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382 Bericht: Specielle an~lytische l~[ethoden.

dem Albukalin verglichenen AmidokSrper, Glycocoll, Leucin etc. sind durch ihr Verhalten zu salpetriger S~ure so scharf eharakterisirt~ dass es nSthig gewesen w~re, dieses Reagens auch bei dem Albukalin in An- wendung zu bringen, um fiber die Beziehung des fraglichen Stoffs zu den genannten AmidokSrpern Gewissheit zu bekommen. (N.)

Ueber die Trommer'sche Zuckerreaetion im Harn. Die bekannte Thatsache, dass schwaeh zuckerhaltiger Urin die F e h 1 i n g'sche Kupfer- lSsung beim Kochen wohl reducirt, die Ausseheidung veto Kupferoxydul aber ausbleibt, veranlasste M a I y*) den Grund dieser Erscheinung zu erforschen.

Um zun~chst zu sehen, wie welt die, die T r o m m e r'sehe Reaction

verdeekende Eigensehaft yon normalem Harne geht, wurde folgende Ver- suchsreihe mit dem iV[orgenharne eines gesunden 30j~hrigen Mannes veto 20. J~nner nnternommen. Die zum l=Iarne gefOgte ZuckerlSsung war uus im Yaeuum getrocknetem k~ufiiehem Traubenzucker bereitet.

I. E i n p r o e e n t i g e Z u e k e r i S s u n g . CC. Hazn CC. ZuckerI~s. Resul~ate der Trommer'schen Probe.

1. 5 und 1/2 Kein Oxydul, gelb and k l a r bis auf 2. 5 1 einige Phosphatflocken.

3. 5 11/2 Beim Erhitzen, selbst his zum Kochen 4. 5 2 5. 5 3 gelbe oder braun-gelbeLSsungen ohne 6. 5 4 Abscheidung yon gelbem oder rothem 7. 5 5 Oxydul. l~ach einigen Stunden waren

in allen Proben immer dunkelwer- 8. 5 6

dende~ schmutzig grUne, schwebende 9. 5 7

Ausscheidungen. 10. 5 10 11. 5 20 t ~Tunmehr trat starke gelbe F~tllung

12. 5 2 5 - - 3 0 t Bin. IL M i t z w e i p r o c e n t i g e r Z u c k e r l S s u n g .

cc. tIarn. CC. Zuckerl~s. 5 mit 1/2 bis 2 I Kein Oxydul; nueh einiger Zeit leichte

Floeken. 5 << 21/2 bis 5 ~ Erst nights, nach einigem Stehen schmutzig

gr~ine Tr~bung. 5 << 8 ~ Iqun lebhaft gelbe F~llung~ die bald roth-

braun wurde. Warde sofort als Zueker- reaction gelten.

*) Sitzb. d. K. Acad. der Wissensch. 1Khrzheft 1871. Veto Yerf. eingeschickt.

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2. Auf Physiologie und Pathologie beziigtiche. 383

Es genfigen diese wenigen Versuche, um zu sehen, wenn man nach der Abscheidung des Kupferoxyduls urtheilt, wie sehr viel Zucker man tibersehen kann. Vielleicht mitunter noch mehr. der Probeharn war kein

besonders ausgewghlter, doeh waren die meisten anderen yon M a l y un- tersuchten Harne eher quantitativ in ihrer Hemmungswirkung naeh-

stehend *). Wie noeh einige norma!e Harne, so wurden aueh einige pathologisehe

in dieser Riehtung geprfift. Letztere stammten yon folgenden Krank-

heitsf~llen : 1. Pericarditis. 2. Insuff. v. Aort. 3. Emphys/ pulmon.

6. Tuberculos.

5. Myelitis u. Exudat. pleurit. 6. Tremores potator.

7. Perityphlitis.

8. Tumor. lienis. (?) und gaben alle mit etwas Zucker versetzt (1 CC. 1 Proc. LOsung auf 5 CG. ttarn) ein negatives Resultat, mit Ausnahme yon Nr. 6, einem klaren, ungemein blassen Harn, der die zugeft~gte kleine Zuckermenge durch einen deutlichen orangen Niederschlag anzeigte.

Dem allen gegenfiber waren ein paar Versuche fiber die Empfind-

lichkeit der Trommer'schen Probe mit reiner TraubenzuckerlSsung ange- zeigt. Es wurde dazu eine 1 Proe. ZnekerlSsung genommen. Yon ihr gingen circa 20 Tropfen auf 1 CC. ; ein Tropfen enthielt also 0,0005 Grm. Zucker. Wurden zwei Tropfen mit etwa 5 CC. Wasser gemiseht, so erhielt man bei Ausftthrung der Probe wghrend des Erhitzens einen

rothen Schimmer, und nach einigen Minuten einen deutlichen Kupfer- oxydulniederschlag. Dr@ vier Tropfen gabeu die Reaction steigend deutlicher, ein Tropfen kaum mehr. Es ist also bei einer Flfissigkeits- menge yon 5 CC. 1 Milligramm Zucker die Grenze, aber dessen Nachweisung gelingt sicher. Wurden Statt 5 CC. Wasser, 5 CC. eines Harns genommen, so blieb die Reaction auch aus: wenn start zwei Tropfen ZuckerlSsung 1, 2 oder 3 CC. zugesetzt wurden, daher die 20- und 30faehe Menge Zucker hierbei nieht aufgefunden werden kann, gegent~ber reinem Zuckerwasser, und tier Harn als eine ffir die T r o m m e r ' s c h e Reaction hOchst s t S - r e n d e Flfissigkeit bezeichnet werden muss.

*) Es h~ngt dabei auch yon der Ausfithrung der Reaction einiges ab. Meist setzt man nur so viel Kupfervitriol zum alkalisirten Harn, dass sich das ausge- schiedene blaue Hydroxyd wieder l(}st, so wurde auch hier verfahren. Setzt man den Vitriol aber bis zur bleibenden Tr~ibung zu~ so erh~lt man fr~iher die Oxydulabscheidung, wenngleich meist schmutziggr~in.

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38~ Bericht: Speeielle analytische Methoden.

Die Negafivit~tt der Reaction bezieht sich aber nieht darauf, dass keine Reaction des Knpferoxydes statthat, denn diese findet wie an der Gelbf~trbung der blauen Fl~ssigkeit beobachtet wird, wirklich und resp. reichlieh s~att, sondern, wie schon angedeutet wurde, auf das Ausbleiben der Kupferoxydnl-Ausscheidung, und K/ihne in seinem trefflichen Lehr- buche sagt: ~der normale Harn muss demnach noch Stoffe enthalten, welche mit freiem Alkali gemischt Kupferoxydul in LOsung zu erhalten

vermSgen.,~ M a ly hat durch mehrfache Versuche die einzelnen KSrper des

Harns auf die StSrung der Zuekerreactioa untersucht. Sie wurden aus- geftihrt mit 1 und 3 proc. ZuckerlSsung.

H a r n s t o f f. 5 CC. einer zweiprocentigen HarnstofflSsnng, also yon dem durchschnittlichen Concentrationsgrade des Hams mit 1 CC. einer einprocentigen ZuckerlSsung gaben die Reaction in unver~nderter Weise. Auch als ein ziemlich grosser HaI~stoffkrystall in etwa 3 CC. Wasser gelSst war, liessen sieh darin 2/~ 0 CC. einer einprocentigen ZuckerlSsnng nachweisen, durch eine 0xydulf~llung einige Secunden nach dem Erhitzen zum Kochen. Munches ~Ial wird die erst gelbe 0xydulfallung bald miss-

farbig. H a r n s ~ u r e stSrt in geringer Menge, wie sie etwa im Harn vor-

kommen kann, nicht. Bei grSsseren Mengen wird durch die Bildung ~on wahrscheinlich harnsaurem Kupfer die Entstehung einer klaren blauen Fltissigkeit verhindert, es seheidet sich ein mflchig trttbender Niederschlag ab, aber beim Erhitzen bekommt man immer noeh eine Oxydulf~llung.

Ebenso wurde als nicht stSrend beobachtet die Gegenwart yon Milch- s~ure, Oxalsiiure, Taurin, Parabans~iure, Glycocoll und Alloxan.

Hingegen ist die Anwesenheit yon Kreatinin, wie auch K ~ h n e an- gegeben hat in dessen Lehrbuch pug. 520 (naeh Versuchen yon W i n o - g r a d o f f), ~on wesentlichem Einfluss, und ~[ a ly hat denselben genauer quantitativ verfolgt.

Es wurde dazu schSn krystallisirtes, arts Harn gewonnenes salzsaures Kreatinin ben~ltzt, und eine LSsung davon in der Concentration bereitet, dass sie 1,32 Procente salzsaures Kreatinin oder 1,00 Proeent Kreatinin enthielt. Von dieser LSsung wurden steigende Mengen zu je 1 CC. einer lO/o ZuckerlSsnng gesetzt, und damit die T r o m m e r ' s c h e Probe mR thunlichster GleichfSrmigkeit ausgeftihrt. (Das Kupfersulfat wurde zur alkalisirten LSsung immer in der Menge zugetropft, dass eine blaue, stark trttbe LSsung entstand.)

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2. Auf Physiologie und Pathologie bezOgliche. 385

CC. Zuckerl~s. CC. Kreatininl~s.

1 und ~/'2 Reiche orange F~llung. t ~< 1--11/2 Etwas sp~tter gelbe F/~llung.

1 ,~ 2 I Beim Erhitzen his zum Kochen gelb 1 ,< 2 ~/2 I und klar ; nach einiger Zeit schwaeh

gelber ~iederschlag. 1 <, 3 Gelb, Mar und so bleibend. Um noch n~ther die Grenze der ausbleibenden F/~llung zu bestimmen:

cC. Zuckerl~s. CC. Kreatininl~s.

1 und 2,7 Kleine Spuren Kupferoxydul. 1 ,, 2,8 Bleibt Mar. Sonaeh w~ren, da die KreatininlSsung einprooentig ist, eben 0,028 Grm.

odor 28 Nilligramm hinreichend, die durch 10 Milligramm Zueker ab- gesehiedene Kupferoxydulmenge zu 15sen. Wird die Kreatininmenge vermindert, so wird naeh kurzem wenigstens eine Kupferoxydulabseheidung beobachtet.

Nach F e h l i n g und I q e u b a u e r reduciren 180 Gewichtstheile Zueker 396,8 Gewichtstheile Kupferoxyd, also 0,01 Gramm Zueker 0,0220 Gramm Kupferoxyd. Diese l~Ienge Kupferoxyd, resp. davon stammendes OxyduL ~ 0,01978 Gramm, miisste in 0,028 Gramm Kreatinin ge]Sst bleiben. Dividirt man beide Zahlen, n~mlich 0,028 Kreatinin und 0,01987 Kupferoxydul dureh ihre Atomgewichte, so erh~lt man Zahlen, welche sich yerhalten wie 1:1,1, odor ein Molekfil Kreatinin h~lt gelSst 1 Atom Kupferoxydul (Cu~---31,7). Diess sprieht nun dafar, dass das Xreatinin mit Kupferoxydul ein h[etallderivat im bezeichneten Atomen- verh~tltniss gibt, nnd class diese Yerbindung durch Kali nieht zerlegt wird, etwa so wie Kali bei Gegenwart Yon Weins/~ure das Kupferoxyd nieht f~tllt.

Da es yon Interesse war, die StSrung veto Kreatinin auf die Zucker- reaction genauer zu kennen, wurden noeh mehrere quantitative Bestim- mungen ausgeft~hrt. Dabei wurden naeh versehiedenen Versuehen die besten Resultate durch auf folgende Weise angestellte Titrirversuche ge- wonnen. Es wurde eine gewogene Quantit/~t Yon meist salzsaurem Kreatinin in Wasser gelSst, mit etwas Kali und einigen CC. einer verdtinnten Zucker- 10sung versetzt, dann erw~rmt, und unter fortw~hrendem geisshalten der Flas- sigkeit in einem KSlbehen eine KupferlOsung Yon bekanntem Ct~ qehalt so lunge "¢orsichtig zutrOpfeln gelassen, bis das erste Kupferoxydul sich auszu- scheiden begann. Die Flassigkeit imK~Ibchen f/~rbte sich hierbei in dem Maasso

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386 Bericht: Specielie ~nalytische Methoden.

als Kupferoxydul in der Flttssigkeit sich 16ste, gelb, dann roth, ward aber nach einigem Stehen bei Luftzutritt grtin.

Y e r s u c h 1. 0,1788 Gramm salzsaures Kreatinin verbrauchten 6,4 CC. Fehling'scher L0sung (Yon 0,3463 Gramm Kupfervitriol in 10 CC.) bis zum Auftreten der ersten erkennbaren Trtibung dutch Cu 2 0 in der diessmal dunkel gewordenen Fltissigkeit,

Verh~ltn. Kreatinin: Cu20 z ld9:0 ,87"

V e r s u c h 2. 0,2733 Gramm salzs~ures Kreatinin brauchten bis zum Auftreten des ersten gelben Kupferoxyduls 20,2 CC. einer alkalischen KupferlSsung in der das Kupferoxyd durch Glycerin gelSst erh~lten wurde, and yon der 1 CC. gerade 0,005 Gramm Kupferoxyd enthielt. Dieselbe Kupferl6sung diente auch zu nachfolgenden zwei Versuchen.

Verh~ltn. Kreatinin : Cu20 ----- 1~82 : 1,27.

V e r s u c h 3. 0,2723 Gramm salzsgures Kreatinin hielten in LSsung das 0xydul "~on 26,3 CC. obiger KupferlOsung.

Verh~tltn. Kregtinin: Cu 2 0 ~ 1,82 : 1,65.

V e r s u c h 4. 0,2314 Gramm salzsuures Kreatinin verbrauchten 20,8 CC. KupferlSsung.

¥erhgltn. Kreatinin: C n 2 0 ~ 1,54: 1,31. Ein ftinfter Versuch wurde in anderer Weise ausgeftihrt, indem

dabei KupferlSsung im Ueberschusse zugesetzt, das ausgeschiedene Knpfer- oxydul abfiltrirt und dann in der alkalisehen roth gef~rbten LSsung die Menge des gel6sten Kupfers auf gewichtsanalytischem Wege bestimmt wurde.

V e r s u c h 5. Auf 0,1310 Gramm salzs~ures Kreatinin wurden nach obigem Verfahren 0,061 Grumm Kupferoxyd gefunden.

Verhgltn. Kreatinin : Ca20 --: 0,87 : 0,76.

Bezieht man in diesen Yersuchen das Verhi~ltniss des in der alka- lischen L6sung gebliebenen Kup[eroxyduls zum Kreatinin ~uf 1 5[olektil des letzteren, so erh~tlt man Atome Kupferoxydul Cn~0 ( C u ~ 3 1 , 7 ) :

Yersueh 1 Molek. Kreatinin 1 Atom Cu20 0~7 ,< 2 ~< << 1 << << 0~7 ,< 3 << << 1 << << 0,9 ¢ 4 << << 1 << << 0 , 8

<< 5 << << 1 << << 0,9 Die nur m~ssige Uebereinstimmung der erhaltenen Zahlen, welche

man hierbei wohl auch nicht so genau wie bei einer acereditirten

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2. Auf Physiologie und P~thologie beztigliche. 387

chemischen ~ethode verlangen kann, liegt zum Theil darin, dass man in der mitunter ziemlicb dunkel gewordenen Flt~ssigkeit sich nicht so gen~u t~ber das erste Eintreten des ausgeschiedenen Kupferoxyduls orientireu kann, doch kann man wohl annehmen, dass 1 MolektilKreatinin 1 Atom Kupferoxydul entspricht, nnd dass dieses durch jenes in der alkalischen Flt~ssigkeit gel6st erhalten wird.

Bleibt man aber genau bei den Versucben und nimmt statt 1 Atom C%0 nut 0,8, so hglt ein Molekt~l Kreatinin (-~-113) 57,12 Gewichts- theile Cu20 in LSsung, und da diese Menge yon 28,8 Gewiehtstheilen Zucker erzeugt wird, so verdecken 113 Gewichtstheile Kreatinin die An- wesenheit yon 28,8 Gewichtstheilen Zucker, oder in ann~hernd runder Zahl 4 Gramm Kreatinin die Anwesenheit yon 1 Gramm Zueker.

Daraus sieht man, dass die kleinen Zuckermengen des normalen B~rns sonaeh nicht durch Cu20-Abscheidung aufgedeckt warden k~nnen. l'~ach N e n b a u e r betr~gt die tgglich ausgeschiedene Xreatininmenge circa 1,00 Gramm, was auf die durchschnittliche Barnmenge yon 1500 CC. in Procenten 0,067 maeht, und es sollte, was an Zucker tiber ein ¥iertel davon betragt, durch die Trommer'sehe Probe nachweisbar sein.

Wir haben gesehen, dass diess nicht tier Fall ist, nnd dass viel mehr Zucker der Reaction entgeht.

Es musste also noch nach anderen KOrloern gesehen werden. Dabei liess sich zun~chst an Xanthin etc. denken, wegen ihrer dem Kreatinin analogen Constitution, aber ihre Menge ist offenbar zu klein.

Es hat sieh jedoch gezaigt, dass ganz besonders die KSrper bier zu nennen sind, welche dutch Thierkohle dem Barn entzogen werden. Gute Thierkohle entfgrbt stark gelben Ham rasch und vollstS.ndig in etwa einstandigem Digeriren. (~Nach meinen Erfahrungen entfgrbt gut mit Salzs~ure ausgezogene, grtindlich ausgewaschene und unter Wasser aufbe- wahrte Thierkoble in gentigender Mange zu selbst sehr stark tingirtem Barn gesetzt~ denselben sofort vollst~ndig. 17.) Die entf~trbte gleich concentrirte Fltissigkeit gibt unter gleichen Umst~nden nach Zuekerzusatz die Cu20-.'4_bseheidung w e l t e h e r , und d i e R e a c t i o n be i w e i t e m r e i n e r , das 0xydtfl ist gelb oder orange nnd nicht so missfarbig schmutziggrt~n, wie bei nicht entf~rbtem Itarn.

Eigenar ~orgenharn mit steigender Menge 1% ZuckerlSsung ver- setzt, und die Trommer'sche Proben ganz gleich gemacht:

~ r e s e n i n ~ - ~ o l t ~ a h ~ ¢ ~ V T . ' h . . . . .

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3S8 Bericht: Specielle a~lalytische Kethoden.

5 CC. Harn mi~ 1 CC. F e h 1 i n g 's L6sung t und 1/2 CC. ZuckerlSsung

5 CC. Ham mit t/~ CC. ZuckerlSsung und 2 CC. F e h l i n g ' s LSsung

5 CC. Ham mit 1 CC. ZuckerlSsung

a 9 gelber Ham 5) en~farbt

nichts ; nichts ;

die rasch nie- nichts, bloss der fallenden Phosphate ; Phosphate

deutlich gelb ;

gelber Nied~r- und 8 CC. F e h ! i n g ' s L6sung nichts ; schlag ;

5 CC. guru mit 2 CC. ZuckerlSsung undeutlich stark gelber und ~ CC. F e h 1 i n g 's LSsung gelb : ~Niederschlag.

Der Unterschied zwischen gelbem und entf~rbtem Ham ist recht auf- fallend, und abgesehen -con dem viel frt~heren Eintreten des Niederschlages ist dieser nieht stSrend gef~trbt.

Unter die Substanzen, welche die Kohle dem Ham entzieht, gehSrt, wie man neuestens durch S c h u n k n n d N e u b a u e r weiss, die Oxalur- saute, deren amidartige Constitution auch wieder um ein kleines der T r o m m e r ' schen Probe hinderlieh sere kann. Wesentlicher ist aber der Farbstoff des Harns selbst, den man als im hohen Grade Ca20 16send bezeichnen muss, and man wird daher bei einer einigermaassen genaueren Zuckerreaetion, falls man nicht einen diabetisehen ttarn par excellence ,¢or sich hat, nicht unterlassen kSnnen, den Ham zu entfgrben.

M a l y butte die Entf~rbungskohle mit Alkohol digerirt, auch einmal damit ausgekocht, aber dabei wird tier Farbstoff yon der Kohle nicht wieder losgelassen, und das abgedampfte alkoholische Extract, das sehr wenig gefgrbt ist, h~lt zwar etwas Cu20 in LSsung, aber nicht der Differenz

'~on gelbem und farblosem ttarn entsprechend. Da man Harnfarbstoff nicht rein darstelten und also nicht w~gen

kann, so kann man nieht die Cu20 15sende Kraft desselben mit der -corn Kreatinin quantitativ vergleichen, aber durch zahlreiche Proben hat ~ a l y gefunden, dass der st6rende Einfluss des Farbstoffes auf die Trommer'sehe Probe "~iel gr6sser ist, als der des Kreatinins.

Was die Frage anbelangt, ob das Kreatinin als solches oder durch seine Zersetzungsproduete mit Kali Cu20 16send wirkt, so ist das durch folgendes erledigt. Friseh gefaUtes rothes Kupferoxydu], namentlieh leicht aber oranges Oxydulhydrat 16st sieh in w~ssrigem salzsaurem Kreatinin and diese Flgssigkeit wird durch Kali n i c h t gef~llt. Oder was dasselbe

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2. Auf Physiologie und Pathologic bezf@iehe. 389

ist, in einer L0sung yon Kupferchlortir (durch AuflSsen yon Cu20 in Salz- siure erhalten) hindert Kreatinin die Ausfillung des Oxyduls. Diess be- ~'eist, dass ein Zersetzungsproduct des Kreatinins, z. B. Ammoniak etc., nicht dabei im SpiNe ist, und dass letzteres dutch die Eigenschaft eine dutch Kali nicht zersetzbare Kupferoxydulverbindung zu geben ausge- zeichnet ist.

In Bezug auf das Ammoniak herrscht tiberhaupt eine irrige Neinung, die in einige B%her t~bergegangen ist. Es warden da Ammoniak und dessert Salze als die T r o m in e r ' sche Probe beeintriehtigend angegeben, aber das sind sie nicht, wenigstens nicht Nr Kupferoxydulmengen, wie sie dabei in Betracht kommen. Und zwar genirt wader freies Ammoniak noch Salmiak oder oxalsaures Ammoniak. Z. B. Nhrt M a l y folgende paar Versuehe an, gemacht mit einer lO/0 ZuckerlSsung und einer 20/0 SaN miaklSsung.

1 CC. Zuekerl~s. u. 1 CC. SalmiakliSsung I Normales rothes 0xydul.

1 ~ ~ ~ 2 ~ ~ ditto starke Reaction.

1 << << << 3 << << I Niedersehlag stark, orange.

J/~ • << ,~ 3 ,< ,, ~ Starker, deutlicher Nieder- sehlag.

Dabei war in der Fltissigkeit der letzten Probe 6 Nal so ~iel Sal- mink als Zueker. ¥on einer hindernden Wirkung des Ammoniaks kann also ft~glich nicht die Rede sein. Dessgleichen thut Athylamin der Reaction keinen Eintrag.

N a l y hat noch versucht, das gelSst gebliebene Kupferoxydul wie- der auszuf~llen, es seiner Yerbindung durch ein anderes 0xyd zu ent- reissen und zur Abseheidung zu veranlassen. Dabei hat der gerf. nieht ungt~nstige Resultate mit Zinkoxyd erhalten. Hat man naeh Anstellung der T r o m m e r 'sehen Probe ein negatives Resultat, nimlich keinen Nieder- schlag erhalten, und gibt jetzt zu der heissen Flassigkeit eine Nesser- spitze roll Zinkoxyd, erwirmt noch einen Noment, so dass ein Theil des Zinkoxydes hinaufgerissen wird, so sieht man naeh kurzem Absitzenlassen einen gelben Ring yon C%0 haltendem Zinkoxyd, der sich gegen das unten liegen gebliebene schneeweisse Zinkoxyd gut abgrenzt. Es scheint also durch das Zinkoxyd das Kupferoxydul zum Theft deplacirt nnd abge- schieden zu warden. Dabei braueht wohl kaum erw~hnt zu warden, dass der Kupfergehalt der gelben F~llung eonstatirt worden ist, nnd dass yore Zinkoxyd weder aus Ham noah yore kalisch gebriunten Zueker Farbstoff mitgerissen wird.

Nach diesen Yersuchen hil t es iV[ a ly schliesslich nicht ftir noth- wendig, die T r o m m e r ' s c h e Probe~ die zu den physiologiseh-ehemiseh

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390 Berieht: Speeieile analy~isehe l~[eihodeu. 2. Auf Physiologie etc.

besten Reactionen gehSrt, zu verlassen, wie diess H u i z i n g a * ) will und daftir Molybdiins~ure anr~th, sondern ]V[aiy ~vt~rde nur fotgende Cautelen damit in Yerbindung bringen. Der Farbstoff i~t aus der jeweiligen Fltissigkeit (Harn etc.) dutch Digeriren mit Tllierkohle wegzunehmen; der Kupfervitriol ist der alkaliseh gemachten Flfissigkeit so lange hinzu- zusetzen, dass ein kleiner Theil Kupferhydroxyd noch ungelSst ist, un4 dann w~re bei noehmaligem Erhitzen auf die Gelbfiirbung des hinzuge- brachten Zinkoxyds zu aehten. Die Empfindlichkeit einer reinenZucker- 10sung auf Kupfersalze ist aber dabei nicht zu erreichen.

*) P f l i i g e r ' s Archly 1871.

Berichtigungen. Im ersten Hefte dieses gahrgangs pug. 124 Zeile 4 yon oben lies SchSn~

anstatt S c h 6 me. Der gleiche Druckfehler ist auch in dem Inhaltsverzeichnisse des genannten Heftes zu corrigiren.

Im zweiten ttefte dieses Jahrganges S. 257 ist die Zahl 35,918 a!s das vor~ Dr. C1. W i n k l e r ermittelte Atomgewicht des Indiums angegeben. Derselbe hat diese Zahl allerdings 1864 bei seinen ersten, mit wenigem Material ausge- fiihrten Untersuchungen fiber das Indium gefunden, dieselbe aber bei spKteren Arbeiten selbst als unrichtig erkannt und 1867 ftinf neue Bestimmungen publicirt, welche im Mittel auf die Zahl 37~813 ftihrten (5ourn. f. prakt. Chem. 102. 282). Diese Zahl stimmt sehr nahe mit dem yon B u n sen gefundenen Atomgewichte fiberein, und wfirde man, wenn man jen e Zahl - - anl~sslich der interessanten Beobachtungen B u n s e n ' s fiber die specifische W~rme des Indiums - - andert- halbmal so gross annimmt, In ~ 56,719 erhalten. D. Red.

Chemisches Laboratorium und

Pharmaceutische Lehr-Anstal t zu Wiesbaden.

Das chemisehe Labo ra to r ium verfolgt wie bisher den Zweek, judge l~i~nner, welehe die Chemieals Haupt- oder Hilfsfach erlernen wollen, aui's Griindliehste in diese Wissenschaft einzufiihren und mit ihrer Anwendung ira praktischen Leben bekannt zu machen, -- dis pharmaceut isehe Lehr- a~staat ist bestimmt, jnngen Pharmaeeuten, welche in ihrem Fache bereita praktisch ertahren sind, eine griindliche und umfassende wissensehaftlicbe Aus- bildnng in den Natal~vissenschaften und der Pharmacie zu geben und den- selben namentlieh such Gelegenheit zu bieten, sich mit allen Theilen der praktiscben Chemie tiichtig vertraut zu machen.

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Druck y o n C a r l Ritter i n Wiesbaden.