19.10.2017
Lilith e.V. -
Drogenhilfe für Frauen und Kinder
19.10.2017 1
Allgemeine Informationen zu
Crystal Meth
Kinderschutzfachtag 18.10.2017
Anne Leuders
Lilith e.V. – Drogenhilfe für Frauen und Kinder
Liliput – Mutter + Kind
19.10.2017 2
Allgemeine Informationen zu Crystal
Meth
Crystal
Gestern und heute
Methamphetamine
Im Rausch
Folgen/Schädigungen
19.10.2017 3
Alles Zombies?
Deutsche Medien übernehmen Bilder aus den amerikanischen Kampagnen, die der Abschreckung dienen sollen.
Methamphetaminkonsum wird ausschließlich als pathologisch dargestellt. Aber nicht jeder Drogenkonsum führt in eine Abhängigkeit. Dies trifft auch auf Crystal Meth zu.
Die Bilder stammen aus Amerika. Das Problem ist vielmehr, dass dort viele Betroffene über keine Krankenversicherung verfügen
Wer Crystal nimmt will meist leistungsfähig + attraktiv sein und Party machen und achtet daher sehr auf das Äußere
Richtig ist aber: Crystal verursacht körperliche Schädigungen, wie Zahnausfall u.v.m.
19.10.2017 4
Methamphetamin seit 1893
1988: Pervitin wird vom deutschen Markt genommen.
Einsatz auch nach 1945 vom US-Militär: Leistungssteigerung in Kampfeinsätzen.
Auch nach 1945 wurde Pervitin in ost- und westdeutschen Armeebeständen gelagert.
2. Weltkrieg: Einsatz in der Wehrmacht: „Panzerschokolade“, „Herrmann-Göring-Pillen“. 1940 bezog die deutsche Wehrmacht über 35 Millionen Tabletten Pervitin. (Wachheit, kein Hungergefühl, Risikobereitschaft …)
1938: Der Pharmahersteller Temmler vertreibt Methamphetamin unter dem Namen „Pervitin“. „Hausfrauenschokolade“ = Pralinen mit Pervitin
1893: Der japanische Chemiker Nagayoshi synthetisiert erstmals Methamphetamin in flüssiger Form
19.10.2017 5
Crystal Meth Verbreitung
Deutschland
19.10.2017 6
Methamphetamin
Konsum als Salz: Methamphetaminhydrochlorid
chemische Reduktion
von Ephedrin.
Farb- und geruchslos
starkes Nervengift auf
Amphetaminbasis mit starken Effekten
auf das Zentrale Nervensystem
Im Vergleich zu Amphetamin kann Crystal die Blut-
Hirnschranke besser überwinden. Daher wird
eine höhere Konzentration im
Gehirn möglich (ca. 5 mal stärker als
Amphetamin). Der höhere Dopaminanteil
führt zu einem stärkerem
Rauschgefühl. Das Suchtpotential ist
entsprechend erhöht.
19.10.2017 7
„Crystal hält sich nicht an typische
Einstiegsszenarien“
Leichte Verfügbarkeit, teilweise billiger als andere Drogen, Beikonsum, Zufälle
Freizeit: Konsum am Wochenende oder spezielle Gelegenheiten, Partys, sexuelle Aktivitäten
Arbeit/Schule/Ausbildung: Steigerung der Konzentration, Leistungsfähigkeit erhalten + steigern.
Selbstmedikamentation: Psychische Erkrankungen, soziale Probleme, Traumatische Erlebnisse (insbesondere auch sexualisierte Gewalterfahrungen), negative Entwicklungsbedingungen , Depressionen, Angsttörungen
Der Anteil CM konsumierender Frauen ist höher als bei anderen illegalen Drogen: Haushalt + Beruf unter einen Hut bringen/die perfekte Ehefrau + Mutter sein. Starker Druck, dem gesellschaftl. Idealbild zu genügen. Prostitution erträglich machen, dem Schlankheitsideal genügen, Selbstmedikamentation bei akuten oder chronische psychischen Belastungen. ( Studie tifs +Universität Tübingen)
19.10.2017 8
Crystal: Namen
Crystal, Crystal Speed, Meth, Crystal Meth, Ruppe, Glass
Ice (zum Rauchen durch Umkristallisation gereinigt)
Yaba, Thai-Pille (Thailand, Schweiz)
Crank (USA)
Vint (Russland)
Tic (Südafrika)
Perlik bzw. Pernik(tschechisch „Lebkuchen“)
in Foren auch gefunden: Uppers, Football, Smack, Beanies…
19.10.2017 9
Je schneller der Wirkungseintritt, desto
höher das Suchtpotential
• Tabletten, Bombe, Bömbchen. Wirkung setzt nach ca. 30 Minuten ein, hält aber lange an. Risikoärmste Konsumformoral
• Schnupfen, schniefen, Lines: Lindert schneller Entzugssymptome. Wirkung setzt schon nach 10 Minuten ein.nasal
• Ice rauchen/Icepipe: Schnelle Anflutung (wenige Sekunden) Die Droge gelangt schnell in den Blutkreislauf mit intensivem „Kick“. Aber kürzere Dauer des Rauschgefühls. Gefahr der Überdosierung
Inhalieren
• Spritzen, ballern: Wirkung sofort., Risiko durch Infektionen, hohes Suchtrisiko, Gefahr der Überdosierungintravenös
19.10.2017 10
Gefühle/Verhalten konsumierter
Personen
„Und CM gibt dem Menschen eben eine Weile das Gefühl, dass er besonders gut denken kann und dass er um Längen schlauer ist als alle anderen“
„Die Dinge schöner erleben, als sie sind, den Alltag ausblenden und kristallklar denken können“
„Rücksicht war nie ein Thema…, ich habe mich nur dafür interessiert, dass ich genug hatte.“
„Dann war ich wieder wach, war motiviert, konnte einen guten Eindruck machen…“
Dr. Roland Härtel-Petri/Heiko Haupt 2014
19.10.2017 11
Gefühle/Verhalten konsumierter
Personen
Extreme Wachheit
starke Euphorie, übersteigertes Selbstbewusstsein. Allmachtsgefühle und Größenwahn
Selbstwahrnehmung Fremdwahrnehmung
erhöhte Risikobereitschaft, Aggressionen
Erhöhte Kontaktbereitschaft
Lust steigernd/ enthemmend ( Riskantes Sexualverhalten)
19.10.2017 12
Konsum: Körperliche Symptome
ansteigen der Körpertemperatur, Schwitzen. Puls + Atmung beschleunigt
Kalte Hände und Füße
Hunger, Durst, Schmerzempfinden und Schlafbedürfnis sind herabgesetzt
starker Bewegungsdrang. Drang zu Kauen
Starker Rededrang: „Laberflashs“, Wortfindungsstörungen
Aufgerissene Augen
19.10.2017 13
Phasen des Rausches
“Meth-Hangover” (Meth-Kater): Aufwachen in Trostlosigkeit,. Ausgehungert + dehydriert. Völlige geistige und emotionale Erschöpfung (2-14 Tage) starkes Craving
„Crash“: Absturz, durch tagelangen Schlafentzug; Körper schaltet auf „Notprogramm“ um; exzessiver Schlaf (1-3 Tage)
„Tweaking“ („Rumzupfen“): Hypernervosität, Gefühl der Leere, extremes Craving, intensiver Juckreiz, Psychotische Zustände, Aggressivität, Eigen- und Fremdgefährdung,
Selbstverstümmelung (Stunden - Tage)
Der „Binge“ (“Binging”): Versuch, das High aufrechtzuerhalten (ähnlich wie bei einer „Sauftour) durch weiteren Drogenkonsum (3-14 Tage). Das „High“ wird dabei immer
weniger großartig.
Das „High“: Hochgefühl mit Überlegenheitserleben mit aggressiver Note, Distanzminderung, etc. (4 - 16 Stunden)
Rush: Die Wirkung setzt ein. Kann bis zu 30 Minuten dauern. Herzrasen. Blutdruck und Pulsfrequenz sind erhöht.
19.10.2017 14
Abhängigkeitsentwicklung
Gelegenheitskonsum
Wochenendkonsum Freitag-Sa... mit/ohne Nachlegen?
Montag blau machen, Depressionen, Antriebsarmut.
Mittwoch „nachlegen“ zur Überbrückung bis Freitag ...
Täglicher oder Konsum jeden 2. Tag (Halbwertszeit bis 24 h!) mit rascher Toleranzentwicklung (Dosissteigerung).
19.10.2017 15
Körperliche Schädigungen
Schäden an der Nasenscheidewand (Löcher bis hin zur kompletten Auflösung)
starker Gewichtsverlust
chronische Hautentzündungen („Crystal-Akne“)
Schädigungen der Zähne bis Zahnausfall
Magenerkrankungen (von chron. Schmerzen über Magengeschwüre bis hin zu Magendurchbruch)
Kreislaufstörungen – Herzrhythmusstörungen – Herzversagen
Bluthochdruck mit dem Risiko für Schlaganfälle und Hirnblutungen
Nieren- und Leberschäden
Organblutungen
Schwächung des Immunsystems erhöhte Infektanfälligkeit
Beschleunigter Alterungsprozess
19.10.2017 16
Folgen (langjährigen) Konsums
Gedächtnisstörungen
Konzentrationsstörungen
Störungen des limbischen Systems (Emotionen, Belohnung)
Psychosen (bei 2/3 der Konsument_innen nach 3 Jahren Dauerkonsum Klee 1997 )
19.10.2017 17
Folgen (langjährigen) Konsums
Depressionen (beim Runterkommen und längerfristig bei Entzug)
Angstzustände und Panikattacken
Zwangsgedanken/ Zwangshandlungen
starke Persönlichkeitsveränderungen
„seelisches Abstumpfen“, Gefühlskälte
ständige Nervosität/ Unruhe
19.10.2017 18
Folgen (langjährigen) Konsums
Schlafstörungen
sehr starkes Craving (hoher Suchtdruck)
Essstörungen
erhöhtes Suizidrisiko
Auto- und Fremdaggression
19.10.2017 19
Folgen (langjährigen) Konsums
„Crystal Meth macht nicht physisch abhängig, aber es zerstört die Nervenverbindungen im Belohnungssystem, die für die Dopamin-Ausschüttung zuständig sind. Die tausend kleinen, banalen Freuden, die ein Gesunder am Tag erlebt, weil das Essen schmeckt oder der Bus pünktlich kommt, finden in einem Crystal-Gehirn nicht statt. Der Impuls kann nicht übermittelt werden, die Nervenenden sind kaputt. Deshalb müssen die Leute weiter konsumieren, um überhaupt etwas Positives zu fühlen. Selbst wer vorher keine Depression hatte, fühlt sich dann, als hätte er eine. In diesem Zustand befinden sich die Süchtigen dann über Jahre - emotional ausgehöhlt, aber körperlich intakt. Sie müssen wieder lernen zu unterscheiden: Ist meine Trauer angemessen oder von meinem Crystal-Gehirn gesteuert?" Annegret Sievert 2015
19.10.2017
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
19.10.2017 20
Lilith e.V. – Drogenhilfe für Frauen und Kinder
Bogenstrasse 30
90459 Nürnberg
Tel.: 0911-47 22 18
www.lilith-ev.de
Top Related