INTERVENTIONEN DER KONFLIKTBEHANDLUNG NACH PROF. DR. DR. H. C. FRIEDRICH GLASL
Konfliktmanagement Wintersemester 2013/2014
Agenda
1. Unterteilung von Konflikten als Interventionsgrundlage
2. Grundsätzliche Ausrichtung der Interventionen
2.1 Präventive Interventionen
2.2 Kurative Interventionen
2.3 Vier prinzipielle Interventionsrichtungen
3. Die sechs seelischen Funktionen als Ansatzpunkte für Interventionen
3.1 Beispiel: Auf das Wollen der Parteien bezogene Interventionen
4. Abschluss
1. UNTERTEILUNG VON KONFLIKTEN ALS INTERVENTIONSGRUNDLAGE
1. Unterteilung von Konflikten als Interventionsgrundlage
Heiße Konflikte
explosive Auseinandersetzungen & hoher Selbstwert
Kalte Konflikte
Kommunikationsstillstand &enorme Anstrengung
2. GRUNDSÄTZLICHE AUSRICHTUNG DER INTERVENTION
„Interventionsmaßnahmen sind nie pauschal sinnvoll oder sinnlos…“Präventive & Kurative Interventionen
2.1 Präventive Interventionen
Absicht:
Verhindern des Konflikt-Ausbruches
Durchführung: Regelmäßige Überprüfung auf vorhandenes Konfliktpotential
Absicht:
Verhindern, dass Konflikt die nächste Eskalationsstufe erreicht
Durchführung: Schulungen in Kommunikation, Umgang mit Druck, Stress & Konflikten
Absicht:
Schaden im Konfliktfall möglich gering halten
Durchführung: Haftungsbeschränkungen im Handelsrecht; vertragliche Regelungen z.B. im Fall einer Firmen-Auflösung
Konflikt-potential
Konflikt-prozess
Konflikt-folgen
2.2 Kurative Interventionen
Absicht:
Reduzierung der Eskalation/ Spannung
Durchführung:
Eskalationsmechanismen bewusst machen; Nicht gewünschte Wirkung der Handlung mit Intentionen vergleichen; Verzerrte Perzeption des gegenseitigen Verhalten korrigieren
Gefahr:
Unbeabsichtigtes anheizen d. bestehenden Konfliktes
Absicht:
Steigerung der Eskalation
Durchführung:
Prognose von Drittpartei über Folgen; Verstärkung der Behinderungen & Störungen bis ins Unerträgliche
Gefahr:
Unausgesprochene Vereinbarung zwischen Parteien, vorzugeben es wäre nichts passiert
De-Eskalierende
Interventionen
Eskalierende Interventionen
2.3 Vier Prinzipielle Interventionen
Konflikt vorhanden?
Intervention
JaKurativ
Nein
Präventiv
Vorgehensweise von Einschätzung der
Situation & ethisch-philosophischen Grundeinstellung
abhängig
Eskalierend
De-Eskalierend
Eskalierend
De-Eskalierend
•Rekonstruktion des
Konfliktverlaufes & Klärung
•Konfliktparteien klären versch.
Perzeptionen des Verhaltens
•
•In Abwesenheit des Beraters
werden Ängste & Unter-
stellungen angesprochen
•Konfrontationssitzung zur
Vermeidung des „abkühlen“
•Kommunikationsprobleme
vorbeugen, Informations-
regeln vereinbart
•Training in Kommunikations-
methoden
•Bestehende kalte Konflikte
dramatisiert
•Interessenvertreter ermutigt
seine Klienten, sich für die
Standpunkte einzusetzen
3. DIE SEELISCHEN FAKTOREN ALS ANSATZPUNKTE FÜR INTERVENTIONEN
3. Die sechs seelischen Faktoren als Ansatzpunkte fürInterventionen
4. Willensfaktoren (Triebe, Motive, Intentionen)
Ziel: Klarheit über bewusste wie unbewusste Absichten erlangen; Zielvorstellungen lockern; Überdenken von Zielen & Mitteln
5. Äußeres Verhalten
Ziel: Konstruktiver Umgang von unkontrollierten destruktiven Verhalten; Verhalten soll sich mit Intentionen des Handelnden decken; Reduzierung von Gewalthandlungen
6. Konfliktfolgen
Erkennen von unbewussten Folgen ihrer Taten sowie Verantwortung übernehmen; Absichten & Folgen als Wirkung des Gegnerverhaltens sollen getrennt voneinander betrachtet bzw. beurteilt werden
1. Perzeption (= alle Vorgänge & Inhalte der Wahrnehmung)
Ziel: Korrektur der einseitigen bzw. verzerrten Perzeptionen der Parteien; Mechanismen die im Konfliktgeschehen zu Verzerrung/Fixierung der Perzeptionen geführt haben, werden in Wirksamkeit gehemmt
2. Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen, Interpretationen
Ziel: Bewusstmachung von Begrifflichkeiten, Vorstellungen & Deutungen der Sachverhalte sowie Erkenntnis erlangen, inwieweit diese durch Konfliktsituation beeinträchtigt sind
3. Gefühle & Einstellungen
Ziel: Gefühle der Feindseligkeit & Diskriminierung überwinden, Vertrauen fassen & einander tolerieren sowie respektieren
3.1 Beispiel: Auf das Wollen der Parteien bezogene Interventionen
Ziel: Klarheit über bewusste wie unbewusste Absichten erlangen; Zielvorstellungen lockern; Überdenken von Zielen & Mitteln
• Auf intensiveren Stufen der Eskalation
• Befürchtung der Parteien, dass Vertrauensbeweise falsch gedeutet werden
• Problem: Ernsthafte Absichten werden fallen gelassen
→ „GRIT-Taktik“ (C.Osgood, 1966) als Methode zum Abbau von Spannungen
• Wechselseitige Gesten der Versöhnung, um Furcht zu nehmen
→Willensfaktoren (Triebe, Motive, Intentionen)
3.1 Beispiel: Auf das Wollen der Parteien bezogene Interventionen
„Kleine Kreditangebote“- Die Vorgehensweise
Fragestellungen:
1. Was kann die Gegenpartei tun, um Vertrauen zu gewinnen? Welche „Kreditangebote“ wünscht du Dir von
Ihr?
2. Wie soll die Gegenpartei die Kreditangebote unzweideutig sichtbar machen?
3. Welche „kleinen Kreditangebote“ kannst Du selbst der Gegenpartei machen?
4. Wie solltest Du diese mitteilen, so dass keine Missverständnisse entstehen?
5. Bei welchen deiner Kreditangebote könntest du innerhalb der Frist auf Garantiekonditionen verzichten,
während die Auswirkungen des Kreditangebotes überprüft werden?
→ Dritte Partei sorgt dafür, dass nach einem ähnlichen Gespräch mit der anderen Partei ein konstruktiver
Austausch ohne weitere Konditionen erfolgt
3.1 Beispiel: Auf das Wollen der Parteien bezogene Interventionen – Häufige Problematik
Problematik:
Abgabe des Kreditangebotes nur unter bestimmten Konditionen
Interpretation der Gegenseite: mangelndes Vertrauen
Lösung:
Versprechen von einseitigen, unbedingten Aktionen
Dritte Partei:
Funktion des„Vertrauensdepot“
4. ABSCHLUSS: NOCH FRAGEN?
„BEI KONFLIKTEN IST NICHT DAS BESTEHEN VON DIFFERENZEN DAS EIGENTLICHE
PROBLEM, SONDERN DIE ART UND WEISE, WIE MIT IHNEN UMGEGANGEN WIRD."
(ZITAT: FRIEDRICH GLASL, 1998)
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