Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen –
in Familie, Kindertagestätten und Hilfen zur Erziehung
- Dokumentation -
Fachtagung am 28.06.2010 im „Centre Monbijou“
Oranienburger Straße 13-14 10718 Berlin
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Inhaltsverzeichnis 1
Inhaltsverzeichnis Dokumentation Fachtag 28.06.2010
Begrüßung – Andreas Schulz, Referat Jugendhilfe.................................................... 3
Begrüßung – Claudia Gaudszun, Referat Kindertagesstätten .................................... 5
Silke B. Gahleitner: Was Fachkräfte über Traumata wissen müssen ......................... 8
Monika Schipmann: Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern......................... 24
Wolfgang Mohns: Vernetzte bezirkliche Angebote ................................................... 29
Katrin Hentze: Kita mit schwierigen Arbeitsaufträgen................................................34
Cornelia Piekarski: Kleine Kinder in den Hilfen zur Erziehung...................................37
World Café 1 – Bildungsnetz .................................................................................... 41
World Café 2 – Lotsenfunktion der Kita bei der Familienunterstützung .................... 45
World Café 3 – Erziehungsstelle gut – alles gut ? .................................................... 49
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften – Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern
werden können ......................................................................................................... 53
World Café 5 – Familienrat ....................................................................................... 62
World Café 6 – Krisenpflege in Berlin ....................................................................... 69
World Café 7 – Familienintegration........................................................................... 78
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe ................................................................... 82
Hans-Ullrich Krause: Zusammenfassung der Tagung „Kleine Kinder in kritischen
Lebenslagen“............................................................................................................ 86
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Flyer „Anmeldung zur Fachtagung“ 2
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Begrüßung – Andreas Schulz, Referat Jugendhilfe 3
Referat Jugendhilfe
Begrüßung – Andreas Schulz, Referat Jugendhilfe Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Referentinnen und Referenten des heutigen Fachtags,
willkommen im Centre Monbijou. Wir heißen Sie vom PARITÄTISCHEN Berlin aus
zwei Referaten – dem Referat Kindertagesstätten und dem Referat Jugendhilfe –
herzlich willkommen. Wir begrüßen Sie auch im Namen von Herrn Dr. Krause und
Frau Herr, den Sprechern der IGFH –Regionalgruppe Berlin. Wir haben uns darauf
verständigt, dass der Abschluss des Fachtages der IGFH gehört.
Meine Damen und Herren, die Referate Kindertagesstätten und Jugendhilfe belegen
das, was wir heute erreichen wollen: Referate, Abteilungen zusammenführen, aber
auch Fach- und Führungskräfte aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Wir wollen
Themen und Arbeitsweisen kennenlernen und uns austauschen über das alltäglich
Erlebte im Umgang mit den Kleinsten in unserer Gesellschaft.
Wir wollen sehr ernst nehmen, was wir in dem Veranstaltungsflyer geschrieben ha-
ben: wir fangen an, ein Netz zu knüpfen. Und wir freuen uns, dass so viele dieser
Einladung gefolgt sind: 120 Personen heute hier im Centre Monbijou, über 200
Interessierte an dem Fachtag. Wir begrüßen heute hier Vertreterinnen und Vertreter
aus 2 Senatsverwaltungen, aus 10 Bezirken und wir konnten anhand der Anmelde-
unterlagen auch feststellen, dass es gelungen ist, eine sehr gute Mischung an Fach-
kräften der Felder Kindertagesstätten und Hilfen zur Erziehung für den Fachtag zu
bekommen.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Begrüßung – Andreas Schulz, Referat Jugendhilfe 4
Wir liefern heute keine fertigen Antworten, und wenn Sie das Programm sehen, dann
kann man auch kritisch anmerken: „Von allem etwas dabei…“ – ja, das ist so ge-
wünscht. Und wir wollen genauer hinhören und schauen, wo es zukünftig darum ge-
hen muss, Ressourcen zu bündeln, Angebote zu verstetigen, d.h. rechtlich und fi-
nanziell abzusichern, und Kooperationen auf- und auszubauen.
Lassen Sie mich abschließend aus dem Veranstaltungsprogramm 2010 unseres
heutigen Kooperationspartners, der IGFH, zitieren. Dort wird für eine ExpertInnenta-
gung mit dem Titel: „Hilfen zur Erziehung und Kindertagesbetreuung“ mit folgenden
Sätzen geworben: „Es kann erwartet werden, dass sich Synergieeffekte durch das
gemeinsame Lernen von HzE und Kindertagesregeleinrichtung ergeben bzw. dass
sich das Schaffen gemeinsamer Arbeitsbezüge auf die fachliche Arbeit in beiden
Segmenten positiv und produktiv auswirkt.“
Davon sind auch wir überzeugt – und mit dem Schaffen gemeinsamer Arbeitsbezüge
und dem Aufbau von Synergieeffekten wollen wir heute hier beginnen.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Begrüßung – Claudia Gaudszun, Referat Kindertagesstätten 5
Referat Kindertagesstätten
Begrüßung – Claudia Gaudszun, Referat Kindertagesstätten
„Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen in Familie, Kitas und Hilfen zur Erziehung“ Mein Kollege Andreas Schulz fragte mich vor einigen Monaten, ob auch in den Kitas
das Thema „Kinder in schwierigen Lebenssituationen“ thematisiert wird.
Das wird es in der Tat.
Kitas haben den Auftrag, Kinder zu bilden, zu fördern und zu betreuen. Das ist zuerst
einmal ihre Aufgabe. Aber im SGB VIII steht auch: Fachkräfte sollen mit den Eltern
zusammenarbeiten, sie sollen mit anderen kinder- und familienbezogenen Institutio-
nen, insbesondere der Familienbildung und -beratung zusammenarbeiten.
Das Berliner Kitagesetz und das Berliner Bildungsprogramm, nach denen die Kitas
arbeiten, sprechen von einer „Erziehungspartnerschaft mit den Eltern“. Erzieherinnen
und Eltern sollen vertrauensvoll im Interesse der Kinder zusammenarbeiten, Eltern
sollen bei Bedarf unterstützt werden und auch hier ist die Kooperation mit anderen
Diensten und Einrichtungen als eine Aufgabe von Kitas benannt.
Vielleicht haben Sie in der letzten Woche auch die Vorstellung des Nationalen Bil-
dungsberichtes 2010 gehört... Danach leben fast ein Drittel der Kinder in einer sozi-
alen, finanziellen und/oder kulturellen Risikolage. Die Pädagogen in den Kitas haben
täglich mit den Auswirkungen von schwierigen Lebenssituationen der Familien zu
tun, z.B.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Begrüßung – Claudia Gaudszun, Referat Kindertagesstätten 6
• mit Armut,
• mit Sorgerechtstreitigkeiten,
• mit schwerer Erkrankung oder Behinderung eines Familienmitglieds,
• mit suchtkranken Eltern,
• mit psychischen Erkrankungen der Eltern,
• mit dem plötzlichen Tod eines Familienmitglieds,
• mit Gewalttätigkeiten, Vernachlässigungen und vielem mehr…
Keine Erzieherin kann davor die Augen verschließen. Und sie sind in der Mehrzahl
sehr engagiert und unterstützen die Eltern. Dazu brauchen sie Kooperationen und
die Zusammenarbeit mit anderen Fachstellen, mit Ämtern, mit anderen freien Trä-
gern der Jugendhilfe, mit der Erziehungsberatung, mit Suchtberatungsstellen, Kin-
derschutzprojekten und anderen familienunterstützenden Angeboten. Dabei sind die
Möglichkeiten durchaus vielfältig. Eine Form der Kooperation ist das Angebot ande-
rer Fachstellen, Sprechzeiten oder Kurse in der Kita direkt anzubieten, z.B. Deutsch-
kurse für Mütter, Elternbildungskurse, Sprechzeiten der EFBs u.s.w.
Ein solches, direkt an die Kita angegliedertes Angebot auf verbindliche Füße zu
stellen, war im letzten Jahr in Berlin in der Diskussion. Es gab Überlegungen, Kitas
zu Familienzentren weiterzuentwickeln. Leider hat diese Idee den Entwurf des neuen
Kitagesetzes nicht überlebt. Und das obwohl sich alle Fachkräfte einig sind: Kitas
sind ideale Orte der Prävention, sie sind niedrigschwellig, die Eltern sind täglich im
Haus und die Zusammenarbeit mit den Erziehern ist in der Regel vertrauensvoll und
gut.
Der Ansatz der interdisziplinären Zusammenarbeit und der Vernetzung von verschie-
denen Stellen, die alle mit den gleichen Kindern arbeiten, muss weiter ausgebaut
werden. Ein erster Schritt dazu ist die gegenseitige Kenntnis über die jeweils ande-
ren Angebote. Daher ist es eines unserer Tagungsziele, die Vernetzung anzuregen.
Wir haben uns daher gefreut, dass die Resonanz auf unseren Fachtag so groß ist.
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Begrüßung – Claudia Gaudszun, Referat Kindertagesstätten 7
Wir haben doppelt so viele Anmeldungen erhalten, wie Plätze zur Verfügung stan-
den. Von den etwas über 100 Teilnehmern haben wir etliche Anmeldungen aus den
Jugendämtern, den RSDs und anderen Stellen der Bezirksämter, der Jugendhilfe
und den Kitas.
Wir hoffen, dass Sie heute ins Gespräch miteinander kommen, dass Sie Kontakte
knüpfen oder bestehende Kontakte vertiefen.
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Silke B. Gahleitner – Was Fachkräfte über Traumata wissen müssen 8
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Silke B. Gahleitner – Was Fachkräfte über Traumata wissen müssen 23
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Monika Schipmann – Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern 24
Monika Schipmann Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Referat Erziehungshilfen und Verträge
Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern
Vorbemerkung Das heutige Thema hat viele Facetten.
Ich begrüße es sehr, dass der PARITÄTISCHE diesen Fachtag mit dem Thema
„Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“ organisiert hat und sich explizit mit den be-
sonders Schutzbedürftigen, den Hintergründen für die steigenden stationären Unter-
bringungen in dieser Altersgruppe und damit auch mit den Anforderungen an die
Qualitätsstandards der Betreuung auseinandersetzt.
Dieser breit angelegte Fachdiskurs ist angesichts der Entwicklung überfällig und
bietet m.E. die Chance, die jeweilige Wissensbasis über verschiedene Möglichkeiten
zu vergrößern, fachliche Annahmen und Standards zu reflektieren und miteinander
ins Gespräch zu kommen.
Ich möchte an dieser Stelle aus der gesamtstädtischen Perspektive des Referats Er-
ziehungshilfe und Verträge über die Entwicklung von Angeboten und Rahmenbedin-
gungen für die außerfamiliäre Betreuung von kleinen Kindern in Einrichtun-
gen/Regelgruppen auf Grundlage der §§ 34, 42 SGB VIII berichten.
Das in Berlin mittlerweile speziell für die Betreuung von kleinen Kindern außerhalb
der Herkunftsfamilie entwickelte zusätzliche Betreuungssetting ‚Krisenpflege’ im
Rahmen der Vollzeitpflege/Familienpflege nach § 33 SGB VIII wird Ihnen meine Kol-
legin Frau Ihmels später am Tisch 6 näher erläutern.
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Monika Schipmann – Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern 25
Ausgangssituation
Die Leistungsbeschreibungen für die stationären HzE sahen und sehen ausdrücklich
vor, dass kleine Kinder nicht in (regulären) Schichtdienstgruppen betreut werden
sollen.
Das Wissen um die besondere Bedeutung von Beziehungskontinuität und von siche-
ren Bindungen verbietet es, kleine Kinder, die häufig gerade erst eine Trennungser-
fahrung hinter sich haben und/oder Misshandlungen durch Eltern und Vertrauens-
personen erleiden mussten, in Schichtdienstgruppen mit wechselnden Bezugsperso-
nen und einem für diese besonderen Betreuungsbedarfe nicht ausgerichteten Perso-
nalschlüssel zu betreuen. Soweit der Grundsatz.
Tatsächlich erreichten uns im Vertragsbereich der Senatsverwaltung Bildung, Wis-
senschaft und Forschung in den vergangenen Jahren immer wieder Anfragen aus
den Jugendämtern und von Trägern, die dringend einen Betreuungsplatz für ein klei-
nes Kind oder für Geschwister in einer Regelgruppe suchten bzw. genehmigt haben
wollten. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass nicht ausreichend Pflegefamilien
im Rahmen der Krisenpflege für die sofortige und vorübergehende Aufnahme von
kleinen Kindern zur Verfügung stehen. Auch Plätze in familienanalogen Hilfesettings
in Einrichtungen – wie z.B. im Rahmen einer Erziehungsstelle – sind ebenfalls nicht
immer in ausreichendem Umfang vorhanden.
Die SenBWF hat sich daraufhin entschlossen, das Versorgungsproblem öffentlich zu
machen, und der Vertragskommission (Mindest-)Standards für den Abschluss von
diesbezüglichen Trägerverträgen vorgeschlagen. Schließlich sollte auch ein transpa-
rentes Verfahren im Zusammenhang mit den von den Standards der LB abweichen-
den Verträgen nach § 78 a ff SGB VIII hergestellt werden.
Nach eingehender Diskussion hat die Vertragskommission mit Beschluss Nr. 5/2009
„Rahmenbedingungen für die Verhandlungen von Trägerverträgen über Kurzzeitun-
terbringung von Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 0 bis unter 6 Jahren in
Schichtdienstgruppen nach § 34 und § 42 SGB VIII“ verabschiedet. Parallel dazu
wurde gemeinsam mit den Beteiligten das mittlerweile beschlossene Konzept der
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Monika Schipmann – Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern 26
Krisenpflege im Rahmen der Vollzeitpflege nach §§ 33, 42 SGB VIII entwickelt und
implementiert.
Annahmen und Standards
Der bundesweit feststellbare Anstieg der stationären (Kurzzeit-)Unterbringung in die-
ser Altersgruppe infolge der Kinderschutzdebatte wurde auch in Berlin deutlich.
2008/2009 wurden etwa 80 Anträge auf Ausnahmegenehmigungen bei der Senats-
verwaltung BWF gestellt. Von Jugendämtern und von Trägern wurden folgende Ur-
sachen benannt:
• Es stehen nicht ausreichend (im Einzelfall geeignete) Pflegefamilien für die
sofortige und befristete Unterbringung für Kleinkinder in einer Notsituation zur
Verfügung.
• Es müssen mehrere Geschwister kurzfristig untergebracht werden.
• Die Eltern stimmen der Unterbringung in einer Pflegefamilie nicht zu.
• Die Kinder können aufgrund massiver Verhaltensauffälligkeiten nicht in einer
Pflegefamilie untergebracht werden.
Die Regelgruppen in Einrichtungen sind jedoch konzeptionell (z.B. mit Blick auf die
besonderen Anforderungen an die Elternarbeit) und personell (z.B. in Bezug auf die
Notwendigkeit einer intensiven Begleitung und Förderung des Kindes) nicht auf diese
Zielgruppe eingerichtet. Es bedarf daher im Zusammenhang mit der Unterbringung
kleiner Kinder immer einer besonders gründlichen Einzelfallprüfung im Rahmen der
Hilfeplanung und im Rahmen der Entwicklungsplanung in der Einrichtung vor Hilfe-
beginn und begleitend.
Die Vertragskommission Jugend hat klar formuliert:
• Die vorgelegten Orientierungswerte für die Verhandlungen der personellen
und sächlichen Ausstattung der Angebote, die vorübergehend kleine Kinder in
Notsituationen in Schichtdienstgruppen betreuen, sind begründete Ausnah-
men. Es sollen ausdrücklich keine Standardangebote entwickelt werden.
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Monika Schipmann – Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern 27
• Für diese besonderen Betreuungssettings kommen nur Träger in Betracht, die
ein breites Leistungs- und Erfahrungsspektrum haben und in der Lage sind,
notwendige Ergänzungsleistungen sicher zu stellen.
• Die Unterbringung kleiner Kinder in besonders strukturierten
Schichtdienstgruppen ist auf höchstens 3 Monate zu beschränken.
• Die Laufzeit der Trägerverträge ist auf 2 Jahre begrenzt.
Und schließlich:
• Die Vertragskommission hat ferner festgelegt, dass 2011 die angenommene
Bedarfssituation und die speziellen Angebote überprüft werden.
Die Vertragskommission ist von einem Bedarf von ca. 200 Krisenunterbringungsplät-
zen in dieser Altersgruppe ausgegangen.
Tatsächliche Entwicklungen
Die Belegungsstatistik weist aus, dass am Stichtag 31.12.2009 302 Kinder im Alter
von 0 bis unter 6 Jahre stationär auf Grundlage der §§ 34, 42 SGB VIII untergebracht
waren. Davon waren auf Grundlage des § 34 SGB VIII insgesamt 268 Kinder und auf
Grundlage des § 42 SGB VIII insgesamt 33 Kinder (0 bis unter 3= 23, 3 bis unter 6
Jahre 10 Kinder) untergebracht.
Differenziert nach Angebotsformen waren in
unter 3 Jahre 3 bis unter 6 Jahre
Schichtdienstgruppen 2 16
Heimgruppen besonderer Prägung
oder Gruppenangeboten Intensiv
27 53
Gruppen zur kurzzeitigen Unterbrin-
gung
7 7
Erziehungswohngruppen 7 20
Familienanalogen Gruppen- 7 27
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Monika Schipmann – Stationäre Unterbringung von kleinen Kindern 28
Angeboten, Regelleistung
Familienanalogen Gruppen-
Angeboten, Intensivleistung
14 46
WAB-Gruppen --- 10
Erziehungsstellen 14 11
Teilstationären Projekten 4 7
78 190
Auf Nachfrage hat der Kindernotdienst ergänzend mitgeteilt, dass von März bis De-
zember 2009 114 Kleinkinder im Alter unter 1- 3 Jahre in Obhut genommen wurden.
Spezielle Trägerverträge nach den zuvor genannten Orientierungsstandards für die
Betreuung von Kindern unter 6 Jahren haben bisher nur 5 Träger abgeschlossen mit
insgesamt 41 Plätzen.
Weiterentwicklungserfordernisse
Der Fachtag heute bietet eine gute Möglichkeit zu einer vertieften Reflexion. Ich
wünsche mir eine Debatte, die sich mit den fachlichen Annahmen und den Hinter-
gründen der Entscheidung über eine stationäre Unterbringung von kleinen Kindern
und den fachlichen Anforderungen an diese Angebote befasst, und uns allen einen
anregenden Austausch.
Vielen Dank!
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Wolfgang Mohns Jugendamtsleiter Tempelhof-Schöneberg
Vernetzte bezirkliche Angebote
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
wodurch werden kritische Lebenslagen ausgelöst?
Das breite Feld der Schwierigkeiten in Familien lässt sich leider nicht über einen
Kamm scheren. Zu unterschiedlich sind die Schwierigkeiten, zu unterschiedlich die
Familienzusammensetzungen und zu unterschiedlich die Lebensentwürfe. Ich will
daher die psychisch ausgelösten Problemlagen nicht zum Thema machen.
Auslöser für kritische, gefährdende oder belastende Familiensituationen sind u.a.:
• Häusliche Gewalt
• Armut
• Überforderung
• Bindungs- und Beziehungsstörungen
• Bildungsferne
Es gibt zwar keine Antwort, keine allgemeingültige, keine universelle Antwort, aber
vielleicht einen gemeinsamen Nenner für die Frage: Was ist das verbindende Ele-
ment dieser Auffälligkeiten? Ich bin überzeugt davon, allen gemein ist ein unter-
schiedlich stark ausgeprägtes Bildungsdefizit. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg
sieht es daher als sein zentrales jugendpolitisches Ziel an, die Bildungschancen aller
Familien zu erhöhen. Bildung ermöglicht die Befähigung zu gesellschaftlicher Teil-
habe und Bildung ermöglicht Selbstverwirklichung entsprechend den eigenen Be-
dürfnissen und Wünschen.
Was kann Jugendhilfe für eine größere Bildungsbereitschaft tun?
Zwei Zielgruppen in einem Familiensystem gilt es anzusprechen.
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Wolfgang Mohns – Vernetzte bezirkliche Angebote 30
1. Die Kinder
2. Die Eltern (hier Mutter, Vater, Patchwork…)
Bildungsangebote für Kinder
Ich fange bei den Kindern an: Wir versuchen frühzeitig den Zugang zur frühkindli-
chen Bildung zu erreichen. Das sind die Angebote der Tagesbetreuung, also Kitas
und Tagespflege. Kindertagesstätten sind der erste Zugang zu institutionalisierten
Bildungsangeboten. Ich setze auf eine starke Vernetzung und Einbeziehung der vor-
schulischen Bildung. Wir versuchen auf regionaler Ebene im Rahmen der sozial-
räumlichen Betrachtung und Herangehensweise die Kindertagesstätten und die Kin-
dertagespflegen mit in die sozialräumlichen Strukturen einzubinden. Frühkindliche,
vorschulische Bildung ist die stärkste präventive „Maßnahme“ der Jugendhilfe. Ich
bin dankbar, dass zumindest hier der finanzielle Rahmen definiert ist. Knapp, aber
festgelegt, das wünschen wir uns für andere Bereiche der Jugendhilfe ebenso.
Bildungsangebote für Eltern
Aber ich will nicht nur über die Kindertagesbetreuung sprechen, das kommt sicher
intensiver beim nächsten Input. Ich hatte als zweite Zielgruppe die Eltern benannt.
Lebenslanges Lernen ist zwar gerade „en vogue“, aber für den Bereich der Familien
und Eltern geradezu unverzichtbar. Eltern- und Familienbildung ist Prävention und
Intervention zugleich. Familienbildung und Familienförderung ist Auftrag nach dem
SGB VIII, das ist unstrittig. Dennoch gibt es hierfür keine festgelegte Finanzierungs-
systematik. Unser Bezirk investiert viel in Angebote nach § 16 SGB VIII. Hier werden
explizit die Angebote der Familienbildung beschrieben. Auch die Leitungen der Berli-
ner Jugendämter beschäftigen sich zurzeit mit der Beschreibung der Inhalte und
auch mit Überlegungen zur Finanzierungssystematik. Der besondere Charme der
Familienbildung liegt in der Möglichkeit, sowohl auf aktuelle Problemlagen eingehen
zu können als auch allgemein über kindliche Entwicklung und Familienprozesse zu
informieren. Daher mein eingangs formulierter Hinweis, dass in der Familienbildung
sowohl vorbeugende als auch aktiv unterstützende Anteile enthalten sind.
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Wolfgang Mohns – Vernetzte bezirkliche Angebote 31
Die Angebote der Familienbildung können von vielfältigen Anbietern stammen und
natürlich auch an unterschiedlichen Orten stattfinden. Angeboten wird Familienbil-
dung von den Trägern der freien Jugendhilfe und von den kommunalen und freien
EFB-Stellen des Bezirkes. Es sind Angebote, die in Kitas, Schulen, Familienzentren
oder den Räumen der Träger durchgeführt werden.
Familienzentren
Kindertagesstätten sind das Eintrittstor zur Bildung. Hier müssen die Angebote für
Familienbildung angesiedelt sein. Leider ist der erste Anlauf in dieser Stadt geschei-
tert. Aber ich weiß, dass viele Kitas mit großer Unterstützung der verantwortlichen
Träger zusätzliche Angebote für Eltern und Familien entwickeln und vorhalten. Das
ist der richtige Schritt, aber leider nicht ausfinanziert. Tempelhof-Schöneberg setzt
sich auf der jugendpolitischen Ebene weiterhin für die Realisierung dieses Projektes
ein. Die Erfahrungen gerade in England sind Beleg dafür, dass es unverzichtbar ist,
diese Form der Familienunterstützung in den Kitas verlässlich zu etablieren.
Bildungsverbünde
Alle Regionen in unserem Bezirk arbeiten an Bildungsverbünden. Bildungsverbünde
sind Zusammenschlüsse aller am Bildungsverlauf beteiligten Institutionen, Träger
und Anbieter. Insbesondere Jugendhilfe, Kitas, Schulen und Jugendfreizeiteinrich-
tungen entwickeln gemeinsam Ideen und Strukturen zur Zusammenarbeit. Sei es der
Übergang Kita/Schule, die Einbindung der Jugendfreizeiteinrichtungen in den Schul-
alltag oder die Gestaltung des Überganges in den Beruf, alles wird hier versucht zu
verknüpfen. Ich bin sehr stolz darauf, dass die meisten Regionen sich inzwischen auf
den Weg gemacht haben. Die Einbindung der Schulen ist auf regionaler Ebene sehr
erfolgreich.
Stärkere Verknüpfung der Regel- und Hilfesysteme
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Wolfgang Mohns – Vernetzte bezirkliche Angebote 32
Natürlich kommt ein Jugendamt nicht ohne Hilfen zur Erziehung aus, natürlich gibt es
Notwendigkeiten, die ein Eingreifen beim Kinderschutz erforderlich machen, und na-
türlich müssen auch die Familiengerichte angerufen werden. Uns geht es jedoch
darum, dieses auf ein Minimum beschränken zu können oder zumindest die am we-
nigsten eingreifende Maßnahme zu wählen. Dazu versuchen wir die Regelsysteme
(also Kitas, Schulen, Ganztagsbetreuung und Jugendfreizeiteinrichtungen) zu stär-
ken und die Hilfesysteme (Hilfen zur Erziehung) erst dann eingreifen zu lassen, wenn
klar ist, mit den Regelangeboten ist der Prozess nicht zu gestalten.
Was heißt das konkret? Wir gestalten gerade einen Schulstandort gemeinsam mit
der Schule, dem Ganztagsbetreuungsträger und dem regionalen HzE-Träger so,
dass zunächst einmal bei Auffälligkeiten versucht wird, zusätzliche Ressourcen über
die Ganztagsbetreuung zu generieren. Entwicklungsverzögerungen kann auch mit
zusätzlichen Erzieherstunden für Integration begegnet werden. Wenn das nicht ge-
nügt, können Angebote der sozialen Gruppenarbeit zusätzliche Unterstützung brin-
gen. Durch Stärkung von Angeboten aus einer Hand (einem Träger) kann auf diesem
Weg auch die personelle Beziehungskontinuität für die betroffenen Kinder gewähr-
leistet werden. Der Übergang zur ambulanten Hilfe ist somit fließend. Ich bin über-
zeugt davon, dass auf diese Weise mit frühzeitigen Unterstützungen auf der Ebene
der Regelsysteme andere HzE-Angebote deutlich später oder geringer eingreifen
müssen. Daher werden wir diesen Weg weiter beschreiten.
Hauhaltsunterstützung
Eine weitere Möglichkeit, Angebote vor den Hilfen zur Erziehung zu entwickeln, ist
die genaue Prüfung, ob tatsächlich immer pädagogische, sozialpädagogische oder
psychologische Unterstützung notwendig oder hilfreich ist. Verschuldung, unorgani-
sierte Tagesabläufe, chaotische Hauhaltsorganisation oder miserable Hauhaltpla-
nung kann häufig auch mit anderen Mitteln begegnet werden. Eine Unterstützung bei
der Haushaltsführung, bei der Gestaltung des Tagesablaufes oder bei Einkäufen
sollte lebensnah und lebenspraktisch erfolgen. Hierfür gibt es Fachkräfte außerhalb
der Pädagogik. Wir haben an einem Standort die Zusammenarbeit mit einer Haus-
wirtschaftsschule begonnen und mit zwei Trägern in einer anderen Region die Ange-
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Wolfgang Mohns – Vernetzte bezirkliche Angebote 33
bote der Haushaltsunterstützung abgesprochen. Ich setze sehr darauf, hier zu vor-
zeigbaren Ergebnissen zu kommen.
Stärkung der nachbarschaftlichen Arbeit
Die Stärkung der Familie kann auch durch die Stärken der Nachbarschaft gelingen.
Ein gut funktionierendes System von nachbarschaftlichem Engagement hilft bei der
Prävention und kann stärkend auf Familien wirken. Der Ausbau von nachbarschaftli-
chen Zentren, die wohnortnah erreichbar sind, ist zielführend. Wir haben inzwischen
vier Nachbarschaftszentren über den Bezirk verteilt. Sie sind zum einen Anlaufstelle,
aber zum anderen auch Kommunikationsinstrument. Wir stärken daher das Enga-
gement der Nachbarschaftszentren. Leider sind auch hier die finanziellen Grundaus-
stattungen desaströs.
Ehrenamtliche
Ein abschließendes Wort, weil es mir am Herzen liegt, zu den Ehrenamtlichen. Wir
haben, nicht nur in Tempelhof-Schöneberg, ein Heer von Menschen, nämlich Ehren-
amtliche, die über Kompetenzen und Kenntnisse verfügen, die bisweilen brachliegen
und verkümmern. Ich bin dankbar für alle Bemühungen in diesem Bereich, das Inte-
resse und die Neugier zu wecken. Aber gleichzeitig werde ich auch immer wieder die
Wertschätzung für diese Art der gesellschaftlichen Arbeit zeigen. Ich bin überzeugt,
dass gerade die Ehrenamtlichen unser Kleinod in der sozialpädagogischen Arbeit
sind. Sie sind es, die den Weg in die Familien auf direkte, unkomplizierte und akzep-
tierte Art finden.
Fazit
Es muss uns in dieser Stadt gelingen, die präventiven Angebote verbindlich und si-
cher zu finanzieren.
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Helmut Wittmann Jugendwohnen im Kiez gGmbH, Regionalleiter Beate Lubitz Jugendamt Tempelhof Schöneberg, Regionalleitung Schöneberg Nord
World Café 1 – Bildungsnetz
Einführung World Café 1 – Bildungsnetz Schöneberg Nord
Setting
a) TeilnehmerInnen: MitarbeiterInnen mit Leitungsveranwortung: 2 Grundschu-
len, 3 Kitas, Freier Jugendhilfeträger HZE, Nachbarschaftsheim, KJGD, Quar-
tiersmanagement, Integrationsbeauftragte, Verband sozial-kulturelle Arbeit;
Anmerkung: alle TeilnehmerInnen haben in ihren Institutionen Leitungs- und
Steuerungsverantwortung; dadurch wird gewährleistet, dass Verabredungen,
Beschlüsse und Informationsnotwendigkeiten auch umgesetzt werden; Institu-
tionen müssen sich sukzessive nach innen und außen verändern.
b) Federführung: Jugendamt, Regionalleitung Schöneberg Nord
c) Moderation/Prozessgestaltung/Dokumentation: 2 Moderatorinnen in enger
Kooperation mit Regionalleitung Jugendamt
d) Sitzungsmodus: 5 Workshops im Jahr, je 8:30 bis 11:30 Uhr (8 Workshops
seit Nov. 2008)
e) Finanzierung: Leistungsvertrag FuA (Fallunspezifische Arbeit)
Ziele
Gemeinsam benannte Ziele eines steuernden und strategischen Bildungsnetzes:
• Entwicklung einer feinteiligen, verlässlichen, transparenten sozialräumlichen
Bildungslandschaft (Sozialraum als Bildungsraum)
• Schaffung von anregenden Lebens-, Lern- und Erfahrungsräumen für Kinder
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und Jugendliche (Lebensraum als „bunter“ Lernort)
• Sprachentwicklung gemeinsam fördern und gestalten
• Bildungsverläufe für Kinder abbruchfrei gestalten – Brücken bauen an den
Übergängen der Institutionen; kein biografisches Scheitern aufgrund man-
gelnder Sprachkompetenz
• Maßgeschneiderte Vernetzung der regionalen Bildungsakteure in einem loka-
len Bildungsverbund
• Eltern für Bildungsverläufe ihrer Kinder aktivieren und begeistern
• Entwicklung von gemeinsamen Systemen der Frühförderung und Prävention
(keine Abbrüche im Bildungsverlauf durch Sprach-/Sozialdefizite)
• Optimierung der Übergänge: Familie – Kita, Kita – Schule (Schule – Ober-
schule, OS – Beruf)
• Abstimmung der Sprachförderprogramme in den Bildungseinrichtungen
• Zweisprachigkeit als Stärke und große Chance (Imagewandel!)
• Planung und Abstimmung durch die Leitungsverantwortlichen
• Vermeidung von Parallel- und Konkurrenzangeboten
• Entwicklung gemeinsamer regionaler Standards
Neben dieser Vision ist ein wesentliches Ziel des Jugendamtes: Prävention vor Inter-
vention! Wir möchten Maßnahmen der frühzeitigen Intervention entwickeln und för-
dern, um perspektivisch häufig zu späte Interventionen zu reduzieren.
Ausführliche Dokumentation unter: www.kiezatlas.de/schoeneberg-nord/Aktuelles +
Aktionen/Bildungsnetzwerk Dokumentation[MT1]
World Café 1 – Gespräche
Es wurde unter der Fragestellung „Was ist Ihre Erwartung an ein regionales Bil-
dungsnetzwerk?“ diskutiert – folgende Aspekte wurden genannt:
• Kiezbezogenheit
• konkrete Zusammenarbeit Kita – Grundschule!
• konkrete Verabredungen
• Aspekt von Nachhaltigkeit
• Verstetigung als Perspektive?
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 1 – Bildungsnetzwerke 43
• Gibt es Kooperationsverträge zwischen Schulen und Kitas?
→ hier bisher nicht
• Start?
→ Anregung über Erfahrungen des Jugendhilfeträgers JuWiK
• Teilnahme/Verbindlichkeit
→ interessengestützt/Dringlichkeit als Motiv („Der Termin ist heilig!“)
• Problem: Einzugsgebiete Schulen und Einzugsgebiete Kitas
• Warum nicht berlinweit? So viele regionale Zuschnitte
→ Sozialräume/Regionen sind verschieden! (maßgeschneiderte Entwicklung)
• alternatives Modell: Kooperationswerkstatt Kita + Schule (Spandau), gemein-
same Ziele verbessern
• „Einer muss für das Bildungsnetzwerk brennen“ – als Motor für Netzwerk
• kooperieren – frühzeitig handeln
• Schuleinzugsgebiete kein regionaler Bezug, Problem
• Leitungskräften sind die Termine absolut wichtig, daher kein „abbröseln
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 2 – Lotsenfunktion der Kita bei Familienunterstützung 44
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 2 – Lotsenfunktion der Kita bei Familienunterstützung 45
Dagmar Krämer Sozialarbeiterin, Kinder im Kiez GmbH Sigrid Petto Fachberaterin, Orte für Kinder GmbH
World Café 2 – Lotsenfunktion der Kita bei der Familienunterstützung
Allgemeines Feedback
In der ersten Runde war den Teilnehmenden nicht klar, dass hier kein fertiges Kon-
zept vorgestellt wird. Daher war die Anwärmphase gerade erst beendet, als diese
Runde beendet werden musste. In der zweiten und dritten Runde konnten wir dahin-
gehend besser anmoderieren und die Teilnehmenden kannten die Vorgehensweise
schon, so dass wir schneller ins Gespräch kamen. Die Methode hätte allen Teilneh-
menden im Vorfeld klarer vorgestellt werden sollen.
Tatsächlich ist diese Methode ein Weg, sehr schnell miteinander in Kontakt zu kom-
men und den interdisziplinären fachlichen Austausch in einer fremden Gruppe zu
ermöglichen. Trotzdem wäre es gut gewesen, pro Gruppe noch 10 Minuten mehr Zeit
zu haben.
Mehr (funktionierende) Flipchartstifte hätten eventuell dazu beitragen können, dass
sich die Teilnehmenden aktiver an der Tischdokumentation beteiligt hätten. Sie
wurde aber gerne angenommen, auch um am Schluss noch kurz Gedanken zu for-
mulieren, die nicht mehr in die Runde kamen.
Zusammenfassend werden nachfolgend in Stichpunkten die angeschnittenen Themen skizziert:
• Einbindung und Rückkopplung bei den HZE
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 2 – Lotsenfunktion der Kita bei Familienunterstützung 46
• Einbeziehung der Kita in Hilfeplanung nach §36 SGB VIII (wird in der Praxis
sehr unterschiedlich, Tendenz eher selten, praktiziert) und Fallteams. Kita als
„sichere Insel“ muss in den Gesprächen dabei sein.
• Lotse als koordinierende Stelle in der Jugendhilfe.
• Neue Qualitäten von Elternarbeit in der Kita sind nötig. ErzieherInnen sind we-
der durch Ausbildung noch durch eigene Biographie auf die Zusammenarbeit
mit „schwierigem“ Klientel vorbereitet.
• mehr Fortbildung für pädagogisches Fachpersonal zur Zusammenarbeit mit
dem Jugendamt, Kooperation mit Jugendhilfeträgern...
• Kita kann nur Lotse sein, wenn gute Kenntnisse zu Hilfen da sind.
• Vernetzung im Sozialraum... Hierfür sind auch aktuelle Infos zu Ansprechpart-
nern notwendige Vorraussetzung (z.B. aktuelle Telefonlisten – wer pflegt und
veröffentlicht diese?). Aufeinander zugehen.
• Erfolgreiche Zusammenarbeit ist oft personenabhängig.
• mehr gegenseitige Kenntnisse voneinander zwischen den Institutionen,
Einrichtungen, Bezirksämtern...
• Kita kann vermitteln, dass das Jugendamt nicht nur „Kinder wegnimmt“
(Wächteramt per Gesetz), sondern Unterstützung anbietet.
• Systematisierung der Lotsenfunktion – wer ist dabei wofür zuständig (z.B.
Fachberatung...)?
• Es muss mehr gut/verlässlich finanzierte Familienzentren geben, in denen ge-
eignete Personen nah an den Familien dran sein können.
• Stärkung der Regeleinrichtungen
• Klärung der Lotsenfunktion: Wo beginnt sie, wo hört sie auf?
• Kita muss sich Vertrauensposition erhalten. Schwieriger Spagat zwischen
Beratung, Begleitung und §8a SGB VIII.
• Selbstverständnis eher Beratung als Lotse (hier: Verständnis vom Lotsen, der
den Weg vorgibt)
• Dolmetscher werden an vielen Standorten gebraucht, um mit den Familien ar-
beiten zu können.
• Infothek von Anbietern in jeder Kita
• Vernetzung mit Selbsthilfe
• Dreierteams: Jugendamt, Kita, Jugendhilfeträger
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 2 – Lotsenfunktion der Kita bei Familienunterstützung 47
Es gab unterschiedliche Erfahrungen bei Trägervertreterinnen von Familienzentren:
• Ziel war es alle ErzieherInnen als Lotsen auszubilden. Hat nicht geklappt und
sich auch nicht als sinnvoll erwiesen. Beratung im Büro zu festen Zeiten
wurde nicht angenommen. Eltern sind eher zu erreichen über offene Treff-
punkte und Gruppen, die auch mal Fachleute einladen. Gut funktioniert das
regelmäßige Nachbarschaftscafé und dazu ein paralleles Beratungsangebot.
• Aus der Praxis, dass die Kita sehr viel berät, entstand das Modell: Träger
finanziert eine zusätzliche Springerkraft, die Erzieher vertritt, wenn sie als
Vertrauenspersonen ihre Beratungsfunktion wahrnehmen. Angebote von
außen werden nicht angenommen.
• Kinder- und Jugendhilfezentren mit geregelten Kooperationsvereinbarungen
mit Kitas. Hier Beratung von außen. Enge Zusammenarbeit. Auch gemein-
same Fortbildungen von Fachpersonal. Echte Zusammenarbeit führt dazu,
dass die Hilfe von „außen“ auch angenommen wird.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 3 – Erziehungsstelle gut – alles gut? 48
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 3 – Erziehungsstelle gut – alles gut? 49
Manfred Jannicke (Nachbarschaft hilft Wohngemeinschaft e.V.) Geschäftsführer/pädagogischer Leiter
World Café 3 – Erziehungsstelle gut – alles gut ? Diskussionsrunde zum Angebot Erziehungsstelle als familienanaloge Form der Hilfe
zur Erziehung. Input zum Einstieg: Gegenüberstellung dieser Angebotsform mit den
Pflegestellen.
Welche familienanalogen Formen der Erziehungsstellen gibt es?
1. Erziehungsstellen
• Klassisch: 1-2 Plätze zur mittel- bis langfristigen Unterbringung (familienerset-
zend)
• Kinderschutzstellen: Krisen-/Clearingunterbringung (vorübergehender Schutz
und Perspektivklärung)
• Erziehungsstelle mit 3-4 oder mehr Plätzen mit innewohnenden pädagogi-
schen Fachkräften1
(Diese Angebote unterscheiden sich durch die Betreuungsintensität.)
1 Die Berliner Rahmenleistungsvereinbarung bezeichnet auch Erziehungswohngruppen mit 5-6 Plätzen mit dauerhaft oder alternierend innewohnenden päd. Fachkräften als „familienanalog“. Wir von NHW e.V. haben uns entschieden, dies mit Blick auf die speziellen Versorgungsbedürfnisse gerade der kleinen Kinder (unter 6 Jahren) nicht zu tun, weil solche Einrichtungen durch den erforderlichen Wechselschichtplan, häufige Belegungswechsel und zu viele Angehörige das Kriterium der Familiananalogie („Als-ob-Zuhause“) nach unserer Ansicht nicht erfüllen.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 3 – Erziehungsstelle gut – alles gut? 50
2. Pflegestellen
• Vollzeitpflege mit + ohne erweiterten Betreuungsbedarf zur mittel- bis
langfristigen Unterbringung (familienersetzend)
• Befristete Vollzeitpflege mit + ohne erweiterten Betreuungsbedarf, z.T. noch
als bezirkliche Angebotsform (z.B. bei vorhersehbarem und vorübergehendem
Ausfall der Eltern etwa durch Krankenbehandlung o.ä.)
• neue Angebotsform: Krisenpflege (vorübergehender Schutz und
Perspektivklärung), Ausgestaltung siehe in diesem Reader
Gemeinsamkeiten 2
• Privatheit und Intimität
• Alltagsleben als Prinzip und Lernmilieu
• konstante Familiengruppe
• zumeist langfristige Perspektive
• Erwartungsdruck an die Kinder, sich in das bestehende Familienleben zu
integrieren
Unterschiede
Erziehungsstelle 1-2 Plätze Pflegestelle 1 – 2 Kinder
rechtl. Grundlage: § 34 SGB VIII mit
Fachkräftegebot
rechtl. Grundlage: § 33 SGB VIII ohne
Fachkräftegebot
institutionelles Arrangement (u.a. Arbeits-
verhältnis mit Weisungsrecht des AG)
Pflegeverhältnis/Pflegevertrag
berufliches Selbstverständnis der
Erziehungsstellen-Eltern
persönlich motiviertes Zusammenleben
mit Kind(ern)
größere Distanz zum Kind größere Nähe zum Kind
geringerer Erwartungsdruck an das Kind höherer Erwartungsdruck an das Kind
bewußte Gestaltung eines „Erziehungs-
milieus“ inkl. umfangreicher Unterstüt-
zungsmöglichkeiten für die päd. Fach-
Orientierung an Normalität des familiären
Lebens
2 Nach: „Neues Manifest zur Pflegekinderhilfe“, Hrsg. Kompetenzzentrum Pflegekinder e.V. + IGfH, 2010, Seite 37
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 3 – Erziehungsstelle gut – alles gut? 51
kräfte
große Offenheit für Elternkontakte und
ggf.
Rückführung
begrenzte Offenheit für Elternkontakte,
dadurch erschwerte Rückführungsoption
im Vergleich höheres Entgelt im Vergleich niedrigeres Entgelt
Die World-Café-DiskutantInnen interessierten sich für Fragen wie:
Welche Personen sind für welche Formen geeignet? Für welche Kin-
der/Problemstellung ist welches Angebot geeignet? Welche Formen der Qualifizie-
rung und Qualitätssicherung sind erforderlich ? Etc...
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 52
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 53
Birgit Zuther (VJB Zehlendorf e.V., Berlin) pädagogische Koordinatorin/Familienberaterin [email protected]
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften – Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden können
Familiengruppenarbeit – Anforderungen und neue Wege in der Elternarbeit (in der stationären Jugendhilfe)
Ausgangssituation und Grundannahmen
• Ein von seiner Familie getrennt lebendes Kind fühlt sich trotz der (erzwunge-
nen) Trennung vor allem als Mitglied seiner Herkunftsfamilie. Es lebt in einem
Loyalitätskonflikt zwischen dem System, in dem es de facto lebt, der Wohn-
gruppe, in das sich einzuleben als gefährlich empfunden werden kann, weil es
die Auflösung der Bindung zur Herkunftsfamilie manifestieren könnte, und
dem Herkunftssystem.
• Störungen der Emotionen und des Sozialverhaltens bei Kindern haben meis-
tens ihre Ursache in intrafamiliären Konflikt- und Problemsituationen. Warum
nicht innerfamiliär?
• Beziehungs- bzw. Bindungsmuster wirken über Generationen.
• Die Entwicklungsverläufe bei fremd platzierten Kindern verlaufen in der Regel
positiv und stabiler, wenn es gelingt eine vertrauensvolle Kooperation mit den
Eltern aufzubauen und diese weitestgehend in die Erziehungsverantwortung
einzubeziehen.
• Eltern, deren Kinder fremd untergebracht sind, erleben sich häufig hilflos und
inkompetent, sie verlieren mit der Fremdunterbringung ihres Kindes in sehr
kurzer Zeit (1/2 Jahr) den Alltagsbezug zu ihrem Kind, genannt Parentektomie
- „verwaiste Eltern“.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 54
• Die Familien sind meistens, oft auch schon über Generationen, multiplen Be-
lastungs- und Benachteiligungsfaktoren ausgesetzt. Sie haben Zweifel an ih-
rer Selbstwirksamkeit und sehen für sich oft keine Veränderungsmöglichkei-
ten.
• Mehrfachbelastete Eltern sind in der Regel nicht in der Lage, den Zusammen-
hang zwischen psychosozialen Belastungs-Faktoren (Familie/Schule usw.),
eigenem Verhalten und Symptomen beim Kind zu erkennen, entsprechende
Handlungsschritte alleine abzuleiten und umzusetzen.
• Eltern/Familien bleiben oft skeptisch gegenüber den Helfersystemen und kön-
nen die regulären Hilfe- und Beratungsangebote häufig nicht annehmen.
• Die Übertragung von den Verhaltens- und Entwicklungsfortschritten des Kin-
des in die häusliche Umgebung gelingt häufig nicht (nachhaltig), wenn die El-
tern-Kind-Interaktion nicht ausreichend bearbeitet werden konnte.
• Eltern fühlen sich häufig hilf- und machtlos (Versager) ihrem Kind gegenüber,
während in der Wohngruppe scheinbar alles klappt.
• Eltern wünschen und benötigen eine praxisnahe und handlungsorientierte
Anleitung/Begleitung in der problematischen Eltern-Kind-Interaktion.
Grenzen und Nachteile der klassischen Hilfen
• Mit der Fremdunterbringung konzentrieren sich die Hilfen zur Erziehung im
Wesentlichen auf die Förderung des untergebrachten Kindes. Weitere be-
darfsgerechte und geeignete Hilfen, welche die Eltern parallel zur Unterbrin-
gung befähigen (Erziehungskompetenzen) bzw. welche auf die Verbesserung
der Beziehungsqualität zu ihren Kindern abzielen, werden bisher kaum ange-
boten und finanziert.
• Die Tatsache, dass oftmals noch andere Geschwisterkinder zu Hause leben
und die intrafamiliären Probleme durch eine Herausnahme des „Problemkin-
des“ in keiner Weise gelöst sind, findet kaum Berücksichtigung, zumal davon
auszugehen ist, dass sich diese häusliche Problematik in kurzer Zeit auf an-
dere Weise Ausdruck verschafft.
• Kommt es dennoch vor, dass weitere Hilfen in der Familie installiert sind, ist
die notwendige enge Vernetzung dieser Hilfen in der Regel nicht gegeben. In
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 55
manchen Familien werden so über die Jahre unzählige Hilfen und Helfersys-
teme eingesetzt, die kaum in einer gemeinsamen Hilfeplanung (Kita, Thera-
peut, Familienhilfe, Schule, Einzelfallhelfer, Tagesgruppe, Heim, Klinik usw.)
unter der Beteiligung der Eltern überprüft und abgestimmt wurden, und wo-
durch eine bedarfsgerechte und ressourcenorientierte enge Verzahnung von
gemeindenaher psychosozialer Versorgung, ambulanter und stationärer Hilfen
nicht erfolgt. In diesen Fällen kann der Eindruck entstehen, dass die Hilfen die
Familien zusätzlich hilfloser machen und die Erziehungsverantwortung zu-
nehmend an Experten delegiert oder von diesen übernommen wurde.
• Eine gezielte Elternförderung im Sinne von Befähigung und Förderung der
Erziehungsverantwortung, welche auf den Bedarf und die Zugangsmöglich-
keiten der Familie abgestimmt ist, ist kaum vorhanden oder ist während der
Fremdunterbringung nicht vorgesehen.
Nimmt man den Wortlaut „Hilfen zur Erziehung“ als Auftrag ernst, ist ein Umdenken
in der Hilfestruktur unumgänglich. Wie auch im 13. Kinder- und Jugendbericht1 ge-
fordert, bedarf es Förderprogramme, die sich stärker an den Bedürfnissen und
Handlungsmöglichkeiten von Heranwachsenden und deren Familien ausrichten und
einen Lebenswelt- und Kontextbezug herstellen. Auch im Hinblick auf die zu Recht
geforderte Wirkungsorientierung und den Rückführungsauftrag in den Hilfen zur Er-
ziehung ist eine stärkere Fokussierung auf kompetenzstärkende Hilfen auch beson-
ders für Eltern von fremd untergebrachten Kindern unerlässlich.
Folgt man dieser Erkenntnis, bedarf es bei der Entwicklung geeigneter Hilfe- und
Fördermaßnahmen eines grundlegenden Umdenkens in der Struktur der Hilfen und
auch im Rollenverständnis der Helfer. So lange die traditionelle Berater- und Erzie-
herrolle eher geprägt ist von Expertentum („Ich sage dir wie es geht, ich bin der bes-
sere Erzieher für dein Kind.“) bzw. Betreuer sich (verständlicher Weise) eher in der
Rolle der „Ersatzeltern“ (bessere Eltern) sehen, fördert diese Haltung „die Konkur-
renz um das Kind“ und damit in der Folge auch die Hilflosigkeit der Eltern. Diese
Haltung fördert in gewisser Weise die Auf- bzw. Abgabe der elterlichen Erziehungs-
verantwortung2. Folgt man jedoch dem Grundsatz, dass die Verantwortung stets bei
1 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung 2009. 2 siehe auch: Cecchin/Conen: „Wenn Eltern aufgeben“, Carl-Auer-Verlag 2008.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 56
den Eltern bleibt, auch wenn die Helfer es besser wüssten, erfordert dies von uns
einen entscheidenden Haltungs- und Rollenwechsel: vom Expertenberater/-erzieher
zum Unterstützer der tatsächlichen Eltern. Dies ist auch schon deshalb erforderlich,
da Eltern häufig – verstärkt durch die heutige allgemeine Konsumhaltung – von der
Einrichtung, dem Helfer eine solche Service-Leistung erwarten oder sich wünschen.
Den Eltern die Verantwortung abzunehmen bedeutet aber, mit ihnen potenziell eine
Konkurrenz einzugehen, sie als Eltern zu entwerten, elterliche Resignation zu ver-
stärken und damit möglicherweise tradierte und generationsübergreifende
Beziehungs- und Erziehungsdefizite aufrecht zu erhalten.
Ein solcher Paradigmenwechsel, von einer kindzentrierten zu einer familienzentrier-
ten Betreuung, ist aber nicht nur für uns Helfer eine Herausforderung, sondern auch
deshalb schwierig, weil für Eltern die (zeitweilige) Unterbringung in einer Wohn-
gruppe zunächst eine Entlastung und sehr eng mit dem Wunsch auf eine „Behand-
lung“ ihres Kindes verknüpft ist oder ihnen wenigstens eine „Super-Nanny“ zeigen
soll, wie es besser geht.
Betrachtet man dann noch die Aspekte des wirkungsorientierten Lernens, d. h. wie
werden Eltern tatsächlich befähigt und können diese das dann auch im Alltag umset-
zen, dann muss sich unsere Arbeit stärker an Konzepten orientieren, die auf das
Erleben und Erfahren am Handlungs- und Erfolgsmodell beruhen. Erkenntnisse und
Ratschläge führen in der Regel nicht zwangsläufig dazu, dass Menschen auch ihr
Verhalten entsprechend verändern können. Hierzu bedarf es der Hilfestellung in der
konkreten Situation, des Experimentierens und des Wahrnehmens, Anerkennens von
Fortschritten, Ressourcen und Erfolgen.
Wollen wir hilfreiche Konzepte entwickeln, die auf die Stärkung der Erziehungsver-
antwortung und –kompetenzen der Eltern ausgerichtet sind und dadurch die Eltern-
Kind-Beziehungen nachhaltig verbessern, bietet die Arbeit mit Familiengruppen
hierfür einen sehr gutes Setting und einen bedarfsgerechten Lernkontext. In einer
Gruppe lassen sich problematische Verhaltensweisen und Symptomatiken einer Fa-
milie differenzierter bearbeiten. Die Familiengruppenarbeit nutzt die Erkenntnis, dass
Mitglieder aus anderen Familien neue und andere Perspektiven entwickeln können,
vor allem, wenn sie mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Da Menschen
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 57
in Konfliktsituationen eher dazu neigen, eine eingeschränkte Sichtweise zu haben,
aber gleichzeitig über eine sehr hohe Sensitivität für ähnliche Probleme bei anderen
verfügen, kann diese Fähigkeit für den Reflexionsprozess und die Entwicklung von
neuen Perspektiven genutzt werden.
Effekte und Vorteile der Familiengruppenarbeit 3
• Förderung der Solidarität: „ Wir sitzen alle im gleichen Boot.“
• Stigmatisierung und schambedingte Isolation überwinden: „Wir sind ja nicht
die Einzigen.“
• Anregungen zu neuen Sichtweisen und Perspektiven: „Ich sehe sehr genau
bei dem anderen Dinge, für die ich bei mir selbst blind bin.“
• voneinander lernen: „ Wie die anderen das machen, find ich gut.“
• sich in anderen „gespiegelt“ sehen: „Wir sind wie ihr.“
• positive Nutzung des Gruppendrucks: „Ich kann hier nicht kneifen.“
• gegenseitige Unterstützung und Rückmeldung: „Toll, wie ihr das macht – und
wie seht ihr uns?!“
• Kompetenzen entdecken/erweitern: „Ich kann doch mehr als ich dachte, ich
bin doch gar nicht so hilflos.“
• mit „Pflegefamilien“ und Surrogaten experimentieren: „Ich kann mit anderen
Kindern ganz gut – und wie deine Eltern mit meinem Kind umgehen, ist
klasse.“
• Erleben intensivieren: „Hier brodelt es, es tut sich was.“
• Hoffnung wecken: „Licht am Ende des Tunnels, auch für uns.“
• neue Verhaltens-/Erziehungsmuster im „Schonraum“ üben: „Ich kann hier was
ausprobieren, auch wenn es mal schief geht.“
• Selbstreflexion stärken: „Ich sehe mich hier genauer und anders.“
3 Eia Asen, Michael Scholz: Praxis der Multifamilientherapie, Carl-Auer-Verlag 2009, Seite 16.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 58
• Offenheit durch „öffentlichen“ Austausch schaffen: „Niemand verteufelt mich,
ich kann mich öffnen.“
Damit vereint die Familiengruppenarbeit die Vorteile einer Einzelfamilientherapie/-
beratung mit den Besonderheiten einer Gruppentherapie/-beratung. Die Einsatzmög-
lichkeiten dieses Ansatzes sind vielfältig und können als ambulante mehrstündige
Programmeinheit, tageweise oder in Wochen(end)blöcken sowie (teil)stationär
durchgeführt werden. Dieses Setting basiert auf Inhalten der systemischen Interakti-
onsarbeit und kombiniert diese mit anderen traditionellen Therapieformen und deren
Methoden. Multifamilienarbeit ist eine Herausforderung, nicht nur für die Familien,
sondern auch für die Mitarbeiter und erfordert sehr hohes Engagement. Die Vorteile
und die positiven Effekte sind jedoch so überzeugend und der Wirkungsgrad her-
kömmlicher Beratungssettings oder anderer Förderprogramme so unbefriedigend,
dass es an der Zeit ist, umzudenken und dieses Konzept auch in den Bereich der
stationären Jugendhilfe zu übertragen.
Im Mai dieses Jahres haben wir daher mit einem Familienprogramm nach dem FuN4-
Konzept gestartet, an dem 7 Familien freiwillig aus unterschiedlichen stationären
Hilfen begeistert teilnehmen.
Familienprogramm
• 8 Termine mit 8 Familien à 3 Zeitstunden im 14-tägigen Rhythmus
• verschiedene kurze angeleitete Kooperations- und
Kommunikationsspielsituationen (an separaten Familientischen), welche von
den Teamern direkt in der Aktionsphase gecoacht werden
• gemeinsames Essen, welches jeweils eine Familie für die Gruppe zubereitet
• Elternzeit – Kinderzeit : Eltern-Austausch, während die Kinder separat betreut
werden
• Gruppenspiele (alle) und Rituale
4 FuN Familien und Nachbarschaft: praepaed Institut für präventive Pädagogik. www.praepaed.de
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 59
Konzept-Ziele:
• Eltern werden angeleitet mit ihren Kindern aktiv und kindgerecht Zeit zu
gestalten (Entfremdung durch fehlendes Alltagserleben bei Fremdunterbrin-
gung).
• Elternkompetenz fördern: Eltern werden als Erziehungspersonen wertschät-
zend anerkannt, gefördert und gestützt. Durch die gemeinsamen Aktivitäten
erleben die Familien ein positives Familienklima und eine Stärkung ihres Fa-
milienzusammenhalts.
• Eltern und Kinder stärken: Die Eltern-Kind-Interaktion wird durch Spiele und
Übungen angeregt – konstruktive Kommunikation und Konfliktbearbeitung
werden eingeübt; Ressourcen zur Erziehung werden aktiviert.
• soziale Beziehungen festigen: Der Kontakt und das Vertrauen zu den
Mitarbeitern wächst, Eltern können sich untereinander (Peergroup) kennenler-
nen und austauschen – neue Kontakte aufbauen und Isolation überwinden.
• Kooperation fördern und Erziehungspartnerschaft entwickeln: innerfamiliäre
Kooperation, Lernfeld in einem positiven Grundklima, in dem unterschiedliche
Bedürfnisse ausgehandelt werden können; Förderung der Zusammenarbeit
zwischen Einrichtung und Eltern, Abbau von Konkurrenzgefühlen, Entwicklung
einer produktiven Zusammenarbeit
Kompetenzbereiche:
• Familienzusammenhalt fördern: Eltern werden gestärkt Erziehungsverantwor-
tung zu übernehmen – klare Grenzen und Rollen; Eltern und Kinder erleben
gemeinsam Spaß, Eltern nehmen sich Zeit für ihre Kinder, sie machen neue
Erfahrungen miteinander.
• Selbstachtung und Achtung anderer: eigene Stärken und Schwierigkeiten ken-
nen, sich selbst wertschätzen, Unterschiedlichkeiten wahrnehmen, die ande-
ren achten und anerkennen – besondere Bedeutung im Hinblick auf geringes
Selbstwertgefühl mit häufigen Gefühlen wie Wertlosigkeit, Schuld und Scham
• Selbst- und Fremdwahrnehmung: eigene Gefühle, Bedürfnisse und Interessen
wahrnehmen, eigenes Verhalten einordnen und verstehen lernen, die Gedan-
ken und Standpunkte der anderen verstehen, Gefühle der anderen wahrneh-
men und respektieren
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 4 – Erziehungspartnerschaften: Wie aus hilflosen Eltern hilfreiche Eltern werden 60
• Kommunikation und Kontakt: anderen zuhören und Verständnisbereitschaft
mitbringen, eigene Interessen und Wünsche formulieren, auf andere zugehen
und Interesse an Kontakt zeigen, einvernehmliche Lösungen finden
• Kooperation und Vernetzung: gemeinsame Ziele formulieren und verfolgen,
Formen der Selbstorganisation erproben
Die hohe Bereitschaft der Eltern, an diesem Programm mitzumachen und sich auf
die Gruppensituation einzulassen, war überraschend für uns. Nach fünf Terminen
sind wir sicher, dass das Programm hervorragend geeignet ist, Eltern in ihrer Erzie-
hungsfähigkeit zu unterstützen, ihnen handlungsorientierte Interaktionshilfen und –
kompetenzen zu vermitteln, sie in ihrer Elternrolle zu stärken und ihnen neue nach-
haltige Erfahrungen und Perspektiven auch im Kontakt miteinander zu ermöglichen.
Inzwischen wurde das Konzept in vielen Gremien vorgestellt und stößt auf großes
Interesse auch bei anderen Trägern und Jugendämtern, so dass eine Kooperations-
und Arbeitsgruppe demnächst ins Leben gerufen wird. Wir sind derzeit bemüht, eine
Finanzierung für dieses sehr personalintensive Programm zu erreichen, und arbeiten
an modifizierten Konzepten für weitere Einsatzmöglichkeiten, wie z.B. Clearing,
Rückführung, ambulante Hilfen, und hoffen, damit einen wichtigen Beitrag für die
dringend notwendige Erweiterung bzw. Neugestaltung der „Elternarbeit“ in den Hilfen
zur Erziehung (stationärer Kontext und präventive Angebote) für Familien leisten zu
können. Ein bedarfsorientiertes Hilfeprogramm entsteht, das insbesondere auf Eltern
zugeschnitten ist, die in der Regel mit bildungsorientierten Programmen und klassi-
schen Beratungssettings nicht (ausreichend) erreicht werden können. Auch wenn der
Wirkungsnachweis noch nicht wissenschaftlich erbracht ist, gibt es bereits sehr viele
erfolgreiche Projekte und Erfahrungen, die für den weiteren Ausbau der Familien-
gruppenarbeit als reguläres und finanziertes Angebot in der Jugendhilfe sprechen.
Die Aussicht, durch dieses Angebot hilflosen Eltern die Möglichkeit zu verschaffen
hilfreiche Eltern zu werden, dürfte auch in einer angespannten Haushaltslage ein
wesentlicher Aspekt sein, da hier eine reelle Chance besteht Jugendhilfekarrieren zu
beenden, zu verkürzen oder zumindest stabile und gelingende Kooperationen (El-
tern-HzE) zu erzielen.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 61
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 62
Frieder Moritz (JaKuS gGmbH) Geschäftsführer JaKuS e.V. Bülowstr. 52, 10783 Berlin Tel: 030 217 501 68, Fax: 030 217 501 67, Mobil: 0177 333 04 62 Mail: [email protected], Site: www.jakus.org
World Café 5 – Familienrat
Eingangspräsentation
„Die Menschen stärken, die Sachen klären.“
Mit diesen sechs Worten hat Hartmut von Hentig einst seine pädagogische Grund-
haltung umrissen. Sie passen hervorragend für das Verfahren Familienrat, das Insti-
tutionen wie Jugendamt und Schule, aber vielleicht auch der Kita radikal neue Mög-
lichkeiten bietet, problematische Situationen zu thematisieren und Familien eigene
Lösungen finden zu lassen.
Ich möchte Sie neugierig machen und an meinen Tisch einladen, um nähere Infor-
mationen zu erhalten und Fragen an uns zu richten.“
Notizen vom World-Café-Tisch
Das Verfahren „Familienrat“ wurde jeweils sehr kurz erläutert, dann wurden Fragen
gestellt und beantwortet. Als erfahrene Praktiker saßen mit am Tisch:
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 63
Frau Kubischk-Piesk, Jugendamt Mitte, RSD
Herr Arne Nowak, JaKuS e.V., Koordinator
Folgende Fragen/Stichworte wurden geliefert:
• mehr Information gewünscht
• Sind Sie als Jugendamt mit den Lösungsvorschlägen der Familien einverstan-den?
• Ist das Verfahren für Familien mit Migrationshintergrund geeignet?
• Spielt die Schamgrenze der Familien eine Rolle? Welche?
• Wie geht Familienrat in einer Kita? Personell, Themen, Voraussetzungen, Vorgehensweise, Finanzen?
• Welches Klientel ist geeignet, welche Themen sind geeignet?
• Wann soll ein Familienrat stattfinden – auch während einer Hilfe?
• Wie steht es mit der Wirksamkeit des Familienrats?
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 64
Familienräte – Family Group Conferences in Berlin
Einführung
Familienräte werden derzeit an mehreren Orten in der Bundesrepublik erprobt
und erforscht. Ursprünglich wurde die Methode in Neuseeland entwickelt und
bezogen auf Europa zuerst in den Niederlanden, später auch in Nordirland und
weiteren Ländern auf breiterer Ebene eingesetzt. In Deutschland werden die
europäischen und innerdeutschen Erfahrungen mit Familienratsarbeit auf ei-
nem jährlichen Vernetzungstreffen zusammengetragen.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis von Ver-
wandtschaftsräten wird in Deutschland vor allem von Früchtel/Budde/Cyprian
getragen, von denen auch wesentliche Veröffentlichungen zum Thema stam-
men (Sozialer Raum und soziale Arbeit, Fieldbook, VS Verlag, Wiesbaden
2007.).
Im Kern handelt es sich bei Familienräten um eine radikale Form der Beteili-
gung der Betroffenen und ihres Umfelds. Der Bruch mit den tradierten Rollen
im Jugendhilfesystem wird am deutlichsten dadurch sichtbar, dass in der
zentralen „Familienphase“ die Profis außen vor bleiben. Der Bruch mit den tra-
dierten Rollen hat in den Niederlanden zu der Einschätzung geführt, die Koor-
dination der Familienräte in die Hände von gut qualifizierten „Laien“ mit ande-
ren beruflichen Hintergründen zu legen.
Das Verfahren des Familienrates
Der Familienrat/Family Group Conference ist ein Verfahren, das direkt am Wil-
len der Familie ansetzt und in ihren Ressourcen und Kompetenzen unter Ein-
beziehung ihres Netzwerks das zentrale Potential für die Erarbeitung von Lö-
sungen sieht. Professionelle Helfer unterstützen die Familiengruppe durch In-
formationen, Moderation und bei der Umsetzung des von der Familiengruppe
entwickelten Planes.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 65
Die Durchführung von Verwandtschaftsräten erfordert von allen beteiligten
Fachkräften unter Umständen ein hohes Maß an Flexibilität und Zeitaufwand.
Arbeitseinsätze jenseits gewohnter Arbeitszeiten, ungewohnte Besprechungs-
kontexte werfen Fragen nach zeitlichen und finanziellen Ressourcen auf. Diese
gilt es im Rahmen des Projekts aufzugreifen und die Machbarkeit in den beste-
henden Strukturen zu prüfen.
Durchführung des Familienrats/Family Group Conference
Vorbereitung
Die fallführende Fachkraft des RSD bittet nach Zustimmung der Familie den/die
KoordinatorIn den Familienrat vorzubereiten und durchzuführen.
Er/sie nimmt Kontakt mit der Familie auf,
• informiert sie darüber, was dem Sozialarbeiter/der Sozialarbeiterin des
RSD in Bezug auf die familiäre Situation Sorge bereitet, und stimmt mit
der Familie die Fragestellung ab,
• informiert sie über ihre Rechte und mögliche Ausgänge der Fallbearbei-
tung,
• erklärt die Prinzipien und den Prozess des Familienrats,
• mobilisiert zusammen mit der Familie das Netzwerk,
• bespricht mit allen Beteiligten den Familienrat vor,
• organisiert die Zeit, den Ort und den Ablauf des Familienrats so, dass
die Rahmenbedingungen die Problemlösungskultur der Familie best-
möglich unterstützen.
Eröffnung
Begrüßung aller Teilnehmenden durch den Koordinator/die Koordinatorin, ggf.
nach Wunsch der Familie Beginn mit einem Familienritual.
Vorstellung der Verfahrensregeln und der Rollen der teilnehmenden Personen.
Die Verfahrensregeln lauten:
• Konzentration auf die Zukunft der Kinder/Jugendlichen
• Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen, aber keine Schuldzuweisungen
und Vorwürfe
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 66
• respektvolles Zuhören aller Beteiligten
• alles Gesagte unterliegt der Schweigepflicht (Ausnahmen sind die klar
beschriebene Verwendung des Protokolls, Drohungen gegen Anwe-
sende und Berichte über Gefährdungen von Kindern/Jugendlichen)
Der eigentliche Familienrat gliedert sich in folgende Phasen:
1. Phase: Informationsaustausch
Die fallführende Fachkraft des RSD benennt, auf welche formulierte Problem-
situation der Plan der Familiengruppe Antworten geben soll. Die bezogen auf
den konkreten Einzelfall eingeladenen professionellen Helfer/innen geben all-
gemeine Informationen über Unterstützungsangebote an die Teilnehmer/innen.
2. Phase: Exklusive Familienzeit
Die Familie bespricht ohne die Professionellen die Problemsituation und über-
legt einen Lösungsplan, der schriftlich festgehalten wird.
3. Phase: Kontrakt
Der/die Koordinator/in und die fallführende Fachkraft kommen wieder hinzu.
Die Familie stellt ihren Plan vor, der/die Sozialarbeiter/in prüft die vorgetragene
Lösung auf dem Hintergrund der formulierten Sorge. Je nach Fragestellung
werden die Beteiligten gebeten den Lösungsplan gegebenenfalls zu verfeinern
oder zu modifizieren. Schließlich wird der Kontrakt schriftlich festgehalten, da-
bei wird sehr viel Wert auf größtmögliche Konkretisierung gelegt. Außerdem
werden Vereinbarungen zur Evaluation und Folgetreffen festgelegt. Der/die
Koordinator/in moderiert diesen Prozess.
Erfahrungen mit Theorie und Praxis von Familienräten
JaKuS wurde erstmals im Mai 2006 auf dem 3. Fachpolitischen Diskurs zur So-
zialraumorientierung durch einen Vortrag von Frank Früchtel und Wolfgang
Budde auf „Family Group Conference“ aufmerksam und regte in der Folge eine
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 5 – Familienrat – auch ein Weg für die Kindertagesstätte? 67
interne Fortbildung zum Thema an.
Seit Januar 2008 nimmt JaKuS am Modellprojekt des Bezirks Mitte zur Einfüh-
rung von Verwandtschaftsräten teil. Seitdem wurde die Arbeit mit viel Elan
weitergetragen, fast alle Berliner Jugendämter denken inzwischen intensiv über
das Thema nach, viele haben mit der Umsetzung – dem Beispiel Mitte folgend
– mit der Arbeit begonnen. JaKuS hat mit vier Berliner Bezirken (Mitte, Neu-
kölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf) Vereinbarungen zur
Durchführung abgeschlossen.
Bis heute hat JaKuS in vier Berliner Bezirken rund 70 Familienräte durchge-
führt.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 6 – Krisenpflege – ein neues Konzept für Berlin 68
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 6 – Krisenpflege – ein neues Konzept für Berlin 69
Inka-Maria Ihmels (SenBWF) Bereich Vollzeitpflege, teilstationäre Familienpflege
World Café 6 – Krisenpflege in Berlin Seit Jahren gilt in der Berliner Jugendhilfe die Vorgabe, kleine Kinder (möglichst)
nicht in Schichtdienstgruppen unterzubringen, sondern in pädagogisch angemesse-
neren Angebotsformen wie Pflegefamilien oder Familiäre Bereitschaftsbetreuung, als
Alternative auch in familienanalogen Angeboten wie Kinderschutzstellen und Erzie-
hungsstellen. Es zeigte sich, dass Kleinkinder wieder verstärkt in Schichtdienstgrup-
pen untergebracht werden, da in Krisensituationen Pflegefamilien und familienana-
loge Angebote fehlen. Die Zunahme der Krisenunterbringungen von kleinen Kindern
wird besonders den Veränderungen im Rahmen des § 8a SGB VIII zugerechnet. Ein
größerer Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten in Pflegefamilien wurde von den
Jugendämtern vermutet und angezeigt.
Diese Situation war der Anlass, in Berlin „Fachliche Standards zur Unterbringung von
kleinen Kindern in Familienpflege – Krisenpflege“ zu entwickeln. Das Konzept zur
Krisenpflege bietet die sofortige Unterbringung eines Kindes in einer Krisensituation
bei einer geeigneten Pflegeperson im Sinne des § 42 SGB VIII (mit oder ohne Ein-
verständnis der Sorgeberechtigten). Auch die im Anschluss an eine Inobhutnahme
nach § 42 SGB VIII erforderliche sozialpädagogische Krisenintervention (gemäß § 27
in Verbindung mit § 33 SGB VIII) erfolgt im Rahmen dieser Angebotsform.
Die Krisenunterbringung in Folge der Inobhutnahme gemäß § 42 SGB VIII ist eine
vorläufige sozialpädagogische Schutzmaßnahme (ohne vorausgegangenes Hilfe-
planverfahren). Sie erfolgt durch hoheitliches Handeln des Jugendamtes. Mit der
Einleitung der Inobhutnahme regelt das Jugendamt die vorläufige Ausübung von
Funktionen der elterlichen Sorge und bestimmt den Aufenthalt des Kindes. Damit
einhergehend prüft es in der Regel gemeinsam mit den Personensorgeberechtigten
und nach Möglichkeit mit deren Einvernehmen das Gefährdungsrisiko des Kindes,
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 6 – Krisenpflege – ein neues Konzept für Berlin 70
das Problembewusstsein der Betroffenen und Lösungsmöglichkeiten für die Krisen-
situation.
Die Krisenpflege bietet einen familiären Rahmen, in dem die Pflegeperson auf die
spezifischen Bedürfnisse nach Schutz, Geborgenheit und individueller emotionaler
Zuwendung des Kindes angemessen und intensiv eingeht. Deshalb ist die Krisen-
pflege für Säuglinge und Kleinstkinder vorrangig geeignet.
Wirksame Krisenhilfe erfordert eine konstruktive und verbindliche Zusammenarbeit
zwischen der Pflegeperson, dem Regionalen Sozialpädagogischen Dienst (RSD) und
dem Pflegekinderdienst (PKD des Jugendamtes bzw. des beauftragten freien Trä-
gers). Insbesondere bei kleinen Kindern muss die fachliche Klärung und Entschei-
dung über die weitere Hilfe so zügig wie möglich erfolgen, um den Kindern baldmög-
lichst wieder einen festen, dauerhaften emotionalen Bezugsrahmen zu geben.
Aus der Erkenntnis heraus, dass es schwer ist, Pflegepersonen zu finden, die einer-
seits den Ansprüchen der Krisenpflege genügen und die sich andererseits auf diese
doch sehr anspruchsvolle Betreuung von kleinen Kindern einlassen, wurde ein Fi-
nanzierungsmodell entwickelt, welches einerseits einer Erzieherin finanziell ermögli-
chen soll, in die Krisenpflege einzusteigen. Andererseits haben die Kalkulationen er-
geben, dass die Unterbringung in einer Krisenpflegefamilie finanziell außerordentlich
günstiger ist als eine stationäre Unterbringung in Einrichtungen, abgesehen davon,
dass es für viele Kinder auch die pädagogisch bessere Betreuung bietet.
Sofern eine Pflegeperson im Rahmen der Krisenpflege tätig werden möchte, ist eine
spezielle Schulung zur Krisenpflege erforderlich. Dazu wurde ein Rahmenplan zum
Aufbaukurs Krisenpflege entwickelt. Der Aufbaukurs Krisenpflege wird, ebenso wie
die Pflegeelternschulung, vom Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Bran-
denburg durchgeführt. (Siehe auch „Fachliche Standards zur Unterbringung von klei-
nen Kindern in Familienpflege- Krisenpflege“)
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
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World Café 7 – Familienintegration 78
Birgit Schmidt, Anette Sperling, Holger Rohlfs (Kinderhaus Berlin – Mark Brandenburg)
World Café 7 – Familienintegration
Die Idee der familienintegrativen Projekte Familienbande und Profil des Kinderhaus
Berlin – Mark Brandenburg e.V. besteht darin, intensiv mit der Familie als System zu
arbeiten, um sie als solche erhalten zu können. Unsere Erfahrungen in der Arbeit mit
Familien zeigen, dass diese nur erfolgreich sein kann, wenn neben der Bearbeitung
von Beziehungen der Familienmitglieder auch die komplexen Lebenssituationen mit-
bedacht werden. Daher ist es unser Anspruch, gemeinsam mit den durch uns be-
treuten Familien intensiv deren Problemlagen im innerfamiliären Feld zu bearbeiten
und sie gleichzeitig dafür zu sensibilisieren, sich der Herausforderung zu stellen, die
das Umfeld der Familie mit sich bringen kann.
Die Gruppen werden von je 5 ErzieherInnen begleitet. Eine Wirtschaftskraft umsorgt
die Kinder zusätzlich an 5 Tagen in der Woche. Im Rahmen der ergänzenden Leis-
tungen des familienintegrativen Projekts arbeitet je eine Sozialpädagogin im Team.
Nach Bedarf wird ein eng mit den Projekten kooperierender Psychologe in die Fallar-
beit eingebunden.
Unsere familienintegrativen Projekte richten sich in erster Linie an Fami-
lien/alleinerziehende Mütter und Väter und deren Kinder, die in ihrer aktuellen Le-
benssituation nicht gesichert zusammenleben können. Wir arbeiten gemeinsam mit
den Familien an der Stärkung des Systems der Familie mit dem Ziel, eine Rückkehr
zu einem gemeinsamen Familienleben im eigenen Haushalt zu ermöglichen. Die Er-
fahrung zeigt, dass auch Eltern, die sich im Zwangskontext (beispielsweise in Kin-
derschutzfällen) auf unser Projekt einlassen, unser konsequentes und wertschätzen-
des Beziehungsangebot annehmen können und bei gleichzeitiger konfrontativer Be-
ratung eine eigene Motivation und Zielsetzung für die Arbeit im familienintegrativen
Projekt entwickeln. Die Besonderheit unseres Angebotes ist, dass die Eltern gemein-
sam mit ihren Kindern in unsere Projekte einziehen dürfen. Die Eltern sind bei uns
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 7 – Familienintegration 79
Gäste und behalten daher Ansprüche auf Leistungen anderer Gesetzgebungen (z.B.
ALG II).
Im Rahmen des World Café der Fachtagung stellten Frau Schmidt, Teamleiterin Pro-
fil, Herr Rohlfs, Teamleiter Familienbande und Frau Sperling, Sozialpädagogin Fami-
lienbande den interessierten Kollegen unsere familienintegrative Arbeit in den jewei-
ligen Projekten vor. Wir stellten fest, dass diese Form der Hilfen zur Erziehung für
viele Teilnehmer recht neu ist und eine große Neugier vorhanden war, Näheres zu
erfahren.
Es gab eine Vielzahl von Fragen, die auch wiederholt in den wechselnden Runden
gestellt wurden, und aufgrund der zeitlichen Begrenzung sind sicher einige Fragen
offen geblieben. Viele Fragen beinhalteten den finanziellen Rahmen und die perso-
nelle Ausstattung der Projekte. Häufig wurde nach Kapazität, Hilfedauer, Erfolg und
Methodik gefragt. Eine häufige Frage war auch, ob es Ausschlusskriterien für die
Aufnahme in unsere Projekte gäbe. Das Eingehen auf diese Fragen nahm einen
großen Teil der zur Verfügung stehenden Zeit in Anspruch.
Eine Chance der familienintegrativen Arbeit, so die Teilnehmer, wäre, dass der Kon-
takt zwischen Eltern und Kindern intensiv gewährleistet wird und somit Bindungen
erhalten und intensiviert werden oder durch die Arbeit auch entstehen können. Es
würde eine Entwicklung von Eltern und Kindern am selben Ort vollzogen werden
können und Familien könnten auf gemeinsame Bezüge und Erlebnisse zurückgrei-
fen. Die Möglichkeit für Eltern und Kinder im Alltag am Modell lernen zu können
wurde als förderlich hervorgehoben. Aufgrund des Schichtdienstsystems ist es in un-
serem Projekt möglich, von Beginn an eng mit den Familien in Kontakt zu treten und
eine Beziehung zu den betreuten Personen aufbauen können, die allgemein sehr
schnell eine enge Zusammenarbeit während des Hilfeprozesses ermöglicht. Das
Kennenlernen der Familien untereinander im Projekt eröffnet ihnen zudem ein Lern-
feld und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.
Dass die Eltern im Projekt Gäste sind und daher weiterhin autonom für sich sorgen
müssen, wird als gute Möglichkeit angesehen, sie in der Eigenverantwortung zu be-
lassen. Dennoch werden sie bei Bedarf unterstützt, den Kontakt mit Ämtern und Be-
hörden sicherer zu gestalten. Steht die Rückführung der Kinder in den Haushalt der
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 7 – Familienintegration 80
Eltern an, wird ein sensibler Übergang geschaffen (z.B. längere Beurlaubungen,
kennenlernen der Familienhilfe).
Für Familien, die schon viele Säulen der Jugendhilfelandschaft erlebt haben, ohne
dass Erfolge erzielt werden konnten, hält eine Teilnehmerin die Familienintegration
nicht für sinnvoll.
Des Weiteren brachte ein Teilnehmer die Frage ein, ob der Kinderschutz im Projekt
gewährt werden kann, wenn die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern im gleichen
Zimmer wohnen würden. Wird im Hilfeverlauf deutlich, dass trotz des engen Betreu-
ungsrahmens in unserem Projekt der Schutz des Kindes nicht gewährleistet werden
kann, stoßen wir an unsere Grenzen und es wird mit Jugendamt und Familie nach
anderen Perspektiven gesucht.
Konsens aller Teilnehmer war, dass Familienintegration eine geeignete Alternative
zu anderen stationären Hilfeformen für kleine Kinder darstellt. Es gibt, so die Teil-
nehmer einvernehmlich, einen großen und steigenden Bedarf an familienintegrativen
Projekten. Die Erfahrung vieler Teilnehmer (u. a. aus dem ambulanten Bereich) zeigt,
dass die Kapazität dieser Angebote bisher noch viel zu gering ist.
Wir empfanden den kollegialen Austausch im Rahmen des World Café als sehr an-
regend und interessant. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung konnte die Diskussion
jedoch nur angeregt werden. Uns wurde deutlich, wie wichtig es ist, mit interessierten
Fachkollegen in Austausch zu treten.
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Schmidt Holger Rohlfs Annett Sperling
Profil Familienbande Familienbande
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe 81
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe 82
Ingo Siegert (Geschäftsführer IBEF e.V.) Kontakt Aufsuchende Elternhilfe: www.ibefev.com Kontakt IBEF e. V. www.ibefev.de
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe
KundInnen der Aufsuchenden Elternhilfe (formale Aufnahmekriterien)
Erstgebärende/Ersteltern (erstes Kind) oder Mütter/Eltern, die Kinder haben, die nicht
bei Ihnen leben
Grund: Mütter/Eltern, die Kinder haben, haben Anspruch auf Hilfe zur Erziehung. In
den Genuss der Aufsuchenden Elternhilfe sollen aber diejenigen kommen, die keinen
Anspruch auf Hilfe zur Erziehung haben. Das sind Erwachsene ohne Kinder
(Schwangerschaft zählt nicht) oder mit Kindern, die nicht bei den Eltern leben und für
die die Eltern kein Sorgerecht haben.
Ausnahme: Minderjährige können auch aufgenommen werden.
(Typische) KundInnen der Aufsuchenden Elternhilfe nach Risikofaktoren
• unerwünschte Schwangerschaft
• sehr junge Mütter/Teenager < 20 Jahren
• alleinstehende Mütter ohne familiäre und soziale Anbindung/unklare Vater-
schaft
• Spätgebärende
• Familien/Mütter mit Migrationshintergrund/mit ungesichertem Aufenthalt
• Familien, welche die ersten Erfahrungen mit einem Kind nicht integriert haben
• kinderreiche Familien
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe 83
• Mehrlingsschwangerschaften/-geburten
• niedriges Bildungsniveau/fehlender Schulabschluss
• Leben in sozialen Brennpunkten, ungünstige Wohnverhältnisse
• Leben in schlechter und ungesicherter wirtschaftlicher Lage/Schulden/keine
Krankenversicherung
• werdende Eltern mit sehr konfliktreicher Paarbeziehung
• Verhaltensauffälligkeiten
• Bindungsstörungen
• psychische Einbrüche
• exogene Depression
• traumatisierte Mütter
• Mütter mit eigenen Mißhandlungserfahrungen
• Mütter, die bereits in Betreuung sind
• Mütter mit körperlicher Behinderung
• Delinquenz
Ziele der „Aufsuchenden Elternhilfe”
• Gesundheit für Mutter und Kind im Kontext sozialpädagogischer Hilfestellung
• Sicherung der materiellen Versorgung
• Anbindung an die Institutionen im Sozialraum
• soziale Vernetzung mit anderen Müttern/Vätern und Kindern
• Klärung, ob weitergehender Hilfebedarf nötig ist in Abstimmung mit dem
Jugendamt
Umsetzung der „Aufsuchenden Elternhilfe“
• Die „Aufsuchende Elternhilfe“ findet hauptsächlich im Wohnumfeld der Familie
statt.
• Die „Aufsuchende Elternhilfe“ ist freiwillig.
• Der Wunsch das Kind auszutragen ist Voraussetzung.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe 84
• Die Zusammenarbeit mit allen relevanten Stellen hat einen sehr hohen Grad
an Verbindlichkeit.
• Die Mütter/Eltern werden beraten/begleitet/vernetzt.
• Es werden positive und konstruktive Kontakte gefördert.
• Es werden konkrete und praktische Hilfestellungen angeboten.
Eingangsphase
• Klärung, ob Aufsuchende Elternhilfe die geeignete Hilfeform ist, in bis zu vier
Terminen
Grund: Kostenklärung (Jugendamt übernimmt die Kosten nur bei richtiger In-
dikation)
• Einholen der Zustimmung der Schwangeren Frau/Eltern, dass Name und Ad-
resse dem Jugendamt mitgeteilt werden, und zur grundsätzlichen Zusammen-
arbeit mit dem Jugendamt
Phase I – bis zur Geburt
• Erarbeiten einer Zielvereinbarung: Was soll erreicht werden? (typische Bei-
spiele)
• Sicherung der materiellen Bedingungen für Mutter und Kind
• Sicherstellung der Erstausstattung für das Baby
• Begleitung zu Ämtern und Behörden, insbesondere zum SMD (Zentren für
sexuelle Aufklärung und Familienplanung)
• Hilfestellung bei Stress und emotionalen Problemen
• Klärung der Ziele, Problemlagen und der (persönlichen, sozialen, materiellen
und infrastruktruturellen) Ressourcen analog der Ressourcenkarte
Phase II – ab der Geburt
• Einfinden in die neue Mutterrolle
• Alltagsgestaltung mit dem Kind
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
World Café 8 – Aufsuchende Elternhilfe 85
• Ressourcenaktivierung und Entlastung
• Gesundheit von Mutter und Kind, U-Untersuchungen
• ggf. Vernetzung der Familie
• Kontakt zu Ämtern, Diensten und Initiativen, insbesondere zum KJGD
Phase III – die Ablösung
• Mütter/Eltern/Familie kommen in die Beratung
• Anbindung der Familie an den Sozialraum
• Bekanntmachen der Mutter/Eltern mit der zuständigen Kollegin vom Jugend-
amt
• Ablösung und Schlussauswertung
Regeldauer und Umfang
• ein halbes Jahr bis zu drei Stunden pro Woche, maximal zehn Monate
Weitere Angebote von IBEF
• Aufbau einer Gruppe von Müttern, die entbunden haben, die Schwangere
beraten
• Treffen der ehemaligen Kundinnen zweimal im Jahr
• Elternschule „starke Eltern – starke Kinder“
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Hans-Ullrich Krause – Zusammenfassung der Tagung 86
Hans-Ullrich Krause
Zusammenfassung der Tagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Es war den Veranstaltern ein besonderes Anliegen, darauf zu verweisen, dass es
nicht allein die Hilfen zur Erziehung sind, die als professionelles Arbeitsfeld Verant-
wortung für Kinder und Familien in komplizierten Lebenssituationen tragen, sondern
dass auch insbesondere die Kindertagesstätten immer wieder vor besonderen Her-
ausforderungen stehen, wenn es darum geht, Gefahren für Kinder rechtzeitig zu be-
merken, deren Bedeutung abzuschätzen und geeignete Unterstützung einzuleiten
oder herzustellen. Dabei ist es ganz offenbar von besonderer Bedeutung über Ko-
operation, über die gezielte Zusammenarbeit im Sinne der Kinder und Familien in
diesen Zusammenhängen nachzudenken, und zwar nicht nur im Hinblick auf Prä-
vention, sondern auch mit Blick auf die gemeinsam gestalteten Hilfen, wenn es
schwierig wird.
Das ist das eine. Zum anderen sollte diese Tagung auf die Situation von kleinen Kin-
dern eingehen, welche in dramatischen Lebenssituationen waren oder sind. Dabei
sind die möglichen Auswirkungen anhaltender Unterversorgung, sozialer Vereinsa-
mung oder Ausgrenzung, unbehandelter gesundheitlicher Beeinträchtigungen, kör-
perliche oder sexuelle Misshandlung zentral. Oder anders formuliert: Es geht darum
zu erkennen, wer diese Kinder sind, die unter Misshandlung oder Vernachlässigung
leiden mussten. Wie sehen sie die Welt, wie sich selbst, wie die anderen Kinder?
Wie gehen sie mit Anforderungen um, die an sie gestellt werden, wie lernen sie und
wie wirken sich auf sie aktuelle soziale Gegebenheit aus? Und wie können die im
Kinderschutz aktiven Fachkräfte die Kinder dabei unterstützen, mögliche Traumata
(wie das Frau Prof. Gahleitner in ihrem Vortrag so eindrücklich beschrieben hat) zu
überwinden, um erfolgreich ihr Leben gestalten zu können?
Wir konnten feststellen, dass die nötigen Beantwortungen der genannten Fragestel-
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Hans-Ullrich Krause – Zusammenfassung der Tagung 87
lungen nur dann möglich sind, wenn die Personen, die sich als Professionelle um
diese Kinder und deren Familien kümmern, über ausreichendes sachbezogenes
Wissen verfügen und wenn sie eine Haltung haben, die man als zugewandt, offen
und eben auch fürsorglich beschreiben könnte.
Zum anderen brauchen wir in diesen Zusammenhängen gute Orte, sinnvolle Organi-
sationen, die sich für Kinder und Familien engagieren. Orte, die ebenfalls Haltungen
ausdrücken, die Zugänge haben, die nicht verregelt oder mit Vorurteilen beschildert
sind. In dieser Hinsicht hat sich in Berlin ganz offensichtlich einiges getan. Im Kern
geht es um Angebote, die sich etabliert haben, die auf neue Entwicklungen reagieren
und dabei erfolgreich zu sein scheinen. Diese seien hier noch einmal benannt und
inhaltlich kurz umrissen:
Gute Kindertagesstätten
Denkt man diese Frage von der Bedeutung des möglichen Einschnitts in das Leben
des Kindes, ist natürlich zunächst die Kindertagesstätte im Blick. Kindertagesstätten
oder eben auch Tagesmütter sollten über ihre besondere Aufgabe im Hinblick auf
Kinder in schwierigen Lebenslagen wissen. Sie sollten Kenntnisse darüber haben,
was es für kleine Kinder bedeutet, wenn sie in ihren Familien mit Vernachlässigung
konfrontiert sind, wenn ein Vater, eine Mutter oder beide Eltern zeitweilig nicht voll-
ständig in der Lage sind, für das Kind in einer ausreichenden Weise da zu sein, für
es zu sorgen. Sie sollten wissen, wie man ein solches Kind in seiner aktuellen Situa-
tion erkennt, wie man die Lage einschätzen kann, in der es sich befindet, wie man
Eltern wie auch das Kind ganz direkt fördert und unterstützt.
Es kann sein, dass in solchen Situationen auch die Unterstützung des Jugendamtes
hinzugezogen werden muss oder die eines Jugendhilfeträgers, einer Beratungsstelle,
einer Kinderärztin. Vielleicht ist es sogar notwendig, gemeinsam mit anderen Fach-
kollegInnen, die möglichen Gefahren für das betroffene Kind einzuschätzen und
weitere Schritte zu überlegen. Aber es sollte auch in solchen Situationen davon aus-
gegangen werden, dass es vielleicht Wege gibt, die man gemeinsam mit der Familie
gehen kann, damit das Kind nicht aus der Familie herausgenommen werden muss.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Hans-Ullrich Krause – Zusammenfassung der Tagung 88
Geeignete Pflegefamilien – Krisen- und Clearingstellen
Ist das dann aber vielleicht doch notwendig, so bleibt es oberste Priorität, für besag-
tes Kind eine geeignete Pflegefamilie zu suchen. Einen Ort also, an dem das Kind
kurzfristig bleiben kann oder auf Dauer leben wird.
Erst wenn das aus nachvollziehbaren Gründen nicht in Frage kommt oder sich als
fachlich problematisch erweist, sollten andere Formen stationärer Betreuung gesucht
werden. Gründe hierfür könnten u.a. sein: Das Kind hat mehrere Geschwister und
die sollen beieinander bleiben. Oder es ist das Ziel, die Familie rasch wieder zu sta-
bilisieren, und deshalb erscheint es sinnvoller, von vornherein an der Rückkehroption
zu arbeiten. Oder die Eltern stimmen der Unterbringung ihres Kindes oder ihrer Kin-
der in Pflegefamilien nachvollziehbar nicht zu. Oder aber es findet sich keine geeig-
nete Pflegefamilie, das Kind muss aber sofort und unabwendbar untergebracht wer-
den. In diesen Fällen haben sich in Berlin zwei stationäre Hilfen entwickelt, die in
Frage kämen. Nämlich angemessen gestaltete Kleingruppen mit familienähnlicher
Struktur und Projekte mit familienintegrativem Betreuungsansatz.
Kleine Gruppen mit kontinuierlicher Betreuung
Die besagten Kleingruppen zeichnen sich nicht nur durch eine überschaubar große
Gemeinschaft von Kindern (oft Geschwisterkinder) aus, sondern auch durch wenige
zuständige Erwachsene, die für diese Kinder enge Vertrauenspersonen werden kön-
nen. Hervorzuheben sind hier die sogenannten innewohnenenden Projekte (Erzie-
hungswohngruppen), bei denen eine Fachkraft direkt in der Gruppe lebt und eine
weitere diese Pädagogin bei der Betreuung unterstützt. Diese Wohn- und Betreu-
ungsform lehnt sich an die Organisation der Kinderhäuser an, welche die SOS- und
Albert-Schweizer-Kinderdörfer entwickelt haben. Hier jedoch soll ein stärkerer Grad
an Normalität erzeugt werden. Diese Kinder leben mit ihren Betreuerinnen und Be-
treuern in normalen Wohnungen, in typischer Wohnumgebung.
Auch im Hinblick auf die Erziehungswohngruppen gibt es in Berlin das Problem, dass
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Hans-Ullrich Krause – Zusammenfassung der Tagung 89
es kompliziert ist, geeignete Personen für das Innewohnen zu finden. Nicht zuletzt
deshalb haben sich die sogenannten Wohngruppen mit alternierender Betreuung
entwickelt und sind inzwischen zu einem festen Bestandteil der Betreuungsland-
schaft auch und besonders im Hinblick auf jüngere Kinder in Krisensituationen ge-
worden.
Die Kleingruppe betreut Kinder unterschiedlichen Alters und kann kleinere Kinder,
insbesondere im Falle von Geschwistern, mit integrieren.
Dass sich diese Betreuungsform in Berlin so stark entwickelt hat und sich inzwischen
als sehr erfolgreich etabliert, liegt zum einen an der simplen Problematik mangelnder
Alternativen. Es fehlt einfach an geeigneten Pflegefamilien. Und Fachkräfte sind of-
fenbar eher bereit, in einer Art Zwischenform von Privatheit und Institution für Kinder
und mit Kindern zu leben. Zum anderen sagen uns betroffene Eltern, dass sie die
Variante ihre Kinder in solch einer Wohnform zu sehen, der Pflegefamilie vorziehen,
weil sie den Eindruck haben, dass sie den Kontakt zu den eigenen Kindern so bes-
ser, verbindlicher halten können und an der Rückkehr der Kinder in die eigene Fami-
lie besser arbeiten können. Ob dies sachlich wirklich so ist oder ob heute auch Pfle-
gefamilien im Kontext enger fachlicher Betreuung durchaus in der Lage sind, Rück-
kehroptionen positiv zu unterstützen, sei hier dahingestellt.
Schwierig ist in diesen Zusammenhängen jedoch Krisen- und Kurzzeit-unterbringun-
gen zu realisieren. Schließlich zielen diese Wohnformen tendenziell auf eher lang-
fristige Betreuung. Gerade jüngere Kinder sollten bekanntlich nicht mit einem perma-
nenten Wechsel in einer Gemeinschaft konfrontiert werden. Von besonderer Bedeu-
tung ist hier also die Kontinuität der Beziehungen zwischen Kindern und Erwachse-
nen. Dies muss (erinnert sei hier an Emmi Pickler) methodisch zentral bedacht wer-
den.
Familienintegrative Wohnprojekte
Die zweite Variante stationärer Betreuung von jüngeren Kindern wird gegenwärtig
häufig als „Familienintegrative Wohnform“ bezeichnet. Gemeint ist die intensive, un-
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Hans-Ullrich Krause – Zusammenfassung der Tagung 90
mittelbare Einbeziehung der leiblichen Eltern insbesondere in Fällen von Krisenun-
terbringungen. Eltern sollen mindestens täglich drei Stunden anwesend sein und sich
an der Versorgung, Pflege und Erziehung ihrer Kinder beteiligen. Gleichzeitig werden
gemeinsam Programme entwickelt, die den Familienerhalt ermöglichen sollen. In
manchen Einrichtungen besteht sogar die Möglichkeit, dass Eltern direkt mit ins
Projekt einziehen. Natürlich gibt es für einen solchen Schritt nötige Voraussetzungen.
Zum Beispiel, dass die Eltern wirklich an einer umfassenden Zusammenarbeit inte-
ressiert sind.
Die wesentlichen Vorteile solcher Betreuungsformen liegen zum einen in der Ver-
meidung von dramatischen Trennungserfahrungen, zum anderen kann der Hilfepro-
zess sehr konzentriert und im gewissen Sinne auch effizient verlaufen, weil die Fami-
lie als Ganzes erreicht werden kann. Voraussetzung für einen möglichen Erfolg ist
ein grundsätzlich partizipatorischer Ansatz. Die Eltern sollen und müssen von vorn-
herein an der Entwicklung der Hilfeprogrammatik und dem Hilfeprozess beteiligt wer-
den.
Ausblick
Es ist also insgesamt notwendig, diese eingeschlagenen Wege zu beschreiten und
Angebote zu entwickeln, die den Anforderungen kleiner Kinder in schwierigen Le-
benslagen so weit wie möglich gerecht werden. Diese Entwicklungen sollten im Dia-
log stattfinden. Im Dialog mit den Betroffenen, aber auch im Rahmen unterschiedli-
cher Teilsysteme, die im Rahmen von Kinderschutz tätig sind. Auch im Projekt „Aus
Fehlern lernen – Qualitätsmanagement im Kinderschutz“ konnten wir sehr genau be-
obachten, wie wichtig Vernetzungen zwischen z.B. Kindertagesstätten, Gesundheit
und Hilfen zur Erziehung sind und wie schwach Kinderschutz insbesondere jüngerer
Kinder im Hinblick auf notwendige Vernetzung ist. Von daher glauben wir, dass wir
mit dieser Tagung, die wir gemeinsam mit Kindertagesstätten und Hilfen zur Erzie-
hung vorbereitet und gestaltet haben, richtig liegen. Wir werden den Prozess in die-
sem Zusammenhang fortsetzen. Und wir denken daran, am Anfang des nächsten
Jahres eine ähnliche Veranstaltung – sozusagen im Dreiergespann Gesundheit, Kita
und HzE – durchzuführen. Wir laden Sie schon heute ganz herzlich dazu ein.
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Artikel aus „Rundbrief PARITÄT“ – Juli 2010 91
Fachtagung „Kleine Kinder in kritischen Lebenslagen“
Impressum 92
Impressum Herausgeber PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin e.V. Brandenburgische Straße 80 10713 Berlin Tel 030 86001-0 Fax 030 86001-110 [email protected] www.paritaet-berlin.de Vorsitzende Prof. Barbara John Geschäftsführer Oswald Menninger Elke Krüger (stv.) Textredaktion Martin Thoma Verantwortlich Claudia Gaudszun Referat Kindertagesstätten Andreas Schulz Referat Jugendhilfe PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin e.V. Tel: 030 860 01 162 Fax 030 860 01 220 [email protected] Berlin, im Herbst 2010
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