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ders uberzeugendes Zukunftskonzept furden projektbezogenen Ausbau der Spitzen-forschung vorweisen konnen.Die bereits abgeschlossenen und die jungst

auf den Weg gebrachten Reformen im Hoch-schulbereich sind hervorragend geeignet, umdeutsche Arbeitsplatze in internationalen IT-Wertschopfungsketten zu erhalten und aus-zubauen. Entscheidend sind hier die Signaleund das Handeln der Unternehmer selbst.Ein wesentliches Problem Deutschlands

liegt in der hohen Arbeitslosenquote undden bestehenden arbeitsrechtlichen Rahmen-bedingungen, was sich auch nachhaltig aufden IT-Bereich auswirkt. Mit der Internatio-nalisierung und Technologisierung habensich die Anforderungen an den dazugehori-gen Arbeitsmarkt gewandelt. Die Strukturendes Arbeitsmarktes Deutschland sind jedochkaum verandert oder gar unflexibler gewor-den. �berreglementierungen sind ein we-sentliches Hindernis fur Einstellungen undExistenzgrundungen. Ziel muss es sein, diewirtschafts-, finanz-, sozial- und arbeits-rechtlichen Bedingungen wieder starker aufdie Forderung von Beschaftigung auszurich-ten. Starre Regelungen im Arbeitsrecht sinddie Bremse auf dem Weg Deutschlands andie Spitze internationaler IT-Wertschop-fungsnetzwerke.Damit Deutschland im internationalen

Wettbewerb bestehen kann, bedarf es desMuts und der Entschlossenheit auf Seiten derPolitiker und der Unternehmer. Hochschu-len konnen und mussen die Absolventen aus-bilden, die der Arbeitsmarkt braucht. Politi-ker mussen die arbeitsrechtlichen Grund-lagen schaffen, damit Unternehmer wiederPersonal einstellen. Nur so konnen wir dieAbwanderung qualifizierter deutscher Ab-solventen ins Ausland verhindern und denStandort Deutschland durch Wachstum undArbeitsplatze wieder voranbringen. Die Poli-tik muss der Wirtschaft die Entscheidung furneues Personal durch Lockerungen des Kun-digungsschutzes und Senkung der Lohn-nebenkosten erleichtern. Im Jahr 2002 hatteWestdeutschland in einem internationalenVergleich fur die Industrie nach Norwegenmit 26,36 a pro Stunde die zweithochstenArbeitskosten weltweit. Besonders hoch sindbei uns die Personalzusatzkosten, bei denenwir mit 11,62 a pro Stunde „Weltmeister“sind. Unternehmen mussen positive Signalean Studienbewerber geben und berucksichti-gen, dass ein Studium drei bis funf Jahredauert. Kluge Personalentwicklungspolitikkann sich nicht an Quartalsbilanzen orientie-ren.Die Hochschulpolitik muss auch kunftig

fur forderliche Rahmenbedingungen, mehr-jahrig verlassliche Finanzierung, Ziel- undLeistungsvereinbarungen und Qualitats-sicherung an den Hochschulen sorgen. Manwird auch in Zukunft darauf achten mussen,

dass neueste Informations- undKommunika-tionstechnologien in Lehre, Forschung undDienstleistung integriert werden. Die sog.„E-Politiken“ mussen forciert und koor-diniert werden. Es braucht weiterhin strategi-sche Konzepte fur die Entwicklung neuerwichtiger technologischer Schlusselbereiche.Auch eine Starkung des naturwissenschaft-lichen Unterrichts an den Schulen und diekonsequente Forderung von Nachwuchswis-senschaftlern wurden fruhzeitig den Grund-stein fur einen qualifizierten Nachwuchs anInformatikern bilden.Deutschland verfugt uber starke Hoch-

schulen, die hervorragende Absolventen her-vorbringen. Dieses Land braucht mutigdenkende Unternehmer, die dieses Human-kapital nutzen und damit vorhandene Poten-ziale fordern. Deutschland muss wieder denMut zu eigenen Innovationen finden.

Lutz StratmannMinister fur Wissenschaft und Kultur

Niedersachsen

Mitteilungen desGI-Fachbereichs Wirtschafts-informatik

Neue GI-Fachgruppe „Mobilitatund Mobile Informationssysteme“(MMS)

Motivation

Die Bedeutung des Faktors Mobilitat als ge-sellschaftliches und okonomisches Phano-men ist unubersehbar. Die dynamische Ent-wicklung auf dem Gebiet mobiler und ubi-quitarer Technologien und ihre zunehmendeIntegration in das Internet haben ein neuesAnwendungs- und Forschungsfeld fur dieInformatik entstehen lassen. Die vollen Po-tenziale mobiler Technologien werden sichjedoch nur dann entwickeln und ausschop-fen lassen, wenn es gelingt, potenzielle An-wender, Entwickler und Forscher in einenintensiven Dialog zu bringen. In Deutsch-land existieren in der Zwischenzeit viele Ein-zelinitiativen mit zum Teil sehr unterschied-lichen Ausrichtungen. Ein gemeinsames Fo-rum scheint sinnvoll – ein solches Forumwill die neu gegrundete Fachgruppe „Mobi-litat und Mobile Informationssysteme“(MMS) bieten.

Ziele und Aktivitaten der Fachgruppe

Ziel der neuen Fachgruppe ist es, eine offenePlattform und ein Diskussionsforum fur mitmobilen Technologien und Anwendungenzusammenhangenden Themen und Frage-stellungen, wie die unten aufgelisteten, zuschaffen:& Mobile Datenbanken und Informations-

systeme& Technologien und Infrastrukturen fur

mobile Anwendungen& Mobile Business (mobile Anwendungen

in Unternehmen)& Mobile Geschaftsprozesse& Mobile Commerce& Mobile Anwendungen und Anwendungs-

felder& Sicherheit mobiler Anwendungen& Entwicklung mobiler AnwendungenDabei soll einerseits eine Integration von

Wissenschaft und Wirtschaft, andererseitseine Zusammenfuhrung von technischem so-wie markt- und anwendungsbezogenemWissen unterstutzt werden. Bisherige Akti-vitaten, zum Beispiel das Mobile ApplicationResearch Center (MARC) des ArbeitskreisesMobile Business (AKMB), das Zentrum furMobilitat und Information (ZMI), und derGI-Arbeitskreis Mobile Datenbanken undInformationssysteme (m-dbis), werden in dieFachgruppe integriert. Eine Kooperation mitverwandten Fachgruppen ist angestrebt.Die Fachgruppe wird jahrlich zwei Ver-

anstaltungen anbieten, die auch mit einemformellen Mitgliedertreffen verbunden wer-den. Die erste solche Veranstaltung war imSeptember 2005 der Workshop „Mobiles In-formationsmanagement und seine Anwen-dungen“ im Rahmen der GI-Jahrestagung.Auch die zweite, großere Veranstaltung istschon in der Planung: Im Februar 2006 wirddie erste MMS-Konferenz (zusammen mitder MKWI) in Passau stattfinden. Details da-zu sind auf der Webseite der Fachgruppeverfugbar.Daruber hinaus erscheint monatlich ein

elektronischer Newsletter.

Organisatorisches

Die Fachgruppe gehort zu den beiden Fach-bereichen „Wirtschaftsinformatik“ und „Da-tenbanken und Informationssysteme“. Fach-gruppenmitglieder konnen wahlen, welchemder Fachbereiche sie angehoren wollen.Die Grundung der Fachgruppe wurde von

Klaus Turowski (Sprecher), Birgitta Konig-Ries (stellv. Sprecherin), Franz Lehner undKey Pousttchi initiiert. Des Weiteren konn-ten Martin Breunig, Hagen Hopfner, KaiRannenberg und Can Turker zur Mitarbeitim Leitungsgremium gewonnen werden.Fur alle Interessierten besteht ab sofort die

Moglichkeit, Mitglied in der Fachgruppe zu

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 6, S. 467–478

GI-FB WI 475

werden. Wir freuen uns auf viele Aktive –gerade jetzt in der Grundungsphase bestehtdie Moglichkeit, die Fachgruppe entschei-dend mit zu pragen!Nahere Informationen zur Fachgruppe

(und dazu, wie man Mitglied werden kann,)gibt es unter http://www.gi-mms.de.

Prof. Dr. Birgitta Konig-RiesHeinz-Nixdorf-Stiftungsprofessur

fur Praktische InformatikFriedrich-Schiller-Universitat Jena

Ernst-Abbe-Platz 207743 Jena

[email protected]

Mobiles Informationsmanagementund seine Anwendungen

9. Workshop des GI-Arbeitskreises „Mobi-le Datenbanken und Informationssysteme(m-DBIS)“, zugleich 1. Workshop der GI-Fachgruppe „Mobilitat und Mobile Infor-mationssysteme“Der Workshop fand am 22. September

2005 im Rahmen der 35. Jahrestagung derGesellschaft fur Informatik (GI) im BonnerSchloss mit uber 30 Teilnehmern statt. Erwurde von Martin Breunig (Universitat Os-nabruck), Serge Shumilov (UniversitatBonn) und Henning Bar (TU Darmstadt) or-ganisiert. Da der GI-Arbeitskreis m-DBISinzwischen in der neu gegrundeten GI Fach-gruppe „Mobilitat und Mobile Informa-tionssysteme“ (http://www.gi-mms.de) auf-gegangen ist, war der Workshop zugleichder erste Workshop der neuen Fachgruppe.Er umfasste einen eingeladenen sowie zehnweitere vom Programmkomitee ausgewahlteVortrage.Als Keynotespeaker konnte Kai Rannen-

berg von der Johann Wolfgang Goethe-Uni-versitat in Frankfurt (T-Mobile Stiftungspro-fessur fur M-Commerce) gewonnen werden.Sein Vortrag uber das „IdentitatsmanagementinMobilkommunikationssystemen und ihrenAnwendungen“ zeigt deutlich Anforderun-gen und Risiken bei der Verwaltung und Be-kanntmachung der Identitat/Position des Be-nutzers in mobilen Anwendungen auf. KeyPousttchi (Universitat Augsburg) machtemit seinem Framework „Mobility-M“ deut-lich, wie mobile Technologie zukunftig Ge-schaftsprozesse wesentlich verandern wird.Den hohen Forschungsbedarf fur mobile

Informationssysteme zeigten die nachstenSprecher in ihren Vortragen auf: ManuelScholz von der FU Berlin („Adaptive datadissemination in mobile ad-hoc networks“)betrachtete Mechanismen fur eine pull-ba-sierte Informationsverbreitung in Ad-hoc-Netzen. Christian Erfurth von der Univer-

sitat Jena („Semantisches Routing fur mobileSoftware-Entitaten“) beschaftigte sich mitder Frage, wie mobile Agenten sich in (teil-weise) unbekannten Netzwerkumgebungenzurecht finden und autonom fur ihre Ziel-erreichung geeignete Agentenserver identifi-zieren und erreichen konnen. Jorg Roth vonder Fernuniversitat Hagen („The role of se-mantic locations for mobile informationaccess“) stellte einen Ansatz vor, der es er-moglichen soll, ortsabhangige Informationanhand von aus Anwendungs- und Nutzer-sicht sinnvollen Lokationsangaben (wieRaum 314 oder Campus der Uni Bonn) zukategorisieren.Ein „Farbtupfer“ in der Vortragsabfolge

war zweifelsohne die Softwaredemonstrationeines WLAN-basierten Ortungssystems vonPeter Ibach (HU Berlin). Zwei Helfer desBonner GI-Organisationsteams wurden kur-zer Hand als Versuchspersonen aquiriert,um den Verlauf ihrer Positionen im Univer-sitatsgebaude mittels „MagicMap“ graphischzu verfolgen. Bjorn Wust von der Univer-sitat Kassel griff das Thema der Personalisie-rung erneut auf und Hagen Hopfner von derIUG Bruchsal zeigte in seinem Vortrag „To-wards update relevance checks in a contextaware mobile information system“ die Be-deutung von inhalts- und kontextbezogenenUpdates in mobilen Informationssystemen.Dieser Vortrag schloss die datenbankbezoge-nen Vortrage ab.Abgerundet wurde das Workshoppro-

gramm durch drei Vortrage uber den Einsatzmobiler Endgerate in computergestutztenPrasenzveranstaltungen von Marc Santos(Universitat Koblenz-Landau), Henning Bar(TU Darmstadt) und Nicolai Scheele (Uni-versitat Mannheim), die jeweils unterschied-liche Aspekte dieses facettenreichen Themashervorhoben. Die lebhafte Diskussion zeigtedas große Interesse, aber auch den weiterenEntwicklungsbedarf der eingesetzten mobi-len Lernsysteme.Insgesamt waren die Diskussionen auf dem

Workshop ein weiteres Indiz dafur, dass dasForschungsgebiet der mobilen Informations-systeme von denDatenbanken ausgehend ausverschiedenen Sichten zu beleuchten ist. DieEntwicklung mobiler Informationssystemeist daher als eine Herausforderung fur die ge-samte Informatik zu verstehen. Die Beitragedes Workshops wurden im zweiten Band derProceedings der Bonner GI-Tagung (ISBN3-88579-397-0) veroffentlicht.Wir mochten uns herzlich bei allen Teil-

nehmern, Vortragenden und den Mitgliederndes PC bedanken. Ein besonderer Dank giltder Leitung der GI-Jahrestagung rund umArmin B. Cremers, ohne die der Workshopin dieser Form nicht hatte stattfinden kon-nen.Mit dem 9. Workshop des GI-Arbeitskrei-

ses mDBIS endet eine Serie erfolgreicher Ver-

anstaltungen (1. WS in Jena am 23.11.2001,2. WS in Magdeburg vom 21. bis 22.03.2002,3. WS in Dortmund am 02.10.2002, 4. WS inKarlsruhe vom 10. bis 11.04.2003, 5. WS inZurich vom 16. bis 17.10.2003, 6. WS in Hei-delberg vom 23. bis 24.03.2004, 7. WS in Ulmam 21.09.2004, 8. WS in Karlsruhe am28.02.2005) und eine hoffentlich ebenso er-folgreiche Zeit fur die Fachgruppe MMS, indie der Arbeitskreis aufgegangen ist, beginnt.Im Rahmen des Arbeitskreises wurde daru-ber hinaus ein erfolgreiches Buchprojektdurchgefuhrt. Das Buch „Mobile Datenban-ken und Informationssysteme“ von HagenHopfner, Can Turker und Birgitta Konig-Ries ist unter der ISBN 3-89864-264-X beimdpunkt.Verlag in Heidelberg erschienen. Ne-ben den Autoren haben an seiner Entstehungauch Christoph Gollmick, Astrid Lubinski,Marco Plack, Michael Klein und PhilippObreiter aktiv mitgewirkt. Abgerundet wirddas Erfolgsbild des Arbeitskreises durchzahlreiche Aktivitaten, die durch seine Mit-glieder initiiert wurden, ohne, dass der AKals Institution imMittelpunkt stand. Beispielehierfur sind der erste internationale Work-shop zu „Pervasive Information Manage-ment“ bei der EDBT 2004 in Herakleon(Creta, Griechenland) sowie die zweite Aus-gabe dieser Veranstaltung im Rahmen derkommenden EDBT 2006 in Munchen ebensowie ein Dagstuhlseminar zum Thema „Mobi-le Information Management“, das im Okto-ber 2004 stattfand.

Prof. Dr. Martin BreunigUniversitat OsnabruckInstitut fur Informatik

Albrechtstraße 2849069 Osnabruck

[email protected]

Dr. Hagen HopfnerInternational University in GermanySchool of Information Technology

Campus 376646 Bruchsal

[email protected]

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 6, S. 467–478

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