Grundregeln der
mikrobiologischen Diagnostik
Eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit einem
mikrobiologischen Labor ist die Voraussetzung für eine
optimale Diagnostik.
Einige Grundregeln der mikrobiologischen Diagnostik,
die bei bestimmten Untersuchungsmaterialien beachtet
werden müssen, sind auf den folgenden Seiten
dargestellt. D. Halangk Dr. med. H. Lauf Dipl.-Krankenschwester Institut für Medizinische Pflegedienstleitung Mikrobiologie Chirurgische Kliniken Bildquelle: Joachim Czichos aus dem Buch: „What’s so funny about Microbiology“ 1989
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IInnhhaallttssvveerrzzeeiicchhnniiss
Inhaltsverzeichnis..................................................................2
Einsendung mikrobiologischen Materials.............................3
Transport von Probenmaterial...............................................4
Probenversand.......................................................................5
Lagerung................................................................................6
Katheter ( ZVK )...................................................................7
Blutkultur.............................................................................8
Handhabung der BK-Flaschen...............................................9
Entnahmetechnik für Blutkulturen......................................10
Fieberkurve und Erfolgsaussichten für Blutkulturen..........11
Blutentnahmen bei Verdacht auf Sepsis ( 1 – 3 ).................12 - 14
Stuhl ( 1 – 3 ).......................................................................15 - 17
Urin ( 1 – 2 )........................................................................18 - 19
Wundabstriche ( 1 – 2 )......................................................20 - 21
Klinische Hinweise auf Infektionen mit Anaerobiern........22
Materialentnahme bei Verdacht auf Anaerobier................ 23
Sputum...............................................................................24
Allgemeine Besonderheiten ( 1 – 2 )................................. 25 - 26
Tbk – Verdacht / Verdacht auf atypische Mykobakterien ( 1 – 2 ).................27 - 28
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EEiinnsseenndduunngg mmiikkrroobbiioollooggiisscchheenn
MMaatteerriiaallss
1. Mikrobiologisches Material separat
entnehmen und versenden – sachkundige
Probengewinnung notwendig
2. Untersuchungsauftrag sorgfältig ausfüllen: �� Name, Adresse, Alter ( Meldepflicht?! )
�� Verdachtsdiagnose ( Spezialuntersuchung ) �� Antibiotikatherapie ( Resistenzmeldung ) �� Abnahmedatum, Abnahmeuhrzeit ( begrenzte Lagerungszeiten ) �� Unterschrift des einsendenden Arztes ( Dokument! Verantwortlichkeit! )
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TTrraannssppoorrtt vvoonn PPrroobbeennmmaatteerriiaall
Grundsätzlich gilt: Proben so schnell wie möglich transportieren, geeignete Transportmedien benutzen
Grund: Keimzusammensetzung der Probe kann sich schnell ändern:
�� Absterben der relevanten Keime ( z. B. Pneumokokken, Haemophilus, Meningokokken )
�� Überwuchern der eigentlichen Krankheitserreger durch schnellwachsende Normalflora
�� Bei Verdacht auf Anaerobier: Sauerstoff tötet Anaerobier ab - spezielle Transportsysteme verwenden bzw. Probe vor Luftzutritt schützen
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PPrroobbeennvveerrssaanndd
per Rohrpost ( Universitätsklinikum )
1. Bruchgefahr: Umverpackung!!!
2. Verschickung während der Dienstzeiten:
Montag bis Freitag 07:00 – 16:30 Uhr Samstag 07:00 – 12:30 Uhr Sonntag 09:00 – 11:30 Uhr
3. Verschickung außerhalb der Dienstzeiten:
nur Notfallmaterial verschicken ( Blutkultur, Liquor, dringendes OP-
Material u.ä. )
unbedingt den Rufbereitschaftsdienst
( ZENTRALE ) informieren!!!
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LLaaggeerruunngg
Möglichst sofortiger Transport
( Rufbereitschaftsdienst!? Telefonische Anmeldung über die Telefonzentrale!!! ) wenn nicht möglich: �� Blutkulturen............... Zimmertemperatur
�� Eiter, Punktat, Sputum, Liquor.......... 227C, max. 2 Std.
�� Urin, Stuhl, Sputum ( Tbk )............. 47C
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KKaatthheetteerr (( ZZVVKK ))
�� nicht „ablegen“
�� nur 3 – 5 cm der Spitze mit steriler Schere in steriles Röhrchen
�� nie gesamtes System einschicken!!!
�� schneller Transport: Austrocknungsgefahr!!!
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BBlluuttkkuullttuurr
Entnahme: �� Venenpunktion Zeitpunkt: �� zu Beginn einer Fieberattacke, �� möglichst vor Antibiotikatherapie ( Bakteriämie geht dem Fieber etwa eine Stunde voraus! ) Probenanzahl: �� 3 Proben, jeweils aerob und anaerob Lagerung: �� Zimmertemperatur �� möglichst sofortiger
Transport in die Mikrobiologie
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HHaannddhhaabbuunngg ddeerr BBKK--FFllaasscchheenn
�� BK-Flaschen vorwärmen
�� Verschlusskappe entfernen – Einstichgummi desinfizieren
�� je 5 – 10 ml Venenblut in aerobe und anaerobe BK-Flasche eingeben ( Kanülenwechsel )
�� BK-Flaschen vorsichtig schütteln ( keine Schaumbildung )
�� warm in das Labor transportieren ( Spät- und Wochenendbereitschaftsdienst )
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EEnnttnnaahhmmeetteecchhnniikk ffüürr BBlluuttkkuullttuurreenn
�� Hygienische Händedesinfektion
�� Sterile Handschuhe
�� Blutentnahme aus peripherer Vene ( Ausnahme: Verdacht auf Katheter-Sepsis – Parallelabnahme! )
�� Haut an Punktionsstelle gründlich desinfizieren
( Zweiphasen – Hautdesinfektion: lod / Alkohol )
�� Vene danach nicht mehr palpieren!
�� bewährte Blutkultursysteme verwenden
11
����C
39,5 39 38,5
38
37,5
37
optimal noch nicht
Fieberkurve und Erfolgsaussichten
für Blutkulturen
vertretbar erfolgsversprechend
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BBlluutteennttnnaahhmmeenn bbeeii VVeerrddaacchhtt aauuff
SSeeppssiiss (( 11 ))
bei intermittierendem Fieber einschließlich Verdacht auf akute
Endokarditis:
1. Tag: �� 2 – 3 Entnahmen, frühzeitig im Fieberanstieg
�� zwei davon möglichst vor Antibiotika – Therapiebeginn, sonst am Ende von Antibiotika – Dosierungsintervallen
2. Tag: �� 2 – 3 Entnahmen am Ende von Antibiotika – Dosierungsintervallen
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BBlluutteennttnnaahhmmeenn bbeeii VVeerrddaacchhtt aauuff
SSeeppssiiss (( 22 ))
1. Tag: �� 2 – 3 Entnahmen in mindestens einstündigem Abstand, zwei davon möglichst vor Therapiebeginn
2. Tag: �� desgl. bzw. am Ende von Antibiotika – Dosierungsintervallen
bei Fieberzustand mit Continua:
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BBlluutteennttnnaahhmmeenn bbeeii VVeerrddaacchhtt aauuff
SSeeppssiiss (( 33 ))
bei unregelmäßigem Fieber, z. B. Verdacht auf subakute Endokarditis:
1. Tag: �� 3 Entnahmen vor Therapiebeginn, möglichst frühzeitig im Fieberanstieg
2. Tag: �� 3 Entnahmen ggf. am Ende von Antibiotika – Dosierungsintervallen über den Tag verteilt!
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SSttuuhhll (( 11 ))
�� von drei verschiedenen Stellen – Stuhlröhrchen nur 1/3 voll ( Blut, Schleim, breiige Konsistenz etc. )
�� keine Urinbeimengungen
�� schneller Transport ( Vermehrung der Begleitflora!!! ) besonders bei Salmonellen-, Shigellen-, Yersinien- Verdacht
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SSttuuhhll (( 22 ))
Nachweis von Enterobius
vermicularis ( Madenwurm )
�� Morgens vor dem Waschen – möglichst noch bettwarm – „Tesa-Klarfilm“ auf Analöffnung
�� den Klarfilm auf Objektträger einschicken
Nachweis sonstiger Wurmeier
�� 3x Stuhluntersuchung im Abstand von 1 – 2 Tagen
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SSttuuhhll (( 33 ))
Fragestellung: Antibiotika-assoziierte
Enterokolitis ?
Bei Personen, die länger als drei
Tage im Krankenhaus liegen!
�� 1 – 2 g Stuhl bei Verdacht auf Clostridium difficile - Toxin
Keine Tupfer
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UUrriinn (( 11 ))
Mittelstrahl-Urin
�� möglichst Morgenurin ( sonst: 3 – Stunden – Regel )
�� Genitale säubern nach Vorschrift
�� immer 2. Portion einschicken ( ⇒ Mittelstrahl )
Katheter-Urin
�� Abnahme proximal nach Desinfektion ohne Öffnen der Verbindung von Katheter zum Ablaufschlauch
Nie aus Auffangbeutel !!!
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UUrriinn (( 22 ))
Punktions-Urin �� sicherste Methode
Merke: �� nie Sammelurin
�� nie unsterile Gefäße
�� nie länger als 2 – 4 Stunden bei Raumtemperatur lagern,
sonst 4���� C
�� ggf. Urintauchkulturen verwenden
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WWuunnddaabbssttrriicchhee (( 11 ))
Wann: �� vor Antibiotikatherapie
Wie: �� Tupfer ( ggf. flexible Tupfer )
�� nie oberflächliche Abstriche
�� keine trockenen Tupfer
Wo: �� randständig bzw. aus der Tiefe
�� Wunde vorher möglichst von apathogener Hautflora reinigen
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WWuunnddaabbssttrriicchhee (( 22 ))
Anaerobier:
1. gasödembildende Wundinfektion:
�� Gasbrand
2. putride Wundinfektion:
�� Abszesse
�� Peritonitis
�� Gangrän
�� Phlegmone
3. trockene Wundinfektion:
�� Tetanus
22
KKlliinniisscchhee HHiinnwweeiissee aauuff IInnffeekkttiioonneenn mmiitt
AAnnaaeerroobbiieerrnn
�� Fötider Geruch des Eiters, dünnflüssig, blutig
�� Gasbildung in Gewebe oder Exsudat
�� Nekrotisches Gewebe, Pseudomembranen
�� Infektionen bei Patienten mit maligner Grundkrankheit
�� Infektionen nach Aminoglykosidtherapie
�� Infektionen nach Menschen- oder Tierbiss
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MMaatteerriiaalleennttnnaahhmmee bbeeii VVeerrddaacchhtt
aauuff AAnnaaeerroobbiieerr
1. Punktionsflüssigkeit luftfrei in Spritze, Konus aufsetzen
2. nie Tupfer
3. „Anaerobier – Besteck“ anfordern
4. Gewebestück ( randständig!!! )
5. schnellstmöglicher Transport ( O2! )
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SSppuuttuumm
( ⇒ Auswurf der unteren Luftwege, sollte Eiterflocken enthalten, keine Spucke )
Morgensputum
( nach Mundspülung mit Leitungswasser )
Lagerung:
max. 2 Stunden: �� Zimmertemperatur
2 – 4 Stunden: �� Kühlschranktemperatur
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Flüssiges Material:
in Spritze auffangen und einschicken ( nicht nur Tupfer !!! )
z. B. Wundsekret, Eiter, Punktate, Exsudate, Liquor, Duodenalsaft, Galle etc.
Biopsiematerial:
in sterile Röhrchen ohne Fixierlösung
AAllllggeemmeeiinnee BBeessoonnddeerrhheeiitteenn (( 11 ))
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AAllllggeemmeeiinnee BBeessoonnddeerrhheeiitteenn (( 22 ))
Malariaverdacht:
EDTA – Blut ( lila Röhrchen )
Pilz – Sepsis:
Mykosis – Spezialblutkulturflaschen ( im Institut anfordern )
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TTbbkk –– VVeerrddaacchhtt // VVeerrddaacchhtt aauuff
aattyyppiisscchhee MMyykkoobbaakktteerriieenn (( 11 ))
da meist geringe Mengen Erreger im Untersuchungsmaterial
⇓ große Probenvolumina und Wiederholungsuntersuchungen angezeigt!
Sputum:
tiefes Morgensputum nach Spülung mit
�� Leitungswasser,
�� mit oder ohne Eiterflocken
�� 3x an aufeinander folgenden Tagen
Urin:
�� gesamter Morgenurin
�� in sterilen Spezialgefäßen
�� 3x an aufeinanderfolgenden Tagen
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TTbbkk –– VVeerrddaacchhtt // VVeerrddaacchhtt aauuff
aattyyppiisscchhee MMyykkoobbaakktteerriieenn (( 22 ))
Magensaft:
�� 2 – 4 ml einschicken
Menstrualblut:
�� 1:1 mit Aqua dest. verdünnen
Blutkultur:
�� Myko F – Spezialblutkulturflaschen ( im Institut anfordern ) ( beachte: nur bei HIV sinnvoll )
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