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Eine echte Erfolgsge-schichte als Zuliefe-rer für den Laden-bau hat das Unter-

nehmen Holztechnik Finkele ausEbershausen seit dem Jahr 1926geschrieben. Gegründet wurde dieSchreinerei von Ottmar Finkele,dem Großvater des heutigen Inha-bers Bernhard Finkele, der mittler-weile die Firma gemeinsam mitseinem Sohn Stefan leitet.

Neben dem Wohnhaus seinerFrau erbaute Ottmar Finkele da-mals die erste Werkstatt mittenin Ebershausen, erweiterte sienach dem zweiten Weltkriegnoch einmal und war mit bis zuacht Facharbeitern als Herstellerfür alles vom Möbel über Fensterund Türen bis hin zum komplet-ten Innenausbau im ländlichenRaum aktiv. Sohn Georg Finkeleübernahm das Unternehmen

Ender der 50er-Jahre und unter-nahm im darauffolgenden Jahr-zehnt die ersten konkretenSchritte in Richtung Ladenbau: Erbelieferte den Großhändler seinerFrau und Mutter, die im Wohn-haus einen kleinen Lebensmittel-laden betrieben, mit Ladenein-richtungen. Damals wurden über-wiegend Metallregale mit Holz-fachböden und Verkaufstresenverbaut.

Eine echte Durststrecke warendie 70er- und 80er-Jahre mit dem Aufkommen der industriel-len Möbel- und Bauelemente -fertigung, denn dadurch warenSchreinereiprodukte immer we -niger gefragt. Georg Finkele bildete das Geschäft weitest -gehend zurück, fertigte vielfachin Per sonalunion und übernahmeine Handelsfunktion für Bau -elemente.

LADENBAU INNENAUSBAU

00 möbelfertigung 2/2015 Handwerk-Spezial

Erst normaler Schreiner-Alltag, dann enormes Unternehmenswachstum als Zulieferer für

den Ladenbau: Holztechnik Finkele ist ein schönes Beispiel einer Erfolgsgeschichte. Ausschlag-

gebend dafür, den Forderungen der anspruchsvollen Kunden entsprechen zu können, waren

regelmäßige Investitionen in den Maschinenpark. Immer mit dem Ziel, sich Alleinstellungs-

merkmale zu verschaffen. Seit 2008 arbeitet Finkele mit Maschinen der Homag Group.

Holztechnik Finkele: Beeindruckende Unternehmensentwicklung mit dem Ladenbau

Darf es auch einbisschen mehr sein?

Neuer Schwung kam dann mitdem heutigen Inhaber: WobeiBernhard Finkele anfangs nichtwirklich Interesse an der Schrei-nerarbeit zeigte. „Beim Hobelnsind mir immer so viele Späne insGesicht geflogen – das konnte ichmir nicht lebenslang als Arbeits-platz vorstellen“, so Finkele. Alsoabsolvierte er zuerst erfolgreicheine Ausbildung zum Raumaus-statter – bei der er auch seine

Frau kennenlernte, die heuteebenfalls im Familienbetrieb arbei-tet. 1983 schloss Bernhard Finkeledann doch noch eine Ausbildungzum Schreiner ab – und kam zu-rück in die elterliche Werkstatt.Mit dem Gedanken, die Möbel -fertigung wieder ins Laufen zubringen. Nachdem auch die Meis-terprüfung bestanden war, mussteEnde der 80er-Jahre eine Ent-scheidung her: Die vorhandenen

Die Lager-Säge-Kombination im neuerrichteten Hallenteilwurde im Jahr 2013 in Betrieb genommen.Für Holztechnik Finkele ist auch dasHandling von sehrgroßen Werkstücken inder Produktion über-haupt kein Problem.

Räumlichkeiten mit 200 Quadrat-metern platzten aus allen Nähten,Baugrund war mitten im Ort nichtmehr vorhanden. Gemeinsam mitseinen Eltern und seiner Frau ent-schied sich Bernhard Finkele, amRande von Ebershausen auf dergrünen Wiese neu zu bauen. Esentstand bis 1994 eine neueWerkstatt mit 1.000 Quadratme-tern, für die damalige Zeit sehrgroßzügig und modern. Nach wievor war das Ziel, Möbel und Zimmertüren für Privatpersonenim näheren Umkreis zu fertigen.Dementsprechend sah auch diemaschinelle Ausstattung derWerk statt nicht anders aus als bei vielen anderen Schreinern.

Mit zwei Gesellen und einem Auszubildenden startete Finkeledurch, Vater Georg setzte sich1995 zur Ruhe und überließ denKundenstamm seinem Sohn.

Die „große Wende“ kam imJahr 2000. „Wir waren in die Bre-sche gesprungen für einen ande-ren Zulieferer, der einen Auftragnicht fertigstellen konnte. Um dieLadeneröffnung nicht in Gefahr zubringen, haben wir in Rekordzeitsämtliche Teile gefertigt – und ha-ben uns so das Vertrauen diesesKunden erarbeitet“, erzählt Finke-le. Nun galt es, die steigenden Anforderungen dieses großenKunden zu erfüllen, der selber seit1998 ein überproportional starkes

Wachstum erlebte. Und mit ihmwuchs dann auch Holztechnik Finkele.

Parallel trat Sohn Stefan in dasUnternehmen mit ein. Er absol-vierte in einer anderen Schreinereiseine Ausbildung, machte seinenSchreinermeister auf der Vollzeit-schule in Garmisch-Partenkirchenund entschied sich anschließendnoch zu einem Studium als Ingenieur für Innenausbau in Ro-senheim, das er 2013 abschloss. Seitdem wirkt Stefan Finkele alszweiter Geschäftsführer in Ebers-hausen mit.

Die Grundlage, um heute so erfolgreich am Markt zu bestehen,sieht Bernhard Finkele vor allem

in der guten Ausstattung seinerWerkstatt: „Wir versuchen mit je-der Investition ein Alleinstellungs-merkmal zu erreichen. Hinzukommt, dass jede neue Maschineuns in der Flexibilität und Schnel-ligkeit immer wieder nach vorn gebracht hat und wir vielfach inder Lage waren, Aufträge anzu-nehmen, mit denen wir vorher viel-leicht Probleme gehabt hätten.“

Los ging es im Jahr 2007 miteiner besseren Kantenanleim -maschine. Im Jahr darauf ent-schlossen sich Finkeles dazu, ineine Plattenaufteilsäge zu inves-tieren – bis dato schnitten dieMitarbeiter noch auf einer Tisch-kreissäge zu. „Wir entschiedenuns für eine kleine Ausführung,eine ,HPP 350’-Säge von Holzmaaus der Homag Group. Sie war da-mals für unser Empfinden einfachdie beste, allerdings war einigesan Tüftelei notwendig, um dieSäge hier bei uns sinnvoll zu inte-grieren. Es ging damals auch nurmit eingekürzter Schnitttiefe“, soBernhard Finkele. Sein Sohn er-gänzt: „Die Holzma war für unsein Riesensprung. Denn wir habenschnell festgestellt, dass wir vielmehr zuschneiden können, als anfangs gedacht. Denn durch dieverkürzte Produktionszeit warenwir in der Lage, andere Preise anbieten zu können und wurden

00 möbelfertigung 2/2015 Handwerk-Spezial

Das verlässliche Zulie-fern von hochwertiggefertigten Teilen fürden Ladenbau war fürHolztechnik Finkelenach Jahrzehnten als„Schreiner für alles“der große Durchbruch.Mit dem Unternehmenwuchs auch immer derMaschinenpark.

Bernhard Finkele (im Bild rechts)ist Inhaber in der dritten Gene-ration. Mit Sohn Stefan (links),der seit 2013 der Geschäfts -

führung angehört, ist auch dieWeiterführung gesichert.

LADENBAU INNENAUSBAU

somit auch für Schreiner-Kollegenim Umfeld interessant, die nunTeile bei uns fertig geschnitten bestellten. Die erste Holzma-Sägehat sich wirklich schnell amorti-siert. Und es hat sich auch ge-lohnt, dass wir uns damals gedacht haben ,Wir kaufen einbisschen mehr, als wir benötigen’.Seitdem schauen wir immer starkdarauf, neue Maschinen mit hoherGrundausstattung für maximaleEffizienz zu erwerben.“

Der nächste Schritt in Richtunghöherer Flexibilität in kürzerenProduktionszyklen kam 2009 miteinem Homag-„BAZ 211“ – derersten CNC-Maschine für die Familie Finkele. „Diese Maschine haben wir dann gleich mit einemKanten-Anleim-Aggregat für Frei-formen gekauft, im Umkreis vonrund 50 Kilometern gab es hiernichts Vergleichbares. Darum ha-ben wir uns bewusst für ,Power-edge’ und gegen ein Fünf-Achs-Aggregat entschieden, denn bei-des auf einer Maschine gab es2009 noch nicht. Der modulareAufbau der Maschinen kam unsdamals sehr entgegen, darumblieben wir der Homag Grouptreu. Wir können hier eine Maschi-ne konkret nach unseren Bedürf-nissen ausstatten, zum späterenZeitpunkt gegebenenfalls aberauch noch nachrüsten“, berichtetBernhard Finkele. „Gerade bei derCNC fiel es uns schwer, im Vorfeldkonkret zu bestimmen, wofür wirdiese Maschine einsetzen. Es warja unsere erste. Und vielfach kom-men die Aufträge auch erst dann,

wenn man in der Lage ist, sie zufriedenstellend zu bearbeiten.Und: Heute bekommt man einenAuftrag vielfach auch nur noch,wenn im Vorfeld klar ist, dass manihn komplett selber stemmenkann. Kann man bestimmte Teilenicht selber fertigen, ist die Gefahrgroß, den Auftrag an jemand an-ders zu verlieren.“

Die Investition in die CNC- Maschine war also ein weitererMeilenstein – aber noch nicht dasEnde der Fahnenstange.

„Mit dem Kauf der CNC habenwir damals acht Maschinen internumgestellt und zwei ersatzlos gestrichen – und waren der Mei-nung, dass wir absolut optimal gerüstet sind. Zwischen 2008 und2010 hatten wir dann einen derartstarken Umsatz- und Arbeits -zuwachs, das wir mit den vorhan-denen Ressourcen und vor allemdem Platzangebot erneut an unse-re Grenzen gestoßen sind. Schonallein deswegen, weil viel Materialim Fluss durch die Produktion mitverschiedenen Bearbeitungsschrit-ten auch entsprechende Frei -flächen zum Abstellen und Be -arbeiten benötigt. Im Mai 2012haben wir dann begonnen, anzu-bauen auf einem angrenzendenGrundstück, das wir 2008 bereitserworben hatten. Im April 2013wurde der neu errichtete Gebäu-deteil dann in Betrieb genommen.Und mit ihm eine Lager-Säge-Kombination ,TLF 411’ und ,HPP530’ von Bargstedt und Holzma.Knapp 2.000 Quadrat meter Be-triebsfläche sind noch einmal

hinzugekommen, jetzt haben wireine Gesamtfläche von etwa 3.000Quadratmetern mit überdachterAnlieferung, Lade-Kommissionier-platz und Ähnlichem.“

Holztechnik Finkele verarbeitetetwa 2.000 Quadratmeter Plat-tenmaterial pro Woche, zu 85 Pro-zent dekorbeschichtete Plattenund HPL, aber auch Acrylglas undKompaktplatten. Wobei FinkelesWert darauf legen, breit aufge-stellt zu sein: „Was Holz betrifft,können wir alles: Massivholz ver-arbeiten, selber furnieren, furnier-te Platten bearbeiten, das kom-plette Oberflächenspektrum undselber beschichten. Nur Hoch-glanzlackierungarbeiten lassen wirwoanders fertigen.”

Wo früher viele Privatkundenund eben ein großer Ladenbau-Kunde den Arbeitsalltag bestimmthat, gibt es mittlerweile im Kunden-stamm viele gewerbliche Kundenund Schreinerei-Kollegen aus demUmfeld, für die Finkele produziert.„Dieses Standbein ist sehr wichtiggeworden, wobei die Kollegen ent-scheiden können, mit welcher Ferti-gungstiefe wir für sie arbeiten. Vomreinen Zuschnitt über die CNC- Bearbeitung und Bekantung biszum fertig bearbeiteten, montiertenTeil oder montagefertigen Teil, dasdirekt mit an die Baustelle genom-men werden kann. Wir punktenhier vor allem mit unserer Schnellig-keit und auch damit, dass wir sehrgroße Platten beziehungsweise Teile handeln können – ein ent-scheidendes Kriterium im Laden-und Messebau.“

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Mit elf Leuten in der Produk -tion, darunter zwei Lehrlinge, er-wirtschaftet das Familienunter-nehmen einen Umsatz zwischenein und zwei Millionen im Jahr.Eine Besonderheit ist mit Sicher-heit die rotierende Arbeitsweise,die Bernhard Finkele folgenderma-ßen erklärt: „Bei uns kann nahezujeder alles. Was bedeutet, dassmehrere Personen gleichzeitig inder Arbeitsvorbereitung sitzenkönnen und jeder an einem Auf-trag arbeitet, von der Werkzeich-nung am Computer, Stücklisten-erstellung, Materialermittlung biszur Schnittoptimierung. Geht esan die Produktion, werden hierein bis zwei Kollegen hinzugezo-gen und der Auftrag eigenständigbis zum Ende abgewickelt. DiesesVertrauensverhältnis zu unserenMitarbeitern hat sich schon oftbewährt.“

Stillstand gibt es bei Finkelesauch in Zukunft nicht. Das aktu-ellste Projekt ist eine neue Kan-tenanleimmaschine „KAL 310“von Homag mit Rückführung vonHomag Automation, zwei Leim -becken für unterschiedliche EVA-Kleberfarben und der Möglich-keit, zum späteren Zeitpunktein Laser-Aggregat nachzurüsten.„Wir denken darüber hinaus überden Austausch der CNC-Maschinein den nächsten drei bis fünfJahren nach“, fasst Stefan Finkelees in Worte. „Und davor könntenwir uns ein Bohrzentrum ,BHX’von Weeke gut bei uns vor-stellen.“

Doris Bauer