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Textilien – Weltreise einer Jeans Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 –10)

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«

Impressum

Bildungseinheit Textilien – Weltreise einer Jeans

Das Bildungsmaterial »Textilien-Weltreise einer Jeans« wurde im Rahmen des Projektes »Modellschulen für Globales Lernen« 2011– 2013 (www.modellschulen-globales-lernen.de) für eine Klasse 8 in Gesellschaftskunde (Gesamtschule) zusammengestellt.

Bei Fragen zu den Hintergründen oder der praktischen Umsetzung des Materials wenden Sie sich an:

Welthaus Bielefeld Bereich BildungAugust-Bebel-Straße 62, 33602 Bielefeld

Telefon (0521) 98648-0 [email protected]

Impressum

Herausgeber: Welthaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 62, D-33602 Bielefeldwww.welthaus.de | [email protected]

Redaktion: Berndt Hinzmann, Frauke Hahn (verantwortlich)

Satz & Layout: Sven Zähle, [email protected]

© Welthaus Bielefeld e.V., Bielefeld 2013

Titelfoto: Sven Zähle, Kopffoto: Maja Dumat, pixelio.de

Wir danken Engagement Global (BMZ) und der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) für die finanzielle Förderung dieses Bildungsmaterials.

Mit finanzieller Unterstützung des

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Textilien – Weltreise einer Jeans

TextilbrancheDie Textilbranche ist eine stark globalisierte Branche. Fashion ist ein globales Geschäft. Ein neuer Trend greift gerade um sich »Fast Fashion«. Dabei sind Modefirmen Vermarkter von Trends und Handelsfirmen geworden. Eigene Kollektio-nen und Designs werden entworfen und vermark-tet, aber nicht in eigenen Fabriken hergestellt. Stattdessen beauftragen sie Zwischenhändler oder Hersteller. Agenturen aber auch Hersteller-firmen vergeben wiederum Aufträge an Herstel-lerfirmen oder Unterauftragnehmer, die für die Produktion zuständig sind. Daher hat ein Klei-dungsstück schon eine Weltreise hinter sich, bevor es in unseren Kleiderschränken landet. Die einzelnen Produktionsschritte werden jeweils in den Ländern vorgenommen, die günstigsten Bedingungen bieten aufgrund von niedrigen Löhnen, geringe Ausgaben für Sozialleistungen, Gesundheitsschutz und Sicherheit, Steuer- und Zollvergünstigungen, z. B. Kambodscha, Bangla-desch, China.

Der Großteil der Produktion findet in Ländern des Südens statt (für Europa kommt der überwie-gende Teil aus Asien u. Lateinamerika). Auf Lie-ferfristen und die Preise für die Produkte nehmen die globalen Modefirmen direkt Einfluss. Durch den hohen Konkurrenzdruck untereinander bie-ten jedoch Hersteller niedrigste Preise an, um den Auftrag zu bekommen. Ebenso haben die einzel-nen Länder (Kambodscha, Bangladesch) Einfluss auf die Rahmenbedingungen, um jedoch Auf-träge ins Land zu holen wird ein viel zu geringer Mindestlohn festgelegt. Das Risiko und die Las-ten der schlechten Rahmenbedingungen tragen die Zulieferfirmen. Halten diese bspw. gesetzte Liefertermine nicht ein, droht ihnen der Abbruch der Geschäftsbeziehungen oder bleiben auf den Kosten sitzen.

Die ArbeiterInnen in den Fabriken tra-gen durch massive Überstunden, »Hungerlöh-nen« und Repressionen die größten Lasten. Unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Über-griffen sind die NäherInnen ausgesetzt, junge Frauen werden geschlagen oder versucht ein-zuschüchtern, wenn sie das Soll nicht erfüllen oder eine Gewerkschaft gründen. Die so genann-ten Weltmarktfabriken fertigen in Sonderwirt-schaftzonen für den Export und werden auch als

»Sweatshops« oder in Lateinamerika als »Maqui-las« bezeichnet. Export- oder Freien Produkti-onszonen sind Gebiete mit Sonderregelungen (Arbeitsrechte, Zoll- und Steuerbestimmungen).

Weiterführende Literatur:www.inkota.de/material/ soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/

1. Einstieg: Mode und Konsumverhalten 15 Min.

Zum Einstieg im Plenum werden den SchülerIn-nen Fragen zu von ihnen bekannter Werbung (Kleidung) gestellt. Als Gesprächsgrundlage kön-nen zwei Videoclips von Zalando-Werbung die-nen.

Mögliche Fragen:■■ Welche Kleidungswerbungen kennt ihr?■■ Welche Bilder und Themen werden in der

Werbung vermittelt?■■ Welche Botschaft wird hier gesendet?

(z.B. Mode macht glücklich, Kleider sind mehr wert als das eigene Leben, …)

■■ Worauf zielt die Werbung ab? (Gefühle, Empfindungen, …)

■■ Was wird nicht vermittelt? (z.B. wird oft nicht der Preis genannt, die Qualität, Herstellungsbedingungen, etc.)

Anschließend befragen sich die SchülerIn-nen jeweils zu zweit gegenseitig zu Kriterien und Motiven beim Kauf von Kleidung und den monatlichen Ausgaben dafür. Die Auswertung wird anschließend an der Tafel festgehalten.

Material:Werbung als Download aus dem Internet, zum Beispiel:■➤ Zalando Werbung Banküberfall (www.youtube.com/watch?v=dnNyy0xzG2k)

■➤ Zalando Werbung Hippie (www.youtube.com/watch?v=AI2y4GikP20)

■➤ Beamer ■➤ Fragebogen für PartnerInneninterview (Anlage 1)

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jeans nachzeichnen. Erst sollen die Namen der beteiligten Länder eingetragen und anschlie-ßend die Länder miteinander verbunden werden. Dabei sollen verschiedene Farben für Import und Export verwendet werden.

Anschließend wird die Frage gestellt: Wer ver-dient wieviel an einer Jeans? Anhand der Pow-erpoint Präsentation wird gezeigt, welche Kos-tenpositionen es gibt. Die darauf folgende Folie (Jeansposter mit Prozentzahlen) enthält die Auf-lösung.

Impuls: Wer verdient an einer Jeans Die vielen Transportkilometer kommen zustande, weil bei der Jeansproduktion immer die billigste Möglichkeit bevorzugt wird, auch wenn es auf Kosten der ArbeitnehmerInnen und der Umwelt geht. Wer den Jeanspreis genauer betrachtet, kommt auf folgendes (unfaires) Ergebnis: ■■ Nur 1 % des Jeanspreises geht als Lohn an

alle ArbeiterInnen. ■■ Die Materialkosten belaufen sich auf 13 %. ■■ Die Transportkosten und sonstige Gebühren

(z. B. Zoll) machen einen Anteil von 11 % aus.

■■ Die Markenfirma nimmt 25 % des Jeans-preises für Werbung, Forschung, Entwicklung und Design in Anspruch.

■■ Die restlichen 50 % kassiert der Einzel-handel. Dieser hat zwar auch Kosten wie Ver-kaufspersonal, Ladenmiete und Verwaltung, aber es bleibt eine große Gewinnspanne bei den Handelshäusern und Markenfirmen, die unterdessen eigene Ladengeschäfte und »Mega-Stores« betreiben.

■■ Geringe Lohn- und Produktionskosten und die Verlagerung von Kosten auf die Herstel-lerfirmen im globalen Süden und Osten stei-gern die Gewinne von Handelshäusern und Markenfirmen in der Modebranche. Daher werden Jeans und Bekleidung in den so genannten Billiglohnländern hergestellt, doch der Lohn für der NäherInnen reicht gerade so zum (Über-)Leben.

Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/ dwnl/kleidung/info_jeans.pdf

2. Quiz-Fragen 5 Min.

Im Plenum werden folgende Fragen gestellt:■■ Wie viel Geld gibt ein/e durchschnittliche/r

Deutsche/r im Jahr für Kleidung aus? (ca. 870 Euro, das heißt 72,50 Euro im Monat)

■■ Wie viel Kleidung wird jährlich pro Person in Deutschland gekauft? (ca. 12 kg)

3. Woher kommt die Kleidung, die wir tragen? 10 Min.

Zu zweit untersuchen die SchülerInnen jeweils die Kleidungsstücke der/des anderen und lesen auf den Einnähern nach, wo das Kleidungsstück herkommt. Das »Made in« benennt den Ort der Endfertigung (z.B. Rumänien oder Bangladesch).

Die Herkunft der einzelnen Kleidungsstücke kann auch auf einer Weltkarte mit Stecknadeln markiert werden.

Material:■➤ Große Weltkarte (Poster)

4. Input Textilbranche 15 Min.

Die Powerpoint-Präsentation wird gezeigt.

Material:■➤ Powerpoint-Präsentation (Anlage 2)■➤ Laptop■➤ Beamer

5. Weltreise einer Jeans 20 Min.

Der Text »Die Weltreise einer Jeans« wird per Beamer an die Wand geworfen, sodass alle ihn lesen können. Alle SchülerInnen bekommen eine Weltkarte, in der sie den Weg ihrer Lieblings-

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nen Fragen. Alle machen sich Notizen zur Beant-wortung der Fragen.

Themen:a) Export- und Freie Produktionszonenb) Initiativen für saubere Kleidungc) Arbeitsrechte und Sozialstandards,

Verhaltenskodizes d) Arbeitsbedingungen in den

Weltmarktfabrikene) Fair Trade

Danach werden die Gruppen neu zusammen-gesetzt, sodass in den neuen Gruppen jeweils ein/e SchülerIn aus jeder ExpertInnengruppe ist. Jede/r stellt den anderen die jeweilige Fra-gestellung und die Ergebnisse aus der eigenen ExpertInnengruppe vor.

Material:■➤ Bonbons oder Spielkarten in fünf verschiede-nen Farben zur Einteilung der Gruppen

■➤ die fünf ExpertInnentexte inkl. Fragen jeweils 5-6 Mal kopiert (Anlage 5_A – E)

■➤ der Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf« (www.saubere-kleidung.de/images/05_pdf/2014/2014-03-30_Flyer-Siegel.pdf) für die Gruppe »Initiativen zur Verbesserung« (Anlage 6)

8. Abschluss 15 Min.

Die Bildungseinheit wird anhand einer Feed-back-Methode, wie zum Beispiel das Fünf-Finger-Feedback oder die Mülleimer-Schatztruhe-Frage-zeichen-Methode ausgewertet. Gegebenenfalls kann auch ein Minutenpapier zur schriftlichen Auswertung verteilt werden. Falls nicht das Zusatzmodul der Podiumsdiskussion durchge-führt wird, ist eine abschließende Diskussions-runde sinnvoll.

Material:■➤ evtl. vorbereitetes Minutenpapier (Anlage 7)

Material:■➤ Pro SchülerIn eine Weltkarte (Anlage 3)■➤ Text: »Die Weltreise einer Jeans« (Anlage 4)■➤ Powerpoint Folie »Wer verdient wie viel an einer Jeans?« (Anlage 2)

6. Film »Kampagne für saubere Kleidung – Discounter« 15 Min.

Der Clip »Schön! Färber!« wird gezeigt, ein Film der Kampagne für saubere Kleidung. Im Anschluss werden der Film und die beabsichtig-ten Ziele der Clean Clothes Campaign bespro-chen.

Leitfragen zur Auswertung des Films können sein:■■ Welche Situation wird im Film beschrieben?■■ Welche Interessen und Ziele verfolgt der

Chef des Unternehmens?■■ Warum kann Kleidung bei uns so billig

verkauft werden?■■ Wieso gehen Unternehmen so vor? ■■ Welche Nachteile ergeben sich für die Unter-

nehmen, wenn sie ihr Vorgehen ändern?■■ Gibt es noch andere Perspektiven?

Anschließend erfolgt die Überleitung zum nächs-ten Programmpunkt: Jetzt werden die SchülerIn-nen selbst zu ExpertInnen für die Textilindustrie!

Material:■➤ Laptop■➤ Beamer■➤ Film »Schön! Färber!« aus dem Internet www.ci-romero.de/ccc_discounter/

7. ExpertInnengruppen und Austausch/ ExpertInnenkongress 40 Min.

Es werden fünf Kleingruppen gebildet. Jede Gruppe bekommt einen Text mit einer Fragestel-lung zu untenstehenden Themen. Die Gruppen lesen ihren Text und diskutieren die angegebe-

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Die Podiumsdiskussion beginnt mit einer Begrü-ßung durch die Moderation und sollte nach 20 Minuten durch die Moderation beendet werden.

Material:■➤ Bonbons in verschiedenen Farben■➤ Ablaufplan Podiumsdiskussion (Anlage 8)■➤ Rollenkarten Podiumsdiskussion (Anlage 9_A – F)

9. Zusatzmodul: Podiumsdiskussion 45 Min.

Es werden sechs Gruppen (durch ein Spiel oder durch Ziehen verschiedenfarbiger Bonbons o.ä.) gebildet. Der/die TeamerIn leitet zur Podiums-diskussion über. Er/sie liest die Situationsbe-schreibung vor und lässt die vorher gebildeten sechs Gruppen eine Rolle wählen.

Die Gruppen haben nun 10 Minuten Zeit, sich in die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente zu besprechen und ggf. neue Argumente zu sam-meln. Der/die TeamerIn beraten währenddessen die Gruppen.

Jeweils ein, bei großen Gruppen auch zwei TeilnehmerInnen pro Gruppe setzen sich als RepräsentantIn einer Rolle in die Podiumsrunde. Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder nach Gruppenabsprache getauscht werden. Die ande-ren TeilnehmerInnen bilden das Publikum.

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PartnerInneninterview

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Jeanshosen sind Weltenbummler. Bis sie in deutschen Regalen liegen, haben sie in der Regel eine sehr lange Reise hinter sich. Denn die Baumwolle wächst nur in warmen Ländern, verarbeitet wird sie hingegen dort, wo die Arbeitskräfte am billigsten sind und gekauft werden Jeans vor allem in den reichen Industrieländern.

Um die Reisestationen einer Jeans zu verfolgen, müssen wir in Usbekistan anfangen.

Usbekistan: Hier wächst die Baumwolle in großen Plantagen. Sie wird von Hand oder mit der Maschine geerntet und anschließend in die Türkei versandt.

Türkei: Hier wird die Baumwolle in Spinnereien zu Garn gesponnen.

Taiwan: Aus diesem Baumwollgarn wird in den Webereien der Jeansstoff hergestellt.

Polen: Hier wird die chemische Indigofarbe (blau) zum Einfärben des Jeansstoffes produziert.

Tunesien: Hier werden das Garn aus der Türkei und der Jeansstoff aus Taiwan mit der Indigofarbe aus Polen eingefärbt.

Bulgarien: Jetzt wird der fertige Jeansstoff veredelt, das heißt weich und knitterarm gemacht.

China: Hier wird die Jeans zusammengenäht, mit Knöpfen und Nieten aus Italien und Futterstoff aus der Schweiz.

Frankreich: Jetzt bekommt die Jeans den letzten Schliff. Sie wird gewaschen, zum Beispiel mit Bimsstein aus Griechenland, wodurch sie den »Stone-washed-Effekt« erhält.

Deutschland: Hier wird das Firmen-Label in die Jeans eingenäht und sie erhält den Aufdruck »Made in Germany«!

Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/dwnl/kleidung/info_jeans.pdf

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In den 1980er Jahren entstanden auf Anregung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in etlichen Entwicklungsländern sogenannte »Freie Produktionszonen« (kurz FPZ).

Die FPZ sind Wirtschaftsgebiete oder auch Sonderwirtschaftzonen innerhalb eines Staates, in denen die Investoren Steuer- und Zollvergüns-tigungen, freien Rücktransfer von Gewinnen, kostenlose Infrastruktur und geringe Auflagen in Sachen Arbeitsrechte, Sozial- und Umwelt-standards genießen. Verstöße gegen national und international geltende Arbeitsrechte und Menschenrechte bei der Arbeit gelten für diese Zonen nicht und werden nicht verfolgt. Herstel-lerfirmen in diesen Zonen sind deshalb für trans-nationale Konzerne und globale Handelshäuser und Markenfirmen attraktive Handelspartner.Exportproduktionszonen zeichnen sich u. a. durch mangelnde soziale Absicherung der Beschäftig-ten, niedrige Lohnkosten aus und sind gewerk-schaftsfreie Räume.

Heute gibt es mehr als 2.000 solcher Zonen in ca. 70 Entwicklungs- und Schwellenländern, zum größten Teil in Asien, in denen die Beschäf-tigtenzahl einschließlich der chinesischen Son-derwirtschaftszonen auf 70-100 Millionen Arbei-terInnen geschätzt wird. Die Entwicklung dieser Freien Produktionszonen gibt Transnationalen Konzernen die Möglichkeit, die Arbeitsreserven des globalen Südens auszubeuten, ohne sich um nationale Arbeits- oder Umweltgesetze, Steuern und Zollabgaben kümmern zu müssen (Südwind Studie, 2009). Ähnliche Entwicklungen gibt es auch im globalen Osten.

Diese »freien« Produktionszonen werden auch »Sweatshops« genannt. In Mittel- und Südame-rika ist der Begriff »Maquiladora« üblich. Oft lie-gen sie – mit Zugangsschranken abgesichert – an der Küste eines Landes und haben eine deutlich bessere Infrastruktur als andere Teile des Landes.

Vorteile für Investoren auf einen Blick:■■ Steuererleichterungen bis hin zu Steuerbe-

freiungen für die Unternehmen

■■ die Bereitstellung und Subventionierung der Infrastruktur (Wasser, Strom, Elektrizität, Gebäude, Lagerkapazitäten etc.) durch die jeweiligen Regierungen

■■ freier Gewinntransfer■■ Verzicht auf Kontrolle des internationalen

Zahlungsverkehrs■■ den Verzicht von Zöllen auf Ex- und Importe ■■ die Außerkraftsetzung bestimmter arbeits-

rechtlicher Bestimmungen oder Umweltau-flagen der jeweiligen Länder

Hintergrund der Freien ProduktionszoneDie Regierungen beispielsweise der sogenann-ten Entwicklungsländer versuchen durch die Einrichtung der »Freien Produktionszonen« die Industrialisierung ihrer Länder voranzutreiben. Sie erhoffen sich von den FPZ Wachstumsim-pulse, Deviseneinnahmen, Arbeitsplätze, eine Qualifikation der Beschäftigten und die Entwick-lung strukturschwacher Regionen. Dieses Kon-zept verfolgen viele Staaten des globalen Südens und konkurrieren so mit den gleichen Bedingun-gen. Global agierende Unternehmen nutzen diese Situation zu ihrem Vorteil. Unternehmen bringen dann auch schon mal das Argument das in anderen Ländern bessere Standortbedingun-gen bestehen. Niedrigere Löhne und günstigere Bedingungen werden im Business einkalkuliert.

ExpertInnengruppe A | Freie Produktionszonen

2Textilien – Weltreise einer Jeans

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Quellen:• Stadterkundung Bielefeld (Welthaus Bielefeld)• Ausstellung TrikotTausch von Vamos e.V., Münster• www.wirtschaftslexikon24.net/d/freie-produktionszonen-exportproduktionszonen-freie-industriezonen/

freie-produktionszonen-exportproduktionszonen-freie-industriezonen.htm• www.inkota.de/themen-kampagnen/soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/kampagne-fuer-saubere-kleidung/

Fragen

1. Was sind Freie Produktionszonen (FPZ) und wo gibt es sie hauptsächlich?2. Warum entstehen FPZ?3. Wer arbeitet in FPZ und unter welchen Bedingungen? 4. Wer profitiert davon?

Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte, um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können.

Textilien – Weltreise einer Jeans

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Anders als bei Produkten wie Kaffee oder Kakao ist im Bereich Bekleidung noch kein Fair Trade-Produkt im Angebot. Es gibt unterdessen Ange-bote von kleinen Labels, die auf Arbeitsrechte und Sozialstandards achten, doch ist dies nicht Fair Trade. Immerhin sind erste Anfänge gemacht. Es gibt Initiativen und Organisationen, wie z.B. die Kampagne für Saubere Kleidung, Südwind e.V., INKOTA Netzwerk e.V., die sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzen. Neben der Öffentlichkeitsarbeit ste-hen die genannten Akteure in Kontakt mit den ArbeiterInnen und Partnern im globalen Süden. Mit »Eilaktionen« und Kampagnen wie »Ein Lohn zum Leben« werden Handelshäuser und Marken-firmen aber auch die Politik zur Verantwortung aufgefordert.

Kampagne für Saubere KleidungDie Kampagne für »Saubere« Kleidung (Clean Clothes Campaign = CCC), die 1990 in den Niederlanden gegründet wurde, existiert heute in 12 europäischen Ländern. Die unabhängigen nationalen Plattformen der Kampagne koordi-nieren sich über das internationale Sekretariat in Amsterdam.

Die CCC ist ein globales Netzwerk, in dem über 300 Gewerkschaften und NRO, Verbraucheror-ganisationen, kirchliche Gruppen, Eine-Welt-Läden, Recherche-Institutionen und Frauen-rechtsorganisationen zusammenarbeiten.

Das Ziel der CCC ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Beklei-dungs- und Sportartikelindustrie. Hierzu wer-den Endverbraucher informiert, wird mit Unter-nehmen verhandelt, werden Organisationen der Arbeiterinnen und Arbeiter unterstützt und öffentliche Kampagnen durchgeführt.

Forderungen der Kampagne siehe Website (www.saubere-kleidung.de) und Flyer!

ExpertInnengruppe B | Initiativen für saubere Kleidung

Fragen

1. Wer steckt hinter der der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign = CCC)?

2. Welche Forderungen hat sie? Welche Standards fordert sie?

Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quellen:• Text der Stadterkundung Bielefeld, herausgegeben vom Welthaus Bielefeld• Text des Internetauftritts der Kampagne für Saubere Kleidung: www.saubere-kleidung.de

1Textilien – Weltreise einer Jeans

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Verhaltenskodizes sind firmeninterne Verpflich-tungen, die als Grundlage für die freiwillige Ein-haltung und Verbesserung sozialer und ökologi-scher Standards bei der Produktion dienen.

Die ILO (International Labour Organization, Arbeitsorga-nisation der Vereinten Nati-onen) formulierte Konventi-onen bezüglich Zwangs- und Kinderarbeit, Diskriminierung, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, sowie Löhnen,

Arbeitszeit und Überstunden als soziale Mindest-standards. Diese Konventionen sind allerdings für Staaten nicht bindend. Wo gesetzliche Rege-lungen zu Arbeitsbedingungen fehlen oder unzu-reichend sind, haben einige Firmen aufgrund öffentlichen Drucks durch Konsumen tinnen und Konsumenten in den Industrieländern und dor-tigen Gewerkschaften Verhaltensko dizes ein-geführt. Inhaltlich orientieren sich diese meist an den ILO-Konventionen und/oder nationalen Gesetzen. Es existieren firmeninterne und -über-greifende Kodizes.

Wenn die Einhaltung der Kodizes durch unab-hängige Organisationen kontrolliert wird und sie den sozialen Mindeststandards entspre-chen, sind die freiwilligen Verpflichtungen als sehr begrüßenswerte Entwicklung anzusehen. In der Realität sieht es jedoch anders aus: Die Fir-men lassen sich nicht unabhängig kontrollieren. Sie kontrollieren sich selbst und kommen daher meist zu gut erscheinenden Ergebnissen. Die Regierungen sind durch die freiwilligen Selbst-verpflichtungen also nicht von ihrer Verantwor-tung gegenüber der arbeitenden Bevölkerung entbunden.

Ein Beispiel ist der Verhaltenskodex, den die Clean Clothes Campaign (CCC, Kampagne für Saubere Kleidung) für die Textil- und Beklei-dungsindustrie formuliert hat.

Inhalt des Verhaltenskodex der CCC:

1. Freiwillige BeschäftigungEs darf keine Zwangsarbeit, einschließlich Skla-ven- oder Gefängnisarbeit geben.

2. Keine Diskriminierung bei der Beschäftigung

Es ist für Chancengleichheit und Gleichbehand-lung zu sorgen, ungeachtet der Rasse, der Haut-farbe, des Geschlechts, der Religion, der politi-schen Meinung, der Nationalität, der sozialen Herkunft oder anderer Unterscheidungsmerk-male.

3. Keine KinderarbeitEs darf nicht auf Kinderarbeit zurückgegriffen werden. Es werden nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingestellt, die älter als 15 Jahre sind oder das Pflichtschulalter überschritten haben. Gegebenenfalls zu entlassenden Kinder-arbeiterinnen und Kinderarbeitern sind ausrei-chende finanzielle Übergangshilfen und ange-messene Bildungsmöglichkeiten anzubieten.

4. Achtung der Vereinigungsfreiheit und des Rechtes auf Tarifverhandlungen

Das Recht aller Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmer, Gewerkschaften zu gründen und ihnen beizutreten und das Recht auf Tarifverhandlun-gen, wird anerkannt.

5. Zahlung eines exis-tenzsichernden LohnesDie Löhne und sonsti-gen Leistungen für eine normale Arbeitswoche müssen zumindest den gesetzlichen oder für die Industrie gelten-den Mindestlöhnen entsprechen und stets aus-reichen, um die Grundbedürfnisse der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern sowie ihrer Familien zu erfüllen und darüber hinaus einen Betrag zur freien Verfügung zu erhalten.

ExpertInnengruppe C | Soziale Standards – Verhaltenskodizes

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7. Menschenwürdige ArbeitsbedingungenEs ist für eine sichere und hygienische Arbeits-umgebung zu sorgen und der größtmögliche Gesundheits- und Sicherheitsschutz am Arbeits-platz ist zu fördern.

8. Ein festes Beschäftigungsverhältnis

6. Keine überlangen ArbeitszeitenDie Arbeitszeiten sind im Einklang mit den gel-tenden Gesetzen und Normen der Branche festzulegen. Von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern darf nicht verlangt werden, dass sie regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten und innerhalb eines Zeitraums von 7 Tagen müssen sie mindestens einen freien Tag haben.

Fragen

1. Was sind Verhaltenskodizes? 2. Welche Forderungen werden gestellt? Von wem?3. Sind die Regelungen verbindlich? Wer kontrolliert ihre Einhaltung?4. Was sind die wesentlichen Punkte des Verhaltenskodex der Clean Clothes Campaign?

Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quellen:• Texte der Stadterkundung Bielefeld, herausgegeben vom Welthaus Bielefeld• Texte der Kampagne für saubere Kleidung

(www.saubere-kleidung.de/index.php/ccc-verhaltenskodex?showall=1&limitstart=)

1Textilien – Weltreise einer Jeans

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Portrait einer Näherin: Rekha 1

Ich bin gerade 19 Jahre alt. Aber ich habe schon drei Jahre Erfahrung mit der Arbeit in einer Bekleidungsfabrik. Ich komme aus einem Dorf im Süden von Bangladesch. Ich bin die Älteste (insgesamt vier Mädchen und zwei Jungen). Bis zum Jahr 2000 ging ich zur Schule bis zur siebten Klasse. […] Ich war gezwungen, eine Arbeit anzu-nehmen, um etwas zum Einkommen der Familie beizutragen. Also auf dem Lande aufgewachsen, sechzehn Jahre alt, sieben Jahre Schule, da hatte ich nicht viele Möglichkeiten. Alles, was ich fin-den konnte, war eine Stelle in den Textilfabriken.

Ich bekam in einer Bekleidungsfabrik eine Arbeitsstelle bei der Firma XY 2. Die Fabrik liegt eine Stunde Fußmarsch weg von meinem Eltern-haus. Eine Rikshaw würde 15 Taka 3 (ca. 15 Cent) kosten, also musste ich hin und zurück mit einem anderen Mädchen aus dem Dorf laufen. […] Ich fing an als Hilfe mit monatlich 930 Taka (ca. 9,30 EUR). Jetzt bin ich Näherin und kriege 1800 Taka (ca. 18,- EUR) monatlich.

In der Fabrik arbeite ich täglich so lange, wie angeordnet wird. Die Aufträge oder Arbeits-aufgaben sind so, dass es unmöglich ist, nach acht Stunden den Arbeitsplatz zu verlassen. Jede Arbeiterin hat eine festgelegte Arbeitsmenge zu erledigen, bevor sie geht. Sie kennen unsere Möglichkeiten und unsere Fähigkeiten ziemlich gut und mit Absicht verlangen sie mehr von uns, sodass wir über unsere Kräfte hinausgehen müs-sen, um mit der Arbeit fertig zu werden. […] In der letzten Woche habe ich sieben Tage gear-beitet, auch am Freitag. Um die Arbeit zu behal-ten, muss ich zu jeder Zeit zu arbeiten bereit sein und mit jeder Arbeitszeit einverstanden sein. Oft arbeite ich die ganze Nacht, die Fabrik spendiert eine Banane und ein Stück Brot (im Wert von 2 Taka). Die Fabriken ziehen unverheiratete Frauen vor. Man kann uns zwingen, mehr und länger zu arbeiten, wir hätten ja sonst nichts zu tun.

Bei der Bezahlung werden wir auf verschiedene Weise betrogen. Der Lohn wird auf Grund der so genann-ten Anwesenheitskarte berechnet. Die Karte muss am Monatsende dem Auf-seher ausgehändigt werden. Bei der Lohnauszahlung, auch wenn die Arbeiterin nicht einen Tag fehlte, wer-den Abwesenheitstage berechnet und der Lohn entsprechend gekürzt. Wer protestiert, wird als Lügnerin beschimpft und bedroht, vor allem mit Entlassung. […] Ich bekomme 10 Taka für jede Überstunde (ca. 10 Cent). Ich weiß nicht, ob das so richtig ist. […] Wir Arbeiterinnen werden bei jeder Gelegenheit beschimpft, gequält und fer-tig gemacht. Wir fürchten am meisten den Vor-wurf, abwesend gewesen zu sein; die Anschuldi-gung, man sei abwesend, ist die Strafe für alles. Abwesenheit bedeutet Lohnabzug. Wir wollen manchmal einen freien Tag oder nur ein paar freie Stunden, und nur dann, wenn es unbedingt nötig ist. Aber nein, sie sagen, bleibt weg, […]. Das bedeutet Lohnabzug. Und dann beschimp-fen sie uns, weil wir nach Urlaub fragen. Es ist so niederdrückend, so hoffnungslos. Ich kann nicht verstehen, warum sie uns so gemein behandeln. Wir sind einfach nichts für sie. Bei jeder Gele-genheit sagen sie uns, wenn wir gehen, gibt es immer genug Frauen, die unsere Arbeit überneh-men.

Es ist wirklich so, ich fühle mich in der Fabrik wie am ersticken. Oft werden wir Arbeiterinnen ohnmächtig. Die Toiletten sind einfach grauen-haft. Ich fürchte mich geradezu, sie zu benutzen. Das Trinkwasser ist nicht sauber, ein Wasserfil-ter wurde installiert, funktioniert aber nicht. Ich wünsche mir, und ich bin nicht allein, wir hätten eine Gewerkschaft. Aber wer einmal protestiert, verliert sofort seine Arbeit. […] In unserer Fab-

ExpertInnengruppe D | Arbeitsbedingungen in den Weltmarktfabriken

1 Name wurde von der Redaktion geändert2 eine der sechs von den Herausgebern untersuchten Firmen (anonym)

3 Taka ist rund 1 Cent (0,01 EUR).

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Fragen

1. Welche Arbeitsbedingungen könnt ihr Rekhas Bericht entnehmen? Worüber klagt Rekha?2. Warum arbeitet sie in der Fabrik? Warum kündigt sie nicht?3. Was wünscht sich Rekha für ihre Arbeit?

Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quellen:• Kampagne für Saubere Kleidung (Hrsg.) 2008: Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und Kik? h&p Druck,

Berlin. S.34f. Online unter: www.saubere-kleidung.de/downloads/publikationen/2008-01_Brosch-Lidl-KiK_de.pdf

rik haben wir keine Möglichkeit, gegen die Obe-ren etwas zu sagen, sogar wenn sie Schlimmes tun, sind wir verpflichtet, ihren Anordnungen zu gehorchen.

Ich verbringe die meiste Zeit meines Lebens in der Fabrik. Ich habe keine Zeit für mich selber, für meinen kranken Vater und für meine Familie.

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Was ist Fairer Handel?Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit mindestens so viel verdie-nen, dass sie davon leben können.

Wenn ein Produzent oder Bauer trotz harter körperlicher Arbeit sich und seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt das zum Teil an ungerechten Welt-handelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die Strukturen anders: Die Produkte werden zu fai-ren Bedingungen hergestellt und importiert. […] Beim Fairen Handel hat den Anspruch nicht nur mit Waren zuhandeln, sondern auch auf politi-scher Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. […]

In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pio-nierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen. Seit es vielen Menschen nicht mehr egal ist, wie ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr Firmen auf die Einhaltung von Sozialstandards.

Was ist fair am Fairen Handel?Viele verbinden mit dem Fairen Handel die Zah-lung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass für bestimmte Produkte ein Fairtrade-Mindest-preis garantiert wird. Für diese Produkte muss er immer gezahlt werden – egal, wie niedrig der Weltmarktpreis liegt. Darüber hinaus wird für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die zu Genossenschaften zusammen-geschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für:■■ Bau von Trinkwasserbrunnen ■■ Bau oder Renovierung von Straßen /

Schulen ■■ Medizinische Versorgung ■■ Fortbildungen

Im Fairen Handel gelten partnerschaftliche Prin-zipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Bei Bedarf erhalten die Genossenschaften schon vor der Lieferung eine Anzahlung, die so genannte Vorfinanzierung. Auch die Umstellung auf biologische Landwirt-schaft wird im Fairen Handel stark gefördert.

Für viele Bauern ist es schwierig, ihre Ware zu vermarkten. Oft fehlt es an den einfachsten Dingen wie zum Bei-spiel einer Transportmöglichkeit der Produkte. Durch den Zusammenschluss in Genossenschaften haben die Bauern die Möglichkeit, ihre Produkte zu ver-markten, sich fortzubilden und für ihre Rechte einzutreten.

Außerdem sind im Fairen Handel ausbeute-rische Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausge-schlossen. Angestellte auf Plantagen und in Fab-riken erhalten eine angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge – alles Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.

In den Industrienationen leisten viele enga-gierte Menschen Bildungs- und politische Arbeit, um die Verbraucher zu informieren und langfris-tig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abzu-bauen.

Wer produziert fair?Alle fair gehandelten Produkte stammen von Produzentengruppen, die den internationalen Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind.

Die Produzentengruppen sind entweder Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Her-stellung von Kunsthandwerk handelt es sich häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe.

Rund 1.000 Kleinbauernorganisationen und Plantagen arbeiten weltweit mit den Fairtrade-Standards. Das sind weit über eine Millionen Kleinbauern, Arbeiterinnen und Arbeiter in über 60 Ländern die vom Fairen Handel profitieren.

Die Konsumenten entscheiden mitAlle Konsumenten entscheiden durch ihr Ein-kaufsverhalten mit, welchen Stellenwert faire Arbeits- und Lebensbedingungen im weltwei-ten Handel haben. Nur dank ihnen ist der Faire Handel möglich. Je mehr Menschen den Fairen Handel auch mit dem Kauf fair gehandelter Pro-dukte unterstützen, desto gerechter geht es im weltweiten Handel zu.

ExpertInnengruppe E | Fair Trade

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Fragen

1. Was bedeutet Fair Trade? Welche Kriterien bestimmen den Fairen Handel?2. Was hat das mit der Textilbranche zu tun?3. Was kannst du als Käufer oder Käuferin von Kleidung tun,

um die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern?

Diskutiert diese Fragen in der Gruppe und macht euch Stichpunkte,um diese später den anderen Gruppen vorstellen zu können

Quelle: www.fairtrade-deutschland.de/produkte/absatz-fairtrade-produkte

Quelle: www.fairtrade.de

Textilien – Weltreise einer Jeans

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1. Welche ist die wichtigste Erkenntnis, die du in dieser Unterrichtseinheit gewonnen hast?

2. Welche Fragen beschäftigen dich am Ende der Stunde am meisten?

3. Gibt es Maßnahmen beim Konsum von Kleidung, die du dir vornimmst umzusetzen? Wenn ja, welche?

4. Was brauchst du um dieses Vorhaben tatsächlich umsetzen zu können?

Bitte beantworte jede Frage in höchtens 2 Sätze:

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Erklärung für TeamerIn:Die Podiumsdiskussion hat mehrere Schritte: a) Einleitung durch die letzten Folien der »Reise der Jeans«; b) Situationsbeschreibung; c) Gruppen-leitung mit Rollenverteilung; d) moderierte Podi-umsdiskussion; e) Auswertung

Anleitung/Ablauf:■■ Gruppenbildung (SchülerInnen haben sich

durch das Spiel zusammengefunden oder sollen sich in Gruppen zusammensetzen)

■■ TeamerIn erklärt das folgende Thema mit Rückbezug auf die Powerpoint-Folien zu Weltmarktfabriken und leitet zur Situations-beschreibung über

■■ TeamerIn liest die Situationsbeschreibung vor■■ TeamerIn lässt die vorher gebildeten

6 Gruppen eine Rolle wählen. TeamerIn 1 übernimmt die Moderation

■■ Austeilen der Rollenkarten■■ Gruppen haben nun 10 Min. Zeit, sich in

die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente zu besprechen und ggf. neue Argumente zu sammeln

■■ TeamerInnen beraten die Gruppen währenddessen

■■ TeamerInnen bauen während der Ausarbeitungszeit Podium mit Tischen und Stühlen auf

■■ Jeweils 1 (bei großen Gruppen auch 2) SchülerInnen pro Gruppe setzen sich als RepräsentantIn einer Rolle ins Podium.

Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder nach Gruppenabsprache getauscht werden (abwechseln).

■■ Die anderen TeilnehmerInnen bilden das Publikum.

■■ Start der Podiumsdiskussion mit Begrüßung durch die Moderation (Dauer: 20 Minuten)

■■ nach 15 –20 Minuten: Beenden der Podiums-diskussion durch Moderation (TeamerIn 1)

■■ anschließend Beginn der Auswertung moderiert durch TeamerIn 2

2. Situationsbeschreibung zur Podiumsdiskussion

Ablaufplan Podiumsdiskussion zum Thema Weltmarktfabriken

Ziel: Die SchülerInnen erleben anhand der Podiumsdiskussion die verschiedenen Positionen und Interessen in den Bereichen der Produktion von Textilien und des zugehörigen Textilienhandels. Die SchülerInnen entwickeln Empathie für ArbeiterInnen in Weltmarktfabriken / Maquiladoras. Sie erkennen ihre eigene Rolle als KonsumentInnen innerhalb des komplexen Systems globalen Handels.

Zeit: 15 Minuten Vorbereitung

20 Minuten Durchführung

20 Minuten Auswertung

Methode: Podiumsdiskussionsrollenspiel

Material: • Namen- und Funktionskarten für PodiumsteilnehmerInnen • Pinnwand mit präsentationsfähigem Titel der Veranstaltung • Tische und Stühle für Podium

1. Anleitung der Podiumsdiskussion

Ziel: Die SchülerInnen können sich in die beschriebne Situation hineinversetzen, kennen Fakten und Handlungsrahmen.

Zeit: 3 Minuten

Methode: lebhaft vorlesen

Material: Situationsbeschreibung

Stellt euch vor, ihr seid in einem Land in Südame-rika. In eurer Stadt Ciudad Juarez haben sich vor einigen Jahren große ausländische Firmen nie-dergelassen, die in sogenannten Maquiladoras tausende von ArbeiterInnen beschäftigen. Seit-her kamen und kommen aus weiten Teilen der Region die Menschen in eure Stadt, um in diesen

2Textilien – Weltreise einer Jeans

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Firmen Arbeit zu finden. Eure Region war vorher hauptsächlich von Landwirtschaft und Eigenver-sorgung geprägt. Seit längerem wissen die Ein-wohnerInnen schon von den miserablen Arbeits-bedingungen und der schlechten Bezahlung in diesen Firmen. Die ArbeiterInnen haben schon unzählige Versuche unternommen ihre Arbeits-bedingungen und Gehälter zu verbessern, bisher erfolglos. Die Stadt wird auch »Stadt der toten Frauen« genannt, denn seit Jahren werden Ver-brechen an Frauen verübt, die tot aufgefunden werden oder spurlos verschwinden. Kurz gesagt, die Lebensbedingungen in Ciudad Juarez sind so furchtbar, dass vor kurzen sogar ein Hollywood-film »Bordertown« in Eurer Stadt gedreht wurde (mit Antonio Banderas und Jennifer Lopez), der die unmenschlichen Verhältnisse in den Maqui-ladoras thematisiert und viel Wirbel verursacht hat. Das Auge der internationalen Öffentlichkeit ruht auf eurer Stadt. Deshalb sind seit kurzem viele MenschenrechtsbeobachterInnen und Jour-nalistInnen vor Ort. Die Stadtregierung und auch einige MaquiladorabesitzerInnen sind unter Druck geraten und daran interessiert ihr Image zu verbessern. Ein internationaler Fernsehsen-der hat deshalb verschiedene Beteiligte zu einer Podiumsdiskussion geladen, die heute stattfin-den soll.

Es sind eingeladen:■■ Ein/e ModeratorIn ■■ Ein/e SprecherIn der

ArbeiterInnenvertretung■■ Ein/e UnternehmerIn in der Textilfabrik■■ Ein/e VertreterIn einer

Menschenrechtsorganisation■■ Ein/e VertreterIn der Regionalregierung■■ Ein/e BoutiquenbesitzerIn aus Berlin

3. Auswertung zur Podiumsdiskussion

1. Schritt: emotionale Abfrage An alle PodiumsteilnehmerInnen der Reihe nach folgende Fragen stellen:1. Wie war es im Podium zu sitzen?2. Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt?3. Was war leicht / schwer?

Ziel: Die SchülerInnen reflektieren die Podi-umsdiskussion und analysieren den Argumentationsverlauf. Sie erkennen eigene Handlungsmöglichkeiten.

Zeit: 20 Minuten

Methode: moderierte leitfadengestützte Gruppen-diskussion

Material: Leitfaden

2. Schritt: Handlungsablauf aufzeigen An Publikum folgende Fragen:1. Was ist passiert?2. Wie hat das auf euch gewirkt?3. Welche Argumente haben gut bzw.

nachvollziehbar auf euch gewirkt / welche Argumente nicht?

3. Schritt: Handlungsentscheidung

thematisieren An PodiumsteilnehmerInnen:1. Warum habt ihr in eurer Rolle so gehandelt?2. Gab es andere von euch nicht genutzte

Möglichkeiten? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

4. Welche Handlungsmöglichkeiten gab es?

An alle:1. Welche Konsequenzen zieht ihr für

euch als KonsumentInnen daraus?2. Seht ihr Handlungsmöglichkeiten

für euer eigenes Kaufverhalten?

Es sollte kein moralischer Druck erzeugt werden. Letztlich führt dies nur zu angepasstem Antwort-verhalten. (»Ab morgen mach ich nur noch das Richtige, kauf nur noch Öko-Jeans und spende mein ganzes Taschengeld etc.«. Vielmehr sollte die Atmosphäre so sein, das jede/r seine Lage und Meinung ohne Scheu offen darlegen kann und diese von der Gruppe ernst genommen und respektiert wird.

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.

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Erklärung für TeamerIn

Dies ist eine schöne aber auch anspruchsvolle Rolle. Es gilt bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Das Schwierigste ist, die eigene Rolle nicht aus den Augen zu verlieren und nicht Partei zu ergrei-fen, deshalb vorab einige Hinweise zur Rolle der Moderation:

a) bevor Moderation beginnt:■■ Moderation klären■■ wer macht Moderation (vorstellen)■■ Aufgabe/ Vorgehensweise der Moderation

erklären■■ wann tritt sie in Kraft

b) Grundsätze der Moderation:■■ nicht mitargumentieren!■■ Vermittelnde, klärende Position einnehmen■■ Position zwischen möglichst neutral bis

Repräsentant/in des Allgemein- bzw. Mehrheitsinteresse!

c) Welche Mittel hat die Moderation:■■ Fragen stellen■■ Nachfragen■■ Zusammenfassen, dabei Argumente

aufgreifen (Paraphrasieren)■■ Unterbrechen (wenn z.B. eine Person zu

lange redet)■■ Sprechende wechseln lassen■■ Position weitergeben bzw. zur Diskussion

stellen

Ablauf:■■ Begrüßung und Vorstellung des Themas der

Podiumsdiskussion (mit Bezugnahme auf die Situationsbeschreibung).

■■ Vorstellung der TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion, wie sie heißen und was sie beruflich tun (von welcher Organisation sie kommen etc.)

■■ Der Reihe nach Abfrage der Ausgangs-positionen der TeilnehmerInnen zur Thematik. Darauf achten, dass sie kurz und bündig dargestellt werden.

■■ Danach Moderation der freien Diskussion zwischen den TeilnehmerInnen, d.h. die Reihenfolge der Meldungen aber auch die Themenzusammenhänge müssen beach-ten werden, (Meldungen zu einem Aspekt des Themas haben Vorrang vor der reinen Reihenfolge der Meldungen.)

■■ Während der Diskussion darauf achten, dass alle TeilnehmerInnen zum Zuge kommen.

■■ Wenn eine Partei ihre Position ändert, dieses schlicht und sachlich unterstreichen.

■■ Auf die Zeit achten und rechtzeitig die End-runde einleiten, sodass die letzten Positionen aller TeilnehmerInnen deutlich wird. (wenn Zeit verbleibt, können auch Fragen aus dem Publikum an die PodiumsteilnehmerInnen aufgenommen werden)

■■ Die TeilnehmerInnen um ein kurzes Schluss-Statement bitten.

■■ Diskussion klar beenden, dabei bei Bedarf auf Sachzwänge wie Zeiteinhaltung verweisen.

■■ In einem Satz das Positive der Veranstal-tung zusammentragen und auf dem Diskus-sionsbedarf der verschiedenen Positionen hinweisen.

■■ Sich freundlich verabschieden.

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.

Rollenkarte: Moderation der Podiumsdiskussion

Textilien – Weltreise einer Jeans

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Du bist vor 6 Jahren mit deinen beiden Kindern nach Ciudad Juarez gekommen, um hier Arbeit zu finden, damit du deine Familie ernähren kannst. Du hast bis vor kurzem 60 Stunden die Woche als Näherin in einer Maquiladora gear-beitet und so wenig Lohn bekommen, dass es für die Versorgung nicht reichte. Deshalb hast Du zusätzlich 3 Tage die Woche nachts als Kellne-rin in einer Bar gearbeitet. Um die Arbeitsbedin-gungen zu verbessern, habt ihr euch mit einer Gruppe von Frauen in deinem Betrieb zusam-mengeschlossen. Als der Arbeitgeber die Orga-nisierung bemerkte, wurdest du entlassen. Du bist total ärgerlich und möchtest die Umstände in den Maquiladoras öffentlich machen, damit endlich etwas passiert. Du willst, dass die Regie-rung sich für eine Verbesserung der Arbeitsbe-dingungen einsetzt.

Im Einzelnen forderst du (z.B.):■■ Bezahlung der Überstunden; regelmäßige

Pausenzeiten■■ Arbeitsverträge mit festen Kündigungsfris-

ten; Einrichtung von Gewerkschaften■■ Unkontrollierte Toilettengänge; Wegfall der

kostenpflichtigen Schwangerschaftstest

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.

Rollenkarte: SprecherIn der ArbeiterInnenvertretung

Aufgabe: Lest euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle der Spreche-rin/des Sprechers der ArbeiterInnenvertretung. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

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Du bist UnternehmerIn der größten Maquiladora in Ciudad Juarez. Seit deine Firma vor 10 Jahren hier eröffnet hat, sind deine Gewinne großartig. Über 300 Arbeiter/innen sind in deinem Betrieb tätig. Du hast keinen Mangel an Arbeitskräften, denn es kommen täglich neue Arbeitssuchende in die Stadt. Du brauchst dich in Ciudad Jua-rez an keine Minimallöhne für die ArbeiterInnen halten, denn z.B. Gewerkschaften, die für Lohner-höhungen kämpfen, gibt es hier nicht. Wenn sich doch Gruppen in deinem Betrieb organisieren (da gab es auch schon des Öfteren Versuche), hast du bei der Entlassung dieser Menschen keinen Arbeitsausfall, denn es sind genügend Arbeits-suchende vor Ort. Darum konntest du deine Kos-ten enorm senken.

Außerdem brauchst du nur ganz geringe Steu-ern und Zollgebühren zahlen, was nur in einer Freihandelszone wie hier möglich ist. Deshalb hast du auch den Standort deines Betriebes nach

Mexiko verlegt. Du möchtest auf jeden Fall ver-hindern, dass Lohnerhöhungen vorgenommen werden, denn das würde deinen Gewinn verrin-gern. Der Standort in Mexiko würde für dich an Attraktivität verlieren. Du würdest darüber nach-denken, deinen Betrieb an einen anderen Ort zu verlegen. Das wäre zwar etwas Aufwand, aber in anderen Freihandelszonen würdest du die glei-chen Vorteile vorfinden. Du bist dir aber der Ver-bundenheit der Regionalregierung (von denen du alle persönlich kennst) sicher, so dass du dir heute bei der Podiumsdiskussion keine Sorgen um dein Ansehen machst.

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.

Rollenkarte: UnternehmerIn

Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der UnternehmerIn. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

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Du bist in den letzten Jahren schon oft in Ciu-dad Juárez gewesen und hast die Verhältnisse dort beobachtet. Du hast schon mehrere Arbeite-rInnen interviewt und Berichte/Artikel geschrie-ben, in denen du auf die menschenunwürdigen Zustände in den Betrieben aufmerksam gemacht hast. Die meist miserablen und unwürdigen Arbeitsbedingungen in den Maquiladoras emp-findest du als »moderne Sklaverei«. Die Wirtschaft sollte den Menschen dienen und nicht die Men-schen der Wirtschaft. Deine Organisation setzt sich dafür ein, dass Arbeitsschutzregelungen für die Menschen in den Betrieben eingeführt wer-den und die Löhne für die ArbeiterInnen erhöht werden. Es kann nach deiner Ansicht nicht sein, dass den ausländischen Firmen so viele Vor-teile (wie z.B. dass sie ganz geringe Mieten für die Gebäude und die Infrastruktur und gar keine Steuern zahlen müssen) geboten werden und die ArbeiterInnen unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen. Hinzu kommt eine große Umweltverschmutzung durch

Millionen Liter von ungeklärtem Schmutzwasser, welches täglich in die Flüsse, Meere und Kanali-sation geleitet wird.

Erst heute hast du Folgendes im Internet gele-sen: Die Maquiladora Gesellschaft (Export Pro-cessing Zone) kündigte in einer Zeitung an, sie habe ihren Mitgliedsfirmen eine Liste angebo-ten, die die Namen derjenigen beinhaltet, die Forderungen nach höheren Löhnen und besse-ren Arbeitsbedingungen stellten. Diese öffent-lich genannten Personen bekommen nun keine Jobs mehr. Obwohl diese Vorgehensweise ille-gal war, wurde von Seiten der Regierung nichts dagegen unternommen. Du machst die Freihan-delsabkommen als Zeichen der globalisierten Wirtschaftpolitik für die herrschende Situation verantwortlich.

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.

Rollenkarte: VertreterIn einer Menschrechtsorganisation

Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der Menschenrechtsbeobachter/in. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfind-bare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

1Textilien – Weltreise einer Jeans

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Du bist gekommen, um die Interessen der Region zu sichern. Die Stadt Ciudad Juarez wurde durch die Ansiedlung der Maquiladora-Industrie von einer unbedeutenden Grenzstadt zur fünftgrößten Stadt Mexikos. Hier befinden sich 15% aller mexikanischen Maquiladora-Betriebe. Die Wirtschaft der Region wurde ver-bessert. Es sind Arbeitsplätze für Tausende von arbeitslosen mexikanischen Menschen entstan-den. Viele von ihnen kommen in die Stadt, weil es hier Arbeit gibt. Und das hängt damit zusam-men, dass die zollfreien Produktionszonen einge-richtet und ausländische Investoren angelockt wurden, sonst wäre Ciudad Juarez immer noch eine unbedeutende Grenzstadt. Der Lebensstan-dard soll noch verbessert werden, aber da der Zustrom von ArbeiterInnen die Bevölkerung in 40 Jahren von 200.000 auf fast zwei Millionen im Jahr 2005 anwachsen ließ, ist es schwierig so viele Wohnungen, Straßenwege, Wasserver-

sorgung in modernem Lebensstil zu bauen. Du kannst diese Verhältnisse nicht von einem Tag auf den anderen ändern, auch wenn du es woll-test. Trotzdem versprichst du, Schritt für Schritt etwas zu ändern.

Die UnternehmerInnen in der Stadt lassen nicht mit sich spaßen. Sie sind über Beziehungen mit Polizei und Regierung (dir) verstrickt. Selbst wenn du wolltest, könntest du die Lage nicht rasch ändern, dann verlörest du deinen Posten und deine Partei würde abgewählt. Du willst aber auch die westlichen KundInnen nicht ver-prellen. Also ist dein Vorgehen ein diplomati-sches, wortreiches Nichtssagen.

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.

Rollenkarte: VertreterIn der Regionalregierung

Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der VertreterIn der Regionalregierung. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

1Textilien – Weltreise einer Jeans

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Du verkaufst Textilien wie Jeans und T-Shirts aus Billiglohnländern (wie z.B. Mexiko) mit bis zu 60% Gewinn. In Deutschland produzierte Jeans bringen dir dagegen höchstens 15% Gewinn. Du willst deinen Gewinn beibehalten. Du weißt, dass der modische Standard heutzutage hoch ist und die Modetrends sich ständig ändern. Wenn die jungen Leute »trendy« sein möchten, darf die Kleidung nicht teuer sein, sonst könnten sie es sich nicht leisten. Kleider machen Leute, das ist eine alte Weisheit. Wenn man nicht die rich-tigen »Klamotten« hat, gehört man nicht dazu und man wird ausgegrenzt. So ist es z.B. für die Jugend ein großes Problem, wenn sie sich kor-rekte Klamotten nicht leisten können. Das ist entscheidend für ihr Selbstwertgefühl.

Je mehr Kleider aus den Fabriken gekauft werden, desto sicherer sind die Arbeitsplätze in Mexiko. Du findest, es ist nicht deine Sache, wenn die Regierungen und Unternehmen in Mexiko aus-beuterisch sind. Man muss sich nach den Regeln des Marktes richten. Die KonsumentInnen ent-scheiden, was sie für wie viel Geld kaufen, da darf man sich nichts vormachen. Du hast ein bestimmtes Kleidungsangebot und siehst, was oft gekauft wird, danach richtest du dich. Wenn die Ansprüche der KonsumentInnen jedoch auf anderen Maßstäben beruhen würden (fair gehandelt usw.), würdest du sein Warenangebot darauf einstellen. So ist das eben, du musst ja auch auf die Existenz deines Ladens achten.

Rollenkarte: BesitzerIn einer Boutique

Aufgabe: Lest Euch die Rollenbeschreibung durch und versetzt euch in die Rolle des/der BesitzerIn der »Jeansbox«. Sammelt Argumente (eigene und im Text vorfindbare), die eure Position unterstreichen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Quelle: Die Vorlagen für die Texte stammen von: Schulprojekttag Wa(h)re Welt. Ein Bildungsprojekt von Soziale Bildung e.V.