Landesprogramm Frühe HilfenEin Kooperationsprojekt von Jugendhilfe und Gesundheitshilfe im Saarland
Institut für PsychosomatischeKooperationsforschungund Familientherapiedes Universitätsklinikums Heidelberg
Hintergrundfakten• 5-10 % aller Kinder im Alter bis 6 Jahre werden
vernachlässigt (Schätzungen)• Anzeigen bei Vernachlässigung und Misshandlung haben
sich seit 1990 verdreifacht (polizeiliche Kriminalstatistik)• Von 1995 bis 2005 stieg der Zahl der vom Jugendamt in
Obhut genommenen Kinder um 40% (statistisches Bundesamt)
• 40.000 überforderten Eltern mit Kindern unter 6 Jahren wurden in 2005 „Familienunterstützende Maßnahmen“ gewährt
• Ca. 2200 Eltern mit Kindern unter 3 Jahren wird jährlich das elterliche Sorgerecht entzogen
Landesprogramm Frühe Hilfen
Frühe Hilfen• Ansatzpunkt: Schwangerschaft und Geburt
• nahezu lückenloser Zugang durch das Gesundheitssystem (Gynäkologie, Schwangerschaftsberatung, Hebammen, Geburts- und Kinderkliniken, sozialpädiatrische Zentren, Kinder- und Jugendmedizin)
• eine in diesem medizinischen Kontext etablierte Risikoabklärung (mit sozialen und psychosozialen Risiken) wird nicht als diskriminierend empfunden
• rund um die Geburt (v. a. beim 1. Kind) sind Eltern Ratschlägen und Hilfeangeboten besonders aufgeschlossen
bessere Vernetzungssysteme Gesundheitshilfe und Jugendhilfe
Landesprogramm Frühe Hilfen
März 2006 :Bundesratsinitiative Verpflichtende Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen
Februar und Mai 2006 :Saarländischer Landtag -Votum Verpflichtende U-Untersuchungen und Verbesserung des Kinderschutzes
Bundesfamilienministerium :Förderung von Modellen zur Verbesserung des Kinderschutzes um 10 Mio Euro
November 2006 :Beschluss der Jugendministerkonferenz
Dezember 2006 : Entschließung des Bundesrates: Aufforderung an den Bund zur gesetzlichen Regelung der U- Untersuchungen in allen Bundesländern und die Verbesserung der Inhalte.Verbesserter Kinderschutz
Februar 2007 :Saarländisches Gesetz zum Schutz der Kinder vor Vernachlässigung, Missbrauch und Misshandlung.
Landesprogramm Frühe Hilfen
Frühe Hilfen in der Umsetzung
Land „Frühe Hilfen“ im
Saarland Kooperation: Gesundheits-
und Familienministerium
Bund
Nationales Zentrum für Frühe Hilfen
Aktionsprogramm Frühe Hilfen für Kinder und ihre Eltern und
soziale Frühwarnsysteme des BMFSFJ
Landkreise/RegionalverbandFrühe Hilfen - Keiner fällt durchs NetzKooperation von Gesundheitsämtern und
Jugendämtern
Landesprogramm Frühe Hilfen
Ziel des Projekts im Saarland
Dieses Präventions-Projekt zielt darauf ab, alle Familien beim
Übergang zu Elternschaft zu unterstützen und dabei auch und
gerade hoch belastete Familien zu erreichen, die von sich aus
keine Präventions- und Interventionsangebote in der frühen
Kindheit in Anspruch nehmen.
Zielgruppe:
Frühe Hilfen: Schwangere und Eltern von Kindern vom
vorgeburtlichen Alter bis zu ca. 6 JahrenKeiner Fällt durchs Netz:
bis vollendetes erstes Lebensjahr
Landesprogramm Frühe Hilfen
Landesprogramm Frühe Hilfen• Frühe Hilfen
• Vernetzung der gesundheitlichen Betreuung
• Verpflichtende U-Untersuchungen
• Zentrum für Kindervorsorge Homburg
• Einrichtung von zwei kooperierenden Koordinationsstellen in jedem Landkreis; angesiedelt in der Jugendhilfe (SozialarbeiterInnen) und in der Gesundheitshilfe (Kinderärztinnen)
• In jedem Landkreis einzurichtender Arbeitskreis „Netzwerk für Eltern“
• Keiner fällt durchs Netz •Ausbildung von 30 Hebammen
zu Familienhebammen
•Multiplikatorenschulung Elternkurs „Das Baby verstehen“ Kommstruktur – Gehstruktur
•Hausbesuche Familienhebammen
Landesprogramm Frühe Hilfen
Frühe Hilfen•Bündnis gegen Vernachlässigung
• verbessertes Screening zu Gewalt in Familien im Mutterpass
• Einführung von Fortbildungspunkten für Hebammen• Überlegungen zur Standardisierung von
Geburtsvorbereitungskursen
•Vorsorgezentrum und verpflichtende U-Untersuchungen
• Erfassung aller Geburten im Vorsorgezentrum• Mahnverfahren und Besuch durch das Gesundheitsamt bei
nicht-Einhaltung der U-Untersuchungen
Landesprogramm Frühe Hilfen
Vorgehen in drei SchrittenDrei Schritte, um eine hoch belastete Familie zu
erreichen und optimal zu unterstützen
1. Herstellung eines Zugangs zur Familie; am besten noch während der Schwangerschaft bzw. kurz nach der Entbindung Geburtsstationen, Gynäkologen, Kinderärzte, Frühförderstellen, Beratungsstellen etc.
2. Förderung der elterlichen Kompetenzen sowie Unterstützung der Familien durch
a) Elternkurs oder
b) Anbindung an Familienhebamme
3. Vermittlung an bedarfsgerechte Interventionen (im Rahmen des „Netzwerks für Eltern“)
Landesprogramm Frühe Hilfen
Risikomerkmale hochbelasteter Familien
Belastung der Eltern• Frühzeitige
Familiengründung/minderjährige Mütter
• Geburt als schwere/ traumatisierende Erfahrung
• Postpartale Depression der Mutter• Chronische Überforderung der
Mutter (Eltern)• Beziehungsstörung• Schwere/chronische körperliche
Erkrankung eines Elternteils• Dissozialität• Psychische Erkrankung
Belastung des Kindes• Erhöhte Krankheitsanfälligkeit• Behinderung• Frühgeburt
Familiäre Belastung• Fehlende familiäre Unterstützung• Einelternfamilie• Altersabstand zwischen Kindern < 18
Monate• Chronisch krankes/behindertes
Geschwisterkind
Soziale Belastung• Fehlende soziale Unterstützung• Dissoziales Umfeld
Materielle Belastung• Armut• Wohnungsenge
Landesprogramm Frühe Hilfen
Präventive Angebote für alle Familien
Hebamme in der Nachsorge?
3. Schritt:Vermittlung an
bedarfs-gerechte
Interventionen
2. Schritt:Präventive
Angebote zur basalen
Kompetenz-förderung
1. SchrittHerstellung
eines Zugangs zur Familie und Einschätzung der Belastung
Ausführliches Screening und bei Bedarf Vermittlung zu einer angemessenen Intervention
Erste Einschätzung der
Belastung
Frühinterventions-einrichtungen
vorerst kein weiterer Hilfsbedarf
Kommstruktur Gehstruktur
Eltern-Seminar
„Das Babyverstehen“
oderAufsuchendes
Angebotdurch
Familien-hebammen
Gynäkologische Vorsorge
Geburts-stationen
Netzwerk für Eltern
Präventive Angebote für alle Familien
Hebamme in der Nachsorge?
3. Schritt:Vermittlung an
bedarfs-gerechte
Interventionen
2. Schritt:Präventive
Angebote zur basalen
Kompetenz-förderung
1. SchrittHerstellung
eines Zugangs zur Familie und Einschätzung der Belastung
Ausführliches Screening und bei Bedarf Vermittlung zu einer angemessenen Intervention
Erste Einschätzung der
Belastung
Frühinterventions-einrichtungen
vorerst kein weiterer Hilfsbedarf
Kommstruktur Gehstruktur
Eltern-Seminar
„Das Babyverstehen“
oderAufsuchendes
Angebotdurch
Familien-hebammen
Gynäkologische Vorsorge
Geburts-stationen
Netzwerk für Eltern
Landesprogramm Frühe Hilfen
Elternkurs „Das Baby verstehen“
• Der Elternkurs „Das Baby verstehen“ bereitet die Eltern auf die Signale, Bedürfnisse und Schwierigkeiten d. Säuglings vor
• Inhalte: Selbstfürsorge, Übergang Partnerschaft zur Elternschaft, Signale des Babys, Schreien, intuitive elterliche Kompetenzen
• Pro Projektstandort sind ca. 20 Personen (Hebammen, Kinderärzte, MitarbeiterInnen von Beratungsstellen etc.) als KursleiterInnen für die Durchführung der Elternkurse vorgesehen
• Kurse für alle interessierten Eltern über den gesamten Landkreis verteilt
Landesprogramm Frühe Hilfen
Familienhebammen – warum Hebammen?
Die Zeit um Schwangerschaft und Geburt ist günstig um einen Zugang zu Familien zu bekommen.
Das Berufsbild der Hebamme ist positiv besetzt und in der Gesellschaft anerkannt. Hebammennachsorge ist normal und wird daher nicht als stigmatisierend erlebt.
Das Vertrauensverhältnis zwischen Hebamme und Familie ist meistens sehr eng. Durch das veränderte Gesellschaftsbild ist heute die Hebamme oft der wichtigste Ansprechpartner für junge Eltern.
Landesprogramm Frühe Hilfen
Familienhebammen
• Fortbildung zur Familienhebamme:168 Stunden an 5 x 4 Tagen
• 3-9 Familienhebammen je Projektstandort
• Begleitung über das gesamte erste Lebensjahr des Kindes
• Begleitung der Familien durch entwicklungspsychologische und psychosoziale Betreuung sowie Hilfe bei Pflege und Versorgung
• Regelmäßige Projekttreffen und Supervision der Familienhebammen
Landesprogramm Frühe Hilfen
Sozial-Medizinische Assistentinnen
• Abklärung nicht erfolgter Vorsorgeuntersuchungen
• Beratungs- und Fortbildungsangebote für Eltern zu Handling, Pflege, Ernährung u.Ä.
• Gesundheitsberatung insbesondere für Frühgeborene, chronisch kranke oder behinderte Kinder
• Im Falle von Problemkonstellationen Hausbesuche zur Überprüfung der Versorgungslage der Kinder und psychosoziale Begleitung der Familien
Landesprogramm Frühe Hilfen
„Netzwerk für Eltern“
• Vor Ort in jedem Kreis einzurichtender Arbeitskreis „Netzwerk für Eltern“
• ProjektmitarbeiterInnen und VertreterInnen aller an der Prävention und Intervention in der frühen Kindheit beteiligten Institutionen und Berufsgruppen
• Aufbau von Kooperationsstrukturen zur bedarfs-gerechten Vermittlung von angemessenen Interventionen
• Ein vermittelnder Ansprechpartner im Sinne einer zentralen Koordinationsstelle (lokaler Koordinator)
Landesprogramm Frühe Hilfen
KoordinatorIn
Gesundheitsamt
JugendamtASD
Sozialamt
BeratungsstellenGeburtshilfliche
Stationen
KinderärztInnen FrauenärztInnen
Hebammen
Familien-hebammen
UniklinikumHD
für Eltern
Netzwerk
Landesprogramm Frühe Hilfen
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