Download - Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Transcript
Page 1: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Prof. Dr. Birgit Lütje -Klose

Inklusion in der Schule –Potentiale der Psychomotorik

15.05.2012

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung

„Gemeinsam in Bewegung kommen –Chancen der Inklusion im Sport“

Page 2: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Gliederung

1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen

2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

3. Forschungsergebnisse zum Unterricht in heterogenen Lerngruppen

2

heterogenen Lerngruppen

4. Potentiale der Psychomotorik im Rahmen einer inklusiven Didaktik

5. Perspektiven

Page 3: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

3Titelfoto zum Film „Klassenleben“ von Hubertus Sieg ert

Page 4: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Kennzeichen psychomotorischer Situationen

� Ganzheitliche Entwicklungsförderung durch Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Kommunizieren im Spiel mit anderen

� Komplexe Handlungssituationen

� Gestaltung einer Spielwelt, eines eigenen Kosmos

� großer Aufforderungscharakter, hohe Motivation� großer Aufforderungscharakter, hohe Motivation

� Motorisches und sprachliches Handeln

� Erfahrung von Sprache als effektives Kommunikationsmittel

� Handlungsfähigkeit und

� Partizipation in der Lebenswelt

Page 5: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

5

Page 6: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Kognition

Wahrnehmung

Sozialverhalten

Gespro-chene

Sprache

phonetischer u. phonologischer

Bereich

syntaktischer u.

Kom

munikation

Basale Entwicklungsdimensionen Ebenen von Sprache

Dimensionen menschlicher Entwicklung

6

Motorik

EmotionMotivation

Konzentration

Schrift-sprache

nonverbaleKommunikation

morphologischerBereich

semantischer u.lexikalischer

Bereich

pragmatischer u.kommunikativer

Bereich

Kom

munikation

Page 7: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Schlüsselbegriffe der Psychomotorik (Fischer 2009, 57 ff):

-Bewegung und Wahrnehmung als Grundkategorien-Bedeutung und Entwicklung emotionaler Kompetenzen-Selbstkonzept und Körpererfahrung- Bedeutung sozialer Kompetenzen-Soziomotorik

7

Page 8: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Informelles Lernen in psychomotorischen Situationen

� Lernen im sozialen Umfeld einer stabilen Kleingruppe

� Situations- und kontextbezogenes Lernen

� Selbst bestimmte Inhalte in gestalteter und unterstützender Lernumgebung (Dewey)

8

� Selbst bestimmte Inhalte in gestalteter und unterstützender Lernumgebung (Dewey)

� Subjektiv bedeutsame und lebensweltlich relevante Kontexte

� Lernpartnerschaften, kooperatives Lernen durch Ko-Konstruktion

Page 9: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Xandi und das Ungeheuer

Elisabeth: I bin die Mächen!

Lehrerin: Welches Mädchen möchtest du denn sein ?

Elisabeth: Die Mächen vonne Geschichte, Kandi.

Lehrerin: Ach so, du meinst unsere Geschichte vom letzten Mal, Xandi und das Ungeheuer.

Nico: Das is kein Mädchen, Xandi is ´n Junge.Nico: Das is kein Mädchen, Xandi is ´n Junge.

Elisabeth: Nein, auch ´n Mächen.

Emre (holt das Bilderbuch): Guck doch, hier, ´n Jun ge.

Lehrerin: So genau sieht man das nicht, Xandi könnt e vielleicht auch ein Mädchen sein.

Elisabeth: Ja, ein Mädchen, i will die sein.

Page 10: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

10

Page 11: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Empirische Untersuchungsergebnisse

� Triviale Förderhypothese: motorische Entwicklung wird durch motorische Förderung beeinflusst.

� Transferhypothese: kognitive und sprachliche Entwicklung wird durch Bewegungs- und

11

Entwicklung wird durch Bewegungs- und Wahrnehmungsförderung beeinflusst.

� Stabilisierungshypothese: Gesamtpersönlichkeit wird im emotionalen und sozialen Bereich durch psychomotorische Förderung stabilisiert

� Gestärktes Selbstkonzept wirkt positiv auf die sprachliche Entwicklung.

Page 12: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

2. Stand der Inklusion in Deutschland und NRW

12

Page 13: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarfin Förderschulen und in allgemeinen Schulen in D un d NRW

(KMK-Doku 189, 2010; Klemm/Preuss-Lausitz 2011)

Förderschwerpunkt Förderquote in % in D

Davon inklusiv

Förderquo-te in NRW

Davon inklusiv

Lernen 2,64 21,0 2,5 17,1

Sehen 0.09 27,9 0,1 14,0

Hören 0,19 27,0 0,2 14,5

Sprache 0,67 28,0 0,8 16,9

Körperliche und motorische Entwicklung

0,40 21,2 0,5 17,3

Geistige Entwicklung 1,01 4,5 1,1 7,1

Emotionale und soziale Entwicklung

0,76 38,2 1,0 20,6

Übergreifend 0,31 1,80 0,0 0,0

Kranke 0,14 3,40 0,1 2,6

insgesamt 6,20 20,1 6,30 15,5 13

7,1

20,6

Page 14: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Sonderpädagogische Förderung in Europa (European Agency 2010)

Page 15: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen

� Soziale Partizipation aller Menschen als Leitbild

� Recht auf „Zugang zu einem inklusiven, hoch-wertigen und unentgeldlichen Unterricht an Grund-schulen und weiterführenden Schulen “ (Art. 24)

1515

� Recht auf „wirksame individuell angepasste Unterstützungsangebote in einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale Entwicklung gestattet “ (Art. 24)

Inklusion als Aufgabe für das gesamte Schulsystem

Page 16: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Inklusion – ein neues Leitbildfür die Schulentwicklung

� Verändertes Verständnis von Normalität und Vielfalt:

� De-Kategorisierung und De-Institutionalisierung

1616

� Nicht auf Menschen mit Behinderungen beschränkt:

� Der Begriff Inklusion „bezieht sich auf alle Menschen, die mit Lernbarrieren konfrontiert sind, ob diese mit Geschlechterrollen, sozialen Milieus, Religion oder Behinderung zu tun haben“ (Hinz 2009, 172)

Page 17: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Inklusion - ein Perspektivenwechsel

Traditional Approach Integration - Focus on student- Assessment of student byspecialist- Diagnostic/ prescriptiveoutcomes

Inclusionary approach

- Focus on classroom

- Examine teaching/ learning factors

- Collaborative problemsolving

- Strategies for teachers- Student programme

- Placement in appropriateprogramme

- Strategies for teachers

- Adaptive und supportiveregular classroomenvironment

Feste Verankerung von besonderen pädagogischen Unte rstützungs-systemen in allen Schulformen und Unterrichtsfächer n der allgemeinen Schule, Keine Delegation von Verantwortung für einze lne Kinder mehr

Porter 1997; siehe auch Hinz 2009

Page 18: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

3. Forschungsergebnisse zum Unterricht in heterogenen Lerngruppen

18

Page 19: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Stigmatisierungseffekte

� Je mehr verbesondert wird, desto stärker fällt die Stigmatisierung aus (Ritterfeld & Lüke 2011):

(1) In der Förderschule stärker als bei Förderklassen

(2) In Förderklassen stärker als bei Förderung in äußerer Differenzierung des gU

(3) In Förderung in äußerer Differenzierung stärker als bei klassenintegrierter Förderung

19

Page 20: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Ergebnisse der Integrationsforschung

Schulleistung:

- mindestens „Patt“ der Fördererfolge im Vergleich Rege l- und Sonderschule

- Keine Nachteile für Schüler/innen ohne besonderen F örderbedarf

Selbstkonzept:

- Bezugsgruppeneffekte versus Stigmatisierungseffekte

20

- Positiveres Leistungsselbstkonzept und höheres Selbs twertgefühl bei SchülerInnen mit Förderbedarf

Soziale Integration:

- Meistens günstigeres Klassenklima im gU als in Para llelklassen

- Z.T. Größeres Wohlbefinden der SchülerInnen mit und ohne Förderbedarfe in gU-Klassen als in parallelen Regel klassen

- Allerdings: niedrige soziale Rangpositionen für Kind er mit Förderbedarf

Hildeschmidt/Sander 1996, Schuck/ Wocken/ Hinz 1998, Preuss-Lausitz 2005, Wocken 2005, 2007, Bless/ Mohr 2007, Hinz 2007, Textor 2007, Huber 2009

Page 21: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Ergebnisse der Integrationsforschung

� Soziale Integration von Kindern mit Behinderungen ge ht nicht auf Kosten der gut begabten SchülerInnen

• Höheres Maß an Individualisierung im GU als in Parallelklassen

• Deutlich bessere Berufsaussichten für SchulabgängerInnen aus GU -KlassenSchulabgängerInnen aus GU -Klassen

• stabilere und größere soziale Netzwerke im Erwachsenenalter

Dumke / Schäfer 1993, Biewer 2006, Feyerer/ Prammer 2009,Eckhart/ Haeberlin 2011, Myklebust 2006, Meijer et al. 2006 u.a.

Page 22: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Untersuchungsergebnisse Forschungsprojekt EmSoz Berlin (Preuss-Lausitz 2005, Textor 2007)

Schüler mit dem FSP esE verhalten sich im Grundschulunterricht aufgabenorientiert:

Differenzierung

1. zu 37 % in einem Unterricht ohne Binnendifferenzierung

22

Binnendifferenzierung

2. zu 64 % bzw. 62 % in einem Unterricht mit Differenzierung im Anforderungsniveau bzw. im Niveau und in der Sozialform

3. zu 26 % in einem Unterricht mit drei und mehr Differenzierungsaspekten

Textor 2007

Page 23: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Forschungsprojekt EmSoz Berlin

Schüler mit dem FSP Emotionale und Soziale Entwicklung verhalten sich im Grundschulunterricht aufgabenorientiert:

23

Sozialform

1. zu 38 % in einem Unterricht mit Einzelarbeit

2. zu 61 % in einem Unterricht mit Partner- oder Gruppenarbeit

Textor 2007

Page 24: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Forschungsprojekt EmSoz Berlin

Schüler mit dem FSP Emotionale und soziale Entwicklung verhalten im Grundschulunterricht aufgabenorientiert:

Mitentscheidungsmöglichkeiten:

1. zu 43 % in einem Unterricht ohne 1. zu 43 % in einem Unterricht ohne Mitentscheidungsmöglichkeiten

2. zu 60 % in einem Unterricht mit organisatorischen Mitentscheidungsmöglichkeiten

Page 25: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Entscheidungsspielräume der Klnder

Chancen der Psychomotorik :

- in Bezug auf Themen- Handlungsmöglichkeiten- Rollenübernahme im Spiel- Ausagieren von

Foto: Amara Eckert

- Ausagieren von Wünschen, Bedürfnissen, Ängsten

- in einem geschützten Raum- Aushandeln von Regeln

Page 26: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Aushandeln von Interessen und Regeln

Page 27: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

4. Potentiale der Psychomotorik im Rahmen einer inklusiven Didaktik

27

1. Unterricht mit hohen Freiheitsspielräumen

2. Individuelle Bezugsnormorientierung

3. Strukturierung und hohes Anregungsmilieu

Page 28: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Prinzipien und Strategien inklusiver Didaktik

� Pädagogik der Vielfalt (Prengel 1995, 1998; Hinz 1996, 2007):

� Heterogenität jeder Lerngruppe als Normalfall,

� Individualisierung und innere Differenzierung

� bewusste Herstellung von Gemeinsamkeit

� Unterstützung und die Gewährleistung fachkompetenter � Unterstützung und die Gewährleistung fachkompetenter spezifischer Hilfen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen

� Inklusive Didaktik nicht als eine spezifische, sondern als „gute allgemeine Didaktik“ (Hinz 1993, 117; Feuser 1987, 1995 u.a.; Werning 1997; Graumann 2003)

Kriterien „guten Unterrichts“

Page 29: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Konzeptionen inklusiver Didaktik

� Didaktische Theorie der „allgemeinen, basalen, kindzentrierten Pädagogik “ (Feuser 1982, 1995, 2011):

– Förderdiagnostische Grundhaltung

– „Kooperation am gemeinsamen Gegenstand“

� Gemeinsame Lernsituationen (Reiser 1991, 2006; Wocken 1998, 2011):

a) Koexistente Lernsituationen

29

a) Koexistente Lernsituationen

b) Kommunikative Lernsituationen: „gemeinsame Themen“ statt „gemeinsamer Gegenstand“;

c) Subsidiäre Lernsituationen: Kinder als Helfer

d) Kooperative Lernsituationen: Kooperation am gemeinsamen Gegenstand (Feuser)

-> Transparenz als zentrales Prinzip zur Herstellung von Gemeinsamkeit, Pädagogik der Vielfalt (Prengel 1995, 2006)

Page 30: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Bausteine lern- und entwicklungsfördernden Unterrich ts

(nach Werning/ Lütje-Klose 2006)

Handlungsorientierter Unterricht

Entdeckendes

Wochenplan/Freiarbeit

Kooperative

KOOP

INDIVID

OFFENHEIT

30

Entdeckendes Lernen

Individuelle Förderpläne

Kooperatives Lernen

Kooperative Lernbegleitung

PERATION

DUALISIERUNGSTRUKTURIERUNG

GesprächskreiseKlassenrat

Page 31: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

„Kooperatives Lernen verringertnicht nur Barrieren für das Lernen und die Teilhabe, es steigert beides beträchtlich und wird vielfach als „best practice“ bezeichnet.“

(Hinz/ Boban 2007, 124)

Prinzipien und Strategien inklusiver Didaktik

(Hinz/ Boban 2007, 124)

Kooperatives Lernen als

Königsweg für inklusiven

Unterricht. (Wocken 2011)

Page 32: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Entdeckendes und kooperatives Lernen (Werning/ Lütje-Klose 2006, 2007)

� Entdeckendes Lernen : schließt „alle Formen des Wissenserwerbs mit Hilfe des eigenen Verstandes“ ein (Bruner 1981, 16)

� Schüler erschließen sich die relevanten Bereiche eines Wissensgebiets selbstständig, allein oder in Gruppen, mit mehr

� Konzipiert für die Arbeit in sehr heterogenen Gruppen im Kontext von inclusive education und multi-ethnischen Gruppen

allein oder in Gruppen, mit mehr oder weniger Unterstützung durch die Lehrkraft

� Kooperatives Lernen : Form der Unterrichtsorganisation, „bei der die Schüler in kleinen Gruppen arbeiten, um sich beim Lernen des Stoffs gegenseitig zu unterstützen“ (Slavin 1989)

Page 33: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Kooperatives Lernen: Untersuchungsergebnisse(Avci-Werning 2004, Klicpera/Gasteiger-Klicpera 1998 , Neber 2001 Brüning/ Saum 2011)

� Bereitschaft zu prosozialem Verhalten nimmt zu: soziale Akzeptanz, gegenseitige Unterstützung, psychische Stabilität

� Beziehungen zwischen Gruppen von Kindern unterschiedlicher ethnischer Herkunft verbessern sich

� Selbstwertgefühl verbessert sich

� Lernmotivation nimmt zu

� Selbstverantwortung für eigenes Lernen wird gesteigert

� Schulleistungen insbesondere leistungsschwacher Schüler verbessern sich

Page 34: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Umgang mit Störungen (Textor 2007, 219; Klemm/Preuss-Lausitz 2011, 35) )

� Zügiger Stundenbeginn mit gemeinsam erarbeiteten Ritualen

� Schnelle, nonverbale Reaktion auf Störungen

� Einführungen einfacher, gemeinsam erarbeiteter Regeln bei Störungen und Beleidigungenbei Störungen und Beleidigungen

� Einbeziehung von Freunden und Klasse bei Verhaltensabsprachen

� Steuerung der Partner- und Gruppenzusammensetzung

� Vermeidung zu vieler und diffuser Wahlmöglichkeiten

� Beratung einzelner Schüler/innen, die Probleme haben

Page 35: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

6. Perspektiven

35

Page 36: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Chancen inklusiver Schulentwicklung

� Größere soziale Teilhabe für alle SchülerInnen: Chancengleichheit

� Vermeidung einer frühzeitigen schulischen Trennung und Etikettierung

� Verlässlichkeit einer vertrauten Umgebung in der wohnortnahen Schule, kein belastender Schulwechsel

36

wohnortnahen Schule, kein belastender Schulwechsel

� Anregungsreichere Umgebung in einer heterogenen Gruppe, Gelegenheiten zum kooperativen Lernen

� Individuelle Stärken und Schwächen anstelle von labels als Anknüpfungspunkt für Fördermaßnahmen

� Kooperation und gegenseitige Unterstützung für Lehrkräfte

Hildeschmidt/Sander 1996, Hinz u.a. 1998, Wocken 2000, 2010

Page 37: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Widersprüche

� Inklusive Schule widerspricht der Systemlogik des gegliederten Schulsystems und der zunehmenden Output-Orientierung

� Widersprüchliche Rollenanforderungen an Lehrkräfte:

- Leistungsbewertung und Selektion

- Individuelle Förderung und soziale Partizipation

37

- Individuelle Förderung und soziale Partizipation

� Hohe Anforderungen, geringe Ressourcen

� Gießkannenprinzip bei der Ressourcenverteilung

Inklusion bleibt eine Vision, solange Klassen mit gemeinsamem Unterricht Inseln bleiben!

Amrhein, B. (2011): Inklusion in der Sekundarstufe. Bad Heilbrunn: Klinkhardt

Page 38: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

Potentiale der Psychomotorik für eine inklusive Schule

� Körpererfahrungen, Kompetenzerfahrungen, selbstbestimmte Spielhandlungen

� Innere Vorstellungen: interessante, emotional ansprechende, herausfordernde Themen, die sprachlich und handelnd zu bewältigen sind

� gemeinsame Gestaltung bedeutsamer

38

� gemeinsame Gestaltung bedeutsamer problemlösender Situationen

� Soziale Situation, in der gemeinsames Handeln mit anderen Kindern und Erwachsenen durch aktive Beziehungsgestaltung unterstützt wird

� großes entwicklungsförderndes Potential durch Anregungen zum impliziten Lernen

Page 39: Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose Inklusion in der Schule ... · Gliederung 1. Einleitung: Psychomotorik in inklusiven Schulen 2. Stand der schulischen Inklusion in Deutschland und NRW

39

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[email protected]