MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG
Medizinische Fakultät
Institut für Rehabilitationsmedizin
KAKo-Manual zur Durchführung eines Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstrainings
(KAKo-Training)
mit systematischer Motivationsarbeit
Kerstin Mattukat
Prof. Dr. Wilfried Mau
Inhalt
Projekthintergrund 1
1 Einleitung 2
2 Die KAKo-Studie 4
3 Hinweise zur Nutzung des Trainingsmanuals 7
4 Das KAKo-Training 8
Modul 1: Fahrradergometertraining 10
Modul 2: Zirkeltraining 12
Beispiel: Zirkel für Spondyloarthritiden 13
Beispiel: Zirkel für chronische Polyarthritiden 19
Modul 3: Gruppen- und Gemeinschaftssport 24
Modul M: Motivierung zu körperlicher Aktivität 26
Modul M1: Lohnt sich ein aktives Weitermachen? 28
Modul M2: Empfehlungen zu körperlicher Aktivität 29
Modul M3: Aktivitätsangebote am Wohnort 31
Modul M4: Gut geplant ist halb gewonnen! 32
Modul M5: Auszeiten und Hindernisse: Wie bleibe ich trotzdem aktiv? 33
Modul M5: Der Sport- und Bewegungsplaner 34
5 Literatur 35
Anlagen 36
Anlage 1 – Musterablaufpläne für dreiwöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahmen 36
Anlage 2 – Therapeutisches Begleitheft 38
Anlage 3 – Bewegungsplaner 47
Anlage 4 – Trainingsvereinbarung 48
Anlage 5 – Anschreiben an weiterbehandelnden Arzt 49
Anlage 6 – Anschreiben an Angehörigen 50
KAKo-Manual 1
Projekthintergrund
Titel: „Reha-Optimierung bei Patienten mit Polyarthritis oder Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining (KAKo-Training)“
Förderung: Deutsche Rentenversicherung Bund
Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover
Förderkennzeichen: 0421-FSCP-0536
Forschungsschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“
Laufzeit: 01.01.2008 – 31.03.2011
Studienleitung: Prof. Dr. med. Wilfried Mau
Institut für Rehabilitationsmedizin (IRM)
der Medizinischen Fakultät der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Magdeburger Str. 8, 06709 Halle (Saale)
Tel.: +49 (345) 557-4204
Fax: +49 (345) 557-4206
E-Mail: wilfried.mau(at)medizin.uni-halle.de
www: http://www.rehamedizin.uni-halle.de
Studienkoordination: Dipl.-Psych. Kerstin Mattukat (IRM)
Tel.: +49 (345) 557-7646
E-Mail: kerstin.mattukat(at)medizin.uni-halle.de
Dipl.-Psych. Dirk Rennert (IRM)
Tel.: +49 (345) 557-7646
E-Mail: dirk.rennert(at)medizin.uni-halle.de
Kooperationspartner: Dr. med. Inge Ehlebracht-König
Rehazentrum Bad Eilsen
Schwerpunktklinik für Orthopädie und Rheumatologie
Prof. Dr. med. Karin Kluge
Teufelsbad Fachklinik Blankenburg
Fach- und Rehabilitationsklinik für Orthopädie, Rheumatologie und Onkologie
KAKo-Manual 2
1 Einleitung
Chronische Polyarthritiden (cP) und Spondyloarthritiden (SpA) sind die häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen mit hohem Risiko von Einschränkungen der Aktivität und Teilhabe einschließlich der Erwerbsminderung (Mau et al., 2008; Zink, Mau, & Schneider, 2001). Circa eine Million Deutsche sind von den untersuchten rheumatischen Erkrankungen betroffen, die häufig chronisch progredient verlaufen (Mau & Zink, 2005).
Regelmäßige körperliche Aktivitäten (v. a. aerobes Kraft- und Ausdauertraining) gehen bei Patienten mit chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen mit einer Vielzahl an gesundheits-bezogenen Verbesserungen einher (Cooney et al., 2011), ohne dass bei korrekter Durchführung vermehrte Gelenkschäden oder eine Erhöhung der Krankheitsaktivität zu befürchten sind (de Jong & Vliet Vlieland, 2005; Häkkinen, 2004). Dennoch ist ein inaktiver Lebensstil bei Personen mit Gelenk-erkrankungen besonders verbreitet (Hootman, Macera, Ham, Helmick, & Sniezek, 2003; Shih, Hootman, Kruger, & Helmick, 2006; Sokka et al., 2008).
Nachdem deren kurz- und mittelfristige Wirksamkeit nachgewiesen wurde, wurde die Rehabilitation in evidenzbasierte nationale und internationale Empfehlungen zum Krankheits-management für entzündlich-rheumatische Erkrankungen aufgenommen (Vliet Vlieland, Breedveld, & Hazes, 1997; Zochling et al., 2006). In der konventionellen rheumatologischen Reha-bilitation werden die Patienten dabei bisher vor allem an gemäßigte Bewegungstherapien heran-geführt. Neben der empfohlenen angemessenen Medikation müssen bewegungstherapeutische Elemente als zweites wichtiges Standbein der Behandlung von SpA (Zochling, et al., 2006) bzw. als wichtiges Element der Behandlung der RA (Schipper et al., 2009) jedoch auf entsprechende erweiterte Fitnesskomponenten abzielen, ohne lediglich auf die Wiederherstellung oder Verbesserung der (Wirbelsäulen-) Beweglichkeit zu fokussieren
(Dagfinrud et al., 2011). Zur Aufrechterhaltung der positiven Ergebnisse der Rehabilitation werden den Patienten neben der Verordnung bewegungs-bezogener Nachsorgeleistungen im Anschluss an die Rehabilitation vor allem eigenständige körperliche Aktivitäten empfohlen. Da es vielen Rehabilitanden jedoch trotz bester Absichten nicht gelingt, ihre bewegungsbezogenen Pläne im Alltag umzusetzen, muss die Realisierung der Bewegungsaktivitäten nach der Rehabilitation gezielt unterstützt werden. Für die medizinische Rehabilitation ist eine aktive Patientenbeteiligung von zentraler Bedeutung, bei der die Entwicklung von Selbstmanagement-kompetenzen bezüglich der eigenen Erkrankung im Vordergrund steht (Dirmaier & Härter, 2011). Unter Selbstmanagement wird in diesem Zusammenhang die Hilfe zur Selbsthilfe verstanden („Empowerment“). Konzepte zur Motivations-steigerung und nachhaltigen Förderung körperlicher Bewegungsaktivitäten, die eine Stärkung der Patientenrolle und -kompetenz u. a. durch verhaltensorientierte Techniken in der Bewegungs-therapie erreichen wollen, sind bedeutsame Bestandteile von Rehabilitations- und Nachsorge-maßnahmen (Geidl, Hofmann, Gohner, Sudeck, & Pfeifer, 2011).
Quellen:
Cooney, J. K., Law, R. J., Matschke, V., Lemmey, A. B., Moore, J. P., Ahmad, Y., et al. (2011). Benefits of exercise in rheumatoid arthritis. J Aging Res, 2011, 681640.
Dagfinrud, H., Halvorsen, S., Vollestad, N. K., Niedermann, K., Kvien, T. K., & Hagen, K. B. (2011). Exercise programs in trials for patients with ankylosing spondylitis: do they really have the potential for effectiveness? Arthritis Care Res (Hoboken), 63(4), 597-603.
de Jong, Z., & Vliet Vlieland, T. P. (2005). Safety of exercise in patients with rheumatoid arthritis. Curr Opin Rheumatol, 17(2), 177-182.
Dirmaier, J., & Härter, M. (2011). Stärkung der Selbstbeteiligung in der Rehabilitation. Bundesgesundheitsblatt, 54, 411-419.
KAKo-Manual 3
Geidl, W., Hofmann, J., Gohner, W., Sudeck, G., & Pfeifer, K. (2011). Verhaltensbezogene Bewegungstherapie - Bindung an einen körperlich aktiven Lebensstil. Rehabilitation.
Häkkinen, A. (2004). Effectiveness and safety of strength training in rheumatoid arthritis. Curr Opin Rheumatol, 16(2), 132-137.
Hootman, J. M., Macera, C. A., Ham, S. A., Helmick, C. G., & Sniezek, J. E. (2003). Physical activity levels among the general US adult population and in adults with and without arthritis. Arthritis Rheum, 49(1), 129-135.
Mau, W., Beyer, W., Ehlebracht-König, I., Engel, M., Genth, E., Greitemann, B., et al. (2008). Krankheitslast. Erste Routineberichterstattung zu sozialmedizinischen Folgen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Z Rheumatol, 67(2), 157-164.
Mau, W., & Zink, A. (2005). Epidemiologie rheumatischer Erkrankungen. In Assoziation für Orthopädische Rheumatologie (ARO) (Ed.), Rheumaorthopädie (pp. 12-20). Darmstadt: Steinkopff.
Schipper, L. G., Hoekstra, M., Vliet Vlieland, T. P., Jansen, T. L., Lems, W. F., & van Riel, P. L. (2009). [Practice guideline 'Diagnosis and treatment of rheumatoid arthritis']. Ned Tijdschr Geneeskd, 153, A944.
Shih, M., Hootman, J. M., Kruger, J., & Helmick, C. G. (2006). Physical Activity in Men and Women with Arthritis - National Health Interview Survey, 2002. Am J Prev Med, 30(5), 385-393.
Sokka, T., Häkkinen, A., Kautiainen, H., Maillefert, J. F., Toloza, S., MØrk hansen, T., et al. (2008). Physical inactivity in patients with rheumatoid arthritis: Data from twenty-one countries in a cross-sectional, international study. Arthritis Rheum, 59(1), 42-50.
Vliet Vlieland, T. P., Breedveld, F. C., & Hazes, J. M. (1997). The two-year follow-up of a randomized comparison of in-patient multidisciplinary team care and routine out-patient care for active rheumatoid arthritis. Journal of Rheumatology, 36, 82-85.
Zink, A., Mau, W., & Schneider, M. (2001). Epidemiologische und sozialmedizinische Aspekte entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Internist (Berl), 42, 211-222.
Zochling, J., van der Heijde, D., Burgos-Vargas, R., Collantes, E., Davis, J. C. J., Dijkmans, B., et al. (2006). ASAS/EULAR recommendations for the management of ankylosing spondylitis. Ann Rheum Dis, 65(4), 442-452.
KAKo-Manual 4
2 Die KAKo-Studie
Vor dem Hintergrund dieser Befunde wurde eine prospektive multizentrische Studie mit sequenziellem Kontroll-/Interventionsgruppen-Design und einjähriger Verlaufsbeobachtung von Rehabilitanden mit cP oder SpA im Alter von 20 bis 60 Jahren realisiert. Im Rahmen der stationären rheumatologischen Rehabilitation wurde neben der Heranführung der Patienten an intensives körperliches Training und damit der Steigerung ihrer diesbezüglichen Selbstwirksamkeit auch die Aufnahme und langfristige Aufrechterhaltung eigenständiger körperlicher Aktivitäten im Alltag fokussiert. Ziel des Projekts war die nachhaltige Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebens-qualität bei Patienten mit entzündlich-rheuma-tischen Erkrankungen.
Dabei wurde in der Interventionsphase ein Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining (KAKo-Training) nach der niederländischen Arbeitsgruppe um de Jong (2003) in das Programm der beteiligten rheumatologischen Rehabilitationsfachkliniken implementiert und während der dreiwöchigen stationären Rehabilitation durchgeführt. Es erfolgte in geschlossenen Gruppen mit systematischer Motivationsarbeit. Zur Unterstützung der Aufnahme und langfristigen Aufrechterhaltung körperlicher Aktivitäten wurde den Rehabilitanden zu Reha-Beginn ein Therapeutisches Begleitheft mit sechs Modulen in Anlehnung an Sudeck (2006) ausgehändigt, das sie zu jeder KAKo-Einheit mitbringen sollten. Die Module wurden nacheinander gemeinsam in den KAKo-Einheiten besprochen. Das Begleitheft bot darüber hinaus Platz für eigene Notizen und sollte ergänzend zu den Gruppensitzungen selbständig von den Teil-nehmern bearbeitet werden. Im Rahmen einer partizipativen Versorgungsgestaltung wurde die Umsetzung von regelmäßigen Bewegungs-aktivitäten nach der Rehabilitation gemeinsam mit den Rehabilitanden vorbereitet und am Reha-Ende in einer Trainingsvereinbarung schriftlich fixiert. Diese Trainingsvereinbarung wurde im Einzel-gespräch zwischen Sporttherapeut und Teil-nehmern geschlossen und für eine erhöhte
Verbindlichkeit von beiden unterschrieben. Hier konnten sowohl Pläne für eigenständige körperliche Aktivitäten notiert als auch Kontaktdaten konkreter Ansprechpartner für Bewegungsangebote am Wohnort eingetragen werden. Eine Art Wochenplan (Bewegungsplaner, 6. Modul im Therapeutischen Begleitheft) zur prospektiven Planung und anschließenden Reflektion der durchgeführten Bewegungsaktivitäten wurde den Studien-teilnehmern für die ersten vier Wochen nach Reha-Ende ausgegeben. Ein zusätzlicher Impuls zur Umsetzung der geplanten Bewegungsaktivitäten erfolgte vier Wochen nach Entlassung durch eine kurze schriftliche Befragung bzw. telefonische Erinnerung aus der Rehabilitationsklinik. Die im Mittelpunkt der Studie stehenden, gut informierten und selbstkompetent handelnden Rehabilitanden wurden in den Kliniken von fachkundigen Thera-peuten und nach Entlassung in Wohnortnähe von den Haus- und Fachärzten unterstützt, die dafür gezielt informiert wurden. So wurde eine Kopie der Trainingsvereinbarung mit dem Kurzarztbrief an den weiterbehandelnden Arzt geschickt, in welchem dieser zusätzlich über die Studie informiert und um Unterstützung des Patienten bei seinen sportlichen Plänen gebeten wurde. Die Kontrollgruppe erhielt eine konventionelle rheumatologische Reha-bilitation und anschließende Versorgung ohne intensives KAKo-Training, vielfältige Motivations-hilfen und konkrete Planung für weiterführende Aktivitäten nach Entlassung.
Realisierung, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des individuellen KAKo-Trainings wurden prospektiv zum Reha-Ende (T2) sowie nach sechs (T4) und 12 Monaten (T5) gegenüber dem Ausgangszustand zu Reha-Beginn (T1) analysiert. Im Vergleich zur Kontrollgruppe (n=156) wurden Verbesserungen der Interventionsgruppe (n=151) bzgl. des körperlichen Teils der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) als Hauptzielgröße sowie der Nebenzielgrößen alltagsbezogene Funktions-kapazität (FFbH), körperliche Aktivität (FFkA), Schmerzen (NRS), motivationale Bewegungs-aspekte, psychische Gesundheit (HADS-D, SF-36),
KAKo-Manual 5
Erwerbstätigkeit, direkte und indirekte Kosten sowie deren Prädiktoren inkl. Gendereffekten untersucht.
Abbildung 1 (S. 6) gibt einen Überblick über den Projektablauf der KAKo-Studie mit den Studien-abschnitten Kontroll- und Interventionsphase.
Detailliertere Beschreibungen des Studienablaufs, der Ergebnisse und deren Diskussion sind im Abschlussbericht des Projekts einzusehen. Der Abschlussbericht kann über einen Link auf der Homepage der Deutschen Rentenversicherung Bund eingesehen oder auf Nachfrage bei der Studienkoordination in Halle (siehe Projekt-hintergrund, S. 1) angefordert werden.
Quellen:
de Jong, Z., Munneke, M., Zwinderman, A. H., Kroon, H. M., Jansen, A., Ronday, K. H., et al. (2003). Is a long-term high-intensity exercise program effective and safe in patients with rheumatoid arthritis?: Results of a randomized controlled trial. Arthritis Rheum, 48(9), 2415-2424.
Sudeck, G. (2006). Motivation und Volition in der Sport- und Bewegungstherapie. Konzeptualisierung und Evaluierung eines Interventionskonzepts zur Förderung von Sportaktivitäten im Alltag (Vol. 163). Hamburg: Forum Sportwissenschaft.
KAKo-Manual 6
Abbildung 1. Projektablauf der KAKo-Studie mit Kontroll- und Interventionsphase.
Intensives KAKo-Training
in geschlossenen Gruppen
inkl. systematischer Motivierungsarbeit
mit konkreter Planung inkl. schriftlicher Vereinbarung der Trainingsaktivitäten bei
Entlassung und Übermittlung an den weiterbehandelnden Arzt
konventionelles Übungsprogramm
in offenen Gruppen
zur Verbesserung der Beweglichkeit
und moderaten Kräftigung
nein
Allgemeines Antragsverfahren: Akteneingang Reha-Klinik Beurteilung durch ärztliches Personal
Zuweisung zu Kontroll- oder Interventionsgruppe innerhalb der komplexen medizinischen Rehabilitation
keine Projektteilnahme
Reha-Beginn (T1) Reha-Ende (T2) Nachsorge-impuls (4 Wochen, T3)
Follow-Up (6 Monate, T4) Follow-Up (12 Monate, T5)
01.04.-31.12.2008 01.03.-31.10.2009
Routine- Nachsorgemaßnahmen
potentieller Projekt-
Teilnehmer?
JA
Fortführung eigen-
ständiger Bewegungs-aktivitäten
Routine-Nachsorge-
maßnahmen
Nachsorge-impuls
KAKo-Manual 7
3 Hinweise zur Nutzung des Trainingsmanuals
Das KAKo-Training ist unter Anlehnung an eine niederländische Studie um de Jong und Kollegen (2003) für Personen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 60 Jahre) konzipiert worden.
Dieses modulare Training umfasst acht intensive KAKo-Einheiten à 90 Minuten, die in das Programm der ambulanten oder stationären rheumatologischen Rehabilitation eingebaut werden und so beispielsweise moderatere Bewegungstherapien ersetzen können. Diese KAKo-Einheiten bestehen aus drei bewegungstherapeutischen Elementen à 30 Minuten, die sowohl nacheinander durchgeführt als auch – unter Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen – einzeln in die Klinikroutine implementiert werden können. Eine Durchführung des KAKo-Trainings in geschlossenen Gruppen mit jeweils demselben Kursleiter wird zur Förderung einer positiven Gruppendynamik empfohlen. Zur Unterstützung der Aufnahme und langfristigen Aufrechterhaltung körperlicher Aktivitäten wird zusätzlich ein Therapeutisches Begleitheft mit sechs Motivationsmodulen nach Sudeck (2006) vorgestellt, deren Inhalte zum einen von den Teilnehmern selbständig bearbeitet und zum anderen während der KAKo-Einheiten in der Gruppe besprochen werden können. Für die Zeit nach Abschluss des KAKo-Trainings (z. B. nach Reha-Ende) wird als Umsetzungshilfe für geplante körperliche Aktivitäten eine Trainingsvereinbarung zwischen Kursleiter und Teilnehmer als auch ein Bewegungsplaner zur wöchentlichen Planung und Reflektion der Bewegungsaktivitäten bereitgestellt. Zur Gewinnung sozialer bzw. fachkompetenter Unterstützung zur Umsetzung der Bewegungspläne werden Entwürfe für Anschreiben an nahestehende Angehörige und weiterbehandelnde Ärzte bereitgestellt.
Im Manual werden zunächst die bewegungstherapeutischen Elemente der KAKo-Einheiten und anschließend die Motivationsmodule inkl. der dafür vorgesehenen Materialien vorgestellt.
Didaktische Hinweise für den Kursleiter enthalten Hinweise zur konkreten Vorgehensweise inkl. einer Auflistung der Materialien, die in der jeweiligen Einheit zum Einsatz kommen können.
Sämtliche Materialien sowie beispielhafte Ablaufpläne finden Sie im Anhang dieses Manuals.
KAKo-Manual 8
4 Das KAKo-Training
Das KAKo-Training als Intervention zur Förderung körperlicher Aktivität umfasst die folgenden Aspekte:
• acht intensive KAKo-Einheiten während rheumatologischer Rehabilitation
• in einer geschlossenen Gruppe
• mit systematischer Motivierungsarbeit und
• konkreter individueller Planung und Vereinbarung zukünftiger Trainingsaktivitäten.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die wesentlichen Aspekte des KAKo-Trainings.
Tabelle 1. Das KAKo-Training im Überblick.
Inhalt Kraft-, Ausdauer- und Ko
Modul 1: Fahrradergometertraining
ordinationstraining mit folgenden Elementen:
Modul 2: Zirkeltraining
Modul 3: Gruppen- bzw. Gemeinschaftssport
Modul M: Motivierung zu körperlicher Aktivität
Zielgruppe Indikation: chronische Polyarthritiden (ICD-10: M05-M07) bzw. Spondyloarthritiden (ICD-10: M45-M46)
Alter: 18 bis 60 Jahre
Geschlecht: Männer und Frauen
Sonstiges: Fähigkeit zum Training in der Gruppe
keine aktiven Krankheitsschübe mit geschwollenen und/oder entzündeten Gelenken etc.
Durchführung Leitung: Sporttherapeut (bei gleicher Eignung auch Physiotherapeut)
Gruppe: geschlossen
Teilnehmer: mindestens 4, maximal 12
Dauer: 90 min (Module 1 bis 3 jeweils 30 min, Modul 4 trainingsbegleitend)
Häufigkeit: acht KAKo-Einheiten während dreiwöchiger stationärer oder ambulanter Rehabilitation
Ort: Räumlichkeiten in (Rehabilitations-)Klinik, z. B. Ergometerraum und Gymnastikraum
Material: ausreichende Anzahl Fahrradergometer
entsprechende Ausstattung an Geräten (Matten, Pezzibälle, Therabänder etc.) und Spielgeräten (u. a. Bälle, Schläger für Badminton)
Sonstiges: Anpassung der Trainingsschwierigkeit an die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit der Teilnehmer
Die KAKo-Einheiten wurden in Anlehnung an das in den Niederlanden erfolgreich erprobte RAPIT-Programm (de Jong, et al., 2003) konzipiert. Eine KAKo-Einheit besteht dabei aus folgenden Elementen:
Modul 1: Fahrradergometertraining
Modul 2: Zirkeltraining
Modul 3: Gruppen- bzw. Gemeinschaftssport
KAKo-Manual 9
Inklusive eines einrahmenden Aufwärm- und Abkühlungstrainings dauert eine Trainingseinheit insgesamt ca. 90 min. Die KAKo-Einheiten finden in geschlossenen Gruppen mit maximal 12 Teilnehmern statt, die unter kontinuierlicher Leitung desselben Sport- bzw. Physiotherapeuten durchgeführt werden. Der Trainingsaufbau ermöglicht die Anpassung an die individuellen Möglichkeiten der einzelnen Patienten bei gleichzeitig möglichst intensiver Anforderung an ihre körperliche Leistungsfähigkeit. Auf diese Art können die Teilnehmer entsprechend gefordert und gefördert werden, ohne sie zu über- oder unterfordern.
Die Abbildung 2 (S. 9) veranschaulicht die einzelnen Elemente des KAKo-Trainings. Die KAKo-Elemente wurden hier von in der Studie beteiligten Sporttherapeuten des Rehazentrums Bad Eilsen nachgestellt.
Abbildung 2. Inhalte des 90-minütigen KAKo-Trainings.
Die systematische Motivationsarbeit zur Förderung der Aufnahme und langfristigen Aufrechterhaltung körperlicher Sport- und Bewegungsaktivitäten erfolgte unter Zuhilfenahme eines Therapeutischen Begleitheftchens, eines Bewegungsplaners und einer Trainingsvereinbarung (siehe Anhang).
Als zusätzliche intensive Trainingseinheiten können Nordic Walking und Medizinische Trainingstherapie (MTT) während der stationären Rehabilitation in Einheiten à 60 min durchgeführt werden.
In der Anlage 1 (S. 36/37) finden sich Wochenablaufpläne für die dreiwöchige Rehabilitation, in denen alle Elemente des KAKo-Trainings beispielhaft untergebracht wurden. Neben den intensiven KAKo-Einheiten, Nordic Walking und MTT bleibt genügend Zeit für Therapien und Veranstaltungen der Standardrehabilitation (z. B. Wassergymnastik, Patientenschulungen etc.).
KAKo-Manual 10
Modul 1: Fahrradergometertraining
Das Ziel dieses KAKo-Elementes ist die Verbesserung der Ausdauerfähigkeit der Teilnehmer. Zu Beginn des 30-minütigen Ergometertrainings findet zunächst ein lockeres Einfahren statt (ca. 1-2 min bei 40 Watt [Frauen] bis 50 Watt [Männer]). Nach der Aufwärmphase erfolgt die Dauerbelastung durch stetiges Treten mit einer Trittfrequenz von 60-80 Umdrehungen pro Minute und je nach Trainingszustand der Teilnehmer bei 60-80 % der maximalen Herzfrequenz (MHF=220/[226-Lebensalter]). Die subjektive Anstrengung soll auf der RPE-Skala (modifizierte Borg-Skala von 0 = „überhaupt nicht anstrengend“ bis 10 = „maximale Anstrengung“) bei einem mittleren Wert um die 5 bis 6 liegen (Borg, 2004). Anschließend fahren die Teilnehmer locker 1 min wieder aus (Wattangaben siehe Aufwärmphase).
Tabelle 2 gibt einen Überblick über das Modul 1.
Tabelle 2. Fahrradergometertraining (Modul 1 des KAKo-Trainings).
Ziel Verbesserung der Ausdauer
• moderate Belastung: Stoffwechselanregung, Gelenk- und Beweglichkeitstraining
• intensive Belastung: Herz-Kreislauf-Training
Dauer 30 min
Durchführung • Aufwärmphase ca. 1(-2) min: lockeres Einfahren - Männer: 50(-60) Watt - Frauen: 40(-50) Watt
• Dauerbelastung mit folgenden Parametern: - Herzfrequenz abhängig vom individuellen Trainingszustand der
Teilnehmer: ca. 60-80 % der maximalen Herzfrequenz (220/[226-Alter]) - RPE-Skala1
- Trittfrequenz: ca. 60 bis 80 rpm zur Einschätzung der subjektiven Anstrengung (0-10): 5-6
2
• Abkühlungsphase ca. 1(-2) min: lockeres Ausfahren
- Männer: 50(-60) Watt - Frauen: 40(-50) Watt
Rahmenbedingungen und Ausstattung
• Fahrradergometerraum mit ausreichender Anzahl an - funktionierenden Fahrradergometern - Messgeräten für Herzfrequenz (bei Bedarf)
• Nähe zu Räumlichkeiten für andere KAKo-Elemente günstig
didaktische Hinweise • kurze Erklärung der einzelnen Phasen und des Modulziels
• Pulsmessung möglichst manuell → einfache Anwendung auch zuhause
• subjektive Anstrengungsskala von 0 (überhaupt nicht anstrengend) bis 10 (maximal anstrengend) vorgeben und den Teilnehmern erklären, dass die Anstrengung beim Training für sie persönlich möglichst im mittleren Bereich (5-6) liegen soll
1 RPE-Skala: „ratings of perceived exertion”-Skala von Borg 2 rpm: „Rounds per Minute“ (Pedalumdrehungen pro Minute)
KAKo-Manual 11
Bei weniger leistungsfähigen Teilnehmern bzw. Schmerzpatienten ist ein moderates Bewegungstraining zur langsamen Heranführung an das Ausdauertraining zu empfehlen, das u. a. dem Gelenk- und Beweglichkeitstraining sowie der Stoffwechselanregung dient. Bei leistungsfähigeren Teilnehmern erfolgt ein intensives Herz-Kreislauf-Training.
KAKo-Manual 12
Modul 2: Zirkeltraining
Das Ziel dieses Moduls ist die Verbesserung der Muskelkraft, der Kraftausdauer, der Koordination und der Beweglichkeit der Teilnehmer. Hierdurch soll u. a. ihre Funktionsfähigkeit im Alltag erhöht werden. Innerhalb von 30 min wird ein Zirkel aus fünf bis sechs Einzel- bzw. Paarübungen zweimal durchlaufen. Jede Übung dauert zwischen 60 bis 90 sec mit Pausen von 30 bis 60 sec zwischen den Übungen.
Für Teilnehmer mit chronischen Polyarthritiden und Spondyloarthritiden können unterschiedliche Übungen angezeigt sein.
Tabelle 3 gibt einen Überblick über das Modul 2.
Tabelle 3. Zirkeltraining (Modul 2 des KAKo-Trainings).
Ziel • Verbesserung der Muskelkraft, Kraftausdauer, Koordination und Beweglichkeit und damit
• Verbesserung der alltagsbezogenen Funktionskapazität
Dauer 30 min
Durchführung • Zirkel während der 30 min insgesamt zweimal durchlaufen
• pro Zirkel 5 bis 6 Einzel- oder Paarübungen - Belastungsdauer pro Übung: 60-90 sec - Pausen zwischen Übungen: 30-60 sec
• unterschiedliche Übungen für cP- und SpA
Rahmenbedingungen und Ausstattung
• Raum mit ausreichender Anzahl an benötigten Materialien wie - Matten - Pezzi- und Medizinbällen - Therabändern - Kreisel und Airex Kissen - Hocker - Hanteln - Steppbretter - Minitrampolinen
• Stoppuhr
• Nähe zu Räumlichkeiten für andere KAKo-Elemente günstig
didaktische Hinweise • Erklärung und Demonstration der einzelnen Übungen
• Erläuterung des Ziels des Moduls
Im Folgenden wird jeweils ein Beispielzirkel für Spondyloarthritiden sowie chronische Polyarthritiden beschrieben. Einige Übungen eignen sich dabei sowohl für cP als auch für SpA. Die Zusammensetzung und Reihenfolge der Zirkelübungen ist unter Berücksichtigung der beanspruchten Muskelgruppen flexibel gestaltbar. Einmal festgelegt, sollten die Übungen für eine geschlossene KAKo-Gruppe konstant beibehalten werden, wobei jedoch Variationen zwischen einzelnen Patienten möglich sind.
Ein Zirkel für Patienten mit Spondyloarthritiden könnte beispielsweise aus sechs Einzelübungen bestehen.
KAKo-Manual 13
Beispiel: Zirkel für Spondyloarthritiden
Station 1: Beckenlift
Ziel Kräftigung des Lendenwirbelsäulenbereichs sowie der Gesäßmuskulatur und der Oberschenkelrückseite
Ausgangsstellung
• Rückenlage auf Matte
• die Beine sind angewinkelt und hüftbreit aufgestellt
• die Arme sind lang ausgestreckt, die Handinnenflächen zeigen nach oben
• Spannung im Bauch und Gesäß
Endstellung
• der Teilnehmer löst langsam sein Becken vom Boden
• das Gesäß sollte soweit vom Boden gelöst werden, dass Oberkörper und Oberschenkel ungefähr eine Linie bilden
Zielgruppe Patienten mit Spondyloarthritiden
Sonstiges Intensitätssteigerung durch Verwendung eines Pezziballs
KAKo-Manual 14
Station 2: Theraband
Ziel Kräftigung der Schulter- und Rückenmuskulatur
Ausgangsstellung der
Varianten 1 und 2
• Teilnehmer befindet sich im Sitz (z. B. auf einem Pezziball) oder Stand
• das Theraband wird ungefähr auf Kopfhöhe befestigt
• Teilnehmer befindet sich im Sitz (z. B. auf einem Pezziball)
• das Theraband wird ungefähr auf Brustbeinhöhe befestigt
Endstellung der
Varianten 1 und 2
• der Zug erfolgt von oben innen nach unten außen bis sich die Arme ungefähr neben dem Körper befinden
• der Zug erfolgt von vorn innen nach hinten außen bis sich die Hände ungefähr auf Scheitelhöhe befinden
Zielgruppe Patienten mit Spondyloarthritiden
Sonstiges Bei der Durchführung können verschiedene Varianten verfolgt werden. Zwei Varianten sind oben dargestellt.
Bei der Ausgangsposition für Variante 3 sind beide Arme auf Bauchhöhe nach vorn ausgestreckt, der Teilnehmer hält das Band in den geschlossenen Fäusten, die Handrücken zeigen nach außen. Die Arme ziehen nun wie bei einer Ruder- oder Sägebewegung körpernah nach hinten. In der Endstellung befinden sich die Hände auf Hüfthöhe neben dem Oberkörper, die Arme sind seitlich des Körpers angewinkelt.
KAKo-Manual 15
Station 3: Kreisel
Ziel Verbesserung der Koordinationsfähigkeit
Ausgangsstellung
• zwei Teilnehmer stehen sich einander zugewandt auf Matten gegenüber
• Stellung: Ein- oder Zweibeinstand auf einem Kreisel
• ein Partner hält einen Ball
Endstellung
• der Teilnehmer mit dem Ball wirft diesen zu dessen Partner
• der Ball soll sich wiederholt zugespielt werden, ohne dass einer von beiden das Gleichgewicht verliert
Zielgruppe Patienten mit Spondyloarthritiden
Sonstiges Paarübung
KAKo-Manual 16
Station 4: Sitz auf Hocker ggf. mit Hanteln
Ziel Kräftigung der Rückenmuskulatur und Stabilisierung der Wirbelsäule
Ausgangsstellung
• der Teilnehmer befindet sich mit leichter Vorlage im Sitz (ggf. an die Wand gelehnt)
• sie Arme befinden sich in U-Haltung
Endstellung
• die Arme werden ausgehend von dieser Position nach oben gestreckt und wieder gebeugt
Zielgruppe Patienten mit Spondyloarthritiden
Sonstiges alternative Bewegung: Butterfly reverse
KAKo-Manual 17
Station 5: Rotation
Ziel
Varianten 1 und 2
Kräftigung der Bauchmuskulatur und der Rumpfrotatoren
Kräftigung der Rumpfrotatoren und der Bauchmuskulatur sowie Schulung der Reaktionsfähigkeit
Ausgangsstellung
Varianten 1 und 2
• der Patient befindet sich im Stand und streckt seine Arme oder winkelt sie wahlweise an
• ein Theratube wird mittig befestigt
• zwei Teilnehmer sitzen etwas versetzt auf einem Hocker
Endstellung
Varianten 1 und 2
• aus der Vordehnung heraus rotiert der Patient nach links bzw. rechts
• Becken stabil/fixiert
• aus der Vordehnung heraus wird nun ein Ball einem Partner nebenan übergeben (Steigerung: Ball werfen; Verwendung eines Medizinballs)
• dieser fängt den Ball auf und wirft ihn aus der Vordehnung heraus wieder zurück
Zielgruppe Patienten mit Spondyloarthritiden
Sonstiges Bei der Durchführung können verschiedene Varianten verfolgt werden. Zwei Varianten sind oben dargestellt.
Ziel einer dritten Variante ist es, die Beweglichkeit der Rumpfrotatoren zu verbessern. Während die Partner Rücken an Rücken auf einem Hocker sitzen, wird ein [Medizin-]Ball links- und rechtsherum übergeben.
KAKo-Manual 18
Station 6: Bauchmuskulatur
Ziel Kräftigung der Bauchmuskulatur
Ausgangsstellung
• der Teilnehmer befindet sich in Rückenlage
• die Beine sind 90° angewinkelt
• die Arme liegen neben dem Körper
• die Handflächen zeigen nach oben
Endstellung
• Beine im Wechsel beugen und strecken
• Kopf, Rücken und Arme bleiben auf dem Boden
Zielgruppe Patienten mit Spondyloarthritiden
KAKo-Manual 19
Beispiel: Zirkel für chronische Polyarthritiden
Station 1: Steppbrett
Ziel Verbesserung der Koordination und der Kraftausdauer sowie Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems
Ausgangsstellung
• der Teilnehmer steht aufrecht vor dem Steppbrett
• die Arme befinden sich seitlich des Körpers etwas hinter dem Körper
Endstellung
• der Teilnehmer steigt mit beiden Füßen nacheinander auf das Steppbrett
• er streckt die Arme erst nach vorn und anschließend nach oben
Zielgruppe Patienten mit chronischen Polyarthritiden
Sonstiges Bei der Ausübung können verschiedene Schritt- und Armkombinationen zum Einsatz kommen.
KAKo-Manual 20
Station 2: Airex Kissen
Ziel Verbesserung der Haltungs- und Bewegungskoordination durch die Schulung der Tiefensensibilität
Ausgangsstellung
• der Teilnehmer nimmt einen Ein- oder Zweibeinstand auf einem Airex Kissen ein
• die Arme sind zur Seite gestreckt
Endstellung
• das Körpergewicht wird verlagert, indem der Oberkörper nach vorn geneigt, die Arme nach vorn und ein Bein nach hinten gestreckt wird
• dabei sind verschiedene Armhaltungen möglich
Zielgruppe Patienten mit chronischen Polyarthritiden
KAKo-Manual 21
Station 3: Theratube
Ziel Kräftigung der Schulter- und Rückenmuskulatur
Ausgangsstellung
• während der Teilnehmer auf einem Hocker sitzt, befindet sich der Zug ungefähr auf Brustbeinhöhe
Endstellung
• der Stab wird von vorn zum
Oberkörper in Richtung Brustbein geführt
• die Schulterblätter werden gleichzeitig nach hinten gezogen
Zielgruppe Patienten mit chronischen Polyarthritiden
KAKo-Manual 22
Station 4: Pezziball
Ziel Stabilisierung der Wirbelsäule durch wechselseitigen Einsatz der Rücken- und Bauchmuskulatur
Ausgangsstellung
• der Teilnehmer sitzt auf einem
Pezziball • sein Oberkörper ist nach vorn
gebeugt, die Arme gerade nach hinten gestreckt, die Handflächen zeigen nach außen, die Füße stehen fest auf dem Boden
Endstellung
• der Oberkörper wird abwechselnd in
eine Vor- und Rücklage gebracht • dabei sind verschiedene
Armhaltungen möglich
Zielgruppe Patienten mit chronischen Polyarthritiden
KAKo-Manual 23
Station 5: Minitrampolin
Ziel Kräftigung der Muskulatur, Verbesserung der Koordinationsfähigkeiten, Erhöhung der Stoffwechselaktivitäten sowie Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems
Durchführung
• Übungen im Stand sowie Lauf- und
Schwungübungen • verschiedene Arm-und Beinkombinationen
Zielgruppe Patienten mit chronischen Polyarthritiden
KAKo-Manual 24
Modul 3: Gruppen- und Gemeinschaftssport
Das Ziel dieses Moduls ist es, den Spaß der Teilnehmer an körperlicher Aktivität zu fördern und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Hier können verschiedene Paarübungen stattfinden, wie zum Beispiel Badminton, Family-Tennis oder kleine Gruppenspiele, z. B. Sternball im Kreis. Diese Spielarten sind sowohl für Teilnehmer mit Spondyloarthritiden als auch für Teilnehmer mit chronischen Polyarthritiden geeignet. Bei der letztgenannten Patientengruppe ist bei entsprechenden Funktionseinschränkungen zu erwägen, beim Badminton Schläger mit einer Griffverdickung und/oder Luftballons zu verwenden. Weitere Spiele finden sich in entsprechender einschlägiger Literatur (Döbler, 1998; Kolb, 1995; Rheker, 1995; Schöttler, 2006). Tabelle 4 gibt einen Überblick über das Modul 3.
Tabelle 4. Gruppen- und Gemeinschaftssport (Modul 3 des KAKo-Trainings).
Ziel • Spaß an körperlicher Aktivität fördern
• Gemeinschaftsgefühl stärken
Dauer 30 min
Durchführung • verschiedene kleine Spiele in der Gruppe oder im Paar
• es bietet sich an, die Spiele zu variieren und den Teilnehmern so verschiedene Varianten von Gruppenspielen nahezubringen
• Beispiele (siehe Abbildung 3, S. 25): Badminton, Family-Tennis, Sternball
Rahmenbedingungen und Ausstattung
• Raum mit ausreichend Platz / Spiele ggf. im Freien durchführbar (z. B. Park, Wiese, Sportplatz)
• Spielmaterialien wie - Schläger für Badminton und/oder Family-Tennis - Bälle für Sternball - Federball für Badminton, weicher Tennisball für Family-Tennis - Luftballons
• Nähe zu Räumlichkeiten für andere KAKo-Elemente günstig
didaktische Hinweise • Erklärung und Demonstration der einzelnen Spiele
• nach Erleben und Durchführen mehrerer Spielvarianten können die Teilnehmer bei den letzten Einheiten entscheiden, welche der bekannten Spiele sie gern spielen möchten
Anmerkung Für weitere kleine Spiele siehe die Quellen:
Döbler, E. (1998). Kleine Spiele. Das Standardwerk für Ausbildung und Praxis. Berlin: Sportverlag.
Schöttler, B. (2006). Bewegungsspiele 50Plus. Keine(r) ist zu alt zum Spielen. Ein "theoriegestütztes" Buch für die Praxis mit Älteren. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Kolb, M. (1995). Spiele für den Herz- und Altensport. Perspektive und Praxis einer spielorientierten Bewegungstherapie. Schriftenreihe des Behinderten-Sportverbandes NW. Behinderte machen Sport. Band 3. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Rheker, U. (1995). Spiel und Sport für alle. Integrationssport für Familie, Verein und Freizeit. Schriftenreihe des Behinderten-Sportverbandes NW. Behinderte machen Sport. Band 1. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
KAKo-Manual 25
Badminton (Original)
Badminton (ggf. mit Griffverdickung und/oder Luftballon bei Gelenkfunktionseinschränkungen)
Family-Tennis (mit Plastikschlägern und Softball)
Sternball im Kreis
Abbildung 3. Mögliche Spielarten im Modul 3 des KAKo-Trainings: Gruppen- und Gemeinschaftssport.
KAKo-Manual 26
Modul M: Motivierung zu körperlicher Aktivität
Die Motivationsarbeit kann während der KAKo-Einheiten oder separat (z. B. als Zusatzbaustein in Patientenschulungen zu Sport und Bewegung) durchgeführt werden. Ziel ist die Aufnahme bzw. Steigerung und langfristige Aufrechterhaltung eigenständiger körperlicher Aktivitäten der Teilnehmer. Dazu werden verschiedenen Aspekte von Bewegung und Sport bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen thematisiert, konkrete Pläne für die Zeit nach (Reha- bzw.) Kursende individuell vereinbart und nach Möglichkeit bereits zuvor soziale Unterstützung (z. B. weiterbehandelnder Arzt, nahestehender Angehöriger) für die Umsetzung dieser Pläne einbezogen. Krankheitsspezifische Besonderheiten und individuelle Präferenzen für Bewegungs- und Trainingsaktivitäten sollen hier ebenso verstärkte Berücksichtigung finden wie spezielle hinderliche oder förderliche Kontextfaktoren bzw. Rahmenbedingungen.
Praktische Hilfsmittel sind das Therapeutische Begleitheft in Anlehnung an Sudeck (2006) inkl. des darin vorgestellten Bewegungsplaners, die individuelle Trainingsvereinbarung sowie je ein Anschreiben an den weiterbehandelnden Arzt und einen nahestehenden Angehörigen.
Der Kursleiter stellt analog der Module des Therapeutischen Begleithefts einzelne Themenbereiche zu „Sport und Bewegung“ (z. B. während des Ergometertrainings) vor und regt dazu konstruktive Diskussionen in der Trainingsgruppe an, in die sich alle Teilnehmer einbringen und davon profitieren können. Im Therapeutischen Begleitheft gibt es viele freie Felder für eigene Notizen und Anmerkungen der Teilnehmer. Der Bewegungsplaner wird im Rahmen des 6. Moduls vorgestellt. Als Starthilfe zur Umsetzung der geplanten Aktivitäten nach Kursende können den Teilnehmern einige Exemplare des Bewegungsplaners3
Tabelle 5
ausgehändigt werden. Zusätzlich oder separat kann die Trainingsvereinbarung genutzt werden, um individuelle Bewegungsziele für die Zeit nach der Rehabilitation verbindlich zwischen Teilnehmer und Kursleiter zu vereinbaren. Um dem Teilnehmer auch nach Kursende eine für die Umsetzung der Pläne wichtige soziale Unterstützung zu sichern, kann ein Anschreiben an den weiterbehandelnden Arzt (z. B. Rheumatologe, Hausarzt) oder an einen nahestehenden Angehörigen (z. B. Partner, Verwandter, Freund) genutzt werden. Hier wird noch einmal kurz auf die Bedeutung körperlicher Aktivität bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eingegangen und um Unterstützung des Patienten/Angehörigen bei der Umsetzung seiner Bewegungspläne gebeten.
(S. 27) gibt einen Überblick über die im Manual enthaltenen Motivationshilfen.
3 zum Beispiel: vier Exemplare zur Unterstützung der Aktivitäten im ersten Monat nach Kursende
KAKo-Manual 27
Tabelle 5. Die Motivationshilfen im Überblick (Zusatzmodul M des KAKo-Trainings).
Inhalt • Therapeutisches Begleitheft (A5-Heftchen, geheftet, 16 Seiten, beidseitig bedruckt)
Modul M1: Vorteile und Nachteile eines aktiven Lebensstils
Modul M2: Empfehlungen zu körperlicher Aktivität
Modul M3: Aktivitätsangebote am Wohnort
Modul M4: Gut geplant ist halb gewonnen!
Modul M5: Auszeiten und Hindernisse: Wie bleibe ich trotzdem aktiv?
Modul M6: Der Sport- und Bewegungsplaner
• Bewegungsplaner (ein A4-Blatt)
• Trainingsvereinbarung (ein A4-Blatt)
• Anschreiben an weiterbehandelnden Arzt (Textvorlage)
• Anschreiben an Angehörigen (Textvorlage)
Verwendung - Berücksichtigung individueller Vorstellungen, Präferenzen und Rahmenbedingungen der Teilnehmer
- Besprechung der Inhalte des Therapeutischen Begleitheftes in der (geschlossenen) Gruppe
- Erklärung der Anwendung des Bewegungsplaners in der Gruppe
- Besprechung der Trainingsvereinbarung möglichst im Einzelgespräch
notwendige Vorbereitungen vor Kursbeginn
- Bereitstellung der zu verwendenden Motivationshilfen (Druck)
- Materialbeschaffung (Schreibstifte für die Teilnehmer, ggf. Flipchart/Whiteboard/Tafel und Schreibutensilien für den Kursleiter)
- ggf. Vervollständigung der Vorlage des Anschreibens an den weiterbehandelnden Arzt oder den Angehörigen (Personalisierung)
Materialien - für die Kursteilnehmer: ausreichende Anzahl an
Motivationshilfen (Therapeutisches Begleitheft, Bewegungsplaner, Trainingsvereinbarung)
Stiften zum Ausfüllen der Motivationshilfen
- Flipchart/Whiteboard/Tafel
- Flipchart-/Whiteboardmarker/Kreide
Im Folgenden werden die einzelnen Motivationshilfen und deren Anwendung ausführlich beschrieben.
KAKo-Manual 28
Nachteile körperlicher
AktivitätVorteile körperlicher
Aktivität
Modul M1: Lohnt sich ein aktives Weitermachen?
Ziele • Vermittlung von Vorteilen körperlicher Aktivität (Förderung positiver Erwartungen der Teilnehmer)
• Unterscheidung zwischen kurzfristigen und langfristigen positiven Konsequenzen/ Vorteilen körperlicher Aktivität
Materialien - Therapeutisches Begleitheft
- Flipchart, Marker
- Stifte für Teilnehmer
Beschreibung Der Fokus dieses Moduls liegt darauf, positive und negative Erwartungen der Teil-nehmer bezüglich der Durchführung regelmäßiger Sportaktivitäten zu thematisieren und mögliche Ambivalenzen aufzudecken. Die Balance zwischen wahrgenommenen Vorteilen und Nachteilen körperlicher Aktivität soll zugunsten des sportbezogenen Gesundheitsverhaltens beeinflusst werden („Entscheidungswaage“, siehe rechts).
Wichtige Leitfragen sind: „Was spricht dafür, regelmäßig Sport zu treiben / körperlich aktiv zu sein?“ bzw. „Was spricht dagegen?“. Die Vorteile und Nachteile körperlicher Aktivität sollen gemeinsam in der Gruppe bearbeitet werden. Dabei soll insbeson-dere auf die Erfahrungen der Teil-nehmer Bezug genommen werden. Ein Austausch unter den Gruppen-teilnehmern zu früheren Bewegungs- und Sporterfahrungen (vor, aber besonders auch während der der Erkrankung) soll angeregt werden.
Insbesondere sollen kurzfristige und langfristige Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivitäten unterschieden werden.
Kurzfristige positive Konsequenzen (z. B. Stimmungsverbesserung, Spaßfaktor) sind besonders wichtig für die Initiierung regelmäßiger Sportaktivitäten.
Langfristige positive Konsequenzen (z. B. mehr Kraft und Ausdauer/erhöhte Fitness, verbesserte Beweglichkeit und Koordination, Gewichtsabnahme/besseres Aussehen) dienen vor allem der Motivation zur regelmäßigen Durchführung bzw. Aufrecht-erhaltung der körperlichen Aktivität. Mit Hilfe der bewegungstherapeutischen Ange-bote (z. B. den Elementen des KAKo-Trainings, es sind aber auch andere Bewegungs-erfahrungen nutzbar) sollen subjektiv wahrgenommene Barrieren abgebaut werden („Ich kann das nicht.“): Die Teilnehmer machen die Erfahrung, dass sie die konkrete körperliche Aktivität ohne Probleme ausführen können.
Anmerkung Kurzfristig können bei körperlicher Aktivität Schmerzen auftreten. Langfristig dient die Bewegung jedoch der Schmerzlinderung.
Die Erarbeitung von Vor- und Nachteilen körperlicher Aktivität eignet sich am Flipchart über die grafische Darstellung der oben dargestellten „Entscheidungs-waage“. Kurz- und langfristige positive Konsequenzen körperlicher Aktivität lassen sich ebenfalls gut grafisch untermalen (z. B. mit einem Zeitstrahl).
KAKo-Manual 29
Modul M2: Empfehlungen zu körperlicher Aktivität
Ziele • Vermittlung der gesundheitsorientierten Empfehlungen für Weiterführung sportlicher Aktivitäten (Aktivitätstypen, Dauer, Häufigkeit, Intensität)
• Unterscheidung zwischen körperlichen Alltagsaktivitäten und gesundheitsorientierten Sportaktivitäten
Materialien - Therapeutisches Begleitheft
- Flipchart, Marker
- Stifte für Teilnehmer
Beschreibung Es werden verschiedene Optionen für die Weiterführung körperlicher Aktivitäten aufgezeigt. Hierbei wird zwischen körperlichen Alltagsaktivitäten (z. B. Garten- und Hausarbeit, Treppen steigen, alltägliche Wege per Rad oder zu Fuß) und gesundheitsorientierten Sportaktivitäten (z. B. schwimmen, joggen, laufen, Wassergymnastik) unterschieden. In diesem Zusammenhang wird auf die Bedeutung der gesundheitsorientierten Sportaktivitäten für die Verbesserung der Gesundheit verwiesen. Weltweit anerkannte Aktivitätsempfehlungen für erwachsene (auch für chronisch kranke) Personen werden in vereinfachter Form dargestellt. Als Daumenregeln gelten die folgenden Angaben (U.S. Department of Health and Human Services, 2008; WHO, 2010):
• Alle Erwachsenen sollten generell Inaktivität vermeiden. Jede körperliche Aktivität ist besser als gar keine und Personen, die irgendeine Form von körperlicher Aktivität ausüben, tun damit etwas Gutes für ihre Gesundheit.
• Für substantielle Gesundheitsverbesserungen sollten Erwachsene mindestens 150 min (2,5 h) moderate körperliche Aktivitäten oder 75 min (1,25 h) intensive Trainingsaktivitäten pro Woche bzw. eine adäquate Mischung aus beiden Aktivitätsformen durchführen. Trainingsaktivitäten sollten in Einheiten von mindestens 10 min möglichst über die gesamte Woche verteilt werden.
• Erwachsene sollten darüber hinaus an mindestens zwei Tagen der Woche moderates oder intensives Krafttraining durchführen, das alle großen Muskelgruppen beansprucht.
Besonders für Sportanfänger und -wiedereinsteiger wird empfohlen, regelmäßige körperliche Aktivitäten nach und nach in den Alltag einzubauen. Zunächst geht es darum, überhaupt erst einmal körperlich aktiv zu werden. Langfristig kann dann die optimale Häufigkeit, Dauer und Intensität angestrebt werden.
In diesem Kontext kann auf den negativen Zusammenhang zwischen der Häufigkeits-empfehlung („Je öfter, desto besser“) und der Realisierbarkeit im Alltag („Je öfter, desto schwieriger“) verwiesen werden. Eine realistische und angemessene Ziel-setzung ist hier sehr wichtig, um Enttäuschungen und Frustration vorzubeugen (siehe auch Modul 3).
Vorerfahrungen der Teilnehmer sind hier gut einzubeziehen:
- „Welche (moderaten und intensiven) körperlichen Aktivitäten haben Sie selbst schon einmal durchgeführt?“
- „Welche körperlichen Aktivitäten im Alltag fallen Ihnen ein?“
- „Welche Alltags- und Sportaktivitäten können Sie sich für sich selbst vorstellen?“
KAKo-Manual 30
Individuelle Notizen zu Bewegung im Alltag und gesundheitsbezogenen Sportaktivitäten sind im Therapeutischen Begleitheft möglich.
Anmerkung Um zusätzliche gesundheitliche Verbesserungen zu erreichen, wird eine Steigerung der moderaten körperlichen Aktivitäten auf 300 min (5 h) pro Woche bzw. der intensiven Trainingsaktivitäten auf 150 min (2,5 h) pro Woche bzw. eine adäquate Kombination aus beiden Aktivitätsformen empfohlen.
Weiterführende Hinweise zu Bewegungsempfehlungen finden sich auf den folgenden Seiten:
http://www.health.gov/paguidelines/
http://whqlibdoc.who.int/publications/2010/9789241599979_eng.pdf
KAKo-Manual 31
Modul M3: Aktivitätsangebote am Wohnort
Ziele • Vermittlung von Kenntnissen zu zentralen Anlaufstellen und wohnortspezifischen Kontaktmöglichkeiten
• persönliche Präferenzen und Bedürfnisse weiter ausformulieren
Materialien - Therapeutisches Begleitheft
- Flipchart, Marker
- Stifte für Teilnehmer
Beschreibung Gemeinsam mit den Teilnehmern werden zentrale Anlaufstellen (z. B. behandelnder Arzt, Selbsthilfegruppen wie Rheuma-Liga e.V. und Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew, Behindertensportverbände, Krankenkassen etc.) und wohnortspezifische Kontaktmöglichkeiten (z. B. ortsansässige Sportvereine, Fitnesszentren, Volkshoch-schulen etc.) erarbeitet.
Hier gilt es, persönliche Präferenzen und Rahmenbedingungen bezüglich der körperlichen Aktivitäten zu berücksichtigen. Unterschieden werden zum einen
- selbst organisierte körperliche Aktivitäten (z. B. joggen, schwimmen, Rad fahren, Gymnastik, Ergometertraining etc.), die selbständig durchgeführt werden, und
- extern organisierte körperliche Aktivitäten (z. B. Rehabilitationssport, Funktionstraining, Kurse in Fitness- und Gesundheitszentren), die unter Anleitung eines Kursleiters/Trainers durchgeführt werden.
Eine weitere Unterscheidung bezieht sich auf den sozialen Kontext der körperlichen Aktivitäten, das heißt darauf, ob die Bewegungsaktivitäten allein, zu zweit oder in der Gruppe durchgeführt werden. Weiterhin sollten geschlechtsspezifische Präferenzen beachtet werden (z. B. unterschiedliche Sportarten, Kommunikation während des Sports). Eine wichtige Unterscheidung bezieht sich darauf, ob eine Aktivität verordnet werden kann oder nicht. Hier sollten die Teilnehmer sich vorrangig auf die Planung eigenständiger Bewegungsaktivitäten konzentrieren, da sie auf das ärztliche Verordnungsverhalten kaum Einfluss haben.
Auch hier können bisherige Erfahrungen der Teilnehmer gut in die Diskussion eingebaut werden:
- „Wer hat schon einmal an (extern) organisierten Sportkursen teilgenommen?“
- „Wie haben Sie das erlebt?" / „Was können Sie dazu berichten?“
- „Welche eigenständigen Bewegungsaktivitäten haben Sie schon einmal durchgeführt?“ (siehe Modul 2)
- „Welche Ansprechpartner oder Kontaktpersonen für Sportangebote am Wohnort fallen Ihnen ein/kennen Sie?“(behandelnder Arzt, Sportverein, Selbsthilfegruppe, Krankenkasse, Volkshochschule, Tanzschule etc.)
KAKo-Manual 32
Modul M4: Gut geplant ist halb gewonnen!
Ziele • Konkretisierung der Planung zukünftiger körperlicher Aktivitäten
Was? Wann? Wo? Wie oft? Wie lange? Mit wem?
Materialien - Therapeutisches Begleitheft
- Flipchart, Marker
- Stifte für Teilnehmer
Beschreibung Den Teilnehmern wird vermittelt, wie wichtig detaillierte und verbindliche Pläne zur Umsetzung körperlicher Aktivitäten sind.
Es wird betont, dass Bewegungsziele „smart“ (engl. klug, pfiffig, geschickt) sein müssen, das heißt im Einzelnen:
S spezifisch (eindeutig definiert, so präzise wie möglich)
M messbar (überprüfbar)
A angemessen (akzeptiert, anspruchsvoll)
R realistisch (umsetzbar)
T terminiert (zeitlich begrenzt)
Das Brainstorming zwischen den Gruppenteilnehmern wird auf einem Flipchart festgehalten. Leitfragen sind:
• Welche körperlichen Aktivitäten wollen Sie zukünftig (weiter) machen?
• Wann wollen Sie diese Aktivitäten machen?
• Wie oft und wie lange wollen Sie diese Aktivitäten jeweils machen?
• Wo und mit wem wollen Sie diese Aktivitäten machen?
Die Mitteilung vorangegangener Erfahrungen kann mit den folgenden Fragen stimuliert werden:
• Haben Sie persönlich schon einmal konkrete Bewegungspläne geschmiedet?
• Welche Erfahrungen haben Sie mit der Planung körperlicher Aktivitäten gemacht?
• Was hat Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Pläne geholfen? (Förderfaktoren)
• Was war nicht so hilfreich? (für Hindernisse siehe Modul 5)
Individuelle Notizen zur Aktivitätsplanung sind im Therapeutischen Begleitheft möglich.
Anmerkungen Beispiele für Förderfaktoren:
- genaue Zeit/Ort für Aktivitäten festlegen
- Pläne kommunizieren (höhere Verbindlichkeit)
- Trainingspartner einbinden
- sich informelle oder praktische Unterstützung suchen (z. B. Beratung zu Sportequipment oder angemessenen Sportarten, Babysitter)
- sich Aktivitäten suchen, die Spaß machen
KAKo-Manual 33
Modul M5: Auszeiten und Hindernisse: Wie bleibe ich trotzdem aktiv?
Ziele • Kenntnis typischer und Wahrnehmung persönlicher Barrieren
• Formulierung von Bewältigungsstrategien für persönliche Hindernisse
• Förderung der sportbezogenen Selbstwirksamkeit
Materialien - Therapeutisches Begleitheft
- Flipchart, Marker
- Stifte für Teilnehmer
Beschreibung Ist ein aktiver Lebensstil etabliert, soll das regelmäßige Sporttreiben Hindernissen gegenüber resistent werden. Dazu werden Risikosituationen für Inaktivität bzw. potentielle Hindernisse körperlicher Aktivität identifiziert (z. B. aktuelle gesundheitliche Beeinträchtigung/Schmerzen, Wetterverhältnisse, Lustlosigkeit etc.) und entsprechende, darauf zugeschnittene Bewältigungsstrategien entwickelt, so genannte Handlungsalternativen.
Hindernisse und Handlungsalternativen werden in der Gruppe gesammelt und auf dem Flipchart festgehalten. Hindernisse können noch einmal in persönliche Hindernisse (z. B. keine Lust, Schmerzen) und externe bzw. umweltbedingte Hindernisse (z. B. Zugang zu Sportkursen, Öffnungszeiten, Ausfall des Trainingspartners, schlechtes Wetter) unterteilt werden.
Die Teilnehmer können sich im Begleitheft Notizen zu ihren subjektiv wichtigsten Hindernissen regelmäßiger körperlicher Aktivität machen. Zu jedem Hindernis sollen nun mindestens zwei Lösungsmöglichkeiten gefunden und ebenfalls aufgeschrieben werden.
Der Austausch in der Gruppe soll insbesondere auf positive Bewältigungsversuche in der Vergangenheit fokussieren und den Teilnehmern so Mut machen, zukünftige Hindernisse ebenfalls zu überwinden. Wer bisher keine positiven Erfahrungen dahingehend gemacht hat, kann auf die positiven Erfahrungen anderer Teilnehmer zurückgreifen. Durch das Wissen um alternative Handlungsmöglichkeiten als „Ass im Ärmel“ wird die sportbezogene Selbstwirksamkeit der Teilnehmer erhöht. Die Teilnehmer werden damit zuversichtlicher, geplante körperliche Aktivitäten auch angesichts von Hindernisse ausführen zu können.
KAKo-Manual 34
Modul M6: Der Sport- und Bewegungsplaner
Ziele • Kenntnis des Bewegungsplaners
• Wissen um dessen sichere Anwendung
Materialien - Therapeutisches Begleitheft
- Bewegungsplaner
- Stifte für Teilnehmer
Beschreibung Der Sport- und Bewegungsplaner dient als Hilfe zur Selbstregulation des gesundheitsbezogenen Bewegungsverhaltens. Es sollen sich wöchentlich Bewegungsziele gesetzt werden, für die konkrete Termine festgelegt (Wochentag, Zeit, Dauer, Ort) und im Bewegungsplaner (= Wochenstundenplan) eingetragen werden.
Frage: „Welche Bewegungsziele setzen Sie sich für die erste Woche nach Kursende?“
Am Ende der Woche werden die umgesetzten und nicht umgesetzten Bewegungs-ziele reflektiert.
Fragen: „Welche Ziele haben Sie in der vergangenen Woche erreicht?“
Für eingehaltene Termine bzw. erreichte Bewegungsziele dürfen sich die Teilnehmer eine kleine Belohnung überlegen. Die Art der Belohnung kann individuell ganz unterschiedlich aussehen und dient dem Ansporn zur Erreichung künftiger Bewegungsziele (positive Verstärkung).
Fragen: „Waren die Ziele möglicherweise zu hoch gesteckt? Welche Hindernisse sind öfter aufgetreten?“
Bei nicht eingehaltenen Terminen sollen jeweils die Gründe notiert werden, um die Teilnehmer für persönliche Risikofaktoren und -situationen zu sensibilisieren. Für die nächste Woche werden aus der Selbstbeobachtung Konsequenzen für die Zielsetzung gezogen, d. h. Bewegungsziele werden ggf. angepasst und Lösungen bzw. Handlungsalternativen für aufgetretene Hindernisse überlegt. Die wahrgenommene Selbstregulationsfähigkeit (Handlungskontrolle) und die sportbezogene Selbstwirksamkeit sollen somit erhöht werden.
Anmerkung Der beispielhaft ausgefüllte Bewegungsplaner am Ende des Heftchens wird gemeinsam in der Gruppe besprochen. Gleichzeitig können Kopien des (leeren) Bewegungsplaners an die Teilnehmer ausgeteilt werden, um die eigenen Bewegungsziele konkret zu planen.
KAKo-Manual 35
5 Literatur
Borg, G. (2004). Anstrengungsempfinden und körperliche Aktivität. Deutsches Ärzteblatt, 15, 1016-1021. de Jong, Z., Munneke, M., Zwinderman, A. H., Kroon, H. M., Jansen, A., Ronday, K. H., et al. (2003). Is a long-
term high-intensity exercise program effective and safe in patients with rheumatoid arthritis?: Results of a randomized controlled trial. Arthritis Rheum, 48(9), 2415-2424.
Döbler, E. (1998). Kleine Spiele. Das Standardwerk für Ausbildung und Praxis. Berlin: Sportverlag. Kolb, M. (1995). Spiele für den Herz- und Altensport. Perspektive und Praxis einer spielorientierten
Bewegungstherapie (Vol. 3). Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Rheker, U. (1995). Spiel und Sport für alle. Integrationssport für Familie, Verein und Freizeit (Vol. 1). Aachen:
Meyer & Meyer Verlag. Schöttler, B. (2006). Bewegungsspiele 50Plus. Keine(r) ist zu alt zum Spielen. Ein "theoriegestütztes" Buch
für die Praxis mit Älteren. Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Sudeck, G. (2006). Motivation und Volition in der Sport- und Bewegungstherapie. Konzeptualisierung und
Evaluierung eines Interventionskonzepts zur Förderung von Sportaktivitäten im Alltag (Vol. 163). Hamburg: Forum Sportwissenschaft.
U.S. Department of Health and Human Services. (2008). 2008 Physical Activity Guidelines for Americans Available from http://www.health.gov/paguidelines
WHO. (2010). Global recommendations on physical activity for health Available from http://www.who.int/dietphysicalactivity/factsheet_recommendations/en/index.html
Anlage 1 – Musterablaufpläne für dreiwöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahmen 36
Musterablaufplan A: Beispiel für zusammenhängene KAKo-Einheiten (90 min)
1. Woche Rehabilitation 2./3. Woche Rehabilitation 4. Woche Rehabilitation
Uhrzeit Mi Do Fr Mo Di Mi Do Fr Mo Di Mi
07 – 08 A
nrei
se
Frühstück Frühstück Frühstück
Abr
eise
08 – 09 KAKo EF
KAKo KAKo
KAKo
09 – 10
TV
10 – 11
Nordic
Walking
MTT
11 – 12
12 – 13 Mittagspause Mittagspause Mittagspause
13 – 14
14 – 15
KAKo
15 – 16
16 – 17
MTT Nordic
Walking
17 – 18
Anmerkungen. KAKo… Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining (Module 1-3; inkl. Motivierung zu körperlicher Aktivität [Modul M]); KAKo EF… Einführung KAKo-Training; MTT… Medizinische Trainingstherapie; TV… Schließung der Trainingsvereinbarung zwischen Kursleiter und Teilnehmer.
Anlage 1 – Musterablaufpläne für dreiwöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahmen 37
Musterablaufplan B: Beispiel für KAKo-Einheiten mit separierten Modulen (je 30 min)
1. Woche Rehabilitation 2./3. Woche Rehabilitation 4. Woche Rehabilitation
Uhrzeit Mi Do Fr Mo Di Mi Do Fr Mo Di Mi
07 – 08 A
nrei
se
Frühstück Frühstück Frühstück
Abr
eise
08 – 09 KAKo EF
Nordic
Walking
Zirkel Zirkel
Spiele
09 – 10
Spiele
MTT TV
Zirkel Ergometer
10 – 11
Spiele
11 – 12
Nordic
Walking
12 – 13 Mittagspause Mittagspause Mittagspause
13 – 14
Spiele
14 – 15
Ergometer
Zirkel
15 – 16
16 – 17
MTT Ergometer
17 – 18
Ergometer
Anmerkungen. KAKo EF… Einführung KAKo-Training; Zirkel… Zirkeltraining (Modul 2); Spiele… Gruppen- und Gemeinschaftssport (Modul 3); Ergometer… Ergometertraining (Modul 1; inkl. Motivie-rung zu körperlicher Aktivität [Modul M]); MTT… Medizinische Trainingstherapie; TV… Schließung der Trainingsvereinbarung zwischen Kursleiter und Teilnehmer.
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 38
Sport und Bewegung
im Alltag
Therapeutisches Begleitheft
mit Anregungen und Hilfen
zur selbständigen Umsetzung
von Sport und Bewegungsaktivitäten
Dieses Heft gehört:
………………………………………
Sehr geehrte Teilnehmerin, sehr geehrter Teilnehmer,
das Ziel unseres Kurses ist es, dass Sie die eingeübten Sport- und
Bewegungsaktivitäten auch zu Hause weiterführen. So können Sie bereits
erreichte gesundheitliche Verbesserungen festigen und weiter ausbauen. Für
einen gesundheitsfördernden Effekt müssen Sport und Bewegung regelmäßig
und langfristig betrieben werden.
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Probleme, ihre guten
Absichten zu mehr sportlicher Aktivität in ihrem „normalen“ Alltag
umzusetzen.
Dieses Heft hilft Ihnen dabei, regelmäßige körperliche Aktivität zu einem
festen Bestandteil Ihres Alltags zu machen. Es ist in sechs Module
(Abschnitte) gegliedert, die Sie gemeinsam in der Gruppe bearbeiten können.
Die Aufgaben, bei denen Ihre aktive Mitarbeit gefragt
ist, sind mit dem nebenstehenden Symbol
gekennzeichnet.
Viel Erfolg wünscht Ihnen
……………………………… !
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 39
Inhalt
Modul
M1: Vorteile und Nachteile eines aktiven Lebensstils 3
M2: Empfehlungen zu körperlicher Aktivität 5
M3: Aktivitätsangebote am Wohnort 7
M4: Gut geplant ist halb gewonnen! 9
M5: Auszeiten und Hindernisse: Wie bleibe ich
trotzdem aktiv? 11
M6: Der Sport- und Bewegungsplaner 13
Dieses Heft entstand im Rahmen des Projekts „Reha-Optimierung bei Patienten mit Polyarthritis oder Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining (KAKo-Training)“ im Förderschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung (FKZ: 0421-FSCP-0536, Förderer: DRV Bund, DRV Braunschweig-Hannover, Laufzeit: 01.01.2008-31.03.2011, Projektleiter: Prof. Dr. med. Wilfried Mau, Institut für Rehabilitationsmedizin, MLU Halle-Wittenberg) in Anlehnung an: Sudeck, G. (2006). Motivation und Volition in der Sport- und Bewegungstherapie. Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, Band 163. Hamburg: Czwalina.
Modul M1:
„Vorteile und Nachteile eines aktiven Lebensstils“
Während der Bewegungstherapie lernen Sie viele gesundheitsfördernde
Sport- und Bewegungsaktivitäten kennen. Wir informieren Sie über die
zahlreichen positiven Auswirkungen von Bewegung und möchten Ihnen die
Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität durch eigene Erfahrungen
aufzeigen.
Dabei sind bestimmte positive Auswirkungen von Bewegung für Sie
persönlich vielleicht besonders wichtig. Möglicherweise gibt es aber auch
einige Bedenken, die Sie in Bezug auf Sport und Bewegung haben.
Bitte tragen Sie in die Felder der rechten Tabelle jeweils ein…
• welche Vorteile Sie persönlich in regelmäßigem Sport
und Bewegung im Alltag sehen und
• welche Nachteile daraus für Sie persönlich entstehen
könnten.
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 40
Modul M1:
„Vorteile und Nachteile eines aktiven Lebensstils“
Die von Ihnen genannten Vor- und Nachteile sind die Grundlage, Ihren Alltag
künftig aktiv und bewegungsreich zu gestalten.
Vorteile regelmäßiger Bewegung und Sport
Nachteile regelmäßiger Bewegung und Sport
Überwiegen für Sie zurzeit noch die Nachteile?
Dann sind wir bemüht, Ihnen im Verlauf der Bewegungstherapie weitere
Vorteile eines aktiven Lebensstils näher zu bringen und wahrgenommene
Nachteile abzubauen.
Vielleicht helfen Ihnen auch die weiteren Themen dieses Heftchens dabei,
Sport und Bewegung zu einem festen Teil Ihres Lebens zu machen.
Modul 2:
„Empfehlungen zu körperlicher Aktivität“
Für langfristig positive Wirkungen von Bewegungsaktivitäten sollten diese
regelmäßig durchgeführt werden.
Folgende Aktivitäten machen Ihr Leben bewegungsreicher:
• körperliche Bewegung im Alltag
(z. B. ………………………………………………………................
………………………………………………………………..………..
.…………………………………………………………………..) und
• gesundheitsorientierte Sportaktivitäten = aktive und regelmäßige
körperliche Belastung, welche die Gesundheit körperlich und seelisch
fördert
(z. B.………………………………………………………................
………………………………………………………………..………..
.………………………………………………………………………..)
Es geht darum, dass Sie sich außerhalb Ihres normalen Alltags Zeit für
Bewegung nehmen. Welche Aktivitäten Sie dafür wählen, hängt von Ihren
persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben ab.
Die Hauptsache ist, dass Sie regelmäßig Sport treiben und sich im Alltag
bewegen.
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 41
Modul 2:
„Empfehlungen zu körperlicher Aktivität“
Als Orientierung dienen folgende Daumenregeln:
1. Vermeiden Sie Inaktivität! Jede körperliche Aktivität ist besser als
gar keine und tut Ihrer Gesundheit gut.
2. Für deutliche Gesundheitsverbesserungen werden
- mindestens 150 min (2,5 h) moderate körperliche Aktivitäten
oder 75 min (1,25 h) intensiver Sport pro Woche bzw. eine Mi-
schung aus beiden Aktivitätsformen empfohlen.
- Sportaktivitäten in Einheiten von mindestens 10 min über die
gesamte Woche verteilt empfohlen.
3. Führen Sie an mindestens zwei Tagen der Woche
moderates oder intensives Krafttraining durch, das alle großen
Muskelgruppen beansprucht.
Welche körperlichen Alltagsaktivitäten und Sportaktivitäten können Sie sich vorstellen, regelmäßiger auszuüben?
………………………………………………………………………........................ ………………………………………………………………………........................………………………………………………………………………........................………………………………………………………………………........................
Modul 3:
Aktivitätsangebote am Wohnort
Wir empfehlen Ihnen, bereits jetzt erste organisatorische Hindernisse aus
dem Weg zu räumen, die den baldigen Einstieg bzw. die Weiterführung Ihrer
gewünschten Sportart betreffen.
Folgende Aktivitäten am Wohnort sind möglich:
• Aktivitäten, die Sie für sich selbst organisieren, können Sie daheim
oder in der nahe gelegenen Natur ausüben.
• Aktivitäten, die in der Gruppe organisiert und von qualifizierten
Übungsleitern angeleitet werden.
Folgende zentrale Anlaufstellen stehen Ihnen zur Verfügung:
1. Ihr behandelnder Arzt (z. B. Hausarzt, Rheumatologe)
Dieser kennt in der Regel Gruppen, die speziell für rheumatische
Erkrankungen durchgeführt werden.
2. Sportvereine
Das Internet, das Örtliche Telefonbuch oder die Gelben Seiten geben
Auskunft über das Angebot von regionalen Sportvereinen. (z. B.
unter www.google.de das Stichwort „Sportverein“ und den Namen
Ihres Heimatortes eingeben)
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 42
Modul 3:
Aktivitätsangebote am Wohnort
1. Betroffenenverbände / Selbsthilfegruppen
Unter www.rheuma-liga.de und www.bechterew.de gelangen Sie zu den
Landes- und Mitgliederverbänden der
Dt. Rheuma-Liga und der Dt. Vereinigung M. Bechterew.
2. Krankenkassen
Es werden Kurse zur Bewegungsförderung angeboten, die für Sie als Mit-
glied oft kostenlos sind. Auskunft erhalten Sie übers Internet (z. B.
www.barmer.de, www.tk-online.de, www.aok.de, www.ikk.de,
www.bkk.de, www.dak.de) oder über die Service-Hotline (Chipkarte).
3. Volkshochschulen
Für einen Überblick siehe www.vhs.de.
4. Sonstige (Tanzschulen, Therapiezentren, Fitnessstudios)
Modul 4:
„Gut geplant ist halb gewonnen!“
Für die unmittelbare Zeit nach der Bewegungstherapie können Sie sich nun
konkrete Ziele setzen, welchen gesundheitsorientierten Sport und/oder
welche Bewegung im Alltag Sie regelmäßig durchführen wollen. Ganz wichtig
ist, dass dieses Ziel realistisch und es für Sie persönlich angemessen ist.
Bitte überlegen Sie: Welche Aktivitäten möchten Sie wo
und ab wann regelmäßig durchführen? Wie häufig und wie
lange?
Je konkreter, persönlicher und verbindlicher Ihre Pläne sind, desto mehr
werden sie Ihnen helfen!
Wann wollen Sie regelmäßig aktiv sein? (Starttermin, Wochentag)
Wie oft und wie lange wollen Sie aktiv sein?
Notizen Ihrer Recherche:
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 43
Modul 4:
„Gut geplant ist halb gewonnen!“
Wo werden Sie regelmäßig aktiv sein?
Mit wem wollen Sie gemeinsam aktiv sein?
Gibt es zuvor noch etwas zu klären oder zu organisieren? (Ausrüstung, Sportsachen etc.)
Für einen gelungen Start in die Aktivität ist eine verbindliche Planung sehr
wichtig. Sprechen Sie daher auch mit Ihren Freunden und Verwandten über
Ihre Pläne!
Kommen Ihnen später noch bessere Ideen, können Sie Ihre Pläne natürlich
jederzeit verfeinern und anpassen.
Modul 5:
Auszeiten und Hindernisse: Wie bleibe ich trotzdem aktiv?
Vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern fällt es schwer, im Alltag
regelmäßig so aktiv zu sein, wie sie es sich vorgenommen haben. Manchmal
scheint es viele Gründe zu geben, Bewegung und Sport hinter den Aufgaben
und Pflichten des Alltags zurückzustellen. Umso wichtiger ist es, sich solche
Risikosituationen für Inaktivität bewusst zu machen und sich mit Alternativen
dagegen zu wappnen.
Welche Schwierigkeiten und Hindernisse könnten es Ihnen
persönlich schwer machen, im Alltag regelmäßig aktiv zu
sein?
Mögliche Hindernisse:
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 44
Modul 5:
Auszeiten und Hindernisse: Wie bleibe ich trotzdem aktiv?
Welche Lösungsmöglichkeiten fallen Ihnen für die
Hindernisse ein? Alternativen sind gefragt! Suchen Sie sich
auch Unterstützung bei der Überwindung der Hindernisse!
Mögliche Lösungen:
Je konkreter und persönlicher Ihre Lösungen und Handlungsalternativen
sind, desto mehr werden sie Ihnen "im Notfall" helfen!
Sprechen Sie ggf. auch mit Ihrem Partner/Ihren Angehörigen darüber, wie Sie
sich Aufgaben im Alltag teilen können, um Freiräume für körperliche
Aktivität zu schaffen.
Modul 6: Der Sport- und Bewegungsplaner
Der „Sport- und Bewegungsplaner“ unterstützt Sie schrittweise bei der
Aufnahme regelmäßiger Bewegungsaktivitäten.
Hier legen Sie Woche für Woche Ihre persönlichen Bewegungsziele fest,
planen die einzelnen Einheiten in Ihren Wochenablauf ein und notieren,
inwieweit Sie Ihre Ziele erreichen konnten und was Sie möglicherweise daran
gehindert hat.
Mit dem „Sport- und Bewegungsplaner“ können Sie Ihre
Bewegungsziele und -pläne aufgrund Ihrer eigenen Erfahrungen immer
weiter verbessern!
Wie funktioniert das? Die folgenden drei Schritte erklären das auf der
Rückseite dieses Hefts ausgefüllte Wochenblatt:
Schritt 1: Ihre Bewegungsziele für eine Woche
Machen Sie sich vor Beginn einer neuen Woche Gedanken darüber, welche
Sport- und Bewegungsaktivitäten Sie in der folgenden Woche wie oft und wie
lange durchführen möchten.
Beispiel: 2mal 30 min Ergometertraining, einmal ca. 45 min spazieren gehen,
einmal an Rheumasportgruppe teilnehmen
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 45
Modul 6: Der Sport- und Bewegungsplaner
Schritt 2: Ihr Bewegungswochenplan
Um die Bewegungsziele tatsächlich umzusetzen, hilft es, die einzelnen
Einheiten konkret in Ihren Wochenablauf einzubauen. Legen Sie einen
Zeitpunkt und den Ort fest und beziehen Ihren Trainingspartner in Ihre
Planung mit ein.
Schritt 3: Ihre Erfahrungen in dieser Woche
Nun vergleichen Sie Ihre geplanten mit den umgesetzten Aktivitäten.
Erreichte Ziele bekommen ein Häkchen. Ist ein Termin ausgefallen, notieren
Sie das Hindernis (Beispiel: "Absage Fritz") oder welche Aktivität Sie
ersatzweise durchgeführt haben. Zusätzliche Bewegungseinheiten schreiben
Sie auch auf.
Aus Ihren Notizen können Sie nun Konsequenzen für die nächste Woche
ziehen:
• Traten Hindernisse auf? Dann überlegen Sie, wie Sie diese beim nächsten
Mal überwinden (siehe Modul 4) oder setzen Sie sich für die nächste Wo-
che realistischere Ziele.
• Wenn Sie Ihre Ziele erreicht haben, können Sie Ihre Bewegungsziele bei-
behalten oder sich vielleicht sogar noch etwas mehr Bewegung vorneh-
men. Belohnen Sie sich!
Anlage 2 - Therapeutisches Begleitheft 46
Beispiel zur Verwendung des Sport- und Bewegungsplaners:
1 Meine Bewegungsziele für die Woche vom 19.01. bis 25.01. 3 Meine Erfahrungen in dieser Woche
Wie oft? Was? Wie lange? Habe ich die Ziele erreicht? Was hat mich daran gehindert?
2x Ergometertraining 30 min
1x Spaziergang (zügig) 45 min - Fritz hat kurzfristig abgesagt
1x Rheumagruppe 90 min
2 Mein Bewegungswochenplan
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Vormittag nach dem Frühstück
30 min Ergometertraining zu
Hause
nach dem Frühstück 30 min
Ergometertraining zu Hause
Nachmittag Spaziergang
mit Fritz
Abend
18:30 Uhr Rheumagruppe TSV
Musterstadt (Sporthalle)
Anlage 3 - Bewegungsplaner 47
Sport- und Bewegungsplaner
1 Meine Bewegungsziele für die Woche vom ……….... bis ………. 3 Meine Erfahrungen in dieser Woche
Wie oft? Was? Wie lange? Habe ich die Ziele erreicht? Was hat mich daran gehindert?
2 Mein Bewegungswochenplan
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Vormittag
Nachmittag
Abend
Anlage 4 – Trainingsvereinbarung 48
Teilnehmer(in): _______________________ Kursleiter(in): _______________________
Trainingsvereinbarung für eine "aktive Zukunft"
Für die Zeit nach meiner Reha habe ich mir in Absprache mit meiner/m Sporttherapeuten/in
folgende Ziele für Sport und Bewegung im Alltag gesteckt:
Körperliche Aktivität … mal
(pro Woche)
à … min
(pro Aktivität)
Für die Umsetzung einiger dieser Ziele habe ich folgende(n) Anbieter ausgewählt:
verordnete Sportaktivität nicht verordnete Sportaktivität
Anbieter / Einrichtung
Termin (Datum, Uhrzeit)
evtl. Ansprechpartner
Kontakt
(Anschrift, Telefon, Email)
………………………………… ………………………………………… ………………………………………
Ort, Datum Unterschrift Teilnehmer(in) Unterschrift Kursleiter(in)
Anlage 5 – Anschreiben an weiterbehandelnden Arzt 49
Bitte um Unterstützung Ihres Patienten/Ihrer Patientin mit entzündlicher Gelenk- bzw. Wirbelsäulenerkrankungen bei der Umsetzung seiner/ihrer Bewegungspläne
Sehr geehrte(r) Frau / Herr …………………………,
Ihr Patient/Ihre Patientin hat im Rahmen unserer Bewegungstherapie an einem Motivationsprogramm zur Förderung körperlicher Aktivität teilgenommen. Dieses Motivationsprogramm wurde anhand des KAKo-Manuals4
Ziel dieses Motivationsprogramms ist die Aufnahme bzw. Steigerung und langfristige Aufrechterhaltung von körperlichen Alltags- und Trainingsaktivitäten. Um diese Nachhaltigkeit zu erzielen, wurden konkrete Aktivitäten in Wohnortnähe von fachkundigen Therapeuten gemeinsam mit den Patienten konkret vorbereitet.
durchgeführt.
Für den langfristigen Erfolg wäre es wichtig, wenn Sie als ärztlicher Hauptansprechpartner Ihres Patienten/Ihrer Patientin die Inhalte der beiliegenden Trainingsvereinbarung mit dem Patienten/der Patientin thematisieren und ihn/sie bei der Umsetzung der individuellen Bewegungsziele unterstützen könnten.
Bei Fragen zum Hintergrund und Ablauf der KAKo-Studie steht Ihnen Frau Dipl.-Psych. Kerstin Mattukat vom Institut für Rehabilitationsmedizin der MLU Halle-Wittenberg unter der Durchwahl 0345 557-7646 (E-Mail: [email protected]) zur Verfügung.
Für Ihre Unterstützung möchten wir uns bei Ihnen bedanken und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
………………………………………
4 KAKo-Studie: „Reha- Reha-Optimierung bei Patienten mit Polyarthritis oder Spondyloarthritis durch ein individuell vereinbartes
Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining (KAKo-Training)“ (Förderung durch die DRV Bund im Rahmen des Förderschwer-punkts „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“, Projektlaufzeit: 01.01.2008 – 31.03.2011, FKZ: 0421-FSCP-0536)
Anlage 6 – Anschreiben an Angehörigen 50
Bitte um Unterstützung Ihres Angehörigen/Ihrer Angehörigen mit entzündlicher Gelenk- bzw. Wirbelsäulenerkrankungen bei der Umsetzung seiner Bewegungspläne
Sehr geehrte(r) Frau / Herr …………………………,
Ihr Angehöriger/Ihre Angehörige hat im Rahmen unserer Bewegungstherapie an einem Motivationsprogramm zur Förderung körperlicher Aktivität teilgenommen.
Um ein Fortschreiten der rheumatischen Erkrankung zu vermeiden und eine möglichst hohe Alltagsfunktion zu erhalten, ist neben der medikamentösen Einstellung und kontinuierlichen fachärztlichen Betreuung regelmäßige körperliche Aktivität Ihres Angehörigen/Ihrer Angehörigen sehr wichtig.
Ziel dieses Motivationsprogramms ist die Aufnahme bzw. Steigerung und langfristige Aufrechterhaltung von körperlichen Alltags- und Trainingsaktivitäten. Um diese Nachhaltigkeit zu erzielen, wurden konkrete Aktivitäten in Wohnortnähe von fachkundigen Therapeuten gemeinsam mit den Teilnehmern konkret vorbereitet.
Für den langfristigen Erfolg wäre es wichtig, wenn Sie als nahestehender Angehöriger/ als nahestehende Angehörige die Inhalte der beiliegenden Trainingsvereinbarung mit Ihrem/r Angehörigen thematisieren und ihn/sie bei der Umsetzung der Bewegungsziele unterstützen könnten.
Dazu zählen beispielsweise die Unterstützung bei der Umsetzung der Bewegungsaktivitäten und die Ermutigung zur Wiederaufnahme der Aktivität nach längeren Auszeiten. Fragen Sie Ihren Angehörigen/Ihre Angehörige auch nach dem Therapeutischen Begleitheft „Sport und Bewegung im Alltag“, in welchem die verschiedenen Aspekte körperlicher Aktivität angesprochen werden.
Bei Fragen zum Motivationsprogramm wenden Sie sich bitte an ……………………………… unter der Telefonnummer ……………………………… / E-Mail-Adresse ……………………………… .
Für Ihre Mithilfe möchten wir uns herzlich bei Ihnen bedanken und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
………………………………………
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