Download - Neil Simon - dtver.de · PDF fileNeil Simon Sonny Boys (The Sunshine Boys) Deutsch von GERTY AGOSTON F 595

Transcript
  • Neil Simon

    Sonny Boys(The Sunshine Boys)

    Deutsch von GERTY AGOSTON

    F 595

  • Bestimmungen ber das Auffhrungsrecht des Stckes

    Sonny Boys (F 595)

    Dieses Bhnenwerk ist als Manuskript gedruckt und nur fr den Vertrieb anNichtberufsbhnen fr deren Auffhrungszwecke bestimmt. Nichtberufsbhnenerwerben das Auffhrungsrecht aufgrund eines schriftlichen Auffhrungsvertrages mitdem Deutschen Theaterverlag, Postfach 20 02 63, D-69 459 Weinheim, und durchden Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen Rollenbcher sowie die Zahlung einerGebhr bzw. einer Tantieme.Diese Bestimmungen gelten auch fr Wohlttigkeitsveranstaltungen und Auffhrungenin geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen.Unerlaubtes Auffhren, Abschreiben, Vervielfltigen, Fotokopieren oder Verleihen derRollen ist verboten. Eine Verletzung dieser Bestimmungen verstt gegen dasUrheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich.ber die Auffhrungsrechte fr Berufsbhnen sowie ber alle sonstigen Urheberrechteverfgt der S. Fischer Verlag, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt/Main

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    PERSONEN

    WILLIE CLARK, KomikerAL LEWIS, sein ehemaliger PartnerBEN SILVERMAN, sein Neffe und AgentKRANKENSCHWESTER (evtl. Farbige)REGIEASSISTENTPATIENT (im Sketch)SCHWESTER (im Sketch)

    OrtClarks EinzimmerwohnungFernsehstudio

    ZeitGegenwart

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    1. Akt 1. Szene

    Einzimmerwohnung mit Kche und Bad am oberen Broadway in Manhattan,dem Herzstck New Yorks.Eine ziemlich trostlose Bleibe. Im Zimmer steht rechts vom Zuschauer ein Bett,auerdem ein Schreibtisch, ein kleiner Esstisch mit zwei Sthlen, ein alter,lederbezogener Sessel, der vor den Fernsehapparat gerckt ist. Und der Fernsehersteht auf einem billigen Messingblechstnder.Hinten links eine Kochnische, durch einen Vorhang vom Zimmer abgeteilt. DasFenster geht auf den Broadway.Frher Nachmittag, mitten im Winter.Wenn der Vorhang aufgeht, ist der Fernseher mit der Rckseite zum Zuschauerangestellt. Man hrt den banalen Dialog einer Fortsetzung aus einer banalen Serie.Willie Clark sitzt in dem lederbezogenen Sessel vor dem Fernseher. Er trgtPantoffeln, einen Pyjama und einen Bademantel. Willie ist schon ber siebzig. Er willfernsehen, schlft aber immer wieder ein. Reit sich zusammen, schaut wieder einpaar Minuten auf den Bildschirm. Der Fernseher plrrt weiter und weiter und Willieschlft wieder ein. Reit sich wieder zusammen... Wacht auf... Guckt ein paarSekunden zu. Schlft wieder ein.Dann kocht drauen in der Kche das Wasser im Kessel. Der Kessel pfeift laut. Willieschreckt auf. Greift nach dem Telefon, das auf dem Tischchen steht

    WILLLE (ins Telefon) Hallo? Wer ist da?

    Der Kessel pfeift in der Kche weiter und endlich guckt Willie in die richtigeRichtung. Er legt den Hrer auf die Gabel. Ist offenbar weder verdutzt nochverlegen, weil er so geistesabwesend ist... vielleicht merkt ers aber nichteinmal. Schlurft zur Kche hinber. Dreht die Gasflamme unter demTeekessel ab

    STIMME AUS DEM FERNSEHER ... Sturmwarnung wird gleich fortgesetzt...

    WILLIE Keine Angst... Ich geh nicht weg.

    STIMME AUS DEM FERNSEHER ...aber zuerst ein Wort berLipton-Tee.

    Lipton-Werbespot

    Bringst du Lipton auf den Tisch,Wird dein Winter frhlingsfrisch!

    Willie legt inzwischen in der Kche einen Teebeutel in eine Tasse undgiet kochendes Wasser darber. Geht zum Esstisch. Nimmt einenTeelffel und ein Honigtpfchen, tut einen Lffel Honig in die Tasse. Wirft

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    einen Blick auf die Mattscheibe. Der Lipton-Werbespot ist geradeabgelaufen.

    Und nun: Teil drei unserer heutigen Serie Sturmwarnung.

    WILLIE Was ist mit dem zweiten Teil passiert? Hab ich den verpasst?

    Er trinkt seinen Tee, whrend der dritte Teil luft und die Schauspielereinen banalen Dialog sprechen. Willie hrt zu. Schlurft dann zum Sesselhin. Der Fernseher steht ziemlich weit von der Wand entfernt. Das Kabelschlngelt sich ber den Teppich. Willie hat die Eigenschaft, niemals zuschauen, wo er hintritt. Er verheddert sich mit dem Fu in dem Kabel, ziehtund zerrt ohne zu merken, was passiert ist, und drben fllt derStecker aus der Dose. Der Fernseher ist sofort aus. Willie bleibt sitzen.Starrt die Mattscheibe an. Er steht auf und dreht an den Knpfen. Wiekonnte ihn sein bester Freund im Stich lassen? Dann versetzt Willie demApparat einen Schlag mit der Hand.

    He! Was ist in dich gefahren?

    Schubst den Apparat. Dreht wieder hilflos an den Knpfen und denkt keineSekunde daran, dass der Stecker raus sein knnte. Willie schlgt auf denBildschirm.

    Du Biest! ... was machst du? (Fhrt fort, den Bildschirm unglubig anzustarren.Tritt gegen den Stnder. Geht zum Telefontischchen, hebt den Hrer ab. InsTelefon) Hallo?... Sandy? Geben Sie mir Sandy. Sandy, sind Sies? MeinFernseher ist kaputt. Mein Fernseher... wer spricht? Sandy? Mein Fernseher istverreckt. Nein. Nicht Willie. Fr Sie bin ich noch immer Mr. Clark, wenn ichbitten darf! Lassen Sie Ihre blden Witze, Sie Klugscheier... ich finde sienmlich gar nicht komisch... Schicken Sie jemand rauf, der meinen Fernseherreparieren kann... Nein, ich hab nichts angefasst. Nichts, sag ich Ihnen... s isteben ein beschissenes Ding. Wenn man in einem beschissenen Hotel wohnt,hat man nen beschissenen Fernseher... Den... was? Den Stecker? Was fr nenStecker? Warten Sie nen Augenblick... (Willie legt den Hrer hin, geht zumFernseher, bckt sich, hebt den Stecker auf, starrt ihn an. Geht zum Telefonzurck. In den Apparat) Hallo??? Nein, s war nicht der Stecker. s ist wasanderes. Ich werds selbst reparieren.

    Legt auf, geht zur Wand, steckt den Stecker in die Dose, der Apparat gehtwieder.

    Er sagt mir, s ist der Stecker. Wenn er mich hflich mit Mr. Clark anspricht,werd ich ihm verraten, dass es der Stecker war! (Willie sitzt im Stuhl und nimmteinen Schluck Tee.) Zum Teufel mit der ganzen Bagage!

    Es klopft. Willie wirft einen Blick auf die Wand gegenber.

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    Bummer nur an die Wand, so viel du willst. Ich stell meinen Fernseher nicht ab.Bin froh, dass er luft.

    Pause. Wieder klopft jemand an die Wohnungstr. Diesmal ist das Klopfenvon einer Mnnerstimme begleitet.

    STIMME Onkel Willie! Ich bins, Ben!

    Willie dreht sich um und starrt die Tr an. Offenbar ist er nicht bereit sicheinzugestehen, dass er sich in der Richtung des Klopfens geirrt hat.

    WILLIE Wer ist da?

    BENS STIMME Ben.

    WILLIE Ach, Ben? Bist dus?

    BENS STIMME Ja, Onkel Willie. Ich bins, Ben. Mach die Tr auf!

    WILLIE Augenblick.

    Willie erhebt sich, geht quer ber die Bhne zur Wohnungstr, stolpertwieder ber das Kabel des Fernsehers und schaltet den Apparat wiederaus. Dann beginnt er, an den beiden Sicherheitsschlssern und demRiegel herumzubasteln. Will sie ffnen. Und das ist nicht so einfach, denner ist sehr ungeschickt.

    Moment...

    BENS STIMME Ist was nicht in Ordnung?

    WILLIE (bemht sich noch immer nach Krften) Moment, sag ich... (Und nunversucht ers mit Gewalt.)

    BENS STIMME Was ist los?

    WILLIE Ich bin eingesperrt!! ... Das Schloss ist kaputt, ich bin eingesperrt!... Laufschnell runter und sags dem Boy. Dem Sandy. Sag dem Sandy, Mr. Clark isteingesperrt!

    BENS STIMME Ist etwas kaputt? Das Schnappschloss?

    WILLIE Jawohl! Das Schloss klemmt... Ich bin eingesperrt...los, hol den Boy, denSandy... und der soll den Schlosser holen...

    BENS STIMME Vorige Woche hatten wir dieselbe Bescherung. Vielleicht ists derRiegel... drck den Riegel nicht gegen die Tr... schieb ihn zurck... ganzsachte...

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    WILLIE (fingert am Riegel herum) Warte.., gleich... (Vorsichtig schiebt er den Riegelzurck. Es ist offen.) Sie ist offen! Die Tr ist offen... ich brauch niemand mehr...hab das Schloss selber repariert. (Und Willie ffnet die Tr.)

    Ben Silverman, ein gut gekleideter junger Mann Anfang Dreiig, betritt dasZimmer. Er trgt einen Mantel und hlt eine prall mit Lebensmitteln gefllteEinkaufstte im Arm. In der Hand hlt Ben die Variety. Ben schaut Williean, whrend er das Zimmer betritt.

    BEN Du solltest es wahrscheinlich len.

    WILLIE Nichts werd ich len, zum Teufel.

    Ben hngt seinen Mantel in den eingebauten Schrank. Geht zum Esstisch,stellt seine Einkaufstte dort ab

    BEN Gehts dir gut?

    WILLIE Was haben wir heute? Mittwoch?

    BEN (verblfft) Natrlich. Ich komme immer mittwochs.

    WILLIE Und heute ist Mittwoch?

    BEN Ja. Bist du ausgegangen?

    WILLIE Wann?

    BEN Heute. Gestern. Diese Woche. Oder warst du etwa die ganze Woche nichtdrauen?

    WILLIE (geht ber die Bhne zu Ben) Am Sonntag. Am Sonntag war ich drauen.Am Sonntag war ich im Park.

    Ben hlt Willie die Variety hin. Willie nimmt die Zeitschrift, klemmt sie unterden Arm und beginnt die Einkaufstte zu durchwhlen.

    BEN Darf ich fragen, was du suchst?

    WILLIE Meine Variety.

    BEN Habs dir doch schon gegeben. Du hast sie unterm Arm.

    WILLIE (hebt den Arm) Warum steckst dus mir unter den Arm, wenn ich fragen darf?Er steckt mir die Zeitung unter den Arm!

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    BEN (fngt an auszupacken) Hast du auch ordentlich gegessen? Hoffentlich nichtnur Brote.

    WILLIE (schlgt die letzten Seiten auf) Ist das auch wirklich die neueste Nummer?

    BEN Ja. Sie erscheint immer mittwochs. Und heute ist Mittwoch.

    WILLIE Man wird doch noch fragen drfen! Reg dich nicht so auf!

    Ben schttelt verzweifelt den Kopf

    Die Nummer vom vorigen Mittwoch hab ich nmlich schon gelesen.

    BEN (packt weiter aus) Sechs verschiedene Dosensuppen hab ich fr dich besorgt.Alle ohne Salz. Ditsuppen. Prima fr deine Gesundheit. Hrst du mir zu?

    WILLIE (steckt den Kopf in die Zeitschrift) Ja, ich hr zu. Sechs verschiedeneDosensuppen hast du fr mich gekauft. Eine schmeckt lausiger als die andere...

    Pause

    Hast du das gesehen?

    BEN Was?

    WILLIE Hast du gesehen, was ich seh