Jahresbericht 2016Renaturierungsfonds Kanton Bern
Volkswirtschaftsdirektion des Kantons BernAmt für Landwirtschaft und Natur (LANAT)FischereiinspektoratRenaturierungsfonds
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Der Jahresbericht des Renaturierungsfonds des Kantons Bern (RenF) enthält nebst der Präsentation der Finanzzahlen eine allgemeine kartografische Übersicht über alle Projekte. Im Speziellen soll über im Berichtsjahr abgeschlos-sene Renaturierungsprojekte und Aktivitäten des RenF informiert werden. Es erscheinen auch Beiträge zu spezifischen Themen von weiteren Autoren. Der Jahresbericht ist keine abschliessende Information über die Tätigkeit des RenF, ergänzende Informationen finden sich auf der Website (www.be.ch/renf).
Das Renaturierungsdekret (RenD) verpflich-tet den RenF zur Information der Öffentlich-keit über die Tätigkeit des RenF, was primär mit dem vorliegenden Jahresbericht erfolgt. Nebst den Bauprojekten kann der RenF auch vorbereitende Handlungen, die zu Renaturie-rungsprojekten führen, unterstützen. Zusätzlich zur Initiierung und Finanzierung von Machbar-keitsstudien und Vorprojekten stehen auch der Wissensaustausch und das «Networking», um geeignete Projekte voranzubringen und qualitativ zu verbessern, im Zentrum. Auch im Jahr 2016 hat der RenF für die interessierten Fachstellen des Kantons auf dem Schwand ein angewandtes, praxisorientiertes halbtägi-ges Fachseminar durchgeführt (siehe Beitrag «Einheimische Flusskrebse in Berner Gewäs-sern» S. 16).
Die Zahlen und Fakten des Renaturierungs-fonds der letzten drei Jahren zeigen in den Regi-onen nach wie vor ein einheitliches Bild. Trotz der leichten Abnahme der Anzahl abgeschlos-sener Projekte (57) gegenüber dem Vorjahr (61) stieg der Aufwand auf 4,2 Mio. CHF gegenüber 3,7 Mio. CHF im Jahr 2015. Damit resultierte ein Endjahressaldo von 10,3 Mio. CHF gegenüber 10,6 Mio. CHF im Jahr 2015. Die momentan lau-fenden Planungen im ganzen Kanton verspre-chen – nicht zuletzt dank dem unermüdlichen Engagement aller beteiligten Personen im Sek-tor Gewässerrevitalisierung – wiederum viele, interessante Renaturierungsprojekte.
Danke für den Einsatz an alle Beteiligten!
Willy MuellerGeschäftsführer RenaturierungsfondsKanton Bern
Impressum
Herausgeber und Redaktion
Amt für Landwirtschaft und Natur (LANAT)
Fischereiinspektorat
Renaturierungsfonds
Texte
Willy Mueller, Olivier Hartmann,
Daniel Bernet, Petra Nobs
Fischereiinspektorat / Renaturierungsfonds
Gestaltung
MAGMA – die Markengestalter, Bern
Bildnachweis
Alle Bilder ohne Quellenangaben:
Renaturierungsfonds des Kantons Bern
Titelbild oben © M. Roggo
Titelbild unten © M. Roggo
Noch mehr RenF unter www.be.ch/renf
Ausgabe August 2017
Vorwort
Inhalt
Vorwort 3
Kantonsübersicht 4
Projektbeispiele 2016
Alte Aare, 10 Gemeinden entlang der Alten Aare 6 Fraubrunnenmoos, Gemeinde Fraubrunnen 7 Vereinsbach, Gemeinde Utzenstorf 8 Aubächli, Gemeinde Wimmis 9 Hüneggpromenade, Gemeinde Hilterfingen 10 Emme, Gemeinde Eggiwil 11 Bürgisweiherbächli, Gemeinde Madiswil 12 Marchgraben, Gemeinde Ringgenberg 13
Zahlen und Fakten 2016 14
Einheimische Flusskrebse in Berner Gewässern 16
RenF-Seminar 2016 18
7
6
8
12
3
4
5
4 5
Projektbeispiele 2016
Das Gebiet des 6051 Quadrat-
kilometer grossen Kantons Bern
erstreckt sich von den Alpen
über das Mittelland bis zum Jura.
Dank der Vielfalt der topografischen,
geologischen und klimatischen
Verhältnisse findet man im Kanton
Bern vom kleinen Bergsee bis
zum grossen Flachlandsee und vom
Gletscherbach bis zum Mittelland-
fluss praktisch jeden Gewässertyp.
Mit 60 Mio. CHF Ausgaben konnten
in den 19 Jahren bisher
979 Projekte abgeschlossen und
mit durchschnittlichen Beiträgen
von CHF 51 312.– unterstützt wer-
den (inkl. nicht sichtbarer Pro-
jekte). Davon sind 533 Projekte im
Gelände sichtbar, welche 57 %
der Kosten ausmachen.
Limpachkanal
Gemeinde Wengi, Revitalisierung
Biberze
Gemeinde Rüeggisberg,
Uferstrukturierung
Rohrbach
Gemeinde Rüeggisberg,
Revitalisierung
Hornbach
Gemeinde Sumiswald, Fisch-
aufstiegshilfe, Uferstrukturierung
und Revitalisierung
Suld
Gemeinde Aeschi bei Spiez,
Fischaufstiegshilfe und
Revitalisierung
Mühlebach
Gemeinde Lützelflüh,
Fischaufstiegshilfe
Mürggelibrunnen
Gemeinde Wangenried,
Teich-Revitalisierung
Studegrabe
Gemeinde Wahlern, Ausdolung
Emme
Gemeinde Eggiwil,
Uferstrukturierung
Schwändigrabe
Gemeinde Bowil,
Geschiebesanierung
Chappelenbach
Gemeinde Wynigen,
Fischaufstiegshilfe
Kartengrundlagen@swisstopo
Werdtbach und Lutherbach
Gemeinde Kappelen, Revitali-
sierung und Uferstrukturierung
Aare
Gemeinde Aarwangen,
Geschiebesanierung
Brienzersee
Gemeinde Brienz,
Seeuferstrukturierung
Weisse Lütschine
Gemeinde Lauterbrunnen, Fisch-
aufstiegshilfe und Revitalisierung
Simme
Gemeinde Boltigen,
Einbau Blockrampe
Simme
Gemeinde Boltigen, Leitungs-
verlegung aus dem Gewässerraum
Oelebächli
Gemeinde Neuenegg, Revita-
lisierung und Uferstrukturierung
Langete
Gemeinde Huttwil, Revitalisierung
Inkwiler Seebach
Gemeinde Heimenhausen,
Revitalisierung
Weitere baulich abgeschlossene Projekte im Jahr 2016
Kantonsübersicht
1 Alte Aare, Wasserbauverband Alte Aare
Alte Aare in neuem Kleid
2 Fraubrunnenmoos, Gemeinde Fraubrunnen
Kiebitz und Co. erobern das Fraubrunnenmoos zurück
3 Vereinsbach, Gemeinde Utzenstorf
Totholz schafft Lebensraum
4 Aubächli, Gemeinde Wimmis
Paradies für Dohlenkrebs und Groppe
5 Hüneggpromenade,GemeindeHilterfingen
Es lädt der See zum Bade
6 Emme, Eggiwil
Fischwanderung und Forellenlebensraum
7 Bürgisweiherbächli, Gemeinde Madiswil
Ausgedolter Bach übersteht 300-jähriges Hochwasser mit Bravour!
8 Marchgraben, Gemeinde Ringgenberg
Absenkung bringt Aufwertung
Weitere vom RenF umgesetzte Projekte seit Beginn des Fonds 1998
Büetigen
Lyss
Diessbach
DotzigenStuden
Busswil
Büren
SafnernOrpundSchalunen
BischofTubemoos
76
Projekt
Das Fraubrunnenmoos war früher
ein artenreiches Feuchtgebiet.
Durch die menschliche Nutzung ver-
schwanden diese wertvollen
Lebensräume. Bereits im Jahr 2014
konnte der Renaturierungsfonds
hier jedoch bei der Landerwerbung
mithelfen. Im Jahr 2016 wurde
nun bei der Revitalisierung Ober-
boden abgetragen. So entstanden
wieder temporäre Tümpel und
Teiche oder artenreiche Magerwie-
sen. Der vom Aussterben be-
drohte Kiebitz oder der stark gefähr-
dete Flussregenpfeifer sind genau
auf solche Bedingungen angewiesen.
Um ihren Fortbestand zu sichern
und die Verbreitung zu fördern, wur-
den Zäune errichtet, welche
Fressfeinde abhalten. Aber nicht nur
Vögel, auch verschiedene Insekten-,
Reptilien- und Pflanzenarten profi-
tieren von den Aufwertungsmass-
nahmen. So konnten schon Dunkle
Wiesenknopf-Ameisenbläulinge,
Ringelnattern oder Feldlöwenmäul-
chen beobachtet werden. Unter der
Federführung der Abteilung Natur-
förderung konnte ein grosser Gewinn
für die Natur erzielt werden.
Trägerschaft
Berner ALA und ANF,
Abteilung Naturförderung
Realisierung
August – September 2016
Finanzierung
CHF 750 000.–, davon RenF 7 %
(CHF 50 000.–) und Bund,
Abteilung Naturförderung und
Private 93 % (CHF 700 000.–)
Alte Aare in neuem Kleid Alte Aare,
10 Gemeinden entlang der Alten Aare
2 589 320 / 1 214 486 bis
2 593 003 / 1 221 255
Kiebitz und Co. erobern das Fraubrunnenmoos zurück
Fraubrunnen
2 607 131 / 1 216 558
Projekt
An der Alten Aare sind die Bau -
arbeiten für den Hochwasser-
schutz der umliegenden Gemein-
den und die Revitalisierung des
Auenwaldes von nationaler Bedeu-
tung in vollem Gange. Lebens-
räume wie Stillgewässer, Tümpel
und Flachmoore werden neu
geschaffen. Mit Instream-Mass-
nahmen wird die Alte Aare dort
strukturiert, wo keine wasserbauli-
chen Aufwertungen am Gerinne
selber möglich sind. Rund 1000 m3
Holz in Form von rund 700 Totholz-
elementen strukturieren das
Gerinne. Es handelt sich dabei um
Baumstämme, Wurzelstöcke, Äste
oder dünne Pfähle, welche die
Strömung des Wassers und somit
die Struktur des Flussbetts
abwechslungsreicher machen.
Auch artenreiche Waldtypen wie
wärmeliebende Föhrenwälder,
Bruchwälder und Weichholzauen
werden gefördert. Diverse
Feuchtwiesen, Pionierstandorte
und Halbtrockenrasen sind am
Entstehen. «Hochwasserschutz
und Revitalisierung Alte Aare»
ist ein umfangreiches und
anspruchsvolles Projekt des Was-
serbauverbandes Alte Aare und
des Kantons Bern. Ein Grossteil
der ökologischen Arbeiten wurde
ab 2015 bis heute umgesetzt.
Trägerschaft
Wasserbauverband Alte Aare,
bestehend aus 10 Gemeinden
Realisierung
2015–2020
Finanzierung
CHF 22 621 000.–, davon Wasser-
bau Bund und Kanton 87 %
(CHF 19 680 270.–), BKW Ökofonds
1,1 % (CHF 250 000.–), Wasserbau-
verband 7,4 % (CHF 1 666 330.–),
RenF 4,5 % (CHF 1 024 400.–)
Wiler b. U.
Utzenstorf
Kander
Deponie Steinigand
98
Projekt
Der Vereinsbach ist ein vom Grund-
wasser gespeister Bach, in
dem Forellen und Groppen leben.
Obwohl seine Ufer bereits vor
der Revitalisierung unverbaut und
naturnah waren, wies er doch
eine stark begradigte Linienführung
auf. Aus morphologischer Sicht
bestand ein Defizit an Tiefen- und
Breitenvarianz. Mit Blick auf
den Fischlebensraum fehlte es an
Unterständen und Versteck-
möglichkeiten während der Winter-
monate.
Von Ende März bis Mitte April 2016
wurde auf einer Strecke von
450 m revitalisiert. 3 m3 Rundholz,
136 Holzpfähle, 20 Wurzelstöcke,
9 Tannenwipfel und 62 m Faschinen
wurden in den Niederwasser-
bereich des Vereinsbachs einge-
baut. Die Uferböschungen
wurden mit 125 Heckenpflanzen
und Einzelgehölzen bepflanzt.
Nun hat bereits eine Diversifizierung
des Wasserlebensraums stattge-
funden. Anhand des Strömungsbil-
des ist ersichtlich, dass die
Totholzelemente den Vereinsbach
von einem monoton fliessenden
Kanal zu einem leicht pendelnden
und mäandrierenden Kleinge-
wässer verwandelt haben. Dank
den Totholzeinbauten hat sich
die Breiten- und Tiefenvariabilität
im Gewässer erhöht und es
konnten zahlreiche Fischunter-
stände geschaffen werden.
Trägerschaft
Gemeinde Utzenstorf
Realisierung
2016
Finanzierung
CHF 35 000.–,
davon RenF 94 % (CHF 33 000.–),
Gemeinde Utzenstorf 6 %
(CHF 2000.–)
Totholz schafft Lebensraum Vereinsbach, Utzenstorf
2 608 097 / 1 221 390
Projekt
Das Aubächli in der Gemeinde
Wimmis fliesst über weite Strecken
als Wiesenbach. Bereits vor
ca. 10 Jahren wurde es im Unterlauf,
im Bereich des Kiesabbauperime-
ters der Vigierbeton AG, verlegt und
naturnah gestaltet. Die bevorste-
hende Auffüllung der Grube Eyfeld
Nord erforderte eine erneute Um-
legung und komplette Neuge-
staltung auf höherem Niveau, ohne
dass das Gerinne in einem steilen
Canyon gefangen worden wäre.
Zudem wies das bestehende Gerin-
ne zunehmend Wasserverluste in
den Untergrund auf und musste teils
in Rohre gelegt werden. Das neue
Gerinne bietet nun den zahlreichen
einheimischen Dohlenkrebsen,
Groppen und weiteren gewässerge-
bundenen Lebewesen und Pflanzen
einen vielfältigen Lebensraum.
Trägerschaft
Schwellenkorporation Wimmis
Realisierung
Sommer 2016
Finanzierung
CHF 194 000.–,
davon Kraftwerk Spiggenbach 62 %
(CHF 120 000.–),
RenF 28 % (CHF 54 000.–),
BKW Ökofonds 10 % (CHF 20 000.–)
Paradies für Dohlenkrebs und Groppe
Aubächli, Wimmis
2 616 005 / 1 170 396 bis
2 616 043 / 1 170580
Hünegg
Hilterfingen
Zimmerzeibergli
Horben
Folz
Ausserzimmerzei
1110
Projekt
Infolge des Emme-Hochwassers
von 2014 wurde die Betonschwelle
bei Horben zerstört. Weil an
dieser Stelle eine ARA-Leitung
verläuft, musste das Querbauwerk
wieder erstellt werden. Mit dem
Bau von vier vorgelagerten Block-
steinschwellen entstand eine
fischgängige Abtreppung. Besagte
Blocksteinschwellen lassen
ebenfalls Kolk- und Auflandungs-
bereiche entstehen. Insbesondere
bei den ausgeprägten sommer-
lichen Niederwasserverhältnissen
stellen tiefe Kolke ein sehr
wichtiges Fischrefugium dar. Auf
die Kolke folgen Auflandungs-
bereiche des Geschiebes. Dort
findet eine Sortierung der Kies-
fraktionen statt. Aus diesem Grund
finden Bachforellen hier ideale
Laichbedingungen vor. Auch zwei
Jahre nach Abschluss der Bau-
arbeiten befindet sich die Gewäs-
sersohle nicht in einem defini-
tiven Zustand. Sie verändert sich
bei jedem Hochwasser, was einer
natürlichen Dynamik entspricht.
Trägerschaft
Schwellenkorporation Eggiwil
Realisierung
2015
Finanzierung
CHF 1 200 000.–,
davon Wasserbau Bund und Kanton
68 % (CHF 820 000.–),
Schwellenkorporation Eggiwil 24 %
(CHF 284 000.–),
RenF 8 % (CHF 96 000.–)
Fischwanderung und Forellenlebensraum
Emme, Eggiwil
2 625 326 / 1 194 256
Projekt
Auf Anregung des Kantons erklärte
sich die Gemeinde Hilterfingen
nach einer Volksabstimmung bereit,
nicht nur die Ufermauer des
Hüneggparkes zu sanieren, sondern
gleich eine Gesamtsanierung
und Neugestaltung der Freifläche
nach dem See- und Flussufer -
gesetz (SFG) in Angriff zu nehmen.
Die Zugänglichkeit zum Wasser
wurde verbessert und Flachufer und
Fischunterstände angelegt.
Trägerschaft
Gemeinde Hilterfingen
Realisierung
November 2015 – Mai 2016
Finanzierung
CHF 1 814 132.–,
davon Wasserbau Bund und
Kanton 35 % (CHF 643 792.–),
RenF 28 % (CHF 515 032.–),
SFG 22 % (CHF 392 281.–),
BKW Ökofonds 6 %
(CHF 100 000.–), Energie Thun
Ökofonds 5 % (CHF 91 718.–),
Gemeinde Hilterfin-
gen 4 % (CHF 71 309.–)
Es lädt der See zum Bade Thunersee, Hilterfingen
2 616 448 / 1 176 268
© C
hris
toph
Ger
ber
Madiswil
Dorfbächli
1312
Projekt
Bei Niederwasser im Winter
trocknete der Marchgraben jeweils
aus und war auch für die Öffent-
lichkeit auf dem Uferweg entlang
der Aare wenig attraktiv. Durch
eine Sohlenabsenkung von zwei
Metern wurde das Gewässer
auf einer Fläche von 60 mal 25 m
neu gestaltet. Der Durchlass in die
Aare wurde für die Fische ver-
grössert, und für die Gelbbauchunke
wurden flache Tümpel angelegt.
Der Spaziergänger erlebt nun ganz-
jährig ein attraktives Kleingewäs-
ser mit interessanten Bewohnern.
Trägerschaft
Gemeinde Ringgenberg
Realisierung
März – April 2016
Finanzierung
CHF 84 024.–,
davon Wasserbau Bund
und Kanton 73 % (CHF 61 167.–),
RenF 27 % (CHF 22 856.–)
Absenkung bringt Aufwertung Marchgraben, Ringgenberg
Interlaken Ost
Interlaken Aare
2 633 090 / 1 171400
Ausgedolter Bach übersteht 300-jähriges Hochwasser
mit Bravour! Bürgisweiherbächli, Madiswil
2 627 410 / 1 223 881
Projekt
Bis vor Kurzem floss das Bürgis-
weiherbächli eingedolt oder einge-
zwängt zwischen hohen Block-
stein- und Betonmauern durch
Madiswil. Im Rahmen der
Siedlungsentwicklung ergab sich
die Gelegenheit, den Bach auf
250 m aus seinem Korsett zu
befreien und zu revitalisieren. Der
Geschiebesammler wurde auf-
gehoben, die Betonufer entfernt
und der Mündungsbereich in den
Dorfbach grosszügig angelegt.
Das Gewässer fliesst nun in einem
leicht pendelnden Gerinne.
Die Böschungen sind, wo möglich,
abgeflacht und aufgewertet.
Im mittleren Abschnitt blieben
die Platzverhältnisse jedoch eng.
Hier mussten die Ufer nach wie
vor mit Blocksteinen befestigt
werden. Die ökologischen
Aufwertungen beschränkten sich
auf eine Strukturierung der
Bachsohle u. a. mit Totholz. Das
Abflussprofil wurde vergrös-
sert und den Anforderungen des
Hochwasserschutzes ange-
passt. Die Wasserbauarbeiten
haben in der Zwischenzeit die
Feuertaufe mit Bravour bestanden:
Ein rund 300-jähriges Hochwas-
ser im Juli 2016 konnte schadlos
abfliessen! Ein Gewinn für
die Bevölkerung und die Natur.
Trägerschaft
Einwohnergemeinde Madiswil
Realisierung
September 2014 – August 2016
Finanzierung
CHF 321 488.–,
davon Wasserbau Bund
und Kanton 66 % (CHF 213 251.–),
RenF 19 % (CHF 59 406.–),
Gemeinde Madiswil 15 %
(CHF 48 831.–)
300
250
200
150
100
50
0
225
186
163 155
302
41 39 38 36
24 20 20 1813 11 9
Studie
Gerinn
erev
italis
ierun
g
Fisch
aufs
tieg
Planun
g
Ufers
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Erfolg
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Infra
stru
ktur
3
7 %
93 %
33 %
21%12 %
15 %
13 %
6 %
12 Mio.
10 Mio.
8 Mio.
6 Mio.
4 Mio.
2 Mio.
098 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 1312 1514 16
CHF
2017 2018 2019
CHF
20 Mio.
16 Mio.
12 Mio.
8 Mio.
4 Mio.
0
2016
Fondseingang Fondsausgang
CHF
16 Mio.
12 Mio.
8 Mio.
4 Mio.
0
14 15
Zahlen und Fakten 2016Regionale Verteilung der sichtbaren ProjekteDie regionale, räumliche Verteilung der umgesetzten Projekte präsentiert sich über den gesamten Zeitraum seit der Inkraft-setzung der Renaturierungsverordnung am 1. Dezember 1998 bis 2016 nach wie vor relativ ausgeglichen. Somit wurde ein wichtiges Ziel, nämlich die ausgewogene Verteilung der Gelder über alle Regionen, erreicht. Die grosse Region Oberland wider-spiegelt mit den insgesamt 313 abgeschlossenen Revitalisie-rungsprojekten die Synergie der Revitalisierung mit dem Hoch-wasserschutz in der Form von Kombiprojekten. Das Gegenteil zeigt die Region Jura mit 58 abgeschlossenen Projekten, bei der diese Synergien weniger zum Tragen kommen. Die Region Mittelland hat im Vergleich zu den Vorjahren mit insgesamt 202 abgeschlossenen Projekten weiter an Bedeutung zugenommen.
RenaturierungskostenDie Verwaltungskosten mit einem durchschnittlichen Anteil von 7 % in den Jahren 1998 bis 2016 sind nach wie vor relativ gering. Im Berichtsjahr betrugen sie mit 0,4 Mio. CHF ca. 9 %. Verwaltungskosten beinhalten insbesondere den personellen Aufwand, spezifische Studien und Projekte im Bereich der Kom-munikation.
Anzahl Massnahmen nach ObjekttypEin Projekt kann mehreren Objekttypen gleichzeitig zugeordnet werden. So kann ein Projekt beispielsweise eine Gerinnerevitalisierung, einen Fischaufstieg und eine Uferstrukturierung umfassen. Die Typen Ausdolung und Auenrevitalisierung schliessen sich jedoch eher gegenseitig aus. Die Gerinnerevitalisierung hat mit Abstand die grösste Häufigkeit, gefolgt von der Gruppe Fischaufstieg, Planung, Uferstrukturie-rung und Ausdolung.
Anzahl unterstützter Objekte pro Jahr Vor der Realisierung eines Projekts braucht es Machbarkeits-studien, Planungen und allenfalls Landerwerb. Diese Objekte werden in der Fondsverwaltung als «nicht sichtbare» Objekte geführt, im Gegensatz zu den ausgeführten, am Gewässer für das Publikum «sichtbaren» Projekten.
Der RenF betrachtet Projekte grundsätzlich erst als abgeschlos-sen, wenn sie sowohl baulich als auch finanziell abgeschlossen sind. Vor allem bei grösseren Projekten, die sich über mehrere Jahre erstrecken, kann zwischen der Realisierung (Projektjahr) und der Ausrichtung des Beitrags (Kreditjahr) eine Differenz von 1 bis 2 Jahren entstehen. Im Jahr 2016 wurden für 57 Projekte 4,2 Mio. CHF Mittel beansprucht und davon 26 Projekte im Gelände sichtbar abgeschlossen.
Verwaltungskosten (7 %)
Gesamtkosten (93 %)
Oberland (33 %)
Mittelland (21 %)
Emmental (12 %)
Oberaargau (15 %)
Seeland (13 %)
Berner Jura (6 %)
120
100
80
60
40
20
0
6 Mio.
5 Mio.
4 Mio.
3 Mio.
2 Mio.
1 Mio.
0
CHFAnzahl Projekte
98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 15 1614
Anzahl abgeschlossener Projekte
davon sichtbare Projekte
Zahlungen (CHF)
Mittelfluss im BerichtsjahrDas Berichtsjahr 2016 startete mit einem Saldo von 10,6 Mio. CHF. Als ordentliche Einlage aus den Wasserzinseinnahmen flossen 3,8 Mio. CHF zu. Die Einlage über ursprünglich 4,7 Mio. musste, bedingt durch eine rückwirkende Änderung des Was-sernutzungsgesetzes (WNG), für die Jahre 2015/2016 je 10 % transitorisch rückgebucht werden. Ausserordentliche Einlagen wie Bundesbeiträge betrugen ca. 0,4 Mio. CHF. Es standen 2016 somit 14,8 Mio. CHF zur Verfügung.
Insgesamt wurde 2016 mit 7,1 Mio. CHF Ausgaben gerechnet, effektiv verbraucht wurden jedoch 4,6 Mio. CHF, davon flossen 4,2 Mio. CHF in Planungen und Projekte, 0,4 Mio. CHF wurden für interne Kosten aufgewendet.
Fondseinlagen und FondsentwicklungDie Entwicklung der Saldi widerspiegelt den volatilen Geschäfts-gang des RenF seit 1998. Der Endjahressaldo betrug ca. 10,3 Mio. CHF gegenüber 10,6 Mio. CHF 2015. Die Einnahmen aus den Wasserzinsen stie-gen von anfänglich ca. 3,2 Mio. CHF auf den Höchststand von 4,9 Mio. CHF 2015. Wegen einer rückwirkenden Änderung des Wassernutzungsgesetzes (WNG) betrug die Einlage 2016 effektiv noch 3,8 Mio. CHF.
Für das kommende Jahr 2017 stehen mit den zu erwartenden Einlagen ca. 14,5 Mio. CHF Mittel zur Verfügung. Die geplanten und zugesicherten Kredite für 2017 betragen gegen 6 Mio. CHF. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Mittel meist nicht wie vor-gesehen abgeholt werden, Wasserbau und Gewässerrevitalisie-rung ist und bleibt ein volatiles, oft von der Natur gesteuertes Geschäft.
IST-Saldo in Mio. CHF
Fondseinlagen in Mio. CHF
Saldo
Planung ordentliche Einlagen
Planung Objektbeiträge
Kredit zugesichert
geplante Kosten 0,12 Mio. CHF
offener Kredit 2,4 Mio. CHF
Zahlungen 4,6 Mio. CHF
ausserordentliche Einlagen 0,42 Mio. CHF
ordentliche Einlagen 3,8 Mio. CHF
Saldo per 1. Januar 2016 10,6 Mio. CHF
1716
Schutz und Fördermassnahmen• Verbreitung von landesfremden Krebsen
und der Krebspest verhindern• Erstellen von Gewässerräumen und
Pufferzonen sowie korrekte Applikation von Gülle und Pestiziden schützen vor Verschmutzungen
• Mit Renaturierungen, Zuchtprogrammen und Initialbesätzen in geeigneten Lebens-räumen kann man Flusskrebse fördern
Wie schützt man Krebse bei wasserbaulichen Eingriffen?Sind Bauarbeiten in Gewässern mit einhei-mischen Krebsen unumgänglich, gilt es die Population im betroffenen Gewässerabschnitt bestmöglich zu schützen, um das Fortbeste-hen dieses Bestandes zu sichern (siehe Flyer «Lebensraum für Flusskrebse – Umgang bei Wasserbauprojekten»)
Projektbeispiel AubächliDas Aubächli in Wimmis gilt als eines der bes-ten Dohlenkrebsgewässer im Berner Ober-land. Im Jahr 2015 musste ein Abschnitt von ca. 220 m verlegt werden. Über 1500 Krebse wurden im Vorfeld der Bauarbeiten von Hand und mit Reusen gefangen und in weiter oben liegende Bachabschnitte oder geeignete Nach-bargewässer umgesiedelt.
Autoren:
Daniel Bernet und Fabian Hofmann,
Fischereiinspektorat
Einheimische Flusskrebse in Berner Gewässern
Der Renaturierungsfonds hat das Jahr 2017 dem Thema Flusskrebse gewidmet. Im Kanton Bern kommen zwei in der Schweiz heimische Arten vor, der Dohlen- und der Edelkrebs. Beide Arten sind bedroht und kommen nur noch in wenigen Gewässern vor. Im Nahrungsnetz fungieren Flusskrebse sowohl als Räuber wie auch als Beute und gelten mit ihrer breiten Ernährungsbiologie als Schlüsselarten im Gewässerökosys-tem. Somit sind sie wichtige Anzeiger der Gewässergüte. Da die einheimischen Flusskrebsarten empfindlich auf maschinelle Eingriffe reagieren, sind bei Wasserbauprojekten oder Unter-haltsarbeiten in Krebsgewässern gezielte Schutzmassnahmen anzuwenden.
Bestandessituation im Kanton BernDie Bestände sind in den letzten Jahrzehnten drastisch zurück-gegangen. Hauptgründe dafür sind Gewässerverbauungen, Konkurrenz durch eingeschleppte landesfremde Arten, die Krebspest, welche mit den amerikanischen Krebsarten nach Europa kam, und Gewässerverschmutzungen durch Gülle und Pestizide. Der Dohlenkrebs kommt meist nur noch in kleinen, quellnahen Fliessgewässern in Waldpartien vor. Individuenreiche Populationen finden sich im Berner Oberland. Weniger dichte Restpopulationen gibt es isoliert im Berner Mittelland, Seeland, Berner Jura und Oberaargau sowie im unteren Emmental. Edel-krebse bewohnen kleine Stillgewässer des ganzen Kantons. Meist sind diese ohne Verbindung zu anderen Gewässersyste-men, sodass das Einwandern fremder Flusskrebsarten unter-bunden ist.
Das neue Gerinne des Aubächli bei Wimmis wurde mit 30 cm Pressschlamm
(Abfallprodukt der Kiesverarbeitung) wasserdicht ausgestrichen und
stabilisiert. Auf den Pressschlamm wurde eine Kiesschicht angelegt, um die
Beibehaltung von Naturufern zu sichern. Krebse brauchen steile Naturufer,
damit sie ihre Wohnhöhlen graben können.
Das Gerinne wurde in lockerer Folge mit Einzelblöcken und Totholzstruk-
turen möbliert. Beides dient Krebsen als Unterschlupf. Nach der Renatu-
rierung hat man einen strukturreichen, mäandrierenden Gewässerlauf und
keinen Abschnitt mit mehr als 5 % Gefälle.
Dohlenkrebs
(Austropotamobius pallipes)
Edelkrebs
(Astacus astacus)
Einheimische Arten im Kanton Bern
© Roggo© Roggo
1918
Der Renaturierungsfonds führt jeweils im Frühsommer halbtägige Weiterbildungssemi-nare für Mitarbeiter der kantonalen Verwaltung durch, die sich mit dem Thema Gewässerre-naturierung beschäftigen. Für das Seminar des Jahres 2016 wurde das Thema «Raum für Revitalisierung» gewählt. Ziel war es, die viel-schichtigen Problemstellungen sowie mögli-che Lösungsansätze im Zusammenhang mit der Raumbeschaffung zu diskutieren. In einem ersten Block wurde die Arbeitsgruppe Rena-turierung (AG-RENAT) der Wasseragenda 21 vorgestellt. Danach folgte eine Übersicht über die gewässerspezifischen Planungsinstrumente des Kantons Bern. Der zweite Block begann mit der Vorstellung einer geplanten Arbeitshilfe zum Thema Interventionslinien bei Wasserbaupro-jekten. Eben solche Interventionslinien wurden beim anschliessend präsentierten Projekt im Önzlital gezogen. Im Rahmen eines Dienstbar-keitsvertrags konnten die Bedürfnisse der Önz, des Bibers und der Landwirtschaft berücksich-tigt werden.
Vorträge Block 1Die Arbeitsgruppe Renaturierung (AG-RENAT) der Wasseragenda 21 unterstützt Fachleute beim Vollzug des revidierten Gewässerschutz-gesetzes. Dazu vernetzt sie wichtige Akteure miteinander, organisiert Anlässe zum Erfah-rungsaustausch und stellt praxisnahe Werk-zeuge zur Verfügung. Vereint sollen so Gewäs-ser revitalisiert, die Wasserkraft saniert und ausreichend Gewässerraum ausgeschieden und bewirtschaftet werden können.Momentan entsteht ein Werkzeug, welches für die Raumsicherung genutzt werden soll. Es umfasst Fallbeispiele und einen Erläuterungs-bericht. Der Bericht wird Grundlagen zum Thema vermitteln, konkrete Vorgehensweisen aufzeigen, Empfehlungen und Erläuterungen
beinhalten sowie nützliche Instrumente vorstel-len. Schon vorhandenes Wissen und gemachte Erfahrungen liefern die Bausteine dafür. Bis im Mai 2016 konnten bereits 25 Fallbeispiele syste-matisch erfasst werden. Dazu geäussert haben sich 19 Fachleute aus kantonalen Verwaltun-gen, Ingenieurbüros und Non-Profit-Organisa-tionen (NGOs) sowie betroffene Landeigentü-mer. Erste Erkenntnisse zeigen, dass bereits auf der strategischen sowie der Projektebene wichtige Weichen gestellt werden. Der Erläuterungsbericht wird ab Herbst 2017 zur Verfügung stehen. Unter www.plattform-re-naturierung.ch sind die Fallbeispiele schon jetzt abrufbar.Referentin: Carol Hemund, Koordinatorin AG-RENAT,
Wasseragenda 21
Um genügend Raum für Gewässerrevitalisie-rungen ausscheiden zu können, muss man wissen, welche Planungsinstrumente zur Ver-fügung stehen. Im Kanton Bern sind es deren drei: das Gewässerentwicklungskonzept (GEK), der Gewässerrichtplan (GRP) sowie der Was-serbauplan (WBP). Gewässerentwicklungskonzepte (GEK) sind auf der konzeptionellen Stufe anzusiedeln. Ein GEK ist breit abgestützt; es werden sowohl Fachper-sonen wie auch regionale Akteure in den Pla-nungsprozess einbezogen. Die geografische Lage des Projektes sowie Ziele und Visionen aller Beteiligten werden definiert und die vor-aussichtlich notwendigen Massnahmen festge-halten. Eine rechtliche Verbindlichkeit besteht hier jedoch noch nicht. Bei einem Gewässer-richtplan (GRP) bildet die kantonale Wasser-baugesetzgebung die rechtliche Grundlage. Mit Fokus auf den Wasserbau wird eine Beurteilung der Zweckmässigkeit und Verhältnismässigkeit vorgenommen. Danach folgen behördenver-bindliche Festlegungen von Massnahmen und Zielen. Auf Stufe Projekt wird der Wasserbauplan (WBP) entwickelt. Die genaue Lage und Aus-dehnung der Massnahmen sowie notwendige Landerwerbe werden darin festgelegt. Der WBP ist auch verbindlich für alle Grundeigen-tümer. Referent: Urs Fischer, Lohner + Partner GmbH Thun
RenF- Seminar 2016
Vorträge Block 2Gewässer sind dynamischen Prozessen und damit Veränderungen unterlegen. Diese sind jedoch oft nicht genau vorhersehbar, was bei Revitalisierungsprojekten zu Schwierigkeiten führen kann. Mögliche Planungsinstrumente sind hier die sogenannte Beurteilungslinie und die Interventionslinie. Sie werden in der Pla-nungsphase geografisch festgelegt. Erreicht das Ufer des Gewässers die Beurteilungslinie, wird besprochen, welche Massnahmen reali-siert werden sollen. Die maximale Ausdehnung der Ufererosion wird mit der Interventionslinie definiert. Wird sie erreicht, werden Uferschutz-massnahmen ergriffen.Weil diese beiden Planungsinstrumente noch nicht oft eingesetzt wurden, sind Erfahrungen wertvoll. Deshalb erarbeitet die Flussbau AG eine Arbeitshilfe zum Thema. Nach Interviews mit Fachleuten und Wasserbaupflichtigen sowie nach rechtlichen Abklärungen lässt sich Fol-gendes festhalten: Beurteilungs- und Interven-tionslinien sind grundsätzlich brauchbare Inst-rumente bei Revitalisierungsprojekten. Aspekte wie die Morphologie und die Dynamik des Gewässers entscheiden über die Anwendung. Bei wenig dynamischen Gewässern macht die Anwendung dieser Instrumente wenig Sinn. Zu ergreifende Massnahmen, falls die Beur-teilungs- oder Interventionslinie überschrit-ten wird, sind schon im Voraus zu definieren. Die rechtlichen Abklärungen förderten einige Unklarheiten zutage. So wird noch abgeklärt, welche Möglichkeiten beim Subventionssatz bestehen.Referent: Rolf Künzi, Flussbau AG SAH Bern
Ein aktuelles Beispiel bezüglich Interven-tionslinien stellt das Revitalisierungsprojekt im Önzlital dar. Bei Herzogenbuchsee bildet die Önz einen durchschnittlich sieben Meter brei-ten Talmäander aus. Ihre Ufer sind noch rela-tiv unverbaut. Nebst der Äsche beheimatet sie noch neun weitere Fischarten und kann des-halb als artenreich eingestuft werden. In der Vergangenheit entstanden immer wieder Ufer-anrisse zulasten der Landwirtschaft. Dieses Problem konnte auch mithilfe ingenieurbiolo-gischer Massnahmen nicht nachhaltig beho-ben werden. Weiter führte der Biberbestand zu Problemen. Eine nachhaltige Lösung musste gefunden werden. Diese präsentiert sich in Form eines Dienstbarkeitsvertrages. Darin wird mit Interventionslinien ein Gewässerraum von durchschnittlich 44 m Breite ausgeschieden, was die gesetzlichen Anforderungen über-trifft (40,5 m). Wo ein hohes Erosionspoten-zial besteht, wurde überdurchschnittlich viel Gewässerraum ausgeschieden. Betroffene Landwirte können ihr Land so lange nutzen, bis es von der Önz beansprucht wird. Ausserdem können weiterhin Direktzahlungen und Vernetzungsbeiträge bezogen werden, solange die amtliche Vermessung das Land noch nicht zur Gewässerparzelle rechnet. So profitieren die Önz, die Biber und die Landwirte gleichermassen. Referent: Daniel Bernet,
Fischereiinspektorat Kanton Bern
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