2-Emissionen.Cool Earth arbeitet daher mit den Amazo-nasländern zusammen, um beim Schutzder Bäume gegen Abholzung zu helfen,während es den Menschen vor Ort ermög-licht wird, nachhaltig von ihrem Land zuleben. Die Partnerschaft von BrotherEuropa mit der wohltätigen Organisationunterstützt das Volk der Ashaninka bei derErhaltung von vier Quadratkilometern Re-genwald, was gleichzeitig den Schutz vonetwa 44000 ausgewachsenen Bäumen,190000 Schösslingen, 6 gefährdeten Säu-getierarten, 322 Pflanzenarten und mehrals 11000 Arten von Insekten und Wür-mern bedeutet.

Brother kooperiert mit Cool Earth

Martin Weber, Geschäftsführer vonBrother (Schweiz) AG, erläutert: «Wir beiBrother haben ein proaktives Umwelt-ethos und unsere Partnerschaft mit CoolEarth demonstriert unser breites Engage-ment für die Umwelt, wodurch wir an derVerringerung der Auswirkungen des Kli-mawandels mitwirken, wie auch an derErhaltung der Artenvielfalt.»

«Die vier Quadratkilometer Regen-wald, die wir schützen, sind ein riesigesGebiet, das der Grösse von ca. 600 Fuss-ballfeldern entspricht. Unser Ziel ist derAufbau einer langfristigen Beziehung mitder wohltätigen Organisation, und wir ar-beiten mit ihr zusammen an der Entwick-lung einiger anregender Kundenmotivati-

ons- und Mitarbeiteranerkennungsmodel-le. Die Verpflichtung von Brother Europagegenüber Cool Earth ist nur ein Teil deslaufenden Engagements für die Umwelt,und in diesem Jahr hat das Unternehmenein innovatives neues Tintenpatronen-Rückgabesystem gestartet, in Ergänzungzum rege in Anspruch genommenen To-ner-Recyclingprogramm.»

Mit Recyclingeinrichtungen in Gross-britannien und in der Slowakei ermög-licht das Rückgabesystem von Brotherverantwortungsbewusstes Recyceln undEntsorgen entleerter Tinten- und Tonerpa-tronen und unterstützt die entsprechendePolitik des Unternehmens – Müll, verrin-gern, wiederverwenden, verbessern undrecyceln (5Rs – refuse, reduce, reuse, re-form and recycle).

Brother, Spezialist für Drucktechnik, hat eine Umweltpartnerschaft mit Cool Earth, der Vorreiterorganisation zur

Erhaltung des Regenwaldes, ins Leben gerufen.

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Weitere Informationen über die Brother-

Cool Earth Partnerschaft finden Sie unter:

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Brother ist einer der weltweit führenden

Anbieter von Produkten für die

Kommunikationstechnologie. Zu den

Kernkompetenzen zählen Drucker,

Faxmodelle, All-in-One und P-touch-

Beschriftungsgeräte.

Cool Earth schützt das Ökosystem im

Regenwald. Foto: Thomas Marent

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Page 58: Genesis 1/2010

Das PrinzipDie westlichen Gesellschaften pflegen einWohlstandmodell, das weder globalisier-bar noch dauerhaft durchzuhalten ist –ein Auslaufmodell also. Es muss zusam-menbrechen, so bald es sich in Ländernwie China oder Indien etabliert. Ohneneue Lehre von der gerechten Grundord-nung, die in das Prinzip der Nachhaltig-keit mündet, können wir nicht längerbehaupten, dass unser Zusammenlebengerecht ist. Wir brauchen ein neues Frei-

heitskonzept und Generationengerechtigkeit sowie Gerech-tigkeit zwischen den Ländern.

Das Prinzip Nachhaltigkeit, Felix Ekardt, beck'sche reihe,

238 Seiten, ISBN 3-406-52798-1, CHF 22.90

Traumziel Ist nachhaltiges Reisen in Zeiten des Mas-sentourismus Utopie? Schauen wir unsdie Reisen von heute an und beobachternwir Trends in eine neue Richtung. DieAuswirkungen des Tourismus sind ökolo-gischer-, ökonomischer und sozialer Art.Der Ruf nach einem Leitbild der Nachhal-tigkeit erklingt. Marketingstrategien wer-den entworfen, es geht um die Ökologisie-rung eines Massenmarktes.

Traumziel Nachhaltigkeit, Martin Schmied, Konrad Götz,

Edgar Kreilkamp, Matthias Buchert, Thomas Hellwig,

Sabine Otter, Physica Verlag, 167 Seiten,

ISBN 3-79082-094-6-695-3, CHF 122.–

KommunikationDie Grundlagen gesellschaftlicher Verant-wortung von Unternehmen wird von denverschiedenen Autoren unterschiedlich an-gegangen. Es wird auf Entwicklungen undTendenzen im Kapitalmarkt eingegangenunter Berücksichtigung des «neuen» Stel-lenwertes» von ethischen Geldanlagen.Die Industriellen des Frühkapitalismus unterschieden sich grundlegend von denheutigen Wirtschaftsführern. Wir kennen

heute die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen,von «Corporate Social Responsability» über «Corporate Re-sponsability» bis zu «Corporate Citizenship». Verantwortungs-bewusste Unternehmensführung dient der Nachhaltigkeit.

Die Kommunikation von Nachhaltigkeit, Christian Fieselert,

VS Verlag, 240 Seiten, ISBN 3-531-15902-X, CHF 61.50.

Nachhaltigkeit

Radikaler WandelDie Agenda 21 fordert einen tiefgreifendenund schnellen Wandel der Verbrauchsge-wohnheiten von Industrie, Staat, Handelund Einzelpersonen. Die Richtigkeit die-ser Überlegungen ist heute belegt. Ob undwie dieser Wandel erreicht kann, ist heutenoch umstritten. Das Buch bietet eineÜbersicht über den Stand der Diskussion,zu Möglichkeiten und Grenzen des Wan-dels in drei nachhaltigkeitspolitisch zen-

tralen gesellschaftlichen Handlungsfeldern: Konsum, Unter-nehmen/Organisation und Governance. Trotz unübersehba-rer Schwierigkeiten fällt die Bilanz verhalten positiv aus.

Nachhaltigkeit als radikaler Wandel, Hellmuth Lange, VS

Verlag, 290 Seiten, ISBN 3-531-15093-6, CHF 85.–

Coaching mit SystemCoaching mit System professionalisiertFührungs- und Beratungskräfte. Wer Ver-änderungsprozesse gestaltet, braucht einequalitätsvolle Begleitung. Für Inhaberanspruchsvoller Berufsrollen wird esimmer selbstverständlicher, auf die Unter-stützung von kompetenten Personen mitAussensicht zurückzugreifen. Coachingund Supervision gehören mittlerweile zurRoutine vorausschauenden Organisati-

onshandelns und nachhaltiger Qualitätssicherung. Eine Coa-chingkultur ist am Entstehen. Das Lehrbuch bietet ein Zusam-menhangswissen für ein anspruchsvolles Beratungskonzept.

Coaching mit System, Michael Pohl, Heinrich Fallner, books

htm, 249 Seiten, ISBN 3-531-16390-7, CHF 59.50.

58 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Bücher

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Page 60: Genesis 1/2010

60 ⎮ 01/2010 ⎮ GENESIS ⎮ Wirtschaft

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D

E

F

G

B1 7 9 G R AMM / KM

204 g CO2 entspricht demDurchschnitt aller Neuwagen-modelle in der Schweiz

50 100 300200

(Durchschnittsnormverbrauch)

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