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Mehrsprachigkeit / Nationalsprachen / Minderheitensprachen

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• Sprachenvielfalt und Minderheitenschutz in Europa

Minderheitenschutz als Teil der Europäischen Menschenrechtskonvention

Individuelle Rechte auf Identität, Existenz und Gebrauch der Muttersprache wie auch des Unterrichts in dieser Sprache

In 1990er Jahren Ausarbeitung von zwei Instrumenten zur Förderung und zum Schutz von Regional- u. Minderheitensprachen sowie von nationalen Minderheiten :

European Charter for Regional or Minority Languages (1992) Framework Convention on the Protection of National Minorities

(1994/1998)

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Framework Convention on the Protection of National Minorities(Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten)

(1994/1998)Multilaterales Abkommen mit rechtlicher Verbindlichkeit

Kein Fokus auf Sprachenfragen – jedoch Inklusion

Menschenrecht: Gleichheit und Nicht-Diskriminierung– conditions to preserve minorities‘ identities, religion, language, traditions,

cultural heritage– use of minority language in privacy, the public, family names & toponyms Verbot von forcierter Assimilation Mitgliedsstaaten definieren ihre nationalen Minderheiten selbst Schwaches Monitoring (5 Jahre Berichtsystem)

Link aktuelle Informationen: http://www.coe.int/t/dghl/monitoring/minorities/default_FR.asp

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Sprachminderheiten - Alte Mitgliedsstaaten

• Belgien (Koninkrijk België / Royaume de Belgique / Königreich Belgien): Nationalitätenstaat, beruht auf der Gleichheit dreier Sprachgruppen mit staatstragendem Charakter: Flamen (59 %), Wallonen (39 %), Deutsche (1,2 %); Luxemburger (als Minderheit)

• Dänemark (Kongeriget Danmark): zwei Minderheiten; Färöer und Deutsche (2,3%); seit 1948 genießen die Färöer den Status einer “selbstverwaltenden Volksgemeinschaft”; Rechte der deutschen Minderheit entsprechen denen der dänischen in Deutschland; Grönländisch als autonome Sprache mit Dänisch als zweiter Sprache

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• Deutschland (Bundesrepublik Deutschland): vier Minderheiten (0,2%): Dänen, Friesen, Sorben, Roma und Sinti (in weniger abgesicherter Position); Bundestag lehnte 1994 Forderung nach Verfassungsverankerung ab; Ostfriesen in Niedersachsen ohne Schutz vs. Nordfriesen in Schleswig-Holstein geschützt; Sorben in Sachsen u. Brandenburg geschützt; Roma und Sinti seit 1970er Jahren im Zentralverband Deutscher Roma u. Sinti organisiert; Niederdeutsch als Regionalsprache

• Finnland (Suomen Tasavalta): Minderheiten (6%); Finnisch und Schwedisch als nationale Sprachen; zwei Minderheiten mit großer Autonomie; schwedische Minderheit (in allen Gemeinden mit 8% der minderheitlichen Bevölkerung gilt volle Zweisprachigkeit; in einsprachigen Gebieten ist die zweite Amtssprache Pflichtfach in den Schulen); Aaland Inseln (90% Schwedisch), Schwedisch Voraussetzung für Aufnahme in öffentlichen Dienst; Samen haben hohen politischen Organisationsgrad -Samisch territorial Amtsspache, Karelisch, Romanes, Tatarisch, Jiddisch

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• Frankreich (République Française): acht Minderheiten (9-14%); Bretonen, Flamen, Elsässer, Lothringer, Okzitanen, Katalanen, Basken und Korsen - keine öffentliche Anerkennung aus Verfassungsgründen - sondern nur Regionalsprachen; seit 1980er und besonders seit 1999 moderate Regionalisierung (Korsen als Ausnahme)

• Griechenland (Ellinikí Dimokratía): sieben Minderheiten (2,5%), Türken, Pomaken, Makedonier, Aromunen, Armenier, Albaner und Roma, anerkennt keine ethnisch-sprachlichen Minderheiten – nur eine religiöse (Muslime); auch hier spricht man von Regionalsprachen

• Großbritannien und Nordirland (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland): Minderheiten (23%); restriktive Minderheitenpolitik bis in die 90er Jahre; Waliser (Kymren), Iren und Schotten mit eigenem Parlament; Cornen keine Zugeständnisse; Manx mit eigenem Parlament und Verwaltung, Minderheitensprachen: Walisisch, Irisch, Schottisch, Schottisch-Gälisch, Manx-Gälisch, Kornisch

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• Irland (Éire Republic of Ireland): Irisch (11%) als erste nationale Sprache; Englisch als zweite offizielle Sprache, weiters Ulster-Scots

• Italien (Repubblica Italiana): 13 Minderheiten (5%), bis 1998 nur vier offiziell anerkannt (Deutschsprachige in Südtirol, Aostaner, Slowenen in Triest und Görz Ladiner in Südtirol); Sarden, Friulaner, Frankoprovenzalen, Provenzalen, Streuminderheiten Deutschsprachiger in Norditalien, der Albaner und Griechen, Kroaten, Provenzalen und Frankoprovenzalen im Süden; Roma und Sinti, erst 1998 offiziell benannt

• Luxemburg (Groussherzogtum Lëtzebuerg): Triglossie seit 1984; Letzeburgisch (moselfränkische Varietät), Französisch, Deutsch

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Sprachminderheiten - Neue Mitgliedsstaaten

• Bulgarien (Republika Bălgarija): Zahlreiche Minderheiten (20%), Türken, Roma, Mazedonier und Pomaken, Armenier, Aromunen, Griechen, Tataren, Sepharden, Albaner, Rumänen, Gargausen, Deutsche

• Estland (Eesti Vabariik): multinationaler Staat, 35% Minderheiten: Russen (29%) - Problem Staatsbürgerschaft, Ukrainer, Weißrussen, Finnen, Tataren, Letten, Juden, Polen, Litauer, Roma, Deutsche

• Kroatien (Republika Hrvatska): multilinuale Bevölkerung, Sprachen: Kroatisch, Albanisch, Serbisch, Italienisch, Ungarisch, Tschechisch, Slowakisch, Ruthenisch, Deutsch, Ukrainisch, Beasch, Istrorumänisch, Romanes

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• Lettland (Latvijas Republika): multinationaler Staat, 44% Minderheiten: Liwen, Deutsche, Esten, Roma, Juden, Litauer, Polen, Ukrainer, Weißrussen, Russen (35%) – Problem der Staatsbürgerschaft

• Litauen (Lietuvos Respublika): 18% Minderheiten: Russen (8,3%), Polen (7%), Weissrussen, Ukrainer, Juden, Tartaren, Letten, Roma, Deutsche, Karaime

• Malta (Repubblika ta‘ Malta): Kleine Minderheiten Italiener & Araber – nicht anerkannt; offizieller Bilinguismus Maltesisch (semitische Sprache) und Englisch, Italienisch als Umgangssprache

Polen (Rzeczpospolita Polska): 2,8% Minderheiten: Deutsche, Ukrainer, Weißrussen, Roma, Litauer, Slowaken, Juden, Armenier, Russen, Griechen, Kaschuben, Tschechen, Tataren, Karaime

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• Rumänien (România): 19 Minderheiten (11%), Roma, Ungarn, Ukrainer, Deutsche, Russen, Türken, Serben, Tataren, Slowaken, (Bulgaren, Juden, Makedonier,Tschechen, Polen, Kroaten, Griechen, Karaschowener, Armenier) Aromunen (nicht mehr als Mdh. anerkannt

• Slowakei (Slovenská republika): 14% Minderheiten: Ungarn, Roma, Tschechen und Mährer, Ruthenen, Ukrainer, Deutsche, Polen, Kroaten, Bulgaren, Juden, entsprechende Sprachenvielfalt

• Slowenien (Republika Slovenija): Minderheiten: Serben, Kroaten, Bosniaken, Ungarn, Albaner, Italiener, Roma, Deutschsprachige, Minderheitensprachen: Serbisch, Kroatisch, Italienisch, Deutsch, Ungarisch, Romanes

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• Tschechien (Česká republika): 4,8% Minderheiten: Slowaken, Polen, Deutsche, Roma, Ungarn, Ukrainer/Ruthenen, Russen, Griechen, Minderheitensprachen: Polnisch, Slowakisch, Deutsch, Kroatisch, ´Romanes

• Ungarn (Magyarorság): 10,6% Minderheiten: Roma, Deutsche, Slowaken, Kroaten, Rumänen, Polen, Serben, Armenier, Ruthenen, Slowenen, Griechen, Bulgaren, Ukrainer, Minderheitensprachen: Romanes, Deutsch, Kroatisch, Slowakisch, Rumänisch, Beasch, Serbisch, Slowenisch, Polnisch, Bulgarisch, Griechisch, Armenisch, Ruthenisch, Ukrainisch

• Zypern (Kypriaki Dimokratía): Griechischer Teil – geringe Anteil Türken, Araber und Armenier; Türkischer Teil – Politik der ethnischen Segregation, anerkannte Minderheitensprachen: Armenisch, zyprisches Arabisch

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Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen(Ratifizierungsstand 2014)

Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

ARMENIEN 2001 2002 2002

ASERBAIDSCHAN 2001 ----- -----

BELGIEN (EU 01) ----- ----- -----

BOSNIEN / HERZEGOWINA 2005 2010 2011

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Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

BULGARIEN (EU 02) ----- ----- -----

DÄNEMARK (EU 03) 1992 2000 2001

DEUTSCHLAND (EU 04) 1992 1998 1999

ESTLAND (EU 05) ----- ----- -----

FINNLAND (EU 06) 1992 1994 1998

FRANKREICH (EU 07) 1999 ----- -----

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Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

GRIECHENLAND (EU 08) ----- ----- -----

GROßBRITANNIEN (EU 09) 2000 2001 2001

IRLAND (EU 10) ----- ----- -----

ISLAND 1999 ----- -----

ITALIEN (EU 11) 2000 ----- -----

KROATIEN (EU 12) 1997 1997 1998

LETTLAND (EU 13) ----- ----- -----

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Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

LIECHTENSTEIN 1992 1997 1998

LITAUEN (EU 14) ----- ----- -----

LUXEMBURG (EU 15) 1992 2005 2005

MALTA (EU 16) 1992 ----- -----

MAZEDONIEN 1996 ----- -----

MOLDAWIEN 2002 ----- -----

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Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

MONTENEGRO 2005 2006 2006

NIEDERLANDE (EU 17) 1992 1996 1998

NORWEGEN 1992 1993 1998

ÖSTERREICH (EU 18) 1992 2001 2001

POLEN (EU 19) 2003 2009 2009

PORTUGAL (EU 20) ----- ----- -----

RUMÄNIEN (EU 21) 1995 2008 2008

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Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

RUSSLAND 2001 ----- -----

SCHWEDEN (EU 22) 2000 2000 2000

SCHWEIZ 2000 2000 2000

SERBIEN 2005 2006 2006

SLOWAKEI (EU 23) 2001 2001 2002

SLOWENIEN (EU 24) 1997 2000 2001

SPANIEN (EU 25) 1992 2001 2001

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Staat Unterzeichnung Ratifizierung Inkrafttreten

TSCHECHIEN (EU 26) 2000 2006 2007

UKRAINE 1996 2005 2006

UNGARN (EU 27) 1992 1995 1998

ZYPERN (EU 28) 1992 2002 2002

ERGEBNIS: Bisher 33 Unterzeichnungen und 25 Ratifizierungen,darunter aber nur 17 von 28 EU-Staaten

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Mitgliedsstaaten alt und neu – politische Praxis

• Ratifizierung der Charta für Minderheitensprachen und der Rahmenrechtskonvention

• Minderheitenschutz in nationalen Gesetzen /Verfassungen oder von Regierungen gewährt

• Demokratische Partizipation (Vertretung in Parlamenten und Parteien) • Soziale Inklusion vs. Exklusion (z.B. Roma)

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• Minderheitlicher Bilinguismus vs. Monolinguismus der Mehrheit

• Minderheit unter Begriff „nationale“ oder „ethnische“ Minderheit anerkannt vs. Begriff „Minderheit“ negierend

• Kooffizialisierung vs. Ignorieren/Negieren der Minderheitensprache

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