Ausgabe 02 I 2010 I Jg. 35 I EUR 3,00P.
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Schwerpunktthema: Soziale Netzwerke im VisierSeite 4: Social Recruiting oder der virtuelle Bassena-Tratsch
Seite 6: Personalberatung und Social Media
Seite 8: Reputation Management im Web 2.0
Top-KarrieremöglichkeitenBerufsbegleitend im FernstudiumKein Einkommensausfall (Sie studieren wann Sie wollen und wo Sie wollen)
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Soziale Netzwerke sind nicht nur sozial
„Den ersehnten Job habe ich noch nicht bekommen, bei meiner Traumwohnung war jemand anderer schneller dran, meine Bank will mir den notwendigen Kredit für den Aufbau eines vielversprechenden Geschäftes nicht ohne weiteres geben.Die Liste der Missgeschicke in meinem Leben lässt sich noch weiter fortsetzen. Aber zum Glück habe ich bei Facebook wirklich sehr viele Freunde, mit denen ich über alle meine Sorgen sprechen kann und die mich verstehen und immer gute Ratschläge parat haben. Meine Freunde schätzen mich sehr,
weil ich immer gut aufgelegt bin und schon so manchen gelungenen Schalk angestellt habe. Besonders gekränkt hat mich aber, dass meine langjährige Freundin ausgerechnet via Facebook mit mir Schluss gemacht hat. Die ausgelassene Fete mit meinen besten Freunden hat mich schließlich aber darüber hinweggetröstet, über die Fotos dazu kann man sich auf picasaweb zergooglen.Nun muss ich aber wirklich schauen, dass ich den nächsten Job auch bekomme. In meinen E-Mails findet sich vermehrt Werbung, die mich interessiert. Und im Internet gibt es ja mittlerweile ein tolles Angebot an brauchbaren freien Stellen. Für gutes business-likes Auftreten habe ich bei Elmayer schon Privatstunden genommen, aber bei den letzten Bewerbungen wurde ich nicht einmal zu einem persönlichen Gespräch geladen. Meine Nachbarin war früher immer sehr freundlich zu mir, jetzt scheint sie mir aus dem Weg zu gehen. Manche Leute werden halt mit der Zeit hochnäsig, da kann man nicht viel machen …“Auch wenn soziale Netzwerke wie Facebook, Xing, StudiVZ, usw. von den meisten Menschen als Erweiterung des eigenen privaten Raumes und der eigenen privaten Beziehungen empfunden werden, so haben sie heute schon einen großen „Nutzen“ für das Geschäftsleben. Wenn man schon in Netzwerken so sehr aktiv ist, sollte man auch einiges über Reputationsmanagement verstehen
Meint Ihr
ao.Univ.Prof. DI Dr. Gerald Futschek, Präsident der OCG
ao.Univ.Prof. DI Dr. Gerald Futschek
IMPRESSUMMedieninhaber und Herausgeber: Österreichische Computer GesellschaftPräsident: ao.Univ.Prof. DI Dr. Gerald FutschekGeneralsekretär: Eugen MühlvenzlWollzeile 1-3, 1010 Wien, Tel.: 01/512 02 35-0, Fax: 01/512 02 35-9E-Mail: [email protected] URL: www.ocg.atKontakt zur Redaktion: Mag. Christine Haas,Tel.: 01/512 02 35-51, [email protected]: Therese FrühlingUlrike Haring, OVE-Medienzentrum GrazFotos: Archiv OCG, Autoren, PrivatarchiveDruck: „agensketterl“ Druckerei GmbH
Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.Hinweis: Geschlechtsbezogene Aussagen in diesem Magazin sind auf Grund der Gleich-stellung für beiderlei Geschlechter aufzufassen bzw. auszulegen.
ISSN 1728-743X
Inhalt
Themenschwerpunkt Soziale Netzwerke im Visier4 Social Recruiting oder der virtuelle Bassena-Tratsch6 Personalberatung und Social Media8 Reputation Management im Web 2.0
Wissenschaft und Forschung 9 Das Potenzial von Cloud Computing für Anwendungen sozialer Netzwerke10 E-Government im BMF mit Kompetenz und Vision12 Europäische regionale Förderung für IT-Innovation in österreichischen KMU13 Medienkompetenz Web 2.0 im Unterricht
Bildung und Karriere14 IT-Branche blickt optimistisch in die Zukunft16 Game Based Learning – Computerspiele im Unterricht18 Teaching for Charity – M.T. International College, Kano, Nigeria22 e-Skills heute
Recht und IT 21 Drum prüfe, wer sich ewig bindet
News – Aktuelles aus der OCG 24 Die neuen Vorstände der OCG 24 Hohe ungarische Auszeichnung für Prof. Heinz Zemanek 24 Silbernes Ehrenzeichen des Landes Ober- österreich für Prof. Dr. Roland Traunmüller 25 Recht und IT: Semantische Technologien im Trend 26 Veranstaltungen und Neuerscheinungen der OCG-Schriftenreihe
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Soziale Netzwerke im Visier
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Richtlinien für Unternehmen Social Media ist in vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Rund die Hälfte der Arbeitgeber erlaubt seinen Mitarbeitern während der Arbeitszeit Blogs, Facebook, Twitter und Xing zu nutzen. Die meisten Mitarbeiter erhalten dabei wenige Vorgaben. Zwei Drittel der Unternehmen haben zum Beispiel keine Richtlinien, welche Informationen ihre Mitarbeiter über ihre Arbeitgeber verbreiten dürfen. Die Kommunikation über soziale Netzwerke bringt Vorteile und Gefahren. Über das Internet geben Menschen ihre Gedanken preis. Sie machen ihre Meinung öffentlich und somit zugänglich für jeden. Mitarbeiter kommunizieren nicht nur als Privatperson, sondern auch als Teil eines Unter-nehmens. Die Kommunikation über die Social Media kann somit Probleme mit sich bringen. Deshalb sollen die Regeln für einen digitalen Austausch von Nutzern, die so genannten Social-Media-Guidelines, klären, welche Inhalte die Mitarbeiter veröffentlichen dürfen und welche nicht. Es gibt Unternehmens-informationen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Zum Beispiel Informationen über die Unternehmensstrategie, die finanzielle Lage der Firma, Kunden oder Zulieferer. Der deutsche Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) hat Richtlinien für Soziale Netzwerke veröffentlicht (www.bvdw.org).
Social Recruiting oder der virtuelle Bassena-TratschMag. Eva Mandl
Neue Medien, neue Gesetze: Bietet Social Media Chancen oder Risiken im Recruiting? Wohin geht der Trend? Wandelt sich der Arbeitsmarkt zu einem Arbeitneh-mermarkt, auf dem der Personal-manager sich beim Mitarbeiter vorstellt?
Die Digital Natives mischen den Ar-
beitsmarkt auf. Sie sind mit digitalen
Technologien aufgewachsen, lieben
den medialen Rummel und beherr-
schen das Multitasking perfekt. Nicht
nur im Beruf, sondern in praktisch
jedem Lebensbereich zeichnen sie sich
durch eine technologieaffine Lebens-
weise aus. Digital Natives sind mul-
tikulturell und weltoffen, haben mit
Traditionen und Hierarchien wenig am
Hut und arbeiten stattdessen in virtu-
ellen Teams. Sie finden sich in einer
Welt zurecht, die sie selbst gestalten
und die den traditionellen Akteuren
davonzueilen scheint: Die Digital
Natives definieren die Spielregeln neu.
Kein Wunder also, dass es den 500
größten Unternehmen in Österreich
in den letzten Jahren gelungen ist,
durch einen konsequenten Einsatz
von Informationstechnologien im
Recruiting, ihre Personalbeschaffung
effizienter zu gestalten. Das zeigen
die aktuellen Ergebnisse der Studie
„Recruiting Trends 2010“, durchge-
führt vom Centre of Human Resour-
ces Information Systems (CHRIS) der
Universitäten Bamberg und Frankfurt
in Zusammenarbeit mit dem Online-
Karriereportal Monster Worldwide
Austria.
Die Rekrutierungsaktivitäten
österreichischer Großunternehmen
Im Personalmarketing dominieren
die Internetkanäle. Die 500 größ-
ten österreichischen Unternehmen
schreiben acht von zehn freien Stellen
auf der eigenen Web-Seite und mehr
als drei Viertel der offenen Stellen in
Online-Stellenbörsen aus. Nur noch
drei von zehn freien Stellen werden
über Printmedien kommuniziert und
23,5 Prozent dem Arbeitsmarktservice
gemeldet. Die Internetkanäle zeigen
sich für zwei Drittel der Neueinstel-
lungen verantwortlich.
Neue Möglichkeiten ergeben sich
durch Social Media bei der Suche
nach Informationen über Kandidaten.
„Die Ergebnisse der aktuellen Studie
zeigen jedoch, dass lediglich 22,2
Soziale Netzwerke dringen immer mehr in unseren Berufsalltag ein. Unternehmen nutzen diese Plattformen bereits auf vielfältige Art und Weise.
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Soziale Netzwerke im Visier
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Prozent der Unternehmen häufig
die Netzwerkplattform Xing und
13,7 Prozent Google nutzen, um
Informationen über Kandidaten zu
sammeln“, sagt der Wirtschaftsinfor-
matik-Experte Sven Laumer von der
Universität Bamberg. StudiVz/Mein-
Vz, Facebook, LinkedIN oder Blogs
werden von den Umfrageteilnehmern
nur selten zur Informationssuche über
Bewerber genutzt. Den dabei ge-
fundenen Informationen messen nur
13,2 Prozent (Xing) bzw. 8,2 Prozent
(Google) eine hohe Bedeutung bei.
Kampf um gute Mitarbeiter
Trotz Wirtschaftskrise planen Un-
ternehmen 2010 Neueinstellungen.
Doch es gibt zu wenig qualifizierte
Bewerber am Markt. Die befragten
Personalverantwortlichen erwarten
bei knapp einem Viertel der offenen
Stellen Probleme, wenn es darum
geht, einen qualifizierten Kandidaten
zu finden. Deshalb gehen immer
mehr Unternehmen auf Bewerber-
fang ins Internet. Dabei sind die eige-
nen Internetseiten die Einflugschneise
für Talente. Das schwedische Unter-
nehmen Potentialpark befragte knapp
2.000 Studenten und Absolventen,
wie sie ihre Karriere online planen
und was sie von den Karriereseiten
erwarten. Anhand der Kriterien, die
den Befragten am wichtigsten waren,
bewertete Potentialpark die Seiten
von 100 Unternehmen. Zahlen der
Studie belegen die Bedeutung der
unternehmenseigenen Karrieresei-
ten: Während von den Befragten 46
Prozent angaben, für die Stellensuche
Jobportale zu nutzen, steuerten 86
Prozent die Unternehmen direkt an.
Eine gute Website ist heute zu wenig.
Denn die Unternehmen wollen sich
schließlich als attraktiver Arbeitgeber
präsentieren. Die Studie von Potenti-
alpark zeigt, dass die Firmen über-
zeugen, die auf ihren Seiten nicht
nur Informationen bieten, sondern
Gesichter von Mitarbeitern zeigen
und Geschichten aus dem Unter-
nehmen erzählen. Die Reputation
des eigenen Unternehmens im Web
wird immer wichtiger. 44 Prozent
der österreichischen Unternehmen
überprüft gelegentlich, worüber über
sie geschrieben wird. Das zeigt eine
aktuelle Befragung von 651 Personal-
verantwortlichen aus Österreich und
Deutschland, durchgeführt von den
Online-Portalen HRM.de und HRM
Austria.at, dem Magazin personal
manager und Stepstone Solutions
sowie dem Initiator der Studie und
Social Media-Experten Thorsten zur
Jacobsmühlen.
Headhunter auf Talentejagd in
sozialen Netzwerken
Immer mehr Personalisten nutzen
Twitter, Facebook, Blogs, Xing, Yasni
und Co auf der Suche nach neuen
Talenten. Laut der Studie von HRM.de
und HRM Austria.at planen 51 Pro-
zent der österreichischen Unterneh-
men ihre Investitionen in Social Media
zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der
Befragten nutzen erfolgreich Online-
Dienste beim Recruiting. Über die
Hälfte der Arbeitgeber durchleuchtet
die Reputation der Bewerber im Web.
55 Prozent der österreichischen Per-
sonalverantwortlichen verwenden das
Internet für das Kandidaten-Scree-
ning. Je höher die Position, je höher
die Wahrscheinlichkeit ins Visier der
Personalmanager zu geraten. Doch
nur acht Prozent der österreichischen
Befragten sagen, dass das negative
Ergebnis einer Internetrecherche
Websites im ArchivDie Österreichische Nationalbibliothek archiviert seit 2008 österreichische Websites. „Wir glauben, dass es auch Aufgabe einer Nationalbibliothek ist, diese Inhalte für spätere Generationen zu sammeln. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern darum, dass sich jemand ein Bild davon machen kann, wie das österreichische Web im Jahr zum Beispiel 2010 ausgesehen hat“, sagt Bettina Kann, Leiterin der Hauptabteilung Digitale Bibliothek der Österreichischen Nationalbibliothek. Websites mit .at-, ac.at-, gv.at-, aber auch .com-, .net- und .org-Domains, bei denen der Sitz des Medieninhabers in Österreich ist, werden gespeichert. Zur Erstellung des Web-Archivs wird ein Crawler, der die Daten automatisch sammelt und speichert, durch den öster-reichischen Teil des Internets geschickt.
Das Web-Archiv steht nicht generell online zur Verfügung. Nur von der Öster-reichischen Nationalbibliothek und weiteren dazu berechtigten Bibliotheken aus kann darauf zugegriffen werden. Das Web-Archiv war in der Vergangenheit auch mit Urheberrechtsfragen von Website-Betreibern konfrontiert, die ihre In-halte nicht einsehbar machen wollten. „Wenn ein Medieninhaber nicht möchte, dass seine Seite gespeichert wird, könnte er diese mit einem Passwort schützen und dann haben auch wir beim Domainharvesting keinen Zugriff darauf“, sagt Kann und ergänzt: „Allerdings berechtigt uns das Mediengesetz, Seiten auch selektiv zu sammeln, sollte diese Seite daher von besonderem Interesse sein, würden wir trotzdem Kontakt mit dem Medieninhaber aufnehmen.“
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Soziale Netzwerke im Visier
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Es wird nicht viel Aufwand betrieben Personalberatung und Social MediaMag. Rupert Lemmel-Seedorf
Mag. Gabriele Bernard, 48, arbeitet seit 1998 in der Personal-beratungsbranche und seit 2004 als Partner bei Consent, Perso-nal- und Managementberatung. Sie absolvierte die Wirtschafts-universität in Wien und sammelte zwölf Jahre Berufserfahrung bei Austrian Airlines. Sie spricht im Interview über den Einsatz von Social Media Plattformen in ihrer täglichen Arbeit und warum IT-Experten sich nicht unbedingt im Netz präsentieren müssen.
schon einmal zur Ablehnung eines
Kandidaten geführt hat. Das bestä-
tigt Claudia Abraham-Meinhardt,
Personalentwicklerin der Stadtwerke
Klagenfurt: „Bei uns hat eine Inter-
netrecherche noch nie zur Ablehnung
eines Kandidaten geführt.“
Doch auch die Zeiten sind vorbei,
in denen Personaler Facebook,
LinkedIn und Co nur zum Bewer-
bercheck nutzten, in dem sie sich
auf die Suche nach entlarvenden
Partybildern der Bewerber begaben.
Heute dienen die Netzwerke auch
dem Bewerberfang. „Aktuell ist es
wichtig, gerade die Generation der
Digital Natives in ihrem digitalen
Umfeld abzuholen“, bestätigt Bar-
bara Wiesinger, Country Manager &
Sales Director Monster Worldwide
Austria. Personalisten gehen dorthin,
wo ihre Zielgruppen sind. 54 Prozent
der Befragten der Studie von HRM.
OCG Journal: Frau Bernard, in wel-
chen Bereichen der Personalarbeit
sind Sie tätig?
Gabriele Bernard: Ich bin vorwiegend
im Recruiting tätig, vor allem in der
Personalsuche von „Key Playern“
und Spezialisten für definierte Schlüs-
selpositionen – insbesondere in den
Bereichen Informatik, Rechnungswe-
sen, HR und Finanzen.
OCG Journal: Wenn Sie einen SAP-
Fachmann suchen, wie gehen Sie da
vor?
Gabriele Bernard: Nach der genauen
Profilanalyse, der Marktrecherche
– wie verhält sich Angebot und Nach-
frage am Bewerbermarkt – folgen
die unerlässliche Internetinsertion auf
allen wichtigen Plattformen sowie
die Ansprache aus dem Kontaktnetz.
Das sind Bewerber aus vergangenen
Suchen, persönliche Kontakte und
Kontakte über Social Media Platt-
formen wie z. B. Xing.
OCG Journal: Hat sich ihre Arbeit,
bzw. die Vorgehensweise in den
de und HRM Austria.at haben über
Social Media bereits Mitarbeiter
gefunden. 37 Prozent der öster-
reichischen Arbeitgeber planen,
Social Media in der Personalarbeit
zu nutzen und gehen mit Karriere-
profilen in sozialen Netzwerken auf
die Pirsch. Dort finden sie auch die
passiven Bewerber. Jene, die zwar
einen guten Job haben, doch bei
einem besseren Angebot, wären sie
bereit, den Arbeitgeber zu wechseln.
Talentierte passive Bewerber müssen
keine Stellenanzeigen lesen, sondern
machen die Personaler online auf
sich aufmerksam.
Der virtuelle Bassena-Tratsch
Die Human Ressource-Verantwort-
lichen müssen mit Arbeitnehmern
auf Augenhöhe kommunizieren und
sich dem neuen Dialogverständnis
der Digital Natives anpassen. „Die
Personalabteilungen in österrei-
chischen Unternehmen beginnen
erst, sich diesen neuen Herausfor-
derungen zu stellen, stehen hier
aber noch ganz am Beginn einer
spannenden Entwicklung,“ sagt
Martin Mayer, Managing Partner des
Personalberatungsunternehmens
Iventa. Im Human Ressource-Be-
reich heißt es Schritthalten mit den
medialen Neuerungen, der Dialog
zwischen Arbeitnehmern und Arbeit-
gebern muss ständig neu ausgelotet
werden. „Social Media ist nichts
anderes als die Fortführung des Bas-
sena-Tratschs – den es auch für das
Kennenlernen und Gewinnen neuer
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,
letztlich aber zur Festigung des
eigenen Geschäfts einzusetzen gilt“,
erläutert Sabine Hoffmann, Founder
& CEO Ambuzzador sowie Onlinerin
2010 die neue Herausforderung.
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Soziale Netzwerke im Visier
�
Gabriele Bernard hat die WU absolviert und arbeitet seit vielen Jahren im Bereich Execu-tive Search insbesondere in den Bereichen Informatik, Controlling, Finanzen, HR und SAP.
Die Consent Betriebsberatungs GmbH mit Sitz in Wien Hietzing ist eines der am längsten tätigen Personalberatungsunternehmen in Österreich. Zu den Dienstleis-tungen des Unternehmens zählen neben der Personalsuche und -auswahl, die Personalentwick-lung, die Potantialanalyse sowie Markt- und Sozialforschung. Consent ist mit Partnerunter-nehmen in vielen europäischen Staaten vertreten.www.consent.at
letzten Jahren verändert?
Gabriele Bernard: Grundsätzlich
nicht, aber was die Schaltung in den
Printmedien betrifft sehr wohl, denn
diese sind vor allem im IT-Bereich
durch das Internet verdrängt worden.
Zusätzlich nimmt auch der Einsatz
der Sozialen Netzwerke zu.
OCG Journal: Wie bedeutend sind
Soziale Netzwerke wie Xing, LinkedIN
oder auch Facebook in Ihrer Arbeit?
Gabriele Bernard: Ich denke sie
spielen als unterstützende Möglich-
keit bei der Suche nach passenden
Bewerbern schon eine große Rolle.
Sie erleichtern ganz klar die Kontakt-
aufnahme und die Ansprache. Beruf-
lich verwende ich fast ausschließlich
Xing. LinkedIN ist in Österreich nicht
so verbreitet und bei Facebook muss
man schon sehr vorsichtig sein.
Facebook verwende ich nicht für das
Recruiting.
OCG Journal: Wie wichtig ist es für
Ihre Bewerber ihre Reputation im
digitalen Raum zu managen?
Gabriele Bernard: Dass hier diesbe-
züglich viel Aufwand betrieben wird,
ist mir noch nicht aufgefallen. In den
Businessnetworks geht es vor allem
darum, dabei zu sein und das eigene
Netzwerk zu vergrößern und leicht
Kontakte anbahnen zu können.
OCG Journal: Wie wichtig ist es
überhaupt als Person im digitalen
Raum präsent zu sein? Wenn ich als
IT-Experte nicht in Xing zu finden bin,
ist das für mich ein Nachteil?
Gabriele Bernard: Nein, das sehe ich
nicht als Nachteil. Ich interpretiere
ten wird man auf bewährte Metho-
den zurückgreifen und professionelle
Beratungsunternehmen einsetzen.
OCG Journal: Ich danke für das
Gespräch.
das so, dass diese Person nicht auf
diesem Weg angesprochen werden
möchte.
OCG Journal: Hat eine Internetre-
cherche schon einmal zur Ablehnung
eines Kandidaten bei Ihnen oder bei
einem Ihrer Kunden geführt?
Gabriele Bernard: Bis dato ist mir das
noch nicht passiert. Sobald die fach-
liche Qualifikation und die persön-
liche Kompetenz dem Profil entspre-
chen, ist unserem Kunden egal mit
welchem „Tool“ wir den Kandidaten
gefunden haben.
OCG Journal: Wahr oder falsch? Wie
authentisch sind die Teilnehmer in
Sozialen Netzwerken?
Gabriele Bernard: Für mich waren bis
jetzt alle Teilnehmer, die ich über eine
Website kontaktiert habe, authen-
tisch.
OCG Journal: Gibt es Bereiche in
der Personalarbeit, bei der Soziale
Netzwerke eine dominierende Rolle
spielen werden?
Gabriele Bernard: Da denke ich vor
allem an das Personalmarketing.
OCG Journal: Fürchten Sie um Auf-
tragsverlust durch Web 2.0 Platt-
formen?
Gabriele Bernard: Ein ganz ent-
schiedenes Nein! Es wird sich etwas
verschieben: „Kleinere“ Positionen
werden die Unternehmen verstärkt
selbst rekrutieren, wobei die Ab-
wicklung der vielen Bewerber dann
zum Problem werden könnte. Aber
gerade bei der Suche von schwer zu
findenden Fach- und Führungskräf-
OCGJOURNAL
Themenschwerpunkt – Soziale Netzwerke im Visier Gastkommentar
�
„Jeder 4. Österreicher tut‘s“ titelte vor kurzem ein interessanter Online-Artikel, um gleich im ersten Satz festzustel-len: „Facebook ist gekommen, um zu bleiben.“1 Der Artikel bezog sich dabei auf die aktuellen demographischen Daten zur Facebook-Nutzung, die Thomas Hutter monatlich auf seinem Blog veröffentlicht.2 Gemessen an der Gesamtbevölkerung liegt die Facebook-Penetration in Österreich bei 24,60 %, allein seit Jahresbe-ginn konnte eine Zuwachsrate von +35,15 % verzeichnet werden.3
Diese Zahlen unterstreichen eindrucksvoll, dass der Trend zur Nutzung von Social Networks keineswegs stagniert und bereits in unsere alltäglichen Kommunika-tionsgewohnheiten implementiert wurde. Die breite und schnelle Rezeption dieses Phänomens als Ausdruck unseres Informations- und Mitteilungsbedürfnisses darf uns aber nicht vergessen lassen, dass es noch immer wir selbst sind, die hinter diesen Benutzerkonten stehen. Profile sind virtuelle Visitenkarten, die anderen Menschen einen Eindruck unserer Person vermitteln. Es gilt daher sorgfältig aus-zuwählen, welchem Adressatenkreis wir welche Details aus unserem Privat- oder Berufsleben preisgeben möchten, und welche Botschaften wir wo platzieren. Das proaktive Monitoring unserer Profile und Accounts in Social Networks, sowie die bewusste und differenzierte Ver-
Reputation Management im Web 2.0Virtual Community vs. reale VerantwortlichkeitAlexander Ceh
wendung der Einschränkungsmöglich-keiten in den Privatsphäre-Einstellungen sind essentiell um etwa ungewollten Markierungen und Pinwand-Einträgen, oder Missbrauch durch Spam vorzu-beugen. Die faszinierende Möglichkeit zur Ausübung unseres Grundrechts der freien Meinungsäußerung durch Social
Networks, bis hin zum gezielten Aufbau einer Reputation als Online-Meinungs-bildner, bedeutet eine Aufwertung des klassischen Informationsadressaten zum partizipatorischen Dialogpartner auf Augenhöhe und letztlich eine Stärkung der Zivilgesellschaft. Damit geht auch eine besondere Verantwortlichkeit für die kommunizierten Inhalte einher, denn So-cial Networks sind kein rechtsfreier Raum in dem wir behaupten und verbreiten können was wir wollen. Sie vermögen zwar die Illusion der Unbekümmertheit durch räumliche Distanz zu erzeugen,
jedoch handelt es sich hierbei um eine Scheinvirtualität, da überwiegend real existierende Kontakte lediglich virtuell gepflegt bzw. ausgebaut werden. Die Konsequenzen undurchdachter Botschaften können verheerend sein, da ihre Inhalte binnen Sekundenbruch-teilen einer Vielzahl von Mitgliedern
zur Kenntnis gelangen und dadurch faktisch irreversibel werden. Als mahnendes Beispiel sei der aktuelle Fall einer strafrechtlichen Verur-teilung wegen Verhetzung zu neun Monaten bedingter Haft für ein antisemitisches Posting auf der Web-Site einer österreichischen Tages-zeitung genannt.4
Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass in Social Networks beson-ders hohe Maßstäbe an die
eigenen Verhaltensregeln aufgrund deren Publizität angelegt werden müssen. Adressaten sind immer andere Menschen und von deren Meinung hängt auch unsere Reputation und Kredibilität ab.
1 Zelechowski, E. (09.05.2010): Jeder 4. Österreicher tut‘s, Url: http://www.telekom-presse.at/Jeder_4-_Oesterreicher_tuts.id.12563.htm (Stand 09.05.2010).
2 Hutter, T.: Facebook (01.05.2010): Demographische Daten für Schweiz, Deutschland Österreich per 30.04.2010, Url: http://www.scribd.com/doc/30783501/Facebook-Demographie-Deutschland-Osterreich-Schweiz-per-30-04-2010 (Stand 09.05.2010).
3 Hutter, T.: Facebook (01.05.2010): Demographische Daten für Schweiz, Deutschland Österreich per 30.04.2010, Url: http://www.thoma-shutter.com/index.php/2010/05/facebook-demographische-daten-fur-schweiz-deutschland-osterreich-per-30-04-2010/ (Stand 09.05.2010).
4 diepresse.com (21.04.2010): Neun Monate bedingte Haft für antisemitisches Posting, Url: http://diepresse.com/home/politik/innenpoli-tik/559819/index.do (Stand 09.05.2010).
Facebook, Twitter & Co – Kommunikation mit hoher Verantwortung
Alexander Ceh arbeitet im Bereich PR und Kommunikationsmanage-ment, ist selbstständig mit Sitz in Graz (http://alexanderceh.soup.io). Er ist u. a. Vorsitzender der Hochschulliga für die Vereinten Nationen.
OCGJOURNAL
Wissenschaft und Forschung
�
In seinem Vortrag zum Thema „Busi-ness Drivers and Challenges of Cloud Computing and Social Networking Application Development“, zu dem die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) gemeinsam mit der Technischen Universität Wien am 20. Jänner 2010 eingeladen hatte, diskutierte Univ.Prof. Dr. Miklós Biró die vielfältigen Aspekte des Phä-nomens “Cloud Computing” und stellte Beispiele vor, die die Zuhörer interaktiv einbezogen.
Er zeigte im Saal einen beeindru-ckenden Anwendungsfall für Cloud Computing, der belegte wie diese Technologie verwendet werden kann, um Anwendungen im Bereich sozialer Netzwerke aufzusetzen – ohne dafür speziellen Programm-Code schreiben zu müssen (“zero code develop-ment”). Damit demonstrierte Prof. Biró sehr lebendig, wie alltagstauglich Cloud Computing bereits ist und dass manche Anwendungen ohne Cloud Computing nicht machbar sind.Da es in der Wissenschaft keine einheit-liche Definition für “Cloud Computing” gibt, diskutierte Prof. Biró mehrere gängige Definitionen und befand als passendste Definition: „If you need software, it‘s not cloud computing. If you need hardware, it‘s not cloud computing. All of the activity you want to do should take place on a remote server elsewhere and all you should need is an internet connection.“ [Maggie Fox, CEO Social Media Group]. Der Vortrag beschrieb unterschiedliche Paradigmen von “Cloud Computing”, von “software
as as service” (SaaS), über “platform as a service” (PaaS) bis hin zu “in-frastructure as as service” (IaaS). Cloud Computing wurde von den Perspektiven technischer Experten und Fachleuten aus der Wirtschaft analysiert. Den vielfäl-tigen Beschreibungen zufolge ist Cloud Computing mit seinen weitreichenden Anwendungen beinahe alles, was mit Informatik zu tun hat. Der Vortrag zeigte überzeugend, dass Cloud Compu-ting nicht nur eine neue Plattform ist,
sondern als Konzept fundamentale Änderungen an Geschäftsmodellen und Geschäftsprozessen und der Art wie Organisationen und Individuen in Zukunft kooperieren bringen wird. Anhand des aktuellen Gartner Berichts über neue Technologien zeigte Prof. Biró, dass Cloud Computing in zuneh-mendem Maß eingesetzt wird, und eine der wesentlichsten Technologien der nächsten Jahre werden wird. Prof. Biró beschrieb sowohl die Vorteile von Cloud Computing als auch die Risiken, die zu Akzeptanzproblemen bei potenziellen Benutzern führen können, etwa ge-
schäftsbedrohende Datenverluste oder Schwachstellen im Bereich IT-Sicherheit. Nach Abwägung der Pro- und Con-tra-Punkte schloss Prof. Biró, dass die Vorteile des Cloud Computing die Nach-teile bei weitem aufwiegen und daher Cloud Computing weiter wachsen und an Akzeptanz gewinnen wird. Mögliche IT-Katastrophen können das Wachstum von Cloud Computing abschwächen aber nicht stoppen. Prof. Biró gab einen Überblick zu den Aktivitäten im Bereich Cloud Computing in Europa, der eine erstaunlich breite Menge an Konfe-renzen, Workshops, Studien und EU-Forschungsprogrammen beinhaltete.Im technischen Teil seines Vortrags implementierte Prof. Biró Schritt für Schritt von Grund auf eine Plattform zur Sammlung von Erfahrung mit Cloud Computing im Publikum, das über Laptops oder andere mobile Ge-räte teilnehmen konnte. Diese interes-sante Anwendung „in Echtzeit” zeigte, wie eine verteilte Plattform mit wenig bis keinem spezifisch zu schreibenden
Programm-Code machbar ist. Dieses Demo-Beispiel führte auch vor, wie brauchbar Cloud Computing für eine Reihe nützlicher Anwendungsbereiche im Alltagsleben ist.Die sehr lebendige und intensive Diskussion nach dem Vortrag im vollen Zemanek Saal der Österreichischen Computer Gesellschaft hat den Teilneh-mern ein tiefgehendes Verständnis für Cloud Computing und sein zukünftiges Potenzial gegeben.
Das Potenzial von Cloud Computing für Anwendungen sozialer Netzwerkeao. Univ.Prof. Dr. Stefan Biffl, ao.Univ.Prof. Dr. Gerald Futschek, Dr. Nick Amirreza Tahamtan, o. Univ.-Prof. Dr. A Min Tjoa
Cloud Computing ist aus vielen alltäglichen Anwendungen nicht mehr wegzudenken
Weitere Informationenhttp://www.ocg.at/en/files/ invitation-cloudcomputing.pdf
OCGJOURNAL
Wissenschaft und Forschung
10
SC Mag. Dr. Gerhard Popp leitet seit September 2009 die IT Sektion des BMF. Im Interview mit dem OCG Journal spricht SC Dr. Popp über die Entwicklungen im E-Government.
OCG Journal: Als Leiter der IT-Sekti-
on im Finanzministerium steuern Sie
einen wesentlichen Innovator des
österreichischen E-Government. Wo
sehen Sie die Stärken der IT-Sektion
und in welche Richtung wollen Sie
diese weiterentwickeln?
Gerhard Popp : Die Stärke der IT-
Sektion liegt primär darin, dass sie
als eigenständiger Bereich geführt
wird und die IT-Aufgaben nicht in
andere Fachabteilungen integriert
sind ist. Dies ermöglicht es uns, dank
eines eigenen Innovationsbudgets,
völlig neue Lösungen zu erarbeiten.
Entwicklungen, die von hier ausge-
hen stehen auch anderen Ressorts
zur Verfügung. Österreich hat im
internationalen Vergleich im Bereich
E-Government eine sehr gute Posi-
tion, die wir auch halten möchten.
Dafür ist es aber wichtig, immer auf
neue Themen zu setzen.
Neben unserem Flaggschiff Fi-
nanzOnline sind zwei wesentliche
Services vorrangig zu nennen:
Das Unternehmensserviceportal
(USP) bündelt Angebote für Unter-
nehmen und stellt sie zur Verfügung.
Wir sind mit der ersten Ausbaustufe
seit Jänner online (www.usp.gv.at).
DYONIPOS ist ein Joint Venture
E-Government im BMF mit Kompetenz und VisionSektionschef Dr. Gerhard Popp im InterviewMag. Christine Haas
zwischen Wissenschaft, Wirtschaft
und Verwaltung. Es handelt sich um
eine kontextsensitive Unterstützung
von Wissensprozessen. DYONIPOS
lernt und erkennt aus der Benut-
zerinteraktion und dem aktuellen
Kontext die jeweiligen Informations-
bedürfnisse und stellt dem Benutzer
pro-aktiv relevante Informationen zur
Verfügung. Die Implementierung in
diverse Applikationen ist ein erster
Schritt, um die Stärken voll zum
Einsatz zu bringen. (http://www.
dyonipos.at).
Generell ist es mir ein großes An-
liegen, die Innovationsfähigkeit der
IT-Sektion unter Berücksichtigung der
vorhandenen Budgets zu erhalten.
OCG Journal: Welche Tendenzen
sehen Sie für die nächsten Jahre im
Bereich E-Government?
Gerhard Popp : Ein wichtiger Trend
im Bereich E-Government geht in
Richtung Vereinheitlichung von De-
sign und Usability. Damit Lösungen
wie z. B. FinanzOnline Akzeptanz
finden, müssen wir weiter an der
Benutzerfreundlichkeit arbeiten und
die Vorteile hervorheben. Wenn
beispielsweise der Bürger bei allen
Services die gleiche Benutzeroberflä-
che vorfindet, muss er weniger Barri-
eren überwinden und die Akzeptanz
steigt.
Darüber hinaus ist die IT-Landschaft
stark zersplittert. Parallele Entwick-
lungen einzelner Ressorts müssen
gestoppt und durch gemeinsame
Lösungen ersetzt werden, alles
andere ist zu teuer. Auch für interne
Anwendungen gilt: es müssen
einheitliche Usability und Designlö-
sungen gefunden werden, damit die
Arbeit vereinfacht wird.
Kurz gesagt: Wenn E-Government
in Zukunft weiter ausgebaut wer-
den soll, ist es unumgänglich, die
Anwendungen zu vereinfachen um
Bedürfnisse befriedigen zu können.
OCG Journal: E-Government ist auch
einer der Themenschwerpunkte der
Österreichischen Computer Gesell-
schaft. Das Forum e|Government
der OCG setzt hier zahlreiche
Aktivitäten. Könnten Sie sich hier
Kreuzungspunkte mit dem BMF
vorstellen?
Gerhard Popp : MR Josef Makolm
gilt als einer der Vorreiter innerhalb
des BMF für den Bereich E-Govern-
ment und erfolgreiche Zusammen-
arbeit mit der Wirtschaft. Seine
Funktion als Leiter des OCG Forums
eGovernment ist ein Garant für
Kreuzungspunkte. Die Verwaltung
muss in Kooperation mit der Wirt-
schaft Lösungen erarbeiten, dabei
aber immer im Dialog mit der Wis-
senschaft stehen. Die Österreichische
Computer Gesellschaft als gemein-
nützige Non-Profit Organisation
bietet dafür eine ideale Plattform,
um Netzwerkaktivitäten zu unter-
stützen und einzelne Schnittstellen
zu verbinden. Große Erwartungen
setze ich auch in das „Kompetenz-
OCGJOURNAL
Wissenschaft und Forschung
11
Lebenslauf – Sektionschef Mag. Dr. Gerhard POPP
Persönliche DatenGeboren am 10. Februar 1955 in Wien, verheiratet, 2 Kinder
Ausbildung1981 bis 1991 Universität Wien, Rechtswissenschaftliche Fakultät; Mag. iur1973 bis 1980 Universität Wien, Studium der Geschichte und Germanistik, Promotion zum Dr. phil.1978 bis 1979 Universität München, Bundesrepublik Deutschland, Studium der Geschichte
Berufliche StationenSeit September 2009 Bundesministerium für Finanzen Leiter der Sektion V – IT, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit1991 bis 2009 Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Stv. Leiter der Präsidialsektion; Leiter der Präsidialabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher des Ressorts; Stv. Leiter des Ministerbüros1986 bis 1991 Österreichische Volkspartei – Bundesparteileitung Bundespressesprecher und Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit 1980 bis 1987 Journalistische Tätigkeiten ORF, Wochenpresse, Academia, Die Furche
Aufsichts- und KontrollfunktionenSeit 2009 Aufsichtsrat der „Bundesrechenzentrum GmbH“Seit 2005 Aufsichtsrat der „Land-, forst- und wasserwirtschaftlichen Rechenzentrum GesmbH“Seit 2003 Mitglied des E-Cooperation-Boards des BundesSeit 2001 Mitglied des IKT-BundSeit 2000 Vorstandsmitglied im Verein „Land-, forst- und wasserwirtschaftliches Rechenzentrum“ (LFRZ)
zentrum Internetgesellschaft“, bei
dem die Stakeholder aus den ange-
sprochenen Bereichen notwendige
Schritte eruieren und entsprechende
Lösungen erarbeiten.
OCG Journal: Dies bringt uns zur
Frage nach der Innovation und den
Innovations-Treibern im E-Govern-
ment. Wie ist Ihre Sicht dazu?
Gerhard Popp : Wenn man Inno-
vation haben möchten, dann ist
Vernetzung das Schlüsselwort. Auch
hier stellt das „Kompetenzzentrum
Internetgesellschaft“ einen ent-
scheidenden Mehrwert dar. Durch
Vernetzung entsteht Innovation.
Ein weiterer wesentlicher Innova-
tionstreiber sind die vorhandenen
Budgets. Es gilt, die Innovationsbud-
gets zu erhalten. Einzellösungen sind
in Zukunft nicht finanzierbar, daher
müssen übergreifende Lösungen
angestrebt werden.
Einen weiteren Innovationstreiber
könnte die Verwaltungsreform
darstellen. Hauptaugenmerk sollte
auf IT-Lösungen gelegt werden, die
zur Verwaltungsreform entscheidend
beitragen können.
Auch gesetzliche Vorgaben sind
Innovationstreiber. Denken wir nur an
das Glücksspielgesetz, das vorsieht,
in naher Zukunft alle Glücksspiel-
automaten an zentrale Rechner zu
koppeln. Hier steht Innovation im
Vordergrund, denn es gilt, die tech-
nische Lösung dazu zu erarbeiten. Die
Bewältigung ist für die Verwaltung
eine interessante Herausforderung.
OCG Journal: Sehr geehrter Herr
Sektionschef, ich danke für das Ge-
spräch und wünsche Ihnen viel Erfolg
bei der Umsetzung Ihrer Visionen.
OCGJOURNAL
Wissenschaft und Forschung
12
Europäische regionale Förderung für IT-Innovation in österreichischen KMUDas INTERREG-Projekt INNOTRAIN IT unterstützt KMU im IT-Service-Management
Um innovativ und wettbewerbsfä-hig zu bleiben, müssen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) heute moderne Informati-onstechnologien für die Optimie-rung von Geschäfts- und Produk-tionsprozessen nutzen.
In der Praxis müssen sich IT-Verant-wortliche jedoch zu häufig mit IT-Ba-sisfunktionen befassen, beispielsweise mit der Wartung und Bereitstellung von Druckern, Software und Servern. Dies bindet finanzielle und personelle Res-sourcen und schränkt die Innovations-fähigkeit ein. Darüber hinaus fehlt es an geeigneten Methoden und Trainings zur effizienten Nutzung von IT-Services und neuen Technologien, die speziell auf KMU-Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die geschilderten Herausforderungen greift das im April 2010 gestartete EU-Projekt „INNOTRAIN IT“ auf. Mit Hilfe von Vor-Ort-Schulungen und einer Online-Trainingsplattform sollen Projekt-manager und Leiter von IT-Abteilungen in KMU geschult werden, IT-Service-Management (ITSM) anzuwenden und IT-basierte Innovationen mit gezielten Veränderungsprozessen zu verwirkli-chen. Zusätzlich zu den Trainings wird ein transnationales Cluster aufgesetzt, das zum Wissenstransfer zwischen den relevanten ITSM-Akteuren in Mitteleu-ropa beiträgt und neue Vernetzungen und Kontakte ermöglichen soll. So möchten zwölf Partner aus sechs europäischen Ländern 120 Trainings durchführen, 800 Innovationsprozesse anstoßen und rund 1.000 Botschafter für IT-Innovationen ausbilden.
Umfrage für österreichische KMU bis 30. Juni 2010Im ersten Schritt analysieren die Projektbeteiligten nun den Bedarf an IT-Service-Management in KMU. Dazu werden in den beteiligten Partnerlän-dern Fallstudien und Umfragen zum Status Quo durchgeführt. Auf Basis der Befragungsergebnisse wird dann eine neue, an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasste ITSM-Me-thode entwickelt. In Trainings lernen IT-Verantwortliche schließlich, diese Methode im eigenen Unternehmen anzuwenden. Interessierte Unterneh-men aus Österreich können sich bis Ende Juni an der Online-Befragung un-ter www.ocg.at/innotrain-it beteiligen.
Key-facts ProjektMit einem Budget von 1,96 Mio. Euro will INNOTRAIN IT seine gesteckten Ziele erreichen. Die Förderung des Pro-jekts findet im Rahmen des INTERREG IVB Programms durch die Europäische Union statt.
Zwölf Partner aus sechs Europä-ischen Regionen in Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, Österreich und Slowakei nehmen an dem Projekt teil, mit der MFG GmbH aus Baden-Württem-berg als Projektleiter. Von öster-reichischer Seite tragen die Öster-reichische Computer Gesellschaft und die Universität Wien, Fakultät für Informatik mit dem Institut für Knowledge und Business Enginee-ring, zum Projekt bei.
Kontaktin der OCG: Mag. Dr. Johann StockingerTel.: + 43 1 512 02 35-20E-Mail: [email protected]
an der Universität Wien, Institut für Knowledge und Business Engineering:Elena MironTel.: +43 1 42 77 395-82E-Mail: [email protected]
Kick-off-Veranstaltung in Stuttgart mit Staatssekretär Richard Drautz
OCGJOURNAL
Wissenschaft und Forschung
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Medienkompetenz Web 2.0 im UnterrichtDr. Richard Heigel
Das neue Web ist an den Schu-len ungleichzeitig angekommen. Während die Schülerinnen und Schüler facebook und YouTube längst intensiv nutzen, erfahren Lehrer diese Medien oft als Stö-rung des Unterrichts.
Das OCG-Seminar „Medienkompe-tenz im Unterricht. Unterrichtsideen zum Thema Web 2.0“ hat aber auch gezeigt, dass viele Lehrerinnen und Lehrer neugierig geworden sind. Sie fragen, wie die neuen Medien produktiv in den Schulalltag integriert werden können und haben dazu einen großen Informationsbedarf.Das geht bei den Grundlagen los. Nicht jedem Lehrer ist klar, was sich wirklich hinter Blogs, Wikis, Social Networks oder „Twitter“ verbirgt und wie welches Medium funktioniert. Außerdem gibt es bislang nur wenige Gelegenheiten, um Erfahrungen und Konzepte auszutauschen. Dabei wachsen die Einsatzmöglich-keiten von Web 2.0-Technologien im Unterricht. Weblogs können als Lerntagebücher eingesetzt werden. Sie eignen sich für Schülerzeitungen ebenso wie für eine lebendige Schulhompage. Wikis schaffen Raum für Erlebnisberichte, für ein Schulle-xikon oder für Projektplanungen. Ein Schülerradio ist auch mal als Podcast denkbar und eine Schülerreporta-ge kann auch als YouTube-Video umgesetzt werden. Das Web 2.0 bietet Schülerinnen und Schülern sehr attraktive Lern-Möglichkeiten. Und sie erarbeiten sich ganz nebenbei wichtige Medienkompetenzen. Dabei macht es einen Unterschied, ob
ein Web 2.0-Projekt als schulinternes Projekt angelegt ist oder ob eine öf-fentliche Plattform im WWW genutzt wird. Das Arbeiten in und für die Öffentlichkeit birgt eine besonders große Motivationskraft. So können Kommentare in einem Blog von anderen Nutzern aufgegriffen und zitiert werden, was im Idealfall dazu führt, dass die Schüler ihre eigenen Beiträge „bewachen“ und über das Feedback fast genötigt sind, sich mit einem Sachverhalt vertieft auseinan-derzusetzen. Die Beteiligung an öffentlichen Projekten, etwa an einem Stadtwiki, bietet zudem die Möglichkeit, sich in Themen zu vertiefen, deren Bedeu-tung einem Schüler nicht bewusst und im klassischen Unterricht kaum vermittelbar ist. Können manche Schüler den Fächern Deutsch oder Englisch heute wenig abgewinnen, so wird durch das praktische Arbeiten im Netz möglicherweise schnell klar, wie wichtig exakte Formulierungen, Rechtschreibung und gute Argumen-
tationen sein können. Ähnliches gilt für die aktuellen Themen des Netzes: Datenschutz, Eigentum, Meinungs- und Informationsfreiheit. Wichtig ist dabei, die richtige Mischung aus spielerischem Umgang und sinnvoller Fragestellung zu finden. Web 2.0 prägt schon heute das Leben von Schülern, Lehrern und Eltern. Schon deshalb besteht großer Handlungsbedarf, damit auch die Schulen die produktiven Seiten des Netzes nutzen können. Dabei fehlt es nicht am Engagement der Leh-rerinnen und Lehrer, auch nicht am Interesse der Schüler. Den Schulen fehlt die entsprechende personelle und finanzielle Ausstattung um neue Lernkonzepte entwickeln und um-setzen zu können. Und die Schulen benötigen größere pädagogische Gestaltungsspielräume und Rechts-sicherheit. Gefragt ist außerdem ein Bildungsauftrag, der nicht Märkte, sondern die Förderung emanzipato-rischer Selbstentfaltung in den Blick nimmt.
LehrerInnen lernen: Im OCG Seminar „Medienkompetenz im Unterricht“ kann Wissen rund um die neuen Medien aufgebaut werden
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
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IT-Branche blickt optimistisch in die ZukunftMag. Christian Scherl
Die Wirtschaftskrise hat den IT-Sek-
tor nicht verschont und knapp ein
Drittel des Jobangebotes gekostet,
doch im Gegenzug zu vielen an-
deren Branchen können die unter-
schiedlichsten IT-Bereiche 2010 wie-
der aufatmen und verzeichnen einen
Aufwärtstrend bei der Nachfrage.
Aufschwung in speziellen
Bereichen
Der „it-indikator“ beobachtet
kontinuierlich das Jobangebot für
OCG Journal: Wie würden Sie das
Niveau der IT-Ausbildungen in Öster-
reich bezeichnen?
Buchberger: Auf den Ebenen Bakk,
Master und PhD ist das Niveau sehr
hoch. Beim PhD ist darauf Wert zu
legen, dass wir uns in Zukunft an die
Standards halten, die der angelsäch-
sische Raum und jetzt auch die EU
vorgibt.
OCG Journal: Wie wichtig ist die pra-
xisnahe Ausbildung beim „Interna-
tional Master‘s Program Informatics
Hagenberg“?
Buchberger: Der wesentliche Pra-
xisbezug ist nicht die Ausbildung
in den Vorlesungen, sondern das
Abfassen der Master-Arbeit als
konkretes, vollständig aus der Praxis
gegriffenes Projekt mit einer Firma
unter Anleitung sowohl eines aka-
demischen Betreuers als auch eines
Firmenbetreuers. Praxisbezug allein
ist nicht das Erfolgsgeheimnis. Erst
der möglichst weit gezogene Bogen
von der Grundlagenausbildung bis
zur Lösung eines Problems, wie es in
der Firmenrealität auftritt, gibt die
Spannung, die den tiefsten Bildungs-
effekt bei den Studenten hat.
OCG Journal: Welche Bedürfnisse
sind bei den Firmen besonders
gefragt?
Buchberger: Es ist wichtig, die
Dynamik der sich ständig ändernden
Inhalte und Trends zu erkennen. Wer
hätte vor fünf Jahren gedacht, dass
„Sicherheit im Cloud Computing“
ein beherrschendes Thema wird. Ein
gleichbleibendes Bedürfnis der Fir-
men ist unabhängig von den Inhalten
eine zielführende, klare Kommunika-
tionsfähigkeit auf Basis eines breiten
Wissens über heute vorhandene
Technologien.
OCG Journal: Was ist in der IT-Bran-
che gefragter: Der Allrounder oder
der Spezialist?
Buchberger: Eine gute Ausbil-
dung sollte dafür sorgen, dass der
akademisch Gebildete beides ist. Es
braucht das grundlegende Verständ-
nis fundamentaler Einsichten und
Techniken und ihres gegenseitigen
Zusammenhangs. Anderseits ist es
wichtig, sich in ein bestimmtes Ge-
biet vertiefen zu können.
OCG Journal: Ist Österreich für IT-
Jobsuchende ein guter Boden?
Buchberger: Für Deutschsprechende
ja, für Nichtdeutschsprechende nein.
Ich plädiere seit Jahren dafür, dass
Österreich intensiv die rechtlichen,
infrastrukturellen und gesellschaft-
lichen Voraussetzungen schafft, dass
internationale IKT-Experten motiviert
werden, in Österreich zu arbeiten
und hier auch Firmen zu gründen.
Der von mir initiierte „International
Incubator Hagenberg“ könnte Vor-
bildcharakter haben.
„Eine gute Ausbildung bringt einen Allrounder und Spezialisten hervor!“Prof. Dr. Bruno Buchberger, Gründer und Leiter des Softwarepark Hagenberg, hat mit dem „International Master‘s Program for Informatics Hagenberg“ einen Masterstudiengang ins Leben gerufen, bei dem die Stu-denten ihre Masterarbeit in engem Kontakt mit heimischen Firmen verfassen. Info: www.isi-hagenberg.at
Computer-Wissenschaftler Bruno Buchberger plädiert für eine Schu-lung der zentralen Qualitäten
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
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MarktbelebungWelche IT-Berufe in Österreich im Aufwärts- bzw. Abwärtstrend liegen
+ Aufwärts:1. Software-Entwickler (+ 26 %)2. Support-Fachmann (+ 25 %)3. Netzwerk-Techniker (+ 23 %)
- Abwärts:1. IT-Leiter (- 28 %)2. Systembetreuer (- 17 %)3. Datenbankspezialist (- 7 %)Quelle: it-indikator 1. Quartal 2010
International gefragteste IT-Berufe1. Sicherheits-Spezialist2. Virtual-System-Manager3. Capacity ManagerQuelle: „Network World“
IT-Fachkräfte in den führenden
österreichischen Print- und On-
line-Stellenmärkten und gibt im
Quartalsabstand Resultate bekannt.
Laut 1. Quartal 2010 erholt sich die
IT-Branche von der Wirtschaftskrise
und kann gegenüber dem letzten
Quartalswert 2009 wieder um 12
% zulegen. Im Vergleich zum 1.
Quartal 2009 liegt man allerdings
noch immer um 19 % zurück. Die
Krise hat vor allem bei Vertrieblern,
IT-Leitern, Systembetreuern, Daten-
bankspezialisten und SAP-Fachleuten
zu starken Jobeinbußen geführt.
Während Vertriebler und SAP-Fach-
kräfte nach der Talfahrt inzwischen
wieder im Kommen sind, sehen
Systembetreuer, IT-Leiter und Daten-
bankspezialisten am Arbeitsmarkt
derzeit noch kein Licht am Ende des
Tunnels. Anders sieht die Situation
bei Software-Entwicklern, Support-
Fachkräften und Netzwerktechnikern
aus. Sie knüpften nahezu wieder an
die erfolgreiche Zeit vor der Krise an.
OCG Journal: Würden Sie der
Jugend zu einer Ausbildung in der
IT-Branche raten?
Fitzthum: Eine IT-Ausbildung ist
auf jeden Fall anzuraten, weil IT in
immer mehr Bereichen des Lebens
eine Rolle spielt und mehr denn je zu
Optimierungen in verschiedensten
Lebensbereichen eingesetzt wird
– vom Haushalt bis zum Auto. Leider
herrscht in Österreich ein IT-Fachkräf-
temangel.
OCG Journal: Wie könnte man dem
Mangel an Fachkräften entgegenwir-
ken?
Fitzthum: Oberstes Ziel der Poli-
tik muss sein, Interessierte für die
IT-Branche zu finden. Das Interesse
sollte bereits im Kindesalter forciert
werden. Vor allem bei den Mädchen
müsste man ansetzen, denn der
Frauenanteil in IT Berufen ist gering.
Wir brauchen Programme, die Mäd-
chen Lust machen, in technische
und IT-Berufe einzusteigen.
OCG Journal: Gibt es den krisensi-
cheren IT-Job?
Fitzthum: Kein Job ist krisensicher,
doch man kann sich einen entschei-
denden Vorteil erarbeiten, indem
man sich auf ein bestimmtes Gebiet
spezialisiert und dazu beiträgt, un-
entbehrlich zu werden. Das erzielt
man, indem man technologisch
immer am neuesten Stand ist.
OCG Journal: Laut IT-Indikator
konnten sich Software-Entwickler
am raschesten aus der Krise befrei-
en. Woran liegt das?
Fitzthum: Ein IT-Indikator ist jeweils
nur eine Momentaufnahme. Aus
diesen Ergebnissen lässt sich nur
schwer ein langfristiger Trend ablei-
ten. Software-Entwickler sind aktu-
ell stärker gefragt, da Unternehmen
nach der Krise nun wieder mehr in
neue Projekte investieren.
OCG Journal: Für welche IT-Branche
sehen Sie besonders gute Jobaus-
sichten?
Fitzthum: Viele IT-Bereiche werden
immer komplexer, sodass der Ruf
nach professioneller Unterstüt-
zung lauter wird. Daher sehe ich
für Support-Fachkräfte ein breites
Beschäftigungsfeld. Etwa im Bereich
neuer Medien. Viele Unternehmen
setzen neue Medien zu Werbe- und
Marketingzwecken ein.
„Der IT-Beruf muss Frauen schmackhaft gemacht werden!“Mag. Robert Fitzthum berät in seinem Management Consulting- Unternehmen vor allem Führungskräfte von Finanzdienstleistungs- und Softwarefirmen. Info: www.rfmc.at
Personalberater Robert Fitzthum rät, den IT-Fachkräftemangel durch eine bessere Frauenquote zu beseitigen
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Bildung und Karriere
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Game Based Learning – Computerspiele im UnterrichtTeil 2 – Computerspiele als Lernmedien in der SchuleMag. Rupert Lemmel-Seedorf
Emotion aktiviert im Spiel und wenn spielerisch gelernt wird. Das wissen auch jene, die Computerspiele im Unterricht einsetzen. Die Erwar-tungen an das Lernen durch und mit elektronischen Spielen, das Game Based Learning, sind groß, sollen sie doch auch Schüler, die nur schwer für das Lernen zu begeistern sind, zur aktiven Teilnahme anregen. Erste Untersuchungen zeigen, dass sich diese Annahme bestätigen lässt und im Herbst des letzten Jahres eröffne-te in den USA die erste öffentliche Schule, die ausschließlich auf spiel-basiertes Lernen setzt.
Computerspiele bieten eine Menge Eigenschaften, die für das Lernen – bewusst oder unbewusst – genutzt werden können. Der wichtigste ist die Interaktion. Die Aktivität des Spielers ist Grundvoraussetzung für das Gelingen des Spiels. Dann gibt es Ziele zu errei-chen, die mit entsprechender Belohnung attraktiv zu gestalten sind. Die Zieler-reichung stellt eine Herausforderung dar, der sich der Spieler gerne hingibt, weil bei entsprechender Gestaltung des Spiels ein Eintauchen bzw. Aufgehen in die durchlebte Welt, der „Flow Effekt“ (Csikszentmihalyi), möglich ist. Dabei werden Emotionen in ihrer gesamten Bandbreite von Freude bis Frustration durchlebt, die sonst nur beim Lesen oder Sehen eines Films erfahren werden. Die Erfahrungen werden aber meist nicht alleine, sondern in Gruppen gemacht. Der Erfolg in der Gruppe ist von den Fähigkeiten der Teilnehmer abhängig, im Team zu planen und zu agieren. Zusätz-lich werden alle Erfahrungen in einer von der Realität abgetrennten Welt gemacht.
Die damit verbundene Folgenlosigkeit ermöglicht das Ausprobieren und Fehler-machen, ohne unmittelbare Konse-quenzen erfahren zu müssen. Ein Vorteil für alle Schüler, die intuitiv arbeiten und nicht nur eingelerntes Wissen wiederge-ben möchten.Dass Gefühle dem Menschen wesentlich helfen, sich Ereignisse zu merken, ist belegt. Die von Spielen hervorgerufenen Gefühle können dazu beitragen, „Fak-ten lebhafter zu behalten und somit den kognitiven Prozess unterstützen“ (Feli-cia). Dafür müssen selbstverständlich die Spiele auf den Lernenden abgestimmt werden und eine selbständige Aneig-nung von Wissen sollte gewährleistet sein. Dazu ist ein Gameplay (Spielbar-keit /Spiellogik) notwendig, das weder zu leicht ist und damit den Lernenden unterfordert noch zu schwer. Perma-nente Frustrationserlebnisse sind für das lustvolle Spielen abträglich und lassen den Gamer schnell das Spiel wechseln, oder er hört überhaupt zu spielen auf.
Für Sherry Turkle vom Massachusetts Institute of Technology müssen daher drei Faktoren gegeben vorhanden sein, damit der Spieler mit Engagement dabei ist: „fantasy, challange“ und „curiosity“ (Pivec / Moretti).
Erfolg in Schulen?Wie lassen sich nun Computerspiele in den Schulalltag integrieren? Zum erfolgreichen Einsatz bedarf es einer umfassenden Abstimmung zwischen Zielgruppe und Spiel. Die Aufgaben im Spiel müssen der Altersgruppe ange-passt sein. Das Sprachniveau darf nicht überfordern und nicht zuletzt muss genügend Zeit zur Verfügung stehen, damit ein oder mehrere Level zu Ende gespielt werden können. Aus pädagogischer Sicht sollten die Inhalte den Lehrstoff veranschaulichen, das Ziel des Spiels klar definiert sein und Fortschritte müssen überprüfbar sein. Weiters sollte ein solches Computerspiel die Gruppenarbeit ermöglichen bzw.
Spiel kommerziell (k) / serious (s) Lernnutzen
Age of Empires II k Geschichte, Strategie und
Ressourcenmanagement
Bioscopia k Zoologie, Zellbiologie, Humanbiologie,
Botanik und Genetik
Chemicus k Chemie
Civilization III + IV k Planung und Problemlösung
Global Conflict:
Palestine
k/s Den Palästinenserkonflikt verstehen
Timez attack s Algebrakenntnisse verstehen
Virtual Leader s Führungsverhalten verstehen
StarCraft k Schnelles strategisches Denken
Es kann zwischen Spielen unterschieden werden, die nicht für den schulischen Einsatz entwickelt wurden (kommerzielle Spiele), sich aber dazu eignen und solchen, die als Lern-spiele (fallen unter den weiten Begriff der „Serious Games“) mit intendiertem Lernnutzen konzipiert wurden. Eine Auswahl:
Quellen: Patrick Felicia: Digital Games in schools. European Schoolnet, 2009.Michael Wagner, Konstantin Mitgutsch: Didaktische Szenarien des Digital Game Based Learning. Donau Universität Krems, 2008.
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
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fördern, der Kreativität Raum geben und natürlich insgesamt eine Lernkurve (Stoffmenge zu Zeitaufwand) haben, die auch Fehlermachen erlaubt. Soweit die Theorie. Lassen sich aber auch tat-sächlich Lernerfolge mit Computerspie-len nachweisen? Bernhard Racz, Verein ENIS Austria, Europäisches Netzwerk innovativer Schulen in Österreich: „Die Erfahrung zeigt, dass die Nutzung von Spielen im Unterricht die Motivation der SchülerInnen erhöht, Wissen im Rahmen einer spielerischen Erfahrung aufzunehmen. Eine Herausforderung ist noch, die fehlende Möglichkeit den „Stoff“ zu prüfen oder das Wissen der SchülerInnen abzufragen. Es gibt mehrere Denkansätze, das Gelernte am Ende des Spiels abzufragen, also den Wissenserwerb nachzuweisen. Im Rahmen des Spiels kann dies laufend erfolgen, indem man die nächste Stufe nur erreichen kann, wenn man neu erworbenes Wissen einsetzt.“Um das Thema Game Based Learning an Österreichs Schulen überhaupt zu popularisieren führt die Donau-Uni-versität Krems seit 2007 im Auftrag des bm:ukk ein Pilotprojekt durch, in dessen Rahmen der Einsatz von kom-merziellen Computerspielen im Regel-unterricht getestet wird. Projektleiter Michael Wagner: „Der Haupterfolg dieses Projekts liegt für uns darin, dass es für viele interessierte Lehrerinnen und Lehrer ein Anstoß war, sich auch außerhalb des Projekts näher mit der Thematik des spielerischen Lernens zu beschäftigen.“ Wagner streicht eine wichtige persönlichkeitsbildende Komponente heraus, die in einem immer schwieriger werdenden wirt-schaftlichen Umfeld, in das die Schüler hineinwachsen, von großer Bedeutung ist: „Die Fähigkeit zu spielen bedeu-tet insbesondere auch die Fähigkeit, eigene Fehler zu erkennen, Strategien
zu überdenken und bereits eingeschla-gene Wege auch wieder zurücknehmen zu können.“Dass der Einsatz von Computerspielen im Unterricht den Lernerfolg fördert, davon ist auch Racz überzeugt: „Die Erfahrung zeigt, dass die Nutzung von Spielen im Unterricht die Motivation der Schülerinnen und Schüler erhöht um Wissen im Rahmen einer spielerischen Erfahrung aufzunehmen.“ Und weiter: „Game based Learning ist sicher einer der nächsten Schritte im Sinne von Multimedia im Unterricht und wird in der nächsten Zeit sicher verstärkt Anwendung finden.“ Wagner kann das nur unterstreichen: „Die Vermittlung von Spielkompetenz im Sinne einer „Gaming Literacy“ ist eine der zentralen Aufgaben der Schule von morgen.“ Damit stellt sich für ihn nicht mehr die Frage, ob sich die Methode des Game Based Learning im Regelbetrieb durch-setzen kann, sondern nur mehr wann.Als Vorbild kann das „Quest to Learn“-Institut von Katie Salen in den USA angesehen werden, das die bereits mehr als zwei Jahrzehnte dauernde Diskussion
über den Einsatz von Computerspielen im Unterricht am konsequentesten um-setzt und einen spielbasierten Lehrplan anbietet. Dennoch ist Euphorie nicht angebracht. Viele Fragen sind noch offen. Wag-ner: „Insbesondere beginnen wir erst langsam zu verstehen, welche lern-theoretischen Mechanismen im Game Based Learning wirken und wie sie am optimalsten ausgenutzt werden kön-nen.“ Game Based Learning ist keine „eierlegende Wollmilchsau“ für Wagner, „sondern eine Methode, die zwar großes Potenzial besitzt, die aber keine klassische Methode abzulösen im Stande ist und daher immer ‚nur‘ als ein Be-standteil eines didaktisch methodischen Werkzeugkoffers zu verstehen ist.“
Im dritten und letzten Teil von Game Based Learning, Computerspiele im Unterricht, berichten wir darüber, welche Spiele wie in der Wirtschaft zur Schulung von Mitarbeitern eingesetzt werden.
Die gesamte Artikelserie finden Sie auf www.ocg.at.
Quellen und weiterführende LiteraturSherry Turkle (MIT): Constructions and Reconstructions of Self http://web.mit.edu/sturkle/www/constructions.htmlPatrick Felicia: Digital Games in schools. European Schoolnet, 2009.Mihaly Csikszentmihalyi: Flow - das Geheimnis des Glücks. Klett-Cotta, 2007.Maja Pivec, Michaela Moretti: Game-based learning. Discover the pleasure of
learning. Pabst Science Publishers, 2008.Michael Wagner, Konstantin Mitgutsch: Didaktische Szenarien des Digital GameBased Learning. Donau Universität Krems, 2008.ENIS (European Network of innovative Schools) – Österreich www.enis.stsnet.at„Quest to Learn“ (Schule, die Inhalte durch Spielen vermittelt) www.q2l.orgGames in schools. Use of electronic games in pedagogical contexts: http://gamesinschools.ning.com/Institut von Katie Salen: www.instituteofplay.com Informationen des bm:ukk zu Game Based Learning: www.elearningcluster.com Computer Game Studies. Weblog zur Wiener Computerspielforschung –
Informationen für Lehrkräfte, Studierende und Medieninteressierte www.gamestudies.at/
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Bildung und Karriere
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v. re: Direktor (GA Yarjem), Eva Neusiedler (International Director), Margarete Grimus (Pro-ject Teacher Digital Education), Mrs. Yarjem, vor dem Eingang des Computer Labs des M.T. International College.
Netzwerkaufbau und
Lehrerausbildung
Im Herbst 2009 traf sich eine Runde
in Wiener Neustadt und beriet, wie in
Nigeria ein Bildungsprojekt unterstützt
werden könnte. Der Anlass ergab
sich aus einem Heimatbesuch von
Eva Neusiedler, die mit ihrem nigeri-
anischen Mann in einer Privatschule
in Kano als International Director
arbeitet.
Die einfache Ausstattung der Schule
und der Mangel an den Unterricht
unterstützenden Materialien führte
zum Entschluss, den Aufbau eines
Computerlabs als die optimale Mög-
lichkeit zur Anbindung der Schule
an internationale Bildungsressour-
cen (Online-Material) zu wählen. DI
Margarete Grimus, Professorin der
Pädagogischen Hochschule in Wien,
und DI (FH) Thomas Abzieher, selbst-
ständiger IT-Consultant und Micro-
soft Certified Partner, erstellten ein
Konzept, mit ihren beruflichen und
internationalen Erfahrungen das M.T.
International College in Kano (eine
4-Millionenstadt in Nord-Nigeria) zu
unterstützen. Internationale Standards
in der Bildung in einem Entwicklungs-
Land wie Nigeria einzubringen kann
am besten durch Anbindung ans In-
ternet gelingen. Es wurde ein länger-
fristiges Projekt geplant, das modular
in Etappen umgesetzt werden soll. Als
erster Schritt erfolgte im Jänner 2010
der Aufbau eines Computerlabs und
im Februar die Basisausbildung für
Lehrer und Lehrerinnen.
Go Digital Teaching for Charity – M.T. International College, Kano, NigeriaDI Margarete Grimus
Facts: Nigeria ist mit 150 Millionen
Einwohnern das bevölkerungsreichs-
te Land Afrikas (an achter Stelle
weltweit), mit 250 verschiedenen
Volks- und Sprachgruppen, zwischen
denen starke Rivalität herrscht, die
sowohl religiöse als auch soziale
Ursachen hat: Im Norden ist der
Islam vorherrschend, im Süden leben
vor allem Christen. In Nigeria, dem
zehntgrößten Erdölexporteur der
Welt, leben rund 70 % der Bevöl-
kerung aufgrund der ungleichen
Einkommensverteilung unterhalb
der Armutsgrenze (ca. 1 US$ pro
Tag). 41,5 % der Bevölkerung sind
zwischen 0 und 14 Jahre alt, 55,5 %
sind zwischen 15 und 64 und 3 %
älter als 65 Jahre (Altersdurchschnitt
19 Jahre; Quelle: CIA, 2009). Trotz
des Reichtums an Energierohstoffen
ist die Stromversorgung überwie-
gend von privaten Generatoren
abhängig. Auch der Versorgung
mit sauberem Trinkwasser und der
Müllentsorgung wurde bislang kaum
Beachtung geschenkt.
Schulbildung: Es besteht eine
neunjährige Schulpflicht vom 6. bis
zum 15. Lebensjahr. Das Schulsystem
gliedert sich in eine sechsjährige
Grundschule, an die eine zweistufige
allgemein- oder berufsbildende Se-
kundarschule anschließt (Hochschul-
reife nach zwölf Schuljahren). Viele
Kinder haben kaum die Möglichkeit,
eine Schule zu besuchen, da sie
für ihren Lebensunterhalt arbeiten
oder ihren Eltern helfen müssen. Die
Bildungsangebote des nigerianischen
Bildungswesens sind qualitativ unzu-
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
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reichend, es mangelt an Lehrkräften
und Schulen. Die meistenSchulen
befinden sich in schlechtem Zustand,
der Unterricht fällt zuweilen vollstän-
dig aus, „der Besuch öffentlicher
Schulen in Nigeria garantiert schon
längst nicht mehr Rechnen, Schrei-
ben oder Lesen zu lernen“ (Aus-
wärtiges Amt, Deutschland 2010).
Deshalb wächst vor allem in den
Städten die Zahl privater Bildungs-
einrichtungen, die versuchen, den
Erwartungen gerecht zu werden.
Daten variieren, abhängig davon,
ob sie von staatlicher Seite (Nigerian
Government) oder internationalen
Organisationen publiziert werden:
Die Einschulungsquote wird offiziell
mit 80,6 % angegeben, laut DHS
Survey (USA) besuchen nur 36,6
% der 6-Jährigen eine Schule, bei
den 9- bis 11-Jährigen sind es 72 %.
19 % der Kinder im Grundschul-
alter (6-11 Jahre) werden nicht
eingeschult, das entspricht etwa 5
Millionen von 22 Millionen der 6- bis
11-Jährigen (NSC; National School
Census Primary). Die UNICEF gibt die
Schulbesuchsrate der Grundschule mit
60,1 % an, die der Sekundarstufe mit
35,1 %, andere Quellen besagen,
dass nur etwa die Hälfte der Kinder
im schulpflichtigen Alter eine Schule
besuchen, die Altersstruktur in den
Klassen ist nicht immer homogen, es
besteht auch ein Unterschied in der
Bildungsperspektive zwischen Mäd-
chen und Buben. Die Literacy-Rate
(>15 Jahre, die lesen und schreiben
können) wird vom CIA mit 68 %
angegeben. Das geringe Bildungs-
niveau ist eine der Ursachen für die
hohe Armuts-Quote.
Das M.T. International College ist
eine Privatschule. Die jüngsten Schü-
ler sind knapp zwei Jahre alt, die
ältesten 19 Jahre, der Unterricht wird
in englischer Sprache erteilt (offizielle
Amtssprache). Die Klassenschüler-
zahlen sind klein (zwischen 6 und 25
Kinder), im Gegensatz zu öffent-
lichen Schulen, wo der Durchschnitt
bei 50 Kindern je Klasse liegt.
Projektidee: Mit Internet-Zugang
können Lehrer auf englischsprachige
Bildungsressourcen zugreifen, Schü-
ler können im www Anschauungs-
material (Grafiken, Modelle, Videos)
nutzen, ohne dass hohe Kosten
(neben den Provider- und Treibstoff
-Kosten) anfallen. Strom kommt vom
Generator, der für die Kurse einge-
schaltet wird.
In der ersten Phase (Jänner 2010)
wurde ein Computerlab an der Schu-
le aufgebaut. Zehn Second Hand
Desktop-PCs wurden mit Thomas
Abziehers Hilfe vor Ort erworben,
er installierte das LAN und auch
den Internet-Anschluss. MS WIN-
DOWS XP und Office XP kann mit
der verfügbaren Hardware gerade
noch laufen. Aus Österreich konnten
wir sechs gespendete gebrauchte
Notebooks mitbringen und zwei
US$100XO Laptops, die von der Ös-
terreichischen Computer Gesellschaft
zur Verfügung gestellt wurden,
Mäuse, Mauspads und USB-Sticks.
Lizensierte Software sollte legale
Bedingungen schaffen! Die Öster-
reichische Computer Gesellschaft
hat das Projekt großzügig durch die
Beschaffung von Microsoft-Lizenzen
für WINDOWS XP und MS OFFICE
unterstützt. Diese „Marke“ bedeutet
in Nigeria sehr viel, da sie für Qualität
steht; in einem Entwicklungsland ver-
leiht das der Institution einen zusätz-
lichen Faktor an Seriosität (das hebt die
Schule auch als besonderes Kriterium
auf ihrer Schul-Website hervor).
Unterstufenschüler – erste Unterrichtsstunde mit Internet
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
20
Quellen und weiterführende Links (Links zuletzt überprüft am 10.�.2010)Website der Schule: http://www.mt-internationalcollege.org/index.html NSC, National School Census (Primary)-2006, Federal Ministry of Education Abu-
ja; 2009 http://www.nigerianstat.gov.ng/nbsapps/nada/survey.php?id=16CIA The Central Intelligence Agency, WORLD FACT BOOK https://www.cia.
gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ni.html DHS Demography and Health Survey, USA http://www.measuredhs.com/ International Education Statistics, http://huebler.blogspot.com/2008/04/self-re-
ported-and-tested-literacy-in.html UNICEF Statistics, Nigeria http://www.unicef.org/infobycountry/nigeria_statistics.
html Auswärtiges Amt Deutschland, 2010. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/
Laenderinformationen/Nigeria/Kultur-UndBildungspolitik.html
Sachspenden sind höchst willkom-men (Note-/Webbooks, Projektor, externe Festplatte, USB-Sticks, Druckertinte….)
Kontakt: DI Margarete Grimus, Prof. LPH, [email protected]
Ausblick: Ein weiteres Projekt ist in Kapstadt, Südafrika, für September 2010 geplant: Back to Work with Basic Computer Competences für HIV-positive Jugendliche. Im Three Anchor Bay Health Care Center sollen Jugendliche zu einer Qualifikation, die dem ECDL Start entspricht, geführt werden, um ihnen Möglichkeiten für einen beruflichen Einstieg zu geben.
M.Grimus und Th. Abzieher finan-zieren die Reisen und alle damit verbundenen Kosten (Visum etc.) aus Eigenmitteln.
Nach der Installation des Labors
wurden die Lehrer und Lehrerinnen
im Februar von M. Grimus in die
Computernutzung eingeführt, mit
dem Schwerpunkt, das Internet zur
Unterstützung des Unterrichts zu
nutzen. Die überwiegende Mehrheit
der Lehrer und Lehrerinnen waren
mit Computern bisher nicht vertraut.
In der dritten Kurs-Woche waren
die am Kurs teilnehmenden Lehrer
und Lehrerinnen so weit, Unterricht
mit PC und Internet-Einsatz didak-
tisch erfolgreich zu planen und auch
durchzuführen. Ein wichtiges Tool
stellt in der Anfangsphase WIKIPEDIA
dar. Powerpoint und Recherche-Kom-
petenz in Kombination sind für die
Lehrer die Grundlagen für ihre ersten
Unterrichtsmodelle.
Es ist eine völlig neue Erfahrung,
unter diesen Bedingungen ein Projekt
zu starten: Die Lehrer arbeiten ohne
Pausen, ohne zu tratschen, sind voll
konzentriert und hochmotiviert. Die
Einsatzfreude, der Arbeitsaufwand,
die unermüdlichen Bemühungen,
weitere interessante Inhalte in ihre
Stunden zu integrieren, Anschauungs-
material mit Links in ihre Vorberei-
tungen einzubauen, ist mit mittel-
europäischen Verhältnissen nicht zu
vergleichen! Die Lehrer und Schüler
erkennen die ungeheure Chance,
die sich für ihre Gesellschaft mit den
gegebenen Bedingungen durch die
Möglichkeit der Partizipation im www
ergibt! Es ändern sich die Lehrme-
thoden, Abschreiben von der Tafel
und Rezitieren – klassischer Frontal-
unterricht – ist nicht mehr die einzige
Möglichkeit des Unterrichtens!
Weiterführende Informationen aus
dem Internet erlauben vertiefte Aus-
einandersetzung mit den Lehrinhal-
ten, wenn man die Grundlagen dafür
beherrscht! Die Schule ist auf neuen
Wegen, mit dem PC Lab können
die Lehrer neue Methoden erpro-
ben! Wann immer Treibstoff für den
Generator da ist, bereiten die Lehrer
Stunden vor, in denen sie Modelle,
Grafiken, Anschauungsmaterial aus
dem Internet zu ihren Stoffinhalten
und in ihre Präsentationen als Links
einbinden.
Die Erfahrung zeigt, dass eine Weiter-
betreuung des Projekts nachhaltige
Veränderungen in der Bildungs-Qua-
lität erwarten lässt. Wir wollen für
jede Klasse der Secondary School ein
Notebook zur Verfügung stellen (zu-
sätzlich zum PC Lab) – damit kann der
Unterricht fortgesetzt werden, wenn
der Diesel für den Generator plötzlich
zu Ende ist. Das langfristige Ziel ist,
die Lehrer so gut auszubilden, dass sie
die englischsprachigen Ressourcen im
Internet für ihren Unterricht nützen
können und wir sie bei Fragen online
betreuen können. Das eröffnet dem
M.T. International College den Weg
zur globalen Bildungswelt! Noch
für heuer ist ein weiteres Modul der
Lehrerweiterbildung geplant, bei dem
die Didaktik der Vermittlung von ICT-
Basiskompetenzen im Vordergrund
steht. Ziel ist, alle Lehrer auf ECDL
Start-Niveau zu qualifizieren, um sie in
einer längerfristigen Online- Betreu-
ung auch didaktisch weiterbilden zu
können.
OCGJOURNAL
Recht und IT
21
Der moderne Leser möge ver-zeihen, dass ich im Zeitalter der elektronischen Wecktöne ausge-rechnet aus dem alten „Lied von der Glocke“ zitiere – aber Schillers Mahnung „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ eignet sich trefflich als Stammbuch-Vers für sorglose Nutzer von Facebook und anderen sozialen Netzwerken.
Erst vor ein paar Monaten hatte das Oberlandesgericht (OLG) Köln über die Frage zu entscheiden, ob Personen-bildnisse, die jemand auf die Plattform eines sozialen Netzwerks hochlädt, auch von einem anderen sozialen Netzwerk genutzt werden dürfen (OLG Köln 9. 2. 2010, Aktenzeichen 15 U 107/09). Ausgangspunkt war die Klage eines Facebook-Nutzers, der sein auf Facebook hochgeladenes Photo eines schönen Tages auch auf der Website der Internet-Personensuchmaschine 123people.de wiederfand und sich damit nicht abfinden wollte.Das OLG Köln wies die Unterlassungs-klage ab. Die Richter argumentierten, der Kläger habe mit dem Hochladen seines Bildnisses auf die Facebook-Web-site seine Einwilligung in einen Zugriff durch Suchmaschinen wie die von der Erstbeklagten betriebene zumindest stillschweigend (konkludent) erklärt: „Der Entscheidung ist [...] zugrunde zu legen, dass der Kläger bei der Einstel-lung seines Bildnisses [...] trotz der ihm eingeräumten Möglichkeit der Sperre gegenüber Suchmaschinen [...] keinen Gebrauch gemacht hat, ferner, dass die AGB [...] ausdrücklich vorsehen, dass der Nutzer gerade mit der Veröffentli-
chung von Inhalten in anderen Medien einverstanden ist, es sei denn, er macht von der ihm eingeräumten Option Gebrauch, seine Daten durch Suchma-schinen zu indizieren oder gänzlich zu unterbinden.“Während es in der eben zitierten Entscheidung um Bildnisschutz (Per-sönlichkeitsschutz) geht, das heißt um den Schutz eines Abgebildeten, hatte der Bundesgerichtshof Ende April 2010 einen ähnlichen, aber urheberrechtlichen Fall zu beurteilen (BGH 29. 4. 2010, I ZR 69/08):Eine bildende Künstlerin klagte Google auf Unterlassung der Vervielfältigung und öffentlichen Zurverfügungstellung ihrer Bilder in Form von Vorschaubildern (thumbnails) im Rahmen der Google-Bildersuche. Die von Google betriebene Suchmaschine verfügt über eine textge-steuerte Bildsuchfunktion, mit der man durch Eingabe von Suchbegriffen nach Abbildungen suchen kann, die Dritte im Zusammenhang mit dem eingegebenen Suchwort ins Internet gestellt haben. Die von der Suchmaschine aufgefunde-nen Bilder werden in der Trefferliste als verkleinerte Vorschaubilder gezeigt. Die Vorschaubilder enthalten einen elektro-nischen Verweis (Hyperlink), über den man zu jener Internet-Seite gelangen kann, welche die entsprechende Abbil-dung enthält.Der BGH wies die Revision der Klägerin zurück und begründete diese Entschei-dung im Wesentlichen so: Der in der Wiedergabe in Vorschaubildern liegende Eingriff in das Recht der Klägerin, ihre Werke öffentlich zugänglich zu machen, sei deshalb gerechtfertigt, weil die Be-klagte dem Verhalten der Klägerin (auch
ohne rechtsgeschäftliche Erklärung) entnehmen durfte, diese sei mit der Anzeige ihrer Werke im Rahmen der Bildersuche der Suchmaschine einver-standen. Denn die Klägerin habe den Inhalt ihrer Website für den Zugriff durch Suchmaschinen zugänglich gemacht, ohne von technischen Mög-lichkeiten Gebrauch zu machen, um die Abbildungen ihrer Werke von der Su-che und der Anzeige durch Bildersuch-maschinen in Form von Vorschaubildern auszunehmen.Die Moral von der Geschicht‘: Wer sich in sozialen Netzwerken tummelt, tut gut daran, sich auch in technischer Hinsicht um seine Einstellungen zu kümmern – ist Bildmaterial erst einmal „draußen“, dann lässt sich die weitere Verbreitung oft nicht mehr verhindern.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet Über Facebook & CoDr. Albrecht Haller
Dr. Albrecht Haller
Dr. Albrecht Haller ist Rechtsanwalt in Wien und ausgewiesener Fachmann für Urheber-, Marken-, Medien- und Informationsrecht.
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
22
Wer glaubt heute ohne Computer noch arbeiten zu können, kann recht haben. Aber nicht mehr lange. Eine Studie des Beratungs-unternehmens IDC, London, ließ Ende des letzten Jahres mit der Feststellung aufhorchen, dass in nur fünf Jahren in mehr als 90 % aller Jobs der Computer ein unum-gängliches Werkzeug sein wird.1 Oder anders ausgedrückt: Für Men-schen ohne Computerkenntnisse wird es nur weniger als 10 % der existierenden Jobs geben – un-abhängig von konkreter Aufgabe und Wirtschaftssektor. Welche Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer, so genannte e-Skills, werden heute und welche wer-den morgen benötigt? Eine kurze Bestandsaufnahme.
Die Wiener Medienwissenschaft-
lerin Jana Herwig definiert e-Skills
allgemein und grundlegend „als die
Fähigkeit, mit Informations- und
Kommunikationstechnologien umge-
hen zu können und diese für sich zu
nutzen“. Dabei unterscheidet sie vier
aufeinander folgende Stufen:
1. Handhabung: Hardware und dar-
auf installierte Software
2. Vernetzung: Daten erzeugen,
bearbeiten und in Interaktion mit
anderen Daten bzw. anderen Nut-
zerinnen und Nutzern treten
3. Prägung: Veränderung der Wahr-
nehmung und des eigenen Verhal-
tens durch die Computernutzung
4. Leben im Internet: Teilnahme am
öffentlichen Leben durch das
Internet und im Internet
Alle vier Stufen präsentieren die
Gesamtheit der Teilnahme an der
Wissensgesellschaft, die Fertigkeiten
(„skills“) oder Kompetenzen voraus-
setzt. Über die digitale Kompetenz
schreibt die Europäische Kommis-
sion, sie umfasse „die sichere und
kritische Anwendung der Techno-
logien der Informationsgesellschaft
für Arbeit, Freizeit und Kommu-
nikation“. Dazu muss man fähig
sein, einen Computer so benutzen
zu können, dass Informationen
abgefragt, bewertet, gespeichert,
produziert, präsentiert und ausge-
tauscht werden können.
Die wichtigsten Anwendungen,
die dafür eingesetzt werden, sind
Textverarbeitung, Tabellenkalkulati-
on, Datenbank, Informationssuche,
-speicherung und -management. Von
großer Bedeutung sind heute auch
die Kooperationsnetze, die mit dem
Überbegriff des Web 2.0 oder der
Social Software bezeichnet werden.
Zur Handhabung bedarf es unter-
schiedlicher Fähigkeiten, die nicht
primär die rein technischen Fähig-
keiten sind, sondern das Vermögen
inkludieren, Informationen zu sam-
meln, zu verarbeiten und kritisch zu
verwenden.
e-Skills der Gegenwart
Die e-Skills der Gegenwart sind
zumindest all jene Fertigkeiten, die
unmittelbar dazu befähigen, einen
e-Skills heute Engagieren, Moderieren, ProduzierenMag. Rupert Lemmel-Seedorf
1 IDC-Studie: Post Crisis: e-Skills are needed to drive Europe´s Innovation Society. November 2009. Supported by Microsoft. Ein Webinar zur Studie ist unter http://tinyurl.com/yf2gruu abrufbar.
Routinierte Computeranwendung wird für die Berufe der Zukunft unverzichtbar sein
OCGJOURNAL
Bildung und Karriere
23
Computer mit seinen bekanntesten
Anwenderprogrammen zu bedienen.2
Das ist etwa der gesamte Bereich
der Bürosoftware (Textverarbeitung,
Tabellenkalkulation, Präsentation und
natürlich Internet und E-Mail) und
der immer stärker werdende Trend,
Web 2.0-Social Software-Programme
auch im Firmenalltag einzusetzen.
Jana Herwig sieht e-Skills aber weni-
ger als punktuelle Fertigkeit, sondern
als Sammelbegriff, als umfassende
Fähigkeit zur Kommunikation mittels
elektronischer Medien, denn es geht
darum Informations- und Kommu-
nikationstechnologien für das zu
nutzen, was der Mensch macht: „Der
Mensch kommuniziert, er interagiert,
er lernt, er erarbeitet sich Wissen,
er wendet es an.“ Dafür sind zwar
einzelne Fertigkeiten notwendig,
ein umfassender und irgendwann
endender Katalog ist dafür aber nur
schwer aufstellbar. Andernfalls würde
„man stehen bleiben“.
… und der Zukunft
e-Skills als ein Bündel von sich stets
weiterentwickelnden Fertigkeiten
eröffnet die Frage, welche in naher
und ferner Zukunft hinzu kommen
werden. Prof. Josef Herget, Donau-
Universität Krems: „Wir sind in der
Phase der Konsumation der Medien:
100 Leute lesen etwas, zehn kom-
mentieren, einer schreibt. Wir brau-
chen aber Produzenten von Medien.
Das sind die e-Skills der Zukunft.
Weg vom reinen Konsumenten von
Medien hin zu Produzenten. Wenn
ich lesen kann, muss ich auch Texte
produzieren können. Für die e-
Skills heißt das, wie schaffe ich es,
zunehmend Leute zu engagieren,
Inhalte zu moderieren, aber auch
neue Anwendungen mit Inhalten zu
produzieren? Das sind die e-Skills, die
wir von Produzenten von Informa-
tionen brauchen werden. Das hat
mit Kundenkommunikation sehr viel
zu tun, mit Weitergabe von Wissen,
Erarbeiten von Mehrwerten für die
Wirtschaft und die Unternehmen.“
Dem pflichtet Thomas Lutz, Microsoft
Österreich, Unternehmenssprecher
und Mitglied der Geschäftsleitung,
zu: „Der Mitarbeiter und der Mana-
ger der Zukunft wird Ausdrucksfä-
higkeit brauchen. Die Fähigkeit des
Produzierens auf allen möglichen
Medien – Ton, Schrift, Video – wird
extrem wichtig werden.“
Neben der Beherrschung der Pro-
gramme muss er noch erkennen
können, welche Anwendung er
für welches Ergebnis wählt um ein
Weiterführende InformationenKreativität und Innovation: Informations- und Kommunikationstechnologie http://ec.europa.eu/dgs/education_culture/publ/pdf/ict/creativity_de.pdfSchlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen – ein Europäischer Referenzrah-
men: http://ec.europa.eu/dgs/education_culture/publ/educ-training_de.htmlReport “e-Skills for Europe: Towards 2010 and Beyond” http://www.euractiv.com/de/innovation/it-qualifikationen/article-154983European e-Competence Framework http://www.ecompetences.eu/Council of European Professional Informatics Societies (CEPIS) http://www.cepis.org/e-Skills Industry Leadership Board www.eskillsassociation.eu/Zum Begriff e-Skills bietet die Wikipedia eine kurze Definition http://de.wikipedia.org/wiki/E-Skills
Informations- und Wissensgesellschaft
Der Begriff der Wissensgesellschaft wird als Nachfolger für den der Informationsgesellschaft bezeich-net. Dennoch werden heute beide oft gleichbedeutend verwendet. Der wesentliche Unterschied ist, dass Informationsgesellschaft sich vor allem auf Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und ihre wirtschaftliche Bedeutung konzentriert, während Wissensge-sellschaft nicht nur den technischen Aspekt berücksichtigt, sondern ganz allgemein die Notwendigkeit des Wissens in einer Gesellschaft in den Vordergrund stellt.
gelungenes wechselseitiges Auf-
einanderwirken und Handeln zu er-
möglichen. Kurz: Damit Mensch und
Unternehmen heute und in naher
Zukunft wettbewerbsfähig sind und
bleiben.
2 Die hier verwendete Definition entspricht einer Schnittmenge aus den drei e-Skills Kategorien, die das e-Skills Forum der Europäischen Kommission 2004 in ihrem Report “e-Skills for Europe: Towards 2010 and Beyond” definiert hat.
OCGJOURNAL
News – Aktuelles aus der OCG
2�
ao.Univ.Prof. Dr. Alexander Prosser Prof. Alexander Prosser habilitierte 1998 an der Wirtschaftsuniversität Wien und war in den Jahren da-nach an der HEC Paris und
der University of Technology, Sydney (UTS) tätig. Er arbeitet derzeit am Department für Informationsverarbeitung und Prozess-management der Wirtschaftsuniversität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind eGovernment und elektronische Bürgerbe-teiligung. In der Lehre baute Prof. Prosser sowohl an der UTS wie auch der WU einen Schwerpunkt zu integrierter Unternehmens-software unter Verwendung von SAP auf.
Rudolf Svoboda1��0 – 1��� Volksschule Wien, Hauptschule Wien, Polytechnischer Lehrgang Wien1��� – 1��� Ausbildung Raumausstatter, Ausbildung Elektroinstallateur, Ausbildung Radio und Fernsehtechnik. Alle Berufsausbildungen wurden erfolgreich abgeschlossen.
1��3 Präsenzdienst. Während der Ableistung des Präsenzdienstes wurde meine Berufsausbildung unterbrochen.1��� Ausbildung und Eintritt in den Justizwachdienst. Erweiterte Aus-bildung für den Jugendstrafvollzug1��0 Ausbildung zum Dienst führenden Wachebeamten2003 Versetzung in die Justizanstalt Wien Josefstadt aufgrund der Schließung der Justizanstalt Wien Erdberg. Aufbau und Ausbau der ECDL-Ausbildung im Strafvollzugsbereich der Justizanstalt Wien Josefstadt200� - 2010 Österreichweiter Ausbau der ECDL-Ausbildung im Straf-vollzug
Die neuen Vorstände der OCG
Mag. Michael Wiesmüller Mag. Michael Wiesmüller ist seit über zehn Jahren für das Bundesministerium für Verkehr, In-novation und Technologie tätig und gegenwärtig Abteilungsleiter für Informations-, industrielle Technologien und Raumfahrt.Zu den Arbeitsschwerpunkten seiner Abteilung gehört die Entwicklung von nationalen wie internationalen Technologie- und Forschungsstrategien im IKT-Sektor sowie im Bereich der Pro-duktionsforschung, die Planung und Steuerung von Exzellenzforschungsprogrammen wie FIT-IT
oder Missionsprogrammen wie Benefit, aber auch die Positionierung des österreichischen Forschungsstandortes in internationalen Initiativen.Er ist u. a. österreichischer Delegierter für die ICT-Priorität im 7. Rahmenprogramm, Mitglied des Aufsichtsrates der Joint Technology Initiatives ARTEMIS und ENIAC, Vertreter Österreichs im Joint Programm AAL, nationaler IT-Direc-tor und BMVIT-Vertreter in mehreren europäischen Technologieplattformen.
Hohe ungarische Auszeichnung für Prof. Heinz Zemanek Für die großen Verdienste um die Zusammenarbeit zwischen österreichischen und unga-rischen Informatikern erhielt Herr Univ.-Prof. Dr. Heinz Ze-manek von der Ungarischen Republik das Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn, eine der höchsten Auszeichnungen auf wissenschaftlichem Gebiet, verliehen. Die Auszeichnung wurde Prof. Zemanek am 1.6. 2010 im Rahmen einer Feier vom ungarischen Botschafter in Wien überreicht. Prof. Tibor Va-mos, Ungarische Akademie der Wissenschaften, hielt eine herzliche, persön-lich gefärbte Laudatio, in der besonders die engen Beziehungen von Prof. Zemanek zu Ungarn gewürdigt wurden.
Silbernes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich
Dem Ehrenvor-sitzenden des Forums eGovern-ment, o.Univ.Prof. Dr. Roland Traunmüller, wur-de von der OÖ Landesregierung
das Silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich verliehen.Wir freuen uns mit Prof. Traun-mueller und gratulieren ihm ganz herzlich zu dieser verdienten Aus-zeichnung!
OCGJOURNAL
News – Aktuelles aus der OCG
2�
Das internationale Rechtsinforma-tiksymposion (IRIS 2010), welches im Februar an der Universität Salzburg stattfand, stellte neben E-Government-Klassikern wie One-Stop-Shop und elektronischer Signatur ein neues Paradigma vor: semantische Technologien sind auf dem Vormarsch; sie ermöglichen neuartige Lösungen und leiten den nächsten Schritt von E-Government ein.
Das Unternehmensserviceportal als Umsetzung des One-Stop-AnsatzesEin Höhepunkt des Symposions war der Plenarvortrag von Sektionschef a. D. Dr. Arthur Winter zum Thema Unterneh-mensserviceportal (USP). Das USP unter-stützt Unternehmen bei der Erfüllung ihrer Informations- und Meldepflichten und wird den elektronischen Zugang zur Verwaltung darstellen. Als nächster Schritt wird FinanzOnline eingebunden.
Semantische (Such-)TechnologienSemantische Technologien waren als Querschnitts-Thema in unterschied-lichen Sessionen präsent: Im seman-tischen Suchprozess wurde zusätzlich die Bedeutung des Suchbegriffs berücksichtigt, treffsichere und exaktere Suchergebnisse sind möglich. Best Practice hierzu ist das Projekt DYONI-POS , dessen Ziel die bedarfsgerechte, proaktive Informationsbereitstellung für Wissensarbeitende ist. Mit DYONIPOS kann persönliches und organisationales Wissen semantisch ausgewertet, zu Themenblöcken gruppiert, sowie im
Recht und IT: Semantische Technologien im TrendHöhepunkte des 13. Internationalen RechtsinformatiksymposionsMag. (FH) Sandra Tscheliesnig
Zeitverlauf verfolgt und inhaltlich analy-siert werden. Semantik ermöglicht auch bessere Wissensvisualisierung: Ein Bei-spiel hierfür ist die Anwendung „Me-diaConnect: Politik“ der APA-DeFacto, die aufzeigt, welche österreichischen Spitzenpolitiker in Tageszeitungen am häufigsten zusammen genannt werden. Je öfters zwei Spitzenpoliti-ker gemeinsam zu finden sind, desto dicker wird ihre Verbindungslinie im Wissensnetz, was interessante Einblicke verschafft. Semantische Rechtsmodellierung macht Rechtsvorschriften für IT-Systeme verstehbar und umsetzbar. Ein Beispiel dafür ist das Virtual Company Dossier (VCD) im EU-Projekt PEPPOL. Hier wird in einer Ontologie das EU-Vergaberecht mit den jeweiligen nationalen Transfor-mationen modelliert. Auf dieser Basis ermittelt ein IT-System, die osSso-Ma-schine, für einen individuellen Bieter die in einem spezifischen transnatio-nalen Vergabeverfahren notwendigen Nachweise und packt diese – auf den individuellen Fall zugeschnittenen – in ein elektronisches, EU-weit interoper-ables VCD-Paket.
Fokus-Session Handy-SignaturMag. Erich Waldecker stellte die Han-dy-Signatur anhand des Zugangs zu FinanzOnline, dem Portal der Österrei-chischen Finanzverwaltung vor: Durch Eingabe von Handynummer, PIN und eines über das Handy übermittelten variablen SMS-Codes können Bürger und Unternehmen in FinanzOnline ein-steigen, um beispielsweise Steuererklä-rungen abzugeben oder den eigenen elektronischen Steuerakt einzusehen.
SC a. D. Dr. Arthur Winter: Das Unter-nehmensserviceportal als One-Stop-Zu-gang zur Verwaltung und zu E-Govern-ment Anwendungen
1 http://www.dyonipos.at/ 2 http://www.egosta.at
FazitDer Einsatz semantischer Technologien spielt eine immer wichtigere Rolle und ermöglicht effizientere Verfahren zur Wissenserschließung ebenso, wie neuartige, interoperable E-Govern-ment Anwendungen in europäischer Dimension. Daneben werden Klassi-ker, wie One-Stop-Government und elektronische Signatur weiter umge-setzt. E-Government kann so in den folgenden Jahren maßgeblich zu einer Verwaltungsreform beitragen.
KontaktMag. (FH) Sandra Tscheliesnig ist Projektassistentin im BM für Finanzen und Mitglied im Forum e|Government der [email protected]
OCGJOURNAL
News – Aktuelles aus der OCG
2�
Kontakt ao. Univ.Prof. Dr. Christine StraußFachbereich eBusinessUniversität WienBrünner Strasse 72A – 1210 WienTel. ++43 1 4277 38112Fax. ++43 1 4277 [email protected]://bwl.univie.ac.at/ebusiness/strauss
Neuerscheinungen der OCG Schriftenreihe [email protected]
eHealth2010Band 264, € 21,50 / € 16,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-264-9
EDem2010 Band 265, € 21,50 / € 16,- (für OCG Mitglieder)ISBN: 978-3-85403-265-6
Globale Sicherheit und proaktiver StaatBand 266, € 25,- / € 19,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-266-3
Computer Vision in a Global SocietyBand 267, € 21,50 / € 16,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-267-0
10th International Workshop on Worst-Case Execution Time Analysis (WCET 2010)Band 268, € 17,- / € 13,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-268-7
3rd Austrian Grid SymposiumBand 269, € 25,- / € 19,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-269-4
Eastern European e|Gov Days 2010Band 270, € 19,- / € 15,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-270-0
Alle Schriftenreihebände der OCG unter: http://books.ocg.atOnline Bestellung: https://www.ocg.at/bookshop/
Die Österreichische Computer Gesellschaft ist seit 200� durch den TÜV Österreich u. a. zur Durchführung von Konferenzorganisation zertifiziert.
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Veranstaltungsthema Termin/Ort Weiterführende Informationen
ICWE 2010 05.07.2010 bis
09.07.2010, Wien
http://icwe2010.webengineering.org/
ICCHP 2010 12.07.2010 bis
16.07.2010, Wien
http://www.icchp.org/
SAFECOMP 2010 13.09.2010 bis
17.09.2010, Wien
http://www.safecomp.org/
iPRES 2010 19.09.2010 bis
23.09.2010, Wien
http://www.ifs.tuwien.ac.at/dp/ipres2010/
Competence Circle 21.09.2010, Wien http://www.ocg.at/events/cc/
OCG Impulse 2010 22.09.2010,
Eisenstadt
http://www.ocg.at/events/impulse/
OCG Impulse 2010 07.10.2010, Bozen http://www.ocg.at/events/impulse/
Competence Circle 12.10.2010 http://www.ocg.at/events/cc/
USAB 2010 04.11. bis 05.11.
2010, Klagenfurt
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Einen ausführlichen, aktuellen Überblick über Veranstaltungen der OCG und
ihrer Partner bietet Ihnen der Veranstaltungskalender unter kalender.ocg.at
Ausblick auf Veranstaltungen 2010 mit OCG Beteiligung:
Re-Zertifizierung als IT-GerichtssachverständigerMit aktuellem Schreiben vom Präsidenten des Han-delsgericht Wien wurde ZT DI Dr. Wolfgang Prentner als „Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger“ in den Fachgebieten (68,60) IT-Si-cherheit, Datenschutz, Verschlüsselung und Signa-turerstellung sowie Virenschutz bis in das Jahr 2019 re-zertifiziert. Dr. Wolfgang Prentner ist weiters Vor-sitzender der Bundesfachgruppe Informationstech-nologie der Bundeskammer der Architekten und Ingenieure, E-Government Beauftragter des Bundes-
komitees der Freien Berufe Österreichs (dazu zählen die Bundeskammern der Ärzte, Apotheker, Patentanwälte, Rechtsanwälte, Notare, Tierärzte, Wirt-schaftstreuhänder, Zahnärzte, Ziviltechniker) und seit 2004 Mitglied der Platt-form Digitales Österreich im Bundeskanzleramt (www.zt-prentner-it.at).
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Networking für IT Professionals
Zahlreiche Networking-Aktivitäten
Vergünstigungen bei Informatik-, Tagungs- und Fortbildungsveranstaltungen
Aktive Mitgestaltung bei Projekten für die IT Branche
OCG
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Vorteile einer OCG-Mitgliedschaft
Nächste Veranstaltungen: 13.-17.9.2010: SAFECOMP – 29th International Conference on
Computer Safety, Reliability and Security, Wien 16.-17.9.2010: USAB 2010: HCI in Work & Learning, Life & Leisure
6th Symposium of the WG HCI&UE, Universität Klagenfurt 19.-23.9.2010: iPRES 2010 – 7th International Conference on
Preservation of Digital Objects, TU Wien
http://kalender.ocg.at Oesterreichische Computer Gesellschaft • 1010 Wien • Wollzeile 1-3
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