Definition Trauma WHO 1991
•Kurz- oder langanhaltende Ereignisse oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde
! Ein Trauma ist überwältigend, lebensgefährlich, über alle Maßen erschreckend,
! etwas, das man eigentlich nicht verkraften kann,
! verbunden mit der Überzeugung, dass man es nie verwindet,
! so schlimm, dass man nachher denkt, es könne nicht passiert sein,
! mit enormen seelischen und/oder körperlichen Schmerzen verbunden,
! etwas, das von unserem Gehirn aufgesplittert oder ganz verdrängt wird.
•(Michaela Huber)
! Unfall, Gewalterlebnisse, Krieg, Flucht, Folter, Naturkatastrophen, Überfall, Amoklauf
! Plötzliche schwere Erkrankung oder Verlust
! Kinder: Krankenhausaufenthalt, Verlorengehen
! Aufwachsen mit einem traumatisierten Elternteil
! Jede Form von Missbrauch (geistlich, emotional, körperlich, sexuell)
! Vernachlässigung
Traumata
Warum kommt es zu Traumafolgestörungen?
Nicht das Trauma selbst macht krank, sondern der dadurch verursachte
Stress, der wie Gift wirkt.
Was passiert bei einem Trauma?
Es kommt zu:
• überflutender Angst
• Erleben von Ausgeliefertsein (keine Flucht möglich)
• Ohnmacht (kein Wehren möglich)
Die Traumazange nach Michaela Huber
Angst! Was kann ich tun?
Panik!
Trauma
Herzklopfen
Muskel-anspannung
FreezeDie normale Körperreaktion kippt
Unterwerfen Aufgeben Leere – Nichts geht mehr
Herzschlag wird immer langsamer Muskeln erschlaffen
Gedanken, inneres Geschehen
Körperreaktionen
Flucht KampfSympathikus
Para-sympathikus
Dissoziation
Bindung
Traumatisierung• Wenn das Erleben des Traumas die
Bewältigungsmöglichkeiten eines Menschen überstiegen hat.
• Wenn der Mensch das Trauma nicht verarbeiten konnte.
• Wenn Erinnerungen und Gefühle abgespalten sind, die Person wenig oder keinen Zugang mehr dazu hat.
• Wenn diese Person Symptome einer Traumafolgestörung aufweist.
Erschwerende und schützende Faktoren
• Zeit der Traumatisierung – je jünger, desto weniger Bewältigungsmöglichkeiten
• Art und Schwere des Traumas (menschliche Gewalt, sexuelle Gewalt)
• Wiederholungen • Täter (nahestehend, mehrere)
• Resilienz – Faktoren, die die Widerstandskraft erhöhen, z.B. Charaktereigenschaften (optimistisch – sensibel)
• Ressourcen – alles was langfristig gut tut • Bindung als einer der wichtigsten schützenden Faktoren
Informieren über Trauma und Folgen -> verstehen lernen, warum …
Du bist nicht verrückt, sondern das, was mit dir geschehen ist. Du hast reagiert auf eine verrückte Situation
Akute Belastungsreaktion
• Angstzustände und erhöhte Schreckhaftigkeit • Alpträume und Schlafstörungen • Häufiges Wiedererleben von Teilen des
Traumas • Vermeidung von Trauma-Reizen • Empfindungslosigkeit, Rückzug • Umwelt, Körper und Gefühle nicht richtig
wahrnehmen können • Konzentrations- und Leistungsstörungen • Gereiztheit und Impulsdurchbrüche
Posttraumatische Belastungsstörung! Wiedererleben
− Erinnerungsbruchstücke, Träume, Flashbacks ! Einschränkung − Amnesie − Vermeidung − dissoziative Zeichen (Derealisation,
Depersonalisation) − Rückzug − depressive Verstimmung
! Übererregung
Komplexe posttraumatische Belastungsstörung
! Alles stärker ausgeprägt als bei der PTBS ! Ausgeprägtere dissoziative Symptome:
Gedächtnislücken, getrennte Anteile ! keine Kontrolle über verschiedene Zustände ! Störungen der Selbstwahrnehmung (Opferrolle,
Scham- und Schuldgefühle) ! Beziehungsstörungen (Rückzug, Misstrauen) ! Somatisierung (oft wechselnde Körperbeschwerden) ! Veränderung von Lebenseinstellungen
Es entsteht im Inneren eine eigene Welt mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen
viele verschiedene Meinungen
Chaos und Durcheinander
ANP= anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil
Meistert den Alltag, erscheint normal
ANP verleugnet, hat Angst vor den Gefühlen und all dem Unkontrollierbaren
Amnesie für das Trauma
Gleichgültigkeit Betäubungsgefühl kontrollierend
entwickelt
EPs - geprägt von der Situation, in der sie entstanden sind:
• Flucht: sich verstecken, weggehen, davonlaufen
• Kampf: sich wehren, angreifen, um sich schlagen
• Freeze: erstarren, sich nicht mehr bewegen können
• Submit: völlig erschlaffen, sich wegträumen
Heraustreten aus dem Körper
Neben sich stehen
Nicht Fühlen
Entstehung oder Wechsel von Anteilen
Dissoziation verstehen
Dissoziative Identitätsstörung Multiple Persönlichkeitsstörung
• Dissoziation ist noch stärker ausgeprägt • Derealisation und Depersonalisation • Mehrere Persönlichkeitsanteile, die im Alltag
wechselweise das Leben übernehmen, (wahrnehmbare) Persönlichkeitswechsel
• Oft viele innere Anteile • Amnesie und Zeitverlust • Identitätsunsicherheit
Typische Einschätzungen im christlichen Umfeld
• Hoffnungsloser Fall?
• Dämonisch belastet?
• Rebellisch und widerspenstig, • sie will nicht wirklich!
• Selbst schuld!
Kein christlicher Druck!
Die meisten Betroffenen bringen sich schon selbst unter Druck. Sie wollen, dass sich etwas ändert, erleben sich aber ihrem inneren Geschehen völlig ausgeliefert.
Jana Herzberg
Vorsicht mit Befreiungsdienst!• Betroffene zeigen oft folgende Phänomene:
• Sprechen in unterschiedlichen Tonlagen • Wechseln die Persönlichkeit • Ändern Gesichtsausdruck oder/und Körperhaltung • Haben oft wehrhafte aggressive Anteile, die voll Wut,
Zorn und Hass sein können • Haben manchmal das Gefühl nicht allein in ihrem
Körper zu sein • Hören Stimmen • Können die Kontrolle nicht loslassen • Wünschen sich dass das Böse in ihnen endlich weg ist
• Aber • Persönlichkeitsanteile kann man nicht austreiben!
In der Seelsorge und der Therapie:
…verschiedene Ansätze und deren Auswirkungen
…durch welche Brille schauen wir…
• Organisch – körperliche Erkrankungen
• Geistig – Sünde, dämonische Ursachen
• Systemisch – Ausdruck von einem dysfunktionalem System
• Lerntheoretisch – was ist davon erlernt?
• Analytisch – was ist Ausdruck eines ungelösten, neurotischen Konflikts?
• Gebetsseelsorge – Verletzungen und eigene Reaktion darauf
• Trauma-Basiert –
es gab Bedrohungs- und Angsterlebnisse mit neurobiologischen Veränderungen, die zu den heutigen Symptomen führen.
Neuroplastizität
• Die Formbarkeit unseres Gehirns…
• …ist in den ersten sechs Jahren am größten.
• …bleibt unser Leben lang bestehen.
Unser Gehirn ist veränderbar…
…durch die Art der Erfahrungen, die wir gemacht haben und noch machen werden.
…durch die Art, wie wir es nutzen.
Je nach Häufigkeit, Dauer und Intensität der Nutzung werden aus geknüpften Neuronen-Verbindungen:
• Kümmerliche Pfade
• Wege
• Straßen
• Autobahnen
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