MIT ALLER KRAFT 26
Jahrzehnte bewirtschaftete die 70-jhrige
Heidi Iseli ihren Hof allein. Jetzt ist Schluss.
www.migrosmagazin.ch, vormals WIR BRCKENBAUER Nr. 20, 17. Mai 2010
BilderNikHunger,TinaSteinauer
FRUCHTIGES CREME DOR 56
Midor tftelt an einem
Glace ganz ohne Chemie.
GESUNDER PATRIOTISMUS 60
Heimat heisst auch frische
Produkte aus der Region.
STIMMWUNDER 98
Das Leben
ist sss
Lea Lu liebt Desserts. Die Zrcher
Sngerin schwrt auf Rezepte mit
frischen Erdbeeren.
Adressnderungen am Postschalter melden oder dem regionalen Mitgliederdienst: Tel. 058 565 84 01
E-Mail: [email protected]
AusgabeAare,AZA3321Schnbhl-Shoppyland.PsdgDPAG
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CUMULUS-DEALS auf Seite 130/131
VOM 17.5. BIS 7.6.2010
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VOM 17.5. BIS 7.6.2010
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
M-Infoline: Tel. 0848 84 0848*
oder Fax 0041 44 277 20 09
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Redaktion Migros-Magazin:
Postfach 1751, 8031 Zrich,
Tel. 044 447 37 37,
Fax 044 447 36 01
www.migrosmagazin.ch;
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MENSCHEN
Zweite Chance fr Arbeitslose 12
Eine Familie fhrt Velo 18
Die fnfkpfige Genfer Familie Tu Quoc
reist per Velo nach Vietnam. Mit dabei
ist auch ein fnfmonatiges Baby.
Ein Leben voller Arbeit 26
ber 20 Jahre hat die heute 70-jhrige
Heidi Iseli ihren Bauernhof alleine
bewirtschaftet. Jetzt ist Schluss.
Ein Leben fr Kung-Fu 34
INTERVIEW
Heidi Klum 42
NEUES AUS DER MIGROS
Nicht nur Bren lieben Hhlen 50
Im freiburgischen Ursy reifen
Tausende von Kselaiben in einer
Sandsteinhhle.
Diagnose Knochenschwund 53
Die Terz-Stiftung klrt mit einer
Kampagne ber Risiken auf.
Natrlicher Glacegenuss 56
Midor produziert die Crme-dor-
Glaces nur mit natrlichen Zutaten.
Ein Schritt nher an der Region 60
DAS BESTE
Ein Stck Region auf dem Teller 62
Ob Gemse, Milchprodukte oder
Fisch, Regionales schmeckt gut.
Neu im Migros-Sortiment 7995
SAISONKCHE
Lea Lu 98
Die junge Zrcher Sngerin liebt
fruchtige Desserts.
Fruchtgemisch sss-sauer 102
Die sssen Erdbeeren passen perfekt
zum suerlichen Rhabarber.
Neues aus Ihrer Genossenschaft 105
BESSER LEBEN
Schlafen als Schulfach 111
Sinnvolle Reifeprozesse
Hans Schneeberger,
Chefredaktor
EDITORIAL
HunderteMeter langer Hhlen, Tausende von Emmentaler-Ksen, meterhoch
gestapelt: Besuche in den riesigen Ksehhlen der damaligen
Aargauischen Zentralmolkerei (AZM) in Suhr waren in
meiner Kindheit immer spezielle Hhepunkte. An der Hand
meines Vaters, des Ksermeisters und Einkufers, die langen,
dunklen Hhlen abschreiten, irgendwo einen Kse herauszie-
hen, mit dem Hmmerchen auf Lcher und Schwachstellen
abklopfen, dann mit der Sonde anstechen und ein Probierer-
li herrlichen Emmentalers herausziehen. Dies alles kam fr
mich dem Paradies schon gefhrlich nahe
Auch dieMigros fhrt in den Hhlen von Ursy FR einen Ksekeller.Die
Migros-Tochter Mifroma lsst dort 65000 Greyerzer reifen.
Bei 95 Prozent Luftfeuchtigkeit und 12 Grad sind die Reife-
bedingungen optimal. Schade, kann nicht jede Migros-Kundin
oder jeder -Kunde einmal durch die Hhlen spazieren, ein
Probiererli ausstechen und dieses einmalige Geschmacks-
erlebnis nachvollziehen. Der Migros-Gruyre scheint der
Migros-Kundschaft aber so oder so zu munden. Zurzeit wird
bereits ein dritter Keller aus dem Felsen gesprengt (Seite 50).
Eine ganz andere Form des Reifeprozesses luft in der Stiftung fr
Arbeit in St.Gallen. Dort erhalten Hunderte von Langzeit-
arbeitslosen eine vielleicht letzte Chance. Dank Menschen wie
der Geschftsfhrerin Daniela Merz knnen viele sinnvoll in
den Arbeitsprozess reintegriert werden.
DerWille der Langzeitarbeitslosen, denWiedereinstieg zu schaffen, ist
gross.Das zeigt folgende Tatsache: Auch wer dank guter Arbeit
in eine hhere Lohnstufe aufsteigt, erhlt nur wenig mehr
ausbezahlt. Denn im Gegenzug wird die Sozialhilfe gesenkt.
Unter dem Strich bleiben auch bei Topleistung oft nur 200
Franken mehr als der volle Sozialhilfesatz. Heisst: Hier wird
nicht fr mehr Lohn Leistung erbracht, sondern fr einen Weg
zurck in die Normalitt des Arbeitslebens (Seite 12).
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RUBRIKEN
Migros-Woche 6
Leserbriefe 9
Auf ein Wort 23
Kolumne: Der Hausmann 25
Bild der Woche 39
Bitte melde dich 127
Rtsel/Impressum 133
MEINE WELT
Edina Merz 134
Ihre Welt ist das Schminken. Die
28-Jhrige Make-up-Artistin
trumt von einer eigenen
TV-Show.
Engagierte Geschftsfrau 12
Daniela Merz ist Geschftsfhrerin
der St.Galler Stiftung fr Arbeit.
Rund 900 Langzeitarbeitslose
erhalten dort eine zweite Chance.
Es kann nur einen geben 44
Alexander Klug ist Kung-Fu-
Weltmeister. Ohne den
tglichen Kampf knnte
er nicht mehr leben.
Mister Regional 60
Andr Waltisberg ist bei der Migros
fr das Label Aus der Region.
Fr die Region. verantwortlich. Der
Luzerner ist ein regionaler Profi.
Cleveres Model 42
Heidi Klum hats
vom Model zur
Unternehmerin
geschafft.
Ausserdem
angelte sie sich
Popsnger Seal.
Genug Stoff fr
ein Gesprch.
6|
Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Zickig?
Dann empfehlen wir einen ganz
besonderen Genuss: Ziegenkse.
Wem die lnger gereiften Sorten zu
intensiv schmecken, dem sei der
milde Frischkse empfohlen. Auf
Brot ein Gedicht, gratiniert mit
Honig und Balsamico auf Salat pure
Poesie. Ziegenkse wird immer
beliebter in den letzten acht
Jahren hat sich die Produktion in
der Schweiz mehr als verdoppelt.
FRISCH IN DER
MIGROS
BilderBAB/Stockfood,SiggiBucher
NEWS
Die Hotelplan-Tasche ist zurck
Hotelplan feiert sein 75-Jahr-Jubilum. Deshalb will die
traditionsreiche Schweizer Reisemarke Fans von Retro-Mode
beglcken und bietet die legendre Hotelplan-Tasche wieder an.
Diese war in den Siebzigerjahren Kultobjekt und prgte die
Badestrnde. Die Tasche in der Originalausfertigung und im
gewohnten schwarz-roten Karo-Look ist ab sofort fr 15 Franken
in jeder Hotelplan-Filiale oder unter www.hotelplan.ch zu haben.
Bloss kein Futterneid
Geniessen Sie einfach und umsonst
mit Ihrem guten Namen: Wenn Sie
vom 24.Mai bis am 6. Juni Ihren
Namen auf einem der vielen Migros-Restaurant-Plakate lesen und
ein SMS an die angegebene Adresse senden, gewinnen Sie einen
Gutschein fr ein Gratisessen im Migros-Restaurant. En Gut!
nst
s-Restaurant-Plakate lesen und
Entspannung mit dem iPhone
Mitte Mai 2010 lanciert die Klubschule Migros ihre
erste iPhone-Applikation. Sie heisst Just relax by
Klubschule und bietet mehr als 100 Entspannungs-
bungen in neun Kategorien, unter anderem Qi-Gong,
Yoga, Stretching, Massage, Meditation oder Atembungen. Die
einfachen bungen knnen im Bro, auf Reisen oder zu Hause
absolviert werden wann und wo immer das Bedrfnis nach
Entspannung und Stressabbau aufkommt. Die bungen werden
mit Bildern illustriert, die Qi-Gong-bungen gar mit kurzen Filmen
vorgezeigt. Erhltlich ist die App im iTunes-Store.
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Mi
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Kl
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Yoga Stretchi
Migros untersttzt OL-Nachwuchs
Der Migros liegt der Nachwuchs am Herzen. Deshalb untersttzt
sie Kinder- und Jugendprojekte in den Bereichen Sport, Kultur
und Umwelt. Seit diesem Jahr ist die Migros auch Hauptsponsor
der Initiative sCOOL. Diese ist ein Projekt des Schweizerischen
Orientierungslauf-Verbandes Swiss Orienteering. Ziel von sCOOL
ist es, Kinder und Jugendliche fr den OL-Sport und fr Bewegung
an sich zu begeistern. Weitere Informationen: www.scool.ch
Logistiker werden in Suhr geprft
Zum ersten Mal findet die Lehrabschlussprfung der
Deutschschweizer Logistiker mit der Fachrichtung
Lager im Migros-Verteilzentrum in Suhr AG statt.
An verschiedenen Arbeitsstationen knnen die
Prflinge ihre Fertigkeiten im Annehmen, Einlagern,
Kommissionieren und Verladen von Gtern zeigen.
Bei bestandenem Abschluss erhalten sie das
eidgenssische Fhigkeitszeugnis EFZ oder das
eidgenssische Berufsattest EBA. Das Verteilzentrum
Suhr bildet selber 17 Logistiker-Lernende aus,
darunter auch 10 Lernende, die den Berufsabschluss
als Erwachsene berufsbegleitend nachholen.
Ohne Saatgut keine Ernte. Und ohne Sortenvielfalt keine
Ernhrungssicherheit: Zum Uno-Jahr der Biodiversitt veranstalten
IP-Suisse, BioSuisse, der Schweizerische Bauernverband und
Swissaid deshalb eine Saatgutkarawane durch die Schweiz. Die
Karawane macht auch in Lhningen und Trasadingen SH halt. Dort
steht das Thema Vogelvielfalt und alte Sorten auf dem Programm.
Von 9 bis 11 Uhr findet eine vogelkundliche Exkursion in Lhningen mit
der IG Emmer & Einkorn, der IP-Suisse und der Vogelwarte Sempach
statt. Die beiden letztgenannten Organisationen sind Partner des Labels
TerraSuisse. Von 11.15 bis 14 Uhr ist die Redi-Schr in Trasadingen
Schauplatz einer Gesprchsrunde. Dazu gibt es Emmerotto zu
geniessen. Weitere Infos auf www.swissaid.ch/saatgutkarawane
DIE SAATGUTKARAWANE KOMMT
MIGROSWOCHE
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r mehr als 54 Prozent der Schwei-
zerinnen und Schweizer ist die Mi-
gros mit Abstand das beliebteste
Unternehmen des Detailhandels. Das
zeigen die Resultate einer reprsenta-
tiven Studie von Marketagent.com
Schweiz. Damit wurde das Resultat von
2009 sogar noch bertroffen. Die Befrag-
ten attestieren derMigros ausserdemdas
beste Preis-Leistungs-Verhltnis und das
freundlichste Personal. Mit einer
Strassenumfrage hat das Migros-Maga-
zin dieses Resultat besttigt.
Unsere Strassenumfrage finden Sie auf Seite 59.
Schweizerinnen und Schweizer
whlten die Migros erneut zum
beliebtesten Unternehmen.
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Alle lieben
die Migros
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Scooter Micro White
Das Scooter-Modell Micro White des Herstellers Micro Mobility Systems mit der
Migros-Artikelnummer 4923.301 wird aus Sicherheitsgrnden zurckgerufen. Der
Rckruf bezieht sich auf eine begrenzte Anzahl Gerte aus den Produktionsserien
B31B00121 bis B31B00840 und B31C00737 bis B31C01312. SportXX hat diese
zwischen November 2008 und Mai 2010 zum Preis von 199 Franken verkauft. Die
Migros bittet deshalb ihre Kunden, diese Gerte nicht mehr zu bentzen und zur
Kontrolle an die Verkaufsstellen von SportXX zurckzubringen. Die Mini-Trottinette
werden von M-Service berprft. Sollte das Gert die Sicherheitsanforderungen
nicht erfllen, wird es kostenlos ersetzt.
Das reich-
haltige Angebot
derMigros
berraschtmich
immerwieder.
Zudem ist die
Bedienung stets
sehr freundlich,
und die Regale
sind immer
sauber
aufgerumt.
Israel Gross aus
Zrich (60)
Hoch konzentriert:
Logistik-Prflinge im
Migros-Verteilzentrum
Suhr.
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GRILL:IHREMAUFAUCHJETZT
*Erhltlich in grsseren Migros-Filialen.
LESERBRIEFE
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9
Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Den leisen Flsterern soll die
Zukunft gehren. Dass die
Benzinzeit sich dem Ende
zuneigt, wissen wir und auch
die schreckliche Katastrophe
im Golf von Mexiko heisst uns,
so rasch wie mglich, l und
Benzin durch umwelt-
freundlichere Energien zu
ersetzen. Doch ist Elektrizitt
wirklich so umweltfreundlich?
Auch unsere Wasserkraft ist
begrenzt, mehr oder weniger
fertig ausgebaut. Woher nehmen
wir denn all den Strom, den die
knftigen Elektrofahrzeuge
bentigen? Darauf gibt der sonst
sehr ausfhrliche Artikel leider
keine Antwort. Atomstrom?
Dann ersetzen wir ein Problem
durch das andere, denn die
Endlagerung ist nicht gelst und
lsst sich auch nicht wirklich
lsen. Deshalb sollte die Migros
nicht nur Elektrofahrzeuge
lancieren, sondern auch fr
deren Treibstoff besorgt sein:
Kraft aus der Sonne oder dem
Wind zum Beispiel. Die Migros
sollte fr jedes verkaufte
Elektrofahrzeug einige
Solarpanels oder Windturbinen
installieren. Und wer ein solches
Fahrzeug kauft, sollte den
Nachweis erbringen mssen,
dass er oder sie mindestens
die Hlfte des bentigten Stroms
aus erneuerbaren Energien
bezieht. Dann wre diese
Aktion grossartig.
Erica Willi-Castelberg,
per Mail
Mit grossem Interesse habe ich
das Editorial des Chefredaktors
und den Artikel gelesen. Was ich
vermisse ist ein ausfhrlicherer
Hinweis auf die Problematik der
Stromerzeugung. Die einzig
umweltfreundliche Stromerzeu-
gung in der Schweiz, die ich
kenne, ist Wasserkraft (Sonne
und Wind kann man wohl
vernachlssigen, oder?), und die
reicht schon jetzt bei Weitem
nicht aus, um den Bedarf an
Strom in der Schweiz zu decken.
Was bleibt, sind AKW und
Kohlekraftwerke. Beide kann
man nun wirklich nicht als
umweltfreundlich bezeichnen.
Natrlich ist das kein Problem,
so lange die Zahl der E-Mobile
klein bleibt. Sobald aber eine
richtige E-Motorisierung
stattfindet, drfte dieses Problem
Wirklichkeit werden.
Robert Wolters,
2543 Lengnau
Solange der Strom hauptschlich
aus Atomkraftwerken kommt,
ist die Fahrt in eine grne
Zukunft eine Illusion. So wird
der Bau neuer Atomkraftwerke
noch gefrdert. Sauber sind
nur Sonnen- und Windenergie.
Irma Walser
per Mail
Toll, der Artikel zur neuen
Migros-Aktivitt in Sachen
Umweltschutz und Elektro-
fahrzeuge. Nur: Die Zukunft
gehrt weder dem Elektroauto
noch dem Hybridfahrzeug,
sondern demMagnetmotor. Mit
einemMagnetmotor knnte
nicht nur ohne l und Strom
gefahren werden, es gbe noch
viele weitere Mglichkeiten,
die echten Umweltschutz und
Energieeinsparung bedeuten
wrde. (Was passiert eigentlich,
wenn jede Nacht Tausende von
Autos am Stromnetz hngen?)
Das wre ein Engagement fr die
Migros: Magnetmotoren!
Werner Widmer,
6982 Agno
BildDanielBoschung
MM 19: Fahrt in eine grne Zukunft, die Migros vermietet und verkauft ab Herbst elektrisch betriebene Autos und Motorrder.
Den Flsterern gehrt die Zukunft
Die Zukunft gehrtweder dem
Elektroauto nochdemHybridfahr-
zeug, sondern demMagnetmotor.
WernerWidmer, 6982 Agno
Lesen Sie weiter auf Seite 11
Unter der Fhrung von Herbert Bolliger erobert die Migros den Markt fr Elektromobile.
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mehrere dieser Rabattcoupons an Zahlung gegeben werden.
Nicht mit anderen Coupons kumulierbar.
LESERBRIEFE
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Schreiben Sie uns: Wir freuen uns ber Briefe und Mails zu Artikeln im Migros-Magazin. Je krzer Ihr Brief, desto grsser die Chance, dass er verffentlicht wird. Zuschriften
knnen durch die Redaktion gekrzt werden. Per Post an Redaktion Migros-Magazin, Leserbriefe, Postfach 1751, 8031 Zrich, oder per Mail an [email protected]. Und
vergessen Sie bitte nicht, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer anzugeben.
MM 19: Ich wrde gern
mehr wiegen, das leidvolle
Leben mit Untergewicht.
Die Blicke stren
mich nicht mehr
Wie Sarah de Botton fhlte
ich mich auch: Als Baby
etwas Speck, und dann war es
vorbei. All diese Aussagen, all
diese Fragen: Wie, du bist so
mager? Bist du krank?
Vielleicht sogar magersch-
tig, mag mancher gedacht
haben. Oft hat es mich
belastet, oft habe ich mich
nicht akzeptiert gefhlt,
verletzt oder mich sogar als
krank empfunden. Ich habe
eine Grsse von 176 cm und
wiege momentan 55 kg. Ich
weiss heute: Ich bin, wie ich
bin, und die Blicke stren
mich nicht mehr, und die
Fragen hre ich mir mit
einem Lcheln an. Es hat aber
lange gedauert, bis ich zu
dieser Erkenntnis gekommen
bin. Und ich fhle mit allen,
die gerne mehr wiegen
wrden. Ich wnsche allen,
die gerne mehr wiegen
wrden, viel Mut und
Vertrauen!
Beate Tonietti
3322 Urtenen-Schnbhl
MM 17: Der erste Bio-
bauer, bei Mni Mahler
lachen selbst die
Hhner.
Nicht der
erste Biobauer
Mni Mahler legt Wert
darauf, dass er nicht der erste
Biobauer der Schweiz ist,
sondern zu den ersten
Landwirten gehrt, die Bio
eingefhrt haben. Ausserdem
ist es ihm wichtig festzu-
halten, dass das daraus ent-
standene Unternehmen
Bio Partner Schweiz AG der
grsste Bio-Grosshndler der
Schweiz ist.
Ich kenne auch einen Max, er
heisst Heinz. Heinz hat zwei
Kinder (so viel ich weiss) und ist
verheiratet. Eines dieser Kinder
ist meine Tochter Amanda.
Max zahlt immerhin Alimente
(Chapeau!), Heinz zahlt keine!
So wie Max hat auch Heinz
seinen Freundinnen und seiner
Frau nie die Wahrheit gesagt,
denn sie glauben, sie haben die
Lizenz zum Lgen. Sollte nicht
jede Frau (oder Mann) selber
entscheiden drfen, ob sie die
Wahrheit hren mchte oder
nicht? Wenn alle in Kenntnis
gesetzt werden, kann Max oder
Heinz oder Heiri weitermachen,
wie er will! C. S., 8303 Bassersdorf
Habe hnliches erlebt er war
mein Traummann. Unser
Sohn war noch keine zwei, da
ertappte ich ihn beim Sex mit
einer 19-Jhrigen. Ich verliess
ihn. Seine Affre pflegte er
schon, bevor wir uns kennenge-
lernt hatten. Bis heute glauben
die Verwandten, Freunde und
Nachbarn ihm, dem Netten
aus dem Dorf. Er hat sich nie
entschuldigt. Das schmerzt.
A. L., 4601 Olten
Um Gottes willenwo leben
wir denn? Sollen wir die heilige
Inquisition wieder einfhren?
Wie viele Ehen gbe es
eigentlich noch auf dem Papier,
wenn eine andere Seite nicht
so manches kompensieren
wrde, was es in einer jahrelan-
gen Ehe schon lange nicht mehr
gibt, die praktisch nur noch aus
dem letzten Loch pfeift. Es wre
angebrachter, mal ber die
Pdophilenvereinigung mit
Hauptsitz in Rom zu berichten.
Das ist in der Tat eine Mega-
sauerei, was da passiert. Hier
wird de facto unendliches Leid.
A. van der Meer, per Mail
Immer wieder wird das Thema
Seitensprung/Doppelleben in
den Medien rumgereicht, und
regelmssig schtteln sich
emprt die Hupter. Dabei tten
wir gut daran, einmal unsere
Monogamiemoral zu ber-
denken. Sicher mssen wir uns
auch die Frage stellen, ob
Lieben wirklich gleichzusetzen
ist mit Besitzen. Lasst doch bitte
jedes Paar selbst entscheiden,
in welcher Beziehungsform
es leben will, dann gibt
es auch den Kick des
Verbotenen nicht mehr fr Max
und Co.
Y. K., per Mail
Meines Erachtens ist eine
Verhaltensweise wie die von
Max in jeder Hinsicht verant-
wortungslos. Im Speziellen auch
den Kindern gegenber. Ich
kann nicht verstehen, wie ein
Paartherapeut ein solches
Verhalten als nicht pathologisch
einstufen kann.
Claudia Kahle
per Mail
Was fr eine niedliche
Verharmlosung in diesem
Titel. Mal abgesehen vom
ganzen emotionalen und
psychischen Desaster fr alle
beteiligten Frauen und Kinder
gibt es da noch die ganzen
finanziellen Ungerechtigkeiten:
Alimente, die nicht oder nur
zur Hlfte bezahlt werden.
H. B.
per Mail
Wie viele
Leben Jrg
Kachelmann
neben-
einander
gelebt hat,
ist nach wie
vor unklar.
BildKeystone
MM 18: Ein Mann, zwei Leben, das Doppelleben von Max.
Vor allem die Kinder leiden
Ich kenne auch
einenMax, er
heisst Heinz und
hat zweiKinder.
C. S., 8303 Bassersdorf
12
|
Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Hoffnung fr
Menschen
ohne Hoffnung
Die Stiftung fr Arbeit in St. Gallen beschftigt 900 Langzeit-
arbeitslose. Viele von ihnen schaffen dank dem Engagement
von Daniela Merz den Sprung zurck ins Erwerbsleben.
W
enn Daniela Merz durch
die Hallen ihrer Firma in
St.Gallen geht, hier und
da stehen bleibt, um mit ihren
Mitarbeitern ein Schwtzchen zu
fhren, sprt man, wie die Arbei-
terinnen und Arbeiter ihrer Che-
finmit Respekt undHochachtung
begegnen. Natrlich haben sich
auch meine Persnlichkeit und
mein Leben durch diesen Job stark
verndert. Neben der Herausfor-
derung, ein Unternehmen mit
900 Mitarbeitern erfolgreich zu
fhren, muss ich mich auch tg-
lich mit Themen wie Drogen, Al-
kohol, Gewalt, Migration, Armut
auseinandersetzen. Das geht nicht
spurlos an mir vorbei, sagt sie.
Die 38-Jhrige ist seit acht Jah-
renGeschftsfhrerin der Stiftung
fr Arbeit, die an den Standorten
St. Gallen, Arbon TG, Zrich und
Winterthur insgesamt 900 Perso-
nen beschftigt. Seit 1997 km-
mert sich die Stiftung um Lang-
zeitarbeitslose, die fast alle ausge-
steuert sind und von den Sozial-
mtern zugewiesen werden.
Manchmal ist der Unterschied
von Job und Freizeit zu gross
Gewisse Oberflchlichkeiten
sind fr mich sehr belastend ge-
worden. Es gibt Momente, da ist
der Unterschied zwischen mei-
nem Alltag und harmlosem Party-
geplauder einfach zu gross, sagt
sie. An solchen Tagen bleibt sie
lieber zu Hause und motiviert
ihren Freundeskreis, nichts weg-
zuwerfen. Denn alles, was nicht
mehr bentigt wird, gibt sie un-
brokratisch an ihre Mitarbeiter
weiter. Auchwenn dieMenschen
hier Arbeit gefunden haben, leben
viele von ihnen noch immer am
Existenzminimum.
MENSCHENCHANCEN
|
13
Vassilios T. stellt in einer Fabrik
in St.Gallen Spritzen fr Zwei-
komponentenkleber her. Nicht
unbedingt mein Traumjob, aber
ich bin dankbar, dass ich ber-
haupt arbeiten darf, sagt der
23-Jhrige. Fast schon aus der
Gesellschaft ausgeschlossen, ist er
froh, dass ihm die Arbeit hier
Stabilitt und soziale Integration
bringt. Dies verdankt er auch
seiner Chefin Daniela Merz.
Vassilios Geschichte ist eine von
vielen: Die Lehre als Zahntechni-
ker hat er abgebrochen, weil er
sichmit seinemLehrmeister nicht
verstand. Danach hielt er sich mit
Gelegenheitsjobs ber Wasser,
meist sogarmit Schwarzarbeit. Ein
Leben am Abgrund der Gesell-
schaft. Seit einem Jahr bin ich
jetzt hier. Und es befriedigt mich,
dass ich nicht den ganzen Tag da-
heim rumhnge, sondern frmein
Geld auch etwas tun muss, sagt
Vassilios. Er ist inzwischen festen
Willens, die Zahntechnikerlehre
doch noch abzuschliessen.
Ihre Arbeit wird sonst in
Billiglohnlndern erledigt
Geschftsfhrerin Daniela Merz,
Schwiegertochter von Bundesrat
Hans-Rudolf Merz, erklrt den
Erfolg der Sozialfirma: Finanziert
wird die Stiftung zur Hlfte ber
staatliche Leistungen, wobei die
Sozialmter, die von der Stiftung
ausgezahlten Lhne mit den An-
sprchen der Sozialhilfeempfn-
ger verrechnen. Gut dieHlfte der
Auftrge kommt aus der Privat-
wirtschaft. Zulieferer der Auto-
industrie sind genauso vertreten
wie Giessereien sowie Recycling-
oderMontagefirmen. Wir erledi-
gen Hilfsarbeiten wie das
Ummontieren von Steck-
Unsere Arbeit
ist wert-
schpfend.
Daniela Merz (38):
Seit 2002 leitet die
ehemalige Primar-
lehrerin die Geschfte
der Stiftung fr
Arbeit. Die Dock
St.Gallen AG bietet
900 Arbeitspltze.
MACHEN SIE DEN KSE ZUM KUCHEN.
*Erhltlich in grsseren Migros-Filialen.
**Nur in der Westschweiz erhltlich.
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MENSCHENCHANCEN
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dosen, die sonst in Billig-
lohnlnder ausgelagert wor-
den wren, sagt Daniela Merz.
Wir betreiben aber keine Be-
schftigungstherapie. Unsere Ar-
beiten sind wertschpfend. Und
solange wir Arbeit aus dem
Ausland zurckholen oder preis-
werter sind als Automatisierungs-
prozesse, ist unsere Zukunft ge-
sichert.
Das Lohnprinzip ist fr alle
gleich. Zu Beginn bekommt jeder
Arbeitnehmer etwa zwlf Franken
pro Stunde, und jeder startet mit
einemTeilzeitpensum von 50 Pro-
zent. Damit schaffen wir Gleich-
heit auf tiefem Niveau, die etwas
Befreiendes und zugleich Integrie-
rendes hat. Eine Form der Chan-
cengleichheit, die einenwichtigen
Motivationsfaktor darstellt, sagt
die Leiterin der Stiftung fr Arbeit.
Sie weiss, dass ihre Arbeitnehmer
schlecht auf Leistungsdruck re-
agieren undAngst haben zu versa-
gen. Deshalb werden ih-
nen bei uns Perspektiven
Die Firma ist
meine zweite
Heimat.
Patrick K. (34):
Mit 29 wurde der
Heizungsmonteur
arbeitslos. Bei der
Dock-Gruppe stieg er
zum Lageristen auf.
16
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
erffnet, die nicht an das
anfngliche Leistungsver-
mgen gekoppelt sind. Viele von
ihnen haben neben der reduzier-
ten Leistungsfhigkeit, schlechte
Deutschkenntnisse und verfgen
ber eine ungengende Ausbil-
dung. Aber jeder, der hier anfngt,
hat eine neue Chance verdient.
Und wer es schafft, drei Monate
die vereinbarte Zeit von 80 Stun-
den pro Monat im Betrieb anwe-
send zu sein, kann in die nchst
hhere Lohnstufe befrdert wer-
den. Es gibt keine befristeten Ar-
beitsvertrge. Die finanziellenAn-
reizmglichkeiten sind gering,
denn je mehr der Lohn steigt, des-
to mehr sinkt die Untersttzung
durch die Sozialhilfe, und unter
dem Strich bleiben Ende Monat
oft kaum200Frankenmehr als der
volle Sozialhilfesatz.
Die 54-jhrige Nengerthai G.,
die gerade Teile in der Kunststoff-
abteilungmontiert, geht trotzdem
lieber fr wenig Geld einer Ttig-
keit nach, als zu Hause rumzusit-
zen. Die gebrtige Thailnderin
hat 16 Jahre lang bei der Post in
St.Gallen gearbeitet, bevor sie
ihre Stelle wegen Umstrukturie-
rungen verlor. Der Gang zum
Sozialamt fiel ihr nicht leicht.
Zwei Jahre lang habe ich jeden
Monat zwlf Bewerbungen ge-
schrieben, aber mein Jahrgang
schreckt viele Arbeitgeber ab. Da-
bei bin ich fit und mchte unbe-
dingt arbeiten, am liebsten im
Pflegebereich, betont sie. Seit
vier Jahren ist Patrick K. bei der
Stiftung fr Arbeit. Der 34-jhrige
ehemalige Heizungsmonteur hat
60 Bewerbungen geschrieben.
Ohne Erfolg.
Erfolgsgeschichte: Vom
Hilfsarbeiter zum Lageristen
Bei der Stiftung fr Arbeit in
St.Gallen bekam er eine neue
Chance, die er genutzt hat. Inner-
halb krzester Zeit hat er hier
eine Blitzkarriere hingelegt, auf
die er zu Recht stolz sein kann
vom Hilfsarbeiter zum Lageristen.
Ich bin dank-
bar, dass ich
berhaupt
arbeiten darf.
Vassilios T. (23):
Nach einer abgebro-
chenen Zahntechni-
kerlehre war er
arbeitslos. Nun hat er
eine 50-Prozent-Stelle
und will die Lehre
beenden.
MENSCHENCHANCEN
|
17
Mein Jahr-
gang schreckt
viele Arbeit-
geber ab.
Inzwischen verdiene ich 3300
Franken brutto, bin nicht mehr
von der Sozialhilfe abhngig und
schtze es sehr, dass man mir
nicht das Gefhl gibt, der letzte
Dreck zu sein. Als ich hier anfing,
war ich arrogant und hatte ein
massives Alkoholproblem, gibt
Patrick unumwunden zu. Heute
bin ich trocken, teamfhig und
betrachte die Firma als meine
zweite Heimat. Sogar seine
Freundin hat er hier am Arbeits-
platz kennengelernt. Wir haben
ein hnliches Schicksal, das ver-
bindet, meint er.
Bei der Stiftung fr Arbeit
erhlt jeder eine Chance
Daniela Merz gibt jedem, der sich
bei ihr bewirbt, eine Chance:
AusgeschlossenwerdennurMen-
schen, die aktiv Fremdenhass be-
treiben, sagt die 38-Jhrige. Bei
uns arbeiten Leute aus 23 Natio-
nen, das schliesst Toleranz und
Integration ein. Daniela Merz
versucht, den Neuen den Einstieg
leicht zumachen, indem sie Lands-
leute zusammenarbeiten lsst und
sie entsprechend ihren Fhigkei-
ten einsetzt. IhreMitarbeiter emp-
finden grosseDankbarkeit, dass sie
wieder gebrauchtwerden. Sicher
gibt es Leute, die das Systemmiss-
brauchen. Aber ich bin berzeugt,
es gibt mehr Steuerbetrger als
Sozialhilfebetrger in unserem
Land, meint die Wirtschaftsfrau.
Welche Trumehat eineMacherin
wie Daniela Merz noch? Wenn
ich die letzte Arbeitslose der
Schweiz wre, die in dieser Firma
das Licht ausmacht, dann wrde
mir das passen.
Text Anette Wolffram Eugster,
Angela Weibel
Bilder Daniel Ammann
Nengerthai G. (54):
16 Jahre lang hat die
gebrtige Thailnde-
rin bei der Post
gearbeitet. Zwei
Jahre war sie
arbeitslos, bis sie zur
Dock-Gruppe kam.
www.migrosmagazin.ch
Die aktuellen Zahlen und Infos
zu Arbeitslosigkeit und zu den
Ausgesteuerten.
18
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Juni 2010
September 2010
Ankunft
Abfahrt Genf
November 2010
bis Januar 2011
Von Genf nach Hanoi in zwei Jahren
Mai 2011
Februar 2011
Madagaskar
Ungarn
Trkei
Bulgarien
Rumnien
Iran
Turkmenistan
Usbekistan
Kirgisien
China
Laos
Vietnam
LaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLaoLao
September 2011
AbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbAbfafafafafafafafafafafafafafafafafahrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrhrttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttt GeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGeGenfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnfnf
Mrz 2010
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Mrz 2012
P
atrick Tu Quoc (35) sitzt
nicht auf dem Velo, er liegt.
Dort, wo normalerweise die
Lenkstange ist, ragen bei seinem
Modell die Pedalen in die Luft. Im
Anhnger sitzen zwei Knirpse eng
beieinander:Manu (5) und Leeroy
(3). Auf dem Gefhrt dahinter
folgt Mutter Sandra (32) mit dem
fnf Monate alten Baby Ella. Die
Anhnger sind mit gelben Fhn-
chen gekennzeichnet. Die ganze
Familie trgt leichte, wetterfeste
Sportbekleidung. Papa Patrick hat
zudem einen kleinen Rckspiegel
an seine Brille montiert, was aus-
sieht wie Fhler eines bergrossen
Insekts. Ich will sehen, von wem
ich berfahren werde, frotzelt er.
Sicherheit hat oberste Prioritt
auf den gut 20000 Kilometern,
die vor ihnen liegen. Familie Tu
Quoc ist unterwegs vonGenf nach
Hanoi. Auf dem Landweg, per Ve-
lo, mit Kind undKegel. Zwei Jahre
soll die Reise dauern. Am 15.Mrz
ist der kleine Convoy in Genf ge-
startet und noch nicht sehr weit
gekommen. Zurzeit radelt die
Familie durch deutsch-sterrei-
chisches Grenzgebiet. Wir haben
lngere Stopps in meiner Heimat
Fribourg und in der Region Zrich
eingelegt, um uns von Familie und
Freunden ausgiebig zu verabschie-
den, erzhlt Patrick. Es eilt nicht,
imGegenteil. Wir wollen keinen
neuen Rekord aufstellen, sondern
die Reise geniessen. Sie gehen
auf Spielpltze, schauen sich loka-
le Sehenswrdigkeiten an und sit-
zen auch mal einfach auf einen
Lattemacchiato in ein Caf.Wenn
es ihnen gefllt, bleiben sie halt
lnger. Nur die Visabestimmun-
gen einiger Lnder setzen einen
gewissen Zeitrahmen. Und natr-
lich die bereits eingeplanten Auf-
enthalte in der Trkei, wohin ih-
nen Grosseltern und Freunde in
den Sommerferien nachfliegen,
sowie ein Abstecher per Schiff
ins Winterquartier nach Mada-
gaskar.
70 Kilogramm Gepck
muss gengen
Etwa 60 Kilometer will die Fami-
lie pro Tag zurcklegen. Nachtla-
ger organisieren sie sich ber eine
Internetsite fr Biker-Enthusias-
ten, die Gleichgesinnten gerne
und gratis ein Bett und eine war-
me Dusche offerieren. Die drei
Kinder sind kein Problem, son-
dern imGegenteil ein willkomme-
ner Anlass, um ins Gesprch zu
kommen. Kinder brauchen im-
mer irgendetwas, sagt Patrick,
also sind wir gezwungen, auf die
Leute zuzugehen und irgendwie
zu kommunizieren. Notfalls mit
Hnden und Fssen. Schchtern
sindweder Sandra noch Pa-
trick. Beide plaudern leb-
Mit dem Drahtesel
nach Vietnam
Patrick und Sandra Tu Quoc radeln von Genf nach Hanoi mit
70 Kilogramm Material und drei kleinen Kindern im Gepck.
Drei Jahre lang
bereitete Familie
Tu Quoc die Fahrtroute
minutis vor.
MENSCHENVELOFAMILIE
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19
In den Startlchern vor dem
Uno-Gebude in Genf:
Der fahrende Haushalt der
Familie Tu Quoc umfasst
zwei Velos und zwei Anhn-
ger. Gesamtgewicht:
70 Kilogramm.
Gttin der BerhrungGttin der Berhrung
Fr aussergewhnlichFr aussergewhnlich
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Erhltlich in grsseren Migros-Filialen
Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
MENSCHENVELOFAMILIE
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21
Durch Genf, in die Deutsch-
schweiz bis an den Rhein und vor
drei Jahren gings schliesslich vier
Wochen lang abseits aller Touris-
tenpfade durch Usbekistan. Da
war Leeroy gerade acht Monate
alt. Die Leute waren unglaublich
gastfreundlich, erinnert sich
Sandra, berall lud man uns ein.
Einige nahmen extra frei oder lie-
hen sich ein Auto, um uns lokale
Sehenswrdigkeiten zu zeigen.
Eine bernachtungsmglichkeit
zu organisieren sei nie schwierig
gewesen, sagt Patrick, vielmehr zu
erklren, warum sie nach ein, zwei
Tagen weiterfahren wollten.
Finanziert wird das Unternehmen
mit Ersparnissen sowie durch Pri-
vat- und Firmensponsoren, die sie
mit Geldbetrgen und hochwerti-
gemMaterial versorgen. DieWoh-
nung imGenfer Quartier Plainpa-
lais haben die Tu Quocs aufgege-
ben. Sie wollen sich nach ihrer
Rckkehr imKanton Freiburg nie-
derlassen und warum nicht
vielleicht Wurzeln schlagen.
Zurzeit aber ist das Gegenteil
angesagt: Reisen. Die Tu Quocs
fahren entlang der Donau Rich-
tung Osten. Die Route fhrt per
Definition bergab, grinst Patrick.
Wozu sich unntig abstrampeln,
anstrengend wird es ohnehin.
Auch was das Wetter betrifft.
Kein Problem fr uns. Auch Re-
gen nicht, sagt Sandra. Der ist
meistens gar nicht so schlimm,
wie es von der Wohnung aus aus-
sieht.Wir haben gelernt, wieman
sich gut schtzt, und den Kindern
ist es sowieso egal. Die fhlen sich
wohl in der Natur.
Text Ruth Brderlin
Bilder Dorothe Baumann
Die Reiseerlebnisse lesen Sie
auf http://de.nomadbikefamily.org/
s-Magazin 20, 17. Mai 2010s-Ma-Ma-Magagagaz 2020,, 17 Maiai 2012010
Manu (5) ist fr die
lange Reise gut
gerstet. Er muss
sich aber mit wenig
begngen, denn
insgesamt trans-
portiert die Familie
nur 70 Kilo Gepck.
Windeln fr die
Kinder inklusive.
haft, lachen viel und haben
weder vor Fremdemnoch
vor FremdenAngst. Diese wie-
derum revanchieren sichmit
wertvollenHinweisen ber
lokale Besonderheiten.
Zum Beispiel, wo eine
ruhige Nebenstrasse
mit wenig Verkehr
durchfhrt oder wie
ein Berg geschickt um-
fahren werden kann.
Lediglich 70 Kilo
Gepck konnten die
Abenteurer mitnehmen,
aber sie sind fr alle Flle ge-
rstet. Zelt, Schlafmatten,
Schlafscke, Rechaud, Laptop,
Geschirr, Fotomaterial, Win-
deln fr zwei Tage, Spiel-
sachen und ein Minimum an
Kleidung. Unterwegs wird ge-
waschen oder zugekauft, und
die Eltern sind bereit, auchmal
drei Tage das gleiche T-Shirt
zu tragen.
Die gemeinsame Zeit ist
der wichtigste Antrieb
Sandra ist gebrtige Franz-
sin und lernte Patrick wh-
rend des Studiums in Genf
kennen. Mittlerweile ist
sie Psychiaterin, er Arzt fr
innere Medizin. Die Arbeit
war unter anderem Auslser
fr die Reise. Durch die
Nachtschichten und lange Pr-
senzzeiten kam das Familien-
leben zu kurz, sagt Patrick. Der
35-Jhrige istMotor desUnterneh-
mens. Gattin Sandra liess sich erst
nach und nach von seinem Enthu-
siasmus anstecken. Es ist auch
eine Rckkehr zu unseren Wur-
zeln, sagt sie. Um die Geschich-
te unserer Eltern und somit uns
selber ein bisschen besser kennen-
zulernen. Wir sind beide Misch-
linge. Sein Vater stammt aus
Vietnam, ihrer aus Madagaskar.
Vielleicht,meint Sandra, ist die
Reise einfach ein Vorwand. Wir
knnen kostengnstig viel Zeit als
Familie verbringen und unseren
Hang zum Sport ausleben.
Die Freude an Bewegung liegt
in der Familie. Der kleinwchsige
Manu liess sich als Baby nur beru-
higen, wenn der Vater mit ihm im
Anhnger durchs Quartier fuhr.
Nach und nach dehnten die Tu
Quocs ihren Wirkungskreis aus:
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
ASCHE AUF UNSER HAUPT
Tropische Vulkane haben
den strkstenKlimaeffekt
UNTERWEGS
AN DIEWM (12)
Die Freunde Christian Roos,
Roland Illi, Daniel Jacot und
Francis Schnyder sind auf ihrem
Weg an die Fussball-WM nach
Sdafrika in Kenia gestrandet.
Thomas Bucheli, bis jetzt wird
der Wonnemonat Mai seinem
Namen nicht gerecht. Eine
Folge des Ausbruchs des
Eyjafjallas am 21.Mrz oder
einfach Wetterpech?
Ganz klar Letzteres! Nach einer
instabilen Nordwest-Wetterlage
plagt uns jetzt halt eine Sdwest-
Wetterlage. Die bringt zwar et-
was mildere Temperaturen mit
sich, aber auchNsse. Ein kleiner
Trost mag sein, dass der April im
Mittelwert zwei Grad wrmer
war als sonst. Und auch die Bau-
ern freuen sich ber den Regen.
Trotzdem: Deutsche Meteoro-
logen drohen, der Sommer
werde kalt und verregnet,
wenn der Vulkan noch ein paar
Wochen lnger ascht.
Diese Aussage ist doch ein biss-
chen gar reisserisch! Zwar kn-
nen grosse Vulkanausbrche tat-
schlichmessbare Auswirkungen
auf lngere Wetterperioden ha-
ben. Nur: Dazu mssten massiv
viel mehr Gase und Asche bis in
die Stratosphre gespuckt wer-
den, also weit ber die eigentli-
cheWetterschicht. Dazu kommt,
dass die strksten globalen
Klimaeffekte von explosiven Vul-
kanausbrchen in Tropennhe
verursacht werden. Tatschlich
liess zum Beispiel der Ausbruch
des Pinatubo auf den Philippinen
1991 die globale Mitteltempera-
tur um rund ein halbes Grad
sinken.
Und das Jahr 1816 ging in der
Schweiz als das Jahr ohne
Sommer in die Annalen,
nachdem in Indonesien der
Tambora ausgebrochen war.
Die tiefen Temperaturen und
der viele Regen fhrten
hierzulande sogar zur letzten
grossen Hungersnot.
Wie gesagt: Vulkanausbrche in
Tropennhe haben den strksten
Effekt. Zudem erreichte der Tam-
boraaufdemsogenanntenVulkan-
explosivittsindex Strke 7 von 8.
Der Eyjafjalla drfte aber weiter-
hin deutlich darunter
liegen.
Experten befrchten
nun, dass die Eruptio-
nen am Eyjafjalla den
Ausbruch des noch
grsseren Nachbar-
vulkans Katla auslsen knnten.
Was wrde das fr die Schweiz
bedeuten?
Jetzt werden wir aber sehr theo-
retisch! Nehmenwir abermal an,
dass Ganze wrde sich zu einem
Ereignis laTambora entwickeln,
dann gbe es wohl tatschlich
eine Abkhlung. Ich gehe aber
davon aus, dass sich der Effekt
rumlich und zeitlich beschrn-
ken wrde, da die Teilchen
schnell ausgewaschen wrden.
Sie sehen: wrde, wrde, wrde.
Fr uns Schweizer wre es sicher
eine Chance, erneut wunderbare
Sonnenuntergnge filmen zu
knnen! (lacht)
Knnte der Vulkanausbruch
nicht auch die Erderwrmung
abbremsen?
Schnwrs! Leider wre die Ein-
dmmung der Sonneneinstrah-
lung durch die Aschenpartikel in
der Atmosphre nur vorberge-
hend. Anschliessend wren wir
wieder gleich weit wie vorher.
Sie sind Meteorologe, Klimato-
loge und Atmosphrenphysi-
ker. Was bedeutet solch ein
Ereignis wissenschaftlich
gesehen fr Sie?
EinVulkanausbruch ist sicherlich
faszinierend, aber nichts Speziel-
les. Was mich aber persnlich
berrascht hat, war etwas ganz
anderes: Da paralysiert ein ab-
solut normales Naturphnomen,
das jederzeit auftreten kann, die
gesamte europische Fliegerei
und das ber Tage! Einfach, weil
sich nie jemand darber Gedan-
ken gemacht hat, was in solch
einemFall zu tun ist respektive ob
und wie stark Vulkanasche ber-
haupt Einfluss auf die Sicherheit
des Flugverkehrs hat.
Zum Abschluss noch eine wohl
nicht ganz unerwartete Frage:
Wie wird der Sommer?
Ich sags mal so: Mir und meinen
Kolleginnen und Kollegen zulie-
be wnsche ich, dass Petrus sp-
testens auf den Sommeranfang
hin ein Einsehen hat. Einen
schlechtenMai mgen die Leute
ja noch wegstecken, aber einen
schlechten Juni, da werden sie
alle grausam uulidig!
Interview Almut Berger
Der islndische Gletschervulkan
Eyjafjalla spuckt seit dem
21. Mrz ununterbrochen Asche
in die Atmosphre. Klimatologe
und SF Meteo-Chef Thomas
Bucheli (48) ist sich aber sicher,
dass nicht der Vulkan der
Grund ist, falls der diesjhrige
Sommer ins Wasser fllt.
BilderKeystone/MaxPPP/PhilippedePoulpiquet,SF
Wir sehen manchmal vor lauter
Vierbeinern die Strasse nicht.
Autopanne in Kenia
Nach einer endlosen Fahrt auf
einer Schlamm- und Schotter-
piste im Norden Kenias zischt das
Khlwasser unseres Buses pltz-
lich zwischen den Metallteilen
heraus. Die Temperatur erreicht
das Maximum. Fazit: An eine
Weiterreise ist nicht zu denken.
Im rtchen, wo wir gestrandet
sind, erhalten wir den Tipp, auf
einer nahe gelegenen Strassen-
baustelle Hilfe zu suchen. Dort
helfen uns tatschlich drei
Fachpersonen und machen mit
viel afrikanischem Improvisa-
tionsgeschick unser Khlsystem
wieder flott. Der Chefmechaniker
will unser Gefhrt natrlich
testen und setzt sich ans Steuer.
Seine sorgfltige und langsame
Fahrweise berrascht uns.
Irgendwann werden wir aber
etwas nervs: So kommen wir
nie in Sdafrika an. Ein Glck,
dass uns pltzlich ein Auto
ausbremst und einige aufge-
brachte Bauarbeiter ihren Chef
zurckfordern. Nach dem
abrupten Halt, der uns einen
unhflichen Fahrerwechsel
ersparte, knnen wir endlich
wieder in normaler Geschwin-
digkeit weiterreisen. Sdafrika,
wir kommen.
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Der April war im
Mittelwert zwei Grad
wrmer als sonst.
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25
Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Okay, wenn es mir
schon schwerfllt
ich habe ver-
sprochen, kein
Wort mehr ber
den Ausgang der
Meisterschaft zu
verlieren. An
Fussballmatches
findet Anna Luna mich sowieso immer
extrem peinlich: an meinen eigenen, weil
ich alsAussenverteidigermeist einenSchritt
zu spt komme; an ihren,weil ich sie viel zu
laut anfeuere; an denjenigen der Young
Boys, weil ich imErfolgsfall beinahe, imFall
einerNiederlage vllig durchdrehe und un-
fltige Ausdrcke Lassen wir das!
Eine Bekannte, Esther, erzhltemir letzteWo-
che, ihre 15-jhrige Tochter habe sich die
Haare blau gefrbt. Und ich musste die
Emprte spielen. Esther ist fr ihre 48
Jahre ziemlich unkonventionell, trgtmeist
flippige Kleider, hrt schrge Musik und
malt grelle Bilder. Eigentlich, sagt sie und
nimmt noch einen Schluck Lwenbru aus
der Bchse, geht esmir ja amArsch vorbei,
wie sie ihreHaare frbt Esther sagtwirk-
lich amArsch vorbei , aber ichmusste
dann halt ein bisschen schockiert tun: Und
sowillst du in die Schule?!Manchmalmuss
man theterlen, nicht? Stimmt, Esther.
Man muss sich als Eltern zuweilen bnzli-
ger geben, alsman ist.Welch Enttuschung
fr deine Tochter, wenn du die blauenHaa-
re einfach toleriert httest! Das Verzwickte
ist ja: ZunchstwollenKinderOrdnung und
Klarheit. Das fngt schonmit dreijhrig an,
wo sie die furchtbar stieren Geschichten
von PapaMoll mgen. Bitte, backe einen
Kuchen! Chef samt Frau wird uns besu-
chen. Dies sagt PapaMoll zur Frau. Schau
auf Ordnung auch genau!Man selber fin-
det: Jesses, was fr
ein antiquiertes Fa-
milienbild, welch
altbackene Moral!
Doch genau dies ge-
fllt den Kleinen.
Daheim mag es ganz
gbig sein, wenn
der Vater den neusten Rap von Eminem,
den Anna Luna auf Radio Energy auf-
schnappt, bereits in seinemLaptop hat und
ihn rasch fr sie brennen kann. An den
Schulbesuchstag aber soll er geflligst an-
stndig angezogen erscheinen und nicht
mit Kapuzenpulli und Schlabberhosen. Ge-
gen aussen soll ich mglichst unauffllig
auftreten, bieder. Just diese Biederkeit brau-
chen die Kinder spter, um sich davon ab-
zugrenzen. Also muss ich zuweilen Emp-
rungmimen (Wie sagte doch Esther? The-
terlen), obschon ihre Energy-Songs mir
im Grunde gefallen. Sonst wre es ja nicht
ihre Musik. Wir hattens diesbezglich
noch einfacher. Meine Eltern hrten Beet-
hoven und drehten schon ob der ersten
Hendrix-Kassette im Roten, die mein
grosser Bruder heimbrachte. Wenn Eltern
aber stets die neusten Modetrends mitma-
chen, die neusteMusik hren undmit ihren
15-Jhrigen am Wochenende sogar noch
eins kiffen da brauchts schon extreme
Formen der pubertren Auflehnung, um
diese Eltern zu schockieren: Jugendliche
treten einer Sekte bei, werden Neonazis
oder beschliessen eines Tages, eine Burka
zu tragen.
Deshalb bin ich nicht auf Facebook.Man sollte
den Kindern frh Raum lassen, anders als
die Eltern zu sein. Und wollen Anna Luna
undHans sich baldmal ins Facebook einlog-
gen, sollen sie dort nicht auf ihren pein-
lichenAlten treffen.Wobei ichmich gerade
heute Morgen ganz gern einer Facebook-
Gruppe angeschlossen htte. Irgendwasmit
YB.
Bnz Friedli (45) lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern
in Zrich. Diskutieren Sie mit! www.migrosmagazin.ch
Jesses,
diese
altbackene
Moral!
15 Jahr, blaues Haar
Bnz Friedli ist extrem
peinlich.
26
|
Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
S Heidi vom Sterneberg
Sie ist 70-jhrig, von Rheuma
geplagt und bewirtschaftet
ihren Hof seit ber 20 Jahren
allein. Jetzt tritt Heidi Iseli
krzer und verabschiedet sich
von ihren Liebsten, den
Tieren.
E
s choge Zgs, schimpft Hei-
di Iseli und fasst sich ans
rechte Knie. Gestern ist die
70-Jhrige vor ihrem Bauernhaus
in Sternenberg ZH so unglcklich
ein Bord hinuntergerutscht, dass
das Gelenk nun bei jedem Schritt
schmerzt. Nun pflegt sie es selber
mit Kampfersalbe. VomSpital soll
ihr keiner reden: Da wrden sie
michwomglich gleich behalten.
Zwar liegt das Krankenhaus nur
zwei Sonntagsspaziergnge ent-
fernt von der heimischen Scholle,
dennoch will die Buerin die
Khe abends nicht vergebens im
Stall warten lassen.
Seit 24 Jahren bewirtschaftet
Heidi Iseli denHof fast allein. Die
ersten paar Jahre nach dem Tod
ihres Manns habe man ihr noch
den einen oder andern Jugo zur
Seite gestellt. In der letztenDeka-
de reichte das Geld dazu aber
nicht mehr aus. Kinder hat sie
keine. Ob sie denn noch die Kraft
habe, das alles zu bewerkstelligen?
Man ist sich das Arbeiten doch
gewohnt, sagt Heidi Iseli und
streicht sichmit der krftigen, von
Rheuma geschwollenen Hand
eine Haarstrhne hinters Ohr.
Der Tag beginnt fr Heidi
Iseli um fnf Uhr morgens
Wie oft bei alten Menschen, die
ein Leben voller Arbeit hinter sich
haben, scheinen auch bei Heidi
Iseli Gesicht und Krper zwei
unterschiedliche Geschichten zu
erzhlen. Whrend ihr Gesicht
glatt schimmert und die vifen hel-
len Augen bei jeder Erinnerung
miterzhlen, zwingt der Krper
sie, den Alltag gebckt und hum-
pelnd zu bewltigen. Und dieser
Alltag fordert viel: um fnf Uhr
morgens aus demBett, Einfeuern,
die Khemelken, den beidenHaf-
lingerpferden das Blemliheu ver-
fttern, Holz scheiten, Ruten
schneiden, Hurdeli bndeln und
Spinnweben im Stall runterput-
zen. Erst am spten Nach-
mittag gnnt sie sich eine
MENSCHENHERZBLUT
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27
STARKES DUO:
Heidi Iseli und Wolga haben
eine enge Beziehung. Die
70-Jhrige nennt das Pferd
liebevoll Nudle.
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29
Pause. Sie sitzt in der Stube
mit dem grnen Holzofen
und der tiefen Decke, selbst der
alte Teppich verstrmt den Ge-
ruch vonwarmerMilch, und ber
den Tisch mit Plastiktischtuch
spaziert ziellos eine Fliege.
Frh war fr sie klar, dass
sie Buerin werden wollte
Wir warenmausarm.Die Eltern
brachten die Handvoll Kinder nur
mit Mhe durch, vor allem nach-
dem das Heimetli niedergebrannt
war. Der Vater, erzhlt Heidi Iseli,
sei ein Gutmtiger gewesen, er
habe das Geld beim Jassen in der
Dorfbeiz jeweils grosszgig ver-
teilt. So lernten die fnf Kinder
frh, anzupacken. Geschlafen
haben sie zu zweit in einem Bett,
Kirschsteinsckchen schtzten
vor der Winterklte.
Wrmer war es im Stall. Da
schlich sich die kleineHeidi gerne
hin und presste den Khen die
Milch aus den Eutern. Mit sie-
ben molk ich eine ganze Kuh von
Hand. Nach acht Jahren Schule
schien es ihr naheliegend, dass sie
als Buerin das weiterfhrte, was
schon immer zu ihr gehrte:
z puure. Mehr brauchte, mehr
wollte sie nicht.Was soll man sich
von der grossenWelt verunsichern
lassen, wenn die eigeneWelt zwar
klein, doch so vollkommen ist?
Eine innere Uhr bestimmt,
wann gemolken wird
Heidi Iseli gengt es noch heute,
auf dem Fernsehgert aus den
Siebzigerjahren Schweizer Fern-
sehen zu schauen. Eine Reise ins
Ausland sei nie in Frage gekom-
men, erzhlt sie. Dann zgert sie
einen Augenblick. Doch einmal,
da machte sie einen Ausflug ins
Frstentum Liechtenstein. Aber
am Abend war ich zurck, pnkt-
lich zum Melken. Sie trinkt den
letzten Schluck Nescaf, mit viel
Milch, knotet das Kopftuch ber
dem langen grauenHaar und reibt
das schmerzende Knie. Ohne auf
die Uhr zu schauen, weiss sie: Die
Khe im Stall warten.
Auch der junge Kser Urs Prei-
sig wartet auf dieMilch der Bau-
ern aus der Umgebung. Daraus
wird er Sternenberger herstel-
len, eine milde und eine
wrzige Sorte, oderHrnli-
Einmalwar ich in Liechtenstein, aber amAbend
war ich zurck, pnktlich zumMelken.
NACH HAUSE: Gemchlich trotten Buerin Heidi und Kuh Gldi dem Bauernhof entgegen.
STALLGERUCH: Schon als Siebenjhrige konnte Heidi Iseli eine ganze Kuh melken.
Gebraut mit
frischem Quellwasser
vom Pilatus.
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
MENSCHENHERZBLUT
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31
kse und Brie fr das Pre-
miumsegment. Damit be-
liefert er die Migros Ostschweiz.
Heidi Iseli sei ein Unikum, sagt
Urs Preisig, die Letzte, die noch
ein Stck des Weges zur Molkerei
mit Ross und Zweiradwagen zu-
rcklege. Schade, dass sie damit
aufhrt. Die Milch ihrer braunen
Khe sei nmlich prima und ent-
spreche imFett- undEiweissgehalt
perfekt den Vorgaben.
Das Leben bedeutet Arbeit,
nicht Gefhlsduselei
Derweil reibt Heidi Iseli im Stall
die Zitzen ihrer Braunen mit
Holzwolle sauber. Gldi, Bella, Pia,
Mella undWandabeimir haben
die Tiere noch Hrner und Na-
men, sagt sie stolz und setzt die
Schluche der Melkmaschine an,
welche die Milch im Rhythmus
aus den Eutern saugt. So war es
whrend der letzten 30 Jahre, so
knnte esweitergehen, fr immer.
Wennbloss das chogeZgsnicht
wre:DasKnie, dieHfte, dieHn-
de, alles streikt. Je lnger, je mehr.
Und deshalb, sagt Heidi Iseli in
ihrer forschen Art, deshalb sei fr
sie jetzt Schluss mit der Milch-
wirtschaft. Nun fahre sie nicht
mehr hoch zur Chsi und bringe
Gldi und Bella auf den Schlacht-
hof. Als erfasse sie die Bedeutung
ihrer eigenen Worte erst jetzt,
bricht ihre Stimme, bahnen sich
Trnen einen Weg ber die Wan-
gen. Doch dann scheint sichHeidi
Iseli darauf zu besinnen, dass das
Leben Arbeit bedeutet und nicht
Gefhlsduselei.
Mit einem Holzschieber bug-
siert sie den Mist mit krftigen
Stssen Richtung Gllenloch.
Drben im Stall scharrtWolga be-
reits mit den Hufen. So, Nudle,
jetzt gahts obsi, ruft Heidi Iseli
dem Haflinger zu. Sie zieht dem
Pferd das Geschirr ber den Kopf
und spannt esmit zwei, drei geb-
ten Handgriffen vor das zweird-
rigeHttenwgeli. BeimAufladen
derbeidengrossenKannenbraucht
die alte Frau die Hilfe ihrer Nach-
barin. Auch das Aufsteigen geht
heute nur mhsam. Einmal oben,
lst Heidi Iseli die Bremse und
braust Richtung Chsi davon. Als
wrde es immer so weitergehen.
Text Manuela von Ah
Bilder Tina Steinauer
HEIMETLI: Der Iseli-Hof in Sternenberg.
GESELLSCHAFT: Besuch von Nachbarskind Emma (4). CHEFIN: Die Buerin dirigiert ihre Khe nach Hause.
EINE PFERDESTRKE: Heidi Iseli ist die einzige, die ihre Milch noch mit Ross und Wagen in die Kserei bringt.
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Migros-Magazin 20, 17. Mai 2010
Kung-Fu gibt mir einen
Der Weltmeister im Kung-Fu ist kein Chinese, sondern ein Schweizer: Alexander Klugs ganze Liebe
K
urz bevor Alexander Klug
den Trainingsraum betritt,
ballt er die rechte Hand zur
Faust und deckt diese mit der lin-
ken ab. So zolle ich der Trainings-
flche, wo wir unsere Kunst erler-
nen, meinen Respekt. Das ist, wie
wenn ich in einer Wohnung die
Schuhe ausziehe, begrndet der
20-Jhrige das Ritual.
Der Schweizer, der im bayri-
schen Neu-Ulm im September
2009 Weltmeister im traditionel-
lenKung-Fuwurde, flltmit seiner
Krpergrsse von 173 Zentimetern
abgesehen von den krftigen
Oberarmen nicht besonders auf.
Erst wenn er sich bewegt, zeigt er,
wie viel Kraft in ihm steckt. Jeder
Hand- und Fussgriff sitzt, wenn er
Kung-Fu ausbt. Klug verfgt ber
eine enorme Sprungkraft und
fhrt die athletischen Bewegun-
gen in der chinesischen Kampf-
kunst hoch konzentriert aus.
Kung-Fu lehrt Respekt
auch Frauen gegenber
Die Bewegungen sitzen, seine St-
ze auch. So sagt der Multimedia-
Elektronik-Lehrling: Ich bin ein
kontrollierter, aber kein kontrol-
lierender Mensch. Kung-Fu gibt
mir einen Sinn im Leben, den ich
fr nichts in der Welt hergeben
wrde auch nicht fr eine Freun-
din.Der Kampf einer gegen einen
sei der ehrlichste auf derWelt. Der
Single betont: Diese Reinheit
und Haltung beeinflussen mich
im Umgang mit Frauen. Ich be-
handle sie mit Respekt und nicht
wie einObjekt,