INTERPRETER
Interoperabilität im Katastrophenmanagement der nächsten Generation
DI Dr. Ivan Gojmerac
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Projekt KIRAS INTERPRETER: Eckdaten
01.07.2019 2
Projektnummer: 859876
Ausschreibung: Kooperative F&E-Projekte 2015/16
Förderungsansuchen: „Interoperabilität im Katastrophenmanagement der nächsten Generation“
Programm: Sicherheitsforschung
Forschungsthema: Automatisierter Informationsaustausch zwischen militärischen und zivilen Führungsinformationssystemen zur Herstellung eines gemeinsamen Lagebildes.
Forschungskategorie: Experimentelle Entwicklung
Förderbare Gesamtprojektkosten: € 937.134,--
Projektdauer: 01.01.2017 bis 31.12.2018
Ausgangslage
• Datenaustausch zwischen militärischen und zivilen Organisationen findet meist
über manuelle Datenübertragung (d.h. per „Drehstuhl-Schnittstelle“) statt
• Freiwilligenorganisationen und die Bevölkerung sind zunehmend bereit, ihre
Informationen bei Krisen und Katastrophen bereitzustellen, um die Bewältigung
der Ereignisse zu fördern Teilen von Daten auf Twitter, Facebook usw.
• Problem Vorhandenes Potential für die Generierung eines
umfassenden Lagebildes wird derzeit leider nicht genutzt
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Ziele
• Ausbau der Interoperabilität mit weiteren Systemen, aufbauend auf den Ergebnissen des KIRAS Projektes INKA
• Ermöglichung eines generischen Austausches von strukturierten Daten zwischen Führungs- und Fachinformationssystemen
• Die Bevölkerung oder betraute Personengruppen in den Prozess des Informationsgewinnung zu integrieren, um einen optimalen Informationsfluss im gemeinsamen Stab nach SKKM zu ermöglichen
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Prozess
Anforderungs-Analyse
ArchitekturDesign
Proof ofConcept
Evaluierung
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Interdisziplinärer ProzessGSK-Partner: • Präferenzen der
Stakeholder• Präferenzen der
Bevölkerung• Rechtliche Fragestellungen
Bedarfsträger:Erarbeitung der Use Cases
1. Schadlage Teilen2. Eigene Lage Teilen3. Einsatzpläne Teilen4. Daten zu SEVESO- und IPPC-
Betrieben Teilen5. ABC-Lage Teilen
Interoperabilitätsmodell
Analyse von Standards und Protokollen im
Katastrophenmanagement
Analyse der semantischen Kompatibilität und inhaltliche
Abbildung der Austauschinformationen
Identifikation des Erweiterungsbedarfes um
CBRN-relevante Inhalte
Technische Umsetzung Katastrophenschutzübung Murau 2018
Semantisch akkordierter Datenaustausch
•Phönix/FüIS (MilKdoSteiermark )
• FüIS FRQ (LWZ Steiermark)
•ABC-IS (BMLV)
• EMA – Ereignis-Melde-App (Berg- und Naturwacht)
Gemeinsames Lagebild
zentrales Austauschformat
Data Hub• Nachrichtenverteilung• Validierung & Sicherheit• Protokollierung
Message Broker• Message Queue• Publish/Subscribe• Nachrichten-Adressierung
Adapter• Semantische und formale
Abbildung der Daten• Senden und Empfangen der
Nachrichten
Fach- und Führungs-informationssysteme
Evaluierung
• Integrierte Katastrophenschutzübung Murau 2018
• Bewältigung einer regionalen Naturkatastrophe, ausgelöst durch einen
Föhnsturm in Teilen des Bezirkes MURAU
• Vorbereitung des Lagebildes (37 Schadstellen) durch MilKdo Steiermark in
Phönix/FüIS
• Tag 0: Übertragung der Ausgangslage von Phönix/FüIS nach ABC-IS,
Ereignismelde-App, FüIS FRQ
• Tag 1: Übertragung weiterer Schadstellen über Ereignismelde-App nach FüIS FRQ
und ABC-IS
• Tag 2: Übertragung CBRN-Lage über FüIS FRQ nach ABC-IS, Berechnung des
Gefährdungsbereiches in ABC-IS und Übertragung nach FüIS FRQ und Phönix/FüIS
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Evaluierung CBRN-Lage
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Lageentwicklung FüIS FRQ CBRN-Lage Phönix/FüISLageentwicklung ABC-IS
GSK-Begleitforschung in InterpreterAnforderungserhebungsphase• Analyse von gesellschaftlichen Anforderungen und Nutzungsbereitschaft bei Bev. und Behörden
• Breites Spektrum an angewandten Methoden: (a) Diskussionsgruppe mit Bevölkerung; (b) Befra-
gung der Bevölkerung mit Face-to-Face- und Online-Interviews [n=2.221 Personen]; (c) Workshop
mit VertreterInnen verschiedener österr. Einsatzorganisationen
• Hauptergebnisse bezogen auf eine App-Lösung zur Interaktion: „Ereignismelde-App“ (EMA)
• Bevölkerung: positive Grundstimmung gegenüber der skizzierten App-Lösung (Auszug aus Befragung)
• Einsatzorganisationen skeptisch gegenüber einem breitem Einbezug der Bevölkerung in die Lagebilderstellung stattdessen bevorzugt Personenkreise mit SKKM-relevanten Vorkenntnissen mit EMA ausstatten, z.B. die Berg- und Naturwacht
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23 40 20 9 5 3
0 20 40 60 80 100
Hypothetische Nutzung der App(in % der Befragten mit Smartphone)
1 - würde ich sicher machen 2 - halte ich für eher wahrscheinlich 3 - bin unentschlossen4 - halte ich für eher unwahrscheinlich 5 - würde ich sicher nicht machen weiß nicht/keine Angabe
23% haben starkes Interessean der skizzierten App
GSK-Begleitforschung in InterpreterEvaluationsphase (Übung Murau)• Ereignismelde-App wurde von Freiwilligen der Steiermärkischen Berg- und Naturwacht getestet
• Methodik: Vorab-Befragung Test der App während der Übung Diskussionsrunde
Nachher-Befragung
• Ergebnisse: (a) hohe Nutzungsbereitschaft für ein Echtsystem bei den Testusern; (b)
Mehrwert des Systems für Dokumentation und Bewältigung von Schadstellen wurde
bekräftigt; (c) Verbesserungspotentiale ermittelt und dokumentiert
• Gesamtsystemevaluierung (Datenhub und EMA im Zusammenspiel)
• Methodik: Einzelinterviews mit Bedarfsträgern, Fragebögen für in Stabsmitarbeiter
• Ergebnisse: (a) Mehrwert des Interoperabilitätssystems für zivil-militär. Informationsaus-
tausch sehr positiv bewertet (Schnelligkeit, Einfachheit und Robustheit des Systems); (b)
Ereignismelde-App sehr positiv beurteilt hinsichtlich verschiedener Faktoren wie z.B.
Unterstützung bei Lagebilderstellung, Verteilung von Aufgaben
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Rechtliche AnalyseKernthema: Abwägung öffentlicher Interessen und Grundrechte
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Katastrophenschutz
Grundrechte (insb. Datenschutz & Privatsphäre)
• Öffentliches Schutzinteresse
• Effiziente Katastrophenbewältigung
• Bildverarbeitung
• Datenaustausch
• Bevölkerungsinformations-system
Rechtliche Analyse: Ergebnisse• Zum Zweck des Katastrophenschutzes bestehen weitreichende Befugnisse zur Datenverarbeitung
(§ 10 DSG; § 41 UrhG; Katastrophenschutzgesetze) für öffentliche Stellen und Hilfsorganisationen
• Auch die Bevölkerung kann zum Schutz von Leben und körperlicher Unversehrtheit in die Privatsphäre eingreifen (Erforderlichkeit prüfen!)
• Stets gilt: Grundsätze der Datenverarbeitung sind zu beachten, insb.: • Verarbeitung nach Treu & Glauben • Zweckmäßigkeit• Datenminimierung
• Einsatz einer mobilen Applikation • App-Download Softwarenutzungsvertrag zwischen Anbieter und Nutzer kommt zu Stande • Wirksamkeit von AGBs (EULA): AGBs müssen bei unentgeltlichen Apps nicht bereits vor dem Download
akzeptiert werden, sondern können beim ersten Start der App durch den Nutzer bestätigt werden• Empfohlener Vertragsinhalt: Nutzungszweck und Funktionsbeschreibung (nicht für Notruf gedacht),
unerwünschte Inhalte, Lizenz zur Verwendung der Inhalte, Rechte der User, Haftungsausschlüsse, Klauseln zur Vertragsinterpretation, Rechtswahlklauseln, Gerichtsstand
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Prinzip „Privacy by Design“
Publikationen und Vorträge (Auszug)
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E. Schweighofer, J. Zanol, I. Gojmerac, Interoperabilität im Katastrophenmanagement und Datenschutz, Internationales Rechtsinformatik Symposion IRIS 2019, Salzburg, 21.-23. Februar 2019, pp. 143-152.
A. Preinerstorfer, M. Egly, I. Gojmerac, C. Hochwarter, C. Schuster, B. Jandl-Scherf, H. Lernbeiss, S. Radner, E. Schweighofer, Interoperability between IT Systems in Austrian National Crisis & Disaster Management, IEEE International Conference on Information and Communication Technologies for Disaster Management (ICT-DM’2018), Sendai, Japan, December 2018.
I. Gojmerac, Österreichischer Daten- und Informationsverbund für die Zusammenarbeit im Katastrophenmanagement, SKKM Jahrestagung, Hexagon Techniktag Österreich, Salzburg, 11. Dezember 2018.
I. Gojmerac, Von PASA und INTERPRETER zum gesamtösterreichischen Datenverbund, SKKM Jahrestagung, Hall in Tirol, 23. November 2018.
I. Gojmerac, Building Bridges: Morgen ist schon heute, Keynote, TrendIT Steiermark, Graz, 17. Oktober 2017.
I. Gojmerac, G. Neubauer, Aktuelles aus der Forschung – Interoperabilität KIRAS INTERPRETER, EU FP7 C2-SENSE + EPISECC, SKKM Koordinationsausschuss – Plenartagung 2017, Bad Waltersdorf-Sebersdorf, 29. September 2017.
A. Preinerstorfer, I. Gojmerac, M. Hofstätter, Next Generation ICT for Crisis- and Disaster Management, Vortrag im Rahmen des BMLV – AIT Koordinierungstreffens, Wien, 04. Juli 2018.
Verwertung und Ausblick
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TRL 9
TRL 8
TRL 7
TRL 6
TRL 5
TRL 4
TRL 3
TRL 2
TRL 1
selbe Technologie – höherer Reifegrad
PSH
AIT Public Safety Hub
neue Technologie – gleicher Reifegrad
BMLV – LIKE
Technischer Fortschritt
Rei
feg
rad
KONTAKT:
DI Dr. Ivan Gojmerac
Thematic Coordinator for Crisis & Disaster Management
Competence Unit Information ManagementCenter for Digital Safety & Security
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Giefinggasse 4, 1210 Wien
Mobil: +43.664.8251226
Email: [email protected]
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