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Page 1: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

Vielen Dank an:

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- Diethld Mohr für die ehrenamtliche elektronische Texterfassung des ersten Teils und Ihre stets zuverlässige Freundschaft zu meiner Mutter.

- Simone Menradt für die ehrenamtliche elektronische Texterfassung des zweiten Teils.- Jörg Bromig für die ehrenamtliche Erstellung der Internetseite und deren Pflege.- Peter Maffay und seiner Tabalugastiftung für die Zusammenarbeit im Namen meiner

Mutter.

Vorwort

Zu Ehren und Erinnerung an meine liebe Mutter, die Verfasserin dieses Logbuchs, als interessanter Reisebericht und gefühlsstarken Tagebuchs.

Legende/Lexikon ( Worterklärungen/Personen)

Wilfried: Der „Schiffsführer“, Ehemann und Vater von RalfRalf: Der geliebte SohnKerstin: Die geliebte „Schwiegertochter“ Shirley: Die geliebte EnkelinKevin: Der geliebte angenommene Enkel und Sohn von KerstinPuschek: …heisst eigentlich S

Einleitung

Für „IHN“ das Logbuch – Für „Sie“ das Tagebuch.Für den „Einen“ ein interessanter Reisebericht – Für den „Anderen“ ein emotionaler Roman.Ein ungekürztes und unverändertes Werk meiner mittlerweile viel zu früh und unerwartet verstorbenen Mutter. Es beschreibt neben den interessant geschriebenen Erlebnissen und Erfahrungen einer langen Reise die tiefsten Gefühle, Gedanken und Ängste einer liebenden Mutter und ungeliebten Ehefrau.

Nachspann und Bemerkung

Dort, wo meine Mutter heute ist, kann sie nur eine Bereicherung sein.Ich bin traurig, dass ich keine Gelegenheit genutzt habe, als es noch die Möglichkeit gab, meiner Mutter zu sagen und zu zeigen, wie wichtig sie für mich ist und wie sehr ich sie liebe.Ich vermisse Dich !

Etappe Tespe – Port la Nouvelle

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5. Mai 2002

9.45 Abfahrt Hafen Tespe. Wir stechen „in See“, Temperatur 13 Grad, leichter Regen, Nebel. Warm anziehen ist angesagt. 11.45 erreichen wir Scharnebeck, und ruck-zuck um 12.15 wollen wir durch die Schleuse. Ralf will mit uns mit schleusen, aber so wie immer, nie pünktlich. In Lüneburg steht dann die Familie mit Puschek, um uns zu verabschieden. Um 14.00 kommt leicht die Sonne durch, ist aber immer noch kühl. 16.30 bei der Schleuse, Schleusenwärter hat aber keine Lust mehr. Macht nichts, ist ein schöner Abend, und wir haben einen netten Liegeplatz mit Vogelgezwitscher. GPS macht noch etwas Kummer. Statistik: 1 Schleuse auf 65 km

6. Mai 2002

6.45 Das bekannte Reise-Reise. Schleusenwärter ruft uns auf, jetzt oder irgendwann am Vormittag. Also, dann nichts wie raus aus den Federn. 7.05 in die Schleuse, dauert 20 min. Man bekommt Angst vor der Höhe, 23m. Um 13.30 geht es in den Mittellandkanal, und um 17.00 machen wir an einer ruhigen Ausweichstelle fest. Wetter kühl, um die 13 Grad, darum gibt’s jetzt einen Grog. Den haben wir uns verdient.Statistik: 1 Schleuse auf 85km

7. Mai 2022

7.45 ablegen, 10.00 kurz vor Hannover, 10 Grad und trocken. 11.30 Schleuse Anderten (Hindenburgschleuse), müssen nicht warten. Es geht abwärts 14,80m. 11.50 raus aus der Schleuse, es wird etwas wärmer. 12.30 ist erst mal Feierabend, der Mittellandkanal ist gesperrt. So können wir zusammen Mittag essen. Es ist 17 Grad warm und schön. Kaum haben wir gegessen, da geht es weiter, 13.15. Vor uns liegen 11 Binnenschiffe. Freuen uns über eine Wassertankstelle. In dieser Zeit sind die Schiffe weg. Uns kommen 25 – 30 Schiffe entgegen. Der Grund der Sperrung: nachts war ein Arbeitsboot abgebrannt, nun muss aufgeräumt werden. 17.15 machen wir an einer Ausweichstelle fest. Feierabend ist um 20 Uhr.Statistik: 1 Schleuse auf 60km

8. Mai 2002

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7.45 Oh, Schreck, die Maschine läuft und ich bin noch im Bett. Wilfried legt allein ab und lässt mich noch schlafen. Es ist kalt, 9,5 Grad, neblig und es wird den ganzen Tag nicht besser. Muss viel Tee kochen mit einer halben Flasche Medizin. 18.30 sind wir wieder fest, in der letzten Stunde haben wir Sonne. Verabreden uns für morgen mit Familie Grabbe. Unsere Lichtmaschine lädt nicht, Herr Grabbe will uns helfen. Das ist heute ein langer Tag.Statistik: 115km

9. Mai 2002 (Vatertag)

8.30 ablegen. Heute Morgen um 7 Uhr ist dicker Nebel und 12 Grad kalt. Um 8.30 kommt die Sonne durch. 9.45 Einfahrt in den Dortmund-Emskanal. Um 13.00 können wir gleich durch die Schleuse Münster fahren mit einem Binnenschiff. Um 14 Uhr fest im Stadthafen bei 21 Grad. Um 16 Uhr besuchen uns Herr und Frau Grabbe und nehmen uns mit zu sich nach Hause. Wir haben einen sehr schönen Abend mit einem schönen Essen. Um 22.30 sind wir wieder an Bord, und Wilfried freut sich über einen Anruf von Ralf (wg. Vatertag).Statistik: 1 Schleuse

10. Mai 2002

Hafentag in Münster. Die Lichtmaschine ist defekt, lädt nicht. Wilfried hat sie ausgebaut und gestern Herrn Grabbe mitgegeben, der einen Freund hat, der alles kann.... War ein Fehler, nie wieder! Der hat sie ohne unseren Auftrag nach Gütersloh geschickt, sie soll nicht vor Donnerstag wieder hier sein. Nun sitzen wir in Münster fest, ohne Lichtmaschine. Dann wäre es besser gewesen, wir hätten sie so wieder eingebaut. Nun können wir gar nicht fahren und sind sehr verärgert. Heute Morgen besichtigen wir dafür die Stadt, Lambertikirche und Dom. Bringen uns noch Obst und Gemüse mit. Mal sehen, was uns der Tag morgen bringt. Wilfried will versuchen, eine Peugeotvertretung zu finden. Heute ist Freitag – bis Donnerstag ist es lang.

11. Mai 2002

Notgedrungen Hafentag. Nachmittags kommt ein Monteur an Bord und verspricht viel. Mal sehen, was kommt. Mittags haben wir immerhin 20 Grad.

12. Mai 200

Hafentag, kalt, 13 Grad, aber trocken.

13. Mai 2002

Hafentag. Wir warten. Das Barometer steigt etwas, mittags sind es 20 Grad. Wir sitzen bis kurz vor 20 Uhr draußen.

14. Mai 2002

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24.30 Uhr. Wir schlafen schon fest, als das Telefon klingelt. Ralf bedankt sich für die Glückwünsche. Dabei merken wir, dass es toll regnet. Am Morgen ist es sehr windig und kalt, 13 Grad. Beim Frühstück bricht Wilfried ein Zahn ab, heute Abend bekommt er sein Gebiss wieder. Familie Grabbe besucht uns mit 6 Mann hoch. Wir müssen wirklich sagen, diese Kinder sind gut erzogen und brav, sie stören überhaupt nicht. Ist ein netter Abend.

15. Mai 2002

Warten auf die Lichtmaschine. Morgen soll es soweit sein. So Gott will!!! Es ist trocken, aber frisch. Mittags sind es 19 Grad.

16. Mai 2002

Heute gibt es nur Stress. Morgens um 8 Uhr will der Monteur sich bei uns melden und sagen, wann wir die Lichtmaschine bekommen. Wir warten - und warten! Oh! Um 13 Uhr ruft er an, sie ist um 14 Uhr da. Wie schön. Um 15 Uhr ruft er an und fragt, ob er sie bringen soll (sind wir blöd, oder was?). Ich sage ihm, er wüsste doch, dass wir noch bis zur Schleuse fahren müssen. Pfingsten wird nicht mehr geschleust, das hieße, wir würden die ganzen Feiertage im Weser-Dattel-Kanal liegen. Ja, ist gut, ich komme gleich. Um 15.45 ist er immer noch nicht da, obwohl es mit dem Auto nur 5 Minuten entfernt ist. Wilfried ist sauer, mir ist schlecht, vor Wut fange ich an zu heulen. Jetzt geht Wilfried zu Fuß los. Um 16.30 ist er wieder an Bord und baut die Maschine ein. Um 17 Uhr legen wir ab. GOTT SEI DANK!Nun haben wir doch noch etwas Glück. Das Wetter ist den ganzen Tag schön, um die 25 Grad, und so können wir lange fahren. Um 21.30 Uhr machen wir an der Dattelner Schleuse fest. Auf diesen Tag trinken wir 1, 2, 3 Schnäpschen. „Gute Nacht“Statistik: 41km

17. Mai 2002

Heute Morgen um 7 Uhr geht Wilfried zum Schleusenwärter, um uns anzumelden. Auf diesem Weg fällt ihm die Brille ins Wasser. 7.30 erste Schleuse, geht alles wunderbar, keine langen Wartezeiten. Um 15.30 Uhr legen wir an in Wesel am Rhein. Hubhöhe von DEK – Rhein sind 43m. Der WDK hat 6 Schleusen. Treffe mich mit einer Schulfreundin (Westpfal Gerlinde), die seit 1962 in Dinslaken wohnt und die ich seit der Schulzeit nie wieder gesehen habe. Das sind immerhin 43 Jahre. Das ist ein lustiger Abend bei uns an Bord. Die Männer trinken Bier und wir 2 Weibsbilder Sekt. Wir erzählen von der Schulzeit, was aus uns und den anderen geworden ist. Die Zeit geht so schnell vorbei, dass wir es gar nicht glauben können. Um 24 Uhr gehen wir zu Bett.Statistik: 6 Schleusen auf 60km, Hafengebühr € 8,- Strom € 0,50

18. Mai 2002

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9.40 Uhr ablegen, es ist kalt, wir müssen den Parka anziehen, zwischendurch regnet es auch mal. Der Rhein ist schlecht zu fahren. Es gibt viel Verkehr und kabbeliges Wasser. Ich bin froh, als wir in den Wal-Maas-Kanal einfahren. 1. Schleuse und immer noch keine Wartezeiten. Es sieht aus, als wenn man auf uns wartet. Um 15 Uhr kommen wir in die Maas, und hier wollen wir Feierabend machen. Finden ein Hafenbecken genau in einer Stadt. Kein Wasser, kein Strom, keine Toiletten, keine Duschen. Wir machen trotzdem fest, da kommt schon ein Hafenmeister und will € 12,50 von uns. „Wilfried, mach die Leinen los, abzocken lassen wir uns nicht!“ Müssen leider noch 2 Stunden fahren, aber dann finden wir einen ruhigen und netten Hafen mit liebem Hafenmeister. Erfahren später, dass die Liegeplätze in der Stadt zum Einkaufen und nicht zum Übernachten vorgesehen sind. Wir vermuten, dass der angebliche Hafenmeister in der Stadt keiner war und sich ein paar Euro verdienen wollte. Es gibt lecker Spargel und Kotelett mit frischen Kartoffeln, noch ein wenig Fernsehen und dann ab, ins Bett im Hafen Gennep an der Maas.Statistik: 1 Schleuse auf 90km, Liegegebühr € 7,50

19. Mai 2002 (Pfingstsonntag)

Morgens noch schnell die Haare gewaschen, gefrühstückt und um 9. 20 ausgelaufen, bei Sonne, aber noch etwas kühl. 1. Schleuse 10.15. Man sieht uns, und es wird grün. 2. Schleuse 15.00, 16.00 Jachthafen Poseidon bei Kassel. Der Wind ist kalt, und wir brauchen wieder den ganzen Tag den Parka, abends ist der Wind eingeschlafen, und es sind 23 Grad. Statistik: 2 Schleusen auf 56 km, Liegegebühr € 6,65

20. Mai 2002 (Pfingstmontag)

Der Tag beginnt mit Sonnenschein, 15 Grad, ablegen um 8 Uhr. Kurz vor Maastricht noch tanken. Man fragt uns „weiß oder rot?“. In Holland und Belgien darf man mit Heizöl fahren. Da wir aber nach Frankreich weiter wollen, riskieren wir lieber nichts. Die Franzosen sollen sehr scharf sein, und wir wollen uns ja nicht ärgern, sondern leben, lieben und fröhlich sein. Saftige Liegegebühr!Statistik: 65 km, Liegegebühr € 17,57

21. Mai 2002

Maastricht im Sonnenschein, 19 Grad, um 8 Uhr auslaufen. 8.30 Schleuse (Belgien). Da wir nicht wissen, wie die Anmeldung vor sich geht, geht Wilfried hin und erledigt alles. Er bekommt einen Schein, den er bei jeder Schleuse abstempeln lassen muss und bezahlt € 1,05. 9.30 werden wir geschleust.

Bei der Ausfahrt sehen wir, dass das Nachbarboot eine rote Fahne mit weißem Quadrat führt. Das haben wir auch schon

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mal in einem schlauen Buch gelesen, wissen aber nicht, für was das gut ist. Zaubere innerhalb von 5 Minuten auch so etwas. Mal sehen, wie lange das hält. Das Weiße ist Briefpapier, mit Tesa fest geklebt. Das Barometer fällt seit gestern total in den Keller, aber wir haben schönes, warmes Wetter, 28 Grad. Ab Lüttich ist die Fahrt hässlich, nur Industrie. Nach der dritten Schleuse ist um 16.30 Feierabend. Sind in der Nähe von Lucerie, ein schmutziger Hafen. Aber ab jetzt scheint die Gegend schöner zu werden. Es ist jetzt 19 Uhr, und wir haben immer noch 29º.Statistik: 3 Schleusen auf 60 km, Liegegebühr € 10,-

22. Mai 2002

Abfahrt 8.30, es ist wolkig und regnet leicht, aber 19 Grad warm. Die Gegend wird landschaftlich schöner, aber es regnet weiter und mag nicht aufhören. Immer bei den Schleusen scheint es schlimmer zu sein. Der Rock ist zum Auswringen. Um 16 Uhr legen wir kurz vor Dinant vor einer Schleuse an. Ehrlich gesagt, ein wildes Parken. Ausziehen, Heizung an und Grog machen, das ist eins. Dann gibt es Pfannkuchen. Ich gehe um 21 Uhr ins Bett, bin müde, und mir tun alle Knochen weh. Wilfried schaut noch fern bis 23.30. Dank unserer Sat-Schüssel bekommen wir ein schönes Bild.Statistik: 6 Schleusen auf 60 km

23. Mai 2002

8.45 ablegen, wolkig aber trocken bei 15 Grad. Das Barometer steigt etwas. Vor der ersten Schleuse müssen wir etwas warten, aber trotzdem geht alles ganz schön fix. Dinat ist eine wunderschöne Stadt, hoffentlich werden meine Bilder gut. Wilfried legt an, weil er eine Auto-Tankstelle sieht. Dann entdecken wir auch noch einen Sparmarkt und kaufen gleich ein. Es wird etwas wärmer, und die Sonne kommt durch. Um 14 Uhr verlassen wir die letzte Schleuse in Belgien. Die Schleusen sind alle alt und marode, dafür sind die Schleusenwärter alle nett. Nun sind wir um 14.45 an der ersten Schleuse in Frankreich. Der Zoll prüft unsere Papiere und wünscht uns gute Fahrt. Nun geht die Schleuserei in Frankreich los! Die ersten sind noch

automatisch, aber die letzten drei werden mit der Kurbel bedient. Jetzt fahren wir durch den ersten Tunnel, 565m lang und 5,80m breit. Die Großschiffahrt endet hier, und wir sind fast allein. Insgesamt sind es seit zu Hause schon 38 Schleusen. Bei der 37. stellt Wilfried fest, dass ich zu blöd zum Schleusen bin. Was wird das wohl werden, etwas über 200km haben wir noch! „Gute Nacht!" Feierabend um 19 Uhr in Fumay, mit 21 Grad ein schöner Abend.Statistik: 11 Schleusen auf 54km

24. Mai 2002

Wilfried legt alleine ab, er will jetzt alles alleine machen! Ich frage ihn, ob wir’s nicht doch noch einmal zusammen versuchen wollen. Gott sei Dank, denn die nächsten Schleusen hätte er nicht allein geschafft (das sagt er selber!). Morgens noch

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Sonnenschein, 15 Grad, gegen Mittag kommt leichter Regen auf, und es weht ein starker, kalter Wind. Die erste Schleuse bedient Wilfried allein mit Kurbeln und Laufen. Dann bekommen wir vom Schleusenwärter einen Funkpieper für die automatischen Schleusen. Da muss man ‘ranfahren, sich mit dem Pieper anmelden, bei grün reinfahren, festmachen und die blaue Stange nach oben drücken. Dann fängt die Schleusung von allein an. Tore zu, Wasser rein, Tore auf und rausfahren. Noch haben wir den Pieper. Mal sehen, wieviel Schleusen noch kommen. Bei der letzten Schleuse wird uns der Pieper wieder abgenommen. Feierabend um 16 Uhr. Gehen noch einkaufen in Bogny, zur Post (Tante Liesl anrufen und Geburtstagsbrief für Kerstin einstecken). Schöne Flasche Rotwein aufmachen und um 22 Uhr zu Bett. Statistik: 8 Schleusen auf 38 km

25. Mai. 2002

Es wird einfach nicht wärmer! Auslaufen um 10.30 bei 15 Grad. Der Wind ist kalt, und wir müssen wieder den ganzen Tag mit dem Parka fahren. Die Gegend hier ist fad und langweilig. Kurz hinter Charleville fahren wir trotz zweier zusätzlicher Schleusen in den Kanal des Ardennes. Da bekommen wir einen neuen Bootshaken (der alte ist uns zerbröselt), eine neue Solardusche und auch Diesel, der hier in Frankreich sehr teuer ist (1 Liter für € 1,05). Abends kommt die Sonne durch, müssen aber trotzdem die Heizung anmachen. Feierabend schon um 15.30. Wilfried hat versprochen. wir fahren in die Wärme zu den Palmen. Wo ist das? Wilfried meint, ich müsste etwas Geduld mitbringen. Na dann!!!! Statistik: 9 Schleusen auf 34 km

26. Mai 2002

Ich wiederhole mich nicht gern, aber es ist kalt! Bei 12 Grad ablegen um 9.30 Uhr. Die 2 Schleusen wieder zurück, und dann sind wir wieder auf unserer richtigen Route Richtung Sedan. Nach der zweiten Schleuse beschließen wir, nach weiteren 5 Schleusen auf 13 km in Sedan Sonntag zu machen. Aber was ist das bei der dritten Schleuse? 2 rote Lichter übereinander (Schleuse außer Betrieb). Handy her, anrufen „Ich deutsch, Schleuse 40 kaputt?“ „Oui, madame, o.k., au revoir!“ In 10 Minuten ist ein Schleusenwärter da, repariert, und in weiteren 10 Minuten sind wir durch. Ein riesengroßer Baumstamm mit bestimmt 70 cm Durchmesser hatte sich im Schleusentor verklemmt. Nun sind wir im Canal-Branche-Nord, parallel zur Meuse (Maas).Statistik: 7 Schleusen auf ? km, Liegegebühr € 8,60

27. Mai 2002

Es ist wieder Parka angesagt, das Barometer ist so tief, dass man das Weinen bekommen kann. Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Es ist 9.00 Uhr, ablegen bei 12 Grad. Wir wollen in Stenay Feierabend machen. Bei der vierten Schleuse fragt uns der Schleusenwärter, wie weit wir noch fahren wollen und wann wir morgen weiter wollen. Er versteht uns nicht, und so schreibe ich mit Hilfe meines Sprachcomputers auf: „dormir dans Stenay, demain dix montre. Merci.“ Soll heißen „schlafen in Stenay, morgen 10 Uhr weiterfahren.“ Er lacht, o.k., merci und steckt den Zettel ein. Um 14.30 legen wir in Stenay an, das Wetter bessert sich

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etwas, und wir besuchen die Stadt. Dort ist alles grau in grau, aber die Menschen sind alle freundlich.Statistik: 5 Schleusen auf 42 km, Liegegebühr € 6,80

28. Mai 2002

Es wird immer kälter! Heute Morgen haben wir 10 Grad und Bodennebel. Vermutlich wird es immer kälter, da wir noch bergauf fahren. Mein Rücken tut mir so weh, dass ich morgens kaum laufen kann. Ich brauche Sonne und Wärme. 9.45 laufen wir aus, müssen noch etwas vor der Schleuse warten. Das Schleusen dauert jetzt länger, da ein Schleusenwärter immer 1 – 4 Schleusen bedienen muss. Er muss also mit dem Auto immer hin und her fahren. Die Automatik-Schleusen waren da besser, das dauerte nur ca. 5 Minuten, aber seit gestern ist das vorbei, da mussten wir unseren Pieper wieder abgeben. Eine Schleuse ist ganz bescheuert, die hat schräge Wände. Ein Holländer fährt uns fast den Mast ab. Machen kurz vor Verdun um 18.30 fest. Trinken Rotwein aus einem 5l-Kanister. Gehe um 21.15 das erste Mal mit schöner Bettschwere zu Bett.Statistik: 73 km und 12 Schleusen

29. Mai 2002

Ablegen um 8.30 bei 14 Grad und leichtem Regen. Bei der ersten Schleuse in Verdun müssen wir eine Stunde warten, da immer nur 3 Schiffe reinpassen und mächtig Andrang ist. Die Landschaft sieht hier aus wie im Hunsrück. 20 km vor St. Mihiel machen wir um 15.00 Uhr Feierabend. Die Schleuserei zieht sich heute sehr hin. Abends kommt der Schleusenwärter und fragt, wann wir morgen geschleust werden wollen. Wir sagen 9.30 Uhr. Noch einmal: die Menschen in Frankreich sind freundlich und höflich, da können sich die Deutschen ein Beispiel nehmen. Statistik: 32 km mit 7 Schleusen.

30. Mai 2002

Wir laufen um 9.15 aus und werden pünktlich um 9.30 geschleust. Die Sonne scheint, und Gott sei’s gelobt, es ist sogar warm! Wird’s jetzt langsam besser? Wilfried nimmt heute sein erstes Bad. Haben so viel Mist und Kraut im Wasserfilter und Ansaugstutzen, dass die Maschine schon 90 Grad hat. Also, ins Wasser steigen und mit dem Schrubber alles freiputzen. Legen um 15.00 Uhr in Commery an. Wilfried geht ‚in die Stadt‘, um Diesel zu kaufen. Obwohl es im Buch steht ist nichts zu bekommen. Es ist aber nicht schlimm, wir haben noch genug. Wie schön, wir liegen genau neben Aldi. Wir brauchen noch Rotwein zum Geburtstag feiern. Meine Mutter wäre heute 83 Jahre, und Kerstin hat morgen Geburtstag. Sollte ich heute um Mitternacht noch wach sein, rufen wir sie an. Statistik: 7 Schleusen auf 45 km.

31. Mai 2002

Gestern hat Wilfried noch mit der Luftpumpe den Ansaugstutzen durchgeblasen, jetzt läuft die Maschine wieder gut. Und es trifft ein, was er mir versprochen hat: S O N N E ! Ablegen

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um 9.00 Uhr bei 12 Grad und etwas Wolken, aber dann! Nach er zweiten Schleuse wird es warm und sonnig. Um 15.00 Uhr ist Feierabend in Toul bei 28 Grad. Ist ein stressiger Tag, aber alles geht gut. Morgen wollen wir einen Hafentag machen, und ich bezahle schon die Hafengebühr für zwei Tage.Statistik: 31 km mit 17 Schleusen und einem Tunnel von 866 m. Liegegebühr 10,-

1. Juni 2002

Hafentag. Ich stehe um 9.30 auf. Wilfried hat schon seit 7 Uhr fern geschaut, gefrühstückt, Diesel geholt, geputzt, Wäsche gewaschen. Es ist sehr schönes Wetter, 26 Grad um 15 Uhr. Die Stadt Toul ist sehr schön. Der Dom St. Etienne sieht aus wie Notre Dame in Paris. Zwei Jungs kommen an unseren Steg und fragen nach Haschisch, Opium, Marihuana. Ich behaupte, das bräuchten wie selber. Da wollen sie an Bord, das Schiff ansehen. Kommt natürlich nicht in Frage. Sitzen bis 22 Uhr draußen bei 25 Grad. 22.30 ab ins Bett, Fernseher ist kaputt.Statistik: Liegegebühr 10,-

2. Juni 2002

8.30 ablegen. Müssen aber bei der Schleuse eine halbe Stunde warten. Ein Binnenkahn kommt, und der hat Vorrang. Bei der vorletzten Schleuse warten wir ganze zwei Stunden. Wir denken schon, weil Sonntag ist, wäre um 13 Uhr Schluss. Aber nein, um 15 Uhr kommt ein junger Schleusenwärter und fragt, ob wir weiter wollen. Ich zeige ihm auf der Karte, wohin wir wollen. Kein Problem, die Franzosen haben eine Ruhe! Herzinfarkt bekommen die keinen! Machen um 16 Uhr Schluss bei Richardmentt. Es ist ein schöner Sommertag bei 34 Grad. Statistik: 8 Schleusen auf 33 km, Liegegebühr € 4,-

3. Juni 2002

Legen um 8.45 ab bei 15 Grad, es ist bedeckt. Ein Schleusenwärter begleitet uns 16 Schleusen lang bis Charmes. Am Nachmittag regnet es leicht um 16 Uhr beim Festmachen scheint wieder die Sonne. Das erste Mal wird gegrillt. Um 19 Uhr noch 25 Grad. Statistik: 16 Schleusen auf 28 km, Liegegebühr € 4,-.

4. Juni 2002

1-2 Schiffe passen in eine Schleuse rein, und ein Schleusenwärter begleitet dann die Schiffe den ganzen Tag. Er sagt, wann du abfährst und wie weit du fährst. Zwischendurch mal Pause machen liegt nicht drin. Bei dieser ganzen Schleuserei fühlt man sich wie in Quarantäne. So geht es uns heute morgen. Wollen etwas später losfahren und auch nicht so weit. Wilfried geht in die Stadt zum Bäcker, da kommt auch schon der Schleusenwärter um 8.30 und sagt „9.00 Schleuse“. Ich sage ihm „Monsieur Boulanger, onze (11) abfahren.“ „Nein, neuf“ sagt er. Also, wenn nicht heute, dann morgen. Wilfried ist 5 Minuten später da. Ich hätte gern einen Hafentag gemacht (habe einen kleinen Brand, das Grillen war so schön). Aber nein, ungewaschen, kein Bett gemacht, kein Frühstück! Um 9 Uhr sind wir bei der Schleuse. Es

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wird ein heißer und anstrengender Tag. Um 17.30 sind wir fest in Epinal. Sprechen mit dem Schleusenwärter ab 9 Uhr, also Abfahrt 8.30. Bin um 22 Uhr im Bett, das habe ich mir heute verdient.Statistik: 16 Schleusen auf 23 km, Liegegebühr € 3,50

5. Juni 2002

Legen wie geplant um 8.30 ab, es ist bedeckt, 17 Grad. Ab Mittag wird es kühl, es stürmt und regnet. Wir fahren durch einen Zauberwald, die Vögel zwitschern, man kann es hören trotz Motorengeräusch (Krach). Mich sticht eine Hornisse. Ich bekomme einen dicken, heißen Unterarm, sehr schmerzhaft. Erreichen heute den höchsten Punkt. Nun geht es bergab, und das Schleusen wird einfacher. Unser Barometer steht mit dem Zeiger senkrecht nach unten auf 715mbr. Das hat wohl was mit der Höhe zu tun. Um 13 Uhr müssen wir Schluss machen, da die Schleusenwärter nicht mehr wollen. Wir liegen in Girancourd. Statistik: 15 Schleusen auf 18 km.

6. Juni 2002

Order vom Schleusenwärter: 9 Uhr ablegen bei 14 Grad und strömendem Regen. Ich schleuse mit Regenschirm, Wilfried steht unter seinem ‚Sonnendach‘. Um 12 Uhr macht der Schleusenwärter Mittag bis 13.30, wir also notgedrungen auch. Also, wieder einmal in Quarantäne. Um 13.30 immer noch bei Regen weiter. An der letzten Schleuse steht ein Fischwagen, der wartet schon auf „Vrouwe Antje“. Bis wir eingekauft haben wartet auch der Schleusenwärter mit dem

Schleusen. Wir kaufen Lachs und Hochseekrabben für morgen zum Grillen ein (so Gott will!). Legen um 16 Uhr an, und es ist trocken in Uzemain. Statistik: 17 Schleusen auf 10 km.

7. Juni 2002

Um 9.30 erwartet uns der Schleusenwärter. Er ist zuständig für 9 Schleusen. 7 Schleusen schaffen wir bis 12 Uhr, dann macht er erst mal Mittag, dann noch zwei, und er hat Feierabend. Gottlob, jetzt kommen endlich wieder automatische Schleusen und man ist nicht mehr der Willkür der Schleusenwärter ausgesetzt. Die Landschaft besteht seit Tagen nur aus Wald und Ruinen von Häusern. Schlimmer als früher das

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‚Ossiland‘. Es ist wolkig, 14 Grad und gegen Abend etwas freundlicher. Um 15.30 ist Schluss in Fontenay-Le-Chateau. Statistik: 16 Schleusen auf 16 km.

8. Juni 2002

Wollen eigentlich einen Hafentag machen und die Ortschaft besichtigen. Wilfried steht schon früh auf und geht schon mal schauen. Es lohnt sich nicht, alles grau in grau. Wegen der automatischen Schleusen können wir jetzt fahren wann wir wollen. Legen um 10.30 ab. Es ist ein schöner Tag bei 22 Grad. Bei der Schleuse 40 (Wilfried stellt in der Schleuse meist den Motor aus) springt die Maschine nicht mehr an. Was für ein Scheiß, draußen stehen zwei Schiffe, die rein wollen, und wir kommen nicht raus. Er versucht alles Mögliche, nichts geht. Die Maschine bekommt keinen Sprit, und Wilfried befürchtet, dass die Einspritzpumpe kaputt ist. Wir hangeln uns aus der Schleuse raus und in die Böschung rein. Ich sage: „Setz dich erst mal hin und trink ein Bier!“ Und so beim Sitzen und Schauen stellt er fest: nichts kaputt, alles bestens, die ganze Aufregung, das Schwitzen und die Angst: alles umsonst. Der Fehler liegt bei ihm ganz allein.

Es ist doch zu schön, wenn einem vollkommenen Menschen auch mal was passiert!

Aber jetzt kommt der zweite Mist. Die Schleuse 41 ist mit der 40 gekoppelt, und da wir mindestens eine Stunde vertrödelt haben (wir haben dann auch gleich noch geduscht und Haare gewaschen), geht die 41 nicht auf. Also, wieder in die Böschung, am Baum fest machen und zu Fuß zur Schleuse, um einen Schleusenwärter zu benachrichtigen. Der kommt eigentlich sehr schnell und ist sehr freundlich. Das ist für ihn kein Problem. Um 17.30 legen wir in Carre an. Grillen ist angesagt, und es wird ein netter Abend. 22.30 ab ins Bett. Statistik: 11 Schleusen auf 22 km, Liegegebühr € 10,-

9. Juni 2002

Sonntag, Hafentag, ‚Stadt‘ besichtigen, aber alles grau in grau. 22 Grad, schwül. Vom Telefonhäuschen rufen wir Ebel’s, Jasker’s und Richard an, der hat heute Geburtstag.

10. Juni 2002

Im zweiten Anlauf um 9.45 ablegen. Die Maschine läuft schon als wir feststellen, dass ein Binnenkahn kommt. Also, alles noch mal von vorn. Es ist ein kalter Tag, 11 Grad, aber gottlob schneit es nicht. Bei Schleuse 3 sind alle Lichter aus. Automatische Schleusen sind gut, wenn sie heile sind. Diese ist es nicht. Die Automatik macht eine Stunde Mittag, wir auch. Es gibt Pfannkuchen. Jetzt sind wir in der Saone, die geht bis Lyon. Die Landschaft

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wird hübscher. Um 16 Uhr Schluss in Port-Sur-Saone. Um 17 Uhr ruft Uwe an. Wir werden uns hier treffen, er ist ca. 20 km von uns entfernt. Werden wohl 1-2 Tage zusammen bleiben.Statistik: 5 Schleusen auf 43 km, Liegegebühr € 4,- .

11. und 12. Juni 2002

Hafentage, feiern, grillen, Wein trinken, erzählen und lachen. Haben viel Spaß. Morgens um 1.30 mit kalten Füßen zu Bett. Heute Morgen wache ich um 9.30 auf. Um 10 Uhr ruft meine Cousine Eva aus Österreich an (stört), dort sind 30 Grad, hier 24 Grad. Langsam wird das Wetter besser. Heute Abend wollen wir wieder grillen. Margrit und Uwe gehen einkaufen. Schluss hier für heute um 12 Uhr, morgen mehr.

13. Juni 2002

Verabschieden uns von Margrit und Uwe um 9.00 bei 18 Grad. Wir hatten zwei wunderschöne Tage. Uwe hat gestern noch Rosé-Wein gekauft, nicht viel, nur 15 Liter. 5 haben wir fast geschafft. Die beiden ‚armen Kloocks‘ sollten mit uns mit fahren, bei uns fängt die schöne Zeit jetzt an mit Wetter und Landschaft. Es sind auch nicht mehr so viele Schleusen. Heute haben wir in den Schleusen Schweizer, die reinsten Chaoten. Da wird man ganz wuschig. Um 16.30 legen wir bei 28 Grad mitten in der Wallachei an, an einem Gammelsteg, aber umsonst. Ich gehe ins Wasser, das schön warm ist und wasche eine Stunde Boot und Schlauchboot. Das Wasser ist hier sehr sauber, und ich hoffe, dass es (das Boot) nicht mehr so schmutzig wird. Jetzt kommt unsere Pflege dran, mit Haare waschen und was so dazu gehört. Dann ein, zwei Gläser Wein und um 22.30 zu Bett. Statistik: 8 Schleusen auf 65 km, 2 Tunnel von 681 und 643 m

14. Juni 2002

Legen um 8.45 ab, es ist sonnig, 25 Grad. Gott sei Dank sind wir heute allein in den Schleusen. Ich stelle fest, dass ich das Schleusen sehr gut mache, naja, bei der Fahrweise von Wilfried. Machen um 17.30 fest an einem kaputten Eimerbagger. Das Erste, was wir bei 31 Grad machen, ist schwimmen, schwimmen. Ach, wie herrlich. Das ist Sommer.Statistik: 7 Schleusen auf 79km.

15. Juni 2002

Gestern haben wir um 21.00 noch gebadet bei 28 Grad! Heute Morgen wieder schwimmen bei 23 Grad, 9 Uhr auslaufen. Ich suche mir Arbeit (Betten beziehen, sauber machen). Im Radio läuft Fußball (Weltmeisterschaft Deutschland – Paraguay). Deutschland muss gewinnen, sonst fahren sie nach Hause. 10.12 in Deutschland, 5 Minuten vor Ende steht es 0:0. Es gibt wohl Verlängerung oder Elfmeterschießen. Ich mache jetzt Schluss. Nein! Eben fällt das Tor, 3 Minuten noch. Hoffentlich passen sie jetzt auf! Der Strom fällt aus, eine Sicherung ist durchgehauen, kann wohl das heiße Spiel nicht vertragen. Aber sie gewinnen und sind jetzt im Viertelfinale. Es ist jetzt 10.30, und ich mache für jetzt erst einmal Schluss. Die 228. Schleuse kommt. Dann bis abends! 15 Uhr anlegen an einer verlassenen Ölraffinerie bei 34

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Grad. Die erste Arbeit: Badeleiter ins Wasser! Den Rest des Tages verbringen wir mit Baden und Grillen. Statistik: 2 Schleusen auf 65 km.

16. Juni 2002

Heute Morgen werde ich wach vom Vogelgezwitscher und dem Quaken der Frösche. Aber da ist noch etwas: ein fauchendes Geräusch immer in Abständen. Mir ist nicht ganz wohl dabei. Raus aus dem Bett, da ist über uns ein Ballon, ich kann jetzt sogar die Stimmen der Menschen hören. Und das morgens um 5 Uhr. Ein zweiter kommt um 6.30, landet auf dem Wasser und kommt wieder hoch. Wir machen noch ein Bild, sind aber nicht schnell genug. Nun ist die Nacht endgültig vorbei, und ich gehe um 7 Uhr schwimmen bei 22 Grad. Das ist eine gute Idee, denn um 8 Uhr fängt es leicht zu regnen an, da wäre ich ja nass geworden. Laufen um 8.30 aus bei 23 Grad. Die Landschaft wird immer schöner. Die Schleusen sind riesig, damit die Großschifffahrt reinpasst. Wir müssen heute eine halbe Stunde warten vor der Schleuse. Bergauf kommen ein Motorboot, 3 Charterboote und 3 große Binnenkähne. In Chalon Sur Saone füllen wir 75 l Sprit in die Kanister (für 68 Euro). Inzwischen kommt die Sonne wieder, und wir machen um 16.30 kurz vor Macon bei 34 Grad fest. Den Rest des Tages verbringen wir wie gestern mit Grillen und Schwimmen.Statistik: 1 Schleusen auf 79 km.

17. Juni 2002

7 Uhr schwimmen, 8 Uhr auslaufen bei 21 Grad. Ungewöhnlich heißer Tag. Wilfried geht einkaufen um 12 Uhr bei 31 Grad. Eine ganze Stunde ist er weg, und er tut mir richtig Leid, aber so haben wir wieder frisches Fleisch zum Grillen und natürlich R O T W E I N. Machen um 16.30 fest bei 35 Grad. Sind 20 km vor Lyon. Haben einen sehr schönen Steg, nur für uns gemacht. Der Rest des Tages: Sch...W..., Gr.... wie die Tage vorher. Statistik: 1Schleuse auf 70 km.

18. Juni 2002

Vorm Ablegen um 8 Uhr noch schnell baden. Jetzt kommen wir nach Lyon. Es ist eine sehr schöne Stadt, aber kein Sportboot macht hier fest, man hört die schlimmsten Geschichten (am hellichten Tag rauben sie dich aus, und wenn du mit der Pistole drohst, lachen sie dich aus). Außerdem ist es zum Rumlaufen viel zu heiß. Bislang haben wir immer da fest gemacht wo wir fast alleine waren, um baden zu können. Bei Lyon fließt die Saone in die Rhone. Die ist hier schon sehr breit und hat eine sehr starke Strömung. Beim Schwimmen muss man schon sehr aufpassen. Um 13 Uhr stellt sich noch ein starker Wind ein, und da er von vorn kommt, schaukeln wir ganz schön. Aber naja, wir können das ja ab, sonst müssten wir uns einen Wohnwagen kaufen. Um 15 Uhr legen wir das erste Mal an, aber das ist nichts, da gibt es nur Eisendalben, und "Vrouwe Antje" schlägt immer dagegen. So legen wir um 16 Uhr wieder ab

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und finden 8 km weiter um 17 Uhr eine Pier. Wir haben 35 Grad, baden und grillen, abends schläft der Wind ein.Statistik: 3 Schleusen auf 75 km.

19. Juni 2002

Baden und ablegen danach um 8.45. Es ist leicht bedeckt, aber 23 Grad warm. Um 10 Uhr kommt die erste Schleuse. Die Schleusen sind riesengroß und haben einen Hub von 10-15 m. Gestern waren wir ca. 30 km per Auto von St. Etienne entfernt, habe aber nicht mehr bei Franck angerufen. Er hat meine Handynummer und auch die von Ralf. Hat sich nie gemeldet, hat wohl kein Interesse, schade! Ach ja, dann muss ich noch erzählen, mein Handy spinnt des Öfteren, dann muss es in den Kühlschrank. Der Kühlschrank wiederum kommt mit dem Kühlen nicht mehr nach, unter 10 Grad schafft er es nicht mehr. Hitze! Aber das wollten wir ja so! Die Landschaft ist herrlich, Weinberge und Burgen. Machen um 15.15 an einer Schute fest und sparen so eine Menge Hafengeld. Die Menschen sind nett, und man wird nicht belästigt. In den Städten ist es schon gefährlicher. Es ist sehr schwül, 36 Grad, könnte noch ein Gewitter geben. Aber erst einmal wird gebadet und der Grill angemacht.Statistik: 3 Schleusen auf 60 km.

20. Juni 2002

7 Uhr schwimmen bei 22 Grad, 8 Uhr auslaufen. Wir hatten eine stille und ruhige Nacht, nur die Frösche waren zu hören. 4 Schleusen, die erste geht sehr flott, es ist gleich grün. Aber bei der zweiten warten wir 45 Minuten auf Grün, und dann geht es auch noch sehr langsam, scheint was kaputt zu sein. 18 m Hub, das Tor braucht 20 Minuten bis es offen ist. Wir vermuten, dass die Schleusenwärter das Tor mit der Hand hoch kurbeln, da es nur zentimeterweise geht. Die dritte Schleuse ist 22 m und die vierte 23 m hoch. Heute sehen wir Gebirge, in der Straßenkarte stellen wir fest, dass es die Ausläufer der Alpen sind. Zwischen Lyon und Valence sind es etwa 100 km, östlich liegt Grenoble. Machen um 16.45 fest an einem alten Frachter, 40 km vor Avignon. 37 Grad und SCHWIMMEN!! Statistik: 4 Schleusen auf 88 km.

21. Juni 2002

Gestern: bitte nachschauen, 23. Mai. Es ist wieder passiert! Wir hatten die 239. Schleuse. Heute Morgen ist nichts mit Schwimmen, der Strom ist zu stark. Legen um 8.15 ab bei 24 Grad. Wollen heute nur bis Avignon und morgen die Stadt besichtigen. Beim Reinfahren sehen wir schon, dass die Stadt wunderschön ist. Wir legen um 12.45 bei 37 Grad an im Stadthafen. Hoffentlich ist es morgen etwas

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kühler. 13.30 Fußball, D – USA, Deutschland gewinnt. Kaufen Diesel ein und sind jetzt wieder voll!! Es ist jetzt 18.30, und wir haben immer noch 33 Grad Statistik: 2 Schleusen auf 42 km. Liegegebühr 11,94 Euro

22. Juni 2002

Hafentag in Avignon. Um 8 Uhr los in die Stadt zur Besichtigung. 3 Stunden bei 23 Grad sind schön, aber anstrengend. Um 12 Uhr sind es 37 Grad, um 13 Uhr schon 39 Grad. Karten schreiben, Wäsche waschen und am Abend grillen. Morgen geht es weiter.

23. Juni 2002

Verlassen Avignon um 9.15 bei 30 Grad. Es wird wieder ein heißer Tag. Fahren um 13 Uhr in die Petit Rhone (kleine Rhone) ein und sind jetzt in der Camargue im Canal Du Rhone a Sete. Vor dem Hafen von Gallican machen wir fest neben einem Holländer und einem Franzosen. Gesprochen wird mit Händen, Füßen und Englisch. Die erste Tat ist wieder schwimmen gehen, und um 18.15 macht Wilfried wieder den Grill an. Luft 31 Grad, Wasser 26 Grad. Statistik: 2 Schleusen auf 71 km.

24. Juni 2002

Letzte Nacht war Scheiße. Dreimal ist Wilfried aus dem Bett gesprungen, wollte raus und das Schiff anlegen und fest machen. Ich hatte Angst, dass er ins Wasser fällt und sagte ihm, dass das Schiff angebunden ist und er wieder ins Bett gehen soll. Da schnauzte er mich an und meinte, ich wäre Schuld, wenn wir auflaufen. Für mich war die Nacht vorbei, und ich konnte erst morgens wieder einschlafen.

Was das wohl war? Der Vollmond, die Hitze, oder??

Um 9 Uhr legen wir ab, es ist schon wieder heiß. Wir müssen durch eine Schwimmdrehbrücke. In Frontigan gibt es eine Hebebrücke, die nur 3mal am Tag öffnet. Im Buch steht 16.30, dann wollen wir mit durch. Sind um 14.30 da, baden noch, und um 16 Uhr geht die Brücke schon auf. Wir schaffen es, das ist klar. Aber alle Bücher, die wir haben, sind neu (das letzte haben wir in Avignon gekauft) und trotzdem fehlerhaft. Da sind Liegeplätze angegeben, die es gar nicht gibt, andere sind an einer anderen Stelle, oder sie sind gleich Schrott. Heute sehen wir die ersten Palmen, außerdem viele Flamingos und Wildpferde. Ich schicke Ralf eine SMS und erzähle es ihm, der will es nicht glauben und meint, wir wären im Zoo. Machen hinter der Brücke von Frontigan um

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16.30 Feierabend. Hier führt der Kanal schon Salzwasser. Es ist jetzt 18.30 und 33 Grad warm. Statistik: 53 km

25. Juni 2002

Der heutige Tag ist wieder einmal aufregend und katastrophal. Um 8 Uhr legen wir ab und fahren noch 5 km in den Salzsee „Etang de Thau“. Könnte hier sehr schön sein, aber leider bläst der Mistral mit 5-6 Windstärken. Die Speigatts müssen verstopft sein (Wilfried will das heute noch überprüfen), denn das ganze Wasser läuft in den Maschinenraum. Der Motor steht unter Wasser, die Kolben klopfen. Wilfried hat Angst, dass wir einen Maschinenschaden haben, aber Gott sei Dank, sie fängt sich wieder und schnurrt, als das ganze Wasser raus ist. Dafür verabschiedet sich die neue Lichtmaschine (272,60 Euro im A...). Durch diese ganze Aufregung vergessen wir doch tatsächlich das Fußballspiel D – Korea (Halbfinale). Hören um 17 Uhr die Nachrichten, Deutschland hat gewonnen. Machen um 16.15 fest in Beziers. Statistik: 6 Schleusen (ovale und ein runde mit 4 Toren, ganz was Neues) auf 50 km

26. Juni 2002

Seit gestern sind wir im Kanal Du Midi, ein schöner Kanal. Die Uferböschung ist befestigt durch die Wurzeln der Bäume, die den ganzen Kanal entlang stehen. Da kann man wunderbar das Schiff festmachen. Was das für Bäume sind habe ich noch nicht raus bekommen. Das Blatt sieht aus wie ein Ahorn. Es gibt eine runde Frucht, etwas kleiner als eine Kastanie. Aber jetzt kommt etwas, das kann ich nicht beschreiben. Es müssen hunderttausende (oder mehr) GRILLEN? in den Bäumen sitzen. Die machen einen Krach, dass man den Motor kaum hört. Hoffentlich machen die bei Dunkelwerden Schluss. Wilfried meint, ich solle im Lexikon mal unter Platanen nachsehen, und richtig, es sind Platanen. Lexikon: Zierbaum mit großen Blättern, abfallender Borke und kugeligen Früchten, kommt aus Asien und Nordamerika (hab ich nicht einen schlauen Mann!!).Legen um 8.15 ab. Der Schleusenwärter (Halbgott) lässt uns wieder einmal eine halbe Stunde warten. Gleich danach kommt eine Schleusentreppe mit 6 Schleusen. 2 Stunden müssen wir auch da warten. Dann geht es los: 4 Boote in der Kammer, alles völlig chaotisch, jeder schubst jeden. Machen um 16.15 wieder an Baumwurzeln fest und schwimmen gleich bei 38 Grad.Statistik: 7 Schleusen auf 36 km

27. Juni 2002

Legen um 8.45 ab. Es gibt heute einige Schwierigkeiten mit den Schleusen, jede ist anders zu bedienen. Die ersten sind automatische. Da legt man an, gibt in einem Kasten einen Code ein, fährt in die Schleuse rein, drückt auf einen roten Knopf und fährt nach dem Schleusen raus. Dann kommt mal wieder ein Schleusenwärter, dann muss man mal wieder an einem Seil drehen, und die nächste Schleuse ist wieder anders. Das muss man ja erst einmal heraus finde, da es nirgends im Buch steht. Aber, Gott sei Dank! Das sind heute für längere Zeit die letzten Schleusen. Wir verlassen heute den Kanal du Midi und fahren in den Kanal de la Robine, ein Stichkanal zum Mittelmeer über die Stadt Narbonne, nach Port la Nouvelle. In unserem schlauen Buch steht: ein sehr schöner und romantischer Kanal. Wir sind wohl zu verwöhnt. Zeitweise ist er sehr langweilig und schmutzig. Um 17.45 machen wir fest. Wollen uns morgen einen Liegeplatz suchen, wo es einen Kran und eine Werkstatt gibt, um unsere

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"Vrouwe Antje" segelklar zu machen. Baden (wieder in Salzwasser), waschen mit der Solardusche die Haare. Machen eine Flasche Sekt auf und gehen um 22 Uhr müde zu Bett.Statistik: 11 Schleusen. Statistik: Tespe – Port la Nouvelle 2339 km und 269 Schleusen.

Etappe Port la Nouvelle – Mallorca

28. Juni 2002

Hafentag. Wir kommen von der Pier nicht weg. Heute Nacht hat der Mistral eingesetzt (Nord-West). Macht mir nichts aus, endlich ein Tag Ruhe und nichts tun.

29. Juni 2002

Hafentag. Gehen heute Vormittag einkaufen. Der Mast wird von einem Kran in den Koker gehoben, aufstellen kann Wilfried ihn

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selber. Trotzdem bezahlen wir noch € 65,-. Kommen auf unseren Platz an der Pier nicht mehr zurück, da eine Brücke dazwischen ist und wollen in den Jachthafen. Nur leider gibt es keinen Platz für ein 10m-Schiff. Sehen einen schönen Platz, der wohl für Polizei oder sonst noch jemanden reserviert ist und legen uns trotzdem dorthin. Wenn wir weg müssen, wird uns schon jemand was sagen. Abends kommt noch ein Gewitter. Wir spielen Karten und sind um 23.30 im Bett.

30. Juni 2002

Heute wird "Vrouwe Antje" segelklar gemacht. Hören Fußball, Brasilien ist Weltmeister mit 2:0. Um 16.30 kommt ein Franzose und bittet uns höflich, den Platz frei zu machen, um 18 Uhr käme das Schiff, dessen Platz wir belegt haben. Nun liegen wir im Jachthafen, aber wie! An einem anderen Schiff längsseits und Kopfseite am Steg. Gleich erzählt man uns, dass Brasilien Weltmeister ist und wir ein ganzes Jahr hier liegen bleiben können. Die Menschen sind alle sehr freundlich. Das Wetter ist schön, 30 Grad, aber sehr windig. Mal sehen, wann wir auslaufen können.

1. Juli 2002

Wilfried geht Diesel kaufen, ich mache mich gerade fertig als es am Schiff klopft: „Polizei“. Sie wollen die Pässe kontrollieren, und ich muss ein Formular ausfüllen, wo wir herkommen, Name, Geburtstag und und...Sie sind freundlich, es gibt keine Probleme. Wir laufen um 11.45 aus. Setzen das erste Mal Segel, für eine Stunde, dann schläft der Wind ein und wir müssen bis Port Barcares motoren. Eine Marina mit Kasino, Discothek und Halli-galli, nichts für uns. Und nun geht’s Los mit der Liegegebühr! Statistik: 13 Meilen, Liegegebühr € 23,48

2. Juli 2002

Auslaufen um 9.30 mit gutem Wind. Wilfried setzt nur das Großsegel. Zwischendurch wird es wieder weniger Wind und Wilfried setzt auch noch die Fock. Ein wunderbares Segeln, nur in der letzten Stunde leider wieder Flaute. Bergen Segel rechtzeitig, bevor es wieder aufbrist, als wir gerade in den Hafen Port Vendres (Hafen der Venus) kommen. Wurde früher von den Griechen und Römern genutzt. Dennoch gehörte der Ort abwechselnd zu Spanien und Frankreich, bis Voubon ihn 1679 ausbaute und mit Festungsanlagen versah. Die Stadt ist sehr schön, rundherum Berge. Es sind die Ausläufer der Pyrenäen. Wir wollen 2 Tage bleiben, der nächste Hafen wird schon Spanien sein.Statistik: 18 Meilen, Liegegebühr € 23,-

3. Juli 2002

Besichtigen die Stadt, die Kirche ist aber wieder einmal abgeschlossen. Der GPS geht immer noch nicht. Er findet keinen Satelliten. Wilfried spielt seit Deutschland fast jeden Tag damit.

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Endlich baut er die Antenne ab, und was nun, der Pilz ist voller Wasser. Innerhalb einer halben Stunde ist er trocken und findet nun 6 Satelliten. Ich bin vielleicht froh! Jetzt ist er ja noch nicht so wichtig, wir fahren ja an der Küste lang. Aber bei der Überfahrt nach Ibiza könnte man schon abdriften, und nach Algerien möchte ich wirklich nicht. Wir liegen seit gestern neben einem Angelboot. Heute Morgen waren die Angler draußen und haben mir Fische geschenkt. Nun habe ich zu tun. Die ich zum Mittag (17 Uhr) nicht schaffe, lege ich süßsauer ein. BON APPETITStatistik: Liegegebühr € 23,-

4. Juli 2002

Hafentag! Windstärke 7 (Mistral)! Gestern hat ein junges Paar neben uns fest gemacht. Sie vom Vater aus deutsch, lebte aber nie in Deutschland, Mutter Amerikanerin, Ehemann Französische Schweiz. Sie haben einen Jungen von 8 Monaten, der genau so freundlich ist wie unser Mäuschen. Haben uns sehr nett unterhalten. Wilfried erzählte ihr, dass ihm unser Brot aus Deutschland fehlt, hier gibt es ja nur Weißbrot mit viel Luft und Löchern. Heute Morgen kommt sie mit 3 dunklen Broten (Mohn, Grau u. Schwarz) und drückt sie Wilfried in den Arm. Als er fragt wieviel Geld sie dafür bekommt, meint sie nur: “Brot bezahlt man nicht!“ Wir sind ja auch arme verhungerte Rentner, sehen wir so aus? Sie gibt mir für morgen noch den französischen Wetterbericht (W 5, nachmittags Flaute), und danach legen sie ab. Sie müssen auch bei Windstärke 7, da sie am Montag wieder zur Arbeit müssen. Statistik: Liegegebühr € 23,-

5. Juli 2002

Heute sind es genau 2 Monate, dass wir unterwegs sind. Laufen um 8.45 aus mit etwas Wind, aber bestimmt keine 5! Nach 2 Stunden ganz Flaute. Wetterbericht stimmt auch nicht immer. Landschaftlich ist die Fahrt heute wunderschön. Große Felsen aus Lava mit Höhlen, eine Ankerbucht nach der anderen. Werfen um 13.30 in einer Ankerbucht bei Port Lligot den Anker. Ein malerischer Fischerort, der gut geschützt ist gegen nahezu jede Windrichtung. Vor uns liegt das skurrile Haus von Salvadore Dali. Auf den Hügeln rund herum riesengroße Kakteen. Das Wasser ist glasklar, und alles ist sehr aufregend. Was ich noch erzählen muss: wir werden überall bewundert. Das fing schon in Holland an, obwohl unsere "Vrouwe Antje" aus Holland kommt. In allen Sprachen werden wir angesprochen, wie schön sie (Antje) ist, und immer wieder wird der Daumen hoch gehalten. Sogar beim Ankern, ich will gerade schwimmen, kommt ein Spanier mit einem Kanu. Er unterhält sich mit Wilfried eine Weile und will alles Mögliche wissen. So, jetzt Schluss, ich gehe wieder schwimmen.Statistik: ? Meilen

6. Juli 2002

Heute Nacht hat der Wind um 180 Grad gedreht, ganz langsam. Aber heute Morgen kommt Sturm auf, der Anker hält nicht mehr. Also schnell die Maschine an. Es ist noch eine Boje frei, an die wir gehen.

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Hafentag. Ich sticke, lese und bade. Der Spanier von gestern kommt auch wieder und will das Boot von innen sehen. Wilfried lässt ihn rein. Süßer Kerl, ganz braun, mit Lendenschurz und Knackarsch. Lebt in einer Hütte mit Wasser aus der Pumpe und offenem Feuer. Wie nennt man so was? Aussteiger/Lebenskünstler?

7. Juli 2002

Der Wetterbericht sagt ‚Schweinewetter‘, also Starkwind. Aber der Himmel ist blau, und der Wind kommt für uns aus der richtigen Richtung (NW). Wir legen um 9.30 ab. Setzen das Groß und haben gleich 5,5 Knoten und das 2 Stunden lang, dann muss die Fock raus. Es wird ein schöner Segeltag, bis auf die letzten 5 Meilen zu unserem geplanten Hafen. Der Wind dreht auf Süd,

und unsere Maschine muss wieder ran. Wir wollen nach Llafranc, lt. unserem Buch ein schöner Hafen, aber es ist ein Horror. Links und rechts fahren Motorboote wie die Henker vorbei, mitten im kleinen Hafenbecken surft ein wackeliger Anfänger, und dann ruft uns auch noch einer zu: “komplett!“ Wir sind froh, nichts wie raus. Müssen noch ein paar Meilen bis zum Stadthafen von Polomos fahren, wo wir um 17.45 anlegen. Die Fahrt war schön, eine wunderbare Landschaft.Statistik: 31,4 Meilen, Liegegebühr € 35,50

8. Juli 2002

Legen um 9.30 ab. 0 Wind, später Südwind. So muss den ganzen Tag die Unterwasser-Genua arbeiten. Mitten auf dem Meer kommt die Küstenwache und hält uns an. Was sie eigentlich von uns wollen, wissen wir nicht. Sie fragen, wohin und woher wie kommen, ob wir Urlaub machen. Unser Seitenschwert interessiert sie, sowas kennen sie nicht. Wir vermuten, sie sind nur neugierig, sagen adios, ok und fahren wieder. Um 15.30 laufen wir in Arenys de Mar ein.Statistik: ? Meilen, Liegegebühr € 21,75

9. Juli 2002

Wollen hier einen Hafentag machen, da wieder Südwind, also von vorn. Machen es uns auch schon so richtig gemütlich mit Wasserschlauch in der Plicht (bei 30 Grad), und Windsäcken in den Luken. Da heißt es, alle Gäste raus, man braucht die Plätze für eine Regatta. ‚Die Freundlichkeit der Franzosen fehlt uns hier‘. Also fahren wir weiter, 6 Meilen immer gegenan. Dann wieder ein großer Hafen. Wir fahren rein, bei der Einfahrt ist eine Tankstelle. Ein Mann sagt: “Komplett“. Ich sage: “Nichts komplett, anderer Hafen auch komplett“ und zeige ihm mit der Hand, dass der Wind von vorne für uns zuviel Wellen bringt. Er merkt, dass ich sauer bin und gibt uns einen Platz bei der Tankstelle, in der Nähe der Fischer. Der Platz ist nicht schlecht, wir haben Strom und Wasser. Mal sehen, ob man auch Liegegeld will. Wenn nicht, ist der Platz sogar gut!

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10. Juli 2002

Legen morgens um 7.30 bei Flaute ab. Später kommt Wind auf, NW 4-5. Holen die Segel aber nicht mehr heraus, da wir kurz vor unserem Ziel sind. BARCELONA. Machen um 11.30 fest. Ich bezahle die Liegegebühr gleich für 3 Tage. Am Abend gehen wir los und sehen Straßen-musikanten, Tänzer, Feuerschlucker... Für Kerstin kaufen wir einen Fächer und Wilfried besorgt sich einen Sexy-Wickelrock, den er schon länger wollte.Statistik: 20 Meilen, Liegegebühr € 24,27

11. Juli 2002

Hafentag: Wir gehen in die Stadt, besichtigen die Altstadt mit der Kathedrale und kaufen einen Riesenventilator, da wir 32 Grad haben. Heute gibt des zum ersten Mal selbst gefangenen Fisch, ist nur Nachspeise, reicht nicht zum satt werden, ist aber gut.

12. Juli 2002

Hafentag: Gehen heute zum Museum ‚ Atarazens Reales‘, die ehemalige königliche Schiffswerft. wo in den mächtigen gotischen Hallen 30 Galeeren gleichzeitig gezimmert werden konnten. Es ist einmalig in Europa. Man sieht Schiffsmodelle, originale Gallionsfiguren und historische Seekarten. Ja, und dann gehen wir noch in das Wachsfigurenkabinett (Taller del Museo de Cera). Es ist ein heißer Tag, und die Füße brennen.

13. Juli 2002

Hafentag: Wind kommt von vorn und ist zu stark. Ich sticke eine Geburtstagskarte für Kerstin. Abends gehen wir noch in die Hauptstraße von Barcelona, die Rambla, wie die Spanier sie nennen. An der Kolumbussäule beginnt sie, ich denke, sie ist wohl so 2-3 km lang. Man kann vieles sehen: Gaukler, Wahrsager, Kunsthandwerker, Maler, Lotterieverkäufer und bettelnde Zigeuner. Auch zerlumpte Menschen, die in den Ecken liegen. Daneben der Kontrast, exklusive Mode- und Juweliergeschäfte und Andenkenbuden mit sehr viel Kitsch. In der großen Markthalle daneben kaufen wir Gemüse und Fleisch. Abends noch Karten gespielt, und um 23.45 HEIA.

14. Juli 2002

Auslaufen um 10 Uhr, 2 Stunden motoren, dann kommen die Segel raus. Eine Stunde

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Page 23: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

recht und schlecht segeln (der Wind dreht und kommt wieder von vorn), also Segel wieder rein. Machen um 15 Uhr in Vilanover fest.Statistik: 26 Meilen, Liegegebühr € 27,27

15. Juli 2002

9.15 auslaufen. Flaute, viel Wind, wenig Wind, immer von vorne. SCH....! Fahren um 12.30 nach Torredembarra rein. Statistik: 16 Meilen, Liegegebühr € 26,10

16. Juli 2002

Gestern kam gegen 18 Uhr noch Sturm auf, von Süden. Um 20 Uhr war’s vorbei, und der Wind kam von Nord, der Wind, den wir gern hätten. Heute Morgen ist kein Wind, also laufen wir aus. Aber die See ist noch unruhig von gestern, und wir stampfen wieder gegenan. Um 12.30 haben wir die Schnauze voll und laufen Combrils an.Statistik: 17 Meilen, Liegegebühr € 28,50

17. und 18. Juli 2002

Hafentage. Heiße 32 Grad, aber zu viel Wind.

19. Juli 2002

Laufen um 7.30 aus Cambrils aus. Es ist schlimm, zwar kein Wind, aber See von der Seite. Werde das erste Mal in diesem Jahr seekrank. Laufen um 11.30 in Llorret de Mar ein, eine schöne Stadt. Wilfried geht einkaufen, mir ist es zu heiß, 35 Grad.Statistik: 16 Meilen, Liegegebühr € 21,44

20. Juli 2002

7.30 aus laufen. 34 Meilen nach Alcanar und wieder der gleiche Mist: kein Wind und Wellen von der Seite. Ich möchte endlich segeln. Wann? Sind um 13.15 fest.Statistik: 34 Meilen, Liegegebühr € 20,17

21. Juli 2002 Alkanar

Hafentag. Es ist Sonntag, Alcanar ist ein sehr schönes Städtchen. Ein kleiner Fischereihafen mit wenig Gästeliegeplätzen. Wir sind die einzigen Gäste und haben an der Pier einen Platz längsseits. Alle sind freundlich und nett. Gestern hatten wir 40 Grad, heute ist es etwas kühler mit 29 Grad. Die letzte Nacht haben wir bis Mitternacht mit fast nichts an draußen gesessen. Heute wird gegrillt, und zwischendurch gehen wir immer mal wieder ins Wasser. Mache heute mal eine Bilanz: Bislang haben wir € 2930 ausgegeben. Für Diesel, Liegegebühr und Lichtmaschine €

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Page 24: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

1802,78, für Essen und TRINKEN € 1127,22 und das in fast 3 Monaten = 87 Tagen = pro Tag € 33,67. Muss schon sagen, gut gewirtschaftet.

22. Juli 2002

Auslaufen um 7.45 bei Flaute. Ein heißer Tag, 34 Grad.. Machen um 13.30 fest in Vropesa del Mar, eine große Marina,. Nicht ganz unser Geschmack, obwohl die Landschaft rund herum schön ist. Mit 80 m hohen Abhängen, die voll mit Pinien bewachsen sind.Statistik: 34 Meilen, Liegegebühr € 15,59

23. Juli 2002

7.45 auslaufen bei Flaute. Später kommt Wind von vorn, aber ein schönes ruhiges Fahren und ‚viel warm‘. Ein Phänomen haben wir wieder: Wilfried gibt die Koordinaten in den GPS ein, aber der spielt verrückt. Er zeigt alles falsch an. Ankunftszeit wäre 21.30, und die Radarnadel ist gar nicht zu sehen. Also ist entweder der GPS kaputt oder Wilfried macht etwas falsch. Also alles noch einmal von vorn, aber wieder dasselbe, alles falsch. Da kommt Wilfried dahinter: wir haben den 0-Meridian durchfahren, und dann muss statt Ost West eingegeben werden. Nun ist alles klar, aber das muss man erst einmal merken, denn so was hatten wir noch nie. Immerhin fahren wir schon 22 Jahre.Um 15.30 laufen wir in Valencia ein. Wir suchen in dem großen Hafen einen Liegeplatz, es ist viel frei, aber keiner weist uns ein. So fahren wir zur Tankstelle. Der Tankwart ruft schon von Weitem: „Suchst du Platz?“ Ich sage. „Ja, auch! Wollen aber auch tanken!“ „Kommen, hier gut liegen, morgen tanken, nichts bezahlen!“ Na, ist das nicht prima. Wieder einmal mindestens € 20,- gespart.Statistik: 47 Meilen

24. Juli 2002

Auslaufen um 9.30. FLAUTE. Legen um 12.45 in Cullera an einer Pier an, ohne Wasser und Strom. Die Landschaft wäre sehr schön, aber es ist alles zugebaut mit Hochhäusern. Wir denken, dass ist die richtige Idylle für uns. Morgen wollen wir weiter nach Denia. Bin neugierig, ob einer zum Kassieren kommt. Um 15 Uhr haben wir 37 Grad.Statistik: 19 Meilen

25. Juli 2002

Um 8.30 auslaufen. Müssen wieder alles motoren wegen Flaute. Das Wasser von Valencia bis ca. 15 Meilen südlich von Cullera ist sehr schmutzig. Laufen um 13 Uhr in Denia ein. Hier ist das Wasser wieder sauber. Die Berge gehen bis zum Hafen, eine schöne Gegend. Wieder haben wir 30 Grad. Denia ist der letzte Hafen vor Ibiza. Wir wollen 2-3 Tage bleiben und dann, wenn das Wetter mitspielt, die Überfahrt machen.Statistik: 26 Meilen, Liegegebühr € 19,63

26. Juli 2002 Denia

Hafentag. Die Maschine hat in den letzten Tagen etwas gespuckt. Mal wurde sie schneller, mal langsamer. Wilfried schaut

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Page 25: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

heute mal nach. Der Ölfilter ist dicht. Er wäscht ihn mit Spiritus aus. Nun wollen wir hoffen, dass der Fehler behoben ist. Klingen tut sie jetzt gut. Im Moment haben wir Ostwind, hoffentlich dreht er noch bis morgen früh. Wir wollen die Überfahrt nach Ibiza wagen. Die Liegegebühr hält sich im Rahmen, nur Wasser und Strom geht extra, und das ist nicht wenig.Statistik: Liegegebühr € 19,63, Strom und Wasser für 2 Tage € 8,41

27. Juli 2002

6.45 auslaufen Richtung Ibiza. Müssen natürlich wieder motoren und kräftig eiern. Laufen den Hafen San Antonio um 16 Uhr an. Im Hafen ist niemand zum Einweisen. Man müsste sich über Funk anmelden. Funk haben wir keinen, brauchen wir auch nicht, wir können ja die Sprache nicht. Also ankern wir an einer freien Boje (wird wohl keiner zum Kassieren kommen). Ich gehe gleich baden. Statistik: 57 Meilen

Überfahrt von Denia–Ibiza (Sonnenaufgang)

28. Juli 2002

Hafentag. Wir hatten einen schönen Abend und eine ruhige Nacht. Ich war ganz wunderlich, das sah gestern Abend so schön aus, wie auf den Ansichtskarten.. Heute Morgen kommt der Besitzer der Boje. Für eine Nacht zahlen wir € 5,- . Es gibt keine Probleme, und wir machen uns einen ruhigen Tag mit baden und lesen. Wilfried versucht zu angeln. Es ist jetzt 11.30, und wir haben schon 35 Grad. Aber bei einer kleinen Brise und immer wieder ins Wasser gehen hält man es gut aus.

29. Juli 2002

8.45 auslaufen. Müssen wieder motoren, es ist wie verhext. Immer kein Wind und wenn, dann von vorne. Uwe hat Santa Euladia sehr gelobt. Also will Wilfried 5 Tage bleiben. Wir wollen auch in das große Portemonnaie greifen, mit € 250,- rechnen wir. Wir fahren um 13.30 rein in den Hafen, tanken und machen dann am Wartekai fest. Man sagt uns, wir müssten vor dem Hafen ankern und um 16 Uhr, wenn das Büro aufmacht, würde man uns sagen, komplett oder nicht. Wilfried ist sauer. Der Wartekai ist frei, und im Buch steht’s auch, dass man da warten soll. So fahren wir vor den Hafen und ankern. Es ist sehr unruhig: die Ausflugsdampfer, die Banane und die Scheiß-Motorboote, die kein bisschen Rücksicht nehmen. Wir liegen dort mit 7 Booten, der Anker hält gut. Der Hafen gefällt uns nicht, so wollen wir nur eine Nacht verbringen und am nächsten Tag weiter. Es wurde eine Scheiß-Nacht. Wir lagen voll im Schwell, haben aber eine Menge Geld gespart.Statistik: 30 Meilen

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Ibiza haben wir erklommen,sie haben uns nur nicht aufgenommen.

In jedem Hafen heißt es, es ist komplett,das findet Wilfried gar nicht nett.

Wir müssen ankern, das find ich gut,so kann ich baden, wie Gott mich schuf.

Kohle haben wir auch gespart,pro Tag so 100 Mark.

30. Juli. 2002

Auslaufen um 8.30. Gott sei Dank weg von dem Schwell. Laufen um 12.30 im Norden der Insel in eine Ankerbucht Cala Portinatx. Es sieht schön aus, könnte sein, dass wir hier länger bleiben. Der nächste Hafen wird schon auf Mallorca sein.Statistik: 15 Meilen

31. Juli 2002

Hafentag/Ankertag. Heute schlafen wir lange, bis 10.30. Wollen hier ein paar Tage bleiben, und so wie es aussieht, können wir auch gar nicht weg. Wir haben immer Ostwind und zuviel davon. Laut meines Seewetterberichtes, den ich 2 x täglich über mein Handy bekomme, wird’s auch die nächsten Tage nicht besser werden. Heute Morgen gibt es sogar ein Gewitter und etwas Regen. Jetzt haben wir schon wieder 35 Grad. Das Barometer ist auch im Keller. Wir gehen schön schwimmen und faulenzen. Das tut uns gut. Das einzige Problem ist, dass wir immer hin und her schwojen und der Anker nicht mehr hält. Wir suchen uns einen neuen Platz, hoffentlich hält er diesmal.

Gestern ist Wilfried mit dem Schlauchboot zum Einkaufen gefahren, es gibt hier einen Sparmarkt, aber leider kein Fleisch zum Grillen. Nur für die Strandlieger kalte Getränke, Würstchen, Käse und was man sonst noch so braucht wenn man am Strand liegt. Aber wir haben noch genug zum Essen und Trinken. Kochen tu ich Moment mit Spiritus. Strom haben wir ja nicht und Gas muss ich sparen für die Heimreise. Die Gasflaschen können hier nicht aufgefüllt werden. Aber wir haben ja immer doppelt gemoppelt.

August 2002

Ankertag. Heute Morgen fahre ich mit zum Einkaufen mit dem Schlauchboot. Es geht ganz gut. Wieder baden, lesen, faulenzen. Aber am Nachmittag so ca. 16 Uhr bekommen wir so einen Schwell, dass wir dermassen eiern und ich dadurch wieder einmal seekrank werde. Muss Wodka trinken. Wilfried hilft mir dabei, weil ich ihm Leid tue, muss er aus Kummer trinken. Gegen Mitternacht wird es etwas besser, oder wir merken es nicht mehr. Die Flasche schaffen wir und schlaffen gut (und wieder € 50,- gespart).

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2. August 2002

Ausschlafen. Um 9.30 stellen wir fest, dass wir abgenommen haben, Wilfried ganz besonders. Der halbe Bauch ist weg. War wohl doch ganz schön anstrengend. Naja, bald sind wir auf Mallorca, dann wird erst einmal ausgeruht. Lesen heute Abend noch einmal den Wetterbericht auf dem Handy, sieht ganz gut aus. Wir beschließen, morgen auszulaufen und gehen um 22.30 zu Bett.

3. August 2002

Heute Nacht kam Wind auf von Nord, für uns nicht gut. Stehen um 6.30 auf, das Barometer ist immer noch tief, der Himmel sehr wolkig, also gehen wir wieder zu Bett und wollen es morgen versuchen. Schwitzen, baden, faulenzen. Am Abend hat Wilfried wohl ein Tief. Er meint, noch einmal würde er die Strapazen nicht mehr machen, es wird Zeit, dass wir in Arenal ankommen und zur Ruhe kommen. Außerdem wäre er nur wegen mir gefahren, damit ich die Mandelblüte sehe (dass ich nicht lache). Es ist ihm wohl doch alles ein bisschen viel, umsonst ist der Bauch nicht weg.

4. August 2002

Auslaufen um 7 Uhr. Ist diesig, aber wir machen eine gute Fahrt. Einlaufen um 15.30 im Stadthafen von Andraitx, ganz nett und mit Strom.Statistik: 48,4 Meilen, Liegegebühr € 12,05 + Strom € 2,40

Mallorca bei Antratx

5. August 2002

Auslaufen um 10 Uhr, sind jetzt in Arenal fest am Wartekai. Die Marineros sind sehr freundlich. das tut richtig gut, auf Ibiza waren sie frech und arrogant. Da wir ja nicht nur einen Tag bleiben wollen, müssen wir in das Hafenbüro. Auch da ist man sehr nett. Dank Karl-Heinz bekommen wir einen Platz, müssen nur noch warten, kann sein bis morgen. Auf gut Glück hätten wir nicht kommen dürfen. Auch dieser Hafen ist mit Dauerliegern voll. Viel Deutsche und Engländer. Nun sind wir auf den Tag genau 3 Monate unterwegs. Es war ein schöner Trip, aber auch anstrengend. Sind froh, dass wir jetzt hier sind. Nun müssen wir und auch das Boot erst mal zur Ruhe kommen. Heute Morgen hat die Maschine geklopft, gestern Abend ging die Trinkwasserpumpe kaputt, eine neue Lichtmaschine brauchen wir, der Brennstofffilter muss neu, ohne Echolot fahren wir auch, da ist ein Kabel lose, aber wir bekamen nirgends einen Lötkolben. Jetzt haben wir Zeit dafür, besser gesagt: Wilfried, das alles in Ordnung zu bringen. Immerhin sind wir 2339 km mit 269 Schleusen und 595 Meilen gefahren, da geht es nicht ohne Schaden ab. ‘Aber wir sind heile!‘Statistik: 24 Meilen

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Vor Ort Mallorca

8. August 2002

Noch liegen wir am Wartekai. Es kann lange dauern, bis wir einen festen Platz bekommen, aber wir bekommen einen. Liegen trotzdem gut hier. Eine neue Wasserpumpe haben wir schon wieder (€ 265,-), eine neue Lichtmaschine wird heute Abend eingebaut (€ 250,- billiger als die Reparatur in Münster. Auch der Ölfilter ist da, geht alles ohne große Schwierigkeiten. In Münster haben wir eine Woche auf die Lichtmaschine gewartet, das war schon ärgerlich.

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6. September 2002 Die Brüder Helmut und Siegfried Enzinger

Jetzt liegen wir schon 4 Wochen in Arenal am Wartekai, und heute dürfen wir auf unseren festen Platz. Es ist ein guter Platz, es hat sich gelohnt zu warten. Es ist ein aufregender Tag. Siegfried Enzinger, ein Bekannter aus meiner Heimat Österreich, bringt uns ein schönes Auto (Opel Corsa). Ich hatte ihn vor einer Woche angerufen und gebeten, für uns einen Wagen zu kaufen. Für € 1500,- sind wir nun versorgt wie zuhause. Post haben wir auch schon eine Menge bekommen, 6 Briefe und 2 Ansichtskarten und viele, viele SMS. Klappt alles bestens, nur Herr Mörchel lässt nichts von sich hören. Von uns hat er eine Menge Lebenszeichen bekommen, aber von seiner Seite tut sich nichts mehr. Nun haben wir auch keine Lust mehr. Am Nachmittag fahren wir mit unserem ‚SCHICKEN AUTO‘ Siegfried nach Hause, in den Norden von Mallorca, nach Alcudia. Christel und Kurt haben sich bei uns tel. gemeldet, sie machen bis 19. September Urlaub in Cala Millor. Da wir ja das Auto haben, werden wir uns mal sehen.

7. September 2002

Wilfried geht einkaufen, und als er ‚nach Hause‘ kommt, will er einen Ausflug machen (wir haben ja ein Auto!). Fahren an der Süd-Ostküste entlang und wollen das Restaurant ‚Azena Blanco‘ besuchen (Schwager von Herrn Hartkop, dem Vorbesitzer von "Vrouwe Antje" ). Finden es aber nicht. Nun sind wir nicht mehr weit entfernt von Cala Millor. Christl und Kurt machen vielleicht große Augen als sie uns sehen.

Ich glaube, sie freuen sich sehr. Wir essen gemeinsam im Hotel zu Abend. Um 20 Uhr fahren wir wieder in Richtung Heimat. Sind um 21.30 wieder in Arenal. Es ist stockfinster, aber wir haben es gut gefunden. Wilfried ist gut gefahren, aber ein bisschen schnell. Wir wollen uns noch einmal mit den Beiden treffen und einen Ausflug machen. Hätte beinahe vergessen zu erzählen, dass wir bei der Fahrt entlang der Küste Bäume sahen, die wir nicht kannten. Es waren Feigenbäume. Wir haben uns Feigen gepflückt, süß und saftig und nicht so vertrocknet, wie wir sie zu Weihnachten essen. Die Insel ist einfach toll.

Wieder Katze an Bord (macht nicht soo viel Schmutz)

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8. September 2002

Sonntag ausschlafen, besuchen mit dem Schlauchboot einen Österreicher, der vorm Hafen ankert (Bauernsohn aus Seewalchen und seine Frau aus Frankenmarkt). Sie laufen aber heute wieder aus, der Schwell ist zu stark, und im Hafen ist es ihnen zu teuer (23 m-Boot für € 100). Wir baden in der Bucht. Jetzt ist es 17 Uhr, und Wilfried macht den Grill an. Guten Appetit!

18. September 2002

Haben wieder einen schönen Tag hinter uns. Wetter immer gut, fahren fast jeden Tag mit dem Schlauchboot zum Baden, einen Tag zum Ballermann 6. Der Strand ist zwar schön, aber überfüllt. Wilfried hat immer noch keine Lust, mit ‚"Vrouwe Antje" raus zu fahren, wird wohl noch kommen. Samstag, wir saßen noch beim Frühstück, klopfte es, Besuch. Karl-Heinz Plischke kam für 3 Tage nach Arenal. Ist schon toll, wir brauchten 3 Monate. Gestern trafen wir uns mit Christl und Kurt, wollten einen Ausflug machen, wir waren um 12 Uhr in Cala Millor. Die Beiden hatten aber keine Lust, es war ihnen im Auto zu heiß. Sie hatten ja sowas von Recht. Mir hat’s auch nichts ausgemacht, es wurde ein sehr schöner Nachmittag. Wir saßen am Pool bei kühlem Bier, Wodka-Lemon und Wasser. Ich habe auch gebadet. Am Abend haben wir auf dem Zimmer 205 geduscht, und dann wurden wir auch noch zum Essen eingeladen. Das war uns etwas peinlich, aber wir durften nichts dazu geben. Um 21.15 waren wir wieder zu Hause in Arenal. Bis jetzt ist jeder Tag ein Erlebnis.

29. September 2002 7. September 2002

Was für ein Glück, dass wir hier sind. In Deutschland hat es bis 600 m herunter geschneit. Im Harz, Schwarzwald und München lag Schnee. Lüneburg 15 Grad und Regen. Hier ist am Tag immer noch 30 Grad, nur nachts etwas kühler, 17 Grad., richtig angenehm. Wir fahren oder gehen fast jeden Tag an den Strand zum Baden. Es ist herrlich hier. Am 23. hat Eitel angerufen, endlich! Er hat den Brief, den ich am 5.8. abgeschickt habe, immer noch nicht bekommen. 14 Briefe habe ich abgeschickt, alle sind angekommen, nur Eitels nicht, ist wie verhext. Nun habe ich noch einmal geschrieben, abgeschickt am 24.9. Nun mal sehen!

Vorgestern war eine Scheiß-Nacht. Bei uns haben sich im Vorschiff 3 Grillen verkrochen und so laut (wie sagt man?) gegrillt? – jedenfalls Krach gemacht, dass man nicht schlafen konnte. Als es hell wurde war Ruhe. Gestern Abend, beim Dunkelwerden, ging der Krach wieder los. Ich aber raus und mit der Giftspritze in jedes offene Loch gespritzt. Wir hatten eine gute Nacht. Gestern Abend hat uns Karl-Heinz eine SMS geschickt. Sie melden sich für Donnerstag, den 3. Oktober an. Wir freuen uns.

3 x abgesichert…….Normal kochen wir mit Gas. Da man aber in SpanienUnsere Gasflaschen nicht füllen kann, müssen wir sparen.Im Hafen kochen wir mit Strom. Und beim Ankern, zurNot, haben wir noch Spritus.

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22. Oktober 2002

Mittags 25 Grad, wolkenloser blauer Himmel, aber Sturm mit Orkanböen, sogar im Hafen schaukeln wir. ‚UNS GEHT’S GOLD‘. Mohrchen sagt, wir sind Superrentner. Sie hat Recht, so fühlen wir uns auch.

02. November 2002

Wir haben immer noch schönes warmes Wetter, um die Mittagszeit 30 Grad. Eben hat Götz angerufen: Deutschland 6 Grad und Regen. Am 29. Oktober sind wir das erste Mal mit "Vrouwe Antje" raus gefahren. Konnten sogar segeln, war eine Kaffeefahrt. Zwischendurch

bin ich ins Wasser und habe den Wasserpass geputzt. Langsam hat Wilfried sich jetzt von der Reise erholt. Ich habe ja erzählt, dass er abgenommen hat und der Bauch weg war. Nun: er ist wieder da, wieder hier....Waren auch auf Besuch bei Dubbel, die haben ein Restaurant in Poto-Colom, da haben wir wunderbar gegessen. In Arta gibt es eine Tropfsteinhöhle, die wir besucht haben, und hinterher sind wir nach Sant-Jordi zum

Essen. Ein Menü mit 4 Gängen, erste Klasse für € 16,- So, und nun kommt’s: am 30. Oktober sitzen wir in der Sonne, ich mit Lockenwickler, da höre ich eine Stimme sagen: „Und Brigitte mit Lockenwickler!“ Ich habe gedacht, ich träume, und Wilfried hat sie gar nicht erkannt, weil sie so dünn geworden ist und erblondet mit kurzen Haaren. Julchen aus Berlin, natürlich mit Mann. Wir haben uns riesig gefreut. Sie bleiben bis 3. November, also ein Kurztripp. Lange haben wir uns nicht gesehen, ich glaube 8 Jahre, und nach Mallorca kommen sie uns zu besuchen. Heute machen wir zusammen einen Ausflug, und dann wird noch einmal schön essen gegangen. Es ist jetzt 12 Uhr Mittag, und wir haben 29 Grad.

03. November 2002

Gestern sind wir mit Julchen und Mathias auf den Berg Randa zu den Klöstern gefahren. Wir kannten das, so konnten wir mit ruhigem Gewissen zeigen, wie schön es da oben ist. Man kann bis Palma sehen, die Aussicht ist traumhaft, dann waren wie noch essen in Randa. Zum Abschied gab es auf der "Vrouwe Antje" noch eine Flasche Sekt. Es war schön mit den Beiden, heute 14 Uhr fliegen sie wieder zurück nach Berlin.

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11. November 2002

Waren heute in Palma von 11 bis 15 Uhr und kamen durchgeschwitzt zurück nach Hause. Wilfried hat in der Plicht geduscht, jetzt, 16 Uhr sitzt er draußen – nackelich – bei 30 Grad. Was machen wir bloß nächstes Jahr am 11.11.? Vorm Fernseher sitzen, Grog trinken und von Mallorca TRÄUMEN In 10 Tagen habe ich Burzltag. Habe neue Ohrringe bekommen heute in Palma. Freuen uns, Ingrid hat sich angemeldet, kommt zu meinem Geburtstag. Eben im Radio Wetterbericht: Berlin Schneeregen 2 Grad, Hamburg Regen, Nebel, Vorsicht Glatteis –1 Grad.Ich mag gar nicht ans nächste Jahr denken. Vielleicht klappt es ja noch im LOTTO! Dann aber!

17. November 2002

3 Tage Sturm, Regen und Gewitter. Wilfried hat 50 l Regenwasser aufgefangen zum Blumen gießen und vieles ist noch vorbei gegangen. Hatte endlich Zeit, meine Weihnachtskarten zu basteln und zu schreiben. heute sitzen wir wieder draußen, Sonne, 25 Grad. Freuen uns, heute Abend kommt Ingrid.

30. November 2002

Ingrid ist Mittwoch nach Hause geflogen und hat das gute Wetter hier gelassen. Haben ein paar schöne Ausflüge gemacht. Unter anderem waren wir im Norden in den Bergen. Über Valdemossa: Umgeben von Johannisbrot-, Mandel- und Olivenbäumen in 400 m Höhe liegt Valdemossa. Hier wohnten berühmte Persönlichkeiten, darunter Frederic Chopin und George Sand, der österreichische

Erzherzog Ludwig Salvator, der Schriftsteller und Philosoph Miguel de Unamuno und der Maler Santiago Rusinol. Die Küste entlang nach Deia: Hier entlang haben sich die Reichen und Schönen ihre Häuser gebaut. Man weiß, wo es schön ist. Auch der Erzherzog Ludwig (ein Neffe vom letzten Kaiser) hat sich ein Anwesen gebaut.Nun geht es nach Soller: Das Tal der Apfelsinenbäume, ein sehr schöner Naturhafen.

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Hier haben wir Kaffee getrunken und sind dann wieder durch den Tunnel del Soller (3123 m) zurück nach Arenal. Waren noch mit Ingrid auf dem Berg Randa und hinterher schön essen beim Klosterwirt. Es gab Kalbsschnitzel so groß wir ein Klodeckel. Ich glaube, Ingrid haben die Tage gefallen, uns auch. Sie ist sehr angenehm. Gestern am 29. November haben wir unsere "Vrouwe Antje" weihnachtlich geschmückt. Morgen darf ich das erste Türchen vom Adventskalender, den mir Mohrchen geschickt hat, aufmachen.

Nun muss ich noch meinen Geburtstag beschreiben. Morgens zum Frühstück kam Ingrid mit einem Blumenstrauß (rosa Rosen) und drei wunderschönen blauen Handtüchern mit goldenem Anker. Von meinem Schätzchen bekam ich schon vor 10 Tagen beim Frankfurter (Deutsches Restorante) einen Tisch bestellt, also wollten wir schön essen gehen. War nichts! Als wir kamen, saß er mit Freunden am Tisch und sagte zu uns: „Heute habe ich keine Lust.“ Wilfried sauer, wir hungrig. Ich wollte nach Hause, selbst etwas brutzeln. Nein, meinte Wilfried, nicht an Deinem Geburtstag. Wir fuhren übers Land und fanden einen rustikalen Gasthof (Zum Teufel). Wilfried a´Lamm, Ingrid und ich Paella. Der Geburtstag war gerettet. Am Abend noch ein Glas Sekt. Viel Post und auch Anrufe habe ich bekommen. Nächstes Jahr, meinen 59., werde ich wieder in Lüneburg feiern. Paella: Schale mit Reis, Einlagen von Tintenfisch, Muscheln, Schnecken und Krabben.

„LECKER“!

Mit Plieschkes in der Schinkenstraße

13. Dezember 2002

Heute war bislang die kälteste Nacht mit 6,5 Grad, aber jetzt ist es 12.30 Uhr und schon wieder 25 Grad. Wilfried sitzt draußen und liest die Zeitung. Die letzten zwei Wochen hatten wir viel Gewitter. Nun bin ich schon sehr aufgeregt, nächste Woche kommen die Kinder, ich freue mich schon sehr. Hoffentlich verläuft alles so wie ich mir das wünsche. Kein Stress, kein Streit, nur Liebe und Frieden und viel Harmonie. So, wie es eigentlich sein sollte. Dienstag waren wir in Palma in der Kathedrale und in der Altstadt, die sehr schön weihnachtlich geschmückt ist. Was toll aussieht, ist auch der Blumenschmuck. Große Flächen sind bepflanzt mit Alpenveilchen, Stiefmütterchen und meterhohen Weihnachtssternen (wie groß? ca. 3-4m, sieht stark aus) und ein großer Weihnachtsbaum.. Gestern habe ich mir einen kleinen Rucksack für den Heimflug gekauft. Donnerstag ist in Arenal immer Markttag, beim Heimweg kamen wir an einem Reisebüro vorbei. Es hat alles gut gepasst, der Termin und auch der Preis. Und so habe ich mir das Flugticket gleich gekauft. Also Abflug 10.1.03, und ich bin wieder zurück in Arenal am 20.1.03, pünktlich zur Mandelblüte.

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27. Dezember 2002

Weihnachten ist vorbei, und es war schön und mal was anderes. Die Kinder kamen am 21.12. und bleiben bis zum 7.1.. Am Heiligen Abend haben wir die Bescherung in der Plicht gemacht., das war gut so, so konnte man das Papier von den Geschenken gleich zum Mülleimer gebracht werden. Als die Sonne unterging mussten wir rein, da wurde es kühl. Dieses Jahr gab es kein Fondue wie sonst immer. Es gab Riesengarnelen in guter Soße, verfeinert mit Weißwein und Weinbrand, dazu Baguette mit Kräuterkäse, war lecker. Mohr’s haben uns ein Paket geschickt mit Süßigkeiten und einem Spiel, mit dem wir den Abend verbracht haben.Am nächsten Tag haben wir gegrillt. Gestern war Wilfried mit den Kindern in Palma, ich blieb zu Hause. Erstens passen wir nicht alle ins Auto, zweitens musste ich mal wieder sauber machen, und drittens brauchte ich mal Zeit für mich. Es ist schön, dass alle hier sind, aber es ist sehr anstrengend.

Heute sind alle Mann nach Llucmajor zum Markt. Das Barometer ist gefallen, und es sieht trübe aus. Hoffentlich wird’s wieder besser, sonst bekommt Kevin Langeweile. Gestern Abend haben wir bis 1 Uhr nachts gespielt, erst Mohrchens Spiel und dann Mau-Mau (natürlich Kevin auch). Shirley hat geschlafen, der Tag war für sie anstrengend (die Tage sind für sie alle anstrengend, wie bei der Oma). Plieschkes sind auch auf der Insel, und ich

brauchte auch dieses Jahr nicht ohne Weihnachtskekse zu leben. Marlies brachte mir eine große Dose selbst gebackene, und Tante Liesl hat uns auch nicht vergessen. Ralf brachte einen Stollen, Kekse und einen gestickten Weihnachtsbaum mit. Ich habe mich sehr gefreut. Sigi war auch noch vor Weihnachten hier und brachte eine kleine Laterne als Weihnachtsgeschenk mit. Ich habe so viel Weihnachtspost bekommen, dass die Mädchen im Büro, wo ich die Post abholen muss, schon gesagt haben, keiner bekäme so viel Post wie wir. Sie finden das schön. Wie sagt Herr Mörchel? „Man schreibt heute nicht mehr“

08.Januar 2003

Nun sind wieder ein paar Tage vergangen. Silvester ist vorbei, und die Kinder sind gestern in das kalte Deutschland zurück geflogen (-17 Grad). Hier sind heute +19 Grad, aber sehr windig. Silvester waren wir bis 24 Uhr an Bord, dann haben wir uns über Palma das Feuerwerk angesehen. Plieschke kam und hat die (großen) Kinder zum Feiern in einem Hotel abgeholt. Wir haben die (kleinen) Kinder gehütet (das ist Oma-und Opa-Aufgabe).Leider war Shirley den ganzen Aufenthalt über erkältet und nicht so gut drauf. Wenn wir mit ihr allein waren, war sie sehr lieb, aber wenn alle zusammen waren war sie ein Schreikind. Irgend“jemand“ macht etwas falsch, das war aber auch schon früher bei Kevin so. Die letzten 5 Tage war sie nur noch bei uns, und ich habe das genossen. Ralf, Kerstin und Kevin haben die Insel erkundet, und es hat ihnen scheinbar so gut gefallen, dass sie am liebsten für immer hier sein möchten. Na ja, mal sehen. So einfach ist es ja auch nicht, da muss viel überlegt werden, und das Geld spielt auch eine große Rolle. Freitag, den 10.01.03 fliege ich nach Hause. Es ist für mich der erste richtige Flug und dann noch alleine. Will Tante Liesl zu ihrem 80. Geburtstag überraschen. Bin neugierig, was sie dazu sagt. Hoffentlich bekomme ich das alles hin, was man am Flugplatz alles machen muss. Ein bisschen mulmig ist mir schon. Aber im Grunde habe ich ja immer alles geschafft, was ich wollte, „so Gott will“.

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Am 6. Januar ist der größte Feiertag in Spanien. Geschenke werden nicht wie bei uns am 24.12. verteilt, sondern am 6.1. von den 3 Königen. Es gibt einen großen Umzug (wie bei uns im Karneval). Die Könige kommen mit dem Schiff in den Hafen, steigen in Kutschen (jeder hat seine eigene), fahren sie mit Gefolge durch die Stadt und werfen dabei Bonbons in die Menge. Begleitet werden sie alle mit Musikkapellen mit Dudelsack und Trommeln.

10. Januar 2003

Heute sollte ich eigentlich nach Deutschland fliegen. Habe mir am 12.12. im Reisebüro in Arenal einen Platz reservieren lassen und auch bezahlt. Gestern fuhren wir zum Flugplatz, um das Ticket abzuholen. Dabei wurde festgestellt, dass der Flug von Palma nach München gebucht war. Ich war zornig, wütend und habe bald geweint. Warum muss immer mir so was passieren? Wir mussten umbuchen, für heute war kein Platz mehr frei, also dann morgen.Jetzt will ich mir vom Reisebüro noch 45,- Euro holen, die hatte ich durch die Umbuchung mehr zu bezahlen. Ob ich die bekomme ist fraglich. Aussage – Aussage, aber was soll ich in München?Am Abend hat Wilfried mich noch bearbeitet. Ich würde ihn alleine lassen, das Flugzeug könnte runterfallen. Im Großen und Ganzen meinte er, ich solle hier bleiben. Jetzt bin ich ganz durch den Wind, mir ist alles ja selbst nicht einerlei. Hoffentlich geht alles gut!Heute regnet es in Strömen, 13,5 Grad. Laut Radio: „Mallorca Eiszeit“

…saßen mit mir am 20.01.03 mit mir im Flieger

Sehr sympathisch !!!

23. Januar 2003

Nun bin ich wieder auf der Insel, die Flüge waren schön, die Menschen alle freundlich und nett, und ich habe alles alleine geschafft ohne Hilfe. Na, die Tante Liesl hat Augen gemacht und sich riesig gefreut. Damit hat sie nicht gerechnet, dass ich zu ihrem Geburtstag komme.Zu Hause habe ich mir sehr viel vorgenommen. Wollte alle Tage ausschlafe, in die Sauna gehen und jeden Tag Logbuch schreiben. Aber dazu kam ich nicht. Ich wurde eingeladen, und auch ich bekam Besuch. Jede Stunde war ausgebucht. Ich hatte das Gefühl, man mag mich. Richard hat alles warm gemacht (Zimmer und Badewasser), Frau Buzan und meine lieben Kinder haben mir den Kühlschrank aufgefüllt, und in der Stube stand ein Rosenstrauß von Ralf. Das Wetter war nasskalt, naja Deutschland.Am 20. kam ich wieder auf die Insel, war 20 Grad und wunderschöner Sonnenschein. Leider gabs gleich Ärger. Morgens rief mich Wilfried noch an und sagte mir, er holt mich ab und fährt ins Parkhaus. Nun traute ich mich nicht, von der Ankunfthalle weg zu gehen, aber er wartete draußen und ich drinnen. Bin leider etwas dumm, das hätte ich wissen müssen, dass ich nach draußen zum Parkplatz gehe. Kann wohl doch nichts alleine!

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Page 39: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

Gestern waren wir einkaufen und haben beim Heimfahren noch einen kleinen Umweg gemacht. Haben festgestellt, dass langsam die Mandelblüte anfängt.Heute Nacht hat’s geregnet, jetzt 14 Uhr Sonnenschein und 22 Grad. Wilfried sitzt draußen und liest die Zeitung.

29. Januar 2003

Gestern wunderschöner Sonnentag und warm. Waren bei Lidl zum Einkaufen, und dann haben wir einen Ausflug in die Berge gemacht. Über Andrax die Westküste lang bis Valdemossa. Das ist umgeben von Johannisbrot-, Mandel- und Olivenbäumen und liegt in 400m Höhe: das königliche Karthäuserkloster Jesus Natzare. Das Kloster befindet sich in einem ehemaligen Palast, in dem der asthmakranke König Sanc lange Zeiträume verbrachte, weil das örtliche Klima seine Beschwerden linderte. 1399 vermachte König Martin, der Menschliche, den Palast dem Karthäuserorden. Die Klosterkirche ist klassizistisch und besitzt einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes. Ihre Kuppel ist mit Fresken des Mönches Fray Bayen dekoriert. In der Nähe des Kreuzganges ist eine alte Apotheke erhalten, in der noch Tiegel mit den ungewöhnlichsten Arzneien zu sehen sind. 1835 wurden die Karthäusermönche dann im Zuge der gesetzlichen Enteignung der Kirche vertrieben. Das Gebäude wurde unterteilt und an Privatpersonen verkauft. Die Klosterzellen dienten später so berühmten Besuchern wie Frederic Chopin und dem österreichischen Erzherzog Ludwig Salvator als Unterkunft (Chopin: Pole, gelebt von 1.3.1810 – 17.10.1849).Auf dem Weg zum Kloster rief ich bei Liesl und auch bei Ralf an. Regen, kalt, PÄH! Wilfried mit kurzen Ärmeln und nackten Füßen. Was mag uns das sagen?Bei der Rückfahrt Richtung Palma stellten wir fest, dass es nicht mehr lange dauert bis die Mandelbäume in voller Blüte stehen. Als Abschluss fuhren wir zum Teufel (Gasthaus) und haben schön gegessen. 18 Uhr kamen wir nach Hause. heute starker Wind, aber Sonne und 18 Grad.

4. Februar 2003

Heute riesiger Sturm, aber sonnig mit 18 Grad.Stürme gibt es in letzter Zeit viel, aber immer wieder ist auch ein schöner Tag dazwischen. Letzte Woche (30.1.) machten wir wieder einen schönen Ausflug. Fuhren über Inca in die Berge zum Kloster ‚Monastir Lluc‘. In diesem Kloster befindet sich die auf Mallorca hoch verehrte Heilige Jungfrau von Lluc, eine gotische Schnitzfigur aus dunklem Holz. Von Lluc aus fuhren wir durch die Gebirgsgegend um den Puig Tomir und durch das Tal Vall den March hinunter ins 18 Kilometer entfernte Pollenca. Da besuchten wir auch den Hafen, der in einer malerischen Bucht liegt. Hier werden wir auch mal mit dem Schiff herfahren, im Frühjahr, wenn das Wetter es zulässt. Von Pollenca fuhren wir zum Leuchtturm vom Kap Formentor. Die Fahrt war für Wilfried anstrengend, für mich traumhaft. Man kann gar nicht beschreiben wie schön, man muss es gesehen haben. Das Wetter war klar, und man konnte bis Menorca sehen. Die Rückfahrt ging über Alcudia (da waren wir auch im Hafen) wieder nach Hause.

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Page 40: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

Freitag, den 31.1. gab es nach Aussage von Sigi bis 6cm Schnee in Alcudia. Hier im Süden merkten wir nichts davon. Schon gut, dass wir hier im Süden überwintern.Samstag, den 1.2. ging Wilfried wieder zum Bezahlen der Hafengebühr. So ein Monat ist schnell vorbei und wir mussten leider feststellen, dass es wieder teurer geworden ist um 5%. Nun bezahlen wir schon 515,- Euro.

Von Greti Offenzeller bekam ich einen lieben Brief, u.a. schreibt sie, sie wüsste nicht, ob sie das Faulenzen so lange aushalten würde. Wie stellen sich die Leute das eigentlich vor? Kochen muss ich jeden Tag, ich muss putzen, Wäsche waschen, dann fahren wir einkaufen, Mallorca wird auf den Kopf gestellt, Briefe schreiben, Handarbeiten, und im Sommer beim Segeln hat man genug zu tun. Ich mache nicht mal Mittagsschlaf – keine Zeit!Deutscher Wetterbericht: Schnee – Eis – Rutschpartie.

20. Februar 2003

Viel gibt es Moment nicht zu berichten. Das Wetter ist nicht so berauschend. Haben zwar 15 Grad, aber viel Wind und zeitweise auch Regen. In den Bergen gibt es Schnee. Man sagte uns, im März soll es besser werden. Ich sticke viel. Letzte Woche waren wir zur Mandelblüte, sie ist aber noch nicht in voller Blüte. Dieses Jahr dauert es etwas länger, es ist noch zu kalt. Zur Zeit werden im Hafen die Toiletten und Duschen erneuert. Eine Dusche beim Swimmingpool ist noch in Betrieb mit Gas. Wenn der Boiler ausgeht, geht man ins Büro und sagt Bescheid. Ja und dann wird der in 10 Minuten wieder angemacht – sagt man uns. Aber das sind natürlich spanische Minuten. Spanische Minuten = StundenDeutschland = Schnee, Eis und –10 GradEinmal konnten wir Schnee auf den Bergen sehen, aber hier in Arenal konnten wir mit T-Shirt gehen.

5. März 2003

Die Mandelblüte ist nun vorbei. Nach Aussage vieler Leute war sie dieses Jahr sehr spät und auch nicht so schön wie normal. Der Winter war nasser und kälter als sonst. Ich fand die Mandelblüte aber traumhaft. Am 1. März fing das schöne und warme Wetter an. Es ist jetzt 11 Uhr, und wir haben schon 22 Grad.Gestern hat sich Mohrchen angemeldet. Sie kommt am 31.3. Wir freuen uns. Im April will Ralf mit Familie kommen, alles klar machen für die Einreise nach Mallorca (Schule), und dann müssen sie sich ein Haus suchen. Hoffentlich klappt das alles so, wie sie sich das vorstellen. Ich wünsche es ihnen von ganzem Herzen.

12. März 2003

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Letzte Woche am 6. März war wunderbares warmes Wetter. 28 Grad, saßen den ganzen Tag in der Sonne. Am 7. März sind wir wieder in die Berge gefahren, aber am mit 1443 Metern höchsten Berg war es leider neblig und sogar noch etwas Schnee. Der Weg übers Gebirge nennt sich ‚Die Straße nach nirgendwo‘. Wie eine Schlange windet sie sich in zahllosen Kurven und Serpentinen durch das Gebirge. Dort lebten seit Jahrhunderten sechs Familien, die so von der Zivilisation abgeschnitten waren, dass sie nicht einmal Spanisch sondern nur Mallorquin sprachen. Früher führte nur ein Fußpfad durch die Berge ins Inselinnere.

„Es war ein vollkommenes Paradies“ erinnert sich ein alter Mann damals an der Straße. Als der Ingenieur Parietti sein Projekt entwarf, ahnte er nicht, dass er eine Sehens-würdigkeit konstruierte. Hunderte von Arbeitern wühlten sich ohne Maschinen durch die Berge. Nur mit Pickel, Schaufel, Brecheisen und Dynamit. Wir fuhren durch das Tal mit Tunneln und zwei Seen, die mit Regen und Schneewasser gefüllt sind und Mallorca mit Trinkwasser versorgen.

Dabei kamen wir zum Fluss Torrent de Pareis. Heute ist er die meiste Zeit des Jahres trocken, aber wir sahen ihn voll und Richtung Meer fließen. Über Inca fuhren wir wieder nach Hause.Am 10. März haben wir das erste Mal in diesem Jahr gegrillt. Es ist immer um die 25 Grad warm. Gestern waren wir mit der ‚Vrowen Antje‘ in Palma (Hafenrundfahrt) und in Portals, ein sehr großer und teurer Hafen mit 670 Liegeplätzen. Mit dem Auto waren wir im September schon ein Mal dort.Heute hatte Wilfried großes Pech. Die Antenne vom GPS hatte sich gestern hin und wieder verabschiedet, aber das kannten wir ja schon vom letzten Jahr, Feuchtigkeit. Wilfried hat die Antenne aufgemacht zum Trocknen, hat es gut gemeint und mit feiner Drahtbürste geputzt. ‚Kaputt‘ geputzt! Nun müssen wir mal sehen, was wir machen. Wenn es nicht zu reparieren geht, müssen wir einen neuen GPS kaufen.

21. März 2003

GPS ist bald wieder in Ordnung, Friedhelm hat eine neue Antenne bestellt. Das Wetter wird immer besser, heute ist Frühlingsanfang, und wir haben jetzt um 14 Uhr 27 Grad. Walter hat uns mit seiner neuen Frau besucht. Sie ist nicht unsympathisch, aber mehr möchte ich mich dazu nicht äußern.

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Einen Tag haben wir einen schönen Ausflug gemacht. Wir fuhren nach Santanyi zur sehr schönen Kirche mit einer romanischen Orgel. Dann ging es weiter nach Manacor zum Markt. Habe für Kerstin einen Ledergürtel gekauft. Manacor hat auch eine Perlenfabrik (Zuchtperlen von Mallorca). Natürlich was gekauft: für mich Ohrringe und für Shirley sehr schöne Stecker. Wenn das noch zu früh ist, müssen die Eltern sie eben aufbewahren.Von Manacor nach Portocristo, Portocolom und Sa. Jordi, wo wir sehr schön gegessen haben. Gestern war großer Waschtag und Bettenbezug. Heute ist Schönheitstag: Haare, Fingernägel und Füße.Gleich wird der Grill angemacht. Es gibt Putenfleisch, Krautsalat und Petersilienkartoffeln.

So, nun haben wir den Salat: ein wilder, roter Kater hat uns adoptiert. Die ersten Tage war er so scheu. Er lief gleich weg wenn wir uns bewegt haben. Er war dünn, jetzt ist er vollgefressen und frisst immer noch viel. Wir haben ihm den Namen „Carlos“ gegeben. Er ist jetzt so was von schmusig und lieb, wenn wir nicht 3 Monate unterwegs wären, würden wir ihn vielleicht mitnehmen.

28. März 2003

Waren beim Tierarzt, für Carlos Wurmkur und ein Mittel gegen Flöhe gekauft für 16,- Euro. Er fühlt sich hier richtig zu Hause. Die Antenne für den GPS ist wieder in Ordnung. Wollten gestern noch rausfahren, aber nun kam wieder was dazwischen. Es war für mich ein großer Schreck. Am Vorabend zeigte mir Wilfried eine kleine Wunde am Daumen (so was haben wir ja öfter mal) und meinte, sein Arm würde schmerzen. Man konnte aber weiter nichts sehen. Morgens schaute ich mir das wieder an und oh Schreck: ein roter Streifen vom Daumen bis zu den Achselhöhlen, Blutvergiftung! Sofort ging er zum Arzt, und meine Diagnose war richtig. Er wurde gleich gut versorgt mit Penicillin und Antibiotika. Heute ist es schon besser, und er fummelt wieder fest draußen rum, sodass wir den Verband erneuern mussten, weil er dreckig war. Wilfried hat die Maschine laufen lassen und auch den Gang rein genommen. Oh, Schei..., in den Propeller einen Tampen von den Moorings rein bekommen. Nun wird’s wieder nichts mit dem Rausfahren. Haben zwar dem Taucher schon Bescheid gesagt, aber der kann erst am Sonntag. Ein Militärflugzeug ist bei S. Ponsa ins Meer abgestürzt, und das muss der Taucher bergen. Zwei Leute konnten sich retten, zwei sind tot. Ich muss wirklich sagen, Langeweile kommt hier nicht auf.Heute Morgen wurden wir vom Regen geweckt, aber jetzt ist es 14 Uhr mit blauem Himmel, Sonne und 25 Grad. Montag kommt Mohrchen: Wir freuen uns.

30. März 2003

Heute Morgen kam Sigi mit seiner neuen Flamme zum Frühstück. Blieben bis 13 Uhr, war nett und unterhaltsam. Nun kommt die Zeit für die Heimreise immer näher. Wir sind schon am Überlegen, ob wir nicht erst im Juli fahren. Mit der Zeit würde es noch dicke reichen.

6. April

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Mohrchen ist wieder zuhause, es war eine schöne Zeit mit ihr. Beim Wiedersehen: Freude, lächeln, Umarmung und Sektfrühstück. Dann einkaufen gefahren, wollten grillen.Speiseplan: Vorspeise: gegrillte Langusten, Hauptspeise: Salat mit Tomaten, Oliven, Eiern, Schafskäse und Tunfisch, Kotelett, Baguette und Kräuterkäse. Was nicht fehlen durfte war Rotwein, Rotwein, Rotwein. Zum Abschluss gab es 10 Jahre alten Sherry, den Mohrchen mitgebracht hat (hat sie noch in ihrem Reservoir gefunden, den hatten wir vor Jahren bei einer Messe in Hamburg gekauft). Jeden Abend gabs ein Glas als Betthupferl.

Dienstag: schöner Sonnentag und kaum Wind, jedenfalls Nichts für Frau Antje, und so fuhren wir nach Palma mit Maschine und machten eine Hafenrundfahrt.Mittwoch: bewölkt und nicht sehr warm. Fuhren in die Berge zum Kloster Lluc und bei der Rückfahrt nach Binissalem, „das Rüdesheim von Mallorca“. Dort gibt es ein Wachs-figurenkabinett, wo sie alle herum stehen, die mal auf Mallorca was zu sagen hatten. Balearische Steinschleuderer, Phönizier, Römer, Vandalen, Araber und christliche Befreier. Auch Chopin und König Carlos mit Familie blicken stumm und würdig drein.Donnerstag: windig, Regen und kalt, Mallorca zeigte sich von seiner schlechtesten Seite. Ich hatte seit gestern Morgen starke Schmerzen, von der rechten Hüfte bis zum Fußknöchel ein Brennen. Gott sei Dank ging es im Laufe des Tages etwas besser, und so fuhren wir am Mittag nach Algaida, da in der Nähe besuchten wir eine Glasbläserei. Dann ging es über Montuiri zum Kloster-Berg Randa. Mohrchen wäre bald weggeweht, naja, bei dem Fliegengewicht! Zum Abschluss lud sie uns zum Essen ein, und es ging zum Fischrestaurant Sant Jordi. Es war wieder so schön wie immer. Freitag Morgen um 6.30 Uhr hat Wilfried sie zum Flughafen gebracht. Es waren schöne Tage mit ihr, nur das Wetter hätte etwas besser sein können. Die SMS von Mohrchen war trotzdem positiv, mit viel Dank. Auch wir haben es genossen.Freitag, den 4.4. kam ich nicht mehr aus dem Bett vor Schmerzen. Wilfried sagte, ich soll zum Arzt, aber ich konnte mich ja nicht anziehen und schon gar nicht von Bord gehen. Samstag früh schluckte ich Schmerz-Bomben, und so kam ich recht und schlecht zur Ärztin. Ein eingeklemmter Ischiasnerv! Muss jetzt jeden Tag hin und mir eine Spritze abholen. Hoffentlich wird es bald besser, morgen kommen die Kinder. Ich möchte ihr Hiersein ja genießen und keinem zur Last fallen. Schon gar nicht Wilfried!Gut, dass ich am 4.4. den ganzen Tag im Bett lag! Der Salon sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es war eine große Aufregung: wir hatten keinen Strom. Wilfried sah schon wieder alles kaputt. Vielleicht der Kühlschrank oder das Ladegerät. Nach langem Suchen fand er den Fehler, es war ein Kabelbrand hinter dem Mülleimer. Wir haben schon drei Kupplungen verschmort. Ja, wir haben auch sehr viel daran hängen: Küchenherd mit zwei Platten, Backofen, Schnellwasserkocher, Kühlschrank und den Heizofen. Ist wohl alles ein bisschen viel.

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Logbuch II 12. Mai 2003

Lange habe ich nicht geschrieben, letzte Eintragung 06.04.

07. April „03“Ralf mit Familie ist gekommen, freute mich schon riesig. Leider waren meine Schmerzen immer noch nicht besser und ich musste jeden Tag zum Arzt um mir eine Spritze abzuholen. 10 Tage waren die Kinder da, für mich war die Zeit traurig und schmerzhaft. Ich habe mich auf die Zeit sooo gefreut, sogar jetzt wo ich daran denke und schreibe kommen mir die Tränen. Ich werde die Zeit, die die traurigste in Mallorca war, nie vergessen. Ich möchte nicht weiter darauf eingehen, nur soviel, Wilfried kommt nicht damit klar, dass Ralf 35 Jahre und kein Kind mehr ist, er ihn aber so behandelt und das war nicht in Ordnung. Ralf kam die ganzen Tage nicht mehr und ich hatte Angst, Vater und Sohn gehen im Bösen auseinander. Ralf ist doch ein gutes Kind. Zum Geburtstag vom Papa kam er dann doch und ich glaube ALLE waren darüber sehr froh und es wurde nicht mehr darüber gesprochen.Am Abend fuhren wir nach Sant Jordi zum Essen und nächsten Tag, am 18.4. unserem Hochzeitstag flogen sie nach Hause.

So und jetzt eine kleine Bemerkung über Shirley. So schön wie dieses Kind ist und ich liebe sie ja auch, aber jähzornig und ein Schreihals, wenn sie ihren Willen nicht bekommt. Könnte bisschen Opa Max dabei sein, von ihrem Vater hat sie es nicht. Ja und das Schlimmste, Opa kann schreiende Kinder gar nicht vertragen. Es wird besser werden, wir sehen es bei Kevin. Er ist jetzt 10 Jahre und sehr angenehm. Schreiende Zeiten von Kevin sind uns noch gut in Erinnerung.

Ralf und Familie werden im Juli nach Mallorca ziehen. Haben sich eine Finca gemietet. Ein 300 Jahre altes Haus, aber innen auf den neuesten Stand. Mit Zitronen-Orangen und Feigenbäume. Sehr schön und ich hoffe und wünsche, daß Alles in Erfüllung geht, so wie sie sich das wünschen.

18. April „03“Freude! Wilfried hat den Hochzeitstag nicht vergessen. Bekam sogar ein Geschenk. Ein sehr schönes Schulterdreieck.20. April „03“ Ostersonntag Segeltag. Port Portals, zurück mussten wir leider motoren. Wind kam von vorne.21. April „03“ OstermontagFahrt nach Porreres, die neue Heimat von Ralf und Kerstin.

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27. April „03“Besuch von Jasker02. Mai „03“Segeltag mit Jasker Palma und zurück.

03. Mai „03“Finca gezeigt und die traumhaften Blumenwiesen, mit Artischocken und grünem wilden Spargel. Roswitha konnte sich nicht beruhigen, so schön fand sie das. Dann in Porreres, Männer Bier und Frauen Cappuccino getrunken.

05. Mai „03“Ausflug nach Andratx in die Berge, nach Port-Soller zurück über den Tunnel und dann zum Essen, beim Teufel. LAMMKEULE wie immer und sehr lecker.07. Mai „03“Abflug von Jasker, Plischke sind auch auf der Insel.09. Mai „03“Mit Plischke gegrillt.11. Mai „03“Muttertag. Mit Vrouwe Antje in eine Bucht gefahren und dieses Jahr zum ersten Mal gebadet.

Carlos - Gato – Macho

Colour – Rojo Atigrado. Haben wir CASTRACION und impfen lassen und was nun? Mitnehmen? Einmal haben wir ihn schon zu einem Segeltörn dabei gehabt.

-KATASTROPHE-

Alles vollgekackt und gesch…. – und was nun?

„Unser“ Carlos und Shirley.

Frühling auf Mallorca.Wiesen bei Porreres neue Heimat von Ralf, Kerstin, Kevin und Shirley.

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19.Mai „03“Gestern Sonntag machten wir einen Segeltörn. Einmal Port-Portal und zurück. Durchschnitt 4 Knoten. War sehr schön, bis auf Carlos seine Schwierigkeiten. Wieder ist er seekrank geworden. Das Schlimmste, er schäumt, das heißt, er hat die ganze Zeit gesebert. Ich hatte hinterer mächtig zu putzen. Ich weiß nicht, was das noch werden soll. Inzwischen haben wir schon circa. 200,- € für ihn ausgegeben.In Portol ist vor 14 Tagen ein großer Zweimaster gekentert und halb abgesoffen. Er hatte eine weite Reise hinter sich. Die Crew, kommend aus Sri-Lanka, hat geankert und alle sind zum Saufen an Land gegangen. Dann kam Wind auf, der Anker riss sich los und das Schiff knallte gegen die Felsen. Was hat uns das zu sagen. Einer muss immer auf dem Schiff bleiben.Heute kam die Rechnung von Friedhelm. Die Antenne vom GPS. Antenne und Kabel € 92,86, Verpackung, Versandkosten, 1 Stunde Arbeitszeit (€ 27,60 ) und Mehrwertsteuer, alles zusammen 221,41 €. Wie es aussieht verlangt er für das Quartier, für Ralf zu Weihnachten, nichts. Das wäre natürlich ein Ding. Muss ihn noch mal fragen.Das Spanien nicht billig ist, wissen wir. Wir kaufen immer bei Lidl und Carrefour ein. Man muss sehr aufpassen mit den Preisen. An der Allee in Arenal gibt es viele Sparmärkte. Um Gotteswillen, da darf man nicht einkaufen. Das haben wir jetzt wieder festgestellt. Wir kennen jetzt schon sehr viele Menschen im Hafen, die ihre Schiffe immer hier liegen haben und im Jahr, öfter mal kommen. Wenn sie wieder nach Hause fliegen, bekommen wir alle Lebensmittel, die sie an Bord haben. Aus Bequemlichkeit kaufen sie gleich in der Nähe vom Hafen ein. Margarine 250 g - € 2,45, Quark 200 g- € 2,10 und so ist es mit allen Artikeln.Morgen wollen wir Siegi besuchen, der hat nun wieder eine neue Flamme sich einfliegen lasen. Mal sehen wie lange dass dieses mal gut geht?

21. Mai „03“SCH…..!! Auf der Fahrt gestern nach Alcudia, zu Siegi, hat unser schönes Auto den Geist aufgegeben. Zylinderkopfdichtung ist undicht. Wilfried hat das schon länger gemerkt. Er hat immer Wasser verloren. Schade, das hätte ja noch 4 Wochen halten können. Siegi will versuchen, den Wagen wieder auf Vordermann zu kriegen. Was das wieder kostet?In Alcudia waren wir in der Altstadt und auf dem Markt. Da unser Fernglas beim Lageschieben runtergefallen ist und kaputt, hat er (Wilfried) sich auf dem Markt eins gekauft für € 66,-. Bin neugierig wie lange das hält. Dann haben wir bei Siegi Kaffee getrunken und Siegi musste uns nach Hause fahren. Haben seinen Besuch kennengelernt. Zwar eine ganz nette Frau, aber scheint wieder nichts Festes zu werden. Sie will nur Freundschaft. Wir saßen noch bis 21.00 Uhr draußen in der Plicht, dann fuhren sie nach Hause. Ralf hat noch eine SMS geschrieben. ER kommt am 4. Juni und bleibt 5 Tage.Heute der erste Tag, seit 2. April wo ich ohne Schmerzen (Hüfte) aufgestanden bin. Hoffentlich bleibt das so!

22. Mai „03“Gestern um 22.30 Uhr große Aufregung im Hafen. Keiner konnte sich das Phänomenen, das ich gleich erzähle, erklären. Innerhalb von 5 Minuten sank der Wasserspiegel um 2m. Dann stieg er wieder so hoch, dass es fast über den Stegrand ging und das 5-6-mal. Uns hat das nichts gemacht. Wir haben nur 0,90m Tiefgang und platt sind wir auch. (kein Kiel). Götz´s und viele andere Schiffe sind umgefallen und haben sich in den Masten verhakt. Gab auch kleine Schäden. (Antenne, Lampen). Es ist jetzt 13.00 Uhr, der Wasserstand bewegt sich immer noch, aber nicht mehr so schnell und so viel.Heute wissen wir warum. Durch Fernsehen und Radio. Östlich von Algier war am Abend, ca. 19.00 Uhr ein Erdbeben. Der Seismograph zeigte 6,7 Stärke. Dadurch eine Flutwelle überIbiza und Mallorca. In vielen Häfen gab es Schäden. Auf Ibiza wurden sogar 2 Häfen gesperrt. 540 Menschen tot, etwa 4000 Menschen verletzt.

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Mallorca Aktuell 03. Juni 2003

Experte: Es war ein „Tsunami“ – Das japanische Wort „Tsunami“ ist ein Fachbegriff für Wellen mit extremer Länge, mehrere hundert Kilometer auf offenem Meer. Ausgelöst werden sie in der Regel durch Erd- oder Seebeben. Ihre Geschwindigkeit kann bis zu 1000 km /h erreichen. In Ausnahmefällen, im Pazifik werden die Wellen bis zu 30 m hoch.

Mallorca:

Wellen peitschten vor allem gegen Osten und Süden der Insel. Die Bilanz des Naturschauspiels: rund 100 gesunkene Boote, mehr noch beschädigte und zerstörte Hafeneinrichtungen.Für Schäden sorgten aber nicht die Erschütterungen, sondern die anrollenden Wassermassen.Das es sich bei den bis zu zwei Meter hohen Wellen um einen lupenreinen Tsunami handelte, steht für den Ozeanographen der Balearen – Universität außer Frage. Auslöser der Wellen war das Erdbeben.

Tsunamis sind laut Montserrat auf den Balearen eine absolute Seltenheit.Erdbeben in Algier: ca. 2000 Menschen tot und 4000 – 5000 verletzt.Dienstag und Mittwoch kam es im algerischen Katastrophengebiet Bemerdes zu zwei schweren Nachbeben mit einer Stärke von 5,8 und 5,2

Arenal ist ein sicherer Hafen!Keine Schäden!

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03. – 05. Juni „03“

Am Vatertag: 29.05:Der Storch ist bei Fam. Nilsson gelandet und hat Anna gebracht. 3780 g + 51 cm.Wir freuen uns mit den glücklichen Eltern.Vatertag zum Baden in die Bucht und die nächsten 3 Tage gesegelt, gesegelt, gesegelt. Traumhaft, hatten bis zu 5 Knoten Geschwindigkeit.Waren nackig und ohne Parker, so wie wir uns das jahrelang gewünscht haben. Was wird bloß nächstes Jahr? Wir sind schon sehr traurig.Götz und Gisela sind auch wieder auf der Insel und gestern hatten wir einen schönen Abend, mit Grillen, Rotwein und Hierbas.Die Zeit wird immer kürzer, das wir Mallorca verlasen müssen, dass hat sich gestern, beim Grillen und vor allem beim Rotwein trinken, bei Wilfrieds Traurigkeit gezeigt. Er will hier nicht weg.

Kein Geld – kein Mallorca

Heute Morgen kam der Taucher und hat das Schiff vom Muschelbewuchs befreit.Morgen kommt Ralf um den Rest für sein neues Heim zu erledigen (Schule, Telefon usw.).

Nun steht es fest. Carlos wird mit nach Deutschland genommen. Hat ein Medikament gegen Seekrankheit gekauft und ihn die letzten Tage beim Segeln mitgehabt. Entweder hilft das Mittel oder er hat sich daran gewöhnt. Jedenfalls geht es ihm besser. Er „schäumt“ nicht mehr so. Heute hat er die letzten Impfungen bekommen. 53,- €.Insgesamt haben wir beim Tierarzt schon € 180,- ausgegeben.Klo gekauft, Leine, na und vom Futter nicht zu sprechen. Verwöhnt ist das kleine Luder auch schon. Aber lieb ist er. ²Wer gegen Tiere grausam ist, kann kein guter Mensch sein.“ Arthur Schopenhauer14. Juni „03“Es ist wieder viel geschehen.Ralf und der Vater von Nina waren 4 Tage hier. Viel Zeit hat er für uns nicht gehabt. Einmal sind wir, auch Wilfried, nach Porreres zur Finca gefahren und nachher zum Teufel essen.

Wilfried gefällt die Finca, nur wäre sie ihm etwas zu einsam gelegen. Für Kerstin wird es toll sein, da kann sie viel reiten. Die Landschaft ist in der Gegend wirklich sehr schön. Samstag, den 07. Juni waren wir mit Vrouwe Antje zum Segeln und haben eine Hafenrundfahrt in Palma gemacht. Ich glaube den zwei Männern hat es gefallen. Abends

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waren sie jeden Tag „HALLI-GALLI“ am Ballermann. Der Taucher hat gute Arbeit geleistet. Da der Muschelbewuchs weg ist sind wir um 2 Knoten schneller, nun brauchen wir in der Rhone keine Angst mehr haben, dass wir nicht gegen die Strömung ankommen. Ein gutes Gefühl das zu wissen.8. Juni „03“ Pfingstsonntag ein sehr heißer Tag, fuhren wir in eine Bucht, haben geankert und viel gebadet. Am Abend fuhr Wilfried die zwei Männer zum Flughafen. Ralf hat sich am Strand einen Sonnenbrand zugezogen. Wollte wohl auf die Schnelle noch braun werden.Heute Nachrichten und Wetterbericht gehörtMallorca 33° - Hamburg 17°

11. Juni – 13. Juni waren wir auf der Naturschutzinsel Cabrera. Hier darf man nur mit Genehmigung in den wunderschönen Naturhafen. Man liegt an absolut sicheren Festmachebojen. Insgesamt 50. Ankern ist verboten.Die Liegeerlaubnis ist begrenzt auf eine Nacht in den Monaten Juli – August, zwei Nächte im Juni und September und bis zu sieben Nächte für den Rest des Jahres.Das Wasser ist glasklar und man kann schöne große Fische sehen. Leider verboten zu Angeln. Von Arenal sind es 25 Meilen, leider mussten wir bis zur Insel motoren, erst war zu wenig Wind und dann kam er auch noch von vorne.2 Tage waren wir auf der Insel, die südlich von Mallorca liegt und haben viel gebadet.

Geschichte von Cabrera: Aber hier in dieser stillen und verträumten Ankerbucht war das Wasser nicht immer so „ungetrübt“. Seeräuber hatten hier ihr Versteck und lieferten sich blutige Gefechte mit Handelschiffe, die auf Cabrera Schutz suchten. Wrackteile aus Zederholz und phönizische Amphoren sind heute die stummen Zeugen auf dem Meeresgrund.Ein trauriges Kapitel in der Geschichte Cabreras begann im Frühsommer 1808, als ca. 7000 französische Kriegsgefangene aus Napoleons Heer von der Schlacht bei Bailén hierhin verbannt wurden. Es gab weder Lebensmittel noch Trinkwasser. Wie die Fliegen wurden die Männer von Hunger, Durst und Seuchen dahingerafft. Als am 16. Mai 1814 Schiffe mit der Bourbonenflagge in den Hafen segelten, kam die Befreiung. Napoleon war geschlagen und auf Elba verbannt. Ca. 3600 bis zum Skelett abgemagerte Gestalten schleppten sich and den Strand zum Einschiffen nach Marseille.

Am Freitag, den 13.6. sind wir in die Bucht Cala Pi.Naturschönheit und Romantik an erster Stelle.Hinterher konnten wir traumhaft segeln, hatten immer 4 ½ - 5 Knoten. Noch sind wir hier und auch hier ist es schön zu Baden.

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Carlos: Schon sehr verwöhnter Kater, spuckt die Pille gegen Seekrankheit aus. Man kann ihn auch nicht verarschen, mit Leberwurst und anderen Leckereien, er findet sie immer wieder.Dann muss er eben leiden! Aber Gott sei Dank es ist schon etwas besser. 16. Juni “03“ Gestern sind wir in Arenal um 17.30 eingelaufen. Der Tag war wieder sehr heiß und wir haben viel in Cala Pi gebadet. Um 15.00 haben wir abgelegt und leider mussten wir die ganze Zeit motoren. Heute wieder sehr heiß 33° und wir sind immer am kalten Schlauch um uns abzuduschen. Das Wasser im Schlauch muss man erst ablaufen lasen, sonst verbrüht man sich. Langsam geht es dem Ende zu und wir sind dabei, alles auf die große Reise vorzubereiten. In ca. 10 Tagen wollen wir die Heimreise antreten. „ So Gott will“ sind wir im September zu Hause und unsere Kinder auf Mallorca.

Wann werden wir sie wieder sehen?Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.Davin Ben Grurion

Wilfrieds Blumengarten20. Juni „03“Trauer im Hafen!Nelson, einäugiger Hafenkater, ca. 20 Jahre alt, wurde heute Morgen von einem Auto angefahren. Ich habe gleich mit der Tierklinik telefoniert um ihn einschläfern zu lassen. Man sah, dass das nichts mehr wird und er schrie auch vor Schmerzen.In der Zwischenzeit hat sich ein Mann (Deutscher) erbarmt und ihn totgeschlagen.Nelson wurde im Hafen versorgt, immer von den Menschen, die eben hier waren. Er war sehr schlau und wusste das auch. Vom

20.12.2002 – 20.01.2003 haben wir ihn versorgt und so haben wir uns Carlos herangezogen. Immer wenn Nelson sein Futter nicht auffras kam im Dunkeln Carlos und hat sich über den Rest hergemacht.

Und so sind wir die Katzeneltern von Carlos geworden.

„Nelson“ wurde noch vor ca. 3 Monaten operiert. Er hatte einen Tumor.

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„Die Katzeneltern“ bezahlten € 150,,-. Wir meinten damals schon ihn einschläfern zu lassen wäre besser gewesen, nun musste er so qualvoll sterben. Aber Geld spielt bei diesen Menschen keine Rolle.

23. Juni „03“Heute hat Siegi das Auto abgeholt und uns wieder einmal eine seiner Weiber vorgestellt. Deutsche, Lehrerin in Arenal.24. Juni „03“

Adios Arenal!Um 10.30 ausgelaufen bei null O-Wind circa 6 Meilen motort, dann konnten wir Segel setzen und sind in Andratx um 15.00 Uhr eingelaufen.Beim Segel einholen ist ein Missgeschick passiert. In der Gaffel hat sich die Dirk verfangen, so dass Wilfried das Grossegel nicht herunter bekam. Mit Gewalt und viel Kraft hat er´s dann geschafft. Aber völlig fertig. Seine Kapitäns-Mütze ging dabei auch über Bord. Jetzt liegen wir vor Anker und haben auch schon gebadet. Ausgelaufen sind wir heute Morgen mit ca. 250 l Diesel. Auch hat man uns mit lautem Getröte und Winken, Fotografieren und guten Wünschen verabschiedet. Heute wollen wir noch

Grillen und morgen geht’s nach Soller. Andratx22 Meilen.

Es ist 17.00 und die Fischer kommen nach Hause, mit voller pravuar fahren sie in den Hafen, alle schaukeln wir wie verrückt. Nehmen keine Rücksicht, obwohl man nur 3 KN fahren darf.

25. Juni „03“ 5.00 Morgen, die Fischer fuhren raus, das hörte sich an, als kämen viele Panzer und wir fielen fast aus dem Bett. Eine Woche haben wir so eine furchtbare Hitze, manchmal bis 40°. Das Boot hat sich so aufgeheizt, dass wir in der Nacht 30° haben und wir schlecht schlafen können. Die Mallorquiner sagen, das wäre der heißeste Juni, seit sie denken können. Man müsste sich die Hitze aufheben können, für nächstes Jahr in Deutschland. Da werden wir davon träumen, wenn wir im Parker sitzen und frieren.Heute um 9.30 in Andratx abgelegt bei Flaute.Der Wetterbericht hält auch nicht das was er verspricht. Mussten motoren und die letzte 1/2 Stunde kam Wind auf (Schiebewind), nur mit dem Grossegel hatten wir bis u 7 Knoten. Eingelaufen sind wir in Soller um 14.00. Anker geworfen und gleich gebadet. Es ist heiß! Wir laufen nur noch nackig rum.

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Morgen werden wir Mallorca verlassen, mit einem lachendem und einem traurigen Auge.

Carlos ist am schäumen. Soller25 Meilen.

26. Juni „03“ In Soller hatten wir einen sehr schönen Ankerplatz, obwohl sehr viele Schiffe waren, aber wir können immer sehr weit zum Strand fahren. Mit unserem Tiefgang 0,90 m, kein Problem. Es war wieder sehr heiß und wir waren fast nur im Wasser. Am Abend von 22.00 – 24.00 gab es vom Strand her ein sehr schönes Blaskonzert. Sehr romantisch. 24.00 gingen wir zu Bett und dann oh Schreck um 1.30 kam Wind, aber soviel und schnell, ich hatte richtig Angst.Der Anker hat uns gehalten, obwohl es 3x richtig zuckte, mein Windsack brachte soviel Wind rein, dass ich kaum Luft bekam. Ich ging raus, aber es war alles in Ordnung. Die Boje, die unsere Markierung war, war an der richtigen Stelle. Sage und schreibe nach 10 Minuten war alles wieder still und friedlich. Vermutlich war das ein Fallwind. Und Wilfried hat davon nichts mitbekommen. Warum nur ???Morgens um 10.00 aufgestanden, ins Meer zum Baden und langsam angefangen uns fertig zu machen für die Überfahrt nach Barcelona. Ursprünglich wollten wir um 15.00 Uhr auslaufen, dann aber war es so heiß, dass wir um 11.45 Soller verließen. Bisschen unruhig war ich schon, in der Nacht. Der Wind hat mich etwas ängstlich gemacht. Am Morgen hat uns Götz angerufen, er spricht sehr gut spanisch und hat beim spanischen Wetteramt für uns den Wetterbericht besorgt. Alles O.K. gute Überfahrt. Ja und dann, es war noch keine Maschine an, der Anker war auch noch fest, wir waren dabei zu überlegen, wie wir am Besten ablegen, da fängt Carlos an zu SCHÄUMEN:

Kann er schon Deutsch?Schlaues Kerlchen!

Geschäumt hat er die ganze Überfahrt, einmal mehr und weniger.

So und jetzt zu unserer Überfahrt: Um 7.30 festgemacht in Barcelona an der Tankstelle, nach 19.45 Stunden und 99 Meilen. Mussten die ganze Reise motoren, entweder kam der Wind von vorne oder wir hatten gar keinen. Die See war glatt, keine Wellen.

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Besser kein Wind und motoren, als Sturm!Am Anfang war es sogar auf dem Meer sehr heiß, mussten uns zeitweise Wasser mit der Pütz aus dem Meer holen, um uns abzukühlen. Aber spannend war´s sehr, rundherum nur Wasser. Begegnung hatten wir mit einem Kriegsschiff, einem Tanker, einem Frachter und zur Freude Delphine.Sie begleiteten uns ein Stück, einer sprang aus dem Wasser und drehte eine Piourette.

Am Horizont ging die Sonne um 21.00 unter und bald war es stockdunkel. Für uns war es die

erste Nachtfahrt. Es war schon sehr aufregend. Stundenlang nichts. Morgens um 4.00 die ersten Lichter. 5 Fähren denen wir begegneten. Es war warm und so feucht, dass von dem Segel das Wasser runter tropfte. Wir fühlten uns sowie in den Tropen.Bei der Tankstelle mussten wir noch eine halbe Stunde warten. Geöffnet wird erst um 8.00. 8.00 getankt, Liegeplatz bekommen und festgemacht. Beim Reinfahren in den Hafen rief man uns zu good morning, beim Festmachen.

Buenos Dias + Buan Pomeriggio + Bon Jour ESP ITA FRA

Wasserschlauch und Strom angemacht. Ventilatoren in Gang gesetzt. Carlos gefüttert, Carlos Geschäume weggespritzt, Flasche Sherry ausgetrunken und dann in die Heia.Nach 2 Stunden vor Hitze wach geworden, 42°.Gelitten unter der Hitze und immer unter den Wasserschlauch.Am Abend wurde es etwas angenehmer und in Barcelona fängt um 21.00 das Leben an. Auch hier hatten wir bis Mitternacht Musik von Straßenmusikanten. 24.00 ins Bett.Carlos geht an den Steg, kommt gleich wieder an Bord. Er weiß genau wo er hingehört. Wir brauchen ihn nicht an die Leine geben. Ja und heute Nacht hatte er wohl Langeweile. Wir schliefen fest und auf einmal laute Musik. Wir sitzen kerzengerade im Bett. Welcher Nachbar kommt nach Hause und macht noch laute Musik“. Nein, unser liebes Katerchen hat das Radio angemacht. Wie habe ich schon gesagt:

Schlaues Kerlchen!

Heute ist es nicht ganz so heiß, immerhin noch 35° aber es geht Wind. Wir werden heute Abend noch etwas unterwegs sein. Dann bis morgen!

29. Juni „03“Wir waren gestern Abend unterwegs an der Rambla. Wie schon letztes Jahr, viele Gaukler und und und. Dieses Mal haben wir auch mal ein Bier getrunken, kostet nur 7,- €, Andenken gekauft, Fächer zum Verschenken und für unseren lieben Eitel eine Schirmmütze aus Barcelona.Barcelona steht dieses Wochenende Kopf. 100 Jahre Harley. Ca. 30.000 Harley hier. Traumhafte Maschinen, nur sehr laut.24.00 kamen wir nach Hause, es hatte immer noch 30°. Also Dusche an und ein schönes kaltes Bier. Um 2.00 gingen wir zu Bett. Heute ist es wieder so warm 39° aber etwas Wind, von Süd, genau den brauchen wir am Mittwoch.

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Aber wie immer, Mittwoch?

Scherenschnitte30. Juni „03“

Es ist viel zu heiß! Wollten heute eine Stadtrundfahrt machen, aber man mag sich bei der Hitze nicht bewegen.Es ist jetzt 12.00 und 35°. Ich nehme mir jetzt den Ventilator mit in meine Heia und mach

Siesta! 16.00 – 42 °

4. Juli „ 03“Wir hatten in den letzten Tagen zuviel Hitze, bis zu 42° und so haben wir uns für Barcelona 5 Tage Verlängerung gegeben. Heute ist es sehr angenehm, 29° und sogar ein bisschen Regen.Gestern machten wir eine Stadtrundfahrt. Hier gibt es einen Touristik-Bus. Kostet 15,- € und man kann den ganzen Tag fahren. Wo´s einem gefällt kann man aussteigen. Alle 2-10 Minuten kommt ein Bus. Wir haben viel gesehen. Den Olympia-Hafen- der anlässlich der Olympischen Spiel 1992 gebaut wurde. Mitten in der Stadt, ein wunderschöner Park mit einem Zoo, der anlässlich der Weltausstellung 1888 angelegt wurde. Hier gibt´s den einzigen weißen Gorilla der Welt. Sind nicht ausgestiegen, war zu heiß, 33°.

Gaudis Traum – Die Sagrada Familia ist derzeit die einzige im Bau befindliche Kathedrale der Welt. Die Finanzierung erfolgt allein über Spenden. Sie stellt tatsächlich Gaudis Traum dar, das Werk, dem er den größten Teil seines Lebens widmete. Als Gaudi 1926 starb, war allein einer der Träume vollendet. Der Bau begann 1882.Es wurden bis heute 8 der 12 Glockentürme der Fassaden gebaut mit einer Höhe von 100 Metern.

Gaudi y Gornet Antoni 25.6.1852 –

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1.6.1926 span. Architekt des Jugendstils.

Im Stadthafen liegen wir. Wir haben einen guten Platz. Liegen neben den Restaurants, wo es jeden Abend bis 24.00 Konzert gibt.Wiener, französische, spanische Musik und sogar Dixieland.

Liegegebühr pro Tag 25,48 € 10 Tage 254,80 €

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6. Juli „03“

Streik!Gestern habe ich gestreikt. Wollten zum „Placa de Catalunya“ durch die Rambla wieder zurück zum Hafen und das am Abend um 20.00 und immer noch 32°. Ich habe es durchgesetzt, dass wir hin mit dem Taxi fuhren und langsam nach Hause gingen. Es war wieder sehr interessant. Vieles haben wir schon gesehen und trotzdem ist vieles wieder neu. Haben noch ein billiges Bier getrunken 5,- € und um 23.00 kamen wir an Bord, durchgeschwitzt und kaputt. Noch eine Flasche Wein aufgemacht und um 1.00 gingen wir zu Bett. Heute 13.00 und 35°.Werde meine Haare machen, denn in der nächsten Zeit werde ich nicht mehr soviel Zeit haben. Jetzt wird erstmal gefahren, Richtung Frankreich. Morgen ganz früh geht

es los. Adios Barcelona

7. Juli „03“

Wie schon gesagt, immer das Gleiche!Mussten wieder den ganzen Tag motoren.Zuerst Flaute und dann von vorne, aber Gott sei Dank nur 1-2 Windstärken und heiß war´s wieder. Mir war nicht gut und Wilfried macht die Hitze auch zu schaffen .Er ist nur am nörgeln. Mal stelle ich was nicht richtig hin, dann spreche ich mal wieder eine Stadt verkehrt aus. Wie zum Beispiel Palamós. Ich sage Palamós, er sagt das heißt Palamos, er sagt Palamós hört sich an wie Mose. Wissen tun wir beide es nicht. Also was soll das dann?

Und Carlos schäumt!Sind heute Morgen um 8.30 in Barcelona ausgelaufen und in San Feliú de Guixols 17.15 eingelaufen. Ein sehr ruhiger schöner Naturhafen mit Badestrand und freundliche Menschen. Es ist jetzt 19.30 und immer noch 34°.47 MeilenLiegegebühr 34,49

8. Juli „03“

Wie gehabt, motort !8.45 ausgelaufen. Man kann es gar nicht glauben, dass das Meer so ruhig und glatt sein kann. Letztes Jahr war es viel unruhiger. Um 16.15 in Lligat bei S.Doli seinem Eierhaus, Anker geschmissen und gleich schwimmen gegangen. Mussten am Abend noch verholen. Der Anker hielt aber der Wind hat so aufgebrist und wir lagen genau in der Windschneise, dass wir uns nicht sicher waren. Nach einer halben Stunde schlief der Wind wieder ein. Haben noch Mau Mau gespielt und um 23.00 zu Bett. Hatten eine gute Nacht. 36 Meilen

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9. Juli „03“Wollten noch einen Tag hier bleiben und baden, wer weiß wann wir wieder so glasklares Wasser und schönes warmes Wetter haben, bald geht es dem Norden zu.

„Also Hafentag“

Wilfried hat Zahnschmerzen. Das tut mir sehr leid. Kann nur Flüssiges zu sich nehmen. Süppchen und ….

Der Lebenskünstler vom letzten Jahr, der mit dem Lendenschurz und Knackarsch, hat uns

auch besucht, dieses Mal aber ohne Lendenschurz. Mann Oh Mann, ein starkes Stück und braun ist er, wie aus Bronze.

10. Juli „03“Haben gestern noch nette Menschen kennengelernt. Eine Frau kam angeschwommen und wollte uns fotografieren. Bilder schickt sie uns zu. Nachmittags kam sie und brachte selbstgemachte Marmelade und für Wilfried Tabletten gegen seine Zahnschmerzen. Am Abend lief ein großer Katt ein, mit französischer Flagge, Familie mit 3 Erwachsenen und 3 Jugendlichen.Dann kam einer der Männer mit Bier angeschwommen, begrüßte uns mit Handschlag und stellte sich als Antonie vor. Er war Schotte, lebt in Frankreich. Haben uns nett unterhalten, so gut es eben mit der Sprache ging.Er sprach kein Deutsch, nur Schottisch und Französisch.Mit Wilfrieds´s Englisch und Hände und Füße ging es.

Heute, es kann nicht wahr sein!Eine Scheiße ist das. Liefen um 9.45 in Lligat aus, bei Windstille und wollten nach Port-Vendres. Der Mistral hat uns nach Puerto de la Selva geweht. Ein hübscher Hafen in einer geräumigen Bucht.Eingelaufen um 12.00 Uhr nach 9 Meilen.Es ist jetzt 14.00 Uhr Wilfried hat Schmerzen, aber jetzt schläft er. Hoffentlich wird´s bald besser. Habe wieder Süppchen gekocht. Gestern Spargelcremesuppe, heute Tomatensuppe.In diesem Hafen gibt es keinen Zahnarzt.9 Meilen, Liegegebühr 37,35 €.

11. Juli „03“Gestern Abend nett verbracht, bis 24.00 mit einem Mainzer Ehepaar in der Plicht gesessen und Rotwein getrunken. Sind Aussteiger, schon 3 Jahre unterwegs. Waren bis jetzt in der Bretagne. (Atlantik)Ist ihnen aber mit der Zeit zu kalt und zu stürmisch.Haben hier aber festgestellt, das es hier einfach zu teuer ist. Sie wollten die Preise der Liegegebühren wissen. Ja, da können wir mitreden!Haben ihnen dann noch für 50,- € den Mallorca Kartensatz (Balearen) und Hafenhandbuch verkauft. Christiane brachte für Wilfrieds´s Schmerzen noch Lavendelöl mit.Heute meint er, es würde ihm helfen. Mache mir Sorgen, er kann das aber nicht verstehn. Er isst nichts, schläft soviel und wenn ich was sage, bekomme ich eine dumme Antwort.

Und da soll ich mir keine Sorgen machen? 60

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10.00 ausgelaufen, vorher noch getankt.War eine ruhige Fahrt, Gott sei Dank, denn Carlos hat sich beim Bier versteckt und wir kriegen ihn nicht mehr raus. Hatte Angst er macht mir alles schmutzig. Als wir um 13.00 einliefen, (in Port-Vendres) ging er in seine Kiste. Es war wieder ein sehr heißer Tag. 36°13 Meilen Liegegebühr für 2 Tage 47,40 €

In Port-Vendres waren wir Juli „02“ auch schon.

Ein Jahr ist vorbei, nun ist es aus,Mallorca Adios,wir müssen nach Haus.Das Land ist sehr schön und auch sehr warm,das Geld ist alle,und wir sind arm.Jetzt können wir träumen von Mallorca und Meer,wir lieben das Land und die Menschen sehr.Und nächstes Jahr, ich denk, Oh Graus,der Parker bleibt an und wir ziehen ihn nie wieder aus.Ein Trost gibt es, das ist schon klar,das ist der Grog, der macht das Wetter wunderbar.Nun will ich nicht mehr um diese schöne Zeit weinen,mir fällt auch nicht´s mehr ein zum Reimen.

12. Juli „03“Hafentag in Port Vendres.Für Tante Lenchen Geburtstagsbrief geschrieben. Ist zwar noch etwas früh, aber heute hatte ich Zeit und abschicken kann ich ihn später.Es ist wieder sehr heiß, 39°. Morgen soll es weitergehen bis Port Novell, hoffentlich klappt´s mit dem Wind, das wir ihn nicht wider von vorne haben. Es macht einen schon traurig, das wir so wenig, oder besser gesagt, fast nie Segeln konnten.

Lilly hat sich gemeldet, große Freude im Hause Altmann!Der Name Altmann stirbt nicht aus. Jörg hat einen Sohn bekommen. 4 kg und 51 cm

Ralf hat sich auch gemeldet. 29.7. – 30.7. Abfahrt von Wennekath – Mallorca. Wollen uns am

Kanal treffen. Hoffentlich !!!

13. Juli „03“Den Wetterbericht, von der Deutschen Welle, kann man in der Pfeife rauchen. Man sagte uns Ost 3. Also 8.45 war Auslaufen angesagt. Wir hatten Nordwind, also genau da, wo wir hin wollten und dann von wegen 3. Das waren mindestens 4 und diesig und feucht, wie bei der

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Überfahrt von Mallorca – Barcelona. Um 16.45 eingelaufen in P-Nouvelle. Festgemacht an der Pier neben einem Fischer. Nouvell ist nicht schön. Viel Industrie, aber trotzdem voll mit Urlaubern. Es gibt einen sehr schönen Strand und das Wetter ist immer heiß und schön.Und die Franzosen sind freundlich und charmant.32 Meilen, 8,- € Liegegebühr.12. Juli „03“ Laut Wetterbericht S-04. Nord 3 hatten wir.War eine gute Fahrt (Kaffeefahrt). Ausgelaufen um 9.15 mit Großsegel. Zeitweise 5 – 5 ½ Knoten eingelaufen in Cap d´Agde um 14.15.Carlos weiß jetzt was ihm gut tut. So wie gestern, wo wir uns feststampften, dann versteckt er sich im Bierlager, da ist es kühl und dunkel.Heute hat es ihm gar nichts ausgemacht.Wir vermuten er hat schon viel durchgemacht, immer wenn er in Stress kommt und Angst bekommt, sabbert er, dass muss seelisch sein und hat mit Seekrankheit nichts zu tun.

Gott sei Dank - Wilfrieds´s Zahnschmerzen sind wieder besser. Dank seiner Medizin.Wenn´s ihm nicht gut geht, leide ich mit.

Warum eigentlich?

Cap de´Agde – ein riesengrosser Hafen. Man kann aber gut liegen. Der Hafen ist in einzelnen Gruppen aufgeteilt. Wir brauchten 30 Minuten um unseren Platz zu finden, den man uns zugewiesen hat. E2 12.

Außerdem ist Agde eine Urlauberstadt.Strand, Casino und für Kinder ein Freizeitparadies.

Aber was wir festgestellt haben, gegen letztem Jahr, wir sehen kaum Deutsche. Letztes Jahr waren in Barcelona sehr viele. Einen einzigen Deutschen haben wir in 10 Tagen Barcelona gesehen. Macht sich die schlechte Lage von Deutschland beim Segelsport bemerkbar? 26 Meilen, Liegegebühr 22,- €.

Beim Einlaufen des Hafens wunderten wir uns schon. Viele Schiffe waren geschmückt, es wurde geknallt, wie bei uns Silvester und es waren viele Menschen unterwegs. Je dunkler es wurde, um so mehr wurden sie. Ich schickte Ralf eine SMS. Er solle im Internet nachsehen, ob in Frankreich ein Feiertag ist.

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Tag des 14. Juli NationalfeiertagSturm der Bastille

Um 23.15 – 23.35 ein wunderschönes Feuerwerk und wir hatten auch noch einen Logenplatz. Wir tranken Rotwein und gingen um 24.00 zu Bett. Morgen ist Schiebewind angesagt, Süd-Ost 4-5. Ich freue mich!15. Juli „03“Warum hören wir eigentlich immer noch Wetterbericht. Windstärke 4 und Nord-Ost.Prima, so stampften wir uns wieder fest.Und Carlos hat gelitten! Zum Glück hatten wir es nicht weit. Ausgelaufen um 9.00, in Sete eingelaufen um 12.00. Ich war sehr froh, dass wir nun hier sind. Es werden die reinsten Horrorgeschichten erzählt über den Mistral im Golf von Lyon. Den haben wir nun hinter uns.

Au revoir Mittelmeer

Kanäle und Flüsse wir kommen!Haben für 3 Tage bezahlt. Das Boot muss Brücken- und Schleusengerecht gemacht werden.Also Mast legen und und und.Man erzählt sich, dass Sete hässlich ist. Sicher, der Industriehafen, nicht die Stadt und die Landschaft. Ich schaue eben nicht nach rechts, nur in die schöne Richtung. Zeitweise haben wir auch Schwell, das sind die Fischer, die keine Rücksicht nehmen. Welcher Fischer macht das schon?13 Meilen, Liegegebühr für 3 Tag 64,- €

Von Arenal – Sete232 Meilen = 581,4 km

16. Juli „03“Hafentag: Es pfeift in den Wanten, die Segel können wir nicht zusammenlegen, so stark ist der Wind. Gut, dass wir hier sind. Windstärke 6-7 NW – nun ist er da, den, den wir so fürchten.

Der Mistral

18. Juli „03“Gestern Segel zusammengelegt. Mast gelegt. Dann ist Wilfried ins Hafenbüro, um einen Kran zu bekommen, der den Mast nach vorne schiebt, damit er hinten nicht so weit übersteht, das ist nicht gut in den Schleusen.Darin wollte er wissen, wo man eine Vignette bekommt. Also, Kran ist zurzeit nicht verfügbar, da eine Regatta bevorsteht und eine Vignette gibt es erst wieder am Montag. Was soll das? Es ist Donnerstag. Wir warten jedenfalls nicht. Suchen uns im Kanal einen Kran und die Vignette versuchen wir bei der ersten Schleuse zu bekommen.Es ist heiß 35° - 38° und jede Bewegung fällt einem schwer.Was uns auffällt, seit Mallorca, 4 deutsche Schiffe. Auch hier in Sete, 1 Schweizer, 1 Belgier, 1 Italiener und sonst nur Franzosen. Bin neugierig, wann wir die ersten Deutschen sehen.Im Kanal?Heute Freitag: müssen durch mehrere Brücken durch um aus Sete, in den Kanal zu kommen.Die Brücken werden nur 2x am Tag geöffnet und man muss sich anmelden. Das Mädchen im Hafenbüro hat uns für heute Abend 18.45 angemeldet. Haben um 12.00 verholt und an einem Schlepper festgemacht. Sitzen hier auf der Lauer und warten bis es 18.45 ist.

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Pünktlich 18.45 ging die Brücke auf. Es sind 4 Brücken. Zwischen den Brücken sahen wir einen Kran, wir hätten sogar übernachtet und auf die nächste Öffnung gewartet aber man wollte uns den Gefallen nicht tun und den Mast nach vorne schieben. Es ist schon sehr unangenehm und auch gefährlich mit dem langen Mast. Immerhin steht er 5 Meter über. In Frontignan kamen wir 20.30 an. 3 Tage gibt´s in dieser Stadt ein großes Fest, das Muskatfest. Es ging zu wie im Karneval, großer Umzug, laute Musik und viele Menschen.Ich habe sehr schlecht geschlafen, obwohl wir ein ganzes Stück vor der Eisenbahn lagen war es doch sehr laut. Die Züge fahren die ganze Nacht. 5 Meilen19. Juli „03“Mist, der Kühlschrank und das Radio gehen nicht. Irgendetwas an der Elektrizität ist zusammengebrochen.Aufgestanden 8.30, 9.00 wurde die Brücke von Frontignan aufgemacht. Wir haben gleich wieder festgemacht und Wilfried hat 3 1/2 Stunden repariert. Alles hat er versucht, alles umsonst. Kühlschrank und Radio tot.Wilfried sauer. – 1. PleiteLegten um 13.30 ab und wollten in den Hafen Les Cobones De Perds, der hat einen Kran, worauf ich nicht geachtet habe, ist, davor eine Brücke, Durchfahrt 1,80 Meter.Wilfried sauer. – 2. PleiteHaben festgemacht bei Grande Motte um 17.00. So und jetzt wurde gegrillt. Die Kohle ist nur Kohlenstaub und so eben gerade wurde das Fleisch gar.Wilfried sauer. – 3. Pleite

Aber es war auch wieder sehr schön. Wir haben wieder rosa Flamingos gesehen. Einer flog über unser Schiff. Wilde Pferde und den Triumphbogen von Maguelonne.Ich bin ein Optimist und weiß genau, wir bekommen einen Kran, der Kühlschrank und das Radio werden auch wieder laufen und nächstes Mal bekommen wir bessere Grillkohlen, 5 deutsche Boote haben wir auch gesehen. Also Deutschland gibt es noch. 16 Meilen

20. Juli „03“Ausgelaufen um 9.00. Der Himmel ist bedeckt, ein bisschen Wind, sehr angenehm. Bald werden wir die Camargue verlassen und in die Petit Rhone fahren. Sehen immer noch wilde weiße Pferde. Alle 10 Meter sitzt ein Angler, wir wissen auch warum. Der Kanal und auch die kleine Rhone muss voll mit Fisch sein. Wir sehen die Fische bis zu 1 m rausspringen. Einer sprang bei uns ans Deck, leider auch gleich wieder rein.

„In Echt“ Kein Anglerlatein!

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Inzwischen ist es wieder sehr heiß geworden.Wir kamen zur Schleuse Saint Giles und dann in die Petit Rhone, wo wir einen schönen Steg fanden und um 12.00 festmachten.

Badetag!

In der Petit RhonEs sind hier wieder diese Grillen in den Bäumen, die einen Krach machen, dass Wilfried seinen Tinitus nicht mehr wahrnimmt. Abends spielen wir Karten, trinken Rotwein und wie auf Kommando ist Ruhe eingekehrt. Die Grillen sind müde!Aber was ist das? Jetzt marschieren die Mücken auf. Ein ganzer Schwarm. Stechen konnten sie uns nicht, wir haben uns gleich eingesprüht, aber auch das laute Gesumme um den Kopf rum war nicht auszuhalten. Also drinnen alles ausräuchern, Gase vor, und schön drinnen bleiben, sogar da hat man die Quälgeister noch gehört. 22.30 Bett.Aber Carlos war auf Tour, hatte einen Machtkampf mit einem Eichhörnchen. Eichhörnchen war schneller. 19 Meilen, 1 Schleuse.

21. Juli „03“9.00 ausgelaufen, vorher noch schön gebadet.

Mussten noch einen kleinen Umweg nach Arles machen. Hatten gehofft, an der ersten Schleuse die Vignette zu bekommen, war nicht, mussten zur Liege de vente: VNF Arles, da hat es geklappt.Für 30 Tage 134,- €Festgemacht um 15.30 an einem Steg mit Wasser und Strom bei Vallabregues. Es hat wieder 39° und wir sind gleich in die Rhone gesprungen.24 Meilen, 1 Schleuse, Liegegebühr 8,32 €

22. Juli „03“

Hafentag: Baden, Ausruhen und Faulenzen !Morgen wollen wir weiter nach Avignon.

23. Juli „03“Ausgelaufen um 9.00 in Avignon festgemacht um 11.30. Maschine lässt sich schlecht starten, muss entlüftet werden und in Avignon ließ er sich nicht mehr ausstellen. Der Aussteller sitzt fest.

und was nun?

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Immer was neues, ja, ja, wer eine Reise tut, der kann schon was erleben.

Heiß – 15.30 – 47 °In der größten Hitze hat Wilfried den Aussteller repariert, hat ihm keine Ruhe gelassen. Alles O.K. 11 Meilen, für 3 Tage Liegegebühr 37,20 €24. Juli „03“Hafentag: in Avignon.Heute Nacht gab es ein riesen Gewitter und viel Regen, das hat sehr gut getan und trotzdem ist es schon wieder sehr heiß. Wir haben einen kleinen Kunststoffhahn (Bewegungsmelder), man wird es mir nicht glauben, aber in Echt, der ist gestern geschmolzen.Wilfried hat heute die Maschine entlüftet und oh Wunder, der Kühlschrank funktioniert auch wieder. 3 ½ Stunden daran gearbeitet und den Fehler nicht gefunden. Ich habe ja gemeint, er solle aufhören und später weitermachen, aber nein. Also, die Sicherung war durch, die neuen zu schwach und plus und minus vertauscht. Jetzt kommt noch das Radio und ich weiß, das bekommt er auch wieder in Ordnung.Heute wollen wir Avignon bei Nacht erleben, aber bevor die Sonne nicht untergeht marschiere ich nicht los.

Also dann, bis morgen !

25. Juli „03“Hafentag: Ja, wir waren in der Stadt, ganz schön was los. Es ist so ähnlich wie in Barcelona. Gaukler, musique, acteur, und vieles wo man nicht weiß was das soll. Haben wieder ein billiges Bier getrunken und kamen um 23.00 durchgeschwitzt bei 33° an Bord. Schnell kalt geduscht, eine Flasche aufgemacht und um 1.00 zu Bett, Heute – jetzt 12.15 38°

26. Juli „03“

Nicht gewollten Hafentag:Carlos ist weg!

Nie geht er weit weg, ist immer in unserer Nähe. Hört auf seinen Namen und auf das Klappern seines Essschälchens. Es tut sich nichts. Wollten heute weiter Richtung Valente. Es ist jetzt 14.00, wir warten bis morgen, hoffen immer noch. Wenn er nicht wieder kommt, dann ist ihm etwas zugestoßen. Freiwillig bleibt er nicht weg. Es ist wieder sehr heiß 40°.Noch mal einen Tag bezahlt 12,40 €.

27. Juli „03“Tag und Nacht Carlos gesucht!

Carlos in Avignon abgemustert!Haben Adresse und Telefonnummer im Hafen gelassen, vielleicht hören wir noch mal etwas. Ausgelaufen um 9.30, es ist wieder heiß und schwül. Wir hatten 3 Schleusen, die alle sehr flott gingen. Bei 2 brauchten wir nur 10 Minuten warten und eine hatte grün. Das war gut, es kam ein

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schlimmes Gewitter auf und es regnete in Strömen und siehe da, nach so vielen Monaten, fror Wilfried wie Espenlaub. Es tat richtig gut, endlich etwas kühler. Um 18.30 festgemacht. Laut Buch, das 2 Jahre alt ist, an der Peniche festmachen, bei km 170, mit Dusche und Telefon. Was fanden wir vor, einen alten Steg mit Parkverbot. Wir haben uns trotzdem hingelegt. In Frankreich sieht man das nicht so verbissen. In Deutschland wäre gleich einer da gewesen. 28. Juli „03“Hatten eine sehr angenehme Nacht, erste Mal nach Wochen, eine Zudecke gebraucht. Wollten um 9.30 auslaufen. Kein Schwitzen mehr, eine schöne Temperatur von 28°. Aber nun!

Öfter mal was Neues! Maschine springt nicht an. Strom 12,6, Batterien alle 3 ok.. Aber der Anlasser schafft es nicht. Am Deich ging ein Mann mit seinem Hund spazieren. den haben wir gerufen, der fährt im Moment mit Wilfried zu einer Reparaturwerkstatt. Wollten heute bis Valence, wo wir Freitag, Ralf mit Familie treffen wollten. Gut, dass wir noch so gut in der Zeit sind, denn heute wird’s

nichts mehr werden. Es ist jetzt 11.30 und ich bin alleine an Bord und in der Fremde.Wilfried ist wieder hier, 6 Werkstätten haben sie aufgesucht, nur 1 hat sich bereit erklärt zu kommen. Der nette Franzose fuhr mindestens 60 km ohne etwas anzunehmen. Um 14.00 will einer kommen. Hoffentlich! Es ist einer gekommen der feststellt, Maschine kaputt, will Kollegen schicken. Ich mache jetzt Schluss.

Der Tag ist gelaufen.Heute ist Montag.

29. Juli „03“ Heute ist Dienstag.Der Monteur von der Renaultwerkstatt, wir vermuten es ist der Chef, kam wieder um uns zu sagen, Kollege ist in Italien im Urlaub. Wir müssen wohl so verzweifelt geschaut haben, dass wir ihm leid taten und er selber sich darum kümmern will. Wilfried hat Vertrauen zu ihm. Er sieht sehr nett aus. Er muss wohl alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, denn am Abend, kam ein neuer Mann, der Gott sei Dank englisch sprach und erzählte er hätte für uns einen Motor, den selben, den wir haben nur jünger für 700,- €. Der muss nur noch marinisiert werden, das wird dann die Renaultwerkstatt übernehmen. Wir vermuten das wird dann schon ein paar tausend kosten. Also Sparkasse angerufen, damit sie Ralf Geld geben, das er uns am Freitag mitbringen kann. Ralf angerufen, ihm alles erzählt und das es aus dem Treffen in Valence nichts wird, aber hier am Rhonendeich, Gras Sand und auch Platz für LKW und Pferde ist. Die nächste Ortschaft ist Donzere. Heute Morgen ging Wilfried spazieren und kam mit der Hiobsbotschaft: die Straße vom Ort zum Deich ist verbunden mit einem Straßentunnel der nur 3 Meter hoch ist, also auch kein LKW durchfahren kann. Die Brücke über die Rhone (Brücke von Donzere) darf nur mit 3,5 Tonnen befahren werden, also nur PKW. Was nun? Wir werden morgen mit den Fahrrädern losfahren und einen Platz suchen, wo Ralf mit seinem Treck sein Lager aufschlagen kann. Heute geht es nicht, wir warten auf den Monteur. Das Wetter ist schön, Gott sei Dank nicht mehr so heiß, nur noch 30°, aber leider sehr windig. Es

könnte der Mistral sein. Das Boot schaukelt. Was werden wir noch alles erleben?Maschine kaputt: Wasser in der Ölwanne. Wie das Wasser da reinkam ist ein Rätsel. Die Seewasserpumpe ist neu 3.1.02 bezahlt 555,38 €

31. Juli „03“ Heute ist Donnerstag. Gestern hatte ich keine Zeit zu schreiben, es gab viel zu tun. Dienstag kam der Monteur, baute den Motor ab und der Kran der ihn rausholen sollte hatte zu kurze Ausleger, was nun? Das Boot näher ans Ufer zu bringen ging nicht, zuviel Steine, so fuhr der Kran wieder weg.

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Probleme, Probleme hörte ich immer, Mir war schon ganz schlecht. Mittwochmorgens kam der Monteur 14.00 neuer Kran und freute sich. Nun hatten wir Zeit mit dem Fahrrad, für Ralf einen Lagerplatz u suchen. Wilfried packt sie aus, will Luft aufpumpen, der nächste Sch…In Arenal hat er die neue Luftpumpe verliehen und sie ist total im A…Oh war der sauer. Nun ging ich alleine los und suchte und hab auch einen guten Platz gefunden. (Warum ich alleine ging? Wilfried geht mir immer zu schnell und macht auch so große Schritte. ER macht einen und ich mache zwei) Ich hoffe das Ralf gut hierher findet, Wilfried will auch entgegen gehen. 14.15 kam der Kran um 14.30 war der Motor raus. Gott war ich froh. Alle freuten sich. Sie sind alle so hilfsbereit und freundlich. Der Monteur bot uns an, mit uns einkaufen zu fahren, was wir gerne annahmen. Ich sagte er wäre sehr freundlich, er meinte das wäre normal.

Ob das so normal bei uns Deutschen ist?

Um 18.15 wollte er kommen und der war da. Er fuhr mit uns erst noch zur Werkstatt und wir sahen unseren zerlegten Motor. Der Chef erklärt Wilfried, dass der Motor für 700,- € nicht passt und er unseren wieder flott machen will. Nun bin ich gespannt wie lange es dauern wird. Er muss ja bestimmt neue Teile bestellen. Wichtig ist nur, dass wir kein schlechtes Wetter bekommen, dann die Rhone kann gemein sein.Wir haben gut eingekauft und Wilfried wollte ihm eine Flasche Cognac geben, auch dieser gute Mann wollte nichts annehmen. Aber ich habe mir schon was einfallen lassen.

S´il vous plait adresse!

Je vourdrous vous envoyer une lettre de remerciement. Das heißt: Bitte Adresse!Ich möchte Ihnen einen Dankeschön Brief schreiben.

Am Abend haben wir dann noch gegrillt, dann kam der Chef mit seiner Frau mit denn Fahrrädern vorbei.Heute Morgen ging Wilfried zu dem Platz, den ich für Ralf ausfindig gemacht habe, um zu wissen wie lange er gehen muss, damit er auch da ist, wenn Ralf kommt. Dann haben wir gefrühstückt und Wilfried hat den Motorraum sauber gemacht, den will er auch noch mit weißer Farbe malen. Jetzt ist es 15.00, 35° und wir gehen jetzt in der Rhone schwimmen. Die Rhone ist hier sehr sauber.

Der Turm Philippe le Bel (dem Schönen)Wachposten gegenüber von Avignon.

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Sankt Benezet BrückeHeute sind nur 4 der ursprünglichen 22 Bögen enthalten, sowie eine schöne romanische Kapelle.

2. August „03“Heute ist Samstag:Gestern war ein aufregender Tag, ich möchte so einen Tag nicht mehr erleben, auch heute bin ich noch am Zittern und stehe immer noch voller Spannung. Ja dann fang ich mal zu erzählen an. Donnerstag 22.00 fuhr Ralf mit seinem Treck los. Wir wünschten eine gute Fahrt und gingen zu Bett. Morgens 7.00 wurde ich wach und schickte eine SMS um zu fragen wo sie sind, vermutete so bei Frankfurt, schnell können sie ja nicht fahren. Sofort bekam ich einen Anruf und oh Schreck, sie sind in Hildesheim, 170 km von Lüneburg (von zu Hause) und haben einer Reifenpanne. (Kai erzählte mir beim Pferdeauto ist hinten ein Reifen geplatzt, wäre es vorne passiert, nicht auszudenken). Ich habe das Pferdeauto noch nicht gesehen, aber es muss alt sein, denn man hatte in dieser Werkstatt wo sie gelandet sind, keine Reifen. Sie haben sich aber sehr eingesetzt, rumtelefoniert, sie haben gesehen was für Ralf auf dem Spiel stand. Um 15.00 konnten sie weiterfahren. Man kann nicht helfen, ist selber in Not, man ist richtig hilflos.

Kleine Kinder kleine Sorgen.Große Kinder große Sorgen.

Wilfried hat den Motorraum gemalen und kaum war er fertig, kam der Monteur, der Kran und die Maschine wurde eingebaut. Natürlich die Farbe nicht trocken und nun sieht es das Wort mit „SCH“ aus. Wir freuten uns natürlich sehr, dass die Maschine schon da ist, der Boss erzählte etwas von 6-8 Tage. Motor mit pravour rein, mit Hammer geklopft. Wilfried wurde ganz schlecht. Der Monteur schloss angeblich alles an und nun starten. Es kam nichts. Monteur meinte zu wenig Strom. Stimmt nicht, wir hatten 12,4 V. Unser guter Mann hatte keinen guten Tag, immerhin war es Freitag und schon 19.30. Voller Wut fuhr er nachhause, holte eine neue Batterie und siehe da, er sprang an. Aber keine Lichtmaschine, Temperaturanzeige und auch keine Drehzahlanzeige. Er packte sein Werkzeug ein und sagte zu Wilfried, mitkommen zu Boss. Boss meinte kein Problem, morgen kommt er. Wilfried kam an Bord, stellte den Motor ab und er ging natürlich

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nicht wieder zu starten. Dabei hat er festgestellt, das Pool-Kabel überhaupt nicht angeschlossen war. Da kann ja auch nichts gehen.

Mal sehen was da noch kommt!

Es ist jetzt Samstag 14.00 kein Boss, vielleicht hat Wilfried auch verkehrt verstanden und Boss meinte Montag. Den Grund warum das Wasser in die Ölwanne kam, haben wir nicht erfragen können, es ist jedenfalls ein anderer Zylinderkopf eingebaut worden.

Die Kinder sind jetzt in Frankreich und ich heilfroh wenn sie hier sind.

Nächste Hiobsbotschaft!

16.30 sind immer noch 500 km von Donzere entfernt, nun hat das Pferdeauto keine Bremsflüssigkeit mehr.Bei uns hat der Monteur den Peilstab abgebrochen und Wilfried hat sich einen neuen gemacht und stellte fest, das Öl ist schon wieder milchig und auch zuviel drinnen.Im guten Fall kam nicht alles Wasser raus, wir werden am Montag feststellen, wenn die Maschine am Laufen ist und noch mehr Flüssigkeit (Öl-Wasser) drinnen ist. Wir haben es heute gemessen 9,5 cm.

Bei uns scheint der Wurm drinnen zu sein.

4. August „03“Gestern Sonntag:Nachts um 12.00 wollte der Treck hier sein, nun haben sie sich in Lyon verfahren und verloren. Ich war dermaßen durch den Wind, kurz vorm explodieren. Am Morgen konnte ich sie glücklich in die Arme nehmen. Sie haben die Pferde übern Deich geführt, in der Rhone gebadet, Kaffee getrunken und um 16.00 weiter Richtung Barcelona. Jetzt sind sie im Hafen von Barcelona und warten auf die Überfahrt nach Mallorca.

Morgen geht es bei uns weiter, Maschine läuft wieder, noch wissen wir nicht, ob alles in Ordnung ist, das bringt die Zeit. Als die Monteure weg waren, hat Wilfried die Maschine lange laufen lassen, alles noch durchgesehen und noch mal Ölwechsel gemacht. Morgen wollen wir bis Valence und dann können wir vielleicht feststellen ob

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alles in Ordnung ist. Diese Tage müsste man vergessen können, aber dabei haben wir festgestellt, wie schön es ist,

Freunde zu haben.Götz, Gisela und Morchen haben sich so viele Gedanken um uns gemacht, uns übers Telefon aufgebaut und versucht Adressen übers Internet zu finden, die uns helfen können. Nun brauchten wir einen Sponsor, Mohrchen hat damit schon angefangen. Der ganze Spaß hat uns bis jetzt 2000,- € gekostet. Wenn es wirklich nur der Zylinderkopf war und der Schaden jetzt behoben ist,

So Gott will, wären wir froh.

Jeder Schritt gehört zum Weg,mal breite Straße, mal ein Steg.Oft braucht man Zuversicht und Mut.Dann wird´s am Ende schließlich gut..5. August „03“Ausgelaufen um 8.15. Maschine läuft, aber da Wilfried gesehen hatte, wie lieblos die Maschine eingebaut wurde, traute er dem Allen nicht. Und so war es auch. Nach der zweiten Schleuse ca. nach 5 Stunden, Maschine kocht, kein Wasser mehr im Kühler. Maschine aus, Aufregung groß und wiederum hatten wir Glück. Wir waren aus der Schleuse und hinter uns ein D-Segler, der uns mit schlechter Laune und so wie er sagte, aus der Gefahrenzone, 4 km zum nächsten Anleger schleppte und uns dann noch sagte, jetzt müsst ihr euch selber helfen.

Er hatte Recht, seine Pflicht war erfüllt.

Angelegt haben wir an einem alten Bagger mitten in der Walachei und Wilfried ging wieder in die Maschine. 2 Stunden, dabei hat er festgestellt, das es bei der Frischwasserpumpe leckt. Der Seewasserschlauch war nur raufgesteckt, ohne Schelle befestigt, wenn er runter fällt läuft das ganze Wasser in die Bilsch und der Motor könnte absaufen.

Wasser ist im Öl, keines mehr, etwa schon wieder Glück im?!

Also doch der Zylinderkopf. Aber warum? Hatten noch 1 Schleuse und ca. 20 km nach Valance. Da gibt es 2 Werkstätten, eine wird uns helfen. Also alle 45 Minuten, Wasser in den Kühler nachschütten. Wasser haben wir ja genug, rund um uns die Rhone.Kamen um 19.30 total fertig, durch die große Hitze inValence an, ohne Hunger und viel Durst. Aber wir sind im sicheren Hafen und man wird uns hier helfen. Aber das alles Morgen!3 Schleusen, 31 Meilen, Liegegebühr für 2 Tage 30,70 €.

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6. August „03“Die Landschaft ist traumhaft hier, man kann sie nur nicht in vollen Zügen genießen. Der nächste Ärger ist da. Maschine zu alt, keiner hat den Auftrag übernommen. Unser Freund Götz, den wir mit seiner Frau Gisela auf Malle kennenlernten, hat uns eine Telefonnummer gegeben von der Firma Vetus in Frankreich. Ich hatte versucht anzurufen. Keiner spricht Deutsch oder Englisch. Beim 2. mal wurde gleich aufgelegt. Auch die Werkstatt hier wollte nicht anrufen. Hier in Valence lässt man uns richtig im Stich. Man will uns nicht helfen.Jetzt gibt’s nur noch eine Hilfe, Pottdicht muss her.Wen rufe ich an? Götz oder Mohrchen? Ich mach’s bei beiden. Doppelt hält besser. Einer wird es bestimmt schaffen. Beide kannten Pottdicht nicht. Aber siehe da, morgen sollen 2 Pakete kommen. Ein Auftrag von Götz, einer von Mohrchen. (Mohrchen = Dithield Mohr)

Gut das man Freunde hat und ein Handy!

Wilfried hat noch mal alles auseinander gebaut und festgestellt, dass ein Gummikrümmer bei zu festem anziehen der Schellen, das Gummi zerquetscht wurde. Dank Richard, ein guter Freund, dem Wilfried vor unserer großen Reise, Vulkanisiermasse und Gummimatten mitgegeben hat, konnte Wilfried das dichtmachen. Im Moment ist alles dicht. Es ist heiß 42° und Wilfried ist geschafft.Wir hören immer wieder Sirenen, in Frankreich gibt es viele Waldbrände, durch die lange Trockenheit und Hitze.

Spruch des Tages:

Gleicht sich alles aus im Leben, wenn alle lieb sind und tun was sie können. Ich will, dass Ihr heil und ohne mehr Stress heimkommt. Bis dann.SMS vom 6.8.03 = Diethild

7. August „03“Gestern Abend und auch am Abend davor schwimmt hier im Hafen eine Bisamratte, schaut immer wieder zu uns rauf, als wollte sie gefüttert werden. Zwischendurch kamen auch Enten, das störte sie überhaupt nicht. Auch in Donzere haben wir welche gesehen und wir vermuten, dass auch in Avignon welche waren und dass das Carlos Schicksal war.Heute Nacht hatte ich in der Plicht geschlafen, es war so heiß, nicht auszuhalten im Boot. Wilfried hatte die ganze Nacht zwei Ventilatoren laufen.Gut, dass uns der Kran in Donzere, der den Motor rein und raus setzte, uns unseren Mast nach vorne brachte, denn hier in Valence gibt es keinen Kran, obwohl das im Buch steht. Die Hafenmeister sind freundlich, nur in den Werkstätten hier, das kann man vergessen. Man soll nur Neues kaufen, arbeiten wollen sie nicht.Was für eine Freude, 1 Päckchen ist da 11.30 von Mohrchen, direkt vom Hersteller kam mit TNT. Wilfried sofort in die Maschine.

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Pottdicht rein und eine ½ Stunde laufen lassen. Es ist alles trocken, Öl ist sauber und klar. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Nun warten wir noch auf das Päckchen von Götz und dann wollen wir morgen weiter. Heute Ruhetag!

Jetzt habe ich ein gutes Gefühl!

Wilfried ist schon KLASSE!Es hat wieder 43 °Liegegebühr für 1 Tag 16,40 €

Mitten im Hafen schwimmen die Bisamratten

8. August „03“

Lieber Gott, jetzt reichts!Man sagt immer, alle guten Dinge sind Drei.Katze weg, Motorschaden, Kühler kocht und Handy im …., das sind vier?Wilfried ist um 11.30 zur Capitainerie, fragen ob Götz sein Päckchen da ist, Post war schon da aber wieder nicht das Päckchen. Götz wird traurig sein, aber noch 48 Stunden wollten wir nicht länger warten. Haben um 12.00 abgelegt. Sind durch Tournon, eine schöne alte Stadt. Rechts der Rhone immer nur Weinberge. Sind gelandet um 17.30 bei St. Vallier KM 78. Sehr angenehmer Anlegeplatz. Ruhig und schwache Strömung. Es war / ist wieder sehr heiß und ich bin gleich in die Rhone gesprungen.So und jetzt zur Maschine: das Öl in der Maschine ist in Ordnung. Beim Wasser mussten wir 3/4l nach 5 ½ Stunden Fahrt nachschütten. Kann sein, dass noch Luft(löcher)blasen waren und das Pottdicht sich erst entfalten muss. Wir müssen das jeden Tag im Auge behalten. Es ist jetzt 19.00 36° und wir wollen noch Grillen.18 Meilen, 2 Schleusen.

9. August „03“Ausgelaufen um 7.30 Richtung Lyon. Angelegt 18 km von Lyon, an einem ganz neuen Steg KM 18 um 16.00. Hätten noch weiterfahren können, wollten aber nicht in Lyon übernachten und bis in die Saone war es uns zu weit. Hier können wir auch schön

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baden, das ist das Angenehme bei der Hitze. Die Fahrt war soweit ganz gut, aber jedes fremde Geräusch bringt uns gleich aus der Fassung.Wir haben etwas in den Propeller bekommen, vermutlich eine Plastiktüte, hat sich aber im Laufe der Zeit wieder normalisiert. Mein Telefon macht’s auch wieder, aber nur halb. SMS kann ich keine mehr schreiben, nur noch telefonieren. Na ja dann sind wir nicht ganz von der Welt abgeschnitten.33 Meilen, 2 Schleusen.

10. August „03“Gebadet und um 8.30 ausgelaufen. Mittag durch Lyon. Es hat immer um die 40°. Langsam sehnen wir uns nach ……..Wir hatten eigentlich viel Glück, durch diese Hitze, kein Regen, hat die Rhone keine Strömung und wir kamen gut voran. Sind jetzt in der Saone KM 40,5 an einem schönen Steg, mit Wasser und Strom in der Ortschaft Jassons- Riottier.Auch hier können wir wieder schön baden. Unser Kühlschrank ist auf 12 V ausgefallen. Der Stecker ist wieder mal verschmort, kommt gegen die Hitze nicht an. Aber das ist alles nicht so schlimm. Trinken wir halt warmes Bier.

Aber die Maschine läuft und wir verlieren kein Kühlwasser mehr.

32 Meilen, 2 Schleusen

11. August „03“16.00 hatten wir gestern in Jassons-Riottier festgemacht, waren glücklich einen so schönen Steg gefunden zu haben. Leider haben wir um 18.00 wieder abgelegt. 8-10 Jugendliche, von Schaustellern haben uns dermaßen belästigt, wollten über die Badeleiter und auch von der Seite ins Boot. Versuchten unsere Fender abzunehmen. Ich hab mir das Telefon rausgeholt und tat so als rufe ich die Polizei. So schnell haben wir noch nie jemanden weglaufen sehen. Aber trotzdem wollten wir nicht mehr bleiben. Wir hatten Angst, die kommen nachts wieder.Sind dann noch 8 SM weiter gefahren nach Bellaville KM 52 und haben bei einem Holländer längsseits festgemacht. Die Nacht war ruhig. Nachts um 1.00 war es so heiß im Boot, dass ich nicht mehr schlafen konnte, bin aufgestanden und baden gegangen. Heute morgen wieder ins Wasser und um 8.00 ausgelaufen. Wilfried wollte tanken im Buch steht KM 60 Saint Romoin des Iles, gibt es Diesel; Also Kanister raus und los um 10.30, um 12.00 kam er zwar mit Diesel, aber halb tot. Dieses schlaue Buch kann man vergessen, was mit Tipps zusammenhängt. Er ist sage und schreibe 6 km bei 38° marschiert. Frau Dr. von Arenal hätte die größte Freude, wenn sie das sehen würde. Wegen seines Zuckers, sollte er

laufen, laufen ,laufen…..Die Fahrt war gut, ohne Probleme mit der Maschine. Festgemacht um 16.30 in Tournus KM 112. Eine schöne Stadt, geschmückt mit vielen Blumen.31 Meilen, 1 Schleuse

12. August „03“

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Wilfried war noch einkaufen und um 9.30 legten wir ab. Die Fahrt war langweilig und fad. Nur Büsche und Wald. Haben festgemacht um 15.00, KM 159. Es war heiß und wir wurden beide schon zickig. Immer um die 40°, das macht einen kaputt. Es war ein schöner Anlegeplatz, nur der Wasserschlauch war 200m weit weg und für alle da, so konnten wir nicht duschen und ins Wasser springen geht langsam nicht mehr. Die Sonne wächst durch die Hitze mit Entenflott zu. Haben wieder abgelegt und machten fest um 16.30 in Verdun. Hier wollten wir letztes Jahr tanken, aber die Tanksäule war kaputt. Kleiner Hafen, hatten Wasser und Strom und die Tanksäule immer noch kaputt. Typisch Französisch, kaputt bleibt kaputt.Verdun ist eine alte Stadt mit Stadtmauer und einer Kirche aus dem 17. Jh. abends haben wir noch gegrillt und um 24.00 ins Bett.30 Meilen, Liegegebühr 10,- €, 1 Schleuse

13. August „03“Sind heute etwas früher ausgelaufen. Morgens um 8.00 ist es noch nicht so heiß. Um 10.00 hatte es schon wieder 35° um 13.00 42°.Götz hat eine SMS geschrieben, sie schmelzen weg in Deutschland, uns geht es nicht besser. Die Saone wächst nicht nur mit Entenflott zu, auch mit Kraut, das uns Probleme macht. Dieses Kraut verstopft den Ansaugstutzen und die Maschine wird heiß. Maschine aus, Filter reinigen und Ansaugstutzen mit Luftmatratzenpumpe durchpusten. Unsere Nerven sind schon ganz schön dünne, wir stehen immer auf Stand-By mit den Geräuschen.13.00 eingelaufen in Saint Jean de Lorise KM215. Ein schöner Hafen und ein kleiner Ort mit Reparaturwerkstatt. Bislang haben wir immer nette Hafenmeister gehabt, auch hier gibt es einen sehr Netten.19 Meilen, 2 Schleusen, Liegegebühr 7,- €.14. August „03“Gestern gab es irgendwo ein Gewitter und wir hofften, dass auch wir, hier in Saint-Jean etwas abbekommen. Es war schwül und wir hatten wieder 40°. Wir hörten es donnern, aber es gab keinen Tropfen Regen. Aber heute endlich 26° und etwas Regen.

„SO ETWAS SCHÖNES“Hafentag: ein Deutscher erzählte uns das wegen der Trockenheit der Canal de l Est gesperrt werden sollte und so ging Wilfried heute Morgen zur VNF, um sich Auskunft zu holen. Alles ok. Wir können unsere Strecke fahren, wäre er gesperrt worden, hätten wir den Rhein-Rhone Kanal fahren müssen und die Mosel wäre für uns nicht mehr erreichbar gewesen.1x wollte ich in Frankreich essen gehen. Man sagt ja, essen wie Gott in Frankreich. Entweder wir sind verwöhnt oder wir hatten Pech. Ich aß Seezunge gebraten in der Pfanne, hört sich gut an. Sie war angereichert mit Maggisauce, Zwiebeln und Soja und dazu gab es Reis. Wilfried hatte Entenbrust, die gleiche Sauce. 2 Bier, 1 Wein = 45,- € Das war’s wieder einmal für lange Zeit, dass wir Essen gehen. Dann hatten wir noch ein Pech, das eine Deutsche Chartercrew mit 8 Personen neben uns fest machten, die bis 2.00 Morgen feierten. Es ist schlimm, die können sich einfach nicht benehmen.

Liegegebühr 7,- € Rhone-Rhein Kanal

15. August „03“

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Ausgelaufen, um 7.45 hatten wir eine gute Fahrt, nicht ganz so heiß 33° und zwischendurch ein paar Tropfen Regen. Haben um 14.30 in Mantoche KM 276 festgemacht. Schöner sauberer Anlegeplatz mit vielen Trauerweiden, ein Schloss, Bäcker, Schlachter und ein Restaurant. Das Wasser ist sauber und nicht verkrautet, man kann schön darin schwimmen.

So und nun haben wir den Salat!Das Päckchen von Götz ist von Frankreich wieder zu Götz gekommen. Nun weiß er, dass wir nicht auf seines gewartet haben. Ich hätte ihm das gerne mündlich erzählt. Ich hoffe nicht, dass er uns böse ist. Wir haben noch einen Tag gewartet, obwohl Diethilds Päckchen schon längst da war. 10 Tage haben wir mit der Maschine schon vertrödelt, länger wollten wir nicht warten. Außerdem waren die Liegegebühren in Valence nicht gerade billig. Wir wissen, er hat

sich sehr viel Mühe gemacht, aber bitte lieber Gott mach: dass er Verständnis dafür hat. Es täte uns sehr leid.30 Meilern, 4 Schleusen

16. August „03“Heute Morgen, Freude, Götz hat sich gemeldet. Sie wären nicht so schnell geknickt. Sind wir froh. Hat uns schon beunruhigt.Ausgelaufen 8.15 Fahrt war wieder heiß. Mittagspause bei der 3. Schleuse. Waren zwar um 12.15 da, aber uns hat er nicht mehr geschleust. Ein Franzose war so wütend und ging zum Schleusenwärter. Aber was soll’s, die sitzen am längeren Hebel. 13.30 durften wir in die Schleuse. Bei der Schleuse waren Zelte aufgebaut und es wurde feste gefeiert. Das können die Franzosen, feiern. Sie haben uns mit Champagner begrüßt und gesungen, fotografiert und gefilmt. Es war ein 60. Geburtstag. 4 km vom Weg ab in die Petit Saone, in einem kleinemDorf, verträumt, ruhig mit Wasser und Strom, festgemacht um 16.00. Gebadet, gegrillt und um 23.00 ins Bett. „Das Dorf heißt Soing“ . 26 Meilen, 5 Schleusen, 1 Tunnel, 643 m

17. August „03“Heute Morgen Verabschiedung, auf ganz nette Art von Franzosen um 8.45. Schleusen machen um 9.00 auf. Auch die automatischen. Wir haben gewartet und gewartet. 9.30 kam ein französisches Charterboot. Sie gingen zur Schleuse und machten per Telefon den Schleusenwärter mobil. Der kam um 10.00 Uhr und behauptete die Schleuse wäre defekt. Das kann nicht sein, der hat unserer Meinung nach verschlafen, denn er drückte aufs Knöpfchen und alles lief seinen Gang. Wieder den ganzen Tag schön geschwitzt und um 16.00 in den Hafen Fouchecourt eingelaufen. Hier hat uns ein Hafenmeister aus Bayern begrüßt, der, mit seiner Frau ein kleines Restaurant bewirtschaftet. Die Frau ist Französin. Nun wollen wir es heute noch mal versuchen und essen wie Gott in Frankreich. Mein Handy hat schon 2 Tage kein Netz.24 Meilen, 8 Schleusen, 1 Tunnel 681 m, Liegegebühr 8,- €

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Page 77: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

18. August „03“Waren gestern gut und reichlich essen, war aber deutsche Küche. Rindsroulade mit Spätzle, gemischter Salat, leckere Vorspeise und Nachtisch für 12,- €. Bayrisches Weizenbier und guter Weißwein. Der war wohl aus Frankreich. Wir saßen draußen und auf einmal bekamen wir einen so starken Wind, dass alles durch die Luft flog. Es muss eine Windhose gewesen sein. Wir haben einen Kissenfender, Rückenpolster und Wilfrieds Strohhut eingebüßt. Dann kam auch noch Regen, was sehr angenehm war. Wir hatten eine gute Nacht.Heute Morgen ausgelaufen um 9.15. Bei der 1. Schleuse mussten wir eine Weile warten, aber bei den anderen ging es schön schnell. Haben 28 °, bedeckt und windig. In Corre eingelaufen um 13.00. Wilfried ging mit den Kanistern los, um Diesel zu tanken.12 Meilen, 4 Schleusen, Liegegebühr 10,- €.

19. August „03“Nach Einkaufen, (der Laden hatte gestern, Montag zu und heute machte er erst um 9.00 auf) um 9.30 abgelegt. Wir hatten ab der Schleuse 4, automatische. Das ist für uns im Moment schlecht, wo wir bergauf fahren. In den Schleusen gibt es nichts um festzumachen, nur zwei Leitern, auf jeder Seite eine. Oben sind viele Poller. Also, festmachen an der Leiter, Wilfried klettert die Leiter hoch, ich reiche ihm mit dem Bootshaken vorne und achtern die Leinen hoch, dann drückt er die blaue Stange hoch, die den Schleusenvorgang in Gang setzt, läuft schnell zurück, die Leiter wieder runter und das heute 17x. Festgemacht nach der letzten automatischen um 16.30. Da weiß man am Abend was man gemacht hat.

Wir sind kaputt!!

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Nicht einmal gefrühstückt haben wir. Die letzten Tage habe ich zwischen den Schleusen Brote gemacht, dazu kamen wir heute nicht. Es kam Schleuse auf Schleuse und wir hatten gar keine Zeit. Es ist jetzt 19.00 und nun werden wir reinhauen.Wir wollen Grillen und schön Wein trinken.Nun haben wir den Canal de l Est halb durchfahren, nun hören wir, dass wegen Wassermangel der Kanal doch gesperrt werden soll.

Halleluja!

16 Meilen, 17 Schleusen

20. August „03“Haben heute Morgen um 8.00 abgelegt, wollten die 1. an der Schleuse sein. Waren wir auch. 9.00 ging das Schleusen los und wir waren ganz alleine. Die Schleuserei hat sich gegen letztes Jahr, zum Vorteil geändert. Es wird geschleust von 9.00 – 19.00 Uhr und auch keine Mittagspause. Bei jeder Schleuse sitzt ein Wärter und so geht das Ruck-Zuck. Tampen werden abgenommen und Wilfried hat beim Kurbeln mitgeholfen. Bei der 21. Schleuse bekamen wir einen Handzettel in die Hand gedrückt, wo aufgeschrieben stand: ab Montag früh wird der Kanal gesperrt und wir müssen bei der 47. Schleuse sein. Das ist für uns kein Thema mehr, das schaffen wir babyleicht. Haben um 16.30 in Cirancowid festgemacht. Da lagen wir auch letztes Jahr. Eine Schleuse noch und wir sind am höchsten Punkt angelangt und dann wird die Schleuserei noch einfacher für uns. Es geht bergab. Auch haben wir wieder das Phänomen wie letztes Jahr, zwischen Girancourd und Epinal mit dem Barometer, wir mussten das schlechteste Wetter haben, was es gibt. Ist nicht so. Jetzt 19.00 28°Heute haben wir einen Rekord aufgestellt.15 Meilen, 28 Schleusen

21. August „03“Heute Morgen wollte Wilfried noch mit den Kanistern zur Autotankstelle gehen um 8.00.Der Tankwart schaut aus dem Fenster und zeigt auf die Uhr, um ihm zu sagen, später.Vielleicht um 9.00 ? Wilfried ist sowas von sauer. Sie sind freundlich und nett, aber stinkend faul. Wenn man sich die Ruinen von Häusern ansieht, die am Kanal stehen, muss man sich echt wundern. Bei uns würde es eine Auflage geben, diese Häuser abzureißen. Gestern sahen wir ein Haus, da war das Dach kaputt, damit es nicht rein regnet, haben sie eine Plastikfolie rüber gespannt. (Man konnte es sehen, es

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Page 79: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

war nicht im Bau und da sollte auch nichts geschehen) Das ist auch bei der Maschine so, schlampig eingebaut. Überall klöderts und rappelts. Da loben wir uns mal wieder die

Deutsche Gründlichkeit!Ausgelaufen um 8.30, Gott sei Dank, die letzte Schleuse bergauf und jetzt wird’s für uns leichter mit dem Belegen. Es ist das reinste Chaos ausgebrochen, alles will nach Hause. Die erste Schleuse die wir noch bergauf hatten, gingen wir mit einem Belgier rein. 4 Leute und ein hohes Motorboot, er als erster. Wilfried musste wieder die Leiter hoch, da sieht er, wie der eine Belgier die blaue Stange hochdrücken wollte. Wilfried schrie, ich bin noch nicht fest. Ihr seid 4 Personen, wir nur 2, die Stange wird erst hochgedrückt, wenn wir ok sagen. Bei den nächsten 2 Schleusen machten sie es wieder. Dann wurden wir richtig böse, das hat dann geholfen. Wir hatten dann 14 Schleusen als Treppe, das ging gut. Aus der Schleuse raus und in die nächste rein. In der Zwischenzeit haben die Belgier Äpfel und Pflaumen mit den Boothaken runtergeschüttelt und in Eimern gesammelt. Die Bäume standen vor dem Schleusenwärterhäuschen. Auf einem Baum stand sogar darauf, Privat.Wir wollten eigentlich bis Charmes, aber die Schleuserei war heute stockend und bei der 25. Schleuse in der Stadt Nomexy stauten sich die Schiffe und wollten alle nach Charmes. So haben wir beschlossen hier zu bleiben und morgen um 9.00 die 1. Schleusung mitzunehmen. Sind hier eingelaufen um 16.30.18,5 Meilen, 26 Schleusen.

22. August „03“In Nomexy um 9.00 in die Schleuse bis Carmes ging es sehr zügig. Aber dann in Carmes lagen alle Schiffe, die nach Hause wollen und nicht in Quarantäne. Es staute sich vor den Schleusen. Schleusenwärter waren Studenten, Mädchen und Jungs. Wenn es zwei waren, ging es ganz gut, aber für einen ist es echt Schwerstarbeit. Bis zur 47. Schleuse wird gesperrt und das wollten wir heute schaffen, mit einem Motorboot aus Mainz. Pustekuchen, bei der 47. waren wir um 5 Minuten vor 19.00 und der Schleusenwärter winkte ab. So und wo machen wir fest? Der Schleusenwärter lief bestimmt ½ KM, um uns zu helfen, tiefes Wasser zu finden.

Sowas von freundlich und hilfsbereit.An der Böschung ging nicht, zu wenig Wasser. Dann eine Stelle, die etwas tiefer war, wo wir ranfahren konnten. Er bemühte sich sehr. Es war zum Lachen, in dieser Zeit hätte er uns zweimal durchschleusen können. Festgemacht um 19.45 an einem Baum und einem Busch.

Das ist Frankreich!27 Meilen, 23 Schleusen.

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Canal de L´Est Branche Sud La Moselle de Neuves-Maison à Apach ( 122 km, 93 Schleusen ) ( 150 km, 16 Schleusen )

23. August „03“Mit Schwierigkeiten um 9.00 abgelegt, der Wasserstand ist heute Nacht wieder gesunken und wir saßen fest. Heute letzte Schleuse die 47. vom Canal de Est, nun sind wir aus der Quarantäne raus und in der Moselle. Freude! Bei der 1. großen Schleuse grün. Dann kam der Schleusenwärter und sagte uns, dass wir noch auf 14 Schiffe warten müssten. Oh, Oh. Das wären bestimmt 10 Schleusungen. Also bis 14.00 hätten wir rechnen können. Das waren alle diese Schiffe, die rechtzeitig Feierabend machten und wir sollten jetzt auf die Alle warten. Wie heißt es so schön?

Die letzten werden die ersten sein. Marode Schleusen von Frankreich.

Gewartet haben wir dann bis 11.00, dann waren wir 7 Schiffe und dem Schleusenwärter taten wir leid und er schleuste uns. Wir ließen Toul links liegen und fuhren Richtung Nancy – Metz. Wir legten in der Stadt Pompey um 17.15 an. Die Fahrt war schön. Schöne kleines Städtchen, Schlösschen und viel Wald.Die großen Schleusen sind sehr einfach zu bedienen, das macht richtig Spaß.26 Meilen, 6 Schleusen

24. August „03“Wieder ein Tag rum und genau 2 Monate unterwegs. Ausgelaufen in Arenal am 24. Juni. Wann wir nun nach Hause kommen ist nun sehr ungewiss.

Rhein und Elbe nur noch 70 cm Tiefgang. Keine Schifffahrt mehr.

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Ausgelaufen heute Morgen um kurz vor 9.00, hatten die Schleusen gut passiert, keine langen Wartezeiten und sind im Hafen Metz KM 298,65 eingelaufen um 16.30 ASH: Steganlage am Canal de la Moselle am Zentrum.

Pont a Mousson an der Moselle

29 Meilen , 4 Schleusen, Liegegebühr 10,- €

25. August „03“Uwe erzählte, Metz soll so schön, wie Avignon sein. Das ist wohl Geschmacksache. In Frankreich sind fast alle Städte grau in grau, das kommt vermutlich von den Feldsteinen, mit denen die Häuser gebaut werden. Wenn als Schmuck, die Blumen nicht wären, wäre es trostlos. Abgelegt haben wir um 10.00 die Schleuserei hat sich heute etwas hingezogen, bei einer mussten wir sogar 1 Stunde warten. Durch die Hitze, die wir immer noch haben, ist stellenweise die Mosel von Entenflott zugewachsen. Auch der Seewasserfilter und meine Spüle sind mit Entenflott voll. Langsam wird die Landschaft schöner. Es kommen schon die Weinberge.

Kirche von Metz

Habe mich bei Ralf in Saarbrücken gemeldet und wir werden uns morgen im Hafen Schwebsange in Luxemburg

treffen. Wir freuen uns!Eingelaufen um 19.30 in Schwebsange.34 Meilen, 6 Schleusen, für 2 Tage Liegegebühr 20,- € + Strom

26. August „03“ Um 11.00 hat Ralf angerufen, Herta und er kommen ca. um 14.00. Bringt auf Wunsch von uns Bier mit und dann fahren Wilfried und er noch einkaufen, damit wir grillen können.

Ich glaub, es wird ein schöner Tag!

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Page 82: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

Es ist jetzt 13.00. Morgen mehr.

27. August „03“Ja, es war ein schöner Tag und Abend. Blieben bis um 23.00. Haben viel erzählt von Gott und der Welt. Heute Morgen noch in Luxemburg getankt. Diesel 62,8 Cent.Heute ist uns etwas passiert, wenn wir das geträumt hätten, würden wir sagen es war ein Alptraum. Es war auf unserer langen Reise, die 419. Schleuse, Grevenmacher in Luxemburg bei KM 213 um 15.00. Ich meine nach so vielen Schleusen sagen zu können, wir können schleusen. Wir haben vor der Schleuse schon mal eine gute Stunde gewartet. Wir wissen Zeit muss man mitbringen. Dann kam ein Frachtschiff aus der Schleuse und es wurde grün. Hinter uns kam ein Schwimmbagger und so fuhren wir ganz nach vorne. Da kam der Schleusenwärter raus und fragte uns, ob wir freiwillig bezahlen würden. Da stellten wir erst fest, das der Bagger gar nicht reinfuhr. Hinter uns war noch ein Engländer. Wilfried ging bezahlen 4,50€. Er kam wieder und der Schleusenwärter hat uns regelrecht runterfallen lassen, so schnell hat er geschleust. Wir konnten das Schiff nicht mehr halten. Vorne der Klüver, hinten der Mast, überall knallten wir gegen die Schleusenwände und am Ende lagen wir verkehrt in der Schleuse. Da kommt er raus, lacht und fotografiert uns. Ich sage: „Das haben sie doch mit Absicht gemacht“, und er meinte:“sie haben doch schon Schwierigkeiten gehabt, wie ich noch langsam geschleust habe.“ 1. stimmte das nicht und wenn das so gewesen wäre, warum macht er dann noch schneller. Als wir rausfuhren wartete ein Schubverband, der rein wollte. In den günstigen Fall wollen wir ihm zu Gute halten, dass er deswegen so schnell geschleust hat. Wir hatten Angst um unser Leben. Im Hafen von Trier stellten wir fest, dass wir erhebliche Schäden am Klüver und Mast hatten. Wilfried ging zum Hafenmeister und erzählte von unserem Horrortrip. Der Hafenmeister meinte, er hätte schon öfter von dieser Schleuse Klagen gehört. Wir werden uns bei der zuständigen Schifffahrtsbehörde beschweren. Es geht immerhin um Leib und Leben.

Ministére des TransportsDépartement Navigation Fluviale19-21 Boulevard RoyalL-2938 Luxembourg

16.30 eingelaufen im Yachthafen von Trier.21 Meilen, 2 Schleusen, Liegegebühr für 2 Tage 24,- €.

(Am Ende des Buches ist der Briefwechsel nachzulesen zwischen meiner Mutter und dem Ministére des Transports)

28. August „03“Hafentag: Boot geputzt und mich geputzt!Und geschlafen.

29. August „03“

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Page 83: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

Hafentag: Mit dem Taxi in die Stadt Trier gefahren. Der Yachthafen liegt vor der Stadt, zu Fuß nicht zu erreichen. Jedenfalls nicht für mich.

Trier, die älteste Stadt Deutschlands.

Sie ist wunderschön. Haben mit dem Römer-Express (Bimmel-Gummibahn) eine Stadtrundfahrt gemacht. Haben dann zu Fuß besucht:Römisches Stadttor 2. Jahrhundert „Porta Nigra“Hauptmarkt mit Marktkreuz, Petrusbrunnen 1595. Gotische Marktkirche St. Gangolf 14-1 Dom-Bischofskirche römischer Kernbau Jahrhundert 4. Jahrhundert und viel mehr.Im Hafen von Trier liegt man schön und die Menschen sind sehr freundlich. Gestern kommt ein alter Herr, der sein Boot neben uns hat und fragt ob wir von ihm eine Flasche Wein

annehmen würden. Was für eine Frage, war Moselwein von 1999.Morgen bekommen wir besuch, von Brigitte und André aus Karlsruhe. Wir haben sie kennengelernt in Arenal auf Malle. Heute nochmals für 2 Tage Liegegebühr bezahlt. 24,- €

31. August „03“Gestern 30.8. Morgens geregnet in Strömen. Hatten schon bedenken wie wir das mit unserem Besuch machen, aber im Laufe des Vormittags wurde es wieder schön und warm. Die Beiden kamen um 11.30 und fuhren wieder um 18.00. Es war ein sehr schöner Tag, wir haben gegrillt und Erinnerungen ausgetauscht von

Mallorca.Am Abend kam ein Gewitter und ein starker Regen. Wir haben Heizung angemacht, Grogg getrunken und Karten gespielt und um 23.30 ins Bett. Heute Morgen

ausgelaufen um 10.00. Mit Parker.1. Schleuse um 10.45. Brauchten nicht lange warten. Schleuse Trier. Beide hatten wir an die letzte Schleuserei gedacht und uns war nicht ganz wohl dabei, aber es war wieder wie immer, es ging wunderbar. Also lag es nicht an uns, der Schleusenwärter von Grevenmacher hat es mit Absicht gemacht!!! Davon sind wir überzeugt.2. Schleuse, wie immer gut. Es hat 20° und wir frieren, sind wohl verwöhnt. Eingelaufen um 15.00 in Neumagen. Ein kleiner Ort wo wir heute Abend Weintrinken gehen wollen.24 Meilen, 2 Schleusen, Liegegebühr 16,- €.

1.September „03“Neumagen, ein schöner Ort und Wein kann man gut trinken, haben wir gestern ausprobiert. Haben uns auch noch etwas Proviant mitgenommen. Kamen um 23.00 an Bord, da geht das Telefon. Ralf war dran und fragt, wo seid ihr denn, versuche schon den ganzen Abend euch zu erreichen. Als ich ihm sagte wo wir waren, sagte er: lies mal die SMS, die ich euch schrieb:

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Page 84: Mit dem Plattbodenschiff nach Mallorca

Seid Ihr bei einer Weinprobe? Oder warum geht Ihr nicht ans Telefon?

Wie Recht hatte er. Heute Morgen ausgelaufen um 10.00 bei Sonne, aber Parker.

Gott, ist die Landschaft, die Häuser, alles hier so schön!

Hier müsste man auch mit dem Auto mal herfahren. An der 1. Schleuse haben wir heute 1 ½ Stunden gewartet. 2x hat der Schleusenwärter für uns grün gemacht, wir wollten aber auf einen Frachter warten und uns 4,50 € sparen. Lieber kaufen wir uns Gottesgetränk.

Der liebe Gott hat nicht gewollt, dass edler Wein verderben sollt.

Drum hat er uns nicht nur die Reben,Nein auch den nötigen Durst gegeben.

Eingelaufen in Traben-Trarbach um 16.30.

Die Fahrt war traumhaft.25 Meilen, 2 Schleusen, Liegegebühr 9,- €

3.September „03“Bei unserem Weinabend in Neumagen haben wir ein nettes Pärchen kennengelernt. Er ist beim Forstamt Traben-Trarbach beschäftigt. Gestern suchten wir da einen Liegeplatz und er hat uns gesehen und uns auch gleich besucht. Heute Morgen kam er um 9.00 zum Frühstück, mit Brötchen, Käse, Salami, Pastete und von seinem Garten Pflaumen. Hat uns angeboten, wenn wir Wünsche haben und etwas brauchen, möchten wir es sagen. Solange wir in der Mosel sind ist er für uns

da. Ist das nicht schön? Manchmal kann man das gut gebrauchen und es ist

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beruhigend. Wir haben eigentlich bis jetzt, viele nette Menschen kennengelernt. Hoffentlich bleibt das so.Ausgelaufen nach gutem Frühstück um 10.30. Wieder 1 ½ Stunde vor der Schleuse Enkirch gewartet. Würde gerne wissen, wie die Vorschriften der Herrgötter (Schleusenwärter) sind. Also wir wissen, wenn wir mit der Berufsschiffahrt reingehen, kostet es uns nichts, sonst 4,50 €. Heute warteten wir eine Stunde, das Wasser war oben und die Lichter rot. Von oben kam nichts, aber von unten, so hat er eine Leerschleusung gemacht. Hätte er uns nicht mitnehmen können? Ist das die Deutsche Bürokratie?Eingelaufen in Zell um 15.00.11 Meilen, 1 Schleuse, Liegegebühr 9,- €

3.September „03“Gestern Abend noch mal Weintrinken in Zell. Am Nachmittag war die Stadt voller Menschen, die alle mit Bussen da waren. Am Abend war die Stadt ausgestorben.Heute Morgen ausgelaufen um 8.45. Die Weinberge und die Mosel waren mit Nebel bedeckt. Die Sonne schien und es hatte 17 °.

Und ich fror! Wo ist die Wärme von Spanien? Ich vermisse sie und sehne mich nach ihr!Die Fahrt durch die schöne Landschaft der Mosel genießen wir sehr. Leider sind immer wieder Schleusen dazwischen und die kleinen Herrgötter genießen das auch. Heute ging es einigermaßen ganz gut. Bei der letzten hat er uns wieder mal geärgert. Ein Frachter vor uns, wir hinterher, mit dem Bug waren wir schon drinnen, da macht er rot. Dann ruft er durch die Lautsprecher: „ bei der nächsten Schleusung könnt ihr mit“

Warum? …..wir wieder raus mussten, weiß der Himmel.Festgemacht haben wir um 17.00 in Löf. Ein schöner kleiner Hafen mit netten Menschen, mit denen wir am Abend noch zusammen aßen und Bier, Sekt und ein Schnäpschen getrunken haben.33 Meilen, 3 Schleusen, Liegegebühr 10,50 €

4.September „03“Wilfried war heute Morgen noch bei einem kleinen Sparladen einkaufen und dann sind wir

bei Sonnenschein um 9.30 mit Winke Winke verabschiedet worden von den Löflern.Die 1. Schleuse kam nach 15 Minuten. Oh wie schön, vor uns ein Frachter, aber nichts wie hinterher. Wir waren vielleicht ca. 10 m vor der Einfahrt und es wird rot. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Wir drehten um, um an einem Dalben festzumachen, da kam die Stimme von oben:“ Ihr könnt gleich reinfahren, ich habe Euch nicht gesehen.“ Gibt es bei Schleusenwärtern doch noch Menschen? 2. Schleuse war die letzte von der Mosel, Koblenz und wir waren am Rhein. Die 2. Schleuse war auch schnell und ohne Problem bewältigt.

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Gott sei Dank, am Rhein haben wir keine Schleusen mehr. Unser Drehzahlmesser zeigte 1200 Umdrehungen. Normal fahren wir dann 4 Knoten, aber heute, Juchhe!Wir sind fast am Surfen, haben 9 Knoten drauf so eine Strömung hat der Rhein. Jetzt wissen wir auch warum wir letztes Jahr gegen den Süden, über Holland und Belgien fuhren. Man hat uns auch auf der Reise erzählt, wenn man den Rhein bergauf fährt, sieht man den Kölner

Dom 3 Tage.

Auch der Rhein hat seine Reize. Heute haben wir Schlösser und Burgen gesehen und die Reste der Brücke Remagen.

Festgemacht um 16.00 im Hafen Oberwinter bei 29°. Es ist schön warm geworden. Beim Einlaufen hatten wir etwas Grundberührung und man kann schon sehen dass der Rhein wenig Wasser hat.39 Meilen, 2 Schleusen, Liegegebühr 12,50 €

Koblenz

5. September „03“Ausgelaufen 9.15 bei Sonnenschein und Wärme. Eingelaufen im Kölner Hafen – Rheinauhafen um 12.30. Wir treffen hier Ulla, eine Urlaubsbekannte aus der Zeit wo wir noch Urlaub machten auf dem Bauernhof Jensen auf Pellworm, vor 30 Jahren. Würde dieses Treff nicht sein, würden wir sofort weiterfahren. Der Hafen, ich kann es gar nicht beschreiben, ist hässlich. Man fühlt sich eingeengt und beklemmend. Alles grau in grau. Für Strom wollen sie 2,70 € haben, das ist bislang auf unserer Reise der Teuerste. Gott sei Dank haben wir schönes warmes Wetter 29°. Es ist jetzt 13.30, ich hoffe dass Ulla sich bald meldet. Ich habe sie angerufen, leider musste ich mich mit dem Anrufbeantworter unterhalten.

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Morgen mehr. Brücke von Remagen27 Meilen, Liegegebühr 11,70 € ohne Strom

6. September „03“Ulla kam um 17.00, ihr Freund um 18.00, wir haben viel erzählt, haben uns ca. 15 Jahre nicht gesehen. Sie brachte viel Proviant mit, Brot, Wurst, Butter, Eier, Gemüse und Getränke. Ralf würde wieder sagen: Ihr habt es gut, zu Euch kommen immer Gäste, die was mitbringen, bei mir kommen immer nur Schmarotzer.“ Ich habe dann Frikadellen und Koteletts gebraten und Muskartoffel gemacht. Schien ihnen zu schmecken, was mich sehr freute. Bis 1.00 blieben sie und wir fanden, dass es ein sehr schöner Abend war und wir nicht mehr 15 Jahre warten wollen, bis wir uns wieder sehen. Heute Nacht regnete es, ich wurde wach, da meine Luke nicht zu war und mir der Regen ins Gesicht klatschte, aber es war warm. Heute Morgen ausgelaufen um 9.30 Richtung Hitdorf.

Hier treffen wir Christa, auch aus der Zeit von Pellworm. In Hitdorf eingelaufen um 12.00. Man sagt der Rhein wäre der meist befahrene Fluss, das Gefühl haben wir auch. Wilfried muss ganz schön aufpassen. Links und rechts überholen sich die Frachtschiffe und dann kommen noch die vielen Ausflugsboote und Hotelschiffe dazu. Man muss immer auf der Hut sein. Jetzt mache ich Schluss, Christa wird bald kommen, sie will

uns abholen zu sich nach Hause. Morgen wieder mehr. 11 Meilen, Liegegebühr 7,- €.

7. September „03“Christa kam um 14.00 und um 15.00 fuhren wir zu ihr nach Hause nach Langenfeld. Konnten bei ihr duschen, denn beim MIC- Hilden, ein sehr kleiner Verein, gibt es keine Duschen, aber sehr liebe Menschen. Bei Christa gab’s Kaffee und Kirschtorte und am Abend ein sehr schönes warmes Essen, Wein und Bier. Herrlich! Mal hinsetzen und nichts tun müssen. Um 21.00 wollten wir spätestens an Bord sein. Es war sehr dunkel, regnete und der Weg zur Vrouwe Antje sehr beschwerlich. Warum: der Rhein hat sehr wenig Wasser und so müssen die Vereine ihre Stege danach umbauen und das nicht immer zum Besten. Um 21.30 war ich so müde vom gutem Essen, von dem Wein und dem vielen Erzählen, dass ich sofort zu Bett bin, denn morgen Früh, kommt Arno, Wilfrieds Freund, aus der Kinderzeit zum Frühstück.

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Pünktlich um 9.00 war Arno mit den Brötchen da. Wir wollten eigentlich noch heute weiterfahren, aber der Tag war so schnell vorbei, vom vielen erzählen, (als Arno um 1.00 ging), dass wir beschlossen noch eine Nacht hierzubleiben. Haben uns noch nett mit Vereinsmitgliedern vom MIC-Hilden unterhalten, Abend gegessen, Karten gespielt und um 22.30 zu Bett.Liegegebühr 7,- €8. September „03“Heute Morgen ist Wilfried bei Regen mit Parker, Regenhose und Gummistiefel alleine um 7.30 ausgelaufen. Er sagt die schöne Landschaft ist vorbei und was willst du hier im Regen. Habe bis 9.45 geschlafen. Manchmal hat es ganz schön geschaukelt wenn die holländischen Frachter wie verrückt vorbeifahren. Einmal bin ich so erschrocken und schrie was war das?Ein Holländer hat ihn so auf die Seite gedrängt, dass wir Grundberührung hatten, obwohl er ein Menge Platz in der Mitte hatte. Um 13.00 sind wir in den Rhein-Herne-Kanal, da wurde es ruhiger. Jedenfalls hatten wir Ruhe vor den Holländern. Nun ging’s wieder mit den Schleusen los.Wartezeiten!Über die Schleusenwärter mach ich gar nichts mehr erzählen, langsam habe ich die Sch… voll. Hat’s doch heute wieder einer fertig gebracht und eine Leerschleusung gemacht. Ich habe mich per Telefon angemeldet und gefragt wie lang es etwa dauern wird. Er sagte: es kommt ein Frachter runter, dann könnten wir rein. Der Frachter kam aus der Schleuse raus, wir warteten auf grün, stattdessen gehen die Tore wieder zu. Rufe wieder an und fragte, ob ich ihn vorhin verkehrt verstanden hätte? Nein er macht die Tore gleich wieder auf. Es tat sich aber nichts. Nach ca. 10 Minuten eine Stimme von oben: Hier eine Durchsage, der Schleusenvorgang ließ sich nicht mehr stoppen, beim nächsten Mal können Sie mit. Ich könnte ein Buch schreiben über Schleusenwärter.

Der kleine Herrgott und seine Schleusen!Um 19.30 festgemacht im Hafen Datteln. Wilfried erzählte das im Hafen und man sagte uns, den Schleusenwärter von Münster müssen wir auch noch ertragen, der sei auch etwas komisch aber je weiter sie nach dem Norden kommen um so besser wird es.

Ist das nicht traurig?Abend gegessen, Karten gespielt und um 10.30 zu Bett.62 Meilen, 5 Schleusen

9. September „03“Wilfried ist wieder alleine um 7.30 losgefahren und ich durfte noch Heia machen. Je näher wir nach Hause kommen, umso mehr freuen wir uns. Diese Kanalfahrerei ist nicht ganz unser Geschmack. Die Münster Schleuse haben wir um 14.00 mit einem Frachter gut über die Runden gebracht, sind dem Frachter einfach hinterher gefahren. Nun haben wir noch die Hindenburg-Ülzner Schleuse und in Scharnebeck, das Hebewerk, dann hat uns Lüneburg bald wieder. 18.00 Einfahrt in den Mittellandkanal und um 19.00 festgemacht an einem Bootsliegeplatz KM 758 Meilen, 1 Schleuse

10. September „03“Frisch wird es schon am Morgen und feucht. Man muss sich schon warm anziehen. Wilfried ist wieder früh ausgelaufen um 7.15 bei 10°. Uwe hat gestern Abend angerufen und ich hatte

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das Gefühl, er freut sich das wir bis Samstag kommen. Samstag macht der WSV abschippern. Im Hafen eine große Feier mit Zelt.Abschippern= Ende der Saison, (mit Schifferlfahrn)Ja unsere Vrouwe Antje hat auch ganz schön gelitten auf dieser Reise. Das Holz (Fenster, Türen, Mast und Klüver) alles von der starken Sonne in Mitleidenschaft gebracht und das Eisen vom salzhaltigen Mittelmeer. Wilfried hat bis zur nächsten Saison viel zu tun. Habe heut Morgen Diethild eine SMS geschickt:

Haben schon so Sehnsucht auf zu Hause, fahren von Sonnenaufgang – Sonnenuntergang, werden wohl Samstag in Tespe einlaufen.

Antwort von Mohrchen:

Ich habe Sehnsucht nach Euch, freu mich und werde im Hafen sein.

Das ist doch schön, doch jemand, der sich auf uns freut, wenn schon unsere Kinder nicht mehr auf uns warten. Macht mich schon sehr traurig, dass sie auf Mallorca sind und ich sie nicht zu jeder Zeit besuchen kann.

Trotzdem wünsche ich ihnen, dass es ihnen gut gehen möge und sie glücklich sind. Verdient hätten sie’s!

Es hat fast den ganzen Tag geregnet. Der Kanal ist langweilig und fad. Festgemacht um 18.30 bei KM 119 durchgefroren und nass, Grogg getrunken, Karten gespielt und um 22.00 ins Bett.60 Meilen.

11. September “03“Habe mich gestern bei Liesl und Emil angemeldet. Auch die Beiden freuen sich, dass wir nach Hause kommen. Aber am meisten freuen wir uns auf unser kleines Häuschen und die

Sauna. Uns ist sooo kalt.Bett gehen, richtet sich im Moment nach dem Kartenspiel. Wenn Wilfried das erste Spiel gewinnt, gehen wir später zu Bett. Was mag uns das sagen?

Wilfried kann nicht verlieren!Fast noch dunkel, kalt und nass, legte Wilfried um 6.45 ab. Möchten uns heute mit Gisela und Götz treffen, noch im Mittellandkanal KM ca. 230, bei Wedesbüttel. Das wären immerhin noch 111 km und eine Schleuse. Ob wir das schaffen? Es ist jetzt 10.00 und wir sind bei KM 150

Später mehr!Wir hatten großes Glück, bei der Schleuse in Hannover keine Wartezeit, es fuhr vor uns ein Frachter rein und wir kamen gleich mit.

Aber! Es regnete in Strömen und ich war klitsche nass. Trocken gemacht, Bett gelegt und gewärmt. Götz rief an, Wedesbüttel wird nichts. Treff sollte sein KM 233,6, Abzweigung Millellandkanal-Seitenkanal. 18.15 sind wir mit großer Freude empfangen worden. Beim

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Telefonat bat ich, dass sie mir Brot und einen Blumentopf aus Ton mitbringen. Unsere Heizung ist ausgefallen und wir machen es wie früher „Blumentopfheizung“Blumentopf auf die Gasflamme des Küchenherdes und es war bald mollig warm. Wir hatten einen wunderschönen Abend. Sie brachten Bier, spanischen Sekt und Erika aus der Heide mit. Wir hatten soooo viel zu erzählen. Sie verabschiedeten sich um 23.30 mit dem Versprechen, uns in der Adventszeit in Lüneburg zu besuchen. Um 24.00 sind auch wir zu Bett. Es war ein langer Tag!62 Meilen, 1 Schleuse.

Bilanz:

Schleusen auf unserer Reise 2002 - 269 2003 - 170

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12. September „03“Ausgelaufen um 9.00 und es war kalt, aber kein Regen. Ülzener Schleuse oh wie wunderbar, wir brauchten nichtlange warten. Wilfried meldete sich an und man sagte ihm, gleich bei der nächsten Schleusung können wir mit. 16.00 aus der Schleuse raus und ich rief Eitel an um ihm zu sagen 18.00 laufen wir in Bad-Bevensen ein. Ich hatte beim letzten Telefonat mit ihm verstanden, er wolle uns besuchen, ja besuchen schon, aber erst in Scharnebeck. Wir hatten uns das so schön vorgestellt, dass er mit Edelgard kommt und wir einen netten Abend verbringen. Die 20 KM waren ihm wohl zu weit?? Er wollte uns ja auch auf Mallorca besuchen, das hat sich nur nicht ergeben, meinte er. Wir hatten so viele Besucher auf Malle

und auf unserer Heimfahrt, nur bei Eitel hat sich’s nicht ergeben!Eingelaufen in Bad-Bevensen pünktlich um 18.0043 Meilen, 1 Schleuse

13. September „03“Sonne scheint, Barometer steigt, aber es ist kalt. Wilfried hat Brötchen geholt und nach dem Frühstück um 10.00 sind wir ausgelaufen. Nach 5 Minuten Mann über Bordmanöver geübt. Der kalte Wind hat ein Sitzkissen ins Wasser geweht.

„ Mann, wieder an Bord“

Heute war die letzte Fahrt auf unserer langen und großen Reise. Tespe hat uns wieder.

Es war ein wunderschöner Tag, den wir lange nicht vergessen werden. Punkt 12.00 haben wir in Scharnebeck beim Hebewerk festgemacht. Wir haben gleich gesehen, das Warten angesagt war. Vor uns lagen eine Menge Frachter. Die Sonne schien und wir machten es uns bequem. Um 13.00 kam Eitel angeradelt und begrüßte uns mit einer Flasche Sekt und erzählte er wäre gestern Abend in Bad-Bevensen gewesen und hätte uns nicht gefunden.Ach Eitel, wo warst Du da?Immer Sorgen mit Eitel:

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Die Post kommt nicht an, telefonisch kann er uns auch nicht immer erreichen und nun findet er den Kanal in Bevensen nicht. Es ist wie verhext.Um 14.00 Aufruf vom Schleusenwärter, Sportboot als 4. Boot einfahren. Also fuhren wir langsam als 4. Boot in den Trog rein. Was war das? Ein Hallo, Rufen und Winken, Diethild und Winni begrüßten uns von der Straße. Wir freuten uns riesig. Eitel der mit uns durch die Schleuse fuhr ließen wir aussteigen und wir fuhren Richtung Elbe. Diethild und Winni begleiteten uns am Deich mit dem Rad. Aber was war das? Als wir aus dem Elbe-Seitenkanal in die Elbe fahren wollten sahen wir Schiffe Schiffe, Schiffe

Es waren 23 geschmückte Schiffe vom WSV Tespe, die auf uns warteten und uns ca. bis Tespe begleiteten. Wir haben uns ganz groß gefühltDas Alles für uns?Festgemacht um 16.30 mit Händeschütteln und auch ein paar Umarmungen.Es war einfach schön.Morgen holen uns Liesl und Emil ab. Es geht auch Hause in unser kleines Häuschen und ich glaube wir werden uns zu Hause auch wieder sehr wohl fühlen. Ich kann es gar nicht glauben, dass 1 ½ Jahre vorbei sind. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe das alles nur geträumt.23 Meilen

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Beschwerdeschreiben:

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Antwortschreiben:

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2. Antwortschreiben

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Stellungnahme des Schleusenwärters:

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An dieser Stelle möchte ich anregen, dass jeder, der den Gatten meiner Mutter, der hier als Schiffsführer beschrieben wird kennt, selber beurteilt, in wieweit die Ausführung des Schleusenwärters im Bezug auf das von ihm beschriebene menschenunwürdige Verhalten für möglich zu betrachten sein könnte, ohne meiner Mutter unterstellen zu wollen, dass sie die Unwahrheit geschrieben hat. Meine Mutter war eine herzensgute, ehrliche, liebevolle Seele, die immer nur an das Gute im Menschen und somit auch an ihren Gatten geglaubt hat.

Den tatsächlichen Verlauf im Betriebsgebäude kennen nur der Schleusenwärter und der Schiffsführer.

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Letztes Rückschreiben meiner Mutter:

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