Ausführende Stelle:Technische Universität Hamburg - Maschinenbau - Institut für Thermofluiddynamik - Technische Thermodynamik
Laufzeit:12/2012 bis 12/2017
Bewilligte Summe:529.861 €
Förderkennzeichen:03ET1139A
Themen:
Neubau von Einzelgebäuden, Heizen, Lüften, Kühlen, Tageslicht & Beleuchtung, Gebäudebetrieb & Gebäudeautomation, Wärmenetze &Kältenetze, Biomasse, Wärme aus Erdreich, Grundwasser, Abwasser
Schlagworte:
IBA Hamburg
Herausragende Architektur mit Nachhaltigkeitszertifikat
Das Hochhaus mit dem Haupteingang zur Neuenfelder Straße beherbergt gemeinsam mit dem Westflügel (links) unddem Nordflügel (rechts) die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Das Gebäude steht in der NeuenMitte Wilhelmsburg.
03ET1139A
Nahwärme Auszeichnung Nutzer BHKW Erdreichwärme Lüftungssystem
Quintessenz
Der 2013 fertiggestellte Neubau der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ist Bestandteil der Internationalen BauausstellungHamburg (IBA). Der Gebäudekomplex soll beispielhaft energieeffizient, nachhaltig und zugleich kostengünstig sein. Ein sehr kompakter Baukörpermit exzellentem Wärme- und Sonnenschutz bei optimierter Transparenz der Fassade soll einen Primärenergiebedarf von jährlich nur knapp 60Kilowattstunden pro Quadratmeter ermöglichen. Das Gebäude wird derzeit einem wissenschaftlichen Monitoring unterzogen.
Der Gebäudeentwurf geht aus einem Wettbewerbsverfahren hervor, den die Hamburger Sprinkenhof GmbH als Bauherr in Kooperation mit der IBAHamburg GmbH ausgelobt hatte. Das Grundstück liegt in Hamburg-Wilhelmsburg und ist zentraler Bestandteil der „Neuen Mitte Wilhelmsburg“, dieauf der Grundlage des „Masterplan Neue Mitte Wilhelmsburg 2013plus“ entstanden ist. Die Sprinkenhof GmbH hat im Anschluss an dasWettbewerbsverfahren als städtischer Dienstleister die Realisierung des Projekts übernommen. Planungspartner waren die aus demWettbewerbsverfahren als Sieger hervorgegangene Arbeitsgemeinschaft Sauerbruch Hutton Architekten aus Berlin und die Innius RR GmbH ausRosbach (ehemals R+R Reuter Rührgartner Planungsgesellschaft für Gebäudetechnik mbH) für die Planungsphasen bis zur Baugenehmigung sowiedie Ingenieurgesellschaft Obermeyer Planen + Beraten GmbH für die Realisierung der Planung.
Forschungsfokus
Der Neubau wird in den ersten Jahren nach Inbetriebnahme einem wissenschaftlichen Intensivmonitoring unterzogen. Eine Überprüfung derenergetischen Kriterien sowie die Ausarbeitung eines Optimierungskonzepts sind wesentliche Ziele des wissenschaftlichen Monitorings. Mit denparallel laufenden Versuchen an einer Demonstrationsanlage am Institut für Thermofluiddynamik und Technische Thermodynamik an der TUHamburg-Harburg können zudem Konzepte zur bedarfsorientierten Klimatisierung entwickelt und bei vorliegender Entwicklungsreife auf denNeubau übertragen werden. Mit einer Modellierung des Gebäudeenergiesystems können anhand realer Messdaten der Einfluss unterschiedlicherBilanzgrenzen auf die Energie- und Emissionskennwerte bewertet werden.
Ein vom Büro solidar Planungswerkstatt in Berlin bearbeitetes Teilprojekt ist die Entwicklung eines Teilmoduls für ein Nutzerinteraktionssystem„Energie & Komfort“. Im Zusammenspiel mit den Gebäudenutzern sollen Energiekosteneinsparpotenziale sowie Komfortverbesserungen imGebäudebetrieb identifiziert und allein auf Basis nicht-investiver Maßnahmen umgesetzt werden.
Konzept
Gebäudekonzept
Auf insgesamt fast 200 Meter Länge schlängelt sich das Gebäude durch den neuen Stadtteil und will dabei mit seiner fast organischen Form und denauffälligen Farben den Aufbruch im Hamburger Süden symbolisieren. Zugleich ist der 2013 fertig gestellte Neubau das größte Hochbauprojekt derIBA Hamburg! Mit dreizehn Geschossen ragt der Hauptturm des geschwungenen Neubaus 54 Meter in die Höhe. Wellenförmig gehen von ihm zweifünfgeschossige Flügelbauten ab. Auf den dunklen Aluminium-Elementen der Fassade sind bunte Bänder aus lasierten Keramikpaneelen befestigt:Die zwanzig verschiedenen Farben verleihen dem Gebäude eine auffallende Patchwork-Ästhetik. Zugleich verfügen Fassade und Verglasung übereinen sehr guten Wärmeschutz.
Auf einem geradlinigen Sockel, der die Kante entlang der Neuenfelder Straße definiert, sitzt ein geschwungener Baukörper, der durch seinefließende Formensprache und Farbigkeit auffällt. Die Rhythmisierung der einzelnen Häuser auf dem Sockel setzt sich in der Innengestaltung durchlichtdurchflutete Atrien in jedem Bauteil fort. Die Atrien bilden die Zentren in jedem der sieben „Häuser“, aus denen die langgestreckten Flachbautenbestehen, und funktionieren als zentrale, alle Bürogeschosse verbindende Räume. Sie gliedern die großen Bürobereiche und dienen der Belichtungder Erschließungsflächen. Durch die geschwungene Gebäudekontur ergibt sich eine Abfolge unterschiedlicher Raumsituationen, in der die weiten,tagesbelichteten Atrien mit den begrenzteren, innen liegenden Fluren alternieren. Jedem Atrium ist ein zentraler Kern zugeordnet, der Treppe,Aufzug und Nebennutzungen (Sanitärräume, Technikräume, Lager, Archive) enthält. Flure und Kerne werden durch eine farbliche Gestaltung weiterdifferenziert. Um Kern und Atrium liegen die Büroräume. Zweiachsige Einzelraumbüros haben in der Regel eine Breite von 2,5 Metern und eine Tiefevon 5,1 Metern.
Konsequenter Wärmeschutz sowie optimiertes Verhältnis zwischen opaken und transparenten Fassadenbereichen.
Gebäudeform und Atrien ermöglichen viel Tageslicht
Gebäude nutzt Erdreichwärme über Gründungspfähle kombiniert mit Wärmepumpen
Nahwärme aus BHKW dient zur Spitzenlastabdeckung und zur Trinkwassererwärmung
Nutzerbeteiligung über Interaktionssystem, um Möglichkeiten zur Einsparung sowie Komfortverbesserung zu identifizieren
2014 erhielt das Gebäude das Zertifikat in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
Projektkontext
Der Westflügel desGebäudes am
Lageplan mitDarstellung der
Energiekonzept
Die Gebäudehülle verfügt über einen konsequenten Wärmeschutz sowie über ein optimiertes Verhältnis zwischen opaken und transparentenBereichen. In Verbindung mit der Gebäudeform und den Atrien kann viel Tageslicht genutzt werden. Ein außen liegender Sonnenschutz, dasdifferenzierte Be- und Entlüftungskonzept mit der Option zur Nachtkühlung über Lüftungsklappen in der Fassade, sowie die Heizung und freieKühlung über thermisch aktivierte Decken sollen in Verbindung mit der effizienten Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlagen für einen hohenRaumkomfort bei geringem Energiebedarf sorgen. Neben den baulichen und haustechnischen Komponenten setzt das Energiekonzept auch auf dieaktive Beteiligung der Nutzer, um das Energieeinsparungspotenzial des Gebäudes möglichst weitgehend zu erschließen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Versorgungskonzeptes ist die Nutzung der auf dem Baugrundstück vorhandenen regenerativen Erdreichwärmeüber Energiepfähle im Gründungsbereich des Gebäudes und Wärmepumpen. Die zum Betrieb der Wärmepumpen notwendige Elektroenergie wirdüber das allgemeine Stromnetz gemäß den Lieferverträgen der Stadt Hamburg als Ökostrom bezogen. Zur Abdeckung von Bedarfsspitzen und fürdie Trinkwassererwärmung wird Nahwärme aus erneuerbarer Kraft-Wärme-Kopplung von dem städtischen Energieversorger Hamburg EnergieGmbH bereitgestellt.
Weitere Abbildungen
Die in großen
Wellen
verlaufende
Fassade besteht
zu großen
Teilen aus
vorgehängten
Aluminiumelementen
mit darauf
aufgebrachten
farbigen
Keramikplatten
Die vielfältigen
Farben der
Keramikelemente
bewegen sich
im Spektrum
von Rot-Gelb-
Farbtönen am
Turm bis hin zu
Blau-Grün-
Violett an den
Enden der
Gebäudeflügel.
Erste Skizze des
Gebäudeensembles
Grundriss eines
typischen
Teilgebäudes. Die
5-geschossigen
Seitenflügel
haben jeweils
innenliegende,
zentrale Technik-
Kerne sowie ein
Atrium und außen
liegenden
Büroräumen
Westflügel in Schnittdarstellung
Westflügel im Längsschnitt Innenansicht in einem
Seitenflügel mit
holzverkleideter Brüstung
sowie Wendeltreppe
In jedem Teilgebäude gibt
es ein Atrium im
Innenbereich
Energiekonzept in schematischer Darstellung. Die gebäudebezogenen energietechnischen Anlagen befinden sich innerhalb der „Systemgrenze BSU“.
Energieströme in schematischer Darstellung
Weitere Abbildungen
Beleuchtungskonzept für
den Büro- und Flurbereich
in schematischer
Darstellung
Lüftungskonzept
für den
Sommerbetrieb in
schematischer
Darstellung
Lüftungskonzept
für den
Winterbetrieb in
schematischer
Darstellung
Blick von oben in die
Heizzentrale mit den
Vor- und
Rücklaufleitungen der
einzelnen Heizkreise
für das Hochhaus
Die zentrale
Lüftungsanlage für
das Hochhaus
erreicht einen
Nominal-
Zuluftvolumenstrom
von etwa 32.000
Kubikmeter pro
Stunde.
Zwei elektrisch
angetriebene
Sole/Wasser-
Wärmepumpen sorgen
über die
Betonkerntemperierung im
Winter für Wärme und
unterstützen im Sommer
die Gebäudekühlung. Auf
eine ergänzende Heizung
wird verzichtet.
Auszeichnung
Dem Gebäude wurde das GOLD-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) in der Kategorie Neubau mit einem Erfüllungsgrad von 80,6% verliehen.
Projektkenndaten
Der Neubau der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt erhielt im Juli 2014 das Zertifikat in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Gebäudekenndaten
Konstellation: Who is who?
Bauherr, Investor GGV Grundstücksgesellschaft Verwaltungsgebäude Neuenfelder Straße mbH, eine Tochtergesellschaft
der Sprinkenhof AG
Betreiber Sprinkenhof AG
Nutzer Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sowie Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung
Gebäudetyp Verwaltungsgebäude
Fertigstellung 04.2013
Inbetriebnahme 06.2013
Flächengrößen/Maße
Bruttogrundfläche (nach DIN 277) 60.089 m²
Beheizte Nettogrundfläche (für Nichtwohngebäude, in Anlehnungan DIN 277)
46.557 m²
Bruttorauminhalt 234.485 m³
Arbeitsplätze (oder Schüler oder vergleichbare Personenangaben) 1.444 Personen
Nutzfläche AN (nach EnEV) 40.058 m²
A/V-Verhältnis (ggf. vor / nach Sanierung) 0,26 m²/m³
Energiekennwerte Bedarf
Neubau / nach … vor Sanierung
Heizwärmebedarf (Nutzenergiebedarf Wärme) 45,90 kWh/m²a
Primärenergie Wärme 27,10 kWh/m²a
Primärenergie Gesamt 58,20 kWh/m²a
Baukosten bzw. Sanierungskosten
Kosten für die (Sanierung der) Baukonstruktion [KG 300] 1.108 EUR/m²
Kosten für die (Sanierung der) Technischen Anlagen [KG 400] 318 EUR/m²
Energiekenndaten
Kostenkenndaten
Letzte Aktualisierung: 28. März 2017
Links zumProjekt
EnOB-DatenbankWeitere Daten und Kennwerte
Forschungsförderung
Das Informationssystem EnArgus bietet Angaben zur Forschungsförderung, so auch zu diesem Projekt
Kontakte zumProjekt
Projektleitung, ForschungTU Hamburg-Harburg, Institut für Thermofluiddynamik, Technische Thermodynamiki
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