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Ausgabe 15Juni 2012 –August 2012

Deutschland ! 11 • Österreich ! 12,30Luxemburg ! 13,00 • Schweiz sfr 22,50H

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ISSN 1867-5166

www.hifi-stars.de

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Wir schreiben das Jahr 2012, ein kleinerVollverstärker der Firma Restek hatgerade die Geburtswehen hinter sich

gelassen und das Licht der Welt erblickt. Damithat Restek ein seit langem geplantes Projekt zurSerienreife gebracht. Die Geschichte beginnt be-reits im Jahre 1978, schon damals setzte man inFuldabrück auf mikroprozessorgesteuerte HiFi-Geräte und leistete damit wahrhaft Pionierarbeit.Dies führte dazu, daß bald eine eigenständige Ge-sellschaft mit erweitertem Geschäftsbereich fürindustrielle Steuerung und Regelung gegründetwurde. 1979 wurden die ersten Mikrocomputer-systeme importiert, modifiziert und europaweitvertrieben. Später kamen noch Personal-Compu-ter, Netzwerke, Server, Industrierechner, Leit-standtechnik etc. hinzu. Somit konnte Restek biszur Jahrtausendwende auf eine mehr als zwanzig-jährige Geschichte und Erfahrung im Mikropro-zessor-, Mikrocontroller- und Computerbereichzurückblicken. Zu diesem Zeitpunkt kamen be-reits die ersten Class-D-Endstufen auf den Markt,

DAB war in aller Munde und die beiden Riesen In-tel und Microsoft propagierten sogar die Ver-schmelzung von Personal-Computer, HiFi-Anlageund Fernseher. Für die Fuldabrücker war damitklar: die digitale Zukunft hat begonnen.Im Oktober 2000 kündigte Adrianus Elschot in ei-nem Interview die „digitale“ Zeit auch für seinUnternehmen an. Das Statement „Die High-EndBranche ist nun reif für die Digitalisierung“ waraber wohl doch - wie sich noch herausstellen soll-te - etwas zu früh hinausposaunt worden. Proble-me mit Audio-Streaming sowie zu jener Zeit nochnicht ausgereifte Definitionen und Techniken,reichten für die Entwicklung echter High-End-Produkte einfach nicht aus. Auf den damals ange-kündigten DVB-Tuner (MSAT+) mußten dieInteressenten noch rund sieben Jahre warten, aufden Multifunktionswandler (MDAC+) sogar zehnJahre und der geplante Streaming-Client wird erstdieses Jahr in Produktion gehen. Obwohl Restekschon damals die ersten Labormuster einer Class-D-Endstufe fertig hatte, wurde die Produktion

Vollverstärker Restek „Mint“

Die Zukunft hat bereitsbegonnen...

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immer wieder hinausgezögert; in Fuldabrück warman mit den technischen Daten und vor allem mitdem musikalischen Ergebnis einfach nicht zufrie-den. Nach alter Restek-Manier wurde dann lieberkeine „digitale Endstufe“ produziert, sondern ge-wartet, bis die dafür notwendigen Technologienverfügbar waren. Eine „mutige“ Entscheidung,der ich meinen vollsten Respekt zolle, denn an-dernorts verkauft man schon mal ein nicht zurGänze ausgegorenes Produkt, nur um Umsatz zugenerieren - auch in diesem Punkt denkt man beiRestek angenehm anders. Erst in den letzten einbis zwei Jahren sind neuere Bauteile und Konzepteauf den Markt gekommen, die es erlaubten, inSachen Class-D wieder tätig zu werden und

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Gerätschaften zu entwickeln und herzustellen, dieden hohen Ansprüchen der Fuldabrücker gerechtwerden.Das Ergebnis all jener Bemühungen mündet imneuen Vollverstärker „Mint“, der bereits zur High-End 2011 angekündigt war, nun aber endlich ver-fügbar ist. Er gehört zur kleinen M-Serie und ist,von vorne betrachtet, im ausgeschalteten Zustand- mit Ausnahme des CD-Spielers - nicht von sei-nen Familienkollegen zu unterscheiden. Die Maßesind mit 285 mm x 64 mm x 345 mm (B x H x T)ebenfalls identisch. Die Leistung wird mit 2 x 120Watt an 4 Ohm und 2 x 65 Watt an 8 Ohm ange-geben und sein geringes Gewicht von gerade mal3,9 kg versetzt mich bereits beim Auspacken in

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Erstaunen - ist wirklich der Vollverstärker geliefertworden? Apropos Verpackung: Alles ist sauberund sicher verstaut, selbst weiße Stoffhandschuheliegen bei und gegen Aufpreis ist eine Fernbe-dienung erhältlich, die alle Restek-Geräte steuernkann.Die Verarbeitung des gesamten Verstärkers ist -wie von Restek nicht anders zu erwarten - tadellos.Und nun ist der richtige Moment, um einen „Po-kal“ für die wirklich hervorragende Bedienungs-anleitung des „Mint“ zu vergeben: 29 klar geglie-derte, leicht verständliche und deutschsprachigeSeiten sorgen für lückenlose Aufklärung aller Fra-gen - vorbildlich! Wenn ich jedoch einen Wunschfrei hätte, würde ich mir gummierte Gerätefüßewünschen, denn die mit Filz belegten Füße bieteneinfach zu wenig Haftung auf glatten Regalböden.

Menügesteuerte TechnikMit dem rechts an der Front sitzenden Dreh-knopf, der gleichzeitig als Taster fungiert, läßt sichder Verstärker komplett bedienen. Visuell begleitet

den Anwender dabei das sehr gut ablesbare und inseiner Helligkeit regelbare Klartext-Display. Eshandelt sich um ein LED-Matrix-Display, welchesder Kunde in drei verschiedenen Farben ordernkann. Zur Wahl stehen rot, grün und blau, beliebigkombinierbar mit unterschiedlichsten Frontblen-denausführungen. Der „Mint“ bietet vier analogeEingänge und stellt seine Leistung rückseitig anhochwertigen Polklemmen zu Verfügung. Desweiteren gibt es eine Kaltgerätebuchse nebst Netz-schalter - mehr nicht, und mehr braucht es in allerRegel auch nicht. Restek setzt nach wie vor aufanaloge Vorverarbeitung der Signale, so trifft manim Vorstufenabteil auf bekannte und bestens be-währte Bauteile wie den PGA 2311 von TexasInstruments, der im „Mint“ unter anderem für dieLautstärkeregelung zuständig ist. Die Regelung derSignale erfolgt also nach alter Väter Sitte analog,wenn auch modern und ohne das ansonsten obli-gatorische Poti. Im Endstufenbereich haben sichdie Entwickler schon stärker ins Zeug legen müs-sen, damit der „Mint“ klanglich nicht als typische

Die MINT-Vorstufensektion

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digitale Endstufe erkennbar ist; deshalb wurdenVorverarbeitung, Teilrückkopplung, Gesamtrück-kopplung, Überwachung etc. rein analog realisiert.Nur der Kern besteht aus einem PWM-Leistungs-teil mit ca. 500 kHz Schaltfrequenz. Keine wiesonst bei vielen anderen Class-D-Endstufen übli-che Abhängigkeit von der Lautsprecherimpedanz,die zu Überhöhungen oder Absenkungen beimAmplitudenfrequenzgang führt, ist die Folge undder Lohn der langjährigen Entwicklungsarbeit.Die Endstufe besitzt einen Ausgangswiderstandvon nur wenigen tausendstel Ohm, was in etwa ei-nem Dämpfungsfaktor von 2000 an 8 Ohm ent-spricht; damit hat der „Mint“ nahezu jeden nurerdenklichen Lautsprecher unter Kontrolle. Egal,ob die Last nun 4 oder gar 32 Ohm beträgt, derFrequenzgang des Verstärkers bleibt davon unbe-rührt. Mit jener Schaltung läßt sich der Klirrfaktor,beim „Mint“ 0,005 % bei 10 Watt, und andereMeßwerte in Regionen bringen, die per durchge-hend analoger Technik nur mit viel Mühe undAufwand (hohe Kosten) erreichbar wären.Um das Ganze im kleinen M-Gehäuse unterzu-bringen und gleichzeitig die neuesten EU-Richt-linien zu erfüllen, konstruierte man bei Restek einhochwertiges Netzteil in Schalttechnik. Zusätzlichbietet ein gut ausgelegtes und dimensioniertesSchaltnetzteil den Vorteil, keine magnetischenoder elektrischen Störungen bei 50 Hz, 100 Hz

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oder einem Vielfachem davon in die Schaltungeinzustreuen. Der „Mint“ verbraucht dank desmodernen Netzteils im Standby-Betrieb wenigerals 0,5 Watt und erfüllt damit schon jetzt dieEVPG, die zum Teil erst 2014 in Kraft tritt. DerVerstärker verfügt außerdem über die Möglichkeit,für jeden Eingang die Empfindlichkeit anzupas-sen, den Lautstärkeregler zu deaktivieren (Endstu-fenbetrieb), die Eingänge mit Namen zu belegen(z.B. „Phono“) und vieles mehr. Sogar der Betriebals Monoendstufe mit 240 Watt Sinus, bzw. 400Watt Peakleistung ist möglich. Wie Adrianus El-schot mir mitteilte, war und ist eine noch höhereLeistung aus thermischen Gründen im M-Ge-häuse nicht machbar. Mir will derzeit jedenfallsbeim besten Willen kein technisch vergleichbarerVerstärker in der Preisklasse das „Mint“ einfallen -addiert man Funktionsvielfalt und die Menü-steuerung hinzu, steht er ohnehin alleine auf wei-ter Flur. Nun aber genug der Technik, nicht daßdas hier noch im Schreib-Masochismus endet...Kommen wir also zum Wichtigsten, dem Hören...

Der „Mint“ in der PraxisBeim Einschalten zeigt das Gerät im Display kurzseinen Namen an, dann ist es einsatzbereit. Schonnach den ersten Takten bin ich vom Klang deskleinen Verstärkers angenehm überrascht, esklingt tatsächlich nicht nach PWM und Class-D -

Ein- und Ausgangsfilter

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zum Glück. Die Musik, die meinen Hörraum nundurchströmt, kommt durchweg freundlich undausgewogen daher. Obendrein ist die Qualität derWiedergabe - und zwar unabhängig von Bauartund Preisklasse - verdammt gut! Ein paar Dingefallen dabei besonders auf: Unter allen Umständenabsolute Korrektheit der Reproduktion und desweiteren diese überwältigende Klarheit und Ein-deutigkeit, mit der jeder Ton seinen Platz auf dervirtuellen Bühne findet. Wollten Sie nicht immerschon mal auf einzelne Musiker eines großenBläser-Apparats mit dem Finger zeigen? Mit dem„Mint“ können Sie das endlich ... natürlich nurwenn Sie wollen, anderenfalls heißt es, einfach denGesamtklang des Orchesters und die wunderbarenKlangfarben zu genießen. Dabei läßt der „Mint“das musikalische „Ganze“ aus der Vielfalt der Ein-zelklänge heraus entstehen und somit den Hörerselbst entscheiden, auf welchen Aspekt er seinenFokus richtet. Tonal bleibt er dabei immer auf derIdeallinie, klingt zu keiner Zeit aufgekratzt odergar hell, wie das leider bei einfachen Class-D-Kon-zepten des öfteren der Fall ist. Diese Qualitätenqualifizieren den kleinen Restek sowohl für das an-spruchsvolle Hören zu Hause, als auch für denEinsatz als Abhörverstärker in kleinen Studios.Auch auf die Gefahr hin, daß das jetzt etwas banalanmutet, aber beim „Mint“ klingt Holz nach Holzund Metall nach Metall, und zwar dermaßen ein-deutig, wie ich das bisher nur von wenigen, preis-lich vergleichbaren Verstärkern gehört habe. Jelänger ich damit höre, desto mehr wird mir be-wußt, daß dieser Vollverstärker dem besagten, ver-stärkenden „Stück Draht“ schon recht nahe-kommt. Das Fehlen eines herkömmlichen Potisleistet dazu einen nicht zu unterschätzenden Bei-trag, wie Versuche mit meinem Clearaudio Balan-ce+-Phonoverstärker zeigten, der wahlweise übereinen regelbaren Ausgang (zuschaltbares Poti) ver-fügt. Die interne Lautstärkeregelung des „Mint“dürfte also wirklich exzellent sein. Des weiterenlegt der kleine Verstärker trotz seiner nur 3,9 kgLebendgewicht eine Kraftentfaltung an den Tag,die mit der großer, potenter Endstufen vergleich-bar ist. Manchmal hat man den Eindruck, dieLautsprecher wären direkt mit der Steckdose ver-bunden - hier kommt anscheinend das sehr guteSchaltnetzteil zum tragen. Bei aller Kraft, Klarheit,Präzision und Kontrolle, mit der der Verstärker zu

Werke geht, klingt der „Mint“ dennoch niemalsanstrengend. Und da der Restek - egal welche Mu-sikrichtung - genau das spielt, was der Tonträgervorgibt, verzichte ich diesmal auf detaillierte Mu-sikbeispiele, die Leser mögen es mir nachsehen. Sobleibt nur noch eines zu sagen: Wenn Sie zu jenenLeuten gehören, die selbst ein Instrument spielen,dann werden Sie diesen Verstärker lieben - ver-sprochen!

Auf den Punkt gebrachtDer neue Vollverstärker von Restek

kommt unterm Strich fast einer Revolutionim Verstärkerbau gleich. Ein Verstärker mo-dernster Bauart, höchster Effizienz, außerge-wöhnlichem Funktionsumfang und mit kom-fortabler Menüsteuerung. Der „Mint“ läßtden Tonträger und dadurch auch die Musikerselbst zu Wort kommen, enthält sich jeglicherEinmischung in die Musik und ist obendreinnoch tadellos verarbeitet. In Anbetracht derQualitäten des kleinen Verstärkers blicke ichwieder zuversichtlich in die audiophile Zu-kunft.

MARKUS LEIBL

InformationVollverstärker Restek „Mint“Preis: ab 1.895 €Aufpreis für Fernbedienung: 45 € Hersteller:Restek AGUntere Feldstr. 13D-34277 FuldabrückTel.: +49 (0) 561-42089Fax: +49 (0) 56142080E-Mail: [email protected]: www.restek.de