Download - Mappe Leseprobe 06 2014

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EnergetischeModernisierungMaterialien und Argumente für den Zukunftsmarkt

MittEl- Stand

diE vErkanntEMacht iM Staat

iM BrEnnpunkt

die Malerzeitschrift 06/2014

Wissen wie’s geht – wissen was kommt

hohes Gut: Zeit schen-ken macht glücklich

Effekte mit illusionis-tischer Bossenmalerei Bossierungen geben Ihrer Sandsteinimi-tation eine attraktive Formensprache

trends und chancen Mappe-technikWandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe

Beschichtungsstoffe

Wir zeigen die Qualitätskriterien für hochwertige Oberflächen auf

Zeit zu haben ist ein Luxus. Wir zeigen den sinnvollen Umgang mit Zeit

im Brennpunktmittelstand – die ver-kannte macht im deutschen Staat08

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BeschichtungsstoffeWir zeigen die Kriterien auf, die Innenfarben erfüllen müssen, um als hochwertig zu gelten

untergründe Welche Beschichtung für Holzfassaden eignet sich für welche Anforderung?

trends & ChancenSchenken Sie sich, Ihren MItarbeitern und Kunden Zeit für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Wir zeigen wie

08 mittelstandMittelständische Unternehmen erwirt-schaften mehr als jeden zweiten Euro und stellen über die Hälfte aller Arbeits-plätze. Doch leider hat der tüchtige Mittelstand nicht die Lobby wie die Großindustrie und wird daher häufig benachteiligt.

im Brennpunkt //

06 meldungen 96 panorama

Aktuell // 22 marketing Das Internet zur Werbung nutzen

24 technik // Sandsteinimitation Illusionistische Bossenmalerei

32 Oberflächen Wände schnell glatt gemacht

36 untergründe Holz richtig beschichten

40 Beschichtungsstoffe Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe

45 kundenkommunikation 6 Tipps zur Verbesserung der Kundenkommunikation

kundenAuftrAg // 84 trends erkennen //Entschleunigung Vom Luxus Zeit zu haben

90 Chancen nutzen //Entschleunigung Zeit schenken macht glücklich

03 Editorial 04 Inhalt 20 Dialog//Impressum 76 Schaufenster//MaterialienundProdukte 81 Spartipp 82Malerquellen 98 Vorschau//Heft07/2014

ruBriken //

48 WdVS-marktentwicklung Der Streit um WDVS

50 marketing Die Wogen glätten

52 kampagne »Der WDVS-Markt wird wieder anziehen«

58 dämmstoffe

Dämmstoffe nach Eignung auswählen

62 mineraldämmplatten

Beste Argumente mit mineralischem Aufbau

64 mineralische dämmung Mut zur Mineralwolle

68 meldungen und produkte

72 Alternative dämmstoffe Nischengeschäft mit Potenzial

fOkuS // EnErgEtIScHEModErnISIErung

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trendS und CHAnCen //

inHAlt // AusgAbe 06/2014

4•Mappe 06/14

marketingEntkräften Sie mit unserer Hilfe souverän die Hauptkritikpunkte Ihrer Kunden an Wärmedämm-Verbundsystemen

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Praxiswissen von A bis Z

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KMU-Anteile in Deutschland

Das Malerhandwerk

ZAhlen UnD FAKten

Malerbetriebe sind meist Familienbetriebeund somit ein Teil des WirtschaftsmotorsMittelstand. Bei den 42.375 Maler- undLackiererbetrieben mit 199.000 Beschäf-tigten liegt die durchschnittliche Betriebs-größe bei 4,7 Beschäftigten, der Gesamtum-satz betrug 2013 14,1 Mrd. Euro, das sind pro Beschäftigtem 70.500 Euro. Beeindruckend: 2013 wurden 24.153 junge Menschen zu Ma-lern und Lackierern, Fahrzeuglackierern und Bauten- und Objektbeschichtern aus-gebildet.

Macht Die verkannte UNTERNEHMEN Mittelstän-

dische Unternehmen erwirt-schaften mehr als jeden zweiten Euro und stellen deutlich über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Der Mittelstand ist in Deutsch-land eine tragende Säule der Wirtschaft, darüber sind sich Wirtschaftswissenschaftler und Politiker aller Couleur einig. Doch leider hat der tüchtige Mittel-stand nicht die Lobby wie die Großindustrie und wird daher häufig benachteiligt.Staatim

W ir sind ein mittelständischer Malerbetrieb mit Sitz in Hünfeld (Landkreis Fulda). Im Jahr 1947

von Gregor Vogt gegründet, ist unser Unter-nehmen – mittlerweile in der zweiten Gene-ration unter der Leitung seines Sohnes Wal-ter – mit derzeit 15 Mitarbeitern sowohl im privaten als auch industriellen Bereich tätig.« Dieses Firmenprofil des Malerbetriebs von Walter Vogt, ein Zufallsfund in der Suchma-schine unter den Stichworten »Mittelstän-discher Malerbetrieb«, ist typisch für den Mit-telstand und für das Malerhandwerk. Genau-so die Beschreibung des Malerbetriebs März, der 2010 für den »Großen Preis des Mittel-stands« der Oskar Patzelt Stiftung nominiert wurde: »Die Firma März Malerwerkstätte wur-de im Jahr 1970 von Franz März in Neumarkt

gegründet. Bis 1995 wurde ein Personal-stamm von vier Gesellen angelegt. Diese Mit-arbeiter sind noch bis zum heutigen Tag in unserem Unternehmen tätig. Mit dem Um-zug Mitte der 90er Jahre begann unsere Fir-ma weiter zu wachsen und seit der Übernah-me der Geschäfte durch Christian März wur-de der Personalstamm bis heute auf 13 Mitar-beiter erweitert«, so die Beschreibung.

Kunden, die in einem Handwerksunter-nehmen anrufen, haben ein Betriebsgebäu-de vor Augen, mit Fahrzeugen, die den Schriftzug des Unternehmens tragen, den Meister und seine Frau, die im Büro tätig ist und eine kleine Belegschaft aus Gesellen und Auszubildenden. Statt eines Mopeds, mit dem der Unternehmensgründer einst zum Kunden fuhr, steht jetzt der Transporter bereit, die Maschinen und Geräte sind mo-derner sind und die Büroarbeit hat zuge-nommen. Ansonsten aber hat sich beim Bild des deutschen Mittelstands wenig geän-dert.

Der Mittelstand als tragende Säu-le der Wirtschaft Zum Mittelstand in Deutschland oder zu den KMU (kleine und mittlere Unternehmen) gehören 99,6% der 3,7 Millionen deutschen Unternehmen, der größte Teil sind Familienbetriebe. 65% sind Einzelunternehmen, 12% Personengesell-schaften und 23% Kapitalgesellschaften. Diese erwirtschaften jährlich 37% des ge-

samten Umsatzes mit einem Anteil bei der Wertschöpfung von fast 52 %. Das heißt KMU erwirtschaften mehr als jeden zweiten Euro. Der Gesamtumsatz aller deutscher Mittelständler lag 2010 bei rund 2 Billionen Euro. Zum Vergleich: Die 30 DAX-Unter-nehmen brachten es im gleichen Jahr nur auf 1,14 Billionen Euro.

Darüber hinaus zählen die deutschen KMU zu den innovativsten Unternehmen in Europa: 54 % der deutschen KMU brachten von 2008 bis 2010 eine Produkt- oder Pro-zessinnovation auf den Markt; im EU-Mittel waren es nur 34 %. Deutsche KMU inves-tierten 2010 rund 8,7 Milliarden Euro in For-

99,6 %100 %

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60,0 %51,8 %

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Unternehmen Auszubildende Beschäftigte Wertschöpfung Umsatz

Kleine Unternehmen ganz groß: In Bezug auf die Anzahl der Unternehmen, die Auszu-bildenden, die Beschäftigen, sowie die Wertschöpfung haben die KMU den Löwenanteil in der deutschen Wirtschaft.

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»Der deutsche Mittelstand ist stark wie ein Fels. Kleinere, mittlere und Familienunternehmen prägen die

Wirtschaft maßgeblich.« Marc Evers, Leiter des Referats Mittelstand und

Existenzgründung beim DIHK

iM BrennpUnKt // MITTELSTAND

8 • Mappe 06/14 Mappe 06/14 • 9

Quelle: IfM Bonn

Mittelstand nachJahresumsatz 2012Laut dem KfW-Mittelstandspanel 2013 ist die überwiegende Zahl der Mittelständler in Deutschland klein: 86 % der Unterneh-men weisen einen Jahresumsatz von unter 1 Mio. Euro auf. Weniger als 0,5 % der Mittel-ständler erzielen über 50 Mio. Euro Jahres-umsatz.

Mittelstand nachBeschäftigten 2012Die Kleinteiligkeit des Mittelstands kommt in den Beschäftigtenzahlen zum Ausdruck: 83 % der KMU haben weniger als fünf Be-schäftigte. 1,8 % der Mittelständler haben 50 und mehr Beschäftige. In den vergange-nen Jahren hat sich die Kleinteiligkeit des Mittelstands verstärkt.

Branchenaufteilung im Mittelstand 2012Gründe für die Zunahme der Kleinteiligkeit sind die wachsende Tertiärisierung und ein Überfluss an Gründungen. Mittlerweile sind 75 % der mittelständischen Unterneh-men im Dienstleistungssektor aktiv, davon sind 1,24 Mio. wissensintensive Dienstlei-ster.

schung und Entwicklung, und die Ausga-ben hierfür sind zwischen 2004 und 2010 um 71 % gestiegen, meldet das Bundes-wirtschaftsministerium.

Mittelstand ist Ausbilder der Na-tion Mittelständische Unternehmen be-schäftigen über 15 Millionen Arbeitneh-mer und besetzen damit über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Im 2. Quartal 2013 gab es rund 940.000 offene Stellen, davon al-lein über 400.000 in Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern. Kleine und mittlere Betriebe stellten Ende 2011 rund 1,3 der 1,6 Millionen betrieblichen Ausbildungs-plätze in Deutschland, also lernen fünf von sechs Lehrlingen im Mittelstand. Ganz vor-ne mit dabei ist das Malerhandwerk: 27.225 junge Menschen wurden 2013 zu Malern und Lackierern ausgebildet.

Trotzdem wird der Mittelstand von der Politik gegenüber der Industrie oft stief-

mütterlich behandelt. Das ist umso fataler, weil er im Zug weiter fortschreitender Glo-balisierung und weltweit tätiger Kapital-gesellschaften zunehmend unter Wettbe-

werbsdruck gerät. Und während Großun-ternehmen und Industrie ihren Firmensitz auch gern in Steuerparadiese und Billig-lohnländer verlagern, bleibt der Mittel-

Ein typisch mittelständisches Unternehmen: Die März Malerwerkstätten in Neumarkt mit 13 Mitarbeitern, dem Fuhrpark und Betriebsgebäude

iM Brennpunkt // MITTELSTAND

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Bis zu 1 Mio. Euro Über 1 Mio bis zu 2 Mio Euro Über 2 bis zu 10 Mio. Euro Über 10 Mio bis zu 50 Mio Euro Über 50 Mio Euro

Unter 5 Beschäftitgte 5 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 und mehr Beschäftigte

FUE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe Bau Wissensintensive Dienstleistungen Sonstige Sonstige Dienstleistungen k. A.

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Es gibt viele Möglichkeiten dem Haus einen warmen Mantel zu verpassen. Alternative Dämm-

stoffe sind eine Marktnische für ökologisch orientierte Kunden

Was ist wirklich verträglich?InformatIonen durch LabeLs

Um Produkte im Hinblick auf die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit umfassend be-urteilen zu können, helfen glaubwürdige Umweltzeichen, wie sie auf der Webseite des Ver-braucherschutzministeriums unter www.blaulabel.de gelistet sind. Datenbanken für öko-logische Baustoffe gibt es bei Wecobis unter www.wecobis.de, beim Naturschutzbund NA-BU unter www.nabu.de oder bei Baunetz Wissen unter www.baunetzwissen.de

Marketing Was tun, wenn ein kunde sein Haus dämmen möchte, aber her-

kömmliche Dämmstoffe wie ePS oder Steinwolle ablehnt? Umwelt und entsorgung

sind die großen themenfelder, die die Menschen heute bewegen, auch bei Dämm-

stoffen. Wir stellen alternativen vor.

h artmut F. und seine Frau Veronika haben das Häuschen der Großel-tern geerbt, erbaut in den 1950er

Jahren. Gebäude der unmittelbaren Nach-kriegszeit sind bautechnisch besonders man-gelhaft und benötigen meist eine umfassende Wärmedämmung von Dach, Kellerdecke und Außenwänden. So weist auch die Gebäude-hülle dieses Häuschens sehr schlechte Dämm-werte auf, was sich deutlich in den enormen Heizkosten zeigt. Es sollte daher energetisch saniert werden – auch, da das Ehepaar F. viel Wert auf eine nachhaltige und gesunde Le-bensweise legt.

Allerdings widerstrebt es dem umweltbe-wussten Paar, ihr Haus in eine Hülle aus Kunst-stoff zu packen. Denn sie wollen so wenig Erd-ölprodukte wie möglich verwenden, die Res-sourcen schonen und energieintensive Her-stellungsprozesse und Müll vermeiden. Auch Mineral- oder Steinwolle ist ihnen unsympa-thisch. Sie wünschen sich einen Dämmstoff aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen, der vollständig abbaubar ist. Damit steht Fa-milie F. nicht alleine da: Das Thema Nachhal-tigkeit von Dämmstoffen wird nämlich für Ver-braucher immer wichtiger.

Die Vorteile von naturdämmstof-fen Der Fachverband Nachwachsende Roh-stoffe (FNR) fasst zusammen: »Naturdämm-stoffe sind wiederverwendbar bzw. leicht zu entsorgen. Ihre Herstellung ist nicht sehr ener-gieaufwändig und der CO2-Kreislauf auf ihrem gesamten Lebensweg nahezu geschlossen.

(...) Dank der großen Speicherkapazität kön-nen sie tagsüber viel Wärme aufnehmen und nachts bei abgekühlten Temperaturen lang-sam wieder abgeben.«

Für die Verarbeitung in Innenräumen kommt hinzu, dass Naturdämmstoffe keine Schadstoffe abgeben und hautfreundlich sind. Die Materialien speichern große Feuch-tigkeitsmengen zwischen, ohne dass sich ihre Struktur verändert und sich ihre Dämmeigen-schaften verschlechtern. Dadurch ist die Ge-fahr der Schimmelpilzbildung geringer.

nachhaltigkeit auch bei Dämm-stoffen Zwar liegt der Marktanteil von Na-turdämmstoffen gerade einmal bei 5 %, doch die Tendenz steigt. So verdoppelte sich das Produktvolumen der vom FNR geförderten Dämmstoffe fast von ca. 75.000 m³ im Jahr 2003 auf ca. 140.000 m³ im Jahr 2007. Auch bei Sanierungsmaßnahmen wird Nachhaltigkeit ein entscheidender Aspekt für die ganzheit-liche Bewertung. Die Bauprodukteverord-nung z.B. verlangt eine den gesamten Lebens-

Nischen geschäftmit Potenzial

zyklus umfassende Betrachtung von Bau-stoffen. Als Informationsgrundlage dafür sollen gemäß BauPVO verstärkt Umwelt-Pro-duktdeklarationen, kurz EPDs (Environmen-tal Product Declaration), basierend auf über-prüften Angaben der Hersteller, dienen.

Pflanzlich, tierisch oder minera-lisch Laut Wikipedia bestehen Naturdämm-stoffe aus Materialien pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft. Sie werden auf Basis verschiedener Nutzpflanzen wie z.B. Gras, Seegras, Getreide, Hanf oder Holz her-gestellt. Teilweise können auch Dämmstoffe aus Recyclingmaterial als Naturdämmstoffe gelten, sofern diese aus biogenen Roh-stoffen bestehen (z.B. aus Cellulosefasern des Altpapiers, aus Schaumglasschotter oder aus Recyclingglas).

Zum Schutz gegen Schädlings- und Schimmelbefall und zum Brandschutz wer-den den meisten organischen Naturdämm-stoffen in der Regel geringe Anteile schüt-zender Stoffe wie Molke, Borsalze, Zement, Aluminiumsulfat oder Paraffin zugesetzt. Viele der verwendeten Zusätze sind bei Her-stellung und Verwendung unbedenklich, in einigen Fällen (z.B. bei synthetischen Faser-anteilen in Naturfasermatten) behindern diese Zusätze die chemische oder biolo-gische Abbaubarkeit bei der Entsorgung.

Biologische Dämmstoffe Eine wei-tere Alternative können biologische Dämmstoffe in Form von Schaumkunst-stoffen aus polymerisierter Milchsäure PLA sein. Diese sind artverwandt mit EPS, was die Zellstruktur, Dämmleistung und Druck-festigkeit angeht. Die Milchsäure kann aus Zucker oder Mais gewonnen werden, wo-bei CO2 als Treibmittel eingesetzt wird. Das Material ist vollständig kompostierbar. Mo-mentan finden Feldversuche für den Ein-satz im Baubereich statt.

Holzfaserdämmplatten sind als Wärmedämm-

Verbundsysteme schon länger eine Alternative

Die Hanfdämmplatte von Capatect wird in Öster-reich vertrieben. Sie besteht aus einem Kern aus Hanffasern und einer carbonhaltigen Armierungs-schicht, die für Schlagfestigkeit sorgt

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Im fokus // EnErgEtischE ModErnisiErung

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Raus aus dem HamsterradEntscHlEunigung

Der Zukunftsforscher Matthias Horx zählt die Entschleunigung zu den soziokulturellen Trends, die »zumeist ein Ausgleich zu Defiziten der gesellschaftlichen Entwicklung sind, der sich in Lebensgefühlen und Sehnsüchten ausdrückt«. Entschleunigung ist die Ant-wort auf den zunehmenden Burnout in der Arbeitswelt und das Gefühl von Stress, Hetze und Hamsterrad. »Mit Entschleunigung wird umgangssprachlich ein Verhalten beschrie-ben, aktiv der beruflichen und privaten ›Beschleunigung‹ des Lebens entgegenzusteuern, d. h. wieder langsamer zu werden oder sogar zur Langsamkeit zurückzukehren«, lautet die Definition auf www.wikipedia.org. Entschleunigung geht mit Achtsamkeit einher. Acht-samkeit bedeutet, im Augenblick zu verweilen und ihn dadurch intensiv zu erleben. Durch die Übung der Achtsamkeit ist es möglich, den Körper, die Gedanken und die Ge-fühle aufmerksam wahrzunehmen, ohne sie direkt beurteilen oder verändern zu wollen.

Vom Luxus

zu haben GESELLSCHAFT Mit zunehmendem Zeitdruck und Arbeitshetze, aber auch durch Freizeitstress wächst in unserer Leistungs- und Erlebnisgesellschaft die Sehnsucht nach Entschleunigung und nach Eigenzeit. Der Trend nach Verlangsamung spiegelt sich in vielen Bereichen des Lebens wider. Es formieren sich Interessensbewegungen und sogar Vereine werden gegründet.

i n dem 1936 erschienen Stummfilm »Moderne Zeiten« spielt Charlie Cha-plin einen Tramp, der in einer Fabrik

am Fließband arbeitet. Weil er mit dem unmenschlichen Arbeitstempo nicht mit-halten kann, wird er entlassen. Chaplin kri-tisiert in dem Filmklassiker die Auswüchse der Industrialisierung und des Kapitalis-mus und zeigt den Kampf gegen das Zeit-diktat von Fließbändern, an denen Men-schen arbeiten. Zwar ist die reine Fließ-bandarbeit in Europa zurückgegangen, doch die Beschleunigung ist in fast allen Bereichen des Arbeitslebens in Form von Arbeitshetze angekommen. Auch im Pri-vatleben wird alles immer schneller und komplexer, viele klagen über Frei-zeitstress. Grund ist, dass wir immer mehr wollen in derselben Zeit. Ein Überangebot an Freizeitaktivitäten, Familie, Arbeit, Hob-bies macht uns maß- und rastlos. Wir sind

Getriebene unserer Leidenschaften und Verpflichtungen. Als ob man dem zeitglei-chen Erledigen mehrerer Arbeiten Zeit ge-winnen könnte.

Zeit ist wahrer Luxus »Zeit ist im öf-fentlichen Bewusstsein zu einer knappen Ressource geworden, mit der man effizient wirtschaften muss«, schreibt focus.de und

Alle Beschäftigten

Chemie

Metallerzeugung und - bearbeitung

Maschinen - und Fahrzeugbau

Energieversorgung

Baugewerbe

Handel

Verkehr und Lagerei

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

Gastgewerbe

Information und Kommunikation

Finanzdienstleistungen und Versicherungen

Wissenschaftliche, technische und andere Dienstleistungen

Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen, Verteidigung

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»ich habe den Eindruck, dass ich in den letzten Jahren immer mehr in der gleichen Zeit schaffen muss«

ARbEitsintEnsiviERung, lEistungsvERdicHtung

Trifft voll und ganz zu

Triffteher zu

Trifft eher nicht zu

Trifft überhaupt nicht zu

Quelle: DGB-Index Gute Arbeit

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In unserer hektischen Gesell-schaft wächst der Wunsch nach Schneckentempo

tREnds ERkEnnEn // ENTSCHLEUNIGUNG

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