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FORSCHUNGSKONZEPT
UNTERSCHIEDLICHE ZIELGRUPPEN VON ONLINE- UND KLASSISCHEM
JOURNALISMUS UND DEREN NUTZUNGSVERHALTEN.
I. FORSCHUNGSINTERESSE Ziel dieser Forschungsarbeit ist es herauszufinden, was die Unterschiede zwischen den
verschiedenen Zielgruppen von Online und Offline Journalismus sind und wie Online-
Journalisten besser auf deren Nutzungsverhalten eingehen können.
II. BISHERIGER FORSCHUNGSSTAND Pürer (2003, S. 148ff.) definiert Online-Journalismus vorwiegend anhand von folgenden
Merkmalen:
1. AKTUALITÄT In keinem anderen Medium kann mit derart geringem Aufwand so schnell publiziert werden
wie im Internet. Das Produkt hat eine kürzere Verfallszeit und der Journalist muss andauernd
möglichst schnell alle Informationen aktualisieren, darf aber dabei nicht ungenau werden.
Trotz hohen Geschwindigkeitsanforderungen muss alles genau recherchiert werden.
1. HYPERTEXTUALITÄT/ VERNETZUNG Verlinken von Inhalten ist eine einzigartige Möglichkeit des Online-Journalismus, mit der
komplexe Themen einfache aufbereitet werden können. Doch die Links sollen überschaubar
und sinnvoll bleiben. Es nutzt nichts, wenn sich der Leser im Link-Dschungel verirrt oder er
auf unpassende Beiträge weitergeleitet wird. Auch die Richtigkeit der verlinkten
Informationen muss dauernd überprüft werden.
2. INTERAKTIVITÄT Die Interaktivität ist die Möglichkeit des Rezipienten auf die publizierten Inhalte schnell zu
reagieren. Journalisten müssen sich dadurch auch mehr mit den Nutzern beschäftigen und
auf deren Reaktionen eingehen.
3. MULTIMEDIALITÄT Die Multimedialität setzt voraus dass Journalisten wissen wie sie die verschieden Elemente
Text, Bild, Audio und Video einsetzen, dies ist aber in der Praxis nicht der Fall. Außerdem
können Texte immer noch am besten Informationen vermitteln, auch im Internet.
4. UNBEGRENZTE SPEICHERKAPAZITÄT
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Die unbegrenzte Speicherkapazität des Internets kann man sowohl als Informationsparadies
wie auch als Informationsweltmüllhalde betrachten, zutreffen wird wahrscheinlich beides.
Dies setzt journalistische Fähigkeiten Voraus: a) Die Fähigkeit aus einer Fülle von
Informationen die richtigen und wichtige filtern zu können; b) Informationen auf Qualität und
Güte richtig einschätzen zu können; c) Entscheidungen zu treffen welche Informationen
gespeichert, verlinkt, archiviert, etc. werden müssen.
5. DIGITALISIERUNG DER INFORMATION Die Digitalisierung der Informationen birgt neben einigen positiven Aspekten, wie einer
weltweit einheitlichen Verbreitung von Daten und einer technisch identischen, einfachen
Übermittlung von Daten, bei deren Kopien es keinen Qualitätsverlust gibt und den jederzeit
möglichen Zugriff auf Daten, auch Gefahren da diese Daten nicht nur jederzeit aktualisiert
und korrigiert werden können, sondern auch manipuliert werden können.
6. EINFACHE PUBLIKATION/ ANONYMITÄT Im Internet kann jeder alles publizieren, das er möchte. Diesen Aspekt kann man sowohl als
Zeichen für Qualitätsverlust und Gegner der Professionalisierung des Journalismus sehen,
wie auch als Zeichen der Meinungsfreiheit.
7. TECHNIKGEBUNDENHEIT Außerdem ist das Internet stark technikgebunden. Man kann es zwar schon mobil mithilfe
von Handys nutzen, doch der Großteil der Nutzung erfolgt noch ‚traditionell‘ über Computer.
Weiters führt Pürer aus, dass sich der Journalist von seiner Gatekeeper-Rolle zum
Informationsmanager weiterentwickelt.
Wie Online-Journalismus speziell in Österreich aussieht hat Hummel (2003) erforscht. Seine
Studie versucht alle Personen zum umfassen, die in diesem Bereich tätig sind, doch da
Online-Medienbetriebe nicht systematisch gelistet sind und es kein klar definiertes Berufsbild
gibt, war die Auswahl der Stichprobe sehr problematisch und es ist unklar, ob sie
repräsentativ ist. Zentrale Ergebnisse der Studie sind, dass sich das Tätigkeitsprofil von
Online- Journalisten kaum von dem klassischer Journalisten unterscheidet, obwohl es durch
die Mitübernahme Berufsfremder Tätigkeiten aufgeweicht wird. Sie legen wie ihre
klassischen Kollegen Wert auf „objektive Berichterstattung“, sind überdurchschnittlich hoch
formal gebildet, frequentieren aber nur in äußerst geringem Ausmaß spezifische
journalistische Weiterbildungsangebote. Sie sind auch keine Jobhopper, auch wenn drei
Fünftel sich in Zukunft einen anderen Arbeitsbereich vorstellen können. Online Journalisten
sind überwiegend weder Besitzer von Presseausweisen noch Mitglieder der
Journalistengewerkschaft, was im Vergleich mit den entsprechenden Daten der Gesamtheit
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österreichischer Journalisten auf eine gewisse Distanz zu formalen Kennzeichen des
Berufes deutet.
Das Internet hat auch Auswirkungen auf den Lokaljournalismus: Nachdem fast jede
Tageszeitung im Internet präsent ist, müssen auch die Lokalen nachziehen. Es ist zwar
immer noch eine Streitfrage ob journalistische Inhalte im Internet gratis oder kostenpflichtig
sein sollen, doch der Großteil der Verlage biete mehr als bloß einen Vorgeschmack auf die
Zeitung an. Ein Fünftel bietet eine „Lightversion“ der Zeitung an, ein Zehntel nahezu die
Vollversion, angereichert mit zusätzlichen Infos, ein Drittel bietet ein lokale Plattform an und
ein Viertel weitet die Plattform zu einer regionalen beziehungsweise überregionalen aus.
Doch so groß die Angebote auch sind, es herrscht eine geringe Nutzerorientierung, d.h. es
wird kaum berücksichtigt wie im Internet rezipiert wird. (Vgl. Kretzschmer, Möhring, &
Timmermann, 2009, S. 77 f.)
Aus polit-ökonomischer Sicht sind Online-Medien aus zwei Perspektiven auf ihre Nutzung zu
untersuchen:
1. EINFLUSSNAHME DER REZIPIENTEN AUF DEN JOURNALISTEN Im Online-Journalismus sind Rückkanäle schneller und dynamischer, ohne Medienbruch
nutzbar, Journalisten werden schneller informiert über etwaige Fehler, bzw. wie ein Artikel
bei den Rezipienten ankommt. Dadurch entsteht Teilweise Angst vorm Feedback bei
Journalisten. Auch Fehler können schnell durch User entdeckt werden, so macht auch das
Medium gebrauch vom Wissen der Rezipienten.
2. NUTZUNG ALS AUSSCHLAGGEBENDE KOMPONENTE BEI DER DEFINITION
DER WIRTSCHAFTLICHEN GRENZEN Da Online-Medien hauptsächlich durch Werbeeinnahmen finanziert werden sind
Nutzerzahlen von großer Bedeutung für sie. So gibt es auch in den meisten Redaktionen
Monitore, auf denen Verlauf der Zugriffe (gemessen in PI) gezeigt wird. Journalisten
berichten, dass oft eine Umformulierung von Schlagzeilen höhere Zugriffszahlen bringt. Dies
birgt allerdings die Gefahr Zugriffszahlen als Qualitätsmerkmal zu sehen, was natürlich
unzulässig ist. Wie das unmittelbare Zugriffs-Monitoring allerdings die Journalisten
beeinflusst ist noch nicht bekannt. (Vgl. Trappel, 2007, S. 93 f.)
Holzinger und Sturmer (2010) versuchen die verschiedenen Wünsche, Bedürfnisse und
Beweggründe der Internetnutzer zu strukturieren:
1. Persönliche Kommunikation
Dazu zählen Chat-User, diejenigen die sich mit Nicknames Beziehungen aufbauen, die in
der Realität nicht funktionieren (würden). Auch Social-Network-User gehören dazu, von
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Verkupplungsnetzwerken, die vom Seitensprung bis zur seriösen Beziehung alles anbieten,
über die „Quasselseite“ Facebook bis hin zu wirtschaftlichen Netzwerken wie Xing. Bei den
Bedürfnissen der Persönlichen Kommunikation sind die Menschen am leichtesten
abzuholen, doch das alles geht Onlineredakteure nichts an.
2. Lebenserleichterung. Onlinezeit sparen
Diese Form der Nutzung reicht vom Finanzamt bis zu eBay. Die meisten bürokratischen
Dinge kann man heute online erledigen vom Pass übe Onlinebanking, Onlineshops,
Onlinebuchung. Man kann so ziemlich alles Online erledigen, kaufen, verkaufen. Doch auch
das betrifft einen Onlineredakteur nicht.
3. Hilfe im persönlichen Sinn
Hilfeseiten gibt es zu nahezu allen Themen, auch wieder ein Bereich der die Menschen dort
abholt, wo sie sind. Medizinische Hilfe, soziale Beratung, Diätvorschläge, Online beichten,
etc. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Gleichgesinnte können einander finden, sich
beratschlagen, Erfahrungen austauschen und das alles ohne Berücksichtigung geografischer
Aspekte. Diese Hilfeseiten sind auch der erste Bereich mit dem Redakteure doch ein wenig
zu tun haben, denn diejenigen die dort schreiben, sollten wissen über was sie schreiben.
4. Wissens- und Expertenseiten. Der Ursprung des Internet
Wissenschaftliche Seiten gehören zu den Urvätern der Homepages, gleich nach der
militärischen Nutzung. Doch für Sie alle gilt dasselbe, wie auch für privaten Homepages: Sie
betreffen eine kleine, interessierte Gruppe von Menschen, denen es egal ist wie die Seite
aussieht, solange sie die richtigen Informationen liefert.
5. Contentseiten. Das Mediengeschäft im WWW
Die Grenze der Informationslust liegt irgendwo zwischen 20 und 25 Jahren, die jüngeren
haben schlichtweg kein Interesse an journalistischen Inhalten. Das bedeutet, sie lehnen nicht
nur Zeitung und TV-Nachrichten ab, auch im Internet haben sie besseres zu tun als
Nachrichten zu lesen. Die Jugendlichen chatten lieber oder schreiben Blogs. Die älteren
lesen zwar auch keine Zeitung mehr, aber sie sind noch durch Online-Journalismus
erreichbar. Diese Altersgrenzen hängen aber auch stark vom Bildungsstatus ab. So zählt ein
26 Jähriger Student wahrscheinlich noch eher zur jüngeren Gruppe als ein 21 jähriger, der
seit 5 Jahren im Berufsleben steht. Dies hat auch mit der Strukturierung der Freizeit, dem
Einkommen, etc. zu tun.
Auch wenn bereits ein großer Teil der Bevölkerung das Internet nutzt, so sind als
Informationsquelle immer noch andere Medien, wie TV und Tageszeitung mit 68% bzw. 63%
beliebter. Das Internet wird hauptsächlich zum Schreiben von E-Mails, Datenbankrecherche,
Datenaustausch, Chatten und Anhören und Ansehen von Musik und Videos genutzt. Ab und
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zu liest zwar fast jeder Nachrichten im Internet, doch ist es nicht Hauptinformationsquelle,
sondern es dient mehr zur zusätzlichen Information zu fernsehen und Tageszeitung, ersetzt
diese aber nicht. (vgl. Welker, 2001, S. 197ff.)
Demographish betrachtet kann man einen Anstieg in der allgemeinen Internetnutzung
beobachten, wobei sich fast alle Gegensätze ausgeglichen haben. So Nutzen immer mehr
Frauen das Internet und gleichen damit die überwiegende Mehrheit der Männer aus. Ebenso
wird die Alterskurve flacher, d.h. die Anzahl der 20-30 Jährigen Nutzer nimmt im Vergleich zu
den anderen Altersgruppen ab. Die Unterschiede im Bildungsniveau relativieren sich
ebenfalls. (vgl. Fittkau, 2002, S. 90ff.)
Ebenfalls interessant dazu wären „Quandt, T., & Schweiger, W. (Hrsg.). (2007).
Journalismus online - Partizipation oder Profession? Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.“ sowie „Neuberger, C., Nuernbergk, C., & Rischke, M. (Hrsg.). (2009).
Journalismus im Internet. Profession - Partizipation - Technisierung. Wiesbaden: VS Verlag
für Sozialwissenschaften.“, doch diese Titel waren in den Bibliotheken zurzeit vergriffen.
III. FORSCHUNGSFRAGEN
a. FORSCHUNGSFRAGE 1 Wie unterscheidet sich das Nutzungsverhalten journalistischer Angebote im Internet
zwischen den verschiedenen Zielgruppen?
i. HYPOTHESE 1 Junge Menschen nutzen eher Laienjournalismus, während ältere eher professionelle
journalistische Angebote nutzen.
ii. HYPOTHESE 2 Wenn journalistische Informationen für den Beruf benötigt werden, werden sie eher aus dem
Internet bezogen als wenn sie zur privaten Information dienen.
b. FORSCHUNGSFRAGE 2 Wie unterscheidet sich das Nutzungsverhalten von klassischem Journalismus und online
Journalismus?
i. HYPOTHESE 1 Rezipienten des klassischen Journalismus versuchen sich einen Überblick über das
Tagesgeschehen zu verschaffen, während Rezipienten vom Online Journalismus
zielgerichtet nach Informationen suchen.
ii. HYPOTHESE 2
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Wenn jemand Online-Journalismus überblicksmäßig rezipiert, dann geschieht dies nebenbei
und nicht als Haupttätigkeit.
c. FORSCHUNGSFRAGE 3 Inwiefern stimmen Angebot und Nutzung von multimedialen Inhalten im Internet überein?
i. HYPOTHESE 1 Je mehr multimediale Angebote es gibt desto mehr werden sie auch genutzt.
ii. HYPOTHESE 2 Wenn ein TV-Sender Textnachrichten im Internet anbietet werden diese eher genutzt als
Videos, die eine Zeitung im Internet anbietet.
IV. METHODE Zur Untersuchung der Forschungsfragen dient ein Fragebogen, der verschiedene
soziodemographische Daten erhebt, wie auch konkrete Fragen zum Nutzungsverhalten von
Online- und Offline-Journalismus stellt. So können die Hypothesen mithilfe von quantitativen
Daten überprüft werden.
LITERATURVERZEICHNIS Fittkau, S. (2002). Internet- Zielgruppen: Nutzer und Nutzung redaktionelle Online Angebote.
In C. Fantapíe Altobelli, Print contra Online? Verlage im Internetzeitalter (S. 90- 100).
München: R.Fischer.
Holzinger, T., & Sturmer, M. (2010). Die Online Redaktion. Praxisbuch für den
Internetjournalismus. Berlin-Heidelberg: Springer Verlag.
Hummel, R. (2003). Online-Journalismus in Österreich. In FHS Fachhochschulstudiengänge
St.Pölten (Hrsg.), Die Informationsgesellschaft (S. 185-200). Wien, Köln, Weimar: Böhlau.
Kretzschmer, S., Möhring, W., & Timmermann, L. (2009). Lokaljournalismus. Wiesbaden: VS
Verlag.
Neuberger, C., Nuernbergk, C., & Rischke, M. (Hrsg.). (2009). Journalismus im Internet.
Profession - Partizipation - Technisierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften .
Pürer, H. (2003). Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Ein Handbuch. Konstanz:
UVK.
Quandt, T. (2005). Journalisten im Netz: Eine Untersuchung journalistischen Handelns in
Online-Redaktionen. Wiesbaden: Vs Verlag.
Quandt, T., & Schweiger, W. (Hrsg.). (2007). Journalismus online - Partizipation oder
Profession? Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss.
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Trappel, J. (2007). Online-Medien. Leistungsprofil eines neuen Massenmeidums. Konstanz:
UVK Verlagsgesellschaft.
Welker, M. (2001). Determination der Internet-Nutzung. Eine Explorative Anwendung der
Theorie des geplanten Verhaltens zur Erklärung der Medienwahl (Bde. 2 , Reihe Internet
Research). (K. Beck, J. Höflich, K. Kamps, W. Schweiger, & A. Werner, Hrsg.) München: R.
Fischer.
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