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Gesch ichte l\4esopota*rmie ns

Astrid Nunn beschreibt denAlten Orient in 13 Kapiteln.Sie konzentriert sich ange-sichts der Fülle unseres Wis-sens zu diesem Thema aufMesopotamien, die Regionzwischen Eu ph rat u nd Tig risauf dem Gebiet der heutigenStaaten lrak und Syrien. Dortblühten im Altertum die Kul-turen der Sumerer, Babylonierund Assyrer. Die altorientali-schen Nachbarkulturen blei-ben dagegen weitgehendaußer Betracht. Der chronolo-gische Rahmen der Studiereicht vom Beginn des Neo-lith iku ms u m 10 000 v. Ch r. biszum Ende des Achämeniden-Reichs um 300 v. Chr. Über 100Abbi ld u ngen, u mfa ng reicheTabellen zur Chronologie, eineAuswahlbibliographie, einedeta illierte Ka rte u nd ein Re-gister runden das Werk ab.

Nunns Perspektive ist vor-nehmlich archäologisch, wiesich nicht nur im Kapitel ,,Ar-chäologie im Vorderen 0rient"4.eigt, sondern auch beimUberblick,,Vom Neolithikumbis etwa 4000 v. Ch r." t)nd beiden Themen ,,Architektur" so-wie,,Bilder und Kunst1 Dochauch die Keilschrifttexte wer-den zum Sprechen gebracht,etwa in den Abschnitten,,Menschen und Sprachen"oder ,,Ausbild u ng u nd Arbeit",denn hier geht es in ersterLinie um Schrift und Schrei-berausbildung. In den (reli-

Geschichte u nd Archäolog ie.Konrad Theiss Verlag, Stuttgart201 1, 208 Seiten, € 29,95.

Mehr zum Thema

Manfred Krebernik, Götfer undMythen des Ä/te n Orients, Ver-lag C. H, Beck, München 2012,128 Seiten, € 8,95.

g ions) h istorischen Ka pitel n

g reifen Ausg ra bu ngsbefu ndeund Keilschriftphilologie in-eina nder.

Zahlreiche neuere For-sch u ngsergebn isse werdenverarbeitet. So wird von einerlokalen Herkunft der Sumererausgegangen und die aller-dings umstrittene These ver-treten, dass die MutterspracheSchulgis, des bedeutendstenKönigs der sumerischen ,,Urlll"-Dynastie, Babylonisch ge-wesen sei. Nunn stellt auch dieFrage nach dem Umfang des

kei lsch riftl ichen Textkorpus -allein das babylonisch-assyri-sche Textkorpus hat nämlichdenselben Umfang wie das des

antiken Latein ! Schön ist auchdas Bild des sich mit dem Be-g in n der kü nstlichen Bewässe-rung von den Gebirgsrändernnach in nen, in Richtu ng derSchwem m la nd-Tiefebene ver-sch iebenden,,Fruchtba renHalbmonds1

Auch wenn nicht jeder Fach-forscher jede These mittragenwird (etwa die vom mit demGesicht in die Vergangenheitschauenden Menschen des

Alten 0rients, hinter der einM issverstä nd n is der sprach-lichen Fakten steht) und dieDarstellung in einigen Detailsd iskussionswü rd ig ist, so ka n n

das Buch als Ganzes allen amAlten 0rient I nteressiertenem pfoh len werden.

Praf. Dr. Miahael Sfree&

Gefährliche Geheim*nisse

Secref se//s: ,,Geheim n isse"

ha ben im 21 . Jah rh u ndertmeh r den n je Konju n ktu r, sie-he die Flut von Veröffent-Iich u ngen zu ,,N ine eleven'iMehr denn je gilt auch die Re-gel, dass nichts so glaubwür-dig ist wie das Unglaubliche.Repräsentative U ntersuch u n-gen haben ergeben, dass diemeisten Leser Dan Browns -wissenschaftl ich betrachtetmehr als abwegige - Thesen

^)m,,Da-Vinci-Code" und den

,,llluminati" für überzeugendhalten.

Es besteht also kein Anlass,den ,,Händlern des Geheimen"in der frühen Neuzeit mithochgezogenen Augen bra uenoder gar mit gerümpfter Nasegegenüberzutreten, u mso we-

niger, als zwischen dem 15.

und dem 18. Jahrhundert dieTren n I in ie zwischen ,,seriöser"Wissenschaft u nd Scha rlata-nerie keineswegs eindeutiggezogen war. Umso wünschens-werter ist eine kritische Sich-tu ng der Methoden, Ansätze,und Ergebnisse, die die.histori-sche Wissenschaft zur Okono-mie des Arkanen in den letz-ten Jahrzehnten vorgelegt hat.

Ein solcher Forschungs-bericht steht am Anfang des

Buchs von Daniel Jütte. DerAutor defin iert so zug leichsein eigenes Thema und des-sen ln novationspotentia l: Es

geht darum, die Rolle derJuden als Vermittler von Ge-hei mwissen zu erforschen.Diese Rolle spielten sie natur-gemäß vor allem im Umgangmit den Regierenden, die sichvon Alchemie, Chiromantie,Metallurgie und Geheimschrif-ten Herrschaftsvortei le u nd

Machtgewi n ne versprachen.Da m it ist zug Ieich erklä rt,

um welche,,Geheimnisse" es

dabei ging: um die sogenann-ten secretl, die sich im Gegen-satz zu den u na uflöslichenMysterien durch unermüdli-chen Forschergeist ersch I ießenund als Spezialkenntnisse ver-markten ließen. Geheim in

d iesem Sin n bedeutet a lso,

nützliches Wissen nur engen,kon kret zahlu ngskräftigenKreisen zugänglich zu machen.Das war zugleich ein Hoch-risi kogeschäft: U nzufriedeneKunden neigten zu Rache-handlungen, lnquisitoren wit-terten Hä resie, HexenjägerBü nd n isse m it dem Teufel.

Noch gefährlicher wurde es

fü r jüd ische,,Secretu m-Bro-ker", weil dieser Beruf antise-mitische Klischees provozierte.Die jüdische ,,Kabbala" galt als

Gehei mw issenschaft sch I echt-hin, das Hebräische als Ge-heimsprache, fata le a ntisem i-tische Instinkte konnten sichh ier a lso u ngehem mt a us-toben. Das zeigt - wie der Au-tor eind rucksvoll nachweist -am beklemmendsten der be-rüchtigte Justizmord an demwü rttem berg ischen HofjudenJoseph Süß Oppenheimer, dervon seinen Geg nern in Ana lo-gie zu einem Prozess von 1597als betrügerischer Alchimistverleu mdet wu rde. Vielfä ltigbedroht war auch der Lebens-weg des Abramo Colorni (um

1544- 1 599), dessen Sch ilde-ru ng u nd Deutu ng u ngefä h r

die Hälfte des fesselnd ge-schriebenen Buchs ausmachen.

Colorni, der aus einer ange-sehenen jüdischen FamilieMa ntuas sta m mte, wa r einausgewiesener Ingenieur undhatte überdies so ziemlich al-les im Angebot, was ein guterprofessore de' secrefr, ei n

,,Lehrer der Geheimnisse", an

den Fürsten bringen konnte:von geheimen Rechentech-niken über Alchemie und ma-gische Kunststücke bis hin zu

Methoden der Zu ku nftsschau.Damit hatte Colorni am Hofder Herzöge von Ferrara zeit-weise großen Erfolg, dochwurde auch er am Ende seinesLebens verfolgt und zeitweiseeingekerkert.

Daniel Jütte gelingt es, daskomplexe Umfeld der frühneu-zeitl ichen Gehei mwissenschaf-ten u nd ih re Verma rktu ngohne falsche Vereinnahmungund Überheblichkeit in ihremkulturhistorischen Umfel d zu

schildern und zu deuten - dasa lles in der einzig a ngemesse-nen, das heißt einer muster-gültig klaren und zugleichanschaulichen Sprache. Dass

er dabei ganz selten auchfalschen GeheimnachrichtenG la u ben schen kt - d ie G ift-morde im Auftrag des vene-zianischen ,,Rats der Zehn"sind keinesfalls sicher be-zeugt -, ist nur menschlichund mindert den Wert dieserherausragenden Studie nicht.

Fraf. ür" Volker ReLnhardt

Jütte, Das Zeifalfer desGehei mnr'sses. J uden, Christenund die Ökonomie des Gehei'men (1400-1800). Verlag Van-denhoeck & Ruprecht, Göttin-gen 201 1, 420 Seiten, € 54,95.

ItHeitere LiteraturJörg Koch, Jaseph Süß Oppen-heimer, genannt ,,Jud Süß'.Wissensch aftl i ch e Bu ch g ese I I -

schaft, Darmstadt 201 1, 1 51 Sei-ten, € 14,90.

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Nunn, DerÄlfe ürient.