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Nummer 84 | Samstag, 24. März 20122

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck – Die Rechnungscheint vorerst aufgegangenzu sein. „Der Wechsel desÖVP-Spitzenkandidaten vonFranz Xaver Gruber auf Chris-toph Platzgummer war dierichtige Entscheidung“, sagtSophie Karmasin, Geschäfts-führerin des gleichnamigenMeinungsforschungsinsti-tuts. Eine wahltaktische Per-sonalrochade, die dem neuenSpitzenkandidaten der Inns-brucker Volkspartei sozusa-gen aus dem Stand heraus 20Prozent in der Bürgermeister-Direktwahlfrage beschert undihn somit zum allseits erwar-teten und alleinigen Heraus-forderer der amtierendenInnsbrucker BürgermeisterinChristine Oppitz-Plörer (FürInnsbruck) katapultiert. SeinVorgänger Gruber war zuletztbei lediglich neun Prozent da-hingedümpelt.

Das ist ein in der TirolerLandeshauptstadt mit Span-nung erwartetes Teilergebnisjener jüngsten Umfrage desMeinungsforschungsinstitutsKarmasin im Auftrag der Ti-roler Tageszeitung. Bereits seitEnde September 2011 lässtdie TT in regelmäßigen Ab-ständen die Entwicklungenund Verschiebungen der poli-tischen Kräfteverhältnisse inder Landeshauptstadt im Vor-feld der Gemeinderats- und

Bürgermeisterwahlen am 15.April per repräsentativer Um-frage unter 400 Innsbruckern(ab 16 Jahren) durchführen(siehe Grafiken oben).

Oppitz-Plörer muss in derBürgermeisterfrage einenherben Verlust von 17 Pro-zent auf nunmehr 39 Prozenthinnehmen. Erstmals sinktsie damit unter die so wichti-ge 50-Prozent-Marke, welcheihr im ersten Wahldurchgangeine Stichwahl ersparen wür-de. Zwischen Oppitz-Plörerund Platzgummer liegen zwarimmer noch komfortable 19Prozentpunkte – eine Stich-wahl am 29. April dürfte ausheutiger Sicht dennoch ziem-lich fix sein.

War der Traum auf den Bür-germeistersessel für den Restdes Schützenfestes bereitsnach den ersten Umfragen re-

Aus dem Stand Herausforderer Nr. 1Nach der VP-Personalrochade verliert Oppitz-Plörer in der Bürgermeister-Direktwahlfrage massiv. Eine

Stichwahl mit Platzgummer scheint fix. FI, Grüne und ÖVP liefern sich Parteien-Dreikampf um Innsbruck.alistischerweise ausgeträumt,so müssen sich die übrigensechs Bürgermeisterkandi-daten nun wohl auch vomMinimalziel Stichwahl verab-schieden. Das abgeschlageneVerfolgerfeld führt Marie-Lu-ise Pokorny-Reitter (SPÖ) an.Ihr gelingt es, fünf Prozentdazuzugewinnen (14 %) undauch den bisherigen Oppitz-Plörer-Verfolger Nummereins, Rudi Federspiel, aufden vierten Platz (11 %, -2)zu verweisen. Sonja Pitschei-der von den Grünen gewinntleicht (10 %, +1), währenddahinter August Penz (FPÖ)mit unverändert vier Prozentvorliebnehmen muss. JosefStingl (KPÖ) und AlexanderOfer von der neu in die Wahl-schlacht eingestiegenen Pira-tenpartei liegen Kopf an Kopfbei einem Prozent.

Spannung verspricht auchwieder die Frage nach derVorherrschaft im InnsbruckerGemeinderat. Platzgummerscheint mit seinen Persön-lichkeitswerten auch das Um-frage-Ruder der Volksparteiherumreißen zu können. Miteinem Plus von vier Prozent(19 %) ist der Abwärtstrendder letzten Monate vorerstgestoppt. An der Spitze mat-chen sich nach wie vor dieBürgermeisterliste Für Inns-bruck (FI, 22 %) und Grüne(21 %). Beide müssen jedochVerluste verkraften. Den grö-ßeren Brocken hat dabei dieFI mit einem Minus von fünfProzent zu verdauen, wäh-rend die Grünen mit einemProzentpunkt weniger nochglimpflich davonkommen.„Damit liegen beide jetztunter Berücksichtigung derSchwankungsbreiten prak-tisch gleichauf“, sagt Kar-masin. Auch sie erwartetin den noch verbleibendendrei Wochen ein spannen-des Kopf-an-Kopf-Rennen.In Kombination mit der er-

„Die Bürgermeis­terin hat in der

Direktfrage dramatischverloren. Eine Stichwahlist wahrscheinlich.“

Sophie Karmasin(Geschäftsführerin) Foto: Karmasin

starkten ÖVP kündigt sich einDreikampf um die Macht an.

Die SPÖ belegt dahinter mit16 % (+1) Platz vier. Erst mitRespektabstand folgt die Lis-te Rudi Federspiel (11 %, +1).Zurück in den Umfragekellerheißt es für die FPÖ. Sie sacktum vier auf nunmehr sechsProzent ab. Dahinter liegender Tiroler Seniorenbund unddie Piratenpartei mit je zweiProzent gleichauf. Letzterengelingt es sogar auf Anhieb,die KPÖ zu überholen. Somit

bilden die Kommunisten miteinem Prozentpunkt das En-de im Parteien-Ranking.

Dass das Bürgermeister-Duell Oppitz-Plörer gegenPlatzgummer auch einen ge-wissen Mobilisierungsschubin der Wählerschaft auslösenkönnte, scheint ein weiteresinteressantes Ergebnis der TT-Umfrage (siehe Grafik linksunten) aufzuzeigen. Noch En-de Februar gaben 45 Prozentder Befragten, die bei der letz-ten Wahl 2006 nicht bzw. un-

gültig wählten, an, dass dieneu eingeführte Bürgermeis-terdirektwahl kein Grund sei,am 15. April wählen zu gehen.Nach der VP-Rochade scheintsich das Blatt wieder gewen-det zu haben. 49 Prozent derNichtwähler wollen zur Wahlgehen, 33 Prozent (-12 %)nicht. 18 Prozent geben aufdiese Frage keine Antwort.

Die Ausgangslagen sind so-mit bezogen – in drei Wochenhaben die Innsbrucker dasletzte Wort.

Quelle: Karmasin Motivforschung;Grafik: Art Direction Moser Holding

BM-Direktwahl als Wahlmotiv

Thema des Tages: Gemeinderatswahl in Innsbruck

Innsbruck – Es kann nureinen geben. Vieles imschwarz-gelben Bruder-Schwester-Duell zwischenÖVP und der Bürgermeis-terfraktion „Für Innsbruck“deutet im laufenden Wahl-kampf darauf hin, dass esunter den zwei derzeitigenSpitzenkandidaten Chris-toph Platzgummer undChristine Oppitz-Plörer zukeiner neuerlichen Zusam-menarbeit kommen wird.Die Wähler sehen das lautTT-Umfrage (siehe Gra-fik rechts) aber anders: Ei-ne knappe Mehrheit von51 Prozent ist der Ansicht,dass ÖVP und FI auch nachdem 15. April wieder koa-litionsmäßig an einem Re-gierungsstrang ziehen sol-len. 25 Prozent finden diesnicht, 24 Prozent machenzu dieser Frage keine Anga-ben.

Zumindest aus heutigerSicht meinen 30 Prozent,dass der SPÖ – sie bildetseit 2006 zusammen mit FIund ÖVP in Innsbruck eineRegierungskoalition – für

die nächsten sechs Jahreeine Auszeit auf der Oppo-sitionsbank gut täte. 14 %der Befragten fordern diesfür die Bürgermeisterfrakti-on FI, immerhin 23 Prozentauch für die ÖVP. Ungeach-tet dessen haben 43 Prozentin dieser Frage aber keinePräferenzen.

Befragt, ob der Spitzen-

kandidatenwechsel vonFranz Gruber auf ChristophPlatzgummer sinnvoll ge-wesen sei, bestätigen dies37 % mit Ja. 38 % findendies nicht (25 % keine Anga-be). Ganze 71 % sagen, dassPlatzgummer kein Grundsei, jetzt die ÖVP zu wählen.Für 20 % ist dies jedoch sehrwohl der Fall. (mami)

FI/VP-Zusammenarbeit auchnach Wahl, Auszeit für SP

Quelle: Karmasin Motivforschung; Grafik: Art Direction Moser Holding

Koalition oder Opposition?