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PDF-Version des Online-Dossiers „Alles, nur nicht klassisch – Karrierewege von OJ-Absolventen“

Bachelorarbeit 2013 von Mirca Waldhecker Studiengang Online-Journalismus Betreuer: Prof. Dr. Thomas Pleil

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Einführung

Was studierst du denn? – Online-Journalismus. – Aha, und was macht man da anders

als beim normalen Journalismus? – Aaalso…

Dieses Gespräch habe ich in den letzten drei Jahren oft geführt. Kaum jemand kann sich

etwas Konkretes unter Online-Journalismus vorstellen. Verwirrung herrscht auch, was die

späteren Arbeitsplätze von Absolventen des Studiengangs Online-Journalismus angeht.

Deshalb habe ich beschlossen, mit meiner Bachelorarbeit Licht ins Dunkel zu bringen.

Bis zum Sommersemester 2013 haben 354 Absolventen den Studiengang Online-

Journalismus abgeschlossen. In diesem Multimedia-Dossier lernen Sie acht dieser

Absolventen kennen. Ich habe sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und zu ihrem Berufsleben

ausgefragt. Alle haben nach dem Studium ganz unterschiedliche Richtungen eingeschlagen.

Kersten Riechers etwa hat zusammen mit Kommilitonen eine Agentur gegründet, Julia

Schmid hat sich als Videojournalistin selbstständig gemacht, und Rafael Bujotzek arbeitet als

Redakteur und Reporter für das ZDF. Keiner von ihnen hat den ehemals klassischen Weg

beschritten, der viele Jahre so aussah: Studium, Volontariat, Redakteursstelle.

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Außerdem habe ich den Leiter des Studiengangs, Professor Dr. Lorenz

Lorenz-Meyer, zur Entwicklung des Studiengangs und zu den

Berufschancen der Absolventen befragt. Er ist überzeugt: „Wenn man

hier eine gute Ausbildung hinlegt, sich wirklich reinhängt, sich

engagiert und die Chancen wahrnimmt, die wir Ihnen anbieten, ist es

fast ausgeschlossen, dann irgendwo als Hartz IV-Empfänger zu enden,

denn was wir hier ausbilden, ist genau das Segment, das weiterhin in

großem Maßstab nachgefragt wird.“

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen – und freue mich über Feedback!

Mirca Waldhecker

Mai 2013

Zur Autorin

Mirca Waldhecker schließt mit diesem Dossier ihr Journalismus-Studium an

der Hochschule Darmstadt ab. Davor hat sie bei der Allgemeinen Zeitung

Mainz volontiert und eine Ausbildung zur Mediengestalterin für Digital-

und Printmedien bei der Axel Springer AG gemacht. Während des Studiums

hat sie unter anderem für das Internetportal T-Online, die Zeitschrift

Brigitte, den NDR Lübeck und das Darmstädter Echo gearbeitet. Privat

bloggt sie unter www.wichtigwitzigwunderlich.wordpress.com.

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Interview

„Wenn man hier eine gute Ausbildung hinlegt, sich wirklich reinhängt, sich engagiert und

die Chancen wahrnimmt, die wir Ihnen anbieten, ist es fast ausgeschlossen, dann

irgendwo als Hartz IV-Empfänger zu enden, denn was wir hier ausbilden, ist genau das

Segment, das weiterhin in großem Maßstab nachgefragt wird.“

Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer | Foto: Tobias Krebs

Ein Interview mit Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer, Leiter des Studiengangs Online-

Journalismus, zur Entwicklung des Studiengangs und des Mediencampus Dieburg sowie

den Berufschancen der Absolventen.

Mirca Waldhecker: Herr Lorenz-Meyer, den Studiengang Online-Journalismus gibt es

seit 2001, seit 2004 sind Sie als Professor dabei, seit Ende 2012 sind Sie der Leiter des

Studiengangs. Sind Sie zufrieden damit, wie sich der Studiengang entwickelt hat?

Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer: Ja, unbedingt. Ich glaube, dass es uns gelungen ist, aus einem

Nischenprodukt einen wichtigen Player zu machen. Als wir angefangen haben, waren wir

mehr oder weniger die Einzigen, die Online-Journalismus als Studiengang angeboten haben.

Etwas später kam der Studiengang Online-Redakteur in Köln hinzu, aber ansonsten gab es

keine Ausbildungsgänge, die speziell auf das Internet als Plattform fokussiert haben. Insofern

waren wir schon was Besonderes. Allerdings waren wir auch in vielerlei Hinsicht sehr

unerfahren. Der Studiengang griff zwar aktuelle Entwicklungen auf, aber man hatte noch

nicht ganz die richtigen Lehrbeauftragten beisammen, das Curriculum stimmte noch nicht

hundertprozentig. Was man jetzt beobachten kann, ist, dass die Sachen sich von Jahrgang zu

Jahrgang zurechtgeruckelt haben und besser geworden sind. Und dadurch, dass dann auch die

ersten Absolventen rausgegangen sind und die Branche mitgekriegt hat: „Oh, da kommen

Leute, die kennen und können Sachen, die andere nicht können“, haben wir mit der Zeit auch

noch stärker motivierte Bewerber bekommen. Das heißt, dass auf ganz vielen Ebenen

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Verbesserungsprozesse stattgefunden haben. Ich glaube auch, dass es uns durch die

Verzahnung mit der Praxis in den Semesterprojekten und durch die berufspraktische Phase,

diese ständige Interaktion zwischen den Studierenden und dem tatsächlichen Arbeitsmarkt,

gelungen ist, dass die Organisation als Ganze gelernt hat. Das ist das, worauf ich wirklich

stolz bin, dass wir diese Chance nicht an uns haben vorbeiziehen lassen, sondern in dem Maß,

das für uns möglich war, tatsächlich wahrgenommen haben.

Der Studiengang hat auch davon profitiert, dass Professoren und Lehrbeauftragte aus

der Praxis kommen. Sie waren vorher beim Spiegel, Professor Peter Schumacher bei der

F.A.Z., wen gibt es da noch?

Friederike Herrmann war beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt (Anmerkung:

Friederike Herrmann ist zum Wintersemester an die Katholische Universität Eichstätt-

Ingolstadt gewechselt), Annette Leßmöllmann bei Spektrum – die Ausschreibungen bei

Fachhochschulprofessoren sehen ja regulär vor, dass man Berufspraxis außerhalb der

Hochschule vorzuweisen hat. Dieser Teil des Erfolgs hängt also auch am Konzept

Fachhochschule, dass die Praktiker in der Lehre eine größere Rolle spielen. Auf der anderen

Seite muss man dann darauf achten, dass die Wissenschaft und die Forschung nicht zu kurz

kommen. Aber auch da sind inzwischen mit der Gründung des Instituts für Kommunikation

und Medien und verschiedenen Forschungsprojekten Spielräume entstanden, die es in den

ersten vier, fünf Jahren so noch nicht gegeben hat. Und nochmal zur Frage Stolz, ich glaube,

dass wir inzwischen eine bundesweite Reputation haben. Man kennt uns und man sieht, hier

werden Inhalte gelehrt, die relevant und aktuell sind, und es kommen Leute dabei raus, die

man sehr breit einsetzen kann – von der alltäglichen Redaktions- und Kommunikationsarbeit

bis hin zur Konzeption und Entwicklung.

Welches waren denn die ersten Kooperationen oder Praxisprojekte?

Es gab schon sehr früh ein Projekt mit GEO, darauf waren die am Anfang auch sehr stolz. Es

gab ein Projekt mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg und es gab relativ früh Projekte mit

der lokalen Industrie wie zum Beispiel Merck. Mein zweites Semesterprojekt im Winter 2004

war ein Dossier für das Blog www.onlinejournalismus.de. Da ging es um den Einsatz von

Blogs im Journalismus und Social Media, die zu der Zeit noch ein bisschen anders aussahen.

Twitter gab es damals noch nicht, und Facebook war gerade erst gegründet worden,

stattdessen ging es um Wikis und Blogs. Das war unser erstes journalismustheoretisches

Projekt, wo die Studenten versucht haben, Guidelines darüber zu schreiben, wie Redaktionen

Social Media einsetzen können.

Diese Projekte, in denen die Studierenden vieles selbst entwickeln, machen offenbar

auch sehr selbstständig, wenn man sich anschaut, wie viele Studierende nach dem

Abschluss eigene Projekte starten oder sogar Unternehmen gründen.

Ja, ich habe beobachtet, dass diejenigen nach dem Abschluss des Studiums bei der Job-Suche

am erfolgreichsten sind, die schon während des Studiums eigene Projekte vorangetrieben

haben. Da spielen auch Blogs eine große Rolle. Seit wir die Studenten sehr früh dazu

bringen, eigene Blogs einzurichten, finden viele schon während des Studiums eine Plattform,

wo sie sich ausprobieren können, wo sie Themenpflege, Themenfindung, Recherche und

Schreiben auf eine Weise praktizieren, dass ihnen diese Erfahrungen nachher in der

Bewerbungssituation tatsächlich helfen.

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Wie kam es denn überhaupt zur Gründung des Studiengangs?

Der Studiengang ist in einem Fachbereich gegründet worden, der damals noch Sozial- und

Kulturwissenschaften (SuK) hieß. Und dieser Fachbereich hat eine Art „Studium Generale“

für die Ingenieure angeboten…

Die Ingenieure?

Ja, man war der Meinung – und das galt für alle hessischen Fachhochschulen – dass diese

ganzen technischen Berufe auch etwas von Politik, Gesellschaft und Kultur verstehen sollten.

Deshalb hat man die Studenten dazu verdonnert, Seminare aus den sozial- und

kulturwissenschaftlichen Fachbereichen zu besuchen, wo es dann um politische,

gesellschaftliche oder ethische Themen ging. Dieses sogenannte „Begleitstudium“ ist im

Laufe der Zeit zunehmend unter Druck geraten, an anderen Hochschulen wurde es sogar

abgewickelt. Der Fachbereich an der Hochschule Darmstadt musste ebenfalls seine Existenz

rechtfertigen, und es wurden die zwei Studiengänge Informationsrecht und Online-

Journalismus gegründet mit dem Ehrgeiz, Zukunftsthemen zu besetzen und sich schick und

fancy und sexy zu präsentieren. Tatsächlich hat das Präsidium dann den Studiengang Online-

Journalismus dem Fachbereich SuK weggenommen und in den Fachbereich Media verpflanzt.

So sind wir hier in dieser etwas anderen und wahrscheinlich insgesamt auch passenderen

Umgebung gelandet.

Es muss doch unheimlich spannend und schön sein, als Professor in einem Fachbereich

und Studiengang zu arbeiten, der sich permanent so stark entwickelt. Das ist doch eine

wahnsinnige Herausforderung, oder?

Ja, das macht schon Spaß, aber auf der anderen Seite stehen dem gelegentlich auch

Widerstände entgegen. Da gibt es diese Schwerpunktskulturen, also diese kleinen Netzwerke,

die sich ziemlich abschotten und gerne unter sich bleiben. Das muss man überwinden.

Friederike Herrmann hat das in ihrer Zeit als Studiengangsleiterin sehr gut gemacht, die hat

ziemlich viel aufgebohrt an solchen versteckten Mauern zwischen den Fachgebieten und

Studienschwerpunkten. Das aktuelle Dekanat arbeitet ebenfalls intensiv an einer Integration.

Und wir setzen das mit Projekten wie Zeitraum TV fort.

Gibt es denn sonst schon konkrete Pläne für die Zukunft des Studiengangs?

Wir führen im Moment sehr konkrete Gespräche, was damit zu tun hat, dass der Bachelor-

Studiengang Online-Journalismus reakkreditiert werden muss. Die Reakkreditierung ist eine

Art Sollbruchstelle, an der man Dinge neu aufsetzen kann. Wir überlegen derzeit,

Wissenschaftsjournalismus und Online-Journalismus unter ein Dach zu bringen, also einen

Bachelor-Studiengang Journalismus anzubieten, in dem man verschiedene

Vertiefungsschwerpunkten wählen kann.

Also PR, Wissenschaft und Online?

Nein, der bisherige PR-Schwerpunkt wird im Zuge des Hochschulpakts 2020 zusammen mit

dem Schwerpunkt Online-Marketing aus der Informationswissenschaft ein eigener

Studiengang werden. Der wird Online-Kommunikation heißen und wird dann auch etwas

größer als der jetzige PR-Schwerpunkt. Damit hat dann Professor Thomas Pleil die

Möglichkeit, seine Projekte mehr auf eigene Füße zu stellen.

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Kann man schon sagen, wann das passieren wird?

Der neue Studiengang geht im Jahr 2014 an den Start.

Das heißt, Sie werden noch ein paar Jahre weiter Personal suchen?

Ja, wir sind ununterbrochen dabei. Derzeit haben wir drei Berufungskommissionen für die

Professuren im Bereich Online-Kommunikation aufgesetzt.

Und wie genau soll sich der Studiengang Online-Journalismus in Zukunft entwickeln?

Wenn wir die PR mal ausklammern ist es so, dass wir am Mediencampus eine Form von

Journalismus ausbilden, die universeller ist als reiner Online-Journalismus. Die Online-

Kompetenz gehört zum Journalismus-Beruf überhaupt dazu, ob es nun um

Fernsehjournalisten geht oder um Printjournalisten oder was auch immer. Unsere Absolventen

müssen nicht zwangsläufig in einer Online-Redaktion arbeiten. Insofern haben wir hier so

eine Gesamtidee von Journalismus, die diese verschiedenen Ausspielplattformen und –kanäle

umfasst und in einer Art crossmedialem Gesamtgefüge sieht. Das wollen wir perspektivisch

noch mehr herausstellen, indem wir – also das ist jetzt noch nicht in trockenen Tüchern, aber

da gehen wir hin – indem wir sagen, es gibt einen Studiengang Journalismus, und dann gibt es

eine Vertiefungsrichtung Wissenschaftsjournalismus, eine Vertiefungsrichtung Social

Media/Online und vielleicht noch weitere. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass man

den Wissenschaftsjournalismus weiterentwickelt in Richtung Datenjournalismus, Umgang mit

großen Datenmengen, Visualisierung, was im Moment auch sehr gefragt ist.

Wenn man sich die Absolventen bisher ansieht, kann man schon sehen, dass es nach

diesem Studium sehr vielfältige Arbeitsmöglichkeiten gibt. Welche Studenten haben Sie

denn mit ihren späteren Jobs überrascht?

Es überrascht mich nicht, wenn jemand eine gute Stelle findet. Interessant ist, dass relativ

viele Leute aus dem dritten Jahrgang im Video-Bereich gelandet sind, die haben da so ein

Interesse mitgebracht. Viele Absolventen von uns arbeiten heute auch bei T-Online oder beim

Hessischen Rundfunk. Wir haben Leute bei der F.A.Z., wie Florian Siebeck, dann Leute wie

Daniel Rehn im PR-Bereich bei „achtung!“ oder Jan Söfjer, der sich als freier Journalist

profiliert hat, und Volker Bonacker, der als Spiele-Journalist sehr erfolgreich bei T-Online

gearbeitet hat… ich tue da sicher ganz vielen Unrecht, die ich jetzt vergesse, es sind wirklich

viele, die in interessanten Bereichen gelandet sind.

Sind Sie denn zufrieden mit der Resonanz der Medien-Branche auf die Absolventen?

Ja, wir hören sehr viel Positives. Wir sind noch nicht am Ziel, haben jetzt noch nicht den Ruf,

den eine Henri-Nannen-Schule hat. Aber das ist auch eine ganz andere Art von Ausbildung,

weil wir als offener Studiengang im Gegensatz zur Henri-Nannen-Schule nicht sagen, wir

nehmen nur die Leute, die unsere 137 Quizfragen mit 1A beantworten, sondern es kommen

Leute mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen und auch sehr unterschiedlichen

Motivationslagen hier an, die teilweise auch noch nicht genau wissen, wo sie hin wollen. Das

alles mal vorausgesetzt, finde ich, wir machen einen sehr guten Job, und die Branche – gerade

die, die uns kennen – reagiert sehr positiv, und damit können wir sehr zufrieden sein.

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Das ist ja was sehr Schönes an diesem Studiengang, dass es hier gewisse Grundkurse

gibt, aber man von da aus viele Möglichkeiten hat, sich durch Zusatz-Kurse und

Projekte seine Richtung zu suchen.

Wir waren eigentlich immer ein bisschen unzufrieden damit, dass wir zu wenig

Wahlpflichtveranstaltungen anbieten können, dass die Slots für die Electives nicht so groß

sind. Aber wie Sie gerade gesagt haben, ich glaube, die größte Wahlfreiheit besteht

tatsächlich in den Projekten. Da haben die Leute sehr viele Möglichkeiten, sich ihren

Interessen entsprechend zu engagieren, von der Technik über das Projektmanagement bis hin

zum eigentlichen Schreiben. Was auch immer mehr dazukommt, was ich ganz toll finde, ist

das Interesse für die fotografische Seite, für den Fotojournalismus. Es gibt viele Leute hier im

Studiengang, die gerne fotografieren, und die in den Projekten zunehmend fotografische

Kompetenz als journalistische Kompetenz mit einbringen. Wir kriegen in den Projekten

immer bessere Bilder, und die Leute gehen immer selbstbewusster an diese Aufgabe ran.

Warum sollten die Leute außerdem noch zum Mediencampus kommen?

Zunächst ist der Mediencampus mal ein Möglichkeitsraum mit vielen Vorteilen: Platz, Ruhe

und hervorragender Ausstattung. Er hat natürlich auch den Standortnachteil, das muss man

ganz klar sagen, und da bin ich nicht bereit, nur das Loblied zu singen. Es wäre nicht ganz so

schlimm, wenn man eine S-Bahn-Anbindung nach Frankfurt hätte oder wenigstens nach

Darmstadt. Das ist wirklich unser Handicap. Aber wenn man davon absieht, haben wir hier

Arbeitsbedingungen, von denen andere Hochschulen und Universitäten nur träumen. Und ich

glaube auch, dass die Fachbereichsumgebung mit diesen anderen Schwerpunkten, die ganz

andere Sachen machen, Game-Design, Sound-Experimente, Dokumentarfilme und so, dass

die sehr anregend ist, was von den Studenten auch immer mehr wahrgenommen wird.

Hat man nicht Sorge, wenn man die Leute in die Arbeitswelt rausschickt, während der

Journalismus so eine unsichere Zukunft hat?

Nein, überhaupt nicht. Das ist genau der Punkt. Wir schicken die Leute mit einem so auf die

Zukunftsmärkte geschärften Profil raus – ich meine, wir können natürlich für niemanden

garantieren, dass er einen Job findet. Aber wenn er keinen findet, liegt das normalerweise eher

an der persönlichen Performance als am Studiengangsprofil. Wenn man hier eine gute

Ausbildung hinlegt, sich wirklich reinhängt, sich engagiert und die Chancen wahrnimmt, die

wir Ihnen anbieten, ist es fast ausgeschlossen, dann irgendwo als Hartz IV-Empfänger zu

enden, denn was wir hier ausbilden, ist genau das Segment, das weiterhin in großem Maßstab

nachgefragt wird.

Das Interview wurde im April 2013 geführt.

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Die Absolventen

Kersten Riechers ► Geschäftsführer quäntchen+glück

Julia Schmid ► selbstständige Videojournalistin

Daniel Rehn ► Junior Account Manager bei „achtung!“

Pia Sue Helferich ► Projektmanagerin & angehende Doktorandin

Florian Siebeck ► Freier Journalist bei der F.A.Z.

Sabine Stromberger ► Eventmanagerin bei Seat

Rafael Bujotzek ► Redakteur und Reporter beim ZDF

Stefan Köhler ► Chef vom Dienst bei „DASDING“

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Kersten Riechers ► Geschäftsführer

Kersten Riechers vor dem Büro von quäntchen+glück. Foto: Waldhecker

Plötzlich Geschäftsführer: Geplant war das so nicht

Kersten Riechers wirkt gelassen und fröhlich. Das wird nicht nur an seinem Job liegen.

Aber ganz bestimmt auch, denn er arbeitet in einer jungen Agentur für Online-

Kommunikation und PR, die er zusammen mit Kommilitonen gegründet hat. Und wenn

man auf die Geschichte von „quäntchen + glück“ schaut, erklärt sich schnell, warum

der 26-Jährige so gute Laune hat, wenn er von der Entstehung des Unternehmens

berichtet.

Schon im ersten Semester am Mediencampus juckte es ein paar der Jung-

Journalisten gewaltig in den Fingern. Sie wollten recherchieren,

schreiben, gestalten, irgendwo mitmischen im Medienzirkus. Allerdings

fanden sie kein Unternehmen, in dem sie ihre Kreativität hätten austoben

können. So gründeten sie kurzerhand selbst eins: den „darmspiegel

Verlag“. Unter diesem Namen entstand zuerst ein innovatives

Studentenmagazin, später ein ganzes Buch, in dem die Studenten vom

Darmstädter Nachtleben berichteten – quer durch Blumenbeete,

Schlafzimmer und Spelunken.

„Beim darmspiegel waren wir 13 Leute, stundenlang saßen wir in einem

Wohnzimmer zusammen, diskutierten in dieser großen Runde jedes

kleinste Detail unserer Texte – das war Irrsinn“, erinnert sich Kersten.

Nachdem das Buch „nachts in darmstadt“ erschienen war, splittete sich die ursprüngliche

Gruppe auf, es entstanden neue Projekte. Was die jungen Leute damals nicht mehr los ließ,

war diese Ahnung davon, wie schön es sein kann, der eigene Chef zu sein, kreative Freiheit zu

leben und selbst die Grenzen des Machbaren zu setzen.

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Außerdem hatten sie durch ihre Online-Aktivitäten rund um den „darmspiegel“ und das

Nacht-Projekt derart viel Aufmerksamkeit erregt, dass nun die Unternehmen auf sie zukamen.

„Die fragten: Hey, wollt ihr nicht was für uns machen? Hier habt ihr Geld“, berichtet Kersten,

wirkt immer noch etwas verblüfft.

Klar, diese Angebote waren so verlockend, da war kaum Nein zu sagen. Und so gründeten die

fünf noch studierenden Online-Journalisten Kersten Riechers, Tobias Reitz, Birte Frey, Pia

Hannappel und Jan-Kristian Jessen ein Jahr vor ihrem Abschluss, im Jahr 2010, die in

Darmstadt ansässige Agentur quäntchen + glück. Das Erkennungszeichen: zwei leuchtend

grüne Anführungszeichen. Allein die Farbe strahlt schon viel Leichtigkeit aus, diese Lust,

etwas Neues zu machen, die Medienwelt aufzurollen.

Jetzt erklären sie den Chefs wie Facebook funktioniert

Und genau das tun sie. Sie beraten Unternehmen wie Merck, Sony Music, oder das English

Theatre Frankfurt zu Online-PR und Kommunikation, erstellen Konzepte für die interne

Kommunikation oder Social-Media-Strategien. Sie erklären Facebook, Twitter und Blogs,

entwickeln den Aufbau von Redaktionen und realisieren Webseiten. Parallel dazu erstellen sie

auch noch konventionelle Printmedien wie Broschüren und Flyer und vermitteln ihr Wissen in

Workshops, beispielsweise zum Verfassen von Pressemitteilungen. Kersten erinnert sich:

„Klar, anfangs kamen wir uns komisch vor, wenn wir den großen Chefs was zu Facebook

erzählt haben. Aber irgendwann wird dir klar, dass du da eine wichtige Kompetenz entwickelt

hast, dass du den Kunden wirklich etwas Hilfreiches vermitteln kannst.“

Außerdem engagiert sich das Team immer wieder ehrenamtlich und organisiert Events wie

das Communication Camp, bei dem sie zusammen mit Studierenden der Hochschule

Darmstadt die Social Media-Auftritte von sozialen oder kulturellen Einrichtungen auffrischen.

Dass Kersten sich mal derart auf PR konzentrieren würde, hätte er übrigens nie gedacht. „Ich

wollte Journalist werden, zu einem von den großen Magazinen oder als Freelancer die

aufwendigen Reportagen machen.“ Gestartet hatte er seine Medien-Karriere in Ostfriesland,

wo er am Gymnasium Ulricianum in Aurich in gleich vier journalistischen Arbeitsgruppen

seine ersten Texte schrieb, Web- und Zeitungsseiten gestaltete. Anschließend sammelte er bei

den Ostfriesischen Nachrichten Erfahrungen im Lokaljournalismus. „Bei den Terminen gab es

jede Menge Tee und leckere Plätzchen, unterhalten wurde sich auf Platt, das hat schon Spaß

gemacht.“

Kersten wollte die Mechanismen der PR verstehen

Es folgten noch einige journalistische Praktika und Jobs, unter anderem bei Zeit Online, der

Offenbach Post, in der Online-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie beim

Online-Portal Gründerszene, für das er bis heute als Redakteur arbeitet. Bei der Zeit kam

Kersten schon 2005 zum ersten Mal mit Blogs in Berührung. „Ich hatte vorher zwar auch

schon das getan, was man heute unter Bloggen versteht. Aber da wurde mir erst bewusst, dass

sich eine ganze Blog-Szene entwickelt hatte.“

Trotz all der positiven Erlebnisse im Journalismus wählte Kersten im Studium den

Schwerpunkt PR. „Wobei ich selbst da noch keine PR machen wollte. Ich wollte die

Mechanismen der PR verstehen, um besseren Journalismus zu machen.“

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Das „quäntchen + glück“-Team: fast alle sind Online-Journalisten.

Von links nach rechts sehen Sie Birte Frey, Jan-Kristian Jessen, Jonas Stallmeister, Tobias

Reitz, Dennis Hingst, Pia Hannappel, Tobias Krebs und Kersten Riechers.

Foto: quäntchen + glück

Stattdessen sitzt er nun jeden Tag in dem neuen Büro in der Dieburger Straße: Beton-Boden,

Rohre an der Decke, grüne Kissen, zum Mittag gibt es auch mal selbstgekochte Suppe.

Kersten und seine Kollegen nennen es liebevoll „Industrie-Charme“. Und inmitten alldessen:

lauter junge Leute mit ihren Rechnern und jeder Menge Spaß an der Arbeit. „Am Anfang, als

wir noch in der Küche unserer WG gearbeitet haben, war es schon hart. Wir haben uns selbst

ausgebeutet, um quäntchen + glück aufzubauen. Aber wir haben es geschafft, ohne jemals

einen Kredit aufnehmen zu müssen.“

Inzwischen kommen die ersten Angestellten zum Kern-Team dazu, gerade hat ein

Webprogrammierer einen unbefristeten Vertrag bekommen. „Wir wollen kein großer

Kommerz-Betrieb werden. Wir können uns aber auch schon ausrechnen, dass wir noch etwas

wachsen müssen, damit unser Umsatz alle trägt, wir nicht mehr jeden Cent umdrehen

müssen.“ Und dann könnten sie sich vielleicht sogar die großen Autos leisten, in denen sie

jene vermuten, denen sie erzählen, dass sie Geschäftsführende Gesellschafter sind – auch

wenn sie solche Autos eigentlich gar nicht haben wollen.

Text: Mirca Waldhecker | März 2013

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Julia Schmid ► Videojournalistin

Julia Schmid mit ihrer Kamera. Foto: Waldhecker

Ein Regenwurm brachte sie zum Filmen

Dass Julia mal in einem Fahrradkorb arbeiten oder mit blauen Flecken von der Arbeit

kommen würde, das hätte sie sich kaum träumen lassen. Doch ihr Job als selbstständige

Videojournalistin bringt oftmals ungewöhnliche Situationen mit sich.

2007 schloss die 30-Jährige ihr Studium an der Hochschule Darmstadt ab, in der Tasche ein

Diplom als Online-Journalistin und eine Abschlussarbeit, die ihr zahllose Türen öffnete. Über

drei Monate hatte sie in einem Blog die Entwicklung von Online-Videos in

Medienunternehmen beobachtet. Ihre Berichte brachten ihr viel Aufmerksamkeit – und

Jobangebote.

Der Bayerische Rundfunk (BR) bot ihr eine Stelle als Entwicklungsredakteurin für ein

multimediales Jugendformat an, der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV)

beauftragte sie mit einer weiteren Studie, in der sie sich auf die Video-Angebote von

deutschen Tageszeitungen konzentrierte. Diese ersten beiden Jobs kombinierte sie tageweise

miteinander.

Eines Tages rief der Spiegel bei Julia an

Nach der Zeit beim BR wurde Julia feste Freie bei Focus TV in der „WebVideoUnit“, wo sie

im Team verschiedene Formate für Focus, Focus TV und andere Ableger des Burda-Verlags

entwickelte, filmte und schnitt. Parallel dazu begann sie, Videos für Webseiten von

Unternehmen zu produzieren. Von 2008 bis 2012 betreute sie als Filmemacherin die Sendung

on3-Südwild im Bayerischen Fernsehen, wo sie zahlreiche Städte vorstellte.

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Eines Tages kam dann ein Anruf, den viele junge Journalisten sich sehnlich wünschen. Der

Spiegel lud Julia zu einem Gespräch nach Hamburg ein. Man wollte sie als Redakteurin im

Video-Ressort einstellen. Schweren Herzens lehnte Julia ab, zu sehr hatte sie sich bis dahin

schon an die Vorteile der Selbstständigkeit gewöhnt. Dennoch entstand etwas später eine

regelmäßige freie Mitarbeit für die Multimedia Abteilung des Spiegel – bis heute liefert Julia

dem Magazin Videos aus dem süddeutschen Raum.

Doch wie kam es dazu, dass aus einer jungen Schreiberin eine begeisterte Video-Produzentin

wurde? „Ich wusste immer schon, was ich nicht wollte, und das war ein täglich gleicher Job“,

berichtet Julia. „Klar war, dass ich etwas mit der deutschen Sprache machen wollte, Schreiben

war immer meins.“ Praktika wie das beim Radio des SWR bestärkten sie in ihrem Interesse.

2002 machte Julia ihr Abitur und begann, Biologie zu studieren. Sie wollte zwar Journalistin

werden, aber sie hielt sich an die Empfehlung, erst etwas Fachliches zu studieren und

anschließend den Quereinstieg in den Journalismus zu versuchen.

Und dann kam der Regenwurm

Zwei Semester hielt sie durch, doch dann kam der Regenwurm. „Es war im Zoologie-

Sezierkurs. Wir sollten einen Regenwurm zerlegen, das war ja kein Problem. Doch dann

sollten wir auch noch seine Samenblase studieren. Da schoss mir durch den Kopf: Mei, so

genau wollte ich es dann doch nicht wissen!“ Nächtelang suchte Julia nach einer Studien-

Alternative. Dann stieß sie auf Dieburg, Online-Journalismus.

Julia mit Filmklappe. Foto: Waldhecker

Der erste Tag am Campus war für Julia ein Schock. Besonders schön

fand sie die Gebäude nicht.

„Trotzdem hatte ich eine großartige Zeit in Dieburg, wir hatten

einen tollen Zusammenhalt unter den Kommilitonen. Ich würde

dieses Studium sofort wieder machen, weil es so praktisch

orientiert ist und man diese mediale Vielfalt vermittelt bekommt,

das ist super!“

Die Video-Kurse, ein Semesterprojekt, in dem sie ein Video für

„Spektrum der Wissenschaft“ produzierte, und ein Dokumentarfilm,

den sie während ihres Auslandssemesters in Schottland gestaltete,

gaben schließlich den Ausschlag für ihren Weg Richtung Video. „Ich

fand die Grundidee des multimedialen Storytellings fantastisch, da

kann man sich kreativ austoben und kommt weg vom reinen

Schreiben.“

Den Weg in die Selbstständigkeit nach dem Studium fand Julia leicht. „Mit meiner

Diplomarbeit als Türöffner, meinem Blog, guten Kontakten aus Praktika und Jobs sowie viel

Eigeninitiative war der Übergang fließend.“ Außerdem war Julia noch nicht an einen

regelmäßigen Alltag oder ein festes Gehalt gewöhnt, was es ihr ebenfalls leichter machte.

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Pendeln zwischen München und Karlsruhe

Inzwischen arbeitet Julia für ihr Unternehmen „websehen.net“ an den zwei Standorten in

Karlsruhe und München, reist von dort durch die ganze Republik, zuweilen auch ins Ausland.

Zu ihren Kunden gehören neben dem Spiegel der Bayerische Rundfunk, Psyma AG, die LSG

Sky Chefs und viele mehr. Journalistische Aufträge und PR-Spots wechseln sich ab. Ob Web,

TV oder Unternehmen, ihren Videoproduktionen sind kaum Grenzen gesetzt.

Ihre Erfahrungen gibt Julia außerdem als Coach weiter. Sie schult Projektgruppen oder

Schulklassen zu den Grundlagen der Videoproduktion, vermittelt Interviewtechniken, Licht-

Gestaltung, Bildaufbau sowie den Schnitt der Aufnahmen.

Vom Konzert bis zur Küche

Mal filmt sie für ein Portrait eine Pole-Dancerin, mal für eine Reportage die Produktion in

einer Sushi-Küche oder sie springt bei einem Rammstein-Konzert zwischen den

Flammensäulen herum, um festzuhalten, wie sehr ein blinder Konzertbesucher den Auftritt

genießt. Und wenn es in einer Reportage ums Handbiken geht, dann setzt sie sich eben auch

in den Fahrradkorb, um besonders spannende Bilder einzufangen. Von der ersten Idee bis zum

fertigen Film übernimmt sie alle Produktionsschritte.

Dreh für on3-südwild: Lightpainting-Aufnahmen am See. Foto: privat

„Man darf sich nicht verunsichern lassen“

Ob Julia ewig selbstständig arbeiten möchte? „Ich denke schon. Wenn ich mal einen Monat

beim Spiegel bin, mit den Kollegen zum Mittag gehen kann und immer jemanden zum

Austauschen habe, dann ist das zwar schön, aber grundsätzlich mag ich die Flexibilität als

Freie.“ Natürlich gab es auch Zeiten, in denen die Aufträge ausblieben. An ihrer

Entscheidung, freiberuflich zu arbeiten, hat sie aber nie gezweifelt. „Man darf sich da nicht

verunsichern lassen, nicht in Panik verfallen, sonst ist man falsch in der Selbstständigkeit.

Irgendetwas ergibt sich immer, und ich finde diese Abwechslung sehr reizvoll!“

Text: Mirca Waldhecker | März 2013

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Daniel Rehn ► Junior Account Manager

Daniel Rehn im Hamburger Büro der Agentur „achtung!“. Foto: Waldhecker

Wenn er nicht schläft, ist er online

Daniel Rehn ist einer, der vollständig verwachsen ist mit der schönen, neuen Online-

Welt. Sobald er aufwacht, prüft er via Smartphone seine Mails, schickt schon mal den

ersten Tweet in die Welt hinaus. Im Büro geht es nahtlos weiter. Online-

Kommunikation ist sein Beruf. Seine Liebe zu den virtuellen Medien hat ihn bis in die

renommierte Agentur „achtung!“ in Hamburg gebracht.

„Wenn ich nur einen einzigen Account behalten dürfte, dann wäre das Twitter. Diesen

Kommunikationskanal möchte ich auf keinen Fall missen.“ Daniel Rehn liebt das Internet. Ob

WordPress, Xing, Facebook, Twitter, Foursquare, Google+ oder YouTube – überall hat er

mindestens einen Account und mehr. Und die existieren nicht nur, Daniel füllt sie alle mit

Leben. Allein auf Twitter hat er mehr als 3.000 Follower, in gut 30.000 Tweets hat er sie

schon an seinem Leben und Wissen teilhaben lassen. Und warum wollen diese Leute so viel

von Daniel wissen? Ich habe sie auf Twitter gefragt:

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Mit einer solchen Affinität zur Online-Kommunikation und seinem Gespür für die neuesten

Trends in diesem Medium war Daniel prädestiniert für den Job, den er heute bei der

Hamburger Agentur „achtung!“ macht. Seit August 2012 berät er dort Unternehmen wie

Parship, Hornbach, Nestlé Deutschland, die Generali Versicherungen oder die Deutsche Bahn

zu ihrer Kommunikation im Social Web. Es sind große Namen, große Budgets. Daniel trägt

teilweise eine Menge Verantwortung. Eine stolze Leistung für seine gerade 27 Jahre.

2001 gegründet, zählt „achtung!“ zu den Top 25 der inhabergeführten Werbeagenturen und

den Top 5 der Social-Media-Agenturen in Deutschland. Die Arbeit der mehr als 100

Kommunikationsprofis wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen

PR-Preis und dem Neptun Crossmedia Award.

Kein Wunder, dass Daniel gerne in diese Agentur wollte. „Für mich musste es nicht die

tollste Stadt der Welt sein, wobei ich es mit Hamburg jetzt sehr gut getroffen habe. Ich

hatte bei dieser Agentur einfach ein sehr gutes Gefühl, wollte gerne mit interessanten

Kollegen wie Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach arbeiten und von ihnen lernen.“

Bei dem Wort Agentur, da denken viele Medien-Menschen an pausenlosen Stress. Doch

Daniel hat keine dunklen Augenringe. „Das Tempo in einer Agentur ist hoch, es gibt immer

viel zu tun. Und die drei Jahre Agenturerfahrung, die ich habe, kommen mir vor wie sechs,

weil die Arbeit so vielfältig ist. Aber es ist nicht so, als hätte man nie Feierabend“, berichtet

er. Auch das Gehalt stimme. Jedenfalls kann er sich eine hübsche 2,5-Zimmer-Wohnung im

Hamburger Stadtteil Wandsbek-Gartenstadt leisten. Zum Büro im Straßenbahnring braucht er

30 Minuten, immer mit der U3 am grandiosen Hafen-Panorama entlang.

Wer Daniel trifft und kleiner als 1,80 Meter ist, muss übrigens ganz schön hochschauen, denn

Daniel ist stolze 2,03 Meter groß. Der naheliegende Gedanke dazu: „Basketball!“ Und ja,

Daniel hat viele Jahre Basketball gespielt. Genau dieses Hobby hat ihn auch zum Schreiben

gebracht. Wie das? Es ging los beim TV Hersfeld 1848, wo er bei den „Hersfeld Titans“ in

den Jugendmannschaften und bei den Herren spielte. Dort wurde er vom Spieler zum Trainer

für Nachwuchsteams, dann Abteilungsleiter und übernahm parallel dazu immer mehr Presse-

und Marketingaufgaben.

Der erste Auftrag war ein Interview mit einem finnischen Nationalspieler

Für Daniel war es ein Glücksfall, denn nachdem er sich beim TV Hersfeld bewiesen hatte,

wollte ihn auch der Basketball-Bundesligist Frankfurt Skyliners haben. Nach seinem

Fachabitur für Gestaltung 2005 hatte er sich eigentlich nur um ein Praktikum in der

Presseabteilung der Skyliners beworben, letztlich wurden daraus acht Monate freie Mitarbeit.

Daniel schrieb Spielberichte, erstellte Informationspakete für Pressevertreter und interviewte

Spieler.

Page 18: OJ Absolventen

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„Mein erster Job war ein Interview mit dem finnischen Nationalspieler Jukka Matinen.

Es war verrückt, stand ich doch drei Wochen vorher noch im Fan-Block und feuerte ihn

an. Diese Arbeit hat jedenfalls so viel Spaß gemacht, ich konnte Hobby und

Leidenschaft zusammenbringen. Irgendwann wurde mir klar: Das möchte ich

unbedingt weiterführen.“

Via Google suchte er nach einem passenden Studiengang und stieß auf Online-Journalismus

in Dieburg. Im Laufe des Studiums manifestierte sich Daniels Vorliebe für Public Relations,

und er wählte den entsprechenden Schwerpunkt. Letztlich arbeitete er sogar als Tutor in

diesem Bereich, sammelte dort seine ersten Lehrerfahrungen.

Den ersten Job nach dem Studienabschluss 2010 bekam er durch die Empfehlung eines

Professors. Seine erste berufliche Station führte ihn nach München, zur Agentur „talkabout

communications“, wo er als strategischer Berater Start-Ups wie die Mitfahrgelegenheit „flinc“

oder die Social-TV-App „Couchfunk“ betreute. Dort blieb er bis zu seinem Umzug nach

Hamburg im August 2012. Was ihn zu dem Agenturwechsel brachte? „Die Lust auf was

Neues, ich brauche Abwechslung.“ In Hamburg arbeitet er nun sowohl als Junior Account

Manager in der Agentur, als auch begleitend als Dozent im Studiengang Sport-, Event- und

Medienmanagement am Campus M21 sowie für die Bayerische Akademie für Werbung und

Marketing im Lehrgang „Social Media Management“ in München.

Schon seit Jahren schreibt Daniel für verschiedene Blogs

Natürlich bloggt Daniel auch schon seit Jahren, für Fach-Blogs wie

SocialMediaStatistik.de, aber vor allem privat über „digitales & reales“. Dort

hinterfragt er zum Beispiel die Entwicklung der Blogroll oder lässt seine Leser

an der schauerlichen Entwicklung seiner Handschrift teilhaben, seit er zum

Schreiben fast nur noch Tastaturen benutzt. Ansonsten sind es Social Media und

Online-PR, die ihn umtreiben.

Ein Paradebeispiel für gute journalistische Online-Kommunikation ist für

Daniel Richard Gutjahr. „Der macht alles richtig. Man denke nur daran, wie er

als erster Mensch in New York mit einem iPad aus dem Apple-Store kam oder

vom Arabischen Frühling berichtete, während alle anderen Journalisten im Hotel indisponiert

waren. Diese Entwicklung zu beobachten, ist unglaublich bereichernd.“ Und vorausgesetzt,

dass künftige Journalisten die neuen Medien ähnlich wertvoll zu nutzen lernen, glaubt er auch

fest daran, dass der Journalismus seine Daseinsberechtigung behält.

Vor dem Internet müsse man jedenfalls keine Angst haben, meint Daniel. „Wenn du etwas

postest, überleg dir vorher zwei Sachen: Kannst du es deiner Oma sagen, ohne dass sie

rot wird? Und, könntest du damit leben, wenn dein Post morgen auf Seite 1 der Bild-

Zeitung stehen würde? Wenn ja, dann raus damit.“ Zwar vergesse das Internet eventuelle

Fehltritte nicht, die Menschen hingegen schon. „Die Leute vergessen diese ganzen, zu

vermeintlichen Shitstorms hochstilisierten Krisen, nur wir Medien-Menschen behalten sie.“

Letztlich müsse auch nicht jeder Post oder Tweet der beste der Welt sein. „Im Grunde wollen

die Menschen einfach unterhalten werden, und das ist gar nicht so schwer.“

Text: Mirca Waldhecker | April 2013

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Pia Sue Helferich ► Projektmanagerin & angehende

Doktorandin

Pia Sue Helferich an ihrem Arbeitsplatz.

Pias Herz schlägt für die Lehre

Es gibt auch Absolventen, die schließen den Mediencampus im kleinen Dieburg derart

ins Herz, dass sie gar nicht mehr weg wollen. Wobei sich nicht nur das Herz von Pia Sue

Helferich an der Hochschule wohlfühlt. Es ist besonders ihr Kopf, der sie dazu gebracht

hat, ihr Leben der Lehre widmen zu wollen.

Pia analysiert gerne und mag wirklich jeden Aspekt des

Lehrens. „Mir macht es schon unheimlich Spaß, den

Unterricht vorzubereiten, mir zu überlegen, wie ich etwas

vermitteln kann. Aber ich liebe auch den Kontakt mit den

Studenten und freue mich sehr, wenn wir über ein

Semester zusammenarbeiten und daraus tolle Konzepte

entstehen.“

Doch noch sind es nur einzelne Kurse, die Pia als

Projektbetreuerin anbietet. Bis die 30-Jährige eines Tages

tatsächlich Professorin ist, wird noch einige Zeit vergehen.

Gerade hat sie sich als Doktorandin am Cork Institute of

Technology (CIT) in Irland beworben, das mit der

Hochschule Darmstadt kooperiert. Es gilt, die Daumen zu

drücken, dass sie mit ihrem Exposé überzeugen kann. In

ihrer Dissertation möchte sie Lerngruppen als soziale

Netzwerke analysieren und ergründen, welchen Einfluss

sie auf unser Berufsleben haben.

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Wer Pia sprechen hört und sieht, ahnt schnell, wie gerne sie Wissen vermittelt. Sie

unterstreicht all ihre Worte mit anschaulichen Gesten. Wenn sie erzählt, wie Freunde ihr

rieten, ihr Dissertations-Exposé umzuschreiben, macht sie eine Handbewegung, als würde sie

etwas packen und woanders einfach fallen lassen. „Plopp, mach besser nochmal neu.“ Dazu

ein schiefes Grinsen.

„Ja, es ist ein langer Weg bis zum Doktor, allein die Vorbereitung der Bewerbung hat mich

anderthalb Jahre gekostet. Das muss man echt wollen. Man läuft oft gegen Wände, muss sich

über lange Zeit immer wieder neu motivieren, da braucht es eine ordentliche Frusttoleranz,

eine gesunde Portion Neugier und ein klares Ziel.“ Dass Pia privat gerne Marathon läuft,

dürfte insofern wenig überraschen.

Sie wollte Fußball kommentieren

Nun ist ihr Weg in die Wissenschaft ohnehin schon ein seltener. Nur sehr wenige

Journalismus-Studenten bleiben nach dem Studium an der Hochschule. Umso erstaunlicher ist

ihre Entscheidung, wenn man weiß, was sie eigentlich machen wollte. „Ursprünglich hatte ich

den festen Plan, Sportreporterin zu werden, ich wollte unbedingt mal ein Fußballspiel

kommentieren.“ Es folgten ein schulisches Zeitungsprojekt, der erste Artikel, anschließend

die Suche nach einem geeigneten Studiengang, den Pia schließlich in Dieburg fand.

Im Studium entdeckte Pia die PR für sich

Doch im Studium von 2001 bis 2005 entdeckte sie schnell, dass die PR ihr viel mehr lag.

„Lokal-Journalismus oder in einer Wirtschaftsredaktion sitzen, das wäre nichts für mich

gewesen.“ Stattdessen entwickelte sie in einem Praktikum die Pressewebseiten von Jaguar

und Land Rover, baute eine Bilddatenbank auf. Anschließend wählte sie den Schwerpunkt PR

und widmete sich in ihrer Diplom-Arbeit dem Thema „Evaluation in der Online-PR“.

Ein paar Karrierestufen hat Pia noch vor sich.

Page 21: OJ Absolventen

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Im Master-Studium entwickelte sie einen crossmedialen Studiengang

Nach dem Abschluss arbeitete sie fünf Jahre lang in der freien Wirtschaft, in der

Öffentlichkeitsabteilung des Chemieunternehmens BASF und beim Finanzdienstleister MLP.

Dort, und durch die Mitarbeit in der Multimedia-Agentur ihrer Eltern entdeckte sie ihr

heutiges Spezial-Thema: das E-Learning. „Damals hatte ich die Idee, PR und Journalismus

durch Erwachsenenbildung und E-Learning zu vermitteln. Das erschien mir eine reizvolle

Kombination.“ In dieser Zeit reifte in ihr der Wunsch, zu promovieren und in die Lehre zu

gehen. Schließlich begann sie parallel zur Arbeit ihr Master-Studium an der Universität

Duisburg-Essen. Dabei vertiefte sie ihre E-Learning-Kenntnisse, konzipierte zum Beispiel

einen crossmedialen Studiengang. „Dabei geht es um viel mehr, als nur ein PDF hochzuladen,

das die Studenten dann lesen können. Ich entwickle medial-didaktisch aufbereitete

Lernmaterialien.“

Als Projektmanagerin berät sie mittelständische Unternehmen

Aktuell nutzt sie diese Kenntnisse, parallel zur Dissertations-Vorbereitung, auch als

Projektmanagerin des „eBusiness-Lotsen“. Dabei berät sie mittelständische Unternehmen zum

Einsatz neuer Technologien zur Personalgewinnung, zum Wissensmanagement oder zum

Marketing. Was ist ein eBusiness-Hangout? Wie müssen Unternehmen ihre

Kommunikationsstrukturen verändern, um Social-Media-Anforderungen gerecht zu werden?

Und wie funktionieren eigentlich virtuelle Klassenräume? All diese Fragen beantwortet Pia

mit ihrem Team.

Bei diesen anspruchsvollen Karriereplänen stellt sich natürlich die Frage, wie da irgendwann

eine Familie dazu passen soll. Viele Journalistinnen tun sich schwer damit, lange

Arbeitszeiten und kurze Vertragslaufzeiten mit einer Familienplanung zu vereinbaren. Ist das

im wissenschaftlichen Bereich einfacher? „Nicht wirklich, die kurzen Verträge gibt es auch

hier. Aber dafür kann ich meine Arbeitszeiten recht frei gestalten, das käme einer Familie also

entgegen.“

In Zukunft würde Pia die Studierenden gerne mehr beraten

Gerade liegt Pias Fokus aber ohnehin auf der Karriere hin zur Professur. Was sie sich für ihre

berufliche Zukunft wünscht? „Ich hoffe, dass ich im Kopf flexibel und thematisch immer am

Ball bleibe. Außerdem möchte ich den Praxisbezug nicht verlieren, weshalb ich auch gerne an

der Hochschule bleiben möchte, wo grundsätzlich mehr anwendungsorientiert gearbeitet

wird.“ Ihre künftigen Studenten können sich jedenfalls freuen auf Pia als Professorin, denn

wer mit so viel Herz bei der Sache ist, der hat beste Chancen, andere mit seiner Begeisterung

mitzureißen. Außerdem hat Pia reichlich Ideen, wie man den Studiengang Online-

Journalismus noch verbessern könnte: „Ich würde die Studenten gerne mehr beraten und

ihnen so dabei helfen, ihre Richtung zu entdecken.“

Fotos & Text: Mirca Waldhecker | März 2013

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Florian Siebeck ► Freier Journalist F.A.Z.

Florian Siebeck im Lifestyle-Outfit.

Eigentlich wollte er Gärtner werden

Rund 420 Stunden seines Lebens hat Florian Siebeck schon in Flugzeugen verbracht.

Er hat 30 Länder kennengelernt, spricht Chinesisch, kennt sich bestens mit Mode aus.

Dabei wollte Florian mal Gärtner werden. Stattdessen ist er jetzt freier Redakteur am

Online-Newsdesk der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, kurz F.A.Z. Sein Ressort:

Gesellschaft.

John Lennon hat mal gesungen: Leben ist das, was passiert,

während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Genau so

war das bei Florian Siebeck. Schon als Kind wollte er Gärtner

werden, als Jugendlicher in Berlin war er stolzer Besitzer einer

Jahreskarte für den Botanischen Garten, eine der größten solcher

Anlagen weltweit. Doch noch in seiner Schulzeit schlich sich der

Journalismus in sein Leben ein.

Die existierende Schülerzeitung dümpelte vor sich hin,

kurzerhand entwickelte Florian zusammen mit Freunden eine

Konkurrenzzeitung. In der gab es Home-Stories von Lehrern,

pikante Berichte über deren Privatleben.

Viele liebten die Berichte von Florian, „böse-humorig“ bezeichnet er den Stil, manche Lehrer

störten sich aber auch derart daran, dass er schlechtere Noten bekam. Sein Triumph war die

Auszeichnung als „beste Schülerzeitung Berlins“ durch die Berliner Morgenpost.

Page 23: OJ Absolventen

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Von der Botanik zum Journalismus

Bei einem außerschulischen Projekt lernte er einen Online-Journalisten von der Hochschule

Darmstadt kennen. Auf gut Glück bewarb er sich daraufhin um einen Studienplatz. Er

rechnete nicht mit einer Zusage, dachte immer noch an ein Botanik-Studium. „Aber dann

wurde ich angenommen. Ich muss sagen, damals war ich etwas ratlos und skeptisch. Dann

machst du jetzt also Journalismus, dachte ich“, berichtet Florian.

Die Skepsis verflog schnell, Florian kniete sich rein in sein neues Metier. Er wurde

Chefredakteur des mit Kommilitonen gegründeten Magazins „darmspiegel“, Mitherausgeber

des Buchs „nachts in darmstadt“, absolvierte seine Praxisphase bei der China International

Publishing Group in Peking und war Bildredakteur und Mitherausgeber des preisgekrönten

Mode-Bookazines „Circus“. Mitte 2011 schloss er sein Studium mit einer Diplomarbeit über

kollaborative Wissenskonstruktion durch Wikis im journalistischen Umfeld ab.

Die F.A.Z. machte ihm ein verlockendes Angebot

Heute, mit gerade mal 24 Jahren, schreibt Florian als fester freier Journalist für die F.A.Z.

Bei anderen löst dieser Name ehrfürchtige Aufmerksamkeit aus, Florian sieht seine

Anstellung dort pragmatisch. Er hatte nicht jahrelang davon geträumt, für eine Zeitung zu

arbeiten. Es war einfach nur eine Stellenanzeige, auf die er sich bewarb. In das Gespräch ging

er entspannt, in der Hinterhand hatte er schon eine Zusage von einer großen Werbe-Agentur.

Doch die bekannteste deutsche Zeitung machte ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen

wollte: Zwei Wochen im Monat arbeitet er in der Frankfurter Redaktion, die anderen zwei

Wochen hat er zur freien Verfügung. Und diese Freizeit, die nutzt Florian, um durch die

ganze Welt zu reisen und dort Geschichten einzusammeln, die er für die F.A.Z. und andere

Medien aufschreibt.

Florian will ein Buch über Island schreiben

“Es ist schon fast wie eine Sucht“, sagt er über seine Reisefreude. Amerika, Norwegen,

Libanon, China, Russland, überall war er schon. Am meisten angetan hat es ihm aber Island.

„Island ist ein magischer Ort, wenn ich irgendwann mal sterbe, dann da.“ Da bis dahin aber

noch reichlich Zeit ist, will Florian erst mal ein Buch über die eisige Insel schreiben. Und

außerdem promovieren. Das aber auch nicht sofort. Dort draußen warten noch viel zu viele

Geschichten. Wie die von der Klofrau auf der Berliner Fashion Week.

„Im Vergleich zum Leben dieser Frau finde ich

meine bisherige Leistung schmal“

Da sollte Florian eigentlich über die Schauen

berichten. Aber nebenbei unterhielt er sich eben

auch mit der Toilettenfrau, die er schon seit einigen

Saisons kennt, schrieb ihre Lebensgeschichte auf –

und erntete dafür viel Lob. Sogar fremde

Journalisten schrieben ihm, gratulierten zu dem

gelungenen Text.

Florian mit Model Hanne Brüning.

Page 24: OJ Absolventen

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Florian freute sich über die Anerkennung, nahm aus der Episode aber eine viel wichtigere

Erkenntnis mit: „Im Vergleich zum Leben dieser Frau finde ich meine bisherige Leistung

schmal. Da führe ich geradezu ein Kuschel-Leben.“ Es sind die Erlebnisse auf seinen Reisen,

die ihn alles so relativ sehen lassen, sein Journalisten-Dasein als Luxus schätzen lassen.

Jeder Text beginnt mit Ratlosigkeit

Es gibt ehemalige Kommilitonen, die sagen, Florian Siebeck sei ein begnadeter Schreiber. Er

selbst sieht das allerdings gar nicht so: „Ich habe immer das Gefühl, unzureichend zu sein,

teilweise arbeite ich ein Dreivierteljahr an einem Text und bin immer noch nicht zufrieden.

Jeder Text beginnt bei mir damit, dass ich ratlos vor dem Computer sitze und keine Ahnung

habe, was ich schreiben soll.“

Zu seinem Job gehört ständige Erreichbarkeit

Insofern ist es für ihn eine angenehme Abwechslung, wenn er im Großraumbüro der F.A.Z.

sitzt und Agenturmeldungen zusammenfasst, was mittlerweile auch zum journalistischen

Alltag gehört. Weniger entspannt ist es, wenn nachts um 23 Uhr Florians Handy klingelt und

zum Beispiel ein Interviewpartner aus dem Ausland mit ihm sprechen möchte. „Zu meinem

Job gehört Erreichbarkeit rund um die Uhr. Das ist schon ab und an anstrengend, und meine

Freunde kritisieren diese Dauer-Verfügbarkeit auch oft. Aber dafür lässt mir dieser Job sehr

viel Freiheit, und ich liebe diese Flexibilität!“

„Ein Wahnsinns-Gefühl, auf der Titelseite angekündigt zu werden“

Überhaupt, selbst wenn ihn das Medium zuweilen den Schlaf kostet: Online zu publizieren, ist

für Florian das Beste. „Weil es so vielfältig ist.“ Dennoch freute es ihn sehr, als die F.A.Z.

einen Text von ihm über den Internetdienst „Instagram“ samt Foto auf der gedruckten

Titelseite ankündigte: „Das war ein Wahnsinns-Gefühl, da hab ich mich schon sehr gefreut.“

Und was wünscht sich einer für die Zukunft, der schon dort ist, wo viele andere mal

hinkommen wollen? „Ich würde gerne wieder nach Peking gehen, eine Zeit lang dort leben

und arbeiten.“ Und irgendwann, da hätte Florian auch gerne wieder einen großen Garten.

Denn die Freude an der Natur, die ist ihm trotz all der Schreiberei noch nicht

abhandengekommen.

Text: Mirca Waldhecker | März 2013

Fotos: privat

Page 25: OJ Absolventen

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Sabine Stromberger ► Eventmanagerin Seat

Glücks-Gefühle mit Autos von Seat

Es ist April und Sabine Stromberger hat diese schöne Bräune, die man nach ein paar

Tagen in der Sonne hat. Urlaub? Fehlanzeige. Sabine fliegt zwar alle zwei Wochen nach

Spanien, da liegt sie aber nicht am Strand. Stattdessen arbeitet sie und macht den Rest

der Welt mit den Autos von Seat bekannt. Als PR-Managerin des spanisch-deutschen

Automobilherstellers betreut sie sowohl die klassische PR als auch die Organisation der

nationalen und internationalen Presse-Events.

Sabine Stromberger.

Als vor vielen Jahren ihr Vater seine kleine Tochter mitnahm zu

den Oldtimer-Rennen und den Auto-Ausstellungen, ahnte er

wohl kaum, dass er damit den Lebensweg seiner Tochter

bestimmen würde. Doch in dieser Zeit wuchs in Sabine die Liebe

zu Autos, die Faszination für die Technik und die spektakulären

Events. Heute müssen Bekannte von Sabine damit rechnen,

spontan als Model für eine Auto-Kampagne gebucht zu werden.

Hin und wieder, wenn zum Beispiel für eine Produktion einer

Zeitschrift wie der InStyle noch ein Model fehlt, schaut sich die

30-Jährige nämlich in ihrem Bekanntenkreis um. Und dann geht

es spontan an den Flughafen. Reiseziel: Ein wunderschöner Ort

wie zum Beispiel Malaga mit hoffentlich viel Sonne und

grandioser Kulisse für Model und Auto.

Page 26: OJ Absolventen

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Ein besonderer Coup: Ein nächtliches Shooting in Barcelona

Solche Kooperationen mit Fashion-Magazinen kommen in der Regel durch persönliche

Kontakte zustande. „Ich kenne wohl Hunderte Journalisten, zu vielen Redakteurinnen habe

ich inzwischen auch ein lockeres, privates Verhältnis. Wenn wir ein neues Produkt haben, wie

jetzt den Seat Ibiza Cupra, frage ich die, was wir machen können, um bei ihnen

stattzufinden.“ Aus solchen Absprachen entstehen zum Beispiel Fotostrecken wie das

Supplement „Best Dressed 100“ in dem Männer-Magazin GQ mit den Markenbotschaftern

Christian Deerberg (Model), Tom Beck und David Kross (beide Schauspieler). Wenn Sabine

sich diese Bilder ansieht, strahlt sie übers ganze Gesicht. Ein gelungener Coup und tolle

Promotion für die Autos in einer grandiosen Kulisse.

Sabine sucht ständig nach schönen Kulissen

Die Suche nach besonderen Orten ist auch für die Presse-Events elementar. Ob national oder

international, stets gilt es, einen Ort zu finden, an dem die Autos perfekt zur Geltung kommen

und gute Testrecken schnell erreichbar sind. „Wenn eine Produktpräsentation ansteht, gehen

wir auf Deutschland-Tour und suchen nach schönen Orten. Kürzlich haben wir eine tolle

Location über den Dächern von München entdeckt. Da war vorher noch niemand, wir konnten

das Auto auf einer Dachterrasse präsentieren, im Hintergrund die Skyline, da freue ich mich

wirklich, dass das geklappt hat!“

Teststrecken rund um Barcelona machen Journalisten glücklich

Für die internationalen Events geht es schon weiter weg. Mexiko, China und Russland waren

schon Schauorte für Presse-Events von Seat. Meistens geht es für die maximal 150

Journalisten aber nach Spanien, denn Seat gehört zwar zum deutschen VW-Konzern, ist aber

eine spanische Marke. Der Firmensitz mit der Entwicklungsabteilung und dem großen

Design-Center befindet sich in Martorell, in der Nähe von Barcelona. „Das Schöne an den

Events in Spanien ist, dass wir rund um Barcelona eine wunderschöne Landschaft und Küste

haben, die zugleich alles an Teststrecken bietet, was Auto-Journalisten wollen, ob Landstraße,

Autobahn oder Berge. Außerdem gibt es hier tolle Hotels, was für uns sehr wichtig ist, denn

Seat steht für emotionales Design, dazu soll die Ausstattung des Hotels passen.“

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Test-Fahrt an der spanischen Küste.

Eine spezielle Datenbank hilft bei der Organisation der Events

Überhaupt gibt Sabine sich bei jedem Event viel Mühe, um den Journalisten angenehme

Arbeitsstunden zu bereiten. „Das ist ganz wichtig, denn wenn die Leute gestresst hier

ankommen, haben sie keine Muße, sich mit dem Produkt zu beschäftigen. Sie sollen sich wohl

fühlen und in positiver Stimmung unsere Autos testen.“ Dazu gehört natürlich die Übernahme

der Reiseplanung, aber Seat geht noch weiter. In einem internen System werden alle Events,

alle Journalisten, ihre Testwagen sowie ihre speziellen Wünsche und Vorlieben gespeichert.

„Wenn einer ein buntes Auto für seine Fotos braucht, werden wir ihm immer einen bunten

Wagen reservieren. Und wenn einer vegan isst, werden wir ihm immer veganes Essen

anbieten. Dieses System ist super und macht die Arbeit für beide Seiten angenehm.“

Jedes Medium braucht ein anderes Programm

Bei den Events werden die Medien in Gruppen aufgeteilt, damit das Seat-Team den

jeweiligen Anforderungen besser gerecht werden kann. Los geht es mit Fachmedien wie

ADAC Motorwelt, Auto Bild und Auto Motor Sport. Deren Programm ist technikorientiert,

oft ist auch ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden gewünscht. Die TV-Leute brauchen

mehr Zeit, die Lifestyle-Reporter freuen sich über die Gesellschaft von Promis, die Print-

Leute brauchen oft schöne Fotos von Reporter und Auto, also einen professionellen

Fotografen.

Über Facebook werden Test-Fahrten an die Fans verlost

Parallel zu der Event-Organisation plant Sabine gemeinsam mit den Kollegen aus dem

Marketing zum Beispiel Gewinnspiele für den Facebook-Auftritt. „Vor kurzem haben wir ein

„Enjoy 2 Drive“-Wochenende verlost. Da haben wir einige unserer Fans nach Barcelona

eingeladen, wo sie den Cupra testen durften. Außerdem waren die Schauspielerinnen und

Seat-Markenbotschafterinnen Laura Oswald und Janina Uhse dabei und haben ihnen die Stadt

gezeigt. Zum Abschluss haben wir eine Art Harlem Shake gemacht, mit weißem Cupra, Film-

Team und Farb-Puder. So was vergessen die Leute nicht, alle waren bei ihrer Abreise sehr

glücklich“. Und genau solche Aktionen zu organisieren, macht Sabine besonders viel Spaß.

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Sabine kreiert gerne das Image zu einem Produkt

Zwar hatte sie im Studium auch das journalistische Arbeiten ausprobiert, doch für sie stand

schnell fest, dass es PR sein sollte. „Wenn ich von einem Produkt überzeugt bin, fällt es mir

leicht, darüber zu sprechen und die Leute davon zu begeistern. Ich überlege mir gerne etwas

rundherum um ein Produkt und kreiere damit ein bestimmtes Image.“

Wunderschöne Autos und spannende Reisen

Dass Sabine nun PR für einen Automobilhersteller macht, ist ursprünglich natürlich ihrem

Vater zu verdanken, so richtig entflammt haben sie allerdings die Praktika während ihres

Studiums. Ihr Praxissemester absolvierte sie bei Fiat, dort arbeitete sie bis zum Studiumsende

auch als Werksstudentin. Außerdem hospitierte sie in der Presseabteilung von Ferrari in

Wiesbaden und der Marketingabteilung von BMW in München. „Das waren wunderschöne

Autos, spannende Erlebnis wie eine Pressereise nach China und die Internationale

Automobilausstellung, da konnte ich zwei meiner größten Interessen, Autos und Mode, durch

die Kooperationen mit Fashion-Magazinen kombinieren, ich war im Himmel.“

Angefangen hat Sabine als Technische Referentin

Als sie nach dem Studium im Dezember 2006 das Jobangebot von Seat bekam, sagte sie

sofort zu, denn Seat bietet inzwischen genau solche design-orientierten Autos an, die

Verbindungen zum Fashion-Metier möglich machen. Eingestellt wurde Sabine übrigens als

Technische Referentin, erst im Laufe der Zeit baute sie ihre Stelle aus und übernahm die

Event-Organisation.

Man muss kein Auto-Fachmann sein

Technische Referentin? „Ja, für einen PR-Job bei einem Automobilhersteller sollte man schon

Know-how in Sachen Autos mitbringen. Ich kenne mich jetzt auch nicht total tiefgehend

technisch aus, aber was der Unterschied zwischen einem Automatikgetriebe und einem

Doppelkupplungsgetriebe ist, kann ich schon erklären. Das ist sehr hilfreich, denn gerade

wenn man optisch nicht wie der Auto-Fachmann aussieht, muss man etwas kämpfen, um ernst

genommen zu werden. Umso schöner ist, wenn man merkt, dass die Fachleute einen

akzeptieren, weil sie merken, da ist wirklich Wissen und nicht nur Blabla.“

Für diesen Job muss man brennen

Außerdem muss man sich damit anfreunden, nicht so oft zu Hause zu sein. Wenn Sabine in

einer Woche drei Tage in ihrer Wohnung in Darmstadt ist, ist das schon viel. „Diesen Job

kann man nicht machen, wenn man am Wochenende grundsätzlich frei haben will. Man muss

gerne reisen, gerne neue Leute kennenlernen und sich bewusst sein, das gilt generell bei Jobs

in PR und Journalismus, es ist ein toller Job, aber er geht nicht von 9 to 5. Aber wenn du für

die Sache brennst, dann macht dir das auch nicht so viel aus, weil du darin aufgehst.“

Text: Mirca Waldhecker | April 2013

Fotos: Seat Mediacenter & privat

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Rafael Bujotzek ► Reporter ZDF

Rafael Bujotzek ist Redakteur und Reporter beim ZDF heute journal.

Mit Rafael durch die grüne Hölle

Es ist das meistgesehene Nachrichtenmagazin Deutschlands: Das ZDF heute journal.

Claus Kleber und Gundula Gause berichten den Fernsehzuschauern die Nachrichten

des Tages. Vom Mainzer Lerchenberg senden sie aus dem vollanimierten

Nachrichtenstudio. Hinter den Kulissen hat Rafael Bujotzek den spannenden Job, die

Sendung von der Idee bis zur Ausstrahlung zu realisieren. Er ist Redakteur und

Reporter beim ZDF heute journal und dem ZDF Mittagsmagazin. Einen Tag lang habe

ich ihn bei seiner Arbeit im ZDF begleitet.

Ostermontag, der 1. April 2013. Nicht irgendein Tag für das ZDF. Auf den Tag genau vor 50

Jahren ging ein kleiner Fernsehsender als zweites Programm Deutschlands auf Sendung.

Inzwischen ist das ZDF der größte Fernsehsender Europas. Das Sendezentrum auf dem

Lerchenberg am Rand der Stadt Mainz mit unzähligen Redaktionsgebäuden, dem ZDF-

Fernsehgarten und riesigen Satellitenschüsseln hat die Ausmaße eines Freizeitparks.

17.45 Uhr: Begrüßung vor dem Sendebetriebsgebäude

Um 17.45 Uhr holt mich Rafael Bujotzek am Sendebetriebsgebäude ab. Rafael trägt eine

türkisfarbene Hose, Hemd und Sakko. Er begrüßt mich freundlich: „Willkommen im ZDF!

Komm rein, ich zeig dir alles. Bis zur Konferenz mit Claus Kleber haben wir noch eine

Viertelstunde.“ Wir gehen in das Gebäude, das aussieht wie eine große bunte Schlange. In

seinen verschlungenen Gängen ist neben den großen Fernsehstudios auch die

Nachrichtenredaktion des heute journals untergebracht. Der „Newshighway“ des ZDF, so

nennen sie das Großraumbüro der Nachrichten, ist rund um die Uhr besetzt.

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Der Personaleingang zum Sendebetriebsgebäude des ZDF. Links das neue Nachrichtenstudio, aus

dem das ZDF heute journal gesendet wird.

Die Büros sind nüchtern eingerichtet

Der erste Blick ist ernüchternd: Glamourös sieht es im ZDF nicht aus. Eher funktional. Rafael

führt mich durchs Gebäude. Hier arbeitet also Claus Kleber, der bekannte Moderator des

heute journals. Er wechselt sich ab mit Marietta Slomka oder Christian Sievers. Zum

Moderatoren-Team gehören außerdem Gundula Gause, Heinz Wolf und Kay-Sölve Richter.

Sie präsentieren in der täglichen Abendsendung die Nachrichten-Überblicke. Die

Arbeitsplätze der bekannten Fernsehmacher sind einfach Schreibtische mit Computern darauf.

Überall hängen Flatscreen-Fernseher, es läuft CNN, N-TV, BBC, Phoenix und natürlich das

eigene Programm. Alle möglichen Live-Bilder prasseln auf die Redakteure ein, und es piepst

pausenlos. „Das sind Eilmeldungen, die uns erreichen“, erklärt Rafael.

Informiert zu sein ist elementar für Rafael

In seinem Büro gibt es drei Schreibtische, Computer, einen großen Fernseher. Daneben Stapel

von Zeitungen, Magazinen und jede Menge Bücher. „Ich bin ein unheimlich neugieriger

Mensch“, sagt Rafael. „Bescheid zu wissen und die komplizierten Themen erklären zu

können, das war schon immer mein Ding.“ Als in Fukushima das Atomkraftwerk brannte,

gingen ein paar Redakteure vom heute journal als erstes in die Bibliothek und besorgten sich

dicke Wälzer zur Atomphysik. „Wir sind ja auch nicht bei jedem Thema die Experten. Aber

ich habe schon den Anspruch, die Dinge so genau wie möglich zu erklären. Und da fängt man

am besten an der Basis an.“

Rafael lotst mich durch die grau-roten Flure, die an eine

Feuerwehrwache erinnern: „Lass uns erst mal einen Kaffee holen.

Heute wird es spät.“ Selbst die Kaffeetassen sind rot. Charmantes

Detail: Alle Becher sind mit den Namen der Redakteure graviert.

Claus. Marietta. Gundula. Und Rafael. Seine Tasse wurde rund um

den Namen mit kleinen Sternchen verziert. Vielleicht ja für einen

aufsteigenden Stern. Denn Rafael Bujotzek, geboren im November

1984, ist mit Abstand der Jüngste im Team des heute journals.

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Den Job beim ZDF bekam er durch jahrelange harte Arbeit

Es war harte Arbeit, über viele Jahre hinweg, die den heute 28-Jährigen zu diesem Job

gebracht hat. Als er sein Online-Journalismus-Studium an der Hochschule Darmstadt begann,

arbeitete er schon lange als Journalist. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon reichlich Erfahrung

mit Zeitung, Radio und Fernsehen gesammelt. Mit zehn Jahren, 1995, nahm Rafael am

Kinderradiotag des Hessischen Rundfunks teil. Es folgten zahlreiche Jobs als Reporter beim

hr und NDR. Bald moderierte er seine eigene Radiosendung im Vormittagsprogramm des

Hessischen Rundfunks. Schließlich wechselte er dort zum Fernsehen. Doch Radio ist immer

Rafaels Liebling geblieben: „Es ist immer noch das schnellste Medium. Schneller als Twitter

und die Fernsehnachrichten. Du brauchst nur das Mikrofon anzumachen und zu erzählen.

Außerdem muss man sich dafür nicht rasieren, es sieht einen ja keiner.“

Warum Fernsehen? „Filme sind Kunstwerke“

Was ihn letztlich doch überzeugte, zum Fernsehen zu gehen? „Filme sind Kunstwerke. Bild,

Ton, Informationen, da müssen so viele Ebenen harmonisieren. Es ist schön, so etwas

abzustimmen.“ Neben all den Jobs für Radio und Fernsehen fand Rafael außerdem noch Zeit,

eine eigene Firma für IT-Dienstleistungen zu gründen. Er berät Mittelständler und Privatleute

und hilft ihnen bei Computerproblemen. – „glisco internet services“ existiert auch heute noch.

Die Computerfirma ist für ihn ein zweites Standbein neben der Karriere beim ZDF.

Rafael checkt an seinem Arbeitsplatz im ZDF Newshighway den Nachrichtenticker. CNN auf dem

Fernseher, Manuskripte auf dem Tisch.

Rafael rät zu viel Praxis-Erfahrung

Das Interesse für Computer und die Leidenschaft für Medien brachten ihn auch zum Online-

Journalismus-Studium. Aber er würde jedem raten, sich nicht nur auf das Studium zu

verlassen: „Als Journalist musst du recherchieren können, und dieses Handwerk lernt man

nicht alleine in der Uni.“ Sein Studium finanziert er sich bei Skyradio Hessen, der Berliner

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Netzeitung, der Deutschen Welle, beim SWR und der ARD. Bei seiner Heimatzeitung

Offenbach-Post gründete Rafael 2008 eine Online-Videoredaktion.

18 Uhr: Konferenz mit den Moderatoren

Um 18 Uhr trifft sich das heute journal zu einer der vielen Konferenzen. Heute nimmt nur

eine Handvoll Redakteure teil. Das ist die Feiertagsbesetzung der Nachrichtensendung.

Gundula Gause ist schon da. Als letzter rauscht Claus Kleber ins Zimmer. Lässig sieht er aus,

die gelbe Krawatte nur eben um den Hals geworfen. Rafael erklärt mir, dass an normalen

Werktagen gut 20 Mitarbeiter im Konferenzraum mit den Glaswänden sitzen. Sie nennen ihn

das „Aquarium“. Passenderweise haben sie ein riesiges Plüschtier des Filmfischs Nemo

hinein gehängt.

Letzte Absprachen vor der Sendung: Rafael und Claus Kleber sind hoch konzentriert.

Scherze sind auch bei der Konferenz erlaubt

„Habt ihr die nordkoreanische Nachrichtensprecherin gesehen?“, fragt Claus Kleber in die

Runde. „Die klingt doch ein bisschen wie Gundula, wenn sie ihre Meldungen in die Kamera

schreit.“ Gundula Gause nimmt es mit Humor. Doch bei allem Spaß werden die Themen der

Sendung sehr gezielt besprochen. Nordkorea ist heute der Aufmacher. Rafael wirft Hinweise

zu aktuellen Entwicklungen ein. Als Redakteur muss er immer die Agenturmeldungen im

Blick behalten, um auf dem neusten Stand zu sein. Nach der Konferenz sind die Aufgaben

verteilt. Rafael besorgt fehlendes Bildmaterial aus dem Archiv, telefoniert mit Autoren und

aktualisiert den Ablauf der Sendung. Dann wird es hektisch: Rafael muss in einem der

Schnitträume noch einen kurzen Bericht schneiden. Die Cutterin montiert die Bilder, während

er nach Formulierungen für den Text sucht. Die Zeit bis zur Livesendung wird immer

knapper. Alle sind hochkonzentriert.

Rafael macht sich in seiner Praxisphase einen Ruf

Rafael kam direkt nach seinem Studium zum ZDF heute journal. Einen Teil seiner

Praxisphase hatte er schon als Reporter im ZDF verbracht. Das gefiel ihm so gut, dass er in

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den folgenden Semesterferien ins Landesstudio Hessen ging: „Das wurde ganz schön

hektisch. Die Finanzkrise brach aus, in Hessen stand die Landtagswahl an und die Bahn

streikte wochenlang. Alles im Zuständigkeitsbereich unseres Landesstudios“, erzählt Rafael.

Ausgerechnet dann wurden Kollegen krank. Rafael sprang ein, bekam Aufträge, die ein

Praktikant sonst nicht bekommt. Als die damalige Chefin des Landesstudios Jahre später zum

heute journal wechselte, rief sie ihn an. Am Montag nach Abgabe seiner Diplomarbeit fing

Rafael als Redakteur und Reporter beim ZDF heute journal an.

Jeden Tag hat er eine andere Aufgabe in der Redaktion

Gerade kriecht Rafael aber auf dem Fußboden unter den Schreibtischen herum. An Gundula

Gauses Computer hat sich ein Kabel gelockert: „Er verweigert die Arbeit.“ Glücklicherweise

ist Rafael da und kann helfen. Als der Rechner dann wieder piept, lächelt auch Gundula

wieder: „Vielen Dank, Rafael!“

„Als Redakteur habe ich hier jeden Tag eine andere Funktion. Mal bin ich Researcher,

sammle Informationen für die Moderatoren und helfe ihnen dabei, ihre Texte zu schreiben,

ich telefoniere mit unseren Reportern und sorge dafür, dass die Berichte rechtzeitig zur

Sendung eintreffen.“ Regelmäßig ist er selbst als Reporter unterwegs. Das heute journal

schickte ihn zuletzt auf die CeBIT nach Hannover. Für ZDFinfo besuchte er den

Bestsellerautor David Nicholls in London, für das Mittagsmagazin testete er Spielekonsolen

auf ihren Spaß-Faktor.

19 Uhr: Umzug ins Großraumbüro

Inzwischen ist es kurz nach 19 Uhr. Die Redakteure sind aus ihren Büros ins Großraumbüro

umgezogen, um sich schneller mit den Mitarbeitern der Bildredaktion, der Online-Redaktion

und den Infografikern absprechen zu können. Jeder arbeitet konzentriert an seinem Rechner.

Das einzige störende Geräusch: Das Rascheln einer herumgereichten Chipstüte.

Nervennahrung für das Team des heute journals.

Die Moderatoren sind auf dem Weg in die „grüne Hölle“

Claus Kleber und Gundula Gause sind inzwischen in der Maske. Rafael zeigt mir das

berühmte Nachrichtenstudio: Kein Wunder, dass sie es die „grüne Hölle“ nennen. Alles hier

ist grasgrün angemalt. Die teure Farbe muss geschont werden, nur mit Plastiküberzügen auf

unseren Schuhen dürfen wir dort hinein. Die Wände, der Boden und sogar einige Holzkisten,

die als Podeste dienen – alles grün. Darin selbstfahrende Roboterkameras und ein „3D-

Erklärraum“. Hier werden später virtuelle Objekte eingefügt, an denen Claus Kleber etwas

erklären kann. „Echt“ ist in diesem riesigen grünen Raum nur der elf Meter lange Holztisch

mit den Laptops darauf. Und natürlich die Moderatoren, die sich jetzt hinter dem Tisch

einrichten.

2009 wurde das Studio gebaut, über 30 Millionen Euro – so die offizielle Angabe – hat sich

der Sender das neue Studio kosten lassen. Auf fast 700 Quadratmetern. Wir gehen nach

nebenan. Der Regieraum wirkt wie die Kommandozentrale eines Ufos. So kurz vor der

Sendung ist hier viel los. Letzte Proben. Hunderte Bildschirme und Kontrollknöpfe flackern

auf, an mindestens fünf Uhren wird die Zeit angezeigt.

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22 Uhr: Gleich geht die Sendung los

Nur noch 15 Minuten bis zur Sendung. Alle sind angespannt. Rafael ist schon längst wieder

im Großraumbüro. Er kontrolliert den Ablauf der Sendung. Sind alle Berichte da? Stimmt die

Nummerierung? Passen Moderationen und Beiträge zueinander? Dann Musik. Claus Kleber

wünscht einen „Guten Abend“. Doch so richtig kann Rafael nicht zuhören. Während die

Nachrichten laufen, schaut er immer wieder auf seinen Computer. Hier bearbeitet er jetzt das

„heute journal plus“.

Seit anderthalb Jahren können sich die Zuschauer zusätzlich zur Sendung zahlreiche

Zusatzinformationen ansehen, die dort in das Video der Sendung integriert werden. „heute

journal plus“ nennt sich dieses Internetformat. Rafael war an der Entwicklung beteiligt: „Das

war so ein Projekt, bei dem ich mein Wissen als Online-Journalist einbringen konnte.“

Erklärberichte oder Landkarten tauchen dort auf, und Zuschauer können die Themen der

Sendung diskutieren. Über die heute.de-App des ZDF ist das heute journal so weltweit

empfangbar und deutlich umfangreicher als die halbstündige Fernsehsendung.

22.30 Uhr: Zum Abschluss gibt es Schelte im Flur

22.30 Uhr: Geschafft, die Sendung ist vorbei, die Anspannung lässt nach. Im Flur vor dem

Studio trifft sich das Team zur sogenannten „Flur-Schelte“. Bei dieser Kritik wird

besprochen, was gut war, was falsch lief und was dafür die Gründe waren. Heute war alles

gut. Feierabend. Nur für Rafael noch nicht. Bis das „heute journal plus“ fertig ist, wird er

noch etwas bleiben müssen.

Im Aufzug fahren wir mit Gundula Gause und Claus Kleber vom Studio zurück ins

Großraumbüro. Claus Kleber lächelt mich entspannt an: „Na, und? War doch nur halb so

wild, oder?“ Das kann man wohl nur sagen, wenn man schon seit Jahren in dieser Redaktion

arbeitet. Sonst ist das alles ziemlich aufregend. Rafael bestätigt: „Wenn man hier eines

entwickelt, dann ist es eine hohe Stresstoleranz.“ Tatsächlich hat jeder hier hunderte

Katastrophen miterlebt. Das schweißt das Team zusammen. Rafael und seine Kollegen

werden morgen an einer neuen Nachrichtensendung arbeiten. Um 8.30 Uhr fängt der

Frühredakteur mit der Planung an. Doch die endgültigen Themen der Sendung sind bis 21.45

Uhr unsicher. Routine gibt es im heute journal nicht. Keiner weiß, was in der Welt passieren

wird. Für Rafael ist das elementar: „Das macht es ja so spannend.“

Text & Fotos: Mirca Waldhecker | April 2013

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Stefan Köhler ► Chef vom Dienst / SWR

Unser Team? Jung und anarchistisch!

Wenn der Papst durchdreht und wild tanzt, dann passiert das höchstwahrscheinlich in

der Redaktion von DASDING in Baden-Baden. In der Redaktion des jüngsten Radio-

Programms vom Südwestrundfunk (SWR) geht es um Musik und Lifestyle. Das

Programm ist rund um die Uhr in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

empfangbar, dazu gibt es einen Live-Stream auf der Internetseite und eine eigene

Fernsehsendung. In der Redaktion geht es grundsätzlich turbulent zu – und mittendrin:

Stefan Köhler, der als Chef vom Dienst für „DASDING vor Ort“ für Ordnung sorgt.

Zumindest meistens.

J’Lo’s Hintern ist wichtig für die Jungs und Mädels von „DASDING“. Vor allem, wenn die

Popsängerin genau da zwei Kilo zunimmt. „Ich frag‘ mich echt, wie man das feststellt, gibt’s

da 'ne Extra-Waage, oder was?“ „Ja, da stellt man sich drauf, und dann gibt’s so spezielle

Sensoren…“ Themen-Konferenz in der Redaktion in Baden-Baden. Es geht um Musiker,

Foodsharing, Mai-Traditionen, das Ende des Netzwerks Schüler-VZ und um die Frage, wie

viele Muskeln bei Frauen sexy sind. Alle stehen mitten im Großraumbüro, wer vorträgt, ist

laut. Man merkt, das sind alles Radio-Moderatoren oder Live-Reporter. Ansagen klingen hier

so: „Uuuund jetzt: DIE NACHRICHTEN!“ Die Musik-Redaktion spielt mal eben den Trend-

Song des Tages ein, und überhaupt ist alles ausgesprochen locker, eben „Live. Laut. Lässig.“,

wie das Motto der Redaktion lautet. Und wenn durch das Internet ein Hype wie der Harlem

Shake geistert, dann macht das Team den auch gern mal mit.

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Stefan koordiniert die Inhalte für die Internetseite

Glänzende Lederschuhe gibt es hier nicht zu sehen. Dafür abgewetzte Chucks, Turnschuhe,

Kapuzenpullis, Jeans. Stefan Köhler mit seinem Hemd unter dem Pulli wirkt schon fast

konservativ. Aber der 27-Jährige ist ja auch einer von denen, die hier für Ordnung

sorgen: „Ich koordiniere die Inhalte aus den Studios in Kaiserslautern, Mainz, Trier und

Koblenz. Was unsere Reporter dort produzieren, landet anschließend bei mir und dann auf

unserer Internetseite.“ Außer Stefan gibt es noch einen weiteren CvD, der für die Studios in

Baden-Württemberg zuständig ist. Die beiden sitzen zusammen mit der Online-Redakteurin

vom Dienst und dem Multimedia-Redakteur an einem Tisch.

Eine Konferenz jagt die nächste

Stefans Job bedeutet für ihn vor allem: an vielen Konferenzen teilnehmen. Um 8.55 Uhr geht

es los mit der ersten Telefonschalte mit den Studios, um 9 Uhr folgt die Absprache mit der

Redaktionsleitung und den Radio-CvDs, um 9.30 Uhr die große Redaktions-Konferenz, um

11 Uhr die Themen-Sitzung mit TV- und Wort-Chefs… und immer so weiter. Zum

Nachmittag hin trudeln die Audio-Stücke, Videos oder Bilder von den Reportern ein, und

Stefan sorgt dafür, dass sie an der richtigen Stelle im richtigen Kanal landen. „Das klingt so

simpel“, meint Stefan, „aber genau das ist es, was crossmediales Arbeiten für mich ausmacht.

Gemeinsam Themen besprechen und diese auf möglichst vielen Kanälen passend

veröffentlichen.“

Vor allem bunt: die Internetseite von DASDING.

„Ich kann mir keinen angenehmeren Arbeitsplatz vorstellen“

Außerdem checkt Stefan den ganzen Tag über Twitter und Nachrichten-Agenturen auf neue

Meldungen, überprüft Teaserbilder, formuliert Überschriften oder schreibt Texte um, damit

sie noch besser zum Image von DASDING passen. Zwischendrin wird er regelmäßig

abgelenkt von den Kollegen um ihn herum, die für ihr Leben gern Blödsinn machen und zum

Beispiel lustige Grimassen für die Web-Cam ziehen. Es ist eben ein junges Team, das mit viel

Spaß bei der Sache ist. Stefan fühlt sich hier extrem wohl: „Ich habe echt witzige Kollegen,

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man könnte unser Team wohl als jung und anarchistisch beschreiben. Ich kann mir jedenfalls

keinen angenehmeren Arbeitsplatz vorstellen.“

Über einen Radio-Workshop kam Stefan zum Journalismus

Dabei wollte er sich ursprünglich ganz anderen Aspekten der Medienwelt widmen. Nach dem

Abitur 2005 bewarb er sich für das Studium „Medientechnologie“. Doch dann entdeckte er in

einer Zeitung eine Anzeige für einen Radio-Workshop in Königstein im Taunus. Es ging

darum, das Stadtfest multimedial zu begleiten, und Stefan leckte dabei ordentlich Blut. „Am

Ende hat mir der Leiter des Workshops ein Praktikum in der Multimediaredaktion der

Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau angeboten. Daraus wurde schließlich eine freie

Mitarbeit und schließlich ein Volontariat.“ Das Studium blies er ab und produzierte

stattdessen von 2007 bis 2009 in Frankfurt Radiobeiträge, Filme und Online-Inhalte, die bei

Hit Radio FFH ausgestrahlt wurden. „Meine Eltern fanden das ein bisschen seltsam, was ich

damals getrieben habe“, erinnert sich Stefan. „Der Redaktionsleiter ist sogar zu mir nach

Hause gekommen, um sie davon zu überzeugen, dass dieses Volontariat eine gute Idee ist.

Aber für mich hat sich dieser Weg immer richtig angefühlt.“

Stefan Köhler an seinem Arbeitsplatz.

Und dann kam die Liebe ins Spiel

Die Eltern gaben schließlich nach – und dann kam die Liebe ins Spiel. Bei einem der

Seminare für die Volontäre lernte Stefan seine Freundin kennen. „Da sie aus Karlsruhe kam,

wollte ich von da an natürlich in ihrer Nähe arbeiten. Allerdings hatte ich mich da schon

entschieden, nach dem Volontariat noch in Dieburg zu studieren. Also musste ich einen

Kompromiss finden.“ Von 2009 an pendelte Stefan also zwischen Dieburg und Baden-Baden,

wo er eine Woche pro Monat in der Redaktion von DASDING arbeitete. „Mein großes Glück

war, dass die Professoren an der Hochschule sehr verständnisvoll waren, wenn ich mal an

einem Kurs nicht teilnehmen konnte, weil ich arbeiten musste. Da sie alle selbst Journalisten

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waren und wussten, wie flexibel man da zuweilen sein muss, haben sie mir viel Freiheit

gelassen. Das habe ich mit am meisten geschätzt in diesem Studium.“

Die Zeit bei „DASDING“ ist begrenzt

Seine Praxisphase absolvierte Stefan ebenfalls beim SWR in Baden-Baden. In dieser Zeit

durchlief er alle Stationen, vom Radio bis zur Online-Redaktion. Als er dann Mitte 2012

seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche hatte, bot ihm der SWR eine Stelle als Radio-CvD

an. Nach einem halben Jahr auf dieser Position bewarb er sich als CvD für DASDING vor

Ort. Für Stefan ist es die die ideale Position, um seine Kenntnisse aus den Bereichen Radio

und Online zu kombinieren. „Natürlich werde ich hier nicht ewig bleiben können, denn

irgendwann ist man zu alt, um in einer Redaktion zu arbeiten, deren Zielgruppe zwischen 14

und 29 Jahre alt ist. Aber im Moment ist alles so super, da denke nicht über die ferne Zukunft

nach.“

In diesem Gebäude in Baden-Baden sitzt die Redaktion von DASDING. Davor steht das mobile

Hörfunk-Studio, ein auffälliger Bus.

„Jeder muss seinen ganz eigenen Weg finden“

Angehenden Journalisten, die sich für das Medium Radio interessieren, kann Stefan ein

Praktikum bei DASDING nur empfehlen: „Man hat hier sehr viele Möglichkeiten sich

auszuprobieren, vom Moderatoren-Job bis zum Reporter, und es ist eine gute Chance, bei

einem öffentlich-rechtlichen Sender einen Fuß in die Tür zu kriegen.“ Und wenn Stefan in

seiner Ausbildungszeit eins gelernt hat, dann dass es zwingend notwendig ist, praktische

Erfahrungen zu sammeln und sich auszuprobieren: „Es gibt keinen festgeschriebenen Weg.

Jeder muss seinen ganz eigenen Weg finden und die Möglichkeiten nutzen, die sich ihm

bieten.“

Text & Fotos: Mirca Waldhecker | Mai 2013