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Page 1: Menschen und ihre Gärten August

01.08.12 17:16:23 [Seite '28_ORA_011' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | S-Bahn-Gemeinden] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom)

S-BAHN-GEMEINDEN 28. Juli 2012Sonnabend

OBERHAVEL/OSTPRIGNITZ-RUPPIN (pw) n Bei „Men-schen und ihre Gärten“ er-möglichen uns leiden-schaftliche Gartenliebha-ber und PflanzenfreundeEinblicke nicht nur in ihrGartenreich, sondern auchin ihr Leben. Von April bisOktober werden Privatgär-ten und ihre Besitzer vor-gestellt.

Wenn Sie sich, liebe Le-serin und lieber Leser,ebenfalls an unserer Seriebeteiligen wollen, meldenSie sich bei uns oder ma-chen Sie Vorschläge, wennSie außergewöhnliche, be-zaubernde, naturnahe oderauch einfach liebevoll ge-staltete Anlagen in denAltkreisen Oranienburg,Gransee oder Neuruppinkennen.

Kontakt:

OranienburgerGeneralanzeigerLehnitzstraße 1316 515 OranienburgJürgen Liebezeit& (0 33 01) 59 63 51Petra Wolf& (03 30 56) 7 44 89

Freude amGärtnern

MÜHLENBECK/FELDHEIM(pw) n Der bewimperte Fel-berich besitzt leuchtendgelbe Blüten über kräftigdunkelrotem Laub. Diesekontrastreiche Züchtungkann auf Blumenbeeten,Rabatten oder am Teich-rand stehen. Durch Wurze-lausläufer verbreitet sichder Felberich sehr schnellund er ist daher in der La-ge, Unkraut zu unterdrü-cken. Sein Name leitet sichvon der Form der Knospenab, die wie Wimpern gebo-gen sind.

Blütenknospenwie Wimpern

GRÜNER TIPP

Beschwingt: Die Knospendes bewimperten Felberichsähneln Wimpern.

ORANIENBURG (pw) n Dasnächste Gartenporträt inunserer Serie „Menschenund ihre Gärten“ erscheintam Sonnabend, 1. Septem-ber. Wir stellen den Land-hausgarten der FamilieWittemans in Stöffin beiNeuruppin vor.

Zu Gastin Stöffin

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: WALBURG HEINZ AUS MÜHLENBECK

Lassen wir uns überraschen,ob uns beim Gartenrundgangnicht doch der PotsdamerGärtner hin und wieder überdie Schulter schaut.

Als Walburg Heinz gemein-sam mit ihrem Mann vor39 Jahren das 1 200 Quadrat-meter große Grundstückübernahm, war es ein Korn-feld. Dazwischen wuchsenQuecken, ein äußerst lästigesund hartnäckiges Unkraut.Mit einem Karst – einer Ha-cke mit rechtwinklig abgebo-genen, stabilen Zinken –wurden sie entfernt und„Queckengräber“ angelegt.„Wir haben tiefe Löcher aus-gehoben und darin die Que-cken vergraben“, schildertWalburg Heinz die mühevol-le Arbeit. Der sandige Bodengab nicht viel her. „Die Bo-denwertzahl betrug 18“, er-klärt die staatlich geprüfteLandwirtin fachkundig. Aufeiner Skala von null bis hun-dert liegt das weit im unterenBereich. Unter einem Wertvon 20 ist der Boden land-wirtschaftlich kaum nochnutzbar. Durch Zugabe vonreichlich Komposterde konn-te der Gartenboden mit denJahren deutlich verbessertwerden.

Auch Karl Foerster ist esgelungen, Blumenwälder ausmärkischem Gartensand em-porwachsen zu lassen. Vor-raussetzung war natürlich,entsprechende Pflanzen zuzüchten, die den Standortbe-dingungen in unserer Regiongerecht wurden. Durch seinSchaffen haben Hochstaudenwie Phlox, Mohn oder Ritter-sporn Einzug in unsere Gär-ten gehalten.

Walburg Heinz hat sichviele von ihnen in ihren Gar-ten geholt. Einige stammennoch aus DDR-Zeiten, oderwurden über den Gartenzaungetauscht wie das Mutter-kraut oder die Taglilien. Wal-burg Heinz zeigt auf eine Li-lie: „Das ist eine Foerster-Pflanze. Sie sollte blau blü-hen. Aber diese Farbe würdeich eher als schmutzig-lilabezeichnen.“ Macht nichts.Das schönste Blau hat sowie-so der Rittersporn, der mitseinen langen Blütenrispenheitere Sommerstimmung inden Garten bringt. Er gehörtauch zu den Lieblingspflan-zen der Gärtnerin – bis derPhlox mit seinen duftendenBlütendolden den Ritterspornablöst. Überall leuchten dieroten Perückenköpfchen desgefüllten Fransenmohns ausden Staudenrabatten hervor.Auch ungefüllter Mohn inverschiedenen Rottönen istzu sehen. Besonders üppighat er sich im Steingarten an-gesiedelt, ein Missgeschick,wie sich gleich herausstellt.„Der Mohn gehört nicht hier-her“, gibt Walburg Heinz zu.„Er passt nicht zwischen dieniedrigen Polsterstauden. Ichhabe einfach überall Samenausgestreut. Doch nun darfer stehen bleiben.“ Die gel-ben Blüten der Freilandkak-teen sind dennoch nicht zuübersehen. Sie blühen nur ei-nen Tag. Ein kurzes Vergnü-gen. Zwischen den niedrigen

Bergenien haben sich hoheSonnenblumen angesiedelt.Auch sie dürfen stehen blei-ben. Doch nicht alle Pflanzenduldet Walburg Heinz dort,wo sie sich unbedingt ansie-deln wollen. Sie unterschei-det zwischen „laufen“ und„rennen“, also „ausbreiten“und „sehr stark ausbreiten“.„Die Indianernessel läuft,manchmal rennt sie auch.Die Blauraute ist heikel, läuftaber auch. Aber der bewim-perte Felberich, der rennt im-mer.“

Silberkerzen, Rosen, ersteDahlien – der Sommergartenvon Walburg Heinz ist einbuntes Wunderwerk. Ihr um-fangreiches Gartenwissen ist

beeindruckend. Die 75-Jähri-ge kombiniert die Staudennach Wuchshöhe und Blü-tenfarbe. „Wenn sie blühenund ich sehe, es passt nicht,setze ich sie um. Manche ha-be Scheu vor dem Umsetzenblühender Stauden. Aberwenn sie regelmäßig gegos-sen werden, kann nichts pas-sieren.“ Beim Pflanzen gilt:„Nicht kleckern, sondernklotzen!“ Mindestens dreigleiche Pflanzen auf einerStelle müssen sein. Daschaut uns doch wieder deralte Foerster über die Schul-ter: „Lass eine Pflanze nie al-lein, sondern setze immerzwei weitere hinzu“, gab erseinen Gärtnern mit auf den

Weg. Karl Foerster war esauch, der einen Garten ohneGräser „grässlich“ fand. DerGarten-Philospoph bezeich-nete das Gras als „Haar derMutter Erde“.

Auch Walburg Heinz ist einGräser-Fan. Sie hat 34 ver-schiedene Gräser in ihremGarten versammelt. „VieleMiscanthus-Arten, Frauen-haargras Rutenhirse, Calama-grostis, Reihenfedergras,Moorhexe“, zählt sie auf.„Die Blütenrispen der Gräserschwingen so schön!“ Ob imTau oder Morgenlicht, beiMondschein oder leichtemSchnee: Gräser sollten in ei-nem Garten nicht fehlen!

Auf dem Tisch der kleinenSitzecke im Garten steht einweiterer Blickfang: ein wun-derschöner Sommerblumen-strauß in einer blau-weiß-ge-streiften, rechteckigen Vasevon Hedwig Bollhagen. Wal-burg Heinz gehört zu denGartenmenschen, die ihreGartenblumen auch schnei-den und in die Vase stellen.Recht so. Das hat Karl Foers-ter auch getan. „Wer Blumenin seinem Garten pflegt,braucht für einen gesundenBlumenvasen-Kultus im Hau-se mindestens 30 bis 50 ver-schiedenartigster Vasen“, warer überzeugt. Auch, dass KarlFoerster gern Blumensträußeverschenkte, ist überliefert.

Walburg Heinz war eben-falls immer sehr großzügig,

bis die Nachbarn zu ihr sag-ten: „Wir können gar nichtmehr so viel Kohl und Salatvon Ihnen gebrauchen!“ Dasist Jahre her. Inzwischen hatsie den Gemüseanbau deut-lich reduziert. Auf zweiHochbeeten wachsen Blu-menkohl, Kohlrabi, Erbsenund Salat. Zum Würzen ver-wendet sie Liebstöckel, auchMaggikraut genannt. Für denWintervorrat wird es getrock-net. „Mein Mann hat es malmit Tee verwechselt und sichgewundert, dass er wie Hüh-nersuppe geschmeckt hat“,amüsiert sich Walburg Heinznoch heute.

Schon als Kind war sie vonBlumen begeistert. „Ich

brachte immer riesige Wild-blumensträuße nach Hause“,erinnert sie sich. „Den Duftvon Sumpfdotterblumen ha-be ich noch heute in der Na-se.“ Das muss zu Beginn derFünfzigerjahre gewesen sein.Zu dieser Zeit wurde Karl Fo-erster die Ehrendoktorwürdeder Humboldt-UniversitätBerlin verliehen. An dieserUniversität hat sich WalburgHeinz viele Jahre um denEinsatz von Praktikanten ge-kümmert.

Wer Walburg Heinz’ Gartensieht, könnte meinen, siehätte ihr Praktikum bei Fo-erster absolviert. Der Meisterhätte an ihrem Garten seinehelle Freude gehabt.

Von Petra Wolf

MÜHLENBECK n Wie kommtes, dass der Gast, wenn erdiesen Garten besucht, anden berühmten PotsdamerStaudengärtner und Garten-philosophen Karl Foersterdenkt? Nun ja, meint WalburgHeinz, nach seinem Vorbildhabe sie ihn nicht gestaltet,aber fast alle seiner Büchergelesen. Und einige Original-Foerster-Züchtungen seienauch zu finden.

Am Garten von Walburg Heinz hätte Karl Foerster seine Freude gehabt

Pracht im märkischen Gartensand

Gärtnerglück: Walburg Heinz freut sich über die prachtvollen Perücken-Blüten des Fransenmohns. Der Mohn wächst zwischen Sonnenblumen, Erbsen und Salatauf den Hochbeeten. Seit 39 Jahren bewirtschaftet sie das 1 200 Quadratmeter große Grundstück, das ursprünglich ein Kornfeld war. Fotos (5): Wolf

Abgepflückt: Einen bunten Sommerblumenstrauß aus Kornblumen, Mohn, Mutterkraut, Son-nenaugen und Gräsern hat Walburg Heinz in ihrem Garten gepflückt und in die Vase gestellt.

Gut abgestimmt: Rosafarbene Schafgarbe und hoher Ehren-preis sind eine gelungene Pflanzenkombination.

Feuriges Rot: Die ersten Dahlien haben ihre Blütenräder geöff-net und zeigen ihre Pracht.

Zur dritten und letzten Gartenfüh-rung in diesem Jahr sind alle Leserund Freunde von „Menschen undihre Gärten“ nach Mühlenbeck-Feldheim eingeladen. Am Sonn-abend, 11. August, von 10 bis16 Uhr, wird Walurg Heinz ihrenGarten öffnen. Ihre Gäste dürfenselbst herausfinden, inwieweitKarl Foersters Einfluss hier zu spü-ren ist. Der Eintritt ist frei.Das Grundstück von Familie Heinzbefindet sich Ecke Wiesengrundund Wallbruchweg in Mühlen-beck-Feldheim. Achtung! DiePostanschrift lautet zwar Wiesen-

grund 28. Der Eingang befindetsich jedoch am Wallbruchweg.Von der Liebenwalder Straße(Landesstraße 21) zwischen Müh-lenbeck und Summt zweigt derTriftweg zum Café Feldheim abund endet an der Schmachtenha-gener Straße. Hier biegen Sierechts ab und dann gleich wiederlinks in den Wallbruchweg. Dannsind Sie am Ziel! (pw)

Adresse:Walburg HeinzWiesengrund 2816567 Mühlenbeck/Feldheim

Gartenführung für Leser

Der Ritterspornbringtheitere

Sommerstimmung

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