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Page 1: NK Ausblicke 2013

Unabhängige und überparteiliche Tageszeitung

Donnerstag, 10. Januar 2013Eine Kurier-Verlagsbeilage

Das wird

2013Die Kurier-Jahresvorschau

Page 2: NK Ausblicke 2013

Trendforscher erwartet „Europhorie“Ruhe an der Finanzmarktfront, Verarmungsdebatte, Abschied von der Männerherrschaft in der Arbeitswelt: Was das Jahr 2013 bringen wird

KELKHEIM

Welche Trends beschäftigen die Deut-schen im kommenden Jahr? Der Trend-und Zukunftsforscher Matthias Horx(57) erklärt im Interview den gesell-schaftlichen Wandel von morgen.

Welche gesellschaftlichen Phänomenewerden die Menschen in Deutschland2013 verstärkt beschäftigen?

Matthias Horx: „In 2013 werden dieEuro-Apokalyptiker ihre letzten gro-ßen Auftritte haben, bevor diese Angstlangsam abflaut. Es spricht viel dafür,dass sich die Länder in Europa zu-sammenraufen und ein robusteres Fi-nanzmarktsystem entwickeln. Dannkann es sogar zu einer Art ,Europho-rie‘ kommen. Das zweite große Themawird die Ungleichheitsdebatte. InDeutschland ist die Angst vor der Ver-armung ein Paranoia-Thema, und zurBundestagswahl werden sich alle Ideo-logen in Stellung bringen. Das heißtaber nicht, dass die Armut wirklich zu-nehmen muss – nur die medial ge-stützte Erregung.“

Was wird darüber hinaus noch fürGesprächsstoff sorgen?

Horx: „Ein Erregungsthema wird wei-terhin die ,Frauenquote‘ sein, wie sievon der EU-Kommission gefordert wird.Der ,Female Shift‘, wie wir den wach-senden Einfluss von Frauen in Wirt-schaft, Politik und Kultur nennen, stehtvor seinem Durchbruch. Das bedeutetunter anderem einen Abschied von denmännlichen Präsenzkulturen in der Ar-beitswelt.“

Wissenschaftler diskutieren, ob mehrFrauen in den Chefetagen eine ande-re und bessere Performance bringen.Was meinen Sie?

Horx: „Studien belegen, dass ein hö-herer Frauenanteil in den Chefetagen

vor allem langfristig eine bessere Per-formance bringt. Von Männern domi-nierte Führungsriegen gehen häufigerhöhere Risiken ein, so dass Unterneh-men schneller in Notlage geraten undöfter Insolvenz anmelden müssen. Eslohnt sich also, den Frauenanteil zu er-höhen – ob mit oder ohne Frauenquo-te.“

Welche weiteren Top-Trends könnenSie nennen?

Horx: „Im ,Trendreport 2013‘ be-schreiben wir Veränderungsbewegun-gen mit großer Hebelwirkung. Da istetwa der Trend ,Hack Generation‘. DasPrinzip des Hackings etabliert sich inimmer mehr Umfeldern der Gesell-schaft als eine Methode, in größereProjekte und Systeme einzugreifen.Zum Beispiel in das System Stadt, woBürger Gemeinschaftsgärten aufBrachflächen anlegen – ,Urban Ha-cking‘.“

Stichwort Globalisierung: Wie ent-wickelt sich dieser Megatrend?

Horx: „Aufgrund steigender Löhne inden Schwellenländern und steigendenRohstoff- und damit Logistikpreisenwird es zu einer Renaissance lokalerProduktionsprozesse kommen. In dernächsten Dekade geht es nicht mehrum Outsourcing, sondern um Insour-cing.“

Welche Begleitumstände der Globali-sierung haben sich im Laufe der Zeitstärker gezeigt als erwartet und wel-che weniger?

Horx: „Nicht jede Leistung lässt sichoutsourcen. Das berührt vor allemDienstleistungen, deren Anteil an derÖkonomie stetig wächst. Wir gehenauch künftig noch zum Arzt unseresVertrauens und lassen uns nicht on-line aus Indien beraten. Das heißt auch:,Kosten senken durch Globalisierung‘

funktioniert künftig nicht mehr. Daswird auch die Autoindustrie erleben,die ihre Probleme nicht mehr nur da-durch lösen können wird, dass sie inChina mehr Autos verkauft.“

Humanoide Roboter werden auch 2013nicht zum Straßenbild gehören. Dafürkann man bereits mit Handy-Assisten-ten sprechen. Wohin führen uns dieTechnik-Innovationen als nächstes?

Horx: „Technologie setzt sich durch,wenn sie dem Menschen mehr Auto-nomie und Kontrolle bringt. Den Ro-boter, der versucht, wie ein Mensch zusein, empfinden wir als Täuschung unddamit als Kontrollverlust. Die Zukunftwird smarte Interfaces (Schnittstellen)mit sich bringen, mit denen wir Com-puter bedienen – beispielsweise durchGestenbewegung. Sprache ist eher demMenschen vorbehalten, denn Men-schen sind soziale Wesen. Sprach-steuerung ist deshalb im Auto sinn-voll, aber in jeder sozialen Situationeher störend.“

Kundendaten und Konsumwünschevon Verbrauchern sind wichtigeRohstoffe. Für wen sind diese Infor-mationen Fluch und für wen Segen?

Horx: „Kundendaten sind ein Segenfür die Marketingabteilung. Wer-bung lässt sich zunehmend persona-lisieren. Ein Fluch kann es für den Kun-den sein, wenn er nur noch das ange-boten bekommt, wofür er sich inte-ressiert. Dann regiert der Terror derdigitalen Berechenbarkeit. Manchmalwollen wir auch überrascht werden.Und diese Überraschungen zu berei-ten – das ist die Kunst des neuen Ver-kaufens.“

Tourismusforscher sehen veränderteTrends zum Urlaubmachen. Waswird in den Ferien gefragt sein?

Horx: „Der Tourist von morgen möch-te nicht mit Souvenirs nach Hausekommen, sondern mit einer einzigar-tigen Erfahrung. Es geht ihm um eineintensivere Auseinandersetzung mitdem Ziel seiner Reise. Beim ,Urban Ex-ploration‘ geht es um neue, unge-wohnte Perspektiven. Beispielsweisebei einer Erkundungstour der Kanali-sation einer Stadt, wie es der Verein,Berliner Unterwelten‘ anbietet.“

Das Gespräch führte Jörn Perske, dpa„Kosten senken durch Globalisierung funktioniert nicht mehr“: Matthias Horx.

Deutsche Industrie sieht sich im AufwindBranchenübergreifend herrscht Optimismus für das Jahr 2013 – Für die Finanzbranche bleibt die Lage unsicher

FRANKFURT

D ie Konjunkturprognosen sindbescheiden, aber die großendeutschen Industriebran-chen gehen voller Zuversicht

ins neue Jahr. Egal ob Maschinenbau,Chemie oder Elektro: Sie alle rechnen2013 mit besseren Geschäften als im al-ten Jahr. In der Autoindustrie ist dieZuversicht auf die Konzerne begrenzt,die in Übersee stark sind. Denn in Eu-ropa stehen Opel & Co. vor einem wei-teren schweren Jahr. Große Unsicher-heit herrscht in der Finanzwelt, dieCommerzbank scheut gar einen klarenAusblick. Die Branchen im Überblick:

ä Autoindustrie: Die deutsche Auto-industrie startet selbstbewusst ins neueJahr. Der weltweite Absatz wird nacheiner Prognose des BranchenverbandsVDA von 68 Millionen Autos in die-sem Jahr auf 70 Millionen steigen. Da-von werden Konzerne wie VW, BMWoder Daimler profitieren. Wachs-tumstreiber sind die beiden größtenMärkte USA und China. BMW etwastrebt nach dem Rekordjahr auch 2013Bestwerte an. Autobauer wie Opel, Fiatoder Peugeot, die sich auf Europa kon-zentrieren, haben hingegen ein wei-teres schweres Jahr vor sich. Opel-ChefThomas Sedran ist pessimistisch fürdie Marktentwicklung in Europa: „DerGesamtmarkt nächstes Jahr wird un-serer Erwartung nach sogar noch et-wa schwächer werden als dieses Jahr.“Auch der deutsche Markt wird nachVDA-Schätzung noch etwas nachge-ben.

ä Chemie: Die deutsche Chemiein-dustrie sieht die Talsohle durch-schritten: Nach einem Jahr der Stag-nation rechnet der BranchenverbandVCI 2013 wieder mit besseren Ge-schäften und zwei Prozent Umsatz-plus. Wachstumstreiber bleibt dem-nach der Export in Länder außerhalbEuropas. Bereits 2012 hatte die Nach-frage vor allem aus den Schwellen-ländern das schwächelnde Europage-schäft ausgeglichen. Wichtigster Aus-landsmarkt bleiben die USA.

ä Finanzbranche: Die Zeiten für Ban-ken bleiben unsicher. Regulatorenverschärfen die Kapitalvorgaben

(Stichwort „Basel III“), Politiker for-dern die Zerschlagung von Großban-ken, viele Kunden vertrauen nach Jah-ren der Krise und immer neuen Skan-dalen „den Banken“ und Geldhäusernkaum noch. Die Institute richten sichdarauf ein, dass sich ihre Kassen nichtmehr so schnell füllen werden. „Wirsind gut beraten, wenn wir uns fürdie kommenden Jahre auf anhalten-de Volatilität einstellen“, sagt etwaDeutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fit-schen. Die Commerzbank traut sichnach der Bauchlandung mit der für2012 ausgegebenen Gewinnmarkekeinen klaren Ausblick mehr zu. In ei-nem hartumkämpften Markt bemü-hen sich die Institute mehr denn jeum Privatkunden – das könnte nachEinschätzung der Bundesbank zu wei-teren Fusionen zwingen.

ä Maschinenbau: Der deutsche Ma-schinenbau sieht sich auch 2013 auf Er-folgskurs. Nach Rekordumsätzen 2012erwartet die mittelständisch geprägteIndustrie im kommenden Jahr ein wei-teres Plus – getragen auch von einerwieder anziehenden Nachfrage ausChina. „Wir sind voller Zuversicht, dasssich der Nachfragestau in wichtigenMärkten, namentlich in China, auf-löst“, sagt Verbandspräsident ThomasLindner. Auch das Wachstum in denUSA werde sich fortsetzen. ImDeutschlandgeschäft könnte es eben-falls wieder aufwärtsgehen: Ökono-men erwarten, dass die Unternehmenim Inland 2013 wieder mehr inves-tieren – davon profitieren die Maschi-nenbauer.

ä Elektro/Elektronik: Die deutscheElektroindustrie erwartet nach einemdurchwachsenen 2012 für das kom-mende Jahr wieder ein leichtes Plus.Produktion und Umsatz werden um1,5 Prozent anziehen, sagt der Vorsit-zende des Branchenverbands ZVEI,Klaus Mittelbach. Er erwartet Zu-wächse vor allem in den großen, wie-der anziehenden VolkswirtschaftenUSA und China, während die Bedeu-tung der europäischen Märkte im Zei-chen der Schuldenkrise weiter schwin-de. Für 2013 werden 177 MilliardenEuro Umsatz angestrebt. Die Zahl derMitarbeiter ist auf ein Rekordhoch von848 000 angestiegen. dpa

Die deutsche Autoindustrie setzt erneut vor allem auf den Export.

Ein „DJ-Controller“ auf einem durchsichtigen Touchscreen-Bildschirm: Die Elektronikbranche erwartet für das kommen-de Jahr wieder ein leichtes Plus. Fotos: dpa

2 Ausblick 2013 Nordbayerischer Kurier - Donnerstag,10. Januar 2013

Page 3: NK Ausblicke 2013

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Page 4: NK Ausblicke 2013

In der Windenergiebranche droht FlauteHochfliegende Pläne der Energiewende sind kaum noch zu schaffen – Milliarden-Investitionen liegen wegen unsicherer Netzanbindung auf Eis

HAMBURGVon Eckart Gienke, dpa

D er Ausbau der Windenergieauf hoher See ist im Jahr 2012kaum vorangekommen. Indiesem Jahr könnte die Off-

shore-Windenergie zügig Fahrt auf-nehmen. Doch dann droht schon wie-der ein Loch. Zwischen Vision und Re-alität liegen noch Welten. Bis zum Jahr2020 sollen Windkraftanlagen mit ei-ner Leistung von 10 000 Megawatt inNord- und Ostsee Strom erzeugen. Soplant es die Bundesregierung für ihreEnergiewende. Das entspricht min-destens 2000 Windkraftwerken, beiheutiger Leistungskraft. Tatsächlichdrehen sich kaum mehr als 50 Wind-räder mit einer Leistung von gut 200Megawatt in den beiden deutschenMeeren. Es fehlen also noch 9800 Me-gawatt. Und bis 2020 sind es noch sie-ben Jahre. Rein rechnerisch müsste anjedem einzelnen Werktag bis dahin einWindkraftwerk ins Meer gebaut wer-den.

Das Ziel ist kaum mehr zu schaffen.Die Regierung spricht inzwischen lie-ber davon, dass sie 25 000 MegawattOffshore-Energie bis 2030 erreichenwill. „Wir rechnen mit 5000 bis 6000Megawatt bis 2020“, sagt Lars Velservom Bundesverband Windenergie(BWE) in Berlin. Es wird also vermut-lich länger dauern, bis die Offshore-Windenergie ihren eingeplanten Bei-trag zur Energiewende leisten kann.„2012 ist für die Energiewende ein ver-lorenes Jahr“, sagt Ronny Meyer vonder Windenergie-Agentur WAB in Bre-merhaven.

Im nächsten Jahr sieht erst einmal al-les gut aus: Mehr als 1000 Megawattsind im Bau, mehrere Windparks wer-den im Laufe des Jahres oder spätes-tens 2014 ihren Betrieb aufnehmen –wenn alles klappt wie geplant. Bei denbislang verwirklichten Projekten kames immer wieder zu Verzögerungendurch unvorhergesehene technischeSchwierigkeiten. Die Nordsee-Wind-parks werden in großen Wassertiefenund rauer See errichtet; die Baufirmensammeln bei den Projekten immer wie-der neue Erfahrungen. Und zahlen oftnoch Lehrgeld.

Die Investitionsentscheidungen fürdie Windparks, die jetzt gebaut wer-den, sind schon vor Jahren gefallen.

Das Problem: Danach kommt nichtsmehr. Die Energiekonzerne RWE, Dongund EnBW haben ihre Projekte in derNordsee erst einmal vertagt. Sie wagenes nicht, die Investitionsmittel für dieWindparks freizugeben. „Wir brauchengesetzgeberische Klarheit und verläss-liche Rahmenbedingungen, bevor wireine Investitionsentscheidung vondeutlich über 1,5 Milliarden Euro tref-fen“, sagt EnBW-TechnikvorstandHans-Josef Zimmer.

Der Flaschenhals ist nach wie vor die

unsichere Netzanbindung an das Fest-land. Der Netzbetreiber Tennet inves-tiert in den kommenden zehn Jahrenrund sechs Milliarden Euro in die Netz-anbindung der Offshore-Windenergie.Das reicht für gut 5000 Megawatt. DieAufträge sind erteilt, die Investitionenkommen. Aber es geht nicht schnell ge-nug. Die Betreiber sind zudem verun-sichert, weil sie die wirtschaftlichenRahmenbedingungen nicht gut genugeinschätzen können. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steht auf dem

Prüfstand. Der Gesetzgeber hat bereitsgeholfen, indem er das Risiko einer ver-zögerten Netzanbindung weitgehendvom Netzbetreiber auf den Verbrau-cher verlagert hat. Aber das hat keinenBestellboom ausgelöst.

An der Küste, wo gerade eine mari-time Infrastruktur für den Bau und denBetrieb der Windkraftanlagen entsteht,machen sich Frust und Enttäuschungbreit. „Der Auftragsmangel zieht sichdurch die gesamte Wertschöpfungs-kette rückwärts“, sagt Meyer. Die Em-

der Siag Nordseewerke, die Funda-mente für Windkraftanlagen herstel-len, sind insolvent. Der Verkauf derSietas-Werft in Hamburg ist geplatzt,weil ein fest eingeplanter Auftrag fürein Errichterschiff dann doch nicht ver-geben wurde. Die Häfen, die zum Teilmit öffentlicher Unterstützung massivin ihre Infrastruktur investieren, ban-gen um ihre Auslastung. Viele tausendArbeitsplätze, die in der Branche ent-stehen sollen, lassen erst einmal aufsich warten. dpa

„2012 ist für dieEnergiewende einverlorenes Jahr.“

Ronny Meyer von derWindenergie-Agentur WAB

Der Offshore-Windpark Alpha Ventus in der Nordsee: Hier soll der Strom der Zukunft herkommen. Doch der Ausbau droht ins Stocken zu geraten. Foto: dpa

„Stimmung ausgesprochen gut“Dem Handwerk ist gar nicht bange – Frauen sind im Kommen

BERLIN

Das Handwerk rechnet trotz Umsatz-einbrüchen in einzelnen Branchen indiesem Jahr wieder mit einem leichtenWachstum. „Die Stimmung ist ausge-sprochen gut“, sagte Handwerkspräsi-dent Otto Kentzler. Die Zahl der Be-schäftigten dürfte weitgehend stabilbleiben. Zu den Risiken zählt Kentzlerdie Absatzkrise in der Autoindustrie, die

sich auch auf das Handwerk auswirkt.2012 hat das Handwerk mit seinen rundfünf Millionen Beschäftigten wahr-scheinlich ein leichtes Minus eingefah-ren. Laut Statistischem Bundesamtsanken die Umsätze im zweiten unddritten Quartal spürbar, im drittenQuartal sogar um 3,7 Prozent im Ver-gleich zum Vorjahreszeitraum.

Kentzler führte dies vor allem auf denrückläufigen Kfz-Absatz, auf die

schwache öffentliche Baunachfrageund Sonderfaktoren wie den Preisver-fall bei Solaranlagen zurück. „Der Ma-terialwert hat sich halbiert und damitverringert sich der Umsatz – bei gleich-bleibender handwerklicher Arbeits-leistung“, sagte der Präsident des Zent-ralverbandes des Deutschen Hand-werks.

Größere Gefahren für den Arbeits-markt sieht Kentzler in 2013 nicht –weder im Handwerk noch in der Wirt-schaft insgesamt. „Wir sind so gut auf-gestellt, auch mit unseren Arbeits- undStückkosten, dass wir auch 2013 eswieder schaffen, die Beschäftigung zuhalten“, sagte er. Für das Handwerkgelte: „Wenn wir die Mitarbeiter halten,während der Umsatz leicht runtergeht,dann ist das keine Katastrophe.“

Schwer abschätzbar sind laut Kentz-ler die Absatzprobleme auf dem inlän-dischen Kraftfahrzeugmarkt, aber auchim europäischen Ausland. Ein weitererUnsicherheitsfaktor für das Handwerkseien die Energiepreise.

Für Frauen wird das Handwerk im-mer attraktiver. „Inzwischen kommenüber 20 Prozent der Meisterabschlüsseund 25 Prozent der Neugründungenvon Frauen“, so Kentzler. Grund dafürsei auch die Familienfreundlichkeitvieler Betriebe, die sich unter anderemin einer hohen Teilzeitquote undflexiblen Arbeitszeitmodellen zeige.„Handwerksfirmen sind geborene Fa-milienunternehmen. Familie ist für unsnoch ein hohes Gut.“ dpa

Die verflixte 13Jahreszahl erlaubt viele Spielereien

BERLIN

Im Märchen von Dornröschen hat die13. Fee keine Einladung und belegt dieSchöne mit einem bösen Fluch. Heut-zutage schläft ein Hotelgast selten imZimmer Nummer 13. Und manch einerwagt sich am Freitag, dem 13., erst garnicht aus dem Haus. Viele Geschichtenund auch Ängste ranken sich um dieZahl, die auf das runde Dutzend folgt.Das Jahr 2013 dürfte spannend wer-den, etwa für Mathematiker, Esoteri-ker und Abergläubische. Denn nicht nurdie Zahl 13 fällt in der Ziffernfolge auf.Dahinter verbirgt sich noch mehr.

„Ich spiele mit Daten und Zahlen,weil es einfach Spaß macht“, sagt Zah-lenexperte Heinrich Hemme, der an derFH Aachen Physik lehrt – und legt gleichlos. 20 minus 13 ist 7. „Sie ist in vielenKulturen eine Glückszahl.“ 20 plus 13ergibt 33: „Sie gilt als Todesalter Jesu.“Das Magazin „The Economist“ schrieb,dass in der neuen Jahreszahl alle Zif-fern unterschiedlich sind, erstmals seit1987.

Der Naturwissenschaftler zeigt eineSpur von Begeisterung, als er auf dieQuersumme von 2013 verweist: 6. „Dasist etwas Besonderes und recht selten.Die 6 ist eine vollkommene Zahl, alsoeine Zahl, die gleich der Summe ihrerTeiler ist. Die nächstgrößere vollkom-mene Zahl ist 28.“ Nach dem Jahr 1500sei die Quersumme der Jahreszahl erstzweimal wieder eine vollkommeneZahl gewesen: 1999 und 2004. Im Ka-

lender steht, dass 2013 zwei Freitagehat, die auf einen 13. fallen, im Sep-tember und Dezember. Ohnehin gibt eslaut Hemme keine andere Kombinationaus Wochentag und Tageszahl, diehäufiger vorkomme. „Das ist reine Ma-

thematik, keinAberglaube.“

Beschleichtden Professorein merkwürdi-ges Gefühl,wenn er an dasJahr 2013denkt? „Ich binda völlig leiden-schaftslos“, sagtHemme. Er den-ke rational undhabe noch nichteinmal eineLieblingszahl.

Nicht wenige Menschen sind jedochzumindest ein wenig abergläubisch.„Jede Art von Glauben gibt Halt“, er-klärt der Psychologe Peter Groß ausKöln. Das könne der Glaube an Gott,Feen oder eben Zahlen sein. So fühltensich manche Menschen sicher: „Ich binder Wissende und kann mich schüt-zen“, erklärt Groß.

„Die Anfälligkeit für Aberglaube kor-reliert ein bisschen mit dem Bildungs-niveau.“ Je höher der Bildungsgrad,desto stärker sei das Rationale ausge-prägt, „da das gesamte Bildungssystemuns ja ständig Ratio und Logik abver-langt“, sagt der Psychologe. dpa

Heinrich Hemme

„Wir sind gut aufgestellt“, sagt Handwerkspräsident Otto Kentzler. Foto: dpa

4 Ausblick 2013 Nordbayerischer Kurier - Donnerstag,10. Januar 2013

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Die Karten werden neu gemischtJahrelang kannten die PC-Hersteller nur den Weg nach oben – Das Jahr 2013 könnte die Computerindustrie umpflügen

BERLINVon Andrej Sokolow, dpa

B ei Ihnen gab es ein Smart-phone oder Tablet unter demWeihnachtsbaum? Sie sindnicht allein: Fast 40 Prozent in

Deutschland wünschten sich zum Festeins der mobilen Geräte oder wolltenes sich selbst gönnen, wie eine Umfra-ge des Branchenverbandes Bitkom er-gab. Die Zahl ist eine perfekte Illustra-tion für die Nöte der PC-Branche – ihreNotebooks und Desktops lösen keinesolche Begeisterung aus. 2012 war einmieses Jahr für viele Computerher-steller. Und 2013 könnte zum Schick-salsjahr werden: „Die Branche kannsich ein zweites verlorenes Jahr nichterlauben“, sagt Analyst Ranjit Atwalvom Marktforscher Gartner.

Ein Bild davon, wie genau es um denklassischen Personal Computer steht,werden die Zahlen zum vierten Quar-tal liefern. Das Geschäft im drittenVierteljahr lief miserabel. Weltweit gabes einen Absatzrückgang von mehr alsacht Prozent, in Deutschland brachendie Verkäufe um fast ein Fünftel ein. Indem Quartal gab es noch eine plausibleRechtfertigung für den scharfen Abfall:Kurz vor dem Start des neuen Win-dows-Betriebssystems Windows 8 hiel-ten sich die Käufer zurück und die gro-ßen Handelsketten ließen sich Zeit, dieRegale aufzufüllen.

Für das Schlussquartal wird dieseAusrede nicht mehr gelten. Windows8, der große Hoffnungsträger der PC-Industrie, ist mit ersten Geräten aufdem Markt. Die Software ist so konzi-piert, dass sie nicht nur auf PCs, son-dern auch auf Tablet-Computern läuft.Damit werden Hybridgeräte aus bei-den Produktklassen mit klappbarenoder drehbaren Bildschirmen möglich.Das soll den PC in den Augen der Ver-braucher wieder attraktiv machen.

Absatzzahlen zu Windows 8 gibt esnoch nicht. Einige Marktexperten spra-chen von einem zaghaften Start. So er-mittelte die Marktforschungsfirma NPDGroup, dass im November in den USAsogar weniger Windows-Computer alsvor einem Jahr verkauft worden seien.Microsoft zeigte sich in ersten Reak-tionen zufrieden. Eine zentrale Fragedürfte das Verhalten der Unternehmenwerden: Mit ihren großen Geräteparkstrugen sie stets einen großen Teil derBranche auf ihren Schultern. Doch mitder wirtschaftlichen Unsicherheit unddem Trend, die Mitarbeiter ihre Geräteauch am Arbeitsplatz nutzen zu lassen,schwächelt dieser Stützpfeiler der PC-Industrie.

Die Branche fährt auf Sicht in die Zu-kunft: Selbst bei Gartner haben Exper-ten zum Teil völlig verschiedene Mei-

nungen, ob die neuen Hybridgeräte dasInteresse der Kunden wieder anfeuernkönnen. Die neuen „Convertibles“ sei-en ein „attraktives Angebot“, sagt Ana-lystin Meike Escherich. Ihr Kollege At-wal hingegen geht nicht davon aus,dass die Hybridmodelle – ebenso wiedie schon seit einem Jahr als Heils-bringer beschworenen dünnen Ultra-books – eine Wende herbeiführen kön-nen. „Der Preis der Geräte ist immernoch zu hoch und müsste radikal sin-ken, damit die Verbraucher zum Kau-fen animiert werden“, argumentiert er.Außerdem seien Kombimodelle immerein Kompromiss und schnitten in der

Regel schlechter ab als die Einzelgerä-te in ihren Einsatzbereichen.

Mit dem Wandel der Branche ver-schieben sich auch die Gewichte zwi-schen den einzel-nen Unternehmen.Der langjährigeWeltmarktführerHewlett-Packard istgerade dabei, dieSpitzenposition anden chinesischenKonkurrenten Lenovo zu verlieren.Dem Käufer der PC-Sparte von IBMhilft unter anderem die starke Positionim weiterhin wachsenden chinesischen

Heimatmarkt. Aber selbst in Europakonnte Lenovo punkten, während HPseine Kunden mit dem Zickzack-Kursim PC-Geschäft verunsicherte: Erst

sollte die Sparte ab-getrennt werden, dannblieb sie doch im Kon-zern.

Zählt man in derneuen Computerweltklassische PersonalComputer, Smart-

phones und Tablets zusammen, gibt eszwei klare Champions: Samsung undApple. Der Marktforscher IDC erstelltefür das dritte Quartal 2012 erstmals

ein solches Ranking. Dank der mit Ab-stand führenden Position bei Compu-ter-Handys landete Samsung klar aufdem ersten Platz mit insgesamt 66,1Millionen verkauften Geräten und ei-nem Marktanteil von 21,8 Prozent. ZumVergleich: Alle Hersteller zusammenverkauften in dieser Zeit weltweitknapp 88 Millionen PCs.

Der iPhone- und iPad-HerstellerApple kam in dem Zeitraum auf denzweiten Rang mit 45,8 Millionen Ge-räten und 15,1 Prozent Marktanteil. ImWeihnachtsquartal dürfte der US-Kon-zern mit dem iPhone 5 noch etwas auf-geholt haben.

Auch einHoffnungs-träger: AufeinemiPhone undeinem iPadwird in Ber-lin von Mit-arbeiterndes Compu-terspiel-Ent-wicklersWooga dasneue Ge-schicklich-keitsspielBubbleIslandgespielt.Foto: dpa

„Die Branche kann sichein zweites verlorenesJahr nicht erlauben.“

Analyst Ranjit Atwal

Wohnen auch 2013 teurer – Immobilienpreise steigen weiterWer eine neue Wohnung mietet oder eine Bleibe kaufen möchte, muss 2013 wahrscheinlich tiefer in die Tasche greifen

BERLIN/FRANKFURTVon Daniel Rademacher und

Harald Schmidt, dpa

Viele Mieter und Wohnungskäufermüssen im kommenden Jahr mit stei-genden Kosten rechnen. Während derDeutsche Mieterbund gerade bei Neu-verträgen kräftige Steigerungen er-wartet, geht auch bei den Immobilien-preisen der Preisauftrieb erst einmalweiter. Vor allem in Großstädten sinddie Wohnungsmärkte häufig sehr an-gespannt.

Die Lage hält der Mieterbund füralarmierend: „Wir müssen in den Bal-lungszentren und Universitätsstädtenbei Neuverträgen mit Mietpreissteige-rungen von durchschnittlich zehn Pro-zent rechnen“, sagte VerbandsdirektorLukas Siebenkotten. Bei den laufendenMietverträgen dürfte das Plus imDurchschnitt bei zwei bis drei Prozentliegen.

Die hohen Wohnkosten wachsen vie-len Mietern bereits über den Kopf:„Viele Haushalte müssen schon jetztmehr als ein Drittel ihrer Konsumaus-gaben fürs Wohnen ausgeben – inklu-sive Betriebskosten“, so Siebenkotten.Bei einkommensschwachen Haushal-ten seien es mehr als 45 Prozent. Esdrohen seiner Ansicht nach schwer-wiegende Folgen. „Viele Menschenwerden dadurch aus den Zentren anden Stadtrand verdrängt. Das wirdnicht ohne gravierende soziale Folgenbleiben. Deswegen müssen Neubau-

projekte auch immer einen Teil von So-zialwohnungen beinhalten, deren Zahlderzeit kontinuierlich sinkt.“

Scharfe Kritik äußerte er an derjüngst vom Bundestag beschlossenenReform des Mietrechts: „Die Reformwird zu einer Welle von Klagen vor denGerichten führen, die schon so genugzu tun haben.“

Die Neuerungen sehen unter ande-rem vor, dass Mieter bei energetischerGebäudesanierung künftig Lärm, Dreckund Gerüste vor dem Fenster drei Mo-nate lang ertragen müssen. Erst wenndas Ganze länger dauert, dürfen sie dieMiete mindern.

Auch wer eine Wohnung kaufen will,muss sich auf weiter steigende Preiseeinstellen. Die kräftige Nachfrage nachWohnimmobilien hat die Preise 2012bereits im zweiten Jahr in Folge klet-tern lassen. Historisch niedrige Zinsenund die Skepsis gegenüber alternati-ven Kapitalanlagen haben zuletzt im-mer mehr Menschen zum Erwerb einesEigenheims bewogen. Ein Ende desRuns ist nicht in Sicht.

Nach einer Studie der Feri Eurora-ting Services setzt sich der Preisauf-trieb bis mindestens 2015 fort. Dem-nach verteuern sich Eigentumswoh-nungen in den kommenden drei Jah-ren etwa in Hamburg um fast 16 Pro-zent, in München um elf, in Stuttgartum knapp zehn und in Frankfurt oderBerlin um acht Prozent.

Nach Berechnungen des Verbandsdeutscher Pfandbriefbanken (vdp) war

selbst genutztes Wohneigentum inDeutschland im dritten Quartal 2012im Schnitt 4,1 Prozent teurer als einJahr zuvor. Das Interesse richte sich da-bei seit Jahren vornehmlich auf Städte,wo die Wohnungsmärkte spürbar an-gespannt seien. Zudem sei das Interes-se an Immobilien als Kapitalanlage imZuge der Finanzkrise deutlich gestie-gen.

Historisch niedrige Zinsen

Trotz historisch niedriger Zinsenrechnen die deutschen Bausparkassenim laufenden Jahr größtenteils mit Zu-wächsen – 2013 dürfte sich die Ent-wicklung aber abschwächen. Der Ver-band der Privaten Bausparkassen er-wartet sowohl bei der Zahl der Verträ-ge als auch bei der Bausparsumme eineVerbesserung gegenüber dem Vorjahr.

Auch die Landesbausparkassen(LBS) gehen von einem Plus bei denBausparverträgen aus. Neben den LBSgibt es bundesweit ein Dutzend privateAnbieter.

Im vergangenen Jahr waren bei denprivaten Bausparkassen rund zwei Mil-lionen Verträge über eine Bauspar-summe von 64,5 Milliarden Euro ab-geschlossen worden. „Beide Vorjah-resergebnisse werden wir voraussicht-lich leicht übertreffen“, sagte Ver-bandschef Andreas Zehnder. „DieSehnsucht der Menschen nach einemeigenen Stück Heimat ist durch die Fi-nanzkrise noch bestärkt worden.“

OstberlinBremenHannoverWestberlinDresdenKölnDüsseldorfHamburgFrankfurt/MainStuttgartMünchen

Veränderungseit 2011

17494 Quelle: IVD-Wohn-Preisspiegel 2012/2013

WOHNEN WIRD TEURERKaufpreise für gebrauchte Eigentumswohnungenin den zehn teuersten Städten 2012

Mietpreise (ohne Neuvermietungen)je Quadratmeter

2 850 €/qm

+12,5

+4,7 %+7,9

+4,9+6,3

+1,3+13,8

+4,8+8,3

+4,0+4,8

+5,6keine Angabe

+7,7+7,1

± 0

± 0

+6,9+8,0

+5,6+7,7

+21,3 %München2 100

1 9001 750

1 5501 5001 500

1 400

StuttgartDüsseldorfHamburgFrankfurt/MainKölnWestberlinOstberlin

1 000950900

HannoverDresdenBremen

11,20 €/qm9,60

8,608,508,50

8,006,606,606,506,506,50

6 Ausblick 2013 Nordbayerischer Kurier - Donnerstag,10. Januar 2013

Page 7: NK Ausblicke 2013

Den Gürtel enger schnallenDas Geld sitzt nicht mehr so locker: 2013 stellen sich Luxushersteller wie der Modekonzern Escada auf ein schwieriges Jahr ein

MÜNCHENVon Daniela Wiegmann, dpa

D iamanten, Uhren, teure Ta-schen oder kostspielige Klei-der: Zu Weihnachten stan-den Luxusprodukte auf vie-

len Wunschzetteln ganz weit oben. Fürdie Hersteller war das Weihnachtsge-schäft diesmal der krönende Abschlusseines guten Jahres mit Milliardenum-sätzen weltweit. Die anhaltende Unsi-cherheit an den Finanzmärkten schlägtaber auch den wohlhabenden Kundenauf das Gemüt. Im Jahr 2013 könntedas Wachstum der Luxushersteller da-her geringer ausfallen als bisher. „DieKaufkraft ist da, aber vieles in unse-rem Markt ist Psychologie“, sagte derChef des Modekonzerns Escada, Bru-no Sälzer, der Nachrichtenagentur dpain München.

Große Kunden hielten sich bereitsmit Bestellungen zurück. „Jeder ist imMoment vorsichtiger und stellt sich aufgeringeres Wachstum ein.“ Statt sichdas Lager zu füllen, bestellten die

Händler erst mal überschaubare Men-gen. Dennoch rechnet Sälzer auch imkommenden Jahr mit Zuwächsen imLuxusmarkt. „Es ist nicht so, dass dieganz große Krise ausbricht.“ In den ver-gangenen Jahren sei die Branche be-ständig gewachsen, dieses Plus werde2013 aber geringer ausfallen als zu-letzt.

Für das Jahr 2012 erwartet die Be-ratungsfirma Bain & Company in derBranche weltweit einen Zuwachs vonzehn Prozent auf 212 Milliarden Euro.Vor allem reiche Kunden in China kur-belten die Geschäfte der Hersteller an.Teure Kleidung oder Accessoires gel-ten dort vor allem in der aufstreben-

den Mittelschicht als Prestigeobjekte.„Es ist ein Zeichen dafür, dass man er-folgreich ist“, sagt Sälzer. Auch als Ge-schenk von Auslandsreisen stündenteure Mitbringsel bei Asiaten hoch imKurs.

Escada rechnet in China nach deut-lichen Zuwächsen im vergangenen Jahrauch 2013 mit zweistelligen Zuwäch-sen. In Frankreich, Italien und Eng-land ist die Kauflaune der Kunden hin-gegen deutlich gebremst. Größter

Markt für das Unternehmen bleibendie USA, gefolgt von Deutschland,Russland, Japan, China und Spanien.Weltweit rechnet Escada in diesem Jahrmit einem Umsatz über dem Vorjah-reswert von 300 Millionen Euro. Vor

drei Jahren hatte das Unternehmen ausAschheim bei München Insolvenz an-gemeldet und war von der indischenUnternehmerin Megha Mittal über-nommen worden. Seitdem arbeitet sichder Konzern aus der Verlustzone.

Der Schriftzugdes Luxusmo-dekonzernsEscada ist amSchaufenstereiner Filiale inder Theatiner-straße in Mün-chen zu sehen.Mit deutlichenZuwächsenrechnet derLuxusherstel-ler in diesemJahr aber vorallem in China.Foto: dpa

„Jeder ist im Momentvorsichtiger und stellt sich

auf geringeresWachstum ein.“

Bruno Sälzer,Chef des Modekonzerns Escada

impressum

Sonderbeilage: Ausblicke 2013Eine Veröffentlichung des Nordbaye-rischen Kuriers am 10. Januar 2013

V.i.S.d.P.: Joachim BraunRedaktion: Roman Kocholl

Anzeigenleitung: Andreas Weiß

Gesamtherstellung und Verlag:Nordbayerischer Kurier KG, Theodor-Schmidt-Straße 17, 95448 Bay-reuth, und Maximilianstraße 58-60,95444 Bayreuth

Zahlungsmoralverschlechtert sich

BERLIN/NEUSS. Eingetrübte Wirt-schaftsaussichten dürften die Zah-lungsmoral in Deutschland 2013 nachExperteneinschätzung verschlechtern.„Die konjunkturellen Rahmenbedin-gungen werden flauer in den kom-menden Monaten. Das wird sich auchbei der Zahlungsmoral bemerkbar ma-chen“, sagte Michael Bretz von derWirtschaftsauskunftei Creditreform.„Hier wird es eine leichte Verschlech-terung geben.“

Allein die Unsicherheit werde alsFaktor eine wichtige Rolle spielen. „Al-lerdings glaube ich nicht, dass es zudramatischen Veränderungen kom-men wird.“

Bei einer im November vorgestell-ten Creditreform-Umfrage hatten 79Prozent der 4000 teilnehmenden Un-ternehmen angegeben, dass Rech-nungen spätestens nach 30 Tagen be-zahlt würden. Im Frühjahr 2012 hatteder Wert bei 78,4 Prozent gelegen. MitBlick auf die Insolvenzen hatte Credit-reform vor wenigen Wochen prog-nostiziert, dass sich die deutsche Wirt-schaft auch 2013 auf eine Pleitewelleeinstellen müsse. Die Gesamtzahl derInsolvenzen dürfte demnach von156 200 im Jahr 2012 auf etwa160 500 steigen, darunter geschätzte30 500 Firmenpleiten. dpa

Risiko auf hohem NiveauDie konjunkturelle Flaute macht Spediteuren, Druckindustrie und Baugewerbe besonders zu schaffen

BERLINVon Daniel Rademacher, dpa

Speditionen und Logistikunterneh-men haben nach Einschätzung des Kre-ditversicherers Euler Hermes 2013 dasgrößte Pleiterisiko. Voraussichtlichmüssen demnach 22 von 1000 Un-ternehmen mit einer Insolvenz rech-nen. „Zwar hat sich die Insolvenz-tendenz etwas entspannt. Das Risikoliegt aber immer noch auf einem ho-hen Niveau“, sagt Euler-Hermes-Chef-volkswirt Romeo Grill. Auf den Plät-zen zwei und drei der Branchen mitdem höchsten Pleiterisiko 2013 lie-gen laut Grill die Druckindustrie unddas Baugewerbe.

Bei den Spediteuren und Logisti-kern mussten 2012 laut Euler Her-mes insgesamt 533 Unternehmen In-solvenz anmelden, knapp 60 wenigerals im Jahr zuvor. Für 2013 erwartetChefvolkswirt Grill angesichts der kon-junkturellen Flaute ein ähnlich hohesNiveau. Insgesamt leide die Branchean der Zurückhaltung vieler Unter-nehmen bei Investitionen.

Die Branche mit dem zweithöchs-ten Ausfallrisiko dürfte 2013 dem-nach die Druckindustrie sein. Hier gehtder Kreditversicherer davon aus, dassvoraussichtlich 17 von 1000 Firmenden Gang zum Insolvenzgericht an-treten müssen. „Die Insolvenzquote ist2012 rückläufig gegenüber dem Vor-jahr. Für 2013 ist aber kaum Erho-lung in Sicht“, prognostiziert Grill. „DieBranche hat weiter mit strukturellenProblemen zu kämpfen.“

Mit dem dritthöchsten Pleiterisikohat laut Euler Hermes das Bauge-werbe zu rechnen. Hier müssen sichder Prognose zufolge 13 von 1000 Un-ternehmen auf eine Insolvenz ein-stellen. Grill verweist bei diesen Zah-len auf ein zweigeteiltes konjunktu-relles Bild: „Die Baukonjunktur pro-fitiert einerseits vom Wohnungsbauund der dahinterstehenden guten Kon-sumkonjunktur“, so Grill. „Bremsendwirkt dagegen die Zurückhaltung bei

den Bauinvestitionen seitens der Un-ternehmen und der öffentlichen Handwegen der hohen Sparanstrengun-gen.“ Insgesamt sei die Insolvenz-quote jedoch etwas rückläufig.

In der gesamten deutschen Wirt-schaft könnten 2013 laut der Prog-nose neun von 1000 Betrieben in In-solvenznot geraten. 2011 mussten nachGrills Angaben 30 099 UnternehmenInsolvenz anmelden, für 2012 geht ervon einer etwas geringeren Zahl, näm-

lich 29 700, aus. Im neuen Jahr dürf-te die Zahl wieder auf 30 000 stei-gen. Während in der Industrie und beiden Dienstleistungen mit einer Zu-nahme der Insolvenzen zu rechnen sei,dürfte es im Handel und am Bau leich-te Rückgänge geben.

Für das kommende Jahr ist neben ei-ner schlechteren Zahlungsmoral nachAngaben von Bretz auch ein höhererZahlungsverzug zu erwarten. „Warenes bislang durchschnittlich 12,3 Ta-

ge, dürfte dieser Wert in den kom-menden Monaten auf im Schnitt 13 Ta-ge steigen“, erläutert Bretz. Eine ähn-liche Tendenz sei für die Forde-rungsausfälle zu erwarten. „Hier dürf-te sich der Anteil der Unternehmenmit spürbaren Forderungsausfällen von9,2 auf 10 Prozent erhöhen“, sagt derExperte.

Von spürbaren Ausfällen spricht Cre-ditreform bei einem Wert ab einemProzent des Umsatzes. dpa

Bei den Spedi-teuren und Lo-gistikern muss-ten 2012 lautEuler Hermesinsgesamt 533UnternehmenInsolvenz an-melden, knapp60 weniger alsim Jahr zuvor.Für 2013 erwar-tet Chefvolks-wirt Romeo Grillangesichts derkonjunkturellenFlaute ein ähn-lich hohes Ni-veau.Foto: dpa

Nordbayerischer Kurier - Donnerstag,10. Januar 2013 Ausblick 2013 7

Page 8: NK Ausblicke 2013

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