| Das Kompetenznetzwerk der IndustrieIndustrie
Bild: Hahn + Kolb
In Kooperation mit
SOFLEX
C A M S y s t e m
TECHNIK FÜR GEWINDE
2019
.2 | mav Innovationsforum März | 2019
09:00 – 09:05 Uhr
09:05 – 09:50 Uhr
10:00 – 10:25 Uhr
10:30 – 10:55 Uhr
11:00 – 11:30 Uhr
11:30 – 11:55 Uhr
12:00 – 12:25 Uhr
12:30 – 13:30 Uhr
13:30 – 13:55 Uhr
14:00 – 14:25 Uhr
14:30 – 14:55 Uhr
15:00 – 15:30 Uhr
15:30 – 15:55 Uhr
16:00 – 16:25 Uhr
16:30 – 16:55 Uhr
Ab 17:00 Uhr
Werkzeugmaschinen und Software
•
•
•
••
•
••
•
•
••
•
•
•
EuropasaalBegrüßungHolger Röhr, Chefredakteur mav / AP / additive
Keynote „Innovative Werkzeug- und Prozessent-wicklungen mit Tiefgang“Prof.-Dr.-Ing. Dirk Biermann, Technische Universität Dortmund, Leiter des Instituts für Spanende Fertigung
SW„be pro*. Mehrspindlig. Automatisiert.Vorsprung ausbauen durch integrierte Automation“
SUPFINA„Steigerung von OEE durch Monitoring-Systeme bei Werkzeugmaschinen“
Kaffeepause
CHIRON„Digitalisierung bei kompletter Datenkon-trolle – ein Widerspruch?“
GROB„Bearbeitung von kegelförmigenBohrungen durch die kleine Öffnung“
Mittagspause
ESPRIT„Mill-Turn-Bearbeitung: einfach, sicher und innovativ“
TDM Systems„Manufacturing Productivity powered by Tool Data Management“
SOLIDCAM„Ansteuerung komplexer Multitasking-Drehfräs- und Langdrehmaschinen mit SolidCAM“
Kaffeepause
SCHUNK„Der Weg zur Digitalisierung @ SCHUNK“
BOSCH REXROTH„Prozessketten in der Automatisierungs-technik – Basis für die Fabrik der Zukunft“
OPEN MIND„hyperMILL® VIRTUAL Machining – Echtzeit-Synchronisation als entscheidendes Kriterium“
Abschlussdiskussion/ Verlosung Apple Watch
Seite
6
10
12
14
16
18
20
22
24
26
28
Werkzeuge
•
•
•
•
•
•
•
••
•
•
Württembergsaal
MAPAL„c-Com: Innovative Shopfloor-Vernetzung und digitale Lösungen für die zerspanende Supply Chain“
CERATIZIT„Neue Ansätze für innovative Zerspanungs lösungen in den Bereichen Schneidstoff und Werkzeug“
Kaffeepause
PAUL HORN„Mehrwert bei Mehrspindlern – Die richti-gen Werkzeuge machen den Unterschied“
MAS„MH-cut® – Zylinderform und Rundheit μm-genau auf der Drehmaschine“
Mittagspause
SANDVIK COROMANT„Ausbringung ganzheitlich erhöhen – durch nachhaltige Werkzeuginnovationen“
BENZ„Mehr Produktivität mit Mehrspindlern: Wie Sie Ihre Wirtschaftlichkeit mit intelligenter Mehrspindeltechnologie vervielfachen“
BASS„Innovativ und verlässlich – Innengewinde -bearbeitung von hitzebeständigen Stählen“
Kaffeepause
OSG„Innovative Werkzeugkonzepte zur Reduzierung der Bearbeitungszeit in der Hartbearbeitung“
WALTER„Mit Leistung und Sicherheit zu einer neuen Perspektive der Produktivität“
ISCAR„Meilensteine auf dem Weg zur intelligenten Zerspanung“
30
32
34
36
38
40
42
44
46
48
mav Innovationsforum 2019
mav Innovationsforum | 3.März | 2019
Robotik und Automation
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Schwarzwaldsaal
HANDLING TECH„Auf dem Weg zur perfekten Automation – wie lohnt es sich für mich wirklich?“
FANUC„CNC plus Roboter: FANUC vereinfacht In-tegration der Automation in die Maschine“
Kaffeepause
COMAU ROBOTICS„Höchste Präzision durch Integration desRoboters in die CNC-Steuerung“
KUKA„Robotik 4.0 – Smart, vernetzt, intelligent und autonom. Warum ein Roboter alleine nicht mehr ausreichend ist“
Mittagspause
YASKAWA„Total Solutions by YASKAWA: Robotics, Drive & Motion und Controls“
STÄUBLI„HelMo – Der mobile Experte für Ihre vernetzte Produktion. Intelligent. Flexibel. Produktiv.“
UNIVERSAL ROBOTS„Cobots erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft bei mittelständischen Unternehmen“
Kaffeepause
LIEBHERR„Automatisierte Linieneingänge für Fertigungs anlagen von Antriebskompo-nenten für die Automotiveindustrie“
ABB„Virtuelle Inbetriebnahme mit RobotStudio“
DATALOGIC / MITSUBISHI ELECTRIC„Smarte Partnerlösungen zur intelligenten Automatisierung mit Robotern“
50
52
54
56
58
60
62
64
66
68
Maschinenelemente und Automation
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Saal Bergama
KESSLER„Produktivitätssteigerung durch mechatronische Innovationen“
SIEMENS„SINUMERIK Robotics – Konturgenauigkeit steigern durch CNC-integrierte Robotik -lösungen“
Kaffeepause
EROWA / CERTA„Potenziale durch integrierte Prozessauto-mation erschließen“
WEIDMÜLLER„Intelligente Komponenten + Industrial Analytics = Mehrwert für Maschinenbauer und Maschinennutzer“
Mittagspause
OTT-JAKOB (PTI Arbeitskreis)„Einheitlich, leistungsfähig, flexibel: pti – die neue Revolverschnittstelle für Dreh maschinen“
ZOLLER„Smart Automation made by ZOLLER“
SOFLEX„Digitalisierung der Fertigung – Heraus -forderungen und Lösungen“
Kaffeepause
LEUZE ELECTRONIC„Arbeitssicherheit – wie können Werk - zeug maschinen und Anlagen sicher und effizient funktionieren?“
BALLUFF„Mit Sicherheit automatisieren – Safety over IO-Link von Balluff“
RSP„Anlagenoptimierung durch den Einsatz von Drehdurchführungen am Roboter“
RAMPF (ohne Vortrag)„Abformtechnologie für intelligente Maschinenbetten“
72
74
76
78
80
82
84
86
88
90
92
Additive Manufacturing
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Saal Lago
AMF„Nullpunktspanntechnik – Der einheit liche Standard in der additiven Fertigung“
HAHN + KOLB„Effizienteres Drucken durch den Einsatz eines 4-Fach-Druckkopfs“
Kaffeepause
EMUGE-FRANKEN„Herausforderungen beim Fräsen von additiv gefertigten Bauteilen“
HIRSCHVOGEL„Additive Fertigung – sicherheitsrelevante Bauteile auf Basis einer stabilen Prozess-kette“
Mittagspause
HOCHSCHULE AALEN„Metall 3D-Druck an der Hochschule Aalen: Forschung, Lehre und Transfer“
TRUMPF„Konturnahe Temperierung im Werkzeug-bau – Einsatzmöglichkeiten und Randbe-dingungen“
ROSSWAG ENGINEERING„Metall 3D-Druck in einer ganzheitlichen Prozesskette“
Kaffeepause
HERMLE„Metallische Multimaterialbauteile additiv gefertigt“
PROTOLABS„Teilekonstruktion im Metall 3D-Druck – konstruktive Ansätze für die fertigungs- gerechte Gestaltung von Teilen“
Abschlussdiskussion/Fragerunde
94
96
98
100
102
104
106
108
110
mav Innovationsforum 2019
.4 | mav Innovationsforum März | 2019
■■■■■■ Liebe Besucher des 11. mav Innovationsforums, herzlich willkommen in Böblingen! Was für eine Entwicklung hat die Automobilregion Stuttgart seit dem Aufkommen des Dieselskandals hinter sich: Zuerst bescherten uns die schlechten Luftschadstoffwerte Umweltzonen in vereinzelten Ballungszentren, und nun, 2019, gibt es ganz konkrete Dieselfahrverbote in Stuttgart. 2020 werden dann auch die Euro-5-Diesel draußen bleiben müssen. Bei zahlreichen Automobilbesitzern herrscht seitdem ein große Verunsicherung. So weit so unschön.Was sind aber die Konsequenzen aus diesem Mobilitätsdesaster? Wirtschaftlich ist die Verunsicherung der Verbraucher voll durchgeschlagen: In der Pkw-Produktion lagen die deutschen Werke im vergangenen Jahr laut dem VDMA um neun Prozent im Minus, die weltweite Gesamtfertigung der Branche verharrte 2018 auf dem Niveau von 2017. Auch für 2019 ist weltweit nur ein minimales Wachstum von einem Prozent in Aussicht.Allerdings wurde durch die Frage nach dem Antriebsstrang der Zukunft ein echter Innovationsschub losgetreten. Neben den Vorstellungen der 100-prozentigen Stromer wie dem Taycan von Porsche oder dem Concept EQ von Merce-des Benz gibt es auch allerhand Innovationen bei den Verbrennungsmotoren. Hier ist vor allem der Nissan-Motor mit variabler Verdichtung zu erwähnen, der be-reits 2016 vorgestellt wurde und jetzt serienreif ist. Denn mit einer variablen Kompression ergeben sich neue Sparpotenziale bei Emissionen und Verbrauch, ohne auf Spitzenleistung verzichten zu müssen. In dem neuen Motor sollen über 300 neue Patente stecken. Mit über 50 Technologieführern erleben Sie auf dem mav Innovationsforum auch viele Möglichmacher für diesen Innovationsschub. Denn eins ist sicher: Ohne eine optimale Prozesskette sind solche Meilensteine der Antriebstechnik nicht wirtschaft-lich zu realisieren. Vom mav Innovationsforum können Sie zudem noch gleich die neuesten Trends im Bereich Digitalisierung, Automatisierung und 3D-Druck mitnehmen. Ich wünsche Ihnen bei den Vorträgen und an den Partnerständen viel Spaß und produktive Gespräche. ■
Erleben Sie die Möglichmacher
Frederick [email protected]
Editorial
PS: Den Termin für das nächste mav Innovationsforum können Sie sich heute schon
mav Innovationsforum | 5.März | 2019
mav Innovationsforum 2019
Herausgeberin: Katja Kohlhammer
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH, Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany
Redaktion: Holger Röhr, Phone +49 711 7594-389 E-Mail: [email protected] Dr. Frank-Michael Kieß (fm), Phone +49 711 7594-241 Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594-539 Yannick Schwab (ys) Phone +49 711 7594–537
Redaktionsassistenz: Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax –1257, E-Mail: [email protected]
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594-422
Anzeigenleitung: Dipl.-Oec. Peter Hamberger, Phone +49 711 7594-360 Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen
TermineIntelligent Manufacturing Conference 2019 Tornos, 27.06.2019Intelligent Manufacturing Conference 2019, neue Mo-bilitätskonzepte – Chance oder Risiko für die Drehtei-leindustrie, Rottweil. www.tornos.com
additive manufacturing circle 16.-21.09.2019 auf der EMO in Hannover Das Team der Zeitschrift „additive“ hat gemeinsam mit dem EMO-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) den „additive manu-facturing circle“ ins Leben gerufen. Er soll dem Trend-thema additive Fertigung auf der EMO 2019 ein an-sprechendes Umfeld bieten. Dienstleister und Lohn-fertiger der 3D-Druck-Branche finden dort eine Platt-form, auf der sie ihre Kompetenzen und ihr Knowhow vorstellen und beispielhafte Werkstücke den Fachbe-suchern der EMO präsentieren können. https://additive.industrie.de/am-circle-emo
industrie 4.0 area 2019 16.-21.09.2019 auf der EMO in Hannover Digitale Lösungen für die Produktionstechnik präsen-tiert die industrie 4.0 area, die mav und der VDW (Ver-ein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) auf der EMO 2019 in Hannover veranstalten. Vom 16. bis 21. September geben zahlreiche Aussteller einen umfas-senden Überblick über erfolgreich realisierte Projekte und Potenziale der Digitalisierung.https://mav.industrie.de/industrie-4-0-area-2019
Fachtagung „additive Manufacturing“ TAE, 04.12.2019Die Technische Akademie Esslingen hat gemeinsam mit der Fachzeitschrift „additive“ die Fachtagung „additive Manufacturing“ ins Leben gerufen. Für die Veranstaltung können Vorträge angemeldet werden.www.tae.de/kolloquien-symposien/maschinenbau-produktion-und-fahrzeugtechnik/fachta-gung-additive-manufacturing
Termine
Die additive gibt Fertigungsunternehmen Einblicke in die neuesten Technologieentwicklungen und berichtet fachkundig über praxisnahe Anwendungen.
Sichern Sie sich Ihren Informationsvorsprung und lesen Sie die additive kostenlos.Einfach online unter additive.industrie.de/gratislesen registrieren.
Das neue Magazin für generative Fertigung
Die neuesten Entwicklungen aus der Welt des 3D-Drucks auch für unterwegs!
Jetzt Code scannen & Webseite entdecken:additive.industrie.de
Das Kompetenznetzwerk der IndustrieIndustrie
.6 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Keynote
DÄMPFUNGSEIGENSCHAFTEN ADDITIV GEFERTIGTER PLATTENHALTER – VIRTUELLE PROZESSE
Innovative Werkzeug- und Prozess -entwicklungen mit TiefgangAm Institut für Spanende Fertigung (ISF) der TU Dortmund werden seit mehr als vier Jahrzehnten Lösungen zu aktuellen Problemstel-lungen in der Zerspanung sowie in deren informationstechnischem Umfeld erarbeitet. Neben der Entwicklung innovativer Konzepte zur Schwingungsdämpfung und zur verbesserten Zufuhr von Kühl-schmierstoff (KSS) wird in diesem Beitrag die Durchführung von vir-tuellen Zerspanprozessen, basierend auf verschiedenen Modellie-rungskonzepten, fokussiert.
In der spanenden Fertigung stellen Schwingungen im System, beste-hend aus Spindel, Werkzeugauf-nahme und Werkzeug, ein zentra-les Problem dar und sind mit einer direkten Einflussnahme auf die Fertigungsqualität sowie die Werk-zeug- und Maschinenstandzeit ver-bunden. Hierbei wird im Allgemei-nen zwischen selbsterregten und fremderregten Schwingungen un-terschieden [1]. Letztgenannte sind häufig dann zu verzeichnen, wenn der Werkstoff bei der Zerspanung eine ausge-
prägte Scherspanbildung aufweist. Bedingt durch das periodische Aufstauen und Abgleiten der ein-zelnen Spansegmente in der Wirk-zone, kann das Werkzeug je nach gegebenen Randbedingungen er-heblich in Schwingung versetzt werden [2]. Eine Reduktion derartiger, spanbil-dungsinduzierter Schwingungen ist durch Verwendung dämpfender Werkzeugsysteme möglich [1, 2]. Beispielsweise kann durch den Ein-satz von Sensoren und Aktoren (aktive Dämpfung) oder durch ein-
fache, konstruktive Werkzeugmo-difikationen (passive Dämpfung), die eine Dissipation der Schwin-gungsenergie oder ein Verschieben der Werkzeugeigenfrequenz bewir-ken, eine gesteigerte Prozessstabili-tät erzielt werden [1, 2, 3].
Additiv gefertigte Wende-schneidplattenhalter
Als Alternative zu den konventio-nellen Dämpfungssystemen wer-den im Rahmen eines Forschungs-projekts am ISF die Dämpfungsei-genschaften additiv gefertigter Wendeschneidplattenhalter (WSPH) für die Drehbearbeitung untersucht. Der durch den additiven Herstel-lungsprozess (SLM-Verfahren) rea-lisierte, schichtweise Halteraufbau ermöglicht die Gestaltung komple-xer Hohlstrukturen im Werkzeug-schaft, die zur Dämpfungssteige-rung mit Partikelwerkstoffen flexi-
▶
Der AutorProf. Dr.-Ing. Dirk Biermann,
Leiter des Instituts
für Spanende
Fertigung (ISF) der
TU Dortmund.
Bild
: ISF
Abbildung 1: Einsatzverhalten eines konventio-nell und eines additiv herge-stellten WSPH.
mav Innovationsforum | 7.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Keynote
bel befüllt werden können [3]. Da-bei ist das Dissipationsvermögen des WSPH einerseits konstrukti-onsabhängig, andererseits korre-liert die Schwingungsdämpfung mit dem E-Modul, der Dichte, der Größe und der Schüttdichte der Füllwerkstoffe [3, 4].
Positive Versuche
Aktuelle Untersuchungen zur Drehbearbeitung eines zu einer ausgeprägten Scherspanbildung neigenden, höherfesten, bainiti-schen Stahlwerkstoffs (Handels -name HSX 130) mit einer Zug -festigkeit von bis zu Rm, max = 1.400 N/mm2 und einer Härte von ca. 42 HRC [5] haben gezeigt, dass ein WSPH mit ellip-soidem Hohlkörper, einer zusätz -lichen Stützstruktur aus mehreren Oktaederstumpfelementen sowie einer Befüllung mit Keramikparti-keln eine signifikante Dämpfung spanbildungsinduzierter Werk-zeugschwingungen bewirkt. Für die Versuchsdurchführung wurden dieser Werkzeughalter so-wie die Referenz (PCLNL2020K12JETL) mit einer Ausspannlänge von lA = 75 mm in die VDI-40-Aufnahme der Dreh-maschine eingespannt. Die Detektion der Werkzeug-schwingungen erfolgte mithilfe zweier, in Schnitt- und Vorschub-richtung auf den Plattensitz ge-klebter Beschleunigungssensoren. Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 zusammengefasst.
Verringerte Werkzeug-schwingungen
Bei Betrachtung der Beschleuni-gungssignale der Referenz zeigt sich, dass die gewählten Schnittpa-rameter als kritisch zu bewerten sind (Abbildung 1, oben). Sowohl in Schnitt- als auch in Vorschub-richtung sind erhebliche Werk-zeugschwingungen erkennbar. Durch den additiven, keramikge-füllten Werkzeugaufbau konnten diese wesentlich verringert wer-den. Anhand der dargestellten Be-schleunigungsamplituden ist fest-zustellen, dass dabei über einen re-
lativ großen Frequenzbereich eine deutliche Schwingungsdämpfung erfolgt (Abbildung 1, Mitte). Wäh-rend der modifizierte WSPH bis et-wa f = 10 kHz, verglichen mit der Referenz, bereits signifikant redu-zierte Amplitudenspitzen aufweist, zeigen sich oberhalb dieser Fre-quenz darüber hinaus keine ausge-prägten Peaks. Daraus resultierend ergeben sich gravierende Quali-tätsunterschiede bei den gedrehten Werkstückoberflächen (Abbil-dung 1, unten).
Kühlkanalanordnung beim Gewindebohren
Innengewinde werden in der Regel durch das Gewindebohren herge-stellt, da dieses Verfahren im Ge-gensatz zum Gewindedrehen, -strehlen, -schneiden, -wirbeln oder -fräsen einfacher und wirt-schaftlicher ist [6]. Zur Bearbei-tung von Hochleistungswerkstof-
fen erfolgt die Zuführung des KSS über Kühlkanäle, die direkt im In-neren des Werkzeugs angebracht sind. Da eine Untersuchung bezüg-lich des KSS-Strömungsverhaltens experimentell wegen der Unzu-gänglichkeiten beim Gewindeboh-ren und eine darauf basierende Verbesserung kaum möglich ist, wird in Abhängigkeit von der In-nenkühlkanalanordnung eine Computational-Fluid-Dynamics-Simulation (CFD) durchgeführt [7]. Die Erstellung des Fluidmodells ist sehr anspruchsvoll. Um eine hohe Ergebnisgenauigkeit bei der nume-rischen Berechnung des Strö-mungsgebiets zu erzielen, werden die Berührungsschnittstellen zwi-schen Fest- und Fluidkörper und die Randbedingungen definiert so-wie eine akkurate feine Vernetzung erstellt und das sich bereits be-währte k-ω-SST-Turbulenzmodell gewählt [8, 9].
Bild
: ISF
Abbildung 2: KSS-Strömungs-verhalten des Standardwerk-zeugs (oben) und des modifizier-ten Werkzeugs (unten) mit je-weiliger Fluid-Druckverteilung.
.8 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Keynote
1320 Bohrungen zusätzlich
Nach der Berechnung des Stan-dardwerkzeugs erfolgte entspre-chend auf dem Ergebnis eine Mo-difizierung der Innenkühlkanalan-ordnung. Abbildung 2 zeigt, dass der KSS beim Standardwerkzeug die Schneiden kaum erreicht. Die Fluid-Druckverteilung in allen drei Spannuten und in Strömungsrich-tung verdeutlicht anhand der Dia-gramme, dass durch die Modifizie-rung der KSS gezielt an die Werk-zeugschneiden geführt wird.Die Validierung der Simulationser-gebnisse erfolgte durch experimen-telle Bohrversuche und der Gegen-überstellung der jeweiligen Ver-schleißbilder des Freiflächenver-schleißes und der Oberflächenqua-lität des Bauteils [10]. Mit dem modifizierten Werkzeug konnten gegenüber dem Standard-werkzeug 1.320 Bohrungen zu-sätzlich geschnitten werden, was einer gesteigerten Werkzeugver-besserung von beachtlichen 36 % entspricht. Entsprechend der durchgeführten Analyse kann für die Lebensdauer des modifizierten Werkzeugs sogar die doppelte Leistungsfähigkeit gegenüber dem Standardwerkzeug prognostiziert und das große Potenzial zur Werk-zeugoptimierung verdeutlicht wer-den (Abbildung 3).
Simulation und Prozess-optimierung
Bei der spanenden Bearbeitung wirken sich generell alle beteiligten Elemente des Fertigungsprozesses, d.h. Maschine, Werkzeug, Werk-stück, Vorrichtung und Kühl-schmierstoff auf die Produktivität und die resultierende Werkstück-qualität aus. Es können deshalb viele Effekte auftreten, die dazu führen, dass die geforderten Bau-teile nicht in der gewünschten Qualität und/oder Zeit gefertigt werden können [11]. Beispielsweise begrenzen zu hohe Prozesskräfte auftretende Schwingungen oder ein zu hoher Wärmeeintrag in das Bauteil die Er höhung von Schnittparametern.
Bild
: ISF
Abbildung 3: Analyse der Leistungsfähig-keit mit Progno-se (oben) und Gegenüberstel-lung der Ver-schleißbilder (unten).
Bild
: ISF
Abbildung 4: Grundidee des „Virtual Machi-ning“: Durch die sensorgestützte Analyse des rea-len Fertigungs-prozesses und die Entwicklung von Prozesssi-mulationen zur Erzeugung eines virtuellen Ab-bilds wird die Analyse spanen-der Bearbei-tungsprozesse – beispielsweise bzgl. auftreten-der Prozesskräfte oder der Prozess-stabilität – von Prozessketten er-möglicht [14].
Um sicher die geforderte Werk-stückqualität einzuhalten, werden häufig moderate Prozesspara -meter verwendet, was dazu führt, dass das Potenzial der Ferti-gungsprozesse nicht ausgenutzt wird. Nur durch ein tiefgehendes Pro-zessverständnis auf Basis einer de-taillierten Prozessanalyse ist eine zielgerichtete Steigerung der Pro-duktivität bei gleichzeitiger Sicher-
stellung der geforderten Qualität möglich. Mit entsprechender Sen-sorik lassen sich geeignete Messda-ten erfassen, wodurch ein „digita-ler Schatten“ des Prozesses erzeugt wird [12], um während des Prozes-ses erforderliche Anpassungen vor-zunehmen. Um bereits vor der eigentlichen Fertigung eine optimierte Prozess-auslegung zu realisieren, sind ge-eignete Prozesssimulationen erfor-
mav Innovationsforum | 9.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Keynote
derlich, die einen „digitalen Zwil-ling“ bilden [12], um das komple-xe Zusammenwirken der beteilig-ten Elemente des Fertigungspro-zesses virtuell zu analysieren und damit eine wichtige Basis für die Auslegung des Prozesses darzustel-len [13].
Virtuelles Kompetenz-zentrum
Aktuell wird im Rahmen einer in-terdisziplinären Kooperation in-nerhalb der Universitätsallianz Ruhr (Technische Universität Dortmund, Ruhr-Universität Bo-chum und Universität Duisburg-Essen) ein virtuelles Kompetenz-zentrum „Virtual Machining“ un-ter der Leitung von Prof. Petra Wiederkehr aufgebaut, welches die Entwicklungen im Bereich der Pro-zesssimulationen, der simulations-gestützten Prozessauslegung und der Online-Anpassung direkt an der Werkzeugmaschine vorantrei-ben soll (Abbildung 4) [14]. Hierbei werden geeignete Lösun-gen zur Simulation unterschiedli-cher Fertigungsprozesse entwickelt und zur Anwendung gebracht, wie beispielsweise die NC-Fräsbear-beitung [13] sowie das NC-Schlei-fen oder das Honen [15].
Big Data und Machine Learning
Von zentraler Bedeutung für die Simulation der Prozesse ist die Kontaktstelle zwischen Werkzeug und Werkstück, da hier die spätere Bauteiloberfläche erzeugt wird. Sehr wichtig ist es, das Verhalten aller relevanten Komponenten, die an dem Fertigungsprozess beteiligt sind, zum einen ausreichend genau und zum anderen aber auch so zu modellieren, dass effiziente Simu-lationen zu möglichst kurzen Re-chenzeiten auf einem Computer führen. Zur Kopplung der Simulationen mit online an der Maschine ermit-telten Sensordaten zur Optimie-rung der Bearbeitung, direkt an der Werkzeugmaschine, werden darüber hinaus Methoden aus dem Bereich der Analyse großer Daten-
mengen und des Machine Lear-ning [16] benötigt.
Danksagung
Ein besonderer Dank gilt der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG) für die Finanzierung des Projektes „Schwingungsredu-zierung bei der Dreh- und Fräsbe-arbeitung von Leichtbaumateria-lien durch den Einsatz strahlge-schmolzener Werkzeugaufnah-men“ (DFG BI 498/77). Das ISF dankt außerdem der Schu-macher Precision Tools GmbH in Remscheid für die erfolgte Unter-
Literatur[1] Siddhpura, M; Paurobally; R.: A review of chatter vibration research in turning. Internatio-nal Journal of Machine Tools & Manufacture, Volume 61 (2012); S. 27–47[2] Machai, C.: Grundlagenuntersuchung zur Zerspanung von β-Titanlegierungen unter-schiedlicher Mikrostruktur. Dissertation, Insti-tut für Spanende Fertigung; Technische Univer-sität Dortmund (2012)[3] Vogel, F.; Özkaya, E.; Biermann, D.: Additiver Werkzeugaufbau zur Dämpfung von Prozess-schwingungen. VDI-Z – Integrierte Produktion, Ausgabe 160 (2018), Nr. 1/2; S. 42–45[4] Yanagida, T.; Matchett, A. J.; Coulthard, J. M.: Damping and elastic properties of binary powder mixtures. Powder Technology, Volu-me 127 (2002); S. 107–115[5] Steeltec AG: Datenblatt HSX 130. URL: http://www.steeltec.ch/fileadmin/files/steeltec.ch/datasheet/ste_DB_HSX_rgb_DE.pdf/, Stand: 22.01.2019[6] Spur, G.; Stöferle, T.:Handbuch der Ferti-gungstechnik. Band 3 / 2. Spanen, Carl Hanser Verlag (1980), ISBN 3446126481[7] Biermann, D.; Oezkaya, E.: CFD simulation for internal coolant channel design of tapping tools to reduce tool wear. 66 CIRP Annals (2016), pp. 109–112[8] Beer, N.; Özkaya, E.; Biermann, D.: Drilling of Inconel 718 with Geometry-modified Twist Drills. 24 Procedia CIRP (2014), pp. 49–55[9] Oezkaya, E.; Beer, N.; Biermann, D.: Experi-mental studies and CFD simulation of the internal cooling conditions when drilling Inconel 718. 108 International Journal of Machine
Tools and Manufacture (2016), pp. 52–56 [10] Oezkaya, E.: FEM-basiertes Software -system für die effiziente 3D-Gewindebohrsimu-lation und Werkzeugoptimierung. Vulkan-Verlag (2016)[11] Y. Altintas, P. Kersting, D. Biermann, E. Budak, B. Denkena, I. Lazoglu: Virtual pro-cess systems for part machining operations. CIRP Annals – Manufacturing Technology, 63 (2014) 2, S. 585–605[12] T. Bauernhansel, J. Krüger, G. Reinhart, G. Schuh: WGP-Standpunkt Industrie 4.0. Carl Hanser Verlag (2017)[13] P. Wiederkehr, T. Siebrecht, J. Baumann: Virtual Machining – Potentiale und Herausforde-rungen von Prozesssimulationen für Industrie 4.0. In: Wissenschaftsforum – Intelligente Tech-nische Systeme (WInTeSys) 2017, E. Bodden, F. Dresslr, R. Dumitrescu, J. Gausemeier, F. Meyer auf der Heide, C. Scheytt, A. Trächtler (Hrsg.), Verlagsschriftenreihe des Heinz Nixdorf Insti-tuts, 369 (2017), S. 269–279[14] P. Wiederkehr: Kompetenzzentrum „Virtual Machining“: Simulation und Optimierung spa-nender Fertigungsprozesse. VDI-Z Integrierte Produktion, 11 (2018), S. 50–51[15] P. Wiederkehr, T. Siebrecht, N. Potthoff: Sto-chastic modeling of grain wear in geometric physically-based grinding simulations. CIRP An-nals – Manufacturing Technology 67 (2018), Nr. 1, S. 325–328[16] A. Saadallah, F. Finkeldey, K. Morik, P. Wie-derkehr: Stability prediction in milling processes using a simulation-based Machine Learning ap-proach. Procedia CIRP, 72 (2018), S. 1493–1498
Institut für Spanende Fertigung (ISF) an der TU Dortmundwww.isf.de
stützung im Forschungsprojekt und die industrielle Forschungsko-operation.Des Weiteren richtet sich ein gro-ßer Dank an die Stiftung Mercator und das Mercator Research Center Ruhr für die Aufbauförderung des virtuellen Kompetenzzentrums „Virtual Machining“ an der TU Dortmund in der „Universitätsalli-anz Ruhr“ (UA Ruhr). ■
.10 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
SW WANDELT SICH ZUM SYSTEMLIEFERANTEN FÜR AUTARKE ZELLEN UND KOMPLETTE LINIEN
Produktionslösungen aus einer HandKürzere Produktlebenszyklen und schnelleres Hochfahren der Pro-duktion verlangen eine neue Flexibilität in der spanenden Fertigung. Immer mehr Anwender suchen Partner, die ihnen die Planung und Koordination bei der Installation neuer Kapazitäten abnehmen. Die Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH (SW) hat dazu eine umfas-sende Systemkompetenz aufgebaut. Die neu entwickelte zweispind-lige autarke Fertigungslösung BA 322i mit integrierter Automation beschleunigt die Inbetriebnahme und den Hochlauf entscheidend.
Die Volatilität der Nachfrage hat in vielen Branchen stark zugenom-men. Zulieferer müssen unter ho-hem Zeitdruck reagieren und Stückzahlen anpassen. Mehrspind-lige Bearbeitungszentren sind ein wirtschaftlicher Ausweg. Sie bieten im Vergleich zu Einspindlern auf vergleichbarer Fläche eine mehrfa-che Produktivität bei höherer Energieeffizienz. In der Praxis bil-det aber oft die Automatisierung einen Flaschenhals für Lieferzeit und Inbetriebnahme bis zum Start of Production. SW verkürzt diesen Zeitaufwand durch vollständig automatisierte autarke Zellen als Plug&Play-Lö-
sungen. Bei dem neu entwickelten Fertigungssystem BA 322i kombi-niert SW ab Werk ein zweispindli-ges Bearbeitungszentrum mit einer Automatisierungslösung ein-schließlich Roboter und Paletten-speicher. Diese autarke Zelle ist ei-ne einschaltfertige Kranhakenlö-sung.
Neun Stunden Produk -tion ohne Eingriffe
Automatisierte autarke Ferti-gungszellen wie die neue BA 322i eignen sich besonders gut, wenn ein Bediener für mehrere Maschi-nen zuständig oder die Fertigung
in mannlosen Schichten vollauto-matisiert ist. Die Basis dieser Lö-sung ist die BA 322, das zwei-spindlige Bearbeitungszentrum mit zwei Paletten auf dem für SW typi-schen Doppelschwenkträger. Für sie hat SW ein Belademodul mit integriertem 6-Achs-Roboter und einem vertikalen Palettenspei-cher für Roh- und Fertigteile ent-wickelt, das auch mechanisch mit der Maschine verbunden ist. Die bislang übliche elektrische Instal-lation von Baugruppen in der Fer-tigungshalle des Anwenders ent-fällt genauso, wie eine eigene Risi-koanalyse für die Maschinensi-cherheit und die getrennte Inbe-triebnahme der Automatisierung. Der 6-Achs-Roboter für das hauptzeitparallele Be- und Entla-den ist bei der BA 322i an der Ma-
▶
Bild
: SW
Die Schwäbische Werkzeugmaschinen
GmbH (SW), Experte für anspruchs-
volle, werkstückspezifische Ferti-
gungssysteme zur Metallbearbeitung,
hat mit der zweispindligen BA 322i
eine autarke Zelle für die mannlose
Fertigung konzipiert.
mav Innovationsforum | 11.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
schinendecke platziert und ge-währleistet einen freien Zugang zur Maschine von allen Seiten. Zu-sätzlich eröffnet diese Anordnung Freiräume für weitere Technolo-gien wie messen oder prüfen der Werkstücke, umspannen, beschrif-ten oder scannen. Der im Modul integrierte vertikale Palettenspeicher nimmt z. B. mehr als 1100 Roh- beziehungsweise Fertigteile in der Größe von PKW-Verdichterrädern auf. Die mannlose Laufzeit der Anlage bei einer Taktzeit von 1 Minute für je zwei Werkstücke erreicht da-mit mehr als neun Stunden. Der Palet-tentransport erfolgt über einen Fahrkorb mit verschleißarmem Kugelgewindetrieb. Dadurch kön-nen Bediener die Paletten in ergo-nomisch optimaler und gleichblei-bender Höhe be- und entladen.
Komplette Fertigungs -linien aus einer Hand
Die Planung von neuen Ferti-gungslinien und Fabriken hat eine solche Komplexität erreicht, dass produzierende Unternehmen sie oft nicht mit eigenen Kapazitäten stemmen können. Darum suchen Anwender immer häufiger System-lieferanten wie SW, die gesamte Fertigungslinien nach individuel-len Vorgaben als schlüsselfertige Lösung konzipieren, planen und realisieren. SW stellt sich seit Jahr-zehnten dieser Aufgabe, über-nimmt für solche Projekte die Ge-samtverantwortung und koordi-niert alle Aufgaben. Die Applikationsingenieure von SW nutzen bei der Planung mo-dernste Software für die Plant Si-mulation der gesamten Fabrik oder Linie. Sie optimieren damit die Taktzeitauslegung und mini-mieren mit einer Materialflussana-lyse schon im Vorfeld mögliche Ri-siken. Eine geschickte Planung re-duziert die Zahl der Lade- und Spannvorgänge und steigert mit automatisierten Wertschöpfungs-ketten die Produktivität. Gemein-sam mit dem Anwender berechnen die Ingenieure auch vorab die Werkstückkosten und geben damit Planungssicherheit.
Service-Spezialisten wandeln mit Analysetools diese Daten in prak-tisch nutzbare Informationen um. Sie dienen einerseits der Optimie-rung von Produktionsprozessen, auf der anderen Seite detektieren sie Verschleiß, bevor er zu einem Maschinenstillstand führt. Aktuell sind bereits rund 1000 Maschinen an die SW-CloudPlatform ange-bunden, der größte Teil repliziert regelmäßig. Jederzeit einsehbare Zustandsprotokolle und das Errei-chen von Verschleißgrenzen schaf-fen Planbarkeit von Einsätzen. Experten von life help analysieren im Servicefall die Maschine online. Viele Aufgaben, für die bislang ein Techniker erst vor Ort sein musste, erledigen sie von ihrem Arbeits-platz aus gemeinsam mit den Kun-den. Ist dennoch ein Einsatz an der Maschine notwendig, wissen die Servicetechniker vorab, welcher Fehler vorliegt, und welche Ersatz-teile notwendig sind. Das verkürzt die Stillstandzeiten erheblich. Darüber hinaus umfassen die life-Dienstleistungen die Inbetriebnah-me und Anlaufbegleitung der An-lagen vor Ort, die Schulung der Bediener und Instandhalter sowie die weltweite Lieferung von Origi-nalteilen. Zusätzlich gibt SW in-stallierten Maschinen ein zweites und drittes Leben durch Hard- und Software-Upgrades sowie komplette Überholungen. ■
Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbHwww.sw-machines.de
Bild
: SW
Reiner Fries,
Geschäftsfüh-
rer Vertrieb
bei der
Schwäbische
Werkzeugma-
schinen
GmbH (SW).
SW übernimmt den Maschinen- und Anlagenbau mitsamt allen zu-sätzlichen Stationen sowie der Au-tomatisierung. Das beginnt beim Einschleusen der Rohlinge in die Linie. Von dort aus wird jede Stati-on weitestgehend mit Robotern automatisch be- und entladen. Wo es Sinn macht, sorgen Zwei- Drei- und Vierspindler für höchsten Durchsatz, Einspindler überneh-men Spezialbearbeitungen. An-schließend werden die Bauteile ge-reinigt und von der SW Automati-on in die weiteren Prozessschritte getaktet.
Daten steigern die Verfügbarkeit
Immer mehr Kunden spezifizieren zusätzlich die informationstech -nische Anbindung an überge -ordnete Systeme. SW-Software-Spezialisten erarbeiten entspre-chende Lösungen bis hin zur Ent-wicklung speziell auf die Anwen-dung ab gestimmter MES-Systeme. Die Erfassung aller Betriebsdaten bis auf NC-Satz-Ebene sichert die Nachverfolgbarkeit sämtlicher Produktionsschritte für jedes Bau-teil und dient der Qualitäts -sicherung. Durch eigene Montagewerke und Ingenieurkapazitäten in den USA und China kann SW in diesen Märkten flexibel regionale Anfor-derungen des Systemgeschäfts ab-bilden und eine hohe lokale Wert-schöpfung bieten. Diese ist ein zu-nehmend immer wichtiger wer-dendes Kriterium bei Projekten in Asien und Amerika. Ob Maschinen, autarke Zellen oder komplette Fertigungslinien: Anwender erwarten nach der Inbe-triebnahme über den gesamten Le-benszyklus höchste Verfügbarkeit und eine schnelle Behebung von Störungen. SW bietet dies mit ei-nem breiten Portfolio an „li-fe“-Dienstleistungen für die ge-samte Lebensdauer der Anlagen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die neuen datenbasierten life data Services. Die Anlagen übertragen rund um die Uhr vom Anwender freigegebene Betriebsdaten an die SW-CloudPlatform.
.12 | mav Innovationsforum März | 2019
NUTZEN UND MÖGLICHKEITEN MIT IIOT-SYSTEMEN BEI WERKZEUGMASCHINEN
Steigerung von OEE durch Monitoring-SystemeMonitoring-Systeme zur Überwachung von Maschinenzuständen und Prozessabläufen sind in Produktionsabläufen aller Art zur Stei-gerung der Produktivität unerlässlich. Maßgeblicher Kennwert bei der Bewertung der Produktivität ist dabei die Gesamtanlageneffekti-vität. Mittels flexiblen Monitoring-Systemen wie dem Supfina Quick Support SQS ist es möglich, die Effektivität einer Produktionsanlage zu steigern.
Bei der Betrachtung der Produkti-vität einer Produktionsanlage ge-nügt es schon lange nicht mehr, nur Taktzeit und Ausschussquote einer einzelnen Maschine zu be-trachten. Um eine aussagekräftige Betrachtung der Gesamtanlagenef-fektivität (Overall Equipment Ef-fectiveness, OEE) vornehmen zu können, sind viele Faktoren und somit auch viele Daten notwendig. So setzt sich die Overall Equip-ment Effectiveness aus dem Pro-dukt von Qualitäts-, Leistungs- und Nutzungsfaktor zusammen.
Um nun eine Steigerung der OEE erreichen zu können sind entspre-chende Daten zur Laufzeit und aus der Historie notwendig.Im Vergleich zu herkömmlichen, lokalen Maschinen-Bedien- und Beobachtungssystemen, die meist nur den aktuellen Maschinenzu-stand anzeigen, bieten globale und cloudbasierte Monitoring-Systeme Anlagenbetreibern genau diese vielfältigen Vorteile, ihre Produkti-onsanlagen und Prozessketten überwachen, analysieren und opti-mieren zu können.
Zum einen ermöglichen web- basierte Monitoring-Systeme es dem Betreiber vom jeweiligen Standort aus, den Zustand seiner Maschine einsehen zu können. Zum anderen ist es möglich, auf-grund der abgespeicherten Ma-schinendaten rückwirkende Analy-sen zur Ursachenerkennung sowie zur Produkti vitätssteigerung an-stellen zu können. Ebenso ergibt sich die Möglichkeit, mittels Algo-rithmen Vorhersagen zu Werk-zeugverschleiß, Baugruppenausfall und vorzunehmenden Wartungsar-beiten treffen zu können.
Analyse historischer Maschinendaten
Es liegt aber genauso im Interesse des Anlagenbauers, seinen Kunden mittels digitalen Prozessen Mög-lichkeiten zu bieten, um einen Mehrwert zu erzielen. So hilft während eines Maschinenstillstan-des oder während eines schlecht laufenden Prozesses die Analyse von historischen Maschinendaten auch dem Anlagenbauer in der Art, dass Problemstellungen durch Remote-Analyse einfacher gelöst werden können und Techniker nicht für ungeplante Serviceeinsät-ze bereitgestellt werden müssen. Zusätzlich bietet sich durch Moni-toring-Systeme mit Remote-Zu-griff die Möglichkeit, Maschinen in Form von Service-Geschäftsmo-dellen Kunden zur Verfügung zu stellen und anhand unterschiedli-
▶
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
Bild
: Sup
fina
Der AutorRainer Bell, Produktmanager
New Business,
Supfina Gries -
haber GmbH &
Co. KG.
Supfina Quick Support
SQS.
mav Innovationsforum | 13.März | 2019
cher Modelle zu berechnen, bei-spielsweise Abrechnung nach Ma-schinenlaufzeit oder anhand pro-duzierter Werkstücke. Grundvo-raussetzung hierbei ist jedoch wie-derum ein Zugriff auf die Daten der Maschine, um mittels Daten-analyse Taktzeiten optimieren und Maschinenstillstände vermeiden zu können.Marktseitig gibt es bereits einige Systeme zum Monitoring von Werkzeugverschleiß oder Taktzei-ten. Die Supfina Grieshaber GmbH ist seit letztem Jahr in der Lage, Kunden ein eigens entwi-ckeltes, offenes und flexibles Mo-nitoring-System anbieten zu kön-nen. Grundlage für das Monito-ring-System Supfina Quick Sup-port SQS ist der Gedanke, mög-lichst alle relevanten Maschinen-zustands- und -bearbeitungsdaten aus der Maschinensteuerung aus-zulesen und in einer Datenbank abzuspeichern. Die hiermit gewonnenen Big Data werden in einem Webportal ausge-wertet und als Smart Data zur Ver-fügung gestellt. Hierzu zählen Aus-wertungen von Betriebs- und Pro-zessdaten sowie Fehleranalysen. Es werden aber auch alle werkstück-relevanten Bearbeitungsdaten auf-gezeichnet.
Supfina-Techniker oder andere Dienstleister. Bei diesen vom Kun-den freigegebenen Datenzugriffen ist es somit möglich, Maschinen-betreiber bei der Anlagenoptimie-rung, bei der Prozessfindung und bei der Fehleranalyse zu unterstüt-zen. Zudem ist das SQS-Monito-ring-System dafür ausgelegt, auch Fremdmaschinen mit unterschied-lichen Steuerungssystemen einzu-binden, sodass Anlagenbetreiber ihre komplette Produktionslinie in einem System abbilden können.Weitergehend bieten flexible Monitoring-Systeme wie Supfina SQS die Möglichkeit, zukünftig per KI-Algorithmen nicht nur Taktzeitoptimierungen berechnen zu lassen, es werden sich auch da-mit Möglichkeiten ergeben, Pro-zesse zu optimieren oder gar neu
Supfina Grieshaber GmbH & Co. KGwww.supfina.com
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
Bild
: Sup
fina
Potenziale
des Supfina
Machine
Monitoring.
Bild
: Sup
fina
Betriebsdaten-
auswertung ei-
ner Feinschleif-
maschine mit
Anzeige der rela-
tiven und abso-
luten Betriebszu-
standsdaten.
Alle Informationen jederzeit abrufbar
Anhand eines anpassbaren Dashboards stehen alle Informa-tionen ständig und überall zur Ver-fügung, notwendig hierzu sind sei-tens Anwender nur ein dem aktu-ellen Sicherheitsstandard entspre-chender Webbrowser sowie ein passwortgeschützter Login. Diese Zugangsberechtigungen werden nach Kundenwunsch vergeben, sodass entweder nur der Endkun-de Zugriff auf seine Daten hat oder bei benötigtem Support auch
zu definieren. Wichtig hierfür sind aussagekräftige Daten, die über einen langen Zeitraum zur Ver -fügung stehen, die sogenannten Big Data. ■
.14 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
VON ALLEN VORZÜGEN DER CLOUD-TECHNOLOGIE PROFITIEREN – BEI VOLLER DATENKONTROLLE
Sicher in die Cloud mit „Edge Computing“Die Chiron Group, Experte für die CNC-gesteuerte, vertikale Fräs- und Drehbearbeitung, nimmt bei der Digitalisierung im Werkzeug-maschinenbau eine Vorreiterrolle ein. Mit dem SmartLine-Portfolio offeriert die Unternehmensgruppe digitale Lösungen für die Steue-rung und Optimierung von Fertigungsprozessen im modularen Auf-bau.
Bei den SmartLine-Lösungen der Chiron Group bleibt die Daten-kontrolle stets in der Hand der Kunden selbst. Denn sämtliche SmartLine-Produkte, mit Ausnah-me des Ferndiagnose-Moduls Re-moteLine, erfordern zunächst kei-ne Internetverbindung. Weiter werden die wichtigsten Funktio-nen der digitalen Lösungen bei den neuen Chiron-Bearbeitungszen-tren FZ 16 S five axis und DZ 16 W sowie der neuen STAMA MT 733 two allesamt auf einem leis-tungsstarken Industrie-PC unmit-telbar auf der Maschine realisiert. Zusätzlich zur lokalen Datenerfas-sung, -speicherung und -bearbei-tung auf dem sogenannten „Edge Computer“ können Unternehmen individuell und selektiv entschei-den, welche Informationen von welchen Teilen ihrer Maschine in die Cloud gehen sollen. Ziel ist da-bei, von den Vorteilen der Cloud-Technologie zu profitieren, ohne dabei die Kontrolle aus der Hand zu geben.
Maschinen- und Pro-zessdaten analysieren
Der Nutzen der SmartLine-Lösun-gen: Mit DataLine, das sämtliche Maschinen- und Prozessdaten live mit modernen Apps analysiert und visualisiert, können Prozessverant-wortliche umgehend auf Abwei-chungen reagieren und fehlerhafte Parameter direkt korrigieren. Auch Störungen erkennt das Sys-
tem und informiert sofort über de-ren Ursachen. Mit ProcessLine erhalten Unter-nehmen eine vollkommen durch-gängige und vollständige Bearbei-tungsprozesssimulation mit einem digitalen Zwilling. Diese bildet die virtuelle Basis für einen effizienten Ablauf in der realen Fertigung.
Fehler online beheben
RemoteLine, die Lösung für die Ferndiagnose, ermöglicht es, rele-vante Informationen über Maschi-nenbetrieb und -störungen über ei-ne sichere Internetverbindung voll-automatisch an den Service bei Chiron oder Stama zu übertragen. Auf diese Weise können Fehler im Optimalfall direkt online behoben werden. Das Hardware-Panel TouchLine, das serienmäßig mit den neuen Baureihen ausgeliefert wird, er-klärt das Handling der Maschine Schritt für Schritt und passt dabei die Benutzeroberfläche aufgaben-orientiert und kontextsensitiv an. Die Bedienung orientiert sich an den von Smartphone und Tablet gewohnten Bewegungen – Drü-cken, Ziehen, Wischen. Weitere Unterstützung erhält der Anwen-der durch Zustandsmeldungen, die kritische Parameter anzeigen, Ur-sachen erkennen und Lösungen für die Behebung vorschlagen.Den Maschinenzustand überwacht das Modul ConditionLine, indem es alle für den reibungslosen Be-
▶
Bild
: Chi
ron
mav Innovationsforum | 15.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
Eine detaillierte Auswertung der Maschinendaten etwa ermöglicht es zum Beispiel, Verschleißindika-toren gezielt mit Verschleißfakto-ren in Verbindung zu setzen und folglich die Wartung sicher und exakt zu planen: Ein unschätzba-rer Vorteil, für maximale Verfüg-barkeit.
Relevant-Data-Ansatz
Die Lösung der Chiron Group un-terscheidet sich von gängigen, aus dem B2C-Umfeld bekannten An-bietern vor allem dadurch, dass das Sammeln von Informationen jedweder Art gar nicht in den Fo-kus rückt. Aus diesem Grund spricht der Spezialist für die Fräs- und Drehbearbeitung aus Tuttlin-gen nicht von Big Data, sondern vom so genannten Relevant-Data-Ansatz. Das bedeutet es werden nur dieje-nigen Informationen, die für die
Chiron-Werke GmbH & Co. KGwww.chiron.de
Bild
: Chi
ron
Bild
: Chi
ron
trieb erforderlichen Maschinen-komponenten prüft und analy-siert. Auf diese Weise sind untypi-sches Betriebsverhalten und Ver-schleißerscheinungen schnell und sicher zu erkennen. Der Vorteil: Wartungen und Reparaturen kön-nen gezielt geplant werden; teure Produktionsausfälle werden ver-mieden, bevor sie entstehen. Mit ProtectLine verfügen die Be -arbeitungszentren von Chiron und Stama standardmäßig über eine exakte virtuelle Abbildung der Maschine inklusive Spannvorrich-tung und allen Bearbeitungswerk-zeugen. Der digitale Zwilling, der auf dem integrierten Edge Compu-ter berechnet wird, fährt der physi-schen Maschine in der Bahnfüh-rung stets voraus. Vor einem dro-henden Crash wird die reale Ma-schine so rechtzeitig angehalten.
Daten sind geschützt
Zurück zur Cloud-Technologie: Neben der Möglichkeit des Fern-zugriffs auf Maschinen via Cloud, wie bspw. mit RemoteLine, bietet die globale Datenspeicherung eine Vielzahl von Vorteilen für Unter-nehmen. Die Informationen sind in der Regel am besten gegen Schä-den sowie auch Angreifer ge-schützt, denn sie werden in großen Rechenzentren abgelegt. Weitere Vorzüge bieten günstige Skalie-rungsfähigkeiten sowie ein verein-fachter Überblick über den eigenen Maschinenpark.
Steuerung und Optimierung von Fertigungsprozessen von Relevanz sind, erfasst. Und auch bei den re-levanten Informationen entschei-den am Ende die Kunden selbst, welche Daten von welchem Teil ih-rer Maschine tatsächlich in die Cloud transferiert werden und ge-nauso, wer sie sehen und auswer-ten darf. So kann ein Unternehmen beispielsweise Verschleißdaten in der Cloud speichern, Betriebsda-ten aber lokal auf dem Edge Com-puter der Maschine ablegen. In je-dem Fall obliegt die Datenkontrol-le dem Kunden, wobei er gleichzei-tig von allen Vorteilen der Cloud-Technologie profitieren kann, die er selbst für vorteilhaft hält. ■
.16 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
BEARBEITUNG VON KEGELFÖRMIGEN BOHRUNGEN DURCH DIE KLEINE ÖFFNUNG
5-Achs-Simultanfräsen in der Automotive-SerienproduktionKegelbohrungen werden klassisch mit Kegelreibahlen von der Seite mit dem größeren Durchmesser her bearbeitet. Wenn die Zugäng-lichkeit von dieser Seite nicht gegeben ist, bleibt unter anderem – als eine der Alternativen – das 5-Achs-Simultanfräsen. Der Firma Grob ist es gelungen, diese Technologie so weit zu perfektionieren und beherrschbar zu machen, dass sie in Automotive-Serienprozes-sen eingesetzt werden kann.
Kegelbohrungen spielen eine enorm wichtige Rolle, wenn es um Welle-Nabe-Verbindungen geht, die hohe Kräfte dauerfest übertra-gen müssen. Allerdings sind dafür auch höchste Genauigkeitsanfor-derungen zu erfüllen, um einen ausreichenden Traganteil zu ge-währleisten. Ein typischer Anwen-dungsfall im Automotive Bereich ist die Befestigung von Gelenkköp-fen in Fahrwerksteilen. In diesem Bereich gilt es als ungeschriebenes Gesetz, dass die Bohrung von der Seite mit dem großen Durchmesser her zugänglich sein muss, weil die einzige erprobte Bearbeitungsme-thode das Reiben mit einer Kegel-reibahle ist.
Aufgrund eines Bauteils, das diese Forderung nicht erfüllte, wurden zunächst mehrere Alternativen evaluiert:
Kegelfräser sind naheliegend aber sehr limitiert – das Fräsen mit ei-nem Kegelfräser als die wohl nahe-liegendste Methode. Jedoch ist die-se Technologie ziemlich limitiert, was das Verhältnis von kleinem zu großem Durchmesser betrifft. Wei-tere Nachteile ergeben sich durch das im Schaft geschwächte Werk-zeug. Zum einen wirkt es sich negativ auf die Oberflächenqualität und die Bearbeitungszeit aus. Noch viel gravierender ist jedoch, dass der
▶
Bild
: Gro
b-W
erke
Der AutorBenjamin Kormann, Gruppenleiter Zyklen-Entwicklung, Grob-Werke GmbH & Co. KG.
Kegelwinkel stark vom Schnitt-druck abhängig ist und durch die Maschine nicht korrigiert werden kann. Ein Traganteil von >50% ist somit kaum realisierbar.
Drehtechnologien erreichen die Genauigkeit, sind aber extrem teu-er – die Drehbearbeitung mit ei-nem Planzug-Werkzeug oder Inter-polationsdrehen ermöglicht die si-chere Einhaltung des Traganteils. Der Kegelwinkel ist von den Bear-beitungskräften unabhängig und zudem noch durch die Maschine korrigierbar. Auch diese Methode ist nur bis zu einem bestimmten Verhältnis von kleinem zu großem Durchmesser anwendbar. Der An-wendungsbereich ist jedoch deut-lich größer als bei Kegelfräsern.Nachteile dieser Technologie sind der sehr hohe Invest für aktorische Werkzeuge und die relativ lange Bearbeitungszeit, da nur eine Schneide zum Einsatz kommt.
5-Achs-Simultanfräsen bietet gro-ße Herausforderungen – das 5-Achs-Simultanfräsen ist, was die Geometrie betrifft, kaum limitiert.Die Bearbeitungszeit ist sehr kurz, da mehrere Schneiden zum Einsatz kommen und das Werkzeug im Gegensatz zu den Kegelfräsern nicht am Schaft geschwächt ist. Es können sogar Standard-Werkzeu-ge verwendet werden.Die Herausforderungen dieser Technologie sind eine beherrsch-bare Programmierung, geeignete
mav Innovationsforum | 17.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
Korrekturmaßnahmen und die Einhaltung der Genauigkeitsforde-rungen am Bauteil. Diese werden durch die Kinematische Genauig-keit sowie die Regelungs-Genauig-keit beeinflusst.
Programmierung mit eigens entwi-ckeltem Zyklus – für die Program-mierung wurde bei Grob exklusiv eine Software entwickelt, die es er-möglicht, die Bearbeitungsaufgabe – ähnlich wie bei einer Draht-Ero-dier-Maschine – in 2 Ebenen zu beschreiben. Um die Programmierung noch ein-facher zu gestalten, wurde ein Be-arbeitungszyklus entwickelt. Die-ser generiert in Abhängigkeit der Bohrungsgeometrie die beiden Werkzeugpfade und führt die Be-wegung mithilfe der zuvor be-schriebenen Software aus.
Kontrolle des Kegelwinkels über Werkzeugdaten – um einen stabi-len Serienprozess zu gewährleis-ten, ist es unabdingbar, dass Kegel-fehler des Werkzeugs durch die Maschine korrigierbar sind. In dem Bearbeitungszyklus wird der Kegelwinkel des Fräsers in den Werkzeugdaten ausgewertet und beim Generieren der Werkzeug-Pfade berücksichtigt. Somit ist si-chergestellt, dass der Kegelwinkel und somit der Traganteil eingehal-ten werden können. Die Fehler des
Werkzeugs werden über die Werk-zeugdaten korrigiert.
Achsansteuerung auf einem neuen Niveau – die erforderliche komple-xe Bewegung mit teilweise extrem hohen Achsgeschwindigkeiten in der geforderten Genauigkeit aus-zuführen, stellt die Achsansteue-rung vor enorme Herausforderun-gen. Perfekt abgestimmte Regler-Parameter, Vorsteuerung und Reibkompensation sind die abso-luten Grundvoraussetzungen. Da-rüber hinaus kamen noch einige weitere technologische Highlights zum Einsatz, damit diese neue Technologie die hohen Anforde-rungen im Automotive-Kontext er-füllt.
Resümee
Für Grob ist diese Entwicklung ein immenser Knowhow-Gewinn, der uns einen Vorsprung bei Maschi-nen und Prozessen verschafft. Die Restriktion, dass Kegelbohrungen vom großen Durchmesser her zu-gänglich sein müssen, wird durch diese Technologie aufgehoben. Für unsere Kunden bedeutet das völlig neue gestalterische Freiheiten. ■
Grob-Werke GmbH & Co. KGwww.grobgroup.com
Bild
: Gro
b-W
erke
Bild
er: G
rob-
Wer
ke
.18 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
CAM-SOFTWARE IST DER SCHLÜSSELFAKTOR BEIM DREHFRÄSEN
Mill-Turn Bearbeitung: einfach, sicher und innovativFirmen, die heutzutage in komplexe Werkzeugmaschinen investie-ren, kennen die Vorteile von Drehfräszentren, die es ermöglichen Dreh- und Fräsbearbeitungen auf einer einzelnen Maschine und meist auch in einer einzelnen Aufspannung auszuführen. Diese Fir-men haben aber auch erkannt, dass eine leistungsfähige CAM-Soft-ware notwendig ist, um die Vorteile, die solche Maschinen bieten, auch wirklich effizient nutzen zu können.
Multitasking-Werkzeugmaschinen für Fräsen, Drehen und Bohren werden in der Metallbearbeitung immer beliebter. Mit diesen hoch entwickelten Maschinen können Fräs- und Drehvorgänge am Werk-stück in einer einzigen Aufspan-nung gleichzeitig an Vorder- und Rückseite durchgeführt werden. Drehfräs-Maschinen bieten daher ein enormes Potenzial in Bezug auf die Rentabilität. Doch aufgrund ihrer Komplexität stellen diese Maschinen auch hohe Anforderungen an die Program-mierung. Das richtige CAM-Sys-tem ist deswegen ein Schlüsselfak-tor für den Erfolg beim Drehfrä-sen. Seine Auswahl ist entschei-dend, da der Return on Investment der Maschinen stark davon ab-hängt. Eine optimale Lösung ist es,
die Multitasking-Maschine mit ei-ner vollständigen, vorkonfigurier-ten Lösung zu programmieren – entwickelt in Zusammenarbeit mit den Herstellern der Werkzeugma-schinen und auf Werksebene aus-giebig getestet.
Speziell für Multitasking-Maschinen
Esprit bietet eine integrierte Pro-grammierumgebung, die speziell für Multitasking-CNC-Werkzeug-maschinen konzipiert ist. Esprit unterstützt beliebige Kombinatio-nen des unabhängigen, synchroni-sierten und synchronen Fräsens und Drehens und nutzt dabei eine beliebige Konfiguration der A-, B-, C-, X-, Y- und Z-Achse. Esprits fünf Funktionalitätsebenen für die
2- bis 5-Achsen Bearbeitung de-cken den gesamten Drehfräs-Be-darf ab, unter anderem das Fräsen mit voller, 3- bis 5-Achsen simul-tan Bearbeitung auf Flächen- und Volumenmodellen.Der Anwender kann seine Multi-tasking-Bearbeitung mit der voll integrierten Volumensimulation von Esprit optimieren, synchroni-sieren und überprüfen . Esprit si-muliert problemlos beliebige Kom-binationen auf einen Blick von Drehfräs- und Drehzyklen über mehrere Spindeln und Revolver, bis zu 22 Achsen. Mit der kombi-nierten Auflistung aller Fräs- und Drehvorgänge sowie deren assozi-ierten Zykluszeiten kann realis-tisch überprüft werden, wie das Werkstück bearbeitet wird, um eventuelle potenzielle Maschinen-kollisionen auszuschließen. Zur Verringerung der Zyklusdauer kann der Anwender sehr einfach seine Bearbeitungsvorgänge ver-schieben, kopieren, bearbeiten und synchronisieren.
Cloud-Anbindung möglich
Zusätzlich bietet Esprit eine große Anzahl an innovativen Funktionen für die „Fertigung der Zukunft“, wie zum Beispiel die Verbindung zur Machining-Cloud, die offene Architektur sowie die Maschinen-intelligenz, die die Werkzeugma-schinenkinematik beim Program-mieren berücksichtigt. Esprit bietet zusätzliche Lösungen für den Da-tenaustausch und die Program-miersicherheit in der Fertigung. Im Sinne von „Internet of Things“ und „Industrie 4.0“ ist Esprit die ultimative CAD/CAM-Lösung ba-sierend auf Wissens- und Daten-management.
▶
Bild
: DP
Tec
hnol
ogy
Der AutorKai Lehmann, Sales & Channel
Manager Germa-
ny, DP Technology
Germany GmbH.
mav Innovationsforum | 19.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
Die beste Bearbeitungs-möglichkeit
Die Esprit KnowledgeBase ermög-licht das Wissens- und Datenma-nagement und gibt somit dem Pro-grammierer oder Bediener die Möglichkeit, auf Knopfdruck die beste Vorgehensweise zum Bear-beiten eines vorgegebenen Teils zu bestimmen. Durch die automati-sche Wahl der am besten geeigne-ten Maschinenzyklen, Werkzeuge und Bearbeitungsparameter ver-einfacht Esprit die Programmier -arbeit. Über die Machining-Cloud-Ver-bindung von Esprit erhalten Pro-grammierer den Zugang zu den aktuellen Werkzeugdaten, wobei der Programmierungsaufwand sinkt, da keine manuelle Werk-zeugdefinition mehr notwendig ist.Der Anwender erzielt dadurch ei-nen bisher unerreichten Grad von Automatisierung, Qualität und Konstanz in der CNC-Program-mierung. Die in der Esprit KnowledgeBase integrierte, von mehreren Anwendern gleichzeitig nutzbare SQL-Datenbank schließt den Kreis zwischen den CNC-Pro-grammierern und der Werkstatt, indem sie einen Aufbewahrungsort für die betriebsweit gesammelten Bearbeitungserfahrungen bietet. Durch die Rückkopplung von Pra-xis und Praktiken werden die Be-arbeitungen verfeinert. Durch die automatische Anwendung der op-timierten Praktiken wird eine feh-lerlose Konstanz im gesamten Un-ternehmen erzielt.
First time right
Die realistische Simulation in Echtzeit inklusive Kollisionserken-nung von Esprit garantiert, dass auch komplexeste Teile bereits beim ersten Versuch korrekt bear-beitet werden. Esprit bietet zudem eine ausgiebige Überprüfung des Teileprogramms, das in einer voll-ständigen Arbeitsumgebung simu-liert wird: Werkzeugmaschine, Spannvorrichtungen, Rohteil und Werkstück. Mit Esprit wird die Ausfallzeit gesenkt, die Fertigungs-effizienz gesteigert und die Bear-
beitungskosten werden verringert, während der Anwender gleichzei-tig absolutes Vertrauen in seine Be-arbeitungsabläufe gewinnt.Aber nicht nur durch innovative Zusatzmodule vereinfacht Esprit den Weg in die Zukunft sicherer CAM-Programmierung, sondern auch mithilfe verbesserter Bearbei-tungsstrategien. Wenn traditionelle Drehverfahren genutzt werden, können bei hitzebeständigen und harten Materialen wie Superlegie-rungen große Eingriffswinkel und extrem unterschiedliche Zerspa-nungsvolumen beim Werkzeugein-tritt und austritt entstehen. Der Einsatz traditioneller Ein-stechmethoden an solchen Mate-rialien kann ebenfalls ungleichmä-ßiges Restmaterial und raue Ober-flächen erzeugen. Außerdem kön-nen bei traditionellen Drehmetho-den weitere Beeinträchtigungen bei dem Spanprozess entstehen, wie ein hoher Druck auf dem Werkzeug, hohe und unregelmäßi-ge Zerspankräfte, Vibrationen und eine schlechte Spankontrolle.
Effizientere Schnittverfahren
Durch die neuen Profit-Strategien erreicht der Hochgeschwindig-keitszyklus zur Materialentfer-nung ein neues Niveau. Esprits ProfitTurning und ProfitMilling sind produktive und sichere Zer-spanungsverfahren, welche das Er-zeugen von effizienteren Schnitt-verfahren mit gleichbleibenden Zerspanungsvolumina und Spa-nungskräften ermöglichen. Dies wird unter Verwendung eines Werkzeugweg-Algorithmus er-reicht, der auf einer Eingriffswin-kelstrategie basiert. Damit werden konstante Schnittkräfte ermöglicht und der höchste Grad an Produk-tivität erreicht. Durch die Profit-verfahren wird die Zykluszeit er-heblich verringert und die Werk-zeugstandzeit massiv gesteigert. ■
DP Technology Germany GmbHwww.espritcam.de
Bild
: DP
Tec
hnol
ogy
Bild
: DP
Tec
hnol
ogy
Simulation einer MillTurn-Bearbeitung in Esprit CAM.
Bild
: DP
Tec
hnol
ogy
Das ProfitTurning.
.20 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
WERKZEUGDATENMANAGEMENT
Bereit für das nächste LevelIn Fertigungsunternehmen hat das Thema Digitalisierung die Managementetage verlassen und ist auf dem Shopfloor angekom-men. Produktivitätssteigerungen durch Automatisierung stehen im Fokus. In allen Bereichen suchen die Verantwortlichen nach konkre-ten, differenzierenden Verbesserungen für ihre Industrie 4.0- Bestrebungen. Hier kommt TDM Systems ins Spiel: mit Lösungen für die digitalisierte Fertigung.
▶
Bild
: TD
M
Mit neu ausge-
richtetem Portfo-
lio für die Werk-
zeugdatenver-
waltung er-
schließt TDM
Systems weitere
Märkte.
Der AutorDietmar Bohn,
Geschäftsführer,
TDM Systems.
Obwohl schon seit über einem Vierteljahrhundert am Markt, war TDM Systems mit seiner Software für Werkzeugdatenverwaltung bis-her Anbieter einer Nischenlösung – wenn auch sehr erfolgreich als Marktführer. Denn dass ein ganzheitliches Tool Lifecycle Management (TLM) die Produktivität in zerspanenden Be-trieben erheblich steigern kann, zeigen heute schon viele Hundert
TDM Anwendungen in der Praxis. TDM Systems nutzt gezielt die ak-tuellen Trends in der Fertigung wie Automatisierung und Datenver-fügbarkeit, genauso wie den Aus-bau und die Verbesserung der In-frastruktur, um die nächste Stufe der Unternehmensentwicklung zu erreichen. Mit einem neu ausgerichteten Pro-duktportfolio tritt TDM Systems aus der Nische heraus und er-
mav Innovationsforum | 21.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
herstellern aus, um den Anwen-dern mit Tool Data Services ge-nau die Daten – ready to go – zur Verfügung zu stellen, die sie für ihre Systeme und Anwen-dungen benötigen.
Nah an Herstellern und Kunden
Für die Herausforderungen, die die Neuausrichtung des Produkt-portfolios mitbringt, sieht sich TDM Systems gut aufgestellt. Zum einen durch seine Expertise und Erfahrung in Bereichen wie Fertigungs- und Schneidwerkzeu-ge, Software, Beratung, Implemen-tierungen und Technologien, die über mehr als 25 Jahre gewachsen sind. Zum anderen durch die Zu-gehörigkeit zur Sandvik-Gruppe. Diese investiert stark in Digitalisie-rung und auch in TDM Systems. In der im letzten Jahr neu gegrün-deten Digital-Division „Applied Manufacturing Technologies“ (AMT) nimmt TDM Systems als Business Unit eine zentrale Rolle ein bei der Entwicklung neuer Lö-sungen und Services, die zerspa-nende Betriebe in die Lage verset-zen, ihrerseits zu digitalen und da-mit zukunftsfähigen Unternehmen zu werden.
Nähe zu Präzisions-werkzeugherstellern
Ein weiterer Pluspunkt, den der Mutterkonzern mitbringt, ist die Nähe zu den Schwesterunterneh-men, den Schneidwerkzeug-Divi-sionen Coromant, Dormer-Pra-met, Walter und Seco. Durch ge-meinsame Anstrengungen – aber auch in belebender Konkurrenz
zueinander – entstehen Lösungen mit Mehrwert für die gesamte Branche. Trotz der Zusammengehörigkeit legt TDM Systems großen Wert auf Neutralität und Transparenz: TDM-Anwendungen sind nicht nur auf das Werkzeuguniversum der Sandvik-Gruppe ausgelegt, sondern für alle zerspanenden Werkzeuge, unabhängig vom Her-steller. So pflegt TDM Systems ein großes Netz an Partnerschaften mit Maschinen- und Geräteher-stellern, Werkzeugherstellern, Händlern und Softwarefirmen. Mit der eigenen Expertise, der breiten Unterstützung durch die Sandvik-Gruppe und den gemein-samen Anstrengungen mit Part-nern wird TDM Systems über 2019 hinaus die Digitalisierung in der zerspanenden Industrie weiter vorantreiben. ■
TDM Systems GmbHwww.tdmsystems.com
schließt weitere Märkte und Kun-densegmente.
Ganzheitliche und Einstiegs-Lösungen
So stehen bei TDM Systems gleich mehrere Neu- bzw. Weiterentwick-lungen an:
∙ Die ganzheitliche TLM-Lösung für den Einsatz über mehrere Produktionsstandorte hinweg, TDM Global Line, erhält eine neue Architektur und Bedien-oberfläche, für noch intuitiveres und schnelleres Arbeiten auf dem Shopfloor. Die Vielzahl an bereits vorhandenen und bald verfügbaren Schnittstellen er-laubt die einfache Integration von TDM in bestehende IT-Sys-teme und erhöht damit die Pro-duktivität und Agilität jedes ein-zelnen Schrittes entlang des ge-samten Produktionsprozesses.
∙ Um noch mehr Unternehmen, vor allem auch kleinen Produk-tionsstätten, den Einstieg in die Automatisierung zu ermögli-chen, kommen 2019 neue Ein-stiegslösungen wie beispielswei-se TDM Cloud auf den Markt. Sie bieten den Anwendern eine klare Orientierung, wie sie ein Werkzeugdatenmanagement aufsetzen und welchen Mehr-wert sie damit für ihre Fertigung generieren – browserbasiert und ohne hohe Investitionskosten für IT-Infrastruktur und Lizen-zen.
∙ Ohne Daten in hoher Qualität und Aktualität sowie größtmög-licher Vollständigkeit lässt sich kein TLM realisieren. Als Daten-spezialist baut TDM Systems die Partnerschaften mit Werkzeug-
Dietmar Bohn
ist seit 1. Okto-
ber 2018 neuer
Geschäftsführer
von TDM Sys-
tems.
DIE BEREITSCHAFTzerspanender Betriebe, die Digitalisierung anzugehen und Industrie 4.0 in der Praxis umzusetzen, ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Wir unterstützen hier mit ausgereiften Lösungen, um die Produktivität mit Automatisierung durch die Nutzung von Werkzeugdaten zu steigern.“
Dietmar Bohn, Geschäftsführer TDM Systems
Bild
: TD
M
.22 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
ANSTEUERUNG KOMPLEXER MULTITASKING-DREHFRÄS- UND LANGDREHMASCHINEN MIT SOLIDCAM
Drehfräszentren & Langdreher zuverlässig programmierenMultifunktionale CNC-Bearbeitungszentren für die anspruchsvolle Komplettbearbeitung sind das am schnellsten wachsende Maschi-nensegment. Die CNC-Programmierung der hochkomplexen Mehrachs- und Mehrkanal-Drehfräszentren ist selbst für erfahrene Zerspanungstechniker eine echte Herausforderung. Deutlich komfortabler, schneller und sicherer gelingt dies mit dem Advanced MillTurn-Modul von Solidcam.
Moderne Drehfräszentren sind auf dem Vormarsch. Das ist in Anbe-tracht ihrer Funktionsvielfalt, Fle-xibilität und Produktivität wenig verwunderlich. Die gleichzeitige Dreh- oder 5-Achs-Fräsbearbei-tung an Werkstückvorder- und Rückseite ermöglicht eine extrem große Teilevielfalt.Der hohe Druck zu mehr Effizienz und Produktivität in der zerspa-nenden Fertigung sorgt dafür, dass sich viele Lohnfertiger und produ-zierende Unternehmen bei Neuin-vestitionen für diesen Maschinen-typ entscheiden – natürlich vo-rausgesetzt, das Teilespektrum passt. Mit Solidcam können mehrkanali-ge, komplexe Drehfräs-Bearbei-tungszentren von DMG, Chiron,
Index, Bumotec, Willemin, Miya-no und Mazak sowie Langdrehau-tomaten von Citizen, Star und an-deren Anbietern einfach und effi-zient programmiert werden. Frei-lich, viele Maschinen verfügen heute über ausgereifte Steuerungen und On-Board-Programmier-Tools, mit denen einfache Werk-stücke sehr schnell programmiert werden können. Dennoch, der Zugriff auf die in den CAD-Daten hinterlegten Ferti-gungsgeometrien sowie die Pro-duktivität bei der CNC-Program-mierung einer integrierten CAD/CAM-Lösung sprechen eindeutig für eine Offline-Programmierung der Werkstücke. Zudem verbietet sich die CNC-Programmierung di-rekt an der CNC-Maschine aus
betriebswirtschaftlichen Gründen fast von selbst, schließlich nagt je-der Maschinenstillstand an der Produktivität und kostet ange-sichts der hohen Investitionskos-ten viel Geld. Hinzu kommt: Die Werkstücke werden immer komplexer und wenn nicht nur reine 2,5D-Profile, Taschen und Bohrungen herzustel-len sind, sondern auch 3D-Flä-chen, die eine 4- oder gar 5-achsige Bearbeitung erfordern, ist definitiv Schluss mit der Programmierung direkt an der Steuerung.
Komplexe Aufgaben einfach lösen
Der konstruktive Aufbau und die anspruchsvolle Kinematik von Kurz- bzw. Langdrehautomaten machen es für den Anwender bei-nahe unmöglich, manuell geschrie-bene CNC-Programme zuverlässig zu kontrollieren. Das Einfahren neuer Werkstücke ohne wirklichen Überblick über die Platzverhältnis-se und die Bearbeitungssituation in der Maschine ist deshalb immer begleitet von hoher Unsicherheit und der imminenten Bedrohung durch kostspielige Kollisionen. Völlig anders stellt sich hingegen die Situation bei der CAM-Pro-grammierung in Solidcam dar. Nach der Auswahl der CNC-Ma-schine, auf der gefertigt werden soll, der Werkstückgeometrie und des Rohteils kann der Anwender in einer vollständigen Maschinen-vorschau schnell beurteilen, ob die Verfahrwege zur Bearbeitung rei-chen, das Spannmittel ausreichend dimensioniert ist oder ob die Werkzeuge wie gewünscht positio-niert werden können. Bei Definition und Montage neuer Werkzeuge unterstützt den CAM-Programmierer zusätzlich ein in-
▶
Bild
: Sol
idca
m
Komplexität
reduzieren:
Solidcam für
mehrachsige
Dreh-Fräszen-
tren sowie Kurz-
und Langdreh-
automaten.
Der AutorBekir Kilic, Leiter Solidcam
GmbH.
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
teraktiver Assistent. Dieser zeigt alle vorhandenen Werkzeuge auf dem Revolver, die Position der Achsen und deren Drehrichtung präzise an. Für die eigentliche Be-arbeitung stehen dem Anwender alle Möglichkeiten offen, denn ne-ben Standard-Jobs für Drehen und Fräsen bietet Solidcam zusätzliche Funktionen wie schräge Einstiche, trochoidales Einstechen mit run-den Stechwerkzeugen oder 4-Ach-sen-Simultandrehen. Höchstmögliche Produktivität wird beim Fräsen erreicht, denn al-le in Solidcam verfügbaren Strate-gien können auch beim Drehfräsen eingesetzt werden, inklusive der einzigartigen iMachining-Bearbei-
lisiert werden. Mithilfe von Ma-schinen-Kontroll-Operationen (MCOs) lassen sich an beliebiger Stelle Steuerungsbefehle für die Maschinenperipherie wie zum Bei-spiel Stangenlader, Entladeeinrich-tungen oder Automationssysteme ansteuern. Der Anwender definiert lediglich die notwendigen Parameter, die im Postprozessor hinterlegte Logik sorgt für die perfekte Umsetzung im CNC-Programm. Im Synchro-nisationsmanager können die Be-arbeitungsjobs der NC-Kanäle problemlos per Drag & Drop ver-schoben werden. Dabei werden alle Achsen, Getrie-be und Jobzellen überwacht, mög-liche Konflikte angezeigt – und de-ren Ursache mit QuickInfos erläu-tert. Bevor das steuerungsspezifi-sche CNC-Programm lauffertig ausgegeben wird – optional auch in DMG-Strukturausgabe – kann die Bearbeitung in der realistischen Maschinensimulation visualisiert und geprüft werden. Mit der Er-fahrung und dem positiven Feed-back der Kunden aus vielen, er-folgreich umgesetzten Projekten und Benchmarks konnte sich die Solidcam GmbH mittlerweile auch bei mehreren Maschinenanbietern als bevorzugter CAM-Lösungs-partner etablieren. ■
Solidcam GmbHwww.solidcam.com
Bild
: Sol
idca
m
Die einheitliche
Bedienober -
fläche für Fräs-
und Drehbear-
beitungen sowie
die interaktive
Werkzeug- und
Achsenvorschau
erleichtern die
CAM-Program-
mierung direkt
in Solidworks
und Autodesk
Inventor.
zu allen anderen CNC-Technolo-gien in Solidcam: Werkstück anle-gen, Spannsituation definieren, Be-arbeitungsoperationen erstellen, simulieren der CNC-Jobs und Ausgabe des lauffähigen CNC-Programms. Solidcam integriert sich dabei nahtlos in Solidworks beziehungsweise Autodesk-Inven-tor und ermöglicht den direkten Zugriff auf die Konstruktionsda-ten. Ohne Datenkonvertierung und Verlust der im CAD-Modell hinterlegten Features können die Modelle für die Fertigung aufbe-reitet werden. Ganz wichtig: bei Konstruktionsänderung können die erzeugten Werkzeugwege in kürzester Zeit automatisch aktua-
tungstechnologie. iMachining hat sich mit dynamisch-trochoidalen Werkzeugbahnen als Quasi-Stan-dard für die hocheffiziente Schruppbearbeitung durchgesetzt. Insbesondere bei kleinen Fräsern und anspruchsvollen Werkstoffen wie Edelstahl oder Titan bringt iMachining massive Vorteile bei Zykluszeit, Prozesssicherheit und durch mehrfach höhere Standzei-ten der Werkzeuge deutlich niedri-gere Werkzeugkosten.
Konsistente Vorgehens-weise
Der Arbeitsablauf bei der CAM-Programmierung von komplexen Drehfräszentren und Langdrehern mit Solidcam läuft immer analog
Bild
: Sol
idca
mSolidcam beschleunigt die Program-
mierung von mehrachsigen BAZ von
DMG, Chiron, Index, Bumotec, Wille-
min, Miyano und Mazak sowie Lang-
drehautomaten von Citizen, Star und
anderen Anbietern (Abbildung bei-
spielhaft).
März | 2019
.24 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN DER FERTIGUNG
Intelligent greifen und spannenIm Zuge der Digitalisierung geht der Trend zu hochautomatisierten, vollständig vernetzten und autonom agierenden Fertigungssyste-men. Dabei gewinnen auch die Methoden der Künstlichen Intelli-genz (KI) an Bedeutung: Smarte Greifer und Spannmittel von Schunk ermöglichen eine Flexibilisierung der Prozesse sowie eine permanente Prozessüberwachung und -optimierung unmittelbar am Werkstück.
Die rasanten Entwicklungen in der Mechatronik, der Prozessortech-nik, der Simulation sowie in der Miniaturisierung von Komponen-ten ermöglichen einen bis dato ein-zigartigen Innovationssprung in der industriellen Produktion. Wäh-rend der Fokus bei konventionel-len Handling-Lösungen primär auf der Prozessstabilität und Wirt-schaftlichkeit einzelner Operatio-nen lag, ermöglichen moderne Ap-plikationen eine Flexibilisierung der Prozesskette, eine lückenlose Zustandsüberwachung und sie stellen zugleich detaillierte Pro-zessdaten bereit. Zudem wird eine intelligente Echt-zeit-Vernetzung aller am Prozess beteiligten Komponenten ange-
strebt. Auf diese Weise ist es mög-lich, Bauteile automatisch zu er-kennen und zu vermessen sowie den Prozess über das Zusammen-spiel der beteiligten Komponenten individuell in Echtzeit anzupassen. Konkret geht es darum, jeden ein-zelnen Prozessschritt detailliert zu überwachen und die Anlagen-steuerung, das übergeordnete ERP-System, aber auch Analyse-Datenbanken und Cloud-Lösun-gen permanent mit Prozessdaten zu versorgen und flexibel auf die jeweiligen Ereignisse zu reagieren. Das Ziel ist ein hocheffizientes, sich selbst organisierendes Pro-duktionsnetzwerk, vergleichbar mit einem menschlichen Nerven-system.
Der moderne Greifer
Mithilfe des maschinellen Lernens werden Handhabungslösungen künftig in der Lage sein, auf Grundlage vorhandener Datenbe-stände und Algorithmen Gesetz-mäßigkeiten zu erkennen und ent-sprechende Reaktionen abzuleiten. Das Greifsystem selbst wird also systematisch Informationen über das gegriffene Bauteil, den Prozess und die Komponenten erfassen, verarbeiten und entsprechende Re-aktionen ausführen. So nutzt Schunk beim Smart Grip-ping die Daten mehrerer Sensoren, um durch Datenkorrelation neue Informationen zu erhalten und in-telligent Entscheidungen zu tref-fen. Über eine Echtzeit-Prozess-analyse ist eine proaktive Trendbe-wertung und deren umgehende Einbeziehung in die Qualitätsrege-lung des Fertigungsflusses mög-lich. Integrierte Webserver erlau-ben eine direkte Systemansprache sowie eine ferngesteuerte Diagnose und Parametrierung. Smarte Co-act-Greifer für die Mensch-Robo-ter-Kollaboration wiederum regis-trieren Annäherungen von Men-
▶
Bild
: Sch
unk
Smarte Greifer
vermessen, identi -
fizieren und über -
wachen in Echtzeit
gegriffene Bauteile
und den laufenden
Produktions prozess.
Der AutorDr. Martin May, Head of Research/
Advanced Techno-
logy, Head of
Cyber Physical
Systems,
Schunk GmbH &
Co. KG.
mav Innovationsforum | 25.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
Mit dem smarten Hydro-Dehn-spannfutter iTENDO präsentiert Schunk zudem einen Werkzeughal-ter zum Real-Time-Process-Moni-toring in der Zerspanung, der ei-nen hohen Grad der Sensitivität, Konnektivität und Funktionsinte-gration ermöglicht. Es ist der welt-weit erste intelligente Werkzeug-halter, der den Zerspanungspro-zess unmittelbar am Werkzeug überwacht und eine Echtzeitrege-lung der Schnittparameter ermög-licht. Mit ihm ist es möglich, Schwingungen, Rattermarken und Werkzeugversagen zu erfassen und den Prozess unmittelbar und voll-automatisch anzupassen, sobald Abweichungen auftreten. Das smarte Tool erlaubt eine lü-ckenlose Dokumentation der Pro-zessstabilität, eine echtzeitfähige Regelung von Drehzahl und Vor-schub sowie eine mannlose Grenz-wertüberwachung und Werkzeug -brucherkennung. Wird der Prozess instabil, kann dieser in Echtzeit und ohne Eingriff des Bedieners wahlweise gestoppt oder adaptiert werden, bis der Schnitt wieder in einen stabilen Bereich überführt ist. Da die Algorithmen unabhän-gig vom Bediener ablaufen und von diesem lediglich Grenzwerte und Reaktionen definiert werden, ist keine Expertenbeurteilung der ermittelten Daten erforderlich. Stattdessen regelt das System an-hand der Vorgaben autonom und in Echtzeit den Prozess. Passend zur jeweiligen Anwendung können
über einen Webservice sowohl die Grenzwerte als auch entsprechen-de Reaktionen bei deren Über-schreitung definiert werden. Die gesamten Prozessdaten verbleiben innerhalb des geschlossenen Regel-kreises der Maschine, sodass eine größtmögliche Datensicherheit ge-währleistet ist. Der sensorische Werkzeughalter verfügt über die identische Stör-kontur wie konventionelle Werk-zeugaufnahmen. Auch der Einsatz von Kühlschmiermittel ist wie ge-wohnt möglich. Ausgestattet mit Sensor, Akku und Sendeeinheit er-fasst das intelligente System un-mittelbar am Werkzeug den Pro-zess, überträgt die Daten drahtlos an eine Empfangseinheit im Ma-schinenraum und von dort per Ka-bel an eine Regel- und Auswerte-einheit, wo die Daten ausgewertet werden. Das System lässt sich denkbar einfach nachrüsten, ohne dass eine Modifikation oder ein Tausch von Maschinenkomponen-ten erforderlich ist. ■
Schunk GmbH & Co. KGwww.schunk.com
Bild
: Sch
unk
Der smarte
iTENDO ermög-
licht eine
Echtzeitprozess -
überwachung
und -regelung
unmittelbar am
Werkzeug.
schen und ermöglichen eine situa-tionsabhängige Reaktion, ohne dass Mensch und Roboter sich be-rühren.
Autonome Greifer vermeiden Kollisionen
Mittel- und langfristig geht der Trend zum autonomen Greifen. Im Zusammenspiel mit 2D- und 3D-Kameras werden Greifer in der Lage sein, Kollisionen zu vermei-den, sie werden wissen, wie Werk-stücke zu greifen sind, und ge-meinsam mit dem übergeordneten Handhabungssystem die optimale Greifstrategie entwickeln. Darüber hinaus arbeitet die Forschung an Algorithmen, um unterschiedliche Geometrien und Anordnungen zu klassifizieren und optimale Greif-strategien zu entwickeln. Letztlich sollen Greifsysteme in die Lage versetzt werden, Teile eigen-ständig zu handhaben und die zu-grundeliegenden Algorithmen selbständig zu verfeinern. Indem Schunk in seinen Studien die Va-riationsbandbreite der Werkstück-geometrien und Kombinations-möglichkeiten vergleichbar mit In-dustrieanwendungen beschränkt, werden Geometrien und daraus abgeleitete Werkstück- und Greif -lagen schnell erkannt. Nach weni-gen Trainingsrunden klassifiziert das Netz, wie mit dem Wertevorrat an Werkstücken und den sich da-raus ergebenden Kombinations-möglichkeiten umzugehen ist.
Bild
: Sch
unk
Die Geometrie- und Leis-
tungsdaten des smarten
Werkzeughalters iTENDO
bleiben auch mit Sensorik
unverändert.
.26 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
PROZESSKETTEN IN DER AUTOMATISIERUNGSTECHNIK
Basis für die Fabrik der ZukunftMit neuen Automatisierungslösungen aber auch radikalen Denk -ansätzen hat Bosch Rexroth eine Vision entwickelt, wie die Fabrik der Zukunft aussehen wird: eine vernetzte und kabellose Ferti-gungsstätte, die effizientes Arbeiten ermöglicht und sich flexibel an Kundenbedürfnisse anpasst – vom Einzelstück bis zur Massenpro-duktion. Welche Rolle werden die etablierten Prozessketten unter diesen Bedingungen spielen?
Die Rahmenbedingungen für In-dustrieunternehmen verändern sich zunehmend. Immer volatilere Märkte mit kürzeren Produktle-benszyklen erfordern eine höhere Flexibilität und kürzere Lieferzei-ten, und das bei hohen Kosten- und Qualitätsanforderungen. Gleichzeitig hat sich das Verhalten der Verbraucher geändert. Sie er-warten zunehmend individualisier-te Produkte und umgehende Liefe-rung. Hinzu kommt die Digitali-sierung aller Lebensbereiche mit neuen Kommunikationsformen rund um das Internet. All das ist die Basis für disruptive Geschäfts-modelle, die beispielsweise Pro-duktion auf Anfrage mit Losgröße 1 zu marktgerechten Preisen bei hohem und gleichbleibendem Qualitätsstandard möglich ma-chen. Diesen Anspruch muss die Fabrik der Zukunft erfüllen.
Die Vision der Fabrik der Zukunft
Die Fabrik der Zukunft ist für Bosch Rexroth zunächst einmal ein radikaler Denkansatz, der die Leitplanken für die Produktent-wicklung liefert. Wenn man über-legt, was in der Zukunftsfabrik durch Vernetzung nicht veränder-bar ist, bleibt erstaunlich wenig übrig: der Boden, die Wände und ein Dach. Der Rest der Fabrik, also Maschi-nen, Automationstopologien, Ein-richtungen, Kommunikationswe-ge, sogar die Menschen und ihre Zusammenarbeit werden sich für die Fabrik der Zukunft verändern. Das Arbeiten in der vernetzten Fa-brik wird anspruchsvoller und fle-xibler. Die Komplexität in vernetz-ten Systemen wird durch intelli-gente IT beherrschbarer und die
Vernetzung ermöglicht es auch, das Arbeitsumfeld zu individuali-sieren. Das Ziel ist eine maximale Flexibilität in der (Re-)Konfigu-rierbarkeit der Produktionsmittel.
Lösungen für die Produktion von morgen
Einigen Technologien steht eine breite industrielle Anwendung erst noch bevor. Beispiele dafür sind der Mobilfunkstandard 5G oder die induktive Stromversorgung von Maschinen über den Hallen-boden. Andere Technologien stehen be-reits heute für die Anwendung be-reit und ermöglichen es, erste Schritte in Richtung Fabrik der Zukunft zu gehen.
∙ Hydraulische, mechanische oder elektronische Komponenten, die Daten erfassen, sich selbst über-
▶
Bild
: Bos
ch R
exro
th
Die Vision der
Fabrik der Zu-
kunft: volle Fle-
xibilität durch
verteilte Intelli-
genz und Vernet-
zung sämtlicher
Geräte in der
Fertigung.
Der AutorDr. Karsten Kreusch, Produkt-
management
CNC-Systeme,
Bosch Rexroth
AG.
mav Innovationsforum | 27.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
wachen und Fehler diagnostizie-ren (intelligentes Hydraulikag-gregat CytroBox, Lineartechnik-Komponenten mit integrierten Sensoren, CNC-System MTX)
∙ Autonom fahrende, intelligente Systeme, die den innerbetriebli-chen Transport übernehmen (Active Shuttle)
∙ Digitale Assistenzsysteme, die Mitarbeiter bei manuellen Tätig-keiten unterstützen (Active As-sist, intelligenter Schrauber Ne-xo)
brik der Zukunft weiter an Bedeu-tung gewinnen.
Prozessketten gewinnen an Bedeutung
Mit dem Ziel, anwenderfreundli-che, zukunftssichere und verlässli-che Lösungen anzubieten, arbeitet Bosch Rexroth an den unter-schiedlichsten Ausprägungen von Prozessketten:
∙ Über eine offene Schnittstelle werden einmal für die NC-Pro-grammierung zusammengetra-gene Daten für Werkzeuge, Vor-richtungen und Werkstücke per Mausklick in die Simulation übernommen. Zusammen mit einer virtuellen CNC entsteht so ein Digitaler Zwilling einer Werkzeugmaschine.
∙ Ein kommerzielles, werkstattge-rechtes Programmiersystem ist in die CNC-Bedienoberfläche integriert und vervollständigt in
Verbindung mit einer NC-Simu-lation das umfassende Lösungs-portfolio für das Strahlschnei-den.
∙ Verschiedene Software-Baustei-ne für das Additive Manufactu-ring dienen nicht nur der Gene-rierung von Druckprogrammen, sondern ermöglichen auch die informationstechnische Inte -gration dieser Technologie in ein bestehendes Umfeld der indus-triellen Fertigung für eine Auf-tragsplanung und -überwa-chung.
∙ Eine durchgehende Auftragsab-wicklung, beginnend beim web-basierten Konfigurator für Line-artechnik-Produkte, über eine automatische CAD-Datengene-rierung inklusive Produktdaten-management bis hin zur auto-matischen Generierung von NC-Programmen für kundenspezifi-sche Komponenten ermöglicht kurze Durchlauf- und Liefer -zeiten.
Prozessketten entscheiden über reibungslose Abläufe und fehler-freie Prozessschritte und sind so-mit wertbestimmend. Die genann-ten Beispiele zeigen, dass sie zur Digitalisierung von Workflows neben verteilter Intelligenz und Vernetzung in der Fabrik der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen werden. ■
Bosch Rexroth AGwww.boschrexroth.com
Bild
: Bos
ch R
exro
th
Software-Bau-
steine zur Imple-
mentierung von
3D-Druck in die
industrielle Fer-
tigung.
rungslösungen und IT-Systeme miteinander zu verknüpfen bzw. virtuelle und reale Wertströme zu einer vernetzten Produktion zu verschmelzen. Diese Offenheit ist wichtig, da sich Anwender aufgrund unterschied-lichster Kriterien für spezielle Lö-sungen und Softwaresysteme ent-scheiden und damit individuelle Prozessketten als Ausdruck der Di-gitalisierung von Workflows in den Unternehmen aufbauen. Diese Prozessketten werden in der Fa-
∙ Solution Sets zur Erfassung, Analyse und Visualisierung von Echtzeit-Produktionsdaten für eine kontinuierliche Prozessver-besserung
∙ Condition Monitoring und vo-rausschauende Wartung (Active Cockpit, Production Perfor-mance Manager, ODiN)
Voraussetzung für die Anwendung all dieser Technologien und Pro-dukte ist eine Automationsarchi-tektur, die auf verteilter Intelligenz und der Vernetzung sämtlicher Ge-räte in der Fertigung basiert.
Virtuelle und reale Wertströme
Mit dem Leitbild der Fabrik der Zukunft vor Augen setzt Bosch Rexroth bei seinen Produkten und Lösungen auf offene, flexible und herstellerübergreifende Kommuni-kationsstandards (z. B. OPC UA oder umati), um Automatisie-
Bild
: Bos
ch R
exro
th
Leistungsstark,
intelligent und
konnektiv: das
CNC-System
MTX von Rex-
roth.
.28 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
INDUSTRIE 4.0
Perfekte Verschmelzung virtueller und realer WeltenSteigender Termindruck und immer komplexere Bauteile zwingen Fertigungsunternehmen dazu, ihre Maschinen optimal auszulasten und Nebenzeiten oder Produktionsausfälle wirksam zu minimieren. Dazu leistet die hocheffiziente NC-Code-basierte Simulationslösung hyperMILL VIRTUAL Machining einen entscheidenden Beitrag.
Weltweit steigt bei Fertigungsun-ternehmen die Nachfrage nach 5-Achs-Bearbeitungszentren. In technologisch anspruchsvollen Branchen wie beispielsweise der Luftfahrtindustrie, sind diese Werkzeugmaschinen bereits Stan-dard. Als Pionier in der 5-Achs-Techno-logie kennt Open Mind die An -forderungen des Marktes an zu-kunftsweisende Fertigungslö -sungen. Komplexe 5-Achs-NC-Programme müssen prozesssicher an die hoch-wertigen Maschinen übermittelt werden und sollten deren Dyna-mik und Potenzial komplett aus-nutzen können. Die Schwierigkeit besteht jedoch nach wie vor darin,
einen direkten Kopplungsprozess zwischen CAD/CAM-System, Si-mulation und Maschine herzu -stellen. Oftmals ist die Simulation von CAM-Programmen vor der Ferti-gung nicht verlässlich, und eine si-chere Fräsbearbeitung ist somit nicht gewährleistet. Aus diesem Grund entwickelte Open Mind ei-ne innovative, ganzheitliche Me-thode, die eine direkte, fehlerfreie Verbindung von CAD/CAM-Sys-tem und Maschine ermöglicht. So-mit ist eine perfekte Verschmel-zung von realen und virtuellen Fer-tigungswelten sowie eine vollstän-dige Vernetzung der beteiligten Systeme ganz im Sinne von Indus-trie 4.0 zu erreichen.
▶
Bild
: Ope
n M
ind
hyperMILL VIR-TUAL Machi-ning: hocheffi-ziente Simulati-onslösung.
Der AutorPeter Brambs, Director of
Product
Innovation,
Open Mind
Technologies AG.
Bild
: Ope
n M
ind
NC-Code-basierte Simu -lation für effiziente und sichere Einfahrprozesse schon vor Maschinenstart.
Bearbeitungen bereits vorher optimieren
Mit der NC-Code-basierten Simu-lationslösung hyperMILL VIRTU-AL Machining entwickelte Open Mind ein innovatives Verfahren für eine prozesssichere und hoch-effiziente digitalisierte Fertigung. Die drei Module Center, Optimi-zer und CONNECTED Machi-ning intensivieren die Zusammen-arbeit des CAM-Systems mit den Werkzeugmaschinen entscheidend. Anhand von NC-Daten erzeugt die Simulationslösung ein perfektes virtuelles Abbild der Realität in der Maschine. Da der Postprozes-sor direkt in das CAM-System in-tegriert wurde, ist die Grundlage der Simulation der NC-Code nach dem Postprozessor-Lauf. Somit existiert eine direkte Verbindung
mav Innovationsforum | 29.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Werkzeugmaschinen und Software
mav Innovationsforum 2019
Analyse von Verfahrbewegungen der unterschiedlichen Achsen zu. Ungewöhnliche Bewegungen sind schnell zu erkennen und können im Bearbeitungsjob korrigiert wer-den, noch bevor Programme an die Maschinen übermittelt werden.
CAM und Maschine in echtzeit synchronisieren
Ganz im Sinne von Industrie 4.0 realisiert das Modul hyperMILL CONNECTED Machining die Vernetzung und Synchronisation mit der Maschine durch einen bi-direktionalen Datenaustausch mit der Steuerung. Daten werden an die Maschine ge-sendet, und die entsprechenden Prozesse werden ausgeführt; um-gekehrt werden Daten von der Maschine empfangen. Durch die
tiefgehende Vernetzung wird eine Echtzeit-Synchronisation zwischen CAM- und Maschinenwelt er-reicht. Aus der Steuerung werden Null-punkte, Werkzeugdaten sowie Ma-schinenparameter ausgelesen und mit den programmierten CAM-Daten abgeglichen. Nur wenn die-se Daten übereinstimmen und die Kollisionskontrolle erfolgreich ausgeführt wurde, kann der Ma-schinenlauf starten. Als weitere Sicherheitsfunktion werden die NC-Programme direkt in den Arbeitsspeicher der Steue-rung geladen, so sind sie vor Ver-wechslungen oder unbefugten Zu-griffen geschützt.
Bestmögliche Kontrolle und Optimierung
Über einen integrierten Remote-Zugriff können aus dem CAM-System heraus auf der Steuerung NC-Programme geladen, gestartet und gestoppt werden. Zudem wird der Programmlauf mit der Simula-tion synchronisiert. Anwendern stehen die realen Bearbeitungssi-tuationen in der Simulation in Echtzeit zur Verfügung. CAM- und Maschinenwelt sind bestmöglich miteinander vernetzt, und es kommt zu einer bisher unerreich-ten Tiefe der Prozesskontrolle und -optimierung. ■
Open Mind Technologies AGwww.openmind-tech.com
tECrApsmDsKasAwirwg
Bild
: Ope
n M
ind
Zahlreiche Ana-lysefunktionen für mehr Sicher-heit und Trans-parenz.
zwischen NC-Programm und Post-prozessor.
Reale Situation ist voll-ständig simulierbar
Reale Bearbeitungssituationen werden inklusive Verbindungsbe-wegungen virtuell abgebildet und sind vollständig simulierbar. Da-durch entsprechen die virtuellen Maschinenbewegungen exakt den realen. Die Simulation kontrolliert jede Bearbeitung bereits vor dem Einfahren der Maschine und ge-währleistet hierdurch ein Höchst-maß an Sicherheit. Für noch mehr Sicherheit und Transparenz sorgen zahlreiche Analysefunktionen, die eine ge-naue Prüfung von Bearbeitungssi-tuationen erlauben. So lassen Achsdiagramme eine detaillierte
Bild
: Ope
n M
ind
Industrie 4.0: hyper-MILL CONNECTED Machining ermöglicht eine perfekte Vernet-zung mit der Maschine.
.30 | mav Innovationsforum März | 2019
Der AutorGiari Fiorucci, Geschäftsführer,
c-Com GmbH.
DIGITALE LÖSUNGEN FÜR DIE ZERSPANENDE SUPPLY CHAIN
c-Com: Innovative Shopfloor- VernetzungDie Vorteile einer digitalisierten und vernetzten Fertigung sind un-umstritten. Oft sehen sich Unternehmen bei der Planung einer sol-chen allerdings mit hohen Kosten konfrontiert. Ebenso ist es keine Frage, dass es für alle Beteiligten der Lieferkette ein großer Mehr-wert ist, gemeinsam auf Daten zuzugreifen. In beiden Fällen bietet c-Com eine wirtschaftliche und effiziente Lösung.
In zerspanenden Unternehmen sind nicht nur die IT-Strukturen über Jahre gewachsen, sondern auch der Maschinenpark. So wird in den Fertigungen mit unter-schiedlichen Maschinen und Steuerungen gearbeitet. Um die Fertigung zu vernetzen und zu di-gitalisieren, sind die Unternehmen daher oft mit hohen Kosten und aufwendigen Implementierungs-plänen konfrontiert. An dieser Stelle ist es sinnvoll, sich die Frage zu stellen, wie weit die Digitalisierung und Vernetzung ge-hen muss, um in Relation zum Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu generieren. Denn: Digi-talisierung per se ist nicht das Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck, um die Effizienz im Unternehmen zu steigern.
Übertragung der Werkzeugparameter
Ausgehend von diesem Ansatz hat die c-Com GmbH, ein unabhängi-ges IT-Start-up der Mapal-Gruppe, innovative Lösungen rund um das Management von Werkzeugen und deren Daten im Bereich der zer-spanenden Fertigung entwickelt. Eine dieser Lösungen ist c-Con-nect. Der Einsatz von c-Connect zahlt sich für Kunden gleich mehrfach aus. Einzige Voraussetzung ist ein Internetzugang. c-Connect ermög-licht zum einen eine automatisierte und fehlerfreie Datenübertragung der Werkzeugeinstellparameter vom Einstellgerät zur Maschine in-klusive der Registrierung der Be-standsbewegungen. Dafür sind
weder Hardware- noch Software-Anpassungen nötig. Zum anderen kann mit der c-Connect Box, ei-nem tragbaren flachen Computer ohne Tastatur, dank verschiedener Sensoren unter anderem der Ma-schinenstatus überwacht werden.
Maschinen schnell und unkompliziert vernetzen
An jeder Maschine wird dazu eine c-Connect Box montiert und über den USB-Anschluss angeschlossen – schnell und einfach. Damit las-sen sich auch Maschinenparks mit ganz unterschiedlichen Maschinen schnell und unkompliziert vernet-zen. Denn c-Connect ist mit allen gängigen Maschinensteuerungen kompatibel und damit ein günsti-ges Einstiegsmodell für die Digita-lisierung im Bereich der Zerspa-nung. Und zwar mit Erweiterungs-potenzial. Mit c-Connect werden keine Wege verbaut, die Digitali-sierung kann nach und nach aus-geweitet werden. So sind beispiels-weise alle Vorteile, die die weiteren c-Com-Module bieten, integrier-bar.
Messdaten direkt übertragen
Wo in großen Serienfertigungen normalerweise RFID-Chips und DNC-Server im Einsatz sind, wer-den in kleineren Unternehmen re-levante Messdaten häufig mittels manueller Eingabe vom Einstellge-rät auf die Bearbeitungsmaschine übertragen. Dieses Vorgehen ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch fehleranfällig und kann im schlimmsten Fall zu Schäden an Werkzeug, Maschine oder Bauteil führen. Solche manuellen Übertra-gungsfehler werden mit c-Connect gänzlich ausgeschlossen.
▶
Bild
: c-C
om
Die c-Connect
Box wird schnell
und einfach über
den USB-An-
schluss an die
Maschine ange-
schlossen.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
mav Innovationsforum | 31.März | 2019
Neben c-Connect bietet c-Com weitere Module inklusive korres-pondierender Apps für ein innova-tives, kollaboratives Datenmana-gement mit sehr hoher Transpa-renz und Effizienz, unter anderem das Herzstück der Open-Cloud-Plattform, das Modul „Tool Dashboard“. Hier finden alle Nut-zer entlang der Lieferkette, bei-spielsweise aus Fertigung, Einkauf oder Logistik, die für sie relevan-ten Werkzeugdaten, und das mit Bezug zu einzelnen Bauteilen und Anwendungen. Es besteht quasi ei-ne übergeordnete Technologieda-tenbank.Darüber hinaus bietet c-Com die Module „Maschine Run-Off“ für eine erfolgreiche Maschinenab-nahme, „Reconditioning Manage-ment“ für das Nachschliffhandling und „Dynamic Order Optimizer“ für optimale Bestellvorgänge. Bei zahlreichen Kunden ist c-Com be-reits erfolgreich im Einsatz, weite-re Module und Apps stehen in den Startlöchern. ■
c-Com GmbHwww.c-com.net
Das Einstellgerät vermisst das Werkzeug und von dort aus wer-den anschließend die Messdaten automatisch an die c-Com Platt-form übertragen. An der Maschine holt sich die c-Connect Box die Messdaten zum Werkzeug aus c-Com und übermittelt sie auf Knopfdruck an die Bearbeitungs-maschine.
Nebenzeiten werden eingespart
Nicht nur Fehler werden ausge-schlossen, es werden zudem unnö-tige Nebenzeiten eingespart. Ganz nebenbei registriert die c-Com-Plattform auch noch die Bestands-bewegungen. Darüber hinaus be-steht die Möglichkeit, beim Abrüs-ten des Werkzeugs Daten wie Standzeit oder Wechselgrund in c-Com zu erfassen, das heißt die Werkzeugbegleitkarte zu digitali-sieren. Dadurch lassen sich nicht nur wertvolle Analysen und Be-richte für Prozessoptimierungen erzeugen, sondern es besteht die Möglichkeit einer einfachen, indi-rekten Maschinenüberwachung.
Einfaches MES-System
Zusätzlich können verschiedene Sensoren an c-Connect angeschlos-sen werden. So wird c-Com zum einfachen MES-System (Manu-facturing Execution System). Die Sensoren messen beispielsweise die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit oder den Status der Maschinensig-nalleuchte. Wird ein definierter Wert über- oder unterschritten wird umgehend eine Push-Nach-richt an den Bediener beziehungs-weise den Verantwortlichen, bei-spielsweise in Form einer SMS, Twitter oder E-Mail, gesendet. Gleiches geschieht bei Fehlfunktio-nen. Sobald etwa die Maschinen-signalleuchte auf Rot umschaltet, erfolgt umgehend eine Benachrich-tigung und der Fehler kann beho-ben werden. Damit sind unter an-derem lange Stillstandzeiten wäh-rend der mannlosen Fertigung, beispielsweise über Nacht, ausge-schlossen. Der Benachrichtigte kann direkt reagieren.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Digitale Messdatenübertragung mit der c-Connect Box
Automatische DatenübertragungDas Einstellgerät sendet die Messdaten automatisch an c-Com
Kein zusätzlicher Bearbeitungsaufwand
Keine händische Eingabe
Keine Übertragungsfehler
Kürzere Nebenzeiten
DigitaleMessdatenübertragung
Datenübertragungper KnopfdruckDie c-Connect Box lädt sich die Messdaten automatisch von c-Com und leitet sie per Knopfdruck überUSB an die Maschine
Standmenge, Restnutzung
Bild
: c-C
om
Maschinenüberwachung
Nachrichtenerstellungc-Com leitet eine Push-Nachrichtmit dem Maschinenstatus an dasBenutzerendgerät
StatuswertüberwachungDie c-Connect Box sendet denMaschinenstatus an c-Com
Bild
: c-C
om
.32 | mav Innovationsforum März | 2019
NEUE ANSÄTZE FÜR INNOVATIVE ZERSPANUNGSLÖSUNGEN
Drehbearbeitung wird sich drastisch ändernAufgrund der rasanten Weiterentwicklungen der Werkstückstoffe werden immer höhere Anforderungen an Zerspanungswerkzeuge hinsichtlich Bearbeitungseffizienz, Zuverlässigkeit und Qualität ge-stellt. Mit einem tiefgreifenden Verständnis der Herstellungspro-zesskette entwickelt Ceratizit hocheffektive Zerspanungswerk -zeuge, modernste Beschichtungstechnologien, innovative Bearbei-tungsverfahren und praktikable Industrie 4.0-Lösungen.
Wie drehen Fertigungsbetriebe im Jahr 2030 prozesssicher und effek-tiv? Der Hartmetallspezialist aus Reutte hat auf diese Frage eine spannende Antwort: Die Zukunft der konventionellen Drehbearbei-tung wird sich drastisch ändern. Statt mit einem festen Anstellwin-kel zum Werkstück, wird künftig die Frässpindel genutzt werden, um einen hochdynamischen Win-kel am Werkstück zu erzeugen.Diese Methode nennt Ceratizit „High Dynamic Turning“. Durch die Nutzung des Spindelantriebs in Verbindung mit dem schlanken, axialen Werkzeugaufbau der soge-
nannten FreeTurn-Werkzeuge, profitieren Anwender künftig von dem 360°-Freiheitsgrad der Achse, ganz ohne Kollisionsgefahr.
Nur noch ein Werkzeug für viele Operationen
Der Werkzeughersteller ist davon überzeugt, dass statische Werkzeu-ge mit einem fixen, unveränderli-chen Anstellwinkel bald von solch dynamischen Werkzeugen abgelöst werden, weil diese eine viel höhere Flexibilität und Individualität an der Maschine bieten. Mithilfe der Frässpindel kann ein 360°-Rotati-
onsfreiwinkel genutzt werden, um das Werkzeug in jeglicher Position zu einem Werkstück anzustellen.Dadurch wird einerseits der Span-bruch optimiert, was beim kon-ventionellen Drehen nur mit spe-zialisierten Spanleitstufen erreicht werden kann. Andererseits kann ein positiver Einfluss auf die Bau-teilqualität durch eine Änderung der Anstellung während des Pro-zesses erreicht werden. Selbst Hin-terschnitte könnten generiert oder Konturen erzeugt werden, für die heutzutage zusätzliches Werkzeug notwendig wäre. Statt also meh -rere Werkzeuge fürs Schruppen,
▶
Bild
: Cer
atiz
it
FreeTurn-Werk-
zeug von Cera -
tizit: Nur noch
ein Werkzeug für
viele Operatio-
nen.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Der AutorNorbert Stattler, PR Manager,
Cutting Tools,
Ceratizit Deutsch-
land GmbH.
mav Innovationsforum | 33.März | 2019
neue Bearbeitungssituation durch-geführt werden kann.
Komplettanbieter in der Zerspanung
Mit High Dynamic Turning und den FreeTurn Tools revolutioniert Ceratizit das Drehen, doch das ist längst nicht alles. Das neue Team Cutting Tools der Ceratizit-Grup-pe ist ein Komplettanbieter in der Zerspanung und fördert stets innovative Werkzeuglösungen zu-tage. Vertreten durch die Kompe-tenzmarken Cutting Solutions by Ceratizit, Komet, WNT und Klenk investiert das Team Cutting Tools intensiv in Forschung und Ent-wicklung, um Zerspanungsprozes-se in puncto Effektivität und Zu-verlässigkeit weiter zu verbessern – neben der Evolution von bestehen-den Schneidstoffen, Werkzeugen und Prozessen auch mit dem Fo-kus auf mögliche Quantensprünge und Revolutionen. Dass dabei die Digitalisierung nicht außer Acht gelassen wird, macht das Assis-tenzsystem ToolScope deutlich, das als eine äußerst erfolgsverspre-chende Industrie 4.0-Lösung ge-handelt wird. ■
Ceratizit Deutschland GmbHwww.ceratizit.com
Bild
: Cer
atiz
it
Das dynamische
FreeTurn Werk-
zeug nutzt den
Rundum-Frei-
heitsgrad der
Frässpindel.
Der variable
Schneidkanten-
wechsel erfolgt
durch Rotation
um die Werk-
zeugachse.
Eigenschaften bestehen. Zum Bei-spiel verschiedenen Spitzenwin-keln, Eckenradien oder Spanleit-stufen – sogar unterschiedliche Beschichtungen und Schneidstoffe sind denkbar. Das Werkzeug kann also auf die Bedürfnisse der Bear-beitung angepasst werden und bie-tet deshalb den Vorteil, mehrere Werkzeuge zu ersetzen. Das wiederum führt zu massiven Einsparungen von Werkzeugwech-selzeiten, Werkzeugmagazinplät-zen und Werkzeugen selbst. Eine herausragende Eigenschaft besteht darin, Bauteile mit hochkomple-xen Konturen ohne Einschrän-kung mit nur einem FreeTurn-Werkzeug herzustellen. Dabei sorgt die Flexibilität dafür, dass bei Bauteilumrüstungen sehr schnell und effektiv eine Anpassung an die
Schlichten, Konturdrehen, Plan- oder Längsdrehen einzusetzen, ist beim HDT nur noch ein dynami-sches Werkzeug – der FreeTurn von Ceratizit – notwendig.
Werkzeugwechselzeiten massiv verkürzt
Das Einzigartige am FreeTurn ist sein einfacher Aufbau. Die Werk-zeugaufnahme und der schlanke Schaft, der durch das axiale Kon-zept die Kraft optimal in die Spin-del lenkt, bilden eine stabile Ein-heit. Stirnseitig befindet sich eine mehrschneidige Wendeschneid-platte, die einfach aufgeschraubt wird. Das zum Patent angemeldete Free-Turn-System kann aus mehreren Schneiden mit unterschiedlichen
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: Cer
atiz
it
FreeTurn ist einzigartig einfach aufgebaut. Die Werkzeug-
aufnahme und der störkonturoptimierte, schlanke Schaft
bilden eine stabile Einheit, die eine Bearbeitung in engen
Werkstückkonturen bis zum Futter ermöglicht.
Bild: Ceratizit
Durch die Anstellung des Free-
Turns über verschiedene Achsen
kann die Bearbeitung von allen
Seiten erfolgen. Zudem ist der
Anstellwinkel währenddessen
veränderbar, was eine dynamische
Bearbeitung nahezu jeder
Werkzeugkontur
ermöglicht.
.34 | mav Innovationsforum März | 2019
FLEXIBLE UND LEISTUNGSFÄHIGE WERKZEUGSYSTEME FÜR MEHRSPINDELDREHMASCHINEN
Die richtigen Werkzeuge machen den UnterschiedKurze Taktzeiten, hohe Stückzahlen und komplexe Bearbeitungen. Der produktive Einsatz von modernen Mehrspindeldrehmaschinen fordert neben dem Knowhow in der Programmierung auch den Einsatz von flexiblen und leistungsfähigen Werkzeugsystemen. Die Paul Horn GmbH bietet neben Prazisionswerkzeugen auch die pas-senden modularen Werkzeugträger für die Zerspanungsaufgaben der Anwender.
Mehrspindeldrehautomaten gelten seit Jahrzehnten als das Nonplus-ultra in der Serienfertigung von Drehteilen. Vor dem Einzug der CNC-Steuerung setzten Anwender Mehrspindelmaschinen aus-schließlich für die Großserienferti-gung ein. Die kurvengesteuerten Maschinen produzierten hunderttausend- oder millionenfache Stückzahlen eines einzigen Bauteils. Dabei war der Anspruch an die Modularität und Flexibilität der Werkzeugsys-teme nicht sehr hoch, da die Werk-zeuge und Maschinen nur für ein Werkstück eingestellt wurden. Mit dem Einzug der CNC-Steuerung stieg ebenfalls die Flexibilität die-ser Maschinen. So setzen die An-wender, die mit bis zu acht Haupt-spindeln und zusätzlichen Gegen- (Synchron-) spindeln ausgestatte-ten Drehmaschinen, auch bei mitt-leren und kleinen Losgrößen ihrer Aufträge ein.
Unglaubliche Bandbreite an Verfahren
In der heutigen Zeit gibt es kaum ein Zerspanungsverfahren, wel-ches nicht auf einer Mehrspindel-drehmaschine zum Einsatz kommt. Eingesetzt werden bspw. das Stechdrehen, Fräsbearbeitun-gen, Nutstoßen, Polygondrehen sowie das Gewindewirbeln. Die kompakten Bauformen und die komplexen Bearbeitungsmöglich-
▶
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: Hor
n/Sa
uerm
ann
Eine Horn-Neu-
heit: Werkzeuge
zum Polygon -
drehen zur
produktiven Her-
stellung unrunder
Konturen.
keiten der Maschinen, stellen die Anwender bei der Programmie-rung und der Suche nach der pas-senden Werkzeuglösung vor einige Herausforderungen. Das Ziel stets vor Augen, die produktivste Bear-beitungsstrategie der zu fertigen-den Bauteile zu entwickeln.
Modularität spielt entscheidende Rolle
Für den flexiblen und produktiven Einsatz von Mehrspindlern bei kleinen und mittleren Losgrößen spielt die Modularität der einge-setzten Werkzeugsysteme eine ent-
mav Innovationsforum | 35.März | 2019
gestaltet sich bedienerfreundlich und präzise. Ein weiteres Problem in der flexi-blen Serienfertigung stellt die opti-male Zufuhr des Kühlschmierstof-fes (KSS) dar. Das Verbauen der KSS-Leitungen im Arbeitsraum für die optimale Kühlung der Schnei-den kann die Kollisionsgefahr mit anderen Werkzeugschlitten zur Folge haben. Dieses Problem ent-fällt mit dem Einsatz modularer Systeme mit innerer Kühlmittelzu-fuhr. Der KSS tritt hierbei entspre-
chend des gewählten Systems di-rekt an oder aus der Schneidplatte oder über angepasste Düsen am Werkzeugträger aus. Das bietet dem Anwender die Möglichkeit, die Kühlung flexibel und schnell auf die Zerspanaufgabe anzupas-sen.
Modularer Systembaukasten
Der modulare Werkzeugsystem-baukasten von Horn verfügt über eine hohe Auswahl an Grundhal-tern für den Anschluss an den gän-gigen Maschinentypen. Die pas-senden Stechhaltestücke mit inne-rer Kühlmittelzufuhr erlauben die Höhenverstellung der Kassetten und deren Befestigungen in Nor-mallage oder in Überkopflage, links oder rechts am Stechhalte-stück. Die Grundhalter erlauben die Aufnahme der Spannkassetten vieler Schneidplattensysteme von Horn. ■
Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbHwww.phorn.de
Bild
: Hor
n/Sa
uerm
ann
Enge Platzver-
hältnisse bei
Mehrspindlern
erfordern durch-
dachte Werk-
zeuglösungen.
Bild
: Hor
n/Sa
uerm
ann
Modulares
Ein- und
Abstechsystem
mit innerer Küh -
l mittelzufuhr.
scheidende Rolle. Die Systeme müssen sich flexibel und rüst-freundlich im Arbeitsraum inte-grieren lassen. Das Ziel ist es, die Rüstzeiten bei Werkzeugwechseln deutlich zu re-duzieren und die Effektivität der Maschine zu erhöhen. Horn bietet das mit seinem modularen Werk-zeugsystem. Das System lässt sich dabei auf Einspindeldreh -maschinen und auf Mehrspindel-maschinen gleichermaßen einset-zen. Der Wechsel der Werkzeuge
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
.36 | mav Innovationsforum März | 2019
Der AutorDr.-Ing. Tobias Knipping,
Forschung und
Entwicklung, MAS
GmbH.
HONMODUL AUCH FÜR DIE SERIENANWENDUNG
MHcut – Zylinderform und Rundheit μm-genauDer Trend in der Automobilindustrie und anderen Bereichen geht hin zu immer kleineren Toleranzen. Dies betrifft nicht nur die Län-genmaße, sondern vor allem auch die Form- und Lagetoleranzen. Was vor wenigen Jahren als nicht herstellbar angesehen wurde, läuft heute in Serien mit mehreren Millionen Stück pro Jahr. Die Er-schließung völlig neuer Dimensionen für Serienanwendungen ist ei-nes der Ziele, welches die MAS GmbH in Leonberg mit ihrem zum Patent angemeldeten Honmodul MHcut für ihre Kunden verfolgt.
„Jetzt spinnen die völlig“, denkt sich Hartmut Müller, nachdem er die neueste Anfrage seines wich-tigsten Kunden in Händen hält. Ei-nen marktfähigen Teilepreis zu er-reichen bei Form- und Lagetole-ranzen, die auf einer Länge von 25 mm weniger als 1 μm in der Zylin-derform und Rundheit betragen? Gleichzeitig soll die Oberfläche auch noch mit einer Rauheit von Ra ≤ 0,1 μm höchsten Ansprüchen genügen. Und zu guter Letzt sollen
die Teile auch noch eine Härte von 54+2 HRC aufweisen. Eine echte Herausforderung, da die Firma dringend auf diesen Kunden angewiesen ist und schon allein deshalb alles dran setzen wird, um auch dieses neue Bauteil erfolgreich umzusetzen. Außerdem würden bei einer angefragten Menge von knapp zwei Millionen Stück pro Jahr auch die Geschäfte seiner Firma einen ordentlichen Schub erhalten.
In Gedanken geht er den Maschi-nenpark durch, der ihm zur Verfü-gung steht: Die Vorbearbeitung sollte auf einer Mehrspindeldreh-maschine einfach zu realisieren sein. Das anschließende Härten er-folgt außer Haus und war bisher noch nie ein Problem. Die Fertig-bearbeitung auf einer Präzisions-drehmaschine ist schon oft reali-siert worden und die entsprechen-de Automatisierung ist verfügbar.
Finishprozess macht Sorgen
Sorgen macht sich Müller nur über den Finishprozess, der auf den be-stehenden Honmaschinen nicht nur sehr aufwendig einzurichten ist, sondern zudem auch kapazitiv ein großes Problem darstellt. Spä-testens bei der Kalkulation dieses Prozessschritts laufen ihm die Kos-ten pro Bauteil völlig aus dem marktüblichen Bereich hinaus und er kann nicht mehr konkurrenzfä-hig anbieten.Noch völlig in Gedanken auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem macht er sich auf den Weg zur täglichen Produktionsbe-sprechung, Nachdem diese Routi-ne absolviert wurde, spricht er sei-nen Kollegen Markus Meier auf sein Problem an. Dieser ist für ei-nen anderen Bereich verantwort-lich, der vor einiger Zeit eine ähn-liche Thematik bearbeitet hat.
▶
Bild
: MA
S
MHcut:
Frontansicht des
Honmoduls mit
Nadel.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
mav Innovationsforum | 37.März | 2019
Honmodul verspricht die Lösung
Meier erzählt ihm von einem neu-en Honmodul, welches die MAS GmbH aus Leonberg anbietet. Mit diesem Honmodul habe er seine Fragestellung erfolgreich lösen können. Völlig begeistert von die-sem neuen Gedanken macht sich Hartmut auf den Weg zurück in sein Büro, um auf der Homepage der MAS GmbH nach weiteren In-formationen über dieses neue Honmodul zu googeln.Schnell wird er fündig und kann sich in die weiteren Details des Honmoduls einlesen. Beim Hon-modul MHcut handelt es sich um
Honnadeln in μm-Schritten im Durchmesserbereich von 1-5 mm zur Verfügung. Über die verwende-te Körnung, die sowohl in Dia-mant, als auch in cBN verfügbar ist, kann die Oberflächenqualität definiert werden. Es stehen Kör-nungen von 9-25 μm zur Verfü-gung. Aufgrund des verwendeten Körnungswerkstoffes sind Hartbe-arbeitungen bis 70 HRC möglich. Auch verschiedene Hartstoffe wie Glas, Keramiken und Faserver-bundwerkstoffe wurden bereits mit den Nadeln bearbeitet.Durch die integrierten Kraft- und Momentensensoren ist das Hon-modul in der Lage, den Honpro-zess selbstständig zu steuern und kräfteoptimal auszuführen. In Kombination mit der konischen
Form der Honnadel kann sogar ei-ne Überwachung der kompletten Prozesskette verwirklicht werden. Somit können 100 % fehlerfreie Bauteile realisiert werden, solange die Nadel innerhalb der Ver-schleißgrenzen arbeitet.
Honmaschinen entlasten
Mit diesen Informationen geht Hartmut Müller im Kopf die Mög-lichkeiten durch, die sich ihm durch den Einsatz des Honmoduls ergeben. Er kann damit nicht nur seine sehr ausgelasteten Honma-schinen entlasten, die schon sehr lange einen Flaschenhals in seiner Produktionslinie darstellen, son-dern durch die integrierte Prozess-überwachung kann er auch noch die für Bauteile dieser Güte not-wendige 100%-Kontrolle durch stichprobenartige Kontrollen er-setzen.Einen weiteren Vorteil sieht er da-rin, dass seine Mitarbeiter keine verschiedenen Steuerungstypen der Honmaschinenhersteller mehr erlernen müssen, sondern dass so-wohl der Mann an der Maschine, als auch die Arbeitsvorbereitung mit den bekannten Drehmaschi-nensteuerungen künftig auch den Honprozess abarbeiten können. Dies reduziert die Fehleranfällig-keit in der Fertigungslinie nochmal erheblich und trägt somit maßgeb-lich zu einer Steigerung der Pro-zesssicherheit bei.Die Summe dieser positiven As-pekte veranlasst Hartmut Müller, den Außendienst der MAS GmbH anzurufen und nach detaillierten Absprachen und Auslegungen ein Honmodul in seine Prozesskette zu implementieren. Dadurch konnte er nicht nur einen sehr guten Teile-preis realisieren, sondern auch die Prozessfähigkeit seiner Fertigungs-linie deutlich steigern. ■
MAS GmbHwww.mas-tools.de
Bild
: MA
S
MHcut auf
Mehrspindler.
wodurch das Modul auch für gro-ße Stückzahlen einsetzbar ist. Ne-ben dem eigentlichen Honmodul besteht das Paket noch aus einer Steuereinheit, die fahrbar neben der Maschine aufgestellt wird und eine Fläche von 400 x 600 mm bei einer Höhe von 1500 mm benö-tigt.
Honnadel ist das Kernstück
Kernstück des Prozesses ist die Honnadel, die nicht nur für den realisierten Hondurchmesser ver-antwortlich ist, sondern auch die Rundheit und die gewünschte Oberfläche herstellt. Hierzu stehen
eine implementierbare Einheit, die es ermöglicht, einen Honprozess an einen Drehprozess anzuschlie-ßen, ohne das Bauteil auszuspan-nen. Dadurch werden Umspann-fehler vermieden und zudem kön-nen die Liegezeiten der Bauteile er-heblich reduziert werden, was er-hebliches Einsparpotenzial ver-spricht.
Einsatz auf Mehrspind-lern möglich
Darüber besitzt das Honmodul sehr kompakte Abmessungen von 360 x 210 x 130 mm, wodurch das Honmodul auf sehr vielen Ma-schinentypen adaptierbar ist. Auch eine Implementierbarkeit in Mehr-spindeldrehautomaten ist möglich,
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
.38 | mav Innovationsforum März | 2019
Der AutorGeorg Seemann, Product Specia-
list CAM Applica-
tion & CoroPlus
Planning, Sandvik
Coromant.
NACHHALTIGE WERKZEUGINNOVATIONEN
Ausbringung ganzheitlich erhöhenSchnellere Schnittdaten erhöhen die Produktivität auf dem Papier, aber nur robuste und zuverlässige Prozesse, Werkzeuge und Ma-schinen steigern wirklich den Output. Werkzeuginnovationen rech-nen sich also, wenn der Kundennutzen mit minimalem Risiko und geringem Aufwand realisierbar ist.
Innerhalb der industriellen Pro-duktion ist die Metallbearbeitung ein entscheidender Faktor, um dem Wettbewerb voraus zu sein. Sand-vik Coromant stellt Lösungen be-reit, die die Anforderungen von modernen Fertigungsstätten erfül-len – von Design und Planung über Logistik und Bearbeitung bis hin zur Analyse. Zudem will das Un-ternehmen mit nachhaltigen Werk-zeuginnovationen die Zukunft der Fertigung gestalten – und zwar ge-meinsam mit seinen Partnern und Kunden.
Neue Bearbeitungskon-zepte klug einsetzen
Das High-Feed Side Milling ist ein neuartiges Bearbeitungskonzept, bei dem im Gegensatz zu her-
kömmlichen Bearbeitungsansätzen mit kleineren radialen Eingriffen, einer konstanten Spandicke und hohen Vorschub- und Schnittge-schwindigkeiten zerspant wird. Um eine höhere Produktivität so-wie längere Werkzeugstandzeiten zu erreichen, benötigt man hierfür ein Werkzeug, das die Vorteile der neuen Frässtrategie in Kombinati-on mit einer CAM-Programmie-rung optimal umsetzen kann.Der CoroMill Plura HFS für die Bearbeitung von ISO-S-Werkstof-fen verfügt über einzigartige Geo-metrien und Sorten, die speziell für das High-Feed Side Milling von Ti-tanlegierungen konzipiert wurden. Der Vollhartmetall-Schaftfräser ist ausgelegt für Fräsoperationen mit großen axialen (ap) und kleinen radialen Schnitttiefen (ae) sowie
einer kontrollierten maximalen Spandicke. Der kontrollierte sowie gleichmäßige Schnitt bietet zwei Vorteile: Die gesteigerte Produk -tivität führt zu einer höheren Pro-duktionsmenge und die höhere Werkzeugstandzeit und -zuver -lässigkeit reduziert die Ausschuss-raten.
Spezifische Lösungen in den Fokus nehmen
Mit dem zunehmenden Einsatz von Luftfahrtkomponenten aus Nickelbasislegierungen ist auch die Nachfrage nach optimierten Werkzeugen gewachsen. Zwei in-novative Lösungen, die sich sehr gut für die Fräsbearbeitung eignen, sind die Keramikversion des CoroMill Plura HFS und der Kera-mik-Fräskopf für das Frässystem CoroMill 316. Das Keramiksubstrat beider Werk-zeuge ermöglicht einen anderen Schneidprozess als herkömmliche Vollhartmetallwerkzeuge, da es die Härte auch bei sehr hohen Tempe-raturen behält. So kann mit den Keramik-Schaftfräsern im Ver-gleich zu Vollhartmetallwerkzeu-gen die 20- bis 30-fache Ge-schwindigkeit erreicht werden, was ein erhebliches Potenzial für eine erhöhte Produktivität bietet.Die neuen CoroTap-Gewinde -bohrer für ISO-S-Werkstoffe sind für eine hohe Prozesssicherheit bei der Bearbeitung hochwertiger Komponenten wie Triebwerks -gehäuse ausgelegt und tragen dazu bei, Ausschussraten und Still-standzeiten zu reduzieren. Um be-ständige und wiederholbare Be -arbeitungsergebnisse zu liefern, weisen die Gewindebohrer eine optimierte Geometrie auf: ein klei-ner positiver Spanwinkel für an-spruchsvolle Werkstoffe und eine innovative, verschleißfeste Alumi-nium-Chrom-Nitrid-Beschichtung,
▶
Bild
: San
dvik
Cor
oman
t
Der neue Schaft-
fräser CoroMill
Plura HFS ISO S
wurde für den
Einsatz beim
High-Feed Side
Milling konzi-
piert.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
mav Innovationsforum | 39.März | 2019
empfehlungen – und das, ohne die CAM-Software verlassen zu müssen.
Digitale Lösungen: Der nächste Schritt
Mit Konnektivität, Fernüberwa-chung und intelligenter Datennut-zung kann der nächste Schritt ge-macht werden. Die neuen Coro-mant Capto Plus, also angetriebe-ne Werkzeughalter mit CoroPlus Technologie, ermöglichen die vo-rausschauende Instandhaltung, in-
dem die eingebetteten Sensoren al-le hierfür relevanten Daten erfas-sen. Registriert werden u. a. die tatsächlich geleisteten Maschinen-stunden seit Haltereinbau bzw. seit der letzten Wartung sowie die auf-tretenden Belastungen hinsichtlich Drehzahl, Temperatur und Vibra-tionen. Anwender profitieren von einer höheren Prozesssicherheit, einer reduzierten Ausschussrate, minimierten Nachbearbeitungs-aufwänden, einer besseren Ma-schinenverfügbarkeit und einer ge-steigerten Produktivität.Um während der Bearbeitung un-gewollte Prozessanomalien, wel-che Schäden an Werkzeugen, Werkzeughaltern, der Werkzeug-maschine oder dem Werkstück ver-ursachen, zu verhindern, bietet das CoroPlus ProcessControl-Überwa-chungssystem Kollisionserken-nung und automatische Bearbei-tungsunterbrechung zur Vermei-dung kostspieliger Maschinenre-paraturen, Überwachung der Werkzeugleistung für maximale Prozesssicherheit sowie Berichtser-stellung über Maschinenzustände und Kosteneinsparungen durch vorausschauende Wartung.Digitale Lösungen zur Überwa-chung der Maschinenauslastung machen Fertigungsunternehmen wesentlich effizienter und profi-tabler: CoroPlus MachiningIn-sights sammelt Daten, macht auf Probleme aufmerksam und liefert Einblicke, die zum Ergreifen der richtigen Maßnahmen nötig sind. CoroPlus MachiningInsights ist damit eine leicht zu realisierende Maßnahme, um Aufwände in der Produktion zu minimieren und ei-nen nahtlosen Übergang in eine di-gitale Arbeitsweise zu schaffen. ■
Sandvik Coromantwww.sandvik.coromant.com
Bild
: San
dvik
Cor
oman
t
Mit Keramik-Schaftfräsern kann im
Vergleich zu Vollhartmetallwerk zeugen
die 20- bis 30-fache
Geschwindigkeit
erreicht werden.
die Aufschweißungen verhindert. Für ein besonders stabiles Gewin-debohren verfügen die Werkzeuge über einen sehr kleinen Steigungs-winkel.
Gut geplant ist halb zerspant
Bei komplexen Zerspanungsan-wendungen kommen nicht Einzel-werkzeuge zum Einsatz, sondern immer zusammengefügte Kom-plettwerkzeuge. Hier ist die Coro-Plus ToolLibrary ein nützlicher Helfer, denn sie bietet Zugang zu Werkzeugkatalogen, die digitale Versionen tatsächlicher Tools ent-
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: San
dvik
Cor
oman
t
Die neuen Werk-
zeughalter Coro-
mant Capto Plus
ermöglichen die
vorausschauende
Instandhaltung.
Bild
: San
dvik
Cor
oman
t
CoroPlus Machi-
ningInsights
sammelt Daten,
macht auf Pro-
bleme aufmerk-
sam und liefert
Einblicke, die
zum Ergreifen
der richtigen
Maßnahmen
nötig sind.
halten, und erlaubt Anwendern, Komplettwerkzeuge direkt in ihr CAM-System zu übernehmen. So wird bei der Planung mit exakten Dimensionen und Werkzeugmo-dellen eine sehr präzise CAM-Pro-grammierung ermöglicht, die das Risiko von Kollisionen deutlich senkt. Als Teil der CAM-Software können intelligente 3D-Modelle mit nur wenigen Klicks erstellt werden. Die passenden Schnittda-ten liefert der CoroPlus Tool -Guide, Sandvik Coromants Tool für schnelle und genaue Werkzeug-
.40 | mav Innovationsforum März | 2019
Der AutorKonrad Keck,
Leiter Vertrieb
D/A/CH, Benz
GmbH Werkzeug-
systeme.
MIT INTELLIGENTER MEHRSPINDEL-TECHNOLOGIE DIE WIRTSCHAFTLICHKEIT VERVIELFACHEN
Mit Mehrspindelköpfen höchst produktiv zerspanenDurch die immer schneller werdende Kinematik der Werk-zeugmaschinen ist man vor einigen Jahren noch davon aus-gegangen, dass der Einsatz von Mehrspindelköpfen deutlich zurückgehen würde. Das Gegenteil ist jedoch der Fall!
Mehrspindelköpfe auf schnellen Hightech-Maschinen sind die opti-male Ergänzung für die wirtschaft-liche Bearbeitung in der Serien -produktion. Grundsätzlich gilt: Je größer die zu fertigenden Stück-zahlen, je wirtschaftlicher ist der Einsatz von Maschinen mit Mehr-spindeltechnologie bzw. der Ein-satz von Mehrspindelköpfen als Werkzeugträger.Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind dabei sehr umfangreich: Boh-ren, Gewindeschneiden, Reiben, Fräsen, etc. Schier unbegrenzt ist daher die Produktvielfalt in der Mehrspindeltechnologie: von klei-nen, sehr kompakten Mehrspindel-köpfen mit 2 Spindeln bis hin zu über 100-Spindlern und XXL-Lö-sungen.
Haupt- und Nebenzeiten einsparen
Durch Mehrspindelköpfe sind si-multane Mehrfachbearbeitungen, also das Zusammenfassen mehre-rer Arbeitsschritte zu einem einzi-gen bzw. einigen wenigen Arbeits-
schritten, möglich. Durch die Zu-sammenfassung gleicher bzw. ähn-licher Bearbeitungsoperationen verkürzt sich die Hauptzeit und damit die Bearbeitungszeit pro Werkstück enorm. So lässt sich z.B. mit einem 4-Spindel-Aggregat die Hauptzeit eines Bearbeitungsprozesses be-reits um 75 % gegenüber der Ein-spindelvariante senken (Abbildung 1). Durch die optimierte Bearbei-tung und die damit verbundene Zeit- und Kosteneinsparung pro Werkstück sinken die Produkti-onsstückkosten insgesamt – die Wirtschaftlichkeit der Produktion erhöht sich. Mit dem Einsatz der Mehrspindeltechnologie steigt die Fertigungskapazität.
Sinnvoller Einsatz von Mehrspindelköpfen
Bevor Mehrspindelköpfe Einzug in die Fertigung eines Unternehmens erhalten, ist eine Wirtschaftlich-keits-Berechnung sinnvoll. Ob sich der Einsatz lohnt, hängt von den Gesamtkosten ab. Diese sollten ne-ben den Fertigungskosten auch im-mer die Anschaffungskosten des Mehrspindelkopfes umfassen. In der Regel lohnt sich die Umstel-lung des Fertigungsprozesses bei kleinen Stückzahlen noch nicht. Lukrativ und gewinnbringend sind Mehrspindler jedoch ab mitt-leren und kleinen Serien, wenn eingesparte Werkzeugwechselzei-ten und reduzierte Taktzeiten die Bearbeitungszeit signifikant sen-ken.
▶
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: Ben
z
Abbildung 1: Einsparung der Haupt-Bearbei-tungszeit um 75 %.
Bild
: Ben
z
Abbildung 2
mav Innovationsforum | 41.März | 2019
Benz GmbH Werkzeugsystemewww.benz-tools.de
Bild
: Ben
z
Abbildung 3: BENZ Hybrix
Drehmaschinen kombiniert. In Reihe, nebeneinander ausgeführt, ist zudem eine mehrspindlige und damit parallele Bearbeitung der Werkstücke möglich (Abb. 3).BENZ Hybrix ist eine völlig neue Maschinenkomponente, welche überall dort ihren Einsatz findet, wo die Leistungsdichte, Präzision und Flexibilität klassischer Werk-zeugrevolver nicht ausreicht.
Fazit & Appell
Überall dort, wo Serienprodukte spanend hergestellt werden, kön-nen durch den Einsatz von Mehr-spindeltechnologie Fertigungs -
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Tipps & Tricks· KO-Kriterien für den Einsatz von Mehrspindelköpfen
beachten: z.B. zulässiges Wechselgewicht (Werkzeug-wechsler) oder zulässige Störkonturen (bei Werkzeug-wechsler und Maschine)
· Kleinste Spindelabstände: 15 mm bei Spannzangen-Spindeln
· Modulare Schnellwechselsysteme: Empfehlenswert für schnelles Werkzeug-Voreinstellen
· Verwendung von Zusatzabstützungen an Spindelnase für steife Bearbeitungsbedingungen
· Ideales Getriebeschmierkonzept wählen: Fettdauer-schmierung bis Ölnebelschmierung
· C-Achs-Funktionalität: Als Taktfunktion
· Service-Strategie für höchste Verfügbarkeit wählen: Schwesterwerkzeuge, Konzept zur vorbeugenden War-tung, Crash-Pakete etc.
· Fachberatung für die optimale Ausführung vor Ort nutzen
· Stationäre, fest angeflansch-te Mehrspindelköpfe. In der Regel große, schwere Aus-führungen
Bei Mehrspindelköpfen gibt es drei wesent liche Bauformen:
· Wechselbare Mehrspindel-köpfe für Bearbeitungs -zentren
· Mehrspindelköpfe für Dreh-zentren auf Revolvern
zeiten einzelner Bearbeitungs -operationen erheblich – teilweise um das Mehrfache – reduziert werden. Anwender sollten daher ihre aktuellen und zukünftigen Be-arbeitungsaufgaben hinsichtlich dieser Potenziale analysieren. ■
Genau auf den Bear -beitungsfall abgestimmt
Mehrspindelköpfe werden in der Regel individuell, dem Werkstück entsprechend, konstruiert und ge-fertigt. Hierbei wird jedoch strikt darauf geachtet, dass aus Gründen der Herstellkosten, der Verfügbar-keit und Servicefreundlichkeit auf Standardkomponenten zurückge-griffen wird.Folgende Optionen stehen dem Anwender zur Verfügung:
∙ Spindelausführungen: Modula-res Schnellwechselsystem: z. B. BENZ Solidfix, BENZ CAPTO, BENZ Nanofix, HSK, oder kon-ventionelle Spannsysteme wie Spannzange, Weldon, Whistle-Notch etc.
∙ Kühlmittelzufuhr: Externe Küh-lung, Interne Kühlung oder MMS.
∙ Lösungen mit Absaugung
∙ Über- und Untersetzung der Spindeldrehzahlen bzw. -dreh-momente
∙ Industrie 4.0-Applikationen
Mehrspindliges Werk-zeugträgersystem:
Bei diesem neuartigen Zerspa-nungssystem wurden die Vorteile von leistungsstarken, hochdrehen-den und präzisen Motorspindeln bei Bearbeitungszentren mit der Flexibilität und Werkzeugdichte von Werkzeugträgersystemen der
Bilder: Benz
.42 | mav Innovationsforum März | 2019
INNOVATIVE UND VERLÄSSLICHE GEWINDEWERKZEUGE
Innengewindebearbeitung von hitzebeständigen StählenHitzebeständige Stähle zählen zu den Königsdisziplinen in der Innengewindebearbeitung. Hier trifft man auf Werkstoffe, die dem Gewindewerkzeug aufgrund der verschiedenartigen Legierungsele-mente viel abverlangen. Anhand der speziell für hitzebeständige Stähle entwickelten Geometrie HVA geht der Gewindespezialist Bass auf die Besonderheiten dieser Werkstoffkategorie ein.
Mit der neuen Geometrie für hit-zebeständige VA-Stähle, kurz HVA, stellt Bass eine Werkzeugfa-milie vor, welche speziell auf diese Bearbeitung optimiert wurde. Ein repräsentatives Bauteil ist der Tur-bolader: Moderne Turbolader erreichen Wellendrehzahlen von über 200 000 Umdrehungen pro Minute und müssen auf der „hei-ßen Seite“ des Bauteils Temperatu-ren von ca. 1300 °C widerstehen. Aus diesem Grund sind in der Her-stellung von Turboladern hitzebe-ständige Werkstoffe mit einem ho-hen Nickel- und Chromgehalt gän-gig.
Abrasives Material
Bei der Zerspanung des abrasiven Materials begegnen Werkzeugher-steller häufig sehr kurzen und manchmal auch unregelmäßigen Standzeiten. Hinzu kommen un-gleichmäßiger Verschleiß, Proble-me mit der Spanformung und da-mit auch der Spanabfuhr. Die Zer-spanbarkeit der rostfreien Stähle hängt dabei von den Legierungs-anteilen und dem Herstellungspro-zess (ob geschmiedet oder gegos-sen) ab. Grundsätzlich wird die Zerspanbarkeit mit höheren Legie-rungsanteilen schlechter.Als wichtigste Legierungselemente gelten Chrom (Cr) und Nickel (Ni). Aber auch der Kohlenstoffge-halt (C), sowie Anteile an Molyb-dän (Mo), Niob (Nb), Titan (Ti) und Stickstoff (N) verändern die
Eigenschaften des Werkstoffs und beeinflussen dessen Zerspanbar-keit. Bei der Bearbeitung werden diese Materialien oft als „Problemwerkstoffe“ bezeichnet. Durch die größere Zähigkeit nei-gen die Werkstoffe zur Verhärtung der Randzonen, beispielsweise an der Bohrungsoberfläche. Sie sind schlechte Wärmeleiter und führen zu langen Spänen, welche die Spanförderung erschweren.Mit steigendem Nickelgehalt nei-gen diese Werkstoffe zum Kleben und Klemmen – und damit auch zur Bildung von Aufbauschneiden. Anhand der beiden Größen Ni-ckel- und Chromgehalt werden die Werkstoffe in fünf Hauptgruppen aufgeteilt: austenitisch, ferritisch, martensitisch, Duplexstähle sowie superaustenitischer Stahl. Ein typi-scher Vertreter des superausteniti-schen Stahls ist beispielsweise 17/7 PH-Stahl. Zusätzlich ist die Zer-spanbarkeit stark vom Gefüge selbst abhängig.
Scharfe Schneide
Die Geometrie für diese Werkstof-fe erfordert eine „scharfe“ Schnei-de. Freiwinkel und Verjüngung der HVA-Familie sind so gewählt, dass die hohen elastischen Verfor-mungsanteile bei der Bearbeitung nicht zum Klemmen des Werk-zeugs führen und das Ankleben als auch die Aufbauschneidenbildung vermieden wird. Um trotz der ho-hen Belastungen hohe und pro-
▶
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: Bas
s
Dominant
HVA45 HL:
Sacklochgewin-
debohrer mit
neuer Geome-
trie.
Der AutorWerner Böhm,
Leiter Technische
Beratung und
Produktmanage-
ment, Bass
GmbH & Co. KG.
mav Innovationsforum | 43.März | 2019
sowie der Bildung von hohen Tem-peraturen und damit einhergehen-dem Kolkverschleiß entgegenzu-wirken. Durch die neue Geometrie von Bass werden die Zerspanungs-kräfte reduziert und die Spanform und -abfuhr optimal gestaltet. Dies zeigt sich am deutlichsten in der erheblichen Reduzierung der Axi-alkraft.Zudem wurde bei der Entwicklung der HVA-Geometrie auch die Interaktion von Mikrogeometrie und Beschichtungseigenschaften aufgegriffen und optimiert. Die
Beschichtung für schwer zerspan-bare Werkstoffe muss eine hohe Zähigkeit und Verschleißfestigkeit aufweisen. Die Leistung der Be-schichtung wird insbesondere be-dingt durch ihre
∙ thermische Leitfähigkeit,
∙ Oxidationsbeständigkeit,
∙ Warmhärte und
∙ Widerstandsfähigkeit gegen che-mischen und abrasiven Ver-schleiß.
Diese Eigenschaften werden in den Nanolagen der Beschichtung auf-gegriffen und dabei im Beschich-tungsprozess mit bis zu drei unter-schiedlichen Werkstoffen (Target-materialien) gearbeitet. Mittels einer innovativen Beschichtungs-technologie werden gezielt die Grundschichten mit sehr guten Haftfähigkeiten auf dem Grund-substrat ausgestattet. Die Zusam-mensetzung der Topschichten wird gezielt gewählt, um das Werkzeug gegen starke Hitze zu schützen und gleichzeitig abrasivem Ver-schleiß entgegenzuwirken. Dabei muss die Beschichtung als Ganzes eine hohe Zähigkeit aufweisen und darf nicht zu spröde sein.
KSS und MMS
Die HVA-Werkzeuge von Bass sind geeignet für den Einsatz auf Transferstraßen und den Bearbei-tungszentren, sowohl in der Nass- als auch MMS-Bearbeitung. Kommt Emulsion als Kühl-schmierstoff zum Einsatz sollte der Ölanteil jedoch mindestens 8% betragen.Mit der neuen Geometrie deckt Bass sowohl die Durchgangs- als auch Sacklochbearbeitung ab. Im Programm des süddeutschen Werkzeugherstellers sind neben unterschiedlichen Anschnittfor-men auch Werkzeuge mit und ohne innere Kühlmittelzufuhr ent-halten. ■
Bass GmbH & Co. KGwww.bass-tools.de
zesssichere Standzeiten zu errei-chen, sind weitere Faktoren bedeu-tend. Dazu zählen insbesondere:
∙ eine spezifische Makro-Geome-trie,
∙ stabile und kurze Schneiden- sowie Werkzeugauskraglängen,
∙ stabile Werkzeug- und Werk-stückspannung und
∙ hochwertiger HSSE-PM Werk-stoff.
Die scharfen, stabilen Schneidkan-ten sind erforderlich um der Auf-bauschneidenbildung vorzubeugen
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: Bas
s
Bild
: Bas
s
Ein Vergleich der HVA-Geometrie mit einer Standardgeometrie in Duplex zeigt eine Reduzierung der
Axialkraft um 30 Prozent.
Einteilung der
Werkstoffe in
fünf Hauptgrup-
pen anhand ihrer
Zerspanbarkeit.
.44 | mav Innovationsforum März | 2019
Der AutorMagnus Hoyer,
Marketingleiter,
OSG GmbH.
FRÄSEN UND BOHREN IN DER HARTBEARBEITUNG
Zeiteinsparungen mit innovativen WerkzeugkonzeptenSpricht man heute beim Fräsen von Produktivitätssteigerungen und Zeiteinsparungen, geht das meist mit einer Erhöhung von Zerspan-leistung, Vorschüben und Schnitttiefen einher. Wesentlich wirt-schaftlicher gestaltet sich allerdings ein Zerspanungsprozess dann, wenn man schon bei der Vorbearbeitung bzw. beim Schruppen eine effiziente Basis für die Folgewerkzeuge schafft. Das gilt vor allem in der Hartbearbeitung.
Das Geld wird an der Schneide verdient. Diese alte Weisheit trifft sicher einmal weniger, einmal mehr zu, denn Prozesse müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet wer-den. Ein weiterer Aspekt sind die jeweiligen Anforderungen an Zer-spanungswerkzeuge, die unter-schiedlicher nicht sein können. Häufig aber geht es generell um ei-ne Reduzierung von Taktzeiten, um Wirtschaftlichkeit und natür-lich um Prozesssicherheit. Bei den Besuchern der OSG-Work-shops kommt deshalb die klassi-sche Denkweise besonders gut an, wenn es um höhere Effizienz und Zeiteinsparungen geht. Ein Bei-spiel ist der Torus-Fräser WXS-
CRE, der in der Praxis bislang häufig als Hochvorschubfräser „missbraucht“ wird, aber als To-rus-Fräser mit einem definierten Eckenradius und +/- 5 μm Radius-toleranz wesentlich mehr Poten-ziale in der Praxis bietet. Einerseits lässt sich damit sehr präzise an die Endkontur fräsen, andererseits ist damit klar defi-niert, was an Restmaterial stehen bleibt. Konkret heißt das: Werk-zeuge werden über CAD/CAM programmiert. Die Software gene-riert also immer nach der Schrupp-bearbeitung ein Modell für das Restmaterial und gibt so vor, was vom Folgewerkzeug, meist einem Kugelfräser, noch abzutragen ist.
Nun lassen sich mit den aktuellen CAD/CAM-Systemen bereits sehr präzise die Konturen eines Werk-zeugs abbilden. Deshalb gilt, je ge-nauer ein Werkzeug ist, umso ge-nauer lässt sich dieses Modell dar-stellen.
Weicher Schnitt erlaubt Hartbearbeitung
Ein weiterer Vorteil des WXS-CRE ist, dass er mit einer Stirnschneide von 10° für eine Spanverdünnung und damit für höhere Vorschübe sowie einem negativen Spanwinkel ausgelegt ist. Ein negativer Span-winkel erzeugt für gewöhnlich al-lerdings einen hohen Schneiddruck und läuft nicht ruhig. Deshalb ar-beitet OSG mit einem starken Drallwinkel und einer balligen Schneide. Diese Konstruktions-merkmale führen zu einem wei-chen Schnitt und ermöglichen un-ter anderem auch eine Hartbear-beitung bis 70 HRC sowie ein heli-kales Eintauchen in das Werk-stück. In der Summe heißt das, es macht nicht immer Sinn, Werkzeuge aus-zureizen sondern durch eine präzi-se Vorbearbeitung bei den Folge-bearbeitungen einzusparen. Inves-tiert man so mehr Zeit in die Schruppbearbeitung, fährt bei-spielsweise geringere Zeilenab-stände, mag das zwar zunächst et-was mehr Zeit in Anspruch neh-men. Aber mit einer nahezu ge-schlichteten Oberfläche nach dem Schruppen lassen sich weitere Ar-beitsgänge (Semischruppen und -schlichten) einsparen. Zahlreiche Interessenten der OSG-Workshops haben deshalb nach ihrem Besuch in Göppingen bereits auf den fünf-schneidigen Torus-Fräser umge-stellt und schlichten damit jetzt auch.
▶
Bild
: OSG
Der fünfschnei-
dige Torus-Frä-
ser WXS-CRE
mit definiertem
Eckenradius.
Präzise vorbear-
beitet, Folge -
bearbeitungen
eingespart.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
mav Innovationsforum | 45.März | 2019
Kugelwerkzeugen aus Vollhartme-tall gilt. Während herkömmliche Wendeplattenwerkzeuge in bei-spielsweise 1.2738 kaum Standzeit bringen, hat der PFB bereits in der Praxis gezeigt, wie wirtschaftlich er eingesetzt werden kann. Dem-nach waren Oberflächengüte, die Schnittwerte und Standzeiten eines Kugelfräsers aus Vollhartmetall vorgegeben.
Schneidkantengeome-trie halbiert Verschleiß
Das Ergebnis: mit dem Wendeplat-tenwerkzeug PFB mit einer Radi-usgenauigkeit +/- 6 μm von OSG wurde eine Oberflächengüte wie bei einem VHM-Kugelfräser er-
OSG Deutschland GmbHwww.osg-germany.de
Bild
: OSG
Das Wendeplat-
tenwerkzeug
PFB gilt als effi-
ziente Alternati-
ve zu kostenin-
tensiven Kugel-
werkzeugen aus
Vollhartmetall.
Schlichtoperationen auf ein Minimum reduziert
Ähnlich positive Ergebnisse lassen sich beim Einsatz von Kugelfrä-sern generieren. Setzt man auf den dreischneidigen Kugelfräser PHX von OSG ist es möglich, damit bis zu 50 % höhere Vorschübe zu fah-ren. Ausgelegt auf Radial-steifig-keit, führt der Einsatz des PHX in der Praxis aber noch zu weiteren Vorteilen. So sind unterschiedliche Aufmaße häufig ein Thema, weil terrassenförmige Absätze durch das Folgewerkzeug abgetragen werden müssen. Der PHX verfügt hier über kürzere Schneiden am Außendurchmesser und eine stark „geschwungene“
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: OSG
Das Wendeplat-
tenwerkzeug
PFR, ähnlich
dem PFB nur
mit einer tori-
schen Platte.
Schneide. Merkmale, die einen dünneren Span erzeugen, dadurch geringe Kräfte erfordern und gleichzeitig Temperaturen in den Span bringen. Die Folge sind höhe-re Schnittgeschwindigkeiten und längere Standzeiten. Neben den enormen Zeiteinsparungen führt der Einsatz des PHX aber auch zu Oberflächen, die beispielsweise ein zeit- und kostenaufwendiges Polie-ren komplett eliminieren können. Das Fräsprogramm rundet OSG aktuell mit einem Wendeplatten-werkzeug PFB ab, das als effiziente Alternative zu kostenintensiven
reicht. Der Verschleiß konnte durch die spiralisierte, stabile und extrem scharfe Schneidkantengeo-metrie halbiert werden. Nach dem Einsatz über 22 Stunden in einer Härte von 48-50 HRC, Material 1.2738, wurde ein Verschleiß von nur 0,015 mm festgestellt. Auf-grund der hohen Oberflächengü-ten bei sowohl kurzen als auch langen Auskraglängen und der Vibrationsreduzierung hatte man sich dann entschieden, aus Kosten-gründen Step by Step auf diese Wendeplattenwerkzeuge umzu -stellen.
Leistungsfähigkeit für den universellen Einsatz
Mit drei Schneiden geht OSG mitt-lerweile auch das Bohren in der Se-rienfertigung an. So zeigt der drei-schneidige Bohrer TRS überall da, wo Leistungsfähigkeit zählt, wie schnell sich der Einsatz eines Pre-miumwerkzeugs rechnet. Doppelte Vorschübe im Vergleich zu zwei-schneidigen Bohrern und längere Standzeiten haben mittlerweile zahlreiche OSG-Kunden über-zeugt. OSG hat den TRS nun mo-difiziert. Mit einer R-Ausspitzung formt sich der Span noch leichter. Das gilt auch für zähe Materialien. Zusätzlich wird dadurch eine bis zu 30 % geringere Leistungsauf-nahme notwendig. Alles in allem sind dies also inno-vative Werkzeugkonzepte, die nicht durch pure Kraft sondern in den Details zu schnelleren und besseren Ergebnissen führen. ■
.46 | mav Innovationsforum März | 2019
ECK- UND PLANFRÄSER FÜR DYNAMISCHE MASCHINEN MIT GERINGERER LEISTUNG
Neue Fräsergeneration definiert Produktivität neuEck- und Planfräswerkzeuge mit Wendeschneidplatten gehören zu den am weitesten verbreiteten Zerspanungswerkzeugen. Mit der neuen Fräsergeneration Xtra·tec XT hat sich Walter erstmals an eine weitergehende Überarbeitung der grundlegenden Geometrie von Eckfräsern mit rhombischen Wendeschneidplatten gewagt. Das Ziel: Leistung und Prozesssicherheit gleichzeitig verbessern – und das erheblich.
Die Bearbeitungsanforderungen in der Zerspanungsindustrie ändern sich: Die Aufmaße vieler Bauteile werden immer kleiner, bei der Be-arbeitung sind deswegen kleinere Schnitttiefen gefragt. Dieser Trend hat natürlich Auswirkungen auf die eingesetzten Maschinen: Ge-fragt sind dynamische Maschinen mit geringerer Leistung. Walter hat schon seit einigen Jah-ren Zerspanwerkzeuge und Wen-deschneidplatten im Portfolio, die für diese Bearbeitungsanforderun-gen optimiert sind. Aber gemäß der Walter-Philosophie, dass man Dinge immer noch etwas besser machen kann, stellte man sich die Frage: Lassen sich die Walter-Frä-ser nicht doch noch besser ma-
chen? Die seit Januar erhältlichen Eck- und Planfräser M5130 und M5009 der Generation Xtra·tec XT sind die Antwort.
Auflagefläche um 34 Prozent vergrößert
Die Walter-Entwickler richteten dafür ihr Augenmerk auf die Geo-metrie der Wendeschneidplatten, die in den Fräsern eingesetzt wer-den – und kamen auf eine beson-ders innovative Lösung: Anstatt den Freiwinkel immer größer und dadurch die Schneidkante immer schärfer zu machen, besteht die Grundidee der Xtra·tec XT-Geo-metrie darin, den Freiwinkel zu verkleinern und den Spanwinkel
zu erhöhen. In der finalen Version liegt der Freiwinkel nun bei sieben Grad. Die Auflagefläche der Wen-deschneidplatte im Plattensitz ver-größert sich dadurch um 34 %. Die Verringerung des Freiwinkels hat Auswirkungen auf die kom-plette Geometrie des Fräsers, vor allem auf die Einbaulage der Wen-deplatten. Die lässt sich jetzt radial negativer gestalten. Durch die gleichzeitig vorgenom-mene Erhöhung des Spanwinkels bleiben aber das positive Schnitt-verhalten und das breite Anwen-dungsspektrum von Eckfräsern mit rhombisch positiven Wende-schneidplatten erhalten. Aus der veränderten Einbaulage ergeben sich sowohl für die Stabilität und Prozess sicherheit als auch für die Produktivität der neuen Walter-Eckfräser M5130 eine Reihe von Vorteilen.
Zahnrücken um 40 Prozent verstärkt
Schon die Vergrößerung der Aufla-gefläche der einzelnen Wende-schneidplatten im Fräskörper bringt einen deutlichen Zugewinn an Prozesssicherheit. Die Kraft, die auf die Platte wirkt, wird auf mehr Fläche verteilt, die Flächenpres-sung sinkt. Am Fräskörper selbst ergibt die veränderte Einbaulage die Möglichkeit, den Zahnrücken um 40 % zu verstärken. Im Vergleich zur bisherigen Lö-sung erhöht sich so auch die Stabi-lität des Fräskörpers. Die Verstär-kung macht den Zahnrücken wi-derstandsfähiger gegen hohe Zer-spankräfte. Die verstärkten Zahn-rücken ermöglichen es auch, län-gere Schrauben für die Befestigung der Wendeschneidplatten einzuset-zen. Sie sitzen so stabiler, was die Prozesssicherheit erhöht und das
▶
Bild
: Wal
ter
Walter Xtra·tec XT – die nächste
Generation der erfolgreichen Walter
Werkzeugfamilie im Fräsen bringen
Leistungsvermögen und Prozess -
sicherheit auf ein neues Level.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Der AutorBenedikt Spiegelhalder, Product Manager
Milling indexable,
Walter AG.
mav Innovationsforum | 47.März | 2019
Ausfall- und Standzeiten wurden minimiert
Aber auch bei größeren Schnitttie-fen bringt die neue Xtra·tec XT-Geometrie Effizienz- und Produk-tivitätsgewinne: Die hohe Prozess-sicherheit minimiert Ausfall- und Standzeiten auf neue Spitzenwerte. Das bestätigen Walter die Kunden, die bereits mit der neuen Fräser-Generation arbeiten. Sie heben nicht nur den sehr weichen Schnitt und den extrem ruhigen Lauf her-vor, sondern auch die Steigerung ihrer Produktivität, die sich mit den Xtra·tec XT-Fräsern und Wal-ter Tiger·tec-Wendeschneidplatten ergibt. Die besonders hohe Ober-flächenqualität wirkt sich direkt auf die Zahl der Arbeitsgänge beim Schlichten aus. Ein Plus bei der Herstellung der gewünschten Form am Bauteil ergibt sich außer-dem aus der Form der Fräser: Der Anstellwinkel beträgt exakt 90 Grad, so dass Nacharbeiten auf ein Minimum reduziert werden können.
Allrounder zum Fräsen
Einsetzen lassen sich die neuen Xtra·tec XT-Fräser für fast alle Anwendungen im Bereich Fräsen: Plan- und Eckfräsen zum Schrup-pen und Schlichten, Nutfräsen, schräges Eintauchen sowie Ta-schen- und Bohrzirkularfräsen. Der Einsatzbereich umfasst alle gängigen Werkstoffgruppen wie Stahl, nicht-rostender Stahl, Guss-eisen, Nicht-Eisen-Metalle und schwer zerspanbare Werkstoffe. Zum aktuellen Zeitpunkt stehen
Eckfräser für eine maximale Schnitttiefe bis zu 5 mm bezie-hungsweise 15 mm zur Verfügung, Planfräser sind für eine maximale Schnitttiefe von 5 mm verfügbar. Weitere Ausführungen sind in der Planung. Bestückt werden die neu-en Xtra·tec XT-Fräser mit Wende-schneidplatten aus dem Tiger·tec- Silber- und Tiger·tec-Gold-Sorti-ment. Sie zeichnen sich durch ex-treme Verschleißfestigkeit aus. ■
Walter AGwalter-tools.com
Bild
: Wal
ter
Die innovative Geometrie von Wendeschneid-platte und Fräs-körper ermög-licht die spezielle Einbaulage der Walter Xtra·tec XT-Technologie: Stabilität, Zerspanungs -verhalten und Verschleißfestig-keit werden so verbessert.
Handling verbessert. Die typischen Montagefehler, die zu erhöhtem Verschleiß oder gar Bearbeitungs-fehlern führen können, sind so fast ausgeschlossen. An der Wendeschneidplatte selbst ergibt sich durch den reduzierten Freiwinkel ein größerer Hartme-tallquerschnitt rund um die Boh-rung. Dadurch werden die Wende-schneidplatten unempfindlicher gegen die Kräfte, die beim Fräsen auf sie einwirken, und weniger bruchempfindlich.
Sieben Zähne sorgen für Produktivität
Die Konstruktion von Fräskörper, Plattensitz und Wendeschneidplat-te verbessert aber nicht nur die Prozesssicherheit: Bei den bisher üblichen Eckfräsern mit 63 mm Durchmesser und rhombisch posi-tiven Wendeplatten mit 15 mm Schnitttiefe liegt die maximal mög-liche Zähnezahl bei sechs. Beim Walter Xtra·tec XT-Eckfräser M5130 liegt sie bei sieben und er-höht damit die Produktivität. Gerade bei Werkstücken mit klei-neren Aufmaßen oder bei labilen Aufspannsituationen bringt der neue Eckfräser von Walter erhebli-che Effizienzsteigerungen gegen-über konventionellen Eckfräsern. Dadurch lässt sich beim Semi-Schlichten einer Turbinen -laufschaufel die Vorschubge-schwindigkeit mehr als verdreifa-chen: von 1,399 mm/min auf 4,775 mm/min. Das entspricht einer Steigerung von 241 %. Und das bei einer extrem hohen Pro-zesssicherheit.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: Wal
ter
Walter Xtra·tec XT Planfräser M5009 – mit einem Anstellwinkel von 45° und einer Schnitttiefe bis 5 mm opti-mal für Bauteile mit geringen Aufma-ßen und dynamische, aber leistungs-schwächere Maschinen.
Bild
: Wal
ter
Walter M5130 – Der neue Eckfräser mit 63 Zentimeter Durchmesser, aber mit 7 Zähnen. Anwender profitieren von höherer Produktivität bei erhöh-ter Prozesssicherheit.
.48 | mav Innovationsforum März | 2019
ISCAR-WERKZEUGE SORGEN BEIM DREHEN, BOHREN UND FRÄSEN FÜR PRODUKTIVITÄT
Meilensteine auf dem Weg zur intelligenten ZerspanungIscar zeigt mit seinen Werkzeugsystemen innovative Wege zur Produktivitätssteigerung auf. Nicht selten sind so Werkzeuge ent-standen, die die heutige Benchmark repräsentieren.
Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes haben willst, musst Du etwas anderes tun! Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig Anderes – statt mehr vom gleichen Falschen!(Paul Watzlawick, Philosoph, 1921–2007)Das Zitat des Philosophen und Kommunikationswissenschaftlers, Paul Watzlawick, gibt uns die Vor-lage jeder erfolgreichen Neuent-wicklung. Im Englischen würde man sagen „Think out of the Box“.Als „Innovation“ aus dem lateini-schen „innovare“, also Erneue-rung, bezeichnet man damit Erfin-dungen oder neue Verfahren, mit denen etwas möglich ist, das bis-her in dieser Form nicht möglich war.Genau diese Zielvorgaben gelten als erste Grundlage bei jeder Neu- oder Weiterentwicklung bei Iscar.
Wechselkopfsystem ist die Benchmark
Im Bereich der Bohrungsbearbei-tung gilt das Wechselkopfsystem von Iscar seit vielen Jahren als Benchmark. Bereits mit der Ein-führung des CHAM-DRILL-Sys-tems war eine der Vorgaben an die Entwickler, ein einfach zu handha-bendes modulares Bohrersystem zu entwickeln. Eines der Hauptau-
genmerke lag dabei auf der Tatsa-che, dass ohne jegliche Schrauben oder sonstige Ersatzteile ein schneller und einfacher Bohrkopf-wechsel möglich sein soll.Beim aktuellen SUMO-CHAM-System wurden anfängliche Schwächen hinsichtlich Haltbar-keit des Bohrkörpers der Vorgän-gervarianten nahezu gänzlich eli-miniert.Durch die innovative Anordnung der Anlageflächen werden die während des Bohrprozesses entste-henden Schnittkräfte zur stabilen Klemmung des Wechselkopfes ge-nutzt. Man kann also sagen, dass je höher die auftretenden Zer-spannkräfte sind, desto stabiler ist die Klemmung.Lediglich bei einseitig angreifen-den Kräften, die z. B. bei schrägem Anbohren oder bei unterbroche-nen Austritten entstehen können, kommt das System an seine Gren-zen. Die in diesen Situationen ein-
seitig auftretenden Kräfte bewir-ken, dass die Klemmkräfte redu-ziert werden, was im schlimmsten Fall zu einem Totalversagen des Systems führen kann.
Mindestens doppelte Produktivität
Somit war die Anforderung an die Entwickler bei Iscar, ein System zu entwickeln, das der Forderung nach mindestens doppelter Pro-duktivität, Wechseln ohne Ersatz-teile und dem Eliminieren der Ein-schränkungen, gerecht wird, LO-GIQ-3-CHAM wurde geboren.Bereits in den Grundlagen jeder technischen Ausbildung wird ge-lehrt, dass ein System mit Drei-punktauflage eine optimale Kraft-verteilung aufweist. Daher stellt sich nicht die Frage, ob ein Werk-zeug mit drei Schneiden hinsicht-lich Stabilität, Aufnahme der Schnittkräfte und Produktivität
▶
Bild
: ISC
AR
Die neue Hochvorschub-
geometrie „HF“.
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Der AutorErich Timons, Mitglied der
Geschäftsleitung/
CTO, Iscar
Germany GmbH.
mav Innovationsforum | 49.März | 2019
tierten Art der negativen Ausspit-zung können Vorschübe, die das zwei- bis fünffache von herkömm-lichen zweischneidigen Werkzeu-gen betragen, realisiert werden. Die Spanevakuierung wird da-durch begünstigt, dass es gelungen ist, eine völlig neue, andersartige Spanausformung zu erzielen.
serungen erzielt, jedoch herrscht als limitierender Faktor die Auf-nahme der Schnittkräfte durch den Werkzeughalter vor. Das beim Abstechen am weitesten verbreitete 32 mm-Stechschwert kann die Biegemomente, die durch die resultierenden Schnittkräfte entstehen, nicht aufnehmen und
ISCAR Germany GmbHwww.iscar.de
Bild: ISCAR
Vorteile aufweist, sondern eher die Frage, warum Bohrwerkzeuge meist zweischneidig sind.Erklären lässt sich diese Frage, wenn wir uns die beim Bohrpro-zess auftretenden Problemstellun-gen vor Augen führen. Späne-Eva-kuierung und Eigenzentrier -fähigkeit sind hier als erste zu
mav Innovationsforum 2019Werkzeuge
Bild
: ISC
AR
Um ein stabile-
res Gesamtsys-
tem zu erhalten,
führte Iscar ein
Stechschwert mit
35 mm Schwert-
höhe ein.
Der LOGIQ-3-CHAM bietet drei
effektive Schneiden für höhere
Produktivität im Bohren.
nennen. Zusätzlich kommt bei Wechselkopfsystemen die Kraft -einleitung in den Bohrkörper so-wie die Herstellbarkeit hinzu.
Anforderungen wurden übertroffen
Bisher ist es nur den Iscar-Ent-wicklern mit LOGIQ-3-CHAM gelungen, alle Anforderungen zu erfüllen und die Schwierigkeiten beim Bohrprozess mit einem drei-schneidigen Wechselkopfsystem zu beherrschen. Mehr noch, die For-derungen hinsichtlich Produktivi-tät und Stabilität wurden deutlich übertroffen. Durch die einzigartige Anordnung der Anlageflächen so-wie der völlig neuartigen, paten-
Alle Bearbeitungen im Blick
Auf der Suche nach steigender Produktivität können im Bereich Fräsen Verfahren wie Hochvor-schubfräsen, trochoidales Fräsen oder eben beim Bohren das Ver-wenden von dreischneidigen Syste-men genannt werden. Selbst bei der Drehbearbeitung kommen Hochvorschubsysteme oder neue Drehstrategien zur Steigerung der Produktivität zum Einsatz. Lediglich im Bereich des Abste-chens wurden zwar durch den Ein-satz von neuen Schneidstoffen und durch die von Iscar bereits vor einigen Jahren eingeführte tangen-tiale Schneidenklemmung Verbes-
lenkt aus. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken und ein stabile-res Gesamtsystem zu erhalten, führ-te Iscar bereits ein Stechschwert mit 35 mm Schwerthöhe ein. Dieses eli-minierte nicht das Problem, son-dern verschob lediglich die Grenze, sodass erhöhte Vorschübe realisiert werden konnten.
Benchmark beim Abstechen
Mit der Einführung des neuen TANG-F-GRIP-Systems gehören Limitierungen beim Abstechen der Vergangenheit an. Die resultieren-den Kräfte werden gänzlich durch den Werkzeughalter aufgenom-men. Das mit vier Plattensitzen versehene Stechschwert verfügt über eine zielgerichtete Kühlung und stellt in Kombination mit der neuen Hochvorschubgeometrie „HF“ eine neue Benchmark beim produktiven Abstechen dar. ■
Bild
: ISC
AR
.50 | mav Innovationsforum März | 2019
DER HERAUSFORDERNDE WEG ZUR PERFEKTEN AUTOMATION
Es geht nicht darum, Mitarbeiter zu ersetzenNiemand bezweifelt mehr, dass es richtig ist, zu automatisieren. Vielmehr stellt sich die Frage: Wie automatisiert man richtig? Der Weg zur optimalen Automation – und letztlich einer perfekten Ferti-gung – ist nicht immer kurz und manchmal auch geprägt von He-rausforderungen. HandlingTech begleitet Kunden auf diesem Weg und hilft, unnötige Fehler zu vermeiden sowie schnellstmöglich das Beste aus der Produktion herauszuholen.
Grundsätzlich gibt es drei Wege, um Produktionsabläufe nachhaltig zu verbessern: Kosten senken, Qualität verbessern und Durch-laufzeiten verkürzen. In allen drei Bereichen bieten Automatisie-rungslösungen sinnvolle Unter-stützung. Im Fokus steht dabei in erster Linie, mehr aus bereits vorhandenen Mitteln herauszuho-len. Gängige Ansätze sind deshalb, die Maschinenlaufzeiten zu erhö-hen, Wartezeiten zu eliminieren und einzelne Prozessschritte besser aufeinander abzustimmen. Der Mitarbeiter als Prozessexperte wird dabei immer wichtiger. Wieder kehrende Tätigkeiten hin-gegen können getrost einem an-spruchslosen Roboter überlassen werden.
Gute Vorarbeit sorgt für effiziente Abläufe
Bevor die Umsetzung des Automa-tionsvorhabens startet, sollten zu-nächst ein paar entscheidende Punkte geklärt sein.
∙ Die Zielsetzung: Die Möglich-keiten der Automation sind äu-ßerst vielseitig. In der Regel kommt man nicht umhin, bei der Konzeption einer individuel-len Fertigungslösung gewisse Abwägungen zu treffen. Ent-scheidung pro Preis oder pro Flexibilität? Ist der Platzbedarf entscheidender als die verfügba-re Autonomie? Klare Zielvorga-ben helfen bei der Ausarbeitung eines optimal abgestimmten Lö-sungskonzepts.
∙ Der Gesamtprozess: Gerade im Zeitalter von Industrie 4.0 wird die ganzheitliche Betrachtung der Prozessabläufe immer ent-scheidender. Welche Schritte werden im gesamten Fertigungs-prozess durchlaufen? Können gewisse Schritte anderweitig ausgeführt oder auch zusam-mengefasst werden? Die Verbes-serung eines Teilschritts ist we-nig sinnvoll, wenn gleichzeitig an anderer Stelle ein neuer Fla-schenhals entsteht.
∙ Das Budget: Die ursprünglichen Vorstellungen scheitern meist weniger an der technischen Machbarkeit als vielmehr an den wirtschaftlichen Möglich-keiten. In welchem finanziellen Rahmen die Umsetzung sinnvoll ist, sollte deshalb frühzeitig ge-klärt werden. Kleinere Anpas-sungen in der Auslegung (z. B. bei der Definition des Teilespek-trums) haben schnell einen merklichen Einfluss auf die zu erwartenden Kosten. Somit lässt sich für fast jedes Budget eine passende Automationslösung finden.
∙ Der Mitarbeiter: Neben den technischen und wirtschaftli-chen Aspekten ist der menschli-che Faktor bei einem Automati-sierungsprojekt nicht zu unter-schätzen. Wenn die Umsetzung nicht von allen beteiligten Mit-arbeitern getragen wird, kann auch das sinnvollste Projekt scheitern. Weshalb die Betroffe-
▶
Bild
: Han
dlin
gTec
h
Der modulare
HT-Automati-
onsbaukasten
sorgt für Flexibi-
lität und Wirt-
schaftlichkeit.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorGregor Großhauser, Head of Sales,
HandlingTech Au-
tomations-Syste-
me GmbH.
mav Innovationsforum | 51.März | 2019
HandlingTech Automations- Systeme GmbH www.handlingtech.de
Bild
: Han
dlin
gTec
h
Integrierte Zu-
satzprozesse stei-
gern merklich
die Wertschöp-
fung der Anlage.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Bild
: Han
dlin
gTec
h
Nicht nur die
Greifer werden
individuell ange-
passt.
Bild: HandlingTech
HandlingTech-
Zellen automati-
sieren unter-
schiedlichste
Prozesse und
Maschinen.
nen von den Vorteilen der Um-setzung überzeugt sein sollten. HandlingTech kann dabei hel-fen, unterstützende Argumenta-tionshilfen (Layouts, Simulatio-nen, Wirtschaftlichkeitsrechnun-gen etc.) zu erstellen.
Langfristige Partner-schaft hat viele Vorteile
Das Automatisierungspotenzial beschränkt sich in den wenigsten Fällen auf einen einzelnen Prozess oder nur eine Anlage. Daher ist es von Vorteil, einen Partner an der Seite zu haben, der das Unterneh-men bei den unterschiedlichsten Automatisierungsprojekten durch-gehend begleitet. Schon beim zwei-ten Projekt verringert sich der ge-meinsame Abstimmungsaufwand in der Regel erheblich.Auch sollte die Betreuung durch den Automatisierer nicht mit der Auslieferung der Anlage gleich wieder enden. Zum einen ist es be-ruhigend, sich bei Problemen auf schnelle Hilfe verlassen zu können, zum anderen bleiben Anforderun-gen an die Anlage über die gesamte Lebensdauer nicht zwingend die-selben. Produktportfolios verän-dern sich, Prozessschritte kommen hinzu oder werden überflüssig. Ein verlässlicher Automationspartner mit flexiblen Lösungen hilft dabei, den Lifetime-Value von Ferti-gungssystemen zu verlängern.Mit mittlerweile 25 Jahren Erfah-rung in der Entwicklung standar-
disierter und kundenspezifischer Automationslösungen unterstützt HandlingTech bei allen Fragen rund um das Thema Automation. Spezialisierte Vertriebsmitarbeiter beraten vor Ort und erarbeiten Lösungen für kundenspezifische Herausforderungen und Ziele. Das spiegelt sich letztlich im Nutzen und in der Qualität der Anlagen wider. Auch nach der Inbetrieb-nahme kümmert sich Handling-Tech um Wartungen, Schulungen und Ersatzteile, sodass mithilfe von Automatisierungstechnik die Fertigung sorgenfrei und nachhal-tig perfektioniert wird. ■
.52 | mav Innovationsforum März | 2019
CNC PLUS ROBOTER: FANUC VEREINFACHT INTEGRATION DER AUTOMATION IN DIE MASCHINE
Smarte AutomatisierungIn der Fanuc-Welt lässt sich eine Frage leicht beantworten: Wie schnell kann ich eine Maschine automatisieren? Für Standardkonfi-gurationen gibt es das Paket QSSR, was für „Quick and Simple Startup of Robotization“ steht. Ein QSSR-Package gibt es für alle Robomachines und künftig auch für alle Werkzeugmaschinen mit CNC-Steuerungen von Fanuc.
Mit dem QSSR hat Fanuc ein Pa-ket entwickelt, mit dem sich Robo-ter und Werkzeugmaschinen ein-fach koppeln lassen. Außerdem vereinfacht es das Setup sowie den anschließenden Betrieb. Für den Einstieg konzentriert sich Fanuc dabei prinzipiell auf Werkzeugma-schinen mit Roboterautomation ohne übergeordnete Mastersteue-rung sowie auf Konfigurationen, bei denen mehrere Werkzeugma-schinen von einem Roboter be-schickt werden. Für diese Konfigu-rationen – mit der direkten Anbin-dung des Roboters an die Werk-zeugmaschine ohne Master-SPS als häufigster Version – hat Fanuc mit QSSR eine standardisierte Schnitt-stelle entwickelt. Rund drei Viertel aller Konfigurationen lassen sich damit abdecken. Sich darauf erst einmal zu beschränken und nicht
gleich alle denkbaren Varianten einzubinden, macht das Konzept einfach und überschaubar.Die Praxis immer im Blick startet Fanuc mit Paketen, die übliche Konfigurationen abdecken, also mit gängigen Robotern wie dem LR Mate 200iD oder dem M-20iA – und das für alle Robomachines (Maschinen von Fanuc). Dabei umfassen die Pakete Roboter, Ro-botersockel, Schnittstelle, Kabel und Software. Für Roboshot-Ma-schinen ist sogar eine Variante mit einem Deltaroboter M-1iA/0,5S in Vorbereitung. Unterschiedliche Konfigurationen hat Fanuc entwe-der schon bei Kundenshows in Ja-
pan gezeigt oder in der eigenen Fertigung im Einsatz. Wie bei Fa-nuc üblich gehen also erprobte Kombinationen mit der gewohn-ten Zuverlässigkeit an den Start.
Ein Kabel zwischen Ma-schine und Roboter
Technologisch ist die Basis von QSSR das Fanuc eigene FL-Net, ein Protokoll, das auf Ethernetba-sis arbeitet. Ein einziges Kabel reicht, um Fanuc-Maschine bzw. Maschine mit Fanuc-CNC und Roboter miteinander zu verbin-den. Für externe Geräte ist eine Anbindung über Industrial Ether-net oder einen Feldbus erforder-lich. Für die Funktionalität ist es zunächst unerheblich, ob es sich um eine Roboterzelle handelt, die als starre Einheit mit der Werk-zeugmaschine verbunden wird oder um eine mobile Roboterplatt-form. Beide Varianten hat Fanuc auf der Open House Show in Ja-pan bereits vorgestellt: „QSSR yel-low“ als Kombination einer Robo-cut-Drahterodiermaschine mit (gelbem) Roboter M-20iA/35M und „QSSR green“ als Kombinati-on von Robocut C400iB mit (grü-nem) Roboter CR-7iA. Diese Kombinationen sind als Einstiegs-varianten gedacht. Ein konsequen-tes Lineup ist bereits in der Reali-sierung.Während man bei einer QSSR-Kombination von Werkzeugma-schine und eingehaustem gelben Roboter eher eine konventionelle, geschraubte Verbindung bevorzu-gen mag, kommt die mobile, kolla-borative Kombination ohne me-chanische Verbindung aus. Der CR-Roboter wird vor die Maschi-ne geschoben (oder verfährt auf ei-ner mobilen Plattform automa-tisch) und positioniert sich, indem er per Kamera drei festgelegte Markierungen an der Maschine er-fasst. Die Steuerung des Roboters
▶
Bild
: FA
NU
C
Die einfache Automatisierung einer
Maschine mit Fanuc-Roboter basiert
auf dem Fanuc eigenen FL-Net.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorBernhard Foitzik, freier Journalist,
für Fanuc Robotics
Deutschland
GmbH.
mav Innovationsforum | 53.März | 2019
errechnet dann die genaue Position und koordiniert diese Position mit jener der Werkzeugmaschine, so dass beide Einheiten in einem ein-heitlichen Koordinatensystem ar-beiten. Ein weiterer Positionsab-gleich oder eine zusätzliche Kor-rektur ist nicht erforderlich. Im Idealfall wird für die Installation der Roboterautomation nicht mehr Zeit benötigt als ein Werker braucht, um die Einheit vor oder an einer Maschine zu platzieren und das Ethernetkabel einzuste-cken.QSSR erleichtert und beschleunigt den Einstieg in den Betrieb von Werkzeugmaschinen mit Roboter-automation. Es ersetzt jedoch nicht das Know-how und die Er-fahrung von Systemintegratoren, wenn die geforderte Lösung über den einfachen Anschluss eines Ro-boters an eine Bearbeitungsma-schine hinausgeht. „Quick start-up and simple operation“ bezieht sich auf vorbereitete Programme, die in der CNC wie in einer Biblio-thek hinterlegt sind, etwa ob und welche Art von Palette verwendet
wird. Dann sind lediglich Abmes-sungen und Anzahl von Formnes-tern einzugeben, eventuell auch die Stapelhöhe von Paletten oder Trays.
Standardisierte Verbin-dung: CNC und Roboter
In einer nächsten Stufe wird es ei-ne Softwarelösung zur standardi-sierten Verbindung von Fanuc-CNC und Roboter geben, mit de-ren Hilfe Maschinenbauer ihre Werkzeugmaschinen via QSSR verbinden können. Dieses Tool ist die Weiterentwicklung der bereits existierenden Lösung „Robot Connection Function“. Ein um-fangreiches Rollout der QSSR-Funktionen sowie Demonstrati-onszellen sind in mehreren Varian-ten zur EMO 2019 geplant.Unterstützende Funktionen sind zum einen „iHMI Program Creati-on Guide“ als Programmierhilfe und zum anderen die Einbindung von QSSR in die Offline-Program-mier- und Simulationssoftware ROBOGUIDE von Fanuc. Das bis-her gelegentlich mühsame Setup der automatisierten Zelle funktio-niert nun im Prinzip mit vorgefer-tigten Masken. Die Funktionen
FANUC Deutschland GmbHwww.fanuc.eu
Bild
: FA
NU
C
Ein Kabel reicht,
um eine Robo-
machine mit ei-
nem Roboter be-
triebsfertig zu
automatisieren.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
RobomachinesAls Robomachines bezeichnet Fanuc seine Bearbeitungs- und Produkti-onsmaschinen. Eine erste Bearbei-tungsmaschine baute Fanuc 1972, das Bearbeitungszentrum Robodrill. Nach und nach kamen weitere Ma-schinentypen hinzu. 1975 gab es die erste Drahterodiermaschine Robocut und 1984 wurde die erste vollelektri-sche Spritzgießmaschine Roboshot in Japan installiert. Von allen Maschi-nen gibt es jeweils mehrere Baurei-hen bzw. Baugrößen.
Bild
: FA
NU
C
Bei QSSR sind
vorbereitete
Programme für
standardisierte
Abläufe in
der CNC hinter-
legt.
des Roboters sind wie in einer ei-genen App aufzurufen. Wenn es er-forderlich ist, lässt sich das iPen-dant zur Bedienung des Roboters auf dem iHMI der CNC abbilden. Der Roboter kann damit via CNC geteacht und verfahren werden. ■
.54 | mav Innovationsforum März | 2019
DIE ANTWORT AUF DIE MARKTANFORDERUNGEN IM BEREICH DES WERKZEUGMASCHINENBAUS
Roboter direkt in die CNC-Maschine integrierenDie Integration von Robotern in die CNC-Steuerung bietet viele Vor-teile. Sie steigert die Bahngenauigkeit des Roboters, sodass hoch-genaue CNC-Prozesse übernommen werden können und erleichtert durch den Wegfall einer Steuerungsebene die Roboterprogrammie-rung. Mit Run MyRobot/Direct Control ermöglichen die Unterneh-men Comau und Siemens die Verschmelzung von Roboter und CNC-Steuerung.
Werkzeugmaschinen sind ideal, um Roboter als integrierte Werk-zeugtools einzusetzen. Nicht ohne Grund steigt die Nachfrage von Werkzeugmaschinenbetreibern nach Roboterlösungen für Hand-lings- und Bearbeitungsaufgaben. Um dieser Marktanforderung ge-recht zu werden, kooperiert der italienische Roboterhersteller Co-mau mit Siemens und schließt sei-ne Roboterkinematiken direkt an die Sinumerik-Steuerung von Sie-mens an. Die Kooperation kombi-niert das breite Roboterarm-Sorti-
ment von Comau mit den intelli-genten Lösungen für Handling und Bearbeitung der marktführen-den CNC-Technik von Siemens. Für die vollständige Einbettung von Comau-Roboterarmen in das Sinumerik-System haben die bei-den Unternehmen ein extra Portfo-lio ausgearbeitet. Mithilfe dieser Technologie kann die Sinumerik-Steuerung als Stand-alone-Robo-tersteuerung ohne Zuschaltung ex-terner oder eingebetteter Roboter-steuerungen fungieren. Run My-Robot/Direct Control ist eine voll-
▶
Bild
: Com
au
Comau verzichtet als
erster Roboterher-
steller auf eine
Steuerung und das
Zwischenschalten
von Gateways.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Die AutorinLucia Tischer, Marketing Manager
Germany,
Comau Deutschland
GmbH.
ständig integrierte Lösung, die komplett auf den zusätzlichen Ro-boterschaltschrank verzichtet.Der Wegfall dieser Hardwarekom-ponente bietet Betreibern von Werkzeugmaschinen diverse Vor-teile. Zunächst sind Einsparungen bei Platzbedarf sowie Ersatzteil-kosten zu nennen. Darüber hinaus steigert die direkte Steuerung des Roboters aus dem Regelkreis der CNC die Bahngenauigkeit des Ro-boters und ermöglicht höchste Präzision. So kann der Roboter auch anspruchsvollere Bearbei-tungsaufgaben wie Fräsen, Boh-ren, Polieren, komplexe Laserpro-zesse oder die additive Fertigung übernehmen und zusätzlich zu sei-nen Be- und Entladefunktionen ef-fizient genutzt werden. Diese Möglichkeit der hauptzeitparalle-len Bearbeitung spart wertvolle Taktzeit und steigert so die Pro-duktivität des Gesamtsystems.
Gemeinsame Enginee-ring-Umgebung
Werkzeugmaschinenbetreiber pro-fitieren außerdem von der gemein-samen Engineering-Umgebung für
mav Innovationsforum | 55.März | 2019
Comau Deutschland GmbHwww.comau.com
Bild
: Com
au
Run MyRobot/Direct
Control verzichtet
komplett auf den
zusätzlichen Roboter-
schaltschrank.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Bild
: Com
au
Der Comau-Roboter
ist direkt in die Sinu-
merik-Steuerung von
Siemens integriert.
die gesamte Maschine. CNC-affine Maschinenbediener können nun den Roboter mit der bekannten Mensch-Maschine-Bedienoberflä-che von Sinumerik programmieren und bedienen. Das senkt die Kos-ten für zusätzliche Betriebsmittel und Schulungen. Auch die Konfi-guration und Inbetriebnahme sind vereinfacht. Die Konfiguration al-ler von Run MyRobot/Direct Con-trol unterstützten Roboterarme ist bereits im Siemens-Projektierungs-tool hinterlegt, sodass diese mit der Auswahl des Robotertyps aus-gewählt und ins Engineeringpro-jekt eingefügt wird. Auch die Da-tensätze für die Inbetriebnahme des Roboterarms werden entspre-chend des Modells automatisch eingespielt. Spezielle Kenntnisse zu Roboterprogrammiersprachen sind nicht mehr erforderlich.
Digitale Roboterarme
Zu guter Letzt unterstützt Run MyRobot/Direct Control auch das weitere Engineering praxisgerecht. Durch digitale Zwillinge der Ro-boterarme im CAD/CAM-System können die erzeugten Teilepro-gramme realitätsnah simuliert und die Roboterapplikation im Vorfeld getestet und optimiert werden.
Comau sieht sich als Vorreiter im Bereich der integrierten Robotik und verzichtet als erster Roboter-hersteller auf seine Steuerung und das Zwischenschalten von Gate-ways. Neben den hochpräzisen Anwendungen für den Werkzeug-maschinenbau, die mit Run My-Robot/Direct Control abgedeckt werden, bietet Comau auch inte-grierte Robotiklösungen für Handling-Applikationen und Ma-schinenbeschickung an.Die Lösungen von Comau helfen Unternehmen, ihre Wettbewerbs-fähigkeit zu verbessern und ihre Fertigungsziele zu erreichen. Um dem zunehmenden Bedarf an Digi-talisierungslösungen nachzukom-men, erweitert Comau in enger Zusammenarbeit mit Industrie-partnern wie Siemens kontinuier-lich sein Angebot. Run MyRobot/Direct Control ist die Antwort der beiden Automatisierungsexperten auf die neuen Marktanforderun-gen im Bereich des Werkzeugma-schinenbaus. ■
ROBOTIK 4.0: INTELLIGENTE AUTOMATISIERUNG
Smarte Automationslösungen: vernetzt, intelligent und autonomIn der Fertigung geht es heute nicht mehr nur darum, Ratio-Poten-ziale zu erschließen. Längst kämpft man weltweit mit einem Fach-kräftemangel, der zunehmend zum begrenzenden Faktor für weite-res Wachstum wird. Gleichzeitig fordert der Markt auch von Mittel-ständlern neue Strategien der Flexibilisierung und der Effizienzstei-gerung. Wie aber sollen immer weniger Mitarbeiter immer mehr leisten können? Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der intelligenten Automatisierung.
Die globalen Megatrends haben weitreichende Konsequenzen für die Fertigung. Beispielsweise be-deutet die Individualisierung eine zunehmende Variantenvielfalt bei gleichzeitig kleineren Losgrößen, im Extremfall bis hin zur Losgröße 1 – und das in chaotischer Reihen-folge. Die Produktion der Zukunft ähnelt viel mehr einem Werkzeug-Formenbau als hochgradig auto-matisierten Fertigungslinien. Aller-dings nur auf den ersten Blick: Um diese hohe Variantenvielfalt zu ge-ringstmöglichen Stückkosten ferti-gen zu können, müssen die Prozes-se absolut standardisiert und mög-lichst selbstgesteuert, also auto-nom sein.Doch was bedeutet das für die Fertigung? Dazu betrach-tet man zunächst eine klassische
Fertigungszelle in der Massenpro-duktion: Mehrere (eventuell spe-zialisierte) Bearbeitungszentren stehen in einer Reihe und werden durch einen Roboter miteinander verknüpft. Die Arbeitsschritte wer-den so auf die unterschiedlichen Zentren aufgeteilt, dass sie in der geforderten Taktzeit durchgeführt werden können. Werkzeuge und Vorrichtungen sind – für ein Pro-jekt – den Arbeitsschritten meist fest zugeordnet. Fällt ein Zentrum aus, kann dies im Extremfall zum Stillstand der gesamten Linie füh-
ren. Für Varianten müssen entwe-der Maschinen gerüstet oder pa-rallel vorgehalten werden. Der Serienanlauf solch einer Linie ist sehr arbeitsintensiv und es dau-ert unter Umständen Monate, bis der Prozess sicher steht. Kommen nun Werkstücke in chaotischer Reihenfolge und in einer hohen Variantenvielfalt, müsste solch ei-ne klassische Linie nach jedem Werkstück zeit- und damit kosten-aufwändig umgerüstet werden. Der Prozess wird unwirtschaftlich. Alternativ kann dasselbe Bauteil auf universellen Zentren bearbei-tet werden. Diese müssen für das Bauteil gerüstet werden wie zuvor die Linie, jedoch wird man eine Komplettbearbeitung anstreben.
Autonome Systeme
Bei dieser Strategie läuft man bei hohen Stückzahlen schnell Gefahr, im Logistikchaos zu versinken.
▶
Bild: K
uka
Angewandte Industrie 4.0: Exem -
plarische Standardzelle in der
Matrix-Produktion.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Die AutorenDr. Christian Liedtke, Principal Consultant,
und
Andreas Walbert, Business Development
Manager,
Kuka Deutschland
GmbH.
.56 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum | 57.März | 2019
Außerdem stellt sich die Frage, wie man eine gleichmäßig hohe Aus-lastung aller Maschinen erzeugen soll, bestenfalls im mannlosen Be-trieb. An dieser Stelle treten auto-nome Systeme auf den Plan: Flexi-ble Zellen, die sich selbst organi-sieren, und das erforderliche Ma-terial wie Werkzeuge und Vorrich-tungen just in time geliefert be-kommen, zusammen mit dem Fer-tigungsauftrag. Hier unterscheiden sich dann vernetzte von autono-men Systemen: Autonome Systeme steuern sich selbst, wissen genau was zu tun ist, falls es zu Proble-men kommt wie beispielsweise ausbleibenden Material- oder Werkzeuglieferungen.Die Anforderungen an die Robotik haben sich mit dem Mangel an Fachkräften grundlegend gewan-delt: Denn Experten für Roboter-programmierung sind ebenso Mangelware wie Applikationsex-perten für Werkzeugmaschinen. Der Roboter allein wird also nicht gänzlich dazu beitragen können, dieses Dilemma zu lösen. Gefragt sind stattdessen smarte Automati-onslösungen, die am Ende des Ta-ges nicht nur vernetzt sind, son-dern durch eine gewisse Intelligenz in der Lage sind, autonome Ent-scheidungen zu treffen und so die vorhandenen Experten in der Fer-tigung zu entlasten – damit diese sich auf hochgradig wertschöpfen-de Tätigkeiten konzentrieren kön-
dienen als praktisches Lernobjekt. Ziel sollte es sein, schnell an reale Daten aus der Fertigung zu kom-men. Eine Selektion erfolgt später, ebenso die Verarbeitung. Nicht sel-ten unterscheidet sich das Ergebnis eines solchen Projekts signifikant von den ursprünglichen Anforde-rungen, denn für die Mitarbeiter in der Fertigung sind oft andere Da-ten wichtig als zunächst von den Planern angenommen.
Daten für die Künstliche Intelligenz
Es sind diese Daten, die grundsätz-lich erst einmal vorhanden sein müssen, bevor man sich über den Einsatz von AI (Artificial Intelli-gence) unterhalten kann. Erst an-hand von realen Daten können in-telligente Modelle erstellt und überprüft werden. Der Einstieg in Schaffung einer künstlichen Intelli-genz erfolgt schleichend und führt am Ende zu einer Entlastung der verfügbaren Facharbeiter. Was noch nach Zukunftsmusik klingt, ist heute bereits machbar.Beispiele wie die Matrix-Produkti-on von Kuka zeigen, wie die auto-nome Fertigungszelle von morgen schon heute aussehen kann – an-hand eines beispielhaften Schweiß-prozesses. Flexible Roboterzellen bekommen über ein AGV (Auto-mated Guided Vehicle) nicht nur Werkstücke, sondern auch die zu-gehörigen Vorrichtungen geliefert. Im Anschluss rüsten sie sich selbst. Fällt eine Zelle aus, wird der Ar-beitsinhalt ebenfalls mithilfe eines AGV zur identischen Schwesterzel-le gebracht. Werkstücke und Vorrichtungen la-gern in einem zentralen Warehou-se. Eine so aufgebaute Fertigung ist nicht nur hochflexibel und au-tonom, sie skaliert auch noch wunderbar und wächst somit mit den Anforderungen. Inzwischen laufen die ersten Anwendungen bereits erfolgreich bei Kunden. ■
Kuka Deutschland GmbHwww.kuka.com
Bild
: Kuk
a
Der Roboter
be- und entlädt
Bearbeitungs-
zentren und
übernimmt Ent-
gratarbeiten.
Statt der Ab -
arbeitung eines
starren PLC-
Programms
bedient sich der
Roboter der
AI und schaut
in die Zukunft,
um die Arbeits -
abläufe selbst-
ständig zu
optimieren.
nen, wo ihre Expertise unabding-bar ist.
Industrie 4.0 passiert nicht über Nacht
Es stellt sich die Frage, wie der Umbruch gelingen mag. Fakt ist: Die fertige „out of the box“ Indus-trie-4.0-Lösung gibt es nicht. Die Revolution passiert nicht über Nacht. Industrie 4.0 sieht beim Endkunden eines Spritzgussma-schinen-Herstellers unter Umstän-den anders aus als beim Endkun-den eines Werkzeugmaschinen-Herstellers. Zwar haben sie über weite Strecken sicher ähnliche An-forderungen wie Steigerung der Transparenz, Maximierung der Maschinenstunden, Reduzierung ungeplanter Stillstände etc. Aber im Detail können sich ihre Anfor-derungen grundlegend unterschei-den. Während sich der Automobil-Zulieferer mit Pay-Per-Use-Model-len beschäftigt, um das Investiti-onsrisiko zu minimieren, beschäf-tigt sich der Pharma-Zulieferer zu-nächst mit der nahtlosen Rückver-folgbarkeit seiner Teile. Sollten beide daher aus der Umset-zung von Industrie 4.0 in die Pra-xis ein Großprojekt machen? Eine grundsätzliche Agenda ist sicher kein Fehler, aber manchmal hilft es, einfach zu beginnen. Kleine Pi-lotprojekte helfen nicht nur, Er-folgsgeschichten zu schreiben. Sie
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
.58 | mav Innovationsforum März | 2019
PRODUKTIONSWERK FÜR DEN ROBOTERBEDARF IN EUROPA
Yaskawa „all in“: Robotics, Drives & Motion und ControlsNeben einer Produktionsstätte für Roboter in Slowenien stellt Yas-kawa weitere Neuheiten in den Fokus: So wurde die Motoman-Serie um das jetzt kleinste Modell erweitert. Dieser Roboter wird über ei-ne ebenso kleine wie leichte Steuerung betrieben. Eine Software-schnittstelle ermöglicht die unkomplizierte Programmierung und Steuerung der Motoman-Roboter im gängigen IEC-61131-Umfeld.
2019 wird Yaskawa die erste eige-ne Roboterproduktion im sloweni-schen Kočevje offiziell in Betrieb nehmen. Die neuen Produktions- und Entwicklungskapazitäten er-möglichen kürzeste Lieferzeiten sowie erweiterte Möglichkeiten an kundenspezifischen Robotik-Lö-sungen. Außerdem rückt Yaskawa damit noch näher an europäische Markt- und Techniktrends heran. Das Werk soll etwa 80 % des eu-ropäischen Bedarfs an Robotern decken. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 25 Mio. EUR. Au-ßerdem sollen hierfür bei Yaskawa circa zweihundert neue Arbeits-plätze entstehen und weitere bei den europäischen Zulieferern.Neben dem neuen Roboterwerk stärken aktuell drei weitere Groß-projekte die Präsenz von Yaskawa in Europa: Mehr als 10 000 m² Produktions- und Bürofläche wur-den in Nantes, Frankreich er -richtet. Im schwedischen Torsås entstanden eine neue Fabrikhalle sowie neue Büroarbeitsplätze. Und bereits Anfang 2018 hat das Un-ternehmen einen Erweiterungs -bau mit 4000 m² Produktions- und Lagerfläche und 1200 m² Bü-rofläche am europäischen Haupt-sitz für Robotics in Allershausen bezogen.
MotoMINI erweitert Modellpalette nach unten
Doch auch im Hinblick auf neue Robotermodelle hat sich zuletzt
viel getan: So erweitert der neue MotoMINI das Motoman-Robo-terportfolio um das jetzt kleinste Modell. Dieses bietet bei einer Reichweite von 350 mm eine Trag-fähigkeit von 500 g. Als leichter Highspeed-Roboter verbindet der kompakte 6-Achser dabei schnelle
Taktzahlen mit einer hohen Wie-derholgenauigkeit von 0,02 mm. Damit eignet sich der MotoMINI ideal für das Handling kleiner Werkstücke und Bauteile, aber na-türlich auch für den Montageein-satz in kleinen Produktionsma-schinen. Durch seine kompakte
▶
Bild
: Yas
kaw
a
Der MotoMINI
erweitert das
Motoman-Robo-
terportfolio von
Yaskawa um das
jetzt kleinste Mo-
dell. Es bietet bei
einer Reichweite
von 350 mm eine
Tragfähigkeit
von 500 g.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorAlexander Luna Garcia, Sales GI Robots &
Products,
Yaskawa Europe
GmbH.
mav Innovationsforum | 59.März | 2019
zudem für den Einsatz in Industrie 4.0-Umgebungen. Die ausgespro-chen kompakte Steuerung mit ei-nem Schrankvolumen von nur 21,5 l kann platzsparend und ro-boternah in der Zelle verbaut wer-den. Trotz des geringen Bauraums bietet die Steuerung nicht nur die gewohnte Bewegungsqualität von Yaskawa. Sie kann zudem optional zwei Zusatzachsen betreiben so-wie mit sämtlichen Feldbussyste-men ausgestattet und sogar als si-chere Steuerung ausgeführt wer-den. Auch diese Steuerung erreicht via integrierter Sicherheitssteue-rung – für bis zu 16 verschiedene Greifer – die bei Yaskawa übliche Sicherheitskategorie 3 PLd.
MotoLogix mit EtherCAT-Anbindung
Mit der Softwareschnittstelle Mo-toLogix lassen sich Motoman-Ro-boter von Yaskawa im gängigen IEC-61131-Umfeld schnell und unkompliziert über die SPS pro-grammieren und steuern. Jetzt er-weitert Yaskawa das Spektrum un-terstützter Plattformen um den Standard EtherCAT. Über Ether-CAT hinaus sind mit MotoLogix zudem auch weiterhin integrierte Lösungen auf der Basis von Powerlink, EtherNet/IP und Profi-net möglich. Damit lassen sich Ro-boter mit Controllern von Sie-mens, Beckhoff, B&R, Rockwell und natürlich Yaskawa program-mieren und steuern.
Durch die Integration in die SPS bleiben alle genuinen Vorteile der Robotersteuerung erhalten. So be-rechnet die Robotersteuerung die Bewegungskinematik und garan-tiert eine hohe Bewegungsqualität. Das heißt: Das Yaskawa-Know-how in Sachen exakte Bewegungs-abläufe der Manipulatoren bleibt weiterhin garantiert. Vor allem bei jeder Art von Handling, wie Ma-schinenbestückung, Picking, Pa-ckaging, Placing, Palletizing oder auch Messen, Prüfen und Sortieren können diese Roboter sowie die dazugehörige Steuerung ihre vol-len Stärken ausspielen.Die einfache Integration der Robo-tersteuerung in die SPS zahlt sich nicht nur beim Betrieb komplexer Produktionsanlagen aus. Mit Mo-toLogix genügen SPS-Kenntnisse zur Steuerung von Robotern. So-mit entfällt die Suche nach robo-tergeschultem Personal bezie-hungsweise der Aufwand, um das Personal darauf umzuschulen. Weltweit können Yaskawa-Robo-ter somit unter gleichen Bedingun-gen betrieben werden. ■
Yaskawa Europe GmbHwww.yaskawa.eu.com
Bild
: Yas
kaw
a
Mit der Soft-
wareschnittstelle
MotoLogix las-
sen sich Moto-
man-Roboter
von Yaskawa im
gängigen
IEC-61131-Um-
feld schnell und
unkompliziert
über die SPS
programmieren
und steuern.
Bauform lässt er sich sehr platz-sparend einsetzen.Auf kleinstem Raum bewegt dieser Roboter die Bauteile in alle drei Richtungen und um alle drei Ach-sen. Diese Bewegungsfreiheit er-möglicht auch kompliziertere, dreidimensionale Handling-Vor-gänge. Er verringert dadurch den für die Fertigungsanlage benötig-ten Raum und steigert gleichzeitig die Produktivität. Das Eigenge-wicht des Manipulators ist mit nur 7 kg so gering, dass der Roboter je nach betrieblichen Anforderungen oder gefertigtem Werkstück flexi-bel und anwendungsspezifisch ver-setzt werden kann.
Hochleistungssteuerung Motoman YRC1000micro
Besonders klein und leicht ist auch die Steuerung: Der MotoMINI wird mit der neuen Hochleistungs-steuerung Motoman YRC1000mi-cro betrieben. Ergonomisch und übersichtlich präsentiert sich das Programmierhandgerät, das mit nur 730 g das leichteste seiner Ka-tegorie ist. Der Touchscreen er-möglicht eine intuitive Bedienung und damit einfaches Bewegen und Scrollen mit dem Cursor. Auf dem Bildschirm des Programmierhand-geräts kann eine 3D-Simulation die Bewegung des echten Roboter-arms und die Grenzen (Limits) des sicheren Arbeitsbereichs darstellen.Offene Schnittstellen prädestinie-ren die neue Steuerungsgeneration
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
.60 | mav Innovationsforum März | 2019
STÄUBLI FOKUSSIERT AUF MOBILE ROBOTIK-ANWENDUNGEN
HelMo, der mobile Experte für die vernetzte ProduktionDie smarte Produktion bietet in Kombination mit MRK und mobiler Robotik neue Möglichkeiten, starre Produktionskonzepte durch in-telligente, hochflexible Prozesse zu substituieren. Damit lässt sich einer immer variantenreicheren Produktion wirkungsvoll begegnen. Anwender können künftig so wirtschaftlich, flexibel und effizient produzieren wie nie zuvor.
Voraussetzung für die Umsetzung innovativer Produktionsstrategien aber ist, dass die Roboterhersteller auf die Anforderungen der Indus-trie zeitnah reagieren und Ent-wicklungen im Bereich kollabora-tiver Roboter und mobiler Platt-formen mit Nachdruck vorantrei-ben. Stäubli Robotics hat in jüngs-ter Vergangenheit konsequent an der Umsetzung zukunftsweisender, Industrie 4.0-kompatibler Lösun-gen gearbeitet.Als Beweis für die Entwicklungs-aktivitäten in diesem Bereich dient das mobile Robotersystem Hel-Mo, das Unternehmen aus unter-schiedlichen Branchen in die Lage versetzt, eine ganze Reihe von Ap-plikationen, darunter auch MRK-Einsätze, produktiver und wirt-schaftlicher denn je auszuführen. Dieser Mobilroboter kann einen entscheidenden Beitrag dabei leis-ten, bereits bestehende, relativ starre Fertigungsstrukturen aufzu-brechen oder neue, hochflexible Konzepte zu ermöglichen.Weiterer Vorteil: HelMo ist selbst so flexibel, dass er als universeller Produktionsassistent ein breites Aufgabenspektrum unter nahezu beliebigen Umgebungsbedingun-gen wahrnehmen kann. Einzige Voraussetzungen dafür sind Ar-beitsplätze, die für den HelMo-Einsatz vorbereitet sind und über die nötigen Kalibrierpunkte für das selbstständige Einmessen des Systems verfügen.Der Mobilroboter kann unter-schiedliche Aufgaben in einer
Schicht übernehmen und selbst-ständig die entsprechenden Ar-beitsstationen anfahren und dort nach kurzer Einmessphase Arbei-ten mit einer Genauigkeit im Zehntelmillimeterbereich ausfüh-ren. Ob in der Intralogistik, in der Montage, bei der Maschinenbe-schickung, der Zellenverkettung oder in der Qualitätssicherung, ob autonom in Highspeed oder kolla-borierend an der Seite des Men-schen – HelMo ist ein Multitalent.
Flexibilität wird zum Schlüsselfaktor
Um den Mobilroboter für ein der-art breites Aufgabenspektrum zu qualifizieren, spielte der Faktor Flexibilität die entscheidende Rol-le. Um hier zu bestmöglichen Er-gebnissen zu kommen, mussten die beiden HelMo-Hauptkomponen-
ten „Roboter“ und „selbstfahren-de Plattform“ so variabel wie nur möglich ausgelegt werden. Zudem verfügt der Mobilroboter über ein automatisches Werkzeugwechsel-system von Stäubli Connectors. Damit kann sich HelMo selbst-ständig mit dem gerade benötigten Endeffektor ausstatten.Für den Handhabungspart setzt Stäubli auf einen TX2–90L Stan-dardroboter mit 15 kg Traglast und 1200 mm Reichweite. Diese Maschine ist mit zahlreichen Safe-tyfeatures für die Mensch-Robo-ter-Kooperation ausgestattet, kann aber gleichzeitig als konventionel-ler Roboter eingesetzt werden. Für Einsätze mit direkter Mensch-Ma-schine-Interaktion muss der Robo-ter die geltenden Sicherheitsbe-stimmungen für die höchste MRK-Stufe einhalten. Dazu bedarf es nur geringer Anpassungen.
▶
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorRalf Högel, freier Autor, In-
dustrie Kommu-
nikation Högel.
Bild
: Stä
ubli
Augenscheinlichste Modifi-
kation ist die optionale
Air-Skin, die den Sechsach-
ser unter der Bezeichnung
TX2touch 90L zum kolla-
borativen Roboter macht.
mav Innovationsforum | 61.März | 2019
te Eigenentwicklungen vorantrei-ben und steigt zum einzigen Her-steller weltweit auf, der Robotik- und AGV-Kernkompetenz im eige-nen Unternehmen vereint.Die Vorteile zeigen sich an der HelMo-Plattform, die über drei in-tegrierte Laserscanner verfügt und in Sachen Manövrierbarkeit und Präzision heute den Benchmark setzt. Das Fahrzeug kommt dank seiner patentierten, technologisch überlegenen Antriebstechnik mit unterschiedlichen Bodenbelägen bestens zurecht, verliert bei Un-ebenheiten nicht die Orientierung und erreicht eine Präzision von wenigen Millimetern. Darüber hi-naus zeichnet es sich durch eine beispiellose Beweglichkeit aus, kann auf der Stelle drehen und ist so schlank, dass es auch in beeng-ten Produktionshallen keine Pro-bleme verursacht. HelMo kann autonom fahren und innerhalb sei-ner Produktionsumgebung navi-gieren.Wie der Mobilroboter überkom-mene Produktionsszenarien ablö-sen kann, zeigt sich am Beispiel der Maschinenbeschickung. Kamen gestern noch Gabelstapler, unter-schiedlichste, manuelle Werkzeug- und Werkstückhandhabungen,
Zuführsysteme und starre Auto-mationslösungen zum Einsatz, kann heute ein Mobilroboter die-ses Aufgabenspektrum überneh-men. HelMo kann die Fertigung vernetzen, Werkzeuge aus dem Magazin holen, zur Maschine bringen, das Be- und Entladen von Werkzeugmaschinen managen und diese bei Bedarf verketten.Im nächsten Schritt können meh-rere Mobilroboter komplette Fer-tigungslinien bedienen, indem sie sowohl untereinander als auch mit einem übergeordneten ERP-Sys-tem kommunizieren. So können Anwender mit HelMo künftig smart in Industrie 4.0-Umgebun-gen produzieren und mit einem signifikanten Plus an Autonomie, Flexibilität und Produktivität rechnen. ■
Stäubli Tec-Systems GmbHwww.staubli.com
Bild
: Stä
ubli
Mobiles Robo-
tersystem HelMo
– Komplettauf-
nahme.
Bild
: Stä
ubli
Flexible Multi-
kupplung zur
Übertragung al-
ler benötigten
Medien wie Da-
ten, Energie,
Luft und Flüs-
sigkeiten. Zudem
erfolgt das ei-
genständige Auf-
laden des Akkus
parallel zum Ar-
beitsvorgang.
Augenscheinlichste Modifikation ist die optionale Air-Skin, die den Sechsachser unter der Bezeichnung TX2touch 90L zum kollaborati-ven Roboter macht. Diese berüh-rungsempfindliche Haut, die der Sicherheitskategorie 3 PLe ent-spricht, stoppt den Roboter im Falle einer Kollision sofort. Die Reaktionszeit der Skin liegt bei nur 10 ms, was ein Geschwindig-keitsplus von 40 % gegenüber Si-cherheitssensoren mit einer Reak-tionszeit von 80 ms bedeutet. Im Gegensatz zu den meisten Leicht-baurobotern ist die Stoppfunktion PLe-konform. So ausgestattet wird der Standard-Sechsachser zum weltweit schnellsten und flexibels-ten Safebot.
Ein AGV der Extraklasse
Mindestens ebenso wichtig für die Gesamtperformance des Mobilro-boters ist Hauptkomponente zwei, die selbstfahrende Plattform, kurz AGV. Um hier nicht auf Standard-plattformen von Lieferanten ange-wiesen zu sein, hat sich Stäubli zur Übernahme des renommierten AGV-Herstellers WFT entschlos-sen. Dank dieser Fusion kann der Roboteranbieter maßgeschneider-
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
.62 | mav Innovationsforum März | 2019
AUTOMATISIERUNG MIT KOLLABORIERENDEN ROBOTERN
Cobots erhöhen Wettbewerbs -fähigkeit und InnovationskraftDie immer höheren Anforderungen hinsichtlich Flexibilität und der zunehmende Wettbewerbsdruck bedeuten für die Industrie, die Wahl von Produktionsmitteln grundlegend zu überdenken. Es ist Zeit für den Werkzeugkoffer 4.0: Benötigt wird ein Tool, das univer-sell in den verschiedensten Einsatzbereichen anwendbar ist und die Belegschaft immer dort flexibel unterstützt, wo akuter Bedarf besteht.
Ein Blick in die Industriehalle von gestern: Produkte werden auf Masse gefertigt. Werkarbeiter ste-hen dazu aufgereiht an Förderbän-dern oder ihren Maschinen. Sie führen in gleichmäßigen Abstän-den den immer gleichen Vorgang an den immer gleichen Objekten durch. Auf Kontinuität und kurze Taktzeiten kommt es dabei an.Und die moderne Industriehalle von heute? Eine kontinuierliche Abfertigung und kurze Taktzeiten sind natürlich immer noch essen-ziell für wirtschaftliche Effizienz. Alles Weitere hat sich jedoch dras-tisch geändert: Statt Massenferti-gung geht es um Variantenvielfalt, um individualisierte Produkte mit kurzen Lebenszyklen – das gilt für kleine und mittelständische Unter-nehmen genau wie für die Großen.
Diese ganz grundlegende Zielver-schiebung bedeutet auch, die Aus-wahl der geeigneten Werkzeuge und Produktionsmittel für die Fer-tigung grundlegend zu überden-ken. Es ist an der Zeit für Innova-tion und somit für den Werkzeug-koffer 4.0.
Werkzeuge sichern Wettbewerbsfähigkeit
Die volatilen Losgrößen machen neue Werkzeuge erforderlich, die sich vor allem durch ihre Anpas-
sungsfähigkeit auszeichnen. Nur Hilfsmittel, die für eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen geeignet sind, garantieren das dringend notwendige, hohe Maß an Flexibilität. Diese ist in der In-dustrie unabdinglich, um unvor-hersehbaren Produktionsspitzen und stark schwankenden Auslas-tungen zu begegnen. Es wird ein Universalwerkzeug benötigt, das sich für Montage, Maschinenbe-stückung, Schleifen, Kleben – und was sonst noch alles anfällt – glei-chermaßen eignet.Und dieses Werkzeug gibt es be-reits: Was Hammer, Zange und Schraubenschlüssel für den her-kömmlichen Werkzeugkoffer sind, sind kollaborierende Roboter, so-genannte Cobots, für wettbe-werbsfähige und innovative Unter-nehmen. Diese Leichtbau-Roboter-generation, die sich zwischen Nutzlasten von drei bis zehn Kilo-gramm bewegen, arbeiten Seite an Seite mit menschlichen Werkern und sind auch für Mittelständler eine erschwingliche, rentable In-vestition.
Mobilität als Schlüssel für Flexibilität
Ihre Flexibilität erhalten Cobots, wie die Modelle UR3e, UR5e und UR10e von Universal Robots, durch die schnelle und unkompli-zierte Inbetriebnahme für neue Anwendungen. Zwei Stellen am Roboter sind hier entscheidend. Einmal die Werkzeugschnittstelle: Sie erlaubt die Verbindung mit ei-ner Vielzahl von Geräten, den so-genannten Endeffektoren – sei es ein Greifer für Pick&Place oder Montageaufgaben, eine Klebepis-tole oder ein Schweißgerät.Die zweite entscheidende Stelle ist die Plattform des Roboters, durch
▶
Bild
: UR
Bei der Scott Fetzer Electrical
Group ist eine Flotte mobiler UR-
Roboter auf beweglichen Sockeln
montiert und kann so eine große
Bandbreite verschiedener Aufgaben
in der Blechfertigung verrichten.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorHelmut Schmid, Geschäftsführer
Universal Robots
Germany und
General Manager
Western Europe,
Universal Robots
(Germany) GmbH.
mav Innovationsforum | 63.März | 2019
die er seine Stabilität findet. Diese kann entweder fest am Boden oder auf eine mobile Basis fixiert wer-den. Die zweite Option ermöglicht die unmittelbare Verlagerung und Anpassung an neue Einsatzorte – mobile Roboterlösungen erfreuen sich folgerichtig einer rasant stei-genden Nachfrage. Ein Best-Practi-ce-Beispiel für diese Anwendungs-art findet sich beim Unternehmen Scott Fetzer Electrical Group aus Tennessee in den Vereinigten Staa-ten. Dort arbeiten kollaborierende Roboter als mobile Flotte Hand in Hand mit den Mitarbeitern und unterstützen sie je nach akutem Bedarf – egal ob bei Pick&Place
duktion tagesaktuell an sich än-dernde Bedingungen anpassen– und das ganz nebenbei. Vor allem bei kleinen Chargen ist die kurze Umrüstzeit für die Industrie bares Geld wert. Die Roboter von Uni-versal Robots bieten die Flexibili-tät, fast jede manuelle Arbeit zu automatisieren.Die einfache Einrichtung ist dabei nicht auf den Roboterarm selbst begrenzt. Auch die an der Werk-zeugschnittstelle angeschlossenen Tools können durch das Prinzip „Plug&Play“ flexibel und schnell
variiert werden – innerhalb weni-ger Minuten.
Das Universal-Tool für jeden Werkzeugkoffer
Ob Bohren, Schrauben, Prüfen oder Kleben: Was sich jeder Heim-werker für den Haushalt wünscht, wird mit Cobots für Unternehmen Realität. Ein einziges Werkzeug kann alle Aufgaben erledigen, da der Roboter in der Lage ist, unend-lich viele Anwendungen auszufüh-ren. Die wohl wichtigste Befähi-gung des Werkzeugs ist jedoch die direkte Zusammenarbeit mit dem Menschen. Dieser ist und bleibt auch nach wie vor als „Werker“ die wichtigste Kraft in der Produk-tion. Der Mitarbeiter braucht „nur“ seinen richtigen Werkzeug-koffer. ■
Universal Robots (Germany) GmbHwww.universal-robots.com/de
Bild
: UR
Die intuitive
und leicht er-
lernbare Bedie-
nung der Robo-
ter von Univer-
sal Robots ist
auch für Mitar-
beiter ohne Pro-
grammiererfah-
rung geeignet.
Intuitive Bedienung löst Berührungsängste
Bei den Robotern von Universal Robots benötigt ein ungeschulter Anwender für gewöhnlich weniger als eine Stunde vom Auspacken des gelieferten Pakets bis zur Pro-grammierung der ersten Arbeits-schritte. Die patentierte Technolo-gie des Herstellers sorgt dafür, dass die Bediener der Roboterarme die-se auch ohne Programmierungser-fahrung mit intuitiver 3D-Visuali-sierung oder Hand Teaching schnell einrichten, bedienen oder umprogrammieren können.So können Unternehmen die Pro-
oder beim Biegen von Metallble-chen. Die Implementierungszeit der Roboter konnte so um 50 % reduziert, die Produktivität des Unternehmens hingegen um 20 % erhöht werden.Das Beispiel Scott Fetzer zeigt: Die Kombination der jeweiligen Stär-ken von Mensch und Maschine bringen die bestmöglichen Arbeits-erfolge. Damit das funktioniert, muss die Belegschaft den Cobot ohne Angst als Werkzeug akzeptie-ren. Hierfür ist es entscheidend, dass die komplette Bedienung und Programmierung intuitiv gestaltet ist und einfach von der Hand geht. Denn wenn neben Ingenieuren und Softwareentwicklern auch die Werker hierzu in der Lage sind, nimmt das schon viel der anfängli-chen Skepsis.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Bild
: UR
Die Roboter-Modelle der e-Series
verfügen über einen eingebauten
Kraft-Momenten-Sensor am
Werkzeugflansch, wodurch sie
selbst feinfühligste Aufgaben
hochpräzise ausführen.
.64 | mav Innovationsforum März | 2019
ANTRIEBSKOMPONENTEN IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE
Automatisierte Linieneingänge für FertigungsanlagenIn vielen Produktionen arbeiten Fertigungslinien mit mehreren Ma-schinen verschiedene Bearbeitungsschritte automatisiert ab. Die Beschickung dieser Produktionslinien mit Bauteilen erfolgt jedoch oft noch händisch: Rohlinge werden chaotisch in Kisten angeliefert und von Menschen für die Bearbeitung positioniert. Doch auch für die Ein- und Ausgänge solcher Produktionsstraßen gibt es sinnvolle Automatisierungslösungen, die den Prozess einfacher und sicherer gestalten. Je kleiner die Losgröße und je unterschiedlicher die Bau-teile und Werkstücke, die auf einer Linie produziert werden, desto anspruchsvoller wird diese Aufgabe.
Ziel einer Just-in-time-Fertigung sind schnelle Durchlaufzeiten und geringe Liegezeiten von Material – das gilt für alle Industrien. Das stellt jedoch die Intralogistik der Produktion vor besondere Heraus-forderungen: Liebherr Verzahn-technik aus Kempten hat sich für einen Kunden aus der Automotiv-branche dieser Fragestellung ge-widmet und eine hoch flexible Lö-sung entwickelt. In diesem speziel-len Beispiel bearbeitet eine Ferti-gungslinie mit rund 30 Maschinen Kurbelwellenrohlinge unterschied-lichen Typs vom Roh- bis zum Fer-tigteil. Diese kommen ungeordnet in Kisten gelagert am Linienbeginn an. Die Produktion soll aber nicht über das vollständige Entleeren je Kiste gesteuert werden, sondern über die Vorgabe des Leitrechners. Wird nur die Hälfte der Rohlinge einer Kiste benötigt, soll der Rest zwischengelagert und neue Kisten mit anderen Bauteiltypen sollen weiterbearbeitet werden.
Perfekt positioniert zur Bearbeitung
Diese Problemstellung hat Lieb-herr mit einem Rotationsladesys-tem (RLS) mit Bin-Picking-System gelöst. Für die Zuführung der Ma-terialkisten kommt der Transport mit einer Ameise oder einem fah-
rerlosen Transportsystem infrage. Die einzelnen Werkstücke liegen chaotisch in diesen Kisten. Das Herzstück des Liebherr Bin-Pi-cking-Systems ist eine intelligente Software, welche die Daten der 3D-Visualiserung des Kistenin-halts mit den realen CAD-Daten der zu suchenden Werkstücke ver-gleicht und richtige Teile detek-tiert. Dabei werden mögliche Greifpunkte ermittelt und eine kollisionsfreie Entnahmebahn er-rechnet. Damit ist der Roboter in der Lage, das am besten positio-nierte Werkstück präzise zu greifen und ohne die Kiste zu berühren, dieses aus bis zu einem Meter Tiefe prozesssicher zu entnehmen. Da die Bauteile viele unterschiedliche Greifpunkte aufweisen, steht ein Ablageplatz als Umgreifstation be-reit, auf der die Bauteile vor Über-gabe an die Fertigungslinie erneut ausgerichtet werden. Je präziser die Werkstückablage sein soll, des-to anspruchsvoller ist die Aufgabe für das Visionssystem und die Soft-ware, die Greiftechnik und die Ausrichtstation. Typische Taktzei-ten liegen – so wie bei der gesam-ten Fertigungslinie für diese Bau-teile – bei rund 30 Sekunden.Dieses Verfahren ermöglicht eine hohe Teilevarianz sowie eine sehr flexible Produktion. Die Zuführ-station verfügt über ein Rotations-
ladesystem (RLS) mit zwölf Spei-cherplätzen für die Zwischenlage-rung der Werkstückkisten. So kön-nen Bearbeitungen jederzeit unter-brochen und wiederaufgenommen werden, je nach Priorisierung der Aufträge. Die Zelle rüstet sich selbst um und kontrolliert die Werkstücke: Eine spezielle Ge-wichtssensorik erkennt, wenn sich zum Beispiel zwei Werkstücke ver-keilen. Das Visionssystem erkennt ebenfalls durch einen Abgleich mit den CAD-Daten, wenn falsche Tei-le in der Kiste liegen und entnimmt diese nicht. Auf diese Weise erhöht sich die Prozesssicherheit, da eine Überprüfung unmittelbar in den logistischen Prozess integriert ist.
Geordnete Ablage am Linienausgang
Nach der Bearbeitung sind die Kurbelwellen sehr empfindlich. Über ein Förderband kommen die Bauteile sortenrein in Losgrößen in die Kommissionierstation. Mit einem Roboterarm werden die Tei-
▶
Bild
: Lie
bher
r
Jürgen Groß, Vertriebsleiter Zellen &
Flexible Fertigungssysteme, Automati-
onssysteme, Liebherr-Verzahntechnik
GmbH.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorJürgen Groß, Vertriebsleiter
Zellen & Flexible
Fertigungs -
systeme, Auto-
mationssysteme
Liebherr-
Verzahntechnik
GmbH.
mav Innovationsforum | 65.März | 2019
le gegriffen und auf passenden Blistern abgelegt, die wiederum in Kisten gestapelt werden. Das Greifsystem verfügt daher über zwei Werkzeuge mit einem Wech-selsystem: Werkstücke nimmt es mit einem mechanischen Parallel-greifer auf, Blister mit einem Vaku-umgreifer. Ein Palettenhandha-bungssystem (PHS 1500) von Liebherr Verzahntechnik mit Por-talroboter und einer großen An-zahl Lagerplätzen kann jederzeit volle oder teilgefüllte Kisten auf-nehmen und setzt so die Variabili-tät in der Bearbeitung fort. Über ein Band verlassen die fertig be-füllten Kisten voll automatisch die
Liebherr-Verzahntechnik GmbHwww.liebherr.com
Bild
: Lie
bher
r
Herzstück des Liebherr Bin-Picking-
Systems: Eine Software vergleicht
Daten aus der 3D-Visualiserung mit
realen CAD-Daten und erkennt
die Lageorientierung der Teile. Dabei
werden mögliche Greifpunkte er -
mittelt und eine kollisionsfreie Ent-
nahmebahn errechnet.
der jeweiligen Blisterposition ab-gelegt werden. Die Zellensteue-rung stellt diese Information dem Leitrechner zur Verfügung. Da-durch kann dieser jedes einzelne Bauteil in der Kiste lokalisieren und eine Rückverfolgbarkeit her-stellen. Die Kisten selbst können dann wieder fahrerlos zur weiteren Bearbeitung übergeben werden. So verschmelzen Automation und In-tralogistik miteinander. ■
Linie, die dann wiederum von mannlosen Fahrzeugen abgeholt werden. Gleichzeitig werden dem System über ein zweites Band leere Kisten mit Blistern zugeführt.Auch am Linienende arbeitet ein 3D-Visionssystem, das in diesem Fall nicht die CAD-Daten des Bau-teils zur Merkmalerkennung ver-wendet, sondern sich an den CAD-Daten des Blisters orientiert. Ein zusätzliches einfaches 2D-Visions-System zur Bauteilidentifikation liest Beschriftungen, Matrixcodes oder andere Identifikationen der Werkstücke aus. Individuell ge-kennzeichnete Bauteile können je-derzeit in der richtigen Kiste und
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
.66 | mav Innovationsforum März | 2019
KOMMUNIKATION VON ROBOTER UND ANLAGE VORAB SIMULIEREN UND TESTEN
RobotStudio verkürzt Inbetrieb-nahme von ProduktionsanlagenRobotersteuerung und SPS müssen reibungslos harmonieren, da-mit Produktionsanlagen schnell und fehlerlos in Betrieb genommen werden können. Mit RobotStudio von ABB lässt sich die Kommuni-kation von Roboter und Anlage bereits vorab simulieren und testen. Diese virtuelle Inbetriebnahme spart Anwendern Zeit und Kosten.
Fertigungsunternehmen müssen zunehmend mit einem wachsenden Produktmix umgehen, der sich durch geringere Stückzahlen und hohe Diversität auszeichnet. Das schaffen sie nur mit Automatisie-rungslösungen, die sich flexibel an stets wechselnde Anforderungen anpassen können, und einer schnellen, reibungslosen Inbetrieb-nahme. Eine Herausforderung für die Planung, denn bis dato wird häufig erst während der Inbetrieb-nahme selbst deutlich, ob alle Komponenten einer Anlage – ein-schließlich Robotersteuerung und SPS – aufeinander abgestimmt sind. Roboter- und SPS-Program-mierer arbeiten in der Regel an verschiedenen Orten und verstän-digen sich per E-Mail oder Tele-fon. Kurz gesagt, sie treffen sich das erste Mal, wenn die Maschi-nen und Anlagen in Betrieb ge-nommen werden sollen. Häufig
kommt es dann zu Nacharbeiten, weil die Abstimmung nicht deut-lich genug war und Robotersteue-rung und SPS nicht harmonieren. Die Inbetriebnahme verzögert sich und die Kosten steigen.Mit der Simulationssoftware Ro-botStudio und einer SmartCompo-nent zur Integration von Siemens SIMIT ermöglicht ABB die virtuel-le Inbetriebnahme von automati-sierten Produktionsanlagen. An-wender können mit dieser Schnitt-stelle das Zusammenspiel von Ro-botersteuerung und SPS im Pla-nungsbüro noch vor Errichtung der Anlage testen und absichern. Fehler werden so schon vor der In-
betriebnahme erkannt und die Produktion kann schneller begin-nen.
Mehr Planungssicher-heit für Anwender
Die leistungsstarke Simulations- und Offline-Programmier-Soft-ware RobotStudio ermöglicht eine optimale Auslastung und Nutzung der Roboterzelle. Dabei ebnet sie zugleich den Weg in die Digitalisie-rung: RobotStudio basiert auf dem sogenannten Virtual Controller, ei-ner exakten Kopie der Original-Software zur Steuerung des Robo-ters. Der Virtual Controller liefert Daten und Konfigurationen des Roboters wie in der realen Pro-duktion. Zusammen mit Smart-Components zur Simulation des Materialtransports und des Grei-fens entsteht eine genaue Nachbil-dung der Fabrik im virtuellen Raum. Durch die zusätzliche Inte-gration einer Physics Engine zur Simulation von Reibung, Ge-wichtskraft und Haltekräften ist eine hochpräzise Simulation des Fertigungsprozesses möglich. So kann der gesamte Fertigungspro-zess einer Roboterzelle geprüft werden, bevor er in der Fabrik real wird – inklusive verschiedenster Varianten.Die Schnittstelle zu SIMIT in Ro-botStudio erlaubt es, in RobotStu-dio angelegte und geprüfte Robo-terzellen an eine virtuelle oder rea-le SPS anzuschließen und somit realitätsnah zu simulieren. Design, Entwicklung und Test einer Anlage müssen nicht mehr starr einem se-quenziellen Ablauf folgen. Die Programmierer und Techniker können direkt im Büro virtuell prüfen, ob die Anlage, ihre Schnitt-stellen, die Maschinen und die zu-geordneten Prozesse reibungslos
▶
Bild
: AB
B
Mit der Simulationssoftware Robot-
Studio beschleunigt ABB die Inbetrieb-
nahme von automatisierten Produk -
tionsanlagen. Die Kommunikation von
Roboter und Anlage lässt sich etwa
bereits vorab simulieren und testen.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorThomas Reisinger, Head of Engineering
and Technology,
ABB Automation
GmbH.
mav Innovationsforum | 67.März | 2019
Fehler, Stillstände oder fehlinter-pretierte Schnittstellen bereits in der Simulation sichtbar und ließen sich noch vor dem Bau der Pro-duktionslinie eliminieren. Ebenso konnte das Risiko von Kollisionen in der Fertigung minimiert und ei-ne bessere Qualität und Prozess-kontrolle erreicht werden.
Die Inbetriebnahme der Zukunft
Mit der Simulationssoftware Ro-botStudio beschleunigt ABB die Inbetriebnahme von automatisier-ten Produktionsanlagen. Durch ein virtuelles Abbild erhalten An-wender aus der fertigenden Indus-trie mehr Planungssicherheit. Sie können ihre Anlagen reibungslos in Betrieb nehmen und sparen da-durch deutlich Kosten. Darüber hinaus lässt sich mit RobotStudio in einem „Digital Twin“ die ge-samte Fabrik inklusive Roboter und dem Antriebstrang abbilden. Diese digitale 1-zu-1-Kopie der Produktionslinie ermöglicht es dem Anwender, auch Anpassungen während des Betriebs zu program-mieren und zu testen, etwa wenn Geometrien geändert oder kom-
plett neue Bauteile auf der Anlage gefertigt werden sollen. Die virtu-elle Programmierumgebung sorgt so für eine schnelle und flexible Anpassung der Anlage, ohne die reale Produktion anhalten zu müs-sen.ABB selbst hat von ihrer neuen hochmodernen Fabrik in Shanghai einen digitalen Zwilling geschaf-fen, der dem Management, den Entwicklern, Bedienungs- und Wartungsexperten mit intuitiven Benutzeroberflächen die bestmög-lichen Entscheidungsgrundlagen liefert. Das Technologieunterneh-men sammelt so Erfahrungen und Wissen für neue Anwendungen, die Kunden für die Inbetriebnah-me und Fabrik der Zukunft nutzen können. ■
ABB Automation GmbHwww.abb.de/robotics
Bild
: AB
B
Am Beispiel einer
Handhabungszelle
konnte mit Robot-
Studio eine Anlage
entworfen und getes-
tet werden.
laufen. Während der Installation sind somit kaum noch Anpassun-gen nötig, und die Planer agieren mit einer ganz neuen Sicherheit, dass alles funktioniert. Mit dem Einsatz der RobotStudio Smart-Component zur Integration von SIMIT lässt sich die Zeit für die In-betriebnahme erheblich verkürzen. Ein bekannter Automobilhersteller berichtet von weniger als zwei an-stelle von sechs Wochen bei Pro-duktionsanlagen. Durch die Simu-lation sind zudem weniger reale Testabläufe nötig, sodass Materi-alverschleiß vermieden wird. Der Produktionsanlauf erfolgt effizien-ter und schneller, die Kosten und Risiken sinken deutlich.
SKF verkürzt Inbetrieb-nahme um drei Monate
Der schwedische Getriebespezia-list SKF profitiert bereits von den Vorteilen der virtuellen Inbetrieb-nahme durch RobotStudio. Das Unternehmen investierte 22 Mio. USD in die Modernisierung seiner Produktion von Pendelrollen -lagern am Standort Göteborg. SKF installierte mehrere Roboterzellen mit 18 Robotern und der entspre-chenden Peripherie von ABB neu. Das Ziel war, die Produktion fle-xibler und effizienter zu gestalten. Am Beispiel einer klassischen Handhabungszelle, in der ein Ro-boter ein Bauteil vom Förderband nimmt und zur Weiterverarbeitung in eine Maschine einlegt, konnte in RobotStudio die Anlage entwor-fen, Robotersteuerung und SPS harmonisiert sowie gründlich ge-testet werden.Die virtuelle Inbetriebnahme be-schleunigte den Produktionsstart. Dieser konnte dank der Fabriksi-mulation drei Monate früher erfol-gen als geplant. Zudem wurden
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
.68 | mav Innovationsforum März | 2019
und Bewegung des Fahrzeugs akti-vieren. Da der Sentinel zusätzlich die Entfernung zu den Objekten um ihn herum erfasst kann er auf seinen Wegen direkt navigiert wer-den. Die neuesten Modelle des La-sers ermöglichen Master-Slave-Konfigurationen, um kombinierte Applikationen zu realisieren, wo-bei mehrere Bereiche verschiedene Teile einer Maschine bzw. eines Roboters sichern.
FERTIGUNGSPROZESSE SICHERN UND AUTOMATISIEREN
Intelligente Automatisierungs -lösungen mit RoboternDamit in der industriellen Automation das Zusammenspiel von Ro-botern, Maschinen und Menschen funktioniert ist die sichere, einfa-che und schnelle Verbindung der Systeme untereinander und die Si-cherung der Menschen Voraussetzung.
Zu den Systemen, die Roboter steuern als auch sichern und Pro-zesse automatisieren, zählen: Bar-code-Lesegeräte, Vision-Systeme, Sensoren, Sicherheitskomponenten und Laserkennzeichnungssysteme. Diese Technologien deckt Datalo-gic über sein Portfolio ab und au-tomatisiert sowie sichert damit Fertigungsprozesse. Zum Einsatz kommen hierbei Kamerasysteme zur Codelesung und Objekterken-nung, Sicherheits-Lichtvorhänge für Mitarbeitersicherheit und La-serkennzeichnungssysteme für die eindeutige Artikelidentifizierung.Die Basis für die Integration von Robotern in diese Prozesse sind die richtigen Leitsysteme. Datalo-gic hat hierfür Sensoren, Kameras und Markierlösungen entwickelt, die in Kombination mit Robotern Prozesse schnell und dabei sicher steuern.
▶
Bild
: Dat
alog
ic
Bild
: Dat
alog
ic
Für mehr Sicher-
heit: Datalogic
Lichtschranken
und Laserscan-
ner.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorHorst Burkhart, EMEA Central
Key Account
Manager Manu-
facturing,
Datalogic S.r.l.
Niederlassung
Central Europe.
Bild
: Dat
alog
ic
So können Zugänge zu Roboter-zellen durch den neuen SLS Safety Laser Sentinel geschützt werden. Dabei können zwei Sicherheitsbe-reiche gleichzeitig oder auch ge-trennt voneinander betrieben wer-den. Auch fahrerlose Transportsys-teme werden mithilfe des Safety Laser Scanners gesteuert. Hierbei lassen sich Dutzende verschiedener Flächen-Sets konfigurieren und je nach Position Geschwindigkeit
Der Laserscan-
ner Laser Senti-
nel ist sowohl
für dynamische
als auch stati-
sche Anwendun-
gen geeignet.
mav Innovationsforum | 69.März | 2019
Datalogic S.r.l. Niederlassung Central Europewww.datalogic.com
Sensoren und Kameras steuern Roboter
Für die Erfassung und Lokalisie-rung von Objekten kommen Smart-Kameras und Vision-Syste-me zum Einsatz. Sie gewährleisten im Zusammenspiel mit spezieller Software wie beispielsweise der Impact Software die Roboterfüh-rung. Für diese Lösungen wird ei-ne Kamera mit einem Vision-Pro-zessor verbunden. Mithilfe dieser Systeme werden Teile erfasst und lokalisiert und die Information der Positionierung wird direkt an den Roboter übermittelt.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Das UnternehmenDatalogic mit Hauptsitz in Bologna ist ein internationaler Anbieter im Bereich der automatischen Datenerfassung und der Prozessautomatisierung. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Bar-codelesegeräten, Mobilcomputern, RFID-Lösungen, Bild-verarbeitungssystemen, Lasermarkierern und Sensoren zur Erfassung, Messung und Sicherheit. Datalogic-Pro-dukte werden in Produktion, Transport & Logistik und im Gesundheitswesen eingesetzt, um die Effizienz und Pro-zessqualität entlang der gesamten Supply Chain zu ver-bessern.Basierend auf 45 Jahren Erfahrung, ist Datalogic stetig da-bei seine Organisationen zu modernisieren, um den aktu-ellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu wer-den. Da Datalogic die technologische Entwicklung im Be-reich automatischer Datenerfassung und Prozessautoma-tisierung nach wie vor mitgestaltet, ist dem Unternehmen bewusst, wie es seine Strukturen ausrichten muss, um den Bedürfnissen der Zielmärkte weiterhin gerecht zu werden. Deshalb hat sich das Unternehmen von einer pro-duktorientierten Strategie zu einer kundenorientierten Strategie gewandelt.
Bild
: Dat
alog
ic
Automatisierung mit sicheren Abläu-
fen dank Sensoren und Kamerasyste-
men.
Bild
: Dat
alog
ic
Roboterzellen
ausgestattet mit
Datalogic Senso-
ren garantieren
smarte und si-
chere Lösungen.
Damit auch die Markierung von Teilen über Robotiklösungen mög-lich ist, gibt es bei Datalogic seit Kurzem den Lasermarkierer Arex 400. Sein Vorteil ist sein kleiner Scankopf der die Integration in Systeme ermöglicht, die wenig Platz anbieten. Gemeinsam mit Mitsubishi hat Datalogic auf der SPS in Nürnberg im letzten Jahr, gezeigt, wie sich dieser Lasermar-kierer in eine robotergesteuerte Markierungslösung integrieren lässt. Dabei sichert der Safety- Laser Sentinel den Zugang zum Roboter ab. ■
.70 | mav Innovationsforum März | 2019
Bild
: Mits
ubis
hi E
lect
ric
Euro
pe B
.V.
Mit der neuen
FR-Serie kann
das Potenzial
der Industriero-
boter vollständig
genutzt und di-
verse Funktio-
nen können
schnell und zu-
verlässig inte-
griert werden.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Der AutorMartin Mühlbauer, Sales Solution Expert,
Mitsubishi Electric
Europe B.V.
DIE NEUE ROBOTER-SERIE MELFA FR FÜR DIE EINFACHE EINBINDUNG VON PARTNERLÖSUNGEN.
Vier Stufen für Sicherheit und Interaktion bei AutomatisierungEin Roboter steht selten allein – und mit jeder neuen Aufgabe wach-sen auch die Möglichkeiten der Industrieroboter. Daher ist die He-rausforderung nicht mehr nur die Produktivität zu erhöhen und die Effizienz zu steigern, sondern das Potenzial der Industrieroboter vollständig zu nutzen und die möglichen Funktionen schnell und zu-verlässig zu integrieren.
Wie kann man die zunehmende Mensch-Roboter-Kollaboration verwalten, gleichzeitig die Interak-tion mit Sensorik maximieren und dabei die Sicherheit gewährleisten? Dieser Herausforderung hat sich Mitsubishi Electric gestellt und vier Stufen für Robotersicherheit und -interaktionen definiert. Jede Stufe berücksichtigt dabei eine zu-nehmende Nähe des Menschen zum Roboter. Beginnend mit der festen Abgrenzung des Roboters über einen klar definierten Be-reich, in dem Menschen nur ein begrenzter Zugang zum Roboter gewährt wird – bis hin zu einer kompletten Zusammenarbeit, bei der sich Mensch und Roboter den-selben Arbeitsplatz teilen. Die vier Stufen dienen als Richtli-nie für eine einfache Auswahl der optimalen Lösung, je nachdem wie
nah der Bediener mit dem neuen Roboter zusammenarbeitet.
Stufe 1: Standard- Sicherheitsfunktionen
Die erste Stufe umfasst normaler-weise geschlossene Applikationen mit Sicherheitsbereichen für einen gelegentlichen Zugang von Men-schen. In dieser Kategorie arbeitet der Roboter mit hoher Geschwin-digkeit, während die Sicherheits-absperrung geschlossen ist. Hier-bei handelt es sich um eine verrie-gelte Tür oder einen abgetrennten Bereich. Wenn die Sicherheitsab-sperrung geöffnet wird, bleibt der Roboter innerhalb kürzester Zeit kontrolliert stehen. Zusätzlich zu dem „Automatik-Betrieb“ ist ein „manueller Be-trieb“ für eine sichere Program-
mierung, Einrichtung und War-tung einstellbar. Dabei kann der Roboter durch geschultes Personal verändert und auch bei geöffneten Schutztüren getestet werden.
Stufe 2: MELFA SafePlus
Die MELFA SafePlus-Option von Mitsubishi Electric ermöglicht die Standard-Sicherheitsfunktionen zu erweitern. Funktionen wie sichere limitierte Geschwindigkeit (SLS), sicherer Stopp 2 (SS2) und sichere limitierte Position (SLP) stellen da-mit die Basis der zweiten Sicher-heitsstufe dar. Durch den Einsatz hochwertiger Sicherheitssensoren wie beispielsweise von Datalogic, benötigt diese Applikation keine physische Barriere und ist für ei-nen regelmäßigen Zugang von Menschen in die Roboterzelle op-timiert. Dies wird unter anderem zur Überprüfung von Montage-prozessen, in Verpackungsanwen-dungen und für Be- und Entla-dungs-Vorgänge genutzt. Das einstellbare Zonensystem be-grenzt wahlweise die Position, und die Geschwindigkeit des Roboters, je näher der Mensch der Anwen-dung kommt, um die Zelle mit die-ser Konfiguration möglichst klein und kompakt zu bauen. Der Ro-boter wechselt schnell von Hoch-geschwindigkeit zu einer langsa-men Geschwindigkeit und umge-kehrt, sodass Roboter und Mensch schnell und effizient, ohne Still-stände arbeiten können.
Stufe 3: MELFA SafeSkin
Die dritte Stufe stellt die Möglich-keit dar, das Stoppen des Roboters rein auf die Berührung zu begren-zen. Diese Variante der Sicher-heitsoption wird für Tätigkeiten verwendet, in denen der Mensch
▶
mav Innovationsforum | 71.März | 2019
Bild
: Mits
ubis
hi E
lect
ric
Euro
pe B
.V.
MELFA Safety Solutions von Mitsubishi Electric: Je nach-dem wie eng der Bediener mit dem neuen Ro-boter zusam-menarbeitet, wird ein be-stimmter Sicher-heitsstandard empfohlen.
mav Innovationsforum 2019Robotik und Automation
Bild
: Mits
ubis
hi E
lect
ric
Euro
pe B
.V.
Jede Stufe der Robotersicher-heit und -inter-aktion ermög-licht einen konti-nuierlichen Ar-beitsablauf, bei dem das Potenzi-al des Roboters hinsichtlich Ge-schwindigkeit, Präzision und Wiederholgenau-igkeit maximal ausgeschöpft wird.
gelter Kraft von einer Position zur nächsten zu bewegen und in seine Tätigkeiten somit einfach einzuler-nen.
Produktive Partnerschaften
Jede Stufe der Robotersicherheit und -interaktion ermöglicht einen kontinuierlichen Arbeitsablauf, bei dem das Potenzial des Roboters hinsichtlich Geschwindigkeit, Prä-zision und Wiederholgenauigkeit maximal ausgeschöpft wird. Gleichzeitig wird dem Menschen ungefährlicher Zugang und sichere Interaktion mit dem Roboter ge-währleistet, um eine optimale Ge-samtproduktivität zu erreichen. Die neue FR-Serie der Mitsubishi Electric Roboter bietet nun weitere Funktionalitäten der MELFA Safe-Plus-Sicherheitsoption die eine exaktere Integration in unter-schiedliche Sicherheitskonzepte er-laubt. Zudem können mit neuen Funktionen innerhalb der einfa-chen und eingängigen Program-mierung von Mitsubishi Electric Partnerprodukte noch schneller und ohne zusätzliche Software ein-gebunden werden. So stehen Pro-grammierbefehle und Funktionen bereits in der Roboter-Steuerung zur Verfügung, die Zuführeinhei-ten steuern können, Kamera-Syste-me kalibrieren und selbstständig Werkzeuge vermessen können.Datalogic und Mitsubishi Electric realisieren seit vielen Jahren er-folgreich anspruchsvolle Roboter-
applikationen mit Safety-, Vision- und Lasermarking-Lösungen. Sie sind langjährige Partner und Mit-glieder der e-F@ctory Alliance, ei-nem global aufgestellten Netzwerk von Herstellern, Systemintegra -toren und Softwareunternehmen. Seit 2003 verfolgen e-F@ctory-Partner mit beiderseitigen Ent-wicklungen das gemeinsame Ziel, die Einbindung von Sensorik und zusätzlichen Komponenten an die MELFA Industrieroboter so ein-fach wie möglich zu gestallten. Diese Partner arbeiten kunden -spezifisch in individuellen Konstel-lationen zusammen, realisieren so flexibel optimale Lösungen und unterstützen auch Maßnahmen im Rahmen der zunehmenden digi -talen Transformation von Unter-nehmen. ■
Mitsubishi Electric Europe B.V.de3a.mitsubishielectric.com
nahe am Roboter den Arbeitspro-zess beeinflusst oder überwacht. Genau diese Anforderung erfüllt der neue MELFA SafeSkin-Robo-ter, dessen Hauptflächen von einer pneumatischen Schutzhaut um-hüllt sind, die auf Berührung rea-giert. Beim geringsten Kontakt wird sofort die Roboterbewegung angehalten und sicher gestoppt. Basierend auf einem voll leistungs-fähigen Industrieroboter verfügt er mit den Sicherheitsfunktionen wei-terhin über höchste Geschwindig-keit und Präzision.
Stufe 4: MELFA MELCoR
Die letzte Kategorie der Sicher-heitslevel von MELFA-Robotern deckt Bereiche ab, bei denen Mensch und Roboter ständig zu-sammenarbeiten. Dazu wird eine andere Art von Roboter benötigt, weshalb hier Mitsubishi Electric den kollaborativen Roboter MEL-CoR entwickelt. Die Arbeit mit ei-nem kollaborativen Roboter kann gerade bei komplexen Montagetä-tigkeiten sehr produktiv sein, bei denen menschliche Fähigkeiten oder herkömmliche Einspannvor-richtungen an ihre Grenzen sto-ßen. Hier kann ein kollaborativer Roboter ein Arbeitsstück oder ein Bauteil effektiver handhaben, während der Mitarbeiter beide Hände für eine andere Tätigkeit frei hat. Ein „Direct Control“-Modus er-möglicht es dem Bediener zudem, den Roboter von Hand mit gere-
.72 | mav Innovationsforum März | 2019
PRODUKTIVITÄT STEIGERN
Innovationen in der MechatronikIndustrie 4.0 ist das Schlagwort der letzten Jahre im Bereich der Produktion. Auch durch Sensorintegration, Datenerfassung und -auswertung kann die Effizienz und Verfügbarkeit der Produktions-mittel gesteigert werden. Kessler stellt sich diesen Anforderungen und hat mechatronische Innovationen entwickelt, die zu einem greif-baren Mehrwert führen.
Bisherige Lösungen zur Prüfung der Werkzeugposition in der Spin-del sind in vielen Fällen durch eine lange Messzeit (u .a. pneumatische Plananlagenkontrolle), oder einen hohen Aufwand (z. B. Systeme mit DMS) und entsprechende Kosten gekennzeichnet. Kessler hat mit der Interface Control (IFC) ein verbessertes System entwickelt, ge-testet und bereitet nun die Serien-einführung vor. Ein zwischen Werkzeugkegel bzw. Werkzeug-Planfläche und Spindel eingeklemmter Span bewirkt durch die hohe Einzugskraft des Spanners eine Verformung an der Spindelnase. Diese Verformung kann gemessen und ausgewertet werden: Sie erlaubt eine zuverlässi-ge Aussage, ob ein Span zwischen Spindel und Werkzeug einge-klemmt ist.Die Messung der Verformung er-folgt in der Kessler IFC mit berüh-rungslos arbeitenden Wirbelstrom-Aufnehmern, die ein entsprechend ausgeprägtes Teil des vorderen Spindel-Labyrinthes abtasten. Das Signal wird verstärkt, digitalisiert und in einem Messrechner ausge-wertet. Der Messrechner ist ein handels-üblicher Industrie-PC, welcher in den Schaltschrank der Maschine integriert wird. Das Ergebnis der Auswertung wird der Maschinen-steuerung über die Profinet-Schnittstelle mitgeteilt. IFC arbei-tet mit schlichter, robuster, nicht mitrotierender Sensorik und kann Späne in allen Positionen am Werkzeugkegel und der Plananla-ge erkennen. Es reicht demnach ei-ne kleine Anzahl an Sensoren aus
und es ist keine berührungslose Übertragung von Signalen erfor-derlich. Der unkomplizierte Auf-bau führt zu einer hohen Robust-heit und Zuverlässigkeit des Sys-tems. Bei der Integration wurde besonders die Servicefreundlich-keit berücksichtigt, sodass die Re-paratur der IFC ohne Spindel-tausch möglich ist.
ABS für schnelldrehen-de Fräs-Drehtische
Ein Grundansatz zur Senkung von Produktionskosten besteht darin, die Produktionsmaschinen zu au-tomatisieren. Das soll Laufzeiten erhöhen und auch mannlose Schichten ermöglichen. Bei hoch-modernen Fräs-Drehmaschinen
▶
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorDr.-Ing. Udo Tüllmann, Bereichsleiter
Technologie,
Franz Kessler
GmbH.
Aufbau der Interface Control (IFC).
Bild
: Kes
sler
Die Verformung an der Spindelnase kann exakt gemessen und ausgewertet werden.
Bild
: Kes
sler
mav Innovationsforum | 73.März | 2019
besteht hier der Engpass, das Wuchten zu automatisieren: Es ist heute üblich, die Unwucht auto-matisch zu messen, aber manuell durch den Bediener auszugleichen. Gerade für moderne, produktive und tendenziell kostenintensive Maschinen wie Dreh-Fräszentren (mit automatischem Palettenwech-sel) ist es deshalb schwer, mann -arme oder mannlose Schichten zu fahren.Kessler hat für diese Anwendung mit dem Automatic Balancing Sys-tem (ABS) eine Lösung für schnell-drehende Dreh-Frästische definiert und getestet. Das System misst die Unwucht mit einem Schwingungs-aufnehmer und berechnet im Spreizwinkelverfahren den erfor-derlichen Massenausgleich. Dieser wird nun automatisch vorgenom-men, indem zwei am Außendurch-messer der Tischplatte (oder des Palettenträgers) gelagerte, un-wuchtige Ringe entsprechend ge-dreht werden. Hierfür wird die Tischachse nach dem Messen der Unwucht angehalten. In die Tisch-konsole integrierte Kolben lösen die mechanische Verriegelung. An-schließend werden die Unwucht-ringe durch eine Drehung der C-Achse positioniert, wobei die Kolben als Mitnehmer dienen. Durch das Zurückfahren der Kol-ben werden die Unwuchtringe in der erreichten Position wieder ver-riegelt. Das automatische Aus-wuchten erfordert ca. 30–45 s und bedingt eine gewisse Peripherie. Gegenüber einer direktangetriebe-
tet in Form einer Sensorplatine ei-nen Strom-, einen Drehzahl-, einen Temperatur- und einen dreiachsi-gen Beschleunigungssensor, der mit einer Bandbreite von 5 kHz ar-beitet. Die Sensorplatine wird in den Wickelkopf der Motoren ver-gossen, wodurch vor allem der Be-schleunigungssensor die im Betrieb der Spindel und in der Zerspanung erzeugten Schwingungen mit ho-her Signaltreue erfassen kann. Die Daten werden in der Grundversion erfasst, ausgewertet, der Maschi-nensteuerung angeboten und un-abhängig von Auswertungen in der Maschinensteuerung auf der Sensorplatine verdichtet und abge-legt, sodass sie auch im Reparatur-fall zur Verfügung stehen und ge-nutzt werden können.Auf dieser Basis bietet Kessler mit der „FINGERPRINT-Funktiona -lität“ Software-Module an, die den Kunden Werkzeuge für die Zustandsüberwachung der Spindel erleichtern und den Einstieg in die Prozessüberwachung ermög -lichen. ■
Kessler Groupwww.kessler-group.biz
Bild
: Kes
sler
Automatic
Balancing Sys-
tem (ABS) für
schnelldrehende
Fräs-Drehtische.
nen Verstellung der Unwuchtringe werden jedoch erhebliche Kosten eingespart.Um eine einfache Systemintegrati-on zu ermöglichen und eine zuver-lässige Beherrschung der Techno-logie zu gewährleisten, bietet Kess-ler seinen Kunden zudem eine Komplettlösung: Der Wuchtrech-ner in Form eines im Schalt-schrank integrierten Industrie-PCs steuert über die Profinet-Schnitt-stelle den Ablauf und gibt alle Be-wegungsbefehle an die Maschinen-PLC aus.
Zustandsüberwachung mit dem diaLOG-System
Mit dem diaLOG-System unter-stützt Kessler seine Kunden bei der Zustandsüberwachung und -beur-teilung von Motorspindeln und anderen Maschinenkomponenten. Kessler möchte seinen Kunden hier im Sinne eines „Enablers“ Lösun-gen und Werkzeuge bereitstellen. Es ist nicht Ziel, rund um die er-fassten Informationen ein eigenes Geschäftsmodell mit direkter Be-ziehung zu den Maschinenanwen-dern aufzubauen. Das zurzeit in die Kessler-Produkte einfließende diaLOG V2 beinhal-
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Kes
sler
Das diaLOG-
System von
Kessler vereint
kontinuierliche
Datenverarbei-
tung und Zu-
standsüberwa-
chung. Die Sen-
sorplatine im
Wickelkopf des
Motors erfasst
mit ihrer Senso-
rik die in der
Zerspanung er-
zeugten Schwin-
gungen sehr ge-
nau.
.74 | mav Innovationsforum März | 2019
ROBOTIKLÖSUNGEN FÜR DURCHGÄNGIGE PROZESSKETTEN IN DER PRODUKTION UND IM ENGINEERING
Innovative Maschinenkonzepte mit CNC-integrierten RoboternDie Nachfrage nach Automatisierungslösungen für Werkzeugma-schinen mit Industrierobotik nimmt rapide zu. Endkunden fordern dabei immer mehr steuerungsintegrierte Automatisierungs -lösungen bei denen eine Durchgängigkeit der unterschiedlichen Prozessabschnitte in der Produktion gewährleistet ist. Die Siemens AG bietet mit der Direktanbindung von Roboter-Kinematiken hierfür die perfekte Lösung, um Schnittstellen in der gesamten Prozessket-te zu minimieren.
SINUMERIK Run MyRobot er-schließt die Robotik für die gesam-te Siemens-Digitalisierungswelt. Mit der Einbindung eines digitalen Zwillings des Roboters in das CAD/CAM-System NX CAM Robotics, der Nutzung des SINU-MERIK-Postprozessors und der VNCK-Simulation wird die ge-samte Projektierungsprozesskette abgedeckt. Das Zusammenwirken von Roboter, Teileprogrammen und CNC wird dabei vollständig innerhalb eines homogenen Sys-tems simuliert. Somit können Roboterapplikationen schon im Vorfeld verifiziert und optimiert werden.SINUMERIK Run MyRobot bie-tet speziell im Bereich der Produk-
tionsausführung intelligente Schnittstellen – von der digitalen Anbindung von Robotern bis hin zur vollständigen Systemintegrati-on von Roboterkinematiken. Mit der neuesten Weiterentwicklung Run MyRobot/DirectControl er-schließen sich nun völlig neue An-wendungsfelder. Über eine ein -fache Kanalerweiterung der beste-henden Werkzeugmaschinensteue-rung können neben Handling-Ro-botern auch Bearbeitungsroboter in die Steuerung integriert werden, wodurch ganz neue Maschinen-konzepte generiert werden kön-nen. Die Produktivität des Ge-samtsystems kann durch haupt-zeitparallele Bearbeitungsaufga-ben des Roboters gesteigert wer-
den und damit wertvolle Taktzeit in der oft hochpreisigen Werkzeug-maschine eingespart werden. Auf-gaben wie z. B. Entgraten, Polieren oder Vorschruppen übernimmt der durch die CNC-Funktionen bahn-optimierte Roboter und kann da-mit auch außerhalb seiner Be- und Entladezeiten effizient genutzt werden. Der CNC-affine Maschi-nenbediener kann dabei das schon bekannte SINUMERIK Look&Feel der Werkzeugmaschi-ne auch ohne Einschränkungen für den Roboter anwenden.Hochpräzise Anwendungen wie beispielsweise Fräsen, Bohren, Po-lieren, Fertigung von Faserver-bundwerkstoffen, additive Ferti-gung, Nieten und Laser-/Wasser-
▶
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorRobin Sailer, Machine Tools
Technical Consul-
ting,
Siemens AG.
Durchgängige
Prozesskette für
die Bearbeitung
mit Robotern.
mav Innovationsforum | 75.März | 2019
strahlschneiden haben hohe An-forderungen an Genauigkeit und Flexibilität. SINUMERIK Run MyRobot /DirectControl zeichnet sich speziell durch die Anbindung von Gelenkarmroboter-Mechani-ken auf SINAMICS-Antriebsebene aus, ohne separate Robotersteue-rung. Durch die vollständige rege-lungstechnische Integration des Roboters in die SINUMERIK-Steuerung stehen dem Roboter die vollen CNC- und Antriebs-funktionalitäten zur Verfügung und ermöglichen somit eine präzi-se Bahnsteuerung. Durch den deutlich größeren Look-Ahead-Speicher im Vergleich zu klassi-schen Robotersteuerungen ergibt B
ild: S
iem
ens
Integration von
Robotern in die
CNC.
Bild
: Sie
men
sSteigerung der
Positionier- und
Bahngenauigkeit
des Roboters
durch Online-
Modell in der
CNC.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Sie
men
s
Siemens AGwww.siemens.com
sich eine effiziente Berechnung des TCP-Bahn- und Geschwindigkeits -profiles.
Mechanismen für hoch-präzise Anwendungen
Die Landschaft der hochgenauen Roboteranwendung wird sich in den nächsten Jahren ausweiten und variantenreicher einstellen. Siemens ermöglicht seinen Kunden durch das einzigartige Know-how intelligenter Kompensations- und Kalibrierungsmechanismen hoch-präzise Robotik-Anwendungen zu erschließen. Durch einen innovati-ven Ansatz einer Onlineberech-nung des exakten Modells des Ro-boters wird eine „Dynamische Ro-
boter-Kompensation“ erzielt, durch die eine hohe Bahngenauig-keit auch während des Bearbei-tungsprozesses aufrechterhalten wird. Ein mechatronisches Modell des Roboters ist in der CNC abge-bildet, anhand dessen die größten Störeffekte während der Bearbei-tung kompensiert werden. Schwin-gungen aber auch Nickbewegun-gen des Roboters werden durch ei-ne posenabhängige Drehmoment-vorsteuerung schon vor Auftreten der Störkraft im Prozess verrin-
gert. Diese Softwarelösung – eine Erweiterung der NC-Kernfunktio-nen – ermöglicht zusätzlich die Kompensation von externen Pro-zesskräften, die am TCP eingreifen und reduziert die Abdrängung des Werkzeuges von der geforderten Bahn. ■
.76 | mav Innovationsforum März | 2019
AUF DEM WEG ZUR INDUSTRIE 4.0
Potenziale durch integrierte Prozessautomation erschließenDie vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange und neue Tech-nologien wie u. a. künstliche Intelligenz bieten ungeahnte Möglich-keiten. Der globale Wettbewerbsdruck auf Unternehmen im Werk-zeug- und Formenbau nimmt allerdings zu. Es gilt nun, dass Unter-nehmen den Wandel aktiv annehmen, gestalten und Prozesse ent-lang der Wertschöpfungskette digitalisieren, optimieren und auto-matisieren.
In den späten 1980er-Jahren gab es mit „Computer Integrated Ma-nufacturing (CIM)“ einen Ansatz für die Fabrik der Zukunft. Im Kern ging es dabei um die Vernet-zung der CAx-Technologien mit der produzierenden Ebene. Viele Grundgedanken, gerade die Inte-gration von CAD/CAM und ERP/PPS mit der Produktion sind heute überwiegend Realität. In einem Punkt hatte CIM allerdings nicht recht – der menschenleeren Pro-duktion. CIM war damals gedank-lich seiner Zeit sehr weit bzw. zu weit voraus. Neben dem abschre-ckenden Kriterium, keine Men-schen mehr zu benötigen, war die Zeit, gerade technologisch be-trachtet, noch nicht so weit.
Gerade in den letzten knapp zwei Dekaden hat der technologische Fortschritt große Sprünge gemacht und viele Technologien greifen nun ineinander und ergänzen sich. Mo-bile Endgeräte haben den Durch-bruch erzielt, Software und Algo-rithmen sind immer intelligenter geworden, Daten stehen in schier unbegrenztem Umfang zur Verfü-gung, die Rechenleistung erklimmt immer neue Höhen und die Ver-netzung über die Cloud hat sich etabliert. Somit steht die vierte in-dustrielle Revolution auf einem ganz anderen Fundament, als es noch bei CIM der Fall war. Mit Industrie 4.0 zieht nun das In-ternet in die Produktion ein. Aller-dings bedeutet das mehr als nur ei-
ne Werkzeugmaschine an das In-ternet anzuschließen. Daten und Informationen müssen im Unter-nehmen entlang der Wertschöp-fungskette nahtlos fließen und im richtigen Kontext zu jeder Zeit auf jedem Gerät bereitstehen. Aber die Prozesse enden nicht an der Fire-wall des Unternehmens und somit fließen diese weiter in Richtung Kunden, Partner und Lieferanten – und wieder zurück. Somit handelt es sich zukünftig weniger um eine Wertschöpfungskette, sondern vielmehr um ein Wertschöpfungs-netzwerk.
Integrierte Daten
Die CA-Technologien sind heute mit der Produktionsebene größ-tenteils gut vernetzt. Dennoch ist zu beobachten, dass Daten oftmals nicht nahtlos fließen und redun-dant gehalten werden. Auch wer-den Daten noch zur Genüge im System A gedruckt und im System B erneut manuell eingegeben. Die manuelle Eingabe ist hochgradig fehleranfällig und kann im schlimmsten Fall zu einer Zerstö-rung an einer Werkzeugmaschine (Spindel) oder dem Werkstück füh-ren. Mit manuellen Eingaben werden Prozesse unterbrochen. Ein Teilas-pekt der Industrie 4.0 ist das Steu-ern der Fabrik in Echtzeit. Diese Steuerung in Echtzeit kann aller-dings nur dann funktionieren, wenn die Daten nahtlos, ohne ma-nuelle Eingaben fließen und zu je-der Zeit, an jedem Ort, im richti-gen Kontext verfügbar sind. Somit kommt der Planungsanwendung (ERP/PPS) eine entscheidende Rol-le zu. Das Manufacturing Execution System (MES) „JMS 4.0MoldLi-ne“ von Certa ist ein wichtiger
▶
Bild
: Cer
ta
Beladen einer
Werkzeug -
maschine durch
Erowa Robot
Dynamic ERD
150 Linear Pro-
zessautomation.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorAndreas Schulz, Leiter Marketing,
Certa Systems
GmbH.
mav Innovationsforum | 77.März | 2019
ben. Auf jeden Fall gilt es, erstmal klein und pragmatisch zu starten. Das können, am Beispiel des Werkzeug- und Formenbauers ers-te sinnvolle Automatisierungen sein, beispielsweise einen Teilferti-gungsprozess wie das Fräsen, Ero-dieren oder Messen mit einem Ro-boter zu automatisieren. Aber auch im Bereich der Planung oder dem Werkzeugmanagement liegen große Potenziale. Andere Unter-nehmen bevorzugen dagegen den großen Wurf und automatisieren in einem Schritt die komplette Wertschöpfungskette.
Mitarbeiter mitnehmen
Egal für welche Richtung sich ein Unternehmen entscheidet, es ist wichtig, das gesamte Unternehmen einzubinden. Die Automatisierung von Prozessen bedeutet eines auf jeden Fall: Veränderung der ge-wohnten Arbeitsweise. Alleine des-wegen schon ist das Involvieren der Mitarbeiter essenziell wichtig. Aufgabeninhalte und Abläufe ver-ändern sich. Oftmals fallen einfa-che Tätigkeiten wie das Rüsten, Be- und Entladen von Maschinen weg, die dann von Robotern über-nommen werden. Für die Mitar-beiter ist es wichtig zu verstehen, dass der Wegfall von einfachen, re-gelbasierten und wiederholbaren Routinetätigkeiten nicht stellver-tretend für den Jobabbau ist. Viel-mehr geht es darum, das volle Po-tenzial der Mitarbeiter zu nutzen und diese auf die Zukunft vorzu-bereiten und zu qualifizieren. ■
Certa Systems GmbHwww.certa-systems.com
Bild
: Cer
ta
DataMatrix-
Code auf einem
Fräswerkzeug
für intelligentes
Toolmanage-
ment.
Baustein auf dem Weg in die Welt der Industrie 4.0. Auf der einen Seite werden alle unterschiedlichen Anwendungen wie CAD/CAM und ERP/PPS in das System inte-griert. Die Daten werden dann an zentraler Stelle in einem neutralen Datenbankformat gespeichert und allen Prozessbeteiligten entspre-chend zur Verfügung gestellt. Da-rüber hinaus integriert „JMS 4.0 MoldLine“ alle gängigen Werk-zeug-, Mess- und Waschmaschinen sowie Roboter.
Das große Ganze
Im Gegensatz zu Großunterneh-men verfügen kleine und mittel-ständische Unternehmen nicht über dedizierte Stabsstellen, um sich mit neuen Themen und Tech-nologien zu beschäftigen. Das ne-ben dem Tagesgeschäft zu bewälti-gen, stellt sicher eine besondere Herausforderung dar. Die Vielzahl von Möglichkeiten macht es einem Unternehmen sicherlich nicht leicht, den richtigen Weg zu fin-den. An dieser Stelle ist es weniger der eine richtige Weg, als vielmehr das große Ganze im Blick zu ha-
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
BESCHLEUNIGTEPlanungsprozesse und deutlich reduzierte Durchlaufzeiten sind das Ergebnis der nahtlosen Integration von PlanTool in JMS 4.0 MoldLine.“
Christoph Mairhofer, Leiter der Fertigung, Alpla Werke Alwin Lehner GmbH & Co. KG
Bild
: Cer
ta
Produktions -
steuerung durch
das Prozessleit -
system von Certa.
Bild
: Cer
ta
Automatisiertes
Messen einer
Grafitelektrode
mit QMeasure.
.78 | mav Innovationsforum März | 2019
INTELLIGENTE KOMPONENTEN + INDUSTRIAL ANALYTICS
Mehrwert für Maschinenbauer und MaschinennutzerWerkzeugmaschinen kosten viel Geld. Geld, das durch den Verkauf von Produkten wieder erwirtschaftet werden muss. Dazu ist es aber notwendig, dass die Maschine ohne Störung läuft. Mit modernen in-telligenten Komponenten kombiniert mit Industrial Analytics ist es nicht nur möglich, zu jeder Zeit den Zustand der Maschine zu über-wachen, es ist sogar möglich, in die Zukunft zu blicken, je nach überwachter Komponente einige Stunden, Tage oder sogar Wochen.
In den frühen 1950er-Jahren wur-de die Fräsmaschine Deckel FP1 entwickelt. Und selbst heute, fast 70 Jahre nach ihrer Prämiere sind gebrauchte Deckel FP1 noch heiß begehrt. Die ursprüngliche Ma-schine hatte einen Motor für die Hauptspindel, die Achsen wurden über Handräder bewegt. Die übli-chen Methoden den Zustand der Maschine festzustellen (Condition Monitoring), waren Ohr und Hand des erfahrenen Maschinen-bedieners. Lief die Spindel „rau“ oder ruckelte das Handrad, musste geschmiert werden.Eine moderne Maschine hat min-destens 4 angetriebene Achsen (x, y, z und Hauptspindel), ein Mehr-spindel-Drehautomat gerne auch mal über 30. Die Maschinen sind gekapselt, den erfahrenen Maschi-nenbediener gibt es in immer we-niger Betrieben. Man muss sich al-so neuer Techniken bedienen, um den Zustand der Maschine zu
überwachen und Ausfälle zu ver-hindern.
Zustandsdaten sammeln
Einfache physikalische Größen wie Strom-/Spannungs-Verläufe, Temperatur, Schwingungen und Drücke geben Auskunft über den Zustand von Motoren, Getrieben, Lager und Führungen. Viele Kom-ponenten, die in Werkzeugmaschi-nen verbaut sind, stellen bereits entsprechende Informationen zur Verfügung, so z. B. die Frequenz -
umrichter, mit denen die Hauptan-triebe geregelt werden. Sind not-wendige Daten nicht in verwertba-rer Form vorhanden, können Sie in den meisten Fällen einfach erzeugt werden, z. B. durch einen Weid-müller Stromwandler mit Rogowski Coil der ohne Leiterun-terbrechung den Strom messen kann. Zusätzliche intelligente Ma-schinenkomponenten wie z. B. der SmartCheck-Vibrationssensor von Schäffler oder der Einsatz von 24 V-Spannungsversorgungen mit Feldbusschnittstelle von Weidmül-ler erlauben es, die „Vitalparame-
▶
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorAndreas Schuhbauer, Local Segment Mana-
ger Werkzeugmaschi-
nen und Industrial Ana-
lytics Experte,
Weidmüller GmbH &
Co. KG.
Erfassung des Maschinenzustands mit intelligenten Komponenten.B
ild: W
eidm
ülle
r
mav Innovationsforum | 79.März | 2019
ter“ der Maschine kontinuierlich zu überwachen.Werden diese physikalischen Grö-ßen zusammen mit Daten aus der SPS und vom Feldbus noch mit In-dustrial Analytics in (zeitliche) Zu-sammenhänge gebracht, ergibt sich nicht nur der momentane Zu-stand der Anlage, die intelligente Software kann auch aus den Mes-sungen und erlerntem Wissen auf zukünftige Ausfälle schließen.
die Ersatzteile besorgt und der Ser-viceeinsatz geplant werden kann.Die Analytics Lösung zum Condi-tion Monitoring und vorraus-schauender Wartung erfordert auch keinen Hochleistungscompu-ter. Heutige Industrie PCs sind problemlos in der Lage, direkt an der Maschine die Daten zu analy-sieren und Vorhersagen zu treffen. Die Ergebnisse der Analyse kön-nen dann auf Bildschirmen darge-stellt, oder wenn gewünscht, zur weiteren Verwendung mittels IoT-Koppler in die Cloud übertragen werden.
Weniger Ausfälle und geringere Kosten
Während Kompressorhersteller Boge die Lösung bereits im Serien-einsatz hat, ist die Werkzeugma-schinenwelt noch sehr verhalten. Wie der CTO eines deutschen Werkzeugmaschinenbauers auf der Messe AMB sagte: „Wir haben 97 % Verfügbarkeit unserer Ma-schinen, wir sehen keinen Bedarf für Industrial Analytics.“ Diese 97 % Verfügbarkeit sind jedoch mit vorbeugender Wartung und vorsorglichem Tausch von „Ver-schleißteilen“ teuer erkauft. Eine Studie des WEC/Accenture vom Januar 2015 gibt eine Ersparnis von 12 % bei den geplanten Repa-raturen, 30 % niedrigere War-tungskosten und 70 % weniger Ausfälle durch die Verwendung von Industrial Analytics an.Aber es fallen nicht nur im Betrieb hohe Kosten zur Sicherung der Verfügbarkeit an, auch das Ma-schinendesign ist entsprechend aufwendig ausgeführt, um die Ver-fügbarkeit zu garantieren. Wie Xiyou Guan, CEO von Shenyang Maschine Tools, auf der CIMT 2017 im persönlichen Gespräch er-klärte, plant er im Maschinende-sign 50 % des Gewichts und 30 % des Bauraums durch Einsatz von Software einzusparen. Die Einspa-rungen werden sich selbstver-ständlich auch im Maschinenpreis niederschlagen.Der deutsche Werkzeugmaschi-nenbau ist technologisch führend. Durch die Verwendung intelligen-ter Komponenten und Industrial Analytics kann sichergestellt wer-den, dass das auch in Zukunft so bleibt. ■
Weidmüller GmbH & Co. KGwww.weidmueller.com
70 Abhängigkeiten generiert, um das Verhalten des Kompressors zu bewerten. Nach einer Lernphase ist das System heute in der Lage, die Stillstandszeiten um 50 % zu redu-zieren, indem rechtzeitig vor einem Fehlverhalten gewarnt wird und die Anwender gegensteuern kön-nen. Selbst bei den Ausfällen, die nicht verhindert werden können, sinken die Servicekosten signifi-kant, da frühzeitig vor dem Ausfall
Zusammenhänge und Wahrscheinlichkeiten
Für die Prognosen werden von der Analytics Software nicht einzelne Werte oder Wertepaare mit starren Grenzen überwacht. Vielmehr wer-den Zusammenhänge über alle Werte gesucht und Wahrschein-lichkeiten berechnet, ob das Ver-halten „normal“ ist oder sich ein Ausfall anbahnt. Ein Beispiel im Serienbetrieb ist die Analytics Lö-sung von Weidmüller für Boge-Kompressoren. Aus 16 Sensor -werten werden von der Software
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Je dunkler die Farbe umso wahrscheinlicher, dass es ein normales Verhalten ist. Bild
: Wei
dmül
ler
.80 | mav Innovationsforum März | 2019
EINHEITLICH, LEISTUNGSFÄHIG, FLEXIBEL
pti – die neue Revolverschnitt -stelle für Drehmaschinen Eine neue mechanische Werkzeugschnittstelle für Revolverdreh-maschinen ist bereit für den praktischen Einsatz. Die Firmen Ott-Jakob, Sauter, Weisser und WTO haben die pti-Schnittstelle gemeinsam entwickelt, einen Normvorschlag erarbeitet und bringen die neue Technik in den Markt.
Die ständige Weiterentwicklung der mechanischen Elemente von Werkzeugmaschinen ist selbst in Zeiten der Digitalisierung ein im-merwährendes Thema, dem sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Komponentenentwickler im Be-reich Werkzeugtechnik verschrie-ben haben. Dabei sind einerseits Verbesserungen mit Auswirkungen für die gesamte Drehtechnologie entstanden, andererseits führte das zu einer enormen Zahl firmenspe-zifischer Lösungen. Die Einschrän-kung dieser Vielfalt haben sich seit einigen Jahren die Firmen Ott-Ja-kob, Sauter, Weisser und WTO auf
die Fahnen geschrieben und brin-gen nun als pti-working-group das Ergebnis in den Markt: die pti-Schnittstelle (polygonal turning in-terface).
Schnittstelle normieren und Leistung steigern
Der Entwicklungsansatz besteht nicht nur in der Vereinheitlichung und letztlich Normung der Schnittstelle. Auch wenn dieses Merkmal für sich genommen einen hohen Mehrwert für den Endver-braucher darstellt, haben die Ent-wickler der beteiligten Firmen eine
deutliche Leistungsverbesserung der Schnittstelle angestrebt und er-reicht. In der Konstellation der sich ergänzenden Firmen wurden alle für die Entwicklung einer Schnittstelle zwischen Revolver-scheibe und Werkzeughalter wich-tigen Bereiche bearbeitet.Für den manuellen Schnellwechsel entwickelte Ott-Jakob einen kom-pakten Spanner mit hoher Spann-kraft. Die kompakte Bauweise des Spanners ist erforderlich, damit die Revolverscheibe geringste Schlüsselweiten aufweisen kann. Gleichzeitig integrierte Sauter die Direct-Drive-Technologie in die Revolverscheibe, sodass auch re-volverseitig hohe Drehzahlen oder Antriebsmomente zur Verfügung gestellt werden, die sich an der Schnittstelle umsetzen lassen. WTO bearbeitete die Belange der Werkzeughalter und angetriebe-nen Werkzeuge, für die ebenfalls eine neue Kupplung entwickelt wurde. In ein Weisser-Drehzen-trum wurde schließlich ein pti-Re-volver eingebaut und die ersten praktischen Zerspanungstests konnten erfolgreich durchgeführt werden.Das Hauptcharakteristikum der neuen Schnittstelle ist ein kegeliges Achtfach-Polygon auf Basis einer Hypotrochoide, das eine hohe Drehmomentübertragung und höchste Genauigkeiten erlaubt. Am pti-Schaft ermöglicht eine um-laufende Spannschulter (ähnlich dem Steilkegel-Spannbolzen) die symmetrische Krafteinleitung. We-gen des großen Schaftdurchmes-sers können angetriebene Werk-
▶
Bild
: pti-
wor
king
-gro
up
Die neue Revol-
verschnittstelle
pti ist auf dem
Weg zur Norm.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorDr. Dietrich Lembke, Projektkoordi nator
der pti-working-
group, ecl enginee-
ring consultants.
mav Innovationsforum | 81.März | 2019
Normvorschlags (Teil 1: Schaft, Teil 2: Aufnahme, Teil 3: Kupp-lung) interessierten Experten ver-schiedener Firmen vorstellen und in diesem Jahr zur Normung im Arbeitsausschuss Schnittstelle beim DIN einreichen. In Analogie zur Entwicklung und Normung des HSK mit dem Schwerpunkt Bearbeitungszentrum wird nun al-len interessierten Firmen die Mög-lichkeit gegeben, eigene Produkte mit der genormten pti-Schnittstelle für Revolverdrehmaschinen zu entwickeln. Letztlich erhält der Anwender Planungssicherheit für zukünftige Investitionen und kann kostengünstiger fertigen. ■
pti-working-groupwww.pti-interface.com
Bild
: pti-
wor
king
-gro
up
pti ist dank einheitlicher Schnittstel-
len für Mechanik und Medien sowie
zur Daten- und Energieübertragung
für den Einsatz in einer Industrie
4.0-Umgebung geeignet.
zeuge mit sehr großen Wellen- und Kupplungsdurchmessern realisiert werden. Darüber hinaus wurden Anschlussbohrungen für Kühlmit-tel und Sperrluft sowie der Platz für Energie- und Datenübertra-gungselemente festgelegt.Im Rahmen von Forschungsvorha-ben am WZL der RWTH Aachen University wurden umfangreiche Schnittstellenuntersuchungen durchgeführt. Dabei wurde der Nachweis erbracht, dass die neue pti-Schnittstelle den im Wettbe-werb stehenden anderen Schnitt-stellen VDI und BMT deutlich überlegen ist. Gegenwärtig laufen auf einer Weisser-Maschine am WZL noch Zerspanungstests, mit denen die Verbesserungen in Pro-duktivität und Qualität nachge-wiesen werden. In Verbindung mit dem Schnellwechsel, der zu weite-ren Senkungen der Nebenzeiten führt, können Anwender mit der Wahl der neuen pti-Schnittstelle die Leistungsfähigkeit einer ge-samten Drehmaschine verbessern, flexibel fertigen und Fertigungs-kosten einsparen.
Einführung der Schnitt-stelle in den Markt
Auf dem Weg zur Einführung der neuen Schnittstelle haben die Part-ner der pti-working-group eine Baureihe mit zunächst drei Größen entwickelt, die sie in Form eines
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: pti-
wor
king
-gro
up
pti vereint Entwicklungen
der Projektpartner Ott-Jakob,
Sauter, WTO und Weisser.
.82 | mav Innovationsforum März | 2019
VIRTUELLE WERKZEUGDATEN IN DER INTELLIGENTEN FABRIK
Automatisierung made by ZollerDurchgängiger Datentransfer und die Möglichkeit, Achsen per CNC anzusteuern, sind die Voraussetzung für automatisierte Systeme in den Smart Factories oder bei Industrie 4.0. Die Zoller-Einstell- und Messgeräte besitzen diese Voraussetzungen. Und damit lässt sich auch das Werkzeughandling für die zerspanende Fertigung automa-tisieren – mit unterschiedlichsten Lösungsansätzen.
Für moderne CNC-Bearbeitungs-maschinen in der zerspanenden Fertigung sind Werkzeugdaten mindestens so wichtig wie das rea-le Werkzeug, das nachher die Ar-beit verrichtet. Denn mithilfe der virtuellen Werkzeugdaten lässt sich bereits im Vorfeld der gesamte Fertigungsablauf abbilden und auch simulieren, was das reale Werkzeug später tatsächlich durchführt. Damit sind auch Werkzeugdaten Werkzeuge, mit denen gearbeitet wird.Bereits bei der Konstruktion und der Arbeitsvorbereitung im CAD/CAM-System wird anhand der Werkzeugdaten der gesamte Ferti-gungsablauf simuliert. Das reale Bauteil kann aber nur den Vorga-ben entsprechend gefertigt wer-
den, wenn die realen und die virtu-ellen Werkzeugdaten übereinstim-men. Die realen Geometriedaten der in der Werkzeugvorbereitung montierten Werkzeuge können hauptzeitparallel an einem Ein-stell- und Messgerät ermittelt wer-den. Diese Werkzeugdaten werden an der Maschine eingelesen und stehen dem System zur Verfügung. Damit entfallen sämtliche Einstell-arbeiten an den Werkzeugmaschi-nen, was die Maschinenlaufzeit er-höht. Das automatisierte Ermitteln der aktuellen Werkzeugdaten, der Da-tentransfer an die Maschine und auch die Werkzeugmontage – für all diese Bereiche hat der Einstell- und Messgerätehersteller Zoller aus dem schwäbischen Pleidels-
heim bei Stuttgart unterschied-lichste Lösungskonzepte entwi-ckelt.
Automatisierte Komplettsysteme
Insbesondere für Werkzeugherstel-ler sind die automatisierten Kom-plettsysteme wie die Prüf- und Messmaschinen „genius“ oder „ti-tan“ von besonderem Interesse. Die gefertigten Werkzeuge werden auf Paletten zugeführt und dann vollautomatisch vermessen. Robo-ter greifen die Werkzeuge und set-zen sie in das Prüf- und Messgerät ein, woraufhin vollautomatisch der gesamte Messablauf startet. Nachdem sämtliche Daten ermit-telt sind, entnimmt der Roboter das Werkzeug und kann es als Gut- oder Schlechtteil bzw. mit entsprechender Toleranz behaftet zuordnen. Sollen die Schlechtteile nachbearbeitet werden, sind diese Werkzeuge bereits vorsortiert und gesammelt. Selbstverständlich lie-gen die Messwerte für jedes einzel-ne geprüfte Werkzeug vor und können entsprechend zugeordnet werden. Ebenso ist die Ausgabe der gesamten Charge als Sammel-protokoll möglich. Der gesamte Prüfablauf erfolgt vollautomatisch ohne Eingriff durch Menschen und kann auch 24/7 laufen. Eine inte-grierte Beschriftungsstation kann die vermessenen Werkzeuge auch gleich beschriften, auf Wunsch so-gar individuell.Die Einbindung eines Einstell- und Messgeräts in einen gesamten au-tomatisierten Fertigungsablauf ist ein weiterer Ansatzpunkt. Hier ist
▶
Bild
: Zol
lerDie kollabora -
tive Roboter-
Assistenz „cora“
unterstützt den
Menschen in
sämtlichen
Standard -
aufgaben der
automa tisierten
Werkzeugbereit -
stellung.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Die AutorenDirk Garzke, Leiter Automation,
und
Dr. Stefanie Jerems,
Technische Redaktion,
E. Zoller GmbH und
Co. KG.
mav Innovationsforum | 83.März | 2019
das Einschrumpfen von Werkzeu-gen ein prädestiniertes Verfahren, das die vollautomatische Montage von Werkzeugen erlaubt – mit ei-ner Genauigkeit, die selbst für den Einsatz in Mehrspindelanlagen und für die Vorbereitung von Schwesterwerkzeugen ohne weite-ren Datentransfer bei Werkzeug-tausch mehr als ausreichend ist.Der Anlage werden Komplett-werkzeuge zum Ausschrumpfen oder Einzelkomponenten wie Ein-zelwerkzeuge und Werkzeughalter auf Paletten oder anderen Lager-systemen bereitgestellt. Der Robo-ter entnimmt ein Komplett -werkzeug aus dem Vorrat – auf-grund der Zuordnung des Lager-platzes zu dem Werkzeug kann er die entsprechenden Werkzeug -daten aus der Datenbank abrufen – und stellt es in die Ausschrumpf-station. Nach dem Ausschrumpfen entnimmt er Werkzeug und Werk-zeughalter als Einzelkomponenten und ordnet sie für den weiteren Verbleib: Einlagerung, Wieder -verwendung, Versand an die Nachschleiferei oder die Ent -sorgung.Auch das Einschrumpfen von Werkzeugen erfolgt automatisiert: Der Roboter entnimmt den Werk-zeughalter aus dem Vorrat und setzt ihn in das Zoller-Einstell- und Messgerät „redomatic“ ein. Dort wird er per Induktion erhitzt. Anschließend setzt der Roboter das Werkzeug ein. Die hierbei er-zielbaren Genauigkeiten in der Einschrumpflänge liegen bei 1/100 – und zwar reproduzierbar. Weite-re Module wie eine Werkzeugreini-gung ergänzen die Station.
Code automatisch gestartet. An-schließend werden die Messwerte wieder in der Werkzeugdatenbank abgelegt und können später an der Werkzeugmaschine eingelesen werden. „cora“ entnimmt das Werkzeug und lagert es in ein La-gersystem oder einen bereitstehen-den Werkzeugwagen ein.Neben einem rein statischen Ein-satz der „cora“ in räumlicher Nä-he zu einer Bevorratung und einem Einstell- und Messgerät ist auf
E. Zoller GmbH und Co. KGwww.zoller.info
Bild
: Zol
ler
Automatisierte
Werkzeugein -
stellung mit
„roboSet“.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Zol
ler
Vollautomatische
Vermessung von
bis zu 1800
Werkzeugen auf
8 Paletten und
Zuordnung ent-
sprechend ihrem
Zustand.
Kollaborative Roboter -assistenz
Gerade in Zeiten des Facharbeiter-mangels kann es eine enorme Zeit- und damit Kosteneinsparung sein, Standardaufgaben aus der Werk-zeugbereitstellung an Roboter zu übertragen. Solche kollaborativen Roboter können im Toolroom ne-ben dem Facharbeiter arbeiten und die Werkzeuge vermessen. Die kol-laborative Roboterassistenz von Zoller „cora“, entnimmt das vor-montierte Komplettwerkzeug aus einem Vorrat, setzt es in das Zol-ler-Einstell- und Messgerät ein und startet den Messablauf. Der Mess-ablauf ist im System hinterlegt und wird nach der Identifikation des Werkzeugs durch einen RFID-Chip oder einen aufgebrachten
Dauer auch eine mobile Tätigkeit denkbar: In den Zoller Lagersyste-men Smart Cabinets ist jedem Werkzeug ein fest definierter Platz zugewiesen und hinterlegt. „cora“ kann diese Schränke anfahren, selbstständig öffnen und die ent-sprechenden Komponenten oder das Komplettwerkzeug entnehmen und per Werkzeugwagen transpor-tieren – zum Einstell- und Messge-rät oder direkt zur Maschine. Wei-tere denkbare automatisierte Hil-fen wie Einschraubstationen erlau-ben es, immer mehr Standardauf-gaben auf die kollaborativen Ro-boter zu übertragen. ■
.84 | mav Innovationsforum März | 2019
LEITSYSTEME MIT INTUITIVER BEDIENUNG IN MODULAREM AUFBAU
Digitalisierung der Fertigung – Herausforderungen und LösungenIm Zuge der 4. industriellen Revolution, aktuell als Industrie 4.0 ge-handelt, ist das Thema Digitalisierung der Fertigung in Gesellschaft und Wirtschaft weit verbreitet. Die stetig steigende Volatilität am Markt, der demografische Wandel mit dem daraus resultierenden Fachkräftemangel, der Wettbewerb um die kostengünstigste Ferti-gung, die Fülle anfallender Daten sowie deren Schutz und Sicherheit sind nur ein paar der Herausforderungen, denen die Digitalisierung der Fertigung gegenübersteht.
Zur Bewältigung dieser Aufgaben werden verbesserte und effiziente-re Produktionsabläufe, höchste Flexibilität bei einer großen Teile-varianz und kleinen Stückzahlen sowie maximale Transparenz ge-fordert. In diesem Umfeld sind fle-xible Fertigungsanlagen und die dazugehörenden Leitsysteme aktu-eller denn je. Unter dem Schlag-wort Digitalisierung der Fertigung ist sowohl die aktive Steuerung als auch die Organisation der Ferti-gungsabläufe zu verstehen. Nur die Einbeziehung beider Kompo-nenten ermöglicht das Erreichen des Optimums. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Verknüpfung der unterschiedlichen Organisati-onssysteme in einem Unterneh-men, um einen reibungslosen In-
formationsfluss mit der Ferti-gungsebene zu erreichen. In die-sem Zusammenhang geht es um die Vernetzung von Produktions-anlagen, Maschinen und Automa-tion mit organisatorischen Syste-men wie zum Beispiel ERP/MES, PDM/PLM, CAD/CAM, TDM und QM. Ziel dieser Vernetzung ist der Austausch aller fertigungs-relevanten Informationen über di-gitale Kanäle.Eine große Bedeutung bekommen hierbei auch die Themen IT-Archi-tektur und IT-Sicherheit. Leitsyste-me müssen auf hochperformanter Hardware betrieben werden, um die beste Verfügbarkeit für eine 24/7-Produktion gewährleisten zu können. Die dafür notwendigen Client- und Serverarchitekturen
sind zwischenzeitlich in den meis-ten Unternehmen vorhanden. Durch die Übernahme des Betriebs eines Leitsystems in die Verant-wortung der unternehmensinter-nen IT werden die Themen Daten-sicherung, Virenschutz und Ver-fügbarkeit ebenfalls zuverlässig ge-löst.
Voll automatisierte Werkstückfertigung
Soflex bietet mit seinen standardi-sierten Leitsystemen alle Bausteine für eine Digitalisierung der Pro-duktion. Ein umfassendes Auto-matisierungspaket steuert die voll automatisierte Werkstückfertigung und abhängig von der Komplexi-tät der Fertigungsanlage auch eine
▶
Bild
: Sof
lex
Die neue, touchbasierende Ge-
neration der Soflex-Leitsyste-
me ist der Schlüssel zur flexi-
blen Variantenfertigung sowie
der Einstieg in die Welt der di-
gitalen Produktionssteuerung.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Eine Vision wird RealitätSeit 1984 arbeiten weltweit mehrere Tausend Anwender in ihrer Fertigung mit Soflex-Lösungen. Hochproduk -tive und effiziente Fertigungsabläufe zeichnen diese Anlagen aus.
Der AutorJohannes Haar, Leiter Marketing
& Vertrieb, Soflex
Fertigungssteue-
rungs-GmbH.
mav Innovationsforum | 85.März | 2019
Arbeitsplatz ist eine intuitive Be-dienung gefordert, die Fehlbedie-nungen verhindert und dem An-wender zu jedem Zeitpunkt einen schnellen Informationserhalt zu den notwendigen Tätigkeiten an der Anlage liefert. Hier hat sich ei-ne touchbasierende Bedienung als zielführend erwiesen. ■
Soflex Fertigungssteuerungs-GmbHwww.soflex.de
Bild
: Sof
lex
Soflex-Leitsyste-
me organisieren,
steuern und
visualisieren Fer-
tigungsanlagen
der unterschied-
lichsten Herstel-
ler.
automatisierte Betriebsmittelbe-reitstellung. Ergänzt wird diese Plattform durch weitreichende or-ganisatorische Funktionen zur Feinplanung, Auftragsabwicklung und Berechnung des Betriebsmit-telbedarfs mit den dazugehörigen Schnittstellen zu den Organisati-onssystemen des Anwenders. Die Leitsysteme werden an einzelnen Fertigungsanlagen oder auch als übergreifende Lösung für einen kompletten Fertigungsbereich ein-gesetzt.Soflex-CCS (CellControlSystem) repräsentiert die neueste Generati-on der Soflex-Leitsysteme, die den Automatikbetrieb von flexiblen Fertigungsanlagen steuern und or-ganisieren. Als zentrale Schaltstelle der flexiblen, automatisierten Fer-tigungsanlage übernimmt Soflex-CCS alle Aufgaben, die einen hochproduktiven Betrieb sicher-stellen. Neben Soflex-CCS vervoll-ständigen Soflex-MCS (Machine-ControlSystem) und Soflex-OCS (OrderControlSystem) die Pro-duktpalette für die Digitalisierung der Fertigung. Soflex-MCS steuert die Fertigungsabläufe einer Stand -alone-Bearbeitungsmaschine. So-flex-OCS ist ausgelegt auf die Op-timierung des Auftragsdurchlaufs an konventionellen, nicht automa-
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Sof
lex
tisierten Arbeitsplätzen/Maschi-nen.Die Merkmale der Soflex-Leitsys-teme sind die leicht verständliche und handhabbare Bedienung so-wie der modulare Aufbau. Kom-plexe Organisationsabläufe wer-den transparent dargestellt und führen den Anwender hin zu einer optimalen Abwicklung seiner Fer-tigungsprozesse. App-basierende Funktionsmodule ermöglichen an-forderungsgerechte Ausbaustufen, die jederzeit an neue oder wech-selnde Bedürfnisse angepasst wer-den können. Die Gestaltung der Bedienoberfläche richtet sich nach den Bedürfnissen des Anwenders.
Maßgeschneiderte Bedienoberfläche
Im Bereich der Arbeitsvorberei-tung und der Produktionsleitung sind anlagenweite und eventuell bereichsübergreifende Ansichten und Auswertungen gefordert. Hier werden wichtige Fertigungsinfor-mationen eingegeben oder korri-giert und umfangreiche Analysen durchgeführt. Dabei hat sich eine Bedienung per Maus und Tastatur bewährt.Im Bereich der Werkstatt, direkt an der Fertigungsanlage oder am
Soflex-OCS, -MCS und -CCS lassen sich beliebig mit -
einander kombinieren. Die Vorteile für den Anwender: ein-
heitliche Bedienung, identische Schnittstellen, standardi-
sierte Organisationsabläufe, eine bessere Maschinennut-
zung, maximale Flexibilität, etc.
GEWÄHRLEISTUNG DER ARBEITSSICHERHEIT
Wie können Werkzeugmaschinen sicher und effizient funktionieren?Es geht bei Sensoren schon lange nicht mehr darum, nur Prozesse zu steuern – heute müssen vor allem Prozesse verknüpft werden. Mit einem umfassenden Produktportfolio im Bereich Safety@work optimiert Leuze electronic die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine: Sensor- und Steuerungslösungen, wie beispielsweise mit dem Sicherheits-Laserscanner RSL 400, lassen sich intelligent in die Abläufe der Maschinen einbinden und sichern diese zuverlässig und manipulationssicher ab. Gleichzeitig werden die Prozesse effi-zient und ökonomisch gestaltet.
In Bearbeitungszentren werden Teile aus unterschiedlichsten Ma-terialien gefräst, gedreht und ge-bohrt. Voraussetzung für die hoch-präzise Bearbeitung von Werkstü-cken in komplexen Bearbeitungs-zentren ist die Verfügbarkeit des richtigen Werkzeugs für den jewei-ligen Arbeitsschritt. Neben der An-wesenheit und Identifikation des Werkzeugs muss dazu auch der Bohrer oder Fräser auf Werkzeug-bruch kontrolliert werden. Induk-tive Sensoren oder auch kamera-basierte Codeleser erkennen ein-deutig, ob für den jeweiligen Bear-beitungsschritt das richtige Werk-zeug eingesetzt wird. Fokussierte Laserlichtschranken überprüfen aufgrund ihres besonders kleinen Lichtflecks zuverlässig, ob selbst kleinste Bohrer oder Fräser intakt sind. Zur automatisierten Be- und Ent-ladung von Werkzeugmaschinen
werden häufig Industrieroboter eingesetzt, die in kürzester Zeit ei-ne Vielzahl von Schwenk- und Greifbewegungen ausführen kön-nen. Ihre Bewegungsbereiche müs-sen zuverlässig und weiträumig zu-trittsgesichert sein. Bevor ein Ro-boter ein Teil aufnimmt, muss die-ses eindeutig identifiziert werden, damit der richtige Bearbeitungs-schritt ausgeführt wird. Dies er-folgt mit dem kamerabasierten Codeleser DCR 200i. Dabei han-delt es sich um ein Lesegerät zur Detektion und Identifikation von DataMatrix-Codes. Der schnelle Imager (Kamera-Scanner), die leis-tungsstarke integrierte LED-Be-
leuchtung sowie die hohe Auflö-sung in Verbindung mit einer sehr hohen Tiefenschärfe gewährleisten eine sichere Decodierung, selbst bei schnellen Prozessen mit hohen Objektgeschwindigkeiten.
Sicherheitstechnische Überwachung
Sicherheits-Laserscanner wie der RSL 400 von Leuze electronic wer-den zur sicherheitstechnischen Überwachung von Bereichen an Maschinen und Anlagen einge-setzt. Entscheidend sind dabei eine maximale Reichweite, ein robuster Betrieb und eine einfache Handha-
▶
Bild
: Leu
ze
RSL 400 – sicher-
heitstechnische
Überwachung
von Roboterar-
beitsbereichen.
Bild
: Leu
ze
Den Sicherheits-
Laserscanner
RSL 400 gibt es
in verschiedenen
Varianten.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorMichael Scalet, Industry Manage-
ment Machine
Tools,
Leuze electronic
GmbH + Co. KG.
.86 | mav Innovationsforum März | 2019
mav Innovationsforum | 87.März | 2019
bung. Die gleichzeitige Überwa-chung von vier Schutzfeldern er-möglicht eine Unterteilung des Ar-beitsbereiches sowie eine sichere Reduzierung der Geschwindigkeit.Ein wichtiger Aspekt wird künftig neben den automatisierten Be- und Entladesystemen für Werkzeugma-schinen vor allem die Verkettung von mehreren Werkzeugmaschi-nen in Verbindung mit automati-sierten Fertigungsprozessen sein. Dies umfasst unter anderem Lager-systeme, die den Materialfluss op-timieren, aber auch vielfältige Transporteinrichtungen wie Line-arportale, Palettenhandhabungs-systeme und Förderanlagen, wel-che den Automatisierungsgrad um ein Vielfaches steigern. Für die Ab-sicherung großer Zugänge werden Sicherheits-Laserscanner mit verti-kaler Ausrichtung des Schutzfelds eingesetzt, die beispielsweise Fahr-zeuge oder Personen erkennen. Eine Lösung hierfür bietet der Si-cherheits-Laserscanner RSL 400. Seine hohe Reichweite von 8,25 m erlaubt die Überwachung großer Bereiche. Mit zwei parallelen Schutzfeldern und zwei integrier-ten Sicherheits-Schaltausgängen kann ein einziger Sicherheits-La-serscanner RSL 400 auch zwei Sta-tionen unabhängig voneinander überwachen. Eine weitere Option ist eine Absi-cherung mit Mehrstrahl-Sicher-heits-Lichtschranken. Diese bieten eine höhere Reichweite und damit
Logistik mit einem FTS
Ein fahrerloses Transportsystem (FTS), das sich autonom und flexi-bel im Raum bewegt, befördert Rohlinge in den Arbeitsbereich des Roboters bzw. der Werkzeugma-schine. Dabei muss der Fahrweg der FTS mit Sicherheitssensoren abgesichert werden, welche die Anwesenheit von Personen und Objekten im Fahrweg überwa-chen. Wichtig ist hier die flexible Anpassung der Schutzfelder an die Bewegungssituation und an unter-schiedliche Beladungen. Beim Triangulationsprinzip muss ein FTS mit zwei unterschiedlichen Scannern ausgestattet werden. An-ders beim Kontur-Navigations-Prinzip: Hier wird nur noch ein einziger Scanner für die Sicher-heitsabsicherung und die Navigati-on benötigt. Die Absicherung und die Datenerfassung für die Naviga-tion können so durch einen einzi-gen Sicherheits-Laserscanner erfol-gen: Der Scanner stellt gleichzeitig auch die Messdaten für die Navi-gation bereit. Die Messwerte ver-fügen dabei über eine besonders hohe Winkelauflösung und Ge-nauigkeit. Dies ist wichtig für eine präzise Positionsbestimmung des FTS. Der Sicherheits-Laserscanner RSL 400 ermöglicht eine solche kombinierte Lösung. ■
Leuze electronic GmbH + Co. KGwww.leuze.com
eine effiziente Lösung zur Zu-gangssicherung über lange Stre-cken mit bis zu 70 m – auch Über-ecklösungen mit mehreren Spiegel-säulen sind darstellbar. Intelligente Produkte wie der Sicherheits-Lichtvorhang MLD 500 bieten ei-ne integrierte Laserausrichthilfe, welche eine zeitsparende und öko-nomische Ausrichtung ermöglicht. Einfache Parametrierung per Ver-drahtung und integrierte Leucht-melder zur Statusanzeige sind auch über große Distanzen machbar. Je nach Applikation sind unter-schiedliche Möglichkeiten zur Ab-sicherung verfügbar. Ein umfas-sendes Portfolio hilft, die bestmög-liche Lösung auszuwählen und zu-dem die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zu optimie-ren.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Leu
ze
Sicherheitsfunk-
tion und hoch-
wertige Mess-
wertausgabe in
einem Gerät.
Bild
: Leu
ze
Komplette Siche-
rung von zwei
Stationen mit
nur einem Si-
cherheits-Laser-
scanner.
.88 | mav Innovationsforum März | 2019
BEIDES IN EINEM SYSTEM: SAFETY OVER IO-LINK VON BALLUFF
Mit Sicherheit automatisierenSeit 2005 und damit lange bevor Industrie 4.0 zum prägenden Begriff einer ganzen Branche wurde, treibt der Automatisierungs-spezialist Balluff die bidirektionale Kommunikationsschnittstelle IO-Link voran. Standardisierung und Prozessvereinfachung sind wesentliche Merkmale, IO-Link ist aus intelligenten Anlagenkon-zepten kaum mehr wegzudenken. Mit Safety over IO-Link von Balluff integrieren Kunden seit zwei Jahren die weltweit einzige Automati-sierungs- und Sicherheitslösung in einem System erfolgreich in ihre Anlagen.
Anlagenhersteller, -betreiber und Servicepersonal haben die Vorzüge des digitalen und nach IEC 61131-9 zertifizierten Kommuni-kationsstandards IO-Link im Lau-fe der vergangenen Jahre schätzen gelernt: die vielfältigen Installati-onsvorteile, die enorme Zeit- und Kostenersparnis, bislang nicht gekannte Parametrierungs- und Diagnosekonzepte mit Blick bis auf die Prozessebene. Allesamt Vo-raussetzungen, die intelligente und leistungsfähige Industrie 4.0-Kon-zepte erst möglich machen.IO-Link steht für den ungehinder-ten Datenaustausch und hohe Funktionalität unterhalb der Feld-busebene. Intelligente Aktoren und Sensoren sowie Sensor-Hubs, die binäre Signale einsammeln, wer-den über einheitliche M12-Stan-dardleitungen an einem IO-Link-Master angeschlossen und da-durch mit der Feldbus- bzw. Steue-rungsebene verbunden. Jegliche Art von Sonderleitung und Steck-karte entfallen. Wer erst einmal in die Welt von IO-Link eingetaucht ist und das Maß an Vereinfachung und Produktivitätssteigerung ken-nengelernt hat, stellt irgendwann einmal die Frage: Geht das auch mit sicheren Signalen?Ja! Nach mehrjähriger Entwick-lungszeit und anschließender Test-phase mit ausgewählten Pilotkun-den hat Balluff auf der SPS IPC Drives 2016 in Nürnberg erstmals Safety over IO-Link einem breiten Publikum präsentiert. Das Unter-
nehmen war und ist damit welt-weit Vorreiter und der aktuell ein-zige lieferfähige Anbieter eines in-tegrierten IO-Link Automatisie-rungs- und Sicherheitssystems.
Sicherheitskomponenten schnell einbinden
Kernstück ist das sichere E/A-Mo-dul (Balluff Safety-Hub). Hinzu kommen eigene Sicherheitskom-ponenten wie sichere Lichtvorhän-ge, Zuhalteeinrichtungen, Not-Halt-Taster sowie sichere Sicher-
heitsschalter und -sensoren. Auch die IO-Link-Community unter dem Dach der PROFIBUS Nutzer-organisation e.V. forciert die Ein-führung eines feldbus- und system-unabhängigen IO-Link-Safety-Protokolls. Mit einsatzfähigen Komponenten ist nach Aussagen von Branchenkennern kurzfristig nicht zu rechnen.Safety over IO-Link von Balluff basiert auf PROFIsafe sowie auf bewährten IO-Link-Standards. Das Besondere an der innovativen Sicherheitslösung ist, dass der ein-gesetzte IO-Link-Master ein nicht sicherheitsgerichtetes Standardge-rät ist und bleibt: Sicherheitsbezo-gene Signale werden unangetastet durch den Master hindurch über alle dazwischen liegenden Ebenen hinweg zur Steuerungsebene ge-tunnelt und erst dort verarbeitet. Dass dafür ein vorhandener IO-Link-Master genutzt wird, der selbst kein Safety-Gerät ist, erweist sich als großer Kostenvorteil.
▶
Bild
: Bal
luff
Das sichere E/A-Modul, der Safety-Hub.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorMatthias Bristle, Produktmanager
Safety, Balluff
GmbH.
mav Innovationsforum | 89.März | 2019
Komponenten sind weiterhin ein-setzbar, die Funktionalität eines Gesamtsystems bleibt im Kern er-halten. Applikationen lassen sich unproblematisch und schnell an geänderte Anforderungen anpas-sen, Sicherheit kommt quasi als add-on hinzu. Anwender von Safety over IO-Link von Balluff haben rasch erkannt, dass sie jede Menge Zeit, Platz und Geld spa-ren, weil aufwendig und parallel verdrahtete Sicherheitslösungen entfallen. Gleichzeitig bleiben sie flexibel und können Anlagen bei Bedarf doch bis zur letzten Minute umbauen. Die Endkunden profi-tieren von wirtschaftlichen und sicheren Anlagen aus einer Hand.Safety over IO-Link von Balluff realisiert Sicherheitsanforderun-gen bis PLe/SIL3 und reduziert die Anzahl der benötigten IP-Adres-sen. Durchgängige Diagnosen, ein-
facher Gerätetausch sowie das ein-fache Duplizieren von Projekten reduzieren die Inbetriebnahme- und Stillstandszeiten und halten Betriebs- und Instandhaltungskos-ten niedrig. Der hohe Grad an Standardisierung führt für Anla-genhersteller wie für Nutzer glei-chermaßen zu Einsparungen über den gesamten Lebenszyklus der Maschine hinweg. Safety over IO-Link von Balluff ist von unabhän-gigen Prüfstellen zertifiziert und verbindet Sicherheit und Automa-tion zu einem leistungsfähigen Ge-samtsystem. Anlagenbetreiber können sich also auf hohe Funk-tionalität, Sicherheit und Zuver-lässigkeit verlassen. ■
Balluff GmbHwww.balluff.com
Bild
: Bal
luff
Safety over IO-Link von
Balluff verbindet Sicherheit
und Automation zu
einem leistungs -
fähigen Gesamt -
system.
Der gelbe Balluff Safety Hub mit seinen zwölf sicheren Ein- und zwei sicheren Ausgängen steht in der Anlagen-Kommunikationsto-pologie auf der Ebene der IO-Link Devices. Er muss lediglich am Port eines bereits vorhandenen IO-Link Masters angeschlossen und für den jeweiligen Einsatzzweck zentral über die Steuerung parametriert werden. Die Sicherheitskompo-nenten werden mit gängigen M12-Standardleitungen auf den Balluff-Safety-Hub gesteckt. Die-ser überwacht die angeschlossenen Sensoren und Schalter, übermittelt deren Status an die übergeordnete PROFIsafe-Steuerung und kann in umgekehrter Richtung Aktoren sicher abschalten. Ein Plus: Das Gerät nimmt auch simple Stan-dard-Sensoren und -Aktoren auf und macht damit ggf. einen zusätz-lichen Standard-Sensor-/Aktorhub überflüssig.
Symbiose von Automa -tisierung und Sicherheit
In der Maschinenwelt waren Au-tomatisierung und Sicherheit bis heute vielfach strikt getrennte Wel-ten. Safety over IO-Link von Bal-luff ist einfach in bestehende Anla-gen integrierbar und führt beide Welten auf transparente Art und Weise zusammen. Vorhandene
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Bal
luff
Das Funktions-
prinzip von
Safety over IO-
Link.
.90 | mav Innovationsforum März | 2019
ANLAGENOPTIMIERUNG: 6. ACHSE DES ROBOTERS ENDLOS DREHEN
Einsatz von Drehdurchführungen am RoboterMit der Integration von Industrierobotern sollen Taktzeiten optimiert und komplexe Prozesse verbessert werden. Der Roboter muss sich dabei häufig an bestehende Anlagen anpassen und Schläuche am Roboter bilden Störkonturen. Die Folge sind beengte Räume, aufge-wickelte Schlauchpakete und ein Roboter, der seine Flexibilität nicht vollends ausschöpfen kann.
Um Greifermodule, Ventile und Sensoren prozesssicher und ohne Kabel-Wirrwarr anzusteuern, hat RSP Robot System Products eine neuartige Drehdurchführung mit bürstenlosen Schleifkontakten entwickelt. Die 6. Achse des Robo-ters kann so endlos gedreht wer-den, ohne dabei das Schlauchpaket des Roboters mitzubewegen. Das reduziert Taktzeiten und ver-hindert unvorhergesehene Still-stände durch Schlauchpaket-Ab-risse.Es können Medien wie Luft, Vaku-um, reines gefiltertes Wasser und
▶
elektrische Signale übertragen wer-den. Sowohl analoge und digitale Videosignale sowie alle gängigen Bussignale wie z. B. Profi-Bus kön-nen übertragen werden. Einzigar-tig ist die Fähigkeit, Gigabitsignale übertragen zu können. Die aus Hochleistungskunststoffen und Aluminium gefertigten Teile er-möglichen eine Gewichtsreduzie-rung um bis zu 50 %. Sie sind so-mit leichter als alle gängigen auf dem Markt erhältlichen Wett -bewerbsmodelle und ermöglichen eine bessere Ausnutzung der Trag-last.
Bild
: RSP
Die Drehdurch-
führung mit in-
tegriertem Werk-
zeugwechsel er-
möglicht ein
360°-Drehen der
6. Roboterachse.
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorBernd Scheu, Vertrieb, RSP
Robot System
Products
Deutschland
GmbH.
CiRo – Circular Rotator
Mit der Serie „CiRo“ bietet RSP eine weitere Form der Drehdurch-führung, bei der die Medien nicht über Schleifringe übertragen, son-dern die Schläuche aufgewickelt werden. Der CiRo sitzt an der 6. Achse des Industrieroboters. Die Kabel und Schläuche, welche häu-fig eine Störkontur darstellen und den Roboter in der Flexibilität ein-schränken, werden intern durch den CiRo geführt. Dort werden die Schläuche schonend und intelli-gent auf- und abgewickelt und er-
mav Innovationsforum | 91.März | 2019
Robot System Products GmbHwww.rsp.eu.com
Bild
: RSP
Roboter ohne
CiRo: Das
Schlauchpaket
wickelt sich auf.
möglichen dem Roboter einen er-weiterten Arbeitsradius von +/- 250°.Im Gegensatz zu herkömmlichen Drehdurchführungs-Systemen ist der CiRo nicht in der Art und Anzahl der Medienübertragung (Luft, Wasser, Signale) beschränkt. Somit erschließen sich viele neue Anwendungsfelder. Etwa über -all dort, wo beispielsweise Flüssig-keiten und viele Signale übertragen werden. In vielen Anwendungs -fällen ist man außerdem durch die Störkontur des Schlauchpakets in der Bewegungsfreiheit einge-schränkt, dies löst CiRo und eröff-net so weitere, neue Anwendungs-felder.Kleine Roboter mit geringen Trag-lasten und Drehmoment können die herkömmlichen Drehdurch-
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: RSP
Der CiRo wickelt
Kabel und
Schläuche intel -
ligent auf
und ab.
Bild
: RSP
Roboter mit
CiRo: Das
Schlauchpaket
wird eng am
Arm geführt und
wickelt sich
nicht auf.
führungs-Systeme wegen deren Gewicht und benötigten Dreh -moment nicht nutzen. CiRo ist leichtgängig und passt daher auch auf kleinere Industrieroboter.
Werkzeugwechsel TrueConnect
Soll die Anlage noch weiter opti-miert werden, indem der Roboter z. B. mehrere Arbeitsschritte durchführt, kann ein Werkzeug-wechsler von RSP zum Einsatz kommen. Dieser lässt sich auch mit der Drehdurchführung kombi-nieren. Bei dem von RSP entwi-ckelten TrueConnect-Verfahren dockt der Werkzeugwechsler prä-zise, schonend und positionsgenau an die Werkzeugplatte an. Durch das schonende Andocken wird die
mechanische Belastung und da-durch der Verschleiß der Elektro-Pins minimiert. Die Positionsge-nauigkeit von < 0,01 mm wird durch in spezielle Kavitäten grei-fende Kugeln erreicht und erhöht dadurch die Lebensdauer des ge-samten Systems. Über das True-Connect-Verfahren lassen sich sehr schnelle Werkzeugwechsel realisieren und durch spezielle Zentrierstifte wird ein fehlerfreies Andocken der Werkzeugplatte si-chergestellt. ■
.92 | mav Innovationsforum März | 2019
HERSTELLUNG DER ABFORMWERKZEUGE UND ABFORMUNGSPROZESS OPTIMIERT
Abformtechnologie für intelligente MaschinenbettenDer epoxidharzgebundene EPUMENT-Mineralguss von Rampf kann auch auf großen Flächen hochgenau abgeformt werden und fungiert als schwingungsdämpfendes Fundament „intelligenter“ Maschi-nenstrukturen.
Die Abformung von Mineralguss-gestellen im Hundertstel-Millime-ter-Bereich war bisher bis zu einer Abformlänge von 2,5 m prozesssi-cher realisierbar. Durch einen neu-en, von Rampf Machine Systems entwickelten Herstellungsprozess der Abformwerkzeuge sowie ei-nem optimierten Abformungspro-zess können nun Ebenheiten von 0,02 mm und Geradheiten von 0,02 mm bei einer Abformlänge von 4 m erreicht werden. Im Mittelpunkt der neuen Ab-formtechnologie stehen der Her-stellungsprozess der Lehre sowie die Reduzierung des Eigenge-wichts bei gleichbleibender oder höherer Steifigkeit. Darüber hi-naus werden neue und durch um-fangreiche FEM-Berechnungen ge-prüfte Werkstoffe eingesetzt. Die Grundgenauigkeit der Abformleh-re liegt bei 0,005 mm über die komplette Länge und wird auf-grund des optimierten Herstel-lungsverfahrens prozesssicher rea-lisiert.
Spezielle Belagsysteme
Das Abformen ermöglicht die Her-stellung präziser Flächen auf Ma-schinengestellen ohne spanende Bearbeitung in temperierten Werk-hallen. Dabei wird die Kontur hochgenauer Lehren mittels spe-zieller Belagsysteme (gefüllte Har-ze) auf den Mineralgussrohling übertragen. Die Technologie punk-tet mit einer hohen Wirtschaftlich-keit, vor allem bei mittleren bis großen Stückzahlen, da der kos-tenintensive Einsatz von Bearbei-
▶
Bild: Rampf
Mit der verbesserten Abformtechnolo-
gie können präzise Flächen ohne spa-
nende Bearbeitung auch auf großen
Maschinengestellen aus Mineralguss
hergestellt werden (hier mit den Ab-
messungen 4100 x 2100 mm).
Bild: R
ampf
Zusammen mit einer innovativen
Klebetechnik ermöglicht die neue
Abformtechnologie die Herstellung
komplexer Gestellstrukturen mit
höchster Präzision und Wirtschaft-
lichkeit (hier ein Maschinengestell mit
einem Gesamtgewicht von ca. 18 t).
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Der AutorMarc Dizdarevic, Director of
Technics / Deve-
lopment,
Rampf Machine
Systems GmbH &
Co. KG.
mav Innovationsforum | 93.März | 2019
von diesen Dienstleistern, die zu Konjunkturhochzeiten oftmals stark ausgelastet sind.
Intelligente Maschinen-strukturen
Der Mineralguss ist nicht nur in der Abformtechnologie ein Inno-vationstreiber. Der von Rampf ent-wickelte und produzierte epoxid-harzgebundene Werkstoff EPU-MENT kommt neben dem klassi-schen Werkzeugmaschinenbau un-ter anderem auch in Anwendun-gen der Halbleiter-, Laser-, Medi-zin- und Verpackungsindustrie zum Einsatz. An Dynamik, Präzisi-on und Wirtschaftlichkeit dieser Maschinen und Anlagen werden immer höhere Ansprüche gestellt. Diese werden von schwingungs-dämpfenden, alternativen Gestell-werkstoffen wie EPUMENT und dem Ultrahochleistungsbeton EPUDUR aufgrund ihrer Eigen-schaften und der möglichen Funk-
tionsintegration erfüllt. So können bereits im Maschinengestell viel-fältige Funktionen integriert wer-den, unter anderem auch Sensoren und Aktoren, wodurch „intelligen-te“ Maschinenstrukturen geschaf-fen werden, die selbständig auf wechselnde statische, dynamische und thermische Lasten reagieren.Im Rahmen des von Bosch Rex-roth initiierten Projekts „Factory of the Future“ hat Rampf zusam-men mit Balluff, Sick und Steinbeis ein entsprechendes Maschinenbett aus EPUMENT-Mineralguss ent-wickelt, bei dem zusätzlich zu Füh-rungsschienen, Schlitten und ei-nem Lineardirektantrieb auch Kühlleitungen und Sensoren direkt integriert sind, die im Betrieb Tem-peraturen und den Druck des Kühlsystems erfassen. ■
Rampf Machine Systems GmbH & Co. KGwww.rampf-group.com
tungsmaschinen entfällt. Weitere Vorteile entstehen dadurch, dass der gesamte Prozess firmenintern in einer klimatisierten Halle abge-wickelt wird, wodurch die Not-wendigkeit externer Bearbeiter und Transporte entfällt sowie eine hohe Prozesssicherheit gewährleis-tet ist, da weder Temperaturein-flüsse noch Maschinenfehler zum Tragen kommen.Nur sehr wenige Fräs- und Schleif-bearbeiter können solch hohe Ge-nauigkeiten prozesssicher errei-chen. Die neue Abformtechnologie schafft sowohl eine finanzielle als auch terminliche Unabhängigkeit
mav Innovationsforum 2019Maschinenelemente und Automation
Bild
: Ram
pf
Industrie trifft Internet of Things: Im
Rahmen von Industrie 4.0 werden
Maschinen und Anlagen effektiv mit-
einander und der Welt der Informati-
onstechnik verbunden. Ein schwin-
gungsdämpfendes Maschinenbett aus
Mineralguss mit integrierter Sensorik
und Aktorik bildet hierfür eine solide
Basis.
.94 | mav Innovationsforum März | 2019
ADDITIVE FERTIGUNG MIT NULLPUNKTSPANNTECHNIK VERBREITET SICH WEITER
Mit Null auf 100 in der Additiven FertigungDem 3D-Druck mit Metallpulver sagen viele Experten einen rasan-ten Aufstieg voraus. Doch das ist nicht mehr nur Zukunftsmusik. Längst hat das Verfahren in die Produktion vieler Unternehmen Ein-zug gehalten. Wohin die Reise geht, verdeutlichen zahlreiche neue Maschinengenerationen, die sich mit dem 3D-Druck beschäftigen.
Zu den neuen Maschinen gehören nicht nur die Sägen des globalen Marktführers für das Sägen und Lagern von Metall-Langgut und Blech, Kasto, die häufig am Ende des additiven Verfahrens stehen und das Produkt von der Grund-platte trennen, auf der es aufge-baut wurde. Darunter sind neuer-dings auch Hybrid-Maschinen wie die Lumex-Baureihe von Matsuu-ra, die den 3D-Druck in Kombina-tion mit der Fräsbearbeitung an-bieten.Die Maschinenreihen der beiden Hersteller werden werksseitig mit dem Nullpunktspannsystem ZPS von AMF ausgestattet. Damit rea-lisieren Anwender sofort eine hohe Produktivität. In den Lumex-Mo-dellen von Matsuura sind Einbau-
Spannmodule von AMF für die Additive Fertigung verbaut. Diese öffnen mit nur einem Anschluss pneumatisch bei einem Betriebs-druck ab 5 bar, was in jeder Pro-duktionshalle verfügbar ist. Unter der 3D-Grundplatte nehmen fünf Module die angebrachten Spann-bolzen auf. Im Prinzip ist das eine Werkstückdirektspannung. Denn die überwiegende Zahl der Kun-den kommt aus dem Werkzeug- und Formenbau. Die trennen die Grundplatte später gar nicht mehr vom fertigen 3D-Produkt ab, auch um späteren Verzug nach dem Härten der Formen zu vermeiden.Wo die Grundplatte am Ende der Prozesse abgetrennt werden muss, kommt häufig der Hochleistungs-Bandsägeautomat KASTOwin
amc (additive manufacturing cut-ting) zum Einsatz. Auch für die Spanntechnik in der speziellen Sä-ge von Kasto ist AMF Partner und Maschinen-Erstausrüster. Die überlegenen Spannmodule des AMF-Nullpunktspannsystems hal-ten dabei die Grundplatte mit dem fertigen Bauteil für den Trennvor-gang in einer exakten Schnittposi-tion für geringes Druckaufmaß. Vor dem Sägeprozess schwenkt ei-ne Dreheinheit der Maschine die Grundplatte in eine Kopfüber-Po-sition. Sind die Bauteile dann ab-getrennt, fallen sie schonend in ein Auffangnetz. Nach dem Zurück-schwenken lässt sich die Grund-platte aus den Nullpunktspann-modulen entnehmen.
Voller Einsatz in der Additiven Fertigung
Die Erfolge von Kasto, Matsuura und AMF in ihrem jeweiligen Ge-schäftsbereich Additive Fertigung zeigen vor allem eines ganz deut-
▶
Bild
: AM
F
Das Zero-Point-
System von AMF
bietet bei Mat-
suura für viele
Anwendungen
eine optimale
Ergänzung, die
zur Wirtschaft-
lichkeit des kom-
pletten Prozesses
beiträgt.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorManuel Nau, Verkaufsleiter,
AMF Andreas
Maier GmbH &
Co. KG.
mav Innovationsforum | 95.März | 2019
ten, wird nur einmal „abgenullt“ und der Nullpunkt dann einfach „mitgenommen“. So hat AMF für die Additive Fertigung als einer der ersten Anbieter speziell darauf ab-gestimmte Nullpunktspannmodu-le entwickelt. Die erfüllen die beim 3D-Druck auftretenden ganz be-sonderen Anforderungen.
Zu heiß für herkömm -liche Spannmodule
Herkömmliche Spannmodule, wie sie in der zerspanenden Fertigung üblich sind, dürfen nämlich in der Additiven Fertigung nicht einge-setzt werden. Denn beim 3D-Druckverfahren herrschen ho-he Temperaturen von bis zu meh-reren 100° C. Selbst im Spannmit-tel kommen noch Temperaturen von bis zu 150° C und mehr an. Das erfordert Dichtungen und Me-dien, die das aushalten. Ebenso darf die Prozesssicherheit und Wiederholgenauigkeit nicht unter den Temperaturschwankungen lei-den. Hier kommen sorgsam aus -gewählte Materialien und Verfah-ren zum Einsatz, damit die Null-punktspannmodule die Anforde-rungen erfüllen. Gehärtete Ober-flächen sind da nur ein Beispiel. AMF-Module sind temperaturbe-ständig und bieten darüber hinaus auf Wunsch Abfragetechnik mit Sensoren. Auch die dafür ausge-wählten Sensoren müssen für diese anspruchsvollen Bedingungen ge-eignet sein.
Spannmodule für die Additive Fertigung
Die Einbau-Spannmodule K10.3 und K20.3 von AMF für die Addi-tive Fertigung öffnen pneumatisch bei einem Betriebsdruck ab 4,5 bar. Sie realisieren Einzugs-kräfte von 10 bzw. 17 kN (K20) und Haltekräfte von 25 bzw. 55 kN (K20). Verriegelt wird durch Federkraft, sodass anschlie-ßend die Druckleitungen jederzeit abgekoppelt werden können. Op-tional bietet AMF eine Ausblasung für die Entfernung von Spänen so-wie eine Auflagenkontrolle für Ab-fragen im Rahmen automatisierter Prozesse an. Mit AMF-Nullpunkt-spanntechnik lässt sich die Schnitt-stelle und somit der gesamte Ferti-gungsvorgang im 3D-Druck mit-samt den anschließenden Folge-prozessen hochgradig standardi-sieren. Eine dermaßen standardi-sierte Prozesskette ist auch die Grundlage für eine automatisierte Bestückung durch Roboter. Das zeigt auch schon eine Richtung auf, in die sich Verfahren und Technologie entwickeln werden. Aber nur wer wie AMF mit vollem Einsatz dabei ist, wird auch als Entwickler und Partner für andere Hersteller erfolgreich sein. ■
AMF Andreas Maier GmbH & Co. KGwww.amf.de
Bild
: AM
F
Mit dem Null-
punktspannsys-
tem Zero-Point
von AMF lassen
sich Rüstzeiten
um bis zu 90 %
reduzieren.
lich: Das Thema lässt sich nicht nur nebenher bearbeiten. Denn da-zu ist die Thematik viel zu kom-plex. Es verlangt ganz im Gegen-teil vollen Einsatz und volle Kon-zentration auf die Möglichkeiten dieser noch jungen Fertigungs -weise. Nicht umsonst setzen beispielswei-se Automobilhersteller und deren Zulieferer sowie weitere Branchen wie die Medizintechnik schon heu-te mit wachsendem Erfolg auf die Herstellung einbaufertiger Serien-teile durch die werkzeuglose Ferti-gung im 3D-Druck. Ein großer Vorteil liegt dabei in der konstruk-tiven Herangehensweise und den Möglichkeiten, komplexe Geome-trien wirtschaftlich zu fertigen. Häufig können im 3D-Druck Bau-teile oder Produkte hergestellt werden, die mit subtraktiven Ver-fahren gar nicht zu realisieren sind.Dem additiven Fertigungsverfah-ren folgen meist weitere Prozesse wie Reinigungs- und Messverfah-ren sowie Fräs-, Bohr- oder Säge -operationen. Die Experten von AMF haben dabei schon frühzeitig erkannt, welche Vorteile der Ein-satz von Nullpunktspannsystemen bringt. Wird diese AMF-Null-punktschnittstelle auf alle Folge-prozesse mitgenommen, lassen sich über den gesamten Ferti-gungsprozess Rüstzeiten um mehr als 90 % senken. Anstatt die Grundplatte mit dem Bauteil auf jedem Folgeprozess neu einzurich-
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
.96 | mav Innovationsforum März | 2019
EFFIZIENTER 3D-DRUCK MIT MEHRFACH-DRUCKKOPF 4MOVE VON MULTEC
Vier Fäden auf einen StreichAls zukunftsweisende Technologie gewinnt der moderne 3D-Druck branchenübergreifend an Bedeutung. Allen voran die additive Ferti-gungstechnik FFF (Fused Filament Fabrication), die sich als wirt-schaftliche Lösung auch für kleinere Unternehmen anbietet. Mit modernen Mehrfach-Druckköpfen wie dem 4Move lassen sich Durchlaufzeiten deutlich erhöhen und das Anwendungsspektrum erweitern. So sind auch komplizierte Konstruktionen mit zusätzli-chem Stützmaterial in nur einem Vorgang möglich.
Sei es für das Rapid Prototyping, Rapid Tooling oder Rapid Manu-facturing: Überall, wo binnen kür-zester Zeit etwas Reales entstehen soll, findet die additive Fertigung Anwendung. Als kostengünstige Technik bietet sich der Druck mit Thermoplast-Kunststoffen in Form von Filamenten an. Bei der Technologie „Fused Filament Fa-brication“ (FFF) wird das Materi-al additiv durch einen Druckkopf aufgetragen; Schicht für Schicht wächst das zuvor als CAD-Modell entwickelte Bauteil im Inneren des 3D-Druckers. Dabei sind dem ein-gesetzten Werkstoff kaum Grenzen gesetzt, denn die Materialauswahl steigt kontinuierlich. Viele Fila-mente werden schon heute aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrüben nachhal-tig produziert. Dennoch war es bislang schwierig, unterschiedliche Materialien tropffrei zu kombinieren. Aufwen-dige Konstruktionen mit Überhän-gen ab ca. 50° waren zudem nur mit Stützmaterial möglich, das an-schließend weggebrochen wurde. Das Bauteil selbst benötigte dann noch eine Nachbearbeitung, Säu-berung oder Entgratung.
Viermal Druck
Eine bessere Lösung bietet der pa-tentierte Vierfach-Druckkopf 4Move von Multec. Die vier Dü-sen arbeiten voneinander unab-hängig, tropffrei und garantieren auf diese Weise eine saubere Mate-
rialtrennung. Dahinter steckt eine intelligente Wechselautomatik, die für die Steuerung der einzelnen Düsen zuständig ist. Während des Druckvorgangs ist nur eine Düse aktiv und in Druckposition – die verbliebenen drei warten auf der rotierenden Scheibe des Druck-kopfs tropffrei im Silikonbett auf ihren Einsatz. Sieht das entstehen-de Modell einen Filament-Wechsel vor, wird die Düse direkt deakti-viert und die Scheibenöffnung neu positioniert. Die neue aktive Düse setzt den Druck unverzüglich mit einem anderen Material fort. So-mit können Anwender ganz unter-schiedliche Thermoplaste – hart, elastisch, zäh, verschiedene Farben – angepasst an den Einsatzzweck miteinander kombinieren. Bei der Entwicklung des 4Move legte Multec besonderen Wert auf eine fortschrittliche Technik bis ins Detail, für einwandfreie Druck -ergebnisse. So regelt der Druck-kopf eigenständig die Temperatur und Reinigung seiner Düsen. Denn: Wird ein Filament vor dem Druck zu lange aufgeheizt, verän-dert sich seine Struktur und dies wirkt sich negativ auf das Druck-ergebnis aus. Daher wird die Tem-peratur der inaktiven Düsen abge-senkt. Die Steuerung des 3D-Dru-ckers überwacht, wann genau eine andere Düse aktiviert werden muss. 4Move heizt die bis dahin inaktive Düse dann automatisch auf Drucktemperatur auf. Das spart Zeit und Energie, aber auch Druckmaterial. Zugleich erhöht es
▶
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorMartin Hochmuth,
Geschäftsleitung
Produkt, E-Sales
und IT, Hahn+Kolb
Werkzeuge GmbH.
Bild
: Hah
n+K
olb
Mit der speziellen Düsen-Wechselau-
tomatik lassen sich vier unterschiedli-
che Kunststoffe oder Farben auftragen
– absolut sauber und tropffrei.
mav Innovationsforum | 97.März | 2019
des Rohmaterials startet automa-tisch die folgende Düse mit der nächsten Spule. Vorhandenes Ma-terial wird dadurch komplett auf-gebraucht.
Für besondere Fälle
Der FFF-Druck entfaltet dann sei-ne Vorteile, wenn es um eine in-dustrielle und zugleich individuelle Herstellung von Teilen geht. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein An-wender möchte Greifelemente aus Aluminium, die mit einer elasti-schen Greiffläche ausgestattet sind, durch additiv gefertigte Bau-teile ersetzen. Denn aufgrund einer hohen Anzahl unterschiedlicher und sich ständig verändernder Bauteile, die mit den Greifern ge-halten und sicher bewegt werden sollen, sind entsprechend viele
Ausführungen der Greifelemente nötig. Auf einem Multirap-Drucker von Multec entsteht mittels Vierfach-Druckkopf 4Move eine entspre-chende Alternative: Der Greifer besteht aus dem schlagzähen, wi-derstandsfähigen Werkstoff PLA-HT und die Greiffläche aus dem elastischen Thermoplast TPU. Um den kompletten Greifer an einem Stück zu fertigen, kommt zudem das Stützmaterial SmartSupport zum Einsatz. Direkt mitgedruckte Bohrungen für die Befestigung des Greifers können mit Schraubver-bindungen von mindestens 4 Nm belastet werden. ■
Hahn+Kolb Werkzeuge GmbHwww.hahn-kolb.de
Bild
: Hah
n+K
olb
Industrieller 3D-Drucker Multi-
rap M800: Dank seines großen
Bauraums eignet sich der M800
von Multec ideal für den Ein-
satz in Industrie-Unternehmen,
die per Rapid Tooling und Ra-
pid Manufacturing größere
Stückzahlen prozesssicher pro-
duzieren.
Bild
: Hah
n+K
olb
Herzstück des M800 ist der
patentierte Mehrfachdruck-
kopf 4Move mit verschiedenen
Düsengrößen. Je nach Einsatz-
art beschleunigen große Düsen
den Druckvorgang enorm,
wenn es beispielsweise um den
Druck von Füllstrukturen
geht.
die Standzeit der Düsen. Auch die Säuberung des Druckkopfs läuft vollautomatisch, sobald der 4Mo-ve eigenständig auf die Reini-gungsstation fährt.
Immer die passende Größe
Je nach Bedarf sind am Druckkopf 4Move unterschiedliche Düsen-größen möglich, die deutlich kom-plexere Bauteile erlauben oder auch die Druckgeschwindigkeit er-höhen. Der Drucker erstellt auf diese Weise beispielsweise unsicht-bare Füllstrukturen schneller und gröber als sichtbare Außenseiten des Bauteils. Seit Kurzem bietet Multec mit dem SmartSupport ein innovatives Stützmaterial an. Das Filament lässt sich ganz einfach über eine Düse mitdrucken und nach Fertig-stellung vom Bauteil abziehen – ohne Kraftaufwand und uner-wünschte Abbruchstellen. Das re-duziert die Nacharbeit erheblich. Alternativ nutzen Anwender die vier Düsen redundant und dru-cken bis zu 12 kg Material unter-brechungsfrei dank einer „Endlos-druckfunktion“. Bei Spulenende
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Bild
: Hah
n+K
olb
Die Düsen-Wechsel-
automatik reduziert
den Aufwand für
die Nachbearbeitung
auf ein Minimum.
.98 | mav Innovationsforum März | 2019
ANFORDERUNGEN AN ZERSPANUNGSWERKZEUGE BEI ADDITIV HERGESTELLTEN WERKSTÜCKEN
Präzisionswerkzeuge für neue HerausforderungenFür die besonderen Herausforderungen der subtraktiven Bearbei-tung additiv hergestellter Werkstücke im Pulverbett hat Franken ein Standard-Fräserprogramm entwickelt. Damit können im Bereich von Außen- und Innenkonturen hochgenaue Maßtoleranzen und Oberflächengüten erzielt werden.
Spezielle Materialeigenschaften an additiv hergestellten Werkstücken erfordern konkrete Umsetzungs- und Anpassungsmaßnahmen an den Zerspanungswerkzeugen. Während bei additiven Fertigungs-verfahren (hier: selektives Laser-schmelzen) ein Gegenstand durch Hinzufügen, Auftragen und Abla-gern von Material mittels eines di-gitalen Models erzeugt wird, er-folgt bei subtraktiven Verfahren ein Abtrag des Materials mittels zerspanender Verfahren wie z. B. Drehen, Bohren, Fräsen oder ther-mischer Verfahren wie z. B. Funken erodieren. Durch die Viel-zahl an Einflussgrößen in der addi-tiven Fertigung wie beispielsweise Pulverbeschaffenheit, 3D-Pro-gramm oder das Laserverfahren und daraus resultierender Bauteil-eigenschaften ergeben sich neue Herausforderungen für Zerspa-nungswerkzeuge. Im Folgenden wird auf den Werk-zeugeinsatz in der hybriden-additi-ven Fertigung näher eingegangen,
bei der die Zerspanungsprozesse im additiven Bauteilaufbau inte-griert sind (Bild 1). Das hybride Bearbeitungszentrum setzt sich aus einer Anlage zum selektiven Laser-schmelzen und einer 3-Achs-Bear-beitungseinheit für HSC-Fräsan-wendungen zusammen. Die Fräs-bearbeitung findet während des additiven Prozesses mit einer zykli-schen Unterbrechung statt, bei-spielsweise nach 5 oder 10 aufge-tragenen Schichten (Bild 2). Da in der Maschinenkammer eine er-höhte Temperatur und eine Schutzgasatmosphäre vorherr-schen, erfolgt der Einsatz der Fräs-werkzeuge durch Trockenbearbei-tung im Pulverbett. Um hier eine hohe Prozesssicher-heit gewährleisten zu können, müssen die Fräswerkzeuge in Geo-metrie und Beschichtung modifi-ziert werden. So sind die oft zur Anwendung kommenden Kugel-fräswerkzeuge oder Schaftradius-Fräswerkzeuge sowohl in der Halsausführung, dem Schneiden-
bereich als auch in der Beschich-tung den speziellen Anforderungen anzupassen.
Subtraktive Bearbeitung der Oberfläche
Die subtraktive Bearbeitung durch einen Kugelfräser kann in Vor- und Endbearbeitung aufgeteilt werden, um an Konturen geforder-te Oberflächenqualitäten mit einer Rautiefe (RZ) ≤ 10 μm und Tole-ranzen ≤ 25 μm zu erzielen. Dabei weist die selektiv lasergeschmolze-ne Oberfläche im arithmetischen Mittel eine Rautiefe (RZ) von 50 μm auf. Mit seiner speziellen Halsgeometrie und einem umlau-fenden „ziehenden“ Schnitt (bei der Schlichtoperation in Bearbei-tungsrichtung von Z- nach Z+) er-möglicht der Kugelfräser in ther-misch nicht mehr belasteten Schichten die Fertigbearbeitung (Bild 3). Im Gegensatz dazu wird die Vorbearbeitung mit einem um-laufenden „drückenden“ Schnitt (bei der Vorschlichtoperation in Bearbeitungsrichtung von Z+ nach Z-) durchgeführt.Die Konstruktionsfreiheitsgrade am Bauteil werden durch den Ein-satz von T-Nuten-Fräswerkzeugen mit neuem Design in der hybriden-additiven Fertigung erweitert. Die-se Werkzeuge ermöglichen die Be-arbeitung von größeren Hinter-schnitten, die bei einem nichthy-briden additiven Verfahren im Nachhinein nicht mehr bearbeitet werden könnten. Eine Besonder-heit des Schaftradius-Fertigfräsers
▶
Bild
: Em
uge-
Fran
ken
Bild 1: Formein-
satz aus Stahl,
hergestellt auf
einer Lumex-An-
lage von Mat-
suura im hybrid-
additiven Ver-
fahren.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorJens Löscher, Verkaufsleiter
und Leiter
Anwendungs-
technik,
Franken GmbH &
Co. KG.
mav Innovationsforum | 99.März | 2019
gen das Anhaften von abgetrage-nem Material im Spanraum der Werkzeuge.
Erhöhte Konstruktions-freiheitsgrade
Das Verfahren der hybriden-additi-ven Fertigung bietet in Verbindung mit darauf abgestimmten Fräsern zahlreiche Vorteile. So besteht die Möglichkeit, bei Formen aus Stahl zur Optimierung der Zykluszeiten die zur Abkühlung benötigten in-nenliegenden Kühlkanäle kontur-parallel anzulegen und in die Form einzubringen. Eine Gewichtsredu-zierung von Bauteilen ist durch das Design mit Hohlkammern in Ver-bindung mit einer wabenförmigen
innenliegenden Stützstruktur mög-lich, um später auch die entstehen-den Kräfte aufnehmen zu können (Bild 5). Auch die Entlüftung der Formen kann durch ein porös ge-staltetes Gefüge ermöglicht wer-den, wodurch Entlüftungsbohrun-gen entfallen können und die kon-turnahen Kühlkanäle nicht von Position und Lage dieser Bohrun-gen beeinflusst werden.Die Kombination von subtrakti-ven und additiven Fertigungsver-fahren ermöglicht ein hohes Ein-sparpotenzial in den Folgeopera-tionen und völlig neue Konstrukti-onsmöglichkeiten zur Optimie-rung von Werkstückgeometrien bei deutlich verbesserten Oberflä-chenwerten sowie eingeschränkten Maßtoleranzen. ■
Franken GmbH & Co. KGwww.emuge-franken.com
Bild
: Em
uge-
Fran
ken
Bild 2: Prozess-ablauf eines hybrid-additiven Verfahrens auf einer Lumex- Anlage.
ist die halbrunde Kontur der Schneide, die das Werkzeug zu ei-nem sogenannten „BackTaper“ für die 2D-Fertigbearbeitung von anspruchsvollen Bauteilgeome-trien macht (Bild 4).Zur Bearbeitung stark thermisch belasteter Werkstücke ist eine AlCr-Werkzeugbeschichtung be-sonders geeignet, da sie mit ihrer thermischen Resistenz den Schutz der Schneidkante und der Schneid-kantenpräparation gewährleistet. Die Beschichtung schützt auch ge-
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Bild
: Em
uge-
Fran
ken
Bild 3: Kugelfräser bei der Fertigbear-beitung eines hybrid-additiv herge-stellten Bauteils im Pulverbett.
Bild
: Em
uge-
Fran
ken
Bild 4: Typischer Einsatz des Schaft -radius-Fertigfräsers bei einer Bearbei-tung mit Hinterschnitt.
Bild
: Em
uge-
Fran
ken
Bild 5: Beispiel eines im hybrid-addi-tiven Verfahren hergestellten Schaufel-blattes mit Hohlkammer.
.100 | mav Innovationsforum März | 2019
ADDITIVE FERTIGUNG: VON DER PROTOTYPENFERTIGUNG ZUM INDUSTRIELLEN PROZESS
Sicherheitsrelevante Bauteile auf Basis einer stabilen ProzessketteDas Thema der Additiven Fertigung beeinflusst in zunehmendem Maß Entwicklungs- und Fertigungsprozesse zahlreicher Unterneh-men im Automobil- und Maschinenbau. Die additive Fertigungstech-nik entwickelt sich in diesem Zusammenhang immer mehr von einem Hype zum industriellen Trend – weg von der Prototypenferti-gung, hin zu praxis- und sicherheitsrelevanten Serienbauteilen.
Auf dem Gebiet der Massivumfor-mung von Stahl und Aluminium sowie der anschließender Bearbei-tung ist die Hirschvogel Automo -tive Group einer der größten, welt-weit operierenden Automobilzulie-ferer. Als Geschäftsfeld der Unter-nehmensgruppe bietet Hirschvogel Tech Solutions seinen Kunden ein optimal aufeinander abgestimmtes Kompetenzpaket aus Additiver Fertigung, Bauteilentwicklung so-wie Werkstoff- und Schadensana-lyse.„In den Lücken liegen die Poten-ziale“, dieser Leitsatz ist nicht im-mer leicht in die Praxis umzuset-zen, trifft aber insbesondere auf die Integration additiver Ferti-gungsmöglichkeiten in den indus-triellen Wertschöpfungsprozess zu. Einerseits weckt die Möglichkeit einer nahezu freien Bauteilgestal-tung bei der Optimierung traditio-neller Prozessketten ein zuneh-mendes wirtschaftliches Interesse.
Andererseits gilt es, in einem pro-duzierenden Unternehmen einge-fahrene Grenzen infrage zu stellen, gewohnte Prozesse kritisch zu überdenken und Schnittstellen so zu gestalten, dass ein Optimum an Qualität, Kosten und Zeit erreicht wird.
Schlüsselfaktor Zeit
Unter dem Motto „Time to Mar-ket“ ist insbesondere der Schlüs-selfaktor Zeit in der Entwicklung und Herstellung marktfähiger Pro-dukte von zentraler Bedeutung und damit elementar für den un-
ternehmerischen Erfolg. In der Produktentwicklung trägt das „Rapid Prototyping“ bereits seit Ende der 80er-Jahre durch die Herstellung funktionsfähiger Pro-totypen dazu bei, Entwicklungs-zeiten zu verkürzen und die Pro-duktqualität zu verbessern. Aktu-ell bewegt sich das Themenfeld der Additiven Fertigung immer weiter von der klassischen Prototypenfer-tigung hin zur Herstellung von funktions- und sicherheitsrelevan-ten Bauteilen in Serie. Mit den verfügbaren additiven Fertigungsanlagen lassen sich komplexe Geometrien und Bau-teileigenschaften wirtschaftlich
▶
Bild
: Hir
schv
ogel
Fahrwerkskom-
ponente additiv
gefertigt: Aus-
schnitt eines bio-
nisch optimier-
ten Schwenk -
lagers mit Innen-
strukturen.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorAlexander Klose, Projektingenieur
Additive Fertigung
und Bauteilent-
wicklung,
Hirschvogel
Umformtechnik
GmbH.
Bild
: Hir
schv
ogel
Additiv gefertigter Brems -
pedalhalter aus AlSi10Mg für
den Rennsport.
darstellen. Um jedoch einer Serien-fertigung gerecht zu werden, müs-sen neben einer großen Teilezahl pro Zeiteinheit vor allem stabile und reproduzierbare Prozesse ge-währleistet werden. Im Rahmen einer additiven Wertschöpfungs-kette gilt es deshalb, das isoliert betrachtete Prototyping mit Folge- und Begleitprozessen zu ergänzen.
Bauteil- und qualitäts-orientierte Prozesskette
Hirschvogel Tech Solutions befasst sich im Rahmen der Additiven Fer-tigung nicht nur mit dem Ferti-
mav Innovationsforum | 101.März | 2019
schinen- und Prozessparametern auch der pulverförmige Werkstoff eine zentrale Stellung ein. Hierbei müssen Wechselwirkun-gen zwischen Pulver und Energie-quelle bis hin zur wiederkehrenden Aufbereitung des Werkstoffs be-rücksichtigt werden. Die chemi-sche Zusammensetzung, Partikel-form sowie Korngrößenverteilung haben Auswirkungen auf die Pa-ckungsdichte des Pulverbetts, die Prozessparameter und letztlich auch auf die Bauteileigenschaften. Hinsichtlich des Pulvers wird vor allem der Pulverbezug intensiv be-trachtet. Dies umfasst eine Aus-wahl der Lieferanten mit entspre-chender Anforderungsbeschrei-bung und Pulvercharakterisierung sowie einem Soll-Ist-Vergleich des Pulvermaterials im Rahmen einer Wareneingangskontrolle.
Entlang der Prozesskette wird die Prozessfähigkeit der Bauteilferti-gung durch eine automatisierte Prozessüberwachung sowie Prüf-körper zur kontinuierlichen Erfas-sung von Materialkennwerten oder Form- und Lagegenauigkei-ten sichergestellt. Ein bauteilbe-gleitender Aufbau entsprechender Prüfkörper oder eine Bauteilver-messung wird je nach kundenspe-zifischen Vorgaben festgelegt. Im Hinblick auf die Additive Ferti-gung von sicherheitsrelevanten Bauteilen steht eine durchgängige
Hirschvogel Umformtechnik GmbH www.hirschvogel-tech-solutions.com
gungsverfahren, sondern auch mit dem Aufbau einer stabilen, bau-teil- und qualitätsorientierten Pro-zesskette. Der frühzeitigen Einbin-dung in den Entwicklungsprozess durch den Kunden kommt dabei eine große Bedeutung zu. Als Know-how-Lieferant ist Hirschvogel in der Lage, Bauteile für den Anwendungsfall anforde-rungs-, funktions- und fertigungs-gerecht zu entwickeln. Mithilfe ge-eigneter Simulationstools lassen sich Komponenten in ihrer Topo-logie optimieren oder fluidführen-de Bauteile strömungsoptimiert auslegen, um letztlich die Poten-ziale einer nahezu freien Bauteilge-staltung zu nutzen und dadurch ei-ner Additiven Fertigung gerecht zu werden.Für die Fertigung eines Bauteils spielen anlagen- und prozessspezi-fische Rahmenbedingungen eine wesentliche Rolle. Diese gilt es zu verstehen, beherrschen und regel-mäßig abzusichern. In diesem Zu-sammenhang nimmt neben Ma-
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
ZusatzwissenBei der Entwicklung eines seriennahen Schwenklagers wurde im Halsbereich eine Massenreduktion von 40 % ge-genüber dem Serienbauteil erzielt. Mithilfe von bionischen Gitterstrukturen und adaptiv angepassten Wandstärken gelang es, eine beanspruchungsgerechte Bauteilstruktur zu erarbeiten, die trotz einer hohen Steifigkeit eine deutli-che Reduzierung der Masse zulässt.
Bild
: Hir
schv
ogel
Kundenspezifi-
sche Beratung
bei der Umset-
zung additiv ge-
fertigter Bauteile
und Serien im
Laserstrahl-
schmelzverfah-
ren.
Vom Lastenheft zum einbaufertigen Bauteil: Prozesskette der additiven Fertigung bei der Hirschvogel Automotive Group.
Bild
: Hir
schv
ogel
Qualitätssicherung zur Überwa-chung und Regelung praxisrele-vanter Merkmale im Fokus der Prozesskette. Hier tragen verschie-denste, an das Fertigungsverfahren angepasste prozess-, bauteil- und probenbasierte QM-Methoden zur erfolgreichen Realisierung bei.Zielstellung von Hirschvogel Tech Solutions ist es, additiv gefertigte Serienbauteile an seine Kunden zu liefern. Denn genau das zeichnet die Hirschvogel Automotive Group aus: die Fertigung komple-xer und qualitativ hochwertiger Bauteile in Serie. ■
.102 | mav Innovationsforum März | 2019
ADDITIVE FERTIGUNG: FORSCHUNG, LEHRE UND TRANSFER
Metall-3D-Druck an der Hochschule AalenDie Hochschule Aalen gehört bundesweit zu den forschungsstärks-ten Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Zentrale For-schungsschwerpunkte sind „Neue Materialien und Fertigungstech-nologien“ sowie die „Photonik“. Die Forschungsaktivitäten im Be-reich Additive Fertigung wurden in den letzten Jahren intensiviert und eine moderne Geräteinfrastruktur hierfür aufgebaut. Aktuelle Forschungsergebnisse gehen in die Lehre und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein.
Die additive Fertigung oder der 3D-Druck ist eine der Schlüssel-technologien für die Industrie 4.0. Sie bietet vielfältige Einsatzmög-lichkeiten und ermöglicht die wirt-schaftliche und ressourceneffizien-te Herstellung individualisierter Produkte. Der 3D-Druck hat sich zwischenzeitlich in der Prototy-pen- und Kleinstserienfertigung in vielen Branchen als robuste Me-thode etabliert. Bauteile mit kom-plexer Geometrie und integrierten Funktionalitäten lassen sich hier-mit häufig einfacher und in einem einzigen Prozess fertigen.An der Hochschule Aalen mit rund 6000 Studierenden und 60 Studi-enangeboten ist additive Fertigung in Forschung und Lehre sehr prä-sent. So ist das Projekt AddFunk (Additiv gefertigte funktionale und intelligente Komponenten) ein zentrales Projekt des Kooperati-onsnetzwerks „Smarte Materialien und intelligente Produktionstech-nologien für energieeffiziente Pro-dukte der Zukunft“ (SmartPro). An SmartPro, das zwischen 2017 und 2020 mit rund 5 Mio. EUR Bundesmitteln gefördert wird, sind aktuell mehr als 30 Unternehmen aktiv beteiligt. Zudem ist der 3D-Metalldruck mit dem Schwerpunkt „Additive Her-stellung von Leichtbau-Kompo-nenten“ im zukünftigen For-schungszentrum ZiMATE veran-kert. ZiMATE (Zentrum innovati-
ver Materialien und Technologien für effiziente elektrische Energie-wandler-Maschinen) wurde von der Hochschule Aalen im For-schungsbauten-Programm des Bundes und der Länder wettbe-werblich eingeworben.
Lehrveranstaltungen zur additiven Fertigung
Die Arbeitswelt von Ingenieuren, die in die Bauteil-, Material- oder Prozessentwicklung im 3D-Druck involviert sind, hat sich stark ver-ändert. Daher sind im Bereich der Lehre einschlägige Lehrveranstal-tungen zur additiven Fertigung in mehreren Bachelor- und Master-studiengängen verankert. Ein Bei-spiel hierfür ist die Veranstaltung Digitale Produktentstehung im
Masterprogramm Produktent-wicklung und Fertigung. Hier wird der gesamte Produktentstehungs-prozess von der Idee über das En-gineering einschließlich der additi-ven Fertigung abgebildet und in Theorie und Praxis vermittelt. Ein weiteres Beispiel ist der For-schungsmaster Advanced Materi-als and Manufacturing AMM, in dem Studierende in aktuelle For-schungsprojekte zum Thema 3D-Druck eingebunden werden. Absolventen profitieren von der intensiven Vernetzung mit regiona-len und überregionalen Unterneh-men, Studierende von den hervor-ragend ausgestatteten Laboren. In der Fakultät Maschinenbau und Werkstofftechnik der Hochschule Aalen steht modernste Infrastruk-tur für die gesamte Prozesskette des Metalldruckes zur Verfügung, von der Aufbereitung des Metall-pulvers über Anlagen zum pulver-bettbasierten Laserstrahlschmel-zen bis hin zur Prozessoptimie-rung, Qualitätssicherung und Ma-
▶
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Die Autoren Maximilian Stein-hauser,
Masterand im For-
schungsmaster Ad-
vanced Materials and
Manufacturing, und
Prof. Dr. Markus Merkel, Leiter Zentrum für
Virtuelle Produktent-
wicklung, Hochschule
Aalen.
Bild
: ZVP
, HS
Aal
en
3D-Druck eins
Hydraulikaggre-
gates.
mav Innovationsforum | 103.März | 2019
Fehlern und Gefügeaufbau analy-siert. Ein weiterer wichtiger As-pekt am IMFAA ist die Entwick-lung von Verfahren zur Qualitäts-bewertung im 3D-Druck, unter anderem durch Einsatz maschinel-ler Lernverfahren.
Entwicklung funktionali-sierter Bauteile
Das LAZ forscht an verschiedens-ten Methoden der Lasermaterial-bearbeitung. Hierbei spielt die Prozessentwicklung des 3D- Drucks eine große Rolle. Im Rah-men des BMBF-geförderten Pro-jektes FlexLight 4.0 wurde ein hochmoderner 3D-Drucker „Tru-Print1000 Multilaser“ (Trumpf) erworben. Neben kommerziell ver-fügbaren Geräten dient ein eigen-entwickeltes modulares, flexibles 3D-Druck-System der optimalen Entwicklung funktionalisierter Bauteile. Modernste Messtechnik und Sensorik bieten detaillierte Aufschlüsse über die bei der Addi-tiven Fertigung ablaufenden Me-chanismen zur weiteren Prozess-verbesserung. Das LAZ forscht zu-dem an der Funktionalisierung ad-ditiv hergestellter Freiformen und der gezielten Gefügeänderung mit dem Laser. ■
Hochschule Aalen, Zentrum für virtuelle Produktentwicklungwww.hs-aalen.de
Bild
: Hoc
hsch
ule
Aal
en, T
hom
as K
link
Pulverbettbasier-
tes Laserstrahl-
schmelzen.
Bild
: ZVP
, HS
Aal
en
Metall
3D-Druck: Digi-
tale Produktent-
stehung.
terialcharakterisierung (CT, Mi-kroskopie).Aktuelle Forschungsthemen zum Metall-3D-Druck werden am Zen-trum für virtuelle Produktentwick-lung (ZVP), am Institut für Mate-rialforschung (IMFAA) und am Laser Applikationszentrum (LAZ) verfolgt.
Gestaltung metallischer Bauteile
Das ZVP forscht an durchgängi-gen digitalen Prozessketten, deren letzte Lücken mit dem 3D-Druck geschlossen werden. Der Fokus liegt dabei auf der Gestaltung und Dimensionierung von metallischen Bauteilen, die aufgrund der kom-plexen Geometrie oder der Inte-gration einer Funktion wie kontur-nahe Kühlkanäle oder Sensorik nur oder bevorzugt im additiven Verfahren hergestellt werden. Leichtbauansätze aus der Bionik lassen sich einfach, schnell und kostengünstig realisieren. Mittels
numerischer Simulation werden sowohl der Bauprozess als auch die physikalischen Eigenschaften des Bauteils analysiert und hin-sichtlich der spezifischen Anforde-rungen im späteren Einsatz opti-miert. Auf der hauseigenen Anlage zum pulverbettbasierten Laserstrahl-schmelzen (SLM 280 HL) werden verschiedenste Metallpulver wie Aluminium- und Titanlegierungen, Edel- und Werkzeugstähle oder Hartmetall verarbeitet. Zusammen mit Industriepartnern werden ro-buste Prozesse entwickelt und in-novative Anwendungen im Ma-schinen- und Anlagenbau sowie in Fahrzeug- und Medizintechnik er-schlossen. Aktuelle Fragestellun-gen betreffen beispielsweise Kom-ponenten zum Thermomanage-ment in der Elektromobilität.
Materialien entwickeln und charakterisieren
Das IMFAA erforscht geeignete Materialien für den 3D-Druck und entwickelt Methoden zur Charak-terisierung von Materialeigen-schaften. Aus Sicht der Werkstoff-technik und Materialforschung geht es dabei insbesondere darum, Wirkzusammenhänge zwischen Prozesseinflüssen auf die Struktur- und Eigenschaftsausbildung von bekannten, aber auch neuen addi-tiv gefertigten Materialien zu er-
mitteln. Dies reicht von der Entwicklung, Qualifizierung und Analyse der Ausgangs-pulver bis hin zum gedruck-ten Bauteil mit möglichen thermischen Nachbehandlun-
gen. Diese Bauteile werden nach-folgend zerstörungsfrei mittels Computertomografie und zerstö-rend mit hoch aufgelösten mikro-skopischen Verfahren hinsichtlich
.104 | mav Innovationsforum März | 2019
ADDITIV GEFERTIGTE WERKZEUGEINSÄTZE IM SPRITZ- UND DRUCKGUSS
Konturnahe Temperierung im WerkzeugbauMittels additiv gefertigter Werkzeugeinsätze können die Grenzen heutiger Temperierlösungen in Spritz- und Druckgusswerkzeugen deutlich verschoben werden. Durch nahezu uneingeschränkte De-signfreiheiten können Temperierkanäle überall dort eingebracht werden, wo später im Gießprozess Wärme gezielt eingebracht oder abgeführt werden muss – mit dem Resultat minimierter Zykluszei-ten und stabilerer Produktionsprozesse.
Steigender Kostendruck sowie die Notwendigkeit, immer komplexe-re Werkstücke prozesssicher her-stellen zu müssen, führen die Mög-lichkeiten konventioneller Tempe-rierung von Kunststoffspritz- und Aluminiumdruckgusswerkzeugen oftmals an ihre Grenzen. Je nach Geometrie des zu erzeugenden Bauteiles bleiben oftmals Bereiche der konturgebenden Oberfläche ungekühlt, was zu nicht unerhebli-chen Temperaturgradienten über die Werkzeugwände führt. Die Folge der Ausbildung dieser soge-nannten Hot Spots sind zumeist unnötig hohe Zykluszeiten, da das Öffnen des Werkzeugs erst dann erfolgen kann, wenn das Werk-stück seine Entformungstempera-tur erreicht hat. Weiterhin führen dieselben Temperaturgradienten zusätzlich zu einem inhomogenen Abkühlverhalten des Werkstücks, was sich in Verzug und somit Tei-leungenauigkeiten äußert. Beide Effekte überlagern sich in der Re-gel.
Formeinsätze aus dem Metallpulverbett
Einen möglichen Lösungsansatz für diese Problematiken bietet die Herstellung von Formeinsätzen mittels additiver Fertigung durch den sogenannten 3D-Druck im Metallpulverbett. Durch schicht-weisen Aufbau aus Werkzeugstahl-pulver können Formeinsätze mit
konturnaher Temperierung er-zeugt werden, einteilig und mit na-hezu jeglichem Design, was den Kühlungsverlauf betrifft. Quasi durch „Bohren um die Ecke“ kön-nen strömungsgünstige Kühlkanä-le überall dort an die Oberflächen-bereiche herangeführt werden, wo Wärme effektiv zu- oder abgeführt werden muss. Die typischen Rest-wandstärken zwischen Temperier-kanal und Werkzeugwand liegen je nach Anwendung bei ca. 1,5 mm bis 8 mm. Die Kanaldurchmesser selbst reichen ebenfalls von ca. 1 bis 8 mm. Selbst dünne zylindri-sche Formkerne oder Rippenkerne
können somit durch eine additiv hergestellte Temperierung vor Wärmestau bewahrt werden, da die Wärme lediglich die Restwand-stärke durch Wärmeleitung durch-läuft und dann sofort über das Temperiermedium aus dem Werk-zeug herausgeführt wird. Die Erfahrungswerte zeigen, dass das Temperiermedium sich dabei in aller Regel kaum über 1 K zwi-schen Ein- und Austritt erwärmt, sodass der Werkzeugwand eine sehr gleichmäßige Temperatur auf-geprägt wird. Sofern in den Werk-zeugen verschiedene Temperier-technologien im Mix eingesetzt
▶
Bild
: Tru
mpf
Angussverteiler für den Druckguss: vollflächig temperiert
durch drei parallele Kühlkanäle.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorMarc Dimter, Branchenmanager
Werkzeug- und
Formenbau,
Trumpf Additive
Manufacturing.
mav Innovationsforum | 105.März | 2019
werden (typischerweise konventio-nelles Bohren und additiv gefertig-te Teileinsätze) ist darauf zu ach-ten, dass die verschiedenen Tempe-rierkreise so aneinander angepasst werden, dass letzten Endes wieder-um eine möglichst homogene Werkzeugwandtemperatur über das Werkzeug als Ganzes vorliegt.Der mögliche Erfolg einer additiv hergestellten Temperierung lässt sich im Vorfeld mittels Füllsimula-tionen plausibel abschätzen, die auch Hinweise auf die zu erwar-tenden Zykluszeiten und Teilever-züge liefern. Darüber hinaus sind Strömungssimulationen immer dann hilfreich, wenn sich mehrere parallel geschaltete Teilkanäle in
Anpassen der optimalen Tempera-tur des Mediums an die jeweilige Aufgabenstellung.Die Vorbehalte bezüglich Standzeit der Werkzeugeinsätze, heute übli-cherweise aus 1.2709 additiv ge-fertigt, sind größtenteils unbegrün-det. Sofern im Spritzguss Materia-lien verarbeitet werden, die nicht zu abrasivem Verschleiß der Werk-zeuge führen, sind Standzeiten bis über die üblichen 1 Mio. Schuss machbar. Beim Einsatz von (glas-)faserverstärkten Kunststof-fen ist das Material 1.2709 mit ei-ner geeigneten Beschichtung zu versehen, üblicherweise ab einem
Faseranteil von ca. 20 %. Gleiches gilt für Materialien und Verarbei-tungszustände derselben, die durch Säurebildung die Werkzeug-einsätze angreifen würden, auch hier ist eine geeignete Beschich-tung ein Muss. Sonderfälle bezüg-lich der Lebensdauer stellen zum Teil Aluminium-Druckgussanwen-dungen dar, da hier optimal ge-kühlte Formeinsätze aufgrund sig-nifikant niedrigerer Oberflächen-temperaturen tendenziell zu eher höheren Standzeiten bei gleichzei-tig weniger Brandrissen tendieren. Als Nebeneffekt treten zudem we-niger Anklebungen von Alumini-um auf den Formteilen auf, was zu höheren Werkstückqualitäten und
Trumpf GmbH + Co. KGwww.trumpf.com
Bild
: Tru
mpf
Konturnah temperierter Schieber.
konturnah temperierter Formein-sätze sind Vorbehalte seitens der Anwender bezüglich Verstopfen der Kanäle und Lebensdauer der Einsätze. Ersteres kann zum einen durch geeignete konstruktive Aus-führung der Temperierkanäle auf ein potenzielles Minimum be-schränkt werden, im Wesentlichen ist aber im Betrieb auf optimale Wasserqualität und eine penible Wartung und Pflege der Werkzeu-ge zu achten. Um nicht das gesam-te Wasser der Spritzerei/Gießerei aufbereiten zu müssen, empfehlen sich separate Temperiergeräte, die ausschließlich die additiv gefertig-ten Einsätze versorgen. Der ange-nehme Zusatzeffekt: ein einfaches
einem Formeinsatz befinden, um die Gleichmäßigkeit des Wärmeab-transports zu gewährleisten. Mit zunehmendem Erfahrungsschatz seitens der Konstruktion tritt die Strömungssimulation aber zumeist in den Hintergrund, während Füll-simulationen stets sinnig sind, um den Mehraufwand für den Einsatz der additiven Technologie zu rechtfertigen.
Vorbehalte und Lösungen
Das derzeit größte Hemmnis für eine breite Marktdurchdringung
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Bild
: Tru
mpf
Angussbuchse mit Konturbereichen: gedruckt, partiell
gefräst und als Kühlkanalmodell.
weniger Wartungsaufwand der Werkzeuge führt.Zusammenfassend lässt sich fest-halten, dass additiv gefertigte Werkzeuge mit konturnaher Tem-perierung den Endkunden großes Potenzial hinsichtlich der Optimie-rung ihrer Prozesse bieten – Sorg-falt bei der Auslegung und später im Betrieb vorausgesetzt. ■
.106 | mav Innovationsforum März | 2019
Bild
: Ros
swag
Bild
: Ros
swag
Metallpulverherstellung aus Schmiederesten für hybride
Fertigungsprozesse oder Materialentwicklungen.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorGregor Graf, Head of
Engineering,
Rosswag GmbH.
FREIFORMSCHMIEDEN UND SELEKTIVES LASERSCHMELZEN
Metall-3D-Druck in einer ganzheitlichen ProzessketteDie zunehmende Akzeptanz und Verwendung des 3D-Drucks mit Metall für die Herstellung von funktionalen Bauteilen führt zu stei-genden Ansprüchen an die Produktionsprozesse. Es ist das Ziel der Rosswag GmbH, diesen Anforderungen entsprechend gerecht zu werden. In der ganzheitlichen und firmeninternen Prozesskette wer-den deshalb beispielsweise hybride Fertigungsprozesse entwickelt, bei der hochfeste Schmiedekomponenten mit funktionsoptimierten, additiven Strukturen ergänzt werden.
Der Metall-3D-Druck als innova-tives Fertigungsverfahren ist seit einigen Jahren nicht mehr wegzu-denken und erlebt weiterhin einen ungebremsten Hype, der sich mit-nichten nur noch auf Prototypen-teile beschränkt, sondern mehr und mehr auch in der Serie an-kommt. Umso deutlicher werden jedoch auch Entwicklungspoten-ziale erkennbar, die es noch auszu-schöpfen oder gar erst zu erschlie-ßen gilt. Derzeit sind speziell massive Bau-teile mit großen Volumen mit dem additiven Fertigungsverfahren se-lektives Laserschmelzen noch nicht wirtschaftlich herstellbar.
Ein weiteres Problem besteht bei der additiven Herstellung von si-cherheitsrelevanten und stark be-anspruchten Bauteilen aufgrund noch nicht vorhandener Spezifika-tionen hinsichtlich der nachweis-baren Belastbarkeit.
Großvolumige Bauteile schmieden
Bei diesen prozessbedingten Nach-teilen können umformende Ferti-gungsverfahren wie das Schmieden punkten. Damit können kosten-günstig auch großvolumige Bautei-le hergestellt werden, welche zu-dem noch ausgezeichnete mecha-
nisch-technologische Eigenschaf-ten bei statischen und dynami-schen Belastungen aufweisen. In-nenliegende Geometrien, beispiels-weise für komplexe Kanalstruktu-ren, können über diese Fertigungs-route allerdings nicht abgebildet werden. Dies ist wiederum die Paradedisziplin der Additiven Fer-tigung.Allgemein zeigt sich auch speziell bei einem Blick auf das verfügbare Werkstoffangebot im Bereich des Metall-3D-Drucks, dass es deutli-che Unterschiede im Vergleich zum umfangreichen Materialportfolio bei konventionellen Fertigungsver-fahren gibt. Beispielsweise stehen
▶
Der ForgeBrid: Kombination aus Um-
formtechnik und Additiver Fertigung.
mav Innovationsforum | 107.März | 2019
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
GUTE BAUTEILEkönnen nur durch die richtige Kombination aus Fertigungsprozessen, Materia-lien und Qualitätssicherungsmethoden produziert werden.“
Gregor Graf, Head of Engineering, Rosswag GmbH
dung, die ähnliche Festigkeiten wie der Schmiedegrundkörper auf-weist.
Belastbarkeit des Bauteils erhöhen
Der so hergestellte Schmiede-SLM-Hybrid ForgeBrid bietet die Möglichkeit, auch massive Bautei-le mit funktionalen Merkmalen auszustatten, die nur mittels addi-tiven Fertigungstechnologien reali-siert werden können. Vor allem in
düsungsanlage zu feinkörnigem Metallpulver verarbeitet. Der Me-tallschrott wird in einem Tiegel aufgeschmolzen und durch eine Düse mit einem zielgerichteten Inertgasstrom zerstäubt. Anschlie-ßend erstarrt die tropfenförmige Schmelze im Fallturm zu einem sphärischen Metallpulver, welches nach der Aufbereitung in additiven Fertigungsanlagen verarbeitet wer-den kann. Durch die hauseigene Verdüsungs-anlage in Verbindung mit dem
Rosswag GmbHwww.rosswag-engineering.de
nur etwa 10 qualifizierte Stahl-werkstoffe für den 3D-Druck, den industrieübergreifend mehr als 2500 verschiedenen Stahllegierun-gen entgegen. Hieraus ergibt sich der Bedarf nach einer schnellen Er-weiterung der Werkstoffvielfalt für additive Fertigungsverfahren.
Tradition trifft Innovation
Durch die weltweit einmalige, ganzheitliche Prozesskette bei Rosswag ist es gelungen, umfang-reiche Synergieeffekte zwischen dem traditionellen Geschäftsfeld der Freiformschmiedetechnik und dem Metall-3D-Druck herzu -stellen.Die Kombination der beiden Pro-duktionsprozesse Freiformschmie-den und selektives Laserschmelzen ermöglicht es, die Nachteile der einzelnen Verfahren zu umgehen. Dazu wird das jeweilige Ferti-
Materialverfügbarkeit im VergleichEingeschränkte Materialvielfalt in der additiven Fertigung.
Bild
: Ros
swag
gungsverfahren nur in dem Geo-metrieelement genutzt, für das es technisch und wirtschaftlich geeig-net ist. Ein Grundkörper wird konventionell geschmiedet und an-schließend spanend für den Füge-prozess vorbereitet. Auf eine ebene Fläche wird im nachfolgenden Prozessschritt mittels selektivem Laserschmelzen die gewünschte Geometrie aufgebaut. Der opti-mierte Faserverlauf der geschmie-deten Geometrieelemente weist ideale mechanisch-technologische Eigenschaften gerade im Hinblick auf die Dauerschwingfestigkeit auf. Bei dem additiven Aufbau ent-steht eine stoffschlüssige Verbin-
den Bauteilelementen, die hohe Anforderungen an die dynamische Festigkeit aufweisen, können ge-schmiedete Grundkörper die Be-lastbarkeit des Bauteils erhöhen. Die eher statisch beanspruchten Teilsegmente werden dann additiv so gefertigt, dass daraus wettbew-erbsentscheidende technische Mehrwerte resultieren, welche durch konventionelle Fertigungs-verfahren nicht realisierbar sind.Die beim Sägen und Schmieden entstehenden Reststücke können für die Additive Fertigung nutzbar gemacht werden und zur Rohstoff -effizienz der Prozesskette beitra-gen. Dazu werden sie in einer Ver-
vielfältigen Werkstofflager der Rosswag GmbH können effizient neue Qualifizierungsprozesse für die Additive Fertigung durchge-führt werden. Das firmeninterne, materialwissenschaftliche Know-how in Verbindung mit der ganz-heitlichen Prozesskette ermöglicht somit die schnelle Qualifizierung neuer Werkstoffe und befähigt den Einsatz der additiven Fertigungs-verfahren für neue Branchen und innovative Anwendungen. ■
.108 | mav Innovationsforum März | 2019
HERMLE MPA-TECHNOLOGIE
Metallische Multimaterial- Bauteile additiv gefertigtDie additive Fertigung schafft neue Freiräume bei der geometri-schen Gestaltung von Bauteilen und sprengt die Grenzen konventio-neller Fertigungsmethoden. Das Hermle MPA-Auftragsverfahren für Metallpulver ermöglicht darüber hinaus die Kombination unter-schiedlicher Materialien innerhalb eines Bauteils, wie zum Beispiel Kupferelemente in einem Stahlkörper für einen effizienten Wärme-transport.
Die Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, Hersteller von Fräs-maschinen und Bearbeitungszen-tren, gilt als Experte für die Zer-spanung. Zugleich verfügt sie mit mehr als zehn Jahren Erfahrung und mehreren Hundert erfolgrei-chen Kundenprojekten über ein umfangreiches Know-how im Be-reich der additiven Fertigung mit Metallen. Grundlage ist dabei ein innovatives und vielseitiges Auf-tragsverfahren: die Hermle MPA-Technologie.Die MPA-Technologie steht für den Auftrag von Metallpulvern (MPA = Metall Pulver Auftrag) auf der Basis eines thermischen Spritz-verfahrens, das speziell für den
Aufbau großvolumiger Bauteil-komponenten optimiert wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen addi-tiven Techniken kommt beim MPA-Verfahren kein Laser zum Einsatz. Das Metallpulver wird vielmehr mittels eines energierei-chen Gasstromes über eine Düse beschleunigt. Beim Aufprall auf ei-nem Substrat kommt es dann auf-grund plastischer Verformung zu einer Anhaftung der Partikel und somit zur Bildung einer neuen Ma-terialschicht. Weder die Pulverpar-tikel noch das Substrat werden bei diesem Prozess aufgeschmolzen. So entsteht ein dichtes Metallgefü-ge mit relativ geringen Spannun-gen auch bei massiver Bauweise.
Für die Fertigung von Bauteilen wurde die MPA-Auftragseinheit in ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum von Hermle integriert (Bild 1). Mit dem hybriden Maschinenkonzept werden Materialauftrag und Zer-spanung zu einem Fertigungssche-ma kombiniert, das die komplette Bearbeitung des Bauteils in nur ei-ner Aufspannung in der Maschine möglich macht. Die Drehachsen der Maschine erlauben eine dyna-mische Ausrichtung der Bauteil -oberfläche zur Düse hin und ma-chen so den Materialaufbau auch auf Freiformflächen möglich. So können bereits vorgefertigte Roh-linge um additiv gefertigte Kom-ponenten ergänzt werden.
▶
Bild
: Her
mle
Bild 1: Auftrag einer Stahlschicht
über eine verfüllte Kühlkanal-
geometrie im MPA-Verfahren.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorRudolf Derntl, Geschäftsführer,
Hermle Maschi-
nenbau GmbH.
mav Innovationsforum | 109.März | 2019
Zur Herstellung eines solchen Werkzeugs beginnt man mit einem passenden Halbzeug aus Stahl, in das man die Geometrien der einzu-bettenden Kupferelemente fräst (Bild 2). Diese werden dann durch Auftrag von Kupferpulver über die Düse gefüllt. Überschüssiges und über die Kupfergeometrie hinaus auf -getragenes Material wird durch anschließendes Überfräsen der Oberfläche entfernt. Auf das so präparierte Bauteil wird dann die Deckschicht aus Stahl aufgetragen und das zuvor aufgetragene Kup-fer wird eingeschlossen. Um der unterschiedlichen Wärmeausdeh-nung der beiden Materialien Rech-
nung zu tragen, muss während des Fertigungsprozesses ein exak-ter Temperaturverlauf eingehalten werden. In der anschließenden Wärmebehandlung wird der Stahl auf seine gewünschte Zielhärte ge-bracht.Nun können die finalen Konturen in das Bauteil gefräst werden. Ana-log zur Kupfer-Stahl-Kombination können auch Bauteile mit kontur-nahem Kühlkanal gefertigt wer-den. Anstelle des Kupfers wird dann ein wasserlösliches Füllmate-rial verwendet, das ebenfalls mit der MPA-Auftragseinheit in die Kanalgeometrie gespritzt wird. Nach Fertigstellung des Bauteils kann der Kühlkanal angebohrt und das Füllmaterial herausgelöst werden.
Hermle Maschinenbau GmbHwww.hermle-generativ-fertigen.de
Bild: Hermle
Bild 3: Wärme -
leitung durch die
Kombination von
Kupferelementen mit
einem Kühlkanal.
Unterschiedliche Metalle verbinden
Eine der herausragenden Stärken des MPA-Verfahrens ist die Mög-lichkeit, unterschiedliche Materia-lien in einem Bauteil zu kombinie-ren. Neben diversen Stählen, Eisen und Kupfer steht dabei auch ein wasserlösliches Füllmaterial zur Herstellung von Kanälen und an-deren Kavitäten zur Verfügung.Im Werkzeug- und Formenbau kann man die Materialkombina-tionen beispielsweise zur Kühlung bzw. Temperierung von Funktions-flächen einsetzen. So bietet die In-tegration von Kupferelementen in einem Werkzeugstahlkörper die Möglichkeit einer stark verbesser-ten Wärmeleitung im Bauteil.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Bild
: Her
mle Bild 2: Ferti-
gungsstadien
einer Vorkam-
merbuchse aus
Werkzeugstahl
mit integrierten
Kupferelemen-
ten.
Kombination der Wärmeleiter
Die beiden Wärmeleiter – Kupfer-elemente und Kanäle – können auch kombiniert werden, um zum Beispiel Wärme aus geometrischen Engstellen im Bauteil über Kupfer-elemente zum Kanal hinzuführen und über die Kühlflüssigkeit dann aus dem Bauteil zu bringen (Bild 3). Der Fertigungsprozess beinhal-tet dann drei additiv aufzutragen-de Materialien und ist dementspre-chend komplexer.Die Vorteile solcher Multimateri-al-Bauteile konnten bereits in zahl-reichen Kundenprojekten unter Beweis gestellt werden, seien es ge-
kühlte Vorkammer- oder Anguss-buchsen für den Kunststoff-Spritz-guss, große Werkzeuge mit kontur-naher Kühlung zur Blechumfor-mung, heizbare Einsätze im Anla-genbau oder Aluminium-Kupfer-Bauteile für Raumfahrtprojekte. Diese Erfahrung treibt uns an, die vielfältigen Möglichkeiten der ad-ditiven Fertigung mit der MPA-Technologie weiter auszuloten. ■
.110 | mav Innovationsforum März | 2019
METALL-LASERSINTERN: KOMPLEXE GEOMETRIEN UND GERINGES GEWICHT
Fertigungsgerechte Teile -konstruktion im Metall-3D-DruckDer Metall-3D-Druck boomt, denn mit diesem Verfahren werden Metallteile schnell und kostengünstig innerhalb kurzer Zeit produ-ziert. Durch die besonderen Vorteile von DMLS lassen sich hoch-komplexe Geometrien mit einem cleveren und durchdachten Design realisieren. Doch was genau muss beachtet werden? Wo liegen die Grenzen? Und wie muss das Design der Teile aussehen?
Das additive Metall-Lasersintern (DMLS, Direct Metal Laser Sinte-ring) ist das führende additive Ver-fahren zur Herstellung von Proto-typen aus Metall und eignet sich besonders für den Einsatz mit Me-tallen wie Inconel, Aluminium, Ti-tan und Edelstahl. Es ermöglicht eine schnelle und kostengünstige Herstellung voll funktionsfähiger Prototypen und Produktionsteile aus Metall innerhalb von wenigen Tagen.Typische Anwendungsfälle sind beispielsweise Sonderanfertigun-gen wie medizinische Implantate oder Sonderlösungen im Maschi-nenbau, die Prototypenherstellung von Blechteilen, Gehäusen oder Vorrichtungen sowie die Fertigung
von Ersatzteilen, wenn Werkzeuge oder Daten von veralteten Bautei-len nicht mehr vorhanden oder zu-gänglich sind. Auch die Serienferti-gung von hochkomplexen Bautei-len ist mittels Metall-3D-Druck möglich.Durch eine Vielzahl von Vorteilen wird dieses Verfahren immer be-liebter: Mit DMLS ist die Ferti-gung komplexer Geometrien mög-lich, die nicht fräsbar oder mit konventionellen Methoden her-stellbar sind. Außerdem ist es durch die Freiheit des Fertigungs-verfahrens möglich, Baugruppen zu vereinfachen – so wird bei-spielsweise statt vier Komponen-ten nur eine einzige benötigt. Durch intelligente Konstruktionen
haben die Bauteile darüber hinaus weniger Gewicht; dies ist beson-ders für Leichtbauanwendungen interessant. Zudem lassen sich die Gesamtkosten drastisch reduzie-ren, denn Werkzeug- und Pro-grammkosten fallen bei der Ferti-gung mit DMLS weg.
DMLS-Prozess
Eine DMLS-Maschine besteht aus einem Drei-Kammersystem: Dieses setzt sich zusammen aus der Kam-mer, in der das lose Pulver bevor-ratet ist, aus der Baukammer so-wie der Kammer für den Über-fluss, wo überschüssiges Pulver hi-neingetragen wird. Zunächst be-ginnt die DMLS-Maschine den Fertigungsprozess mit dem Auf-schmelzen der verschiedenen Schichten, zuerst der Stützkon-struktionen an der Grundplatte und anschließend des Bauteils selbst. Eine erste Materialschicht wird aufgetragen und mithilfe ei-nes Lasers aufgeschmolzen. Dabei senkt sich das Niveau in der Bau-kammer ab, während es im Pulver-zufuhrbehälter ansteigt. Nachdem die erste Schicht aufgeschmolzen wurde, wird eine weitere Pulver-
▶
Bild
: Pro
tola
bs
Der Metall-
3D-Druck ist
das führende ad-
ditive Verfahren
zur Herstellung
von Prototypen
aus Metall.
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Der AutorChristoph Erhardt, Manager Additive
Manufacturing
Metal,
Proto Labs GmbH.
mav Innovationsforum | 111.März | 2019
schicht aufgetragen und der Laser beginnt erneut mit der Aufschmel-zung. Dieser Prozess wird schicht-weise wiederholt, bis das Bauteil fertiggestellt ist.Zum Schluss werden die Teile aus dem Pulverbett entpackt und ge-reinigt, um loses Pulver zu entfer-nen. Anschließend werden sie einer Wärmebehandlung unterzogen, während sie weiter durch Stütz-konstruktionen fixiert sind, um Spannungen abzubauen. Zuletzt werden die Bauteile von der Platt-form genommen, die Stützkon-struktionen entfernt und zur fina-len Bearbeitung verschliffen und sandgestrahlt. Die finalen Bauteile verfügen über eine Dichte von fast 100 %.
Herausforderungen im Prozess
Im DMLS-Prozess müssen die Stützstrukturen bzw. Supports be-rücksichtigt werden. Diese sind unabdingbar, denn die Bauteile
Grund ist, dass die Leistung und Wärme bei der Aufschmelzung nicht mehr abgeführt werden kön-nen und das Material dadurch nicht mehr sauber baut. Um da-raus resultierende Baufehler und Lochbildungen zu vermeiden, soll-te das Minimum der Wandstärke unbedingt eingehalten werden. Auch erhabene und vertiefte De-tails sollten mindestens 0,5 mm hoch bzw. tief und breit sein, um klare Abbildungen oder Beschrif-tungen zu erhalten bzw. scharfe Kanten darzustellen.Auch Hohlräume können mit dem Fertigungsverfahren hergestellt werden. Diese sind prozessbedingt immer mit Pulver gefüllt, welches am Ende wieder abgeführt werden muss. Dafür werden Austrittslö-cher mit mindestens Ø 4,0 mm bei einem Austrittsloch und Ø 2,0 mm bei zwei oder mehreren Austritts-löchern benötigt. Die Herausforderungen, die der Fertigungsprozess mit sich bringt, können durch ein intelligentes Tei-ledesign bewältigt werden. Auf-grund dessen stehen die 3D-Druck-Spezialisten von Proto-labs jederzeit bereit, um mit Inte-ressierten das individuell optimale Design für ihre Bauteile zu disku-tieren und umzusetzen. ■
Proto Labs GmbHwww.protolabs.de
Bild
: Pro
tola
bs
Herausforderun-
gen im Ferti-
gungsprozess
können durch
ein intelligentes
Teiledesign be-
wältigt werden.
müssen fest mit einer Trägerplatt-form verbunden sein, um neu auf-geschmolzene Flächen zu unter-stützen. Grund dafür ist, dass die im Prozess entstehende Wärme von bis zu 1.660 °C über die Stüt-zen abgeleitet werden muss. Die Wärme führt beim Material zudem zu internen Spannungen. Die Stützstrukturen halten diese Span-nungen während des Fertigungs-prozesses, um Verformungen der Bauteile während des Prozesses zu vermeiden oder zu reduzieren. Durch eine gute Designpraxis kön-nen Stützstrukturen auf ein Mini-mum reduziert werden, um Mate-rial, Zeit und Kosten zu sparen.Im Fertigungsprozess gibt es weite-re Herausforderungen, denn es müssen geometrische Rahmenbe-dingungen eingehalten werden, um ein ideales Design zu erzielen. Die Wandstärken dürfen beispiels-weise einen Millimeter nicht unter-schreiten, denn je dünner die Wandstärke ist, desto weniger hoch kann gebaut werden. Der
mav Innovationsforum 2019Additive Manufacturing
Bild
: Pro
tola
bs Eine DMLS-Ma-
schine besteht
aus einem Drei-
Kammersystem.
.112 | mav Innovationsforum März | 2019We keep you turning
Neue MobilitätskonzepteChance oder Risiko für die Drehteileindustrie?
Kraftwerk - Rottweil 27. Juni 2019
Stay tuned to tornos.com
Event LocationMedia Partner Partner
Top Related