Bachelor-Arbeit
im Studiengang Agrarwissenschaften
Produktionskosten deutscher Milcherzeuger:
eine empirische Analyse
vorgelegt von
Wilko Irps
Erstgutachter: Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann
Zweitgutachter: Martin Mees
Institut für Agrarökonomie
Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
I
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis........................................................................................... II
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis .................................................................... II
1 Einleitung .............................................................................................................. 1
2 Datengrundlage ..................................................................................................... 3
3 Methodik und Abgrenzung ................................................................................... 8
3.1 Abgrenzung des Kostenbegriffs ................................................................. 8
3.2 Kostenindikatoren ....................................................................................... 9
3.2.1 Pagatorische Kosten ....................................................................... 9
3.2.2 Cost of milk production only ...................................................... 10
3.2.3 Vollkostenrechnung nach DLG.................................................... 10
3.2.4 Entscheidungsgrundlage .............................................................. 12
3.3 Stand der Forschung ................................................................................. 12
3.4 Methodisches Vorgehen .......................................................................... 13
4 Darstellung der Auswertung ............................................................................... 15
5 Diskussion .......................................................................................................... 23
6 Zusammenfassung .............................................................................................. 25
Literaturverzeichnis ............................................................................................... III
Anhang .................................................................................................................... V
Erklärung ............................................................................................................ VIII
II
Abkürzungsverzeichnis
AK: Arbeitskräfte
DBV: Deutscher Bauernverband
DLG: Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
IFCN: International Farm Comparison Network
MIV: Milch Industrie Verband
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Anzahl und Verteilung der Betriebe in Deutschland S. 4
Tabelle 2: Betriebsstrukturen der analysierten Betriebe S. 5
Abb. 1: Anzahl der Milchkühe je Betrieb im Ländervergleich S. 7
Abb. 2 : Kosten der Milchproduktion S. 15
Abb. 3: Milchproduktionskosten in verschiedenen Regionen Deutschlands S. 17
Abb. 4 : Quintilanalyse S. 18
Abb. 5 : Standardabweichung für die Produktionskosten von Milch S. 19
Abb. 6: Häufigkeitsverteilung der Betriebe nach Produktionskosten S. 20
Abb. 7: Kumulative Kostenfunktion S. 21
1
1 Einleitung
Kaum eine Branche steht in den kommenden Jahren vor einem größeren Wandel
als die Milchbranche. Seit 1984 ist der Milchmarkt innerhalb der EU über das
Quotensystem reguliert. Im Zuge der Reform der aktuellen Agrarpolitik wurde die
Abschaffung der mengenmäßigen Quotierung bis zum Jahr 2015 beschlossen. Die
Entwicklung der Milchproduktion nach dem Auslaufen der Milchquotenregelung
ist noch ungewiss. Als wahrscheinlich gilt jedoch, dass sich nach dem Wegfall der
Milchquote Verarbeiter und Produzenten gemeinsam dort ansiedeln werden, wo
die Milch am günstigsten produziert werden kann. Das bedeutet auch eine Ums-
trukturierung der Milchproduktion innerhalb Deutschlands durch „eine sektorale
Konzentration der Milcherzeugung auf spezifische, regionale Grünlandregionen“
(Gloy 2009, S. 137ff).
Durch die Zusammenlegung der einst 21 Übertragungsgebiete in die zwei Gebiete
Ost und West im Jahr 2007 ist eine stärkere und weitreichendere Dynamik der
Lieferrechte entstanden. Die vergangenen Übertragungstermine der Milchquote
im westlichen Übertragungsgebiet zeigen einen Aufwärtstrend der Milchproduk-
tion im Norden Deutschlands und einen Abwärtstrend im Süden der Republik.
Demgemäß sind durch die letzten beiden Börsengänge (2. November 2010, 1.
April 2011) insgesamt mehr als 70.000t Milchlieferrechte aus den Bundesländern
Baden-Württemberg und Bayern abgewandert, in Niedersachsen und Schleswig-
Holstein dagegen über 83.000t zugeflossen (vgl. DBV 2011). Dennoch wird in
Bayern und Baden-Württemberg gut ein Drittel (33,4%) der Milch Deutschlands
produziert, während in den oft als „Milchländer“ bezeichneten Bundesländern
Schleswig-Holstein und Niedersachsen zusammen lediglich 28% des deutschen
Milchaufkommens produziert wird (vgl. Anhang: Material 1). „Die Produktions-
kosten deutscher Milcherzeuger liegen innerhalb der EU im Mittelfeld. Die Pro-
duktionskostenunterschiede zwischen Betrieben innerhalb eines Landes sind weit
größer als die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern der EU“ (Agrarpoli-
tischer Bericht der Bundesregierung 2011, S.55). Doch ist das Produktionskosten-
spektrum von Milch innerhalb der Bundesrepublik tatsächlich so breit?
Anhand von Buchführungsabschlüssen hochspezialisierter Milchviehbetriebe soll
im Folgenden die Entwicklung der Produktionskosten für Milch in deutschen
2
Milchviehbetrieben analysiert werden. Darüber hinaus soll geklärt werden, ob es
Unterschiede zwischen den Produktionskosten für Milch in verschiedenen Regio-
nen Deutschlands gibt, die das Abwandern der Milchproduktion vom Süden in
den Norden erklärt.
Gab es eine Annäherung oder eventuell eine Differenzierung der Produktionskos-
ten in verschiedenen Regionen Deutschlands in den letzten Jahren? Und wie groß
ist die Spanne zwischen den kostenführenden Betrieben und denjenigen mit hohen
Produktionskosten?
Zu Beginn dieser Analyse werden zunächst der Datensatz und die verwendeten
Methoden beschrieben. Anschließend werden die Analyseergebnisse der Produk-
tionskosten über einen längeren Zeitraum mittels diverser Darstellungen sowohl
auf Bundesebene als auch im regionalen Vergleich präsentiert. Anhand von Ver-
teilungsfunktionen wird die Entwicklung der Kostenstruktur aller beobachteten
Betriebe aufgezeigt und die Veränderung der Kostendifferenzen zwischen den
Betrieben ermittelt. Im Anschluss daran werden die gewonnenen Ergebnisse dis-
kutiert und in einer Schlussbetrachtung zusammengefasst.
3
2 Datengrundlage
Grundlage für die Berechnung der Produktionskosten in dieser Arbeit sind be-
triebswirtschaftliche Buchführungsabschlüsse, die von der „Gesellschaft für Ver-
arbeitung landwirtschaftlicher Daten mbH“ (LAND-DATA) aus Visselhövede zur
Verfügung gestellt wurden. Der Datensatz umfasst einen Zeitraum von 14 Jahren
(1996-2009). Für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-
Vorpommern und Brandenburg liegen nur Buchführungsabschlüsse in einem Zeit-
raum von neun Jahren (2001-2009) vor.
Um eine bessere Vergleichbarkeit der Betriebe untereinander zu schaffen, wurden
zunächst einige Restriktionen getroffen, die zu einer Selektion ähnlicher Betriebe
führen. Somit werden in dieser Berechnung nur Betriebe der Betriebsart „Futter-
bau und Viehhaltung“ mit einem Haupterwerbscharakter und einer konventionel-
len Bewirtschaftungsform berücksichtigt. Darüber hinaus werden alle selektierten
Betriebe nach dem pauschalierenden Umsatzsteuersystem besteuert, mit einer
Bruttoverbuchung der Geschäftsvorfälle. Als hochspezialisierte Milchviehbetriebe
werden in dieser Berechnung all diejenigen Betriebe definiert, deren Erlöse aus
dem Betriebszweig Milchvieh größer als 75% an den Gesamterlösen sind. Die
Umsatzerlöse aus Kuhmilch, Kuhmilcherzeugnissen, Verkauf von Milch-,
Schlacht- und Mastkühen sowie der Verkauf von Mastkälbern und Kälbern (weib-
liche und männliche) bis 0,5 Jahre werden dem Betriebszweig Milchvieh zu-
geordnet.
Da in jedem Jahr identische Betriebe miteinander verglichen werden, handelt es
sich um ein balanciertes Panel. Ein balanciertes Panel ist eine mehrfache Erhe-
bung derselben Variablen an denselben Untersuchungsobjekten zu verschiedenen
Zeitpunkten. Somit existieren alle selektierten Betriebe über den kompletten Zeit-
raum in jedem Jahr und gewähren kontinuierlich Daten unter konstanten Restrik-
tionen.
Insgesamt werden 747 Betriebe aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Nie-
dersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg,
Bayern, Saarland, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-
Anhalt und Thüringen betrachtet und miteinander verglichen. Die folgende Tabel-
le zeigt die Anzahl und die Anteile der Betriebe aus den jeweiligen Bundeländern.
4
Tabelle 1: Anzahl und Verteilung der Betriebe in Deutschland
Bundesland Anzahl Betriebe Anteil an Gesamtbe-
triebszahl 747 100% Schleswig-Holstein 355 47,5% Niedersachsen 48 6,4% Nordrhein-Westfalen 42 5,6% Hessen 2 0,3% Rheinland-Pfalz 32 4,3% Baden-Württemberg 62 8,3% Bayern 191 25,6% Saarland 1 0,1% Brandenburg 1 0,1% Mecklenburg-Vorpommern 10 1,3% Sachsen 1 0,1% Sachsen-Anhalt 1 0,1%
Thüringen 1 0,1%
Quelle: Eigene Berechnung
Aus Tabelle 1 geht hervor, dass Schleswig-Holstein mit knapp 48% den größten
Anteil an Betrieben für die Datengrundlage ausmacht. Etwa ein Viertel der Be-
triebe sind in Bayern angesiedelt. Deutlich weniger Betriebsdaten liegen aus Ba-
den-Württemberg mit gut 8%, Niedersachsen mit knapp 7% und Nordrhein-
Westfalen mit knapp 6% vor. Gut 4% der Betriebe stammen aus Rheinland-Pfalz
und gut 1% aus Mecklenburg-Vorpommern. Eine verschwindend geringe Anzahl
an Betriebsdaten stammt aus Hessen, Saarland, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-
Anhalt und Thüringen mit deutlich geringerem Anteil als 1%.
Für die großen Differenzen in der Anzahl selektierter Betriebe zwischen den ver-
schiedenen Bundesländern gibt es mehrere Gründe. Der sicherlich schwerwie-
gendste Grund ist die Datenerfassung von nur einer Buchführungsgesellschaft,
sodass die Anzahl der Betriebe durch den Marktanteil der Firma LAND-DATA an
der Betreuung landwirtschaftlicher Betriebe in den einzelnen Bundesländern be-
dingt wird. Ein anderer Grund ist die freie Wahl des Umsatzsteuersystems. Viele
der Großbetriebe besteuern nach dem System der Optierung und werden in die-
sem Panel daher nicht berücksichtigt. Des Weiteren ist die unterschiedliche An-
zahl der Milchviehbetriebe und Heterogenität der Betriebsstrukturen zwischen den
Bundesländern sicherlich ein Grund. So gab es zum Beispiel im Jahr 2009 in
5
Bayern 44.500 Milchkuhhalter mit jeweils durchschnittlich 27 Milchkühen, in
Mecklenburg-Vorpommern lediglich 100 milchkuhhaltende Betriebe mit jedoch
durchschnittlich 174 Milchkühen (vgl. Anhang: Material 1). Darüber hinaus wer-
den nur hochspezialisierte Milchviehbetriebe erfasst. Demzufolge bleiben viele
Gemischtbetriebe unberücksichtigt, denn: „Ein Drittel aller landwirtschaftlichen
Betriebe (98.400) erwirtschaftete […] im Jahr 2010 Umsätze aus weiteren Tätig-
keiten. Die am häufigsten genannten Einkommensalternativen sind die Erzeugung
erneuerbarer Energien (42%), die vertraglichen Arbeiten (28%), zum Beispiel
Dienstleistungen für andere Betriebe und Kommunen, sowie die Forstwirtschaft
(24%)“ (Statistisches Bundesamt Deutschland 2011).
In Tabelle 2 sind die Betriebsstrukturen der analysierten Betriebe dargestellt. Es
werden die durchschnittlichen Werte der ersten drei Jahre (1996-1998) denen der
letzten drei Jahre (2007-2009) gegenübergestellt. Der dreijährige Durchschnitt
soll dabei repräsentativere Ergebnisse liefern als Einzeljahrbetrachtungen und eine
Überschätzung der Werte durch Minimal- und Maximalwerte verhindern.
Tabelle 2: Betriebsstrukturen der analysierten Betriebe
1996-1998 2007-2009 Differenz
Anzahl Kühe 49 72 +48%
Milchleistung kg/Kuh 5.893 7.353 +25%
Milchpreis Cent/kg 34,1 35,0 +3%
Milchmenge kg 255.785 529.697 +107%
Basisfettgehalt % 3,96 4,00 +1%
Arbeitskräfte 1,7 2,0 +18%
Einkommen € 551.728 670.623 +22%
Pachtaufwand € 6494 9275 +43%
Landw. Fläche ha 47 72 +55%
Gewinn € 29.413 59.307 +102%
Alter d. Betriebsleiters 46 49 +6% Quelle: Eigene Berechnung
Aus der Tabelle geht hervor, dass sich die Anzahl der Kühe je Betrieb im Laufe
der betrachteten 14 Jahre um 48% von 49 auf 72 Kühe erhöht hat. Darüber hinaus
gab es eine Leistungssteigerung der Milchproduktion je Kuh um 25% von knapp
6
5.900 kg auf über 7.350 kg. Aus den beiden Entwicklungen geht hervor, dass die
jährlich abgelieferte Milchmenge pro Betrieb um über 100% erhöht wurde, von
mehr als 255.000 kg auf knapp 530.000 kg. Der Basisfettgehalt je kg Milch ist mit
einer Steigerung um 1% von 3,96% auf 4% fast konstant geblieben. Das Ein-
kommen je Betrieb konnte um 22% gesteigert werden, von rund 550.000 € auf
über 670.000 €, wobei der Gewinn sich von knapp 30.000 € auf knapp 60.000 €
verdoppelt hat, und das bei einem relativ konstanten Milchpreis von 34 bezie-
hungsweise 35 Cent je kg Milch. Dem gegenüber steht die Erhöhung der Pacht-
aufwendungen um 43% von knapp 6.500 € auf über 9.200 € je Hektar bei einer
Ausweitung der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Flächenbewirtschaftung
von 47 auf 72 Hektar je Betrieb. Die Anzahl der Arbeitskräfte je Betrieb hat sich
um 18% von 1,7 auf 2,0 erhöht und das durchschnittliche Alter des Betriebsleiters
ist um 3 Jahre von 46 auf 49 Jahre gestiegen.
Im folgenden Diagramm wird die Anzahl der Milchkühe im Ländervergleich über
die Jahre dargestellt. Damit soll gezeigt werden, wie sich die Betriebsgrößen über
die Jahre in den einzelnen Bundesländern entwickelt haben. Als Indikator für die
Betriebsgröße soll die Anzahl der Milchkühe je Betrieb dienen.
7
Abbildung 1: Anzahl der Milchkühe je Betrieb im Ländervergleich
Quelle: Eigene Berechnung
Das Diagramm zeigt eine klare Tendenz der Betriebsvergrößerung innerhalb der
letzten 14 Jahre. Am deutlichsten sind die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern,
Brandenburg und im Saarland gewachsen. Darüber hinaus ist eine deutlich positi-
ve Steigung in den Graphen von Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-
Westfalen und Rheinland-Pfalz zu erkennen. Ein deutlich geringeres, aber kons-
tantes Wachstum ist in Bayern und Baden-Württemberg mit parallelem Verlauf zu
erkennen. Gegensätzlich ist die Entwicklung in Sachsen, wo nach einem geringen
Wachstum die Anzahl der Kühe erst leicht zurückgeht und dann etwa aufs alte
Niveau zurückfällt. In Hessen und Sachsen ist die Entwicklung ähnlich.
0
50
100
150
200
250
300
350
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Anz
ahl K
ühe
pro
Bet
rieb
JahreNiedersachsen Nordrhein-Westfalen
Hessen Rheinland-Pfalz
Baden-Württemberg Bayern
Saarland Sachsen
Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern
8
3 Methodik und Abgrenzung
3.1 Abgrenzung des Kostenbegriffs
Die Definition des Kostenbegriffs sieht eine Unterteilung in wertmäßige- und pa-
gatorische Kosten vor.
Nach dem wertmäßigen Kostenbegriff werden Kosten erfasst, die durch Beschaf-
fung, Produktion, Absatz, Finanzierung und Erhaltung der Leistungsbereitschaft
eines Unternehmens innerhalb einer Abrechnungsperiode entstehen (vgl. Busse
von Colbe/ Laßmann 1991, S. 207). Folglich wird der gesamte Verzehr an Sach-
gütern und Dienstleistungen, sofern diese zur Erhaltung der betrieblichen Leis-
tungsbereitschaft, der Leistungserstellung und der Leistungsverwertung erforder-
lich sind, erfasst. Der wertmäßige Kostenbegriff ist durch die Möglichkeit unter-
schiedlicher Bewertungsansätze, wie zum Beispiel Anschaffungswert, Tageswert
und Opportunitätskosten, grundsätzlich offen für unterschiedliche Zwecke der
Kostenrechnung. Der genaue Inhalt kann erst in Zusammenhang mit einem be-
stimmten Rechnungszweck festgelegt werden. Daher ist der wertmäßige Kosten-
begriff wenig für eine Kostenerfassung geeignet, die Daten für unterschiedliche
Auswertungsrechnungen bereitstellen will, wie zum Beispiel die Einzelkosten-
rechnung oder Grundrechnung. Eine Ausnahme hiervon bildet die Vollkosten-
rechnung. Denn in der Praxis werden für gebräuchliche Kostenrechnungssysteme
in der Kostenartenrechnung einheitliche Wertansätze, zum Beispiel Anschaf-
fungswerte, für die verzehrten Güter verwendet (vgl. Wirtschaftslexikon Gabler
2011a)).
Die pagatorischen Kosten sind als die mit der Herstellung und dem Absatz der
betrieblichen Leistungen bzw. mit der Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft
verbundenen Ausgaben einer Periode definiert. Diese werden anhand der verbuch-
ten Aufwendungen aus den betriebswirtschaftlichen Buchführungsabschlüssen
und folglich aus mit dem betrieblichen Güterverzehr verbundenen Zahlungsströ-
men berechnet und beruhen auf den tatsächlichen Geldausgaben. Ursprünglich
orientierten sich die pagatorischen Kosten an den tatsächlichen monetären An-
schaffungsauszahlungen. Dadurch entsteht kein eigenständiges Bewertungsprob-
lem (vgl. Wirtschaftslexikon Gabler 2011b)).
9
In wenigen Ausnahmen geht der pagatorische Kostenbegriff vom strengen An-
schaffungsprinzip ab. Wenn es sich zum Beispiel um eine Schenkung von Rohma-
terialien handelt, die anschließend im Produktionsprozess verzehrt werden, ent-
stehen keine Kosten. Um den Schenkungen einen monetären Wert beizumessen,
ist die Annahme zu treffen, dass Ausgaben in Höhe des Marktpreises zum Zeit-
punkt der Schenkung angefallen sind (vgl. Ossadnik 2008, S. 23). Im Gegensatz
zum wertmäßigen Kostenbegriff umfassen pagatorische Kosten keine kalkulatori-
schen Kosten, wie beispielsweise den kalkulatorischen Unternehmerlohn, da die
Kostenerfassung ausschließlich auf das für die einzusetzenden Produktionsfakto-
ren zu entrichtende Entgelt abzielt.
3.2 Kostenindikatoren
Zur Berechnung der Kosten für die Milchproduktion ist ein geeigneter Kostenin-
dikator notwendig. Mithilfe des Kostenindikators sollen alle relevanten Kosten
des Betriebszweiges Milchproduktion inklusive der Färsenaufzucht erfasst wer-
den. Dazu gehören auch die Opportunitätskosten (Nutzungskosten), die den ent-
gangen Nutzen für eigene Faktorausstattungen (Arbeit, Boden, Kapital, Rechte) in
Höhe der besten nicht gewählten Verwertungsalternative darstellen. Nur so ist es
möglich landwirtschaftliche Betriebe mit unterschiedlichen Faktorausstattungen
untereinander auf horizontaler Ebene miteinander vergleichen zu können.
3.2.1 Pagatorische Kosten
Die pagatorischen Produktionskosten der Milch werden anhand der verbuchten
Aufwendungen aus den betriebswirtschaftlichen Buchführungsabschlüssen der
LAND DATA berechnet. Obwohl es sich um hochspezialisierte Milchviehbetrie-
be handelt, ist dieser Kostenindikator für die Berechnung sehr unpräzise. Denn es
findet keine Kostenallokation statt, da sämtliche Aufwandspositionen dem Be-
triebszweig Milchproduktion zugeordnet werden. Diese vereinfachte Berechnung
der Kosten birgt die Gefahr einer Überschätzung der Kosten. Da bei dieser Be-
rechnung die Entlohnung eigener Produktionsfaktoren unberücksichtigt bleibt und
keine Gemeinkostenallokation durchgeführt wird, ist die Höhe der Vollkosten
willkürlich beeinflusst.
10
3.2.2 Cost of milk production only
Der Kostenindikator „cost of milk production only“ oder „Kosten der Milcher-
zeugung“ wurde speziell für die Ermittlung der Produktionskosten von Milch vom
International Farm Comparison Network (IFCN) entwickelt und bezieht sich auf
die wertmäßigen Kosten. Bei dieser Methode werden zunächst alle Kosten der
Gewinn- und Verlustrechnung aus dem betriebswirtschaftlichen Jahresabschluss
heraus selektiert und im Anschluss um die Nebenerlöse aus dem Betriebszweig
Milch geschmälert. Zu den bereinigten Kosten werden die Opportunitätskosten für
die eigene Arbeit und nicht entlohnte Familienarbeitskräfte, Eigentumsflächen
(Boden) und das im Unternehmen gebundene Kapital in Form von Lohn-, Pacht-
und Zinsansatz hinzugerechnet. Darüber hinaus wird die Menge an betriebseige-
ner Milchquote über einen kalkulatorischen Zinsansatz als Quotenkosten hinzu
addiert (vgl. Hemme et al. 2007, S. 25).
3.2.3 Vollkostenrechnung nach DLG
Einen bundesweiten Standard für die Vollkostenrechnung in landwirtschaftlichen
Betrieben hat die DLG (Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft) entwickelt, mit
dem ein horizontaler Betriebsvergleich zwischen verschiedenen Bundesländern
und Regionen möglich ist. Dabei werden einheitliche Bewertungsansätze und ein-
heitliche Strukturierungen der Auswertung verwendet (vgl. DLG 2011a, S. 7). Die
Kosten werden bei dieser Methode wertmäßig berücksichtigt. Grundlage der Be-
rechnung ist die Betriebszweigabrechnung. „Die Betriebszweigabrechnung ist die
Darstellung von Leistungen und Kosten eines Betriebszweiges und dazugehöriger
Ergänzungsdaten. Als Teilkostenrechnung weist sie einen Teil der Gesamtkosten,
die so genannten produktionsnahen Kosten (= definierte Direktkosten) aus. In der
Vollkostenrechnung werden alle Kosten eines Unternehmens einschließlich der
kalkulatorischen Faktorkosten dem Betriebszweig ganz oder nach entsprechender
Aufteilung zugeordnet. Sie ist eine, grundsätzlich immer auf dem betriebswirt-
schaftlich korrigierten Jahresabschluss aufbauende, Nachkalkulation und insofern
deutlich von einer zukunftsorientierten Planungsrechnung zu unterscheiden“
(DLG 2011b, S. 16). Zur Berechnung der Produktionskosten von Milch werden in
der Vollkostenrechnung die Direktkosten und Gemeinkosten den Leistungen in
monetären Werten gegenübergestellt.
11
Zu den Leistungen gehören neben den Umsatzerlösen auch gekoppelte Direktzah-
lungen, die aufgrund der Tätigkeit in den Betriebszweigen gewährt werden. Bei
den EU-Betriebsprämien werden nur diejenigen als Leistung verbucht, die an die
Produktion gekoppelt sind. Die Zahlungsansprüche auf Basis der EU-Zahlungen
werden hier nicht berücksichtigt. Für eine genauere Abgrenzung des Betriebs-
zweiges Milch- und Färsenproduktion ist die Bewertung von innerbetrieblichen
Leistungen wie zum Beispiel Dünger durch Gülle unbedingt erforderlich.
Die Kosten der Betriebszweigabrechnung werden unterteilt in Direktkosten und
Gemeinkosten. Zu den Direktkosten gehören all diejenigen Größen, die dem Be-
triebszweig der Milchproduktion mit Färsenaufzucht direkt und verursachungs-
gemäß zuzuordnen sind. Das sind speziell in diesem Fall Kosten für Tierzukauf,
Sperma und Besamung, Tierarzt und Medikamente, Strom, Heizstoffe, Wasser,
Abwasser, Milchkontrolle, Versicherung, Spezialberatung, sonstige Direktkosten,
Futterkosten und einen Zinsansatz für das durchschnittlich gebundene Kapital im
Tiervermögen. Die Gruppe der Gemeinkosten umfasst die Arbeitserledigungskos-
ten, Rechtekosten, Gebäudekosten, Flächenkosten und allgemeine Kosten. Bei
den Arbeitserledigungskosten werden alle Kosten berücksichtigt, die mit der Ar-
beitserledigung einhergehen. Dazu gehören Dienstleistungen, Personalaufwen-
dungen, ein Lohnansatz für nicht entlohnte (Familien-) Arbeitskräfte, Leasing,
Maschinenunterhaltung, KFZ-Steuer, Treibstoffe, Schmierstoffe, Abschreibung
für Maschinen, PKW-Kosten, Maschinenversicherung, der Zinsansatz für Ma-
schinenvermögen und Berufsgenossenschaftsbeiträge. Die Rechtekosten umfassen
den Zinsanspruch für die Entlohnung betriebseigener Milchlieferrechte sowie ge-
pachtete Milchlieferrechte. Darüber hinaus wird auch die Superabgabe für Milch-
überlieferung hier verzeichnet. Zu den Gebäudekosten gehören die Abschreibung
für die betrieblichen Gebäude sowie deren Pacht, Unterhaltung, Versicherung und
ein Zinsansatz für das gebundene Kapital im Gebäudevermögen. Auch die bauli-
chen Anlagen wie zum Beispiel Fahrsilo, Hofbefestigung und Güllesilo gehören
dazu. Die Fraktion der Flächenkosten umfasst die Pachten, Grundsteuer, Flurbe-
reinigung, Wasserlasten, Drainage, Bodenverbesserung, Wege und den Pachtan-
satz für Eigenland. Allgemeine Kosten können nicht direkt einem Betriebszweig
zugeordnet werden. Dazu gehören Beiträge und Gebühren, sonstige Versicherun-
gen, Buchführung und Beratung, Büro, Verwaltung und sonstige Kosten. Diese
12
müssen über einen Verteilungsschlüssel zugeordnet werden (vgl. DLG 2011c, S.
24ff)
3.2.4 Entscheidungsgrundlage
Für die Berechnung der Produktionskosten für Milch auf bundesweiter Ebene ist
der pagatorische Kostenindikator aufgrund der heterogenen Betriebsstrukturen
nicht geeignet, da eine Berücksichtigung der eigenen Produktionsfaktoren nicht
möglich ist. Somit kann zum Beispiel die Gegenüberstellung eines Pachtbetriebes
und eines Eigentumsbetriebes keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern. Der
„cost of milk production only“ Kostenindikator ist für die Berechnung der Pro-
duktionskosten von Milch sehr gut geeignet. Allerdings ist die Vollkostenrech-
nung nach dem DLG Bewertungsstandard auf bundesweiter Ebene ein renom-
miertes Verfahren zur Berechnung von Kosten und Leistungen auf Betriebsebene
und auf horizontaler Betriebsvergleichsebene mit einheitlichen Bewertungsansät-
zen und ist deshalb die Berechnungsgrundlage dieser Arbeit. Die errechneten
Vollkosten werden um die Nebenerlöse der Milchproduktion geschmälert.
3.3 Stand der Forschung
Für eine Reihe europäischer Länder existieren ähnliche Arbeiten, in denen die
Milchproduktionskosten analysiert worden sind, u. a. die Studie von Colman und
Zhuang (2005), die für den Zeitraum 1996 bis 2003 einen Kostenrückgang von
1,5 % ermittelten, indem sie eine Durchschnittskostenkurve schätzten. Pierani und
Rizzi (2003) führten eine Produktionskostenanalyse von italienischen Milchvieh-
betrieben im Zeitraum 1980 bis 1992 durch und kamen zu dem Ergebnis, dass die
Betriebe ihre Kosten durchschnittlich um 3,5 % pro Jahr senkten. Auch für irische
Milchviehbetriebe wurden derartige Analysen angestellt, so fand Fingleton (2004)
u. a. heraus, dass die Kostendifferenz zwischen den 20 % besten und 20 %
schlechtesten Betrieben im Jahr 2000 11 Cent pro Liter betrug. Dies entspricht bei
einer durchschnittlichen Milchquote von 250.000 kg 27.500 € pro Betrieb. Klein-
hanß et al vom von Thünen-Institut (2010) hat die Veränderungen und die Ein-
flüsse durch die Einführung der Milchquote dargestellt. Ziel dieser Studie war
hauptsächlich die Darstellung des Einflusses der Milchquote auf die Umwelt. Je-
13
doch konnte dadurch auch gezeigt werden, dass es einen starken Strukturwandel
der Milchproduktion gibt und sich die Anzahl der Milchviehbetriebe alle zehn
Jahre halbiert. Eine weitere Studie von Isermeyer et al – ebenfalls vom von Thü-
nen-Institut - aus dem Jahre 2008 hat die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener
Regionen Deutschlands anhand der Produktionsentwicklung, der Standortfaktoren
und der Produktionskosten untersucht. Die Ergebnisse geben Einschätzungen über
die zukünftige Entwicklung der Milchproduktion in Deutschland. So prognostizie-
ren die Autoren auf Grund der Analyse: „Die derzeitigen Kerngebiete der Milch-
produktion werden auch künftig Kerngebiete der Milchproduktion bleiben und
voraussichtlich ihre Milchproduktion noch weiter ausbauen. […] Die Konzentra-
tionsgebiete in Norddeutschland werden wahrscheinlich mittelfristig ein stärkeres
Wachstum der Milcherzeugung aufweisen als die Konzentrationsgebiete in Süd-
deutschland und in den Mittelgebirgslagen. […] Die Milchproduktion ist in der
Vergangenheit tendenziell zu den Grünlandstandorten gewandert, und es ist im
Großen und Ganzen davon auszugehen, dass sich dieser Trend auch künftig fort-
setzt“ (Isermeyer et al 2008, S. 179).
3.4 Methodisches Vorgehen
Zunächst einmal werden die um die Nebenerlöse bereinigten Vollkosten je Kilo-
gramm Milch der 747 selektierten Betriebe gemäß Vollkostenrechnung der DLG
für den Betriebszweig Milchproduktion inklusive Färsenaufzucht unter der Ver-
wendung deskriptiver Methoden dargestellt. Gezeigt wird der Verlauf der Produk-
tionskosten für Milch innerhalb der Jahre 1996-2009 sowohl auf Bundes- als auch
auf Länderebene.
Der kalkulatorische Zinsansatz für das gebundene Eigenkapital im Unternehmen
beträgt in dieser Berechnung fünf Prozent. Der Lohnansatz für nicht entlohnte
Arbeitskräfte beträgt für den Betriebsleiter 36.000 €/AK (Arbeitskraft) und für
nicht entlohnte Arbeitskräfte/Familienangehörige 32.000 €/AK. Der Pachtansatz
für die land- und forstwirtschaftlich genutzte Eigentumsfläche beträgt die Größe
der Fläche multipliziert mit der Höhe der durchschnittlich gezahlten Pacht eines
Betriebes im jeweiligen Jahr. Folglich wird ein präziser betriebsindividueller
Pachtansatz verwendet, der starke regionale Preisschwankungen berücksichtigt.
14
Der Zinsansatz für die Milchlieferrechte wird mit Hilfe der durchschnittlichen
jährlichen Abschreibungskosten errechnet und mit der Menge der eigenen Liefer-
rechte multipliziert.
Die Gemeinkostenallokation wird unter Berücksichtigung des Spezialisierungs-
grades durchgeführt. Somit wird dem Betriebszweig Milchproduktion inklusive
Färsenaufzucht genau so viel Prozent der Gemeinkosten zugeschrieben, wie der
jeweilige Anteil der Erlöse aus Milchvieh an dem Gesamterlös ausmacht. Die
Kosten und Leistungen vor dem Jahr 2001 wurden in die Euro-Währung konver-
tiert (1 EUR = 1,95583 DM). Alle Kosten und Leistungen sind um die Inflation
auf Grundlage des Erzeugerpreisindexes auf das Bezugsjahr 2009 bereinigt (vgl.
Anhang: Material 2). Dabei wird für die Direktkosten, Nebenerlöse und Milch-
preise der Erzeugerpreisindex für Milch angewendet und für alle weiteren Kosten
und Leistungen der Erzeugerpreisindex für landwirtschaftliche Produkte insge-
samt.
Mittels einer Quintilanalyse wird die Spannweite der Produktionskosten darges-
tellt. Es wird gezeigt wie weit 20% der höchsten und 20% der niedrigsten Produk-
tionskosten deutschlandweit in den verschiedenen Jahren divergieren. Durch
Quintile wird die Verteilung aller Produktionskosten in fünf gleich große Teile
zerlegt und berücksichtigt dadurch in jedem Intervall genau 20% der Kosten.
Mit Hilfe der Standardabweichung für die Produktionskosten von Milch innerhalb
eines jeden Bundeslandes soll gezeigt werden, wie weit sich die Produktionspreise
innerhalb der einzelnen Bundesländer unterscheiden. Die Standardabweichung ist
ein Instrument der Statistik, mit dem das Maß für die Streuung der Werte um ih-
ren Mittelwert berechnet werden kann.
Eine Häufigkeitsverteilung soll Aufschluss darüber geben, wie viele Betriebe zu
bestimmten Kosten produzieren und eine kumulierte Kostenfunktion soll zeigen,
welche Mengen zu welchen Kosten produziert wird.
15
4 Darstellung der Auswertung
Die Berechnungen für die Kosten der Milchproduktion nach der DLG Vollkosten-
rechnung werden mit Hilfe des üblichen IFCN Säulendiagramms in Abbildung 2
dargestellt. In dieser Darstellung werden alle Kosten berücksichtigt, das heißt ne-
ben den Gemein- und Spezialkosten auch die Opportunitätskosten und Quoten-
kosten. Demgegenüber stehen die jährlich gezahlten Milchpreise. Die Gemein-
und Spezialkosten sind um die Nebenerlöse durch den Verkauf von Kühen, Fär-
sen, Kälbern und organischem Dünger reduziert. Somit ist es möglich den erfor-
derlichen Milchpreis darzustellen, der für eine Kostendeckung notwendig ist.
Abbildung 2 : Kosten der Milchproduktion
Quelle: Eigene Berechnung
Die Entwicklung der Produktionskosten unterliegt deutlichen Schwankungen. Im
Jahr 1996 lag die Höhe der Vollkosten noch bei über 70 Cent je Kilogramm Milch
und ist in den folgenden drei Jahren um mehr als zehn Cent gefallen. Im Jahr 2000
wurde der fallende Trend durch einen Anstieg der Kosten auf 63 Cent unterbro-
chen. Danach setzte sich der Trend fallender Produktionskosten fort. Zunächst um
0,00
0,10
0,20
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1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Pre
is/K
ost
en
in E
uro
je
kg
Mil
ch
Jahre
Gemein-& Spezialkosten
(abzüglich Nebenerlöse)
Opportunitätskosten Quotenkosten Milchpreis
16
zwei Cent und dann um weitere fünf Cent pro Liter in den Jahren 2002 und 2003.
Am geringsten waren die Kosten im Jahr 2005. Zu diesem Zeitpunkt betrugen die
Vollkosten für die Produktion von einem Liter Milch weniger als 52 Cent und
waren damit zwei Cent weniger als im Vor- und Folgejahr. Im Jahr 2007 waren
die die Kosten der Milchproduktion mit knapp 65 Cent deutlich höher. Ebenso
lagen im darauffolgenden Jahr 2008 die Kosten mit 68 Cent deutlich über dem
Niveau der Jahre 2002 bis 2006. Im Jahr 2009 fielen die Kosten dann wieder auf
unter 50 Cent.
Parallel zu den Vollkosten haben sich die Gemein- und Spezialkosten entwickelt.
Diese liegen in keinem Jahr unterhalb von 30 Cent. Am niedrigsten waren die
Gemein- und Spezialkosten in den Jahren 1999, 2005 und 2009, die in diesen
Zeiträumen zwischen 30 und 32 Cent lagen. Im Gegensatz dazu waren sie in den
Jahren 2007 und 2008 mit über 43 Cent am höchsten.
Der Milchpreis unterliegt einer ähnlichen Volatilität. Lediglich im Jahr 1996 und
im Jahr 2009 war es nicht möglich die Spezial- und Gemeinkosten durch den
Milchpreis zu decken. In jedem anderen Jahr lag der Milchpreis oberhalb der Ge-
mein- und Spezialkosten.
Abbildung 3 zeigt den Verlauf der Milchproduktionskosten der letzten Jahre in
verschiedenen Regionen Deutschlands. Um die Darstellung übersichtlicher zu
gestalten, wurde Deutschland in die Regionen Nord-, Mittel- und Süddeutschland
unterteilt. Dabei stehen die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen
repräsentativ für Norddeutschland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen für
Mitteldeutschland und Baden-Württemberg und Bayern für Süddeutschland.
17
Abbildung 3: Milchproduktionskosten in verschiedenen Regionen Deutschlands
Quelle: Eigene Berechnung
Aus der Grafik geht ein deutlicher Unterschied in der Höhe der Produktionskosten
zwischen den jeweiligen Regionen Deutschlands hervor. Die Entwicklung der
Produktionskosten aus Abbildung 2 spiegelt sich hier wider. Als besonders kos-
tengünstige Jahre stechen auch hier die Jahre 1999, 2005 und 2009 hervor und die
Jahre 2007 und 2008 als Jahre mit hohen Kosten. Diese Kostenentwicklung ver-
läuft nahezu parallel zwischen den Regionen. Der Abbildung zur Folge sind die
Produktionskosten im Süden am höchsten und im Norden am niedrigsten. Wäh-
rend im Jahr 1996 und 1997 die Preisdifferenz zwischen Nord- und Süddeutsch-
land noch größer als 20 Cent war, betrug sie im Jahr 2009 nur noch 16 Cent. In
den Jahren 2004 und 2005, als die Produktionskosten sehr gering waren, lag die
Differenz bei ungefähr 14 Cent. Im Durchschnitt über die gesamten 14 Jahre ist
die Milchproduktion in Süddeutschland 16 Cent teurer als in Norddeutschland.
Die Produktionskosten in Mitteldeutschland entsprechen in etwa dem Mittelwert
zwischen Nord- und Süddeutschland.
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1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Ko
ste
n i
n E
uro
je
kg
Mil
ch
Jahre
Norddeutschland Mitteldeutschland Süddeutschland
18
In der folgenden Abbildung wird mittels einer Quintilanalyse gezeigt, wie weit
20% der höchsten und 20% der niedrigsten Produktionskosten (Gemein- und Spe-
zialkosten) in den verschiedenen Jahren auf Bundesebene divergieren.
Abbildung 4 : Quintilanalyse
Quelle: Eigene Berechnung
Die Gegenüberstellung der höchsten und niedrigsten Produktionskosten in
Deutschland zeigen erhebliche Differenzen zwischen den Betrieben auf. Jedoch
wird aus der Abbildung auch ersichtlich, dass die Abstände zwischen den Betrie-
ben mit den höchsten und denjenigen mit den niedrigsten Produktionskosten im-
mer weiter verringern. So war die Differenz im Jahr 1996 größer als 30 Cent je
Kilogramm Milch und bleibt bis zum Jahre 2001 konstant. Danach vermindert
sich diese in den folgenden fünf Jahren um zehn Cent auf etwa 20 Cent. In den
beiden Jahren der stark steigendenden Produktionskosten (2007 und 2008) erhöht
sich auch die Differenz der höchsten und niedrigsten Produktionskosten kurzzeitig
wieder auf über 25 Cent und fällt im Jahr 2009 wieder zurück auf unter 20 Cent.
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0,65
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Ko
ste
n i
n E
uro
je
kg
Mil
ch
Jahre
1.Quintil Mittelwert 5.Quintil
19
Abbildung 5 zeigt die Standardabweichung der Produktionskosten der einzelnen
Länder im Jahresverlauf. Anhand der Grafik soll gezeigt werden, in welchen Län-
dern die Spannweite am größten und in welchen sie eher gering ist.
Abbildung 5 : Standardabweichung für die Produktionskosten von Milch
Quelle: Eigene Berechnung
In dieser Betrachtung werden nur sieben Bundesländer berücksichtigt, da Bran-
denburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und das Saarland wegen
der geringen Anzahl der Betriebe für eine solche Berechnung nicht geeignet sind.
Die Differenzen der Produktionskosten für die Betriebe aus Nordrhein-Westfalen
sind in den ersten zehn Jahren mit Abstand am höchsten. So beträgt die Standard-
abweichung für die Produktion eines Kilogramms Milch im Jahr 2001 über 22
Cent. Ebenfalls sehr hohe Differenzen der Produktionskosten sind in Rheinland-
Pfalz ersichtlich. Lag die Standardabweichung im Jahre 1996 noch bei 13 Cent,
0
0,05
0,1
0,15
0,2
0,25
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Sta
nd
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un
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Eu
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g M
ilch
Jahre
Niedersachsen Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg
Bayern Schleswig-Holstein
Mecklenburg-Vorpommern
20
betrug diese drei Jahre später bereits über 19 Cent je Kilogramm Milch. Im Jahr
2007 war die Standardabweichung dort mit über 24 Cent am höchsten. Die homo-
genste Produktionskostenstruktur liegt in Bayern vor. Dort ist die Standardabwei-
chung nie größer als 10,2 Cent. Ähnliche Strukturen sind in Niedersachsen,
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu erkennen. Dort liegt der
Durchschnitt der Standardabweichung unter neun Cent, obwohl sich in den Jahren
2000 bis 2002 die Spannweite der Standardabweichungen kurzzeitig deutlich ver-
größert. Die Differenzen in Baden-Württemberg entsprechen etwa der durch-
schnittlichen Standardabweichung in Deutschland.
Die nachstehende Abbildung zeigt die Häufigkeitsverteilung der Betriebe nach
Produktionskosten. Mit Hilfe dieser Abbildung soll gezeigt werden, wie viele Be-
triebe zu welchen Kosten produzieren. Dafür werden drei Jahre betrachtet: 1996,
2002 und 2009. Im Jahr 1996 werden die Werte von insgesamt 381 Betrieben be-
rücksichtigt und in den Jahren 2002 und 2009 insgesamt jeweils 741 Betriebe.
Abbildung 6: Häufigkeitsverteilung der Betriebe nach Produktionskosten
Quelle: Eigene Berechnung
0
20
40
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80
100
120
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0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7
An
zah
l de
r B
etr
ieb
e
Milchproduktionskosten (€ je kg Milch)
1996 2002 2009
1996: n= 381
2002: n= 741
2009: n= 741
21
Mittels der Darstellung sind klare Tendenzen zu erkennen. Im Jahr 1996 divergie-
ren die Produktionskosten über ein breites Spektrum, daher ist kein klarer Peak zu
erkennen. So produzieren jeweils über 40 Betriebe für 65, 70 und 75 Cent, 25 Be-
triebe für 90 Cent und drei Betriebe für 130 Cent je kg Milch. Im Jahr 2002 pro-
duzierten mehr als ein Drittel der Betriebe zwischen 50 und 55 Cent je kg Milch.
Das Produktionskostenspektrum ist stark geschrumpft und folglich sind die Pro-
duktionskosten der einzelnen Betriebe nicht mehr so heterogen wie noch 1996.
Die Verteilungskurve im Jahr 2009 verläuft parallel zu der im Jahr 2002, aller-
dings um fünf Cent nach links verschoben. Somit produzierten 2009 mehr als 36
% der Betriebe ein kg Milch für 45 bis 50 Cent. Die Kostenstruktur zwischen den
einzelnen Betrieben hat sich über den betrachteten Zeitraum angenähert. Es gibt
nicht mehr so viele Ausreißer nach oben und unten und die Betriebe haben ähnli-
che Kosten.
Die kumulative Kostenfunktion soll nun darüber hinaus zeigen, wie viel Milch
anteilig zu welchen Kosten produziert wird. Betrachtet werden wieder die Jahre
1996, 2002 und 2009.
Abbildung 7: Kumulative Kostenfunktion
Quelle: Eigene Berechnung
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,2
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 1,2
Pro
du
kti
on
sme
ng
e a
nte
ilig
Milchproduktionskosten (€ je kg Milch)
1996 2002 2009
22
Die kumulative Kostenfunktion zeigt ebenfalls eine klare Tendenz der Milchpro-
duktionskosten im Verlauf der Jahre. Während im Jahr 1996 lediglich 10% der
Milchmenge zu 40 Cent pro Kilogramm produziert werden konnte, wurde im Jahr
2002 bereits 30% und 2009 sogar über 60% der gesamten Milch zu diesen Kosten
hergestellt. Zu 50 Cent konnten im Jahr 2009 schon knapp 90%, im Jahr 2002
knapp 70% und im Jahr 1996 lediglich 30% der gesamten Milch hergestellt wer-
den. Folglich wurde im Jahr 2009 fast die gesamte Milch zu weniger als 60 Cent
je Kilogramm produziert, während im Jahr 1996 zu diesen Kosten gerade einmal
die Hälfte der gesamten Milch produziert wurde.
23
5 Diskussion
Die Analyse der Produktionskosten für Milch hat gezeigt, dass die Kosten inner-
halb der letzten 14 Jahre einer hohen Volatilität unterlagen, aber in jedem Jahr,
außer 1996 und 2009, die Gemein- und Spezialkosten durch den Milchpreis ge-
deckt werden konnten. Allerdings konnte in keinem Jahr der gesamte Aufwand
des Betriebszweiges Milch gedeckt werden. Dennoch ist eindeutig zu erkennen,
dass die durchschnittlichen Produktionskosten über die Jahre hinweg leicht ge-
senkt werden konnten. Die Ausnahme bilden die Jahre 2007 und 2008, in denen
die Produktionskosten auffällig hoch waren. Allerdings muss berücksichtigt wer-
den, dass die Höhe der Produktionskosten für Milch stark von den Kosten anderer
Betriebsmittel beeinflusst wird. Daher können die hohen Produktionskosten in den
Jahren 2007 und 2008 durch die hohen Kosten für Dünger, Energie- und Schmier-
stoffe und Futter erklärt werden. Denn im Jahr 2008 war der Düngerpreis dreiein-
halb Mal höher als im Jahr 2000. Die Energie- und Schmierstoffpreise waren über
eineinhalb Mal höher (vgl. Anhang: Material 4).
Des Weiteren muss berücksichtigt werden, dass bei den Gegenüberstellungen der
Produktionskostenentwicklung auf Länderebene für einige Bundesländer keine
wissenschaftlich fundierten Aussagen getroffen werden können, da der Stichpro-
benumfang der betrachteten Betriebe zu gering und somit nicht repräsentativ ist.
Das gilt vor allem für die Länder Saarland, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-
Anhalt und Thüringen. In diesen Ländern ist jeweils nur ein Betrieb im Panel
enthalten. Aber auch die Länder Hessen und Mecklenburg-Vorpommern liefern
mit zwei beziehungsweise zehn Betrieben noch keine repräsentativen Ergebnisse.
Deshalb konnte ein Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern nicht voll-
ständig realisiert werden.
In der Abbildung der Kosten für die Milchproduktion wird ersichtlich, dass in
keinem Jahr die gesamten Kosten (Gemein- und Spezialkosten, Opportunitäts-
und Quotenkosten) komplett gedeckt werden konnten. Das könnte an zu hohen
kalkulatorischen Ansätzen für die eigene Arbeit, für die eigene land- und fors-
twirtschaftlich genutzte Fläche und dem eigenen Kapital im Unternehmen liegen.
Denn laut dem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes ist die Entloh-
nung der eigenen Produktionsfaktoren innerhalb der letzten fünf Jahre unbefriedi-
gend. Somit blieb das Unternehmensergebnis je Familien-Arbeitskraft in land-
24
wirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben deutlich unter der kalkulatorischen Fakto-
rentlohnung (siehe Anhang: Material 3).
Darüber hinaus kann die Verwendung eines Paneldatensatzes Einflüsse auf die
Ausprägung der Ergebnisse haben. So haben Paneldaten einige Nachteile, aber
auch Vorteile. Ein großer Nachteil ist zum Beispiel die „Panelsterblichkeit“. Da-
durch, dass viele Betriebe nicht in jedem Jahr die gegebenen Restriktionen erfül-
len, fallen sie aus dem Panel heraus. Wenn ein Betrieb somit von seinem Umsatz-
steuersystem-Wahlrecht gebraucht macht und im Rahmen einer großen Investition
kurzzeitig nach dem System der Optierung besteuert, wird er für den gesamten
Zeitraum nicht mehr berücksichtigt. Die Anzahl der durchgehenden Betriebe wird
umso kleiner, je länger der Untersuchungszeitraum ist. Das kann zu einer syste-
matischen Verzerrung der Daten führen (vgl. Schnell et al 2008, S 240f). Ein Vor-
teil von Paneldaten ist hingegen, dass kausale Fragestellungen wesentlich besser
bearbeitet werden können, weil Veränderungen auf Betriebsdatenniveau am sel-
ben Untersuchungsobjekt festgestellt werden können, aus denen auf kausale Be-
ziehungen zwischen mehreren im Panel erhobenen Variablen geschlossen werden
kann.
Durch weitere Forschungen könnte diese Produktionskostenanalyse ergänzt wer-
den. So könnte unter anderem eine Korrelationsanalyse durchgeführt werden, um
zu überprüfen, ob es eventuell Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Eigen-
schaften der Betriebe (z.B. Alter des Betriebsleiters, Anzahl der Kühe, Anzahl der
Arbeitskräfte) und dem Betriebserfolg gibt. Es könnte darüber hinaus genauer
analysiert werden, welches die Gründe für die zum Teil hohen Kostendifferenzen
sind. Ein anderer Forschungsansatz wäre eine Überlebensanalyse der einzelnen
Betriebe, zum Beispiel nach der Sterbetafel-Methode, durchzuführen. Dadurch
würde ersichtlich, in welchem Maße sich die Kosten in den Betrieben im Zeitab-
lauf geändert haben, in welchen der beobachteten Jahre stärkere oder weniger
starke Bewegungen stattfanden und welche Faktoren eine Kostensenkung günstig
beeinflussten.
25
6 Zusammenfassung
Die Analyse der Produktionskosten für Milch über den Zeitraum der vergangenen
14 Jahre zeigt klare Tendenzen sowohl bei den Produktionskosten als auch bei
den Betriebsstrukturen. So konnte auf Grund des Panel Datensatzes die Entwick-
lung der 741 betrachteten Betriebe gemessen und ein starkes Wachstum verzeich-
net werden. Die Erhöhung der Kuhanzahl je Betrieb um knapp 50%, eine Steige-
rung der Milchleistung je Kuh um 25% und eine Verdoppelung sowohl der abge-
lieferten Milchmenge als auch des Gewinns je Betrieb verdeutlichen die Entwick-
lung deutscher Milchviehbetriebe.
Die Kostenanalyse auf bundesweiter Ebene hat gezeigt, dass die Kosten der
Milchproduktion eine fallende Tendenz aufweisen – mit der Ausnahme der Jahre
2007 und 2008 – und von 70 Cent 1996 auf unter 50 Cent 2009 gesenkt wurden.
Die Gemein- und Spezialkosten konnten in fast jedem Jahr durch den Milchpreis
gedeckt werden. Der Regionalvergleich hat gezeigt, wie weit die Produktionskos-
ten innerhalb Deutschland divergieren. So ist die Milchproduktion in Nord-
deutschland durchschnittlich 16 Cent günstiger als in Süddeutschland, wobei die
Differenz im Zeitverlauf geringer geworden ist.
Zur gleichen Aussage führt die Qunitilanalyse, welche die Differenz zwischen den
Betrieben mit den höchsten und niedrigsten Produktionskosten misst. Der Kosten-
unterschied von über 30 Cent im Jahr 1996 hat sich bis zum Jahre 2009 auf 20
Cent verringert. Die Errechnung der Standardabweichung verdeutlicht die erhebli-
chen Produktionskostendifferenzen innerhalb der verschiedenen Bundesländer.
Auffällig sind sehr heterogene Strukturen mit über 20 Cent Standardabweichung
in den mitteldeutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
In Nord- und Süddeutschland hingegen divergieren die Produktionskosten nicht
so stark. Durch die Häufigkeitsverteilung wird veranschaulicht, dass sich das Pro-
duktionskostenspektrum stark verkleinert hat und die Betriebe somit innerhalb der
betrachteten 14 Jahre eine immer ähnlichere Kostenstruktur entwickelt haben.
Zudem konnten die Kosten gesenkt werden. Dementsprechend zeigt auch die ku-
mulative Kostenfunktion, dass immer mehr Milchmenge zu niedrigeren Produkti-
onskosten erzeugt werden kann.
26
Die eingangs gestellten Forschungsfragen dieser Arbeit konnten durch die Daten-
analyse beantwortet werden. Mittels der Quintilanalyse ist das Produktionskosten-
spektrum beleuchtet worden und die erheblichen Differenzen wurden herausges-
tellt. Jedoch ist ein Trend ersichtlich, wonach der Abstand zwischen den höchsten
und niedrigsten Produktionskosten rückläufig ist. Durch die Standardabweichun-
gen konnte gezeigt werden, dass die Differenzen der Produktionskosten innerhalb
einiger Bundesländer zum Teil beträchtlich sind und damit die Erkenntnisse des
Agrarpolitischen Berichts 2011 der Bundesregierung untermauert werden. Mit
Hilfe der regionalen Separierung der Betriebe und deren individuellen Produkti-
onskosten wurden die großen Kostenunterschiede von durchschnittlich 16 Cent
zwischen Nord- und Süddeutschland herausgestellt. Durch diese Erkenntnis kann
auch das Abwandern der Quote vom Süden in den Norden begründet werden. Im
Rahmen der Datenanalyse konnten zudem Erkenntnisse aus den Buchführungsab-
schlüssen über die Entwicklung der Betriebsstrukturen gewonnen werden. Da-
durch wird der Trend zu größeren und immer effizienteren Betrieben deutlich.
III
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b) http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/pagatorischer-
kostenbegriff.html , Stand: 12.06.2011
V
Anhang
Material 1: Milcherzeugung in Deutschland 2009
Quelle: http://www.meine-milch.de/artikel/milchproduktion-im-wandel (Stand:11.06.2011)
VI
Material 2: Ereugerpreisindizes landwirtschaftlicher Produkte
Erzeugerpreisindizes landwirtschaftlicher Produkte (2009=100)
Jahr Landwirtschaftliche Produkte insgesamt Milch
1996 1.048 1.148 1997 1.060 1.160 1998 1.011 1.228 1999 0.945 1.163 2000 1.000 1.224 2001 1.070 1.339 2002 1.000 1.217 2003 1.013 1.160 2004 0.995 1.138 2005 0.978 1.121 2006 1.050 1.113 2007 1.192 1.396 2008 1.236 1.391 2009 1.000 1.000 Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011, Stand: 17.06.2011 / 22:21:09
Material 3: Kalkulatorische Faktorentlohnung
Quelle: Situationsbericht 2011 a)
VIII
Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde
Hilfe angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel
verwendet habe. Die eingereichte schriftliche Fassung der Arbeit entspricht der
auf dem elektronischen Speichermedium. Weiterhin versichere ich, dass diese
Arbeit noch nicht als Abschlussarbeit an anderer Stelle vorgelegen hat.
_____________________
Datum, Unterschrift
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