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NATURERLEBNIS AM SÜDTIROLER JAKOBSWEGWUNDER DER SCHÖPFUNG AM RANDE DES PILGERWEGES

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INHALT

Vorwort ........................................................................................... S. 4

Allgemeines zum Südtiroler Jakobsweg ....................................... S. 5

Pustertal – Zwischen Alpenhauptkamm und Dolomiten .............. S. 8

Wipptal – Von Brixen zum Brennerpass ........................................ S. 12

Mittleres Eisacktal – Entlang des „Keschtnweges“ ...................... S. 16

Ritten – Von Waidbruck nach Bozen .............................................. S. 20

Bozen-Meran – Naturwunder abseits der „Mebo“ ....................... S. 24

Unterer Vinschgau – Der Sonnseite entlang ................................. S. 28

Oberer Vinschgau – Auf der Schattseite ins Münstertal ............... S. 32

Biotope entlang des Jakobsweges ................................................ S. 36

Impressum ..................................................................................... S. 40

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VORWORT

Die Südtiroler Teilstücke des Jakobsweges verlaufen durch alle wichtigen Talschaften – beginnend vom Pustertal oder alternativ vom Wipptal aus, durchquert man das Eisacktal, das Gebiet des Ritten, den Abschnitt von Bozen bis Meran und den Vinschgau bis hin zur Schweizer Grenze bei Taufers im Münstertal.Mehr als 1.100 m Seehöhe durchmisst der Pilgerweg dabei in sei-nem Verlauf – vom niedrigsten Punkt in Bozen bei 262 m bis zum höchsten Punkt am Brennerpass bei rund 1.370 m. Jeder der sieben im Folgenden vorgestellten Wegabschnitte ist in seinem Charakter einzigartig und bietet dem Pilger die Möglichkeit, die zahlreichen Wunder der Schöpfung entlang des Pilgerweges zu entdecken. Ob sonnenverwöhnte Trockenhänge, kühle und schattige Waldgebiete oder Feuchtgebiete – entlang des Jakobsweges bietet die vielfältige Landschaft zahlreichen Tieren und Pfl anzen wertvollen Lebens- und Rückzugsraum. Auch dem Wasser als Quell allen Lebens kommt entlang des Pilger-weges große Bedeutung zu. Südtirol ist ausgesprochen reich an spru-delnden Quellen, wild rauschenden Bächen, gemächlichen Flüssen, sowie traumhaft klaren Seen und verfügt mit seinen ausgeklügelten, Jahrhunderte alten Waalen über ein effi zientes Bewässerungssys-tem, welches für die Fruchtbarkeit und die reichen Ernten des Vin-schgaus verantwortlich zeichnet.

ALLGEMEINES ZUM SÜDTIROLER JAKOBSWEGAuf dem Jakobsweg durch Südtirol unterwegs zu sein, bedeutet nicht nur Fortbewegung, die Pilgerschaft ist auch eine Reise von spiritueller innerer und äußerer Dimension. Unabhängig vom historischen Verlauf des Pilgerweges wurden in den letzten Jahren alle wichtigen Teilstücke durch Südtirol markiert und stehen den Pilgern zur Verfügung. Neben dem religiös-spirituellen Hintergrund des Pilgerns bewegt man sich auf dem Jakobsweg durch Südtirols faszinierende Natur, die auf relativ kleiner Landesfl äche eine überwältigende Vielfalt zu bieten hat.Diese Fülle hat verschiedene Ursachen: Südtirol liegt an der Schnitt-stelle von zwei europäischen Großlebensräumen. Während die Alpen einen großen Teil der Landesfl äche einnehmen, reichen von Süden her einige Ausläufer der Vegetation des nördlichen Mittelmeerraumes bis weit in die Täler von Etsch und Eisack hinein. Nicht umsonst wird das Land immer wieder als „Tor zum Süden“ bezeichnet. Die klimatische und geologische Vielfalt Südtirols begünstigt diese einzigartige Le-bensgemeinschaft, die mehr als 30.000 Tier- und rund 4.000 Pfl anzen-arten umfasst.Ein großer Teil dieser Arten ist so klein und unauffällig, dass ihnen die Pilger wohl nur in seltenen Ausnahmefällen begegnen werden. Ande-re dagegen, insbesondere verschiedene Gehölze und andere größere Pfl anzenarten, tragen ganz wesentlich zum Landschaftsbild der ein-

Blick vom Sonnenberg auf die Prader SandRauschender Wildbach im Münstertal

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der jedoch auch die letzte Heimat zahlreicher hoch spezialisierter Arten in Südtirol darstellt.Einen Großteil der Landschaften am Südtiroler Jakobsweg nehmen unterschiedliche landwirtschaftlich genutzte Flächen ein. Während in den kühleren Regionen Grünland mit Mähwiesen und Weidefl ächen do-miniert, nehmen in den milderen und warmen Landesteilen Obst- und Weinkulturen bedeutende Flächen ein. Allen Kulturlandschaften ge-meinsam ist, dass sie ihre Entstehung und Ausprägung dem Wirken des Menschen verdanken. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten wurden traditionelle, extensiv genutzte Kul-turlandschaften immer weiter zurückgedrängt und sind heute ebenso gefährdet wie natürliche Lebensräume.Ähnlich häufi g wie die dominierenden Pfl anzenarten entlang des Ja-kobsweges sind verschiedene, in Mitteleuropa weit verbreitete Tier-arten. Vor allem typische Vogelarten der Kulturlandschaft – von der Amsel über den Star bis zum überaus häufi gen Buchfi nken – begleiten die Pilger auf Schritt und Tritt. Daneben lassen sich beim besinnlichen Wandern aber auch zahlreiche Kostbarkeiten der Südtiroler Tier- und Pfl anzenwelt entdecken. Diesen Besonderheiten wird in den einzelnen Kapiteln zu den sieben Wegabschnitten besonders breiter Raum gege-ben. Sie sollen den Pilgern für die Wunder der Schöpfung am Weges-rand die Augen öffnen. Denn wer aufmerksam auf dem Südtiroler Ja-kobsweg unterwegs ist und seine Sinne für die umgebende Natur öffnet und schärft, wird zahlreiche Seltenheiten entdecken können. So wird die Pilgerfahrt nicht nur zu einer spirituellen Reise in Richtung Santiago de Compostela und zu verborgenen Seiten des eigenen Ichs, sondern auch eine Entdeckungsreise in unbekannte Schöpfungswelten.

zelnen Wegabschnitte bei und sind typische Merkmale des jeweiligen Landstriches. So nimmt die Fichte große Flächen der klimatisch rau-eren Teilstücke entlang des Weges ein. Fichtenwälder sind etwa im Pustertal, am Weg vom Kloster Neustift zum Brenner und im Oberen Vinschgau ein steter Begleiter der Pilger. In den Abschnitten zwischen Brixen und Meran dagegen nehmen Laubgehölze eine wesentlich wich-tigere Rolle ein. Neben den dichten supramediterranen Flaumeichen- und Hopfenbuchen-Buschwäldern im Etsch- und Eisacktal treten an trockeneren, felsig-schottrigen Standorten auch ausgedehnte Kiefern-wälder auf, in denen die Rotkiefer oder -föhre dominiert.Wo der Jakobsweg entlang größerer Fließgewässer verläuft, kommen Laubbäume der einst wesentlich ausgedehnteren Auwaldgemeinschaf-ten vor. Weiden, Erlen und Pappeln prägen diese Feuchtgehölze, geben allerdings nur mehr einen vagen Eindruck von der früheren Größe und Vielfalt der Südtiroler Auwälder. Über 90 Prozent der um das Jahr 1900 noch vorhandenen Auwaldfl äche sind bis heute verloren gegangen. Die Ahrauen im Pustertal, die Falschauermündung bei Lana und besonders die Schludernser Au im obersten Vinschgau sind die bedeutendsten Re-likte dieses wertvollen Lebensraumes.Nur wenige Lebensräume am Südtiroler Jakobsweg sind von Natur aus baumfrei, da der Weg stets deutlich unterhalb der höhenmäßigen Wald-grenze verläuft. Wichtigstes Beispiel dafür sind die Felstrockenrasen des Vinschgauer Sonnenberges, die einer Steppenlandschaft im Her-zen der Alpen gleichen. Aufgrund der geringen Niederschläge und des dünnen Bodens ist hier an vielen Stellen kein Baumwachstum möglich. Nur einzelne ausdauernde Straucharten bereichern diesen von Gräsern und anderen trockenheitsresistenten Pfl anzen geprägten Lebensraum,

Weingarten bei Algund in der Herbstsonne Typische Apfelanlage im Vinschgau, im Hintergrund der Sonnenberg

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PUSTERTALZWISCHEN ALPENHAUPTKAMM UND DOLOMITEN

NATUR ALLGEMEIN:

Als größtes alpines Längstal Südtirols ist das Pustertal auch eine der am dichtesten besiedelten Regionen des Landes. Für den Pilger fällt zunächst die markante Lage des Tales auf: Während im Norden die Bergriesen der Zillertaler Alpen emporragen, prägen in den östlichen Abschnitten die Felstürme und -zacken der Dolomiten das Landschafts-bild der südlichen Talseite. Erst westlich von Olang bleiben die Zinnen der Bleichen Berge zurück und machen den weiten Hochfl ächen von Kronplatz und Rodenegger Alm Platz.Die ursprüngliche Artenvielfalt des Pustertales ist dagegen auf den ersten Blick nicht leicht zu entdecken. Einen großen Teil des Weges be-gleiten Dörfer und dicht besiedelte Gebiete. Dennoch haben sich am Rande des Siedlungsraumes etliche Naturoasen erhalten, welche bis heute eine Reihe von seltenen Tier- und Pfl anzenarten beherbergen.Im Leben vieler dieser Arten spielt Wasser eine besondere Rolle und dies ist im Pustertal reichlicher zu fi nden als in vielen anderen Teilen Südtirols. Drau und Rienz sind seine Hauptfl üsse, doch auch in eini-gen Seitentälern fi nden sich ausgedehnte Feuchtgebiete – meist jedoch etwas abseits des Jakobsweges. Hier wären etwa die Moorgebiete im vordersten Antholzertal und die Auen der Ahr als Lebensräume von überregionaler Bedeutung zu nennen. An seinem westlichen Rand geht das Pustertal schließlich in die Obst- und Weinbaugebiete um Brixen und Vahrn über, welche diesem Talabschnitt einen deutlich südlicheren Charakter verleihen.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

GRAUREIHER (Ardea cinerea)

Dieser majestätische Schreitvogel wird knapp 1 m groß und bis zu 2 kg schwer. Seine Flügel-spannweite erreicht bis zu 2 m. Der Grau- oder Fischreiher, wie er auch genannt wird, hat ein graues Gefi eder, auf der Stirn und am Oberkopf

weiße Flecken und am Rücken weiße Streifen. An den Augen verlau-fen schwarze Streifen und am Hals eine Reihe schwarzer Flecken. Sein lang gezogener Schnabel ist optimal für das Aufspießen und Ergreifen seiner Beute, wie kleiner Fische, Frösche, Schlangen und Kleinsäuger, geeignet. Im Pustertal befi nden sich einige der größten Brutkolonien des Graureihers in Südtirol.

WASSERAMSEL (Cinclus cinclus)

Die Wasseramsel wird bis zu 18 cm groß und ist gut an ihrem großen, weißen Brustfl eck in dem sonst durchgän-gig dunklen Gefi eder zu erkennen. Sie ist der einzige Singvogel, der ständig am Wasser lebt und sogar schwimmen

und tauchen kann. Markant sind auch ihre großen, kugeligen Nester, welche sie unter Brücken, an Wehren oder Felsen, jedoch stets direkt über dem Wasser errichtet. Sie lebt an Bächen und Flüssen, ihre Le-bensräume wurden jedoch durch Wasserverschmutzung und Uferver-bauung gebietsweise eingeschränkt, weshalb sie in der Roten Liste der Tierarten Südtirols als potenziell gefährdet eingestuft wird.

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GELBBAUCHUNKE (Bombina variegata)

Dieser bis zu 5 cm große, krö-tenähnliche Lurch ist vor al-lem in kleinen und kleinsten Gewässern, selbst in Pfützen oder Fahrrinnen, zu fi nden. Die Gelbbauchunke ist oben graubraun gefärbt mit teil-weise dunklen Flecken und hat zahlreiche Warzen auf der Haut. Die namensgeben-

de Unterseite ist gelborange gefärbt und wird von der Unke bei Gefahr in der sogenannten Schreckstellung gezeigt. Dabei hebt sie ihre Vor-derbeine an und präsentiert ihren bedrohlich gelben Bauch. Trotz ih-res grundsätzlich potenziell sehr großen Lebensraumes, der von der Talsohle bis auf rund 1800 m Höhe reicht, ist die Gelbbauchunke durch Zerstörung ihrer Lebensräume in ihrem Bestand gefährdet.

PFLANZEN:

SUMPFDOTTERBLUME (Caltha palustris)

Wie ihr Name schon vermuten lässt, bevorzugt diese krauti-ge Pfl anze feuchte Standorte. Sie wird bis zu 60 cm hoch und ist leicht an ihren dun-kelgrünen, bis zu 15 cm lan-gen, nierenförmigen Blättern und von März bis Juni an den goldgelben, fettig glänzen-den Blüten zu erkennen. Die

schwach giftige Sumpfdotterblume kann bei empfi ndlichen Menschen bereits durch äußerlichen Kontakt zu Haut- und Schleimhautreizungen führen. Dennoch wurden Teile der Pfl anze früher als Nahrungsmittel verwendet, wovon jedoch im Hinblick auf die Nebenwirkungen wie Er-brechen, Durchfall, Hautausschläge und Schwindel abzuraten ist. In verschiedenen Regionen wurde die Sumpfdotterblume auch in Ritualen zur Abwehr von Hexen und Dämonen verwendet.

FAULBAUM (Frangula alnus)

Während der deutsche Name Faulbaum auf den faulig-modri-gen Geruch der Rinde zurück zu führen ist, bezieht sich der Gat-tungsname Frangula auf die Brü-chigkeit des Holzes (das lateini-sche Wort „frangere“ bedeutet brechen). Der Faulbaum ist ein verzweigter Strauch, der bis zu 3 m hoch wird und gut an seinen ovalen, bis zu 7 cm langen Blät-tern mit abgerundeter Spitze zu erkennen ist. Die unscheinbaren Blüten sind nur rund 5 mm groß und grünlichweiß, die bis zu 8 mm großen, runden Steinfrüch-te sind erst grün, später rot und ab August dann schwarz. Obwohl

Beeren, Blätter und Rinde als giftig eingestuft werden, wird die Rin-de als Abführmittel in der Medizin eingesetzt.

MEHLPRIMEL (Primula farinosa)

Die in Europa weit verbreitete Mehlprimel erhielt ihren Namen von einem weißen, mehligen Be-lag, welcher sich an ihrer Blatt-unterseite aus einem Gemisch von Kristallen der Drüsenhaare und Pfl anzenwachs bildet. Die krautige Pfl anze wird bis zu 20 cm hoch und ist während der Blütezeit von Mai bis Juli gut an ihren doldigen Blü-tenständen mit den typischen rosa bis rotlila gefärbten Blütenblättern und dem gelben Schlundring in der Mitte jeder Blüte zu erkennen.

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WIPPTALVON BRIXEN ZUM BRENNERPASS

NATUR ALLGEMEIN:

Auf diesem Teilstück des Jakobsweges durch Südtirol, das von Brixen bzw. vom Kloster Neustift bis zum Alpenhauptkamm reicht, liegt mit dem Brenner der höchste Punkt des Pilgerweges. Dem entsprechend ändert sich die Natur entlang dieses Teilstückes sehr stark. Während am Anfang noch südlich anmutende Wein- und Obstgärten sowie Kas-tanienhaine die Landschaft prägen, wird sie nördlich von Franzensfeste zunehmend rauer und zeigt einen deutlich stärker von den Alpen beein-fl ussten Charakter.Während um Vahrn noch etliche Vertreter der supramediterranen, süd-lichen Tier- und Pfl anzenwelt vorkommen, wird ihre Vielfalt nach Nor-den zu immer geringer. Nur an ausgewählten Sonderstandorten, wie etwa am Burgfelsen von Sprechenstein bei Sterzing, kommen letzte südliche Elemente vor. Zu diesen zählt etwa der Sadebaum, eine gifti-ge Wacholderart, die manche besonnte Felsen wie ein grüner Teppich überzieht.Rund um den Brenner bietet sich dagegen die einzige Möglichkeit auf dem Südtiroler Jakobsweg, Arten alpiner Lebensräume näher kennen zu lernen. Etliche typische Alpentiere erreichen am Pass die unterste Grenze ihrer Höhenverbreitung, so etwa der Alpensalamander, der nur bei Regen häufi g zu sehen ist. Auch bildet der Brenner eine wichtige Grenze der Pfl anzenverbreitung: Manche zentralalpine Art dringt nir-gendwo weiter nach Westen vor, Alpenpfl anzen mit westlicher Verbrei-tung erreichen hier ihre Ostgrenze.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

BERGPIEPER (Anthus spinoletta)

Der Bergpieper wird rund 17 cm lang und ist ein Teilzieher: Er verbringt den Sommer im Gebirge und den Winter an Flüssen in den Tälern. Von an-deren Pieperarten ist er durch seine dunkelgrauen Beine gut zu unterscheiden. Der früher auch als Wasserpieper be-zeichnete Vogel ist ein klas-sischer Bodenbrüter, er legt

seine Eier in Bodenmulden, die er im Schutz von Grasbüscheln oder Steinen sorgfältig mit Flechten, Federn und getrocknetem Gras aus-kleidet. Die Brutzeit reicht von April bis Juni, bei günstigen Bedingun-gen können auch zwei Bruten hintereinander erfolgen.

BERGEIDECHSE (Zootoca vivipara)

Die bis zu 18 cm lange Berg-eidechse ist an der Oberseite graubraun, an der Untersei-te je nach Geschlecht unter-schiedlich gefärbt. Während die Männchen gelborange gefärbt sind und schwarzen Flecken aufweisen, sind die Weibchen gelblichgrau gefärbt. Auffal-lend ist der dicke Schwanz, der etwa ab der Hälfte der Länge

deutlich dünner wird. Bergeidechsen überwintern ab November, be-ginnen jedoch schon im Februar mit ausgiebigen Sonnenbädern in der sanften Wintersonne. Ab August bringen die Weibchen mehrere Jung-tiere zur Welt. Die Rote Liste Südtirols stuft die Bergeidechse als po-tenziell gefährdet ein.

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BERGMOLCH (Triturus alpestris)

Der bis zu 12 cm lange Bergmolch lebt wäh-rend der Fortpfl an-zungszeit in Tümpeln und Seen und danach an feuchten und kühlen Orten an Land. Während die als Landtracht be-zeichnete Färbung der Tiere eher unschein-bar dunkel ist, ist die Wassertracht während

der Paarungszeit wahrlich imposant: Die Männchen weisen eine blaue Rückenfärbung auf, die Rücken der Weibchen sind grünlich-graubraun und die Bauchseiten beider Geschlechter sind leuchtend orange ge-färbt. Der Bergmolch ist der häufi gste Molch Südtirols – kein Wunder, denn sein Lebensraum erstreckt sich auf über 2000 m Seehöhe!

ALPENSALAMANDER (Salamandra atra)

Der possierliche Al-pensalamander wird bis zu 16 cm lang, ist durchgehend schwarz gefärbt und hat an sei-nen Rumpfseiten je eine Reihe kleiner War-zen. Er ist die einzige Lurchart der Alpen, der für seine Fortpfl anzung keine Gewässer benö-tigt, denn die Larven werden bis zu 4 Jahre

lang im Mutterleib getragen, bevor meist zwei voll entwickelte Jung-tiere zur Welt gebracht werden, welche direkt an Land leben können. Nach warmen Sommergewittern ist der grundsätzlich nachtaktive Al-pensalamander auch tagsüber zu fi nden. In der Roten Liste wird er als potenziell gefährdet eingestuft.

PFLANZEN:

GRÜN-ERLE (Alnus viridis)

Dieser sommergrüne, stark ver-zweigte Strauch wird rund 3 m hoch und hat ovale, doppelt ge-sägte Blätter, die an der Oberseite dunkel- und an der Unterseite hell-grün sind. Die männlichen Kätz-chen werden rund 4-6 cm lang, die weiblichen sind zapfenartig und bis zu 1 cm lang. Im Sommer sind die rund 2 cm langen Fruchtstände noch grün, werden im Herbst rot-braun und sind nach dem Winter fast schwarz. Die Grün-Erle bevor-zugt lehmige, nasse Böden, Ufer- und Böschungsbereiche und trägt daher an ihren Standorten wesent-lich zur Vermeidung von Hangrut-schungen bei.

SADEBAUM (Juniperus sabina)

Dieser auch als Stink-Wacholder bezeichnete Strauch gehört zur Gat-tung Wacholder. Meist wächst er mehr oder weniger kriechend und entwickelt im Laufe der Zeit eine schöne, röt-lichbraune Rinde. Die Zapfen sind kugelig, werden bis zu 7 mm

groß und sind schwarzblau gefärbt. Der Stink-Wacholder bekam seinen Namen von dem unangenehmen Geruch, den seine Blätter beim Zer-reiben absondern. Alle Teile der Pfl anze sind giftig und wurden früher gezielt zur Durchführung von Abtreibungen benutzt.

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ZWERG-PRIMEL (Primula minima)

Die Zwerg-Primel ist eine ty-pische Pfl anze der Ostalpen. Sie wächst rasenartig und ist mit einer Höhe von bis zu 5 cm die kleinste heimische Primel-art. Von Juni bis Juli erkennt man das ansonsten relativ un-scheinbare Pfl änzchen an sei-nen mit einem Durchmesser von bis zu 3 cm auffällig gro-

ßen, wunderschön zartrosa bis zartlila Blüten, welche in der Mitte einen markanten, weißen Schlund aufweisen. Der Brennerpass liegt nahe der Westgrenze der Verbreitung dieser Art.

MITTLERES EISACKTALENTLANG DES „KESCHTNWEGES“

NATUR ALLGEMEIN:

Der Jakobsweg durch das Mittlere Eisacktal folgt im We-sentlichen dem Verlauf des nördlichen Teilstückes des „Keschtnweges“. Dieser Weg führt durch eine der ältesten Kulturlandschaften Südtirols, in der die Spuren erster Siedler bis zu 9.000 Jahre in die Ver-gangenheit reichen. Felsritzun-gen auf der Tschötscher Heide und verschiedene Schalenstei-ne sind die ältesten Nachwei-se der frühen menschlichen

Bewohner. An diesem Wegstück liegen jedoch auch jüngere Zeugnisse einer reichen Geschichte, allen voran das trutzige Kloster Säben, erster Bischofssitz im Gebiet des heutigen Südtirol.

Dem entsprechend ist auch die Natur dieses Wegabschnittes durch das Jahrtausende lange Wirken des Menschen in der Landschaft geprägt. Starke Kontraste beherrschen die Landschaft. Während von den eins-tigen Feuchtgebieten im Talraum nur mehr wenige Reste erhalten ge-blieben sind, so etwa die Millander Au oder die Schrambacher Lacke, breiten sich zwischen den Weingärten und Kastanienhainen der Hänge weite Mager- und Trockenrasen aus.Ein besonderes naturkundliches Kleinod ist der Klosterfelsen von Sä-ben, einer der nördlichsten Vorposten mediterraner Lebensräume in Südtirol. Der mächtige Dioritfelsen weist in seinen Felsnischen ein sehr mildes Mikroklima auf und bietet damit südlichen Pfl anzen geeigneten Lebensraum. Der Zürgelbaum erreicht hier die Nordgrenze seiner na-türlichen Verbreitung. Im Gefolge der Pfl anzen haben sich auch südli-che Tierarten angesiedelt. Zudem treffen sich um das Kloster in jedem Frühling zahlreiche Großschmetterlinge, wie etwa Segelfalter, zu ihren auffälligen Balzfl ügen.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

EISVOGEL (Alcedo atthis)

Dieser bis zu 17 cm große Vo-gel wirkt mit seinem türkis-blau schillernden Federkleid, seinem auffälligen orangero-ten Bauch und seinen kleinen, knallroten Füßchen wie ein tro-pischer Exot in der heimischen Vogelwelt. Mit seinem speer-förmigen Schnabel erbeutet er tauchend Wasserinsekten und

kleine Fische. Der Eisvogel lebt an langsam fl ießenden oder stehenden Gewässern, welche vorzugsweise von Gehölzen gesäumt sein sollten. Er brütet in tunnelartigen Gängen, die er in Lehmwände gräbt, in Steil-ufern oder in der Erdschicht in den Wurzelballen umgestürzter Bäume. Durch die großfl ächige Zerstörung seiner Lebensräume ist der Eisvogel in vielen Ländern stark gefährdet und auch in der Roten Liste der Tiere Südtirols wird er als vom Aussterben bedroht eingestuft.

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ZÜRGELBAUM-SCHNAUZENFALTER (Libythea celtis)

Dieser Schnauzenfalter, der bei seiner Fortpfl anzung auf das Vorkommen des Zürgelbaumes angewiesen ist, ist dank seiner auffallenden Färbung sehr leicht zu erkennen: Die Vorderfl ügel werden jeweils bis zu 2 cm breit, sind dunkel-braun und fl ächig mit markanten oran-

gen Flecken versehen. Diese Art wurde vor rund 230 Jahren in Bozen neu entdeckt und erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der Zürgel-baum-Schnauzenfalter folgt der Verbreitung des Zürgelbaumes, an dem sich seine samtartig behaarten, längsgestreiften Raupen entwi-ckeln, und kommt hauptsächlich im Bereich des Etschtales bis in rund 500 m Seehöhe vor.

SEGELFALTER (Iphiclides podalirius)

Dieser wunderschöne, oft mit dem Schwalbenschwanz verwechselte Falter bevorzugt trockene, sonnige Hänge in buschigem Gelände. Seine Vorderfl ügel werden bis zu 4 cm breit, ihre Oberseite ist blassgelb, mit sechs unterschiedlich langen schwarzen Bändern. Auffal-

lendstes Merkmal sind die Hinterfl ügel mit ihrem langen Schwanz, so-wie den markanten blauroten Augenfl ecken. Die Raupen des Segelfal-ters sind grün mit gelben Linien am Rücken und an der Seite und leben an Schlehen, Weißdorn und anderen Rosengewächsen. Dieser Falter wird in der Roten Liste der Tiere Südtirols als gefährdet eingestuft.

PFLANZEN:

MAUERPFEFFER (Sedum spp.)

Mauerpfeffer, auch Fetthenne genannt, ist eine Gattung aus der Familie der Dickblattgewächse und kommt über-wiegend in den subtropischen und ge-mäßigten Klimazonen vor. Die meist krautigen, selten halbstrauchartigen

Pfl anzen sind in unterschiedlichem Ausmaß sukkulent, wobei das Wasser vornehmlich in den dickfl eischigen Blättern gespeichert wird. Besonders erwähnenswert ist der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre), auch als „Tripmadam“ bekannt, dessen medizinische Anwendung nach dem Nachweis giftiger Alkaloide weitgehend in Vergessenheit geriet.

PERÜCKENSTRAUCH (Cotinus coggygria)

Dieser dekorative Strauch wird gerne auch als Zierpfl anze ver-wendet, denn seine elliptischen Blätter sind zwar im Sommer grün oder auch rot, verfärben sich je-doch im Herbst spektakulär von gelborange bis scharlachrot. Der Strauch verdankt seinen Namen seinen Fruchtständen: An den

zahlreichen, reich verzweigten Rispen bilden sich an verlängerten, un-fruchtbaren Blütenstielen lange, fedrige, meist violette Haare, welche die Früchte umgeben und wie eine Perücke aussehen. Früher wurde der Perückenstrauch aufgrund seines hohen Gerbstoffgehaltes gerne zum Gerben und Färben von Leder eingesetzt. Doch auch in der Volks-medizin wurde diese Pfl anze gegen Halsentzündungen und zum Stillen von Blutungen verwendet.

SÜDLICHER ZÜRGELBAUM (Celtis australis)

Dieser sommergrüne Baum kann bis zu 20 m hoch und über 500 Jahre alt werden und verfügt über eine glatte, graue Rinde. Die eiför-migen Blätter sind leicht asymme-trisch und am Rand gesägt. Zur Reifezeit bildet der Zürgelbaum gut schmeckende, fl eischige, etwa erbsengroße Früchte die an Kir-

schen erinnern und in reifem Zustand dunkelbraun bis fast schwarz sind. Diese Früchte wirken leicht abführend – diese Eigenschaft könnte eine mögliche Erklärung für die Herkunft des Namens bieten, denn das mittelhochdeutsche Wort „zurch“ bedeutete Kotballen – ein Indiz für die Heilwirkung der Früchte, aus deren Kernen aber auch Lampenöl hergestellt wurde.

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RITTENVON WAIDBRUCK NACH BOZEN

NATUR ALLGEMEIN:

Südlich der einstigen Zollstation Waidbruck schlängelt sich der „Keschtnweg“ allmählich auf die Mittelgebirgsterrassen des Ritten hinauf. Das berühmteste Mittel-gebirge Südtirols ist nicht nur die Heimat der schönsten Erdpyra-miden des Landes, sondern auch ein Zentrum der biologischen Vielfalt. Obwohl der Jakobsweg die höchst gelegenen Lebensräu-me um das Rittner Horn und die Schwarzseespitze nicht berührt, erschließt er eine Vielzahl un-terschiedlicher Habitate. In den mittleren Höhenlagen führt der

Weg vor allem durch eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit dazwischen liegenden Wäldern, welche je nach Durchlässigkeit des Bo-dens von Fichten oder – an trockeneren Stellen – von Kiefern geprägt sind. Im Abstieg nach Bozen prägt ein zusehends wärmeres Kleinklima die sonnigen Hänge, neben zahlreichen Weingärten treten hier auch Reste von Felstrockenrasen auf Porphyruntergrund auf. Wärmelieben-de Tiere und Pfl anzen leben hier ebenso wie typische Felsbewohner.Eine Besonderheit der Rittner Kulturlandschaft sind die Lärchenwie-sen. Diese halboffenen Weidefl ächen mit lichtem Lärchenbestand sind durch eine traditionelle Doppelnutzung entstanden. Einerseits weiden auf den sehr blumenreichen Rasen verschiedenste Haustierarten – von Schafen und Ziegen über Rinder bis zu den bekannten Hafl ingern, den mittlerweile fast weltberühmten Kleinpferden, deren Ursprung im Oberen Vinschgau liegt und die heute vor allem auf den Mittelgebirgs-plateaus von Ritten und Salten gezüchtet werden. Andererseits wurden Lärchengruppen gezielt auf den Weidefl ächen belassen, um den Tieren Schatten zu spenden und das äußerst wertvolle Holz dieser Bäume nut-zen zu können.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

BLINDSCHLEICHE (Anguis fragilis)

Die bis zu einem halben Meter lange Blindschleiche ist trotz des Fehlens von Beinen eine Echse und keine Schlange! Ihre Fär-bung reicht von graubraun über oliv- und messingfarben bis hin zu einzelnen blauen Schuppen bei den Männchen. Am aktivsten ist sie in der Dämmerung und nach Regenfällen. Während des

Tages versteckt sie sich häufi g unter Steinplatten. Die Blindschleiche, die sich vorwiegend von Würmern, Schnecken und Insekten ernährt, lebt bevorzugt an sonnigen Lichtungen, sowie Wald- und Wiesenrand-bereichen und kommt bis in eine Höhe von rund 1.800 m vor. In der Roten Liste Südtirols wird sie als stark gefährdet eingestuft, weshalb sie auch nach dem Naturschutzgesetz unter Schutz steht.

GOTTESANBETERIN (Mantis religiosa)

Die bis zu 7,5 cm große, im Volksmund auch als „Maringge-le“ bekannte Gottesanbeterin ist eine Verwandte der Schaben und nicht, wie fälschlich oft gemeint, der Heuschrecken. Die räuberi-sche, grasgrün gefärbte Insek-tenjägerin ist gut an ihren langen Hinterbeinen, dem dreieckigen Kopf und den bedornten Fang-

armen zu erkennen. Trotz ihrer etwas unheimlichen Gewohnheit, die arteigenen Männchen zu verspeisen, gilt die Gottesanbeterin als gutes Omen für eine reiche Weinernte. Ihren Namen verdankt sie übrigens ih-rer Körperhaltung bei der Jagd: Sie hält ihre Fangarme wie zum Gebet hoch erhoben, bevor sie damit ihre Beute schlägt.

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TURMFALKE (Falco tinnunculus)

Dieser kleine Greifvogel mit den auffallend großen, schwarzen Knopfaugen wird nur bis zu 35 cm groß. Größere Insekten wie Heuschrecken, Käfer oder Gril-len zählen ebenso zu seiner Nah-rung wie Feldmäuse. Während die Männchen einen grauen Kopf, einen rotbraun gefl eckten Rücken

und einen grauen Schwanz mit schwarzem Endband haben, sind die Weibchen durchgehend braun mit dunklen Streifen und Punkten. Der Turmfalke brütet gerne an Felsen, in Kirchtürmen und Ruinen. In der Roten Listen Südtirols wird er als gefährdet eingestuft.

PFLANZEN:

EDELKASTANIE (Castanea sativa)

Diese sommergrüne, mediterra-ne Kulturpfl anze gedeiht entlang des „Keschtnweges“, der seinen Namen von der mundartlichen Be-zeichnung „Keschtn“ für den Baum und seine essbaren Früchten, die Kastanien, erhielt. Der Baum ver-fügt über auffällige, 12-20 cm lan-ge und bis zu 6 cm breite Blätter,

die am Blattrand leicht gekerbt sind und an der Oberseite tiefgrün und ledrig erscheinen. Die Früchte, auch als „Maroni“ bekannt, sind reich an Stärke und Saccharose und fi xer Bestandteil des klassischen Süd-tiroler „Törggelen“. Die Kastanie ist glutenfrei und wird daher auch von Zöliakie-Patienten gut vertragen. Die Blätter der Edelkastanie wurden in der traditionellen Volksmedizin gegen Husten und Durchfall einge-setzt. Doch auch das Holz der Edelkastanie besticht durch eine gute Kombination aus Witterungsbeständigkeit und leichter Verarbeitbarkeit – es verwundert daher nicht, dass neben Möbeln auch Fenster, Türen, Dachbalken, Telegrafenmasten, Zäune und Eisenbahnschwellen dar-aus gefertigt werden.

OPUNTIE (Opuntia humifusa)

Diese Kakteenart ist in Mitteleuropa winterhart und kann – entsprechen-de Trockenheit vorausge-setzt – Temperaturen von bis zu –30° C ertragen. Die Opuntie präsentiert sich als leicht buschig wach-sender Kaktus, der bis zu 30 cm hoch werden kann und nach der Blütezeit von Juni bis Juli rötliche, ess-

bare Früchte bildet. Die auffälligen, bis zu 6 cm breiten Blüten können in verschiedenen Farben, von weißlich über gelb bis orange auftreten. In der Südtiroler Mundart wird dieser Kaktus, der an den Porphyrhän-gen um Bozen sehr häufi g ist, als „Teufelspratze“ bezeichnet.

HAUSWURZEN (Sempervivum tectorum bzw. arachnoideum)

Auch die Hauswurzen gehören zu den Dick-blattgewächsen und sind Sukkulenten, also Was-ser speichernde Pfl an-zen. Die verschiedenen in Südtirol vorkommenden Hauswurzarten sind an ihren charakteristischen Rosettenpolstern gut zu erkennen. Während die Dach-Hauswurz gerne

Felsbänder, Mauerkronen und Dächer besiedelt, ist die Spinnweben-Hauswurz auch auf Blockhalden und Schuttfl ächen zu fi nden. Der Dach-Hauswurz sagt der Volksglaube Schutzwirkung vor Blitzschlägen nach, bereits Karl der Große verordnete in der Landgüterordnung, dass jeder Gärtner auf seinem Dach „Jupiterbart“ haben solle. Auch in der Volksmedizin hat die Hauswurz ihren festen Platz, insbesondere bei Oh-renbeschwerden („Ohrpeinkraut“) und gegen Warzen („Warzenkraut“).

Spinnweben-Hauswurz

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BOZEN-MERANNATURWUNDER ABSEITS DER „MEBO“

NATUR ALLGEMEIN:

Dieses Teilstück des Jakobsweges führt am Rande des Etschtales von der Südtiroler Landeshauptstadt nach Meran, der zweitgrößten Stadt des Landes. Zahlreiche Burgen und Ruinen prägen diesen Talabschnitt, der nicht zu Unrecht in Teilberei-chen als Burggrafenamt bezeichnet wird. Die Reste der majestätischen Anlagen zeugen von der einst he-rausragenden strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung dieses Talraumes.Die meisten der Ruinen liegen auf

mächtigen Porphyrfelsen, welche vor rund 285 bis 275 Millionen Jahren gegen Ende des Erdaltertums durch gewaltige Vulkanausbrüche rund um das heutige Bozen entstanden sind. Felsnischen dieser Wände bie-ten der größten europäischen Eulenart, dem Uhu, ideale Brutplätze. Etwas weniger steile Partien der Porphyrhänge sind von einem dichten, supramediterranen Buschwald überzogen, der von Flaumeiche, Hop-fenbuche und Mannaesche geprägt wird.Die Kulturlandschaft dieser Region hat sich in den letzten 60 Jahren sehr stark verändert. Der Talboden der Etsch selbst wurde völlig um-gestaltet. Um 1950 gab es hier ein buntes Mosaik aus Weidefl ächen, Ackerland und fl ussbegleitenden Feuchtgebieten, heute fi nden sich fast nur mehr ausgedehnte Apfelanlagen. Erst in den letzten Jahren haben die Ackerfl ächen dank des fl orierenden Spargelanbaus rund um Terlan wieder etwas zugenommen. Weit weniger verändert wurden dagegen die Anbaufl ächen auf den Mittelgebirgsterrassen, so etwa um Tisens und Prissian. Hier bietet die Landschaft noch immer ein abwechs-lungsreiches Bild, das von Obst und Wein, kleinen Wiesenfl ächen und ausgedehnten Kastanienhainen geprägt wird. Diese reiche Landschaft bildet die Nahrungsgrundlage für die große Fledermauskolonie in der Pfarrkirche von Gargazon und manche seltene Vogelart.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

UHU (Bubo bubo)

Mit einer Größe von bis zu 70 cm ist der Uhu die größte Eulenart der Welt. Gut zu erkennen ist dieser dämmerungs- und nachtaktive Vogel an seinem rotbraunen Gefi eder und den auffälligen Federoh-ren. Er jagt kleine Säuger wie Ratten oder Mäuse, aber auch Vögel. Er brütet an Fel-sen oder in Nischen und legt dabei seine Eier direkt auf den Fels. Seine bevorzug-ten Lebensräume sind felsiges Gelände, Schluchtgebiete und Randbereiche des Kulturlandes. In der Roten Liste Südtirols

gilt der Uhu als stark gefährdet, nicht zuletzt, weil immer wieder Tie-re im Flug gegen Drähte oder Autos prallen und dabei getötet werden, oder nach dem Verzehr vergifteter Beutetiere, wie z.B. Mäusen, veren-den.

WIEDEHOPF (Upupa epops)

Der bis zu 28 cm große Wiedehopf ist sehr leicht an seinen breit ge-bänderten, schwarzweiß gefärbten Flügeln und Schwanz, seinem lan-gen, dünnen Schnabel und der auf-fälligen, aufrichtbaren Haube am Kopf zu erkennen. Fliegend wirkt er aufgrund seiner breiten Flügel

eher wie ein Schmetterling denn wie ein Vogel. Der Wiedehopf brütet gerne in Baumhöhlen, gelegentlich auch in Mauerlöchern und ernährt sich bevorzugt von Würmern, Heuschrecken, Käfern und Grillen. Mar-kant ist sein weithin hörbarer, wie „Pu-pu-pu“ klingender Ruf. Er lebt an Waldrändern, die an Wiesen und Weiden angrenzen, in Kulturfl ächen mit altem Baumbestand und wird in der Roten Liste ebenfalls als stark gefährdet eingestuft, da auch er leider oftmals durch den Verzehr ver-gifteter Beutetiere, wie etwa der Maulwurfsgrillen, verendet.

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GROSSES MAUSOHR (Myotis myotis)

Mit einer Länge von bis zu 8 cm und einer Flügelspannweite von bis zu 43 cm ist das Große Mausohr die größte Fledermausart Südtirols. Sie ernährt sich vornehmlich von Nachtfaltern und großen Käfern, die sie durch deren Eigengeräu-sche ortet. Der Lebensraum des Großen Mausohres umfasst neben offenem Gelände auch mensch-liche Ansiedlungen. Gerne nisten sich die Fledermäuse in Höhlen, Kellern und Dachstühlen ein. Wäh-rend die Männchen Einzelgänger sind, leben die Weibchen in Koloni-

en. In der Pfarrkirche von Gargazon lebt eine dieser Kolonien, die rund 2000 Tiere umfasst. In der Roten Liste wird das Große Mausohr als po-tenziell gefährdet eingestuft.

PFLANZEN:

FLAUM-EICHE (Quercus pubescens)

Die sommergrüne, subme-diterrane Flaum-Eiche tritt oft in Gesellschaft von Hop-fenbuche und Manna-Esche auf. Die krummwüchsige Flaum-Eiche ist leicht an der dichten, grauen, fi lz-ähnlichen Behaarung ihrer Knospen, Zweige, Blätter und Fruchtbecher zu erken-nen. Die Früchte, Eicheln genannt, sitzen zwischen

den Blättern der jüngsten Triebe und werden gerne als Schweinefutter verwendet. Das robuste, wenig elastische und dauerhafte Holz ist als Brennholz, als Bauholz und für die Herstellung von Möbeln begehrt.

HOPFENBUCHE (Ostrya carpinifolia)

Die submediterrane bis mediterrane Hopfenbu-che ist ein sommergrü-ner Strauch bzw. Baum, dessen Borke erst glatt und graubraun gefärbt ist, jedoch im Laufe der Jahre dunkler und ris-siger wird. Die oval ge-formten Blätter sind am Rand scharf gesägt und

in jungem Zustand behaart. Während sich die männlichen Kätzchen bereits im Herbst entwickeln und den Winter über an der Pfl anze hän-gen, wachsen die weiblichen erst im Frühjahr und bilden einen Frucht-stand aus, der – namensgebend – an einen Hopfenzapfen erinnert. Die Hopfenbuche wird einerseits als hochwertiges Brennholz geschätzt, andererseits aber auch aufgrund ihrer guten Verarbeitungseigenschaf-ten und ihrer Robustheit gerne für Möbel, Instrumente und Werkzeuge verwendet.

MANNA-ESCHE (Fraxinus ornus)

Dieser sommergrüne, etwa 5 - 10 m hohe Baum mit glatter, grauer Rinde verdankt seinen Namen dem Saft, der durch Anritzen der Rinde austritt und schnell här-tet. Dieser Saft enthält den süß schmeckenden Alkohol Man-nitol, welcher als Abführmittel verwendet wird. Die auffälligen weißen Blüten der Manna-Esche wachsen erst aufrecht, später als überhängende Rispen und verströmen einen betörenden Duft. Die Früchte nehmen in rei-fem Zustand eine glänzend dun-kelbraune Farbe an.

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UNTERER VINSCHGAUDER SONNSEITE ENTLANG

NATUR ALLGEMEIN:

Der Name Vinschgau, früher oft auch als Vintschgau geschrieben, leitet sich vom Volksstamm der Venosten ab. Sie waren eines der Alpenvöl-ker der Räter und besiedelten zur Zeit der römischen Landnahme das heute nach ihnen benannte Tal. Allein diese uralte Namensgeschichte weist schon auf die lange menschliche Besiedelung der Region hin, die durch den Fund des „Ötzi“ eindrücklich bestätigt wurde. Nach derzei-tigem Kenntnisstand war der berühmte Eismann ein echter „Vinsch-ger“ und brach aus der Gegend um Schloss Juval zu seinem letzten Marsch auf, der ihm am Ötztaler Hauptkamm den Tod brachte. Die Jahrtausende lange Besiedelung des Vinschgaus hat im Tal und sei-ner Landschaft zahlreiche Spuren hinterlassen, die zum Teil bis heute deutlich zu erkennen sind. Nord- und Südseite des Vinschgaus haben einen sehr unterschiedlichen Landschaftscharakter. Die südexponier-ten Hänge nördlich der Etsch tragen ihren Beinamen Sonnenberg zu Recht. Die Landschaft hat hier einen steppenartigen Charakter. Nur im zeitigen Frühjahr und dann wieder ab Herbst leuchten die Hänge in sat-tem Grün. Im Sommer versetzt das Braun der verbrannten Hänge weit in den Süden: Ähnlich wie im Mittelmeerraum ruht die Vegetation und erwacht erst mit stärkeren Regenfällen wieder zu neuem Leben.Die Wasserarmut des Vinschgaus hat dem Tal gleichzeitig eines seiner bekanntesten Landschaftselemente eingebracht, das Waalsystem. Die Waale sind Kernstück eines riesigen Bewässerungssystems, dessen Wurzeln in vorrömische Zeit zurückreichen. Die heutige Bezeichnung „Waal“ geht wohl nicht auf das lateinische „aquale“ zurück, sondern auf den wesentlich älteren keltischen Wortstamm „buol“ (gesprochen „vuol“). Erste Urkunden mit der Erwähnung von Waalen liegen aus dem späten 13. Jh. vor. In dieser Zeit wurde das System deutlich ausgebaut und mit dem Anwachsen der Bevölkerung immer wieder erweitert. Strenge Rechtsvorschriften regelten bis in unsere Zeit die Wartung des Systems − eine erstaunliche Leistung der Dorfgemeinschaften − und ganz besonders die Verteilung des Wassers. Die Waalwege, welche einst der lebenswichtigen Wartung der Kanäle dienten, zählen heute zu den beliebtesten Wanderrouten des Vinschgaus und prägen das Bild des Tales in den Köpfen vieler Gäste.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

STEINHUHN (Alectoris graeca)

Dieser bis zu 35 cm große, aus der Familie der Fasanenartigen stam-mende, scheue Vogel, lebt am Bo-den und brütet auch in Bodenmul-den. Er ist sehr auffällig gefärbt: Sein Schwanz ist rostbraun, seine Kehle ist gelblich und schwarz um-randet und seine Flanken schwarz-weiß-gelb gestreift. Hinsichtlich seiner Nahrung ist das Steinhuhn

nicht sehr wählerisch: Von Blättern über Knospen, Samen, Früchten bis hin zu Spinnen und diversen Insekten reicht sein Speiseplan. Das Steinhuhn bewohnt sehr sonnige, steile und felsige Hänge. Es wurde früher wegen seines schmackhaften Fleisches gerne gejagt und wird heute in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft.

APOLLOFALTER (Parnassius apollo)

Dieser hübsche Vertreter der Rit-terfalter ist gut an seinen bis zu 4 cm großen, weißlichen Vorder-fl ügeln zu erkennen, welche mit einem oder mehreren markanten schwarzen Flecken versehen sind und am Rand glasig-durchschei-nend wirken. Die Hinterfl ügel ver-fügen oft – jedoch nicht in allen Fällen – über ebenso markante,

schwarz gerahmte „Augenfl ecken“ mit roter bis gelblicher „Iris“ und weißer „Pupille“. Die Raupe des Apollofalters ist schwarz und trägt seitlich pro Segment zwei bis drei rote oder gelbliche Flecken. Sie frisst an sukkulenten Pfl anzen der Gattung Fetthenne (Sedum). Als Lebens-raum bevorzugt der Apollofalter sonnige und trockene Standorte, felsi-ge Hänge oder Böschungen. In der Roten Liste der Tiere Südtirols wird er als potenziell gefährdet eingestuft.

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BLAUFLÜGELIGE ÖDLANDSCHRECKE (Oedipoda caerulescens)

Diese Art aus der Familie der Feld-heuschrecken bevorzugt als Le-bensraum trockene und vegetati-onsarme Kahl- oder Ödlandfl ächen wie Trockenrasen, Steinbrüche oder Kiesgruben. Die Blaufl ügeli-ge Ödlandschrecke erreicht Grö-ßen von bis zu 3 cm und ist – je nach Untergrund auf dem sie sich

entwickelt hat – von rötlichbraun über grau bis schwärzlich oder auch weißlich gefärbt. Erst im Flug zeigen sich ihre namensgebenden blauen Hinterfl ügel mit den auffälligen schwarzen Querbinden. Im Gegensatz zu anderen Springschrecken vertraut die Ödlandschrecke bei Angriffen auf ihre unauffällige Färbung und duckt sich auf den Boden anstatt so-fort wegzuspringen. Die Männchen der Ödlandschrecke haben offenbar keine genauen Vorstellungen von den Charakteristika der Weibchen ih-rer Art – sie versuchen sich daher oftmals mit artfremden Weibchen, Holzstückchen oder sonstigen Gegenständen zu paaren.

GEWÖHNLICHE AMEISENJUNGFER (Myrmeleon formicarius)

Dieser unscheinbare, nachtaktive Netzfl ügler aus der Familie der Ameisenjungfern erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 4 cm und erinnert in seinem Aussehen an eine kleine Libelle. Wesentlich spannender ist dieses Tier jedoch in seiner Larvenform, welche „Ameisenlöwe“ genannt wird. Die-

se rund 1,5 cm großen Larven sind an ihren mächtigen Kieferzangen gut zu erkennen. Sie graben kleine Trichter in den lockeren Sand ihrer bevorzugten Lebensräume, trocken-heiße Sandgebiete, und lauern da-rin ihren Beutetieren wie z.B. kleinen Ameisen auf, welche sie mit ihren kräftigen Kieferzangen aufspießen und anschließend mit Hilfe eines Saugkanales aussaugen.

PFLANZEN:

MEERTRÄUBEL (Ephedra helvetica)

Dieser niedrige, mit unterirdischen Achsen kriechende Strauch ist an seinen aufsteigenden, schachtel-halmartigen Zweigen gut zu er-kennen. Diese sind fein gerillt und graugrün gefärbt. Aus der beeren-artigen, roten Frucht schaut der Samen heraus. Meerträubel wurde sowohl in der Alten als auch in der Neuen Welt aufgrund seines auf-

putschenden Wirkstoffes Ephedrin für religiöse und spirituelle Rituale eingesetzt. In den 1980er-Jahren als „Arme-Leute-Speed“ bezeichnet, wurde es lange als Partydroge, Dopingmittel und Appetitzügler miss-braucht, was seine medizinisch positiven Wirkungen leider in Verges-senheit geraten ließ. Denn Ephedrin wirkt blutdrucksteigernd, antiall-ergisch, krampfl ösend auf die Bronchien und harntreibend.

VIOLETTER DINGEL (Limodorum abortivum)

Diese schöne mediterrane Or-chidee hat keine grünen Blätter, sondern nur einen stahlblauen bis violetten Stängel mit Schup-penblättern. Die zarten Blüten, mit welchen sich der Dingel selbst befruchtet, sind hellviolett und mit etwas dunkleren Adern durch-setzt. Bemerkenswert ist auch die Fähigkeit des Violetten Dingels, in ungünstigen bzw. sehr trockenen

Jahren auch unterirdisch blühen zu können. Obwohl der Violette Din-gel Photosynthese betreibt, kann er damit nicht seine Atmungsverluste ausgleichen. Er ist bei seiner Ernährung auf die Versorgung durch Wur-zelpilze, vornehmlich Täublinge, angewiesen. Dabei handelt es sich um eine Art Parasitismus, bei dem die Pfl anze dem Pilz keine Gegenleis-tung für die Bereitstellung von Nährstoffen zukommen lässt.

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OBERER VINSCHGAUAUF DER SCHATTSEITE INS MÜNSTERTAL

NATUR ALLGEMEIN:

Bei Schlanders wechselt der Ja-kobsweg auf die südliche Seite des Vinschgaus und zieht sich schließ-lich ins Münstertal hinein. Die als Schattseite bezeichnete Talseite des Vinschgaus präsentiert sich in starkem Kontrast zur lieblichen, mediterran anmutenden Sonnsei-te. Hier reichen dichte Nadelwälder oft nahe an die Obstkulturen heran und verleihen diesem Teil des Tales einen nördlicheren, mitunter sogar

etwas düsteren Charakter. Während die talnahen Wälder von Fichten dominiert sind, gesellen sich in den höheren Lagen immer stärker Lär-che und Zirbe in den Waldbestand. In manchen Hochlagen, insbeson-dere im Martelltal, sind sogar fast reine Lärchen-Zirben-Mischwälder ausgeprägt. Über dem Kulturland und dem Wald thronen rund um den gesamten Vinschgau mächtige Bergriesen. Oft reichen sie sogar nahe an die liebliche Tallandschaft heran. So liegen etwa zwischen den Obstkulturen und dem Gipfel der Tschenglser Hochwand (3.375 m) nur sechs Kilometer Luftlinie − herbe Kontraste, wie sie für den Vinschgau so typisch sind! In den Niederungen prägen ausgedehnte Obstkulturen fast das gesamte Haupttal. Hauptprodukt sind Äpfel, berühmt ist aber auch die Vinschgauer Marille, die ein besonders reiches Aroma besitzt. Eines der wenigen Relikte naturnaher Tallebensräume ist neben klei-nen Trockenrasen und Auwäldern die „Prader Sand“, das ausgedehnte Mündungsgebiet des Suldenbaches in die Etsch mit Umlagerungsfl ä-chen und großen Schotterfeldern. Neben dem Haupttal verdienen aber auch die teilweise ausgedehnten Seitentäler Beachtung. Glurns ist das Tor zum Münstertal, das den Vinschgau über Taufers, Müstair und den Ofenpass mit dem schweizerischen Engadin verbindet. Die Kulturland-schaft um Taufers ist eine der ursprünglichsten Südtirols – neben He-cken und Grünland gibt es hier noch letzte Ackerfl ächen. Am Kloster Müstair, Weltkulturerbe der UNESCO, endet der Südtiroler Jakobsweg.

TIERE UND PFLANZEN:

TIERE:

WINTERGOLDHÄHNCHEN (Regulus regulus)

Das putzige, stets kugelig-auf-geplustert wirkende Wintergold-hähnchen ist mit einer Größe von höchstens 9 cm und einem Gewicht von höchstens 7 g der kleinste Vo-gel Europas. Das für sich genom-men unscheinbare Gefi eder ist an der Körperoberseite bräunlich-olivgrün bis gelblich-grün, an der Unterseite gräulich-weiß bis

grünlich-grau. Auffällig ist jedoch der gelbe bis leicht orangefarbene Streifen auf dem Scheitel. Da das Goldhähnchen seine Beute, meist In-sekten, weder mit den Fußkrallen halten noch mit seitlichen Schnabel-bewegungen zerteilen kann, schleudert es seine Beute solange gegen harte Flächen, bis sie eine handliche Form hat. Neben der Nahrungs-suche, für die das Goldhähnchen rund 90% des Tages verwendet, wid-met es sich ausgiebig der Körperpfl ege, putzt sich mehrmals am Tag das Gefi eder und badet sehr gerne, sowohl im Regen als auch in frisch gefallenem Schnee.

FLUSSREGENPFEIFER (Charadrius dubius)

Dieser mit rund 15 cm lerchengro-ße Vogel lebt bevorzugt im kiesi-gen oder sandigen Uferbereich von Flüssen und Seen, auf Schotter-bänken oder –inseln. Sein Gefi eder ist an der Unterseite weiß, an der Oberseite graubraun und auf Brust und Stirn ist ein schwarzes Band ausgeprägt. Zu seiner bevorzugten Nahrung zählen Insekten, Würmer

und Spinnen. Er brütet in Mulden auf sandigem oder kiesigem Unter-grund. Da sein Lebensraum sukzessive zerstört wurde, gilt er laut Ro-ter Liste der Tiere Südtirols als vom Aussterben bedroht.

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SANDLAUFKÄFER (Cicindela spp.)

Die Vertreter der Gattung Sand-laufkäfer werden bis zu 2 cm groß und begegnen dem interessierten Beobachter in einer variantenrei-chen Farbenpracht: Während der Wald-Sandlaufkäfer glänzend-dunkelbraun gefärbt ist und über auffällige Zickzack-Binden auf den Flügeln verfügt, ist der Feld-

Sandlaufkäfer meist kräftig grün, selten auch blau oder braun gefärbt und verfügt über je einen weißlichen Flecken in der Mitte der Flügel, sowie über 3-5 weitere weißliche Flecken am Rand der Flügel. Zur bevorzugten Nahrung der Sandlaufkäfer zählen Insekten und Spin-nentiere, die sie mit ihren kräftigen, spitzen Kieferzangen erbeuten und aussaugen. Die Sandlaufkäfer gelten laut Roter Liste Südtirols als potenziell bis stark gefährdet.

PFLANZEN:

DEUTSCHE TAMARISKE (Myricaria germanica)

Diese auch als Rispelstrauch bekannte Pfl anze ist die einzige Art aus der Fa-milie der Tamariskengewächse, wel-che in Mitteleuropa vorkommt. Als Pio-nierpfl anze, welche sich gerne auf neu gebildeten Kies- und Schotterfl ächen ansiedelt, ist sie oft an dynamischen Gebirgsfl üssen zu fi nden. Der immer-grüne Strauch wird bis zu 2 m hoch und verfügt über längliche Laubblätter, die bis zu 5 mm lang werden und graugrün gefärbt sind. Die Blütenstände bilden sich vornehmlich an den Hauptästen und gleichen Trauben aus unschein-baren, einzelnen weißen bis hellrosa

Blüten. Dank ihres tiefen Wurzelsystems sichert die Tamariske die Sta-bilität des Bodens, auf welchem sie wächst.

SCHLEHE (Prunus spinosa)

Dieser sommergrüne, dornige Strauch wird rund 3 m hoch und wirkt aufgrund seiner zahlreichen abstehenden Kurztriebe stark ver-ästelt. Manchmal kann man aufge-spießte Insekten und sogar Mäuse an den Dornen entdecken – diese werden meist von den in der Schle-

he nistenden Neuntötern dort „gelagert“. Im Frühjahr erscheinen die zierlichen, nach Mandeln duftenden weißen Blüten lange vor dem Laub. Nach der Befruchtung bilden sich kleine, runde, schwarz-blaue Früch-te von rund 1 cm Durchmesser. Diese Früchte sind reich an Gerbstoffen und schmecken vor dem ersten Frost sehr bitter und sauer. Nach dem Frost jedoch werden sie milder und können zu Marmeladen, Fruchtsäf-ten oder auch, in einem Schnaps angesetzt und mit Zucker verfeinert, zu einem wohlschmeckenden Likör verarbeitet werden. In der Volks-medizin werden neben den Früchten auch die Blüten, Blätter und Rinde der Schlehe dank ihrer harntreibenden, abführenden und entzündungs-hemmenden Wirkungen gerne verwendet.

BERBERITZE (Berberis vulgaris)

Dieser sommergrüne Strauch wird zwischen 1 und 3 m hoch und verfügt über äußerst zahlreiche Blattdornen. Wunderschön anzu-sehen sind die zierlichen, gelben, glockenförmigen Blüten, die in Trauben von bis zu 30 Stück auf-treten. Ab August bilden sich dann die charakteristischen, rund 1 cm

langen roten Beeren. Während in sämtlichen sonstigen Pfl anzenteilen die Giftstoffe Berberin und Berbamin enthalten sind und bei Verzehr diverse Vergiftungserscheinungen auslösen können, sind die Beeren dagegen essbar und äußerst vitaminreich. Sie werden in Europa vor-nehmlich zu Marmeladen verarbeitet, im Mittleren Osten dagegen vor allem zum Verfeinern von Reis, Fisch und Braten verwendet. Doch auch in der Volksmedizin haben die Beeren ihren fi xen Platz als Heilmittel bei Gallen-, Leber- und Verdauungsproblemen.

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36 37© Ausschnitt aus KOMPASS Kartografi e, Lizenz-Nr. 24-0312-LAB

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9 Grante Moos

4 Stapfpinglmoos Vahrner See10

8 Illsterner Au

3 Peagnaue

1 Lärchwaldmöser 7 Stegener Ahrau

6 Rienzau Percha

5 Rienzau-Welsberg

© Ausschnitt aus KOMPASS Kartografi e, Lizenz-Nr. 24-0312-LAB

BIOTOPE ENTLANG DES JAKOBSWEGES

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13 Fuchsmöser

18 Schlanderser Leiten

17 Galsauner Krebsbach

16 Sonnenberg

15 Hyppolith Weiher

14 Vorbichl

19 Kortscher Leiten

20 Schgumser Möser

21 Tschenglser Au

25 Tartscher Bühel

24 Schludernser Au

23 Prader Sand

22 Kulturrelikt Altes Feld

© Ausschnitt aus KOMPASS Kartografi e,Lizenz-Nr. 24-0312-LAB

BIOTOPE ENTLANG DES JAKOBSWEGES

Page 22: Natur am Jakobsweg Südtirol

Impressum

Ein Projekt des Bildungshauses Kloster Neustift in Zusammenarbeit mit den Bezirksgemeinschaften Pustertal, Eisacktal, Wipptal, Salten-Schlern, Burggrafenamt und Vinschgau.

Kofi nanziert im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative INTERREG IV Italien- Schweiz

Projektmanagement: Mag. Peter Sader und DI Andreas Wild Für den Inhalt verantwortlich: BLU Dr. Manfred Föger Text: BLU Dr. Manfred Föger, Mag. Anita KuprianGrafi sche Gestaltung: www.dazdesign.atTitelfoto: Am Jakobsweg im Münstertal

Bildnachweise:

Fotolia.com: asfl oro (S. 29 unten), Child of nature (S. 18 mitte), Eggermann, Peter (S. 13 unten), epantha (S. 19 unten), errni (S. 30 unten), gallas (S. 17), Gollub, Nils (S. 30 oben, S. 34 oben), Gruber, Konstanze (S. 27 oben), karhan (S. 22 oben), Klaußner, Xaver (S. 29 oben, S. 33 unten), Kloß, Olaf (S. 25 unten), kmit, ivan (S. 31 oben), Larsson, Henrik (S. 21 oben), Lomsky, Karlos (S. 25 oben), Markus (S. 11 oben), Schellig (S. 9 unten), sid221 (S. 9 oben)

Pallaoro, Valter (S. 18 oben)

Alle anderen Bilder: BLU Dr. Manfred Föger

Einen Dank allen Partnern für die freundliche Unterstützung!

Weitere Informationen zum Pilgerweg:

www.jakobsweg.it

Page 23: Natur am Jakobsweg Südtirol