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MENSCHEN

Der Grand Prix der Volksmusik ist abge-schafft, also braucht es auch keineSchweizer Ausscheidung mehr. So ist am16. April ein Termin im Abendpro-gramm von SF 1 frei geworden.

Wie Recherchen des «Sonntags» er-geben haben, plant der Sender an die-sem Tag eine grosse Sendung für Nach-wuchskünstler aus verschiedenen popu-lären Musiksparten. Gesucht wird derFolklore-Neuling 2011. Jede Sparte hat ei-nen eigenen Paten, der junge Talenteaufstöbern soll und danach betreuenund begleiten muss. Wer es in die Sen-dung vom 16. April schafft, entscheidenallein die Paten. Zum Beispiel: CarloBrunner (Sparte Ländler), Polo Hofer (Lie-dermacher), Francine Jordi (klassischerSchlager), Melanie Oesch (Jodel), NicolasSenn (Instrumental). Die vollständige Lis-te und der Name des Moderators sollenin den nächsten Tagen bekannt gegebenwerden. Die Wahl des Volksmusik-Nach-wuchsstars 2011 nimmt das TV-Publi-kum per Televoting vor.

Mit dieser Sendung liefert die SRF-Unterhaltungsabteilung erste Anhalts-

punkte, wohin die Reise künftig gehensoll. Und macht dabei keine schlechteFalle. Die Musikbereiche, die am 16. Ap-ril berücksichtigt werden, sind in denletzten Jahren vom Schweizer Fernsehenarg vernachlässigt worden. Das ist nurschwer zu verstehen, weil insbesonderein der traditionellen Volksmusik ein rie-siges Reservoir an wirklich hochbegab-ten Nachwuchskünstlern vorhanden ist.

Wer sich in der Jodel- und Ländler-musikszene auskennt, wer auch an klei-nere Volksfeste und Festivals geht undsich gerne in traditionellen Musikloka-len aufhält, weiss: Da reifen allenthal-ben Talente heran, die das Zeug dazu ha-ben, auch ein ganz grosses Publikum zubegeistern.

Die Paten sollten es keinesfalls ver-säumen, ins Berner Oberland zu Evelynund Kristina Brunner zu reisen: ein Örge-li/Bass-Duo, das auch das Cello beizieht.Sonderklasse! Oder in die Ostschweiz,zum Hitzigen Appenzeller Chor, der in un-serer Ausgabe vom 23. Januar vorgestelltwurde. Spitzenklasse! Oder nach Stans,wo die junge Ländlerkapelle Quanten-sprung herkommt. Extraklasse!

Oesch , Jordi & Co.suchen Folklore-StarAm 16. April gibts auf SF 1 eine grosse Musikshow

VON KURT-EMIL MERKI

Melanie Oesch (links) und Francine Jordi kümmern sich um Nachwuchs.«Durch den Alltagsstress leidet die Liebeund wird allmählich verschüttet», sagtBirgit Kollmeyer, Leiterin von «Paarlife».Die Psychologin bietet Paarkurse an, dieauf der Erkenntnis basieren, dass All-tagsstress Beziehungen killen kann.Meist schwappt der Stress aus der Ar-beitswelt in die Beziehung über und um-gekehrt, erklärt Kollmeyer. An stabilenBeziehungen haben daher auch Unter-nehmen ein Interesse.

In den Kursen können Paare mitPsychologen trainieren, wie sie Stress ge-meinsam bekämpfen. Dies stärkt die Be-ziehung. Wie gross die Liebe zu Beginnwar, spielt für die Beziehung laut Koll-meyer längerfristig keine Rolle. Ebensowenig, wie attraktiv ein Partner ist oderwie viel Geld er hat. Rund 1500 Paare ha-ben bereits einen ihrer Kurse absolviert.

ZU DEN KUNDEN von «Paarlife» zählengrosse Arbeitgeber wie die Swisscomund die Suva. 170 Swisscom-Mitarbeiterund deren Partner haben für eine Studiean einem Paarkurs teilgenommen. Diesekonnte nachweisen, dass der Paarkurseffizienter ist, um das Burnout-Risiko zusenken, als individuelle Stressbewälti-gungskurse. Bisher haben ein gutes Dut-zend Suva-Mitarbeiter den Kurs zur ge-meinsamen Stressbewältigung besucht.«Die Rückmeldungen sind durchwegspositiv», sagt Sprecher Erich Wiederkehr.Für Stress, Mobbing und Burnout fehledie gesetzliche Grundlage zur Anerken-nung als Berufskrankheit im Unfallversi-cherungsgesetz.

Stress ist weit verbreitet. Laut demStaatssekretariat für Wirtschaft (Seco)klagen rund zwei Drittel der Erwerbstä-tigen darüber. Volkswirtschaftlich kanndies teuer werden. Auf rund 4,2 Milliar-den Franken im Jahr schätzt das Seco dieKosten. Umso wichtiger wird da dieStressbewältigung. Sie hat Einfluss dar-auf, wie zufrieden ein Angestellter istund wie oft er bei der Arbeit fehlt. Undwer sich im Beruf gestresst fühlt, ist un-zufriedener mit seinem Privatleben. EinTeufelskreis. Betriebe haben dies er-kannt und begonnen, bei der Präventionauch das Liebesleben einzubeziehen.

Die Nachfrage nach Anti-Stress-Kur-sen steigt auch darum, weil immermehr Paare Doppelverdiener sind unddas Zusammenleben für sie zur Belas-tung wird. Kommt der Partner vonder Arbeit ausgelaugt nach Hause,fehlt ihm oft der Nerv, um denSorgen des Partners Gehör zuschenken. Die fehlende Unter-stützung wiederum verstärktdie Belastung und führt wo-möglich zu mehr Beziehungs-stress.

Dabei könnte ihm das Ge-spräch mit dem Partner hel-fen, die miese Laune nach ei-nem schlechten Arbeitstag zuvertreiben. In den Kursenlernt das Paar, Verständnis fürdie Situation des Partners auf-zubringen und gemeinsamnach Lösungen zu suchen. EinKurs kostet zwischen rund 400und 800 Franken.

DIE «LIEBESFORMEL» des Psycholo-gieprofessors Guy Bodenmann derUniversität Zürich bildet die Grund-lage für «Paarlife». Für eine glücklicheBeziehung braucht es demnach dreiZutaten: Zeit für die Partnerschaft, kon-struktive Kommunikationskompetenzenselbst in schwierigen Zeiten und das enga-gierte Bekenntnis zueinander. «Es ist wiebei der Kariesprophylaxe. Was wir regel-mässig pflegen, bleibt gesund und kanngedeihen.» Die Liebe lebt von Aufmerk-samkeiten im Alltag wie zärtlichen Gestenund aufmunternden Worten.

Entscheidend ist, wie die Partner instressigen Situationen miteinander re-den. Bodenmann hat Hunderte von Paa-ren bei Gesprächen beobachtet und ihreStreitmuster analysiert. Zu 80 Prozentlässt sich voraussagen, ob sie eine ge-meinsame Zukunft haben, ist der For-scher überzeugt. Künftig sollen seinePaarkurse unter anderem Angebote fürwerdende Eltern umfassen sowie einenKurs, um Leidenschaft in der Beziehungzu erhalten.

«Paare sollen von der Forschungsar-beit profitieren können», sagt Kollmey-er. Aufgrund der Nachfrage will sie dasneue Standbein der Firmenkurse aus-bauen. Dies ist erfahrungsgemäss nichtso einfach. Manche Mitarbeiter scheuensich davor, mit Arbeitskollegen oderdem Chef einen Paarkurs zu besuchen.Birgit Kollmeyer betont daher, dass dieKurse vertraulich sind und intime Ge-spräche nur in kleinen Gruppen statt-finden.

Firmen setzen aufPaarkurse gegen BAnti-Stress-Kurs statt Blumenzum Valentinstag: Firmenentdecken die Bedeutung vonharmonischen Beziehungen,um Mitarbeiter vor einemBurnout zu bewahren.

Stress am Arbeitsplatz als Beziehungskiller – nun gehen Unternehmen neue Weg

VON ANGELA BRUNNER

DURCHSCHNITTSALTER BEI ERSTH

Grafik: DQuelle: BFS

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Gene: Haben Sie Pech in der Liebe? Vielleicht könnenSie nichts dafür. Es könnte am Vasopressin-Gen lie-gen. Wer davon eine bestimmte Ausprägung hat, hatmehr Bindungsprobleme und heiratet seltener.

Scheidung: Mit jeder weiteren Heirat steigt das Risikofür eine Scheidung um rund zehn Prozent. Geschiede-ne Partner lernen meist nicht genug aus gescheitertenBeziehungen.

Berechenbarkeit: Wenn der Partner allzu vorausseh-bar handelt, schadet dies der Beziehung auf Dauer. DiePartner entfremden sich, weil sie das gegenseitige In-teresse verlieren. Langjährige Partner glauben irrtümli-cherweise, mehr über ihren Partner zu wissen, als dieszutrifft.

Streitmuster: Bergab geht es mit der Beziehung,wenn ein Partner ständig nörgelt und zynisch antwor-tet oder immer mehr provoziert, während sich der an-dere stärker zurückzieht und sich nicht mehr auf denPartner einlässt. Ein Teufelskreis.

Gesten: Fünf positive Gesten wiegen laut PaarforscherGuy Bodenmann eine negative auf. Stimmt das Ver-hältnis nicht mehr, leidet die Beziehung.

Liebes-KillerIdeale Voraussetzungen: Laut einer Studie der Fach-hochschule für Wirtschaft in Genf sollte die Frau min-destens fünf Jahre jünger und besser gebildet sein alsihr Partner. Optimalerweise sind beide Schweizer undnoch nie geschieden. Dann hält die Ehe am häufigsten.

Glückseffekt: Schenken macht glücklich, sagt BrunoFrey, Ökonom der Universität Zürich. Das Schenkendarf allerdings nicht zur Selbstverständlichkeit werden,da der Glückseffekt sonst verpufft. Sein Tipp: Besserist es, vor oder nach dem Valentinstag seinen Partnerzu überraschen mit etwas, das man selbst schätzt unddas dem Partner Freude macht.

Charakter: Diverse Studien zeigen, dass Paare, diesich charakterlich ähnlich sind, länger zusammenblei-ben. Dies machen sich auch Online-Partnerbörsen mitPersönlichkeitstests zunutze.

Attraktivität: Man verliebt sich eher in Menschen mitGesichtszügen, die jenen der eigenen Familie oder vonFreunden ähneln.

Gefühle: Paare, die häufig über ihre Gefühle reden,auch bei Konflikten, bleiben länger zusammen, selbstwenn sie sich häufiger zanken als andere Paare.

Liebes-Förderer

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INSERAT

Der Sonntag | Nr. 6 | 13. Februar 2011Seite 15

«Ich liebe an meiner Frau,dass sie so ausgeglichen istund nicht so lange wie ich aneiner Sache grübeln muss»,sagt der Emmentaler und lä-chelt verlegen. Seine Frauumarmt ihn. «Das hast duschön gesagt.» Sie wischt sicheine Träne weg.

Es gibt Beziehungen, die50 Jahre überdauern. So auchjene von Fritz Wälti (76) undseiner Frau Waltraud (70).

Waltraud ist elegant ge-kleidet und dezent ge-schminkt. Man ahnt, weshalbsie ihrem Fritz 1961 den Kopfverdreht hat. Damals erkor ersie zur Ballkönigin des Turn-vereins, indem er ihr 50selbst gebastelte Herzen ab-kaufte. Fritz arbeitete an demAbend als Barkeeper. «SeineAugen waren so blau wie einBergsee und er hatte gekraus-tes Haar», erinnert sie sich.

KENNEN GELERNT haben siesich in Österreich. Eigentlichwollte der Langnauer Büch-senmacher sich dort an einerauf Waffen spezialisiertenFachschule weiterbilden. Ge-funden hat er die Liebe seinesLebens. «Meine Frau machtemir das grösste Geschenk, alssie Ja sagte zu meinem Hei-ratsantrag», sagt Fritz. Als

Waltraud nach Nürnbergzog, um als Drogistin zu ar-beiten, übernachtete ermehrmals auf einer Bank vorihrer Wohnung. Mit dem ge-sparten Geld schenkte er ihrrote Rosen. «Ich bin ein Ro-mantiker», gibt Fritz zu. Auchheute noch bringt er ihr gele-gentlich Blumen nach Hauseals «Anerkennung für dieHausarbeit».

Fritz ist 76-jährig, braungebrannt und sportlich. Immit Holz getäfelten Wohn-zimmer reihen sich seinezahlreichen Medaillen vonSchiesssport und Langlauf an-einander. Nur sein Hörgerätverrät, dass er nicht mehr derJüngste ist. Gerne trägt er esjedoch nicht. Dies ist dennauch ihr grösster Streitpunkt.

Seit rund 50 Jahren woh-nen die beiden nun im El-ternhaus von Fritz in Lang-nau. In dem Haus haben sievier Kinder grossgezogen undKleider, Jagd- und Sportwaf-fen verkauft. Das Geschäft imunteren Stock haben sie vorzwölf Jahren aufgelöst. Wal-traud fühlt sich hier zu Hau-se, doch das war nicht immerso, erzählt sie in fast akzent-freier Mundart. Die damaligeBesitzerin der LangnauerDrogerie wollte die Auslände-rin nicht anstellen. So gab

Waltraud ihren gelernten Be-ruf auf. Auch bei der erstenWohnung war ihre Nationali-tät ein Hindernis. Und auchder Pfarrer von Fritz’ Bürger-ort Trub weigerte sich, dieMischehe zu trauen.

GEHEIRATET haben sie den-noch. Auf dem vergilbten Hei-ratsfoto strahlen die beiden.Und anders als viele Paaresind sie noch immer zusam-men. Was ist ihr Geheimnis?«Der Schlüssel liegt darin,dass wir gelernt habenmiteinander zu diskutierenund vor Problemen nicht da-vonzulaufen», sagt Waltraud.Sie haben oft gezankt undsich wieder versöhnt. Beson-ders im Sport habe sie seineLiebe gespürt. Einmal hat erihr gar ein rosafarbenesRennvelo zu Weihnachten ge-schenkt. Heute noch gehensie gemeinsam langlaufen.

Daneben verfolgen sie ei-gene Interessen. «Meine Frauist Künstlerin», sagt Fritz. ImTreppenhaus hängt ein En-gel, den sie gemalt hat. «Ichhingegen habe zwei linkeHände», sagt Fritz lachend. Erfühlt sich wohler auf dem Ve-lo. Eines ist nach 50 Jahrenaber gleich geblieben: das Be-kenntnis, für ihre Beziehungzu kämpfen.

Ein Emmentaler erzählt, wie er das Herz seiner Liebsten erobert

Das Geheimnis von50 Jahren Liebesglück

VON ANGELA BRUNNER

Waltraud und Fritz Wälti haben ihr Glück bewahrt.

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HEIRAT

Der Sonntag/bar

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EHEDAUER BIS ZUR SCHEIDUNG

Grafik: Der Sonntag/barQuelle: BFS

16Durchschnittliche Dauer einer geschiedenen Ehe

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SCHEIDUNGSRATE

Grafik: Der Sonntag/barQuelle: BFS

60Heute werden rund 50% der Ehen geschieden

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Anstieg 1999 und Rück-gang 2000 sind aufGesetzesänderungzurückzuführen.

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