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Immanuel Kant 1Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels 27Kant-Laplace-Theorie 28Kritik der reinen Vernunft 29Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können 48Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht 50Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 52Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 55Kategorischer Imperativ 59Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft 69Kritik der praktischen Vernunft 70Kritik der Urteilskraft 72Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 76Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis 82Zum ewigen Frieden 84Die Metaphysik der Sitten 92Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen 94Streit der Fakultäten 97Anthropologie in pragmatischer Hinsicht 99

QuellennachweiseQuelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) 101Quelle(n), Lizenz(en) und Autor(en) des Bildes 103

ArtikellizenzenLizenz 104

Immanuel Kant 1

Immanuel Kant

Immanuel Kant

Immanuel Kants Unterschrift

Denkmal Kants (Bildhauer: Christian DanielRauch) in seiner Heimatstadt Königsberg, dem

heutigen Kaliningrad

Immanuel Kant (* 22. April 1724 in Königsberg, Preußen; † 12.Februar 1804 ebenda) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung.Kant zählt zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischenPhilosophie. Sein Werk Kritik der reinen Vernunft kennzeichnet einenWendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn dermodernen Philosophie.

Kant schuf eine neue, umfassende Perspektive in der Philosophie,welche die Diskussion bis ins 21. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst.Dazu gehört nicht nur sein Einfluss auf die Erkenntnistheorie mit derKritik der reinen Vernunft, sondern auch auf die Ethik mit der Kritikder praktischen Vernunft und die Ästhetik mit der Kritik derUrteilskraft. Zudem verfasste Kant bedeutende Schriften zurReligions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie sowie Beiträge zuAstronomie und Geowissenschaften.

Leben

Immanuel (im Taufregister: Emanuel; Kants Geburtstag war impreußischen Kalender der Tag des heiligen Emanuel) Kant war dasvierte Kind des Sattler- und Riemermeisters Johann Georg Kant[1]

(* 1683 in Memel; † 1746 in Königsberg) und dessen Frau AnnaRegina (* 1697 in Königsberg; † 1737 in Königsberg), geb. Reuter, dieam 13. November 1715 geheiratet hatten. Sein Vater war als jungerMann nach Königsberg gezogen, die Mutter stammte aus der Familieeines Riemermeisters, der von Nürnberg nach Königsbergübergesiedelt war. Von Kants insgesamt acht Geschwistern erreichtennur vier das Erwachsenenalter. Väterlicherseits stammte Kant aus einerkurischen Familie, die von Lettland nach Kantwaggen (späterKantweinen) im Memelland übergesiedelt war.[2] Sein Elternhaus warstark pietistisch geprägt, seine Mutter für Bildung sehr aufgeschlossen.1732 kam Kant an das Collegium Fridericianum (auchFriedrichskollegium genannt), wo er insbesondere im Erlernen derklassischen Sprachen gefördert wurde. Bereits 1740 begann er mit demStudium an der Albertus-Universität Königsberg. Ob er zunächst fürTheologie eingeschrieben war, wie es einer der frühen Biographendarstellte, ist aus den Unterlagen der Universität nicht mehr zurekonstruieren.[3] In jedem Fall interessierte sich Kant sehr für dieNaturwissenschaften. Er studierte u. a. Philosophie, klassischeNaturwissenschaften, Physik und Mathematik. Der Professor für Logikund Metaphysik, Martin Knutzen, machte ihn mit den Lehren vonGottfried Wilhelm Leibniz und Isaac Newton vertraut.

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Schloss Waldburg-Capustigall

Das Wohnhaus Kants in Königsberg.

1746 veröffentlichte er seine Schrift Gedanken von der wahrenSchätzung der lebendigen Kräfte. Wegen des Todes seines Vaters 1746und weil jenes Werk von seinem pietistischen Professor Knutzen nichtals Abschlussarbeit anerkannt wurde, unterbrach Kant sein Studium. Erverließ Königsberg und verdiente sich seinen Lebensunterhalt alsHauslehrer, zunächst bis ca. 1750 bei dem reformierten PredigerDaniel Ernst Andersch (tätig 1728–1771) in Judtschen bei Gumbinnen,einer Schweizer Kolonie meist französisch sprechender Siedler. 1748wurde er im dortigen Kirchenbuch als Taufpate aufgeführt, wo er als'studiosus philosophiae' bezeichnet wird. Später war er bis etwa 1753Hauslehrer auf dem Gut des Majors Bernhard Friedrich von Hülsen aufGroß-Arnsdorf bei Mohrungen. Seine dritte Stelle fand er naheKönigsberg auf dem Schloss Waldburg-Capustigall bei der FamilieKeyserlingk, die ihm auch Zugang zur höheren GesellschaftKönigsbergs ermöglichte. Er unterrichtete die beiden Stiefsöhne vonCaroline von Keyserling, mit der ihn zeitlebens gegenseitigeVerehrung verband.

1754 kehrte Kant nach Königsberg zurück und nahm sein Studiumwieder auf (Martin Knutzen war inzwischen verstorben). Schon 1755veröffentlichte er mit Allgemeine Naturgeschichte und Theorie desHimmels seine erste wichtige Schrift. Es folgte außerdem noch imselben Jahr die Habilitation mit dem Thema Die ersten Grundsätze der metaphysischen Erkenntnis (Novadilucidatio); dadurch wurde er 1755 Privatdozent in Königsberg und nahm eine umfangreiche Lehrtätigkeit auf. Zuseinen Lehrfächern gehörten Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Natürliche Theologie, Mathematik, Physik,Mechanik, Geografie, Anthropologie, Pädagogik und Naturrecht. Seine Vorlesungen fanden starkes Interesse.Johann Gottfried Herder, der 1762–64 bei ihm hörte, schrieb später darüber:

„Mit dankbarer Freude erinnere ich mich aus meinen Jugendjahren der Bekanntschaft und des Unterrichtseines Philosophen, der mir ein wahrer Lehrer der Humanität war […] Seine Philosophie weckte das eigneDenken auf, und ich kann mir beinahe nichts Erleseneres und Wirksameres hierzu vorstellen, als sein Vortragwar.“

Eine erste Bewerbung auf den Königsberger Lehrstuhl für Logik und Metaphysik[4] im Jahre 1759 schlug fehl. Einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Dichtkunst lehnte Kant 1764 ab. In den Jahren von 1766 bis 1772 arbeitete Kant als Unterbibliothekar der königlichen Schlossbibliothek, was seine erste feste Anstellung war. Kant schlug außerdem auch die Gelegenheiten aus, 1769 in Erlangen und 1770 in Jena zu lehren, bevor er im Jahr 1770 im Alter von 46 Jahren den von ihm immer angestrebten Ruf der Universität Königsberg auf die Stelle eines Professors für Logik und Metaphysik erhielt. Im selben Jahr legte er mit der Studie Formen und Gründe der Sinnes- und Verstandeswelt eine weitere Dissertation vor. Auch den mit einer deutlich höheren Vergütung verbundenen Ruf an die damals berühmte Universität von Halle lehnte er im Jahre 1778 ab, trotz der besonderen Bitte des Kultusministers von Zedlitz. 1786 und 1788 war Kant Rektor der Universität in Königsberg. 1787 wurde er in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Die letzten 15 Jahre seines Lebens waren gekennzeichnet durch den sich stetig zuspitzenden Konflikt mit der Zensurbehörde, deren Leitung der preußische König Friedrich Wilhelm II. dem neuen Kultusminister Johann Christoph von Woellner – Zedlitz’ Nachfolger nach dem Tode König Friedrichs II. – übertragen hatte. In Wöllners Edikt von 1794 wurde Kant die „Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der heiligen Schrift und des Christentums“ zur Last gelegt. Kant lehrte weiter bis 1796, erhielt aber die Weisung, sich religiöser Schriften zu enthalten, da sie deistisches und sozinianisches Gedankengut verbreiteten, das nicht mit der Bibel vereinbar sei. Hierauf beklagte sich sein Freund Johann Erich Biester, der Herausgeber der Berlinischen

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Monatsschrift in Berlin, beim König, der aber die Beschwerde ablehnte.

Grabmal Kants neben demKönigsberger Dom in Kaliningrad

Kant wird oft als steifer, an einen regelmäßigen Tagesablauf gebundenerprofessoraler Mensch dargestellt, der von der Pflicht getrieben ganz auf seineArbeit konzentriert war. Doch dieses Bild ist eine Überzeichnung. Als Studentwar er ein guter Kartenspieler und verdiente sich sogar mit Billard ein Zubrotzum Studium. Auf Gesellschaften, an denen er gerne teilnahm, galt er als galant,putzte sich mit modischen Kleidern heraus und zeichnete sich aus durch„ausgezeichnete Belesenheit und einen unerschöpflichen Vorrath vonunterhaltenden und lustigen Anecdoten, die er ganz trocken, ohne je selbst dabeizu lachen, erzählte und durch eigenen ächten Humor in treffenden Repliken [...]zu würzen wusste […].“[5] Johann Gottfried Herder wurde von Kant aufgefordert,nicht so viel über den Büchern zu brüten. Und Johann Georg Hamannbefürchtete, dass Kant nicht genügend zum Arbeiten käme, weil er durch „einenStrudel gesellschaftlicher Zerstreuungen fortgerißen“ werde (Zitate nach Kühn).Auch seine legendäre Pünktlichkeit, nach der andere Königsberger angeblichsogar ihre Uhren stellten, ist viel eher diejenige seines engen Freundes JosephGreen gewesen. Dessen rigoros durchgeplanter Tagesablauf nötigte Kant bei jedem Besuch, das Haus Greenspünktlich um sieben zu verlassen.[6]

Nach eigener Aussage in der Schrift Der Streit der Fakultäten richtete Kant erst, als er jenseits der 40 war und ermerkte, dass er aus gesundheitlichen Gründen mit seinen Kräften haushalten musste, einen regelmäßigenTagesablauf ein, der allerdings später mit großer Breitenwirkung von Heinrich Heine in Zur Geschichte der Religionund Philosophie in Deutschland als Ausdruck des Rigorismus gedeutet wurde: Morgens um 4:45 Uhr ließ er sichvon seinem Hausdiener mit den Worten „Es ist Zeit!“ wecken und ging um 22 Uhr zu Bett. Zum Mittagessen lud ermeist Freunde ein und pflegte die Geselligkeit, vermied dabei aber philosophische Themen. Außerdem machte ertäglich zur gleichen Zeit einen Spaziergang. Sein langjähriger Hausdiener war der ausgemusterte Soldat MartinLampe.Kant verbrachte nahezu sein ganzes Leben im damals weltoffenen Königsberg, wo er 1804 fast 80-jährig starb. Seineletzten Worte waren angeblich: „Es ist gut.“[7] Das Grabmal Immanuel Kants befindet sich am Königsberger Dom.An der Außenseite des Domes befindet sich sein Kenotaph.

PhilosophieMit seinem kritischen Denkansatz (Sapere aude – Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!) ist Kantder wohl wichtigste Denker der deutschen Aufklärung. Üblicherweise unterscheidet man bei seinem philosophischenWeg zwischen der vorkritischen und der kritischen Phase, weil seine Position sich spätestens mit Veröffentlichungder Kritik der reinen Vernunft erheblich verändert hat. Noch bis in die 1760er Jahre kann man Kant demRationalismus in der Nachfolge von Leibniz und Wolff zurechnen. Kant selber charakterisierte diese Zeit als"dogmatischen Schlummer".[8]

In seiner (zweiten) Dissertation im Jahre 1770 ist bereits ein deutlicher Bruch erkennbar. Neben dem Verstand istnun auch die Anschauung eine Erkenntnisquelle, deren Eigenart zu beachten ist. Verstandeserkenntnis alsanschauliche auszugeben, ist Erschleichung. Die Dissertation und die Berufung an die Universität führen dann zu derberühmten Phase des Schweigens, in der Kant seine neue, als Kritizismus bekannte und heute noch maßgeblichdiskutierte Erkenntnistheorie ausarbeitet. Erst nach elf Jahren intensiver Arbeit wird diese dann 1781 in der Kritikder reinen Vernunft veröffentlicht. Nachdem er die Frage beantwortet hat, welche Bedingungen der Möglichkeit derErkenntnis zugrunde liegen, kann Kant sich auf dieser Grundlage schließlich im Alter von 60 Jahren den für ihneigentlich wichtigen Themen der praktischen Philosophie und der Ästhetik zuwenden.

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Vorkritische Periode

Allgemeine Naturgeschichte undTheorie des Himmels, Titelblatt der

Erstausgabe von 1755

Bis zu seiner Promotion 1755 arbeitete er als Hauslehrer und verfasste die ersten,naturphilosophischen Schriften, so die 1749 erschienenen Gedanken von derwahren Schätzung der lebendigen Kräfte (Immanuel Kant: AA I, 1–181[9]) und1755 die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (Immanuel Kant:AA I, 215–368[10]), in der er eine Theorie zur Entstehung des Planetensystemsnach „Newtonischen Grundsätzen“ darstellt (Kant-Laplacesche Theorie derPlanetenentstehung).[11] Im gleichen Jahr wurde er mit einer Arbeit über dasFeuer („De igne“, Immanuel Kant: AA I, 369–384[12] Über das Feuer)promoviert und habilitierte sich mit einer Abhandlung über die ersten Grundsätzeder metaphysischen Erkenntnis („Nova dilucidatio“, Immanuel Kant: AA I,385–416[13]), beides in Latein.

Kant befasste sich - wie erwähnt - intensiv mit einigen Fragen der damaligenNaturphilosophie, die später in den Hintergrund tritt, die er aber nie ganz aufgibt:Die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels formuliert einewegweisenden Theorie der Planetenentstehung. Aus ihr entstand später – unterEinbeziehung der Forschungen von Pierre-Simon Laplace – die Kant-Laplacesche Theorie der Planetenentstehungaus einem Urnebel - die heute in den Grundzügen bestätigt ist.

Im Jahr 1762 erschien, nach einigen kleinen Schriften, die Abhandlung Der einzige mögliche Beweisgrund zu einerDemonstration des Daseins Gottes, in der Kant zu erweisen versucht, dass alle bisherigen Beweise für die ExistenzGottes nicht tragfähig sind, und eine eigene Version des ontologischen Gottesbeweises entwickelt, die diesenMängeln abhelfen soll.Die folgenden Jahre waren bestimmt von wachsendem Problembewusstsein gegenüber der Methode dertraditionellen Metaphysik, das sich vor allem in Kants literarisch wohl unterhaltsamster Schrift, Träume einesGeistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik (1766), einer Kritik Emanuel Swedenborgs, äußerte. In der1770 erschienenen Schrift De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis unterscheidet er zum ersten Malscharf zwischen der sinnlichen Erkenntnis der Erscheinungen der Dinge (Phaenomena) und der Erkenntnis derDinge, wie sie an sich sind, durch den Verstand (Noumena). Raum und Zeit fasst er zudem als dem Subjektangehörige „reine Anschauungen“ auf, die notwendig sind, um die Erscheinungen untereinander zu ordnen. Damitsind zwei wesentliche Punkte der späteren kritischen Philosophie antizipiert, auch wenn Kants Methode hier nochdogmatisch ist, und er eine Verstandeserkenntnis der Dinge, wie sie an sich sind, für möglich hält. Wer allerdingsVerstandeserkenntnis als anschauliche Erkenntnis ausgibt, begeht das vitium subreptionis, den Fehler derErschleichung. In den folgenden zehn Jahren vollzieht sich die Entwicklung der kritischen Philosophie ohnewesentliche Veröffentlichung (die „stummen Jahre“).

Nach Kant ist die Aufgabe einer engagierten Philosophie die Beantwortung von drei Fragen, die in eine Vierte münden.1.1. Was kann ich wissen?2.2. Was soll ich tun?3.3. Was darf ich hoffen?4.4. Was ist der Mensch?Die Fragen werden jeweils durch die Erkenntnistheorie, die Ethik und die Religionsphilosophie bearbeitet. Kant selbst hat inseiner kritischen Periode zu jedem dieser Bereiche einen Grundlegenden Text vorgelegt. Gemeinsam beantworten sie dieFrage "Was ist der Mensch?" in philosophischer Hinsicht. Eine empirische Antwort auf diese Frage mit Bezug hat Kant mitseiner Anthropologie in pragmatischer Hinsicht versucht.

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Allgemeine Darstellung der Kritik der reinen Vernunft

Kritik der reinen Vernunft, Titelblattder Erstausgabe von 1781

→ Hauptartikel: Kritik der reinen Vernunft

Als Kant 1781 die Kritik der reinen Vernunft veröffentlichte, hatte sich seinePhilosophie grundlegend gewandelt. Vor der Behandlung einzelnermetaphysischer Fragen will Kant nun die Frage, wie überhaupt eine Metaphysikals Wissenschaft möglich ist, beantworten. Diese Metaphysik muss denAnspruch erfüllen, grundlegende Erkenntnisse zu enthalten, die a priori gelten.Die Kritik behandelt die reinen Bedingungen der Erkenntnis, d. h. diejenigen, dieunabhängig von jeder bestimmten empirischen Erfahrung möglich sind, in dreiAbschnitten: der transzendentalen Ästhetik als Theorie der Möglichkeit derAnschauungen, der Analytik der Begriffe und der Analytik der Grundsätze, diejeweils dasselbe für Begriffe und Urteile leisten. Letztere gehören zurtranszendentalen Logik. Eine Grundlegung der Schlüsse in transzendentalerHinsicht gibt es jedoch nicht, da die durch sie hergestellte Einheit der Erfahrungzunächst nur subjektiv ist und objektiv nur regulative Funktion hat. An ihrerStelle enthält die transzendentale Logik eine transzendentale Dialektik, worunterKant eine Logik unvermeidlicher Irrtümer der Vernunft versteht. In diesemRahmen findet auch eine Auseinandersetzung mit klassischen metaphysischen Positionen statt, die Kant als Folgensolcher Irrtümer entlarvt. Diese vier Teile machen die transzendentale Elementarlehre aus. Schließlich behandeltKant in der transzendentalen Methodenlehre die didaktischen und argumentativen Verfahren, die an die Stelle derälteren und dogmatischen Metaphysik treten. Das Buch wurde 1827 wegen der darin enthaltenden Widerlegungender Gottesbeweise vom Vatikan auf das Verzeichnis verbotener Bücher gesetzt.

Die transzendentale Ästhetik stellt die Formen der Sinnlichkeit a priori vor: die reinen Anschauungen Raum [14] undZeit. Indem Kant Raum und Zeit zu Formen des sinnlichen Anteils der Erkenntnis macht,[15] werden sie Grundlagender Mathematik als apriorische Wissenschaft, aber auch der Naturwissenschaft und der Alltagserkenntnis. Es mussdaher nicht - wie im Wolffianismus zwischen einem idealen Raum der Mathematik und einem realen Raum derphysischen Wechselwirkung - oder wie bei Newton zwischen einem realen Raum der Physik und einemphänomenalen Raum des Erlebens unterschieden werden. Alle Anschauungen sind Empfindungen in einerräumlichen und zeitlichen Ordnung, die den objektiven Beziehungen zwischen den Gegenständen, so wie wir sieerfahren, zu Grunde liegt.Im ersten Teil der transzendentalen Logik, der transzendentalen Analytik, postuliert Kant dass zur Erkenntnis aberauch bestimmte reine Begriffe, die Kategorien, notwendig sind. Nur durch sie können aus dem sinnlich GegebenenGegenstände der Erfahrung werden. Diese Begriffe findet Kant am Leitfaden der möglichen logischen Verknüpfungvon Vorstellungen. Durch Anwendung der Kategorien auf Raum und Zeit ergibt sich ein System von Grundsätzen,die a priori gewiss sind, und allgemeine Bedingungen für erfahrbare Objekte darstellen, wie z. B. die kausaleVerknüpfung aller Erscheinungen. Damit ist die Möglichkeit einer reinen Mathematik und einer reinenNaturwissenschaft gegeben. Doch mit dieser Bestimmung der Kategorien als für die Einheit der Erscheinungennotwendige Verknüpfungsregeln, ergibt sich, dass diese Begriffe nicht auf die Dinge, wie sie „an sich“ sind(Noumenon), anwendbar sind, sondern nur, sofern sie die Sinnlichkeit affizieren und somit Vorstellungen in derOrdnung von Raum und Zeit im individuellen Bewusstsein erzeugen.In dem Versuch der menschlichen Vernunft, das Unbedingte zu erkennen und die sinnliche Erkenntnis zu übersteigen, verwickelt sie sich in Widersprüche, die Antinomien, da jenseits der Erfahrung keine Wahrheitskriterien mehr zugänglich sind. Dennoch hat die Vernunft ein notwendiges Bedürfnis, diesen Versuch zu unternehmen, die Naturanlage zur Metaphysik, da nur ein solcher Versuch zwischen Erfahrungswelt und dem Subjekt eine sinnvolle Verbindung stiftet. Kant analysiert diese notwendigen Irrtümer und Widersprüche im zweiten Teil der

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transzendentalen Logik, der transzendentalen Dialektik. Die metaphysischen Beweise z. B. für die Unsterblichkeitder Seele, die Unendlichkeit der Welt oder das Dasein Gottes führten zu unauflöslichen Antinomien, die Ideen derVernunft sind nur als regulative, die Erfahrungserkenntnis leitende Begriffe von sinnvollem Gebrauch. Kant kommtzu dem Ergebnis, dass die Existenz Gottes und einer unsterblichen Seele oder die Ewigkeit der Welt keineGegenstände einer möglichen Erkenntnis sein können. Insbesondere für die Freiheit weist er aber nach, dass diese,insofern sie transzendental verstanden wird, weder durch reine Vernunft, noch durch Erfahrung je widerlegt werdenkann. Insofern Zustände auch spontan entstehen können und der Verstand sie aber nur als Fälle von empirischerRegelmäßigkeit (Kausalität) begreifen und erfassen kann, kann für jede Erscheinung auch an eine transzendentaleUrsache geglaubt werden, zum Beispiel an einen freien Willen der Menschen oder an Gott.

Erkenntnistheorie„Was kann ich wissen?“ Kant war in seiner vorkritischen Phase Vertreter eines revisionistischen Rationalismus derWolffschen Schule. Durch seine Versuche, die Metaphysik der Monadologie mit der Naturphilosophie von IsaacNewton zu vereinbaren[16] und schließlich durch das Studium Humes wird Kant jedoch aus seinem „dogmatischenSchlummer“ geweckt (Immanuel Kant: AA IV, 257– Prolegomena[17]). Er erkennt die Kritik Humes amRationalismus als methodisch richtig an, d.h. eine Rückführung der Erkenntnis allein auf den reinen Verstand ohnesinnliche Anschauung ist für ihn nicht mehr möglich. Andererseits führt der Empirismus von David Hume zu derFolgerung, dass eine sichere Erkenntnis überhaupt nicht möglich sei, d.h. in den Skeptizismus. Diesen erachtet Kantjedoch angesichts der Evidenz gewisser synthetischer Urteile a priori – vor allem in der Mathematik (etwa dieapriorische Gewissheit der Gleichung 7+5=12) und in der (klassischen) Physik für unhaltbar. Immerhin aber habeder Hume’sche Skeptizismus „einen [methodischen] Funken geschlagen“, an welchem ein erkenntnistheoretisches„Licht“ zu „entzünden“ sei. So kommt Kant zu der Frage, wie Erkenntnis überhaupt und insbesondere Erkenntnisa priori möglich sei; denn dass sie möglich sei, stehe angesichts der Leistungen der Mathematik und der Physikaußer Frage. Unter welchen Bedingungen ist also Erkenntnis überhaupt möglich? Oder – wie Kant es formuliert –:Was sind die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis?

Die Kritik der reinen Vernunft (KrV), in der Kant seine Erkenntnistheorie als Fundament einer wissenschaftlichenMetaphysik formuliert, ist daher eine Auseinandersetzung einerseits mit der rationalistischen, andererseits mit derempiristischen Philosophie des 18. Jahrhunderts, die sich vor Kant gegenüberstanden. Zugleich wird die KrV eineAuseinandersetzung mit der traditionellen Metaphysik, soweit diese Konzepte und Modelle zur Erklärung der Weltjenseits unserer Erfahrung vertritt. Gegen den Dogmatismus der Rationalisten (z. B. Christian Wolff, AlexanderGottlieb Baumgarten) steht, dass Erkenntnis ohne sinnliche Anschauung, d. h. ohne Wahrnehmung, nicht möglichist. Gegen den Empirismus steht, dass sinnliche Wahrnehmung unstrukturiert bleibt, wenn der Verstand nichtBegriffe hinzufügt und durch Urteile und Schlüsse, d.h. durch Regeln mit der Wahrnehmung verbindet.Für Kant ist es ein Skandal der Philosophie, dass man es bisher nicht geschafft hat, die Metaphysik von denStreitigkeiten zu befreien. Sein Ziel ist es, wie in der Mathematik seit Thales oder in den Naturwissenschaften seitGalilei auch in der Metaphysik zu wissenschaftlichen Aussagen zu kommen. Kant muss hierzu in der Metaphysik„das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu haben.“ (Immanuel Kant: AA III, 18– KrV B xxx[18]), d.h. dieGrenze des Wissens aufzeigen, um klarzustellen, ob in Bezug auf bestimmte Vorstellungen gar keine Erkenntnismehr möglich ist, weil die vorgestellten Objekte jenseits allen Erkenntnisvermögens liegen.Für Kant erfolgt Erkenntnis in Urteilen. In diesen Urteilen werden die Anschauungen, die aus der Sinnlichkeitstammen, mit den Begriffen des Verstandes verbunden (Synthesis). Sinnlichkeit und Verstand sind die beideneinzigen, gleichberechtigten und voneinander abhängigen Quellen der Erkenntnis. „Gedanken ohne Inhalt sind leer,Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“ (Immanuel Kant: AA III, 75– B 75[19])

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Illustration zur Erkenntnistheorie von Immanuel Kant

Wie kommt es nun zur Erfahrung, alsozur Erkenntnis der Welt? Kantdiskutiert dies in der TranszendentalenAnalytik, dem zweiten Teil seinerKritik der reinen Vernunft. Zuvorbestimmt er jedoch mit dertranszendentalen Ästhetik diesinnlichen Grundlagen derWahrnehmung. Durch die reinenAnschauungen Raum und Zeitunterscheiden wir laut Kant einenäußeren Sinn, in dem unsVorstellungen im Raum nebeneinandergegeben sind. Wir haben andererseitseinen inneren Sinn, mit dem wirVorstellungen als zeitliche Abfolgeerleben. Die reinen Anschauungen

Raum und Zeit sind damit die Formen aller sinnlichen Vorstellungen von Gegenständen überhaupt, weil wir unsdiese ohne Raum und Zeit nicht vorstellen können. Die Sinne sind aber rezeptiv, d. h. sie enthalten Vorstellungennur wenn sie von einer begrifflich nicht fassbaren Außenwelt (dem Ding an sich selbst) affiziert (≈ angeregt)werden.

Kant vertritt aber keine simple Abbildtheorie. Nach Kants berühmter kopernikanischen Wende erkennen wir nichtdas Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung, was es für uns ist. Die Erscheinung ist dasjenige, was dasErkenntnissubjekt als Gegenstand einer durch die Sinnlichkeit gegebenen Anschauungen (vgl. Immanuel Kant: AAIII, 50– B 34[20]) erkennt. Dabei sind die allgemeinsten Regeln, unter denen die Dinge, wie wir sie erkennen, stehen,die Strukturen der Sinnlichkeit und des Verstandes, und nicht etwa in einem Sein an sich begründete ontologischePrinzipien. Der Mensch erkennt also aufgrund seiner eigenen persönlichen Erkenntisfähigkeit und weiß nicht, obdiese Erkenntnis tatsächlich eine Entsprechung in der Außenwelt hat. Kant erläutert diese „Umänderung derDenkart“ (Immanuel Kant: AA III, 14– B xxii[21]) in der Vorrede zur zweiten Auflage der KrV, indem er sich aufKopernikus bezieht, der die sichtbare Bewegung der Planeten und Fixsterne durch die Eigenbewegung der Erde umihre Eigene Achse und um die Sonne erklärt. Der Zuschauer ist derjenige, der sich dreht, nicht der Sternenhimmel.So, wie wir uns die Welt vorstellen, gibt es Gegenstände, deren Wirkung von den Sinnen aufgenommen werden –die Sinnlichkeit wird affiziert. Wir bemerken allerdings nur die Ergebnisse dieser Affektion, die sinnlichenAnschauungen. Die Erscheinungen werden uns nur als räumliche Gegenstände gegeben. Das Räumlich-Sein istsogar die Bedingung ihrer Existenz. Die Außenwelt, wenn wir sie als die Gesamtheit der Erscheinungen verstehen,ist dabei bereits eine „subjektive“ Vorstellung. Solche aus einzelnen Elementen zusammengesetzten empirischenAnschauungen nennt Kant Empfindungen. Raum und Zeit aber werden als reine Formen der sinnlichen Anschauungden Empfindungen (der Materie) hinzugefügt. Sie sind reine Formen der menschlichen Anschauung und gelten nichtfür Gegenstände an sich. Dies bedeutet, dass Erkenntnis immer vom Subjekt abhängig ist. Unsere Realität sind dieErscheinungen, d.h. alles was für uns in Raum und Zeit ist. Dass wir uns keine Gegenstände ohne Raum und Zeitvorstellen können, liegt nach Kant an unserer Beschränktheit und nicht in den Gegenständen an sich. Ob Raum undZeit in den Dingen an sich existieren, können wir nicht wissen.Erscheinungen allein führen aber noch nicht zu Begriffen, und erst recht nicht zu Urteilen. Sie sind zunächst völlig unbestimmt. Kant führt seine Überlegungen hierzu in dem Abschnitt über die transzendentale Logik aus, die den Anteil des Verstandes an der Erkenntnis behandelt, und die in eine Theorie der Begriffe und der Urteile zerfällt. Die Begriffe kommen aus dem Verstand, der diese spontan durch die produktive Einbildungskraft nach Regeln bildet.

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Hierzu bedarf es des transzendentalen Selbstbewusstseins als Grundlage allen Denkens. Das reine, d. h. von allensinnlichen Anschauungen abstrahierte Bewusstsein des „Ich denke“, das man auch als die Selbstzuschreibung desMentalen bezeichnen kann, ist der Angelpunkt der Kantischen Erkenntnistheorie. Dieses Selbstbewusstsein ist derUrsprung reiner Verstandesbegriffe, der Kategorien. Quantität, Qualität, Relation und Modalität sind die vierFunktionen des Verstandes, nach denen Kategorien gebildet werden.

Tafel der Kategorien.

1. Der Quantität:

Einheit

Vielheit

Allheit.

2. Der Qualität:

Realität

Negation

Limitation.

3. Der Relation:

der Inhärenz und Subsistenz (substantia et accidens)

der Causalität und Dependenz (Ursache und Wirkung)

der Gemeinschaft (Wechselwirkung zwischen dem Handelnden und Leidenden).

4. Der Modalität:

Möglichkeit – Unmöglichkeit

Dasein – Nichtsein

Nothwendigkeit – Zufälligkeit.

Immanuel Kant: AA III, 93– KrV B 106[22]

Anhand der Kategorien verknüpft der Verstand mit Hilfe der Urteilskraft (dem Vermögen unter Regeln zusubsumieren) die Empfindungen nach so genannten Schemata. Ein Schema ist das allgemeine Verfahren derEinbildungskraft, einem Begriff sein Bild zu verschaffen; z. B. sehe ich auf der Straße ein vierbeiniges Etwas. Icherkenne: dies ist ein Dackel. Ich weiß: ein Dackel ist ein Hund, ist ein Säugetier, ist ein Tier, ist ein Lebewesen.Schemata sind also (möglicherweise mehrstufige) strukturierende Allgemeinbegriffe, die nicht aus der empirischenAnschauung gewonnen werden können, sondern dem Verstand entstammen, sich aber auf die Wahrnehmungbeziehen.Nachdem beschrieben wurde, wie Erkenntnis überhaupt möglich ist, kommt nun die grundlegende Frage Kants, obwir die Wissenschaftlichkeit der Metaphysik begründen können. Gibt es aus reinen VerstandesüberlegungenAussagen, die unsere Erkenntnisse inhaltlich vermehren? Kant formuliert die Frage wie folgt: Sind synthetischeErkenntnisse a priori möglich?

Kants Antwort ist „Ja“. Wir können durch die Kategorien synthetische Erkenntnisse a priori gewinnen. So sind z. B. unter dem Begriff der Relation die Kategorien der Substanz, der Kausalität und der Wechselwirkung erfasst. Am Beispiel der Kausalität kann man sehen: In unserer sinnlichen Wahrnehmung erkennen wir zwei aufeinander folgende Phänomene. Deren Verknüpfung als Ursache und Wirkung entzieht sich aber unserer Wahrnehmung. Kausalität wird von uns gedacht und zwar mit Allgemeinheit und Notwendigkeit. Wir verstehen Kausalität als Grundprinzip der Natur – dies gilt auch in der heutigen Physik, auch wenn diese in ihren Grundlagen nur mit Wahrscheinlichkeiten und Energiefeldern operiert –, weil wir die Kausalität in die Natur, wie sie uns erscheint,

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hineindenken. Allerdings schränkt Kant diese Auffassung gegen die Rationalisten klar ein. Kategorien ohnesinnliche Anschauung sind reine Form und damit leer (s.o.), d.h. zu ihrer Wirksamkeit bedarf es der empirischenEmpfindungen. Hier liegt die Grenze unserer Erkenntnis.Wie kommt es nun zu den metaphysischen Theorien? Dies ist eine Frage der Vernunft, die den Teil des Verstandesbezeichnet, mit dem wir aus Begriffen und Urteilen Schlüsse ziehen. Es liegt im Wesen der Vernunft, dass diesenach immer weiter gehender Erkenntnis strebt und am Ende versucht, das Unbedingte oder Absolute zu erkennen.Dann aber verlässt die Vernunft den Boden der sinnlich fundierten Erkenntnis und begibt sich in den Bereich derSpekulation. Dabei bringt sie notwendig die drei transzendentalen Ideen Unsterblichkeit (Seele), Freiheit (Kosmos)und Unendlichkeit (Gott) hervor. Kant zeigt nun in der Dialektik als der Wissenschaft vom Schein, dass die Existenzdieser regulativen Prinzipien weder bewiesen noch widerlegt werden kann.

EthikVon der zögernden Rezeption und erheblichen Missverständnissen in der ersten Rezension der Kritik der reinenVernunft veranlasst, veröffentlicht Kant 1783 die Prolegomena, die allgemeinverständlich in die kritischePhilosophie einführen sollen. Seine Ethik, die in den Schlusskapiteln der Kritik der reinen Vernunft nur angedeutetist, führt er 1785 in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten aus. Hier wird der kategorische Imperativ als Prinzipder Ethik entwickelt und die Idee der Freiheit, die in der ersten Kritik für die theoretische Vernunft nicht beweisbarwar, wird nun als notwendige Voraussetzung der praktischen Vernunft gerechtfertigt. Auch die naturphilosophischenFragen nimmt Kant wieder auf und 1786 erscheinen die Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft, diedie newtonsche Physik durch die kritischen Grundsätze begründen.Nach der Überarbeitung einzelner Stücke der Kritik der reinen Vernunft für die zweite Auflage 1787 erscheint 1788die Kritik der praktischen Vernunft, die den moralphilosophischen Ansatz der „Grundlegung“ erläutert und ausbaut,und schließlich 1793 die Kritik der Urteilskraft, in deren Vorwort Kant stolz verkündet, dass mit dieser seinkritisches Geschäft abgeschlossen sei und dass er nun „ungesäumt zum doktrinalen“ (Immanuel Kant: AA V, 170[23])schreiten werde, also der Ausarbeitung eines Systems der Transzendentalphilosophie. Der eigentlichen Ausarbeitunggeht jedoch noch Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793) voraus, worin Kant denVernunftgehalt der Religion untersucht und den Ansatz einer moralisch-praktischen Vernunftreligion, wie ihn schondie Postulatenlehre der zweiten und dritten Kritik entwickelt, weiter erläutert. 1797 erscheint dann der erste Teil desSystems, die Metaphysik der Sitten.Die Frage: „Was soll ich tun?“ ist die grundlegende Frage der kantschen Ethik. Aber eine Antwort auf diese Fragewar erst durch erkenntnistheoretische Untersuchungen in der Kritik der reinen Vernunft möglich, durch die Kant eintheoretisches Fundament für die praktische Philosophie geschaffen hatte.So untersucht Kant zunächst einmal in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) und stärker ausformuliertin der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) die Bedingungen der Möglichkeit von Sollensaussagen. Nicht dieReligion, nicht gesunder Menschenverstand oder die empirische Praxis können diese Frage beantworten, sondern nurdie reine Vernunft. Kants theoretische Überlegungen zur Ethik bestehen aus drei Elementen: Dem sittlich Guten, derAnnahme der Freiheit des Willens und der allgemeinen Maxime des kategorischen Imperativs. Sittlichkeit ist dasMoment der Vernunft, das auf praktisches Handeln gerichtet ist. Sie ist eine regulative Idee, die im Menschen apriori vorhanden ist.Der Mensch ist ein intelligibles Wesen, das heißt, er ist in der Lage, in der Vernunft unabhängig von sinnlichen, auchtriebhaften Einflüssen zu denken und zu entscheiden. Alle vernunftbegabten Wesen, und damit auch der Mensch,sind nicht fremdbestimmt (heteronom), sondern selbstbestimmt (autonom):

„[...] der Wille ist ein Vermögen, nur dasjenige zu wählen, was die Vernunft unabhängig von der Neigung alspraktisch nothwendig, d.i. als gut, erkennt.“– Immanuel Kant: AA IV, 412[24]

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Dies bedeutet, dass die ethische Entscheidung im Subjekt liegt. Kant ist durchaus bewusst, dass die Forderung derSittlichkeit ein Ideal ist und dass kein Mensch sie zu jeder Zeit erfüllen kann. Dennoch ist er der Auffassung, dassjeder Mensch den Maßstab der Sittlichkeit in sich hat und weiß, was er nach dem Gesetz der Sittlichkeit tun sollte.Der autonome Wille (der Vernunft) gebietet also die sittlich gute Handlung. Die Vernunft legt dem Menschen diePflicht auf, dem Gebot der Sittlichkeit zu folgen. Auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist derKategorische Imperativ.• Naturgesetzformel:. „[...] handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen

Naturgesetze werden sollte.“ (Immanuel Kant: AA IV, 421[25])• Allgemeine Gesetz Formel:. „[...] handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß

sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Immanuel Kant: AA IV, 421[26])• Menschheitszweckformel:. „Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines

jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ (Immanuel Kant: AA IV, 429[27])Im kategorischen Imperativ beschreibt Kant das allgemeine Prinzip, nach dem jeder Mensch seine Handlungenmoralisch beurteilen kann. Zur Verdeutlichung formuliert Kant den kategorischen Imperativ in der GMS in vierweiteren Fassungen.

„Praktische Grundsätze sind Sätze, welche eine allgemeine Bestimmung des Willens enthalten, die mehrerepraktische Regeln unter sich hat. Sie sind subjektiv oder Maximen, wenn die Bedingung nur als für den Willendes Subjekts gültig von ihm angesehen wird; objektiv aber, oder praktische Gesetze, wenn jene als objektiv,d.i. für den Willen jedes vernünftigen Wesens gültig erkannt wird.“– Immanuel Kant: AA IV, 19[28]

In der praktischen Anwendung muss die gefundene Maxime in sich widerspruchsfrei sein und mit dem tatsächlichenWillen übereinstimmen. Kants Ethik ist also eine Pflichtethik im Gegensatz zu einer Tugendethik, die Aristotelesvertritt. Die konkrete Ausformulierung seiner Ethik nimmt Kant in der Metaphysik der Sitten vor, die sich in diebeiden Hauptabschnitte über die Rechtslehre und über die Tugendlehre unterteilt. Weitere Aussagen zur praktischenPhilosophie finden sich beispielsweise in der Anthropologie und in den Pädagogikvorlesungen.Aber das moralische Denken Kants ist untrennbar von seiner Freiheitsauffassung. Ohne Freiheit wäre derkategorische Imperativ unmöglich. Die so genannte transzendentale Freiheit ist in der Tat die Bedingung derMöglichkeit des kategorischen Imperativs. In seinem Traktat Zum ewigen Frieden wird der Grundsatz derGegenseitigkeit zu einem schließlich alle Staaten und Völker unmfassenden Völkerbund politisch erweitert.

„Denn wenn das Glück es so fügt: daß ein mächtiges und aufgeklärtes Volk sich zu einer Republik (die ihrerNatur nach zum ewigen Frieden geneigt sein muß) bilden kann, so gibt diese einen Mittelpunkt der föderativenVereinigung für andere Staaten ab, um sich an sie anzuschließen und so den Freiheitszustand der Staatengemäß der Idee des Völkerrecht zu sichern und sich durch mehrere Verbindungen dieser Art nach und nachimmer weiter auszubreiten.“– Immanuel Kant: AA VIII, 356[29]

Kant setzt sich dabei mit den Meinungen englischer Aufklärungsphilosophen zur Willensfreiheit auseinander. Hume beispielsweise behauptet, dass der Mensch den gleichen Kausalketten unterworfen sei wie die Natur. Kant versucht den Widerspruch zwischen dem zeittypischen Denken in Kausalitätsketten und der Notwendigkeit des freien Willens als moralischer Instanz aufzulösen. Dazu betrachtet er den Menschen aus doppelter Perspektive. Zum einen sieht er den Menschen als „Ding“. Hier unterliegt er den Naturgesetzen, also dem Ursache-Wirkung-Prinzip. Als Ding wird er von Trieben, Instinkten, Gefühlen und Leidenschaften gesteuert. Seiner Meinung nach ist der Mensch als Vernunftwesen jedoch auch „Ding an sich“ und gehört damit dem „Reich der Freiheit“ an. Damit hat er die Möglichkeit, der mechanischen Kausalität zu widerstehen und sich an moralischen Prinzipien zu orientieren. Freiheit ist für ihn also nicht Willkür, sondern die Freiheit, Gesetzen zu folgen, die sich die Vernunft selbst gegeben hat. Ein freier Wille ist für Kant also ein Wille unter sittlichen Gesetzen; Freiheit ohne diese freiwillige Unterwerfung ist für

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ihn keine Freiheit. Damit basieren moralisch schlechte Handlungen nicht auf Willensfreiheit, sondern sind durch diemechanische Kausalität bedingt. Die Würde des Menschen besteht, laut Kant, darin, dass er seinen Instinktenwidersteht und selbst Ursache ist.Und wenn der Mensch in der Tat seine Pflicht erfüllt, ist er nach Kant der Glückseligkeit würdig. Kant beginnt seineÜberlegungen zum Thema Glück mit einer umfassenden Kritik des Eudaimonismus. Der Begriff „Glückseligkeit“ (=eudaimonia) beruht seiner Meinung nach auf unsicheren Erfahrungen und veränderbaren Meinungen. Aus diesemMangel an Objektivität folgert er, dass ein an der eudaimonia ausgerichtetes Leben von eigenen Trieben,Bedürfnissen, Gewohnheiten und Vorlieben geprägt ist. Außerdem folgt für ihn aus der Vielfalt der subjektivenMeinungen über das menschliche Glück, dass keine objektiven Gesetze ableitbar sind. An die Stelle des Glücks setzter in der Folge die „Würdigkeit zum Glück“. Diese ist für den Menschen, als „Ding an sich“, nur erreichbar, indem ersich den moralischen Gesetzen, also dem kategorischen Imperativ unterwirft. Durch das daraus folgende sittlicheVerhalten erwirbt der Mensch dann die Würdigkeit zum Glück. Kant lässt aber offen, wie dieses Glück aussehenwird und wo es dem Menschen widerfährt. Im irdischen Leben ist seiner Meinung nach nur die „Selbstzufriedenheit“erreichbar. Darunter versteht er die Zufriedenheit des Menschen damit, dass er ein autonomes Leben führt, sich alsoan der Sittlichkeit orientiert. Obwohl Kant der Meinung ist, dass das eigene Glück für den Menschen nicht erreichbarist, hält er es für menschliche Pflicht, das Glück anderer Personen zu fördern. Dies geschieht seiner Meinung nachdurch Hilfsbereitschaft gegenüber Anderen und uneigennütziges Handeln in Freundschaft, Ehe und Familie. Es istdenkbar, dass Würdigkeit zum Glück meint, dass man durch sein Handeln würdig geworden ist, die Hilfe anderer aufdem Weg zum Glück in Anspruch zu nehmen.

Geschichte, Aufklärung und ReligionEine Antwort auf seine dritte Frage „Was darf ich hoffen?“ hielt Kant selbst in der Kritik der reinen Vernunft alleinaus der Vernunft heraus für nicht möglich. Nachdem Gott, die Unsterblichkeit der Seele und die Freiheit durch dieVernunft nicht zu beweisen sind, die Vernunft aber auch nicht das Nichtexistieren dieser Ideen beweisen kann, istdie Frage des Absoluten eine Glaubensfrage: „Ich musste das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zubekommen.“ (Immanuel Kant: AA III, 18[30])Entsprechend kann man nach Kant im Verlauf der Geschichte keine göttliche Absicht finden. Geschichte ist einAbbild des Menschen, der frei ist. Aufgrund dieser Freiheit kann man in der Geschichte keine Regelmäßigkeitenoder Weiterentwicklungen etwa in Richtung Glückseligkeit oder Vollkommenheit erkennen, weil der Fortschrittkeine notwendige Voraussetzung zum Handeln ist. Dennoch kann man einen Plan in der Natur denken, d. h. sichvorstellen, dass die Geschichte einen Leitfaden hat (teleologisch ist). Folgt man dieser Vorstellung, so entwickeltsich Vernunft im Zusammenleben der Menschen. Für dieses Zusammenleben hat der Mensch aus der Vernunftheraus das Recht geschaffen, das schrittweise die Gesellschaftsordnung immer mehr bestimmt. Dies führt am Endezu einer vollkommenen bürgerlichen Verfassung, die Bestand hat, wenn auch zwischen den Staaten eine äußereGesetzesmäßigkeit entstanden ist. Aus dieser „Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“ ergibt sich für dieRegierenden ein politischer Auftrag:

„Hierauf aber Rücksicht zu nehmen, imgleichen auf die Ehrbegierde der Staatsoberhäupter so wohl, als ihrerDiener, um sie auf das einzige Mittel zu richten, das ihr rühmliches Andenken auf die spätere Zeit bringenkann: das kann noch überdem einen kleinen Bewegungsgrund zum Versuche einer solche philosophischenGeschichte abgeben.“– Immanuel Kant: AA VIII, 31[31]

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„Was ist Aufklärung?“

Dieses Selbstverständnis bestimmte Kants Haltung als Vordenker derAufklärung, die er als Bestimmung des Menschen ansieht. Berühmt ist seineDefinition:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldetenUnmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandesohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist dieseUnmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel desVerstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seinerohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude [wage es verständigzu sein]! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist alsoder Wahlspruch der Aufklärung.“

– Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?: BerlinischeMonatsschrift, 1784,2, S. 481–494

In Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793) schreibt Kant:„Alles, was außer dem guten Lebenswandel der Mensch noch zu thun können vermeint, um Gott wohlgefälligzu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“– Immanuel Kant: AA VI, 170[32]

Kant war optimistisch, dass das freie Denken, das sich insbesondere unter Friedrich dem Großen – wenn auchüberwiegend auf die Religion bezogen – stark entwickelt hatte, dazu führt, dass sich die Sinnesart des Volkesallmählich verändert und am Ende die Grundsätze der Regierung beeinflusst, den Menschen, „der nun mehr alsMaschine ist, seiner Würde gemäß zu behandeln“ (Immanuel Kant: AA VIII, 42[33]). Kant war ein starkerBefürworter der französischen Revolution und stand auch zu dieser Haltung, obgleich er nach derRegierungsübernahme durch Friedrich Wilhelm II. durchaus mit Sanktionen rechnen musste. Trotz zunehmenderZensur veröffentlichte Kant in dieser Zeit seine religiösen Schriften. Gott lässt sich diesennach nicht beweisen. Dochkonsequentes moralisches Handeln ist nicht möglich ohne den Glauben an Freiheit, Unsterblichkeit und Gott. Daherist die Moral das Ursprüngliche und die Religion erklärt die moralischen Pflichten als göttliche Gebote. Die Religionfolgte also dem bereits vorhandenen Moralgesetz. Um die eigentlichen Pflichten zu finden, muss man nun umgekehrtdas Richtige aus den verschiedenen Religionslehren herausfiltern. Rituelle kirchliche Praktiken kritisierte Kant alsPfaffentum. Nach der Veröffentlichung der Religionsschrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft1793 und 1794 erhielt Kant tatsächlich per Kabinettsorder das Verbot, weiter in diesem Sinne zu veröffentlichen.Kant beugte sich für die Regierungszeit des Königs, nahm die Position nach dessen Tod in dem Streit der Fakultätenjedoch unvermindert wieder auf.Kant hat seine Einstellung zur Religion in seinem selbst gedichteten Nachruf auf den Königsberger TheologenLilienthal anschaulich so zusammengefasst: "Was auf das Leben folgt, deckt tiefe Finsternis. Was uns zu tungebührt, des sind wir nur gewiß. Dem kann, wie Lilienthal, kein Tod die Hoffnung rauben, der glaubt, um recht zutun, recht tut, um froh zu glauben."[34]

Ästhetik und Zwecke der NaturÜblicherweise wird die Kritik der Urteilskraft (KdU) als drittes Hauptwerk Kants bezeichnet. In dem 1790 veröffentlichten Werk versucht Kant sein System der Philosophie zu vervollständigen und eine Verbindung der theoretischen Vernunft, die der Naturerkenntnis zugrunde liegt, einerseits, sowie der praktischen, reinen Vernunft, die zur Anerkennung der Freiheit als Idee und zum Sittengesetz führt, andererseits herzustellen. Das Gefühl der Lust und der Unlust ist das Mittelglied zwischen Erkenntnisvermögen und Begehrungsvermögen. Das verbindende Prinzip ist die Zweckmäßigkeit. Diese zeigt sich zum einen im ästhetischen Urteil vom Schönen und Erhabenen (Teil I) und zum anderen im teleologischen Urteil, das das Verhältnis des Menschen zur Natur bestimmt (Teil II). In

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beiden Fällen ist die Urteilskraft nicht bestimmend, wie in der theoretischen Vernunft, wo ein bestimmter Begriffunter einen allgemeinen Begriff gefasst wird, sondern reflektierend, was bedeutet, dass aus dem Einzelnen dasAllgemeine gewonnen wird.Die Bestimmung des Ästhetischen ist ein subjektiver Erkenntnisvorgang, in dem einen Gegenstand von derUrteilskraft das Prädikat schön oder nicht schön zugesprochen wird. Kriterien für Geschmacksurteile sind, dass dieseunabhängig von einem Interesse des Urteilenden gefällt werden, dass diese Urteile subjektiv sind, also nicht einemBegriff untergeordnet werden, dass weiterhin das Urteil Allgemeingültigkeit beansprucht und dass schließlich dasUrteil mit Notwendigkeit erfolgt. Wie in der Ethik sucht Kant nach den formalen Kriterien eines Urteils (nach denBedingungen der Möglichkeit) und klammert die inhaltliche (materiale) Bestimmung des Schönen aus.Im Gegensatz zum Schönen ist das Erhabene nicht an einen Gegenstand und seine Form gebunden:

„Erhaben ist, was auch nur denken zu können ein Vermögen des Gemüths beweiset, das jeden Maßstab derSinne übertrifft.“

Sowohl das Schöne als auch das Erhabene gefallen durch sich selbst. Aber das Erhabene erzeugt kein Gefühl derLust, sondern Bewunderung und Achtung. Erhabenes in der Kunst ist für Kant nicht möglich, diese ist höchstenseine schlechte Nachahmung des Erhabenen in der Natur:

„Schön ist das, was in bloßer Beurteilung (also nicht vermittelst der Empfindung des Sinnes nach einemBegriffe des Verstandes) gefällt. Hieraus folgt von selbst, dass es ohne alles Interesse gefallen müsse. Erhabenist das, was durch seinen Widerstand gegen das Interesse der Sinne unmittelbar gefällt.“

In der teleologischen Urteilskraft wird die in der Natur liegende Zweckmäßigkeit betrachtet. Zweck ist dabei keineEigenschaft von Gegenständen, sondern wird von uns gedacht und in die Objekte hineingelegt, er ist wie die Freiheiteine regulative Idee. Der von der Vernunft gedachte objektive Naturzweck eines Gegenstandes ergibt sich dabei ausdem Verhältnis der Teile und des Ganzen zueinander. Mit einem reinen Mechanismus können wir die Struktur einesBaumes und die Abgestimmtheit der Naturprozesse nicht erklären. Im Gegensatz zu einer Uhr ist ein Baum selbstreproduzierend. Wir sehen die Zusammenhänge der Naturdinge so als ob ein Zweck darin läge. Wir müssen unsallerdings hüten, die empfundene Zweckmäßigkeit der Natur mit der Religion begründen zu wollen:

„Wenn man also für die Naturwissenschaft und in ihren Kontext den Begriff von Gott hereinbringt, um sichdie Zweckmäßigkeit in der Natur erklärlich zu machen, und hernach diese Zweckmäßigkeit wiederum braucht,um zu beweisen, dass ein Gott sei: so ist in keiner von beiden Wissenschaften innerer Bestand.“– KdU §68

Ein ästhetisches Urteil ist, auch wenn es ohne alles Interesse und ohne alle Begriffe im Gegensatz zumErkenntnisurteil gedacht wird, rein subjektiv; gleichwohl beansprucht es nach Kant Allgemeingültigkeit (KdU,§8/§9). Dies ist nur möglich, wenn eine "quasi-Erkenntnis" vorliegt, sonst ist eine Allgemeingültigkeit nicht denkbar.Diese Erkenntniskraft entsteht im freien Spiel von Einbildungskraft (für die Zusammensetzung des Mannigfaltigender Anschauung) und Verstand (für die Vereinigung der Vorstellung zu Begriffen), das beim Betrachter einesGegenstandes ein Gefühl der Lust (oder Unlust) erzeugt und ein Wohlgefallen auslöst, das wir mit dem Gegenstandverbinden, den wir „schön" nennen. Insofern fordert der Betrachter eines Gegenstandes, der ein ästhetisches Urteildurch Wohlgefallen denkt, dass dieses Urteil für jedermann Gültigkeit hat und auch durch keine Diskussionwegzudenken ist, selbst wenn es keine Übereinstimmung in der Meinung gibt (KdU § 7).Wenn der Betrachter einen Gegenstand beurteilt, muss etwas am Gegenstand (an der Oberfläche) vorhanden sein,damit dieses freie Spiel der Erkenntniskraft in Gang kommt und das Gefühl der Lust auslöst, das zum Urteil eines„schönen" Gegenstandes führt. Die Eigentümlichkeit des Geschmacksurteils besteht also darin, dass es, obgleich esnur subjektive Gültigkeit hat, dennoch alle Subjekte so in Anspruch nimmt, als ob es ein objektives Urteil wäre, dasauf Erkenntnisgründen beruht.

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AnthropologieMit der Frage „Was ist der Mensch?“ setzte sich Kant vorwiegend empirisch auseinander. Ab 1773 begann er mit derVorlesung zur Anthropologie als neuem Fach an der Universität, nachdem er schon Physische Geographie 1755 alsLehrfach eingeführt hatte. Diese Vorlesungen haben im philosophischen Werk keinen unmittelbaren Niederschlaggefunden, bilden aber unbezweifelbar einen wesentlichen Hintergrund für Kants Denken. Er betrachtete diese Artvon Vorlesungen, zu denen auch die über Pädagogik zu rechnen ist, als Propädeutik für den Übergang zurUniversität als Vermittlung von Weltweisheit, die mehr die empirischen Phänomene und ihre Gesetze zumGegenstand hatte als die ersten Gründe. Dabei sollten diese Vorlesungen unterhaltsam und niemals trocken sein.Neben einschlägigen philosophischen Werken (Montesquieu, Hume) verarbeitete Kant vor allem aktuelle Literaturund Reiseberichte, entwickelte also seine Vorstellungen anhand der Berichte Dritter, um verbunden mit eigenerBeobachtung und guter Menschenkenntnis ein möglichst umfassendes Menschenbild zu zeichnen.Kants Interesse galt dabei nicht der physiologischen Anthropologie, also dem „was die Natur aus dem Menschenmacht“, sondern der Frage „was er als freihandelndes Wesen aus sich selber macht, oder machen kann und soll.“(Immanuel Kant: AA VII, 199– Anthropologie in pragmatischer Hinsicht[35]). Frühe Arbeiten zu diesemThemenkreis waren Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764), Über die Krankheit desKopfes (1764) und Über die verschiedenen Rassen der Menschen (1775). Hinzuzuzählen sind auch die SchriftMutmaßlicher Anfang der Menschheitsgeschichte (1786) sowie Teile der religionsphilosophischen Arbeiten. Quasieine Zusammenfassung bildet die als Spätwerk geltende Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798), die vorallem auf der (letztmaligen) Anthropologievorlesung im Winter 1795/96 beruht. Im Gegensatz zu seinentheoretischen Schriften ist die Anthropologie „pragmatisch“. Während der kategorische Imperativ absolute Gültigkeitbeansprucht, ist ein pragmatischer Imperativ auf einen Handlungszweck orientiert. Der moralische Imperativ ist eineFrage der reinen praktischen Vernunft; der pragmatische Imperativ fällt hingegen in den Bereich der empirischenNaturlehre (Vgl. MdS, A 12). Pragmatisch heißt die Anwendung des theoretisch gewonnenen Wissens derErkenntnistheorie, der Moralphilosophie und auch der ästhetischen Urteilskraft auf den Bereich der empirischenErfahrungen.Betrachtet man den Inhalt von Kants Anthropologie, so handelt es sich nicht um eine Philosophische Anthropologie,wie solche im 20. Jahrhundert ausgearbeitet wurden, sondern fällt nach modernem Verständnis in dieWissenschaftsbereiche von Psychologie, Neurowissenschaften, Ethnologie und Volkskunde (neuerdings:Kulturanthropologie und Historische Anthropologie). Der erste Teil des Buches, die Anthropologische Didaktik,befasst sich mit dem Vermögen der Erkenntnis, des Gefühls und des Begehrens. Dabei behandelte Kant Fragen desSelbstbewusstseins, des Wahrnehmungsapparates, des Vorstellungsvermögens, Fragen der Lust und der Unlust, dieUnterscheidung von Verstehen und Urteilen oder die Prinzipien der Assoziation. Im zweiten Teil, derAnthropologischen Charakteristik, beschrieb Kant Charaktereigenschaften und wie der Mensch diese entwickelnkann. Dabei thematisierte er die einzelne Person, die Geschlechterunterschiede, Völker, Rassen und die Menschheitals Ganzes und versuchte dabei, durch Klassifikationen Strukturen zu erarbeiten und zu vermitteln. Themen warenbeispielsweise die traditionelle Lehre von den Temperamenten, die Frage der Veranlagung von Eigenschaften(Vererbung) und der Denkungsart. Frauen sah Kant als gefühlsbetont und geschmacksorientiert und weniger rationalals Männer. Den fünf „großen europäischen Nationen“ (Franzosen, Engländer, Spanier, Italiener und Deutsche) wieser typische Nationalitätenmerkmale zu. Und schließlich klassifizierte er die Menschen mit dem Begriff Race undteilte ähnlich wie kurz zuvor Linné die Menschheit in vier „Racen“. Kant bildete dabei eine Hierarchie, an derenSpitze die Weißen standen, gefolgt von den gelben Indianern (Bewohner von Indien), denen die „Negers“untergeordnet waren, während die „kupferfarbigen“ Amerikaner das Ende bildeten. Entsprechend der Hierarchie sahKant abnehmende geistige und soziale Fähigkeiten. Als eine wesentliche Ursache meinte er die klimatischenBedingungen, unter denen diese „Racen“ damals augenscheinlich lebten, zu finden. Am Schluss der Anthropologiegrenzte Kant den Menschen vom Tier ab durch das Vermögen der Vernunft, mit der der Mensch in der Lage ist, dasBöse zu überwinden und zu einer Humanität zu gelangen, welche die Menschheit als Gemeinschaft von Weltbürgernvereint.

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Viele der empirischen Aussagen Kants in seiner Anthropologie erweisen sich aus heutiger Sicht als unhaltbar unddurch Vorurteile geprägt. Mit modernen Maßstäben wurde Kant auch als Chauvinist und Rassist eingestuft,[36] vorallem weil es schon zu seiner Zeit Stimmen gab, die modernere Auffassungen als Kant vertraten. Andererseitserfüllte Kant den Anspruch der Aufklärung, indem er sich bemühte, ohne systematische Vorlage die Themen zuerfassen und in den systematischen Diskurs der Universität einzubringen. Dabei sind manche Positionen auch heutenoch bedenkenswert.[37]

Physische Geographie

Die Einführung einer Vorlesung über Physische Geografie an der Königsberger Universität führte Kant zuForschungen aus der Anthropologie (siehe oben) und zu weiteren naturwissenschaftlichen und astronomischenFragestellungen. Als auf einigen Sternwarten der Zyklus der Präzession – eine langsame Verlagerung der Erdachseentlang eines Kegelmantels – genauer erforscht wurde, erschloss er daraus die dynamische Abplattung desErdkörpers. Er modellierte dazu die Störkräfte, welche Sonne und Mond auf den „Äquatorwulst“ der Erde ausübenund errechnete daraus die physikalisch wirksame Erdabplattung mit bis dahin unerreichter Genauigkeit.

„Opus postumum“ Unabgeschlossen ist Kants Versuch geblieben, nach der Transzendentalphilosophie auch die Naturphilosophie weiterauszubauen. Ab 1790, noch während der Arbeit an der Metaphysik der Sitten, beginnt Kant die Arbeit an einem„Übergang von den metaphysischen Anfangsgründen zur Physik“. Die Arbeit an diesem Werk beschäftigt ihn bis zuseinem Tod 1804. Die Manuskripte aus dieser Zeit wurden in einem "Opus postumum" zusammengefasst[38] undsind erst seit 1935 leicht öffentlich zugänglich.[39] Diese Manuskripte zeigen, dass Kant auch in hohem Alter nochbereit und in der Lage war, die kritische Philosophie umzugestalten.Notwendigkeit sinnlicher ErfahrungAusgehend vom Problem, spezifische regulative Forschungsmaximen der Naturwissenschaft - insbesondere Physik,Chemie und Biologie - zu rechtfertigen, sieht sich Kant zuerst gezwungen, die Rolle der Sinne des menschlichenKörpers in der Erkenntnis genauer zu untersuchen.

„Vom leeren Raum kann es keine Erfahrung, auch keinen Schlus auf das Object derselben geben. Von derExistenz einer Materie belehrt zu seyn dazu bedarf ich Einflus einer Materie auf meine Sinne.“– Immanuel Kant: AA XXI, 216[40]

Unendlicher Äther oder WärmestoffEinen wesentlichen Teil der Entwürfe des "Opus postumum" nimmt der Beweis eines Äthers ein,[41] den Kant - wiebereits rund vier Jahrzehnte davor (1755) in seiner Magisterdissertation mit dem Titel "de igne"[42] - auchWärmestoff nennt.

„Es ist eine im Gantzen Weltraum als ein Continuum verbreitete alle Körper gleichförmig durchdringenderfüllende (mithin keiner Ortveränderung unterworfene) Materie welche man mag sie nun Aether oderWärmestoff etc. nennen kein hypothetischer Stoff ist (um gewisse Phänomene zu erklären und zu gegebenenWirkungen sich Ursachen mehr oder weniger scheinbar auszudenken) sondern als zum Ubergange von denmetaphysichen Anfangsgründe der Naturwissenschaften zur Physik nothwendig gehörendes Stück a priorianerkannt und postulirt werden kann.“– Immanuel Kant: AA XXI, 218[43]

Unvollendetes „Hauptwerk”Die Problematik dieser Untersuchungen - welche Kant in privatem Kreis als sein „Hauptwerk“ oder „chef d’œuvre“, bezeichnet[44][45] - verschiebt sich aber im Laufe der Entwürfe auf immer abstraktere Ebenen, sodass Kant um 1800 auf eine systematische Ebene zurückkehrt, die der Kritik der reinen Vernunft entspricht, wenn auch nicht unbedingt ihrer (aufgrund des Zustands des Manuskripts nur schwer erkennbaren) Problemstellung.[46] Kant entwickelt eine

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„Selbstsetzungslehre“, die er dann schließlich auch auf die praktische Vernunft ausweitet, und endigt mit Entwürfenzu einem neukonzipierten „System der Transzendentalphilosophie“, das er aber nicht mehr ausarbeiten kann.

Rezeption

Immanuel Kant,Schwarzweißabbildung eines Porträts

von V. C. Vernet (um 1800)

• Kant galt schon zu Lebzeiten als herausragender Philosoph, so dass bereits inden 90er Jahren des 18. Jahrhunderts ein regelrechter Kantianismus entstand.Als Wegbereiter hervorzuheben sind Johann Schulz, Karl Leonhard Reinholdund auch Friedrich Schiller. Schnell kam es auch zu kritischenStellungnahmen von rationalistischen Vertretern der Aufklärung. So nannteMoses Mendelssohn Kant einen, der alles zermalmt, oder August Eberhardgründete gar eine eigene Zeitschrift, in der er seine Kritik publizierte, auf dieKant explizit in der Schrift Über eine Entdeckung, nach der alle neue Kritikder reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden solleinging.

Kant mit Senftopf, Karikatur vonFriedrich Hagermann (1801)

Von größerer Bedeutung war die Kritik von Johann Georg Hamann und JohannGottfried Herder, die Kant vorhielten, die Sprache als originäre Erkenntnisquellevernachlässigt zu haben. Herder wies zudem darauf hin, dass der Mensch bereitsim Zuge der Wahrnehmung „metaschematisiert“, was bereits Einsichten derGestaltpsychologie vorweg nahm. Ein weiterer grundlegender Ansatz der Kritikkam von Friedrich Heinrich Jacobi, der sich an der Trennung der zweiErkenntnisstämme stieß und deshalb „das Ding an sich“ verwarf.

• Eine zweite Phase der Auseinandersetzung ging vom deutschen Idealismusund hier zunächst vom Kant-Schüler Fichte aus, der ebenfalls die Anschauungals Erkenntnisquelle ablehnte und so zu seinem subjektiven Idealismus kam.Die negative Reaktion Kants kommentierte er abfällig. Ebenso wolltenSchelling und Hegel Kant durch ihre absoluten Systeme überwinden undvollenden. Mit dem Tod Hegels kam es zu einem abrupten Ende desIdealismus, nicht aber in Hinblick auf dessen Weiterverarbeitung. Allerdingssind Arthur Schopenhauers, Max Stirners und Friedrich NietzschesReaktionen sowohl auf Hegel, dessen Absolutismus sie verwarfen, als auch auf Kant selbst negativ, weil sie einenAusweg aus der desillusionierenden Erkenntnis der begrenzten Möglichkeiten menschlichen Handeln suchten(„Endlichkeit des Menschen“), ohne Halt bei einem fassbaren Gott, ja sogar ohne die Gewissheit der Freiheit.

Das Schriftencorpus der weiterführenden philosophischen, kritischen und polemischen Kant-Literatur zwischen 1775und 1845 wurde in der Publikationsreihe Aetas Kantiana zusammengestellt.

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Kant und seine Tischgenossen, Gemälde vonEmil Doerstling (1892/93)

• Ein dritter Weg der Rezeption begann bei Jakob Friedrich Fries,Johann Friedrich Herbart und Hermann von Helmholtz, die Kantunter wissenschaftlichen – insbesondere psychologischen –Gesichtspunkten rezipierten. Mit Otto Liebmann begann derNeukantianismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts seineWirkung zu entfalten, die die Diskussion bis in die Zeit des ErstenWeltkrieges dominieren sollte. Die Hauptvertreter in der MarburgerSchule waren Hermann Cohen und Paul Natorp mit einem starkwissenschaftsorientierten Ansatz sowie in der Badischen SchuleHeinrich Rickert und Wilhelm Windelband mit wertphilosophischenund historischen Schwerpunkten. Allen gemeinsam ist die Kritik des zentralen Begriffs a priori, den sie alsmetaphysisches Element bei Kant ansahen. Ihre Position war in vielem dem Idealismus zumindest eng verwandt.Anders war dies im Kritizismus von Alois Riehl und dessen Schüler Richard Hönigswald, der sich eng an Kantanlehnte und lediglich um eine Fortschreibung unter Berücksichtigung der Einsichten der modernenWissenschaften bemüht war. Eigenständige Wege gingen Hans Vaihinger mit der Philosophie des „Als Ob“ sowiedie ehemaligen Marburger Nicolai Hartmann mit einer Ontologie des kritischen Realismus und Ernst Cassirer mitder Philosophie der symbolischen Formen. Letzterer zeigte u. a., dass auch moderne mathematische undnaturwissenschaftliche Theorien wie die Relativitätstheorie mit dem Kritizismus in Einklang gebracht werdenkönnen.

• Im 20. Jahrhundert findet man keine Kant-Schulen mehr, aber dennoch ist (fast) jede Philosophie eineAuseinandersetzung oder ein Dialog mit Kant. Dies reicht von Charles S. Peirce über Georg Simmel, EdmundHusserl, Karl Jaspers, Max Scheler, Martin Heidegger, Ernst Bloch bis Theodor Adorno und Karl Popper ebensowie in der analytischen Philosophie zu Peter Frederick Strawson mit einem viel beachteten Kommentar zur Kritikder reinen Vernunft und John McDowells Wideraufnahem kantianischer Denkmotive in seinem Werk Geist undWelt. Der Erlanger Konstruktivismus lehnt sich eng an Kant an. Auch bei Karl-Otto Apels Ansatz zurTransformation der Transzendentalphilosophie oder bei Carl Friedrich von Weizsäcker macht Kant einenwesentlichen Bezugspunkt aus. Lyotard bezieht sich in seiner Ästhetik auf Kants Begriff des Erhabenen. In der 2.Hälfte des Jahrhunderts bildete sich immer mehr eine Gruppe von Philosophen heraus, die ihre philosophischenPositionen wieder unmittelbar im Sinne kritischer Rationalität an Kant anknüpften, wie Helmut Holzhey, DieterHenrich, Gerold Prauss, Norbert Hinske, Herbert Schnädelbach, Reinhard Brandt oder Otfried Höffe. Auch in denUSA gibt es entsprechende Vertreter wie Paul Guyer, Henry E. Allison und Christine Korsgaard. Hervorzuhebenist die Wiederbelebung der deontologischen Ethik, die durch John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit einenerheblichen Impuls erhielt. Sie ist auch Grundlage der von Apel und Jürgen Habermas entwickelten Diskursethiksowie der Diskurstheorie des Rechts von Robert Alexy. Aber auch in der Ästhetik und in derReligionsphilosophie finden intensive Diskurse mit und über Kant statt.

Kant ist auch in der Gegenwart der am meisten rezipierte Philosoph. Dies zeigt sich an weit mehr als 1000Monografien und Aufsatzsammlungen, die in seinem 200. Todesjahr 2004 erschienen wie auch an 1100 Teilnehmernam Kongress „Kant und die Berliner Aufklärung“ im Jahr 2000 (IX. Internationaler Kant-Kongress in Berlin). Es gibtdie 1896 von Hans Vaihinger begründeten Kant-Studien mit jährlich ca. 25 Abhandlungen als Forum der 1904 im100. Todesjahr gegründeten Kant-Gesellschaft in Halle/Saale, die Kant-Forschungsstelle an der Universität Mainz,ein Bonner Projekt zur elektronischen Veröffentlichung von Kants Schriften sowie das Marburger Kant-Archiv, dasnach wie vor an der Komplettierung der Akademie-Ausgabe arbeitet. Selbst in Japan gibt es eine Reihe Kantianerund eine eigene Kant-Gesellschaft. In Tokio im Tempel der Philosophen hängt seit über 100 Jahren ein Bild mit demTitel Die vier Weltweisen mit der Darstellung von Buddha, Konfuzius, Sokrates und Kant.

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Werke

•• Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte (1746) • Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage.(1781) [Oft als KrdV A]

•• Untersuchung der Frage, ob die Erde in ihrer Umdrehung um die Achse,wodurch sie die Abwechselung des Tages und der Nacht hervorbringt,einige Veränderung seit den ersten Zeiten ihres Ursprungs erlitten habeund woraus man sich ihrer versichern könne, welche von der Königl.Akademie der Wissenschaften zu Berlin zum Preise für das jetztlaufendeJahr aufgegeben worden (1754)

•• Anzeige des Lambert'schen Briefwechsels(1782)

•• Die Frage, ob die Erde veralte, physikalisch erwogen (1754) •• Nachricht an Ärzte (1782)• Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (1755) • Prolegomena zu einer jeden künftigen

Metaphysik, die als Wissenschaft wirdauftreten können (1783)

• Meditationum quarundam de igne succincta delineatio (1755) [oft kurzals De igne bezeichnet, Dissertation]

•• Recension von Schulz's Versuch einerAnleitung zur Sittenlehre für alleMenschen, ohne Unterschied der Religion,nebst einem Anhange von denTodesstrafen (1783)

• Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio (1755)[dt.:Neue Erhellung der ersten Grundsätze metaphysischer Erkenntnisse,oft kurz als Nova dilucidatio

• Idee zu einer allgemeinen Geschichte inweltbürgerlicher Absicht (1784)

•• Von den Ursachen der Erderschütterungen bei Gelegenheit des Unglücks,welches die westliche Länder von Europa gegen das Ende des vorigenJahres betroffen hat (1756)

• Beantwortung der Frage: Was istAufklärung (1784)

•• Geschichte und Naturbeschreibung der merkwürdigsten Vorfälle desErdbebens, welches an dem Ende des 1755sten Jahres einen großen Theilder Erde erschüttert hat (1756)

•• Recensionen von J.G.Herders Ideen zurPhilosophie der Geschichte derMenschheit. Theil 1. 2. (1785)

•• Fortgesetzte Betrachtung der seit einiger Zeit wahrgenommenenErderschütterungen (1756)

•• Über die Vulkane im Monde (1785)

• Metaphysicae cum geometria iunctae usus in philosophia naturalis, cuiusspecimen I. continet monadologiam physicam (1756) [Dissertation, oftkurz „Physische Monadologie“ genannt]

•• Von der Unrechtmäßigkeit desBüchernachdrucks (1785)

•• Neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde (1756) •• Bestimmung des Begriffs derMenschenrace (1785)

•• Entwurf und Ankündigung eines Collegii der physischen Geographienebst dem Anhange einer kurzen Betrachtung über die Frage: Ob dieWestwinde in unsern Gegenden darum feucht seien, weil sie über eingroßes Meer streichen (1757)

• Grundlegung zur Metaphysik der Sitten(1785)

•• Neuer Lehrbegriff der Bewegung und Ruhe und der damit verknüpftenFolgerungen in den ersten Gründen der Naturwissenschaft (1758)

• Metaphysische Anfangsgründe derNaturwissenschaft (1786)

•• Versuch einiger Betrachtungen über den Optimismus (1759) •• Mutmaßlicher Anfang derMenschengeschichte (1786)

•• Gedanken bei dem frühzeitigen Ableben des Herrn Johann Friedrich vonFunk (1760)

•• Recension von Gottlieb Huseland'sVersuch über den Grundsatz desNaturrechts (1786)

•• Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren (1762) •• Was heißt: sich im Denken orientieren?(1786)

•• Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des DaseinsGottes (1763)

•• Einige Bemerkungen zu L. H. Jakob'sPrüfung der Mendelssohn'schenMorgenstunden

•• Versuch, den Begriff der negativen Größen in der Weltweisheiteinzuführen (1763)

• Kritik der reinen Vernunft, 2., erweiterteund überarbeitete Auflage. (1787) [Oft alsKrdV B]

•• Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764) •• Über den Gebrauch teleologischerPrinzipien in der Philosophie (1788)

Immanuel Kant 19

•• Versuch über die Krankheiten des Kopfes (1764) • Kritik der praktischen Vernunft (1788)•• Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen

Theologie und der Moral (1764)•• Kraus' Recension von Ulrich's

Eleutheriologie (1788)•• Recension von Silberschlags Schrift: Theorie der am 23. Juli 1762

erschienenen Feuerkugel (1764)• Kritik der Urteilskraft (1790)

•• Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in demWinterhalbenjahre von 1765-1766 (1765)

• Über eine Entdeckung, nach der alle neueKritik der reinen Vernunft durch eineältere entbehrlich gemacht werden soll(1790) [kurz oft als Streitschrift gegenEberhardt]

•• Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik(1766)

•• Über das Mißlingen aller philosophischenVersuche in der Theodicee (1791)

•• Von dem ersten Grunde des Unterschiedes der Gegenden im Raume(1768)

• Die Religion innerhalb der Grenzen derbloßen Vernunft (1793)

•• De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis (1770)[Inaugural-Dissertation, dt.: Über die Form und die Prinzipien dersinnlichen und der Verstandeswelt]

• Über den Gemeinspruch: Das mag in derTheorie richtig sein, taugt aber nicht fürdie Praxis (1793)

•• Recension von Moscatis Schrift: Von dem körperlichen wesentlichenUnterschiede zwischen der Structur der Thiere und Menschen (1771)

•• Das Ende aller Dinge (1794)

•• Über die verschiedenen Racen der Menschen (1775) •• Etwas über den Einfluß des Mondes aufdie Witterung (1794)

•• Aufsätze, das Philanthropin betreffend (1776-177) • Zum ewigen Frieden. Ein philosophischerEntwurf (1795)

•• Von einem neuerdings erhobenemvornehmen Ton in der Philosophie (1796)

•• Ausgleichung eines auf Mißverstandberuhenden mathematischen Streits (1796)

•• Verkündigung des nahen Abschlusseseines Tractats zum ewigen Frieden in derPhilosophie (1796)

• Die Metaphysik der Sitten (1797)• Über ein vermeintes Recht aus

Menschenliebe zu lügen (1797)• Der Streit der Fakultäten (1798)•• Über die Buchmacherei (1798)• Anthropologie in pragmatischer Hinsicht

(1798)•• Vorrede zu Reinhold Bernhard Jachmanns

Prüfung der KantischenReligionsphilosophie (1800)

•• Nachschrift zu Christian Gottlieb MielckesLittauisch-deutschem unddeutsch-littauischem Wörterbuch (1800)

• Immanuel Kants Logik [ediert undherausgegeben von Gottlob BenjaminJäsche nach Vorlesungsskripten undNotizen, oft als Jäsche-Logik bezeichnet](1800)

• Physische Geographie [ediert undherausgegeben von Friedrich TheodorRink nach Kants Vorlesungsmaterialien](1802)

Immanuel Kant 20

•• Über die Pädagogik [ediert undherausgegeben von Friedrich TheodorRink nach Kants Vorlesungsmaterialien](1803)

Schon im 19. Jahrhundert erschienen klassische Werkausgaben, Standardreferenz ist jedoch die so genannte„Akademieausgabe“ der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff. (29 Bände), die auch denüberlieferten Nachlass, Kants erhaltenen Briefwechsel, mehrere Bezugstexte und zahlreiche Vorlesungsmitschriftenenthält. Die Betreuung wird mittlerweile von der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaftenfortgeführt. Sein Alterswerk, das sogenannte Opus postumum ist aufgrund seiner wechselvollen Editionsgeschichtezwar Teil der Akademiausagebe, man kann aber weder von einer Rekonstruktion der Werksabsicht, noch einerkritischen Ausgabe, aber auch nicht von einer diplomatisch korrekten Wiedergabe der Quellen sprechen.Moderne Studienausgaben sind vor allem die Werkausgabe von Wilhelm Weischedel aus den Jahren 1955 bis 1962und die in der Philosophischen Bibliothek erscheinenden kritischen Einzelausgaben.

Ehrungen

Kants Denkmal in Königsberg, dem heutigenKaliningrad, an seinem ersten Platz; imHintergrund die Altstädtische Kirche

Kant zu Ehren wurden vor allem im 19. und zu Beginn des 20.Jahrhunderts zahlreiche Denkmäler errichtet. Eine Auswahl:Büsten und Standbilder

• Im Berliner Bode-Museum befindet sich eine 1798 von EmanuelBardou geschaffene Marmorbüste Kants.

• Der Berliner Bildhauer Carl Friedrich Hagemann schuf 1801 zweiMarmorbüsten des berühmten Philosophen. Eine Büste steht in derHamburger Kunsthalle, die andere gelangte in die KönigsbergerUniversität. Ob sie erhalten ist, ist fraglich.

• In der Walhalla bei Regensburg, einem vom damaligen BayerischenKönig Ludwig I. 1842 eingeweihten klassizistischen„Ruhmestempel“, befindet sich an prominenter Stelle eine vonGottfried Schadow geschaffene Büste Kants.

• Auf dem Reiterstandbild Friedrichs des Großen in Berlin (Unter den Linden) gehört Kant zu 74 dargestelltenZeitgenossen Friedrichs des Großen. Das Denkmal wurde von Christian Daniel Rauch entworfen und nachmehrjähriger Bauzeit am 31. Mai 1851 enthüllt.

• Das am 18. Oktober 1864 in Königsberg enthüllte und 1945 (in der nun Kaliningrad genannten Stadt) von denRussen verschleppte Standbild des Philosophen Immanuel Kant entstand ebenfalls nach einem Entwurf vonChristian Daniel Rauch. Auf Initiative von Marion Gräfin Dönhoff wurde es nachgegossen und 1992 wiederaufgestellt.

• Nebenbüste in der Denkmalgruppe 29 der ehemaligen Berliner Siegesallee zum zentralen Standbild für KönigFriedrich Wilhelm II.. Bildhauer Adolf Brütt, enthüllt am 22. März 1900. Die Büste ist, allerdings ohne Kopf,erhalten und ruht zusammen mit weiteren Siegesalleefiguren seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau.

Gedenktafel

Immanuel Kant 21

5 DM Münze zum Gedenken an den170.Todestag von Immanuel Kant

Am 12. Februar 1904 – dem 100sten Todestag Kants – wurde amdamaligen Königsberger Schloss eine in Bronze ausgeführteGedenktafel der Öffentlichkeit übergeben (Entwurf: Friedrich Lahrs).Sie enthielt einen zentralen Satz aus dem „Beschluss“ der Kritik derpraktischen Vernunft:

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer undzunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter undanhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Derbestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“

– Immanuel Kant: AA V, 161[47]

Die Original-Tafel ist seit 1945 verschollen. Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt Königsberg im Jahr 1955 wurdein der Patenstadt Duisburg eine Replikation der Kant-Tafel im Brunnenhof des Duisburger Rathauses enthüllt. 1994wurde eine zweisprachige Kant-Tafel in Kaliningrad im nördlichen Auslauf der neuen Brücke über den PregelRichtung Hotel Kaliningrad angebracht. (Siehe auch Kantiana#Kantgedenktafel).Das Zitat fasst die Kants Denken beherrschenden Fragen zusammen: Die Schönheit der Ordnung der empirischerklärbaren Natur und die Achtung vor dem Moralischen Gesetz, in der sich die Freiheit des reinen Willens zeigt.

Literatur

Einführendes• Manfred Geier: Kants Welt. Eine Biografie. Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-498-02491-4.• Stefan Gerlach: Immanuel Kant. UTB-Profile/ A.Francke, Tübingen 2011, ISBN 978-3-7720-8393-8.• Jean Grondin: Kant zur Einführung. 3. Auflage. Junius, Hamburg 2004, ISBN 3-88506-363-8.• Otfried Höffe: Immanuel Kant. 7. Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-45977-1.

Biographien• Steffen Dietzsch: Immanuel Kant. Eine Biographie. Reclam, Leipzig 2004, ISBN 3-379-00806-0.• Manfred Geier: Kants Welt. Eine Biografie. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-61365-4.• Arsenij Gulyga: Immanuel Kant. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 3-518-45568-0.

Immanuel Kant 22

• Karl Knauß: Immanuel Kant. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz,Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 1020–1095.

• Manfred Kühn: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50918-5.• Wolfgang Ritzel: Immanuel Kant. Eine Biographie. Walter de Gruyter, Berlin 1985, ISBN 3-11-010634-5.• Uwe Schultz: Immanuel Kant in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Erweiterte Neuauflage. Rowohlt, Reinbek

2003, ISBN 3-499-50659-9.• Karl Vorländer: Immanuel Kant. Der Mann und das Werk [48]. Meiner, Leipzig 1924. (3. erw. Aufl. Meiner,

Hamburg 1992; Reprint: Fourier, Wiesbaden 2003, ISBN 3-932412-18-4)

Allgemeines• Josef Bohatec: Die Religionsphilosophie Kants in der Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft mit

besonderer Berücksichtigung ihrer theologisch-dogmatischen Quellen. Hamburg 1938. (Reprint: Olms,Hildesheim 1966)

• Ernst Cassirer: Kants Leben und Lehre [49]. Berlin 1921. (Band 8 der Gesammelten Werke.) Meiner, Hamburg2001, ISBN 3-7873-1408-3.

• Julius Ebbinghaus: Gesammelte Aufsätze, Vorträge und Reden. Wiss. Buchges., Darmstadt 1968 (enthält diewichtigsten Aufsätze Ebbinghaus' zu Kants theoretischer und praktischer Philosophie)

• Norbert Fischer (Hrsg.): Kant und der Katholizismus - Stationen einer wechselhaften Geschichte. Herder Verlag,Freiburg 2010, ISBN 978-3-451-28507-3.

• Norbert Fischer, Maximilian Forschner (Hrsg.): Die Gottesfrage in der Philosophie Immanuel Kants. HerderVerlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-451-30135-3.

• Volker Gerhardt: Immanuel Kant. Vernunft und Leben. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-018235-2.• Dietmar Heidemann, Kristina Engelhard (Hrsg.): Warum Kant heute? Systematische Bedeutung und Rezeption

seiner Philosophie in der Gegenwart. de Gruyter, Berlin/ New York 2004, ISBN 3-11-017477-4.• Otfried Höffe (Hrsg.): Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft. Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN

3-05-003576-5.• Otfried Höffe: Königliche Völker. Zu Kants kosmopolitischer Rechts- und Friedenstheorie. Suhrkamp, Frankfurt

am Main 2001, ISBN 3-518-29119-X.• Otfried Höffe: Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie. Beck, München

2003, ISBN 3-406-50919-3.• Dieter Hüning, Burkhard Tuschling (Hrsg.): Recht, Staat und Völkerrecht bei Immanuel Kant. Marburger Tagung

zu Kants „Metaphysischen Anfangsgründen der Rechtslehre“. Duncker & Humblot, Berlin 1998, ISBN3-428-09602-9.

• Karl Jaspers: Kant. Leben, Werke, Wirkung. Piper, München 1975, ISBN 3-492-00424-5.• Wolfgang Kersting: Wohlgeordnete Freiheit. Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie, 3. erw. u. bearb.

Auflage. Mentis-Verlag, Paderborn 2007, ISBN 978-3-89785-587-8.• Darius Koriako: Kants Philosophie der Mathematik. Grundlagen – Voraussetzungen – Probleme. Meiner,

Hamburg 1999, ISBN 3-7873-1429-6.• Günter Lottes, Uwe Steiner (Hrsg.): Immanuel Kant. German Professor and World-Philosopher. Deutscher

Professor und Weltphilosoph. Wehrhahn, Hannover 2007, ISBN 978-3-86525-214-2.• Robert Nehring: Kritik des Common Sense: Gesunder Menschenverstand, reflektierende Urteilskraft und

Gemeinsinn - der Sensus communis bei Kant. Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-13161-7.• Günther Patzig: Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? In: Josef Speck (Hrsg.): Grundprobleme der

großen Philosophen. Philosophie der Neuzeit II. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988, ISBN3-525-03306-0.

• Jürgen Stolzenberg (Hrsg.): Kant in der Gegenwart. de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017529-5.• Dieter Sturma, Karl Ameriks (Hrsg.): Kants Ethik. Mentis Verlag, Paderborn 2004, ISBN 3-89785-308-6.

Immanuel Kant 23

• Werner Thiede (Hrsg.): Glauben aus eigener Vernunft? Kants Religionsphilosophie und die Theologie.Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56703-0.

Kritik• Gottlob Ernst Schulze: Kritik der theoretischen Philosophie, Band 1 [50] und 2 [51], Hamburg 1801 (als

Kommentar zur Kritik der reinen Vernunft angelegt; Kritik vom Standpunkt des britischen Empirismus).• Arthur Schopenhauer: Kritik der Kantischen Philosophie [52]. In: Die Welt als Wille und Vorstellung. (Erster

Band. Anhang)

Opus postumum• Erich Adickes: Kants Opus postumum dargestellt und beurteilt. Reuther & Reichard, Berlin 1920 (Kant-Studien.

Ergänzungshefte ; Nr. 50)• Kurt Hübner: Leib und Erfahrung in Kants Opus postumum. In: Gerold Prauss (Hrsg.): Kant: Zur Deutung seiner

Theorie von Erkennen und Handeln. Köln 1973, S. 192–204.• Dina Emundts: Kants Übergangskonzeption im „Opus postumum“. Zur Rolle des Nachlasswerkes für die

Grundlegung der empirischen Physik. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-018052-9. (Quellen und Studien zurPhilosophie ; Band 62)

Hilfsmittel• Carl Christian Erhard Schmid: Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften. 4. Auflage Jena

1798 (Google) [53]

• Rudolf Eisler: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichemNachlaß [54]. Berlin 1930. (Reprint: Olms, Hildesheim 1984, ISBN 3-487-00744-4)

• Gerd Irrlitz: Kant-Handbuch. Leben und Werk. Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01234-4.• Kant im Kontext. III: Werke, Briefwechsel, Nachlass und Vorlesungen auf CD-ROM. Komplettausgabe 2007 von

Immanuel Kant. InfoSoftWare, ISBN 978-3-932094-29-3. (2. erw. Auflage. 2009)• Rudolf Malter (Hrsg.): Immanuel Kant in Rede und Gespräch. Meiner, Hamburg 1990, ISBN 3-7873-1382-6.

Weblinks• Literatur von und über Immanuel Kant [55] im Katalog der Deutschen NationalbibliothekWerke im Volltext• Bonner Kant-Korpus [56]. Bereitstellung und Pflege von Kants Gesammelten Werken in elektronischer Form auf

Korpora.org, 2008.• Werke von Immanuel Kant [57]. In: Project Gutenberg.• Werke von Immanuel Kant [58]. In: Projekt Gutenberg-DE.• Werke von Immanuel Kant [59]. In: Zeno.org.• Kants Schriften in Zeitschriften der Aufklärung [60]. Faksimiles der Universitätsbibliothek Bielefeld.[61]

Nachschlagewerke• Norbert Hinske:  Immanuel Kant [62]. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11. Duncker & Humblot,

Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 110–125 (Digitalisat [63]).• Carl von Prantl: Immanuel Kant. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot,

Leipzig 1882, S. 81–97.• Paul Guyer: Kant, Immanuel. [64] In: E. Craig (Hrsg.): Routledge Encyclopedia of Philosophy. London 1998.• Michael Rohlf: Immanuel Kant. [65] In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy

Immanuel Kant 24

• Matt McCormick: Immanuel Kant: Metaphysics [66] in der Internet Encyclopedia of Philosophy (englisch,inklusive Literaturangaben); Douglas Burnham: Kant’s Aesthetics [67] in der Internet Encyclopedia of Philosophy(englisch, inklusive Literaturangaben).

Linksammlungen/Archive/Forschungsstellen• Kant-Forschungsstelle [68] der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (geleitet von Heiner F. Klemme)• Immanuel Kant – Information Online [69] der Philipps-Universität Marburg (Marburger Kant-Archiv und

Arbeitsstelle Kant-Ausgabe; begründet von Reinhard Brandt)• Kant on the Web [70] (umfangreiche Linksammlung von Stephen Palmquist, englisch)• Kant-Gesellschaft e.V. [71] (Informationen zu den von der Kant-Gesellschaft herausgegebenen Kant-Studien,

Veranstaltungskalender, Linksammlung)• North American Kant Society [72] (mit umfangreicher Forschungsbibliographie seit 1986, englisch)• Kant’s gesammelte Schriften [73]. Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (geleitet

von Volker Gerhardt)• Digitalisate [74] bei Internet ArchiveSonstiges• Kulturzentrum Ostpreußen [75], Ausstellung zum 200. Todestag vom 14. November 2004 bis 13. Februar 2005• Günter Rank, Mirjam Piniek: Kant für Anfänger. Benutze deinen Verstand! [76] In: BR-alpha, 20. März 2008

(Fünfteilige Fernsehsendung zur Einführung in Kants Philosophie; RealVideo, 5×15 Minuten).• Harald Lesch, Wilhelm Vossenkuhl: Denker des Abendlandes: Immanuel Kant [77]. In: BR-alpha, 2009 (30

Minuten).• International Kant Interview [78]. Fakultät für Philosophie, Lomonossow-Universität, Moskau 2004–2005

(Gegenwartsphilosophen kommentieren Kants Bedeutung).

Einzelnachweise[1] Kants_Vorfahren auf genealogy.net (http:/ / wiki-de. genealogy. net/ Perșnlichkeiten_des_Memellandes#Kants_Vorfahren)[2] Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim: Duden РFamiliennamen: Herkunft und Bedeutung von 20.000 Nachnamen. Bibliographisches Institut &

F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2005, ISBN 3-411-70852-2, S. 365.[3][3] Vgl. Vorländer, 51, und Kühn, 83[4] Ein „Hausberufungsverbot“ war damals noch nicht selbstverständlich, d. h. Habilitation und erste Berufung auf eine Professorenstelle an

ein-und-derselben Universität war damals möglich.[5] Hans Michel Schletterer: Joh. Friedrich Reichardt: Sein Leben und seine Werke. J. A. Schlosser, Augsburg 1865, S. 84.[6] Manfred Kühn: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50918-5, 185f.[7] Karl Vorländer: Immanuel Kant. Der Mann und das Werk. Felix Meiner, Hamburg 1992, S. II 332.[8] Prolegomena zu einer jeden kunftigen Metaph. G. 7—l5. „Ich gestehe frei, die Erinnerung des David Hume war eben dasjenige, was mir vor

vielen Jahren zuerst den dogmatischen Schlummer unterbrach und meinen Untersuchungen im Felde der spekulativen Philosophie eine ganzandere Richtung gab."

[9] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA I, 1–181 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa01/ 001.html).

[10] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA I, 215–368 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa01/ 215.html).

[11] Weitere Frühschriften, beide aus dem Jahr 1754, sind Die Frage, ob die Erde veralte, physikalisch erwogen ( online (http:/ / www. korpora.org/ Kant/ aa01/ 193. html)) und Untersuchung der Frage, ob die Erde in ihrer Umdrehung um die Achse, wodurch sie die Abwechselung desTages und der Nacht hervorbringt, einige Veränderung seit den ersten Zeiten ihres Ursprungs erlitten habe und woraus man sich ihrerversichern könne … ( online (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa01/ 183. html)).

[12] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA I, 369–384 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa01/ 369.html).

[13] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA I, 385–416 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa01/ 385.html).

[14] Präziser: Raum (Physik) bzw. Raum (Philosophie).[15] und zwar in der fest vorgegebenen, jahrzehntelang als selbstverständlich angenommenen Newtonschen Form, die noch nicht durch die

späteren Arbeiten Albert Einsteins falsifiziert worden war.[16] Vgl. Michael Friedman: Kant and the exact sciences Cambridge, MA: Harvard University Press 1992, S. 1–55.

Immanuel Kant 25

[17] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 257– Prolegomena (http:/ / www. korpora. org/ Kant/aa04/ 257. html).

[18] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 18– KrV B xxx (http:/ / www. korpora. org/ Kant/aa03/ 018. html).

[19] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 75– B 75 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa03/075. html).

[20] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 50– B 34 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa03/050. html).

[21] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 14– B xxii (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa03/014. html).

[22] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 93– KrV B 106 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/aa03/ 093. html).

[23] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA V, 170 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa05/ 170.html) / Weischedel 5, 240 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 5) / KdU B IX-X.

[24] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 412 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 412.html).

[25] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 421 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 421.html) / Weischedel 4, 51 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 4) / GMS 51-53..

[26] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 421 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 421.html) / Weischedel 4, 51 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 4) / GMS 51-53..

[27] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 429 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 429.html) / Weischedel 4, 60 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 4) / GMS 66-68.

[28] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 19 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 019.html) / Weischedel 4, 125 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 4) / KpV 35-36..

[29] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 356 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 356.html) / Weischedel 6, 211 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 6) / ZeF 34-37.

[30] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 18 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa03/ 018.html) / KrV B xxx.

[31] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 31 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 031.html) / Weischedel 4, 50 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 4).

[32] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VI, 170 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa06/ 170.html) / Weischedel 4, 842 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 4) / RGV 260-261.

[33] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 42 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 042.html) / Weischedel 6, 61 (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ L/ Kant-W+ Bd. + 6).

[34] Karl Vorländer: Immanuel Kant. Der Mann und das Werk, Hamburg: Felix Meiner, 1992, S. II 378[35] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VII, 199– [[Anthropologie in pragmatischer Hinsicht

(http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa07/ 199. html)]].[36] Vgl. z. B. Monika Firla: Kants Thesen vom “Nationalcharakter” der Afrikaner, seine Quellen und der nicht vorhandene ‘Zeitgeist’. (online)

(http:/ / phaidon. philo. at/ pub/ bscw. cgi/ d19290/ Firla_Kant. rtf) (RTF; 96 kB)[37] Vgl. Franz Wuketits: Kants Schriften zur Anthropologie. In: Aufklärung und Kritik. 2/2003, S. 7ff (online) (http:/ / www. gkpn. de/ wuketit3.

htm)[38] Akademieausgabe, Bände 21 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa21/ ) und 22 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa22/ ); auch als

Faksimiles (http:/ / kant. bbaw. de/ opus-postumum)[39] Martin Hollender: Die Staatsbibliothek zu Berlin erwirbt das Manuskript Opus postumum von Immanuel Kant. In: Mitt.SBB (PK) N.F.

8.1999, S. 312–313. Die verworrene Geschichte der Manuskripte des "Opus postumum" nach Kants Tod ist ausführlich beschrieben in: ErichAdickes: Kants Opus postumum. Reuther & Reichard, Berlin 1920, S. 1–35. Siehe auch: BBAW: Editionsvorhaben (http:/ / kant. bbaw. de/opus-postumum/ das-editionsvorhaben).

[40] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA XXI, 216 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa21/ 216.html).

[41] Kant-Lexikon: Kants Aussagen über den Äther (http:/ / www. textlog. de/ 32229. html)[42] Stefan Schulze: Kants Verteidigung der Metaphysik: eine Untersuchung zur Problemgeschichte des Opus Postumum. Tectum Verlag,

Marburg 1994, ISBN 3-929019-58-2, S. 136. (Marburger wissenschaftliche Beiträge ; Band 7)[43] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA XXI, 218 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa21/ 218.

html).[44] Kant's handschriftlicher Nachlass: 2.Hälfte (Convolut VII bis XIII) S. 754. (http:/ / books. google. ch/ books?id=CbTJsNMasXwC&

pg=PA754& lpg=PA754& dq=�Hauptwerk�,+ sein+ �chef+ d��uvre�& source=web& ots=bwbsv9su_P&sig=o1wOK2JAcmaASDHvnumJX9F4cLI& hl=de& sa=X& oi=book_result& resnum=8& ct=result#PPA754,M1)

[45] Kant's gesammelte Schriften: Der mit der Feder in der Hand denkt (http:/ / pom. bbaw. de/ kant/ )

Immanuel Kant 26

[46] Dina Emundts: Kants Übergangskonzeption im "Opus postumum". zur Rolle des Nachlasswerkes für die Grundlegung der empirischenPhysik. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-018052-9. (Quellen und Studien zur Philosophie ; Band 62)

[47] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA V, 161 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa05/ 161.html).

[48] http:/ / www. textlog. de/ vorlaender-kant. html[49] http:/ / www. archive. org/ details/ kantslebenundleh00cassuoft[50] http:/ / books. google. de/ books?id=sAUHAAAAcAAJ& printsec=frontcover& hl=de#v=onepage& q& f=false[51] http:/ / books. google. de/ books?id=Is8AAAAAcAAJ& printsec=frontcover& hl=de#v=onepage& q& f=false[52] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Schopenhauer,+ Arthur/ Die+ Welt+ als+ Wille+ und+ Vorstellung/ Erster+ Band/ Anhang. +

Kritik+ der+ Kantischen+ Philosophie[53] http:/ / books. google. de/ books?id=3_YGAAAAcAAJ& printsec=frontcover& dq=inauthor:%22Carl+ Christian+ Erhard+ Schmid%22&

hl=de& sa=X& ei=6v4sUdiSOYTk4QTy8oA4& ved=0CEUQ6AEwAw#v=onepage& q& f=false[54] http:/ / www. textlog. de/ kant-lexikon. html[55] https:/ / portal. d-nb. de/ opac. htm?query=Woe%3D118559796& method=simpleSearch[56] http:/ / www. korpora. org/ Kant/[57] http:/ / www. gutenberg. org/ browse/ authors/ k#a1426[58] http:/ / gutenberg. spiegel. de/ autor/ 310[59] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant,+ Immanuel[60] http:/ / www. ub. uni-bielefeld. de/ netacgi/ nph-brs?d=AUFK& s2=KANT-I& l=20& p=1& u=/ diglib/ aufklaerung/ suchmaske. htm&

r=0& f=S& Sect2=THESOFF& Sect3=PLUROFF& Sect4=HITOFF[61] Siehe Sabine Rahmsdorf: Zeitschriften der Aufklärung im Netz – Retrospektive Digitalisierung wissenschaftlicher Rezensionsorgane und

Literaturzeitschriften (http:/ / edoc. hu-berlin. de/ histfor/ 10_I/ PHP/ Langzeitarchivierung_2007-10-I. php#004008). In: Daniel Burckhardt u.a. (Hrsg.): Geschichte im Netz: Praxis, Chancen, Visionen. Beiträge der Tagung .hist 2006. Teilband 1, Berlin 2007, S. 308–321 (HistorischesForum, Bd. 10).

[62] http:/ / bsbndb. bsb. lrz-muenchen. de/ artikelNDB_pnd118559796. html[63] http:/ / daten. digitale-sammlungen. de/ 0001/ bsb00016328/ images/ index. html?seite=126[64] http:/ / www. rep. routledge. com/ article/ DB047[65] http:/ / plato. stanford. edu/ entries/ kant/[66] http:/ / www. iep. utm. edu/ k/ kantmeta. htm[67] http:/ / www. iep. utm. edu/ kantaest/[68] http:/ / www. kant. uni-mainz. de/[69] http:/ / web. uni-marburg. de/ kant/ / webseitn/ homepage. htm[70] http:/ / www. hkbu. edu. hk/ ~ppp/ Kant. html[71] http:/ / www. kant-gesellschaft. de/[72] http:/ / www. sandiego. edu/ naks/[73] http:/ / kant. bbaw. de/[74] http:/ / www. archive. org/ search. php?query=Kant%20AND%20mediatype%3Atexts& page=1[75] http:/ / www. kulturzentrum-ostpreussen. de/ event_details. php?id=114[76] http:/ / www. br. de/ fernsehen/ br-alpha/ sendungen/ kant-fuer-anfaenger/ index. html[77] http:/ / www. br-online. de/ br-alpha/ denker-des-abendlandes-lesch-vossenkuhl-immanuel-kant-ID1221135484146. xml[78] http:/ / www. philos. msu. ru/ community/ staff/ vasiliev/ Kant_Interview/ Kant_Interview. html

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Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels 27

Allgemeine Naturgeschichte und Theorie desHimmels

Titelblatt

Die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels ist ein Werk vonImmanuel Kant, das er 1755 verfasste und anonym veröffentlichte.

Inhalt

Nach Kants Vorstellung ist unser Sonnensystem eine Miniaturausgabe derbeobachtbaren Fixsternsysteme, wie zum Beispiel unser Milchstraßensystem undandere Galaxien. So entstehen und vergehen seiner Meinung nachPlanetensysteme und Sternsysteme periodisch aus einem Urnebel, dabeiverdichten sich die einzelnen Planeten unabhängig. Mit dieser Theorie kommt erden heutigen Vorstellungen über die Kosmogonie näher als sein ZeitgenossePierre-Simon Laplace (1796). Gleichwohl werden beide Theorien oft alsKant-Laplace-Theorie über die Entstehung des Sonnensystems (Kosmogonie)zusammengefasst.

Der englische Astronom Thomas Wright (1711–1786) hatte in seiner Schrift An original theory or new hypothesis ofthe Universe (1750) die Hypothese vertreten, das am Himmel sichtbare Band der Milchstraße stelle eine rotierendeScheibe von Sternen dar, die sich auf Grund des newtonschen Gravitationsgesetzes geformt habe. Kant elaboriertediese Theorie weiter und folgerte, dass eine solche Welteninsel – heute spricht man von Galaxien – aus hinreichendgroßer Entfernung einer kreisförmigen oder je nach Betrachtungswinkel elliptisch geformten Nebelwolke gleichenwürde. Er schließt aus der schon damals bekannten Beobachtung korrekterweise, dass das Universum sehr vieleWelteninseln umfassen und damit unermesslich größer sein müsse, als es der Vorstellungswelt seiner Zeitgenossenentsprach. Durch direkte Messungen konnte dies erst von Edwin Hubble in den 1920er Jahren bewiesen werden. Imdritten Teil der Schrift, Von den Bewohnern der Gestirne, entwickelt Kant eine Theorie des außerirdischen Lebens.

Eine kommentierte Ausgabe des Originaltextes erschien 2009.[1]

Einzelnachweise[1][1] Immanuel Kant, Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Hrsg. von Jürgen Hamel, 4. Aufl., Frankfurt am Main 2009

(Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften; 12

Weblinks• Text nach der Akademieausgabe (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa01/ 215. html)

Kant-Laplace-Theorie 28

Kant-Laplace-Theorie

Immanuel Kant (1724–1804)

Pierre-Simon Laplace (1749–1827)

Kant-Laplace-Theorie werden zwei verwandte, aber unabhängigvoneinander entwickelte kosmologische Hypothesen über dieEntwicklung des Universums und die Entstehung unseresPlanetensystems genannt. Immanuel Kant entwickelte seine Theorie inder „vorkritischen“ Schrift Allgemeine Naturgeschichte und Theoriedes Himmels (1755). Das andere Modell, die Nebularhypothese, wurdevon dem französischen Mathematiker und Astronomen Pierre-SimonLaplace erarbeitet und erschien 1796 im letzten Band seinesfünfbändigen Werkes Exposition du systeme du monde (Darstellungdes Weltsystems). Schon Arthur Schopenhauer fasste beideHypothesen unter dem Namen Kant-Laplace'sche Theorie zusammen.

Die zentrale These der Kant-Laplace-Theorie lautet, dass das heutigeSonnensystem im Laufe eines Prozesses der „Anziehung undAbstoßung“ entstanden ist. Kant erklärte:

„Ich habe, nachdem ich die Welt in das einfachste Chaosversetzt, keine andere Kräfte als Anziehungs- undZurückstoßungskraft zur Entwicklung der großen Ordnung derNatur angewandt, zwei Kräfte, welche beide gleich gewiss,gleich einfach und gleich ursprünglich und allgemein sind.“(Lit.: Kant, 1755)

Kant geht in seiner Theorie von einem Grundzustand aus, in dem dieMaterie im Universum verstreut war und sich dann durch Anziehungund Abstoßung in das heutige Gleichgewichtsverhältnis bewegte.Laplace ging von der Ausdehnung einer bereits vorhandenen erhitztenSonne aus, von der sich schließlich Gasnebel abgelöst und wiederumzu Planeten verdichtet hätten.

Der Kant-Laplace-Theorie wird eine hohe philosophie- undwissenschaftshistorische Bedeutung zugesprochen, da in ihr dieEntstehung des Planetensystems ohne Zuhilfenahme einerübernatürlichen Ordnungskraft zu erklären versucht wurde. Noch IsaacNewton hatte eine solche Erklärung für unmöglich gehalten und somitGott als unverzichtbaren Teil jeder Kosmogonie angenommen. Kant und Laplace können daher als wichtigeVordenker heutiger Theorien zur Kosmogonie gelten.

Kant-Laplace-Theorie 29

Literatur• Immanuel Kant: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Deutsch, Frankfurt/M. 2005, ISBN

3-8171-3415-0• Pierre S. Laplace: Celestial mechanics. Chelsea Publications, Bronx, N.Y. 1976, ISBN 0-8284-0214-0 (5 Bde.)• „Darstellung des Weltsystems Band 1, Bücher 1-3: Von der scheinbaren Bewegung der Himmelskörper / Von der

wahren Bewegung der Himmelskörper / Von den Gesetzen der Bewegung“, übersetzt von Manfred Jacobi, FranzKerschbaum, Reihe Ostwalds Klassiker, Bd. 301, Harri Deutsch, 2008, ISBN 978-3-8171-3301-7

• „Darstellung des Weltsystems Band 2, Bücher 4-5: Von der Theorie der allgemeinen Schwere / Abriss derGeschichte der Astronomie “, übersetzt von Manfred Jacobi, Franz Kerschbaum, Reihe Ostwalds Klassiker, Bd.302, Harri Deutsch, 2008, ISBN 978-3-8171-3302-4

• Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Schwabe Verlag, Basel 1998, ISBN3-7965-0115-X (12 Bde.)

Kritik der reinen Vernunft

Titelblatt des Erstdruckes

Die Kritik der reinen Vernunft (KrV; im Original Critik derreinen Vernunft) ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk desPhilosophen Immanuel Kant, in dem er den Grundriss für seineTranszendentalphilosophie liefert. Die KrV wird als eines dereinflussreichsten Werke in der Philosophiegeschichte betrachtetund kennzeichnet einen Wendepunkt und den Beginn dermodernen Philosophie. Kant schrieb die KrV als erste seiner drei„Kritiken“, es folgten die Kritik der praktischen Vernunft und dieKritik der Urteilskraft. An die KrV schließen zudem dieProlegomena von 1783 an.

Die Kritik der reinen Vernunft erschien in deutscher Sprache inerster Auflage (A) im Jahr 1781 bei Johann Friedrich Hartknoch.Eine zweite Auflage (B), in Abschnitten wesentlich verändert und erweitert, kam 1787 heraus. In den 1790er Jahrenerschienen weitere Fassungen, die sich aber nur unwesentlich von der zweiten Auflage unterschieden.

Dem Artikel wird vorwiegend die zweite Auflage zugrunde gelegt.[1]

EntstehungsgeschichteDie Kritik der reinen Vernunft stellt einen grundlegenden Wendepunkt in der Philosophie Immanuel Kants dar. In seinen frühen Jahren war er, geprägt durch seine Lehrer an der Universität, insbesondere durch Martin Knutzen, Rationalist. In dieser Zeit beschäftigte er sich stark mit naturwissenschaftlichen Fragen und mit der Physik und Naturphilosophie von Isaac Newton.[2] Sein frühes Hauptwerk ist die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, in der er eine auch von Astronomen anerkannte Theorie über die Entstehung des Planetensystems und des Kosmos entwickelte, die über hundert Jahre als die Kant-Laplace-Theorie Aktualität hatte. Je mehr sich Kant auch mit metaphysischen Themen befasste, umso mehr sind wachsende Zweifel an der Position des Rationalismus erkennbar. Sein Interesse galt weniger der Entwicklung eines Systems, sondern vor allem der Aufklärung, weshalb man in „der Metaphysik durchaus analytisch verfahren müsse, denn ihr Geschäfte ist in der That, verworrene Erkenntnisse aufzulösen.“ (Immanuel Kant: AA II, 289–[3][4]] / (Akademie-Ausgabe Band 2 Seite 289).</ref>) Während Kant bis zu seiner Dissertation für die Professur (Von der Form der Sinnen- und Verstandeswelt und ihren Gründen, 1770, original in Latein) regelmäßig eine große Anzahl von Schriften veröffentlicht hatte, unterbrach er bis

Kritik der reinen Vernunft 30

auf wenige Ausnahmen seine schriftstellerische Tätigkeit für einen Zeitraum von zehn Jahren.Zunächst wollte Kant nur seine Dissertation für eine Veröffentlichung überarbeiten. In seinen Briefen dieser Zeitäußerte er mehrfach die Ansicht, dass sein Werk bald fertig gestellt sein werde. Doch je tiefer er sich mit denerkenntnistheoretischen Fragen befasste, umso mehr musste er seine vorhergehenden Positionen überarbeiten undumso mehr verzögerte sich die Veröffentlichung. Anlass hierfür war wohl die skeptische Position Humes, dessenLektüre „mir ... zuerst den dogmatischen Schlummer unterbrach und meinen Untersuchungen im Felde derspeculativen Philosophie eine ganz andere Richtung gab.“ (Immanuel Kant: AA IV, 260[5])Am Ende dieser Neuorientierung konnte Kant das Buch „innerhalb etwa 4 bis 5 Monaten, gleichsam im Fluge“niederschreiben.[6] Doch nach seiner Veröffentlichung im Jahre 1781 war die Reaktion auf das Buch zunächst sehrverhalten. Moses Mendelssohn bezeichnete es als „Nervensaft verzehrendes Werk“. Allgemein wurde die Schrift alsdunkel und unverständlich eingestuft. Kant, der sehr enttäuscht war, schrieb darauf die Prolegomena zu einer jedenkünftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (1783), in der er seine neue philosophischePosition statt nach „synthetischer Lehrart“ in „analytischer Methode“ darstellte. Allmählich nahm die Rezeption zuund mit Erscheinen der zweiten, stark überarbeiteten Auflage der Kritik der reinen Vernunft im Jahre 1787 wurdeKant zum führenden und meistdiskutierten Philosophen seiner Zeit, der auch bald im Ausland Aufmerksamkeiterzielte.Das Werk wurde 1827 von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.

Unterfangen der KritikKant hielt seine Vorlesungen zur Metaphysik nach dem Lehrbuch von Alexander Gottlieb Baumgarten [7], einemVertreter der rationalistischen Schule von Christian Wolff. Zurückgehend auf René Descartes, Baruch de Spinozaund im deutschen Sprachraum vor allem Leibniz vertrat der Rationalismus die Auffassung, dass alle ErkenntnisVernunfterkenntnis ist. Sinnliche Erfahrung hingegen ist dunkel und täuschungsanfällig; erst durch die Vernunft, dieerkennt, was Wirklichkeit und Wahrheit ist, wird die sinnliche Erfahrung geordnet und erhellt.Die Grundthese des Empirismus, wie sie in der Tradition von Francis Bacon und Thomas Hobbes vor allem vonJohn Locke vertreten wurde, besagt hingegen, dass alle Erkenntnis auf der kausal verursachten Erfahrung der Weltdurch die Sinne und deren Reflexion im Verstand beruht. Der Inhalt des Denkens ist durch die Wahrnehmungbestimmt, alle Ideen und Begriffe beruhen auf Erfahrung. Die Wahrheit von Ideenverknüpfungen entscheidet sichaber wiederum allein in den beobachtbaren Tatsachen.Kant suchte diesen unversöhnlich erscheinenden Konflikt zu lösen, indem er beide Grundpositionen einer Kritikunterzog: Dem Rationalismus hielt er entgegen, dass die Sinne ebenfalls Erkenntnisquelle seien. Sie liefern in derAlltagserkenntnis das Material für den Verstand, ohne das eine Erkenntnis überhaupt nicht möglich wäre. Gegen denEmpirismus brachte er vor, dass nicht alle Vorstellungen aus der Erfahrung stammen können. Dabei teilte er denBefund von David Hume, dass vor allem notwendige und allgemeine Verknüpfungen von Vorstellungen, wie sie inNaturgesetzen vorliegen, sich so nicht in den Beobachtungen der Sinne finden lassen. Er akzeptiert jedoch nichtHumes skeptische Konsequenz, die Notwendigkeit für eine illusorische Überhöhung bloßer Gewohnheit zu halten.Kant erschien es vielmehr notwendig, dass Erkenntnis erst entsteht, wenn Sinnesdaten im menschlichen Verstand,der Vorstellungen a priori enthält, verarbeitet werden. Erst die Einheit aus Sinnen und Verstand führe zu Erkenntnis,die Notwendigkeit ergibt sich aus einem reinen, erfahrungsunabhängigen „Verstandesbegriff“. Diese Grundeinsichthat Kant plakativ formuliert:

„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“– Immanuel Kant: AA III, 75[8]

Dabei ist es nach Kant zuerst der Verstand, der die Erscheinungen für sich auf der Basis der Empfindungen formt und konstruiert. Dazu wählt er die für seine Handlungs- oder Denkschemata geeigneten oder notwendigen Sinneseindrücke aus. Ohne Tätigkeit des Verstandes wären alle sinnlichen Empfindungen bloße unstrukturierte

Kritik der reinen Vernunft 31

„Data“. Bezogen auf den Verstand formuliert Kant: „alle seine Vorstellungen und Begriffe sind bloss seineGeschöpfe, der Mensch denkt mit seinem Verstand ursprünglich, und er schafft sich also seine Welt.“ (ImmanuelKant: AA VII, 71[9]))So ist auch die Organisation und der Zusammenhang, wie die Natur dem Menschen erscheint, nicht von dieservorgegeben, sondern davon abhängig, wie sie durch den Erkenntnisapparat verarbeitet wird:

„Die Ordnung und Regelmäßigkeit an den Erscheinungen, die wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, undwürden sie auch nicht darin finden können, hätten wir sie nicht, oder die Natur unseres Gemüts ursprünglichhineingelegt.“– Immanuel Kant: AA IV, 92[10]

Kants KrV liefert nicht nur eine neue Erkenntnistheorie, sondern klärt auch das Verhältnis des Erkenntnisvermögenszur Logik, Mathematik, zu den Naturwissenschaften sowie zur Metaphysik und Ontologie. Als Methodenlehre ist siezugleich Ausgangspunkt des Kritizismus. Sie ist eine „Propädeutik, welche das Vermögen der Vernunft in Ansehungaller reinen Erkenntnisse a priori untersucht [...].“ (B 869) Die Ergebnisse aus der KrV wurden zur Grundlage vonKants Ethik, in der Ästhetik, aber auch in der Geschichts- und Religionsphilosophie.

Inhalt

Bedeutung des Titels Kritik der reinen Vernunft

• Kritik ist nicht als Beanstandung, Tadel oder Herabwürdigung zu verstehen, sondern im ursprünglichen Sinn desgriechischen Wortes κρίνω krino, Infinitiv krinein „scheiden, unterscheiden, beurteilen“ als Analyse undÜberprüfung im weitesten Sinne. Die KrV trennt dabei die Beiträge der reinen Vernunft zur Erkenntnis von derSpekulation, deren Wahrheitsgehalt nicht feststellbar ist.

• Der Genitiv (der) kann sowohl als genitivus objectivus wie als genitivus subjectivus gelesen werden, also als eineKritik an der Vernunft und durch die Vernunft. Als oberstes Erkenntnisvermögen kann sich die Vernunft selbstzum Gegenstand einer Selbstkritik machen. Kant spricht vom „Gerichtshof der Vernunft“ (B779), vor dem dieVernunft Kläger, Angeklagter und Richter zugleich ist.

• Die reine Vernunft umfasst nach Kant die Fähigkeit des menschlichen Denkens, Erkenntnisse ohne Rückgriff aufvorhergegangene sinnliche Erfahrung zu erlangen. Rein ist das Erkenntnisvermögen, wenn es keine bestimmteErfahrung voraussetzt, sondern nur mit Vorstellungen arbeitet, die das Subjekt in sich selbst vorfindet odererzeugt. Diese Erkenntnisse sind a priori, da ihre Wahrheit ohne Überprüfung in der Erfahrung feststellbar ist.

• Der Erkenntnisapparat des Subjektes im Sinne der Kritik der reinen Vernunft umfasst• die Sinnlichkeit als das Vermögen der Anschauung,• den Verstand als das Vermögen, Anschauungen unter (einfache) Begriffe zu bringen, sowie•• die Vernunft im Allgemeinen als das Vermögen, die Verstandeserkenntnis zu ordnen, als das Vermögen nach

Prinzipien zu denken.Damit bedeutet der Buchtitel: Überprüfung der Möglichkeiten der Erkenntnisfindung ohne Verwendung derErfahrung und Beschränkung der Erkenntnis auf das ihr Zugängliche. Oder wie Kant es ausdrückt: „Was sind dieBedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis?“

Kritik der reinen Vernunft 32

Aufbau der Kritik der reinen Vernunft

Gliederung der Kritik der reinen Vernunft

Nach einer Vorrede, die Kant in derzweiten Auflage völlig neu fasste,erfolgt eine Einleitung (B 1–30), in derwesentliche Grundbegriffe geklärtwerden. Das Hauptwerk gliedert sichin zwei Teile, die Elementarlehre unddie deutlich kürzere Methodenlehre.Die transzendentale Elementarlehreenthält die Auseinandersetzung mitden Bedingungen der Möglichkeit vonErkenntnis. Entsprechend den zweiStämmen der menschlichen Erkenntnisist sie zweigeteilt. Der erste Teil, dietranszendentale Ästhetik (B 33ff), isteine Theorie der sinnlichenWahrnehmung. Der zweite Teil, dietranszendentale Logik (B 74ff), befasstsich mit den Verstandesleistungen, die der Mensch zur Erkenntnis benötigt und über die er verfügt. Dietranszendentale Logik ist ihrerseits wiederum zweigeteilt. Die transzendentale Analytik (B89ff) ist eine Theorie desDenkens, in der Kant die Kategorien, Schemata und Grundsätze herausarbeitete, die für das menschlicheUrteilsvermögen grundlegend sind. Am Ende des Abschnitts diskutierte er die Grenzen der menschlichen Vernunft.Den Gegenpol bildet die transzendentale Dialektik (B 349ff), in der Kant aufzeigte, wie die nach Erklärung desUnbedingten strebende Vernunft in einen dialektischen Schein gerät, indem sie vermutete Prinzipien zu epistemischunzugänglichen Objekten verdinglicht. Auch wenn die Vernunft nach immer weiterer Erkenntnis strebt, sind dieFragen nach der Unsterblichkeit, nach Gott und nach der Freiheit mit den Mitteln der Vernunft nicht zu beantworten.Diese Begriffe sind transzendentale Ideen ohne jede empirische Anschauung. Jeder Versuch, Erkenntnisse über siezu gewinnen, endet notwendig im transzendentalen Schein. Da aber auch niemand zeigen kann, dass es sie nicht gibt,ist der Mensch berechtigt, sie als regulative Ideen aufzufassen und zum Leitprinzip seines praktischen Lebens zumachen. Die transzendentale Methodenlehre (B 733-884) befasst sich mit Fragen, wie mit den Erkenntnissen derElementarlehre umzugehen ist. Auf welche Weise ist der Kritizismus in der Philosophie einzusetzen und welcheBedeutung haben die regulativen Ideen für das praktische Leben?

Übersicht zur Gliederung der „Kritik der reinen Vernunft“ Über die folgenden Verweise gelangen Sie zu vertiefenden Artikeln über dieeinzelnen Abschnitte.

Kritik der reinen Vernunft 33

Gliederung der Kritik der reinen Vernunft (B)

Zueignung

Vorrede zur 2. Auflage

Einleitung I. Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntniß

II. Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohnesolche

III. Die Philosophie bedarf einer Wissenschaft, welche die Möglichkeit, die Principien und den Umfangaller Erkenntnisse a priori bestimme

IV. Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urtheile

V. In allen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind synthetische Urtheile a priori als Principienenthalten

VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft

VII. Idee und Eintheilung einer besonderen Wissenschaft unter dem Namen einer Kritik der reinen Vernunft

Kritik der reinen Vernunft 34

I. TransscendentaleElementarlehre

Erster Theil. DietransscendentaleÄsthetik

1. Abschnitt: Vom Raum

2. Abschnitt: Von der Zeit

Allgemeine Anmerkungen zur transscendentalen Ästhetik

Beschluß der transscendentalen Ästhetik

Zweiter Theil. DietransscendentaleLogik

Einleitung. Idee einer transscendentalen Logik

Erste Abtheilung. DietransscendentaleAnalytik

Erstes Buch. DieAnalytik der Begriffe

1. Hauptstück. Von demLeitfaden der Entdeckung allerreinen Verstandesbegriffe

2. Hauptstück. Von derDeduction der reinenVerstandesbegriffe

Zweites Buch. DieAnalytik der Grundsätze

Einleitung. Von dertransscendentalen Urtheilskraftüberhaupt

1. Hauptstück. Von demSchematismus der reinenVerstandesbegriffe

2. Hauptstück. System allerGrundsätze des reinenVerstandes

3. Hauptstück. Von dem Grundeder Unterscheidung allerGegenstände überhaupt inPhaenomena und Noumena

Anhang. Von der Amphibolieder Reflexionsbegriffe

Zweite Abtheilung.Die transscendentaleDialektik

Einleitung I. Vom transscendentalen Schein

II. Von der reinen Vernunft alsdem Sitze des transscendentalenScheins

Erstes Buch. Von den Begriffen der reinen Vernunft

Zweites Buch. Von dendialektischen Schlüssender reinen Vernunft

1. Hauptstück. Von denParalogismen der reinenVernunft

Allgemeine Anmerkung, denÜbergang von der rationalenPsychologie zur Kosmologiebetreffend

2. Hauptstück. Die Antinomieder reinen Vernunft

3. Hauptstück. Das Ideal derreinen Vernunft

Anhang zurtransscendentalenDialektik

Von dem regulativen Gebrauchder Ideen der reinen Vernunft

Von der Endabsicht dernatürlichen Dialektik dermenschlichen Vernunft

Kritik der reinen Vernunft 35

II.TransscendentaleMethodenlehre

Einleitung

Erstes Hauptstück. Die Disciplin der reinen Vernunft

Zweites Hauptstück. Der Kanon der reinen Vernunft

Drittes Hauptstück. Die Architektonik der reinen Vernunft

Viertes Hauptstück. Die Geschichte der reinen Vernunft

Aufgabe der TranszendentalphilosophieKant hat zu beiden Auflagen der KrV jeweils eine ausführliche Vorrede geschrieben, in denen er die Aufgabe seinesneuen philosophischen Konzeptes erläuterte.

Vorrede zur 1. Auflage

Gleich im ersten Satz der Vorrede beschrieb Kant seine philosophische Problemstellung:„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durchFragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbstaufgegeben, die sie aber nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichenVernunft.“ (A VII)

In dem naturgegebenen Bemühen, seine Wirklichkeit immer besser zu erklären, muss der Mensch sich auch mitFragen befassen, die sein Erkenntnisvermögen übersteigen. Aufgabe der Philosophie ist es, zu zeigen wo die Grenzeder Erkennbarkeit liegt. Dabei entsteht eine Vielzahl von Meinungen, die sich im Konflikt gegenüberstehen und denBlick auf die Wirklichkeit sogar verdunkeln können. „Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten heißt nunMetaphysik.“ (A VIII)Der Kampf findet für Kant zwischen Dogmatismus (Rationalismus vs. Empirismus) und Skeptizismus statt. Zwar hatdie psychologische Analyse des Verstandes von Locke (Empirist) einen Weg eröffnet, doch ist die Diskussiondarüber hinweggegangen. Stattdessen haben die Aporien im Streit der metaphysischen Positionen zu einerGleichgültigkeit gegenüber der Metaphysik geführt (Vgl. A X). Kant bezeichnete die KrV nun als einen Gerichtshof,vor dem die Vernunft sowohl Kläger als auch Angeklagter, vor allem aber auch Richter sein soll. Diese juristischeMetapher spielt in der Entwicklung der Argumente im Verlaufe der KrV immer wieder eine wesentliche Rolle.Kant behauptete stolz, dass er den Schlüssel zur Lösung metaphysischer Fragen gefunden habe. Er war sichallerdings bewusst, dass die KrV ein schwieriger Text war und wies schon in der Vorrede darauf hin, dass an einigenStellen, insbesondere der Deduktion der Verstandesbegriffe (siehe transzendentale Analytik), Missverständnisseentstehen könnten. Er betonte, dass es ihm nicht um Ästhetik, sondern um diskursive (begriffliche) Deutlichkeitgegangen sei.

Vorrede zur 2. Auflage

War die Vorrede zur ersten Auflage noch die stolze Präsentation des gelungenen Ergebnisses von 10 Jahren Arbeit,so ist die neue Vorrede der zweiten Auflage vielmehr darauf ausgerichtet, den Leser auf das Werk einzustimmen undauch einigen Kritiken, die mittlerweile bekannt waren, zu begegnen. Entsprechend ging Kant wesentlich breiter aufdie Inhalte und Ideen der KrV ein.Ziel der Metaphysik ist es, „den sicheren Gang einer Wissenschaft“ (B VII) zu finden. Solange Erkenntnistheorie („die Bearbeitung der Erkenntnisse, die zum Vernunftgeschäfte gehören“ (B VII)) noch nicht zu eindeutigen Lösungen kommt, über die Konsens besteht, ist sie „bloßes Herumtappen“ und keine Wissenschaft. Die Logik hingegen scheint seit Aristoteles in einem fertigen Zustand zu sein. (Kant konnte nichts von den Erweiterungen der formalen Logik wissen, die sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelte, obgleich die KrV zu diesen Entwicklungen wesentlich beitrug[11]). Auch die Mathematik und seit Beginn der Neuzeit die Physik, vor allem durch Newton, haben nach Kant den Stand einer strengen Wissenschaft erreicht. Geschehen ist dies durch einen Wandel der

Kritik der reinen Vernunft 36

Denkungsart.Vor allem Kants Auffassung, dass mathematische Urteile (und manche Urteile der Physik) als synthetisch a priorigelten, sticht hervor. So entstehen Gesetze der Geometrie wie der Satz des Thales nicht dadurch, dass sie gefundenoder logisch deduziert werden, sondern dadurch, dass sie in einer reinen Anschauung konstruiert werden.Die „Revolution der Denkart“, die in der KrV für die Philosophie vollzogen wird, war durch die veränderteVorgehensweise der Naturwissenschaftler in der Neuzeit angeregt:

„Sie begriffen, dass die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurf hervorbringt, dass sie mitPrinzipien ihrer Urteile nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nötigen müsse, auf ihre Fragenzu antworten, nicht aber sich von ihr allein gleichsam am Leitbande gängeln lassen müsse; denn sonst hängenzufällige, nach keinem vorher entworfenen Plane gemachte Beobachtungen gar nicht in einem notwendigenGesetze zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf.“ (B XIII)

Der Mensch geht mit seinem Erkenntniswerkzeug an die Gegenstände heran und zwingt sie, in Experimenten aufseine Fragen zu antworten. Die Forderung der Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis, die Kant damit erhob, wurde inder Folge insbesondere im Positivismus stark gemacht. Solche systematische Anforderungen an Erkenntnis gab es inder Metaphysik bis dahin nicht.

„Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche,über sie etwas a priori auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unter dieserVoraussetzung zu nichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damitbesser fortkommen, dass wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten,welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeit einer Erkenntnis derselben a priori zusammenstimmt,die über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas feststellen soll.“ (B XVI)

Analog zur Veränderung der Denkrichtung bei Kopernikus (Kant sprach selber nie von einer „KopernikanischenWende“, sondern benutzte nur die Analogie zur Verdeutlichung) soll man davon ausgehen, dass sich dieAnschauungen nicht nach den Gegenständen richten, sondern dass die Gegenstände, wie sie erscheinen, sich nachder Beschaffenheit des Anschauungsvermögens richten. Erkenntnis basiert sowohl auf Anschauung (Sinnlichkeit) alsauch auf Verstand. Das natürliche Bewusstsein vermittelt den Eindruck, dass sich die Sonne um die Erde dreht.Noch heute spricht man vom Sonnenaufgang. Erst mit Hilfe des Verstandes kommt man zu einer anderenErkenntnis, die einem erkenntnistheoretischen Realismus widerspricht. Die Revolution der Denkart löst denWissenschaftler aus überkommenen Denkmodellen. Metaphysik kann sich nun zum einen auf Erkenntnis ausErfahrungen richten. Die dabei zugrunde liegenden Begriffe entstammen a priori aus dem Verstand. Für dieNotwendigkeit und Allgemeinheit dieser Begriffe ist die Erfahrung ein „herrlicher Probierstein“ (B XVIII). Zumanderen aber geht die Vernunft in ihren Erkenntnisbestrebungen über die Erfahrung hinaus.

„Denn das, was uns notwendig über die Grenze der Erfahrung und aller Erscheinungen hinaus zu gehen treibt,ist das Unbedingte, welches die Vernunft in den Dingen an sich selbst notwendig und mit allem Recht zuallem Bedingten, und daher die Reihe der Bedingungen als vollendet verlangt.“ (BXX)

Bezieht man nun das Unbedingte auf Erfahrungen, entsteht ein Widerspruch, wenn man meint, die Dinge an sichunmittelbar erkennen zu können. Das Unbedingte ist mit den Mitteln der Erfahrung nicht fassbar. Nimmt manstattdessen an, dass die Welt nur als Erscheinung entsprechend der Art und Weise des menschlichenErkenntnisvermögens erkennbar ist, so fällt der Widerspruch weg.

„In jenem Versuch, das bisherige Verfahren der Metaphysik umzuändern und dadurch, dass wir nach demBeispiel der Geometer und Naturforscher eine gänzliche Revolution mit derselben vornehmen, besteht nun dasGeschäft der Kritik der reinen spekulativen Vernunft. Sie ist ein Traktat von der Methode, nicht ein Systemder Wissenschaft selbst: aber sie verzeichnet gleichwohl den ganzen Umriss derselben, sowohl in Ansehungihrer Grenzen, als auch den ganzen Gliederbau derselben.“ (B XXII)

Kritik der reinen Vernunft 37

Dass die reine Vernunft neben der Anschauung konstitutiv für die Erkenntnis sei, ist eine Hypothese, die esnachzuweisen gilt. Die KrV behandelt die Methode hierzu. Im Vergleich zu spekulativen Methoden ist der Anspruchgering, denn es wird dabei nicht über die Erfahrung hinausgegangen. Der Nutzen der kritischen Philosophie liegtalso nur in einer negativen Bestimmung dessen, was jenseits der Erfahrung liegt.

„Dass Raum und Zeit nur Formen der sinnlichen Anschauung, also nur Bedingungen der Existenz der Dingeals Erscheinungen sind, dass wir ferner keine Verstandesbegriffe, mithin auch gar keine Elemente zurErkenntnis der Dinge haben, als so fern // diesen Begriffen korrespondierende Anschauung gegeben werdenkann, folglich wir von keinem Gegenstand als Ding an sich selbst, sondern nur so fern es Objekt der sinnlichenAnschauung ist, d.i. als Erscheinung, Erkenntnis haben können, wird im analytischen Teil der Kritik bewiesen;woraus dann freilich die Einschränkung aller nur möglichen spekulativen Erkenntnis der Vernunft aufGegenstände der Erfahrung folgt.“ (B XXV/B XXVI)

Zu diesem eher destruktiven Aspekt der kritischen Methode fügte Kant auch einen positiven Nutzen hinzu. Indemdie KrV die Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit anzeigt, schafft sie ein klares Fundament für dieAuseinandersetzung mit den metaphysischen Themen Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Wenn man den Menschenals reines Naturwesen, als reines Objekt, betrachten würde, so wäre er an die Gesetze der Natur und damit an dieKausalität gebunden. Durch die Unterscheidung von Erscheinung und Ding an sich bleibt aber ein Bereich imDenken bewahrt, der Bereich der reinen Verstandesbegriffe, der zum Beispiel die Idee der Freiheit und damit Moralerst ermöglicht.

„So aber, da ich zur Moral nichts weiter brauche, als dass Freiheit sich nur nicht selbst widerspreche, und sichalso doch wenigstens denken lasse, ohne nötig zu haben, sie weiter einzusehen, dass sie also demNaturmechanism eben derselben Handlung (in anderer Beziehung genommen) gar kein Hindernis in den Weglege: so behauptet die Lehre der Sittlichkeit ihren Platz, […]“ (B XXIX)

Für Kant war es gerade deshalb möglich, Gott, Freiheit und Unsterblichkeit der Seele zu denken, weil dietheoretische Vernunft nicht das Wesen der Wirklichkeit (die Dinge an sich) unmittelbar erfassen kann. Indem diekritische Analyse den „Dogmatism der Metaphysik“ zurückweist, ergibt sich Raum für eine systematischeMetaphysik.

„Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen, […]“ (B XXX).Indem das Unvernünftige bei Seite geräumt wird, erhält der Glauben seinen Platz. Zugleich wird begründet, warumein solcher Glauben seine Berechtigung hat. Die Kritik ist also kein Angriff auf die Philosophie als solche, sondernsie wendet sich gegen Irrtümer der bisherigen Schulen und ihrer „arroganten Ansprüche“ (B XXXIV). Sie wendetsich gegen „Philodoxie“, jede Liebe zum bloßen Meinen. (B XXXVII)Kant betonte am Ende der Vorrede, dass alle Veränderungen gegenüber der ersten Auflage bloß den Zweck hatten,Dunkelheiten zu beseitigen, und inhaltlich an den Aussagen der ersten Auflage keinen Veränderungen vorgenommenwurden.

Einleitung

Reine Erkenntnis

Gegen Rationalisten und Idealisten betont er, dass der Stoff der Wahrnehmung (zeitlicher) Ausgangspunkt vonErkenntnissen ist. Allerdings muss der „rohe Stoff sinnlicher Eindrücke“ erst verarbeitet werden. Wie dies geschieht,ist zu untersuchen. Dabei ist auch Thema, ob es von der Erfahrung unabhängige Erkenntnis gibt. Eine solcheErkenntnis heißt a priori. Ein Beispiel ist der Satz: „jede Veränderung hat ihre Ursache“. (B 2) Kant geht allerdingsnoch einen Schritt weiter. Über Veränderung kann man nur reden, wenn man zumindest zuvor Erfahrungen gemachthat. Dem Satz ist nach Kant also Empirisches „beigemischt“. Kant sucht hingegen, ob es „schlechterdings von allerErfahrung unabhängige“ Erkenntnis gibt. Eine solche Erkenntnis nennt Kant „reine Erkenntnis a priori“.

Kritik der reinen Vernunft 38

Erkenntnisse a priori

Kriterium für Sätze a priori sind ihre Notwendigkeit und ihre strenge Allgemeinheit. Empirische Allgemeinheit isthingegen a posteriori und hängt von Wahrnehmung ab – zum Beispiel: alle Körper sind schwer – und kann sichaufgrund künftiger Wahrnehmung möglicherweise verändern, da sie auf Induktion beruht. Sätze a priori waren fürKant zum Beispiel Sätze der Mathematik. Kant grenzte sich gegen Hume ab, der Kausalität allein als ein ausGewohnheit abgeleitetes Prinzip ansah. A priori gilt nach Kant der Satz: alle Körper sind ausgedehnt, weil man einenKörper ohne Ausdehnung nicht denken kann, während alle anderen Merkmale wie Größe, Form oder Farbeweggedacht werden können, ohne dass man den Begriff inhaltlich einschränkt.

Wissenschaft a priori

„Die unvermeidlichen Aufgaben der reinen Vernunft selbst sind Gott, Freiheit und Unsterblichkeit.“ (B 7). DieseThemen liegen jenseits aller Erfahrung. Eine Metaphysik als Wissenschaft ist daher nur möglich und sinnvoll, wennman überhaupt synthetische Aussagen a priori machen kann. In der Mathematik ist dies nach Auffassung von Kantder Fall. Diese Einsicht führt zu der Hoffnung, dass analog auch synthetische Erkenntnisse a priori zur Metaphysikzu finden sind.

Analytische und synthetische Urteile

Analytische Urteile sind Aussagen, in denen das Prädikat eines Satzes implizit im Subjekt enthalten ist (B 10). DerSatz „Ein ungelehrter Mensch ist nicht gelehrt“ (vgl. B 192) ist analytisch. Es entsteht keine neue Erkenntnis,sondern im Begriff des Subjektes ist das Prädikat bereits enthalten. Kant nannte solche Urteile auchErläuterungsurteile. Bei synthetischen Urteilen wird einem Begriff ein Prädikat hinzugefügt, welches in diesem nochnicht enthalten war. Sie sind Erweiterungsurteile. Urteile, die aus der Erfahrung stammen, also a posteriori sind, sindimmer synthetische Urteile (B 11). „Alle Körper sind ausgedehnt“ ist eine analytische Aussage, denn es gehört zumBegriff des Körpers, dass dieser ausgedehnt ist. Der Begriff „Körper“ bezeichnet also notwendig eine Form desGegenstandes. „Alle Körper sind schwer“ ist hingegen eine synthetische Aussage, denn man muss einen Körper erstanheben, um festzustellen, dass er ein Gewicht hat. In diesem Urteile also kommt keine Eigenschaft der Form,sondern dem Sachgehalte des Körpers nach zum Ausdruck, welche niemals a priori sein kann. Da alle Urteile aposteriori synthetisch sind, so ist es auch dieses.

Urteilsarten

a priori a posteriori

analytisch tautologisch(Logik)

--(logisch nicht möglich)

synthetisch allgemein &notwendig

(z. B. Mathematik undreine Physik)

empirisch(Erfahrung)

Synthetische Urteile a priori

Nach der Unterscheidung analytischer Urteile a priori und synthetischer Urteile a posteriori stellte Kant die Frage,wie denn auch synthetische Urteile a priori möglich sind. Ob synthetische Urteile a priori möglich sind, ist nach Kantgleichlautend mit der Frage, ob die Mathematik möglich sei. Die Mathematik ist jedoch eine Tatsache, so dass nichtgefragt werden muss, ob, sondern, wie synthetische Urteile a priori möglich sind. Hat man die Möglichkeitsynthetischer Urteile a priori aufgezeigt, so wird auch eine Metaphysik möglich sein, die insgesamt synthetischeUrteile a priori enthält.

Kritik der reinen Vernunft 39

Kant hat als Beispiel die Mathematik grundsätzlich als synthetisch a priori eingestuft (B 14). Er war also derAuffassung, dass neben der Logik (dem Satz vom Widerspruch) auch die Anschauung notwendig ist, um in derMathematik zu Erkenntnis erweiternden Aussagen zu kommen. Er verdeutlichte dies an der einfachen Gleichung 7 +5 = 12 (B 14). Der Begriff 12 ist weder im Begriff 7, noch im Begriff 5, noch im Begriff der Summe unmittelbarenthalten. Man braucht zusätzlich die Sukzession der Zeit, um die Aussage zu bestätigen, da auf der Sukzession derZeit das Zählen beruhe. Die Zahl zwölf erhält man erst durch eine gedankliche Konstruktion, die auf Anschauungberuht. Diese Auffassung Kants wird bestritten, nachdem Peano zeigen konnte, dass man jede Zahl aus einerallgemeinen Definition der natürlichen Zahlen ableiten kann. Im frühen zwanzigsten Jahrhundert wurde dieGegenposition als Logizismus bekannt. Dies bedeutet, dass man die Mathematik analytisch a priori aufbauenkann.[12] Eine gewisse Unterstützung findet die Sicht Kants im mathematischen Intuitionismus.Kants Beispiel einer synthetischen Geometrie a priori verdeutlichte er anhand einer Geraden als kürzesterVerbindung zwischen zwei Punkten (B 16). Diesen Grundsatz der reinen Geometrie findet man nur durchAnschauung, da im Begriff vom Geraden nur eine Qualität und nichts von Größe enthalten ist. Der Begriff desKürzesten kommt durch die Anschauung hinzu und kann nicht aus der Zergliederung des Begriffes der gerade Liniegewonnen werden. Die Gültigkeit der Geometrie als Beispiel synthetischer Urteile a priori wird seit der Entwicklungder nicht-euklidischen Geometrie ebenfalls abgelehnt. Für synthetische Aussagen a priori in der Physik nannte Kantals Beispiele die Erhaltung der Quantität der Materie und die Gleichheit von Wirkung und Gegenwirkung (B 17-18),das dritte Axiom Newtons.

Aufgabe der reinen Vernunft

Unabhängig davon, wie man die Beispiele Kants angesichts der Weiterentwicklung der Wissenschaften beurteilt,ergeben sich aus der allgemeinen Frage, wie synthetische Urteile a priori möglich sind, die drei konkreten FragenKants•• Wie ist reine Mathematik möglich?•• Wie ist reine Naturwissenschaft möglich?•• Wie ist Metaphysik als Wissenschaft möglich?Diesen drei Fragen ist die ganze KrV gewidmet - sie werden insbesondere in den drei großen Abschnitten des erstenTeils (der transzendentalen Elementarlehre) der KrV behandelt, nämlich in der Transzendentalen Ästhetik eineTheorie der Mathematik, in der Transzendentalen Analytik eine Begründung der Naturwissenschaft und in derTranszendentalen Dialektik die Art und Weise, wie Metaphysik als Wissenschaft möglich ist.

Die transzendentale ElementarlehreDer erste Hauptabschnitt der Schrift, die Transzendentale Elementarlehre, gliedert sich in zwei Teile, dieTranszendentale Ästhetik als Theorie der Wahrnehmung und die Transzendentale Logik als Theorie des Denkens. Inder transzendentalen Elementarlehre zeigt Kant, wie objektive Realität erst im Erkenntnisprozess entsteht.• Gedanken ohne Inhalt sind leer: Die Transzendentale Ästhetik behandelt das Problem, wie, aufgrund der

affektiven Sinnlichkeit des Menschen, in der Anschauung die empirischen Gegenstände möglich werden und inRaum und Zeit als wirklich erscheinen können.

• Anschauungen ohne Begriffe sind blind: Die Transzendentale Logik fragt, in welchem Verhältnis Anschauungenund Begriffe stehen müssen, damit ein Gegenstand erkannt werden kann. Die reine Logik handelt vonapriorischen Prinzipien und beschäftigt sich mit einer Leistung des Verstandes.

Sinnlichkeit und Verstand sind die beiden Wurzeln der Erkenntnis:Durch die Anschauung werden die Gegenstände empirisch vorgegeben und durch den Verstand begrifflich gedacht. Raum und Zeit sind für Kant Formen der Anschauung und damit unabhängig und vor aller Erfahrung (a priori). Die Leistung des formenden (logischen) Geistes bringt die erkennbare, nach notwendigen Gesetzen erzeugte Erscheinungswirklichkeit hervor, die im Gemüt (also letztlich im menschlichen Bewusstsein) durch die

Kritik der reinen Vernunft 40

Verstandeskategorien (Quantität, Qualität, Relation, Modalität) konstituiert wird. Die Logik des menschlichenVerstandes erzeugt aus der Erfahrung des Mannigfaltigen die Erkenntnis.

Die transzendentale Ästhetik, Überblick

Hauptartikel: Transzendentale ÄsthetikAusgehend von der Beobachtung, dass Erkenntnis auf der Erfahrung der Natur beruht, stellt Kant die transzendentaleFrage nach der Bedingung der Möglichkeit der Erkenntnis bzw. als Aufgabe der reinen Vernunft die Frage: „Wiesind synthetische Urteile a priori möglich?“.In der transzendentalen Ästhetik wird das Vermögen der Sinnlichkeit, also das Empfindungsvermögen, untersucht.Sie ist vornehmlich eine Theorie der notwendigen Strukturen der Sinnlichkeit als Erkenntnisquelle, also keinephysiologische Untersuchung. Sie enthält Kants neue Theorie von Raum und Zeit, die über Newton und Wolffhinausgeht und damit eine Grundlegung der Mathematik ermöglicht. Sinnlichkeit wird als das Vermögen definiert,von etwas extra-mentalen affiziert zu werden, also Vorstellungen zu haben, die keine bloße Selbstaffektion desBewusstseins darstellen. Die Sinnlichkeit, und nur sie allein, liefert uns Anschauungen und diese sind bereits in einerräumlichen und zeitlichen Ordnung. Einzelvorstellungen sind bereits geformter Stoff von Ordnungsprinzipien, dieselbst nicht aus der Empfindung stammen. Es sind nach Kant also nicht die Dinge an sich erkennbar, sondern nurderen Erscheinungen (Phänomene).Die raum-zeitliche Synthese von Vorstellungen im denkenden Bewusstsein stellt das Erkenntnisobjekt her. DieWirklichkeit, die wir wahrnehmen, werde vom Subjekt hervorgerufen (vgl. Subjektivismus). So kann auchinterpretiert werden, dass Mathematik keine Entdeckung, sondern bloß Produkt des menschlichen Denkens ist. FürKant ist Mathematik Erkenntnis a priori schlechthin: Lösungen mathematischer Probleme existieren a priori imerkennenden Geist; beim Demonstrieren bringt der Mathematiker durch Konstruktion das hervor, was er selbst nachBegriffen a priori hineindenkt (vgl. Vorrede zur 2. Auflage, 1787, B XI-XII).

Transzendentale Logik, Überblick

Hauptartikel: Transzendentale Logik

Transzendentale Analytik

Hauptartikel: Transzendentale AnalytikDie transzendentale Ästhetik zeigte, dass Begriffe ohne Anschauungen leer sind. Dass Anschauungen ohne Begriffeblind sind, belegt die transzendentale Analytik, als erster Abschnitt der transzendentalen Logik. Diese Logik befasstsich mit den Gesetzen des formalen Denkens, sofern sie a priori auf Gegenstände der Anschauung bezogen werdenkönnen. Im Gegensatz zur allgemeinen Logik, die sich mit jeglichem Verstandesgebrauch, ob reinem oderempirischem, beschäftigt, bezieht sich die transzendentale Logik also nur auf den reinen, nichtempirischenVerstandesgebrauch.

Kritik der reinen Vernunft 41

Analytik der Begriffe

Tafel der Kategorien.

1. Der Quantität:

Einheit

Vielheit

Allheit.

2. Der Qualität:

Realität

Negation

Limitation.

3. Der Relation:

der Inhärenz und Subsistenz (substantia et accidens)

der Causalität und Dependenz (Ursache und Wirkung)

der Gemeinschaft (Wechselwirkung zwischen dem Handelnden und Leidenden).

4. Der Modalität:

Möglichkeit – Unmöglichkeit

Dasein – Nichtsein

Nothwendigkeit – Zufälligkeit.

Immanuel Kant: AA III, 93– KrV B 106[13]

Dazu untersuchte Kant die Tätigkeit des Verstandes. Diese besteht im Verbinden von Vorstellungen also im„Urteilen“. Die Regeln für das Verbinden von Begriffen sind auf der allgemeinen Logik bereits bekannt. Kant bringtsie in eine systematische Ordnung, die Urteilstafel. Die systematische Ordnung soll garantieren, dass es sich dabeium eine vollständige Zusammenstellung nicht weiter reduzierbarer Grundbegriffe handelt, mit denen dieVerknüpfungen von Urteilen nach allen logischen Aspekten beschrieben werden können. Diese stellen Begriffe füralle erkenntnisrelevanten Tätigkeiten des Verstandes dar: Kategorien, die a priori und transzendental als allgemeineAspekte der Bestimmung eines Gegenstands der Erfahrung gelten. Die Kategorien sind reine Verstandesbegriffe, dieder Mensch mit seiner Fähigkeit des aktiven Denkens (mit der Spontaneität des Verstandes) einsetzt, um die passiv(rezeptiv) empfangenen Wahrnehmungen zu strukturieren. Der Verstand erbringt aktiv eine synthetisierendeLeistung, um die Mannigfaltigkeit der Sinneseindrücke zu einer Erkenntnis zusammenzufügen.Wie sich die Verstandeskategorien a priori auf Gegenstände der Anschauung beziehen, wird im Kapitel zurtranszendentalen Deduktion untersucht. Der Grundgedanke ist folgender: Die Bedingungen, unter denen der Menschsich seiner selbst als in der Zeit identisches Subjekt bewusst werden kann, und die Bedingungen, unter denen er vonGegenständen Erfahrung haben kann, verweisen aufeinander. Ohne durchgängiges Selbstbewusstsein keineErfahrung und vice versa. Das „Ich denke“, die transzendentale Apperzeption, muss alle Vorstellungen begleitenkönnen. Das notwendig subjektive „Ich denke“ ist die objektive Bedingung für das Erkennen von Gegenständen. Ineinem zweiten Schritt zeigte Kant, dass die Kategorien zudem die Gesetzmäßigkeit der Gegenstände bestimmen.Gesetze existieren nicht in den Erscheinungen, sondern nur in deren Bezug auf das Subjekt. Die Kategorien sindsomit allgemein und notwendig. Objektive Erkenntnis ist immer relativ auf die Erkenntnisfähigkeit des Subjekts.

Kritik der reinen Vernunft 42

Analytik der Grundsätze

Wie Kategorien auf die Gegenstände der Erfahrung angewandt werden, erörterte Kant in der Analytik derGrundsätze, die er auch als Transzendentale Doktrin der Urteilskraft bezeichnete. Sie ist das Vermögen, etwas unterVerstandesregeln zu subsumieren. Woran erkennt man beispielsweise, wann man es in der Anschauung mit einerSubstanz zu tun hat, wenn die Kategorie der Substanz im Verstande liegt? Zwischen Anschauungen undKategorientafel vermitteln transzendentale Schemata der Zeit (Zeitreihe, Zeitordnung, Zeitinhalt und Zeitinbegriff).Aus der Kategorientafel entwickelte Kant das System der Grundsätze. Dies sind synthetische Urteile a priori, die alsBedingungen von Naturerkenntnis und damit als Fundamentalgesetze der Natur fungieren. Unterschieden wird in(1.) Axiome der Anschauung, (2.) Antizipationen der Wahrnehmung, (3.) Analogien der Erfahrung und (4.)Postulate des empirischen Denkens. Die ersten beiden Grundsätze, die mathematischen, lassen uns die Dinge alsextensive und intensive Größen erkennen. Die letzten beiden, die dynamischen Grundsätze, bestimmen das Daseinder Dinge: die Analogien bestimmen es nach dem Verhältnis der Gegenstände untereinander, die Postulate nach demVerhältnis, welches die Erscheinungen in Bezug auf das Erkenntnisvermögen besitzen. Alle Grundsätze sind genauund nur Prinzipien a priori der Möglichkeit von Erfahrung. Sie liegen jeder Einzelwissenschaft zugrunde.In der Analytik zeigte Kant wie reine Naturwissenschaft möglich ist. Die gesetzmäßige Ordnung der Erscheinungennennen wir Natur, ihre Gesetze Naturgesetze. Ihr Ursprung liegt im Verstande. Und so konnte Kant sagen, dass dieBedingungen der Erkenntnis der Gegenstände zugleich die Bedingungen der Gegenstände der Erkenntnis sind. EineRevolution der Denkart, die gemeinhin als kopernikanische Wende gilt. Dies ist jedoch nur eine Metapher für denWechsel der Perspektive, den Kant in die Erkenntnistheorie eingebracht hat.

Phänomena und Noumena

Nachdem Kant hergeleitet hatte, dass sich Erkenntnis aus dem Zusammenspiel von rezeptiver Sinnlichkeit undspontaner Verstandestätigkeit durch synthetisierende Prozesse nach Schemata und Prinzipien erfolgt, schloss er dietranszendentale Analytik mit einer abgrenzenden Betrachtung. Die gegenständliche Welt stellt sich dem Menschenals Erscheinung, als Phänomenon, dar. Um sich in der Welt zu orientieren, strebt die Vernunft nach immer weitergehender Erkenntnis. Kant stellte nun die Frage, ob man jenseits der sinnlichen Welt auch eine unabhängige Weltdes reinen Verstandes mit reinen Gedankendingen, Noumena, erkennen kann. Dies lehnte er ab. Rein aus demVerstand kann der Mensch keine zusätzliche Anschauung gewinnen. Der Begriff des Noumenon ist leer. Das Redenüber Gedankendinge hat nur den Zweck, über die Grenze des Erkennbaren zu sprechen. Solche Gedankendingeermöglichen keinen Zugang zu einer transzendenten Welt.

Transzendentale Dialektik

Hauptartikel: Transzendentale DialektikGegenstand der transzendentalen Dialektik ist die Vernunft im engeren Sinne. So wie der Verstand dieMannigfaltigkeit der sinnlichen Empfindungen unter Begriffe subsumiert, so strukturiert die Vernunft die imVerstand gewonnenen Vorstellungen. Die Vernunft ist das Vermögen, die Begriffe des Verstandes unter Prinzipienzu bringen. Sie befasst sich niemals unmittelbar mit den sinnlichen Empfindungen, sondern geht immer nur auf dieBegriffe und Urteile des Verstandes.Aufgrund ihrer Eigenart strebt die Vernunft nach immer weiterer Erkenntnis. Jedes erkannte Phänomen ist ein Bedingtes. Die Vernunft sucht das dahinterstehende Bedingende. In einem fortgesetzten Prozess muss sie dabei zwangsläufig bei einem ersten Bedingenden anlangen, das selbst ein Unbedingtes ist. Dieses Unbedingte ist in dreifacher Weise denkbar. Im Bereich des inneren Sinnes ist es das Subjekt, das sich selbst denkt. Dessen Absolutheit ist die unsterbliche Seele. Diese ist Gegenstand der rationalen Psychologie. Rational bedeutet, dass die Untersuchung losgelöst von empirischen Gehalten erfolgt. In der äußeren Sphäre ist die „Totalität“ die Einheit aller Objekte, also das unendliche Universum. Dieses wird in der rationalen Kosmologie behandelt. Schließlich bedürfen Seele und Welt eines einheitlichen ewigen Urgrundes, eines Wesens des Wesens, also Gottes. Dieser ist Gegenstand

Kritik der reinen Vernunft 43

der rationalen TheologieDas Gebiet der transzendentalen Dialektik ist damit der Bereich der klassischen speziellen Metaphysik. Kant nanntediesen Teil der KrV Dialektik, weil aus seiner Sicht der Versuch, über das Unbedingte Erkenntnisse erlangen zuwollen, sich notwendig in Widersprüche verwickeln muss. Seele, Welt und Gott sind reine Gedankendinge, die keineGrundlage in einer sinnlichen Anschauung haben. Wenn diese Gedankendinge, die Kant Vernunftideen nannte, alsreale Gegenstände aufgefasst werden, entsteht lediglich ein transzendentaler Schein. Dieses zu zeigen istHauptaufgabe der transzendentalen Dialektik. Sie ist insofern eine ausführliche Kritik der klassischen Metaphysik.Diese Kritik wird ausgeführt in den drei Hauptstücken über• Paralogismen: Kritik der rationalen Psychologie• Antinomien: Kritik der rationalen Kosmologie• Ideal der reinen Vernunft: Kritik der rationalen Theologie, insbesondere der Gottesbeweise.Die reine Vernunft ist keine konstitutive Quelle der Erkenntnis. Der spekulative Gebrauch ihrer Prinzipien istunnütz. Von den Ideen der Vernunft kann sinnvoll nur ein kritischer und regulativer Gebrauch gemacht werden.

Transzendentale Methodenlehre (Überblick)Hauptartikel: Transzendentale MethodenlehreNach Kant enthält die Methodenlehre die „Bestimmungen der formalen Bedingungen eines vollständigen Systemsder reinen Vernunft“ (B. 735 f.). Während die transzendentale Elementarlehre die Grundlagen der Erkenntnisbereitstellt, enthält die Methodenlehre die Skizze für ein System der Philosophie.

Disziplin der reinen Vernunft

Die Disziplin soll helfen, Irrtümer zu vermeiden, die aus unangemessenen Methoden entspringen. Die klassische,dogmatische Methode der Philosophie hält Kant für unangemessen. Sie ist der Mathematik abgeschaut, die - wieKant zeigt - in einer reinen, erfahrungsunabhängigen Anschauung Begriffe und Verhältnisse konstruiert, um dannerst Erkenntnisse zu gewinnen. Die Mathematik gründet ihr Wissen auf Axiomen, Definitionen undDemonstrationen. Der Philosophie ist dies nach Kant verwehrt. Sie muss ihre Erkenntnisse aus Begriffen gewinnen.Kant lehnt ebenfalls die polemische Methode ab, denn die Philosophie selber kenne keine Polemik. Die skeptischeMethode David Humes sieht Kant nur als eine Etappe im philosophischen Räsonieren. Als einzig angemesseneMethode kommt nach Kant der kritische Weg in Betracht, der sich durch Konzentration auf und Bindung an dieAnschauungsformen Raum und Zeit, die Kategorien und die regulativen Vernunftideen auszeichnet.

Kanon der reinen Vernunft

Während die Disziplin eine Negativlehre ist, zeigt der Kanon nun, was erlaubt ist. Allerdings betrifft er nur denpraktischen Gebrauch der reinen Vernunft. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, ob der Mensch aufGlückseligkeit hoffen darf, wenn er das Sittengesetz befolgt. Kants Antwort lautete: Wir dürfen auf Glückseligkeithoffen, wenn es Gott gibt und wenn unser Leben nicht schon mit dem körperlichen Tod endet. Die Untersuchung destranszendentalen Scheins in der Dialektik hat gezeigt, dass es dem Menschen möglich ist, Freiheit, Gott und eineunsterbliche Seele zwar nicht als Dinge, so doch als regulative Ideen anzunehmen.

Kritik der reinen Vernunft 44

Architektonik der reinen Vernunft

In diesem Abschnitt entwarf Kant die Struktur für ein nach seiner Auffassung vollständiges System der Philosophie.Die Metaphysik vollendet die Kultur der menschlichen Vernunft. Sie ist eine Theorie der Bedingungen derMöglichkeit aller anderen Wissenschaften. Vor allem aber bestimmt sie die praktischen Maximen von Moral undPolitik.

Geschichte der reinen Vernunft

Kant ging auf diesen Schlusspunkt der KrV nur noch kurz ein. Seine Geschichte der Philosophie ist selbstPhilosophie. Denn sie nimmt den Gedanken der Zweckhaftigkeit und Zielgerichtetheit wieder auf, die er für einwesentliches Moment der theoretischen Vernunft hält und der nun der Schluss in der Komposition des Werkeszukommt.

RezeptionWeite Teile der deutschen Philosophie nach 1800 sind ohne die KrV nicht zu denken. Manche Philosophiehistorikerunterscheiden gar zwischen einer Zeit „vor Kant“ (bzw. der Kritik) und „nach Kant“. Im 18. Jahrhundert wird aus derkritischen Philosophie eine Weltanschauung.Die KrV ist die Gründungsschrift für den deutschen Idealismus von Fichte, Hegel und Schelling sowie Bezugspunktfür den Neukantianismus, eine Strömung, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts versucht, zu Kants Philosophiezurückzukehren.Die KrV hat bis weit über die Philosophie hinaus gewirkt. Sie erweist zentrale Lehrsätze der traditionellen Theologieals unhaltbar, insbesondere weist sie traditionelle Versuche, die Existenz Gottes zu beweisen, als dogmatischesScheinwissen und als Weltanschauung aus. Kants Philosophie nannte der Theologe Mendelssohn „alleszermalmend“. Doch die KrV zerstört nicht nur. Sie verteidigt menschliche Freiheit und Autonomie.Insbesondere die beiden ersten Hauptteile der Kritik, die „transzendentale Ästhetik“ und die „transzendentale Logik“sind bis heute Ausgangspunkt erkenntnistheoretischer und wissenschaftstheoretischer Überlegungen. Bezieht manaber Kants Frage nach der Gültigkeit traditioneller metaphysischer Aussagen mit ein, so muss man die gesamte KrVwie auch alle drei kritischen Werke als Einheit betrachten.

Ausgewählte KritikpunkteSchon früh kritisierte Friedrich Heinrich Jacobi Kants Unterscheidung zwischen „Erscheinung“ und „Ding an sich“.Sein oft zitiertes Diktum lautet: „Wir müssen zwischen ‚Erscheinung‘ und ‚Ding an sich‘ unterscheiden. Sonstkommen wir nicht in Kants System hinein. Aber mit dieser Unterscheidung können wir nicht drinnen bleiben.“. FürJacobi resultiert aus der Unterscheidung, dass für die Erkenntnis ein „äußeres“ Korrektiv nötig ist, wenn die Gefahreines Solipsismus vermieden werden soll. Daher muss eine Affektion unseres Bewusstseins durch die Dinge an sichangenommen werden, also eine Kausalrelation zwischen „Ding an sich“ und unserer „Erfahrung“ bestehen. Kausalitätist für Kant aber eine Kategorie des Verstandes, die nur innerhalb der Erfahrung ihre eigentliche Bedeutung hat.Kants Auffassungen von Raum und Zeit als transzendenental ideal und nur empirisch real haben unterschiedlichsteKritik auf sich gezogen: Etwa Albert Einstein und Hans Reichenbach halten es für falsch, Raum und Zeit alsEigenschaften unserer Wahrnehmung zu sehen. Entsprechend der Relativitätstheorie sehen sie Raum und Zeit alsEigenschaften der Dinge, als Strukturmerkmale der Materie und der Energieverhältnisse. Tatsächlich scheint esnotwendig, zwischen Raum und Zeit im Sinne der Relativitätstheorie und Raum und Zeit als „subjektiven“Anschauungsformen im Sinne der KrV zu unterscheiden.Kant dachte Sinnlichkeit und Verstand als zwei wesentlich unterschiedliche Erkenntnisvermögen. Doch wie können sie dann zusammenwirken? Gibt es nicht eine gemeinsame Wurzel? Oder handelt es sich gar um ein systematisches Defizit der KrV? Diese Kritik an Kants KrV beruht aus heutiger Sicht z.T. auf einem Missverständnis von Kants

Kritik der reinen Vernunft 45

Vorgehen: Kant entwirft keine Theorie des Geistes oder von Denkvorgängen, sondern analysiert verschiedeneBedingungen und Vermögen der Erkenntnis.Arthur Schopenhauer hat elf der zwölf Kategorien in Kants Kategorientafel zurückgewiesen mit Ausnahme derKausalität:

„Noch ist zu bemerken, daß Kant, so oft er zur näheren Erörterung ein Beispiel geben will, fast jedes Mal dieKategorie der Kausalität dazu nimmt, wo das Gesagte dann richtig ausfällt, - weil eben das Kausalitätsgesetzdie wirkliche, aber auch alleine Form des Verstandes ist, und die übrigen elf Kategorien nur blinde Fenstersind.“– Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Band 1, Anhang

Anmerkungen[1] Nach dem üblichen Vorgehen in der Literatur wird die KrV in diesem Artikel nach der Original-Seitenzählung zitiert. Wird ein A

vorangestellt, bezieht sich das Zitat auf die erste Auflage, bei einem B auf die zweite Auflage.[2] Vgl. zum folgenden Abschnitt die verschiedenen Biographien zu Kant, die im Literaturverzeichnis des Hauptartikels angegeben sind.[3][3] Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral; Zitate aus dem übrigen Werk Kants erfolgen

nach der Akademie-Ausgabe (AA), wobei die römischen Ziffern den Band und die nachfolgenden arabischen Ziffern die Seitenzahlbezeichnen.

[4] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, [http://www.korpora.org/Kant/aa02/289.html AA II,289–<ref>Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral; Zitate aus dem übrigen Werk Kantserfolgen nach der Akademie-Ausgabe (AA), wobei die römischen Ziffern den Band und die nachfolgenden arabischen Ziffern die Seitenzahlbezeichnen.

[5] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 260 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 260.html).

[6] Vgl. Otfried Höffe: Immanuel Kant. 6. Aufl. Beck, München 2004, ISBN 3-406-45977-3, 35[7] Alexander Gottlieb Baumgarten: Metaphysica (http:/ / korpora. org/ Kant/ agb-metaphysica/ auditori-benevolo. html), Halle 1739[8] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 75 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa03/ 075. html) /

KrV B 75.[9] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VII, 71 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa07/ 071. html).[10] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 92 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 092.

html), [Krv A 125 Faksimile].[11][11] Darüber hinaus ist nicht unumstritten, ob und inwieweit die modernen Logiksysteme nicht der Mathematik zuzurechnen sind, soweit sie auf

Axiomen und Definitionen beruhen.[12] Quine lehnte in seinem Aufsatz „Zwei Dogmen des Empirismus“ sogar die Unterscheidung analytisch und synthetisch überhaupt ab.[13] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA III, 93– KrV B 106 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/

aa03/ 093. html).

Ausgaben• Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Meiner Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-7873-1319-2. Mit einer

ausführlichen Bibliographie von Heiner Klemme• Wilhelm Weischedel (Hrsg.), Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974,

ISBN 3-518-27655-7.• Immanuel Kant: Theoretische Philosophie. Textausgabe und Kommentar. von Georg Mohr neu edierte und

kommentierte Ausg. zum Kant-Jubiläum. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 3-518-29118-1.• Band 1: Kritik der reinen Vernunft.• Band 2: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können ;

Welches sind die wirklichen Fortschritte, die die Metaphysik seit Leibnizens und Wolffs Zeiten in Deutschlandgemacht hat?

• Band 3: Werkkommentar und Stellenkommentar zur Kritik der reinen Vernunft, zu den Prolegomena und zuden Fortschritten der Metaphysik.

Kritik der reinen Vernunft 46

• Immanuel Kant: Werke. Gruyter Verlag. Akademie Textausgabe (Nachdruck 1968, 9 Bände. PhotomechanischerAbdruck des Textes der von der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1902 begonnenen Ausgabe von Kantsgesammelten Schriften.)• Band 3: Kritik der reinen Vernunft. ISBN 978-3-11-001436-5. (Nachdruck der 2. Auflage 1787)• Band 4: u. a.: Kritik der reinen Vernunft. ISBN 978-3-11-001437-2. (Nachdruck der 1. Auflage 1781)

• Immanuel Kant: Die drei Kritiken in ihrem Zusammenhang mit dem Gesamtwerk. Mit verbindendem Textzusammengefasst von Raymund Schmidt. Kröner, Stuttgart 1975, ISBN 3-520-10411-3. (= KrönersTaschenausgabe, 104.) (kommentierte Textauswahl)

Literatur• Henry E. Allison: Kant's Transcendental Idealism: An Interpretation and Defense. revised and expanded edition,

Yale Univ. Press, 2004. ISBN 978-0300102666.• Hans Michael Baumgartner: Kants "Kritik der reinen Vernunft". Anleitung zur Lektüre. 6. Aufl. Alber,

Freiburg/München 2006, ISBN 3-495-47638-5.• Rudolf Eisler: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem

Nachlass. Olms, 1989, ISBN 3-487-00744-4. (5. Nachdruck d. Ausg. Berlin 1930)• Walter Gölz: Kants "Kritik der reinen Vernunft" im Klartext. Textbezogene Darstellung des Gedankengangs mit

Erklärung und Diskussion. Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-8252-2759-6. (UTB)• Felix Grayeff: Deutung und Darstellung der theoretischen Philosophie Kants. Ein Kommentar zu den

grundlegenden Teilen der Kritik der reinen Vernunft. mit einem Sachregister von Eberhard Heller. 2. Aufl.Meiner, Hamburg 1977, ISBN 3-7873-0180-1. (Orig. 1951)

• Otfried Höffe: Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie. 2. Aufl. Beck,München 2004, ISBN 3-406-50919-3.

• Georg Mohr, Markus Willaschek (Hrsg.): Kritik der reinen Vernunft. Klassiker Auslegen. Akademie Verlag,Berlin 1998, ISBN 3-05-003277-4.

• Paul Natterer: Systematischer Kommentar zur Kritik der reinen Vernunft. Interdisziplinäre Bilanz derKantforschung seit 1945. de Gruyter, Berlin/New York, 2003, ISBN 3-11-017570-3. (= Kantstudien,Ergänzungshefte; 141.)

• Heinrich Ratke: Systematisches Handlexikon zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Meiner, Hamburg 1991, ISBN3-7873-1048-7.

• Peter F. Strawson: The Bounds of Sense. An Essay on Kants Critique of Pure Reason. (Die Grenzen des Sinns. EinKommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft.) London 1966. (Athenäum, Frankfurt 1992, ISBN3-445-07018-0)

• Holm Tetens: Kants "Kritik der reinen Vernunft": ein systematischer Kommentar. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN3-15-018434-7.

• Raymund Schmidt (Hrsg.), Hans Vaihinger: Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. 2 Bände. Nachdruckder 2. Aufl. 1922, Scientia, Ahlen 1970, ISBN 3-511-03971-1 (Bd. 1) und ISBN 3-511-03972-X (Bd. 2)

Kritik der reinen Vernunft 47

WeblinksTextausgaben• Kritik der reinen Vernunft. (http:/ / gutenberg. spiegel. de/ buch/ 3502/ 1) In: Projekt Gutenberg-DE.• Kritik der reinen Vernunft 1. Auflage (http:/ / www. gutenberg. org/ etext/ 6342), 2. Auflage (http:/ / www.

gutenberg. org/ etext/ 6343) in unterschiedlichen Formaten (Project Gutenberg)• e-Text (http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant, Immanuel/ Kritik der reinen Vernunft) der 2. Auflage nach

der Ausgabe von Wilhelm Weischedel: Werke in zwölf Bänden, Band 3, Frankfurt am Main 1977, bei zeno.org• Kant-Informationssystem: Sämtliche Werke und Briefe im Volltext (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ ) –

Angebot des Instituts für Kommunikationsforschung und Phonetik und der Abteilung Kantforschung desPhilosophischen Seminars der Universität Bonn

• Abbildungen der Originalausgabe von 1781 (http:/ / posner. library. cmu. edu/ Posner/ books/ book.cgi?call=193_K16C_1781), zur Verfügung gestellt von der Posner Memorial Collection (http:/ / posner. library.cmu. edu/ Posner/ )

Dokumente der Rezeptionsgeschichte• e-Text der "Göttinger Rezension" (http:/ / www. gavagai. de/ HHP35. htm), erschienen in: Zugaben zu den

Göttinger Gelehrten Anzeigen, 19. Januar 1782, 3.Stück, S. 40-48.Sekundärliteratur• Literatur zur Kritik der reinen Vernunft (http:/ / dispatch. opac. d-nb. de/ DB=4. 1/ LNG=DU/ LRSET=1/ SET=1/

SID=d5b1d561-22/ TTL=1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=8500& SRT=YOP& TRM=Kritik+ der+ reinen+Vernunft) in der Deutschen Nationalbibliothek

• Rudolf Eisler: Kritik der reinen Vernunft (http:/ / www. textlog. de/ 32971. html), in: Ders.: Kant-Lexikon, Berlin2. Aufl. 1930.

• Michelle Grier:  Kant’s Critique of Metaphysics. (http:/ / plato. stanford. edu/ entries/ kant-metaphysics/ ) In:Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy

• Matt McCormick:  Immanuel Kant (1724–1804) (http:/ / www. iep. utm. edu/ kantmeta/ #H3) in der InternetEncyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)

• Garrath Williams:  Kant's Account of Reason. (http:/ / plato. stanford. edu/ entries/ kant-reason/ ) In: Edward N.Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy

Sonstige Materialien• Kant für Anfänger – Die Kritik der reinen Vernunft (http:/ / www. br. de/ fernsehen/ br-alpha/ sendungen/

kant-fuer-anfaenger/ kritik-der-reinen-vernunft/ kritik-der-reinen-vernunft100. html), Videoreihe in derBR-alpha-Mediathek

Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können 48

Prolegomena zu einer jeden künftigenMetaphysik, die als Wissenschaft wird auftretenkönnenMit seinen Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (ofteinfach Prolegomena) versuchte Immanuel Kant im Jahr 1783, die wesentlichen Gesichtspunkte seiner „kritischen“Philosophie bzw. Transzendentalphilosophie übersichtlich darzustellen. Kant verstand diese kleine Schrift selbst alseine vereinfachte und übersichtliche Darstellung der ersten Auflage seines Hauptwerkes Kritik der reinen Vernunft(1781), in welcher er die gleichen Fragen noch tiefgehender und philosophisch anspruchsvoller behandelte.

Leitende Fragestellung„Prolegomenon“ (gr.: das; meist im Plural „Prolegomena“ verwendet) bedeutet übersetzt „Vorwort, Einleitung,Vorbemerkung“. Als solche ist das Werk auch zu verstehen: als Vorabklärung dessen, was Metaphysik sein kann,nachdem die Kritik der reinen Vernunft vollzogen ist. Folgende Fragen stehen für Kant dabei im Zentrum:• Wie ist unser (noumenales) Bewusstsein aufgebaut?• Wie kommen wir zu Erkenntnissen über unsere Welt?• Was ist Zeit? Wie entsteht sie?• Was ist Raum? Wie entsteht er?• Wie ist unsere Welt, wie unser Kosmos aufgebaut?• Gibt es einen Gott?Neben der obligatorischen Vorrede und Einleitung („Vorerinnerung“) entfaltet Kant eine übergeordnete, allgemeineFragestellung, die er wie folgt formuliert:

„Ist überall Metaphysik möglich?“Oder, anders formuliert:

„Wie ist Erkenntnis aus reiner Vernunft möglich?“

GliederungDiese „transzendentale Hauptfrage“ unterteilt Kant in drei Teilfragen, die er der Reihe nach beantwortet:

Wie ist reine Mathematik möglich?Dieser Teil stellt eine gekürzte Fassung der Transzendentalen Ästhetik aus der Kritik der reinen Vernunft dar. In ihmentwickelt Kant seine Lehre von der transzendentalen Idealität von Raum und Zeit. Kurz gefasst besagt diese, dassRaum und Zeit nicht real, d. h. nicht unabhängig vom Menschen existieren: Sie stellen vielmehr die Grundbedingungaller sinnlichen Erfahrung (beim Menschen) dar, sind gewissermaßen eine Art Linse oder Brille, mit der wir auf dieunerkennbare Wirklichkeit der Dinge an sich blicken.Mit den reinen Anschauungsformen Raum und Zeit als notwendigen Bedingungen aller sinnlichen Erfahrungversucht diese Theorie u. a. zu erklären, weshalb Urteilen in Mathematik und Geometrie (zu Kants Zeiten) eineunumstößliche Notwendigkeit zukommt, die noch über allen Erfahrungsurteilen liegt: Wären beide Entitätenunabhängig von uns in der Wirklichkeit auszumachen, könnten die über sie getroffenen Aussagen auch nur dieSicherheit komparativ-allgemeiner, nach dem Induktionsschluss getroffener Aussagen wie etwa „Alle (gesunden)Hunde haben vier Beine“ beanspruchen: So weit wir bisher gesehen haben, haben (gesunde) Lebewesen der GattungHund vier Extremitäten; was es nicht unmöglich macht, dass wir eines Tages auch solchen mit dreien begegnenwerden.

Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können 49

Wie ist reine Naturwissenschaft möglich?Dieser Abschnitt gibt in Kürze den Gedanken der Transzendentalen Analytik der Kritik der reinen Vernunft wieder:Spielten im letzten Abschnitt die notwendigen Voraussetzungen allen sinnlichen Erkennens die Hauptrolle, steht hiernun das Erkennen des Verstandes (im Kantschen Sinne) im Mittelpunkt. Er versucht zu beweisen, dassgrundsätzlichen, in den Naturwissenschaften (zur Zeit Kants) zentralen Begriffen (Kant bezeichnet diese als„Kategorien“) wie Substanz, Kausalität, Allgemeinheit etc. ähnlich wie Raum und Zeit eine notwendige Bedingunginnerhalb unseres Erkennens zukommt: So betrachten wir nach Kant die Korrelation zweier aufeinanderfolgenderEreignisse (Die Sonne scheint auf einen Stein, dieser erwärmt sich) unter der Kategorie der Kausalität, die demvormals bloßen Aufeinanderfolgen eine objektive Notwendigkeit unterlegt: Eben weil die Sonne auf den Steinscheint, erwärmt sich dieser.Auch hier ist ähnlich wie oben das Ziel, allgemein-naturwissenschaftlichen Aussagen eine Art von Notwendigkeitund Gesetzesmäßigkeit zu sichern, die über die bloße Induktion nicht erreicht werden könnte. Gerade dieBehandlung von Ursache und Wirkung ist dabei als explizite Reaktion zu David Hume zu verstehen, der dieobjektive Notwendigkeit unserer Aussagen über Kausalverhältnisse bestritten und hier nur einesubjektiv-psychologische Tendenz der Gewohnheit, eine solche bei beobachteter Korrelation von Ereignissenanzunehmen, gestattet hatte.

Wie ist Metaphysik überhaupt möglich?Der dritte Abschnitt des Werkes bietet eine vereinfachte und stark gekürzte Version der Transzendentalen Dialektikaus der Kritik der reinen Vernunft. Als zentrales Erkenntnisorgan wird hier die Vernunft im engeren Sinne(wiederum: nach kantischer Terminologie) thematisiert. Während Sinnlichkeit und Verstand (s.o.) unsere Erkenntnisder Natur konstituieren, dient die Vernunft dieser als Regulativ, indem sie uns anleitet, ein Ganzes aller möglichenErkenntnisse anzustreben. Dabei entsteht die Gefahr, dass wir auch ihr eine konstitutive Fähigkeit zu neuenErkenntnissen unterstellen und dadurch in sogenannte Antinomien geraten, die allesamt auf der Verwechslungdesjenigen, was wir als erkenntnisfähige Wesen erstreben sollen mit demjenigen, was wir erkennen können beruhen.Daraus entstehen dann die metaphysischen Fragestellungen nach den räumlichen wie zeitlichen Begrenzungen derWelt, nach einer ersten Ursache alles Seienden oder der Existenz Gottes. Mittels einer Kritik unserer Vernunft alsErkenntnisvermögen soll diese in ihrer Funktion bestätigt, aber auch gleichzeitig begrenzt und die (theoretische)Unlösbarkeit aller dieser Fragestellungen erwiesen werden.

WeblinksVollständiger Text der Prolegomena• Bei der Uni Potsdam [1]

• Bei der FH Augsburg [2]

• Bei Gutenberg.de [3]

Quellennachweise[1] http:/ / www. uni-potsdam. de/ u/ philosophie/ texte/ prolegom/ !start. htm[2] http:/ / www. fh-augsburg. de/ ~harsch/ germanica/ Chronologie/ 18Jh/ Kant/ kan_pr00. html[3] http:/ / gutenberg. spiegel. de/ kant/ prolegom/ prolegom. htm

Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht 50

Idee zu einer allgemeinen Geschichte inweltbürgerlicher AbsichtDie Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht ist ein Aufsatz von Immanuel Kant,bestehend aus einem Vorwort, neun Sätzen und deren Begründung. Er verfasste ihn 1784 im Alter von 60 Jahren.

Einordnung ins GesamtwerkDie Schrift wird einerseits dem Bereich der Staatsphilosophie zugeordnet und kann als Vorwerk zu "Zum ewigenFrieden" (1795) gesehen. Die Überschrift deutet eine "Geschichtsschreibung in die Zukunft" an, bemerkenswerterWeise hier sogar in "weltbürgerlicher Absicht", also universell anwendbar. Es kann aus dem Werk ein Konsensherausgelesen werden, der dem kategorischen Imperativ ähnelt: Die Freiheit des Einzelnen soll zwar größtmöglichsein, findet ihre Grenzen aber, wenn die Gesellschaft dadurch beeinträchtigt wird.Die Idee wird andererseits von dem Kant-Experten Werner Flach als ein Anwendungsbeispiel der Kritik der reinenVernunft gesehen, da die Schrift geltungstheoretisch und nicht empirisch sei.[1] Die Hauptfrage des Werkes ist somitdie nach den Voraussetzungen einer nutzbringenden Geschichtswissenschaft. Kant stellt dazu in seiner Einleitungdie These auf: Wenn wir Geschichtswissenschaft betreiben wollen, dann müssen wir annehmen, dass es eineNaturabsicht gäbe.

ZusammenfassungDie ersten acht Sätze dienen als Hinleitung zu einer Pointe im letzten Satz. Diese besagt, dass die in allemvorhandene Anlage zur Vervollkommnung sich beim Menschen erst über eine republikanische Staatsform ausprägenkönne. Ist diese auch nur ein vorübergehender Zustand auf dem Weg zur wahren Moral, so sei sie dennochunumgehbar.In der Einleitung legt Kant die Ansicht dar, dass die allgemeine Geschichte der Menschheit, obwohl sie, wenn maneinen einzelnen Zeitpunkt oder ein einzelnes Individuum betrachtet, sich scheinbar nicht nach Regeln verhält, dochim Großen betrachtet ein Ziel zu haben scheint und sich wohl einem Plan der Natur unterordnen lässt. Zwar könnejeder Mensch nach seinem freien Willen, den Kant voraussetzt, entscheiden, was er tut und ob er seinen Trieben oderseiner Vernunft die Kontrolle überlasse, doch die Summe der einzelnen Geschehnisse verhalte sich stets nach derNaturabsicht, auch ohne dass sich der Einzelne darüber bewusst sei. Der freie Wille folge also im Großen(statistisch) denselben Linien. Individuen handelten interessengeleitet für sich und leiten damit in der Summe ihrVolk auf eine Art, die sie nicht beabsichtigt hatten.Hier wird sichtbar, dass Kant von einem geordneten, teleologischen Weltbild ausgeht. Weiterhin bleibt auch die Ideeder Entelechie präsent, was hier konkret bedeutet, dass Mensch und Menschkeitsgeschichte zumindest die Anlagezur Vervollkommnung in sich tragen.1. Im ersten Satz erläutert Kant, dass nach der teleologischen Naturlehre alle Naturanlagen des Menschen zum

Zwecke des Gebrauchs existierten und bestimmt seien, sich zu entwickeln. Ohne diese Naturlehre gäbe es keinenLeitfaden der Naturabsicht.

2. Aus dem zweiten Satz geht hervor, dass der Mensch das volle Potenzial seiner Vernunft nur empirischausschöpfen kann. Da die Lebenszeit eines einzelnen Menschen begrenzt ist, muss der Fortschritt von Generationzu Generation überliefert werden. Die Weiterentwicklung wird hier von Kant im Kontext der gesamtenMenschheit gesehen. Als Ziel der Menschheitsgeschichte müsse die vollkommene Ausprägung der Vernunftgedacht werden, da ihre Existenz sonst keinen Zweck habe.

3. Im dritten Satz schließt Kant von der Ausstattung des Menschen durch die Natur mit Vernunft und dem sich daraus ableitenden freien Willen darauf, dass er nicht nur seinem Instinkt folgen, sondern auch Gebrauch von

Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht 51

seinem Verstand machen soll. So habe sich der Mensch es schließlich selbst zu verdanken, wenn er infolge derGeschichte einen Zustand der vollen Ausprägung der Vernunft erreicht hat, die das Ziel derMenschheitsgeschichte sei. Merkwürdig sei nur, dass die, die den Fortschritt mühselig vorangetrieben haben, dieFrüchte ihrer Anstrengungen nicht genießen könnten.

4. Im vierten Satz steht geschrieben, dass die Entwicklung aller Anlagen der Natur durch einen gesellschaftlichenAntagonism erfolge. Dieser Antagonismus ist nach Kant die "ungesellige Geselligkeit" des Menschen. Derindividuellen Neigung zur Vergesellschaftung steht der Hang, sich zu isolieren, gegenüber. Dieser verursachtnach Kant Widerstand, der den Menschen antreibt und somit seine Talente fordert. Die Natur verhindert somit dievom Menschen begehrte Eintracht durch verursachte Zwietracht. Durch diese List der Natur sei der Mensch zumFortschritt gezwungen. Für Kant ist dies ein Hinweis auf die Existenz einer weisen Schöpferin, die die Natur sei.

5. Im fünften Satz thematisiert Kant die höchste Aufgabe für die Natur der Menschengattung, nämlich "dieErreichung einer allgemein das Recht verwaltenden bürgerlichen Gesellschaft". Hierfür sei ein Zwang in Formvon Gesetzen notwendig, da Menschen in absoluter Freiheit nicht lange untereinander existieren könnten. DerMensch sei also zur Ausprägung einer Rechtsgesellschaft gezwungen. Kant sagt weiterhin, dass alle Kunst undalle Kultur Früchte der Ungeselligkeit seien, die er im vorhergehenden Satz erläuterte.

6. Im sechsten Satz erklärt der Philosoph, dass es sich bei dem zuvor erwähnten Problem um das größte undlangwierigste handelt. Die Regulierung zwischen Freiheit und ihrer Grenzen müsse ein "oberster Herr"(Staatsvertrag) im Staat übernehmen. Dieser sei nötig, um den Menschen in die richtige Richtung zu lenken, ihnder Vervollkommnung und der wahren Moral näher zu bringen. Die Ideen der Aufklärung führen zu einemVerständnis von Moral und Freiheit. Der jeweilige Herrscher hat sie zu verbreiten. Kant lässt offen, aus wievielen Menschen dieses oberste Staatsorgan bestehen solle. Er drückt vielmehr seine Überzeugung aus, dass dieMenschen auf Grund ihrer natürlichen Schlechtigkeit nie eine Staatsform finden würden, die für alle gerecht ist.Nur die Annäherung an die Idee des vollkommenen Staates sei nach Kant möglich und Ziel der Natur.

7. Im siebenten Satz stellt er die These auf, dass sich dieses Prinzip auch auf mehrere Staaten übertragen lasse. Beieiner durchdringenden Rechtsgesellschaft ständen auch Staaten untereinander in einem rechtlichen Verhältnis(Völkerbund). Die Menschheit werde jedoch erst dann zum ewigen Frieden finden, wenn sie ihre Moralausgeprägt habe.

8. Im achten Satz zeigt Kant auf, dass der Zweck der Geschichte die Herausbildung der inneren und äußerenStaatsverfassung sei. Durch die fortlaufende Aufklärung der Bürger und Herrscher trete er automatisch ein. DieBeschneidung bürgerlicher Freiheiten würde diesen Prozess jedoch hemmen.

9. Im neunten Satz bezieht sich der Philosoph auf seine Eingangs gestellte Frage, welchen Nutzen dieGeschichtswissenschaft für den Lauf der Geschichte hat. Er kommt zu der Schlussfolgerung: Die Idee einerGeschichtswissenschaft in weltbürgerlicher Absicht sei, angenommen, es gäbe eine Naturabsicht, nützlich.

Weblinks• Text nach der Akademieausgabe [2]

• Wolfgang Ertl: “Man kann die Geschichte der Menschengattung im Großen als die Vollziehung eines Planes derNatur ansehen ...” [3] (PDF; 130 kB)

• Volltext bei Projekt Gutenberg [4]

Einzelnachweise[1] Werner Flach, Zu Kants geschichtsphilosophischem „Chiliasmus“, in: Karl-Heinz Lembeck / Karl Mertens / Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.),

Phänomenologische Forschungen, Jahrgang 2005, Hamburg 2005, S. 167 – 174.[2] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 015. html[3] http:/ / www. erlangerliste. de/ ede/ kant. pdf[4] http:/ / gutenberg. spiegel. de/ buch/ 3506/ 1

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 52

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? ist ein Essay, der 1784 von dem Philosophen Immanuel Kantgeschrieben wurde. In diesem in der Dezember-Nummer der Berlinischen Monatsschrift veröffentlichten Beitragging Immanuel Kant auf die Frage des Pfarrers Johann Friedrich Zöllner „Was ist Aufklärung?“ ein, die ein Jahrzuvor in derselben Zeitung erschien. Kant lieferte in diesem Aufsatz seine Definition der Aufklärung.

EinleitungIn der Dezemberausgabe der Zeitschrift „Berlinische Monatsschrift“ von 1783 veröffentlichte der Berliner PfarrerJohann Friedrich Zöllner den Artikel: "Ist es rathsam, das Ehebündniß nicht ferner durch die Religion zu sanciren?"In einer Fußnote stellte er die provozierende Frage „Was ist Aufklärung?“.[1] Zöllner spielte mit der Frage auf dieTatsache an, dass es noch keine eindeutige Definition der Bewegung gab, obwohl diese schon seit Jahrzehntenbestand. Diese Frage des protestantischen Berliner Pfarrers, versteckt in einer Fußnote, war als Replik gedacht aufden anonym mit „E. v. K.“ gezeichneten und erschienenen Beitrag des Mitherausgebers der BMS Johann ErichBiester im Septemberstück 1783, mit dem als ketzerisch empfundenen Titel: „Vorschlag, die Geistlichen nicht mehrbei Vollziehung der Ehen zu bemühen“.[2] Damit wurde die so genannte Aufklärungsdebatte eröffnet, die sich alsäußerst folgenreich und fruchtbar für die Geschichte der Philosophie, besonders in Preußen, erwies. In derSeptemberausgabe der „Berlinischen Monatsschrift“ von 1784 veröffentlichte der Philosoph Moses Mendelssohn alsAntwort einen Aufsatz mit dem Titel „Ueber die Frage: was heißt aufklären?“.[3] Zwei Monate später erschien in derDezemberausgabe dann der Aufsatz von Immanuel Kant „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ mit derDefinition der Aufklärung:[4]

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist dasUnvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist dieseUnmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung unddes Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deineseigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

In einer später hinzugefügten Anmerkung am Schluss schreibt Kant, dass ihm der Aufsatz von Moses Mendelssohnnoch nicht bekannt war und er ansonsten den seinigen zurückgehalten hätte.

Der Essay im EinzelnenKant beginnt seinen Aufsatz unmittelbar mit einer Definition. Nach ihm ist Aufklärung der „Ausgang des Menschenaus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ In den folgenden zwei Sätzen werden diese Begriffe erläutert.Unmündigkeit sei das „Unvermögen sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen“. DieseUnmündigkeit sei selbstverschuldet, wenn ihr Grund nicht ein Mangel an Verstand sei, sondern die Angst davor, sichseines eigenen Verstandes ohne die Anleitung eines Anderen zu bedienen. Daraufhin fügt Kant den Wahlspruch derAufklärung ein: „Sapere aude!“, was etwa bedeutet „Wage zu wissen!“ und von Kant mit „Habe den Mut dich deineseigenen Verstandes zu bedienen!“ erläutert wird. Später lieferte Kant an anderer Stelle auch noch eine einfachereDefinition der Aufklärung: „[D]ie Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung.“[5]

In dem nun folgenden Absatz erklärt Kant, warum ein großer Teil der Menschen, obwohl sie längst erwachsen sind und fähig wären selbst zu denken, zeit ihres Lebens unmündig bleiben und dies auch noch gerne sind. Der Grund dafür sei „Faulheit und Feigheit“. Denn es sei bequem, unmündig zu sein. Das „verdrießliche Geschäft“ des eigenständigen Denkens könne leicht auf andere übertragen werden. Wer einen Arzt habe, müsse seine Diät nicht selbst beurteilen, anstatt sich selbst Wissen anzueignen, könne man sich auch einfach Bücher kaufen, wer sich einen „Seelsorger“ leisten könne, brauche selbst kein Gewissen. Somit sei es nicht nötig, selbst zu denken, und der Großteil der Menschen (darunter das „ganze schöne Geschlecht“) mache von dieser Möglichkeit Gebrauch. So werde es für

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 53

andere leicht, sich zu den „Vormündern“ dieser Menschen aufzuschwingen. Diese Vormünder sorgten auch dafür,dass die „unmündigen“ Menschen „den Schritt zu Mündigkeit“ außer für beschwerlich auch noch für gefährlichhielten. Kant vergleicht hier die unaufgeklärten Menschen drastisch mit „Hausvieh“, das dumm gemacht worden sei.Sie würden eingesperrt in einen „Gängelwagen“, dies war im 18. Jahrhundert ein Korbgestell auf Rädern, mit demKinder das Laufen lernten. Diesen „Eingesperrten“ würden von ihren Vormündern stets die Gefahren gezeigt, dieihnen drohten, wenn sie versuchten selbstständig zu handeln. So werde es für jeden einzelnen Menschen schwer, sichalleine aus der Unmündigkeit zu befreien. Zum einen, weil er sie „liebgewonnen“ habe, weil sie bequem sei, und zumanderen, weil er inzwischen größtenteils wirklich unfähig sei sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil manihn nie den Versuch dazu habe machen lassen und ihn davon abgeschreckt habe.Daraufhin behandelt Kant die Aufklärung des Einzelnen im Vergleich zur Gesamtöffentlichkeit. Wegen der vorherbeschriebenen Zustände habe der einzelne Mensch nur geringe Möglichkeiten, sich selbst aufzuklären.Wahrscheinlicher sei es, dass sich ein „Publikum“, also im Gegensatz zum Individuum die gesamte Gesellschafteines Staates oder große Teile davon, aufkläre. Denn unter der Vielzahl der unmündigen Bürger fänden sich immerein paar „Selbstdenkende“. Als Vorbedingung fordert Kant Freiheit. Unter dieser Voraussetzung scheint ihm dieAufklärung der Öffentlichkeit „beinahe unausbleiblich“. Diese durch eine Revolution durchzusetzen lehnt Kant ab.Eine Revolution werde nie eine „wahre Reform der Denkungsart“ ermöglichen. Er setzt also auf Reform stattRevolution.Die von Kant als notwendige Voraussetzung der Aufklärung geforderte Freiheit ist das Recht von seiner Vernunft inallen Bereichen „öffentlichen Gebrauch zu machen“. Der öffentliche Gebrauch der Vernunft sei derjenige, denjemand als Privatmann, also z.B. als Gelehrter vor seinem Lesepublikum, mache. Im Gegensatz dazu steht der„Privatgebrauch“ der Vernunft. Dies sei derjenige Gebrauch von der Vernunft, den jemand als Inhaber einesöffentlichen Amtes mache, z.B. als Offizier oder als Beamter. Der öffentliche Gebrauch der Vernunft beinhaltet alsodie Redefreiheit, das Recht der freien Meinungsäußerung in Rede und Schrift. Er muss, so Kant, „jederzeit frei sein“.Dagegen könne (und müsse auch teilweise) der Privatgebrauch der Vernunft „öfters sehr enge eingeschränkt sein“.Dies sei der Aufklärung nicht weiter hinderlich. Zur Erklärung führt Kant folgendes Beispiel an: Wenn ein Offizierim Kriegsdienst von seinen Vorgesetzten einen Befehl erhalte, dürfe er nicht im Dienst über die Zweckmäßigkeitoder Nützlichkeit dieses Befehls räsonieren, sondern müsse gehorchen. Allerdings könne ihm später nicht verwehrtwerden, über die Fehler im Kriegsdienst zu schreiben und dies dann seinem Lesepublikum zur Bewertungvorzulegen.Amtsträger, aber auch die einzelnen Bürger, sind demnach im Bereich ihres Amtes bzw. ihrer staatsbürgerlichenPflichten, z.B. beim Zahlen von Abgaben, zu Gehorsam verpflichtet, um die Ordnung und die Sicherheit des Staatesund seiner Institutionen zu gewährleisten. Dadurch aber, dass sie als Gelehrte öffentlich von ihrer VernunftGebrauch machen können, ergibt sich die Möglichkeit der öffentlichen wissenschaftlichen Diskussion derVerhältnisse im Staat. Auf diesem Weg kann der Monarch zur Einsicht und zur Änderung der Verhältnisse bewegtwerden. So können also nach Kant Reformen erreicht werden.Die Frage „Leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter?“ verneint Kant, aber man lebe jetzt in einem Zeitalter derAufklärung. Besonders in „Religionsdingen“ seien die meisten Menschen noch sehr weit davon entfernt, sich selbstihres Verstandes ohne fremde Leitung zu bedienen. Allerdings gebe es doch auch deutliche Anzeichen dafür, dassdie allgemeine Aufklärung voranschreite.

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 54

Zitat„Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zurMündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jeneVormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben.“ -- Immanuel Kant

Literatur• Ehrhard Bahr (Hrsg.): Was ist Aufklärung? Thesen und Definitionen. Kant, Erhard, Hamann, Herder, Lessing,

Mendelssohn, Riem, Schiller, Wieland. ISBN 3-15-009714-2• Otfried Höffe: Immanuel Kant. 6. überarbeitete Auflage. Verlag C.H. Beck, München 2004.• Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleine Schriften. In: Horst D. Brandt (Hrsg.): Philosophische

Bibliothek (Bd.512). Hamburg 1999, ISBN 3-7873-1357-5.

Weblinks• Text nach der Akademieausgabe [6]

Anmerkungen[1] Johann Friedrich Zöllner: Ist es rathsam, das Ehebündniß nicht ferner durch die Religion zu sanciren? In: Berlinische Monatsschrift 2 (1783),

S. 508-516, hier S. 516, Anm.: „Was ist Aufklärung? Diese Frage, die beinahe so wichtig ist, als: was ist Wahrheit, sollte doch wolbeantwortet werden, ehe man aufzuklären anfange! Und noch habe ich sie nirgends beantwortet gefunden!“

[2] Johann Erich Biester: Vorschlag, die Geistlichen nicht mehr bei Vollziehung der Ehen zu bemühen. In: Berlinische Monatsschrift 2 (1783), S.265-276.

[3] Moses Mendelssohn: Ueber die Frage: was heißt aufklären? (http:/ / de. wikisource. org/ wiki/ Ueber_die_Frage:_was_heiÃ�t_aufklären?)In: Berlinische Monatsschrift 4 (1784), S. 193-200.

[4] Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift 4 (1784), S. 481-494.[5][5] Immanuel Kant, "Was heißt: Sich im Denken orientiren?", AA VIII, S. 146.[6] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 033. html

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 55

Grundlegung zur Metaphysik der SittenDie Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (kurz GMS) ist ein Buch von Immanuel Kant, das im Jahr 1785erschien. Es ist die erste grundlegende Schrift Kants zur Ethik, die er im schon recht hohen Alter von 61 Jahrenveröffentlichte. Kants eigentliche Schrift zur Ethik ist die Kritik der praktischen Vernunft. Deren Argumentation istin der GMS bereits in Grundzügen entwickelt. Das Buch entstand noch unter der Regierung von Friedrich demGroßen.Die GMS war so schnell im Buchhandel vergriffen, dass bereits ein Jahr später eine zweite, leicht überarbeitete underweiterte Auflage erschien.

GliederungDas mit gut 100 Seiten relativ kurze Werk gliedert sich in die folgenden Abschnitte:Vorrede1.1. Abschnitt: Übergang von der gemeinen sittlichen Vernunfterkenntnis zur philosophischen2.2. Abschnitt: Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten3.3. Abschnitt: Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft

InhaltIn der Vorrede erfolgt eine Einordnung in das System der Philosophie, die sich klassisch in die Logik, die Physik(Naturlehre) und die Ethik (Sittenlehre) unterteilt. Logik ist ausschließlich nicht empirisch, d. h. es gibt keine Urteileaufgrund von Erfahrungen. Naturlehre und Sittenlehre können sowohl empirisch, als auch rein rational sein. Soweitsie rein rational sind, d. h. nur auf dem Ergebnis von Verstandesleistungen ohne den Einfluss von empirischenAnschauungen beruhen, handelt es sich um Metaphysik. Metaphysik der Sitten behandelt also die Moral, sofern sierein rational und nicht empirisch untersucht wird. Die Sittenlehre soll dabei nach Kant frei von Spekulationen seinund auf objektiven Prinzipien beruhen. Die GMS dient der Klärung der Frage nach den Bedingungen derMöglichkeit von Sollensaussagen und ist insofern eine metaethische Schrift.Gleich mit dem ersten Satz des ersten Abschnitts stellt Kant eine für seine Ethik grundlegende Behauptung auf: „Esist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gutkönnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.“ (BA 1,2). Kant gibt an, mit dieser Schrift auf denerkenntnistheoretischen Einsichten der Kritik der reinen Vernunft aufzubauen, um ein Fundament für vernünftigesHandeln aufzuzeigen. Die Begründung für eine Handlung, das Sollen, kann nicht aus dem Sein abgeleitet werden.Eine Handlungsbegründung kann also nicht aus der Erfahrung entstehen. Das Handeln soll sich allein auf dieVernunft berufen. Es soll von seiner Ausrichtung her frei sein von sinnlichen Triebfedern, also all den Motiven, dieaus Gefühl und Erfahrung stammen, wie etwa der "gesunde Menschenverstand" oder auch das Mitleid. DieVernunftgründe für das Handeln müssen für jedes vernünftige Wesen einsehbar und damit zwingend sein, einVernunft-Gesetz also. Was ein guter Wille ist, kann sich nicht nach den Neigungen eines Subjektes richten, sondernmuss allgemeingültig sein. Das allgemeine Vernunftgesetz ist daher ein formales Gesetz und kein Grundsatz mitmateriellem Gehalt.Dieses Gesetz formuliert Kant in einem Kategorischen Imperativ, von dem sich in der GMS insgesamt fünfFassungen finden:1. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz

werde.“ (BA 52 = Grundformel)2. „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden

solle.“ (BA 52 = Naturgesetzformel)

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 56

3. „Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen jederzeitzugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ (BA 67 = Menschheitsformel)

4. „Handle so, daß der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachtenkönne.“ (BA 76/77 = Autonomieformel)

5. „Handle so, als ob du durch deine Maxime jederzeit ein gesetzgebendes Glied im allgemeinen Reich der Zweckewärest.“ (BA 87 = Reich der Zwecke – Formel)

Die Formeln drücken unterschiedliche Aspekte aus, sind aber ansonsten für Kant gleichwertig. In derNaturgesetzformel kommt zum Ausdruck, dass der Kategorische Imperativ genauso allgemeingültig ist wie einNaturgesetz. Die Menschheitsformel hebt eine grundsätzliche Prämisse Kants hervor. Jeder Mensch möchte für sichselbst niemals nur als Mittel, sondern immer auch als Zweck behandelt werden. Die Achtung vor jedem anderenMenschen und seiner Würde wird damit zum objektiven Gesetz. Auch die Autonomieformel weist auf einenweiteren grundsätzlichen Aspekt der Kantischen Ethik hin. Dass der Mensch entscheiden kann, was er tut, setzteinen eigenbestimmten Willen voraus, der die Handlung beeinflusst. Der Wille ist aber nur autonom, wenn er nichtfremdbestimmt (heteronom), sondern frei ist. Das Reich der Zwecke bezeichnet den Idealzustand, dass alleMenschen immer vernunftgemäß die anderen Menschen als Zwecke betrachten und dem Gebot der Sittlichkeitgemäß handeln.In Verbindung mit dem kategorischen Imperativ führt Kant auch den Begriff der Maxime ein. Eine Maxime ist einsubjektiver Handlungsgrundsatz für verschiedene Fälle eines Lebensbereiches, die sich eine Person wählt, umdanach ihre Handlungen auszurichten. Maximen sind nicht spontan, sondern wohlüberlegt. Damit sind sie geeignet,in konkreten Lebenslagen eine Hilfestellung in Hinblick auf Entscheidungen zu geben. Man spricht bei Kant auchvon einer Maximenethik. Ob eine Maxime den Anforderungen des Kategorischen Imperativs entspricht, kann mantesten. Zunächst muss die Frage, ob ich wollen kann, dass die entsprechende Maxime ein allgemeines Gesetz wird,positiv beantwortet werden. Nur wenn eine Verallgemeinerung logisch haltbar ist, ich mir für mich selbst z. B. alsokeine Ausnahme wünsche, liegt eine vollkommene, d.h. uneingeschränkte Pflicht vor. Ist die Maxime zwar denkbar,aber nach den üblichen Maßstäben nicht wünschbar, so handelt es sich um eine unvollkommene (dem Grad nachnicht bestimmte) Pflicht. Wenn man weiterhin unterscheidet, ob die Pflicht gegen sich selbst oder gegen einenanderen besteht, so ergeben sich vier Fälle.Eine vollkommene Pflicht gegen sich selbst ist z. B. nach Kant das Verbot zum Selbstmord, da der Mensch vonNatur aus mit einem Überlebenswillen ausgestattet und auch für sich selbst Zweck an sich ist. Ebenso vollkommenist die Pflicht, andere nicht durch lügenhafte Versprechen zu täuschen, z. B. Geld zu leihen, das man von vornhereinnicht zurückzahlen kann. Andernfalls würde das Institut des Versprechens nicht mehr wirksam sein und vor allemwürde der Getäuschte niemals zustimmen. Der Lügner würde den Getäuschten nur als Mittel, nicht aber zugleich alsZweck an sich betrachten. Der Mensch hat zwar die Pflicht gegen sich selbst, sich körperlich und geistig fit zuhalten; doch in welchem Maße er das tut, unterliegt seiner Bewertung. Insofern ist diese Pflicht nur unvollkommen.Ähnlich verhält es sich mit dem Gebot der Hilfeleistung. Grundsätzlich ist jeder dazu verpflichtet; denn jeder möchteschließlich, dass auch ihm in Notlagen geholfen wird. Doch ob jemand sein Leben ganz karitativ ausrichtet, bleibtihm grundsätzlich selbst überlassen.Der kategorische Imperativ gibt zwar die Grundregel für gutes Handeln, er ist aber nicht hinreichend, da der Menschkein reines Vernunftwesen ist, sondern auch Neigungen und Triebe hat. Zur moralisch guten Handlung ist auch einguter Wille erforderlich. Wer moralisch richtig handeln will, muss das uneingeschränkt Gute als Maßstab für seineHandlungen nehmen. Das uneingeschränkt Gute bezeichnet Kant als Sittlichkeit. Sittlichkeit ist eine Idee a priori, dienicht definiert werden kann, die aber jeder inhaltlich bei seinen Urteilen bestimmen kann.Würde der Mensch immer nach der Vernunft handeln, würde er immer das sittlich Gute tun. Da der Mensch aber vonNatur aus auch durch Kultur, Neigungen und Triebe gesteuert wird, muss er sich manchmal überwinden, um dasVernünftige zu tun. Die Vernunft sagt ihm, was er zur Erfüllung der Sittlichkeit tun muss. Dieses Sollen zu erfüllenist eine Pflicht, weil der Mensch sich moralisch versteht. Die Pflicht ist eine Pflicht im Menschen selbst. Sie beruht

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 57

nicht auf äußeren Normen, Regeln und Gesetzen, sondern auf dem, was der Mensch selbst als das sittlich Guteerkennt. In der Regel wird die Moral den Menschen dazu führen, Gesetze einzuhalten, aber oft reicht das moralischeGesetz weiter als das, was legal gefordert ist. Das bedeutet, dass Handeln moralisch schon unzulässig sein kann, woein solches Handeln dem Gesetz nach nicht verboten ist. Jemand handelt sittlich, wenn er dem moralischen Gesetzbewusst folgt.

RezeptionIm Laufe der Zeit wird die Ethik Kants aus vielen Richtungen kritisiert, ist aber heute noch eine der relevantenPositionen in der aktuellen ethischen Diskussion. Zu den prominenten Kritikern Kants, deren Einwände nachhaltigwirksam waren, gehören insbesondere Schiller, Hegel und Schopenhauer.Auf die Kritik Schillers, der eine hohe Wertschätzung für Kant hatte, dass reine Rationalität für die Moral nichtausreichend sei, sondern dass Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung in Harmonie gebracht werden müssen,bestätigt Kant noch selbst in der Religionsschrift (A 11, Fußnote **), dass es besser ist mit echter Freude seinePflicht zu tun, jedoch kann der Neigung als Ergebnis kein Einfluss auf die Pflicht eingeräumt werden, denn für diesegilt die unbedingte Notwendigkeit. Natürliche Neigungen sind an sich gut, d.i. unverwerflich, und es ist nicht alleinvergeblich, sondern es wäre auch schädlich und tadelhaft, sie ausrotten zu wollen; man muß sie vielmehr nurbezähmen, damit sie sich untereinander nicht ausrotten, sondern zur Zusammenstimmung in einem Ganzen,Glückseligkeit genannt, gebraucht werden können. (Ebd. A 63/64).Hegel hält Kant leeren Formalismus vor, der keine Aussagen zum materialen Gehalt der Moral macht. Dabeiübersieht Hegel, dass bereits in der Menschheitsformel die Menschenwürde zum objektiven Maßstab wird. Auch istder Kategorische Imperativ ja nur der Prüfstein für die Maximen, deren materialer Gehalt an einem objektivenKriterium zu messen ist.Schopenhauers Argument gegen die Pflichtenethik Kants besagt, dass das von ihm so interpretierte bedingungsloseSollen ein Ersatz für die Gebote Gottes sei und damit Kant eine Sittenlehre in der Logik der christlichen Traditionvorhält. Diese Position findet sich auch in der neueren Diskussion. Bedingungslos ist es insofern nicht, als für Kantmoralisches Verhalten absichtsvoll „pflichtgemäß“ und „aus Pflicht“ geschieht. Schopenhauer setzt in der Moral aufdas Mitleid, wogegen Kant sich verwehren würde, da er Gefühle als Grundlage einer Moral für inakzeptabel hält, daman sich bei ihnen einfach irren kann. Kant schließt das Werk mit der Formulierung des Problems, weswegen manüberhaupt moralisch handeln sollte: Und so begreifen wir nicht die praktische unbedingte Notwendigkeit desmoralischen Imperativs, wir begreifen aber doch seine Unbegreiflichkeit, welches alles ist, was billigermaßen vonder Philosophie, die bis zur Grenze der menschlichen Vernunft in Prinzipien strebt, gefordert werden kann. (BA128)

QuerverweiseIn der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten wird der Sache nach vieles behandelt und eingeführt, was sich späterin der Kritik der praktischen Vernunft teils expliziter behandelt findet. Die Grundlegung ist darum sowohl alsHinführung zu letzterer geeignet wie zum genauen Verständnis der zweiten Kritik unverzichtbar. Mit der praktischenEthik in ihrer Anwendung und ihren Grundsätzen setzt Kant sich ausführlicher in der Metaphysik der Sittenauseinander. Die Sittenlehre mit empirischem Gehalt findet sich in der Anthropologie in pragmatischer Absicht.Zum Verständnis der Grundlegung sind Kants zeitgleich gehaltene Vorlesungen oft besonders nützlich (vgl. Bd. 27der Akademieausgabe).

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 58

Ausgaben• Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Hrsg., eingel. und erl. von Jens Timmermann.

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-30602-4• Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Kommentar von Christoph Horn, Corinna Mieth und

Nico Scarano. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-518-27002-8.

Literatur• Jürg Freudiger: Kants Begründung der praktischen Philosophie. Systematische Stellung, Methode und

Argumentationsstruktur der "Grundlegung der Metaphysik der Sitten". Haupt, Bern 1993, ISBN 3-258-04714-6• Otfried Höffe (Hrsg): Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Ein kooperativer Kommentar, Vittorio

Klostermann, Frankfurt a. Main, 2000• Herlinde Pauer-Studer: Einführung in die Ethik. WUV, Wien 2003, ISBN 3-8252-2350-7 (1. Kapitel)• Dieter Schönecker, Allen W. Wood: Immanuel Kant, "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Ein einführender

Kommentar. Zweite Auflage. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-825-22276-4• Klaus Steigleder: Kants Moralphilosophie. Die Selbstbezüglichkeit reiner praktischer Vernunft. Metzler, Stuttgart

2002, ISBN 3-476-01886-5• Friedrich Kaulbach: Immanuel Kants "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Interpretation und Kommentar.

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-02400-1• Jens Timmermann: Kant's groundwork of the metaphysics of morals. A Commentary. Cambridge [u.a.],

Cambridge Univ. Press, 2008 [Reprint] = 2007, ISBN 978-0-521-86282-0• Jens Timmermann (Hrsg): Kant's Groundwork of the Metaphysics of Morals. A Critical Guide (= Cambridge

critical guides), Cambridge 2009.

Weblinks• Text der Akademie-Ausgabe [1] im Bonner Kant-Korpus• Volltext bei zeno.org [2]

• Otto Friedrich Bollnow: „... ALS ALLEIN EIN GUTER WILLE“. Zum Anfang der „Grundlegung zur Metaphysikder Sitten“ [3] (PDF-Datei; 129 kB)

• Jean Grondin: Zur Phänomenologie des moralischen ‘Gesetzes’ [4]

• Thomas Gutmann: Würde und Autonomie. Überlegungen zur Kantischen Tradition [5] (PDF-Datei; 277 kB)• Philipp Richter: Zusammenfassung der Argumentation der Grundlegung [6] (PDF-Datei; 85 kB)• Kant für Anfänger: Kant, Sophie und der kategorische Imperativ [7], Videoreihe in der BR-alpha-Mediathek

Quellennachweise[1] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 385. html[2] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant,+ Immanuel/ Grundlegung+ zur+ Metaphysik+ der+ Sitten[3] http:/ / otto-friedrich-bollnow. de/ doc/ Kant. pdf[4] http:/ / www. philo. umontreal. ca/ prof/ documents/ ZurPhanomenologiedesmoralischenGesetzes. doc[5] http:/ / www. uni-muenster. de/ imperia/ md/ content/ kfg-normenbegruendung/ intern/ publikationen/ gutmann/

02_gutmann_-_w__rde_und_autonomie. pdf[6] http:/ / www. philosophie. tu-darmstadt. de/ media/ institut_fuer_philosophie/ diesunddas/ nerurkar/ kant/ Inhalt_GMS. pdf[7] http:/ / www. br. de/ fernsehen/ br-alpha/ sendungen/ kant-fuer-anfaenger/ der-kategorische-imperativ/ index. html

Kategorischer Imperativ 59

Kategorischer ImperativDer kategorische Imperativ (im Folgenden kurz KI) ist im System Immanuel Kants das grundlegende Prinzip derEthik. Er gebietet allen endlichen vernunftbegabten Wesen und damit allen Menschen, ihre Handlungen darauf zuprüfen, ob sie einer für alle, jederzeit und ohne Ausnahme geltenden Maxime folgen und ob dabei das Recht allerbetroffenen Menschen, auch als Selbstzweck, also nicht als bloßes Mittel zu einem anderen Zweck behandelt zuwerden, berücksichtigt wird. Der Begriff wird in Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) vorgestelltund in der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) ausführlich entwickelt.

InhaltKant beansprucht in der GMS, dass „der bloße Begriff eines kategorischen Imperativs auch die Formel desselben andie Hand gebe“ (Immanuel Kant: AA IV, 420[1]). Diese Form ist diejenige der Allgemeinheit. Der Inhalt des KI istdaher nur durch diese Form bestimmt. Dem entspricht, dass die Geltung des KI insofern universell ist, als sie keinekonkreten Bedingungen voraussetzt (etwa spezifische Interessen, spezifische Fakten über die Welt o. Ä.):

„… da der Imperativ außer dem Gesetze nur die Notwendigkeit der Maxime enthält, diesem Gesetze gemäß zusein, das Gesetz aber keine Bedingung enthält, auf die es eingeschränkt war, so bleibt nichts als dieAllgemeinheit eines Gesetzes überhaupt übrig, welchem die Maxime der Handlung gemäß sein soll, undwelche Gemäßheit allein der Imperativ eigentlich als notwendig vorstellt.“– Immanuel Kant: AA IV, 420[2]

Der KI gilt für endliche Vernunftwesen per se und ist daher auch insofern allgemein, als er alle Menschen unter allenBedingungen in die Pflicht nimmt, bzw. die universelle Form der Pflicht überhaupt beschreibt. Dies wird unteranderem in der folgenden Formel des kategorischen Imperativs deutlich:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetzwerde.“– Immanuel Kant: AA IV, 421[3]

„Formeln“ Im zweiten Abschnitt der GMS werden unterschiedliche Formeln des KI entwickelt. Die genaue Formulierung istebenfalls verschieden, zumal wenn man zusätzlich zur GMS noch die Kritik der praktischen Vernunft hinzunimmt.Man sortiert diese Formulierungen üblicherweise[4] wie folgt:Universalisierungsformel

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“– Immanuel Kant: AA IV, 421[5]

„Handle nach der Maxime, die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetze machen kann.“– Immanuel Kant: AA IV, 436[6]

„Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“– Immanuel Kant: AA V, 30[7]

„[Handle so], daß der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachten könne.“– Immanuel Kant: AA IV, 434[8]

Naturgesetzformel

Kategorischer Imperativ 60

„Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte.“– Immanuel Kant: AA IV, 421[9]

„Handle nach Maximen, die sich selbst zugleich als allgemeine Naturgesetze zum Gegenstande haben können.“– Immanuel Kant: AA IV, 437[10]

Selbstzweckformel

„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemalsbloß als Mittel brauchst.“– Immanuel Kant: AA IV, 429[11]

„Denn vernünftige Wesen stehen alle unter dem Gesetz, dass jedes derselben sich selbst und alle andere niemals bloß als Mittel, sondernjederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandeln solle.“– Immanuel Kant: AA IV, 433[12]

Reich-der-Zwecke-Formel„Demnach muß ein jedes vernünftige Wesen so handeln, als ob es durch seine Maximen jederzeit eingesetzgebendes Glied im allgemeinen Reiche der Zwecke wäre.“– Immanuel Kant: AA IV, 438[13]

Die Universalisierungsformel erläutert Kant unter anderem so: „Autonomie, d. i. die Tauglichkeit der Maxime einesjeden guten Willens, sich selbst zum allgemeinen Gesetze zu machen, ist selbst das alleinige Gesetz, das sich derWille eines jeden vernünftigen Wesens selbst auferlegt“ (Immanuel Kant: AA IV, 444[14]). Der Zusammenhang derFormeln ist nicht abschließend geklärt. Diese Frage stellt eines der häufigst diskutierten Probleme derKantinterpretation dar.

AnwendungDer kategorische Imperativ ist nach Kant keine inhaltliche Norm, sondern das einzige Handlungs- undNormenprüfkriterium. Wer wissen will, ob eine beabsichtigte, ausgeführt werdende oder schon gescheheneHandlung moralisch richtig ist, muss die jeweilige Handlungsbeschreibung durch Abstraktion von den involviertenPersonen in eine allgemeine Regel verwandeln und dann beurteilen, ob er die Anwendung dieser Regel denken oderwollen kann (z. B. auch unter dem Gesichtspunkt des Eigeninteresses). Unmoralische Handlungen erkennt man so aneiner Form von Widersprüchlichkeit: So will z. B. ein Dieb, dass sein Diebesgut als sein Eigentum im Sinne einerallgemeinen Praxis der Zuschreibung von Eigentum an die rechtmäßigen Besitzer und der Verfolgung von Diebstahlanerkannt werde, obwohl er im Diebstahl die Institution des Eigentums selbst verletzt. Kants kategorischer Imperativist somit eine elaborierte Form der alltagssprachlichen Aufforderung „Stell dir vor, jeder würde (bzw. dürfte) dastun!“Nach Kant ist der kategorische Imperativ nicht von ihm willkürlich aufgestellt. Kant untersucht die praktischeVernunft, insofern sie ein a priori enthält, also ein jeder realen Moral vorhergehendes Grundprinzip, das Moralüberhaupt erst möglich macht, und das im Menschen selbst natürlicherweise vorhanden ist. Dieses a priori bestimmtden kategorischen Imperativ, das heißt, er gilt absolut und überall. Jeder Mensch auf der Welt kann ihn immeranwenden.Im Gegensatz zum Regel-Utilitarismus, bei dem Handlungsregeln nur nach dem Nutzen bewertet werden, den siehervorbringen, und im Gegensatz zum Handlungs-Konsequentialismus, der Handlungen nur nach ihren Folgenbewertet, ist der kategorische Imperativ deontologisch. Es wird eben nicht bewertet, was die Handlung bewirkt,sondern wie die Absicht beschaffen ist. Wenn der Wille gut ist, dann ist auch die Handlung moralisch gerechtfertigt.Der Wille zum Guten allein ist das, was moralisch gut ist.

Kategorischer Imperativ 61

Menschlicher WilleGesetzt den Fall, der Mensch als vernünftiges Wesen ist, wie Kant behauptet, immer schon als unter einemallgemeinen Gesetz stehend aufzufassen, warum handelt er dann oft nicht den Vorgaben des Gesetzes gemäß,vielmehr pflicht- und vernunftwidrig?Die Antwort hierauf ergibt sich aus der spezifischen Konstitution des menschlichen Willens. Dieser wird von Kantals „das Vermögen, nach der Vorstellung der Gesetze, das ist nach Prinzipien zu handeln“ (Immanuel Kant: AA IV,412[15]) definiert. Hätte die Vernunft das Vermögen, den Willen vollständig zu bestimmen, das heißt wäre siealleiniger Ursprung der Prinzipien, nach welchen sich der Wille bestimmt, wie es für reine Vernunftwesen gilt, sowäre das von der Vernunft objektiv (für alle vernünftigen Wesen notwendige) für moralisch gut Erkannte auch das,was jedes Vernunftwesen subjektiv für sich als moralisch gut erkennen und auch wollen würde. Der Mensch jedochschöpft die Bestimmungsprinzipien seines Willens nicht allein aus Vernunft, er ist kein rein vernünftiges Wesen,sondern ein teilvernünftiges, ein mit einem sinnlich-affizierten Willen ausgestattetes partielles Vernunftwesen. Das,was außer der Vernunft noch seinen Willen bestimmt, sind nach Kant die Neigungen, Komponenten unserersinnlichen Veranlagung, die auf dem „Gefühl der Lust und Unlust beruhen“ (Immanuel Kant: AA IV, 427[16]).Aus dieser Diskrepanz zwischen subjektivem Wollen und objektivem Vernunftgesetz wird der Mensch zumAdressaten einer Nötigung, durch welche die Anerkennung und Beachtung der absoluten Verbindlichkeit objektiverVernunftprinzipien und deren Priorität vor allen neigungsabhängigen Bestimmungen vom Subjekt eingefordert wird.Das, worin die Nötigung zum Ausdruck kommt, quasi ihr Transportmittel, ist der Imperativ. Imperative drückenimmer ein Sollen aus und bringen appellativ zum Ausdruck, „dass etwas zu tun oder zu unterlassen gut sein würde“(Immanuel Kant: AA IV, 413[17]).

Kants PflichtbegriffKant definiert den Begriff der Pflicht folgendermaßen: „Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtungfürs Gesetz“ (Immanuel Kant: AA IV, 400[18]). Die Vernunft ermöglicht uns, das Sittengesetz zu erkennen. EineHandlung aus Pflicht ist also eine Handlung aus Achtung für das Gesetz. Pflicht soll das Motiv für das Handeln sein,nicht Freude, Abwendung von Übel oder Ähnliches. Wem das Gewissen gebietet, auf eine bestimmte Weise zuhandeln, der hat auch die Pflicht, so zu handeln. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass der Mensch nicht nurpflichtgemäß (nach Pflicht), sondern durch die Achtung vor dem Gesetz motiviert (aus Pflicht) handeln soll. JedeHandlung aus Pflicht ist pflichtgemäß, aber nicht jede pflichtgemäße Handlung erfolgt aus Pflicht. Eine lediglichpflichtgemäße Handlung, die nicht aus Achtung vor dem Gesetz, sondern aus Neigung oder aus rationalem Kalkülgeschieht, hat keinen positiven moralischen Wert. Obwohl sich die sichtbare Handlung aus Pflicht von der nurpflichtgemäßen nicht unterscheidet, ist es der Beweggrund, der den moralischen Wert ausmacht.

Hypothetischer ImperativKant ist der Meinung, dass der gute Wille das einzig absolut Gute ist. Begabung, Charakter oder günstige Umständekönnen auch zu schlechten Zwecken verwendet werden, aber der gute Wille ist an sich positiv zu bewerten unddaher das höchste Gut. Die Konstruktion eines Ideals des guten Willens ist Voraussetzung für seine Ethik. SeinAusgangspunkt ist, dass eine Handlung durch praktische Vernunft bedingt sei. Weiter seien die Faktoren, welche dasHandeln bedingen, keine Naturgesetze, sondern praktische (d. h. durch den Willen als möglich vorstellbare)Grundsätze:• Maximen (subjektive Grundsätze): selbstgesetzte Handlungsregeln, die ein Wollen ausdrücken• Imperative (objektive Grundsätze): durch praktische Vernunft bestimmt; Ratschläge, moralisch relevante

Grundsätze. („das Gesetz aber ist das objektive Prinzip, gültig für jedes vernünftige Wesen, und der Grundsatz,nach dem es handeln soll, d. i. ein Imperativ.“)

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Bei Kant gibt es noch weitere Imperative, die aber nicht kategorisch sind, die so genannten hypothetischenImperative. Diese funktionieren nach dem Prinzip: „wer den Zweck will, der will auch das zugehörige Mittel, diesenZweck zu erreichen“. Hypothetische Imperative können allerdings seiner Meinung nach nicht als Grundlage einermoralischen Handlung dienen. Der hypothetische Imperativ verfolgt einen bestimmten Zweck und stellt eineMittel-Zweck-Relation her. Ein hypothetischer Imperativ ist demnach lediglich eine Vorschrift, in der ein Ziel unddie dazu notwendigen Mittel bestimmt werden. Darum gilt er auch nur bezogen auf das bestimmte Ziel, nicht immerund überall und für jeden, also nicht kategorisch. („Lerne, damit du später einen Arbeitsplatz bekommst!“) Damitkann der hypothetisch gebietende Imperativ nicht als allgemeines Gesetz angenommen werden, da bei diesenImperativen der Wille nicht sich selbst eine Pflicht auferlegt, sondern bezogen auf Externa Mittel zu einem Zweckverfolgt. Weil man nicht wissen kann, ob man sich die angestrebten Zwecke selbst gesetzt hat, oder ob sie von außenauferlegt wurden, kann der Wille, der nach hypothetischen Imperativen bestimmt ist, nicht frei sein. Weil er nichtfrei sein kann, kann daraus kein moralischer Wert erwachsen. Im Gegensatz dazu unterwirft der kategorischeImperativ das Handeln formal einem allgemein gültigen Gesetz ohne Rücksicht auf einen bestimmten externenZweck. Es gibt laut Kant nur einen einzigen kategorischen Imperativ, nach dem man handeln soll, das ist derbekannte Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetzwerde!“. „Du sollst lernen!“ ist kein(!) kategorischer Imperativ, weil die mögliche Absicht (das, was durch dasLernen erreicht werden soll) nicht bei jedem Menschen vorauszusetzen ist und weil man sich die Pflicht des Lernensnicht selbst auferlegt hat (sondern die Strukturen, die vermitteln, dass man ohne Lernen keinen Arbeitsplatzbekommt). Also ist „Du sollst lernen!“ auch nur ein hypothetischer Imperativ, auch wenn er der äußeren Form nachwie ein kategorischer aussieht – er hat keinen moralischen Wert und die darauf folgende Handlung ist moral-neutral.

VernunftwesenDer Inhalt des kategorischen Imperativs (als Grundprinzip der Moral) lässt sich, laut Kant, allein aus der Vernunftherleiten. Der Mensch ist zwar vernunftbegabt, aber nicht allein durch Vernunft motiviert. Diese Möglichkeit derZuwiderhandlung gegen die Vernunft macht das objektive moralische Prinzip zu einem kategorischen Imperativ,also zu einem allgemein gültigen Prinzip der Sittlichkeit.Die Vernunft ist nicht gebunden an körperliche oder geistige Unterschiede, die zwischen den Menschen (oder zuirgendwelchen anderen vernunftbegabten Wesen) bestehen. Obschon Kant nicht behauptet, dass es außer denMenschen noch andere vernunftbegabte Wesen gäbe, ließen sich doch rein vernunftgeleitete Wesen vorstellen(wobei der Mensch ein solches gerade nicht ist, da er auch durch Neigungen und dergleichen geleitet ist).Da der Inhalt des kategorischen Imperativs (das objektive moralische Prinzip) sich aus der Vernunft ergibt, würdenrein vernunftgeleitete Wesen sozusagen automatisch danach handeln, weshalb das Prinzip des KategorischenImperatives für solche Wesen keine Vorschrift, also kein Imperativ sein könnte.

„Alle Imperative werden durch ein Sollen ausgedrückt und zeigen dadurch das Verhältnis eines objektivenGesetzes der Vernunft zu einem Willen an, der seiner subjektiven Beschaffenheit nach dadurch nichtnotwendig bestimmt wird (eine Nötigung).“– Immanuel Kant: AA IV, 413[19]

Durch seine Vernunft ist der Mensch autonom, also hier: selbstgesetzgebend, wobei er sich aus Vernunft der„Nötigung“ (s. o.) des kategorischen Imperativs unterwirft. Durch diese Autonomie besitzt der Mensch Würde und istZweck an sich.Der kategorische Imperativ verlangt, ihn immer auch als solchen zu behandeln, vgl. dazu die‚Zweck-an-sich-Formel‘.

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Parallelen

Goldene RegelDer kategorische Imperativ wird häufig mit „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“verwechselt. Diese so genannte Goldene Regel ist nicht mit Kants philosophischer Konstruktion des kategorischenImperativs gleichzusetzen. Die goldene Regel ist ein hypothetischer Imperativ, weil sie einen Zweck verfolgt: dieVermeidung von Dingen, „die man nicht will“. Ebenso träfe hier das Kriterium der Verallgemeinerbarkeit nur auf dieHandlungen zu, hingegen aber nicht auf die Maximen wie beim kategorischen Imperativ. Kant wandte sich vor allemgegen die negative Form der goldenen Regel:

„Man denke ja nicht, daß hier das triviale: quod tibi non vis fieri etc. zur Richtschnur oder Princip dienenkönne. Denn es ist, obzwar mit verschiedenen Einschränkungen, nur aus jenem abgeleitet; es kann keinallgemeines Gesetz sein, denn es enthält nicht den Grund der Pflichten gegen sich selbst, nicht derLiebespflichten gegen andere (denn mancher würde es gerne eingehen, daß andere ihm nicht wohlthun sollen,wenn er es nur überhoben sein dürfte, ihnen Wohltat zu erzeigen), endlich nicht der schuldigen Pflichtengegen einander, denn der Verbrecher würde aus diesem Grunde gegen seine strafenden Richter argumentieren,usw.Immanuel Kant: AA IV, 430[20]“

Rezeption und Kritik

HegelDie klassische Kritik an Kants Kategorischen Imperativ erfolgte durch Hegel. Hegel kritisierte diesen als bloßformales Prinzip der Handlungsbeurteilung, das jede beliebige materiale Norm zu rechtfertigen erlaube. Weil dieVernunft mit dem Kategorischen Imperativ nur ihre Selbstgewissheit zum Kriterium der Moralität machen könne,ließen sich beliebige Willensbestimmungen als moralisch beurteilen, solange diese mit der Vernunft selbstverträglich erscheinen. Angewendet auf die Praxis produziere der Kategorische Imperativ nur „Tautologien“. DiePrüfung mit dem Kategorischen Imperativ reiche „aus diesem Grunde nicht weit; eben indem der Maßstab dieTautologie und gleichgültig gegen den Inhalt ist, nimmt er ebensogut diesen als den entgegengesetzten in sichauf“.[21]

So könne z. B. sowohl die Existenz als auch die Nicht-Existenz des Privateigentums mit dem KategorischenImperativ widerspruchsfrei begründet werden; dies sei abhängig vom jeweiligen Interesse des Einzelnen:

„Das Eigentum, wenn Eigentum ist, muß Eigentum sein. Aber ist die entgegengesetzte Bestimmtheit, Negationdes Eigentums gesetzt, so ergibt sich durch die Gesetzgebung ebenderselben praktischen Vernunft dieTautologie: das Nichteigentum ist Nichteigentum; wenn kein Eigentum ist, so muß das, was Eigentum seinwill, aufgehoben werden. Aber es ist gerade das Interesse, zu erweisen, daß Eigentum sein müsse.“– Hegel: Aufsätze aus dem Kritischen Journal der Philosophie[22]

Die Frage aber, „soll es an und für sich Gesetz sein, daß Eigentum sei“, könne mit dem Kategorischen Imperativnicht beantwortet werden: „Das Eigentum an und für sich widerspricht sich nicht; es ist eine isolierte oder nur sichselbst gleich gesetzte Bestimmtheit. Nichteigentum, Herrenlosigkeit der Dinge oder Gütergemeinschaft widersprichtsich gerade ebensowenig“.[23]

Hegel geht in den Grundlinien der Philosophie des Rechts in seiner Kritik noch weiter und sieht in der imKategorischen Imperativ zum Ausdruck kommenden „formellen Subjektivität“ der Vernunft die Gefahr, „ins Böseumzuschlagen; an der für sich seienden, für sich wissenden und beschließenden Gewißheit seiner selbst haben beide,die Moralität und das Böse, ihre gemeinschaftliche Wurzel“.[24]

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MarxKarl Marx deutet den Kategorischen Imperativ von einer individuellen Handlungsmaxime zu einem revolutionärenPrinzip um.[25] So endet für ihn die Kritik der Religion „mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für denMenschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch einerniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“.[26] Diese negative Fassung ergänzt erdurch die positive Forderung, für Verhältnisse einzutreten, „worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingungfür die freie Entwicklung aller ist“.[27]

SchopenhauerEine scharfe Kritik am kategorischen Imperativ formulierte Arthur Schopenhauer in seiner Schrift Über dieGrundlage der Moral. Schopenhauer wirft Kant vor, die Notwendigkeit moralischer Gesetze nicht ausreichend zubegründen und seine Ethik damit auf ein Fundament zu stellen, das selbst nicht ausreichend gerechtfertigt sei. Ersieht in der Kantischen Formulierung „du sollst“ den Überrest einer theologischen Moral (vor allem des Dekalogs),die sich auf eine höchste moralische Instanz beruft. Da eine solche Instanz durch den kategorischen Imperativ abernicht vorausgesetzt werde, entbehre er einer Grundlage. Damit scheitert Kant in Schopenhauers Sicht daran, nichtausreichend zwischen der Form einer Ethik und ihrer Begründung zu unterscheiden. Außerdem kritisiert er dieTatsache, dass der kategorische Imperativ sich nicht aus empirischen Erfahrungen ergebe, sondern nur aus Vernunftund Begriffen; Begriffe, die einer empirischen Grundlage entbehren, seien aber nicht tauglich zur Formulierungeines allgemeingültigen Gesetzes, das egoistische Bestrebungen ausschließen wolle.[28]

HabermasIn der Diskursethik von Jürgen Habermas ist der „moralische[n] Gesichtspunkt (moral point of view)“ derStandpunkt, von dem aus moralische Fragen unparteilich beurteilt werden können. Dieser wird im praktischen undherrschaftsfreien Diskurs eingenommen als einer „kooperativen Wahrheitssuche“ von „freien und gleichenTeilnehmern“, bei der allein der „Zwang des besseren Arguments zum Zuge kommen darf“. Der praktische Diskursdient der „argumentativen Willensbildung“.[29] Er bestimmt sich nicht inhaltlich und erzeugt keine Normen, sondern„ist ein Verfahren […] zur Prüfung der Gültigkeit hypothetisch erwogener Normen“.[29] Dabei folgt er demGrundsatz der Universalisierung, dessen Prüfung mit einem umformulierten kategorischen Imperativ vorgenommenwerden kann, der gerade nicht monologisch strukturiert ist:

„Der kategorische Imperativ bedarf einer Umformulierung in dem vorgeschlagenen Sinne: Statt allen andereneine Maxime von der ich will, dass sie allgemeines Gesetz sei, als gültig vorzuschreiben, muss ich meineMaxime zum Zweck der diskursiven Prüfung ihres Universalitätsanspruchs allen anderen vorlegen. DasGewicht verschiebt sich von dem, was jeder (einzelne) ohne Widerspruch als allgemeines Gesetz wollen kann,auf das, was alle in Übereinstimmung als universale Norm anerkennen wollen.“– Jürgen Habermas: Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln[30]

JonasHans Jonas formuliert in seinem Prinzip Verantwortung, in welchem er den Versuch einer Ethik für dietechnologische Zivilisation unternimmt, einen kategorischen Imperativ bezüglich der Verantwortung für zukünftigeGenerationen:

„‚Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichenLebens auf Erden‘; oder negativ ausgedrückt: ‚Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung nichtzerstörerisch sind für die künftige Möglichkeit solchen Lebens‘; oder einfach: ‚Gefährde nicht dieBedingungen für den indefiniten Fortbestand der Menschheit auf Erden‘; oder wieder positiv gewendet:‚Schließe in deine gegenwärtige Wahl die zukünftige Integrität des Menschen als Mit-Gegenstand deinesWollens ein.‘“

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– Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung[31]

Jonas grenzt sich von Kant ab, denn sein kategorischer Imperativ zielt auf die Folgen der Handlung, ist alsokonsequentialistisch gedacht. Gleichwohl dient auch er der Universalisierung:

„Der neue Imperativ ruft eine andere Einstimmigkeit an: nicht die des Aktes mit sich selbst, sondern die seinerschließlichen Wirkungen mit dem Fortbestand menschlicher Aktivitäten in der Zukunft.“– Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung[32]

SingerIn Generalization in Ethics übt Marcus George Singer Kritik am Kategorischen Imperativ.[33] Er akzeptiert KantsUnterscheidung zwischen moralischen Normen und Regeln der Klugheit bzw. Geschicklichkeit. Er gesteht Kant zu,dass moralische Normen nicht von den Absichten der handelnden Person abhängen. Sie gelten ohne irgendeineBedingung dieser Art und sind somit kategorisch.Für Singer geht Kant jedoch über diese Bestimmung hinaus, wenn er moralische Normen als kategorischeImperative bezeichnet. Nach Kant ist ein Imperativ dann „kategorisch“, wenn er „eine Handlung als für sich selbst,ohne Beziehung zu einem andern Zweck, als objektiv-notwendig“ hinstellt. Kategorischen Imperativen kommt eine„unbedingte und zwar objektive und mithin allgemein gültige Notwendigkeit“ zu. Sie betreffen „nicht die Materie derHandlung und das, was aus ihr folgen soll, sondern die Form“.Dies kann man nun mit Kant so verstehen, dass die allgemeinen moralischen Normen wie „Lügen ist verboten“ oder„Geliehenes Geld soll man zurückzahlen“ unter keiner Bedingung eine Ausnahme zulassen. So dürfte man, nachKant, einen möglichen Mörder auch dann nicht anlügen, wenn man dadurch das Leben unschuldiger Menschenretten könnte.Kant begründet das damit, dass der Begriff der Wahrheit selbst absurd würde, wenn man das Lügen erlaubt. Ganzähnlich ist es mit der Pünktlichkeit; wenn ich sage, dass ich pünktlich um 8 da sein werde, aber erst um 9 komme,dann ist es einfach unvernünftig zu sagen, dass ich um 8 komme. Der Begriff der Pünktlichkeit wird selbst adabsurdum geführt. Und genau so ist es mit der Wahrheit. Wenn ich vorgebe, die Wahrheit zu sagen, es aberbewusst(!) nicht tue, dann führe ich den Begriff der Wahrheit ad absurdum. Schwierig wird es hier beiPflichtenkollisionen: „Ich lüge nicht.“ und „Ich rette Menschenleben“ sind beides moralische Gesetze (alsoverallgemeinerbare Maximen, keine kategorischen Imperative (!)), nach denen gehandelt werden muss. Für welchenentscheidet man sich? Kant hat dazu leider keine Antwort.Dieser Rigorismus Kants, der sich auch an dessen Einstellung zur Strafe und speziell zur Todesstrafe zeigt, führtnach Singer zu moralisch fragwürdigen Entscheidungen.Ihm zufolge ist der verfehlte Kantsche Rigorismus aber keine notwendige Folge aus dem Kategorischen Imperativ.Wenn meine Handlungsmaxime ist, notfalls auch zu lügen, wenn ich dadurch die Ermordung Unschuldigerverhindern kann, so kann ich ohne Probleme wollen, dass diese Maxime zu einem allgemeinen Gesetz erhoben wird.Die Gefahr, dass durch diese Erlaubnis zum Lügen niemand mehr darauf vertrauen kann, dass ihn ein anderer nichtanlügt, ist hier nicht gegeben.

PatzigGünther Patzig[34] stimmte Singers nicht-rigoristischer Interpretation des Kategorischen Imperativs und insbesondereseiner Auflösung des Notlügenproblems ausdrücklich zu. Patzig bezeichnet das Prinzip des Kategorischen Imperativals eine „Entdeckung“ auf dem Gebiet der praktischen Philosophie. Entscheidend sei, diese „Entdeckung“ von allenzeitgebundenen und subjektiven Einschränkungen zu befreien und ihr auf diese Weise die gebührende Bedeutungzukommen zu lassen. Als ein solches zeitbedingtes Element bezeichnet Patzig Kants moralischen Rigorismus.

Kategorischer Imperativ 66

HoersterNorbert Hoerster formuliert in seinem Werk Ethik und Interesse folgende Kritik am kategorischen Imperativ, wobeier diesem aber durchaus eine „gewisse partielle Leistungsfähigkeit“ zubilligt:• Erstens könne man – ohne in einen Widerspruch zu geraten – die Maxime eines einzelnen zu einem allgemeinen

Gesetz erheben wollen, und dies wäre dennoch für die Mehrzahl der Menschen inakzeptabel. Als Beispiel führt eran, dass jemand Diebstahl aus dem Grunde begehe, weil er Privateigentum generell für schädlich halte und esabschaffen möchte. Die Hilfsannahme, dass Privateigentum nützlich sei, die diese Argumentation zu Fall bringenwürde, lasse sich nicht aus dem kategorischen Imperativ herleiten.

• Zweitens könne man moralische Handlungen, z. B. „Reiche Menschen sollen arme unterstützen.“, auch deshalbnegieren, weil man dem daraus folgenden allgemeinen Gesetz „Wer in Not gerät, dem soll geholfen werden.“keine Bedeutung beimesse. Hieraus ergebe sich in letzter Konsequenz die bemerkenswerte Folgerung, dass einallgemeines Fehlen von Altruismus von jemandem umso weniger wahrgenommen werde, je gesicherter dessenVerhältnisse seien, in denen er/sie lebe. Ja, jemand seinen Egoismus umso uneingeschränkter ausleben könne, jebesser es ihm gehe.

Hoerster weist auch darauf hin, dass nicht klar sei, warum überhaupt jemand den kategorischen Imperativ alslegitimes Verfahren zur Ermittlung allgemein anerkannter moralischer Normen akzeptieren solle. Dieses Problemhat Kant offenbar auch gesehen und dargelegt, dass er es nicht zeigen könne. Das Verfahrensprinzip zum Auffindenallseits akzeptierter, objektiver moralischer Normen nach dem kategorischen Imperativ hänge deshalb laut Hoerster„in der Luft“.[35]

Einzelnachweise[1] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 420 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 420.

html).[2] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 420 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 420.

html).[3] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 421 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 421.

html).[4] Siehe z. B. Dieter Schönecker und Allen W. Wood: Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“. Ein einführender Kommentar,

Paderborn: Schöningh (UTB), 2004.[5] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 421 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 421.

html) / GMS, BA 52.[6] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 436 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 436.

html) / GMS, BA 81.[7] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA V, 30 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa05/ 030. html) /

KpV, A 54 (§ 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft).[8] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 434 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 434.

html) / GMS, BA 76.[9] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 421 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 421.

html) / GMS, BA 52.[10] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 437 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 437.

html) / GMS, BA 81–82.[11] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 429 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 429.

html) / GMS, BA 66.[12] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 433 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 433.

html) / GMS, BA 74-75.[13] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 438 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 438.

html) / GMS, BA 83.[14] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 444 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 444.

html) / GMS.[15] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 412 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 412.

html).

Kategorischer Imperativ 67

[16] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 427 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 427.html).

[17] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 413 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 413.html).

[18] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 400 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 400.html).

[19] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 413 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 413.html).

[20] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IV, 430 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa04/ 430.html).

[21] Hegel: Phänomenologie des Geistes. Theorie-Werkausgabe von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel Bd. 3, S. 317.[22] Hegel: Aufsätze aus dem Kritischen Journal der Philosophie. Bd. 2, S. 463.[23] Hegel: Phänomenologie des Geistes. Bd. 3, S. 317.[24] Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, § 139 Bd. 7, S. 261.[25] Vgl. Giorgos Sagriotis: „kategorischer Imperativ“, in HKWM: Bd. 7/I, Sp. 487–495.[26] Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. MEW Bd. 1, S. 385.[27] Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei. MEW Bd. 4, S. 482.[28] Vgl. hierzu Arthur Schopenhauer, Über die Grundlage der Moral, in: Sämtliche Werke (Bd. III), Stuttgart und Frankfurt am Main (1968).[29] Vgl. Jürgen Habermas: Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln, Frankfurt M. 1983, S. 77.[30] Jürgen Habermas: Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln, S. 77.[31] Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt M. 1984, S. 36.[32] Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt M. 1984, S. 37.[33] Marcus G. Singer, Generalization in Ethics, New York 1971.[34] Günther Patzig, Der Kategorische Imperativ in der Ethik-Diskussion der Gegenwart. In: Günther Patzig, Ethik ohne Metaphysik, 2. Aufl.,

Göttingen 1983, S. 148–171.[35] Norbert Hoerster: Ethik und Interesse. Reclam, Stuttgart 2003, S. 105 ff.

Literatur

Abhandlung des Kategorischen Imperativs bei Kant• Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785)• Kritik der praktischen Vernunft (1788)

SekundärliteraturPhilosophiebibliographie: Immanuel Kant – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema• D. Copp: The ‘Possibility’ of a Categorical Imperative: Kant’s Groundwork, Part III. 1992.• A. Dymek: „Kants hypothetische und kategorische Imperative“. 2008. www.epubli.de (populärwissenschaftlich,

28 Seiten, Einführung).• R. K. Gupta: Notes on Kant’s Derivation of the Various Formulae of the Categorical Imperative. In International

Journal of Philosophical Studies (Dublin) 5 (1997), S. 383–396.• Jonathan Harrison: Kant’s Examples of the First Formulation of the Categorical Imperative und The Categorical

Imperative. In: Ethical Essays Bd. II. Aldershot 1993, S. 87–99 und 100–104.• Christoph Horn, Corinna Mieth, Nico Scarano (Hrsg): Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.

Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-27002-8 (Studienbibliothek; Bd. 2; kommentierteAusgabe).

• Herbert James Paton: Der kategorische Imperativ: eine Untersuchung über Kants Moralphilosophie. Berlin 1962,ISBN 978-3110050400.

• Günther Patzig: Der Kategorische Imperativ in der Ethik-Diskussion der Gegenwart. In: Günther Patzig (Hrsg.):Ethik ohne Metaphysik. 2. Aufl., Göttingen 1983, ISBN 978-3525334935, S. 148–171.

• A. Pieper: Wie ist ein kategorischer Imperativ möglich? in: O. Höffe (Hrsg.): Grundlegung zur Metaphysik derSitten.

Kategorischer Imperativ 68

• T. W. Pogge: The Categorical Imperative, in: O. Höffe (Hrsg.): Grundlegung zur Metaphysik der Sitten; auch in:Paul Guyer (Hrsg.): Kant’s Groundwork of the Metaphysics of Morals: Critical Essays. Lanham, MD: Rowman &Littlefield Publishers, Inc., 1998, S. 189–214.

• Christian Schnoor: Kants kategorischer Imperativ als Kriterium der Richtigkeit des Handelns. Tübingen: J.C.B.Mohr (Paul Siebeck), 1989.

• Dieter Schönecker und Allen W. Wood: Kants „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“. Ein einführenderKommentar, Paderborn: Schöningh (UTB), 2004.

• Peter J. Steinberger: The Standard View of the Categorical Imperative. Kant-Studien 90 (1999), S. 91–99.• Ph. Stratton-Lake: Formulating Categorical Imperatives. Kant-Studien 84 (1993), S. 317–340.• A. W. Wood: Kant’s Ethical Thought. Cambridge University Press, 1999.• G. Yaffe: Freedom, Natural Necessity and the Categorical Imperative. Kant-Studien 86 (1995), S. 446–458.

Weblinks• Robert Johnson:  Kant’s Moral Philosophy. (http:/ / plato. stanford. edu/ entries/ kant-moral/ ) In: Edward N. Zalta

(Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy• Rudolf Eisler: Imperativ. (http:/ / www. textlog. de/ 32453. html) In: Rudolf Eisler: Kant-Lexikon.

Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichen Nachlass. [1930], auf textlog.de.• Georg Geismann: Die Formeln des kategorischen Imperativs nach H. J. Paton, N. N., Klaus Reich und Julius

Ebbinghaus (http:/ / www. kiesewetter. be/ geismann/ 31formeln. pdf) (PDF, 56 KB). In: Kant-Studien 93, 2002,S. 374–384.

• Kant für Anfänger. Der kategorische Imperativ. (http:/ / www. br. de/ fernsehen/ br-alpha/ sendungen/kant-fuer-anfaenger/ der-kategorische-imperativ/ index. html) Auf: br-online.de, 20. März 2008 (Sendereihe überKant und den kategorischen Imperativ).

Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft 69

Metaphysische Anfangsgründe derNaturwissenschaftMetaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Abk. MAN) ist der Titel eines Buchs des PhilosophenImmanuel Kant. Es erschien 1786, ein Jahr vor Herausgabe der zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft(KrV).Das Buch ist die Anwendung der in der KrV erarbeiteten Prinzipien über die menschliche Erkenntnis auf denBereich der Physik. Bereits in der KrV hatte Kant gesagt, dass es sich bei dieser nicht um ein philosophischesSystem handele, sondern um einen "Traktat von der Methode". Die MAN sind eine Anwendung dieser Methode. Siezeigen, wie die Grundsätze der Erkenntnis a priori als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis der Natur gültigsind. Kant ging dabei davon aus, dass die von Isaac Newton formulierten Gesetze eine tatsächliche Beschreibung derNatur darstellen. Entsprechend der Unterteilung der Kategorien suchte Kant nach den Prinzipien, die der Physik apriori zugrunde liegen. Die der MAN zugrunde liegende Prämisse besagt, Bewegung sei die Grundbestimmung vonsinnlich wahrnehmbaren Gegenständen. Daher müsse der Begriff der Materie in Hinblick auf die darin enthaltenenvier Kategorienbereiche untersucht werden. Kant entwickelte entsprechend vier Untersuchungsbereiche.• I. Bewegung als Quantität ist Phoronomie

Richtung und Geschwindigkeit kennzeichnen die relative Position eines Gegenstandes im Raum.• II. Bewegung als Qualität ist Dynamik.

Anziehung und Zurückstoßung sind die Grundlagen der Raumerfüllung. Die Anziehung ist die Kraft derGravitation. Kant (nicht, wie vielfach behauptet wird, Newton) formuliert als Erster das Konzept derinstantanen Fernwirkung. Im Zweiten Hauptstück "Dynamik" (ein Terminus von Leibniz, siehe dessenSpecimen Dynamicum von 1695) schreibt Kant in "Lehrsatz 7": "Die aller Materie wesentliche Anziehung isteine unmittelbare Wirkung derselben auf andere durch den leeren Raum".

• III. Bewegung der Relation ist Mechanik.In grober Anlehnung an Newton formulierte Kant drei Grundprinzipien der Mechanik.

1.1. Bei Veränderungen bleibt die Quantität der Materie unverändert.2.2. Alle Veränderung von Materie hat eine äußere Ursache.3.3. Bei Veränderungen sind Wirkung und Gegenwirkung identisch.

• IV. Bewegung als Modalität ist Phänomenologie.In Hinblick auf die Modalität wird Materie als möglicher Gegenstand der Erfahrung untersucht.

Kant betrachtete Physik als „strenge Wissenschaft“. Hiermit verband er die Auffassung, dass die Prinzipien derPhysik vollständig und unbezweifelbar in einer mathematischen Formulierung darstellbar sind. Im Opus postumumKants finden sich Aufzeichnungen, die zeigen, dass er die in den MAN aufgestellten Prinzipien nicht als endgültigbetrachtete. In der Praxis haben die Grundsätze der MAN nur wenig Beachtung gefunden. Insbesondere seit derAufstellung der Relativitätstheorie und der Quantenphysik gelten Kants Überlegungen zu den Grundprinzipien derPhysik als überholt.[1]

Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft 70

Einzelnachweise[1] Karen Gloy: Kant und die Naturwissenschaften – ihre Bedeutung für die Gegenwart, in: Andreas Lorenz (Hrsg.): Transzendentalphilosophie

heute: Breslauer Kant-Symposium 2004, Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 39-58

Literatur• Immanuel Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft (http:/ / www. philosophiebuch. de/

metannat. htm) bei Philosophiebuch.de• Erich Adickes: Kants Opus postumum, dargestellt und beurteilt - Berlin : Reuther & Reichard, 1920.

(Kant-Studien. Ergänzungshefte ; Nr. 50) - 855 Seiten• Otfried Höffe: Immanuel Kant, 7. Aufl. Beck, München 2007, ISBN 978-3406547621• Holger Lyre: Kants „Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“: gestern und heute (http:/ / www.

lyre. de/ Lyre-DZPhil2006. pdf) (PDF; 281 kB), in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54 (3/2006), 1-16

Kritik der praktischen VernunftKritik der praktischen Vernunft (KpV) ist der Titel des zweiten Hauptwerks Immanuel Kants; es wird auch als„zweite Kritik“ (nach der Kritik der reinen Vernunft und vor der Kritik der Urteilskraft) bezeichnet und erschienerstmals 1788 in Riga.Die KpV enthält Kants Moralphilosophie/Ethik und gilt bis heute als eines der wichtigsten Werke der praktischenPhilosophie überhaupt.

Praktische VernunftDas Anliegen der KpV ist die Beantwortung der zweiten großen Frage der Vernunft: Was soll ich tun? - DiePraktische Philosophie Kants hat im Unterschied zur Frage nach dem, was wir wissen können, die Frage nach demguten Handeln zum Gegenstand.Zunächst weist Kant nach, dass Freiheit und Autonomie möglich sind. Obwohl die Idee der Freiheit am Anfang desGedankengangs noch nicht „erkannt“ werden kann, ist es doch sinnvoll, die Freiheit „anzunehmen“[1]. Im Laufe desGedankengangs wird von der vorläufig angenommenen Freiheit dann gezeigt, dass sie eine Basis im Sittengesetz hat.Wenn der Wille sich nicht autonom bestimmt, ist der Mensch unfrei, da er dann durch Triebe und Leidenschaften(oder Fremdherrschaft) geleitet wird. Dieser Unterschied zwischen Pflicht und Neigung ist für die KpV zentral. Diemoralische Pflicht ist die Basis von Freiheit.

Der kategorische ImperativKant leitet die Prinzipien der Moral direkt aus der menschlichen Vernunft ab, statt aus einer göttlichen Vorschrift.Kernstück der KpV ist die Lehre vom kategorischen Imperativ, der als Kennzeichen von Moralität die strikteVerallgemeinerbarkeit von persönlichen Handlungsgrundsätzen (Maxime) verkörpert. Der kategorische Imperativwird von Kant auch als Sittengesetz oder moralisches Gesetz bezeichnet, in der KpV nennt er ihn „Grundgesetz derreinen praktischen Vernunft“ und formuliert:

„Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebunggelten könne.“– § 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft in der KpV, S. 54[2]

Moralisch gutes Handeln ist laut Kant Handeln nach dem kategorischen Imperativ. Der Mensch ist alsVernunftwesen frei und kann nach Grundsätzen der Vernunft handeln. Diese Fähigkeit vermag das instinkt- und

Kritik der praktischen Vernunft 71

lustgeleitete Handeln ebenso zu überwinden, wie ein Handeln aus pragmatischen oder taktischen Motiven.

Herleitung des SittengesetzesDie Grundsätze der praktischen Vernunft sind entweder subjektive Maximen, die für den eigenen Willen Gültigkeitbeanspruchen können oder objektive Gesetze, die für jeden vernünftigen Willen maßgeblich sind. Bestimmt dieVernunft selbst vollständig den Willen, ist der sich daraus ableitende objektiv notwendige Grundsatz einkategorischer Imperativ.Subjektive Willensbestimmungen des Begehrungsvermögens haben empirischen Charakter, denn ihrEntstehungsgrund ist das gesuchte subjektive Verhältnis zum Gegenstand der Wirklichkeit. Nach Maßgabe dieserWillensbestimmungen ist es nicht möglich, eine für jeden gültige Verpflichtung in Form eines allgemeinen Gesetzesherzustellen. Praktische allgemeingültige Gesetze der reinen Vernunft, deren objektive Notwendigkeit a priorierkannt wird, können sich daher allein auf eine bloß formale Willensbestimmung beziehen. Die reine Vernunft nötigtden von aller Kausalität freien Willen, sich einem allgemeinen Gesetz, dem Sittengesetz zu verpflichten. Die bloßeForm der allgemeinen Gesetzgebung bestimmt demnach den autonomen Willen.Der Mensch hat als autonomes Vernunftwesen die Fähigkeit der unmittelbaren Erkenntnis seines Willens und erhebtsich in der praktischen Vernunft über seinen empirischen Charakter und seine Abhängigkeit von der Außenwelt. Erist frei in seinem Handeln nach sittlichen Grundsätzen.

Wichtigste Ausgaben• Immanuel Kant: Critic der practischen Vernunft. Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1788 (292 S., Nachdruck

Erlangen 1984).• Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. In: Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Kritik der

Urtheilskraft. Herausgegeben von Paul Natorp. Georg Reimer, Berlin 1908 (= Kant’s gesammelte Schriften.Herausgegeben von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1. Abteilung, 5. Band), S. 1–163.

• Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Hrsg. von Joachim Kopper, Reclam, Stuttgart 1961 u.ö. (=Reclams Universal-Bibliothek Nr. 1111-13, später Nr. 1111).

• Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Hrsg. von Horst D. Brandt und Heiner F. Klemme, Meiner,Hamburg 2003, ISBN 3-7873-1650-7 (= Philosophische Bibliothek 506).

Literatur• Theodor W. Adorno: Probleme der Moralphilosophie. Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-58225-9.

(Adorno beschäftigt sich in dieser Vorlesung aus dem Jahr 1963 fast ausschließlich mit der Kantischen Moralphilosophie.)

• H. Allison: Kant’s Theory of Freedom, Cambridge University Press 1990.• Karl Ameriks: Interpreting Kants Critiques, Oxford 2003.• M. Baron: Kantian Ethics Almost without Apology, Cornell University Press 1995.• L. W. Beck: Kants Kritik der praktischen Vernunft, München 1974.• Robert J. Benton: Kant's Second Critique and the Problem of Transcendental Arguments, The Hague: Martinus

Nijhoff 1977.• Paul Guyer: Kant and the experience of freedom. Essays on aesthetics and morality, Cambridge/New York 1993.• Thomas E. Hill, Jr. (Hg.): The Blackwell Guide to Kant’s Ethics, Malden, MA 2009.• Otfried Höffe (Hrsg.): Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Berlin 2002.

(durchgängiger Kommentar in Aufsätzen renommierter Experten)

• Chr. M. Korsgaard: Creating the Kingdom of Ends, Cambridge 1996.• Phillip Stratton Lake: Kant, Duty and Moral Worth, Routledge: London 2000.

Kritik der praktischen Vernunft 72

• Giovanni B. Sala: Kants 'Kritik der praktischen Vernunft'. Ein Kommentar. Darmstadt 2004, ISBN3-534-15741-9.(Erster durchgängiger Kommentar in deutscher Sprache, sehr textnahe Erläuterungen, anspruchsvoll)

• Klaus Steigleder: Kants Moralphilosophie. Die Selbstbezüglichkeit reiner praktischer Vernunft, Stuttgart 2002.• Dieter Sturma / Karl Ameriks (Hgg.): Kants Ethik, Mentis, Paderborn 2004.• Allen W. Wood: Kant’s Ethical Thought, Cambridge 1999.• Allen W. Wood: Kantian Ethics, Stanford University, California 2007.

Weblinks• Text nach der Akademieausgabe [3]

• Text und Faksimile der Originalausgabe von 1788 im Deutschen Textarchiv [4]

• textlog.de: Kritik der praktischen Vernunft [5]. Aus: Rudolf Eisler: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kantssämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem Nachlaß. Mittler, Berlin 1930.

• Auswahlbibliographie [6] (PDF; 635 kB) zur kantischen Ethik.

Einzelnachweise[1][1] KpV, Vorrede S. 6 der Erstausgabe[2] Seitenangabe der Erstausgabe Riga 1788; hier entnommen aus: Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Hrsg. von Horst D. Brandt

und Heiner F. Klemme, Meiner, Hamburg 2003, ISBN 3-7873-1700-7, S. 41.[3] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa05/[4] http:/ / www. deutschestextarchiv. de/ kant/ pvernunft/ 1788/[5] http:/ / www. textlog. de/ 32471. html[6] http:/ / www. ethikseite. de/ bib/ ckant. pdf

Kritik der Urteilskraft

Immanuel Kant

Die Kritik der Urteilskraft (KdU) ist Immanuel Kants drittesHauptwerk nach der Kritik der reinen Vernunft und der Kritik derpraktischen Vernunft, erschienen 1790. Sie enthält in einem ersten TeilKants Ästhetik (Lehre vom ästhetischen Urteil) und im zweiten Teildie Teleologie (Lehre von der Auslegung der Natur mittelsZweckkategorien).

Stellung im Werk

Kants Absicht − in den Einleitungen zur KdU umfangreich dargelegt −bestand darin, in dieser dritten Kritik die Vermittlung zwischen Natur(Gegenstand der theoretischen Vernunft) und Freiheit (Gegenstand derpraktischen Vernunft) zu leisten und so das Gebäude der kritischenPhilosophie zu vollenden. Dieser Gedanke der Vollendung derKantschen Systemarchitektur findet heute außerhalb derSpezialforschung nur geringen Widerhall.

Die dritte Kritik ist mit den zwei vorhergehenden Werken der Vernunftkritik eng verbunden. Für Kant zerfiel diePhilosophie danach zunächst in zwei Bereiche: einen theoretischen (der reinen Vernunft) und einen praktischen

(Ethik, Rechts- und Religionsphilosophie). Damit die sinnliche und die moralische Welt, Natur und Freiheit nicht unvermittelt (unversöhnlich) nebeneinanderstehen, bedarf es einer Vermittlungsinstanz, die Kluft zu überwinden,

Kritik der Urteilskraft 73

einer „Brücke“ zwischen Sinnlichkeit und Moral, denn die Freiheit will praktisch werden, soll sich in der Sinnenweltentfalten. Diese Vermittlung ist für Kant die Urteilskraft, die das Besondere im Allgemeinen erkennt.[1]

Mit der dritten Kritik soll nicht nur zwischen Natur und Freiheit vermittelt werden, sondern sie versucht auchPhänomene wie das Schöne in Natur und Kunst, das Genie, das Organische und die systematische Einheit der Naturmit Hilfe eines Konzepts der Urteilskraft zu klären.Die Urteilskraft hat zwei Formen: Eine bestimmende und eine reflektierende. Die bestimmende Urteilskraftsubsumiert etwas Besonderes unter ein gegebenes Gesetz bzw. Regel, während die reflektierende zum gegebenenBesonderen das Allgemeine finden soll.(A24)Für Kant ist die Zweckmäßigkeit der zentrale Begriff, der die Leistung der reflektierenden Urteilskraft und ihreVermittlung zwischen Natur und Freiheit bezeichnet. Wird etwas als zweckmäßig angesehen, betrachtet man diePhänomene als Ganzes und geht von einem Zweck des Ganzen aus. Dabei ist die Zweckmäßigkeit der Natur für Kantdie a priori angenommene Erwartung, die Natur strukturiert und nicht chaotisch vorzufinden.

Gesamte Vermögen des Gemüts Erkenntnisvermögen Prinzipien a priori Anwendung auf

Erkenntnisvermögen Verstand Gesetzmäßigkeit Natur

Gefühl der Lust und Unlust Urteilskraft Zweckmäßigkeit Kunst

Begehrungsvermögen Vernunft Endzweck Freiheit

Stellung der Urteilskraft im System der drei Kritiken, Tabelle aus der Kritik der Urteilskraft (KdU S.110, bzw. S. 274)[2]

InhaltIm ersten Teil analysiert Kant zunächst die Besonderheit von Geschmacksurteilen. Sie sind a) ästhetisch, nichtlogisch, b) interesselos, c) arbeiten ohne Begriffe und Zweckvorstellungen und beanspruchen eine besondere Formder Allgemeingültigkeit.

GeschmackIn seiner kritischen Begründung der Ästhetik untersucht Kant den Geltungsanspruch ästhetischer Urteile. Wer zuästhetischen Urteilen über das Schöne fähig sei, beweise Geschmack. Geschmacksurteile sind subjektiv undempirisch auf einen Einzelfall, eine Landschaft, ein Kunstwerk bezogen: „Das Geschmacksurteil ist also keinErkenntnisurteil, mithin nicht logisch, sondern ästhetisch, worunter man dasjenige versteht, dessenBestimmungsgrund nicht anders als subjektiv sein kann.“ [3]

Subjektive AllgemeinheitObwohl Geschmacksurteile nicht beweisbar sind, beanspruchen sie, allgemein zustimmungsfähig zu sein, richtensich also auf eine Allgemeingültigkeit und sind entsprechend formuliert („Das Bild ist schön“ nicht: „Das Bild ist fürmich schön“). Sie beanspruchen Allgemeingültigkeit, insofern sie „das Wohlgefallen an einem Gegenstandejedermann ansinne(n)..."[4]

Im Gegensatz zu wissenschaftlichen und moralischen Aussagen haben ästhetische Urteile für Kant keine objektive,sondern eine subjektive Allgemeinheit. Wie in den vorhergehenden kritischen Werken nimmt Kant hier eineMittelstellung zwischen rationalistischen und sensualistischen Positionen ein. Von der Ästhetik Alexander GottliebBaumgartens, der in Geschmacksurteilen eine niedere Form des Erkennens sah, grenzt er sich ebenso ab wie vonEdmund Burke, der diese auf ein bloßes Gefühl zurückführte.

Kritik der Urteilskraft 74

Das Schöne und das ErhabeneKant unterscheidet im analytischen Teil der KdU, welcher sich der Ästhetik widmet, zwischen dem Schönen unddem Erhabenen. Beide gliedern sich wiederum in freie Schönheit und anhängende Schönheit beziehungsweise dasmathematisch Erhabene und das dynamisch Erhabene. In grober Gegenüberstellung lassen sich die folgendenUnterscheidungen treffen:

Das Schöne Das Erhabene

Begrenztheit der Form Unbegrenztheit (für die Idee der Vernunft)

Qualität Quantität

Gefühl der Beförderung des Lebens Gefühl der Hemmung des Lebens und anschließender Ergießung des Lebens

Charakter: spielerisch Charakter: ernsthaft

in Form und Anschauung allein gegeben erfordert eine gewisse Gemütslage

Das GenieKant folgt in seiner Theorie der Kunstpraxis nicht mehr dem alten Nachahmungsprinzip (Mimesis), wie es z. B. nochvon Baumgarten vertreten wurde, sondern legt den schöpferischen Prozess ins Subjekt. Allerdings heißt dies nochnicht, dass von nun ab der Mensch gleichsam aus sich heraus die Gegenstände der Kunst hervorbringe, vielmehr istdas Genie mit einer Naturbegabung versehen, welche ihm eine große Einbildungskraft und Originalität verleiht. DasGenie ist kein gesellschaftliches Wesen, sondern vielmehr ein Naturwesen, welches in der Gesellschaft lebt. So gibtKants Ansicht nach die Natur vermittels des Genies der Kunst ihre Regeln. (Schneider, S. 51)[5]

Wirkung

Hegel• Betreffend Kants Analytik der Teleologie:Bezeichnend ist zum einen, dass Kant in der Kritik der Urteilskraft eine scharfe Trennung zwischen objektivenErkenntnissen und subjektiven Urteilen einführt: so können uns nur die in der Kritik der reinen Vernunftausgemachten Verstandesbegriffe objektive Erkenntnisse verschaffen, hingegen die Urteilskraft an die Vorstellungeines Zwecks geknüpft ist. „Zweck“ jedoch ist, so Kant, kein objektives Urteil, welches den Dingen zukomme,sondern lediglich eine von der Urteilskraft in die Dinge gelegte Eigenschaft - bezüglich der Vorstellung einerEndursache sagt Kant: «Wir legen, sagt man, Endursachen in die Dinge hinein und heben sie nicht gleichsam ausihrer Wahrnehmung heraus.» (KdU S. 33, bzw. S. 194)[2] Von Hegel und anderen Zeitgenossen Kants wurde dieskeineswegs als unproblematisch angesehen, da sich bei der Beobachtung eines Organismus, also z.B. eines Tieres,ihrer Ansicht nach sehr wohl ein objektiver Zweck dieses Organismus feststellen ließe, also das Tier seinen Zwecktatsächlich in sich selbst habe. Hingegen erschien es ihnen unplausibel anzunehmen, dass diese doch sooffensichtliche Tatsache eine bloß nützliche Funktion unserer Urteilskraft sei.Aus diesem Problemfeld heraus sollte dann auch später Hegel seine Dialektik entwickeln, welche zum Anspruch hat, dieses Problem zu vermeiden. Zwar kommen für Hegel noch andere Motive hinzu, jedoch ist ein historischer Anknüpfungspunkt in diesem Fall plausibel. Um die oben beschriebenen Ungereimtheiten zu vermeiden identifiziert Hegel die Zweckmäßigkeit mit dem Organismus. (Statt „Organismus“ könnte man auch sagen „Begriff“, denn ein Begriff kommt nach Hegel nur Organismen zu.) Hierzu koppelt Hegel an die von Kant in der KdU eingeführte Vorstellung eines intuitiven Verstandes an: dieser kann seine Gegenstände anschaulich auffassen, ist also nicht auf begriffliche Operationen angewiesen und erkennt somit anschaulich die Struktur des Organismus. Für Hegel hat so zwar Kant «Mit dem Begriffe von der inneren Zweckmäßigkeit (..) die Idee überhaupt und insbesondere die des Lebens wiedererweckt», jedoch da er ihr keinen objektiven Gehalt zubilligte ihr Potential nicht ausgeschöpft.

Kritik der Urteilskraft 75

Hingegen behauptet Hegel, dass man „nur das als wirklich oder in Wahrheit seiend ansehen kann, zu dem es einenBegriff gibt, und das nur das einen Begriff hat, was nach dem Muster eines Organismus gedeutet werden kann.“(Emundts/Horstmann S. 72)[6]

Aktuelle RezeptionKants Analyse des Ästhetischen erregt bis heute großes Interesse und ist vielfach auch für das Verstehen modernerKunst fruchtbar gemacht worden. Zu ihr gehören die Aspekte• das Schöne als „interesseloses Wohlgefallen“ ohne begriffliche Aneignung des Gegenstandes aufzufassen• der paradoxe Status des Geschmacksurteils als subjektiv und verallgemeinerbar•• die ästhetische Erfahrung als freies Spiel der Erkenntnisvermögen Sinnlichkeit und Verstand• die Analyse des Erhabenen

Literatur• Otfried Höffe (Hrsg.): Immanuel Kant. Kritik der Urteilskraft. Berlin: Akademie Verlag 2008, ISBN

978-3-05-004342-5• Jens Kulenkampff: Kants Logik des ästhetischen Urteils. Frankfurt am Main: Klostermann 1994 (2), ISBN

978-3-465-02646-4• Birgit Recki: Ästhetik der Sitten. Die Affinität von ästhetischem Gefühl und praktischer Vernunft. Frankfurt am

Main: Klostermann 2001, ISBN 978-3-465-03150-5• Jean-François Lyotard: Analytik des Erhabenen. Kant-Lektionen. München: Fink 1994, ISBN 3-7705-2885-9

WeblinksTextausgaben• Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. [7] In: Projekt Gutenberg-DE.• Text nach der Akademieausgabe [8]

Sekundärliteratur• Eintrag [9] In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy• Douglas Burnham: Immanuel Kant: Theory of Aesthetics and Teleology (The Critique of Judgment [10] in der

Internet Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)

Einzelnachweise[1][1] Otfried Höffe, Immanuel Kant, S. 260, Die philosophische Ästhetik und die Philosophie des Organischen, Beck, München 1988[2][2] KdU, Suhrkamp TB, 2005; bzw. Band X der Theorie-Werkausgabe (Hrsg. W. Weischedel)[3][3] Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, S. 279, Analytik der ästhetischen Urteilskraft, §1 Das Geschmacksurteil ist ästhetisch, Werke in sechs

Bänden, Band 5, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983[4][4] Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, S. 291, Analytik der ästhetischen Urteilskraft, § 8 Die Allgemeinheit des Wohlgefallens wird in

einem Geschmacksurteile nur als subjektiv vorgestellt. Werke in sechs Bänden, Band 5, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983[5][5] Norbert Schneider: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne, Reclam Stuttgart 2005[6][6] Dina Emundts, Rolf-Peter Horstmann: G.W.F. Hegel, Eine Einführung, Reclam Stuttgart 2002[7] http:/ / gutenberg. spiegel. de/ buch/ 3507/ 1[8] http:/ / korpora. org/ Kant/ aa05/[9] http:/ / plato. stanford. edu/ entries/ kant-aesthetics/[10] http:/ / www. iep. utm. edu/ k/ kantaest. htm

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 76

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßenVernunftDie Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft ist eine religionsphilosophische Schrift von ImmanuelKant, die zwischen 1793 und 1794 erschienen ist. Kant entwickelt darin eine philosophische Religionslehre, die eineauf Vernunft beruhende Religion entwirft, die sogenannte Vernunftreligion. Dazu werden die Idee der Freiheit, dieIdee der Unsterblichkeit der Seele und die Idee Gottes als unbeweisbare, aber notwendige Postulate der Vernunftcharakterisiert. Den Menschen selbst entwirft Kant dabei als eine Person, in der gutes Prinzip und böses Prinzipmiteinander notwendig im Wettstreit liegen. Die Religionsschrift gilt als eines der bekanntesten Werke Kants.

Aufbau•• Erste Vorrede (1. Auflage 1793)•• Zweite Vorrede (2. Auflage 1794)

Erstes StückVon der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem guten•• I. Von der ursprünglichen Anlage zum Guten in der menschlichen Natur•• II. Von dem Hange zum Bösen in der menschlichen Natur•• III. Der Mensch ist von Natur böse•• IV. Vom Ursprung des Bösen in der menschlichen Natur

Zweites StückVom Kampf des guten Prinzips, mit dem bösen, um die Herrschaft über den Menschen•• I. Teil: Von dem Rechtsanspruch des guten Prinzips auf die Herrschaft über den Menschen•• II. Teil: Von dem Rechtsanspruch des bösen Prinzips auf die Herrschaft über den Menschen, und dem Kampf

beider Prinzipien miteinander

Drittes StückDer Sieg des guten Prinzips über das böse, und die Gründung eines Reichs Gottes auf Erden•• I. Teil: Philosophische Vorstellung des Sieges des guten Prinzips unter Gründung eines Reiches Gottes auf Erden•• II. Teil: Historische Vorstellung der allmählichen Gründung der Herrschaft des guten Prinzips auf Erden

Viertes StückVom Dienst und Afterdienst unter der Herrschaft des guten Prinzips, oder Von Religion und Pfaffentum

I. Teil Vom Dienst Gottes in einer Religion überhaupt

•• 1. Abschnitt. Die christliche Religion als natürliche Religion•• 2. Abschnitt. Die christliche Religion als gelehrte Religion

II. Teil Vom Afterdienst Gottes in einer statutarischen Religion

•• § 1. Vom allgemeinen subjectiven Grunde des Religionswahnes•• § 2. Das dem Religionswahne entgegengesetzte moralische Princip der Religion•• § 3. Vom Pfaffenthum als einem Regiment im Afterdienst des guten Princips•• § 4. Vom Leitfaden des Gewissens in Glaubenssachen

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 77

Das Prinzip des Bösen und des GutenIm ersten Abschnitt von Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (RGV) untersucht Kant die Frage,ob der Mensch von Natur aus gut oder böse sei. Das „Prinzip des Bösen“ versteht Kant dabei als letztlichunerklärliches Phänomen, das aber jedem Menschen eigen sei: jeder Mensch trage von Natur aus den Hang zumBösen, ein radikales Böse, in sich. Dieses Prinzip sei es, was den Menschen davon abhalte, moralisch zu handeln:

„Der Satz: der Mensch ist böse, kann [...] nichts anders sagen wollen als: er ist sich des moralischen Gesetzesbewußt und hat doch die (gelegenheitliche) Abweichung von demselben in seine Maxime aufgenommen.“– RGV. Erstes Stück. Abschnitt III.

Das Prinzip des Bösen dient Kant also als Erklärung dafür, weshalb der Mensch wider besseres Wissen oftunmoralisch handelt. Das gute Prinzip dagegen ist die Menschheit in ihrer moralischen Vollkommenheit. Kantillustriert dies im Bild vom „Sohn Gottes“. Im praktischen Glauben an ihn oder - was in Kants Sinne dasselbe ist - andie Idee der Menschheit kann der Mensch hoffen, Gott wohlgefällig zu werden. Der Begriff „Sohn Gottes“, welchenKant das „Urbild der Gott wohlgefälligen Menschheit“ nennt[1], wird durch Kant also als Sinnbild verwendet, das fürdie Idee einer sittlich vollkommenen Menschheit steht. Dementsprechend ist der „Sohn Gottes“ also kein empirischerfahrbares, historisches Wesen (den Namen Jesus spricht Kant in der RGV bewusst nicht aus), sondern dersinnliche Ausdruck einer rationalen Idee:

„Allein in der Erscheinung des Gottmenschen ist nicht das, was von ihm in die Sinne fällt, oder durchErfahrung erkannt werden kann, sondern das in unsrer Vernunft liegende Urbild, welches wir dem letzternunterlegen (weil, so viel sich an seinem Beispiel wahrnehmen läßt, er jenem gemäß befunden wird), eigentlichdas Objekt des seligmachenden Glaubens, und ein solcher Glaube ist einerlei mit dem Prinzip eines Gottwohlgefälligen Lebenswandels.“– RGV. Drittes Stück. Erste Abteilung. VI.

Die weiteren Abschnitte der Religionsschrift schildern einen idealen geschichtlichen Verlauf hin zur allmählichenErrichtung des Reiches Gottes bzw. der Herrschaft des Guten in der Welt. Diese - die Herrschaft des Guten, also einvollständig moralischer Zustand der Welt - betrachtet Kant als das erstrebenswerte Ziel der Geschichte. Erreichtwerde dies durch den „allmähliche[n] Übergang des Kirchenglaubens zur Alleinherrschaft des reinenReligionsglaubens“ (RGV, Dritter Abschnitt, VII), also durch eine allmähliche Ablösung eines auf Offenbarunggestützten Glaubens hin zu einem auf Vernunft gestützten Glauben.

Sichtbare und unsichtbare KircheDieses Ziel einer Herrschaft des guten Prinzips (der moralischen Vollkommenheit der Menschheit) ist jedoch nurgemeinschaftlich erreichbar. Dies begründet laut Kant die Notwendigkeit eines ethischen Gemeinwesens, also einerKirche. Kant unterscheidet hier jedoch zwischen „sichtbarer“ und „unsichtbarer“ Kirche: Die sichtbare Kirche geheimmer von einem Offenbarungs- oder einem „statutarischen“ Glauben aus und sei durch verschiedene religiösePraktiken und Kulte geprägt, die Kant als unvernünftig ablehnt. Die vielen sichtbaren Kirchen verdanken ihreExistenz laut Kant der Schwäche der menschlichen Natur. Kant fordert daher die unsichtbare Kirche, also eineGemeinschaft vernünftiger moralischer Wesen.

Verhältnis von Religion und MoralWie Kant bereits in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten gezeigt hatte, ist wirklich moralisches Handeln - in Kants Worten: ein Handeln aus Pflicht - nur möglich, wenn der Mensch sich selbst als frei verstehen kann. Zudem setzt ein Handeln aus Pflicht voraus, dass sich das Handeln des Menschen nicht nur in bloßer Übereinstimmung mit moralischen Regeln befindet - dies nennt Kant pflichtgemäßes Handeln -, sondern der Mensch sich frei für das moralische Gesetz (das Sittengesetz) entscheidet. Dieses Sittengesetz ist dem Menschen allein durch Vernunft zugänglich, letztlich durch Anwendung des kategorischen Imperativs. Daher kann laut Kant die Religion selbst nicht

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 78

bestimmen, was moralisch geboten oder verboten ist. Die Moral muss insofern vollständig unabhängig vonreligiösen Vorgaben bleiben und wird allein durch die Vernunft bestimmt:

„Die Moral, so fern sie auf dem Begriffe des Menschen als eines freien, eben darum aber auch sich selbstdurch seine Vernunft an unbedingte Gesetze bindenden Wesens gegründet ist, bedarf weder der Idee einesandern Wesens über ihm, um seine Pflicht zu erkennen, noch einer andern Triebfeder als des Gesetzes selbst,um sie zu beobachten. Wenigstens ist es seine eigene Schuld, wenn sich ein solches Bedürfniß an ihmvorfindet, dem aber alsdann auch durch nichts anders abgeholfen werden kann: weil, was nicht aus ihm selbstund seiner Freiheit entspringt, keinen Ersatz für den Mangel seiner Moralität abgiebt. - Sie bedarf also zumBehuf ihrer selbst (sowohl objectiv, was das Wollen, als subjectiv, was das Können betrifft) keinesweges derReligion, sondern Vermöge der reinen praktischen Vernunft ist sie sich selbst genug.“– RGV. Erste Vorrede.

Kant wendet sich ausdrücklich gegen jede „statutarische“ Religion, also gegen jede Religion, deren Gebote durchbloße Autorität (z.B. durch Gott, durch die Bibel, durch einen absoluten Herrscher usw.) gelten. Wirklich moralischkönnen für Kant nur diejenigen moralischen Pflichten sein, die sich durch reine Vernunft erkennen lassen. Gegeneine dogmatisch verstandene Religion hatte Kant sich bereits in seiner berühmten Schrift Was ist Aufklärung?gewendet. In diesem Sinne fordert Kant eine „Vernunftreligion“, die jeden blinden Glauben - etwa den Glauben anOffenbarungsweisheiten, den Kant als „Afterdienst“ bezeichnet - überwindet und allein auf dem Fundament derVernunft ruht. Über die „wahre Religion“, die Vernunftreligion, sagt Kant daher:

„Die wahre, alleinige Religion enthält nichts als Gesetze, d. i. solche praktische Principien, deren unbedingterNothwendigkeit wir uns bewußt werden können, die wir also als durch reine Vernunft (nicht empirisch)offenbart anerkennen. Nur zum Behuf einer Kirche, deren es verschiedene gleich gute Formen geben kann,kann es Statuten, d. i. für göttlich gehaltene Verordnungen, geben, die für unsere reine moralischeBeurtheilung willkürlich und zufällig sind. Diesen statutarischen Glauben nun (der allenfalls auf ein Volkeingeschränkt ist und nicht die allgemeine Weltreligion enthalten kann) für wesentlich zum Dienste Gottesüberhaupt zu halten und ihn zur obersten Bedingung des göttlichen Wohlgefallens am Menschen zu machen,ist ein Religionswahn, dessen Befolgung ein Afterdienst, d. i. eine solche vermeintliche Verehrung Gottes ist,wodurch dem wahren, von ihm selbst geforderten Dienste gerade entgegen gehandelt wird.“– RGV. Viertes Stück. Zweiter Theil: Vom Afterdienst Gottes in einer statutarischen Religion.

Für Kant ist also nur das „wahre Religion“, was durch jeden einzelnen Menschen selbst aus reiner Vernunft herausnachvollzogen werden kann. Die Offenbarung würdigt Kant zwar in ihrer Bedeutung für den geistigen Fortschritt derMenschheit, betrachtet sie aber als eine zu überwindende Stufe der menschlichen Entwicklung. Der Mensch bedurftedes Offenbarungsglaubens nur so lange, wie er für den vernünftigen („reinen“) Glauben noch nicht mündig genugwar.

Kritik an Offenbarungsglauben und religiösen KultenIm vierten Abschnitt von RGV wendet Kant sich scharf gegen jede Form von blindem, also nicht durch Vernunftbegleiteten Glauben an geoffenbarte Weisheiten:

„Himmlische Einflüsse in sich wahrnehmen zu wollen, ist eine Art Wahnsinn, in welchem wohl gar auchMethode sein kann (weil sich jene vermeinte innere Offenbarungen doch immer an moralische, mithin anVernunftideen anschließen müssen), der aber immer doch eine der Religion nachtheilige Selbsttäuschungbleibt.“– RGV. IV. Stück. Zweiter Teil.

Kant lehnt alles an der Religion ab, was mit Offenbarung, Dogmen, Wunderglauben oder „himmlischen Einflüssen“zu tun hat. Dazu zählt er auch Gebete, kirchliche Liturgien, Wallfahrten oder Beichten.[2] Dies fasst Kant in demGrundsatz zusammen:

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 79

„alles, was, außer dem guten Lebenswandel, der Mensch noch tun zu können vermeint, um Gott wohlgefälligzu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“– RGV. Viertes Stück. Zweiter Teil. §2.

Das Ziel der Vernunftreligion Kants ist damit nicht primär die Erlösung oder andere Formen der Belohnung für einegute Lebensführung, sondern allein der moralische („gute“) Lebenswandel selbst.

Freiheit, Unsterblichkeit und Gott als Postulate der praktischen VernunftFreiheit, Unsterblichkeit der Seele und Gott sind nach Kant Ideen, die nicht bewiesen werden können. Die generelleUnmöglichkeit solcher Beweise hatte Kant bereits in der Kritik der reinen Vernunft gezeigt. Dennoch sei esnotwendig, diese Ideen zumindest zu postulieren, d.h. als Hypothese anzunehmen, damit der Mensch sich überhauptals Wesen begreifen könne, das moralisch handeln kann. Was genau unter diesen Ideen zu verstehen ist, behandeltKant in anderen Werken und thematisiert es in der RGV nicht eigens. Die Möglichkeit der menschlichen Freiheithatte Kant bereits in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten behandelt, die Unsterblichkeit der Seele sowie dieIdee eines Gottes in der Kritik der praktischen Vernunft.Dabei ist für das Verständnis der Religionsschrift (RGV) jedoch wichtig, diese Ideen nicht mit den gewöhnlichenreligiösen Vorstellungen zu verwechseln. Dies sei am Beispiel der Unsterblichkeit der Seele gezeigt: Denn ebenso,wie Kants Gottesbegriff als terminus technicus zu verstehen ist und nicht als persönlicher Gott verstanden darf, so istauch das Konzept von der Unsterblichkeit der Seele nicht in jeder Hinsicht vergleichbar mit sonstigen religiösenVorstellungen, etwa der von einer Seelenwanderung oder der Erlösung der Seele nach dem physischen Tod. EinenErlösungsgedanken wie beispielsweise im Christentum kennt Kants Religionsphilosophie nicht, da die Seele lautKant auch nach dem körperlichen Tod weiterhin um Moralität bemüht sein muss. Die Seele wird also nicht erlöst,sondern muss bis ins Unendliche danach streben, moralisch zu sein. Kant sagt dazu in der Kritik der praktischenVernunft:

„Was dem Geschöpfe allein in Ansehung der Hoffnung dieses Anteils zukommen kann, wäre das Bewußtseinseiner erprüften Gesinnung, um aus seinem bisherigen Fortschritte vom Schlechteren zum Moralischbesserenund dem dadurch ihm bekannt gewordenen unwandelbaren Vorsatze eine fernere ununterbrochene Fortsetzungdesselben, wie weit seine Existenz auch immer reichen mag, selbst über dieses Leben hinaus zu hoffen, undso, zwar niemals hier, oder in irgend einem absehlichen künftigen Zeitpunkte seines Daseins, sondern nur inder (Gott allein übersehbaren) Unendlichkeit seiner Fortdauer dem Willen desselben (ohne Nachsicht oderErlassung, welche sich mit der Gerechtigkeit nicht zusammenreimt) völlig adäquat zu sein.“– KpV, Zweites Buch. Zweites Hauptstück. IV.

Kant vertritt also die These, dass es eine „Fortsetzung“ des Fortschritts „vom Schlechteren zum Moralischbesseren[...] selbst über dieses Leben hinaus“ gibt. Otfried Höffe erläutert diese schwer verständliche Passage wie folgt:

„Bemerkenswert an dieser Argumentation ist, daß sie die traditionelle Vorstellung vom künftigen Lebenverändert. Für das Christentum, auch für Platon findet der Kampf der Pflicht gegen die Neigung nur imDiesseits statt, während die Seligen im Jenseits keine Versuchung zum Bösen mehr kennen. Bei Kant wirddagegen die moralische Anstrengung des Diesseits ins Unendliche verlängert.“– Höffe, Otfried: Immanuel Kant. 7. Aufl. Beck, München 2007. S.250f.

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 80

Zensurprobleme bei der VeröffentlichungKants Schrift stieß auf erheblichen Widerstand durch die preußischen Behörden. Nach dem Religionsedikt von 1788wurden kirchen- und religionskritische Schriften besonderen Zensurmaßnahmen ausgesetzt. Einem Teil von KantsReligionsschrift wurde die Druckgenehmigung verweigert, so dass dieser erst 1794 gegen erhebliche Widerständeerscheinen konnte. Der König persönlich setzte sich gegen eine Veröffentlichung ein. Am 1. Oktober 1794 ging eineKabinettsorder Friedrich Wilhelms II.: Kant habe seine „Philosophie zu Entstellung und Herabwürdigung mancherHaupt- und Grundlehren der heiligen Schrift und des Christentums mißbraucht“ und gegen seine „Pflicht als Lehrerder Jugend“ verstoßen. „Auf Seiner Königl. Majestät allergnädigsten Specialbefehl“ wurde daher von Kant verlangt,auf jede weitere Veröffentlichung dieser Art zu verzichten, „widrigenfalls Ihr Euch bei fortgesetzter Renitenzunfehlbar unangenehmer Verfügungen zu gewärtigen habt.“[3] Kant musste sich daraufhin verpflichten, auf alleweiteren Stellungnahmen in Religionsfragen zu verzichten, woran er sich auch bis zum Tod des Königs hielt.

Kants persönliches Verhältnis zur ReligionWas Kant als Privatmensch über die Religion, insbesondere das Christentum dachte, ist nur durch wenigeDokumente belegt, wozu private Briefe und Äußerungen seiner Freunde gehören. Neuere Veröffentlichungen zeigenjedoch, dass Kant - wie in seiner Religionsschrift theoretisch dargelegt - auch privat große Teile der kirchlichenPraxis ablehnte. In der Kant-Biographie Manfred Kühns heißt es dazu:

„Die organisierte Religion erfüllte ihn [Kant] mit Zorn. Jedem, der Kant persönlich kannte, war klar, daß ihmder Glaube an einen persönlichen Gott fremd war. Gott und Unsterblichkeit hatte er zwar postuliert, glaubteaber selbst an keines von beiden. Seine feste Überzeugung war, daß derartige Glaubensvorstellungen lediglicheine Sache des „individuellen Bedürfnisses“ seien. Er selbst empfand kein derartiges Bedürfnis.“– Kühn, Manfred: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004. S.16f.

Auch seine pietistische Schulbildung beurteilte Kant später als „Jugendsklaverei“ und als „Zucht der Fanatiker“[4].Karl Ludwig Pörschke, mit dem Kant im Alter befreundet war, berichtete: „Er [Kant] hat mich oft versichert, er seischon lange Magister gewesen und noch an keinem Satze des Christentums gezweifelt. Nach und nach sei ein Stückums andere abgefallen.“[5] Bereits in einem Brief an Lavater aus dem Jahr 1775 erklärte Kant die „Lobpreisung desLehrers dieser Religion“ (gemeint ist Jesus) sowie Gebets- und „Andachtshandlungen“ für „unwichtig“.[6] Eineexplizite Ablehnung des Christentums ist von Kant jedoch nicht überliefert.

Einzelnachweise[1][1] RGV. Drittes Stück. Erste Abteilung. VI.[2][2] Vgl. Kühn, Manfred: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004. S.430.[3][3] Daten und Zitate aus: Höffe, Otfried: Immanuel Kant. 7. Aufl. Beck, München 2007. S.40.[4][4] Kühn, Manfred: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004. S.63.[5][5] Kühn, Manfred: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004. S.168.[6][6] Kühn, Manfred: Kant. Eine Biographie. Beck, München 2004. S.261.

Ausgaben• Immanuel Kant: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Mit einer Einleitung und

Anmerkungen herausgegeben von Bettina Stangneth. Meiner, Hamburg 2003, ISBN 3-7873-1618-3

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Literatur über das Werk• Hannah Arendt: Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik. Piper, München u. a. 2006, ISBN

3-492-04694-0 (engl.: „Responsibility and Judgment“).• Georg Essen, Magnus Striet (Hrsg.): Kant und die Theologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt

2005, ISBN 3-534-16664-7.• Chris L. Firestone, Stephen R. Palmquist (Hrsg.): Kant and the New Philosophy of Religion (= Indiana Series in

the Philosophy of Religion). Indiana University Press, Bloomington / Indianapolis 2006, ISBN 0-253-21800-4.• Norbert Fischer (Hrsg.): Kants Metaphysik und Religionsphilosophie (= Kant-Forschungen. Bd. 15). Meiner,

Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1662-0.• Horst Gronke, Thomas Meyer, Barbara Neißer (Hrsg.): Antisemitismus bei Kant und anderen Denkern der

Aufklärung. Prämierte Schriften des wissenschaftlichen Preisausschreibens „Antisemitische und antijudaistischeMotive bei Denkern der Aufklärung“. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-2144-4.

• Jacob Katz: Kant and Judaism, The Historical Context. In: Tarbiz. Bd. 42, 1991/92, ISSN 0334-3650 (http:/ /dispatch. opac. d-nb. de/ DB=1. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=8& TRM=0334-3650), S. 219–237 (hebr.), engl.Zusammenfassung S. VIII. (s. Jacob Katz: Frühantisemitismus in Deutschland (http:/ / www. comlink. de/ cl-hh/m. blumentritt/ agr347. htm))

• Andreas Urs Sommer: Neuerscheinungen zu Kants Religionsphilosophie. In: Philosophische Rundschau. Bd. 54,2007, ZDB-ID 0031-8159 (http:/ / dispatch. opac. d-nb. de/ DB=1. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=8506&TRM=0031-8159), S. 31–53.

• Andreas Urs Sommer: Kants hypothetische Geschichtsphilosophie in rationaltheologischer Absicht. In: Udo Kern(Hrsg.): Was ist und was sein soll. Natur und Freiheit bei Immanuel Kant. de Gruyter, Berlin / New York 2007,ISBN 978-3-11-019226-1, S. 343–371.

• Michael Städtler (Hrsg.): Kants „Ethisches Gemeinwesen“. Die Religionsschrift zwischen Vernunftkritik undpraktischer Philosophie. Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004150-1.

• Bettina Stangneth (2001): Antisemitische und Antijudaistische Motive bei Kant? Tatsachen, Meinungen,Ursachen. In: Horst Gronke, Thomas Meyer, Barbara Neißer (Hrsg.): Antisemitismus bei Kant und anderenDenkern der Aufklärung. Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-2144-4, S. 11–124.

• Werner Thiede (Hrsg.): Glauben aus eigener Vernunft? Kants Religionsphilosophie und die Theologie.Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56703-0.

• Aloysius Winter: Der andere Kant. Zur philosophischen Theologie Immanuel Kants (= Europaea memoria. Reihe1: Studien. Bd. 11). Mit einem Geleitwort von Norbert Hinske. Georg Olms Olms, Hildesheim u. a. 2000, ISBN3-487-11081-4.

• Moshe Zuckermann: Vernunft und Religion auf dem kurzen Weg missglückter Säkularisierung. In: MargareteJäger, Jürgen Link (Hrsg.): Macht – Religion – Politik. Zur Renaissance religiöser Praktiken und Mentalitäten (=Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. Edition DISS. Bd. 11). Unrast, Münster 2006, ISBN3-89771-740-9.

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Weblinks• Online-Ausgabe von „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ bei zeno.org (http:/ / www. zeno.

org/ Philosophie/ M/ Kant,+ Immanuel/ Die+ Religion+ innerhalb+ der+ Grenzen+ der+ bloÃ�en+ Vernunft)• Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (http:/ / www. archive. org/ details/

diereligioninner00kantuoft). Ausgabe von Karl Vorländer (1922). (PDF, djvu, ...)• Text von Vorländer (http:/ / www. textlog. de/ 36154. html) zu Kants religiöser Entwicklung• Georg Geismann: Sittlichkeit, Religion und Geschichte in der Philosophie Kants. In: Jahrbuch für Recht und

Ethik, 8 (2000) 437-531. (http:/ / www. kiesewetter. be/ geismann/ 28sittlichkeit. pdf) (PDF; 275 kB)• Frank Stäudner: Krücken für die Moralität? Skeptische Annäherungen an die Kantische Religionsphilosophie. In:

Tabula Rasa, Nr. 13 v. August 1997 (http:/ / sammelpunkt. philo. at:8080/ 130/ 1/ frank. html)• Gerhard Schwarz: Gott - eine Frage der Moral? Die Identität von Gott und reiner praktischer Vernunft in der

Philosophie Immanuel Kants (http:/ / www. estdeusinnobis. de/de-lit_G_Schwarz_Gott_-_Eine_Frage_der_Moral_2006. html)

• Claus Dierksmeier: Symbolische Selbsterschließung in Kants Religionsphilosophie (http:/ / www. tabvlarasa. de/14/ symbol. php)

• Josél Manuel Petterson Manchong: Gottesbegriff in Kants theoretischer Philosophie (http:/ / opus. kobv. de/tuberlin/ volltexte/ 2008/ 1890/ pdf/ petterson_jose. pdf''Der). Dissertation, TU Berlin 2008

Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorierichtig sein, taugt aber nicht für die PraxisÜber den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis ist eine 1793erschienene Abhandlung des deutschen Philosophen Immanuel Kant.

Entstehungsgeschichte und AufbauDer Text erschien zunächst in der von Johann Erich Biester herausgegebenen Berlinischen Monatsschrift undumfasste dort 83 Seiten. Kant antwortet darin auf die Kritik seiner Ethik durch Christian Garve.[1] Garve hatte Kantvorgeworfen, seine Ethik sei zu abstrakt und nicht praxistauglich, da sie unbedingte Pflichten aufstellt, die auf dieEmpfindung keine Rücksicht nehmen.Kant erweitert seine Antwort in einem zweiten und dritten Teil durch Ausführungen zur politischen Philosophie inBezug auf Verfassungsrecht, betitelt („Gegen Hobbes“)[2] und in Bezug auf das Völkerrecht, mit dem Untertitel„Gegen Moses Mendelssohn“.[3]

InhaltKant rechtfertigt sein Vorgehen, aus reiner Vernunft, Regeln a priori zu entwickeln, und betont, dass diese Regelnder Vernunft klar definierte Beziehungen zu Empfindungen in der Ethik (Teil I), der politischen Tradition (Teil II)und den nationalen Interessen in der Politik (Teil III) haben. Die Pflicht soll die natürlichen Antriebe des Handelnsnicht ersetzen, sondern regulieren, so dass diese angemessen verfolgt werden können. Als vermittelnde Kraftzwischen Theorie und Praxis dürfen aber nicht zusätzliche praktische Regeln angenommen werden, denn diesevervollständigen immer nur die Theorie. Den Übergang leistet stattdessen die Urteilskraft.[4]

Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis 83

Teil I: In der Moral (gegen Grave)Dass die Praxis der Moral der Theorie der Moral sehr wohl gewachsen sei, zeige die Antwort jedes Kindes auf dieFrage, ob ein Erbverwalter das Erbe an die unwissenden richtigen Erben zurückgeben müsse, selbst wenn diese reichund verschwenderisch, er selbst aber arm und vernünftig sei. Unmoralisches Handeln (gegen die eigene Pflicht) ziehtviel höhere Strafen mit sich als illegales Handeln. Der Mensch hat dadurch ein sehr starkes Verständnis davon, wasmoralisch ist. Was einmal (theoretisch) über Moral gelernt wurde, trifft daher auf das praktische Verständnis immerzu.

Teil II: Im Staatsrecht (gegen Hobbes)Nur eine bürgerliche Verfassung ist ein Vertrag zwischen freien Menschen. Sie besteht aus 1. Freiheit, d. h. jederMensch darf sein Glück auf seine Art suchen, 2. Gleichheit, d. h. jeder Mensch hat dieselben Rechte und Chancen(außer dem Staatsoberhaupt), keine Erbrechte, und 3. Selbstständigkeit, d. h. Bürger und Bürgerinnen müssen ihreGesetze selbst (über Repräsentanten) bestimmen dürfen. Der ursprüngliche Kontrakt (Gesellschaftsvertrag) wurdeeinmal vom Volke (gedacht) abgeschlossen. Das Volk habe kein Widerstandsrecht, wenn seine Glückseligkeit aufdem Spiel stehe, denn das höher geordnete Ziel sei das Recht. Das Oberhaupt darf im Gegenzug kein Gesetzerlassen, das Freiheit, Gleichheit oder Selbstständigkeit des Volkes einschränkt (darf den ursprünglichen Kontraktnicht verletzen). Aber selbst wenn er es verletzt, habe das Volk kein Recht auf Widerstand, da es sich selbst in einenrechtlosen Zustand führen würde. Der Bürger habe jedoch Meinungs- und Publikationsfreiheit.

Teil III: Im Völkerrecht (gegen Mendelsohn)Kant nimmt Mendelsohn entgegen an, dass die Menschheit im moralischen Fortschreiten zum Besseren begriffen ist.Das müsse man annehmen, da der Mensch dafür lebe, arbeite, lerne, erziehe und lehre. Je mehr von dem Guten dasei, umso mächtiger werde es und könne am Ende das Böse verdrängen. Das Gute erhält sich selbst. Viele würdendie Idee des Völkerbunds als schöne, aber nicht praktisch umsetzbare Theorie verlachen; Kant hingegen betont hierdie Möglichkeit ihrer Realisierbarkeit.

Literatur• Immanuel Kant: Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis. /

Zum Ewigen Frieden: Ein philosophischer Entwurf. Mit einer Einleitung herausgegeben von Heiner F. Klemme.Meiner, Hamburg 1992

Weblinks• Immanuel Kant, Werke in zwölf Bänden. ed. Wilhelm Weischedel. Band 11, Frankfurt am Main 1977, S. 127.

Über den Gemeinspruch … Volltext [5] bei zeno.org• Über den Gemeinspruch … Version der Akademie-Ausgabe [6] im Bonner Kant-Korpus

Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis 84

Einzelnachweise[1] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 278 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 278.

html).[2] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 289 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 289.

html).[3] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 307 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 307.

html).[4] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 275 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 275.

html).[5] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant,+ Immanuel/ Über+ den+ Gemeinspruch:+ Das+ mag+ in+ der+ Theorie+ richtig+ sein,+

taugt+ aber+ nicht+ für+ die+ Praxis[6] http:/ / korpora. zim. uni-duisburg-essen. de/ Kant/ aa08/ 273. html

Zum ewigen FriedenDie Altersschrift Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf (erste Auflage 1795 (zit. als A) 104 S.,zweite, erweiterte Auflage 1796 (zit. als B), 112 S.) gehört zu den bekanntesten Werken des deutschen PhilosophenImmanuel Kant. So geht die neuzeitliche Bedeutung des Begriffs Frieden entscheidend auf Kants hierin vorgestellteTheorien zurück.In Form eines Friedensvertrages wendet Kant seine Moralphilosophie (vgl. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten,Kategorischer Imperativ) auf die Frage der Politik nach dem Frieden zwischen den Staaten an. Auch hier gilt es, vonder Vernunft geleitete Entscheidungen zu treffen und nach Gerechtigkeit zu trachten. Dabei stellt er klar, dass derFrieden kein natürlicher Zustand für den Menschen sei und deshalb gestiftet werden müsse. Die Gewährung desFriedens sei Sache der Politik, welche sich der Idee eines allgemeingültigen Rechtssystems unterzuordnen habe;denn so heißt es im Anhang: Das Recht der Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag esauch noch so große Aufopferung kosten. Dem Despotismus erteilt Kant eine Absage.Bekannt geworden sind die Ideen des Völkerrechts, das die Verbindlichkeit der zwischenstaatlichen Abkommenfordert, und die Ausrichtung des Friedens als völkerrechtlichen Vertrag. In den internationalen Beziehungen wird„Zum ewigen Frieden“ den liberalen Theorien zugeordnet. Die Charta der Vereinten Nationen wurde wesentlich vondieser Schrift beeinflusst.

Aufbau des WerkesDer Aufbau des Werkes benutzt als besonderes Gestaltungsmittel die Form eines Vertrages. Damit wird suggeriert,ein Politiker könne den Text für eine entsprechende Vereinbarung zwischen Staaten nehmen und wirksam werdenlassen. Hierzu ist der Text in zwei Hauptabschnitte, zwei Zusätze sowie einen Anhang gegliedert - so als sei der Textdas Ergebnis einer Verhandlung. Die Präambel enthält sogar den Hinweis auf eine salvatorische Klausel, dass alsoim Streitfall über eine Detailregelung die übrigen Regelungen ihre Gültigkeit nicht verlieren und der strittige Punktim Geiste des gesamten Vertrages neu zu regeln sei. Dies könnte auch ironisch verstanden werden, wie Karl Jaspersmeint.[1] Hierfür spricht auch Kants humorvoller Hinweis, dass der Titel der Schrift aus der Anregung auf „demSchilde jenes holländischen Gastwirths, worauf ein Kirchhof gemalt war“ (Präambel) entstanden sei.Der erste Abschnitt beinhaltet sechs Präliminarartikel, welche als Verbotsgesetze formuliert sind und damit notwendige Bedingungen für einen ewigen Frieden darstellen. Im zweiten Abschnitt werden drei Definitivartikel zum ewigen Frieden unter Staaten formuliert, durch die ein geordnetes Rechtssystem für die vertragschließenden Staaten gefordert wird. Hier bereitet Kant sehr knapp die erst später (1797) veröffentlichte Rechtslehre in der Metaphysik der Sitten vor. Ewiger Frieden kann demnach nur in einer republikanischen Rechtsordnung herrschen. Angeschlossen sind zwei Zusätze, in denen Kant formuliert, welche Bedingungen für den ewigen Frieden zu beachten sind. Auch wenn es manchmal kriegerische Rückfälle gebe, sagt Kant, so sei dennoch der ewige Frieden

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das teleologische Ziel der Geschichte. Zur Durchsetzung des ewigen Friedens könne es strategisch manchmalsinnvoll sein, dass Regierungshandeln nicht öffentlich stattfinde. Den Abschluss der Schrift bilden die beidenAbschnitte des Anhangs, in dem Kant fordert, dass Politik die Moral beachte und ein republikanisch entstandenesRecht unter keinen Umständen gebrochen werden dürfe; Politik und Rechtspraxis benötigen, so Kant, dieÜberwachung durch die Öffentlichkeit.

Inhalt

Erster Abschnitt: die sechs Präliminarartikel1. „Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem

künftigen Kriege gemacht worden.“2. „Es soll kein für sich bestehender Staat (klein oder groß, das gilt hier gleichviel) von einem anderen Staate durch

Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden können.“3. „Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“4. „Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.“5. „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttätig einmischen.“6. „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige

Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind, Anstellung der Meuchelmörder(percussores), Giftmischer (venefici), Brechung der Kapitulation, Anstiftung des Verrats (perduellio) in dembekriegten Staat etc.“

Im ersten der sechs Präliminarartikel beschreibt Kant den Unterschied zwischen echtem und unechtem Frieden. Erist der Ansicht, ein Waffenstillstand führe nur zu einer Kriegspause und somit zu einem unechten Frieden. Friedensollte nicht unter Vorbehalten geschlossen werden. Kant sagt außerdem, es müsse ein echter Friedensbundausgehandelt werden, an den sich beide Vertragspartner halten und der das Konfliktpotenzial tilgt.Der zweite Präliminarartikel resultiert aus Kants Verständnis, wonach ein Staat kein substanzielles Eigentum(patrimonium) darstellt, sondern als Bezeichnung für eine autonome Gesellschaft fungiert, die sich durch einenverbindlichen gemeinschaftlichen Vertragsschluss zu ebendieser vereinigt hat. Der Verkauf eines solchen Staateshätte nach Kant die "Aufhebung der Existenz des Staates als moralische Person", also eine Entwürdigung der imStaat lebenden Menschen zufolge, und widerspräche der Idee des zugrunde liegenden Gesellschaftsvertrages.Im dritten Präliminarartikel sagt Kant, dass stehende Heere andere Staaten bedrohen und reizen können. Dies führezu einem Wettrüsten, bei dem der Mensch als ein bloßes Werkzeug und nicht mehr als selbstständig angesehenwerde. Der Geldmacht kommt laut Kant die gleiche Bedeutung zu. Eine bloß zur Verteidigung ausgelegteStaatsbürgerarmee sei aber mit friedlichen Zielen vereinbar.In seinem vierten Präliminarartikel heißt es, dass ein Staat bei einem anderen Staat keine Schulden machen solle, umeinen Krieg zu finanzieren. Denn der Staat, der das Geld geliehen bekomme, besitze dann die Mittel und die Macht,einen Krieg gegen den anderen Staat zu führen. Er werde diesen Krieg auch beginnen, da dies in der Natur desMenschen liege. Den Schaden tragen beide Staaten.Der fünfte Präliminarartikel fußt auf dem Prinzip der Nichteinmischung, wonach nicht in die Verfassung einessouveränen Staates angegriffen werden darf: Die Souveränität eines Staates müsse in jedem Fall respektiert werden,erklärt Kant. Wenn sich ein Staat in die Regierung oder Verfassung eines anderen Staates einmische, seien dieSchäden, die durch diesen unrechtmäßigen Eingriff entstünden, erheblich größer als die, die durch das schlechteBeispiel entstehen könnten, das ein Staat darstelle. In einen "kranken" Staat - gemeint ist ein Staat, der sich durcheigene Fehler gespalten hat - dürfe man sich ebenfalls nicht einmischen, weil hier noch eine Selbstregulierungmöglich sei.Im sechsten Präliminarartikel heißt es, dass auch im Falle eines Krieges Grundregeln eingehalten werden müssen,damit ein Mindestmaß an Vertrauen erhalten bleibe und somit ein späterer ewiger Frieden überhaupt möglich werde.

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Wenn dieses Vertrauen nicht mehr vorhanden sei, werde der Frieden zwischen den Staaten nicht von Dauer sein, undes könne zu einem Ausrottungskrieg kommen.Hiernach resümiert Kant, die Präliminarartikel 1, 5 und 6 seien eine absolute Voraussetzung und Artikel 2, 3 und 4seien regulativ und bezögen sich auf Republiken; diese müssten nicht sofort, sollten aber bald umgesetzt werden.

Zweiter Abschnitt: die drei DefinitivartikelDen Definitivartikeln liegt laut Kant das Postulat zugrunde, dass jeder Mensch dreierlei Rechtssystemen angehörenmuss, wenn ewiger Friede möglich sein soll: dem Staatsbürgerrecht, dem Völkerrecht und dem Weltbürgerrecht(Menschenrecht).1. Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.

In seinem ersten Definitivartikel befasst sich Kant mit den Prinzipien der Verfassung eines dauerhaft friedlichenStaates. Insgesamt nennt er vier Prinzipien. Das erste Prinzip fordert die „Freiheit der Glieder einer Gesellschaft“, daszweite die „Abhängigkeit aller von einer einzigen gemeinsamen Gesetzgebung“, das dritte „die nach dem Gesetz derGleichheit [aller Glieder der Gesellschaft] (als Staatsbürger) gestiftete Verfassung.“ Offenbar möchte Kant dieBindung aller Staatsbürger an das Gesetz besonders betonen: „Niemand darf davon ausgenommen sein; alle, auch dieMitglieder einer Regierung oder einer gesetzgebenden Körperschaft, sind davon betroffen“ (Gerhardt, 85). Das viertePrinzip, das Prinzip der Gewaltenteilung, verdeutlicht Kant anhand eines Vergleichs zwischen den Staatsformen derDemokratie (Volksgewalt), der Aristokratie (Adelsgewalt) und der Autokratie (Herrschergewalt) sowie dermöglichen Art der Machtausübung im Staat, nämlich dem Republikanismus und der Despotie. In der Despotie sindGesetzgebung und Regierung in einer Hand, so dass Missbrauch von Macht möglich wird. Dies sieht Kant sowohl inder Autokratie als auch in der Demokratie; in letzterer, „weil sie eine exekutive Gewalt gründet, da alle über undallenfalls auch wider Einen (der also nicht mit einstimmt), mithin alle, die doch nicht alle sind, beschließen; welchesein Widerspruch des allgemeinen Willens mit sich selbst und mit der Freiheit ist.“ Das einzig legitime Prinzip istdaher die Republik, in der eine Kontrolle der Macht durch Trennung von Exekutive und Legislative erfolgt. „DerRepublikanismus ist das Staatsprinzip der Absonderung der ausführenden Gewalt von der gesetzgebenden“.Vermutlich um der Zensur und Benachteiligungen durch den König zu entgehen, beschreibt Kant Übergangsformen,die eine Annäherung an das Ziel der Republik darstellen. Hierzu zählt er ausdrücklich Friedrich II., dessen Maxime„er sei bloß der oberste Diener des Staats“ einer Repräsentation nahe komme. „Man kann daher sagen: je kleiner dasPersonale der Staatsgewalt (die Zahl der Herrscher), je größer dagegen die Repräsentation derselben, desto mehrstimmt die Staatsverfassung zur Möglichkeit des Republikanism, und sie kann hoffen, durch allmähliche Reformensich dazu endlich zu erheben.“Nach Kant ist ein Staat mit republikanischer Verfassung ein friedlicher Staat. Alle Staatsbürger müssen die Folgenihrer Entscheidungen selbst tragen; sie übernehmen Verantwortung für den Staat. Da die Folgen eines Krieges vonallen getragen werden müssten, so argumentiert Kant, entschieden sich die Staatsbürger eher für den Frieden als fürKrieg. Aufgrund der Eigenverantwortung des Volks sieht Kant den Frieden im republikanisch verfassten Staat alsgesichert an.Kants Entwurf eines republikanisch verfassten Staates ähnelt dem heutigen repräsentativ-demokratischen Rechtsstaat(„Gemeint ist die liberale Demokratie, so wie wir sie heute verstehen, also eine rechtlich verfasste, parlamentarischeStaatsordnung“[2]). Kant betont allerdings, dass ein republikanischer Staat nicht zwangsläufig demokratisch sei, daersteres eine Regierungsform beschreibt und letzteres eine Staatsform. Republikanismus bedeute lediglichGewaltenteilung zwischen der ausführenden und der gesetzgebenden Gewalt. Eine Demokratie, die nichtrepräsentativ sei, entspreche dieser Anforderung nicht.2. Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten gegründet sein.

Kant weist darauf hin, dass Staaten sich schon durch ihr Nebeneinandersein schaden können und daher (wie einzelne Menschen) verpflichtet sind, aus dem zwischenstaatlichen Naturzustand in einen Rechtszustand überzugehen. Das Recht der Staaten untereinander könne durch einen Völkerbund oder einen Völkerstaat gesichert werden. Der

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Unterschied zwischen einem Völkerbund und einem Völkerstaat besteht darin, dass in einem Völkerbund dieEinzelstaaten selbst bestehen bleiben, und auch ihre Souveränität nicht (oder kaum) eingeschränkt wird, wogegen ineinem Völkerstaat, also einer „Weltrepublik“ (B38), die bisherigen Staaten zu einem einzelnen Staatzusammenschmelzen würden, demnach nur noch ein Volk bestehen bliebe.Kant schließt vorerst die Möglichkeit eines Völkerstaates aus. Erstens, weil dies der Idee eines Völkerrechtswiderspräche (da es das Nebeneinander mehrerer Völker aufhöbe). Zweitens, weil es keine übergeordneteRegierungsinstanz geben könne, wenn alle Staaten schon eine innerlich rechtliche Verfassung haben. Denn dannkönne für sie nicht dasselbe gelten wie für einzelne Menschen („aus diesem Zustande herausgehen zu sollen“, B34).Drittens wollen die Staaten nicht aus dem zwischenstaatlichen Naturzustand heraustreten und „ihre wilde(gesetzlose) Freiheit aufgeben“ (B37), da jeder Staat gerade darin seinen Glanz sehe.Deshalb plädiert Kant statt für einen Völkerstaat für einen Völkerbund. Dieser soll mit einem Friedensbund, quasieinem multilateralen Friedensvertrages, „den Strom der rechtscheuenden, feindseligen Neigung aufhalten, doch mitbeständiger Gefahr ihres Ausbruchs“ (B38), also für den Erhalt und die Sicherung der Freiheit der Staaten sorgen.Für die diesen Völkerbund spricht nach Kant, dass gemeinsame und verbindliche Rechtssysteme geschaffen würden(internationale Regime), z. B. das Kriegsvölkerrecht oder Friedensverträge, denen vertraut werden kann.3. Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein.

Der dritte Definitivartikel handelt von dem Recht der Hospitalität (Gastfreundschaft). Hierbei, so sagt Kant, hat einFremder ein Besuchsrecht für ein anderes Land und kann sich dort aufhalten, ohne dass man ihm feindselig gesinntsein dürfe, solange er sich selbst rechtmäßig verhalte. Ein Mensch, der fremdes Staatsgebiet betrete, dürfe auch nichtausgewiesen werden, sofern dies zu seinem Leid geschehe, es sei denn er habe sich feindselig gegen den fremdenStaat verhalten. Der Fremde habe allerdings kein Gastrecht, auf das er Anspruch erheben könne, sondern nur einBesuchsrecht, welches jeder Mensch beanspruchen kann, da kein Mensch ein Vorrecht auf bestimmte Orte der Erdehabe.Durch die Nutzung von Transport- und Kommunikationsmitteln rücken auch weit entfernte Teile der Erdezusammen (Globalisierung) und können friedlich in Beziehung zueinander treten, z. B. Handel treiben. DieseGlobalisierung berge durch den deutlich erhöhten Strom von Menschen durch verschiedene Staaten ein großesRisiko: Wenn nun an einem Ort ein Recht verletzt wird, sei dies auf der ganzen Welt zu spüren und könne denFrieden bedrohen. Kant kritisiert hier auch den Kolonialismus, mit dem die europäischen Staaten ihr Gastrechtmissbrauchten.Aus diesen Gründen sei eine Ergänzung der bereits in jedem Staat festgelegten Menschenrechte durch dasWeltbürgerrecht notwendig. Erst so sei ein ewiger Frieden möglich.

ZusätzeErster Zusatz: Von der Garantie des ewigen Friedens

Die Teleologie müsse man sich, so ergänzt Kant, bei der Natur hinzudenken, um die Geschichte zu verstehen. Kantumreißt kurz die Menschheitsgeschichte: Zuerst lebten die Menschen in einem Naturzustand als kriegerische Jägerund Ackerbauern. Der Ausbau des Handels befriedete sie bereits teilweise. Doch es entbrannten immer wiederKriege. Diese würden irgendwann zwangsläufig zum Frieden führen, da sie den Zusammenschluss der Menschen zuStaaten förderten und in der Zukunft die Bildung eines Völkerbunds bewirken würden. Handel und Diplomatiewürden sich immer mehr zu friedlichen Mitteln der Konfliktbewältigung entwickeln. Die Friedfertigkeit sei dabeikeine moralische Pflicht; sie entstünde vielmehr dadurch, dass sich Menschen gegenseitig zu Zwangsgesetzenverpflichteten, um sicherer leben zu können. Die Natur führe automatisch zum Recht:

„Das, was diese Gewähr (Garantie) leistet, ist nichts Geringeres, als die große Künstlerin Natur (naturadaedala rerum), aus deren mechanischem Laufe sichtbarlich Zweckmäßigkeit hervorleuchtet, durch dieZwietracht der Menschen Eintracht selbst wider ihren Willen emporkommen zu lassen, […]“

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– Immanuel Kant: AA VIII, 360[3]

Dem Menschen sei also von Natur aus vorbestimmt, in Konflikte zu geraten und Kriege zu führen. Jedoch entwachseaus jedem noch so schwerwiegenden Konflikt eine größere Eintracht, welche dem Menschen selbst entspringe undwelche nach unbestimmter Zeit zwangsläufig im "ewigen Frieden" ihren Endzustand erreiche.Zweiter Zusatz: Geheimer Artikel zum ewigen Frieden [nur B]

Kant befürwortet hier den Einsatz von Geheimartikeln für den Fall, dass Vereinbarungen der Würde einer derabschließenden Parteien abträglich seien. So sollten beispielsweise Herrscher die Philosophen in ihreHerrschaftstätigkeit einbeziehen. Dies könne auch geheim erfolgen.

AnhängeÜber die Misshelligkeit zwischen der Moral und der Politik, in Absicht auf den ewigen Frieden

Kant untersucht im ersten Anhang den scheinbaren Widerspruch zwischen Moral und Politik. Er kommt zu demSchluss, dass es diesen Widerspruch nicht gebe und dass die Politik mit der Moral Hand in Hand gehen müsse, wennes ein Fortschritt zum Besseren gebe, wovon er in seiner ausgeht.Die Moral habe in jedem Fall eine praktische Bedeutung. Es reiche in einem Staat jedoch nicht aus, wenn Einzelnepflichtgemäß leben wollten; die Mehrheit der Menschen müsse dies wollen. Ein Herrscher allerdings habe diehöchste Pflicht und spüre diese auch. Für ihn komme es darauf an, klug zu handeln und dem Volk einMitspracherecht einzuräumen, damit er von ihm Moral lerne. Die Moral sei kein politisches Mittel, sondern einpolitischer Zweck. Ein moralisch handelnder Politiker gebe sich die Maxime, Schlechtes zu reformieren. Derreformistische Weg benötige naturgemäß eine Reifungszeit. Revolutionen vollzögen sich demgegenüber häufig zuschnell, und die Urheber einer fehlgeschlagenen Revolution müssten dann die Bestrafung, die in den Gesetzen desalten Staates dafür vorgesehen war, hinnehmen.Praktizierende Juristen hielten immer die gegenwärtige Verfassung für die beste, schreibt Kant. Wenn sie aber überGesetzgebung entschieden, dann bliebe zu vieles aus der alten Verfassung bestehen. Praktizierende Juristen desDespotismus würden eine neue Verfassung nach folgenden Grundsätzen erarbeiten: 1. EigenmächtigeBesitznehmungen des Herrschenden, 2. Leugnung von Verantwortung für Schlechtes, 3. Teile und herrsche (vgl.Divide et impera).Die Bosheit der Menschen komme nicht aus ihnen selbst, sondern resultiere aus einer noch nicht vollständigentwickelten Kultur. In einem Staat schwäche sich Bosheit jedoch ab, da sich die Menschen gegenseitig aufrechtmäßiges Handeln verpflichteten. Der Begriff des Rechts sei für den Menschen sowohl privat als auch öffentlichbedeutsam. Kant wirft die rhetorische Frage auf, was höher stehen solle: der Zweck (als moralische Gesinnung) oderdie Freiheit (Handle so, dass du wollen kannst, deine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden – der Zweck magsein welcher er wolle)? Letzteres müsse voran gehen, schließt Kant, da es eine unbedingte Notwendigkeit für dasRechtsprinzip sei. Wie genau man aber zum ewigen Frieden gelange, sei ungewiss. Je weniger Menschen denewigen Frieden als Zweck verfolgten, desto näher seien sie ihm. Das liege am gemeinsamen Willen, eine rechtlichverfasste Gesellschaft zu schaffen. Gesetze würden nicht dazu erlassen, Wohlstand oder Glückseligkeit zu schaffen,sondern um das Recht auf Freiheit und Gleichheit eines jeden zu wahren. Politik könne sich ohne Moral also garnicht entwickeln.Von der Einhelligkeit der Politik mit der Moral nach dem transzendentalen Begriffe des öffentlichen Rechts

Aus dem Grundsatz, dass jeder Rechtsanspruch öffentlich bekannt sein müsse, um nicht Unrecht zu ein, zieht Kantfolgenden Schluss, der einen Blick nicht auf seine Moral, sondern auf seinen Rechtsbegriff zulässt:1. Im Staatsrecht sei der Widerstand gegen die Staatsgewalt (selbst bei einer Tyrannis) Unrecht, weil ein

Aufstandsrecht nicht Bestandteil einer Verfassung sein kann.2. Im Begriff des Völkerrechts sei der Begriff der Publizität (Öffentlichkeit) bereits enthalten. Völkerrecht dürfe

nicht auf Zwangsgesetzen beruhen (wie das Staatsrecht), sondern auf einer freien Verbindung von Staaten in der

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Absicht, untereinander den Frieden zu erhalten. Es gebe allerdings Fälle, in denen die öffentliche Äußerung vonAbsichten dem damit angestrebten Ziel zuwiderlaufe: a) wenn ein Herrscher eine Abmachung mit einem anderenStaat zum Schutze seines Volkes nicht einzuhalten gedenke; b) bei einem geplanten Präventivschlag gegen ein zumächtig werdendes Nachbarland; c) bei der geplanten Unterwerfung eines separatistischen Landes(teils).Völkerrecht und Moral stimmten aber überein, wenn der Rechtsbund der Staaten beabsichtige, Kriege zuverhindern. Trotzdem würden oftmals Verträge mächtigeren und größeren Staaten günstiger ausgelegt. Mit derMoral als Ethik, ist die Politik leicht einverstanden, aber ihre Bedeutung als Rechtslehre streite sie allzu oft ab.Vielmehr sollten Recht und Moral in allen Gesetzen gleichermaßen gültig sein, wo die Publizität dem Zweck desGesetzes nicht zuwiderlaufe.

RezeptionBereits Johann Gottlieb Fichte maß der Schrift Kants in einer Rezension ein große Bedeutung in „wissenschaftlicherRücksicht“ bei.[4] Ein öffentlich-rechtlich gesicherter Friede war für ihn nicht nur ein „frommer Wunsch“, sonderneine „notwendige Aufgabe der Vernunft“.[5]

Julius Ebbinghaus schrieb 1929: „Wer sich durch Kants Metaphysik der Sitten in den Bedingungszusammenhangeinführen läßt, auf dem die Möglichkeit einer sittlichen Beurteilung des Krieges beruht, der bemerkt bald, daß er zuall den Gleisen quer zu liegen kommt, in denen sich die öffentliche Meinung der Gegenwart bewegt [...] und manmuß die moderne Höllenpredigt gegen den Krieg weit hinter sich lassen, wenn man zu den Sternen emporgelangenwill, an denen sich das Licht der pax kantiana entzündete".[6]

Karl-Otto Apel bescheinigt der Friedensschrift auch am Ende des 20. Jahrhunderts eine „weltgeschichtlicheAktualität“.[7] Den Grund dafür sieht Ernst-Otto Czempiel in der aktuellen politischen Geschichte: „DieDemokratisierungsprozesse in Osteuropa und der GUS folgten genau dem Kantischen Script: Die Demokratie breitetsich von selbst aus, weil sie das Herrschaftssystem ist, das die gesellschaftlichen Anforderungen nachwirtschaftlicher Wohlfahrt und herrschaftlicher Partizipation, natürlich auch nach Frieden, optimal, wenn auch nichtmaximal, erfüllt.“[8]

Trotz der anerkannten Vision Kants wertet Ludger Kühnhardt seinen Entwurf als unrealistisch und pädagogischesIdeal. Insbesondere fehle die Beschreibung des Weges zu dem schönen Ziel.[9] Allerdings stellt er auch fest: „Kantdürfte erfreut darüber gewesen sein, wenn er gewußt hätte, daß die Themen, die er in seinen drei Definitivartikeln inden Mittelpunkt der Suche nach einer dauerhaften Friedensordnung gestellt hat, auch zwei Jahrhunderte nach seinerPublikation Schlüsselfragen der Politik in den Staaten und zwischen den Staaten geblieben sind.“ [10]

Über die Vision und den normativen Anspruch hinaus gibt es Kant-Interpreten, die in der Friedensschrift dieGrundlegung zu einer Theorie der Politik sehen. So stellt Volker Gerhardt fest: „Merkwürdig ist nur, daß dieseAusweitung des Problembestandes über Ethik und Recht hinaus auf das weite Feld der realen Politik von denKant-Interpreten bislang kaum beachtet worden ist. Deshalb ist ihnen auch entgangen, daß hier - unter denVoraussetzungen der Vemunftkritik - eine Theorie der Politik entworfen wird.“[11] Ähnlich ist das Werk nach OtfriedHöffe „nicht nur Friedenstraktat, sondern eine systematische Philosophie der Politik, verstanden als Theorie vonRecht und Staat“[12] Dagegen negiert Georg Geismann den moralischen Anspruch und hält die Schrift stattdessen(mit Fichte und Ebbinghaus) für im „wesentlichen Rechtslehre, genauer: apriorische Rechtslehre“, d.h. Kantverzichtet für ihn gänzlich auf den moralischen Zeigefinger und gründet seine Schrift allein auf die Vernunft.[13]

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Ausgaben•• Über den Gemeinspruch: 'Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis'; Zum ewigen

Frieden, ein philosophischer Entwurf. Mit Einleitung, Anmerkungen, Bibliographie, Verzeichnis der Vorarbeiten,Personen- und Sachregister, hrsg. von Heiner Klemme, Meiner Hamburg 1992, ISBN 978-3-7873-1030-2

•• Zum ewigen Frieden und andere Schriften. Fischer, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-596-90021-3•• Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf. hrsg. von Rudolf Malter, Reclam, Stuttgart 2008, ISBN

978-3-15-001501-8• Zum ewigen Frieden. Mit den Passagen zum Völkerrecht und Weltbürgerrecht aus Kants Rechtslehre.

Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen. Suhrkamp, Frankfurt 2011, ISBN 978-3-518-27014-1 (Leseprobe[14]; PDF; 168 kB)

Literatur• Otfried Höffe (Hrsg.): Immanuel Kant, zum ewigen Frieden. 3. bearbeitete Aufl. Akademie Verlag, Berlin 2011,

ISBN 978-3-05-005103-1• Volker Marcus Hackel: Kants Friedensschrift und das Völkerrecht. Duncker und Humblot, Berlin 2000, ISBN

3-428-10206-1• Klaus Dicke, Klaus-Michael Kodalle (Hrsg.): Republik und Weltbürgerrecht: Kantische Anregungen zur Theorie

politischer Ordnung nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. Böhlau, Weimar/Köln/Wien 1998, ISBN3-412-13996-3

• Wolfgang Beutin et al.: Hommage à Kant. Kants Schrift "Zum ewigen Frieden". von Bockel Verlag, Hamburg1996, ISBN 3-928770-61-6.

• Matthias Lutz-Bachmann, James Bohman (Hrsg.): Frieden durch Recht. Suhrkamp, Frankfurt 1996, ISBN978-3-518-28869-6

• Volker Gerhardt: Immanuel Kants Entwurf "Zum ewigen Frieden": eine Theorie der Politik. Darmstadt: WBG1995 ISBN 3-534-03214-4

Weblinks• Literatur zum Schlagwort Zum ewigen Frieden im Katalog der DNB [15] und in den Bibliotheksverbünden GBV

[16] und SWB [17]

• Text im Netz [18] (Ersttext)• Text im Netz [19] (aktuelle Fassung)• Volltext bei zeno.org [20]

• Ewiger Friede [21] im Kant-Lexikon von Rudolf Eisler• Johann Frank: Kants Friedenstheorie im Lichte aktueller sicherheitspolitischer Herausforderungen [22] (PDF;

142 kB)• Georg Geismann: Warum Kants Friedenslehre für die Praxis taugt [23] (PDF; 55 kB)• Georg Geismann: Nachlese zum Jahr des “ewigen Friedens”. Ein Versuch, Kant vor seinen Freunden zu schützen

[24] (PDF; 62 kB), Logos, NF 3 (1996), 317-345• Volker Gerhardt: Eine kritische Theorie der Politik. Über Kants Entwurf Zum ewigen Frieden [25] (PDF; 85 kB)• Heiner F. Klemme: Immanuel Kant und der ewige Friede [26]

• Konstantin Pollok: Die Vereinten Nationen im Lichte Immanuel Kants Schrift Zum ewigen Frieden [27]

• Kritik sowie erläuterte und kommentierte Kurzfassung zu Kants Auffassung eines ewigen Friedens. [28]

• Lesung bei librivox.org [29]

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Einzelnachweise[1] Karl Jaspers: Kants ”Zum Ewigen Frieden“. In: Karl Jaspers:, Philosophie und Welt, Piper, München 1958, 97-135, 131[2] Volker Gerhardt: Immanuel Kants Entwurf "Zum ewigen Frieden": eine Theorie der Politik. Darmstadt 1995, S. 89.[3] Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA VIII, 360 (http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 360.

html) / Zum Ewigen Frieden, Erster Zusatz.[4] Johann Gottlieb Fichte: „Rezension“ zu Kants Schrift Zum ewigen Frieden (Philosophisches Journal 4/1796), in: Gesamtausgabe der

Bayerischen Akademie der Wissenschaften, herg. von R. Lauth und H. Jacob, Abt. I, Werke Band 3, Stuttgart 1966, 219[5][5] Johann Gottlieb Fichte: Grundlage des Naturrechts (1796/1797), in: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, herg.

von R. Lauth und H. Jacob, Abt. I, Werke Band 3, Stuttgart 1966, 323[6][6] Julius Ebbinghaus: Kants Lehre vom ewigen Frieden und die Kriegsschuldfrage (1929), abgedruckt in: Gesammelte Aufsätze, Vorträge und

Reden. WBG, Darmstadt, 24-25[7] Karl-Otto Apel: Kants „Philosophischer Entwurf: Zum ewigen Frieden“ als geschichtsphilosophische Quasi-Prognose aus moralischer Pflicht.

Versuch einer kritisch-methodologischen Rekonstruktion der Kantschen Konstruktion aus der Sicht einer transzendental-pragmatischenVerantwortungsethik, in: Reinhard Merkel, Roland Wittmann (Hrsg.): »Zum ewigen Frieden«. Grundlagen, Aktualität und Aussichten einerIdee von Immanuel Kant, Frankfurt 1996, 91-124, 92

[8][8] Ernst-Otto Czempiel: Europas Wegweiser zum Frieden. Über Immanuel Kant und die Aktualität seiner strategischen Konzepte, in:Frankfurter Rundschau, Ostern 1995, ZB3

[9][9] Ludger Kühnhardt: Von der ewigen Suche nach Frieden. Immanuel Kants Vision und Europas Wirklichkeit, Bouvier, Bonn 1996, 175[10][10] Ludger Kühnhardt: Von der ewigen Suche nach Frieden. Immanuel Kants Vision und Europas Wirklichkeit, Bouvier, Bonn 1996, 181[11][11] Volker Gerhardt: Immanuel Kants Entwurf 'Zum ewigen Frieden'. Eine Theorie der Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt

1995, 6-7[12][12] Otfried Höffe: Einleitung. Der Friede - ein vernachlässigtes Ideal, in: Otfried Höffe (Hrsg.): Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden,

Akademie, Berlin 1995, 5-29, 22[13] Georg Geismann: Warum Kants Friedensichre für die Praxis taugt . . . und warum die Friedensschriften von Fichte, Hegel und Marx schon

in der Theorie nicht richtig sind, in: Klaus-Michael Kodalle (Hrsg.): Der Vernunft-Frieden. Kants Entwurf im Widerstreit, Königshausen &Neumann, Würzburg1996, 37 - 51, 37

[14] http:/ / www. suhrkamp. de/ download/ Blickinsbuch/ 9783518270141. pdf[15] http:/ / d-nb. info/ gnd/ 4195529-8[16] http:/ / gso. gbv. de/ DB=2. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=1016& SRT=YOP& TRM=4195529-8[17] http:/ / swb2. bsz-bw. de/ DB=2. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=2013& SRT=YOP& REC=2& TRM=4195529-8[18] http:/ / www. sgipt. org/ politpsy/ vorbild/ kant_zef. htm[19] http:/ / www. textlog. de/ kant_frieden. html[20] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant,+ Immanuel/ Zum+ ewigen+ Frieden. + Ein+ philosophischer+ Entwurf[21] http:/ / www. textlog. de/ 32310. html[22] http:/ / www. bmlv. gv. at/ pdf_pool/ publikationen/ 07_kft_frank_10. pdf[23] http:/ / www. kiesewetter. be/ geismann/ 20warumkant. pdf[24] http:/ / www. kiesewetter. be/ geismann/ 23nachlese. pdf[25] http:/ / www. uni-potsdam. de/ db/ wtcms/ wordpress/ wp-content/ uploads/ 2009/ 06/ artikel-gerhardt. pdf[26] http:/ / web. uni-marburg. de/ isem/ sose05/ docs/ rechtvswohlstand. pdf[27] http:/ / archiv. sicetnon. org/ artikel/ sozial/ friede. htm[28] http:/ / kaltric. de/ mat/ matphil/ kantfrieden[29] http:/ / librivox. org/ zum-ewigen-frieden-ein-philosophischer-entwurf-by-immanuel-kant/

Normdaten (Werk): GND: 4195529-8 (http:/ / d-nb. info/ gnd/ 4195529-8) | VIAF: 209147637 (http:/ / viaf. org/viaf/ 209147637/ )

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Die Metaphysik der SittenDie Metaphysik der Sitten ist die 1797 veröffentlichte Schrift des Philosophen Immanuel Kant zur Rechts- undTugendlehre. Die Metaphysik der Sitten ist die Ausarbeitung der praktischen Philosophie auf der Grundlage derTheorie der Moral, die Kant in den Schriften Grundlegung zur Metaphysik der Sitten und Kritik der praktischenVernunft entwickelt hatte, deren Kern die Begründung des kategorischen Imperativs ist. Die Metaphysik der Sittenenthält zwei grundlegend getrennte Teile, die Metaphysischen Anfangsgründe der Rechtslehre sowie dieMetaphysischen Anfangsgründe der Tugendlehre.In der Rechtslehre behandelt Kant das moralisch gebotene Handeln der äußeren Beziehungen der Menschenuntereinander, die sich im positiven Recht niederschlagen. In der Tugendlehre befasst er sich hingegen mit deninneren, bloß subjektiven Maßstäben, die das moralische Handeln kennzeichnen. Hier gelten nur die Zwecke, die derMensch sich selbst setzt, während in der äußeren Beziehung auch das Interesse anderer Menschen zu berücksichtigenist. Die Tugendpflicht beruht auf einem inneren Zwang, die Rechtspflicht auf einem äußeren Zwang. Indem Kant dasGesamtwerk sowie die beiden Hauptteile jeweils als metaphysisch bezeichnet, bringt er zum Ausdruck, dass erPrinzipien ausarbeitet, die allein aus der Vernunft abgeleitet sind und nicht ihre Begründung in der Erfahrung haben.

EinleitungHistorisch ist die Rechtslehre als eigenständige Schrift etwa ein halbes Jahr früher veröffentlicht worden als dieTugendlehre. Die Rechtslehre enthält deshalb nach einer kurzen Vorrede zunächst eine Einleitung in die Metaphysikder Sitten sowie nachfolgend eine zweite Einleitung in die Metaphysischen Anfangsgründe der Rechtslehre. DieTugendlehre ihrerseits hat eine eigene Einleitung, die sich auch auf die allgemeine Einleitung in die Metaphysik derSitten bezieht.In der Einleitung in die Metaphysik der Sitten begründet Kant, warum die Sittenlehre nicht auf der empirischenErfahrung aufgebaut sein kann, sondern auf allgemeinen Vernunftüberlegungen aufzubauen hat. Jeder Mensch hatein „Begehrungsvermögen“, also Wünsche und Begierden, die nicht auf Überlegungen und Schlussfolgerungenberuhen. Das Begehrungsvermögen drückt sich in Lust oder Unlust etwas zu tun oder zu lassen aus. Solche Gefühlesind rein subjektiv. Anders als rein triebgesteuerte Tiere kann der Mensch sich zu seinem Begehren verhalten. Erverfügt über die praktische Freiheit, über mögliche Konsequenzen des Handelns nachzudenken, diese zu bewertenund aufgrund von Gründen seine Handlungen zu beeinflussen. Der Mensch verfügt über einen Willen und kann nachseiner Willkür handeln. Moralisch vernünftig handelt er dabei, wenn er sich nach Gründen richtet, die allein ausÜberlegungen hergeleitet sind und die Begierden außer Acht lassen. Das grundlegende Moralprinzip, das sich auchim Kategorischen Imperativ niederschlägt ist die Achtung des anderen Menschen mit gleichen Rechten. DieVernunft gebietet, den Menschen als Person stets anzuerkennen:

„Ein jeder Mensch hat rechtmäßigen Anspruch auf Achtung von seinen Nebenmenschen, und wechselseitig ister dazu auch gegen jeden Anderen verbunden.“ (TL, VI, 462)

Anmerkungen zur RechtslehreKant postuliert das angeborene Recht jedes Menschen auf Freiheit. Nach seiner Auffassung ist es Aufgabe desRechts, die Ausübung der individuellen Freiheit der Einzelnen mit der Freiheit von jedermann nach einemallgemeinen Gesetz in Übereinstimmung zu bringen.Das Staatsrecht dient der Herausbildung einer staatlichen Ordnung, in der der Souverän – das Volk – Freiheit undGleichheit aller Staatsbürger gewährleistet. Unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren des Staats nachFreiheitsgesetzen ist die Gewaltenteilung.Das Weltbürgerrecht (ius cosmopoliticum) regelt das gemeinschaftliche Zusammenleben der Völker zur Verhütungvon Kriegen.

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Anmerkungen zur TugendlehreZu den Tugendpflichten gegen andere Menschen zählt Kant die „Achtung“ der Mitmenschen als Anerkenntnis ihrerMenschenwürde. Das Gebot lautet, die Menschen nie bloß als Mittel, sondern jederzeit immer auch als einen Zweckan sich zu gebrauchen.Die Tugendpflicht gegen sich selbst dient – der Idee nach und als moralischer Zweck – der Vervollkommnung dereigenen Persönlichkeit. Gleichwohl ist diese lediglich eine sittliche Absicht, deren Umsetzung aus Mangel anSelbsterkenntnis höchst unvollkommen verwirklicht werden kann.Siehe auch: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Zum ewigen Frieden, Die Religion innerhalb der Grenzen derbloßen Vernunft.

Zitat„Eine jede Handlung ist recht, die oder nach deren Maxime die Freiheit der Willkür eines jeden mit jedermannsFreiheit nach einem allgemeinen Gesetz zusammen bestehen kann.“[1]

Literatur• Immanuel Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre. In: Kants Werke. Akademie Textausgabe. Bd.

6: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Die Metaphysik der Sitten. Unveränderterphotomechanischer Abdruck von Kants gesammelte Schriften. Herausgegeben von der Königlich PreußischenAkademie der Wissenschaften, Band VI, Berlin 1907/14. de Gruyter, Berlin 1968 [1797], S. 203–492. ISBN3-11-001439-4.

• Immanuel Kant: Werke in 6 Bänden (hrsg. von Wilhelm Weischedel), Bd. 4, Schriften zur Ethik u.Religionsphilosophie, WBG, Darmstadt 1956, ISBN 3-534-13918-6

• Ottfried Höffe (Hrsg.): Klassiker Auslegen, Bd. 19: Immanuel Kant, "Metaphysische Anfangsgründe derRechtslehre", Akademie Verlag, Berlin 1999, ISBN 978-3050030258

• Georg Römpp: Kants Kritik der reinen Freiheit Eine Erörterung der 'Metaphysik der Sitten', Duncker & Humblot2006, ISBN 342811972X

• Lara Denis (Hg): Kant's Metaphysics of Morals. A Critical Guide (= Cambridge critical guides), Cambridge 2010.

WeblinksPrimärtext• Text nach der Akademie-Ausgabe [2]

• Volltext bei zeno.org [3]

• Digitalisat der Erstausgabe von Kants Erläuternden Anmerkungen zu den metaphysischen Anfangsgründen derRechtslehre von 1798 [4]

Sekundärliteratur• Georg Geismann: Recht und Moral in der Philosophie Kants [5] (PDF; 1,5 MB), Jahrbuch für Recht und Ethik, 14

(2006) 3-124• Klaus Steigleder: Kants Konzeption der Moralphilosophie als „Metaphysik der Sitten“ [6] (PDF-Datei; 221 kB)

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Einzelnachweise[1] Immanuel Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre. In: Kants Werke. Akademie Textausgabe. Bd. 6. de Gruyter, Berlin 1968

[1797], S. 230[2] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa06/ 203. html[3] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant,%20Immanuel/ Die%20Metaphysik%20der%20Sitten[4] http:/ / www. andreas-lukas. de/ rechtsphilosophie/ digitalisate/[5] http:/ / www. kiesewetter. be/ geismann/ 50rechtundmoral. pdf[6] http:/ / www. ruhr-uni-bochum. de/ philosophy/ mam/ ethik/ content/ metaphysik_der_sitten. pdf

Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zulügenÜber ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen ist ein kurzer Aufsatz von Immanuel Kant aus dem Jahr1797, in dem er die Auffassung vertrat, dass es selbst bei Gefahr für Leib und Leben kein Recht auf eine Lüge(„Notlüge“) gibt.

InhaltKant wandte sich mit dem Aufsatz gegen Benjamin Constant, der die Auffassung vertreten hatte: „Der sittlicheGrundsatz: es sei eine Pflicht, die Wahrheit zu sagen, würde, wenn man ihn unbedingt und vereinzelt nähme, jedeGesellschaft zur Unmöglichkeit machen. Den Beweis davon haben wir in den sehr unmittelbaren Folgerungen, dieein deutscher Philosoph[1] aus diesem Grundsatze gezogen hat, der so weit geht zu behaupten: daß die Lüge gegeneinen Mörder, der uns fragte, ob unser von ihm verfolgter Freund sich nicht in unser Haus geflüchtet, ein Verbrechensein würde.“Kant hingegen, der den Artikel Constants auf sich bezog,[2] verteidigte seine These: „Die Lüge also, bloß alsvorsätzlich unwahre Deklaration gegen einen andern Menschen definiert, bedarf nicht des Zusatzes, daß sie einemanderen schaden müsse; wie die Juristen es zu ihrer Definition verlangen (mendacium est falsiloquium inpraeiudicium alterius.[3]) Denn sie schadet jederzeit einem anderen, wenn gleich nicht einem andern Menschen, dochder Menschheit überhaupt, indem sie die Rechtsquelle unbrauchbar macht.“Zunächst verwies Kant auf den Unterschied von Wahrheit als erkenntnistheoretischem Begriff und Wahrhaftigkeitals moralischer Tugend: „Weil Wahrhaftigkeit eine Pflicht ist, die als die Basis aller auf Vertrag zu gründendenPflichten angesehn werden muß, deren Gesetz, wenn man ihr auch nur die geringste Ausnahme einräumt,schwankend und unnütz gemacht wird“, kam Kant zu dem Schluss: „Es ist also ein heiliges, unbedingt gebietendes,durch keine Konvenienzen einzuschränkendes Vernunftgebot; in allen Erklärungen wahrhaft (ehrlich) zu sein.“Grundlage für diese Auffassung ist die in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten entwickelte Pflichtethik Kants,die ihn zum Kategorischen Imperativ führt. Eine Lüge beeinträchtigt immer den Wert der Wahrhaftigkeit. Kantwandte sich damit gegen ethische Auffassungen, die die Zweckrationalität eines am Nutzen orientiertenUtilitarismus als vorrangiges Prinzip verfolgen (Konsequentialismus). Die Pflicht zur Wahrhaftigkeit ist hingegeneine unbedingte Pflicht, weil das Vertrauen auf Versprechen einer der Grundsätze ist, die die menschlicheGesellschaft zusammenhält.Im rechtlichen Bereich ist eine Lüge nur strafbar, wenn die Falschrede in betrügerischer Absicht (falsiloquium dolosum) erfolgt. In anderer Hinsicht ist die Lüge ein Verstoß gegen eine Tugendpflicht. Tugendpflichten sind zunächst nur subjektiv. Kant klammert die Frage der persönlichen Haltung zur Lüge und damit die Frage der Güterabwägung aus und behandelt die Frage als Rechtsproblem, so der Hinweis in der Fußnote. Für ihn kann es kein Recht auf Lüge geben.[4] Das Verbot der Lüge, die Pflicht zur Wahrhaftigkeit, gilt dennoch allgemein, weil sonst die Grundlage jeder Gemeinschaft und damit auch die Möglichkeit des Kategorischen Imperativs formal aufgehoben ist.

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Wann gelogen werden darf, würde dann nach subjektiven Maßstäben bestimmt werden. Wer diesem Prinzip folgt,schließt sich a priori von der Gemeinschaft aus. Deshalb kann auch kein Gesetz den Menschen zum Lügenzwingen.[5]

RezeptionFür den Aufsatz gilt alle Kritik, die sich gegen Kants Moralphilosophie überhaupt richtet, wie die These einerLeerformel von Hegel.[6] Ähnlich die Feststellung von Adorno und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung:„Die reine Vernunft wurde zur Unvernunft, zur fehler- und inhaltslosen Verfahrensweise.“[7]

Aber auch gegen das absolute Lügenverbot findet sich eine breite Front der Kritik. Schon früh kritisierteSchopenhauer: „Die, auf Kants Veranlassung, in manchen Kompendien gegebenen Ableitungen derUnrechtmäßigkeit der Lüge aus dem Sprachvermögen des Menschen sind so platt, kindisch und abgeschmackt, dassman, nur um ihnen Hohn zu sprechen, versucht werden könnte, sich dem Teufel in die Arme zu werfen und mitTalleyrand zu sagen: ‚Der Mensch hat die Sprache erhalten, um seine Gedanken verbergen zu können‘.“[8] Allgemeinwird Kant Rigorismus vorgeworfen, weil er zugunsten des Prinzips des Kategorischen Imperativs die Möglichkeitder Lösung eines Interessenkonflikts hintenanstellte.[9] Eine bekannte Kritik ist die von Ernst Tugendhat, dervorschlägt, einen Wertekonflikt, der auf der Entgegensetzung zwei unterschiedlicher Maximen beruht, zu lösen,indem man in einem Zwischenschritt eine neue Maxime entwickelt, die beiden Werten (dem Schutz des Lebensebenso wie dem Gebot der Wahrhaftigkeit) Rechnung trägt. Genau diesen Weg ist Kant aber nicht gegangen.Tugendhat stellt fest: „Kant selbst hat das genannte Beispiel freilich gerade umgekehrt entschieden, mit einer sehrmerkwürdigen Argumentation. Der prinzipielle Grund, warum für Kant Pflichtenkollisionen kaum eine Rollespielten, war die Annahme, dass negative Pflichten [etwas nicht zu tun] immer vor positiven Pflichten [etwas zu tun]einen Vorrang haben. Auf diese Weise kann, außer innerhalb konfligierender positiver Pflichten, keine Kollisionentstehen, da die negative Pflicht immer auch schon erfüllt ist, wenn die Person nichts tut. Zwischen negativenPflichten können daher keine Kollisionen auftreten, und jede Kollision zwischen einer negativen und einer positivenPflicht ist für Kant schon zugunsten der negativen entschieden.“[10]

Gerhard Schönrich verweist zugunsten Kants darauf, dass dieser in seinem Aufsatz durchaus nicht einer reinenGesinnungsethik folgt, sondern ebenso die Frage der Folgen der Handlung diskutiert. Kritiker, die das übergehen,werden Kant nicht gerecht. Ein wichtiges Argument Kants ist, dass die tatsächlichen Folgen einer Handlung nichtmit Sicherheit abzusehen sind. Fraglich ist insbesondere, wer bestimmt, wann ein Rechtsbruch zu rechtfertigen ist.Im Interesse einer funktionierenden Gesellschaft, die auf die Einhaltung moralischer Regeln angewiesen ist, kanndies keiner Willkür unterliegen.[11] Dies wird zum Beispiel bedeutsam bei der Frage eine Widerstandsrechts (sieheauch Radbruchsche Formel). So hat auch die Rechtsprechung im Daschner-Prozess bei der Entführung von Jakobvon Metzler selbst die Androhung von Folter bei aller Sympathie als nicht legitim beurteilt.

Literatur• Georg Geismann, Hariolf Oberer (Hrsg.): Kant und das Recht der Lüge. Königshausen & Neumann, Würzburg

1986, ISBN 3-88479-252-0• Arno Baruzzi: Philosophie der Lüge. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-13054-5• Martin Annen: Das Problem der Wahrhaftigkeit in der Philosophie deutschen Aufklärung. Ein Beitrag zur Ethik

und zum Naturrecht im 18. Jahrhundert. Königshausen & Neumann, Würzburg 1997, ISBN 3-8260-1226-7,insbesondere S. 97–124

• Simone Dietz: Immanuel Kants Begründungen des Lügenverbots. In: Rochus Leonhardt, Martin Rösel (Hrsg.):Dürfen wir lügen? Neukirchener, Neukirchen-Vluyn 2002, ISBN 3-7887-1929-X, S. 91–115

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Weblinks• Text [12] der Akademie Ausgabe• Text [13] bei zeno.org• Rudolf Eisler: Stichwort Lüge [14]. In: Kant-Lexikon, Berlin 1930• Georg Geismann: Versuch über Kants rechtliches Verbot der Lüge [15] (PDF; 728 kB), in: Hariolf Oberer,

Gerhard Seel (Hrsg.): Kant. Analysen, Probleme - Kritik, Würzburg 1988, 293-316• Bernward Grünewald: Wahrhaftigkeit, Recht und Lüge [16] (PDF; 171 kB),• James E. Mahon: The Definition of Lying and Deception. [17] In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia

of Philosophy

Einzelnachweise[1] Constant bezog sich auf: Johann David Michaelis: Moral, hrsg. von Carl Friedrich Stäudlin, Göttingen 1792[2][2] so auch die Fußnoten im Text[3][3] Übersetzung: Eine Lüge ist eine Falschaussage, zum Schaden [Vorurteil/Irrtum] eines Anderen.[4] Otfried Höffe: Kant. Beck, München 7. Aufl. 2007, 199f[5] Hariolf Oberer: Kant. Analysen, Probleme, Kritik. Band 3, Königshausen & Neumann, 1997, 69[6] Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III. Theorie-Werkausgabe. Hrsg. v. Eva Moldenhauer u.

Karl Markus Michel. Bd. 20. Suhrkamp, Frankfurt 1971, 367–369[7] Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, S. Fischer, Frankfurt 1969, Nachdruck als Taschenbuch 1988, 82[8] Arthur Schopenhauer: Die beiden Grundprobleme der Ethik. Über die Grundlage der Moral, § 17, Zürich 1977, 265[9] Michael Hauskeller: Ich denke, aber bin ich? Beck, München 2003, 123–125; siehe auch: Karl-Otto Apel: Diskurs und Verantwortung,

Suhrkamp, Frankfurt 1988, 328ff; Jürgen Habermas: Erläuterungen zur Diskursethik, Suhrkamp, Frankfurt 1991, 23; Albrecht Wellmer: Ethikund Dialog. Elemente des moralischen Urteils bei Kant und in der Diskursethik, Suhrkamp, Frankfurt 1986, 26

[10] Ernst Tugendhat: Vorlesungen über Ethik. Suhrkamp, Frankfurt 3. Aufl. 1995, 148f[11] Gerhard Schönrich: Bei Gelegenheit Diskurs, Suhrkamp, Frankfurt 1994, 9-16[12] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa08/ 425. html[13] http:/ / www. zeno. org/ Philosophie/ M/ Kant,+ Immanuel/ %C3%9Cber+ ein+ vermeintes+ Recht+ aus+ Menschenliebe+ zu+

l%C3%BCgen[14] http:/ / www. textlog. de/ 32495. html[15] http:/ / www. kiesewetter. be/ geismann/ 10luege. pdf[16] http:/ / uk-online. uni-koeln. de/ remarks/ d3626/ rm2175301. pdf[17] http:/ / plato. stanford. edu/ entries/ lying-definition/

Streit der Fakultäten 97

Streit der FakultätenDer Streit der Fakultäten ist eine Schrift des deutschen Philosophen Immanuel Kant von 1798. Sie ist neben dergleichzeitig veröffentlichten Vorlesung Anthropologie in pragmatischer Hinsicht das letzte von Kant selbstherausgegebene Werk.Der Titel spielt auf die Auseinandersetzungen der neueren mit den bereits etablierten Wissenschaften und ihremEinfluss auf Regierung und Gesellschaft an. Kant gründet das Werk auf dem Gedanken, dass es bei denWissenschaften nicht auf Nützlichkeit, sondern auf Wahrheit ankommen sollte.[1] Mit der Kritik an derzeitgenössischen Praxis an den Universitäten argumentiert er dafür, dass die Disziplinen der Geistes- undNaturwissenschaften, versammelt in der philosophischen Fakultät, in Forschung und Lehre unabhängig von Zensuroder staatlichen Vorgaben sein sollten. Zu diesem Zweck bringt Kant drei Beispiele, die zeigen, wie diePhilosophische Fakultät (1.) durch Textkritik und Geschichtsforschung der Theologischen Fakultät, (2.) durch einean der Freiheit orientierte Moral- und Geschichtsphilosophie der juristischen Fakultät und (3.) hinsichtlich derBerücksichtigung der Erfahrung der medizinischen Fakultät in der Wahrheitsfindung überlegen ist.

VeröffentlichungKant unternahm zunächst Versuche, die drei Teile des Werkes einzeln zu publizieren, scheiterte 1794 und 1797jedoch an Verboten der preußischen Zensur. Lediglich der dritte Teil erschien Anfang 1798 bereits im „Journal derpraktischen Arzneikunde und Wundarzneikunst”. Erst mit der Inthronisierung Friedrich Wilhelm III. konnten die nunzu einer Schrift zusammengefassten Aufsätze im Herbst 1798 erscheinen.

InhaltDas Werk besteht aus drei Abschnitten, die Kant zu unterschiedlichen Zeitpunkten schrieb und erst zur späterzusammenfügte.

Zweiter Abschnitt. Der Streit der philosophischen Fakultät mit der juristischenKant wirft hier die „erneuerte Frage“ auf: „Ob das menschliche Geschlecht im beständigen Fortschreiten zumBesseren sei.“ Die Abhandlung besteht aus zehn Teilen:1.1. Kant spezifizierte die Frage. Man will wissen, ob der Mensch im beständigen Fortschreiten zum Besseren sei, im

Rahmen der Sittengeschichte der Menschengattung, nicht im Rahmen der nicht Naturgeschichte. Er grenzt dieFrage also moralisch ein.

2.2. Kant stellt die Methodik vor, mit er diese Frage überhaupt beantwortbar ist: Voraussagen seien möglich, indemder Wahrsager das Vorausgesagte selber macht. Als Beispiele nennet er die jüdischen Propheten, Politiker undGeistliche.

3. Kant stellt die logisch möglichen Ergebnisse vor: Es gäbe drei Antworten: 1. Rückgang zum Ärgeren, 2. Fortgangzum Besseren und 3. Stillstand. Den Rückgang zum Ärgeren schließt Kant teleologisch aus, da der Mensch sichin diesem Falle am Ende selbst zerstören würde. Der Fortgang zum Besseren sei ebenfalls schwer vorstellbar, dajeder Mensch genauso gut wie böse sei. Der Stillstand scheine daher die einzige wahrscheinliche Antwort zu sein,jedoch verhielte sich der Mensch dann wie die Tiere. Kant schließt auch diese Möglichkeit teleologisch aus.

4.4. Durch Erfahrung sei die Aufgabe nicht zu lösen: Wir sähen nur, dass sich Rück- und Fortschritt bei demMenschen abwechselten, da er ein freies Wesen sei. Aber wir könnten keinen Metastandpunkt einnehmen.

5. Kant bemerkt mit einiger Rhetorik: An irgendeine Erfahrung muss doch die Geschichte angeknüpft werden: Esmuss eine Erfahrung geben, die zeigt, dass es in der Menschengattung ein Fortschreiten zum Besseren gäbe.Diese Erfahrung nennt Kant ein Geschichtszeichen.

Streit der Fakultäten 98

6.6. Er findet auf der Suche nach Geschichtszeichen eine Begebenheit seiner Zeit: Der Enthusiasmus der Menschen inganz Europa an der französischen Revolution könne nur eine moralische Ursache haben. Die Moral der Menschenkomme von einem Idealismus.

7.7. Die Geschichte selbst sei somit wahrsagend. Die Menschen befänden sich in einer Evolution hin zur idealenVerfassung, zu der sie Geschichtszeichen hinführen würden. Auch bei Rückschlägen komme es bei der nächstenGelegenheit wieder zur Fortentwicklung. Die ideale Staatsverfassung sei der Republikanismus. Eines Tageswerde er so stark verankert sein, dass er nicht mehr umkehrbar sei. Kant zieht aus diesen Betrachtungen das Fazit,dass der Mensch dem Fortschritt folge. Zwischenzeitige Rückschritte seien nicht von der Natur beabsichtigt(dafür sei der Mensch viel zu unwichtig), sondern sind vom Menschen gemacht.

8.8. Kant geht auf die Frage ein, die die zum Fortschreiten angelegten Maximen publik gemacht werden sollten: DieVolksaufklärung geschehe nicht vom Staat aus, sondern von den Philosophen aus dem Volk heraus. DamitFortschritt möglich sei, müsse in einem Staat Publikationsfreiheit herrschen. Im Idealstaat sei der Volkgesetzgebend. Der ideale Realstatt müss indessen erprobt werden.

9.9. Der Ertrag, den dieses Fortschreiten abwerfe, sei nicht in Anwachsen der Moralität, sondern ein Anwachsen derHäufigkeit moralischen Handelns. Das Gute stecke bereits jetzt schon im Menschen, sonst könnte sich seineEntwicklung zum Besseren auch nicht vollziehen.

10.10. In welcher Ordnung könne der Fortschritt erwartet werden? Der Fortschritt komme von oben nach unten, nichtanders herum. Daher müssten die Erziehung und Bildung des Volkes vom Staate ausgehen. Zudem müsse sich einStaat von Zeit zu Zeit selbst reformieren. Die perfekte Verfassung verhindere zudem Angriffskriege.

LiteraturNeue Textausgabe:• Immanuel Kant: Der Streit der Fakultäten. Hrsg. von Horst D. Brandt und Piero Giordanetti, Felix Meiner

Verlag, Hamburg 2005 (Philosophische Bibliothek 522), ISBN 3-7873-1450-4.Sekundärliteratur:• Reinhard Brandt: Universität zwischen Selbst- und Fremdbestimmung : Kants "Streit der Fakultäten" ; mit einem

Anhang zu Heideggers "Rektoratsrede". Akademie Verlag, Berlin 2003 (Deutsche Zeitschrift für Philosophie,Sonderband 5), ISBN 3-05-003859-4.

Weblinks• Immanuel Kant: Streit der Fakultäten [2], 1798, Digitalisat• Immanuel Kant: Streit der Fakultäten. [3], Text der Akademiausgabe auf korpora.org

Einzelnachweise[1] Karl Vorländer: Streit der Fakultäten. (http:/ / www. textlog. de/ 36572. html). In: Ders.: Immanuel Kant. Der Mann und das Werk (1924).

Auf: textlog.de, 14. Februar 2007, abgerufen am 17. August 2011.[2] http:/ / nbn-resolving. de/ urn:nbn:de:gbv:9-g-1198828[3] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa07/ 013. html

Anthropologie in pragmatischer Hinsicht 99

Anthropologie in pragmatischer HinsichtDie Anthropologie in pragmatischer Hinsicht ist eine um 1796/97 verfasste philosophische Schrift von ImmanuelKant. Sie erschien als letzte von Kant selbst herausgegebene Schrift 1798.Kant grenzt die „pragmatische“ Anthropologie von der „physiologischen“ ab. Es geht nicht um den Menschen alsNaturwesen, sondern darum, „was er als frei handelndes Wesen aus sich selber macht, oder machen kann und soll.“(Vorrede)Der erste Teil, die „anthropologische Didaktik", handelt von der generellen Menschenkenntnis. Dieser Teil istentsprechend den menschlichen Grundvermögen Erkenntnisvermögen, Begehrungsvermögen und Gefühl der Lustund Unlust untergliedert. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der „anthropologischen Charakteristik", in KantsVerständnis eine Analyse unterscheidender Eigenschaften von Individuen (oder Personen), Geschlechter, Nationen,Rassen und der Menschheit als ganzer. Dabei liegt das Augenmerk bei letzterer Einheit auf der Frage, was denMenschen als "animal rationabile" ausmacht.Grundlage der populär gehaltenen Schrift bildeten Kants Vorlesungen über Anthropologie, die er über die mehr alszwanzig Jahre seiner akademischen Lehrtätigkeit an der Albertina hielt, in jedem Wintersemeser von 1772/73 bis1795/96. Die Vorlesung war an den Studentenzahlen gemessen die erfolgreichste unter seinen Lehrveranstaltungen.[1]

RezeptionKants Buch wurde von seinen Zeitgenossen mit vorsichtiger Kritik aufgenommen, erntete zum Teil aber auch heftigeAblehnung. Am 19. Dezember 1798 äußerte Goethe gegenüber Schiller: „Kants Anthropologie ist mir ein sehrwertes Buch und wird es künftig noch mehr sein, wenn ich es in geringen Dosen wiederholt genieße, denn im ganzen,wie es dasteht, ist es nicht erquicklich. Von diesem Gesichtspunkte aus sieht sich der Mensch immer impathologischen Zustande, und da man, wie der alte Herr selbst versichert, vor dem sechzigsten Jahr nicht vernünftigwerden kann, so ist es ein schlechter Spaß, sich die übrige Zeit seines Lebens für einen Narren zu erklären.“1799 beschrieb Schleiermacher in seiner Rezension in der Zeitschrift Athenaeum Kants Arbeit als Negation allerAnthropologie: als Behauptung und Beweis zugleich, daß so etwas nach der von Kant aufgestellten Idee durch ihnund bei seiner Denkungsart gar nicht möglich ist.[2]

In jüngeren Jahren ist Kants Anthropologie dagegen verstärkt von der Kantforschung aufgenommen und dabei teilsauch positiver beurteilt worden. Viele Interpreten rekonstruieren eine enge Beziehung zwischen KantsAnthropologie und seiner Ethik.[3] Andere sehen Kants Anthropologie eher als seinen originellen Beitrag zur im 18.Jahrhundert weit geführten Debatte über die Möglichkeit und die Grundlagen einer umfassenden "Wissenschaft vomMenschen".[4] Daneben stehen breitere Kommentare zur Schrift wie auch Analysen zu zahlreichen Detailaspektendes Buches wie der ihm vorausgehenden Vorlesungen und ihre Beziehungen zu Kants übrigem Werk.[5]

Anthropologie in pragmatischer Hinsicht 100

Quellen•• Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Herausgegeben und eingeleitet von Wolfgang Becker,

Nachwort von Hans Ebeling. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7541 [4], Stuttgart 1983. ISBN 3-15-007541-6

Weblinks• Text nach der Akademieausgabe [6]

• Reinhard Brandt: Kritischer Kommentar zu Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht [7]

• Franz M. Wuketits: Kants Schriften zur Anthropologie: Wege zu einem modernen Menschenbild [8]

• Benjamin Jörissen: Anthropologische Hinsichten, pragmatische Absichten. Kants ‚Anthropologie inpragmatischer Hinsicht‘ und ihr Bezug zur Anthropologie des Pragmatismus [9]. In: Paragrana 11, 2002, Heft 2,S. 153–176 (PDF, 95 KB).

Einzelnachweise[1] Reinhard Brandt & Werner Stark, „Einleitung.“ In Immanuel Kants Gesammelte Schriften, Academy edition, vol. XXV (Göttingen 2007), pp.

vii-cli. See also http:/ / www. online. uni-marburg. de/ kant/ webseitn/ gt_inde3. htm[2][2] Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7541 [4] S. 369-370[3] Robert B. Louden, Kant’s Impure Ethics (New York, 2000); Allen Wood, "Unsocial Sociability: The Anthropological Basis of Kant’s Ethics",

in Philosophical Topics 19, S. 325-351[4] Thomas Sturm, Kant und die Wissenschaften vom Menschen (Paderborn, 2009); Themenheft "Kant and the human sciences", Studies in

History and Philosophy of Science 39 (2008).[5] Reinhard Brandt, Kritischer Kommentar zu Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (Hamburg 1999); Brian Jacobs und Patrick Kain

(Hg.), Essays on Kant’s Anthropology (Cambridge/England, 2003); Themenheft "Anthropologie", Kant Yearbook 3 (2011).[6] http:/ / www. korpora. org/ Kant/ aa07/ 117. html[7] http:/ / web. uni-marburg. de/ kant/ / webseitn/ kommentar/ kommentar. html[8] http:/ / www. gkpn. de/ wuketit3. htm[9] http:/ / pub. joerissen. name/ joerissen_anthropologische_hinsichten. pdf

Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) 101

Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s)Immanuel Kant  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=117854763  Bearbeiter: 08-15, 132-180, 5aSkopek, AF666, AHZ, Abaris, Achim Raschka, Adornix, Adrian Suter, Aka,Akalos, Akorczak, Alexander Grüner, Amtiss, Anathema, Andre3004, Andreas 06, Andreas k, AndreasPraefcke, AndreasToerl, Angelekta, Anima, Annika06, AnotherFlominator, Anteeru,Anton-Josef, Aphaia, Apierrot, Aristeas, Armin P., Arno Matthias, ArtMechanic, As0607, Asb, Asthma, Aufklärer, Avatar, Axpde, Bangalorius, Baodo, Barnos, Bartido, Batrox, Ben-Zin,Benatrevqre, Bergisch Neukirchen, Bettina Kruse, Bgvr, Bitsandbytes, Björn Siebke, Bohr, Bolingbroke, Boobarkee, CMezger, Ca$e, Carolin, Cartaphilus, Catrin, Chaddy, Chdeppisch, Chef,ChiemgauN, Chrisqwq, Christianju, ChristophDemmer, Chrysostomus1, Church of emacs, Cmoder, Cmstahl, CollectiveStupidity, CommonsDelinker, Conversion script, Cor, Cornischong, Crux,D, DF5GO, Da hewad ratlunke, Dada629, Danjiro, DasIch, Dasschreit, David Ludwig, David Wintzer, Ddmario26, Dein Freund der Baum, Der Automat, Der Eberswalder, Die Sengerin,DieFüchsin, Diwas, Djj, Dr Snuggles, Dr. Kaiser, Dr. Meierhofer, Dreaven3, Drifty, Dutyfreemind, Dux totius Pomeraniae, Eckhart Wörner, Ekuah, Elchla, Elefantenmann, Elrond, Emkaer,EmperorNortonI, Engelbaet, Erdal Ronahi, ErikDunsing, Exuperantius, Eynre, F.huebner, F104, FArnold, FDE, Fantasy, Felicitas W, Flominator, Florian.Keßler, Fredo 93, Fridoo, FriedrichRöhrs, Friedrichheinz, Fristu, Fullhouse, Fupodorje, Furfur, G-C, G8w, GFL, GS63, Gabor, Gardini, Gaston76, Gceschmidt, Gelehrter11, Geof, GeorgGerber, Gerd Marquardt, Gereon K.,Ghettoblaster, GianVella, Gipsei, Gleneagles, Gnu1742, GoJoe, Godewind, Goreb, Griensteidl, Grisu33, Gronau, Guety, Gulp68, Gunwald, GuteMiiene, H.-P.Haack, H.Albatros, HOPflaume,HaSee, HaeB, Hagbard, Hakmik, Hans Dunkelberg, Hans J. Castorp, Hans Lemmel, Hansbiester, Hardenacke, Hartmut Haberland, Hartsig2000, Head, Heiner Walter, Heinte, Heinzelmaennchen,Heletz, Helmut Schmitt, HenrikHolke, HerbertErwin, Hermes Conrad, Herr Andrax, Herr Th., Herrick, Hunne, Hydro, Ifrost, Ikaros12, Imz, Inkowik, Intertorsten, Ixitixel, J.-H. Janßen, JHeuser,Jajaman, Jan Schreiber, Jan eissfeldt, Janericloebe, Jasperdoomen, Jayen466, Jed, Jergen, Jesi, JiriCeiver, Jivee Blau, Joachim Specht, Joaotg, Joasia7, Jobu0101, Jofi, Jonathan Groß, KamSolusar, Kapaneus, Karl-Henner, Katinka Hermes, Kaugummimann, Kaukas, Kh80, Kiffahh, Kku, Kladderadatsch, Klambour, Kneesbirds, Knoerz, Kolja21, Konrad Stein, Kosebamse, Krawi,Kruwi, Kubrick, Kulturkampfforschung, Kurt4711, Kyselak, Käthe Wohlfahrt, Langec, Lawa, Layer, Lcnittl, Leif Czerny, Leipnizkeks, Lennert B, LeonardoRob0t, Leonhardt, Letdemsay,Lienhard Schulz, Liesel, Lightbearer, Linkboy, Lonyl, Lorenzo, Lotron, Luha, Luhmannius, Lysis, Léo Mutombo, MAY, MD, MGla, MSprotte62, Magnus, Mahatma, Manecke, Manjel,Mariob75, Markus Mueller, MarkusHagenlocher, Marriex, Martin-vogel, Masegand, MasterFaS, Matt1971, Matthead, Mawa, Maximilian Schönherr, Mbdortmund, Mef.ellingen, Mehlauge,Meier99, Michael-D, Michael.chlistalla, MichaelDiederich, Michaelsy, Micham6, Micheletb, Mike2000, Mk85, Mkleine, Mobra, Mohahaddou, Molily, Monika Wirthgen, Moros, Morricone,Moxstyle, Muesse, Muroshi, Nephelin, Nerd, Newdta, Ngafuchs, Nicolas, Niels667, Nightflyer, NilsMölle, Nina, Nisch23, Nocturne, Nolaro, Nopherox, Numbo3, Numen, O-fey, Ocrho, Odin,Oisín, Olaf Simons, Olekranon, Oliver Tölkes, Onkelkoeln, Orluma, Ossipro, Ot, Otterinfo, PDD, Pacogo7, Parsimon, Pastor storch, Paul Grice, PaulBommel, PeeCee, Pelz, Perennis, PeterHammer, Philip von Kantzow, Philipendula, Physics, Pinguin52, Pitrell, Polarlys, Polemos, Pruefer, Prüm, Psaras, Pt87, Q Ö, Quellnymphe, Quetschbuemsel, RPI, Radulf, Rainer Bielefeld,Raven, Raymond, Reinhard Kraasch, Revonnah, Robb, Robert Huber, RobertLechner, Robertrebor, Rolf H., RonMeier, RonaldH, Roterraecher, Rrdd, Rtc, Rufus46, Rweiler, Rybak, S.K.,SamWinchester000, Saperaud, Sargoth, Schaengel89, Schandolf, Scherben, Schewek, Schiefesfragezeichen, Schnargel, Schubbay, Schwarzpfenning, Schweikhardt, Schweineschwarte, Scooter,Sebastian Muders, Sechmet, Seldon11, Sendker, Septembermorgen, Severinus70, Sheena, Shiva108, Sicherlich, Sigune, Sionnach, Sipalius, Skriptor, Sol1, Sonnenblumen, Southpark,Sprachpfleger, StG1990, Steevie, Stefan Kühn, Stefan Volk, Stefan64, SteveK, Strombomboli, Succu, Susanne und Stefanie, Svencb, TammoSeppelt, Taranis-iuppiter, Terabyte, Thalimed, TheK,Thire, Thomas Dürr, Thornard, Tigerentenjäger, Til Lydis, Tilde, Tischbeinahe, TlatoSMD, Tobias1983, Tobingding, Toby v, Tolanor, Toter Alter Mann, Trespass, Tsor, Ubytre, Umg,Umweltschützen, Unscheinbar, Unukorno, Uoeia, Urbach, Ureinwohner, Usw., VanGore, Vegatello, Verita, Verschwende deine Jugend, Victor Eremita, Vinci, Vivi Thun, Vorrauslöscher,W.Borchert, W.alter, WIKImaniac, WKr, Wakila, Wang Chong, Weialawaga, West, Wiegand, WilhelmRosendahl, Wilkinus, Winkelmann, Wissling, Witwe Bolte, Wo st 01, Wolfgang Deppert,Wolpertinger, Wst, Wurblzap, Xenos, YiorgosZech, Yodonothav, YourEyesOnly, Zar alex, Zaungast, Zenit, Zenon, Zipfelheiner, Zornfrucht, Zwikki, €pa, 350 anonyme Bearbeitungen

Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=115930050  Bearbeiter: Amtiss, ArtMechanic, ChristophDemmer, David Ludwig,Elya, Freedom Wizard, GT1976, Gronau, Habermel, Hardy42, Holger I., Invisigoth67, Jofi, Kinimod, Lightbearer, Lotse, Luha, Maclemo, Manecke, Nolispanmo, PeterLoskarn, Polarlys, Rivi,Sava, W!B:, Wp081x, Wst, 10 anonyme Bearbeitungen

Kant-Laplace-Theorie  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=110994409  Bearbeiter: 132-180, Complex, David Ludwig, Don Magnifico, Hei ber, Lotse, Matsmc, Mixia, Neitram,Rdb, Supermartl, Traitor, Wang Chong, 6 anonyme Bearbeitungen

Kritik der reinen Vernunft  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=118149643  Bearbeiter: -dw-, APPER, AaronEmi, Aisano, Aka, Anaxo, AndreasPraefcke, Andres, ArnoMatthias, Ayacop, Benzh, Bhaskara, Brummfuss, Ca$e, ChristophDemmer, Church of emacs, Codc, Cyrus Grisham, Cäsium137, Danjiro, David Ludwig, Dein Freund der Baum, DerGraueWolf,Derrenfer, Dirk Schneider, Diwas, Dodo von den Bergen, ElRaki, Elian, Entlinkt, Erdbeermaeulchen, Erkan Yilmaz, Euku, Fasch, Fit, Fletoure, Florian.Keßler, FlorianS1984, GS,Gerhardvalentin, Giftpflanze, GiordanoBruno, Goliath613, Gronau, Guandalug, H.-P.Haack, HV, HaSee, HaeB, Hajo Keffer, Hans Bug, He3nry, Heinte, HenryV, HerbertErwin, Herr Andrax,HugoRune, Hydro, Inkowik, Inspektor.Godot, JFK@Berlin, JakobVoss, Jasperdoomen, Jazzman, Jonw, Jpp, Julaba, Justin Madden, Justyjusty123, Kallistratos, Kein Einstein, Kku, Lacce, Leider,Leif Czerny, Lightbearer, Linkchecker BR, Loh, Luha, Lupussy, Manecke, Marcus., Markus Mueller, Mbdortmund, Mef.ellingen, Meffo, Meinolf Wewel, Merlinschnee, Michaelsy, Michail,Mirer, Mnh, Moros, Mudd1, Mychajlo, Nina, Nothere, OlbersB, Ot, PDD, PaulBommel, Perennis, Peter Hammer, Peter200, Polarlys, Pteron, RP, Radulf, Ri st, RonMeier, Rrr, RuED, Saiht,Sammy, San Jose, Sava, Schewek, Schwall, Scooter, Sebastian Muders, Septembermorgen, Spektrum, Stephan Hense, Stern, Superbass, Testabenuzza, Thogo, Tilla, Trg, TruebadiX, Ulrich.fuchs,Victor Eremita, Vorrauslöscher, Wolfgang Deppert, Wolfgang Krebs, Wolfgang1018, WortUmBruch, Wotan, Wysinwygaa, Zinnmann, €pa, 331 anonyme Bearbeitungen

Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=116821372  Bearbeiter: Aka, Amtiss,Arno Matthias, Bjankuloski06de, Chris09j, GiordanoBruno, Guety, Hans J. Castorp, Inspektor.Godot, Kerbel, Lightbearer, Luha, MFleischhacker, Maclemo, Markus Mueller, MichaelDiederich,Mihkal da filasafa, PeterLoskarn, Pjacobi, Polarlys, Pschannes, Schwall, Sebastian Muders, Victor Eremita, W. Edlmeier, 11 anonyme Bearbeitungen

Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=117331470  Bearbeiter: Aka, AllesMeins, Amtiss, Anima, Cethegus,Christianju, Die Sengerin, Falt3r, Franz Richter, Lightbearer, Luha, Manecke, MarcoBorn, Martin1978, Mondmann, Ot, Polarlys, RPI, Rebell0209, Schewek, Socioloholic, Usw., WikiJourney,WissensDürster, 19 anonyme Bearbeitungen

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=117586996  Bearbeiter: 08-15, Aka, Asdrubal, Badlydrawnboy22, Bertzbach, BjörnBornhöft, Blaufisch, C.Löser, Cherubino, Chrisfrenzel, ChristophDemmer, Church of emacs, DasBee, Der.Traeumer, DerHexer, Dreibein, ErikDunsing, FelixReimann, Fix 1998, Gardini,Gerhardvalentin, Goliath613, Hansbiester, Heinte, Horst Gräbner, Huberli, Il Silenzio, Jivee Blau, Kai-Hendrik, Lightbearer, Luha, Magiers, Manecke, Marcus., Markus Mueller, Martin-vogel,Martin1978, Minotauros, Mko3, MrsMyer, Nachtgestalt, Nepenthes, Nihil Kainer, Ot, Pacogo7, Pittimann, Polarlys, RonMeier, Rtc, Schewek, Schonrath, Seewolf, Septembermorgen, Shelog,Silenus, Smial, Southpark, Spuk968, Stefan64, ThomasPauls, Udjat, WIKImaniac, Wnme, Zwikki, 76 anonyme Bearbeitungen

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=116426226  Bearbeiter: 132-180, Andrei Stroe, Bwag, Ca$e, Caasn, Chef, ChipRichter,ChristophDemmer, Emkaer, Galoubet, Gerhardvalentin, Guety, Gugerell, Inspektor.Godot, Iste Praetor, Jazzman, Jed, Karl-Henner, Kdkeller, Ketamino, Kruwi, Liberal Freemason, Lightbearer,Luc Ursanne, Luha, Manecke, MarioS, Markus Mueller, PeeCee, Pjacobi, Polarlys, Ralf Gartner, Ri st, Rose132, Rrr, Sarwrik, Sava, Sebastian Muders, Sordini, Spuk968, Stahlkocher,TammoSeppelt, Thewolf37, Vollbio, Webwasher, Zornfrucht, 42 anonyme Bearbeitungen

Kategorischer Imperativ  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=116734109  Bearbeiter: Achimwagenknecht, Aka, Ambross07, Arno Matthias, Avoided, Axel Kittenberger,Baumanns, Beiningke, Bernd vdB, BesondereUmstaende, Bugra, Buxul, Bücherwürmlein, Ca$e, Calixus, Catrin, Chef, Christian Thiemann, Christian140, Codc, Complex, DasBee, Der Spion,Derorgmas, Diba, Die Sengerin, Diokletian, Don Hartmann, Eberhard Wesche, Emkaer, Engie, Entlinkt, ErikDunsing, Exuperantius, Feldsalat2007, Fish-guts, Fit, Forstwirtdergroße, FranzRichter, Färber, Geitost, Gereon K., Gerhardvalentin, Ghw, Goiken, Grey Geezer, Grobkörnigkeit, Grommel, H005, HahNullMuehr, Hans J. Castorp, Hans-Jürgen Streicher, Headbreak,HerbertErwin, Hhc2, Hokanomono, Honw, Howwi, Hubertl, Ireas, J-PG, JFH-52, Jan Mathys, Jivee Blau, Jtt, Kanashimi, Karl-Henner, Kibert, Klaeren, Kooolja, Kruwi, Kryder, Kubrick,Kwerthma, LKD, Leif Czerny, Leipnizkeks, Liberal Freemason, Linkchecker BR, Luha, Magnus, Mastko, Matthias Drusell, Miaow Miaow, MikeB, Mikue, Molily, Muroshi, Müdigkeit,N.Fehrenbach7, NL, Netopyr, Nonanonolcyclononanon, O DM, Ogank, Olynth, Or54rs, Ot, Ottifant1996, PaulBommel, Peacemaker, Pere Ubu, Philipendula, Philipp Wetzlar, Pit, Pruefer,PuppetMaster, Radh, Ralf Gartner, RanuKanu, Refizul, Regi51, Reinhardhauke, Ri st, Robenghuse, Rose132, Rrr, Rübezahl, SanFran Farmer, Schewek, Schlesinger, Schlurcher, Schwall, SeHe,Seldon11, Shadak, Spektrum, Spuk968, Stefan Kühn, Stefan Volk, Terabyte, Tets, The Evil IP address, Trainspotter, Udjat, Umherirrender, Unscheinbar, VOoiJe, VanGore, Victor Eremita,W-sky, WIKImaniac, WKr, Wildtierreservat, Willschröter, Wiska Bodo, Wolfgang1018, Wurblzap, Zollernalb, 289 anonyme Bearbeitungen

Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=115965285  Bearbeiter: Buchwiss, Catrin, Cholo Aleman, D.H, Darian, Ed dellian,Liberatus, Lightbearer, Luha, Matt1971, Pudu, Traitor, WissensDürster, Zwikki, 1 anonyme Bearbeitungen

Kritik der praktischen Vernunft  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=118149640  Bearbeiter: Adornix, AndreasPraefcke, ArtMechanic, Ca$e, Cyrus Grisham, Danjiro,Eisfbnore, Elya, Emkaer, Erdbeermaeulchen, Guety, HerbertErwin, Herr Andrax, Hjmeyerwtal, Kero, Leif Czerny, Lightbearer, Luha, Manecke, Pacogo7, Pirags, Polarlys, Radulf, Regi51,Robertrebor, Rrr, Sava, Schewek, Sigune, Sinn, SwEEper, Tobe man, Tolanor, Usw., Victor Eremita, 38 anonyme Bearbeitungen

Kritik der Urteilskraft  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=115189977  Bearbeiter: Ai24, Aka, Arno Matthias, Ca$e, Carlo.Ierna, CdaMVvWgS, Die Sengerin, Dreaven3, Gabor,Hans J. Castorp, Jürgen Engel, Kaihammermeister, Kanzlei Franz Kafka, Leif Czerny, Leithian, Liface, Lightbearer, Luha, Manecke, Markus Mueller, Martin Warny, MichaelDiederich, MikeKrüger, Millbart, Minderbinder, Nina, Polarlys, Radulf, Rilu, RobertLechner, RonaldH, Rr2000, Schewek, Thorbjoern, Tischbeinahe, Victor Eremita, WhiteCrow, WilhelmSchneider, 28anonyme Bearbeitungen

Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s) 102

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=117083500  Bearbeiter: Andy Kalies, Asdert, ChristophDemmer, Collini, CyrusGrisham, Dirk Bindmann, Don Magnifico, Elch33, ErikDunsing, Geistespunk, Gerd Taddicken, Hardenacke, Herr Andrax, Herzen, Hkoeln, Inkowik, Inspektor.Godot, Leif Czerny, Lightbearer,Luha, MAY, Manecke, O DM, Ot, Polarlys, Shmuel haBalshan, Sk!d, Sol1, Stefan, Usw., Woches, 15 anonyme Bearbeitungen

Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=108309600  Bearbeiter: Dandelo, DieSengerin, FlugTurboFan, Frank-m, Herr Lehrer, ich weiß was!, Inkowik, Jazzman, Leif Czerny, Panter Rei, RobertLechner, Saukerl88, Sol1, 1 anonyme Bearbeitungen

Zum ewigen Frieden  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=118161648  Bearbeiter: Aka, Albrecht Jäkel, AndreasPraefcke, André80, Bell1990, Carbidfischer, Christianju, Churchof emacs, Corradox, Die Sengerin, Ed deline, Einfpol0506 HalTo, Elrond, Emkaer, Erkabo, FlorianK89, Fyp, Glaurung, GoldenHawk82, Habemus pampam, Herr von Quack und zu Bornhöft,Iste Praetor, JakobVoss, Jenny 8889, Jklippel, Kam Solusar, Klaus C. Niebuhr, KleinerWeltenbummler, Kriegslüsterner, Krüppelkiefer, Leif Czerny, Lightbearer, Logograph, Luha, Mannometer,Marcel601, Ngowatchtransparent, Nothere, Numbo3, O DM, Oasis, Old.holly, Ot, Polarlys, Ralf Gartner, Rebell0209, Regi51, Rubblesby, S.Didam, Salier100, Schubbay, Semolo75, Solid State,StudiGesch, Themistokles1984, Thewolf37, Tiroinmundam, Varina, Victor Eremita, 61 anonyme Bearbeitungen

Die Metaphysik der Sitten  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=118149663  Bearbeiter: AHZ, Aka, Amtiss, AndreasPraefcke, ArtMechanic, Bjankuloski06de, Brummfuss, Chef,ChristophDemmer, DivineDominion, Elian, Erdbeermaeulchen, Hans Bug, Herr Andrax, Invisigoth67, Kruwi, Leider, Lightbearer, LilyKitty, Luha, Lukian, Markus Schweiß, Necrophorus,Ossiostborn, Perrak, Polarlys, Putiner, Rrr, Sans-prix, Sava, Schewek, Skriptor, Sordini, Southpark, Spuk968, Suckpuppet, Terabyte, Thewolf37, UHT, Ute Erb, YMS, 23 anonyme Bearbeitungen

Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=115154568  Bearbeiter: BlueCücü, Bosta, Grey Geezer, Hewa, Leif Czerny, Luha,Perrak, Rainer Mumpitz, Umherirrender, Vicki Reitta, Widerborst, Wiegels

Streit der Fakultäten  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=106808761  Bearbeiter: Die Sengerin, Emkaer, Jed, Jonaster, Leif Czerny, Onkelkoeln, Polygraphus b, RobertLechner,Wolfgang Deppert

Anthropologie in pragmatischer Hinsicht  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=109601713  Bearbeiter: Aka, Anima, Capoeirista, Diwas, Feba, HAL Neuntausend, Kai-Hendrik,Lightbearer, Luha, Manecke, Radulf, RobertLechner, Steak, 2 anonyme Bearbeitungen

Quelle(n), Lizenz(en) und Autor(en) des Bildes 103

Quelle(n), Lizenz(en) und Autor(en) des BildesDatei:Immanuel Kant (painted portrait).jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Immanuel_Kant_(painted_portrait).jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: unspecifiedDatei:Autograph-ImmanuelKant.png  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Autograph-ImmanuelKant.png  Lizenz: unbekannt  Bearbeiter: FranksValli, Julo, Lobo, SiebrandDatei:Kant Kaliningrad.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kant_Kaliningrad.jpg  Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 2.5  Bearbeiter: Taken by myselfDatei:Waldburg Capustigall.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Waldburg_Capustigall.jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: AndreasPraefcke, Christian Ganzer,Matthead, Werckmeister, 1 anonyme BearbeitungenDatei:Königsberg Kants Wohnhaus 1844 (IZ 03-121).jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Königsberg_Kants_Wohnhaus_1844_(IZ_03-121).jpg  Lizenz: PublicDomain  Bearbeiter: Friedrich RöhrsDatei:Kant kaliningrad2.png  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kant_kaliningrad2.png  Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 3.0,2.5,2.0,1.0  Bearbeiter:kyselakDatei:Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels.djvu  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Allgemeine_Naturgeschichte_und_Theorie_des_Himmels.djvu Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: Immanuel KantDatei:KdrV-1781.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:KdrV-1781.jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: Markus MuellerDatei:Kant Erkenntnis.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kant_Erkenntnis.jpg  Lizenz: GNU Free Documentation License  Bearbeiter: Benutzer:LuhaDatei:KantWasIstAufklärung.png  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:KantWasIstAufklärung.png  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: AndreasPraefcke, Church of emacs,FinnBjo, Hjaekel, Mxn, Sendker, Tomisti, 6 anonyme BearbeitungenDatei:Immanuel Kant2.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Immanuel_Kant2.jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: AndreasPraefcke, Leyo, Martin H.,MichaelSchoenitzer, PenarcDatei:Hagemann-Kant.png  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Hagemann-Kant.png  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: Friedrich Hagemann Original uploader wasMarkus Mueller at de.wikipediaDatei:Kant doerstling2.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kant_doerstling2.jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: AndreasPraefcke, FranksValli, Mattes,Pfctdayelise, Wst, 1 anonyme BearbeitungenDatei:Kant-Denkmal Königsberg (1. Platz).JPG  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kant-Denkmal_Königsberg_(1._Platz).JPG  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter:unbekanntDatei:Muenze Immanuel Kant.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Muenze_Immanuel_Kant.jpg  Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 3.0  Bearbeiter:Dada629Datei:Qsicon lesenswert.svg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Qsicon_lesenswert.svg  Lizenz: Creative Commons Attribution-Sharealike 3.0,2.5,2.0,1.0  Bearbeiter:User:Superdreadnought, User:NiabotBild:Immanuel Kant (portrait).jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Immanuel_Kant_(portrait).jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: ALE!, AndreasPraefcke,Esquilo, Gepardenforellenfischer, Maarten van Vliet, MattKingston, Moros, Sanbec, Stevenaragon, TarmoK, TomistiBild:Pierre-Simon-Laplace (1749-1827).jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Pierre-Simon-Laplace_(1749-1827).jpg  Lizenz: Public Domain  Bearbeiter: Gabor,Luestling, Olivier2, UmherirrenderDatei:Kritik der reinen vernunft erstausgabe.jpg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kritik_der_reinen_vernunft_erstausgabe.jpg  Lizenz: Creative CommonsAttribution-Sharealike 3.0  Bearbeiter: Fofo durch H.-P.Haack, Leipzig. H.-P.Haack at de.wikipediaDatei:Aufbau KrV.svg  Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Aufbau_KrV.svg  Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0  Bearbeiter: Lutz Hartmann

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0. PREAMBLEThe purpose of this License is to make a manual, textbook, or other functional and useful document "free" in the sense of freedom: to assure everyone the effective freedom to copy and redistribute it, with or without modifying it,either commercially or noncommercially. Secondarily, this License preserves for the author and publisher a way to get credit for their work, while not being considered responsible for modifications made by others.This License is a kind of "copyleft", which means that derivative works of the document must themselves be free in the same sense. It complements the GNU General Public License, which is a copyleft license designed for freesoftware.We have designed this License in order to use it for manuals for free software, because free software needs free documentation: a free program should come with manuals providing the same freedoms that the software does. But thisLicense is not limited to software manuals; it can be used for any textual work, regardless of subject matter or whether it is published as a printed book. We recommend this License principally for works whose purpose is instruction orreference.1. APPLICABILITY AND DEFINITIONSThis License applies to any manual or other work, in any medium, that contains a notice placed by the copyright holder saying it can be distributed under the terms of this License. Such a notice grants a world-wide, royalty-freelicense, unlimited in duration, to use that work under the conditions stated herein. The "Document", below, refers to any such manual or work. Any member of the public is a licensee, and is addressed as "you". You accept the licenseif you copy, modify or distribute the work in a way requiring permission under copyright law.A "Modified Version" of the Document means any work containing the Document or a portion of it, either copied verbatim, or with modifications and/or translated into another language.A "Secondary Section" is a named appendix or a front-matter section of the Document that deals exclusively with the relationship of the publishers or authors of the Document to the Document's overall subject (or to related matters)and contains nothing that could fall directly within that overall subject. (Thus, if the Document is in part a textbook of mathematics, a Secondary Section may not explain any mathematics.) The relationship could be a matter ofhistorical connection with the subject or with related matters, or of legal, commercial, philosophical, ethical or political position regarding them.The "Invariant Sections" are certain Secondary Sections whose titles are designated, as being those of Invariant Sections, in the notice that says that the Document is released under this License. If a section does not fit the abovedefinition of Secondary then it is not allowed to be designated as Invariant. The Document may contain zero Invariant Sections. If the Document does not identify any Invariant Sections then there are none.The "Cover Texts" are certain short passages of text that are listed, as Front-Cover Texts or Back-Cover Texts, in the notice that says that the Document is released under this License. A Front-Cover Text may be at most 5 words, and aBack-Cover Text may be at most 25 words.A "Transparent" copy of the Document means a machine-readable copy, represented in a format whose specification is available to the general public, that is suitable for revising the document straightforwardly with generic text editorsor (for images composed of pixels) generic paint programs or (for drawings) some widely available drawing editor, and that is suitable for input to text formatters or for automatic translation to a variety of formats suitable for input totext formatters. A copy made in an otherwise Transparent file format whose markup, or absence of markup, has been arranged to thwart or discourage subsequent modification by readers is not Transparent. An image format is notTransparent if used for any substantial amount of text. A copy that is not "Transparent" is called "Opaque".Examples of suitable formats for Transparent copies include plain ASCII without markup, Texinfo input format, LaTeX input format, SGML or XML using a publicly available DTD, and standard-conforming simple HTML,PostScript or PDF designed for human modification. Examples of transparent image formats include PNG, XCF and JPG. Opaque formats include proprietary formats that can be read and edited only by proprietary word processors,SGML or XML for which the DTD and/or processing tools are not generally available, and the machine-generated HTML, PostScript or PDF produced by some word processors for output purposes only.The "Title Page" means, for a printed book, the title page itself, plus such following pages as are needed to hold, legibly, the material this License requires to appear in the title page. For works in formats which do not have any titlepage as such, "Title Page" means the text near the most prominent appearance of the work's title, preceding the beginning of the body of the text.A section "Entitled XYZ" means a named subunit of the Document whose title either is precisely XYZ or contains XYZ in parentheses following text that translates XYZ in another language. (Here XYZ stands for a specific sectionname mentioned below, such as "Acknowledgements", "Dedications", "Endorsements", or "History".) To "Preserve the Title" of such a section when you modify the Document means that it remains a section "Entitled XYZ" accordingto this definition.The Document may include Warranty Disclaimers next to the notice which states that this License applies to the Document. These Warranty Disclaimers are considered to be included by reference in this License, but only as regardsdisclaiming warranties: any other implication that these Warranty Disclaimers may have is void and has no effect on the meaning of this License.2. VERBATIM COPYINGYou may copy and distribute the Document in any medium, either commercially or noncommercially, provided that this License, the copyright notices, and the license notice saying this License applies to the Document are reproducedin all copies, and that you add no other conditions whatsoever to those of this License. You may not use technical measures to obstruct or control the reading or further copying of the copies you make or distribute. However, you mayaccept compensation in exchange for copies. If you distribute a large enough number of copies you must also follow the conditions in section 3.You may also lend copies, under the same conditions stated above, and you may publicly display copies.3. COPYING IN QUANTITYIf you publish printed copies (or copies in media that commonly have printed covers) of the Document, numbering more than 100, and the Document's license notice requires Cover Texts, you must enclose the copies in covers thatcarry, clearly and legibly, all these Cover Texts: Front-Cover Texts on the front cover, and Back-Cover Texts on the back cover. Both covers must also clearly and legibly identify you as the publisher of these copies. The front covermust present the full title with all words of the title equally prominent and visible. You may add other material on the covers in addition. Copying with changes limited to the covers, as long as they preserve the title of the Documentand satisfy these conditions, can be treated as verbatim copying in other respects.If the required texts for either cover are too voluminous to fit legibly, you should put the first ones listed (as many as fit reasonably) on the actual cover, and continue the rest onto adjacent pages.If you publish or distribute Opaque copies of the Document numbering more than 100, you must either include a machine-readable Transparent copy along with each Opaque copy, or state in or with each Opaque copy acomputer-network location from which the general network-using public has access to download using public-standard network protocols a complete Transparent copy of the Document, free of added material. If you use the latteroption, you must take reasonably prudent steps, when you begin distribution of Opaque copies in quantity, to ensure that this Transparent copy will remain thus accessible at the stated location until at least one year after the last timeyou distribute an Opaque copy (directly or through your agents or retailers) of that edition to the public.It is requested, but not required, that you contact the authors of the Document well before redistributing any large number of copies, to give them a chance to provide you with an updated version of the Document.4. MODIFICATIONSYou may copy and distribute a Modified Version of the Document under the conditions of sections 2 and 3 above, provided that you release the Modified Version under precisely this License, with the Modified Version filling the roleof the Document, thus licensing distribution and modification of the Modified Version to whoever possesses a copy of it. In addition, you must do these things in the Modified Version:• A. Use in the Title Page (and on the covers, if any) a title distinct from that of the Document, and from those of previous versions (which should, if there were any, be listed in the History section of the Document). You may use

the same title as a previous version if the original publisher of that version gives permission.• B. List on the Title Page, as authors, one or more persons or entities responsible for authorship of the modifications in the Modified Version, together with at least five of the principal authors of the Document (all of its principal

authors, if it has fewer than five), unless they release you from this requirement.• C. State on the Title page the name of the publisher of the Modified Version, as the publisher.• D. Preserve all the copyright notices of the Document.• E. Add an appropriate copyright notice for your modifications adjacent to the other copyright notices.• F. Include, immediately after the copyright notices, a license notice giving the public permission to use the Modified Version under the terms of this License, in the form shown in the Addendum below.• G. Preserve in that license notice the full lists of Invariant Sections and required Cover Texts given in the Document's license notice.• H. Include an unaltered copy of this License.• I. Preserve the section Entitled "History", Preserve its Title, and add to it an item stating at least the title, year, new authors, and publisher of the Modified Version as given on the Title Page. If there is no section Entitled

"History" in the Document, create one stating the title, year, authors, and publisher of the Document as given on its Title Page, then add an item describing the Modified Version as stated in the previous sentence.• J. Preserve the network location, if any, given in the Document for public access to a Transparent copy of the Document, and likewise the network locations given in the Document for previous versions it was based on. These

may be placed in the "History" section. You may omit a network location for a work that was published at least four years before the Document itself, or if the original publisher of the version it refers to gives permission.• K. For any section Entitled "Acknowledgements" or "Dedications", Preserve the Title of the section, and preserve in the section all the substance and tone of each of the contributor acknowledgements and/or dedications given

therein.• L. Preserve all the Invariant Sections of the Document, unaltered in their text and in their titles. Section numbers or the equivalent are not considered part of the section titles.• M. Delete any section Entitled "Endorsements". Such a section may not be included in the Modified Version.• N. Do not retitle any existing section to be Entitled "Endorsements" or to conflict in title with any Invariant Section.• O. Preserve any Warranty Disclaimers.If the Modified Version includes new front-matter sections or appendices that qualify as Secondary Sections and contain no material copied from the Document, you may at your option designate some or all of these sections asinvariant. To do this, add their titles to the list of Invariant Sections in the Modified Version's license notice. These titles must be distinct from any other section titles.You may add a section Entitled "Endorsements", provided it contains nothing but endorsements of your Modified Version by various parties--for example, statements of peer review or that the text has been approved by an organizationas the authoritative definition of a standard.You may add a passage of up to five words as a Front-Cover Text, and a passage of up to 25 words as a Back-Cover Text, to the end of the list of Cover Texts in the Modified Version. Only one passage of Front-Cover Text and one ofBack-Cover Text may be added by (or through arrangements made by) any one entity. If the Document already includes a cover text for the same cover, previously added by you or by arrangement made by the same entity you areacting on behalf of, you may not add another; but you may replace the old one, on explicit permission from the previous publisher that added the old one.The author(s) and publisher(s) of the Document do not by this License give permission to use their names for publicity for or to assert or imply endorsement of any Modified Version.5. COMBINING DOCUMENTSYou may combine the Document with other documents released under this License, under the terms defined in section 4 above for modified versions, provided that you include in the combination all of the Invariant Sections of all ofthe original documents, unmodified, and list them all as Invariant Sections of your combined work in its license notice, and that you preserve all their Warranty Disclaimers.The combined work need only contain one copy of this License, and multiple identical Invariant Sections may be replaced with a single copy. If there are multiple Invariant Sections with the same name but different contents, make thetitle of each such section unique by adding at the end of it, in parentheses, the name of the original author or publisher of that section if known, or else a unique number. Make the same adjustment to the section titles in the list ofInvariant Sections in the license notice of the combined work.

Lizenz 105

In the combination, you must combine any sections Entitled "History" in the various original documents, forming one section Entitled "History"; likewise combine any sections Entitled "Acknowledgements", and any sections Entitled"Dedications". You must delete all sections Entitled "Endorsements".6. COLLECTIONS OF DOCUMENTSYou may make a collection consisting of the Document and other documents released under this License, and replace the individual copies of this License in the various documents with a single copy that is included in the collection,provided that you follow the rules of this License for verbatim copying of each of the documents in all other respects.You may extract a single document from such a collection, and distribute it individually under this License, provided you insert a copy of this License into the extracted document, and follow this License in all other respects regardingverbatim copying of that document.7. AGGREGATION WITH INDEPENDENT WORKSA compilation of the Document or its derivatives with other separate and independent documents or works, in or on a volume of a storage or distribution medium, is called an "aggregate" if the copyright resulting from the compilationis not used to limit the legal rights of the compilation's users beyond what the individual works permit. When the Document is included in an aggregate, this License does not apply to the other works in the aggregate which are notthemselves derivative works of the Document.If the Cover Text requirement of section 3 is applicable to these copies of the Document, then if the Document is less than one half of the entire aggregate, the Document's Cover Texts may be placed on covers that bracket theDocument within the aggregate, or the electronic equivalent of covers if the Document is in electronic form. Otherwise they must appear on printed covers that bracket the whole aggregate.8. TRANSLATIONTranslation is considered a kind of modification, so you may distribute translations of the Document under the terms of section 4. Replacing Invariant Sections with translations requires special permission from their copyright holders,but you may include translations of some or all Invariant Sections in addition to the original versions of these Invariant Sections. You may include a translation of this License, and all the license notices in the Document, and anyWarranty Disclaimers, provided that you also include the original English version of this License and the original versions of those notices and disclaimers. In case of a disagreement between the translation and the original version ofthis License or a notice or disclaimer, the original version will prevail.If a section in the Document is Entitled "Acknowledgements", "Dedications", or "History", the requirement (section 4) to Preserve its Title (section 1) will typically require changing the actual title.9. TERMINATIONYou may not copy, modify, sublicense, or distribute the Document except as expressly provided for under this License. Any other attempt to copy, modify, sublicense or distribute the Document is void, and will automatically terminateyour rights under this License. However, parties who have received copies, or rights, from you under this License will not have their licenses terminated so long as such parties remain in full compliance.10. FUTURE REVISIONS OF THIS LICENSEThe Free Software Foundation may publish new, revised versions of the GNU Free Documentation License from time to time. Such new versions will be similar in spirit to the present version, but may differ in detail to address newproblems or concerns. See http:/ / www. gnu. org/ copyleft/ .Each version of the License is given a distinguishing version number. If the Document specifies that a particular numbered version of this License "or any later version" applies to it, you have the option of following the terms andconditions either of that specified version or of any later version that has been published (not as a draft) by the Free Software Foundation. If the Document does not specify a version number of this License, you may choose any versionever published (not as a draft) by the Free Software Foundation.ADDENDUM: How to use this License for your documentsTo use this License in a document you have written, include a copy of the License in the document and put the following copyright and license notices just after the title page:

Copyright (c) YEAR YOUR NAME.Permission is granted to copy, distribute and/or modify this documentunder the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.2or any later version published by the Free Software Foundation;with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts.A copy of the license is included in the section entitled"GNU Free Documentation License".

If you have Invariant Sections, Front-Cover Texts and Back-Cover Texts, replace the "with...Texts." line with this:with the Invariant Sections being LIST THEIR TITLES, with theFront-Cover Texts being LIST, and with the Back-Cover Texts being LIST.

If you have Invariant Sections without Cover Texts, or some other combination of the three, merge those two alternatives to suit the situation.If your document contains nontrivial examples of program code, we recommend releasing these examples in parallel under your choice of free software license, such as the GNU General Public License, to permit their use in freesoftware.