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Unser�Wald�4�I�2011� XXXX

Weltnaturerbe�Buchenwälder�|�Baumwipfelpfade

Unser�Wald Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald4.

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Inhalt� Unser�Wald�4�I�2011

ImpressumHerausgeber: Verlagsgesellschaft Unser Wald mbH Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn, Telefon: 02 28/9459830, Internet: www.sdw.de, E-Mail: [email protected] Im Auftrag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband e.V.

Chefredakteurin: Sabine Krömer-Butz, Bonn Kontakt: 0228/9459835, E-Mail: [email protected]

Redaktion: Lothar Gössinger, München; Christoph Rullmann, Bonn

Anschrift der Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn Telefon: 0228/9459830, Telefax: 0228/9459833

Geschäftsführer: Jens Stengert, Bonn

Konten: Sparkasse KölnBonn, Kontonummer 031 019 797, BLZ 370 501 98

Gesamtherstellung: LAMBERTZ+SCHEER GbR, Von-Hünefeld-Str. 1a, 50829 Köln, Telefon: 02 21/16 99 82 32, Fax: 02 21/16 99 82 33, Internet: www.lambertzscheer.de, E-Mail: [email protected]

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 € einschl. Versandkosten und 7 % MwSt. Einzelheft: Preis 3,00 €

Fotos: Für die Fotos in den Landesverbandsnachrichten sind die jeweiligen Landesverbände verantwortlich.Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterial übernehmen Verlag und Redaktion kei-ne Verantwortung: Die Redak tion behält sich Kürzungen und Überarbei tungen, insbesondere bei Leserbriefen, vor. Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Die von den Autoren vertretenen Meinungen sind nicht in jedem Falle mit den Ansichten des Herausgebers oder der Redaktion identisch.

Buchenkeimling: Jede Buche fängt klein an.

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Foto: V. Brockhaus/www.naturparkfotos.de

Editorial 3

Schwerpunkt: Buchenwälder 4 – 15

Weltnaturerbe Buchenwälder 4Zukunft der Buchenwälder 9Was ist der richtige Weg für unsere alten Buchenwälder? 12

Wald – Zecken 14 – 15

Zähe Zecken 14

Baumwipfelpfade 16 – 18

Nervenkitzel über den Baumwipfeln 16

Aktion Leser werben Leser 19

Natur – Vögel 20 – 21

Pendler zwischen Taiga und Savanne 20

Jahr der Wälder 2011 22 – 23

Bücher & Co. 24

Faltblatt: Buche 25 – 28

Umweltnachrichten 29 – 31

SDW-Verbandsnachrichten 32 – 63

Bundesverband 32Deutsche Waldjugend 34Baden-Württemberg 36Bayern 38Berlin 40Brandenburg 42Hamburg 44Hessen 46Mecklenburg-Vorpommern 48Niedersachsen 50Nordrhein-Westfalen 52Rheinland-Pfalz 54Sachsen 56Sachsen-Anhalt 58Schleswig-Holstein 60Thüringen 62

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Editorial� 3

Unser�Wald�4�I�2011� Editorial

Terra aut silvis horrida aut paludi-bis foeda – ein Land, bedeckt von schrecklichen Wäldern oder abscheu-lichen Sümpfen, so beschrieb Tacitus im 1. Jahrhundert Germanien. Was er hiermit beschreibt sind ausgedehn-te vom Menschen noch weitgehend unbeeinflusste Buchenwälder. Sie bedeckten damals zu mehr als 70 % Deutschland. Ein Anblick, der für ei-nen an bewirtschaftete Kulturland-schaften gewöhnten römischen Zeit-genossen sicher eindrucksvoll gewe-sen sein muss!

Viel ist uns davon nicht geblieben – vom Menschen unbeeinflusste Wäl-der gibt es kaum und der Waldanteil liegt heute bei 31 %. Aber eines ist bis heute geblieben. Deutschland ist das Buchenland, denn wir befinden uns im Kerngebiet ihres Verbreitungsge-bietes. So wäre die Buche in Deutsch-land von Natur aus die häufigste Baumart. Von ihrem einstigen Areal sind uns aber nur ca. 7 % erhalten ge-blieben. Aktuell kommt sie auf rund 15 % der Waldfläche der Bundesrepu-blik vor. Davon ist aber nur ein kleiner Anteil von 6 % älter als 160 Jahre.

Grund genug, der Buche diese Ausga-be von UNSER WALD zu widmen und Grund genug, die großen zusammen-hängenden Buchenwälder zum Welt-naturerbe zu erklären. Deutschland hat eine große Verantwortung für den Schutz und den Erhalt der Buche. Hier hat sich viel getan in den letzten Jahren, aber es gibt auch noch viel zu tun, um der Buche den Stellenwert zurückzugeben, der ihr zusteht.

Wir möchten Ihnen mit dieser Aus-gabe einen aktuellen Überblick über diese Bemühungen geben. Wir möchten aber auch Ihnen einige der schönsten Buchenwälder Deutsch-lands vorstellen. Sie sind einzigartig und sie sind wunderschön. Tauchen Sie mit uns ein in diese „schreckli-chen Wälder“.

Deutschland ist im Waldfieber. Das Internationale Jahr der Wälder wird allerorts mit vielen Aktionen und In-itiativen mit Leben erfüllt. Was als kleine Aktion in den Köpfen weniger Menschen entstanden ist, hat nun zu einer breiten Kampagne geführt. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei denjenigen bedanken, die dieses Waldjahr vor Ort mit Le-ben erfüllen und ich möchte Sie alle aufrufen, kommen Sie in den Wald und „Entdecken Sie Deutschlands Waldkulturerbe“ – denn was wären wir alle „Ohne ihn“.

Herzlichst Ihr

Wolfgang von Geldern

Liebe�Leserinnen��und�Leser,�

Dr. Wolfgang von Geldern

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Fotos: Nationalparkamt Kellerwald – Edersee

Weltnaturerbe�BuchenwälderKarin�Kaiser,�Achim�Frede,�Manfred�Großmann

Bisher gab es unter den 33 UNESCO-Welterbe-stätten in Deutschland lediglich zwei Naturer-bestätten (Grube Messel 1995 und Wattenmeer 2009). Diese Situation hat sich seit wenigen Ta-gen jedoch geändert: Am 25. Juni 2011 hat das UNESCO-Welterbekomitee in Paris die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ als Erweiterung des bereits bestehenden Welterbes „Buchenur-wälder der Karpaten“ als UNESCO Weltnaturer-be anerkannt. Diese mit Spannung erwartete Entscheidung der UNESCO belegt, dass die für uns so „normalen“ Buchenwälder doch etwas ganz Besonderes sind und mit Welterbestätten wie dem Yellowstone-Nationalpark oder den Galapagos-Inseln auf eine Stufe gestellt werden können.

Dies erfreut all diejenigen, die immer wieder auf die glo-bale Bedeutung alter, besonders naturnaher Buchenwäl-der hingewiesen haben und sollte nun auch die letzten Skeptiker überzeugen – wie die Vision „Weltnaturerbe Buchenwälder“ Wirklichkeit wurde.

Das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Na-turerbes der Welt (kurz: Welterbekonvention) wurde 1972 von der UNESCO verabschiedet und trat 1975 in Kraft. Bis heute sind 187 Staaten dem Übereinkommen beigetre-ten (Deutschland 1976). Zentrale Idee der Konvention ist, dass weltweit einmalige Kulturdenkmäler und Naturer-bestätten nicht allein dem jeweiligen Staat gehören, son-dern ideeller Besitz der gesamten Menschheit sind und erhalten werden müssen. Unter den ersten Welterbestät-ten waren die Altstadt von Krakau, die Galapagos-Inseln und als erste deutsche Stätte der Aachener Dom. Aktuell (Stand: 28.06.2011) umfasst die Welterbeliste 931 Stätten (720 Kultur, 183 Natur- und 28 gemischte Stätten), davon 36 in Deutschland.

Kulturstätten dominieren seit jeher auf der UNESCO-Welt-erbeliste. Dies war der Grund für das Bundesamt für Na-

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turschutz, 2004 eine Studie in Auftrag zu geben, die mög-liche Weltnaturerbegebiete Deutschlands identifizieren sollte. Unsere Rotbuchenwälder gehören dazu. Nachdem eine zusätzlich in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie eindeutig belegte, dass eine Nominierung ausgewählter Buchenwaldgebiete durchaus Aussicht auf Erfolg haben könnte, beschlossen die Länder Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, den Antrag auf Aufnahme von fünf deutschen Buchenwaldgebieten an die UNESCO zu stellen. Im Februar 2007 wurde daher die deutsche Meldeliste um den Vorschlag „Deutsche Bu-chenwälder“ erweitert. Rechtzeitig zum 01. Februar 2010 konnte der UNESCO die länderübergreifende Nominie-rung vorgelegt werden. Im September 2010 erfolgte eine Begutachtung durch einen von der Weltnaturschutzunion IUCN beauftragten Experten. IUCN sprach auf der Grund-lage dieser Bereisung und weiterer Expertenmeinungen eine Empfehlung gegenüber dem Welterbekomitee aus. Die Entscheidung über die Aufnahme in die Welterbelis-te fiel bei der diesjährigen Sitzung des Welterbekomitees am 25. Juni 2011 in Paris.

Das Nominierungsverfahren, das die „Alten Buchenwäl-der Deutschlands“ zuvor durchlaufen mussten, ist sehr aufwändig und genau vorgegeben. Um als Welterbe an-erkannt zu werden, muss ein „außergewöhnlicher univer-seller Wert“ (Fachbegriff in der Konvention: outstanding universal value) belegt werden. Dies ist gegeben, wenn das Gut mindestens einem der von der UNESCO genau vorgegebenen zehn Kriterien des Welterbeübereinkom-mens entspricht.

Die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ wurden als Weltnaturerbe nominiert, als „außergewöhnliches Beispiel bedeutender in Gang befindlicher ökologischer und biologischer Prozesse in der Entwicklung und Evoluti-on von Land-, Süßwasser-, Küsten-, und Meeresökosyste-men sowie Pflanzen- und Tiergemeinschaften“

Aufgrund der frühen und dichten Besiedlung Europas sind unsere Laubwälder historisch und zivilisatorisch meist stark überprägt, natürliche und naturnahe Ausbildun-gen stark zurückgedrängt oder vielerorts ganz erloschen. Durch die ihnen eigene Physiologie und Waldgeschichte weisen die alten Rotbuchenwälder im globalen Vergleich durchaus außergewöhnliche Alleinstellungsmerkmale auf:

Unsere Buchenwälder sind Laubwälder, die nur von einer Baumart, der Rotbuche (Fagus sylvatica), absolut geprägt werden.

• Die Rotbuche gibt es nur in Europa! • Ohne Einfluss des Menschen würden Buchenwälder in

Mitteleuropa landschaftsprägend sein und allein rund zwei Drittel der Landfläche Deutschlands bedecken.

• Die Buche hat es aufgrund ihrer großen ökologischen Potenz geschafft, nach der Eiszeit aus kleinen Rück-zugsgebieten im Süden und Südosten Europas heraus

in den letzten 4.000 Jahren weite Teile Europas zu be-siedeln. Dieser ökologische Prozess dauert noch an und stellt ein weltweit einmaliges Beispiel dar, wie eine einzige Baumart sich gegenüber ihren Konkurrenten durchsetzen und auf großer Fläche dominieren kann.

• Buchenwälder besiedeln ein breites Spektrum an Standorten in einem weiten Klima- und Höhengradi-enten, von der Küste bis ins Gebirge, von trocken bis feucht, von nährstoffarm bis nährstoffreich, von stark sauer bis kalkreich. Die verschiedenen Buchen-Wald-gesellschaften stellen trotz der Dominanz nur einer Baumart in unseren Breiten einen Haupt-Lebensraum für die hier lebenden Pflanzen, Tiere und Pilze dar. Be-sonders seit längerer Zeit unbewirtschaftete Buchen-wälder zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus, bedingt durch alte Bäume mit einer Vielzahl von Kleinstrukturen, kleinräumigen Wechsel von Bestands-strukturen und Waldentwicklungsphasen sowie großen Mengen von Totholz unterschiedlicher Exposition und Zersetzung. Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben den „Mythos Artenarmut“ in Buchenwäl-dern widerlegt. So wird allein die Zahl der Tierarten in Buchenwäldern auf über 6.000 Arten geschätzt.

Neben dem außergewöhnlichen universellen Wert ist die Unversehrtheit (integrity) der potenziellen Welterbestätte sehr wichtig. Hier stellt sich die Situati-on unserer Buchenwälder nicht unproblematisch dar. Im einstigen (Buchen-)Waldland Deutschland sind Buchen-wälder auf nur noch 7,6 % ihrer potenziellen Fläche er-halten geblieben. Der derzeitige Anteil der Buchen an der Waldfläche Deutschlands beträgt 16 %. Nur 6 % dieser Buchenwälder sind älter als 160 Jahre. Größere zusam-menhängende Flächen sind selten, echte Buchen-Urwäl-der sind in Deutschland längst verschwunden.

Mit den „Alten Buchenwäldern Deutschlands“ werden die fünf wertvollsten verbliebenen, größeren Reste na-turnaher Buchenbestände Deutschlands als Vertreter unterschiedlicher Ausbildungen der „Mitteleuropäischen Buchenwälder“ repräsentiert. Gradmesser sind Wald-kontinuität, Dauer der Nutzungsfreiheit, Strukturvielfalt, Vollständigkeit natürlicher dynamischer Prozesse, Anteile an Urwaldrelikten – um nur einige zu nennen. Forstliche Nutzung findet hier seit längerer Zeit nicht mehr statt. Alle Weltnaturerbegebiete liegen in bereits bestehenden Schutzgebieten und sind damit rechtlich gesichert.

Die fünf deutschen Weltnaturerbegebiete sind im Einzelnen:

Der Hainich repräsentiert den Buchenwald auf Kalkge-stein in mittlerer Höhenlage. Dieser Wald zeichnet sich durch besonders reiche Frühblüherbestände und einen großen Baumartenreichtum aus. Der Hainich ist Lebens-raum für die Wildkatze, sieben Spechtarten und einer großen Zahl holzbewohnender Insekten. In den Zentral-bereichen fand seit rund 40 Jahren keine Nutzung mehr statt. Das ausgewählte Gebiet umfasst den Kernbereich

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des Nationalparks Hainich, der mit ca. 5.000 ha die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands aufweist.

Bundesland: ThüringenGröße der Welterbefläche: 1.573,4 haGröße der Pufferzone: 4.085,4 haSchutzgebiet: Nationalpark Hainich

Der Kellerwald repräsentiert den für die deutschen Mit-telgebirge typischen bodensauren nährstoffarmen Bu-chenwald auf Schiefer und Grauwacke. Das kompakte Bu-chenwaldgebiet ist von Straßen unzerschnitten und frei von Siedlungen. Rund ein Drittel des Gebietes ist seit vielen Jahrzehnten ohne Nutzung. Mehr als 1.000 ha Altbuchen über 160 Jahre, teils in sehr bizarren Wuchsformen, kleine Urwaldrelikte, Bachtäler und wertvolle Sonderbiotope be-herbergen eine reiche Ausstattung an laubwald-typischen Lebensgemeinschaften. Das Welterbegebiet liegt im Natio-nalpark Kellerwald-Edersee, der mit einem Flächenanteil von ca. 90 % ohne Nutzung die derzeit größte Prozessschutzzone im Silikatbuchenwald zumindest in Deutschland verkörpert.

Bundesland: HessenGröße der Welterbefläche: 1.467,1 haGröße der Pufferzone: 4.271,4 haSchutzgebiet: Nationalpark Kellerwald-Edersee Jasmund zählt innerhalb der „Mitteleuropäischen Bu-chenwälder“ zu den artenreichen Buchenwäldern der Tiefebenen. Eine der grandiosesten Naturlandschaften Mitteleuropas, maßgeblich geprägt durch den hochdyna-mischen Küstenabbruch – die Kreide-Steilküste mit natür-lichem Buchenwaldmosaik. Die Steilhangwälder sind von menschlicher Nutzung unberührt. Das Welterbegebiet Jasmund ist Teil des Nationalparks Jasmund, des größ-ten verbliebenen Buchenwaldkomplexes im Tiefland des nördlichen Mitteleuropas.

Bundesland: Mecklenburg-VorpommernGröße der Welterbefläche: 492,5 haGröße der Pufferzone: 2.510,5 haSchutzgebiet: Nationalpark Jasmund

Im Serrahnteil des Müritz-Nationalparks wächst ein ca. 200 ha großer Buchenwald, der erahnen lässt, wie Buchenur-wälder einstmals ausgesehen haben können. Auf Sanden der Weichseleiszeit hat sich nach fast vollständiger anthropoge-ner Entwaldung in slawischer oder frühdeutscher Zeit (vor etwa 800 Jahren) ein Buchenwald entwickelt, der in Teilen seit 50 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird und der das Regenerationspotenzial von Buchenwäldern beeindruckend erlebbar macht. Der Serrahner Buchenwald repräsentiert die basenarme Variante des Tieflands-Buchenwaldes im Komplex einer eiszeitlichen Seenlandschaft.

Bundesland: Mecklenburg-VorpommernGröße der Welterbefläche: 268,1Größe der Pufferzone: 2.568,0 haSchutzgebiet: Müritz-Nationalpark

Ein bekannter Frühblüher ist der Bärlauch. Im National-park Hainich kommt er flächenhaft vor.

Bizarre Wuchsformen im Ringelsberg-Urwald im Natio-nalpark Kellerwald-Edersee.

Foto: T. Stephan

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Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin befinden sich die größten noch zusammenhängenden Tieflandbu-chenwälder Europas. Der Grumsin ist dabei das größte To-talreservat. Er ist geprägt von den Endmoränenzügen der Weichseleiszeit, mit tiefen Senken und schroffen Höhen-zügen. In den Senken befinden sich Moore verschieden-ster Ausprägung. Der vorherrschende Waldökosystemtyp ist der Flattergras-Buchenwald. Waldgeschichtliche Nach-forschungen haben ergeben, dass der Grumsin ein alter Waldstandort ist, wenn es auch einen Wandel der Nut-zungsarten und -intensitäten gab. Das Gebiet ist seit 20 Jahren nutzungsfrei.

Bundesland: BrandenburgGröße der Welterbefläche: 590,1Größe der Pufferzone: 274,3 haSchutzgebiet: UNESCO-Biosphärenreservat

Schorfheide-Chorin

Echte Buchen-Urwälder finden sich heute lediglich noch in unzugänglichen Gebirgen Südosteuropas, v.a. in den Karpaten. Zehn dieser Gebiete in der Slowakei und der Ukraine mit einer Gesamtfläche von ca. 30.000 ha wurden im Juni 2007 als Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten“ aufgenommen. Dies erwies sich in vieler-lei Hinsicht als ein Glücksfall für uns, hätte eine deutsche Nominierung alleine letztendlich wenig Aussicht auf Er-

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Buchenwälder auf den berühmten Kreidefelsen im Na-tionalpark Jasmund.

Foto: M. Weigelt

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folg gehabt. Dadurch, dass diese fünf deutschen Gebiete die unterschiedlichen Buchenwaldtypen im weltweiten Zentrum des Buchenwaldareals repräsentieren, bilden sie eine hervorragende Ergänzung zum UNESCO-Welterbe-gebiet der Ukraine und Slowakei in den Gebirgslagen der Karpaten. Diese Auffassung teilte das UNESCO-Welterbe-komitee: Es stimmte am 25. Juni 2011 der transnationalen Erweiterung des bestehenden UNESCO-Weltnaturerbes der „Buchenurwälder der Karpaten“ durch die „Alte Bu-chenwälder Deutschlands“ unter dem Namen: „Primeval Beech Forests of the Carpathians and Ancient Beech Fo-rests of Germany“ auf der Welterbeliste zu.

Das Einverständnis der Ukraine und Slowakei gegenüber der UNESCO zur Erweiterung ihres bereits bestehenden UNESCO-Weltnaturerbes durch die deutschen Gebiete war die wichtigste und großzügigste Grundlage für unsere Nominierung. Aber auch die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit, der enge fachliche Austausch und die enorme Unterstützung durch diese beiden Nationen ha-ben die Einschreibung der deutschen Erweiterungsnomi-nierung überhaupt erst ermöglicht und im eigentlichen Sinne den Geist der Welterbekonvention – die Völkerver-ständigung – hier zum Leben erweckt. Gemeinsam will man der großen Verantwortung für die europäischen Bu-chenwälder nachkommen.

Nähere Informationen finden Sie auf der Internetseite www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de

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Dr. rer. nat. Karin Kaiser ist Referatsleiterin im Hes-sischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirt-schaft und Verbraucherschutz, WiesbadenDipl.-Biol. Achim Frede ist Sachgebietsleiter für Na-turschutz, Forschung und Planung im Nationalpark Kellerwald-EderseeManfred Großmann ist Leiter des Nationalparks Hai-nich in Thüringen und gehört wie Karin Kaiser und Achim Frede der deutschen Lenkungsgruppe „Welt-naturerbe Buchenwälder“ an.

AutorenAutoren

Stehendes Totholz im Grumsin des Biosphärenreserva-tes Schorfheide-Chorin.

Im Serrahnteil des Müritz-Nationalparks wechseln sich Wälder mit Seen und Mooren ab.

Foto: A. Hoffmann

Foto: A. Hoffmann

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Zukunft�der�BuchenwälderJens�Stengert

Deutschland ist ein Buchenland. Und hätte der Mensch im Laufe der letzten 2.000 Jahre den Wald nicht durch sein Eingreifen so stark beein-flusst, bestünde heute der Wald zum Großteil aus Buchen. Vom Naturschutz kommt seit eini-ger Zeit die Forderung auf, die vorhandenen Bu-chenwälder in Deutschland besser zu schützen, am besten dadurch, dass sie durch neue Natio-nalparks aus der Nutzung genommen werden. Dadurch sollen auch Tier- und Pflanzenarten, die an den Lebensraum angewiesen sind, bes-ser geschützt werden. Die Forstseite kontert, dass die Fläche der Buchenwälder in den letz-ten Jahren zugenommen hat und die naturnahe Bewirtschaftung dieser Wälder Voraussetzung dafür ist, dass auch in Zukunft alle Ansprüche an Buchenwälder befriedigt werden können.

Wir stellen Ihnen deshalb die kontroversen Meinungen des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) als Vertre-ter der Forstseite und von Greenpeace als Vertreter des Naturschutzes vor.

Deutschland liegt im Verbreitungsgebiet der Bu-chenwälder. Wird Deutschland Ihrer Meinung nach seiner internationalen Verantwortung zum Buchenwaldschutz gerecht?

Greenpeace: Nein! Was der Amazonas für Brasilien ist, sind die Rotbuchenwälder für Deutschland und Europa. Sie beheimaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und sind wichtig für die Speicherung von Kohlenstoff. Dies gilt besonders für geschützte, naturnahe und forstwirtschaft-lich ungenutzte Buchenwälder. Doch trotz der großen internationalen Verantwortung für die Buchenwälder ist Deutschland beschämendes Schlusslicht in ihrem Schutz. Die Bundesländer tragen neben der Bundesregierung einen Großteil der Verantwortung für den mangelnden Schutz des „Amazonas“ Europas – der Buchenwälder Deutschlands. Das ist ein Skandal!

DFWR: Diese Frage beantworten wir mit einem eindeuti-gen Ja. Die Buche ist die häufigste Laubbaumart Deutsch-

Foto: A. Kern, pixelio.de

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lands. Ihr Anteil an der Baumartenverteilung beträgt aktuell rund 15 % – Tendenz steigend! In den letzten 15 Jahren hat sich die Buchenfläche um ca. 150.000 ha erhöht. Überwiegend naturnah bewirtschaftet sind Bu-chenwälder das Musterbeispiel einer nachhaltigen, mul-tifunktionalen Forstwirtschaft. Der Buchenwald steht der Bevölkerung als Erholungsraum zur Verfügung und ist naturnaher Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Gleichzeitig wird hochwertiges, vielseitig verwen-detes Buchenholz produziert. Der integrative Ansatz die-ser multifunktionalen ausgerichteten Bewirtschaftung ist ein ideales Beispiel für die Erfüllung der Ziele des Über-einkommens über die biologische Vielfalt (CBD).

Die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung aus dem Jahr 2007 sieht vor, 5 % der Waldfläche Deutschlands einer na-türlichen Entwicklung zu überlassen. Wird damit der Buche geholfen? Wie könnte eine Umsetzung aussehen?

Greenpeace: Ja, damit wird den Buchenwaldgesellschaften erheblich geholfen. Für das Grundgerüst eines nationalen Buchenwald-Verbundsystems und zur Grundsicherung des Bestandes spielen große nutzungsfreie Waldflächen als Schlüsselgebiete und „Urwälder von Morgen“ eine zentra-le Rolle. Insgesamt werden laut Gutachten im Auftrag von Greenpeace in 34 Waldlandschaften national bedeutende Schlüsselgebiete identifiziert. In zehn Gebieten wird die Ausweisung von großen nutzungsfreien Waldflächen als Nationalparke empfohlen (Mindestgröße 5.000 Hektar). In weiteren 16 Gebieten sollten Buchenwälder in Natur-schutzgebieten mit großflächigen nutzungsfreien Kernzo-nen (jeweils 1.000 bis 5.000 Hektar) unter Schutz gestellt werden. Im Buchenwald-Verbundsystem erlangen als Korridore und als Trittstein ausgewiesene Gebiete große Bedeutungen. Sie stellen wichtige Verbindungselemente sowie Einwanderungswege für Großsäuger zwischen den national bedeutenden Schlüsselgebieten dar und schaffen Kontakt über die deutsche Staatsgrenze hinaus zu einem möglichen europaweiten Wald-Verbund. In 21 Waldland-schaftsräumen müssten im größeren Umfang Waldumbau-Maßnahmen durchgeführt werden. All diese Funktionen bilden das Grundgerüst eines Vorschlags für den Buchen-wald-Schutz, der zeitnah diskutiert und bis spätestens 2020 umgesetzt werden sollte.

DFWR: Eine naturnahe Waldbewirtschaftung gewährleistet eine hohe Biodiversität unter Beachtung der Naturnähe der Baumartenzusammensetzung einschließlich der genetischen Aspekte, der Nischenvielfalt sowie der Habitatkontinuität. Das Credo lautet somit: Es geht auch ohne „Stilllegung“ von Waldflächen, sofern im Rahmen einer ökologisch nachhalti-gen Forstwirtschaft auf weiterer Fläche erhebliche Verbes-serungen der Habitatstrukturen auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen in die Waldnutzung integriert werden. Hinzu kommt, dass diese Frage nicht losgelöst von der aktuellen Klimaschutzdiskussion behandelt werden kann. Indem sie CO2 aufnehmen und als Kohlenstoff binden, leisten Wälder

einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Entgegen der gän-gigen Vorstellung ist ein naturbelassener Wald zwar unbe-stritten gut für die Artenvielfalt, aber deshalb nicht auch au-tomatisch optimal für den Klimaschutz.

Im Gegenteil: Um möglichst viel CO2 zu binden, sollten Wälder in Europa aktiv bewirtschaftet und regelmäßig durchforstet werden. Für die Fortsetzung dieser Umset-zung spricht auch, dass junge nachwachsende Wälder wesentlich mehr Kohlendioxid aufnehmen als alte, deren Speicher nahezu gesättigt sind. Insofern hilft man auch der Buche am meisten, wenn weiterhin mit langem Atem waldbauliche Maßnahmen zur Überführung naturferner Nadelbaumbestände in naturnahe Mischwälder unter-nommen werden.

Was muss Ihrer Meinung nach von Deutschland noch getan werden?

Greenpeace: Die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz müssen prioritär Schlüsselgebiete für den Buchenwald-Verbund einrich-ten. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind na-tionale Verantwortung und Nachholbedarf am größten! Im Zuge des Buchenwald-Verbunds ist auch ein – gege-benenfalls grenzüberschreitendes – Wildnisgebiet mit einer Größe von mehr als 50.000 Hektar zu suchen. Zur Umsetzung des Buchenwald-Verbundsystems und seinen positiven Wirkungen auf Klima, Biodiversität und Regio-nalentwicklung sollten der Bund und die Länder bis 2020 jährlich rund 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Für alle Buchenwald-Bestände, die älter als 140 Jahre sind, sollten Bund und Länder ein sofortiges Moratorium für

Foto: A. Hoffmann

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die Holznutzung beschließen. Es soll solange gelten, bis es ein bundesweit abgestimmtes und umgesetztes Ver-bundkonzept für den Buchenwaldschutz gibt. Alle wald-politischen Entscheidungen sind zukünftig – vor allem im öffentlichen Wald – auf der Grundlage von Ökologie und Klimaschutz im Sinne der Vorratssteigerung, also der Erhöhung des Holz- und Biomasseanteils in Wäldern, zu treffen. Ökologische Waldnutzung und Wildtiermanage-ment sollen verbindlich für die öffentlichen Wälder fest-geschrieben und durch Dritte kontrolliert werden, etwa durch eine FSC- oder Naturland-Zertifizierung.

DFWR: Deutschland ist im Vergleich zu anderen europä-ischen Ländern gut aufgestellt, sodass kein zwingender Bedarf einer grundlegenden anderen Handlungsweise besteht. Für die rund 2 Millionen Waldbesitzer ist der ver-antwortungsbewusste Umgang mit dem Ökosystem Wald ein wichtiger Erfolgsfaktor. Rund 70 % der 11 Millionen Hektar Wald in Deutschland sind nach den Grundsätzen nachhaltiger Forstwirtschaft von unabhängigen Dritten zertifiziert und dokumentieren diese Haltung. Umso wich-tiger ist es, dass die vielen privaten Waldbesitzer, die rund die Hälfte des Waldes bewirtschaften, nicht durch weite-re überzogene Ansprüche an eine politische Waldstrate-gie überfordert werden. Insofern sollte ein ganzheitlicher Ansatz im Sinne einer nachhaltigen und multifunktionalen Forstwirtschaft zum Wohle künftiger Generationen im Mittelpunkt stehen.

Greenpeace schlägt die Ausweisung weiterer Nationalparks und Schutzflächen vor, um die Bu-chenwälder zu schützen. Auf der anderen Seite wächst der Druck auf die Holznutzung im Wald, da Holz zu den erneuerbaren Energien gehört. Wie können beide Forderungen in Einklang ge-bracht werden?

Greenpeace: Laut der Waldgesetze in Deutschland sind Wälder sehr viel mehr als Produktionsstätte von Holz. In den öffentlichen Wäldern ist die Holznutzung der Sozial- und Umweltfunktion sogar untergeordnet. Neben einer sehr viel extensiveren Nutzung von Holz auf etwa 90 Pro-zent der Waldfläche, die Greenpeace mit seinem Konzept der ökologischen Waldnutzung explizit begrüßt, hat sich der Deutsche Bundestag im Oktober 2010 erneut ver-pflichtet, alle waldrelevanten Ziele der Nationalen Biodi-versitätsstrategie bis 2020 zügig umzusetzen. Dazu zählen ein Stopp der Holznutzung auf fünf Prozent der gesamten Waldfläche und auf zehn Prozent der öffentlichen Wälder sowie der Buchenwaldschutz. Somit sollen Räume für den Rückzug von Arten entstehen, Lernflächen, die Möglich-keit zur natürlichen Anpassung an den Klimawandel ge-schaffen werden, sowie in den Urwäldern von Morgen vermehrt Kohlenstoff gespeichert werden. Diese Gesamt-konzeption bestimmt das Holzangebot aus den Wäldern und nicht die Nachfrage für stoffliche und energetische Verwertung. Durch die Extensivierung der Holznutzung können zudem die Wälder in Deutschland wieder zu einer relevanten Senke für CO2 werden. Eine effiziente Nutzung

von Holz über Kaskaden könnte zudem den Konflikt über-brücken helfen.

DFWR: Buchenwälder haben neben unstrittigen und wichtigen ökologischen und sozialen Funktionen auch eine wesentliche ökonomische Komponente, die nicht übersehen werden darf. Weitere Flächenstilllegungen und Totalreservatsausweisungen würden die Beschäfti-gungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten in der Forst- und Holzwirtschaft beschneiden und zu Risiken in der Rohstoffversorgung führen. Holznutzung schafft Arbeit und Einkommen und sichert Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Der DFWR bekennt sich zu einer nachhaltigen Er-zeugung von Holzprodukten und deren verstärkter Ver-wendung zur Erreichung klima-, energie-, umwelt- und ressourcenpolitischer Ziele. Letztendlich muss es uns ein-fach gelingen zu verdeutlichen und in die Öffentlichkeit zu tragen, dass der Weg des integrativen Naturschutzes, wie ihn die Forstwirtschaft seit Jahrhunderten propagiert und erfolgreich beschreitet, der bessere Weg ist, um sowohl den Belangen des Arten- und Naturschutzes, der Roh-stoffversorgung und des Klimaschutzes als auch den Inter- essen der Menschen im ländlichen Raum gerecht zu wer-den. Auch eine jüngst veröffentlichte Stellungnahme der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt kommt zu dem Schluss, dass das Gutachten von Greenpeace ei-ner abgewogenen und ökologisch fundierten Lösung vor-greift. Damit bietet es keinen zielführenden Lösungsweg an, sondern trägt eher zur Verhärtung der bereits beste-henden Konflikte um nutzungsfreie Wälder bei.

Unser�Wald�4�I�2011� Buchenwälder

Jens Stengert ist Geschäftsführer der Verlagsgesell-schaft Unser Wald; E-Mail: [email protected]

Autor

Foto: L. Gössinger

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12� Buchenwälder

Was�ist�der�richtige�Weg��für�unsere�alten�Buchenwälder?�Günter�Biermayer

Wie schon in den vorangegangenen Interviews zu erkennen war, gibt es ganz unterschiedliche Ansätze, wie die Buchenwälder den Ansprü-chen nach Artenschutz und nach Nutzung als regenerativer Rohstoff gerecht werden können. Günter Biermayer vom Bayerischen Staatsmi-nisterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gibt uns im nachfolgenden Artikel sei-ne Sichtweise wieder. Dabei geht er darauf ein, dass die Forstwirtschaft in Deutschland eine lange Tradition hat. Die heutigen Wälder in Deutschland sind Ergebnis einer nachhaltigen Bewirtschaftung seit 300 Jahren. Das dichtbe-siedelte Deutschland hat es geschafft, sich ein Bewaldungsprozent von 30 % zu bewahren. Dies wird in vielen Teilen der Welt bewundert.

Walderhaltung bei uns und weltweit: Weltweit sind Wälder in großer Gefahr. Jährlich wird die vierfache Wald-fläche Bayerns – 10 Mio. Hektar vor allem in den Tropen-regionen der Erde – unwiederbringlich vernichtet. Haupt-ursachen sind Armut, Hunger und kommerzielle, oft ille-gale Holznutzung sowie Rodung für Plantagen für Lebens-mittel und agrarische Rohstoffe. Bei uns liegt die Epoche großer Rodungen geschichtlich weit zurück. Die heutige Waldfläche ist gesichert und der verbliebene Wald wird geschätzt und von seinen Bewirtschaftern pfleglich be-handelt.

Damit ergibt sich ein völlig unterschiedlicher Handlungs-bedarf. Wo der Wald weitgehend regellos – wie ein Stein-bruch – genutzt wird, ist es sinnvoll und oft unverzichtbar, die geschützten Flächen von jeder Nutzung freizuhalten. Wo der sorgsame Umgang mit dem Wald Tradition hat und gleichzeitig alle Teile des Landes seit langem besie-delt sind, ist es möglich, Schutz und Nutzen auf der glei-chen Fläche zu verbinden.

Wer sich um den Erhalt der Wälder sorgt und für den Ur-waldschutz weltweit wirklich etwas tun will, muss sich bei uns zu allererst für eine bewusste Ernährung, für maxi-males Energiesparen, für den optimalen Einsatz von jeder Art regenerativer Energie einsetzen. Und er muss sich dafür einsetzen, dass möglichst viel heimisches Holz aus unseren naturnah und pfleglich bewirtschafteten Wäl-dern verwendet wird. Dieses Holz aus unseren Wäldern ist nämlich ein einzigartig umweltfreundliches Material, weil es der einzige nachwachsende Rohstoff unter seinen Wettbewerbern vom Stahl bis zum Kunststoff ist.

Nachhaltige Forstwirtschaft nach unserem Muster wirkt deswegen auch beim Klimaschutz gegenüber unbewirt-schafteten Wäldern vierfach. Kohlenstoff wird gebunden und in die Biomasse eingebaut. Ihr Holz erspart den Ein-satz anderer Rohstoffe, Werkstoffe und Produkte. CO2 wird in langlebigen Erzeugnissen oder Bauwerken gespei-chert. Energetisch genutzt ersetzt ihr Holz fossile Energie. Das Holz aus naturnaher Forstwirtschaft hat auf diese Weise eine unschlagbare Ökobilanz.

Die Konsequenz daraus muss internationale Arbeitstei-lung sein. Echte Wildnis muss dort erhalten werden, wo es sie noch gibt und wo wie beispielsweise in vielen tro-pischen Regenwäldern, Flora, Fauna und Böden durch Nutzung unwiederbringlich zerstört werden. Unsere nut-zungsgünstigen Wald- und Bodenverhältnisse müssen wir dagegen für die Eigenversorgung nutzen.

Hintergründe zur Wildnisidee: Die Sehnsucht nach Wildnis kommt nicht aus Europa. Sie war eine Gegenbe-wegung zum grenzenlosen Zerstören und Ausplündern vieler Landschaften im Zuge der „Eroberung“ des nord-amerikanischen Kontinents. Im Zug nach Westen beute-ten die Neusiedler den scheinbar unerschöpflichen Reich-tum von Böden, Wäldern, Bodenschätzen ungehemmt aus. Waren alle Ressourcen ohne Rücksicht aufgebraucht, zog man einfach weiter. Weitsichtige Menschen erkann-ten Ende des 19. Jahrhunderts den Irrweg eines solchen Verhaltens. Sie formulierten die Ziele von erhaltendem Naturschutz mit einem Leitbild Wildnis. Die großartigen Schutzgebiete Nordamerikas sind aber auch Ausdruck des Luxus-Standpunkts eines ‘way of life‘, der die Reichtümer der ganzen Erde verschwenderisch verbraucht und sich zum Ausgleich für die Freizeit und die Seele Wildnis hält.

Europa hat eine gänzlich andere Kulturgeschichte. Äcker und Wälder werden seit sehr langer Zeit genutzt, ohne dass sie zerstört werden. Naturschutz in Deutschland

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Unser�Wald�4�I�2011� Buchenwälder

Buchenwälder� 13

ist nicht als Schutz von Wildnis entstanden, sondern als Schutz der von Generationen geformten Heimat gegen die Bedrohungen durch Intensivierung und Industrialisie-rung.

Wir brauchen deshalb eine andere „Wildnis“ als Nord-amerika. Unsere Wildnis muss durch naturnahen Umgang in den bewirtschafteten Wald eingebaut sein, damit er sich natürlich verjüngen kann, elastisch auf Störungen re-agiert und seine Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit behält. Wir sollten das Erleben von Schönheit, Vielfalt und Eigenständigkeit naturnaher Wälder in der Kultur-landschaft anstreben. Nicht symbolische Schutzgebiete in einer ansonsten der Zerstörung preisgegebenen Welt helfen weiter. Wir müssen unsere ganze Heimat so be-handeln, dass sie lebenswert bleibt.

Mehr Waldnaturschutz – nicht weniger: Natur-schutzvertreter begründen die Forderungen nach großen Buchenwaldschutzgebieten hauptsächlich mit folgenden Punkten:

• Die Buche sei gefährdet und geschädigt. • Nur durch großflächige Totalschutzgebiete könnten un-

sere Kinder noch uralte Baumriesen und die ganze Viel-falt der Schöpfung erleben.

• Ohne großflächige Stilllegung könnten die an die Bu-che gebundenen Lebensgemeinschaften nicht erhalten werden.

• Ungenutzter Wald bedeute mehr Klimaschutz. • Deutschland habe sich zu Schutzgebietsausweisungen

international verpflichtet. • Nationalparks seien wirtschaftlich vorteilhaft.

Die Fakten sehen anders aus: Wiederholte Inventu-ren belegen, dass die Buchenfläche in Bayern und auch ihr Durchschnittsalter und ihr Holzvorrat seit Jahrzehn-ten wachsen. Von einem systematischen Abholzen alter Buchen kann im ganzen Land keine Rede sein. Der Holz-vorrat insgesamt und die Menge an Starkbuchen haben in allen Waldbesitzarten zugenommen. Die vorhandenen Schutzgebiete sichern Altbäume und Uraltbestände in-nerhalb des auf ganzer Fläche hochwertig und pfleglich behandelten Wirtschaftswalds. Zusammen mit Totholz- und Biotopbäumen bilden sie das beste Biodiversitäts-mosaik für die an die Buche gebundenen Lebensgemein-schaften.

Ein hoher Kohlenstoffvorrat im bewirtschafteten Dauer-wald und laufende Holznutzung für langlebige Produkte haben zusammen bestmögliche Klimaschutzwirkung.

Die internationalen Verpflichtungen Deutschlands zum Schutz von Wäldern können nach Auffassung von Ex-perten auch mit anderen Schutzgebietskategorien ohne vollständige Stilllegung erfüllt werden. Die ökonomi-sche Wirkung eines Waldnationalparks in unserem Land ist die einer auf öffentlichen Zuschüssen beruhenden

„Verbrauchswirtschaft“, während pfleglich bewirtschaf-tete Wälder sich mindestens selbst tragen, in Zeiten gu-ter Holzpreise sogar beträchtlich Gewinn abwerfen. Die wirtschaftlichen Impulse im Fremdenverkehr gehen bei genauer Betrachtung von Schutzgebietsregionen nicht vorrangig auf die Attraktivität von Wildnis, sondern auf zusätzliche Einrichtungen, gute Werbung und attraktive Leistungen für die Gäste zurück.

Der Naturschutz kann entsprechend dem europäischen Konzept NATURA 2000 in die Bewirtschaftung der Bu-chenwälder auf großer Fläche integriert werden. Die Bio-diversität ist im Wald nach Gelände und Boden intensiv über die Landschaft verteilt. Die heutige hohe Arten-vielfalt bewirtschafteter Wälder wird am besten für die Zukunft gesichert, wenn wir die flächige naturnahe Be-wirtschaftung weiterführen. Unsere pfleglich behandel-ten Wirtschaftswälder sind reiche Lebensräume für viele Pflanzen- und Tierarten. Sie liefern uns gleichzeitig den einzigartigen Roh- und Wertstoff Holz, der uns bei der Energiezukunft hilft. Wir sollten deshalb in keinen Wett-bewerb um Wildnisanteile eintreten, sondern die Kultur-leistung des pfleglichen Umgangs mit dem Wald unserer Heimat darstellen und verbreiten.

MR Günter Biermayer ist Leiter des Referates For-schung, Innovation und Waldpädagogik im Bayeri-schen Staatsministerium für Ernährung, Landwirt-schaft und ForstenE-Mail: [email protected]

Autor

Foto: J. Wattjes, pixelio.de

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Wald�–�Zecken� Unser�Wald�4�I�2011

Zähe�ZeckenMartin�Komorek

Jedes Jahr müssen wir uns wie-der mit diesen Plagegeistern beschäftigen. Durch Forschun-gen erfahren wir immer mehr, aber die Gefahr als Krankheits-überträger bleibt trotzdem be-stehen. Zwar sind die FSME-Impfungen laut Robert-Koch- Institut für Einwohner oder Reisende in Risikogebiete ohne Einschränkungen empfehlens-wert, aber eine Impfung gegen die viel häufigere Borreliose ist noch nicht in Sicht.

Der Biologe Dr. Hans Dautel aus Berlin hat sich mit der Überlebensfähigkeit der Zecke, auch Gemeiner Holzbock genannt, beschäftigt. Wie zäh sie wirklich sind, hat Dautel mit einem „Zeckenhärtetest“ auf die Probe ge-stellt. Die Studie beschäftigte sich un-ter anderem mit einer pragmatischen Frage: „Was passiert mit den Zecken, die an Kleidungsstücken haften und in der Waschmaschine landen?“ Sind die kleinen Blutsauger in der Lage, einen Waschgang zu überleben? Zahlreiche Experimente untersuchten die Über-lebensfähigkeit der Zecke in Wohnun-gen, unter Wasser und im Tiefkühlfach bei minus 12 Grad.

Inzwischen ist bekannt, dass wer sich vor Zecken schützen möchte, bei seinem Aufenthalt im Freien lange Hosen anzieht und die Hosenbeine in Socken oder Gummistiefel steckt. Das macht es einer Zecke schwer, ein Stück-chen Haut zum Saugen zu finden. Die

Folge: Auf der Suche nach einer geeig-neten Stelle krabbelt die Zecke eine ganze Weile herum. Im Zweifelsfall so lange, bis die Kleidung in der Wasch-maschine landet. Hier, so könnte man meinen, ist für die Zecke Endstation. Aber leider nein! „Waschgänge bei 40 Grad sind – inklusive Schleudergang – für Zecken kein grundsätzliches Pro-blem“, erklärt der Biologe. Getestet wurden nicht vollgesogene Exemplare aller drei Entwicklungsstadien der Ze-cke, also Larven, Nymphen und adul-te Zecken. Die Mehrzahl der Zecken überlebte den Waschgang. Vor allem bei den Nymphen und den weiblichen Zecken war die Überlebensrate ex- trem hoch – in zwei der insgesamt drei Versuchsreihen lag sie bei 100 %. Dies ist insofern bedeutend, da diese Stadi-en für den Menschen am gefährlichs-ten sind – nicht nur als lästige Blutsau-ger, sondern vor allem als Überträger von Krankheiten wie FSME und Borre-liose.

Nach dem Spielen in der Natur sollten Kinder nach Zecken abgesucht werden.

Foto: www.zecken.de

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Wald�–�Zecken� 15

Unser�Wald�4�I�2011� Wald�–�Zecken

Die Ergebnisse der Studie belegen: Zecken überstehen einen Schleuder-gang bei 40 Grad, können wochenlang unter Wasser leben, ertragen Minus-grade und überleben mehrere Tage in einer Wohnung. Als entscheidenden Faktor für das Überleben der Zecken hat Dautel die Temperatur des Wasch-gangs identifiziert. Klar ist für Dautel auch: Zecken ertrinken nicht in der Waschmaschine. Dies wird zusätzlich von einer weiteren Testreihe gestützt: Um die Überlebensfähigkeit von Ze-cken unter Wasser zu untersuchen, steckte Dautel sie in ein Aquarium. Das Ergebnis: Zecken überleben bis zu drei Wochen. Und damit nicht genug: „Die überraschendste Beobachtung war die Tatsache, dass sich vollgesogene Lar-ven unter Wasser häuten können, also von einem Entwicklungsstadium zum nächsten übergehen.“

Kritisch wird es für sie erst, wenn die Temperatur des Waschganges über 40 Grad ansteigt. „Bei 60 Grad waren alle Testzecken hinüber“, berichtet Dautel. Gleiches gilt für eine Runde im Wä-schetrockner: Auch hier liegt die Sterb-lichkeit der Zecken bei 100 %. „Wer wirklich sicher gehen möchte, muss seine Wäsche nach einem Aufenthalt im Freien also mit 60 Grad waschen oder in den Wäschetrockner geben. Bei geringeren Waschtemperaturen ist dagegen nicht auszuschließen, dass selbst nach dem Waschen noch leben-dige Zecken in der Kleidung verblei-ben“, rät Dautel.

Kalte Temperaturen sorgen bei Ze-cken für weit weniger Probleme als erwartet: Im Tiefkühlfach bei minus 12 Grad Celsius gibt es nach 24 Stunden immer noch überlebende Zecken. In der freien Natur dürfte es noch einfa-cher sein: Unter einer geschlossenen Schneedecke sind die Temperaturen selbst bei Dauerfrost noch moderat. Und auch in Wohnungen gehen Zecken nicht sofort zugrunde: Der Zecken-härtetest hat vielmehr ergeben, dass ungesogene Exemplare, die zum Bei-spiel von einem Spaziergang mit nach Hause gebracht werden können, meh-rere Tage in der Wohnung überdau-ern. Hierbei konnten Nymphen – das Zeckenstadium, welches Menschen am häufigsten befällt – bei 55 % rela-

tiver Luftfeuchte drei bis fünf Tage und erwachsene Zecken sogar zehn Tage überleben. Dieses Zeckenstadium kann unter Umständen durch Haustiere in Wohnungen eingebracht werden.

Wie man auf den Verbreitungskarten der Internetseite www.zecken.de se-hen kann, sind die Gefahren an einer FSME zu erkranken ein europaweites Problem. Auch in Russland wird des-halb in diesem Bereich geforscht, da dort im Durchschnitt mehr als 3.000 Kinder und Erwachsene an FSME er-kranken. Hier konnte man in Versuchs-reihen eine Beobachtung einer deut-schen Studie untermauern, dass der FSME-Virus häufiger bei Zecken anzu-treffen war, die an Menschen gefun-den wurden, als an Zecken im Freiland. Das Ergebnis der Untersuchungen be-stätigte, dass infizierte Zecken tatsäch-lich aktiver und zielstrebiger und auch gegenüber Zeckenabwehrmitteln nicht so empfindlich sind. Daraus zu folgern, dass Zeckenabwehrmittel (= Repellent) sinnlos sind, ist aber nicht richtig. Denn bei einer Konzentration von 10 % des Wirkstoffs DEET wurden auch die in-fizierten Zecken vom Weiterkrabbeln abgehalten. Die meisten der im Handel befindlichen Zeckenrepellents haben mindestens eine Konzentration von 20 % DEET. Für die Forscher ist deshalb klar: Zeckenabwehrmittel sind sinnvoll, müssen aber so oft aufgetragen wer-den, wie es die Hersteller empfehlen. Gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass sich der FSME-Virus während des Saugvorganges stärker vermehrt, was bedeutet, dass die Zecken so rasch wie möglich entfernt werden müssen.

Die hohen Erkrankungszahlen ha-ben in Russland dazu geführt, die Be-völkerung durch mehr Impfungen vor der FSME zu schützen. Eine so hohe Durchimpfungsrate, wie zum Beispiel in Österreich, ist aber noch lange nicht erreicht.

Auch in diesem Jahr hat das zuständige Robert-Koch-Institut seine Empfehlung für naturverbundene Reisende wie-derholt, sich impfen zu lassen, wenn man in FSME-Risikogebiete reist. Dazu gehören in Deutschland viele beliebte Urlaubsziele wie der Schwarzwald, die Bodenseeregion, der Bayerische Wald

und das Berchtesgadener Land. Eine Impfung kann auch noch kurz vor Rei-seantritt gegeben werden. Zwei Imp-fungen im Abstand von 14 Tagen bau-en einen wirksamen Schutz gegen die Hirnhautentzündung auf. Eine dritte Impfung nach fünf bis zwölf Monaten schließt die Grundimmunisierung ab und sorgt für einen Langzeitschutz von drei bis fünf Jahren.

Martin Komorek von der conver-go GmbH betreut die Internetsei-te www.zecken.de. E-Mail: [email protected]

Autor

Schutz für Hund und Co.

Auch oder gerade unsere Hunde sind durch die Krankheiten der Zecken gefährdet. Hunde erkran-ken durch ihr tägliches Stromern des öfteren an der Borreliose. Die Hauptsymptome reichen von der akuten Gelenkentzündung über Fieber, Appetitlosigkeit und Fieber bis zu Schädigungen an dem Nervensystem. Wie beim Menschen ist die Behandlung möglich, aber meist langwierig und kostspielig. Hier gibt es im Handel einige Zeckenabwehr-mittel. Auch eine Impfung gegen Borreliose ist beim Hund seit ungefähr zehn Jahren möglich. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, was für Ihren Hund, aber auch für die Katze, das Richtige ist!

Foto: www.zecken.de

Die Impfung gegen FSME ist zu emp-fehlen.

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Baumwipfelpfade� Unser�Wald�4�I�2011

Eine neue Form des Walderle-bens breitet sich in Deutschland aus. Kinder sind davon begeis-tert. Aber auch eingefleisch-te Waldanhänger schwärmen davon. Erst recht Natur- und Wanderfreunde, die auch mal einen besonderen Kick suchen. Gemeint sind die Baumwipfel-pfade, die den Besuchern den Wald aus einer neuen Perspek-tive erleben lassen. Unser Wald stellt Ihnen die Baumwipfelpfa-de Deutschlands vor.

Wandert man durch den Wald, be-kommt man nur einen kleinen Aus-schnitt von den Bäumen mit. Das meiste schaut man sich von unten an, je weiter entfernt, desto undeutlicher. Das ist bedauerlich, da der Wald auch im Wipfelbereich durchaus faszinie-rend ist. Durch die Anlage eines Wan-derweges in luftiger Höhe kann man ihn erleben, der sonst nur kletternden oder fliegenden Tieren vorbehalten ist. Diese Nähe zu den Baumspit-zen und das andere Erleben sind der Grund für den Erfolg der Baumkro-nenpfade. Seit 2003 haben sich sieben Baumkronenpfade etabliert.

Der Baumkronenpfad Hainich ge-hörte zu den ersten Pfaden und gibt einen Einblick in einen Buchenwald. Er liegt im Süden des Hainich, knapp zehn Kilometer westlich von Bad Lan-gensalza in Thüringen. Von hier aus

erreicht man ihn über die Landstraße (Parkplatz Thiemsburg) oder mit dem Bus.

Er besteht aus zwei Schlaufen mit 238 bzw. 308 Metern und erreicht mit dem Aussichtsturm 44 Meter Höhe. Der Aufstieg zum Pfad erfolgt über eine Treppe oder per Lift. Die Tour beginnt auf 13 Meter Höhe und jeder Wegabschnitt mündet in eine kleine Ruhezone. Auf dem ersten Abschnitt entdeckt man den Lebensraum der Fledermäuse, die sich gerne im Tot-holz naturnaher Wälder einrichten. Sodann geht es weiter zu den Mittel-spechten, wo man mit etwas Glück auch den einen oder anderen Bewoh-ner sehen kann und weiter zu einer Ausstellung über die Wildkatzen. Ab der vierten Ruhezone sind die Baum-spitzen erreicht. Eine Erweiterung des Baumkronenpfades, fertiggestellt

Nervenkitzel�über�den�BaumwipfelnSabine�Krömer-Butz

Der über 40 Meter hohe Baumturm in Neuschönau beeindruckt auch durch seine Architektur.

Foto: Baumwipfelpfad Neuschönau

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Unser�Wald�4�I�2011� Baumwipfelpfade

Baumwipfelpfade� 17

2009, bringt nicht nur 200 Meter mehr Wanderpfad in den Baumkronen, son-dern drei neue Erlebnisbereiche. Sie dienen als Informations-, Ruhe- und Ausblickzonen. Inhaltlich aufgegriffen werden die Themen Photosynthese, Baumarten, Wildnisschutz weltweit und in Deutschland sowie Baumkro-nenforschung. Von der Aussichts-plattform hat man dann einen weiten Ausblick auf die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands.

Der Baumwipfelpfad in Neu-schönau wurde vor zwei Jahren er-öffnet und ist der bis heute längste Baumwipfelpfad der Welt. Er wurde im Nationalpark Bayerischer Wald di-rekt neben dem Nationalparkzentrum gebaut. Mit einer Gesamtlänge von 1.300 Metern und einer Höhe von acht bis 25 Meter schlängelt sich der Baumwipfelpfad durch die Buchen, Tannen und Fichten. Spektakulär ist der Weg durch den 44 Meter hohen Baumturm. Die luftige Architektur und ihr Bau rund um die drei uralten bis zu 38 Meter hohen Tannen und Buchen beeindrucken. Vom Parkplatz beim Tier-Freigelände aus erfolgt der Zutritt über einen Einstiegsturm, der mit Hilfe seines Aufzugs auch Senio-ren, Rollstuhlfahrern und Eltern mit Kinderwagen einen bequemen und unbeschwerten Besuch ermöglicht. Die überwiegend aus Holz bestehen-de Konstruktion ist behutsam in den herrlichen Bergmischwald integriert und vermittelt ein unverfälschtes Na-

turerlebnis. Der Ausblick reicht von einem besiedlungsfreien Gebiet mit Wald und Wildnis pur in Richtung Lusen, zum anderen auf die gepfleg-te Kulturlandschaft des Bayerischen Waldes bis hin zu den Alpen.

TreeTopWalk heißt der Baumkro-nenweg in Hessen. Seit letztem Jahr wirbt er mit dem schönsten Ausblick auf Hessen. Der Baumkronenweg am Edersee kann mit einer Länge von 250 Meter und einer Höhe von 30 Meter punkten. Er bietet Familien und Kin-dern ein spektakuläres Wald- und Wandererlebnis. Besucher lernen auf dem Rundweg den Facettenreichtum des Waldes kennen. Der Eichhörn-chenpfad komplettiert das lehrreiche Konzept des TreeTopWalks, denn er führt die Besucher zum Beginn des Baumkronenwegs hin und überrascht durch ungewöhnliche Installationen, die Phänomene aus Baum, Wald und Forstwirtschaft zeigen. Dem Eich-hörnchen gleich erleben Familien mit Kindern, Senioren und Einzelbesucher die unterschiedlichen Lebensräume des Waldes, vom Laubboden bis zur belaubten Krone. Naturparkführer des Naturparks Kellerwald-Edersee bieten darüber hinaus für Schüler- und Besuchergruppen Führungen und Exkursionen an. Außerdem kann man auch exklusive Events wie zum Bei-spiel ein Candle-Light-Dinner in lufti-ger Höhe buchen.

Der Baumkronenweg ist ab dem 1. Ap-ril täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Ein großer Parkplatz steht zur Verfü-gung; man kann den Baumkronenweg aber auch bequem mit den öffentli-chen Verkehrsmitteln erreichen.

Auch der Baumkronenweg Wald-kirch bietet seinen zahlreichen Besu-chern ein „aktives Naturerlebnis“ und hält am Schluss noch einen besonde-ren Adrenalinschub parat. Zunächst geht es zu Fuß, vom Stadtrainpark kommend, über den 1.100 Meter lan-gen Sinnesweg. Entlang des Sinneswe-ges und auf dem Baumkronenwegs ziehen die zahlreichen, interaktiven Stationen gerade Kinder immer wie-der in ihren Bann und vermitteln spie-lend Wissen zur Natur. Am Baumkro-nenweg oben angekommen, lockt ei-

ne imposante Holz-Stahlkonstruktion barrierefrei zwischen die Baumwipfel. Der Endturm erreicht eine Höhe von 23 Meter und bietet herrliche Ausbli-cke ins Elztal, in die Vogesen und auf die umliegenden Schwarzwaldberge. Am Fuße des Baumkronenwegs sind Barfuß- und Abenteuerpfad in das na-türliche Waldbild eingebettet. Barfuß die Fußsohlen massieren oder auf den Hängebrücken des Abenteuerpfads seine Grenzen ausloten – beides ist möglich. Am Schluss gibt es für die ganz Mutigen den schnellen Abgang – mit der 190 Meter längsten Hoch-geschwindigkeits-Röhrenrutschbahn Europas. Das urige Baumhaus mit Kin-derrutsche, eine Drehscheibe für zu-künftige Vogelexperten und Nisthöh-len für allerlei Waldgetier ziehen die kleinen Besucher an. Das Ausflugsziel ist für Familien, Vereine, Schulklassen und alle Naturfreunde geeignet.

Rügen bekommt Baumkronen-Pfad Rügen – als Deutschlands Feri-eninsel Nummer eins – wird bis 2013 um zwei touristische At-traktionen reicher: Gebaut wur-de ein Baumkronenlehrpfad in Nähe des denkmalgeschützten „Alten Forsthauses Prora“ und ein Umweltinformationszentrum mit Ausstellung mit einem In-vestitionsvolumen von rund 13,5 Millionen Euro. Die Holzkonst-ruktion soll auf 650 Metern Län-ge barrierefrei in eine Höhe von fünf bis 20 Metern hinaufführen.

TreeTopWalk heißt der Baumkronen-weg in Hessen.

Foto: TreeTopWalk Edersee

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Der älteste Baumwipfelpfad bei Fischbach führt im Zickzackurs durch die Kronen des Pfälzerwaldes. Er schlängelt sich in 18 Meter Höhe durchs Geäst bis zur Aussichtsplattform in 35 Meter Höhe. Gigantisch ist der Aus-blick auf den Pfälzerwald, faszinierend der Einblick in die Natur. Der hölzerne Pfad steht im Biosphärenreservat Pfäl-zerwald/Vogesen. Er wird von 19 Stahl-stämmen getragen, ist insgesamt 200 Meter lang und auch Rollstuhlfahrern zugänglich. Zehn Mitmach-Stationen vermitteln unterwegs spielerisch alles Wissenswerte rund um die Baumkro-ne – und was sich in den Wipfeln alles abspielt. Mit zahlreichen Elementen wie Rutschen und Seilbrücken ist der Lehrpfad für Kinder gut geeignet. Am

Ende des Parcours kann man, wenn man will, den Pfad aus 24 Metern Höhe per Rutsche verlassen.

In Sankt Englmar-Maibrunn im Bayerischen Wald gibt es seit 2009 ei-nen Waldwipfelweg. Der Pfad ist 370 Meter lang und bis zu 30 Meter hoch. Sein kleinerer Teil führt an Baumwip-feln entlang, sein größerer Teil ist als Aussichtsplattform konzipiert. Von dort kann man in den Bayerischen Wald und das Donaugebiet sehen.

Baumwipfelpfad skywalk allgäu heißt der seit Ende letzten Jahres geöffnete Pfad im Westallgäu nahe Scheidegg. Er ist 540 Meter lang und eröffnet tolle Ausblicke in die Alpen

und zum Bodensee. Der Aufstieg ist über einen sanft ansteigenden Pfad mit Treppen und Podesten am Wald-rand entlang, über Treppen oder ei-nen Aufzug im Aussichtsturm möglich. So bietet der Baumwipfelpfad auch Familien mit Kinderwagen und Roll-stuhlfahrern die Möglichkeit, dieses einzigartige Naturerlebnis in der Höhe zu genießen.

18� Baumwipfelpfade

Baumwipfelpfade� Unser�Wald�4�I�2011

Sabine Krömer-Butz ist Chefre-dakteurin von Unser Wald; E-Mail: [email protected]

Autorin

Foto: Baumwipfelpfad Waldkirch

Erleben und Lernen sind beim Baumwipfelpfad Waldkirch ideal kombiniert.

Foto: Baumwipfelpfad Hainich

Blick auf den Baumwipfelpfad Hainich.

Baumkronenpfad Nationalpark Hainich, Bei der Marktkirche 9 99947 Langensalza Tel. 03603/390728 www.nationalpark-hainich.deBaumwipfelpfad Nationalpark Bayerischer Wald Böhmstraße 37 94556 Neuschönau Tel. 08558/974074 www.baumwipfelpfad.byTreeTopWalk am Edersee, Brühlfeld 1 34549 Hemfurth Tel. 06032/8699888, www.treetopwalk.deBaumkronenweg Waldkirch Erwin-Sick-Straße 79183 Waldkirch Tel. 07823/961279 www.baumkronenweg- waldkirch.deBiosphärenhaus Pfälzerwald/ Nordvogesen Am Königsbruch 1 66996 Fischbach bei Dahn Tel. 06393/92100 www.baumwipfelpfad.deWaldWipfelWeg St. Englmar Familie Six, Maibrunn 2 94379 Sankt Englmar Tel. 09965/80087 www.waldwipfelweg.deskywalk allgäu Schaezlerstraße 34 86152 Augsburg Tel. 08381 / 896 - 1800 www.skywalk-allgaeu.de

Page 19: Unser Wald

Aktion� 19

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XXXXTiere in der Stadt | Elsbeere – Baum des

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Natur�–�Vögel� Unser�Wald�4�I�2011

Pendler�zwischen�Taiga�und�SavanneMartin�Lauterbach�

Nach dem Kormoran, fiel die Wahl des Vogels des Jahres in 2011 auf den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus). Im Gegensatz zu den Diskussionen, die der „Fischjäger“ letztes Jahr ausgelöst hat, dürften diese beim Gartenrotschwanz weni-ger kontrovers ausfallen. Die Botschaften aber, die mit dem kleinen Singvogel transportiert werden sollen, könnten aktu-eller und brisanter kaum sein. Nach dem Internationalen Jahr der Biodiversität und im Interna-tionalen Jahr der Wälder ist der attraktive Vogel deshalb sehr gut platziert.

Verbreitung und Wanderungen Der Gartenrotschwanz hat in Europa ein großes Brutareal. Seine Ost-West-Verbreitung reicht vom Baikalsee bis zur Atlantikküste. Von Norden nach Süden findet man ihn sowohl in der bo-realen Zone nördlich des Polarkreises, als auch auf der Südspitze des italieni-schen Stiefels. Er ist bei uns jedoch nur Sommervogel und verlässt Europa im Winter gen Süden. Als Langstreckenzie-her überwindet er dabei viele tausend Kilometer, bis er schließlich die Sahel-zone West- und Zentralafrikas erreicht. Der Herbstzug beginnt bei uns ab Mitte Juli. Das Geschehen ist schwer zu beob-achten, weil die Vögel nachts und über-wiegend einzeln ziehen. Zugzeitpunkt und -dauer sind so terminiert, dass die Tiere erst mit dem Ende der Regenzeit in den Savannen Afrikas eintreffen und dann dort einen reich gedeckten Tisch vorfinden.

Erkennungsmerkmale und Ver-wandtschaftsgrade Die früher als „Kleindrosseln“ bezeichneten Vögel rechnet man nach neueren Erkenntnis-sen inzwischen zur Familie der Schnäp-perverwandten. Hierzu gehören nicht minder interessante Arten wie die sel-

ten gewordenen Fliegenschnäpper, das Blau- und Braunkehlchen oder auch das häufige Rotkehlchen. Innerhalb dieser Familie bilden die Rotschwänze, die in Mitteleuropa nur durch Garten- und Hausrotschwanz vertreten sind, eine eigene Gattung. Der Name ist Pro-gramm und findet sich auch in der wis-senschaftlichen Bezeichnung wieder: Phoenic-urus setzt sich aus dem grie-chischen phoinix- (= purpurrot) und -ura (= Schwanz) zusammen. Der Gartenrot-schwanz gehört wohl mit zu den attrak-tivsten einheimischen Vogelarten. Er un-terscheidet sich vom Hausrotschwanz durch ein deutlich kontrastreicheres Gefieder. Besonders die Männchen be-stechen zur Brutzeit durch kräftige Far-ben. Das Gesichtsfeld und die Kehle sind schwarz. Die Stirn ist weiß und die Brust leuchtend orange-rot. Dieses Pracht-kleid entsteht jedoch nicht durch einen Gefiederwechsel. Vielmehr nutzen sich über den Winter die hellen Spitzen der im Spätsommer frisch gemauserten Fe-dern ab. So kommt pünktlich zur Brut-zeit die darunter liegende Farbe besser zur Geltung. Die Weibchen sind viel un-scheinbarer gefärbt und ihnen fehlt, ge-nau wie den Jungvögeln, das schwarze Gesichtsfeld. In seltenen Fällen kann es

Der Gartenrotschwanz ist einer der attraktivsten einheimischen Vogelarten.

Foto: www.birdpictures.de

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zu Kreuzungen zwischen Haus- und Gar-tenrotschwanz kommen. Die unfrucht-baren Hybriden weisen dann Übergän-ge der jeweiligen Artmerkmale auf.

Hart umkämpfter Brutplatz Bereits ab Mitte März, aber überwiegend im April, kommen die Vögel in ihr Brutge-biet zurück. Die Männchen treffen ein paar Tage früher als die Weibchen ein, um sich vorab die besten Reviere zu si-chern. Diese sind meist ca. einen Hektar groß und werden gegen Artgenossen aggressiv verteidigt. Gartenrotschwän-ze sind ortstreu und können deshalb – bei einem durchschnittlichen Alter von drei bis fünf Jahren – ein Revier auch über mehrere Jahre beanspruchen. So-bald ein Weibchen im Revier eintrifft, kommt neben dem Gesang auch die kräftig gefärbte Brust des Männchens zum Einsatz. Mit ihr und dem immer wieder aufgefächerten Schwanz wer-den der zukünftigen Gattin die erfolg-versprechendsten Brutplätze vorge-führt („Höhlenzeigen“).

Lebensraum und Nahrung Der Gar-tenrotschwanz besiedelt natürlicher-weise lichte Wälder. Er wurde früher auch Waldrotschwanz genannt. Der aktuelle Verbreitungsschwerpunkt in den Nadelmischwäldern Finnlands be-kräftigt dies. In Mitteleuropa wäre er am ehesten in Aue-Landschaften, in trocken-warmen Laubmischwäldern oder in lichten Mittelgebirgswäldern mit hohem Totholzanteil zu finden. Auch in den wüchsigen Buchen-Misch-wäldern, die derzeit unser Land größ-tenteils bedecken würden, wäre er in den Zerfallsphasen alter Baumbestände anzutreffen. Was haben nun ein borea-ler Kiefernwald und ein Buchenmisch-wald in der Zerfallsphase gemein? In beiden Lebensräumen sind Brutplätze und Nahrungshabitate für den Vogel eng miteinander verzahnt: Der Garten-rotschwanz ist Halbhöhlenbrüter, der sowohl in Baumhöhlen als auch in Ni-schen in Felsen oder an Wurzeltellern etc. brütet. Alte, lichte und strukturrei-che Baumbestände mit viel Totholz und Biotopbäumen liefern viele Höhlen und Nischen und sind deshalb besonders geeignet. Bezüglich seiner Nahrung ist der Vogel wählerisch. Er ist Insekten-fresser, der seine Beute überwiegend am Boden und nur selten im Rüttel-

flug fängt. Meist stürzt er sich dabei von einer Warte aus auf das erspähte Insekt herab. In dichter Vegetation ist das Angebot an Hautflüglern, Käfern, Schmetterlingen, Zweiflüglern, aber auch Spinnen und anderen Wirbellosen insgesamt wohl höher, aber hier kann er diese schlechter erbeuten. Er benötigt deshalb zur Nahrungssuche Stellen mit kurzrasiger, lückiger Vegetation. Lichte Wälder auf mageren, trockenen Stand-orten oder Wälder, die punktuell – z.B. durch den Zerfall alter Bäume oder durch Windwurf – aufgelichtet wur-den, befriedigen diese Ansprüche sehr gut. Nur während der Zeit des Wegzugs werden auch Beeren nicht verschmäht. Dadurch wird vermutlich die dann so wichtige Speicherung von Depotfett im Körper unterstützt. Strukturreiche He-ckenlandschaften und Waldränder die-nen deshalb gerade während des Zuges als wichtige Rastplätze.

Vom Wald- zum Gartenvogel Durch die einsetzende Landnutzung des Menschen hat sich das Landschaftsbild in Mitteleuropa deutlich gewandelt. Wälder wurden großflächig aufgelichtet und intensiv genutzt (z.B. Brennholz- und Streunutzung, beweidete Hute-wälder). Es entstanden auf großer Flä-che parkartige Wälder. Die Übergänge zum kleinbäuerlichen Kulturland waren vielerorts fließend. Für den Gartenrot-schwanz sind hierdurch gerade in Orts-nähe äußerst wertvolle Lebensräume entstanden. Einige Nutzungsformen wurden und werden besonders gern besiedelt. So stellen z.B. hochstämmi-ge Streuobstwiesen oder Kopfweiden-bestände ideale Lebensräume für die Art dar. Die Strukturen, die hier von Menschenhand entstehen, ähneln de-nen lichter Waldphasen und sie ähneln natürlich auch den Strukturen im Über-winterungsgebiet: denen der Trocken- oder Feuchtsavannen mit lockerem Baumbestand.

Bestandstrend und Gefährdun-gen Den aktuellen Brutbestand in Deutschland schätzt man auf 110.000 bis 160.000 Brutpaare. Damit ist der Gartenrotschwanz noch relativ häufig. Jedoch hat der Bestand von 1980 bis 2005 schätzungsweise um 50 % abge-nommen. Ursachen hierfür liegen so-wohl in großflächigen landschaftlichen

als auch klimatischen Veränderungen. Allein die Anbaufläche von Streuobst-beständen ist in Deutschland von 1950 bis 2000 um gut 70 % zurückgegangen. Gleichzeitig führen hohe Stickstoff-einträge im Wald und im Freiland, mit rund 15 bzw. 10 Kilogramm je Hektar und Jahr, zu einer einseitigen Überdün-gung und Versauerung der Böden. Auf mageren Standorten wird dadurch die artenreiche aber nur lückige Krautvege-tation von konkurrenzkräftigeren Arten (z.B. Grasfluren) überwuchert. Ebenso stehen mögliche Nahrungshabitate in Bestandslücken oder in jungen Sukzes-sionsphasen in Wäldern viel kürzer zur Verfügung, da sie durch das raschere Baum- und Strauchwachstum schneller ausgedunkelt werden.

Eine zunehmende Gefährdung für Lang-streckenzieher sind außerdem klima-tische Extreme: Dürreperioden in der Mittelmeerregion und in der Sahelzone verschlechtern die Nahrungssituation während der Zugzeit und der Überwin-terung. Die deutliche Ausdehnung von Wüsten im Sahel seit Ende der 60er Jahre, erschwert die Überquerung die-ser unwirtlichen Landschaften und ver-kleinert die benachbarten, nahrungs-reichen Überwinterungsgebiete. Dieses Schicksal teilt der Gartenrotschwanz auch mit anderen Arten wie dem Wald-laubsänger oder dem Trauerschnäpper. Umso wichtiger wird es werden, zumin-dest die Brutgebiete in einem guten Zu-stand zu wahren.

Erhalt vielfältiger Landschaften Der Gartenrotschwanz steht also stell-vertretend für wertvolle Lebensräume in Wäldern und im extensiv genutzten, halboffenen Kulturland. Nutzen wir den Vogel als Botschafter, diese Flächen zu erhalten. Der Erfolg unserer Bemühun-gen lässt sich an seinem Bestand mes-sen.

Unser�Wald�4�I�2011� Natur�–�Vögel

Natur�–�Vögel� 21

Martin Lauterbach arbeitet in der Abt. 6 Biodiversität, Natur-schutz, Jagd der Bayerischen Lan-desanstalt für Wald und Forst-wirtschaft (LWF). E-Mail: Martin.Lauterbach@ lwf.bayern.de

Autor

Page 22: Unser Wald

Faszination�Wald�und��„Ohne�ihn…“-Fotowettbewerb

„Was wäre in Ihrem Leben anders, ohne den Wald?“ unter diesem Mot-to suchen wir gemeinsam mit dem Verband Deutscher Naturparke und dem Kampagnenbüro des Interna-tionalen Jahr der Wälder Fotos, die dieses Thema kreativ und fantasie-

voll umsetzen. Seit dem 21. März, dem Start des Wettbewerbs, sind mittlerweile rund 1.700 Fotos im On-line-Portal eingestellt worden. Zum 30. April und 31. Mai endeten die ersten beiden Abstimmungszeiträu-me und die Jury, bestehend aus drei

Jahr�der�Wälder�2011� Unser�Wald�4�I�2011

22� Jahr�der�Wälder�2011

Siegerfoto im Monat April: „Ohne ihn… steht die Welt auf dem Kopf“

Siegerfoto im Monat Mai: „Ohne ihn keine Fachwerkidylle“

Profifotografen, hat die ersten sechs Monatssieger gekürt. Die jeweiligen Erstplatzierten möchten wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

Sieger im Monat April wurde das Bild „Ohne ihn… steht die Welt auf dem Kopf“, in dem die Jury die Idee des Wettbewerbs am besten umgesetzt sieht. „Die Absicht der Aufnahme ist die Illustration einer Redewendung, die für Ausnahmezustände, Katastro-phen und Unvorstellbares gebraucht wird, für Situationen, in denen nichts mehr so ist, wie es war. Die Annahme, es gäbe keinen Wald mehr, ist für uns Menschen genau dies: eine nicht vor-stellbare Katastrophe. Durch den op-tischen Effekt, den der Blick durch ein Wasserglas verursacht, wird der Sinn der besagten Redewendung elegant und überzeugend visualisiert. Mit einfachsten Mitteln entsteht ein Blick auf eine Idylle, die in wahrsten Sinne des Wortes auf dem Kopf steht.“ so die Begründung der Jury für ihre Ent-scheidung des Fotos von Stefan Ritte.

Das Siegerfoto im Monat Mai trägt den Titel „Ohne ihn keine Fachwerk-idylle“. Thomas Ulrich überzeugte die Jury mit seinem Bild, da es die Aufgabenstellung des Wettbewerbs, Ideen visuell umzusetzen, die zei-gen, welche Rolle der Wald in un-serer alltäglichen Lebenswelt spielt und was in unserem Alltag ohne den Wald fehlen würde, sehr gelungen umsetzt. „Das Bild einer Gasse, de-ren Häuser im Fachwerksstil gebaut wurden, ist ein gelungenes Beispiel für die Thematisierung des Baustof-fes Holz. Ohne diesen Baustoff wäre eine große Anzahl zivilisatorischer Errungenschaften der Menschheit nicht möglich gewesen, wozu auch Bauwesen und Architektur gehören. Thomas Ulrich thematisiert diesen Aspekt des Waldes: Der Wald als Lie-ferant wertvollen Baumaterials. Holz ist der grundlegende Baustoff dieser Fachwerkhäuser, die wahrscheinlich schon im Mittelalter errichtet wur-den und heute mit Sicherheit als Kulturerbe unter Denkmalschutz ste-hen.“ so die Jury.

Foto: S. Ritte

Foto: T. Ulrich

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Internationaler��Waldpädagogik-KongressVom 25. bis 27. Juli findet im Kardinal-Döpfner-Haus in Freising der 6. Inter-nationale Waldpädagogik-Kongress des Forest Communicator Network (FCN) Subgroup Forestpedagogics in Kooperation mit der SDW und der Bayerischen Forstverwaltung statt. Wir freuen uns sehr über das rege Interesse der rund 140 angemelde-ten Teilnehmer aus 16 Nationen. Die Waldpädagogik-Experten sind einge-laden, den Kongress unter dem The-ma „Waldpädagogik – Global denken, lokal handeln“ zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch zu nutzen und neue Konzepte für die tägliche Arbeit vor Ort zu entwickeln.

„Was�hast�Du�im�Wald��entdeckt“�–�MalwettbewerbViele SDW Gruppen, Forsteinrich-tungen und Schulen haben den Stun-denplan zum Malwettbewerb be-reits angefordert. 300.000 Stück der Stundenpläne wurden gemeinsam mit dem Verband Deutscher Natur-parke (VDN) gedruckt und verteilt. Die ersten sehr schönen und kreati-ven Kunstwerke der kleinen Künstler haben uns bereits erreicht. Sowohl Einzelteilnehmer als auch Klassen haben sich auf ein Abenteuer in den Wald begeben und uns ihre Bilder zum Thema „Was hast Du im Wald entdeckt“ geschickt.

Noch bis zum 31. Oktober können Schülerinnen und Schüler ihre Bilder einschicken. Gerne senden wir Ihnen weitere Stundenpläne zur Verteilung in Schulen, bei Festen und Aktionen zu.

IdeenExpo�Hannover���27.�Aug.�bis�4.�Sept.�2011Noch wenige Wochen bis zum Start der 3. IdeenExpo in Hannover, die sich zum Ziel gesetzt hat, den For-schergeist bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu wecken, um so langfristig dem Fachkräfte-mangel in naturwissenschaftlichen und technischen Berufsfeldern entgegen zu wirken. Die Besucher

können spannende Entdeckungen machen und bekommen die Gele-genheit, Naturwissenschaften und Technik hautnah aus einer anderen Perspektive zu entdecken. Das Herz-stück der IdeenExpo sind Exponate mit Erlebnischarakter. „Lernen mit al-len Sinnen“ – nach diesem Kriterium werden die Exponate und Mitmach-Stationen ausgesucht. Die SDW wird mit dem Workshop „SOKO Wald“ und einem Informationsstand zur CO2-Speicherkapazität von Wäldern vertreten sein. Interessierte Schul-klassen können sich für den SOKO Wald Workshop anmelden, bei dem sie die Chance bekommen, wie bei der Tour der WaldMobile Ermittler in Sachen Wald in der Stadt zu werden.

Im Exponat zur CO2-Speicherkapazi-tät von Wäldern wird eindrucksvoll gezeigt, wie viel CO2 ein Baum einer gewissen Größe speichern kann. Au-ßerdem wird den Besuchern verdeut-licht, wie viel CO2-Ausstoß gewisse Aktivitäten wie Flugreisen oder die Produktion eines T-Shirts verursa-chen. So wird den Besuchern vor Au-gen geführt, wie wichtig der Wald als

CO2-Senke ist, um den täglich produ-zierten CO2-Ausstoß auszugleichen.

Unser�Wald�4I�2011� Jahr�der�Wälder�2011

Jahr�der�Wälder�2011� 23

Julia Hoffmann ist Projetkoordi-natorin für das Jahr der Wälder bei der SDW;E-Mail: [email protected]

Autorin

Fotowettbewerb�Faszination�Wald

Und auch im Fotowettbewerb Faszination Wald gibt es Sieger für den Mo-nat Mai. Mit dem wunderschönen Bild „Malerblick“ hat der Fotograf die Jury von sich überzeugt und die Bedeutung der Wälder für die Lebensqua-lität eines jeden Einzelnen von uns auch im hochtechnisierten, naturfernen Alltag unserer Gesellschaft eindrucksvoll dargestellt.

„Was wäre ohne ihn …“ ist auch bei Veranstaltungen ein Renner.

Foto: VDN/BNVH

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Bücher�&�Co.� Unser�Wald�4�I�2011

24� Bücher�&�Co.

Ein deutscher Wandersommer Lehrreich und sehr persönlich schil-

dert Andreas Kieling, der uns aus dem Fern-sehen durch sei-ne waghalsigen Abenteuer zu den letzten Arten be-kannt ist, seine 1.400 Kilometer lange Wanderung

entlang der ehemaligen deutschen Grenze, acht Bundesländer in sieben Wochen. Er hat dabei die Wildnis mit-ten in Deutschland gefunden wie die Flussperlmuscheln in der bayrischen Regnitz, Mufflons im Thüringer Wald, Luchse im Harz, wilde Orchideen im Hainich oder vom Aussterben bedroh-te Birkhähne in Hessen.

Wer von dem Buch einen Reiseführer über das Grüne Band erwartet, liegt aber falsch. Für Kieling sind nicht nur die Natur, sondern auch die Men-schen entlang der Grenze eine Er-wähnung wert. Es geht ihm auch um die Menschen, die an der ehemaligen Grenze leben und seine eigene Ge-schichte, da er mit 17 Jahren aus der DDR geflohen ist. Ein sehr lesenswer-tes Buch mit vielen Informationen am Rand, dass ich sicher noch mal zur Hand nehmen werde. (SKB)

Andreas Kieling Ein deutscher Wandersommer ISBN-13: 978-3890293936 Preis: 22,95 Euro

Kosmos Naturführer für unter-wegs Auch die aktuellen Naturführer

von Kosmos über-zeugen durch ih-re Machart, ihrer handlichen Größe (mit wetterfes-ter Plastikhülle) und ihrem Preis. Egal ob Anfänger oder Experte – der Führer ist für jeden geeignet!

Der Kosmos Naturführer für unter-wegs beinhaltet die 550 wichtigsten und bekanntesten Tiere und Pflanzen Mitteleuropas und macht mit viel

Bildmaterial, einer Gliederung nach Lebensräumen und allen typischen Merkmalen auf einem Blick das Be-stimmen kinderleicht. Nützlich: die wichtigsten essbaren Pflanzen, die häufigsten Giftpflanzen. Ein tolles Preis-Leistungsverhältnis!

Franz Hecker Kosmos-Naturführer für unterwegs ISBN: 978-3-440-12570-0 Preis: 6,95 Euro

Vögel beobachten Ein Leitfaden für alle Naturliebhaber, die mehr über

ihre gefiederten Nachbarn erfah-ren und spannen-de Einblicke in die wunderbare Welt der Vögel gewin-nen wollen. Das Buch hilft vor allem Einsteigern, sich mit den Vögeln in

ihrer näheren Umgebung vertraut zu machen. Es ersetzt zwar kein Vogelbe-stimmungsbuch, hat aber zahlreiche Hinweise zur Vogelbeobachtung für Naturfreunde mit wenig Vorkenntnis-sen und auch Kenner finden in diesem Buch Spannendes und Neues aus der Vogelbiologie sowie nützliche, nicht alltägliche Beobachtungstipps. Ein schön geschriebenes Fachbuch über die Nachbarschaft zwischen Mensch und Vogel.

Frank Allmer Vögel beobachten Gute Nachbarschaft mit Amsel, Drossel, Fink und Star ISBN: 978-384043006-0 Preis: 19,90 Euro

Neue Ideen für Hochbeete Rü-ckenfreundliches Gärtnern, hohe

Erträge und freie Standortwahl machen die prak-tischen Beete so beliebt. Brigitte Kleinod stellt in ihrem aktuellen Buch eine Vielzahl neuer Ideen vor:

Von Hochbeeten für Selbstversorger und junge Familien über Tischbeete zum barrierefreien Gärtnern oder Terrassenbeete an Hanglagen bis zu mobilen Lösungen für Hinterhöfe und Balkon. Schritt für Schritt erklärt die Autorin, worauf es beim Bauen, Befüllen und Bepflanzen ankommt und was bei Fertigbauelementen zu beachten ist. Gewusst wie, lassen sich die Hochbeete an die Lebenssi-tuation anpassen und immer wieder neu bepflanzen. Auch Futterplätze für Schmetterlinge und Wildbienen oder Tierquartiere für Eidechsen und Igel können mit einem Hochbeet ge-schaffen werden. Wer glaubt, Gärt-nern geht nur mit Garten auf ebener Erde, wird mit diesem Buch eines Besseren belehrt.

Brigitte Kleinod Neue Ideen für Hochbeete ISBN: 978-3-89566-287-4 Preis: 14,00 Euro

Wälder brauchen Vielfalt! An-lässlich des Jahr der Biologischen

Vielfalt 2010 und des Internatio-nalen Jahr der Wälder 2011 hat das Projekt Wald in Not eine Infor-mationsbroschüre zum Thema „Wäl-der brauchen Viel-

falt!“ herausgegeben. Eine Reihe von Gefahren bedrohen die biologische Vielfalt der Wälder. Dazu gehören die Zerschneidung zusammenhängender Waldflächen, die Überhege von Reh- und Rotwild, der Eintrag von Schad-stoffen und Fehler bei der Waldbe-wirtschaftung, aber auch der Klima-wandel. In der Broschüre wird über Möglichkeiten informiert, etwas für die biologische Vielfalt der Wälder zu tun. Die Broschüre ist erhältlich bei der Geschäftsstelle des Projek-tes Wald in Not der DBU Naturerbe GmbH, Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn. Bei Bestellung von Bro-schüren bitte 0,85 € Rückporto in Briefmarken beifügen.

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Wald. Deine Natur.

Die Buche | Fagus sylvatica

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Page 26: Unser Wald

Die Buche I Fagus sylvatica

Die Buche steht in enger Beziehung zu unserer deutschen Muttersprache. Der „Buchstabe“ war ursprünglich ein Buchenstab, auf den Runen eingeritzt waren, der geworfen und dann (auf)-gelesen wurde. Beschriftete Buchenholztafeln, welche zusammengeheftet wurden, haben dem „Buch“ seinen Namen gegeben.

Die Buche ist in ganz Mitteleuropa verbrei-tet. Unter natürlichen Bedingungen wäre der größte Teil Deutschlands mit Buchen- oder Buchen-Mischwäldern bedeckt. Weltweit ge-sehen besitzt unsere Rotbuche ein sehr klei-nes Verbreitungsgebiet, das sich im wesent-lichen auf Zentraleuropa beschränkt. Aus dieser Verbreitung ergibt sich die große Ver-antwortung, die gerade Deutschland für den Erhalt der noch verbliebenen naturna-hen Buchenwälder besitzt. Die Buche hat in Deutschland einen Anteil von rund 15% an

denverhältnisse. Sie wird deshalb auch „Mut-ter des Waldes“ genannt. Die dreikantigen, braunglänzenden Bucheckern sitzen zu zweit in einem vierlappigen Fruchtbecher. Reichen Fruchtbehang gibt es bei der Buche alle fünf bis acht Jahre.Bucheckern enthalten im Durchschnitt 15 bis 20% Öl, das nach entsprechender Behand-lung Speiseöl abgibt. Der Genuss roher Buch-eckern kann durch den Wirkstoff Fagin zu Vergiftungserscheinungen führen.

WaldbauDie Buche liebt luftfeuchte Lagen und gleich-bleibende bodenfrische und gut durchwur-zelbare Böden. Besten Wuchs zeigt sie auf fri-schen, basenreichen Böden, z.B. auf Kalk oder Basalt. Die Buche meidet Blockfelder, sehr trockene, staunasse oder regelmäßig überflu-tete Standorte. Sie fehlt daher in der Baumar-tenpalette des ursprünglichen Auwaldes. Allgemein wurde die Buche von ihren natür-lichen Standorten in früheren Jahrzehnten sehr stark zurückgedrängt. In den letzten 10 bis 20 Jahren wurde sie jedoch wieder ver-stärkt in die Wälder als führende Baumart oder Mischbaumart eingebracht. Kennzeichnend für die Buche ist ihre hohe Schattenverträglichkeit, die nur noch von Tan-ne und Eibe übertroffen wird. Buchenwälder können sehr gut, z.B. über Schirmschlagver-fahren, natürlich verjüngt werden. In Nadel-waldreinbeständen muss die Buche künstlich im Schutz der Altbestände eingebracht wer-den. Waldbauliches Ziel ist es, durch entspre-chende Pflege qualitativ hochwertiges und damit wertvolles Buchenstammholz zu erhal-ten.

Lebensraum BuchenwaldJe nach Standort können verschiedene Bu-chenwaldtypen, so z. B. der Kalkbuchenwaldmit der Frühlingsplatterbse und verschiede-nen Orchideenarten, der Braunerde-Buchen-wald mit Waldmeister, Perlgras, Eichen- und Buchenfarn oder der bodensaure Buchen-wald mit Hainsimse (z.B. auf Buntsandstein-böden) unterschieden werden.

Buchenwälder sind die wichtigsten und am weitest verbreiteten Pflanzengesellschaf-ten in Mitteleuropa. Um dieser naturschutz-fachlichen Bedeutung der Buchenwaldgesell-schaften gerecht zu werden, wurden in die europaweite Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) auch einige Waldgesellschaften der Bu-chenwälder als schutzwürdige Lebensraum-typen aufgenommen.Nach der kalten Jahreszeit müssen viele Bo-denpflanzen des Buchenwaldes das kurze Frühjahr bis zur vollen Blattentfaltung der Buche nutzen, denn nur im März und April dringt genügend Licht zum Waldboden vor. Dann blühen Buschwindröschen, Seidelbast, Leberblümchen und Lungenkraut. Auf feuch-teren nährstoffkräftigeren Standorten sind es Lerchensporn und Bärlauch.Wichtige Mischbaumarten der Buche sind auf bodensauren Standorten die Traubenei-che, im Verzahnungsbereich zu Schluchtwäl-dern der Bergahorn und die Esche sowie auf kalkreichen Sonderstandorten die Eibe und Elsbeere. In den mittleren Lagen der süddeut-schen Mittelgebirge und der Alpen treten die Tanne, in den höheren die Fichte als Misch-baumarten zur Buche. Der sich daraus entwi-ckelnde sogenannte Bergmischwald vereinigt in besonderer Weise die Ansprüche der Öko-nomie und der Ökologie.Daneben bietet der mitteleuropäische Bu-chenwald einer Vielzahl von Tieren Lebens-raum. Etwa 7.000 Tierarten sind auf den Bu-chenwald angewiesen. Darunter befinden sich viele kleine Lebewesen, die im Boden und in der Streuschicht für die Zersetzung und Einarbeitung des Falllaubes sorgen, wie z.B. Springschwänze, Hornmilben, Asseln, Fa-denwürmer und Tausendfüßler. Wegen sei-nes ausgeglichenen, feuchten Bestandsin-

Verjüngung

SDW

der Gesamtwaldfläche von 11,1 Mio. ha.Ausgedehnte Buchenwälder finden wir in Deutschland noch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, im Eichsfeld sowie in den Mit-telgebirgen z.B. Spessart und in den Hangla-gen der bayerischen Alpen.Als bedeutender Waldbaum erreicht die Bu-che Höhen von 30 bis 35 Meter, zuweilen auch über 40 Meter. Im Gegensatz zu manchen an-deren Baumarten hält bei ihr das Wachstum bis ins hohe Alter unvermindert an.Kennzeichnend für die Buche ist eine dünne, glatte und zunächst silbergraue, unverborkteRinde. Einzelne Buchen, die Borkenbildung zeigen, werden „Steinbuchen“ genannt. Wei-ße, handtellergroße Flecken auf der silber-grauen Buchenrinde werden von einem für sie harmlosen Pilz, dem Weißen Rindenpilz, hervorgerufen. Die Blätter der Buche sind ei-förmig, ganzrandig und kurz gestielt. Wegen ihres reichen Laubfalles (ca. 900 g/m2) und ih-rer intensiven Durchwurzelung auch tieferer Bodenschichten sorgt die Buche für gute Bo-

www.euforgen.org

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Die Buche I Fagus sylvatica

Die Buche steht in enger Beziehung zu unserer deutschen Muttersprache. Der „Buchstabe“ war ursprünglich ein Buchenstab, auf den Runen eingeritzt waren, der geworfen und dann (auf)-gelesen wurde. Beschriftete Buchenholztafeln, welche zusammengeheftet wurden, haben dem „Buch“ seinen Namen gegeben.

Die Buche ist in ganz Mitteleuropa verbrei-tet. Unter natürlichen Bedingungen wäre der größte Teil Deutschlands mit Buchen- oder Buchen-Mischwäldern bedeckt. Weltweit ge-sehen besitzt unsere Rotbuche ein sehr klei-nes Verbreitungsgebiet, das sich im wesent-lichen auf Zentraleuropa beschränkt. Aus dieser Verbreitung ergibt sich die große Ver-antwortung, die gerade Deutschland für den Erhalt der noch verbliebenen naturna-hen Buchenwälder besitzt. Die Buche hat in Deutschland einen Anteil von rund 15% an

denverhältnisse. Sie wird deshalb auch „Mut-ter des Waldes“ genannt. Die dreikantigen, braunglänzenden Bucheckern sitzen zu zweit in einem vierlappigen Fruchtbecher. Reichen Fruchtbehang gibt es bei der Buche alle fünf bis acht Jahre.Bucheckern enthalten im Durchschnitt 15 bis 20% Öl, das nach entsprechender Behand-lung Speiseöl abgibt. Der Genuss roher Buch-eckern kann durch den Wirkstoff Fagin zu Vergiftungserscheinungen führen.

WaldbauDie Buche liebt luftfeuchte Lagen und gleich-bleibende bodenfrische und gut durchwur-zelbare Böden. Besten Wuchs zeigt sie auf fri-schen, basenreichen Böden, z.B. auf Kalk oder Basalt. Die Buche meidet Blockfelder, sehr trockene, staunasse oder regelmäßig überflu-tete Standorte. Sie fehlt daher in der Baumar-tenpalette des ursprünglichen Auwaldes. Allgemein wurde die Buche von ihren natür-lichen Standorten in früheren Jahrzehnten sehr stark zurückgedrängt. In den letzten 10 bis 20 Jahren wurde sie jedoch wieder ver-stärkt in die Wälder als führende Baumart oder Mischbaumart eingebracht. Kennzeichnend für die Buche ist ihre hohe Schattenverträglichkeit, die nur noch von Tan-ne und Eibe übertroffen wird. Buchenwälder können sehr gut, z.B. über Schirmschlagver-fahren, natürlich verjüngt werden. In Nadel-waldreinbeständen muss die Buche künstlich im Schutz der Altbestände eingebracht wer-den. Waldbauliches Ziel ist es, durch entspre-chende Pflege qualitativ hochwertiges und damit wertvolles Buchenstammholz zu erhal-ten.

Lebensraum BuchenwaldJe nach Standort können verschiedene Bu-chenwaldtypen, so z. B. der Kalkbuchenwaldmit der Frühlingsplatterbse und verschiede-nen Orchideenarten, der Braunerde-Buchen-wald mit Waldmeister, Perlgras, Eichen- und Buchenfarn oder der bodensaure Buchen-wald mit Hainsimse (z.B. auf Buntsandstein-böden) unterschieden werden.

Buchenwälder sind die wichtigsten und am weitest verbreiteten Pflanzengesellschaf-ten in Mitteleuropa. Um dieser naturschutz-fachlichen Bedeutung der Buchenwaldgesell-schaften gerecht zu werden, wurden in die europaweite Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) auch einige Waldgesellschaften der Bu-chenwälder als schutzwürdige Lebensraum-typen aufgenommen.Nach der kalten Jahreszeit müssen viele Bo-denpflanzen des Buchenwaldes das kurze Frühjahr bis zur vollen Blattentfaltung der Buche nutzen, denn nur im März und April dringt genügend Licht zum Waldboden vor. Dann blühen Buschwindröschen, Seidelbast, Leberblümchen und Lungenkraut. Auf feuch-teren nährstoffkräftigeren Standorten sind es Lerchensporn und Bärlauch.Wichtige Mischbaumarten der Buche sind auf bodensauren Standorten die Traubenei-che, im Verzahnungsbereich zu Schluchtwäl-dern der Bergahorn und die Esche sowie auf kalkreichen Sonderstandorten die Eibe und Elsbeere. In den mittleren Lagen der süddeut-schen Mittelgebirge und der Alpen treten die Tanne, in den höheren die Fichte als Misch-baumarten zur Buche. Der sich daraus entwi-ckelnde sogenannte Bergmischwald vereinigt in besonderer Weise die Ansprüche der Öko-nomie und der Ökologie.Daneben bietet der mitteleuropäische Bu-chenwald einer Vielzahl von Tieren Lebens-raum. Etwa 7.000 Tierarten sind auf den Bu-chenwald angewiesen. Darunter befinden sich viele kleine Lebewesen, die im Boden und in der Streuschicht für die Zersetzung und Einarbeitung des Falllaubes sorgen, wie z.B. Springschwänze, Hornmilben, Asseln, Fa-denwürmer und Tausendfüßler. Wegen sei-nes ausgeglichenen, feuchten Bestandsin-

Verjüngung

SDW

der Gesamtwaldfläche von 11,1 Mio. ha.Ausgedehnte Buchenwälder finden wir in Deutschland noch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, im Eichsfeld sowie in den Mit-telgebirgen z.B. Spessart und in den Hangla-gen der bayerischen Alpen.Als bedeutender Waldbaum erreicht die Bu-che Höhen von 30 bis 35 Meter, zuweilen auch über 40 Meter. Im Gegensatz zu manchen an-deren Baumarten hält bei ihr das Wachstum bis ins hohe Alter unvermindert an.Kennzeichnend für die Buche ist eine dünne, glatte und zunächst silbergraue, unverborkteRinde. Einzelne Buchen, die Borkenbildung zeigen, werden „Steinbuchen“ genannt. Wei-ße, handtellergroße Flecken auf der silber-grauen Buchenrinde werden von einem für sie harmlosen Pilz, dem Weißen Rindenpilz, hervorgerufen. Die Blätter der Buche sind ei-förmig, ganzrandig und kurz gestielt. Wegen ihres reichen Laubfalles (ca. 900 g/m2) und ih-rer intensiven Durchwurzelung auch tieferer Bodenschichten sorgt die Buche für gute Bo-

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nenklimas stellt der Buchenwald gerade für viele Schnecken (ca. 70 Arten) einen geeig-neten Lebensraum dar. Daneben beherbergt der Buchenwald noch eine große Zahl von In-sekten, wie Schmetterlinge und Käfer. Typi-sche Schmetterlinge des Buchenwaldes sind der Nagelfleck, der Buchenspinner mit seiner bizarren Raupe, der Buchenzahnspinner so-wie der Buchenrotschwanz und die Buchen-kahneule. Insgesamt leben im heimischen Bu-chenwald über 5.000 Insektenarten.Abgestorbenes, totes Buchenholz - sowohl stehend oder liegend - in verschiedenen Zer-setzungsphasen stellt für viele holzbewoh-nende Pilze (über 250 Arten) und Käferarteneinen wichtigen Lebensraum dar. Stellver-tretend für die Vielzahl der Bockkäfer seien hier der Buchen- und der Alpenbock genannt. Ein weiterer wichtiger Teil der Tierwelt unse-rer Buchenwälder sind die Vögel. Viele un-serer einheimischen Vogelarten (ca. 70) sind auf den Wald allgemein als Lebensraum an-gewiesen. Vor allem unseren einheimischen Spechtarten kommt wegen ihrer Fähigkeit zum Höhlenbau eine Schlüsselrolle in der viel-schichtigen Lebensgemeinschaft des Waldes zu. So werden die Höhlen des Schwarzspech-tes, dessen hauptsächlicher Brutraum die Bu-che ist, sehr gerne z.B. von der Hohltaube als „Nachmieter“ genutzt. Im Buchenwald kom-men viele Vogelarten vor, die auch andere Waldtypen besiedeln, so z.B. der Kuckuck, die Kohlmeise und der Vogel, dem die Buche ih-ren Namen gab: Der Buchfink.Weitere typische Vogelarten im Buchenwald sind z.B. der Waldlaubsänger, der Grauspecht und der Zwergschnäpper, der gerne alte Bu-chenwälder mit reichem Unterholz oder Ver-jüngung in luftfeuchten Lagen besiedelt. Im Winter fallen große Schwärme der nordi-schen Bergfinken in unsere Buchenwälder ein, um die nahrhaften Bucheckern zu ver-zehren.

HolzFrisches Buchenholz hat eine rötlich-weiße Far-be, im gedämpften Zustand erscheint es mehr rötlich-braun. Auf diese Holzfärbung bezieht sich der Name Rotbuche.Ältere Bäume weisen jedoch häufiger durch außergewöhnliche Verkernungsvorgänge ei-nen rotbraunen Kern (sogen. Rotkern) auf. Dieser bedeutet keine qualitative Verschlech-terung des Holzes und wird in den letzten Jah-ren wegen der lebendigen Zeichnung und der Möglichkeit zur individuellen Gestaltung im-mer häufiger nachgefragt. Buchenholz ist zerstreutporig mit feinen Poren, deutlich markierten Jahrringgrenzen und auf-fälligen Holzstrahlen. Buchenholz ist von feiner, gleichmäßiger Struktur und von mittelschwe-rem Gewicht (mittlere Rohdichte 0,72 g/cm3). Es ist von hoher Härte, dabei zäh, aber wenig elastisch. Kennzeichnend für Buchenholz ist die hohe Abriebfestigkeit. Buchenholz ist anfällig für Pilzbefall und daher ohne Schutzbehand-lung ungeeignet für eine Verwendung im Au-ßenbereich.Mit rund 250 bekannten Verwendungsgebie-ten ist die Buche in den letzten Jahren zu der am vielseitigsten gebrauchten Holzart unter den einheimischen Hölzern geworden.Zu den Haupteinsatzbereichen der Buche zählt die Möbelherstellung (z. B. Stühle, Schul- und Büromöbel). Besonders berühmt sind die aus dampfgebogenen Buchenhölzerngefertigten Cafehaus-Stühle des Tischlermeis-ters Thonet geworden.Weiter liefert Buche ein ausgezeichnetes Holz

für Parkett- und Holzpflasterböden und für den Treppenbau. Vielfältige Verwendung findet die Buche für Kleinartikel des täglichen Bedarfs, so z.B. Frühstücksbretter, Nudelrollen, Messer-griffe, Rührlöffel und Schüsseln. Holzspielzeug wird bevorzugt aus Buchen- oder Ahornholz gefertigt. Buchenindustrieholz, d. h. schwäche-res Buchenholz, wird in der Hauptsache von der Zellstoff-und Papierindustrie sowie von der Span- und Faserplattenindustrie verarbeitet. Buche war früher die Hauptholzart für die Fer-tigung von Eisenbahnschwellen. Schälfurniere aus Buchenholz werden für die Sperrholzher-stellung benötigt. Letztendlich wird Buchen-holz wegen seines hohen Brennwertes gerne als Brennholz verwendet.Neben Bau-, Geräte- und Brennholz haben die Menschen früherer Zeiten aus Buchenholz auch Holzkohle und Pottasche zur Glasherstel-lung gewonnen.

KlimawandelDie Buche spielt als wichtigste Baumart beim Waldumbau, um klimatolerante Wälder auf-zubauen, eine bedeutende Rolle. Misch-bestände, häufig mit der Buche, sollen das Risiko in Zeiten der Klimaerwärmung auf ver-schiedene Baumarten verteilen.

BrauchtumWegen der Bedeutung des Holzes und der weiten Verbreitung sind allein in Deutschland rund 1.500 Ortschaften mit ihrem Namen auf die Buche zurückzuführen.

Buschwindröschen

M. Dumat

Buchfink

A. Wolter

3017485 SDW Buche.indd 3 06.07.11 16:25

Page 28: Unser Wald

Eigenartig ist die Tatsache, dass die Buche trotz ihrer großen Verbreitung im Volksglau-ben nur eine untergeordnete Rolle spielt.In der Literatur hat Annette von Droste-Hüls-hoff der Buche in ihrer Erzählung „Die Ju-denbuche“ ein bleibendes Denkmal gesetzt.

WaldschädenIm allgemeinen gilt die Buche vor allem im Vergleich mit den Nadelhölzern Fichte und Kiefer als relativ stabile und krisenfes-te Baum art. Massenvermehrungen gefährli-cher Forstinsekten, die zum Absterben gan-zer Waldbestände führen können, treten bei der Buche kaum auf. In den letzten Jahren führten häufig auftretende starke Fruchtaus-bildungen (Fruktifikation) dazu, dass die Bu-chen weniger Laub ausgebildet hatten und daher Kronenverlichtungen zeigten. Von den klimatischen Gefahren wirken sich bei der Bu-che in der Hauptsache Spätfrost in der Ju-gend und bei zu rascher Freistellung in der Verjüngungsphase oder z.B. bei Trassenauf-hieben unmittelbare starke Sonneneinstrah-lung (Rindenbrand) schädigend aus.

Die Buche | SteckbriefName: →

Familie: →

Alter: →

Höhe: →

Durchmesser: →

Rinde: →

Blätter: →

Blüte: →

Frucht: →

Gefährdung: →

Holz: →

Verwendung: →

Rotbuche, Fagus sylvatica

Buchengewächse (Fagaceae)

bis 300 Jahre

bis über 40 m

bis 150 cm

anfangs bleigrau bis graubraun, im Alter silber-grau, glatt

wechselständig, länglich-elliptisch bis eiförmig, Blatt mit 8 bis 10 Nervenpaaren, Blattrand ist wellig, 5 bis 10 cm lang und 3 bis 7 cm breit

einhäusig (männliche und weibliche Blüten be-finden sich auf dem gleichen Baum)

Bucheckern, etwa 2 cm lang, scharf dreikantig

Wildverbiss, Schleimflusskrankheit

hart, rötlichweiß mit breiten Markstrahlen, Splint und Kern haben gleiche Farbe

Furnier, Sperrholz, Möbel, Parkett, Spielzeug, Brettschichtholz (Neuentwicklung), Brennholz

Das Holz

SDW

Die Knospe

SDW

Impressum: Herausgeber:Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Bundesverband e. V. (SDW) Meckenheimer Allee 79 · 53115 Bonn Tel. 0228-945983-0 · Fax: 0228-945983-3 [email protected] · www.sdw.deSpendenkonto: Sparkasse KölnBonn Konto.Nr. 31 019 995 BLZ 370 501 98

Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundes-

tages

Text: O. SchmidtTitelfoto, Inhaltfotos: M. Arbesmeier

Die Blätter

SDW

Die Rinde

SDW

Die Buchecker

A.-E. Arnold

3017485 SDW Buche.indd 4 06.07.11 16:25

Page 29: Unser Wald

25�Jahre��deutsche�UmweltpolitikVor einem Vierteljahrhundert wurde das Bundesumweltministerium ge-gründet. Die Gründung war eine di-rekte Reaktion auf die Nuklearkatast-rophe in Tschernobyl. Dadurch rückte die Umweltpolitik in Deutschland von einem Randthema ins Zentrum der Politik. Wer sich darüber mehr infor-mieren möchte, findet unter www.umweltchronik.de weitere Informati-onen. Die gedruckte Broschüre kön-nen Sie beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit, Referat Öffentlichkeitsar-beit, 11055 Berlin bestellen.

Geringe�Schäden��durch�Waldbrände2010 gab es in Deutschland insge-samt 780 Brände mit einer Schadens-fläche von 522 Hektar. Der geschätz-te Schaden liegt bei 1,1 Millionen Euro. Damit reihte sich das Jahr 2010 in die Reihe der letzten sieben Jahre ein, in denen in Deutschland unter-durchschnittlich Waldbrände und Schäden zu verzeichnen waren. Die meisten Brände gab es im Juli, ge-folgt von den Monaten Juni und Ap-ril. Mit Abstand die meisten Brände mit der Hälfte des Schadenswertes gab es wieder in Brandenburg, ge-folgt von Niedersachsen und Bayern. Von der Hälfte der Brände hat man keinen Hinweis auf die Ursache. 21 % der Brände wurden vorsätzlich gelegt und 16 % entstanden durch Fahrläs-sigkeit.

35�Millionen��für�WaldklimafondsDie Bundesregierung hat mit dem Entwurf zum Bundeshaushalt 2012 die finanziellen Grundlagen für die Errichtung eines Waldklimafonds geschaffen. Für den Fonds, der zum 1. Januar 2013 unter gemeinsamer Federführung des Bundeslandwirt-schafts- und des Bundesumweltmi-nisteriums errichtet werden soll, sind Mittel in Höhe von 35 Millionen Eu-ro jährlich vorgesehen. Damit sollen insbesondere Maßnahmen zur Wie-derherstellung eines ausgeglichenen

Landschaftswasserhaushaltes, zur besseren Anpassung an Klimaverän-derungen, der Erhalt und die Siche-rung von Waldmooren, die Neuan-lage von kohlenstoffreichen Au- und Feuchtwäldern sowie die Einrichtung von Referenzflächen aber auch der Ausbau des CO2-Minderungspotenzi-als von Holz geplant werden. Vorge-sehen sind ebenfalls Maßnahmen zur Prävention und Bewältigung groß-flächiger Schadensereignisse wie Stürme oder Waldbrände. Zusätzlich sollen Forschung, Monitoring, Kom-munikation und Wissenstransfer un-terstützt werden.

EU�will��Plastiktüten�verbieten�500 Plastiktüten aus Polyethylen ver-braucht der EU-Bürger durchschnitt-lich im Jahr. Meist nutzt er die Plas-tiktüte nur einmal, bis er sie dann einfach wegwirft. Müllberge von vielen Tausend Tonnen Plastik ent-

stehen dabei Jahr für Jahr. Für ihre Beseitigung sind enorme finanzielle und logistische Aufwendungen not-wendig. Oft aber wird daran gespart, und die Plastiktüten verschwinden in dunklen Kanälen, bis sie irgendwo in den Weltmeeren wieder auftau-chen. Allein im Mittelmeer befinden sich rund 250 Milliarden Kunststoff-teilchen mit einem Gesamtgewicht von 500 Tonnen. Fische halten Plas-tik für Nahrung – so kommt mit dem Fisch beim Verbraucher auch Plastik auf den Tisch. Kunststoffe enthalten Schadstoffe, wie u.a. Weichmacher, die sich erst in mehreren hundert Jahren zersetzen. Kommen Men-schen auf Dauer mit den Schadstof-fen in Berührung, bleiben gesund-heitliche Schädigungen nicht aus – es ist höchste Zeit zu handeln. Bisher hat nur Italien die Plastiktüte gesetz-lich verboten. Die Umweltminister aller Mitgliedsstaaten der EU wollen ein generelles Verbot von Plastiktü-ten aus Polyethylen erreichen.

Weltweiter�CO2-Aussto�erreicht�Rekordwerte

Unser�Wald�4I�2011� Umweltnachrichten

Umweltnachrichten� 29

Foto: H. Lange, pixelio

Der Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen hat im vergange-nen Jahr ein neues Rekordhoch erreicht. Das berichtet der Focus in seiner Online-Ausgabe. Im Jahr 2010 betrug der weltweite Kohlen-dioxid-Ausstoß 30,6 Gigatonnen. Das ist der Internationalen Energie-

agentur zufolge der höchste Wert, der seit Beginn der Messungen auf-gezeichnet wurde. Nach einer von der britischen Zeitung „The Guardi-an“ kürzlich veröffentlichten Bilanz der Internationalen Energieagentur (IEA) stieg der CO2-Ausstoß 2010 um insgesamt 1,6 Gigatonnen an.

Page 30: Unser Wald

Umweltnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

30� Umweltnachrichten

Holzeinschlag�2010�–�deutlich�gestiegen�Nach Angaben des statistischen Bun-desamtes stieg der Holzeinschlag in Deutschland im vergangenen Jahr um gut 13 % auf 54,42 Mio. Festme-ter (Fm = Kubikmeter). Beim Nadel-holz zeigte sich sogar ein Anstieg um 14,5 % auf 42,44 Mio. Festmeter. Das stärkste Plus war mit 18,7 % bei der Holzartengruppe Kiefer zu verzeich-nen. Hier wurden im vergangenen Jahr 12 Mio. Festmeter geerntet. Aber auch bei der Fichte war mit 30,45 Mio. Festmeter ein beachtli-cher Anstieg um 13 % zu verzeichnen. Im Laubholz fiel die Zunahme mit 8,7 % auf 11,98 Mio. Festmeter gerin-ger aus. Am stärksten ausgeprägt war

sie hier bei der Buche. Die Erntemen-ge lag bei dieser Baumart bei 9,86 Mio., somit einem Plus von immerhin 9,1 %. An Eichenholz wurden mit 1,8 Mio. Fm 6,8 % mehr eingeschlagen als im Vorjahr und an Buntlaubholz (Ahorn, Esche u.a.) mit 315.000 Fm 4,6 % mehr.

Mais�und�Raps�–��schlechte�BilanzDie „Bioenergie-Platzhirsche“ auf deutschen Äckern sind Mais und Raps, allerdings schneiden sie bei Treibhausgasbilanzen sehr schlecht ab. Diese Tatsache wurde auf einer Forschertagung des von-Thünen-In-stituts (vTI) in Braunschweig erneut sehr deutlich. Mais und Raps sind

energie- und nährstoffhungriger als die alternativen Energiepflanzen, wie Pappeln und Chinagras. Der hohe Stickstoffbedarf, der energieaufwän-dige Herstellungsprozess von Stick-stoffdüngern und die Freisetzung von Lachgas – 300-mal so klimaschädlich, wie CO2 – nach der Düngung machen die Bilanz kaputt. Ganz anders die Pappeln und das Chinagras, welche zwischen 40 und 99 % weniger Lach-gas freisetzen und auch im Winter geerntet werden können, wenn die Pflanzen ihre Nährstoffe in den Wur-zeln gespeichert haben. Bei Weiden und Pappeln kommt noch ein wichti-ger positiver Effekt hinzu: Durch Hu-musaufbau über mehrere Jahre hin-weg wird Kohlenstoff festgelegt und es entsteht neuer Lebensraum für Tiere. Axel Don vom vTI resümiert: „Die deutsche Bioenergieförderung hat die effizientesten Klimaschutzwe-ge bisher vernachlässigt!“

Ein�Hot-Spot�der��Artenvielfalt�verschwindetDie Stiftung „Unternehmen Wald“ weist auf ihrer Internetseite auf die geplante Zerstörung eines wertvollen 60.000 Hektar großen Regenwaldge-bietes in Kamerun hin. Dieser Wald ist ein Hot-Spot der Artenvielfalt. Hier kommen 25 % aller afrikani-schen Primaten-Spezies vor, darunter Schimpansen und die sehr seltenen Drills. Auch 45.000 Menschen wür-den durch den Bau der Palmölplanta-ge ihr Land und damit ihre Existenz-grundlage verlieren. Kenia, Liberia, die Elfenbeinküste und andere afri-kanische Länder haben bereits große Teile ihrer Regenwälder für Palmöl-Plantagen aufgegeben. Jetzt will die Blackstone Gruppe auch in Kamerun Ölpalmen anbauen. Sie gehört zu den größten Finanzinvestoren der Welt

Neuer�Service�für��Radfahrer�im�Rheinland

Foto: J. Kuhlemann, pixelio

Die Stadt Bonn und die Bonner Rad-station beteiligen sich im Rahmen des Tourismusprojekts „RadRegion-Rheinland“ am neuen Einweg-Miet-System. Räder müssen ab Pfingsten nicht mehr zum Leihort zurückge-bracht werden, sondern können an allen kooperierenden Radstationen abgegeben werden. Einbezogen sind die Radstationen der Mitglieds-städte Bonn, Köln, Brühl, Neuss, Grevenbroich, Kerpen-Horrem (nach Eröffnung) und Düsseldorf, die nun untereinander im Rahmen

des Projekts RadRegionRheinland kooperieren. Das Rheinland rund um Bonn und Köln gilt schon lange als ein Eldorado für Radfahrer. Die beteiligten Radstationen sind vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahr-rad Club) ausgezeichnete Stationen an Bahnhöfen, die die Funktion ei-nes Fahrradparkhauses besitzen. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre langen Öffnungszeiten, auch an den Wochenenden, sowie ihr quali-fiziertes Personal aus. Weitere Infos unter www.radregionrheinland.de.

Foto: SKB

Page 31: Unser Wald

Umweltnachrichten� 31

Unser�Wald�4�I�2011� Umweltnachrichten

und hält unter anderem Aktien der Deutschen Telekom, der Allianz SE sowie ein Milliarden schweres Im-mobilienpaket der Deutschen Bank.Eine geschickte Werbekampagne sorgt für weltweite Akzeptanz dieses Projektes. Der Firmenchef von Sithe Global, Bruce Wrobel, gründete die Organisation „All for Africa“. Unter diesem Namen sammelt er Spen-dengelder, um eine Million Bäume zu pflanzen, die einen „nachhaltigen Mehrwert für ganz Afrika“ erzeugen sollen. Dass die „Bäume“ Ölpalmen sind und für ihre Pflanzung erst ein-mal Regenwald gerodet und Familien von ihrem Land vertrieben werden, erfahren die Spender und Spenderin-nen nicht.

Naturefund setzt sich gemeinsam mit dem SAVE Wildlife Conservation Fund, Rettet den Regenwald e. V. und vielen anderen Organisationen dafür ein, den Ausbau der Palmölplantagen in Afrika zu stoppen. Ein öffentlicher Brief wurde an die Firmenleitung der Blackstone Gruppe sowie an den Chef der Sithe Global, Bruce Wrobel, geschickt. Das Schreiben wurde auch im Internet veröffentlicht.

Neue�Hausgeräte�Große Haushaltsgeräte wie Kühl-schrank oder Wäschetrockner sind für rund 50 % der Stromkosten in privaten Haushalten verantwort-lich. Wer alte Geräte gegen mo-derne, energieeffiziente Modelle austauscht, kann seine Kosten für Strom und Wasser deutlich senken: So bringt bereits der Austausch ei-nes zehn Jahre alten Wäschetrock-ners gegen ein sparsames Modell eine Ersparnis von rund 100 Euro pro Jahr. Werden darüber hinaus noch Geschirrspüler, Kühl- und Gefrier-kombination und Waschmaschine ausgetauscht, steigt die Ersparnis auf rund 230 Euro pro Jahr. Die Initi-ative EnergieEffizienz der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) unter-stützt Verbraucher mit einer Online-Datenbank unter www.topgeraete.de beim Kauf energieeffizienter Haus-haltsgeräte. Der Online-Service ent-hält Angaben zu Leistungsmerkma-len, Stromverbrauch und jährlichen

Stromkosten bei Nutzung der Geräte. Die Suchergebnisse können als Lis-te ausgegeben, ausgedruckt und als übersichtliche Einkaufshilfe für den Gang durch den Elektromarkt ge-nutzt werden.

Orientierung beim Kauf neuer Geräte bietet Verbrauchern das EU-Label: Es zeigt auf einen Blick, wie energieef-fizient ein elektrisches Gerät ist. Für Kühl- und Gefriergeräte, Waschma-schinen und Geschirrspüler kann seit Ende 2010 das neue EU-Label mit der höchsten Energieeffizienzklasse A+++

verwendet werden. Das neue La-bel gilt auch für Fernsehgeräte, dort steht zunächst die Klasse A für höchs-te Energieeffizienz. Für Wäschetrock-ner, Elektrobacköfen, Raumklimage-räte und Haushaltslampen gilt das Label in seiner bisherigen Form mit der höchsten Energieeffizienzklas-se A. Mit der TopGeräte-Datenbank der dena können Verbraucher auf einen Blick den Stromverbrauch un-terschiedlicher Modelle miteinander vergleichen – und somit schnell und unkompliziert das sparsamste Modell am Markt finden.

12�Millionen�Jahre�alter�Baumstamm�entdecktEine ganz besondere Entdeckung machten die Mitarbeiter im Tagebau Garzweiler: Mehr als 12 Millionen Jahre alt und neuneinhalb Meter lang ist der gut erhaltene Zypressen-Stamm mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern. Die fossile Zypresse belegt einmal mehr, dass im Tertiär, dem Zeitalter der Braunkohlen-Entstehung, im Rheinland im Vergleich zu heute ein deutlich wärmeres und vor allem viel feuchteres Klima herrschte. Im Alter von über 500 Jahren stürzte der Nadelbaum vor Jahrmillionen um und wurde bald darauf von mächtigen Meeres-Sand-schichten bedeckt. Der außergewöhnliche Fund kam unterhalb von Flöz Frimmersdorf rund 150 Meter tief im Erdboden bei Abbauarbeiten ans Licht. Damit das fossile Holz an der Luft nicht zerfällt und für die Nach-welt erhalten bleibt, soll der Urzeitstamm nun konserviert werden.

In den letzten Jahrzehnten wurde im rheinischen Revier kein vergleich-barer Fund gemacht. Die Nachfrage nach dem beachtlichen Stamm für Forschungszwecke ist groß. Der Konservierungsprozess wird rund vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. In einem mit Sand gefüllten Contai-ner kann das fossile Holz langsam entwässern und verhärten und dann endlich von Besuchern bewundert werden.

Foto: RWE Power AG

Page 32: Unser Wald

Am 05. Juni 2011 stand Berlin bei strahlendem Sonnenschein ganz im Zeichen der Umwelt. Die GRÜNE LIGA veranstaltete am „Internationalen Tag der Umwelt“ das 16. Umweltfestival auf der Straße des 17. Juni. Direkt am Brandenburger Tor luden rund 270 Stände verschiedenster Aussteller die rund 100.000 Besucher ein, sich zu einer Vielzahl von Umweltthemen zu informieren und Verbände und Initia-tiven kennen zu lernen.

Gemeinsam mit dem Kampagnen-büro des Internationalen Jahr der Wälder war auch die SDW mit ei-nem Stand vertreten. Auf einer klei-nen „Waldmeile“ wurde das Jahr der Wälder vorgestellt und auf die vielen Veranstaltungen und Aktionen hinge-

wiesen. Neben einer Buttonmaschi-ne, bei der die kleinen Besucher des Festivals die verschiedenen Motive des Logos zum Internationalen Jahr der Wälder ganz individuell gestalten durften, konnten die übrigen Besu-

cher mit einem Waldpass ihr Wissen zum Jahr der Wälder und dem Baum des Jahres, die Elsbeere unter Beweis stellen.

Der Auftritt der SDW stand ganz im Zeichen der SOKO Wald. Mit der so genannten SpürSinnDatei wurden die Besucher des Festivals selbst zum Teil der SOKO Wald und konnten ihre Sin-ne zum Thema Wald schärfen, genau wie es sonst die Schulklassen auf der WaldiTour tun.

„Ohne ihn… – Kein Umweltfestival“ unter diesem Motto waren interes-sierte Besucher eingeladen, ihre ganz eigenen „Ohne ihn…“-Gedanken zu formulieren und schriftlich festzuhal-ten.

Bundesverband� Unser�Wald�4�I�2011

32� Bundesverband

Umweltfestival�GRÜNE�LIGA�Berlin

Frühlingsmarkt�in�BonnAm 16. April stand der Münsterplatz in Bonn ganz im Zeichen von Früh-ling, Gartenlust und Naturschutz, denn zum alljährlichen „Frühlings-markt“ hatte die Stadt Bonn wieder Verwaltungen, Vereine und Firmen eingeladen, sich zu präsentieren. Be-lohnt wurden die Veranstalter und Teilnehmer mit sonnigem Wetter, das sehr viele Besucher in die Bonner Innenstadt lockte, um sich über Nutz-pflanzen, Nutztiere, Naturschutz und Umweltthemen zu informieren.

Der SDW-Bundesverband nutzte im Internationalen Jahr der Wälder die Gelegenheit, die Besucher über den Wald zu informieren. Schwerpunkt des Infostandes war die Elsbeere, der Baum des Jahres 2011, die man nicht nur als kleine Bäume bewundern, sondern deren getrocknete Beeren man probieren konnte. Der Großteil der Leute hatte noch nie eine Elsbee-re gesehen, viele noch nicht einmal den Namen gehört. Daher waren die Besucher dankbar, sich über die un-bekannte Baumart informieren zu können.

Doch nicht nur die SDW klärte über Waldthemen auf. Das Kampagnen-büro hatte seinen Stand direkt ge-genüber und war dadurch eine ideale Ergänzung. Dort wurde Infomaterial zur Kampagne zum Jahr der Wälder verteilt. Auf beide Stände wurden die Besucher schon von weitem durch die Heliumballons aufmerksam ge-

macht, die besonders von kleinen Kindern mit großen Augen bewun-dert wurden.

Auch die Forstabteilung des Amts für Stadtgrün der Stadt Bonn sowie das Regionalforstamt stellten ihre Arbei-ten und Aufgaben unter den Schwer-punkt Jahr der Wälder.

Das Jahr der Wälder stand bei vielen Ständen im Mittelpunkt.

Foto: J. Hoffmann

Page 33: Unser Wald

Im ErlebnisWald Trappenkamp stehen in diesem Jahr auch alle Veranstaltun-gen im Zeichen des Internationalen Jahr der Wälder. Dieses größte wald-pädagogische Zentrum Schleswig-Hol-stein in der Nähe von Bad Segeberg hat im Jahr über 200.000 Besucher. Auf dem 330 Hektar großen Gelän-de kann man grillen und gleichzeitig Waldfeste besuchen oder waldpäd-agogische Angebote für jedes Alter nutzen. Auch ein Spaziergang quer durch den Erlebniswald oder auf den angebotenen Themenpfaden macht Spaß und erweitert das Wissen über den Wald. Hier fand im Juni die halb-jährliche SDW-Geschäftsführertagung statt. Im Rahmenprogramm konnten sich die Geschäftsführer über die Viel-falt des Angebotes im ErlebnisWald in-formieren. Auch die gemütliche Seite kam durch den Grillabend in der Köh-lerhütte nicht zu kurz.

Unser�Wald�4�I�2011� Bundesverband

Bundesverband� 33

SDW · Bundesverband Meckenheimer Allee 79 53115 Bonn Tel.: 0228/9459830 Fax: 0228/9459833 E-Mail [email protected] www.sdw.de

Präsident: Staatssekretär a.D. Dr. Wolfgang von Geldern Geschäftsführer: Christoph Rullmann

Kontakt

Bei der Geschäftsführertagung in Bad Segeberg wurde die langjährige Geschäftsführerin von Schleswig-Holstein Frauke Schramm verabschie-det. Frauke Schramm hatte die SDW-Geschäftsführer gebeten, für die Tagung in den hohen Norden zu reisen. So war die Tagung für sie ein „Heimspiel“. Als Schatzmeisterin bleibt sie dem SDW-Landesverband jedoch noch erhalten. Christoph Rullmann überreichte als Dankeschön einen prächtigen Blumenstrauß. An dieser Stelle möchten wir der Nach-folgerin Ann-Kathrin Jacobs viel Glück und Erfolg für die zukünftige Auf-gaben wünschen!

SDW-Geschäftsführertagung

Wechsel�in��BrandenburgDer Bundesverband möchte sich beim langjährigen Geschäftsfüh-rer der SDW Brandenburg, Dr. Klaus Spichale, für die gute Zusammenar-beit bedanken und wünscht ihm alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.

Wir begrüßen den neuen Geschäfts-führer Moritz Wenning und wün-schen einen guten Start.

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

34� Waldjugend

Südwester�das�Ölzeug�und�Isländer�Wams�–�Landeslager�der�Norder�in�KellenhusenPfingsten ist in dem Kalender eines jeden Waldläufers eine feste Größe, denn jedes Jahr oder alle zwei Jahre finden die Landeslager der Landes-verbände statt, zu denen alle Horten und Horste eingeladen sind. In NRW fanden sich Hunderte Waldläufer im niederrheinischen Kleve zusammen, um drei Tage lang im Reichswald zu lagern. Sonne, Sand und Meer warte-ten dagegen in Nord auf den urlaubs-reifen Waldläufer, denn das diesjäh-rige Landeslager fand an der Ostsee im lau-schigen Kellenhusen statt. Drei Fünftel der Bundesleitung waren dazu der Einladung der Norder gefolgt, mit ihnen Hajk, Wett-streite und Singerun-den zu begehen.

Im Schein der unter-gehenden Sonne bau-ten die angereisten Gruppen am Freitag-abend ihre Kohten und Jurten auf, viele junge und aufgeweck-te Pimpfe tollten über den Lager-platz, knüpften Planen zusammen und kochten an lodernden Feuern ein spätes Abendessen. Auf einer Dreickseckswiese inmitten eines Wäldchens fanden die Zelte mehr als genug Platz, sodass zur Eröffnungs-runde alle pünktlich im großen Kreis zusammen kommen konnten. Zur Begrüßung in den maritimen Gefil-den schmetterten alle Waldläufer das Lagerlied „Am Westermanns Lönstief“, wobei sich angesichts des dunkelblauen Sternenhimmels ab-zeichnete, dass wir in den nächsten drei Tagen weder Ölzeug noch Wams benötigen würden. Dennoch war die Nacht doch härter als gedacht, da half auch alles Warmsingen in den Singerunden nichts. Also tiefer in den Schlafsack gemummelt und ein-gerollt. Der nächste Tag begann für zwei Pimpfe mit einem Geburtstags-

ständchen, das wir gegen 8°°h zum Guten Morgen sangen. Doch lange wurde nicht gefeiert, der Hajk warte-te auf die Gruppen. Ausgestattet mit Wasser und Äpfeln stiefelten bald die ersten Gruppen los, um ihr Wissen über Bäume, Sträucher und Erste Hil-fe unter Beweis zu stellen. Insgesamt acht Kilometer quer durch den Wald, über Stock und Stein und am Strand entlang liefen die Gruppen Station für Station ab. Der Lagerplatz blieb

deswegen bis nachmittags verhält-nismäßig ruhig. Auf die ankommen-den Pimpfe wartete das freundliche Team des Café Klöns, bei dem man sich Naschi für 5ct erwerben konnte. Für die Älteren wartete man mit ei-ner äußerst günstigen Kaffeeflat auf, die bei allen mehr als gut ankam.

Der Lagerplatz ließ viel Raum für Spiele bis in den frühen Abend hin-ein, ob Volleyball oder Fangen, man stand sich nicht im Weg. So verflog die Zeit bis zur Landesvöllerei wie im Fluge, zu der alle Gruppen was lecke-res gekocht hatten. Die Flensburger kredenzten Graupensuppe, die Kieler hatten sich an das afrikanische Cous-cous gewagt, die Hamburger gaben sich gutbürgerlich mit Käsespätzle. Zum Nachtisch gab es vom Team Klön aka Pifis eimerweise Schokopudding und Apfelkompott mit Zimt und Zu-

cker. Mit vollem Magen saßen alle später etwas sediert am großen Feu-er zusammen und sangen bis weit über Mitternacht von Fahrten und Abenteuern.

Sonntage sind Ausschlaftage, so auch in Nord. Nach einer späten Morgen-runde trafen wir uns für den Bläser-wettstreit. In drei Kategorien stellten die Jüngsten ihr großes Können unter Beweis, da fiel der ein kleiner Kiekse

kaum auf. Der Sieger in der Kategorie war bereits während des Wettbe-werbs schon entschieden, da leider nur eine Gruppe antrat. Doch auch diese begeisterten. Direkt im Anschluss blieb es mit dem Singewettstreit mu-sisch. Die Burger hatten sich ein eigenes Liedchen überlegt, während die Hüttener von Portugal träumten und sangen. Nach diesen musikali-schen Auftakten ging es nahtlos in den Frei-zeitspaß über, am Strand

traf man viele der kleinen und gro-ßen Grünhemden zwischen den roten Plauzen der Touristen. Trotz der doch etwas kalten Wassertemperaturen wagten einige den Sprung ins kalte Nass. Gänsehaut und blaue Hände sprachen aber eine eindeutige Spra-che, der Sommer war doch noch nicht da. Beim Kochwettstreit konnten sich die frierenden Wildlinge am heißen Feuerchen wieder aufwärmen, da sie aus Fencheln, Kartoffeln und Kohlrabi was leckeres zaubern sollte. Die Jury wurde mit Drei-Gänge-Menüs davon überzeugt, dass man bei einer Größe von unter 1,50m gigantisches Essen zubereiten kann.

Beim großen Landesfeuer, das einige starke Waldläufer während des Tages aufgebaut hatten, wurde die große Spannung, wer was gewonnen hat-te, endlich gelöst. Unter Jubelrufen

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

durften sich die Gewinner ihre Preise abholen, und bekamen ein warmes Händchen von ihrem Landesleiter Frank. Wie die Abende zuvor sangen die Norder am Feuer zu den Sternen und wärmten sich die Glieder, die unter der nächtlichen Kälte zu leiden

hatten. Nach dieser Nacht begrüßte uns die Sonne am Montagmorgen um so strahlender, sodass der Abbau ein Wettlauf gegen den Sonnenbrand wurde. Schnell, schnell wurden die Zelte abgebrochen, in die passenden Kisten verpackt und mit dicken Um-

armungen verabschiedeten sich die Waldläufer in ihre Heimatorte. Auch noch Raum für Spiele und gemütli-chen Runden blieb, innerhalb von zehn Minuten war man jedoch auch am Strand und konnte den dicken Zeh in die Ostsee halten.

Am Pfingstwochenende war es wie-der soweit. Das alljährliche Landes-lager fand dieses Jahr im Reichswald in Kleve statt. Aufgrund ihres 50 jäh-rigen Jubiläums richtete der Horst Kleve das Lager in diesem Jahr aus. Als Lagerplatz diente dazu der Rot-buchenbestand neben der Waldjugendhütte am Mön-nekenwald.

Der Freitag stand ganz im Zeichen der Anreise und des Aufbaus. Nachdem rund 500 Waldläufer mit Bahn, Bus, Auto, Rad und auch per Boot auf dem Lagerplatz ange-kommen sind, mussten noch schnell einige Kohten und Jurten aufgebaut werden um den Teilnehmern des Lagers einen trockenen Schlafplatz zu bieten.

Am Samstag Morgen um 11 Uhr wurde das Lager dann offiziell eröffnet. Dazu sprachen der Klever Bürgermeister, der Landespatenförs-ter, die Landesleitung und der Klever Horstleiter begrüßende Worte und das Programm für das Wochenen-de wurde vorgestellt. Als erster Pro-grammpunkt für den Samstag stand der Forsteinsatz auf dem Plan. Pas-send zum 50. Jährigen Jubiläum des Horstes Kleve wurden 50 Elsbeeren gepflanzt. Kurz danach brachen die

Pimpfe zum Haijk auf. Ein Haijk ist ein Geländespiel, bei dem die jünge-ren Waldläufer spielend ihr Wissen unter Beweis stellen konnten. Als die Gruppen dann ganz geschafft wieder zurück kamen, war es Zeit für den Hö-hepunkt des Tages: die Landesvöllerei

Der Horst Kleve hatte zwei Spanfer-kel für das ganze Lager zubereitet und jeder Horst steuerte dazu eine Beilage oder einen Nachtisch bei, so dass am Ende ein großes Buffet den Lagerplatz zierte. Nachdem sich dann alle satt gegessen hatten, klang der Abend mit diversen Singerunden am Lagerfeuer aus.

Der Sonntag begann mit einem Got-tesdienst, der auf dem Meilerplatz ganz in der Nähe stattfand und da-nach war das Lager für Besucher geöffnet. Diese konnten dann gegen Mittag auch direkt den Wettstrei-ten beiwohnen. In einer Kiesgrube in der Nähe wurden der Singe- und der Bläserwettstreit ausgetragen. Beim Singewettstreit trugen 8 Grup-pen jeweils zwei Lieder vor. Nach den ersten vier Singegruppen traten dann die Bläser auf, die jeder zwei selbst-

gewählte Signale vortrugen. Im An-schluss traten dann die letzten vier Singegruppen auf.

Den Abschluss des Lagers bildete dann am Sonntag Abend das Landes-feuer, welches auf einem Feld in der

Nähe stattfand. Dort wurden dann die neuen Pimpfe in die Waldjugend aufgenommen und auch die neuen Späher und Kundschafter geehrt. Zu-dem gab es auch die Sieger-ehrungen für die Wettstreite und den Haijk. Der Abend fand dann seinen Abschluss in verschiedenen Singerun-den.

Am Pfingstmontag wurde dann das, was am Freitag al-les aufgebaut wurde, wieder eingepackt und in die Autos verstaut. Nach einer kurzen Abschlussrunde machten

sich dann alles Waldläufer wieder auf den Weg nach Hause schon in Vor-freude auf das Landeslager im nächs-ten Jahr.

Waldjugend� 35

Bundesverband Deutsche Waldjugend

Auf dem Hohenstein 3 58675 Hemer Telefon: 02372/660849 Telefax: 02372/62361 E-Mail: geschaeftsstelle@ waldjugend.de www.waldjugend.de

Bundesvorsitzender: Daniel Gilliam

Geschäftsführer: Jörg Franz

Kontakt

Landeslager�der�Waldjugend�NRW

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

36� Baden-Württemberg

Änderung�des�Veranstaltungsorts�der�Mit-gliederversammlung�des�Landesverbands

„Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, Am 21. April 2011 wurde bei schöns-tem Frühlingswetter der diesjährige Baum des Jahres gepflanzt. Traditio-nell wird dies im Beisein von Landrat Roland Bernhard und dem Kreisvor-sitzenden der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Bürgermeister Bernd Dürr durchgeführt. Gemein-

sam pflanzten Sie in diesem Jahr im Gemeindewald Ehningen.

Herzlich begrüßt und unterstützt wurden Sie dabei vom Ehninger Bür-germeister Claus Unger und einer bunter Schar Kinder. Voller Freude und mit großer Schaffenskraft haben die Kinder aus ihren Gießkannen dem

frisch gepflanzten Baum reichlich Wasser mit auf den Lebensweg ge-geben. Und ein musikalisches Ständ-chen gab es obendrein. „Bei einer solchen Fürsorge wird aus unserer noch jungen Elsbeere sicher mal ein stattlicher Baum werden“ waren sich Landrat Bernhard und Bürgermeister Dürr sicher. H. Lohrer

Kreisverband�Böblingen�pflanzt�zum�Tag��des�Baumes�eine�Elsbeere

v.l.n.r.: BM der Gemeinde Ehningen Claus Unger Kreisverbandsvorsitzender BM Bernd Dürr, Erster Landesbeamter Wolf Eisenmann, Landrat Roland Bernhard, Leiter der UFB Landkreis Böblingen Reinhold Kratzer.

am Samstag, den 30. Juli 2011, Be-ginn 10:00 Uhr, Ende 11:30 Uhr. Im Anschluss Eröffnungsfestakt des Waldtages mit Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart Dr. Wolfgang Schuster.

Die Veranstaltung findet im 1. Stock des „Bärenschlössle“ am Bärensee in Stuttgart statt. Vom Parkplatz „Schattengrund“ (an der Mahdental-str.) in 10. Minuten Fußweg zu errei-chen. Es verkehren ab 9.45 Uhr auch

Shuttle-Busse ab Universität Stgt.-Vaihingen – Details hierzu erfragen Sie bitte bei der Geschäftsstelle. Hier erhalten Sie auch einen Anfahrtsplan zum Veranstaltungsort.

Foto: Berner

Waldjugend�aktuellAn Ostern half die Kappelrode-cker Waldjugendgruppe beim „Forsteinsatz“ im hessischen Messbach und verbrachte schöne Tage dort im Wald.

Die Waldjugendgurppe begrünte den Spielplatz in Kappelrodeck mit dem „Baum des Jahres“, der Els-beere. Schon im vergangenen Jahr wurde dort eine Kirsche gepflanzt – der Baum der Jahres 2010.

Eine neue Aufgabe für die Wal-dungendhorte „Eichhörnchen“: sie übernahmen zum 1. Juni die Patenschaft für den Steinebach im Bereich Hintermatt. Die Gruppe verpflichtet sich damit, den Bach zu beobachten, die Böschungen zu pflegen und mögliche ökologische Aufwertungen vorzunehmen.

A. Jakesch

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Weitere Rodung kann nicht Basis für zukunftsfähige Lö-sung an dieser Stelle sein

Der Landesvorstand diskutierte in seiner jüngsten Sitzung über den Konflikt zwischen regenerativer Er-zeugung von Energie und Schutz des Waldes. Konkreter Anlass ist ein Solarpark-Vorhaben im Wald bei Königsbronn-Ochsenberg, zu dessen Realisierung mehrer Hektar Wald gerodet werden müssten. Der Lan-desvorstand, unter Vorsitz von Ulrich Burr, sprach sich zwar einstimmig für die Nutzung regenerativer Energien aus, im Konfliktfall mit der Walder-haltung muss aber jeweils eine Ein-zelfallabwägung erfolgen. Konkret bedeutet dies für das Vorhaben in Ochsenberg, dass die Solarnutzung auf andere Flächen verwiesen wurde und der Walderhalt Vorrang hat.

Immer wieder werden Waldflächen als Standorte für größere Solarpark-

Anlagen vorgesehen. Dabei sind häufig Vornutzungen der Ausgangs-punkt, die im Wald schon seit Jahren und Jahrzehnten aus ökologischer Sicht unpassend waren. Dies gilt auch für die aktuelle Planung des Solar-parks im Landkreis Heidenheim. Die Gemeinde Königsbronn führt derzeit ein Bebauungsplanverfahren durch, mit dem auf einem ehemaligen Mu-nitionsdepot in einem 46 ha großen zusammenhängenden Waldgebiet ein Solarpark ermöglicht werden soll. Heute sind aus der militärischen Vor-nutzung davon lediglich 9 Hektar oh-ne Baumbestand, der Rest ist Wald, von dem erhebliche Flächen der künftigen Nutzung weichen müssten.

Nach Recherchen des SDW-Kreisver-bandes Heidenheim würden darüber hinaus am vorgesehenen Standort Windräder als Alternative gegenüber der Solarnutzung maßgebliche Vor-teile haben. Sie könnten etwa die doppelte Energiemenge bereitstel-len und würden keinen zusätzlichen

Waldverbrauch notwendig machen. Allerdings müsse auch hier auf eine naturverträgliche Erschließung und nicht zuletzt auch auf das jeweilige Landschaftsbild geachtet werden, so Ulrich Burr.

Ch. Heß

SDW · Baden-Württemberg Königsträßle 74 70597 Stuttgart Tel.: 0711/616032 Fax: 0711/616044 E-Mail: [email protected] www.sdw-bw.de

Landesvorsitzender: Ulrich Burr

Ehrenvorsitzender: Ventur Schöttle

Geschäftsführer: Christian Heß

Kontakt

Baden-Württemberg� 37

Landesvorstand�lehnt�Solarpark��im�Wald�bei�Königsbronn�ab.�

Baden-Württembergische Waldkönigin Anja Eberhardt beim Waldtag des Landkreises Tuttlingen im Mai mit Landrat Guido Wolf

Termine:

15. Juli: Politische Waldfahrt der AG Wald mit den Abgeordneten des Baden-Württembergischen Landtages

30. Juli: Mitgliederversammlung des SDW Landesverbands in Stutt-gart

30./31. Juli: Waldtag der Landes-hauptstadt Stuttgart rund um den Bärensee

26.-28. August: Ilsfelder Holzta-ge mit der Baden-Württembergi-schen Waldkönigin

Foto: SDW

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

38� Bayern

Miller�am�WEZ�RoggenburgMit einer Spende der Volksbanken in Senden und in Illertissen für wald-pädagogischen Zwecke konnten wir das Walderlebniszentrum im Kloster Roggenburg fördern. Mit dem Betrag von 1.000.- € konnten 250 Bausätze für Vogelnistkästen angeschafft wer-den. Unser Vorsitzender Josef Miller war bei der symbolischen Aufhän-gung des ersten Nistkastens dabei und wurde durch den Leiter des WEZ, Albin Huber, dabei unterstützt.

Die Nistkästen sollen in den kommen-den Monaten im Lernrevier, das dem WEZ zur Verfügung steht, durch Kinder aufgehängt oder von ihnen zu Hause im eigenen Garten verwendet werden. Die Bausätze wurden von der Linden-hofschule in Senden, einem Heilpäda-gogischen Zentrum und Förderschule hergestellt. Damit konnten gleich zwei positive Effekte erzielt werden: die praktischen Fähigkeiten der SchülerIn-nen wurden gestärkt und die Natur hat

eine Hilfe erhalten. Solange noch nicht genügend Totholz und damit natürliche Nisthöhlen vorhanden sind, stellen die Nistkästen wichtige Ausweichplätze für die Vogelwelt dar.

Das WEZ Roggenburg, das unser Vor-sitzender selber vor 10 Jahren einge-weiht hat, lockt derzeit mit seinem Lernrevier jährlich über 90 Klassen an und bringt den Kindern die „Sache mit dem Wald“ näher.

Miller�zu�Gast�bei�KneippUnser Vorsitzender Josef Miller pflanzte am 5. Mai, gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Ho-litschek, Staatssekretär Franz Pschierer und Forstbetriebslei-ter Wolfgang Haugg den dies-jährigen Baum des Jahres, eine Elsbeere. Miller setzte damit eine Pflanztradition fort, die er in Bad Wörishofen schon seit Beginn der Aktion regelmäßig begleitet.

Der einzige kommunale Erho-lungswald, der nach dem BayWaldG (Art.12) ausgewiesen ist, gehört der Stadt Bad Wörishofen. Im Jahr 1999 wurde dort, auf einem ehemaligen

Waldlehrpfad, mit Beteiligung des da-maligen Bayerischen Forstamts Min-delheim ein Kneipp-Waldweg aus-gewiesen und fortentwickelt. Dem

Kneipp-Waldweg angegliedert ist die „Allee der Jahresbäume“, die vollständig die bisherigen 22 Jahresbäume vereinigt.

Der Kneipp-Waldweg umfasst bisher 40 Stationen, denen fast allen Erläuterungen zum Wald und seiner Natur, sowie seinen gesellschaftlichen Aufgaben ge-widmet sind. Gleichzeitig mit der Elsbeeren Pflanzung wurde die Station „Ort der Erinnerung“ eröffnet. Hier ist eine Baum-

scheibe einer 160jährigen Esche zu sehen, mit Hinweisen auf historische Daten zum Leben von Pfarrer Kneipp und der Stadt Bad Wörishofen.

Amtsübergabe�am�NationalparkMit einem Festakt wurde der bisheri-ge Leiter des ältesten deutschen Nati-onalparks, Karl-Friedrich Sinner, nach 13-jähriger Amtszeit verabschiedet und der neue Leiter, Dr. Franz Leibl in sein Amt eingeführt. Kurzfristig hat die Leitung der Veranstaltung der Amtschef des Umweltministeriums Wolfgang Lazik übernehmen müssen, da Minister Söder wegen der „Ener-giewende“ in München aufgehalten wurde.

Die Philosophie, Natur Natur sein las-sen, habe zu großer Anerkennung –

auch international– für den National-park geführt; Sinner hat diese mit viel Fingerspitzengefühl, das in der Region notwendig ist, durchsetzen können und ein bestelltes Haus hinterlassen, wie sich Ministerialdirektor Lazik aus-drückte. Der Nationalpark hat inzwi-schen jährlich über 760.000 Besucher.

Sinner erhielt abschließend die Baye-rische Umweltmedaille, nicht zuletzt auch für seine langjährige ehrenamt-liche Tätigkeit als Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemä-ße Waldwirtschaft (ANW).

An dem Festakt am 6. Mai 2011 nah-men auch unser stellvertretender Vorsitzender Prof. Ulrich Ammer und Geschäftsführer Lothar Gössinger teil; beide sind auch Mitglied im Bei-rat des Nationalparks.

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Die einzigartige Laubfärbung im Herbst ist die schönste Zeit diesen besonderen Baum des Jahres 2011 vorzustellen! Die Schutzgemein-schaft Deutscher Wald LV Bayern e.V. (SDW), gemeinsam mit dem Universi-tätsforstamt Sailershausen (bei Haß-furt), widmen diesem seltenen Baum am 17. September 2011, eine Tagung. Fast nur in Franken vorkommend, wird diese Baumart durch den Kli-mawandel gefördert und künftig ihr Verbreitungsgebiet deutlich auswei-ten. Das besondere Holz könnte ein einheimischer Ersatz für attraktive Tropenhölzer werden. Grund genug für Waldbauern, Naturschützer, Gar-ten- und Naturfreunde sich mit dem

Baum zu befassen. Die Tagung findet statt, am 17.09.2011 in Haßfurt-Augs-feld ab 10 Uhr mit Busexkursion ab 14 Uhr in das bayerische Mekka der

Elsbeere. Anmeldung und Details bei SDW-Bayern Tel. 089-284394 und un-ter www.sdw-bayern.de.

SDW · Bayern Ludwigstraße 2 80539 München Tel.: 089/284394 Fax: 089/281964 E-Mail: [email protected] www.sdw-bayern.de

Landesvorsitzender: Josef Miller, MdL, STM a.D.

Geschäftsführer: Lothar Gössinger

Kontakt

Bayern� 39

Elsbeere�–�es�tut�sich�was!Der SDW-Kreisverband Landsberg am Lech eine Such-Aktion nach Els-beeren gestartet. Landsberger Tag-blatt und Kreisbote berichteten dar-über. Hans Streicher, unser örtlicher Geschäftsführer und Mitglied der Landesvorstandschaft hatte diese gute Idee, denn das Verbreitungsge-biet des Baum des Jahres 2011 endet nicht im Fränkischen, sondern es gibt etliche Nachweise auch im Gebiet um Ammer- und Starnberger See; hier soll die Aufforderung weitere Erkenntnisse bringen. In den ersten Tage haben sich bereits rund ein Dut-zend Personen gemeldet, die Elsbee-ren im Wald (v.a. am Ammersee-We-stufer) gefunden haben. Startschuß der Aktion war eine Elsbeerenpflan-zung mit SchülerInnen der Schloß-bergschule in Landsberg.

Ganz regulär liefen die Walderleb-nistage im Landkreis ab. Allerdings haben die Kinder in diesem „Interna-tionalen Jahr der Wälder“ zusätzlich einen großen Beitrag für die Wälder erbracht: ein 5.000 m² großes Feld wurde mit 2.000 Bäumen bepflanzt. Als Anerkennung erhielten die „Pflanzer“ eine Urkunde der Organi-satoren, Städtisches Forstamt, AELF, LBV und SDW.

Museumstag�in�AugsburgAm 18.05.2011 fand anlässlich des Internationalen Tags des Museums eine Veranstaltung von SDW KV Augs-burg und dem Walderlebniszentrum Oberschönenfeld ebendort statt. Herr Buchwald, der Leiter des WEZ und Herr

Ripperger vom SDW-KV hatten für die Kinder das Glücksrad zum Int. Jahr der Wälder mit Preisen (Bäumchen, Holz-spielzeug) „bestückt“. Zum Jahr der Fledermaus gab es Fledermauskasten-bausätze und die passenden Gummi-

fledermäuse dazu im Angebot. Außer-dem bot Herr Buchwald eine Waldfüh-rung mit anschließender Verköstigung von „Försterblut“ an (Waldmeister mit Apfelschorle). Insgesamt eine Veran-staltung mit guter Resonanz.

Tagung�Elsbeere

Wussten Sie, dass …..

die Italiener die europäischen Spitzenverbraucher von Plastiktü-ten sind? Seit dem 1. Januar 2011 jedoch ist der Verkauf der Tüten verboten und es wird auf Papiertü-ten und Tüten aus Maisstärke um-gestellt. Bisher verbrauchten die Italiener rund 25 Milliarden Tüten pro Jahr oder 300 Stück pro Kopf! Süddeutsche Zeitung - 04.01.11

Mais, entgegen der landläufigen Meinung, kaum zur direkten Er-nährung verwendet wird? Nur 14% der Welternte wandert direkt in den Kochtopf; nur in Lateinameri-ka und im Süden Afrikas ist es fast die Hälfte. 50% der Welternte von insg. 830 Mio. Tonnen gehen als Tierfutter indirekt in die mensch-liche Ernährung. Weitere 30% ge-hen in die industrielle Nutzung (Stärke, Kleber, Polymere) und in die Bioethanolherstellung.Bayer research 2010

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

40� Berlin

Durch�die�Abwicklung�von�4�Flughäfen�waren�und�sind�Naturpotentiale�zu�gewinnen!Welche andere große Stadt kann das bieten – die Flächenpotentiale von 4 (in Worten: vier!) aufgegebenen Flug-häfen für die Planung einer für vieles offenen Folgenutzung?! Nur in Berlin gibt es das, es ist eine Spätfolge aus dem Nachkriegsstatus und der Auftei-lung der Stadt in die vier Sektoren der Siegermächte, und in allen vier Fällen kann jeweils ein Teil der alten Ver-kehrsflächen für Natur und Erholung gewonnen werden:

(1) Der alte und traditionsreiche Flug-platz Johannisthal war in der Vor-kriegszeit zugleich zentraler Standort der Forschungs- und Versuchsan-stalt für die Luftfahrt. Die Fliegerei-forschung in seiner Nachbarschaft („Adlershof“) blieb und überdauerte sogar das Ende der DDR. Der Flug-betrieb allerdings endete bald nach Kriegsende, weil die Grenze zwischen sowjetischem und amerikanischem Sektor sehr nahe war; das Militär, speziell das DDR-Wachregiment „Fe-liks Dzierzynski“ übernahm die Lie-genschaft, obwohl es so viel Fläche kaum nutzen konnte. Große Teile des Areals und viele Gebäude verfielen in einem Dornröschenschlaf. Die Bio-diversität wuchs. Heute grenzt das quirlige Technologie- und Innovati-onszentrum Adlershof an den aus dem Flugfeld entwickelten und bisher noch nicht sehr belebten Volkspark Johannisthal. Auf anderen Teilflächen kann sich lockere Wohnbebauung entwickeln. Im Zentrum des Platzes gibt es ein durch Besucherlenkung ruhig gestelltes Naturschutzgebiet. Gar nicht weit von dichter Bebauung trifft man hier im Frühjahr auf jubi-lierende Feldlerchen, im Sommer auf blökende Schafe als Biotoppfleger und zu allen Jahreszeiten auf eine er-staunliche Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren der trockenen, wärmege-tönten Standorte. Es gibt sogar eini-ge Bäume, aber Waldentwicklung auf einem traditionell seit Jahrzehnten kahlen Flugfeld, das konnten oder mochten sich die Planer der künfti-

gen Landschaftsentwicklung nicht vorstellen.

(2) Nur im britischen Besatzungs-sektor gab es bei Kriegsende kei-nen Flugplatz, die anderen drei Be-satzungsmächte hatten einen. Das konnte nicht so bleiben. Deshalb wurde der Berliner Stadtteil Staaken gegen die brandenburgischen Dörfer Gatow und Kladow getauscht. Un-mittelbar nach Kriegsende ging so etwas noch, wenig später wäre es undenkbar gewesen. Auf der Gemar-kung Gatow, nunmehr am äußersten westlichen Rand West-Berlins, gab es seit 1935 einen Militärflugplatz. Dazu konnten Kasernen, Rieselfelder so-wie land- oder forstwirtschaftlichen Nutzflächen mitgenutzt werden. So entstand der Flugplatz Gatow im britischen Sektor. Zur Zeit der Ber-lin-Blockade war er wichtig, bekam sonst aber nie die gleiche Bedeutung wie die anderen West-Berliner Flug-häfen Tempelhof und Tegel. Mit der Grenzöffnung wurde der Flugbetrieb eingestellt. Die Nachnutzungspla-nung sah vor, dass zwar die histori-sche Nutzung als Flugplatz erkenn-bar und erlebbar bleiben sollte, dass aber sonst Siedlungs-, Natur- und sogar Waldentwicklung auf den frei werden Flächen vorgesehen waren. Der Natur bleibt fast mehr Entwick-lungsraum als eigentlich vorgesehen, denn die Nachfrage nach Baugrund-stücken (vorgesehen für Bundesbe-amte, deren Umzug von Bonn nach Berlin erwartet wurde), weitab vom Stadtzentrum und dazu noch ver-kehrsungünstig gelegen, blieb deut-lich hinter den Erwartungen zurück. Eine Verbuschung oder sogar eine Waldentwicklung ist auch auf Teilflä-chen zu beobachten, die eigentlich in Erinnerung an früheren Flugbetrieb offen gehalten werden sollten. Hier macht sich bereits bemerkbar, dass die arme Stadt kaum über die er-forderlichen Finanzmittel zur Offen-haltung und Pflege solcher größerer Flächen verfügt. Hauptsächlich ein

Militär-Fliegermuseum erinnert heu-te an die fliegerische Vergangenheit.

(3) Am Muttertag 2011, zugleich Ge-denktag für das Kriegsende (8. Mai 2011), konnte der erste Jahrestag der Entstehung des Volksparks Tempelhof aus dem vormaligen Zentralflughafen Tempelhof gefeiert werden. Die end-gültige Stilllegung des historischen Flughafens mit seinen gewaltigen Gebäudekomplexen war lange heftig umstritten gewesen. „Wie kann man diesen einmaligen, zentralen Flugort, Erinnerungsstätte an die Luftbrücke, diesen einmaligen Flugplatz des of-fenen Himmels im vormals eingekes-selten Westberlin aufgeben?!“ war das Argument. Konflikte und Streit gab es danach auch um die Öffnung des Flugfeldes für die Öffentlichkeit. Am 8. Mai 2010 war es dann so weit. Auch die SDW beteiligte sich mit In-fostand und Baumpflanzung an dem großen Fest der Eröffnung („Unser Wald“ berichtete.). Das Konzept für die Entwicklung vom Flughafen zum Volkspark war denkbar einfach: „Tore auf!“- und das war schon fast alles. Der Erfolg war, ist und bleibt überwäl-tigend: 380 Hektar offene Freifläche inmitten des dicht bebauten „Stei-nernen Berlin“ locken immer noch an schönen Tagen Zehntausende in die große Freiheit und Offenheit zu Akti-vität oder Ruhe. Man stört sich nicht, auch 50.000 Leute können sich hier aus dem Wege gehen. Dadurch, dass das große, flache Areal überschaubar und kontrollierbar ist und die Tore nachts verschlossen bleiben, konnten Vandalismus, sich auftürmende Ab-fallberge und Randale (sonst in der Stadt Alltagserscheinungen) bisher vermieden werden. An der Pflege der großen Flächen fallen konzeptio-nelle Veränderungen gegenüber der Zeit als Flughafen bisher noch nicht auf. Das Mähen erscheint als Routi-ne, und Klagen über zu hohe Kosten wurden bislang noch nicht publiziert. So gewaltige „leere“, „nutzlose“ Flä-chen mitten im Zentralbereich einer

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Metropole sind allerdings für Planer aller Art auf die Dauer kaum auszu-halten. Internationale Wettbewerbe, Bauausstellung, Gartenausstellung, das Baggern von Seen, das Errichten künstlicher Felsen, „städtebauliche Akzente“ unterschiedlicher Art wer-den von Interessenten in die öffentli-che Diskussion gebracht, und einiges davon wird sicherlich früher oder spä-ter auch realisiert werden. Der Berli-ner Wald wird an dieser Stelle keinen Flächenzuwachs erfahren, obwohl die im Beisein der Senatorin für Stadtent-wicklung 2010 gepflanzten Vogelkir-schen (Baum des Jahres 2010) gut ge-deihen. Einzelne Baumgruppen fallen hier nicht auf, und ein großer Teil des Areals wird sicherlich auf Wunsch der Bevölkerung „Park des Offenen Him-mels“, also baumfrei bleiben.

(4) 2012 soll auch „TXL“, der gegen-wärtig noch sehr betriebsame und so-gar aus allen Nähten platzende Flug-hafen Berlin-Tegel vom wichtigsten Start- und Landeplatz für Flugreisende aus Berlin und seiner weiteren Umge-bung zugunsten des neuen Flughafens „BBI“ (Berlin-Brandenburg Internati-onal) in den Ruhestand versetzt und nach einem der zahlreichen Nachnut-zungskonzepte umgestaltet werden. Ziemlich unstrittig ist, dass der bebau-te und stärker versiegelte Bereich um die jetzigen Terminals im Süden und die angrenzenden Flächen im Südos-ten des Areals zu einer gewerblichen oder industriellen Nachnutzung be-stimmt sind. Die anzutreffenden be-nachbarten Flächennutzungen sollen auch sonst mitbestimmend für die zukünftige Aufteilung des Flugfeldes werden. Für den nordwestlichen Be-reich ist dementsprechend eine na-turnahe Landschaftsentwicklung vor-gesehen. Anders als beim Flughafen Tempelhof besteht in der Umgebung des Flughafens keine ausgesprochene Mangelsituation an Erholungsflächen, so dass Naturschutzziele für eine Flä-che von mehreren hundert Hektar ausschlaggebend werden könnten. Das soll nicht heißen, die Erholung spiele hier keine Rolle. Eine Hälfte des Flughafensees unmittelbar nördlich des Flugfeldes und Objekt des ersten Berliner Landschaftsplans war schon bisher einer der beliebtesten Bade-

seen der Stadt, während die andere Hälfte des Sees für den Naturschutz abgesperrt blieb. Die Waldbestän-de der Jungfernheide westlich und nordwestlich vom Flugfeld – heute in den Einflugschneisen vor den Lande-bahnen charakterisiert durch für die Flugsicherheit gekappte Bäume – wer-den nach Beendigung des Fluglärms als Erholungsraum an Bedeutung gewinnen. Wie genau die einzelnen Nachnutzungsformen gegeneinander abgegrenzt werden könnten, ist noch strittig. Der Teufel steckt im Detail: Es wird in den nächsten Jahren noch

viele Diskussionen geben. Einen klei-nen Vorgeschmack darauf gab es schon im Kreise der Naturschützer. Die anerkannten Naturschutzver-bände sind in der Berliner Landesar-beitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) zusammengeschlossen. Die BLN hat eine von allen beteiligten Verbänden mitgetragene Stellungnahme erar-beitet. Darüber, dass ein möglichst großer und weitgespannter Flächen-anteil für Naturschutzzwecke reser-viert bleiben muss, gab es in diesem Kreise keine Meinungsverschieden-heit. Sogar auf die Forderung, dass aus vegetationskundlichen Gründen (Heide- und Trockenrasen mit dem Vorkommen botanischer Raritäten) weite Flächenteile offen gehalten werden sollten, konnte man sich problemlos einigen. Die Schutzge-meinschaft Deutscher Wald, Lan-desverband Berlin, schlug darüber hinaus dann allerdings vor, die Fläche trotzdem als Wald zu schützen. Dafür sprechen mehrere Argumente:

„Wald“ muss nicht zwingend „Aufforstung“oder „Bestockung“ hei-ßen. Offenlandflächen (Wiesen Hei-den) können zum Wald gehören, wo-für es viele Beispiele in Berlin gibt.

Das Forstrecht zusätzlich zum Natur-schutzrecht kann die Wirksamkeit von Schutzbestimmungen erhöhen und erweitern.

Mit der Forstverwaltung (Berliner Forsten) steht eine staatliche Stelle mit personeller und technischer Aus-rüstung sowie einschlägiger Erfah-rung bereit, die große und regelmäßig

zu erfüllende Aufgabe der Pflege zu übernehmen.

Es erscheint – auch naturschutzfach-lich - nicht sonnvoll, wie gegenwärtig in Tempelhof, das komplette Flugfeld stur und rigoros baumfrei und offen zu halten. Vielmehr würde es der Be-reicherung des Landschaftsbildes und der Steigerung der Biodiversität die-nen, wenn man die jetzt schnurgerade geschnittenen Waldränder umgestal-ten und auch verlängern würde.

Eine gewisse Reduktion der Offen-landflächen zugunsten bestockter Waldflächen müsste die vegetations-kundlichen Schutzziele nicht beein-trächtigen, könnte aber dazu beitra-gen, die erheblichen Pflegkosten zu reduzieren und Finanzmittel für an-dere, effizientere Maßnahmen frei zu bekommen.

Andere Verbände mochten diese Ar-gumentation nicht mittragen. Die Gefahr einer Vernachlässigung des Offenlandschutzes zugunsten der „Aufforstung“ erschien ihnen zu groß. Für die SDW war abzuwägen: Geben wir – trotz grundsätzlicher inhaltlicher Übereinstimmung bei den Zielen - die Gemeinsamkeit der Verbände auf und formulieren ein Sondervotum, oder unterdrücken wir unser „besseres Wissen“ zugunsten der für uns weni-ger überzeugenden, aber aus anderen Gründen wichtigen Gemeinsamkeit? Ein Kompromiss wurde gefunden. Wir bleiben in der Gemeinschaft, aber unsere abweichenden Vorstellungen sind (wenn auch gekürzt) in der Stel-lungnahme genannt.

H. Kenneweg, SDW LV Berlin

Berlin� 41

SDW · Berlin

Königsweg 4/Jagen 57 14193 Berlin Tel.: 030/84721920 E-Mail: waldmuseum- [email protected] www.sdw-berlin.de

Landesvorsitzender: Prof. Dr. Hartmut Kenneweg

Kontakt

Page 42: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

42� Brandenburg

Nationales Waldpädagogik-Forum

Noch 2011 wird auf Initiative von Bund Deutscher Forstleute (BDF) und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Bonn des Nationale Waldpädagogik-Forum der Bundesre-publik Deutschland gebildet. Kontakt: Ines von Keller, Fon 030-40816550 oder Christoph Rullmann, Fon 0228-9459830

6. europäischer Waldpädagogik-Kongress

Vom 24. bis 27. Juli 2011 findet unter dem Motto Waldpädagogik – global denken, lokal handeln in Freising/ Bayern der sechste europäische Waldpädagogik-Kongress statt. Er setzt eine seit 2006 bestehende Tra-dition fort: Nach dem Start im unga-rischen Sopron fanden bisher Tagun-gen in Österreich, Luxemburg, der Schweiz und Finnland statt. Veran-stalter sind die Subgroup Forest Pe-dagogics des Forest Communicators Network (FCN), die Bayerische Forst-verwaltung und die Schutzgemein-schaft Deutscher Wald (SDW).

Waldpädagogik-Zertifikat nun bald auch in Brandenburg

Studenten der Hochschule für nach-haltige Entwicklung Eberswalde und Mitarbeitern der brandenburgischen Forstverwaltung (und künftig wahr-scheinlich auch SDW-Partnern) wird ab dem kommenden Wintersemester ermöglicht, ein staatliches Waldpäda-gogik-Zertifikat zu erwerben. Es geht voraussichtlich im Februar/März 2012 los.

Waldpädagogik in einer alternden Gesellschaft

Was bedeutet der demographische Wandel für die Waldpädagogik? Wie können wir „Unruheständler“ einbe-ziehen? Näheres findet man hier.

„Bildungsgut Wald“Vor nunmehr 5 Jahren vertrat der Bund Deutscher Forstleute (BDF) mit der Formulierung „Waldpädagogik in Deutschland - eine Aufgabe mit Zu-kunft!“ erstmals öffentlich die These vom und plädierte für die Waldpäd-agogik als forstliche Dienstaufgabe. In einer von seinem Arbeitskreis „Forst-liche Umweltbildung“ vorbereiteten Denkschrift urteilte der deutsche forstliche Berufsverband damals auch: „Waldpädagogik tut Not“. Nä-heres zur Thematik „Der Förster als Waldpädagoge“ finden Sie hier.

Übrigens: Brandenburg ist in dieser Sache „Vorreiter“ – seit 1995 ist hier Waldpädagogik forstliche Dienstauf-gabe, seit 2004 der per Waldgesetz-Präambel der märkische Wald (auch) „Bildungsort“; seit 2010 ist die märki-sche SDW per Vereinbarung heraus-gehobener forstlicher „Waldpädgo-gik-Partner“

Besuch aus Südkorea

Am 30. Juni 2011 findet am Märki-schen Haus des Waldes der bereits 3. waldpädagogische Erfahrungs- und Informationsaustausch Brandenburg – Südkorea statt. Im Schwerpunkt geht es um den gemeinsam mit der SDW betriebenen „Doktor-Wald-Par-cours“.

„Waldtheater-Durchbruch“ nun auch an der Ostsee?

Der Müllroser Forstwirtschaftmeister Roland Boljahn und sein dreiköpfiges Waldschulteam führen am 6. Juni 2011 einen großen Waldtheater-Tag an der Ostseeküste durch.

Im Anschluss wird die dortige Lan-desforstverwaltung über die weitere Entwicklung dieses interessanten, maßgeblich auch durch die SDW ent-wickelten, waldpädagogischen An-gebots im Nordosten Deutschlands entscheiden.

10 Jahre Hirschkäfer-Welt Mit einem Familienwaldtag starte-te kürzlich am Märkischen Haus des Waldes die Hirschkäfer-Welt-Saison des Waldjahres 2011. Es ist dies ein ganz besonderer Termin, weil: Zum Hirschkäferfest 2001 wurde diese erste, in Kooperation mit der SDW betriebene, Walderlebniswelt un-seres Globus nach dreijähriger Ent-wicklungs- und Bauzeit eröffnet. Sie besteht also nunmehr 10 Jahre. Rund 42.000 begeisterte Besucher, vor al-lem Grundschüler, konnten seitdem hier einmal im Leben selbst „Hirsch-käfer sein“, den Wald, ihre Mitschüler und sich selbst mit Käfer-Augen se-hen und auf ganz neue Weise verste-hen lernen.

Erzieher-Förster-Tandems

Die Universität Freiburg plant ein Projekt zur Stärkung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Wald-/ Naturkindergärten. Dabei ist u.a. geplant, in einigen Bundeslän-dern „Erzieher-Förster-Tandems“ zu bilden. Auch Brandenburg macht mit.

Rollstuhlparcours für die Hoheitsoberförsterei EberswaldeAm 25. August 2011 wird in Ebers-walde der erste Hindernisparcours für Rollstuhlfahrer aus einheimischen Holzarten eröffnet. Behinderte und Nichtbehinderte Menschen sind ein-geladen gemeinsam in der Natur ak-tiv zu werden. Der Perspektivwechsel soll dabei für die besonderen Bedürf-nisse von Rollstuhlfahrern sensibili-sieren. Gleichzeitig wird das Bewusst-sein aller Teilnehmer für die Vielsei-tigkeit des Waldes und ins Besondere des Rohstoffs Holz gestärkt. Der Par-cours ist mobil und kann nach der Er-öffnung in der Hoheitsoberförsterei Eberswalde ausgeliehen werden. Bei Interesse kontaktieren Sie Herrn Tho-mas Simon unter der Telefonnum-mer: 03334-380237

Informationsdienst Wald

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Rüganer spielen zum Umwelt-tag 2011 „Waldtheater“ am Forstamt Neu Pudagla auf Usedom

Usedom: Roland Boljahn wusste schon vorher, welche tollen Ideen die Kinder bei der Landesveranstaltung zum Umwelttag 2011 am Forstamt Neu Pudagla entwickeln würden, wenn sie in starken Gruppen Wald-theaterstücke nach vorgegebenen Themen umsetzen.

Das pädagogische Konzept, das der Brandenburger 1994 entwickelt hat-te und das die Rugard-Schule aus Bergen als erste in M-V umsetze, hat bereits Scharen von Kindern bewegt, sich viele Gedanken um Natur und Umwelt zu machen und in Theaterstü-cken umzusetzen. Das klappte auch gestern auf Usedom. Die Geschichte der Rüganer von der Fledermaus auf Haussuche begeisterte nicht nur den Umweltminister. Till Backhaus (SPD) arbeitete im Gespräch mit den Kin-dern die Ursache für jüngste Natur-katastrophen heraus: „Die Menschen behandeln die Umwelt nicht rich-tig.“ Seine Behauptung, dass deshalb schon 30 Prozent der gegenwärtig auf der Erde existierenden Tiere und Pflanzenarten vom Aussterben be-droht seien, überraschte die Kinder dann doch. Dennoch hatten sich die Usedomer recht gut auf den Umwelt-tag und das Theater spielen vorberei-tet. Lukas Schäfer aus Koserow sagte dem Minister ungefragt: „Wenn wir

die Natur beschädigen, nehmen wir Pflanzen und Tieren den Lebensraum. Und wenn sie nicht mehr existieren, können auch wir nicht mehr leben.“ Im Zuge der Projektarbeit erfuhren die Schüler, dass Waldtheater mehr als Umweltbildung ist. Wenige Tipps reichten aus, um sie in die Themen einzuarbeiten. Selbst wurden Masken gefertigt, hinter denen es offenbar leichter fiel, Emotionen freien Lauf zu lassen, Ideen zu entwickeln und miteinander Theater zu spielen. An-regungen erhielten sie dabei u.a. am Fledermausbastelstand von Angelika Wehnes-Stüve und durch Birgit Engel, die eine alte Buttermaschine umfunk-tioniert hat, um mit deren Hilfe Far-benlehre und physikalische Gesetze zu vermitteln und zu Partnerarbeit zu inspirieren. Gerade das Theaterstück, das die Rückkehr des Wolfes im Land thematisierte, gefiel den Gästen am Ende besonders. „Ich finde toll, wie es den Kindern gelang, die verschie-denen Ansichten und somit das ge-samte Konfliktpotenzial des Themas umzusetzen“, zeigte sich Forstdirektor Norbert Sündermann begeistert. Die Masken durften die Kinder am Ende behalten. Die Bastelarbeiten werden sie noch lange an einen wunderschö-nen Waldtheatertag am Forstamt Neu Pudagla erinnern.

Kommentar:

Die richtige Mischung macht’s. Die Waldtheater-Idee des Forstwirt-schaftsmeisters Roland Boljahn von der märkischen Waldschule „Am

Rogge-Busch“ greift nun weiter um sich. Sie zum Umwelttag 2011 in Neu Pudagla vielen Usedomer Kindern schmackhaft zu machen, wird ihre Wirkung hoffentlich nicht verfehlen. Immerhin - die Konkurrenz der Frei-zeitbeschäftigungen ist stark, jede Art von Bildschirm von einer enormen Anziehungskraft für den Nachwuchs. Da bedarf es schon starker Zugpferde, wie mit Freunden ein Waldtheater-Stück einzustudieren, um Kinder aus dem Haus zu locken. Dass sie sich und ihre Stärken dabei selbst entdecken, ist ein schöner Nebeneffekt. Ein Ent-weder-oder steht allerdings nicht zur Debatte. Am besten wäre natürlich, die naturnahe Umweltbildung mit Internet und vernünftig dosiertem Fernsehen zu kombinieren; sozusa-gen Bildung und Gefühl miteinan-der zu verbinden. Denn auch bei der Umwelterziehung heißt es heute: Die richtige Mischung macht’s.

SDW · Brandenburg

Eberswalder Str. 28 16227 Eberswalde Tel.: 03334/279576 Fax: 03334/279576 E-Mail: geschäftsstelle@ sdw-brandenburg.de www.sdw-brandenburg.de

Landesvorsitzender: Dr. Meinhard Ott

Geschäftsführer: Moritz Wenning

Brandenburg� 43

Kontakt

Natur�wird�zur�Bühne�der�Gefühle�

Der Landesverband Brandenburg e.V. der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat am Freitag, den 13.05.2011, um 10.00 Uhr im Revier Hessenhagen / Oberförsterei Milmersdorf (Ucker-mark) in Kooperation mit Vertretern des Landesbetriebes Forst Branden-burg die Präsentation der mit 27,9 m höchsten märkischen Elsbeere – Baum des Jahres 2011 – durchge-führt. Klaus Radestock

Baum�des�Jahres�2011

Page 44: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

44� Hamburg

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

Hamburgs erste Nachhaltigkeits-messe veranstaltete die SDW im Jahr 2002 unter dem Titel Rio+10 auf dem Hamburger Gänsemarkt. Es folgten sechs weitere Messen und auf dem Rathausmarkt als Austragungsort. Aufbauend auf unseren Erfolgen wur-de Ende Mai erstmals die Nachhal-tigkeitsmesse „goodgoods“ durch die Messe Hamburg in den Messehallen ausgerichtet. Natürlich durfte die SDW mit ihrer langjährigen Erfah-rung nicht als Partner fehlen. Mehr dazu lesen Sie in dieser Ausgabe.

Die WaldSpiele der SDW waren auch im Mai bestens ausgelastet. Promi-nenten Besuch erhielten wir am letz-ten Spieltag im Niendorfer Gehege. Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke war unserer Einladung gefolgt und übernahm persönlich die Siegereh-rung. Ein besonderer Tag, nicht nur für die Schülerinnen und Schüler der Eimsbüttler Grundschulen.

Fahrrad fahren macht Spaß – beson-ders wenn die Tour durch Wälder und Naturschutzgebiete verläuft. Wenn dann auch noch Wald- und Vogelex-perten interessante Geschichten zu erzählen haben, gibt es kaum noch Gründe, zuhause zu bleiben. So war es kaum verwunderlich, dass unsere erste Fahrradführung auch restlos ausgebucht war.

Unser Haus des Waldes ist weiter am gedeihen. Es wird ordentlich gebag-gert und geschaufelt. Schöne Bilder gibt es voraussichtlich erst wieder in der nächsten Ausgabe – haben Sie noch ein wenig Geduld.

Viel Freude beim Lesen!

Ihr

Wolfgang Pages Vorsitzender

Fahrradtour�durch�Hamburgs�grünen�Nord-Osten��Vom�NSG�Höltigbaum�zum�NSG�Wohldorfer�Wald

Die SDW bietet seit vielen Jahren Führungen durch die betreuten Na-turschutzgebiete an – allerdings bis-her immer nur zu Fuß. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Hamburg ist Umwelthauptstadt“ wurde erst-mals auch eine Fahrradtour durch die Wälder und Naturschutzgebiete im Nordosten Hamburgs angeboten.

Unter Federführung unserer Wald- und Vogelexperten startete die Gruppe mit einer Teilnehmerstär-ke von 31 Radlerinnen und Radlern am Pfingstmontag um 11.00 Uhr im NSG Höltigbaum am Haus der Wil-den Weiden. Nach einer kurzen Ein-führung zur Historie und Geologie des Gebietes setzte der Tross sich in Bewegung. Aufgrund der Gruppen-größe und dem damit verbundene Geräuschpegel zeigen sich leider nur die unempfindlichen Vogelarten. Trotzdem hatte die Gruppe Glück und konnte auf der von der SDW ent-kusselten Fläche eines der wenigen Brutpaare der Feldlerche hören. Zu Gesicht zeigte sich der seltene Som-mergast leider nicht. Nach dem NSG Höltigbaum ging es weiter

zum Kiwittsmoor über verschiede-ne Wälder, die alle keinen Namen haben, bis hin zum NSG Wohldorfer Wald. Zwischendurch wurde immer wieder Halt gemacht, um ornithologi-sche und waldbauliche Besonderhei-ten aufzuzeigen. Der eigentliche Plan,

auch das NSG Hainesch Iland und das NSG Rodenbeker Quellental zu besu-chen, wurde verworfen, da die Zeit nicht mehr ausreichte. Nach rund 20 km und vier Stunden wurde der End-punkt der Fahrt erreicht - ein Waldre-staurant am Randes des Wohldorfer Waldes. Bei Kaffe und Kuchen wur-de viel erzählt und gelacht und eini-ge meldeten sich auch gleich für die nächste Führung im Oktober an.

Waldspiele�im�Niendorfer�Gehege�–�Bezirksamtsleiter�Torsten�Sevecke�übernimmt�Siegerehrung

Anfang Mai richtete die SDW wieder die Waldspiele für rund 3500 Schüle-rinnen und Schüler der vierten Klas-sen aus. Auf dem Parcours durch die Hamburger Wälder Bergedorfer Ge-hölz, Volksdorfer Wald, Niendorfer Gehege, Hausbruch und den Altonaer Volkspark entdeckten die Kinder den Wald und seine Bewohner, machten tolle umweltpädagogische Spiele und stärkten das Gemeinschaftsgefühl. Am Ende jeden Waldspieltages wur-de bei einer Preisverleihung die Sie-gerschule verkündet und symbolisch über eine Urkunde den Hauptpreis, ein Obstbaum für den Schulhof über-geben. Einen besonderen Ehrengast konnten wir für die Siegerehrung am 20. Mai im Niendorfer Gehege ge-winnen. Der Bezirksamtsleiter von

Eimsbüttel, Torsten Sevecke, freute sich sehr über die Preisverleihung,

die nicht nur ihm offensichtlich sehr viel Freude bereitet hat. Wir danken Herrn Sevecke für sein Engagement und würden uns sehr freuen, ihn wie-der im Niendorfer Gehege bei den Waldspielen begrüßen zu dürfen.

Page 45: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Vom 27. - 29. Mai 2011 fand in den Hamburger Messehallen erstmals die Indoormesse für nachhaltigen Kon-sum, die goodgoods, statt. Veranstal-ter war die Hamburg Messe und Con-gress GmbH. Auf dem Gänsemarkt begann es mit der ersten Nachhaltig-keitsmesse Rio+10, organisiert von der SDW, zuletzt dann als Rio+16 auf dem Rathausmarkt. Und nun mit noch mehr Platz eine Nachhaltigkeitsmesse in den Messehallen. Klar, dass die SDW gern als Partner der Hamburg Messe dabei war. 90 Aussteller präsentierten den Besuchern nachhaltige und inno-vative Produkte, Dienstleistungen und Projekte aus den Bereichen Wohnen, Mode, Technologie, Mobilität, Ernäh-rung und Gesundheit.

Podiumsdiskussion

Die SDW als Kooperationspartner die-ser Nachhaltigkeitsmesse veranstal-tete am Samstag, 28. Mai von 16.30-17.30 Uhr eine gut besuchte, kurz-weilige Podiumsdiskussion zu dem Thema „Medien und Nachhaltigkeit. Kann man Nachhaltigkeit inzwischen kommunizieren?“ Als Gäste begrüßte Rüdiger Kruse, SDW-Geschäftsführer und Moderator der Diskussionsrun-de, Angelika Hillmer vom Hambur-ger Abendblatt, Martin Kopp von Die WELT und Herbert Schalthoff von Hamburg 1, Fernsehen. Hier ein kur-zer Einblick:

Auf die erste Frage, „Ist Nachhaltig-keit inzwischen etabliert?“ stellte Frau Hillmer klar fest, bei manchen Leuten ja, aber nicht beim Gros der Bevölkerung. Das Konkrete ist wichtig, Beispiel Fahrradfahren. Martin Kopp betonte, deutsche Unternehmen le-gen Nachhaltigkeitsberichte vor. Der Begriff Nachhaltigkeit wird von Unter-nehmen sehr inflationär verwendet. Nachhaltig, bloß weil sie eine Solar-anlage auf das Dach setzen?, das ist zu wenig. Natürlich stimmt es auch, dass sich viele Gedanken machen. Angelika Hillmer erwähnte im Zusammenhang

mit der Zertifizierung der Herstellung von Papier, dass Axel Springer AG ein Verlagshaus mit einem eigenen Wald-nutzungsstandard ist, lange bevor es FSC (Forest Steward Council) gab. Die Springer-Leute waren Vorhut ei-ner Bewegung. Herbert Schalthoff betonte, „Der Begriff Nachhaltigkeit ist extrem sperrig, man sollte ihn im-mer runter brechen auf ein Thema“. Als Beispiel führte er die nicht nach-haltige Wohnungsbaupolitik des Vor-gängersenates an im Gegensatz zur gezielten Wohnungsbaupolitik des neuen Senates, die jedoch wiederum nicht energiebewusst ist. Beides ist nicht nachhaltig.

Zum Thema Hamburg, 2011 Umwelt-hauptstadt Europas, erklärte Herr Kopp, dass für ihn neben Ökologie und sozialen Belangen der Aspekt der Ökonomie, das Wesentliche ist. Die Betonung liegt dabei auf „an-ders mit Ressourcen umgehen“. Der Nachhaltigkeit voraus geht der Be-griff der Endlichkeit, ein Hauch haben wir im Bankgeschäft: Endlichkeit des Wachstums. Seiner Meinung nach ist es Aufgabe der Medien, bei dem Projekt „Aus der Region - Für die Re-gion“ Nachhaltigkeit herauszuarbei-ten, obwohl das Wort im Titel nicht erscheint. Zum Thema „Stellt die Viel-zahl der Gütesiegel für nachhaltige Produkte eine Überforderung für den Verbraucher dar?“ bestätigte Frau Hillmer, sie hat mittlerweile den Über-blick verloren und wählt den Mittel-

weg. Das Biozeichen für ökologisch er-zeugte Lebensmittel, der sechseckige Benzolring, bzw. die Zeichen der an-erkannten deutschen Anbauverbände wie Bioland, Demeter, Naturland etc. kann man gut finden. Auf die Frage von Rüdiger Kruse, „Was werden Sie in ihren Medien in den nächsten zwei Monaten für Hamburgs Nachhaltig-keit machen“? antwortete Herbert Schalthoff, „am Dienstag, die Sendung Wissenschaftsstandort Hamburg und in den Nachrichten wird nachhaltiges Bauen ein großes Thema sein“. Am 21. Juni werden drei Seiten zur Umwelt-hauptstadt, Thema Ressourcenschutz, im Abendblatt erscheinen, so Frau Hillmer. Das Thema Schadstoffaus-stoß von Schiffen, Stichwort Schwe-felbelastung durch Schiffe, findet sich im Tageszeitungs-journalismus. Martin Kopp will sich mit dem wirt-schaftspolitisch spannenden Thema „Wie schafft es der Hamburger Senat, die Haushaltsziele einzuhalten?“ be-schäftigen.

Herr Kruse bedankte sich bei den Journalisten für ihr Kommen und be-stätigte dieser Messe für nachhaltigen Konsum ein Zukunftsformat. Er be-endete die Diskussionsrunde mit den Worten „Schön, dass Hamburg Messe sich dem Thema Nachhaltiger Konsum mit einer eigenen Messe annimmt.“ Monika Mura

SDW · Hamburg

Lokstedter Holt 46 22453 Hamburg Tel.: 040/530556-0 Fax: 040/530556-18 E-Mail: [email protected]

www.sdw-hamburg.de

Landesvorsitzender: Wolfgang Pages

Geschäftsführer: Rüdiger Kruse

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Hamburg� 45

SDW�–�Partner�der��Nachhaltigkeitsmesse�goodgoods

H. Schalthoff, A. Hillmer, R. Kruse und M. Kopp im regen Austausch

Page 46: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

46� Hessen

SDW�wirbt�äußerst�erfolgreich��auf�dem�Hessentag�für�FledermäuseFledermäuse die aus Baumhöhlen eines dicken Baumes fliegen und im Kuppelzelt ihre Kreise drehen. Kin-der die Fledermauskästen aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz bau-en und das Logo des Internationalen Jahres der Wälder auf kleine Holz-scheiben brennen. Das ganze im Hin-

tergrund begleitet von großen Wald-postern und Übersichts-Karten über das aktuelle Vorkommen der unter-schiedlichen Fledermausarten im Vorder- und Hochtaunus. Auf der an-dere Seite eines Info-Tresens die ers-ten zwei Meter hohen Rollup-Poster der neuen SDW-Ausstellung „Ohne Wald…“ umrahmt von jungen Elsbee-ren, die zum Verkauf angeboten wur-den. So präsentierte sich der Auftritt des SDW-Landesverbandes auf dem diesjährigen Hessentag in Oberursel Mitte Juni. Das hessische Umweltmi-nisterium und Hessen-Forst hatten alle Verbände wieder zum Mitma-chen bei der Sonderausstellung „Der Natur auf der Spur“ aufgefordert.

Im gemeinsamen fast 40 Quadrat-meter großen Kuppelzelt zeigten sich SDW und BUND Hochtaunus sehr gut einander ergänzend. Der BUND Hochtaunus widmete sich den The-men Wildkatze und Klimaschutz. Hier konnten Kinder bei einem Quiz kleine Preise gewinnen, den Wildkatzenweit-sprung versuchen (der Rekordhalter sprang aus dem Stand 2,80 Meter!!!)

oder den Klimaballon aufpumpen, der zeigt, wie viel Kohlendioxid ein Mittel-europäer am Tag freisetzt.

Wie gut das geschmückte und aus-gestaltete Kuppel-Zelt ankam, zeigte sich nicht nur durch die tausende Be-sucher die sich sehr beeindruckt zeig-ten. Viele trugen sich mit sehr positi-ven Kommentaren ins Gästebuch ein. Auch viel Prominenz besuchte das SDW/BUND-Zelt und wollte es unbe-dingt gesehen haben. Dazu zählten die Staatsministerinnen Puttrich und Henzler, Staatssekretär Weinmeister, Landrat Krebs und der erste Kreisbei-geordnete des Hochtaunuskreises Kraft sowie viele Besucher aus ganz Hessen. Alleine über 60 eingelade-ne Besucher aus Politik und Verwal-

tung waren am ersten Samstag zum Empfang der beiden Kreisverbände gekommen und genossen die ange-nehme Atmosphäre weit über den geplanten Zeitrahmen hinaus. Es kam zu vielen interessanten Gesprächen über die Themen Naturschutz, Wald und Artenschutz.

Die Betreuung des Standes wurde durch mindestens drei SDWler ge-

währleistet und funktionierte rei-bungslos. Vor allem Bernd Böhm, Eh-renamtlicher der Geschäftsstelle und Markus Trepte engagierten sich sehr und wurden unterstützt durch SDWler aus den Verbänden Nidda, Friedberg, Freunde Arboretum, Lahn-Dill, Kron-berg, Oberursel und Julia Hoffmann vom Bundesverband. An den Wo-chentagen kamen vor allem Schulklas-sen an das Zelt und brachten dann an den übrigen Tagen Ihre Eltern, Onkel, Tanten und Großeltern mit. Oft war es sehr voll am Stand und die Gäste hat-ten viele Fragen zu Fledermäusen und Wildkatze. Über 1000 Holzbrettchen wurden in den Tagen mit dem Logos des Jahres der Wälder bebrannt und an die Kinder verschenkt. Hinzu ka-men fast 200 Fledermauskästen und Vogelnistkästen, die direkt am Stand unter fachkundiger Hilfe zusammen-gebaut werden konnten.

Besonderer Höhepunkt war aller-dings der Schmetterlingstag am Pfingstsonntag, an dem Herr Alfred Westenberger von Apollo e.V. Frank-furt rund 60 gezüchtete Schmetter-linge in einem Zelt am BUND/SDW-Stand fliegen ließ. Die Kinder durften dieses Zelt dann betreten. So konn-ten Sie die Schmetterlinge genauer ansehen und auf ihren Händen beob-achten. Der Andrang war sehr groß und lockte besonders viele Familien an. Schließlich wurden um 16 Uhr die

Der Wildkatzenweitsprung wurde auch vom Hessentagspaar getestet. Staatssekretär Weinmeister und an-dere staunen.

Bernd Böhm stellt die unterschiedli-chen Modelle der Fledermauskästen vor.

Staatsministerin Puttrich, SDW Landesgeschäftsführer v. Eisenhart Rothe und SDW-Landesvorstands-mitglied Stys besuchen die Aus-stellung von SDW und BUND.

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Hessen� 47

SDW · Hessen

Rathausstraße 56 65203 Wiesbaden Tel.: 0611/300909 Fax: 0611/302210 E-Mail: [email protected] www.sdwhessen.de

Landesvorsitzender: Gerd Mehler

Geschäftsführer: Christoph von Eisenhart Rothe

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Neue�Bänke�zum�Jahr�der�WälderDie SDW Seligenstadt, Hainburg und Mainhausen hat zum Internationa-len Jahr der Wälder fünf Holzbänke mit einem Forstunternehmer auf-gestellt. Dieser hat die Bänke im ei-genen Betrieb gefertigt. Das Eichen-holz aus den heimischen Wäldern ist Ausdruck der Wertschätzung für die wirtschaftliche Bedeutung der Holz-wirtschaft und der Verarbeitung vor Ort. Dies ist neben dem Naturschutz und der Pflege als Kulturgut ein wei-teres Motto des Internationalen Jah-res der Wälder. Die Bänke sind an Waldrändern und Hauptwegen in der Wald- und Feldflur platziert und mit einem Hinweis auf den Stifter, der SDW, versehen.

Malwettbwerb�„Was�hast��du�im�Wald�entdeckt?“Für Kinder der 3. und 4. Klasse liegen noch Aufrufe für den Malwettbwerb „Was hast du im Wald entdeckt?“ in der Geschäftstelle bereit und können kostenlos angefordert werden.

farbenfrohen heimischen Schmetter-linge in die Freiheit entlassen, so dass sie rechtzeitig vor der Nacht ein ge-eignetes Biotop erreichen konnten.

Insgesamt fast 400.000 Besucher sol-len sich die Sonderschau „Der Natur auf der Spur“ im Maasgrundtal von Oberursel angesehen haben. Will man diesen Zahlen Glauben schenken, so hat dann sicher ein gutes Drittel den gemeinsamen Stand besucht. Ein rie-

siger Erfolg für uns, gibt es doch an-sonsten kaum eine Gelegenheit sich so gut und substanziell einem breiten und äußerst interessierten Publikum zu zeigen. Allen Helfern und Unter-stützern sei an dieser Stelle herzlich gedankt, nicht zuletzt auch dem Um-weltministerium, der Stadt Oberursel und Hessen-Forst für die materielle Unterstützung und dem Hochtau-nuskreis und der Firma Friedwald für die finanzielle Förderung.

Das organisch anmutende Kuppel-zelt lockte sehr viele Besucher an.

Walter�Linkmann�verstorbenDie SDW – Kreisverband Darmstadt Dieburg trauert um Walter Link-mann, langjähriges Mit-glied des Kreisvorstandes.

Der studierte Forstmann war lange Zeit im hessi-schen Forstdienst tätig be-vor er zuletzt als Landes-forstmeister 1974 in den Ruhestand ging.

Er unterstützte die SDW im Arbeitskreis „Landespflege“ mit seinen dienstlichen Erfahrungen. Dies tat er ebenso im Kreisvorstand Darmstadt-Dieburg der SDW, des-sen Geschäftsführer er von 1975 bis 1986 war. Er wurde Ehrenmitglied des Kreisvorstandes, an dessen Ar-beit er sich weiter aktiv beteiligte.

Der Verstorbene holte Fachleute zu vielbeachteten Vorträgen, organi-

sierte Pflanzaktionen und Exkursionen. Etliche Stel-lungnahmen zu Planvor-gaben verfasste er, und die kritische Haltung der SDW war längst aktuell, als der Verband im Sin-ne der heutigen Mitwir-kungsrechte „anerkannt“ wurde.

Die SDW nahm am 20. April 2011 auf dem Darmstädter Waldfriedhof von Walter Linkmann Abschied. Wir danken ihm für sein großes Engage-ment und werden ihm ein großes Andenken bewahren.

Konrad Heinrich Leißler SDW KV Darmstadt Dieburg

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

48� Mecklenburg-Vorpommern

Mitgliederversammlung�des�Landesverbandes�in�der�Forstsamendarre�JatznickZur diesjährigen Mitgliederversamm-lung der SDW M-V am 19. März 2011 hatte der Vorstand in die Forstsa-mendarre der Landesforstanstalt Mecklenburg – Vorpommern in Jatz-nick eingeladen.

Der Rechenschaftsbericht des Vor-sitzenden zeigte, dass im Jahr 2010 mehr Aktivitäten stattfanden als in den Jahren zuvor, und sich der Be-kanntheitsgrad der SDW in Meck-lenburg-Vorpommern verbesserte. Doch ist seit vielen Jahren die Mit-gliederzahl des Landesverbandes stabil, wie in vielen anderen Vereinen und Verbänden- fehlt auch bei uns der Nachwuchs.

In den Kreisen Güstrow und Mecklen-burg-Strelitz war die SDW M-V mit dem Schulwald „Grüne Welle“ und dem Waldmuseum „Lütt Holthus“ sehr aktiv, was ohne die Unterstützung verschie-dener Kooperationspartner nicht mög-lich wäre. Die Projektidee „Alte, starke Bäume in M-V“ die bei der Mitglieder-versammlung im Jahr 2010 entstand, wurde begonnen, konnte aber wegen mehrerer unglücklicher Umstände nicht weiter umgesetzt werden, hier will der Vorstand am Ball bleiben und bei der nächsten Mitgliederversammlung erste Ergebnisse präsentieren.

Nach Rechenschafts- und Kassenbe-richt wurde der Vorstand entlastet und der Vorstand neu gewählt. Der neue Landesvorstand setzt sich wie folgt zusammen:

Herr Dietrich Daedelow (Vorsitzender)Herr Klaus Rogga (stellvertretender Vorsitzender)Herr Joachim Hirthe (Beisitzer)Herr Hans-Arnold Scheele (Beisitzer)Frau Katja Powils (Beisitzerin)Frau Angelika Schätzel (Schatzmeisterin)

Wir wünschen dem neuen Vorstand viel Erfolg, Kraft und Freude bei der Erfüllung seiner Aufgaben!

Für ihre Verdienste im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für unseren Landesverband wurden Herr Klaus Borrmann, Herr Burkhard Floeter, Herr Eduard Gorynia, Herr Manfred Hübner, Herr Christian Lange, Frau Helga Penner, Herr Klaus Rogga und Herr Hans-Arnold Scheele geehrt.

Anlässlich des 20jährigen Bestehens der SDW in Mecklenburg-Vorpom-mern wurde auf dem Gelände der Forstsamendarre Jatznick eine Els-beere, der Baum des Jahres 2011, gepflanzt.

Nach der Mitgliederversammlung und dem Pflanzen der Elsbeere führte uns Herr Eberhard Behrendt, der Leiter der Forstsamendarre, unterhaltsam und informativ durch die Forstsamendar-re und das umgebende Gelände, das besonders unter waldpädagogischen Gesichtspunkten, alles zum Lernen und Erleben, gestaltet worden ist.

Aus der Geschichte und der Gegenwart der Forstsamendarre JatznickDie Forstsamendarre Jatznick wurde im Jahre 1923 von der preußischen Staatsforstverwaltung errichtet. Sie diente am Anfang hauptsächlich der Bearbeitung der Baumart Kiefer.

Am 27.12.1935 wurde sie durch einen Großbrand bis auf die Grundmauern zerstört. In den Jahren 1936/1937 erfolgte der Wiederaufbau in der jet-zigen Form. Durch einen Tieffliege-reinsatz auf den Bahnhof Jatznick in den letzten Tagen des II. Weltkrieges wurde die Einrichtung stark in Mitlei-denschaft gezogen. Die Reparaturar-beiten hielten bis in das Jahr 1947 an.

Die Samendarre Jatznick gehörte seit ihrer Gründung bis 1945, und seit dem 01.01.1992 zum Forstamt Ro-themühl. Von 1952 bis zur Wieder-vereinigung gehörte sie zum Staat-lichen Forstwirtschaftsbetrieb, an-schließend bis zu dessen Abwicklung, zum Forstbetrieb Torgelow. Im Jahre 1965 erfolgte auf den Fundamen-ten des alten Wohn- und Geschäfts-hauses die Errichtung eines neuen Wohn- und Geschäftsgebäudes.

Durch das permanente Betreiben seit 1947 und mangelnder Pflege und Un-terhaltung der Anlage, bedingt durch fehlendes Baumaterial bzw. entspre-chender Unternehmen, ergab es sich zwangsläufig, dass der Ruf nach einer Grundsanierung immer lauter wurde. Auf Initiative des damaligen Forst-amtsleiters, Herrn Forstoberrat Peter Neumann bildete sich am 03.03.1998 der „Förderverein Samendarre Jatz-nick e.V.“ mit zunächst 27 Mitgliedern, nach knapp 12 Jahren erfolgreicher Tätigkeit wurde durch einen Mitglie-derbeschluss der Verein aufgelöst.

Durch die Existenz des Fördervereins wurde es möglich, Fördermittel für entsprechende Machbarkeitsstudien in Auftrag zu geben. Es schloss sich eine Auswahl der am besten geeig-neten und am leichtesten zu finan-zierenden Studie an. Dieses war aber nur möglich durch die tatkräftige Unerstützung der Kommunalgemein-schaft Pommerania e.V.

Auf der Grundlage des EU-Förder-programms INTERREG III A wurde an-

Foto: M. Hübner

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

schließend zeitnah mit der Realisie-rung des Projektes „Forstsamendarre Jatznick – historische Produktions-stätte der Kommunikation, Lehre und Begegnung“ begonnen. Aus diesem Grunde wurde am 28.09.2001 durch den Minister für Ernährung, Land-wirtschaft, Forsten und Fischerei des Landes M-V, Herrn Dr. Till Back-haus und dem Landrat des Landkrei-ses Uecker-Randow, Herrn Siegfried Wack, für die Umsetzung dieses Vor-habens eine entsprechende Koope-rationsvereinbarung unterzeichnet. Der Landkreis wurde dadurch zum Auftragnehmer und Bauherrn für das geplante Vorhaben.

Anlässlich der 10jährigen Wieder-kehr dieses Tages besteht die Ab-sicht, einen „Tag der offenen Tür“ am 28.09.2011 mit „Aktivisten“ von damals, von jetzt Verantwortung Tra-genden und der heimischen Bevölke-rung bei hoffentlich schönem Wetter zu begehen. Durch das Forstamt Ro-themühl wurde im November 2001 die Aufgabenstellung formuliert, auf deren Grundlage die Projektierungs-arbeiten durchgeführt wurden.

Die Um- und Ausbauarbeiten auf dem Gelände der Forstsamendar-re Jatznick begannen im Jahre 2005 und wurden am 14.12.2006 durch die Übergabe an den Nutzer, der Landes-forstanstalt M-V, durch den Minister Dr. Till Backhaus im Wesentlichen abgeschlossen. Parallel zu diesen großen Baumaßnahmen wurde mit Unterstützung des zweiten Arbeits-marktes ein altes Anschlussgleis zu einer Draisinenstrecke mit zwei Drai-sinen ausgebaut, ein Dendrologischer Garten mit Grill- und Kinderspielplatz

und eine Alemannsche Hütte errich-tet. Ohne die Unterstützung und den Fleiß der Mitarbeiter des zweiten Arbeitsmarktes würde sich das En-semble der Forstsamendarre nicht in diesem Zustand befinden.

Die Forstsamendarre Jatznick ist eine von neun Einrichtungen dieser Art und besitzt seit dem Jahre 1994 den Status eines technischen Denkmals. Sie ist zwar nicht die älteste Anlage, aber die größte und die einzige im gesamten Norden unseres Vater-landes. In der Forstsamendarre sind derzeitig sechs Vollzeitmitarbeiter in zwei Geschäftsbereichen tätig. Ein Geschäftsbereich umfasst den Saat-gutankauf, Aufbereitung/ -lagerung, Auslieferung und Verkauf, der zweite die Umweltbildung / Waldpädagogik.

Die Vergabe der EU – Fördermittel war an die Verpflichtung gebunden, das Ensemble der Forstsamendarre Jatznick der Öffentlichkeit zugäng-lich zu machen. Seit dem Jahre 2007 werden in der Woche von Montag bis Freitag jeweils um 10.00 und 14.00 Uhr und an den Wochenenden und Feiertagen nach Vereinbarung Füh-rungen angeboten. Geplant ist es, zwischen 5000 – 6000 Besucher im Jahr in die Geheimnisse der Waldent-wicklung einzuweihen sowie die Ge-schichte der Forstwirtschaft und der Samendarre anschaulich und nach-haltig darzustellen.

Die Forstsamendarre stellt aber kein Museum, sondern einen funk-tionierenden Produktionszweig des Forstamtes Rothemühl, jetzt in der Verwaltungsgemeinschaft der Forst-ämter Rothemühl / Torgelow dar. In ihr wurden bisher über 90 Baum- und Straucharten bearbeitet, welche alle mehrsprachig beschriftet, im Dend-rologischen Garten der Einrichtung betrachtet werden können. Alle die-se Pflanzen befinden sich auch im Herbarium der Darre.

Im sogenannten Tourismusgebäude der Forstsamendarre sind auf über 500 m² eine ständige Ausstellung, ein Catering, ein Seminarraum, Sani-täreinrichtungen und die Verwaltung der Forstsamendarre untergebracht.

Dank des Um- und Ausbaus und der gut ausgebildeten und hoch qualifi-zierten Mitarbeiter ist die Forstsa-mendarre Jatznick auch in Zukunft in der Lage, die geplanten Aufgaben in Menge und Qualität, gerade auch durch die sich abzeichnende Klima-veränderung zu erfüllen.

Eberhard Behrend / Angelika Schätzel

Mecklenburg-Vorpommern� 49

SDW · Mecklenburg-Vorpommern

Gleviner Burg 1 18273 Güstrow Tel.: 03843 / 85 59 903 Fax: 03843 / 85 59 905 E-Mail: [email protected] www.sdw-mv.de www.schulwald-guestrow.de

Landesvorsitzender: Dietrich Daedelow

Geschäftsstellenleiterin: Angelika Schätzel

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Tag�des�BaumesIn diesem Jahr fanden zum Tag des Baumes gleich zwei Pflanzungen im Schulwald „Grüne Welle“ statt. Die Schüler der Inselsee-Schule erweiterten die Allee „Bäume der Jahre“ mit der Elsbeere.

Eine Vertreterin des Internet-Ra-diosenders www.retter-radio.de (Förderer des Schulwaldes) pflanz-te ebenfalls eine Elsbeere.

Im Anschluss an die Pflanzaktion wurde das Eingangsschild feierlich enthüllt.

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

Schüler-Einsatz zum Tag des Baumes

Erich Delfs, Vorsitzender des SDW-KV Leer präsentierte stolz den „Baum des Jahres“, die Elsbeere. Auch sie steht seit Ende März auf einer Lich-tung, die der verheerende Sturm des Jahres 2009 in den Heseler Wald ge-rissen hatte. Dort haben die beiden 6. Klassen der Schule Kloster Barthe unter Anleitung von Mitarbeitern der Landesforsten und der Jägerschaft

jetzt 3000 junge Eichen gepflanzt. „Solche Aktionen starten wir in je-dem Jahr, um den Schülern frühzeitig

den Umgang mit der Natur hautnah nahezubringen“, sagte Delfs. Auch Bürgermeister Uwe Themann war mit von der Partie. Er griff nicht nur selber mit zum Spaten, sondern sorg-te auch dafür, dass die Jungen und Mädchen nach getaner Arbeit nicht hungrig oder durstig nach Hause gehen mussten. Themann lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den Landeforsten, der Schule Kloster Bar-the, der SDW und der Gemeinde.

50� Niedersachsen

Das�große�KrabbelnDeutschlands größtes Ameisen-Gehege eröffnet

In einem so genannten Formicarium können Besucher in Bad Harzburg seit kurzem das Leben der Kahlrü-ckigen Waldameise beobachten. Mit geschätzten 100.000 Ameisen und mehr als sechs Königinnen hat das dortige „Haus der Natur“ Anfang Mai das deutschlandweit größte Formica-rium eröffnet. Die Ameisen wurden in einem naturnahen Außenbereich angesiedelt. Vor menschlichen Ein-flüssen durch einen Holzzaun ge-schützt, können die Tiere dort un-gestört an ihrem Nest bauen. Eine Ameisenstraße führt durch einen teilweise einsehbaren Verbindungs-gang hinein in die Walderlebnisaus-stellung, wo die Tiere gefüttert wer-

den. Aus nächster Nähe kann man verfolgen, wie die Ameisen Obst bzw. Fleisch einsammeln, Maden überwäl-tigen und zum Nest bringen oder ihre Toten bestatten. Die Attraktion ent-stand dank der Niedersächsischen

Bingo-Umweltstiftung und der Ko-operationspartner im Haus der Natur (SDW, Nieders. Landesforsten und Nationalpark Harz), sowie der fach-lichen Betreuung durch die Nieder-sächsische Ameisenschutzwarte.

3000�junge�Eichen�für�den�Heseler�Wald

Foto: Delfs

„Gut�gemeint“�reicht�oft�nicht�...Artenschutz-Seminar an der SDW-Akademie Handeloh am 1. September 2011

Wer darf eigentlich wann, wo und wie Organismen oder Teile von ihnen an sich nehmen, damit umgehen oder be-stimmte Flächen überhaupt betreten? Für wen oder was gibt es Ausnahmen oder Sonderregelungen? Wo, wann und von wem können oder müssen Anträge

gestellt werden? Das aktuelle Seminar der SDW-Akademie Handeloh räumt mit Unsicherheiten auf. Es gibt eine grundlegende Orientierung über die aktuelle Rechtslage – als Grundlage für eigenes Handeln und für eine korrekte Anleitung von Mitarbeitern. Das Semi-nar vermittelt den allgemein immer als “trocken” empfundenen Rechtsstoff ausgesprochen kurzweilig und anwen-dungsorientiert. Weitere Infos und An-meldung in der Landesgeschäftsstelle.Foto: Margot Kessler, pixelio

Page 51: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Pfingstfahrt der Waldjugend Niedersachsen

Inspiriert durch die Da Vinci-Ausstel-lung des Lüneburger Salzmuseums richtete die Waldjugend Niedersachsen über Pfingsten in der Lüneburger Hei-de ein dreitägiges Wanderfahrtenspiel aus. Spielidee war, dass der „König von Lopau“ die brillantesten Köpfe zu einer Olympiade unter dem Motto „Techni-cus, Magicus und der lange Weg zum Fortschritt“ aufrief, damit auch den rückständigen Provinzen des König-reichs die Segnungen des Fortschritts zu teil würden. Der Einladung folgten rund 50 junge Waldläuferinnen und Waldläufer im Alter von 9-17 Jahren. Ausgerüstet mit Karte und Kompass mussten die Kinder und Jugendlichen zahlreiche Stationen anlaufen. Je nach

Alter und Ehrgeiz der Gruppenmitglie-der waren Tagesstrecken zwischen 20 und 40 km zu bewältigen. An den Sta-tionen galt es die unterschiedlichsten Aufgaben zu bewältigen. Beispielswei-se fanden die Teilnehmer in der Nähe der Schwindequelle PVC-Röhren und Gartenschläuche vor, aus denen sie eine funktionstüchtige Archimedes-Schraube konstruierten. An einer an-deren Station sollte die Lopau über-quert werden – hier war die von Da Vinci ersonnene Brückenkonstruktion aus Baumstämmen nachzubauen. An einem Teich im Marxener Paradies galt es, mit einem kurzen Seil den Durch-messer des Gewässers zu ermitteln. Nur wer den Satz des Pythagoras kann-te, konnte diese Aufgabe trocken be-wältigen. An jeder Station erwarteten „königliche Patentbeamte“ die Kinder

und Jugendlichen. Nach erfolgreicher Bewältigung der Aufgaben wurden die mitgeführten „Patentbücher“ ab-gestempelt. Während der dreitägigen Wanderung versorgten sich die Teil-nehmer übrigens weitgehend selbst. Geschlafen wurde in Schutzhütten, in Feld und Flur, und nicht selten auch in der Scheune eines freundlichen Bauern. Am Pfingstmontag trudelten die Gruppen am Nachmittag völlig er-schöpft aber glücklich nach und nach im Landesheim der Waldjugend in Lo-pau ein. Nach einem ausgiebigen Bad im Teich und einem großen Festessen fand schließlich die Siegerehrung statt. Bis spät in die Nacht saßen die Wald-läufer mit der Gitarre am Lagerfeuer, sangen und tauschten sich über die Erlebnisse der vergangenen Tage aus. Stephan Löb

SDW · Niedersachsen

Johannssenstraße 10 30159 Hannover Tel.: 0511/363590 Fax: 0511/3632532 E-Mail: [email protected] www.sdw-nds.de

Landesvorsitzender: Frank Oesterhelweg MdL

Geschäftsführer: Friedrich Gregorius

Kontakt

Niedersachsen� 51

Gerhard�Fokuhl�und�Lothar�Küneke�verstorben

Auf�den�Spuren�von�Leonardo�da�Vinci

Gewusst wie – Brückenbau nach da Vinci

Foto: Löb

SDW Niedersachsen trauert um zwei langjährige Mitstreiter

Der Lehrer, Umweltschützer und Schriftsteller Gerhard Fokuhl verstarb am 6. Mai im Alter von 76 Jahren. Gerhard Fokuhl war seit 1974 Mit-glied des SDW-KV Friesland. Er kam seinerzeit zur SDW, weil die SDW Nie-dersachsen die von ihm begründete Bürgeraktion „Rettet den Upjever Forst“ dabei unterstützte, zwei km2

Wald vor der Rodung für eine 2. Start- und Landebahn des bestehenden NA-TO-Flugplatzes zu bewahren. Ab 1993 wurde Gerhard Fokuhl örtlicher Be-

auftragter der SDW für die Verbände-beteiligung und füllte dieses Amt bis Ende 2009 engagiert aus. Am 27. Mai verstarb der Lehrer und Schulwaldbe-gründer Lothar Küneke im Alter von 83 Jahren. Lothar Küneke war seit

1957 Mitglied im SDW-KV Soltau-Fal-lingbostel. Schon gleich zu Beginn sei-ner Mitgliedschaft legte er an seiner Schule mit Schülern einen Schulwald an, für den sogar ein Teil der Pflanzen in einem eigenen Pflanzgarten sel-ber gezogen wurden. Anlässlich sei-ner Goldenen Hochzeit überreichte Lothar Küneke eine größere Spende, aus der waldpädagogisches Materi-al angeschafft wurde und schon seit einigen Jahren Baumpflanzungen zum Tag des Baumes bezahlt werden kön-nen. Die SDW Niedersachsen wird das Andenken dieser beiden engagierten Männer in Ehren halten.

Gerhard FokuhlLothar Küneke

Page 52: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

52� Nordrhein-Westfalen

Welchen�Wald�braucht�NRW?�–Prominentenspaziergang�im�SiebengebirgeAuf Einladung der Vorsitzenden des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Andrea Milz MdL, nahmen am 6. Mai rund 40 Gäste, darun-ter zahlreiche Politiker aus der Region, an einem Waldspazier-gang durch das erste, vom Ver-schönerungsverein Siebenge-birge ausgewiesene, „Wildnis-gebiet“ in Deutschland außer-halb der Nationalparks teil, um im Anschluss auf dem Ölberg mit Fachreferenten über die Frage „Welchen Wald braucht NRW?“ zu diskutieren.

Dr. Georg Verbücheln, Leiter der Abteilung Naturschutz, Land-schaftspflege und Fischerei im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) erläuterte die Waldstrategie 2050 des Landes NRW, wonach zukünftig Wälder im Staatswald in sogenann-te Wildnisgebiete umgewandelt und sich selbst überlassen werden. „Ur-sprünglich waren 80 % des Landes

von Buche bedeckt. Heute sind es nur noch 4 %. Aus Achtung vor der Schöpfung haben wir Buchenwälder mit Bäumen älter als 120 Jahre im

Staatswald als Wildnisgebiete vorge-schlagen. Dies macht gerade einmal 2 % der Waldfläche aus“, so Verbü-cheln. NRW wolle zukünftig den Wald neu ordnen, geplant sei danach 70 % reiner Wirtschaftswald, 25 % natur-naher Wald und 5 % Wildnisgebiete.

Der Vorsitzende der Bezirksgruppe Sieg im Waldbauernverband NRW,

Bertram Welz, unterstrich, dass die Waldbesitzer bisher wirksam und zukunftsfähig unter Beachtung al-ler gemeinnützigen, betriebswirt-

schaftlichen und ökologischen Aspekte die Wälder bewirt-schaftet und solche Wälder geschaffen hätten, die heute der Naturschutz nun stilllegen möchte. „Wer Vielfalt im Wald will, der soll den Waldbesitzer vielfältig wirtschaften lassen. Ordnungsrecht und pauschale Vorgaben für Flächenstillle-gungen im Wald führen nicht automatisch zu mehr Vielfalt im Wald“, so das Fazit von Welz.

In der anschließenden Diskussions-runde wurden die unterschiedlichen Auffassungen unter den SDW-Mitglie-dern erkennbar. „Durch Vorfälle wie in Fukushima wird sichtbar, dass man alle bisherigen Entscheidungen in der Umwelt- und Energiepolitik einer Überprüfung unterziehen muss“, so Andrea Milz. SDW Bonn / Rhein-Sieg

Foto: M. Magunia

Hammerhof�mit�neuer�DauerausstellungDie zotteligen Wisente sind die wah-ren Stars in Warburg-Scherfede. Während die Urviecher in den weit-läufigen Wisentgehegen im Hammer-bachtal friedlich grasen, können die Besucher im Waldinformationszent-rum jetzt die Unterschiede von Bison und Wisent anhand der neuen Tier-präparate fast hautnah erfahren.

Bisher war dort der 3 jährige Wisent-Stier „Eggewichtel“ das Fotomotiv im Hammerhof. Jetzt gesellt sich ein 2,5 jähriger Amerikanischer Bison Stier und ein 3 Monate altes Wisentkalb in der Dauerausstellung hinzu - ermög-licht durch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW. Ergänzend können die Besucher anhand eines 15.000 Jahre alten Schädels eines

Steppenwisents Vergleiche zu den heutigen Wildrindern stellen.Der ausgestellte amerikanische Wisent graste zu seinen Lebzeiten auf Kor-

bacher Wiesen. Schüler der Präpa-ratorenschule in Bochum gingen mit Schere, Skalpell und Pinzette dem Zottel zu Leibe und bauten den Kör-

Gemeinsam für den Wisent (v.l.): Ernst Heinrich Uber (Leiter RFA Hochstift), Marie-Luise Fasse (SDW-Landesvorsitzende) und Rainer Glunz (Leiter Wi-sentgehege Hardehausen).

Foto: M. Wagemann

Page 53: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Nettersheim: Über 90 Teilnehmer sind am 12. Mai der Einladung von SDW, ANW, LBWH und Forstverein in das Holzkompetenzzentrum Rhein-land gefolgt, um sich vor Ort über die Elsbeere (= Baum des Jahres 2011) zu

informieren, denn einer der beiden Verbreitungsschwerpunkte in Nord-rhein-Westfalen liegt im Großraum Bad Münstereifel. Zudem konnten die Veranstalter im „Internationa-len Jahr der Wälder“ mit Professor

Wedig Kausch-Blecken v. Schmeling den deutschen „Elsbeeren-Papst“ als wissenschaftlichen Referenten gewinnen und auch „Lokalmatador“ Professor Wolfgang Schumacher beeindruckte die Zuhörer mit seien Ausführungen über die Vorkommen der Elsbeere in der Eifel. Die Exkursi-on am Nachmittag führt in den Stadt-wald von Bad Münstereifel und in den Waldbesitz derer von Mallinck-rodt. Jeder Teilnehmer erhielt das aktuell fertiggestellte SDW-Plakat zur Elsbeere in NRW sowie einen Elsbee-ren-Sämling von der Forstgenbank.

per des Bisons detailgetreu nach um ihn lebensecht zu präparieren. Nur wer ein Wisent kennt kann es auch schützen – so die Divise der Schutz-gemeinschaft, die sich zusammen mit dem Regionalforstamt Hochstift für die Nachzucht von Wisenten stark macht. Mit der Unterzeichnung des Vertrages zwischen dem National-park Bialowieza, der SDW und dem

Landesbetrieb / Regionalforstamt Hochstift im Jahr 2006 wurde ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Wisente getan. „Ein großer Impuls ging weiter vom internationalen Wi-sentkongress 2008 am Hammerhof aus“ so der Leiter des Regionalforst-amtes Ernst Heinrich Uber. Ziel der Kooperation ist es, die wissenschaft-liche Zusammenarbeit mit Polen

(Univ. Warschau und Nationalpark Bialowieza) weiter zu intensivieren und das Regionalforstamt Hochstift mit seinem Waldinformationszent-rum Hammerhof als Regionalzent-rum West – zuständig für die Bundes-länder NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland – zu etablieren.

Martin Wagemann

Nordrhein-Westfalen� 53

SDW · Nordrhein-Westfalen

Ripshorster Straße 306 46117 Oberhausen Telefon: 0208/883188-1 Telefax: 0208/883188-3 E-Mail: [email protected] www.sdw-nrw.de

Landesvorsitzende: Marie-Luise Fasse

Geschäftsführer: Gerhard Naendrup

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Kirchhellen�hilft�HöhlenbrüternMitte Februar trafen sich 15 Mitglie-der der Waldjugend, um die Nistkäs-ten im Wald zwischen Brinkmannsfeld und Rothebusch zu säubern. Diese Maßnahme war erforderlich, um den Höhlenbrütern ein sauberes zu Hause zu bieten. Der Kot und das alte Nist-material wurden von den Kindern per Leiter und mit Mundschutz entfernt. Es herrschten zwar eisige Temperatu-

ren, jedoch fanden es Svenja und ihre Freundin Lea sehr interessant mal wie-der im Wald zu sein und etwas Nützli-ches zu tun. „Es ist spannend zu sehen, was in den Nistkästen drin ist; wir ha-ben schon ein kaputtes Ei gefunden und natürlich jede Menge Vogelkot.“ Damit die fleißigen Helfer nicht von der Stange (Leiter) fielen, sorgten das Ehe-paar Becker für das Leibliche Wohl.

Das „Reinigungsteam“ um Markus Herber (3.v.l.) und Peter Pawliczek (1.v.r.) nach erfolgreicher Arbeit.

Die�Elsbeere�im�Fokus

Veranstalter und Referenten der Elsbeerentagung (v.l.): Dr. Bertram Leder (Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald), Dr. Thorsten Mrosek (Holzkompetenz-zentrum Rheinland), Horst-Karl Dengel (RFA Hocheifel - Zülpicher Börde), Jörg Matzick (Vors. Forstverein NRW), Marie-Luise Fasse (Vors. SDW-NRW), Uwe Schölmerich (Vors. ANW-NRW), Clemens Pick (Vors. SDW-Euskirchen), Prof. Wolfgang Schumacher und Prof. Wedig Kausch-Blecken v. Schmeling.

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

54� Rheinland-Pfalz

Waldjugend�auf�dem�Umweltmarkt�HaßlochIn diesem Jahr fand in Haßloch be-reits der 18. Umweltmarkt der Ge-meinde statt. Zahlreiche Aussteller und Umweltverbände bauten ihren Stände und Pavillons in der Ortsmit-te um das Rathaus der Gemeinde Haßloch auf um ihre Arbeit zu prä-sentieren und um interessierte Be-sucherinnen und Besucher zu infor-mieren. Im Internationalen Jahr der Wälder durfte da auch die Waldju-gend Haßloch nicht fehlen, die in den vergangenen Jahren bei den meisten Umweltmärkten dabei und stets gut vertreten war. Unter dem Motto „Treffpunkt Wald“ hatte der Forst-zweckverband hinterm Rathaus des Großdorfs (Haßloch ist mit ca. 23.000 Einwohnern eines der größten Dörfer Deutschlands) liebevoll einen Bereich mit Hackschnitzeln, frischem Wald-laub und „Kletterstämmen“ dekoriert und mit Hordengattern eingefasst.

Zusammen mit dem Waldkindergar-ten „Wurzelschnurz“ und dem Forst-zweckverband bot die Waldjugend hier Spiele und Beschäftigungsstatio-

nen für Kinder und Jugendliche rund um den Wald. Neben den obligatori-schen Fühlkästen und verschiedenen Spielestationen aus dem Aufgaben-pool der Wald-Jugendspiele gab es bei der Waldjugend Infos und Prospekte der SDW zum Internationalen Jahr der Wälder. Den zumeist jungen Be-suchern und deren Eltern kamen die Stundenpläne der SDW gerade recht. Auch die Postkartensätze konnten gut unters Volk gebracht werden.

Passend zum Thema Wald gab es am Stand der Waldjugend auch erstmals Getränke aus Kräutern und Blüten des Waldes. Eisgekühltes Mineral-

wasser mit Waldmeister-, Holunder-blüten- oder Pfefferminzsirup war da ganz nach dem Geschmack vieler Besucher und fand guten Anklang. Bei der heißen Witterung sorgten die alternativen Erfrischungsgeträn-ke für willkommene Erfrischung und Abkühlung und luden zum Verweilen an unserem Infostand ein. Über al-lem schwebte der große Ballon mit dem Logo zum Internationalen Jahr der Wälder, der letztlich seine ganze Größe einer gehörigen Portion Luft aus dem Gebläse der benachbarten Hüpfburg verdankte. Über einen Ast in den Baum gezogen sah es aus, als hätte sich der Ballon in Baum verfan-gen. Ein wirklich überragender „Eye-catcher“.

Alles in Allem eine gelungene Veran-staltung bei der die Waldjugend und die SDW in Haßloch standesgemäß „Flagge“ zeigten.

Ralf Bischoff, Horstleiter Deutsche Waldjugend Horst

„Roter Milan“ Haßloch

Von�Dachboden-Gespenstern��und�entlaufenen�Vitrinen-BewohnernGanz schön lebendig wird es gleich werden in der SDW Geschäftsstel-le: Denn 16 Mädels und Jungs stür-men fröhlich das Haus des Waldes in Obermoschel. Erwartungsvoll sitzen sie im Stuhlkreis, warten ungedul-dig auf den Startschuss. Denn heute soll endlich der Dachboden des al-ten Amtsgerichtsgebäudes erkundet werden. Ist es da genauso spannend

wie im Kellergewölbe, dem Gruselka-binett? Leise wie Waldläufer macht sich die Kinderschar auf den Weg in die oberen Geschosse des SDW- Hau-ses. Die erste Tür, ein uraltes Schild, „Registratur“ steht darauf- sehr selt-sam! Unendlich langsam drückt Me-lanie die Klinke, ein schauriges Knar-ren, staubiger Geruch, die ersten Spinnweben wehen entgegen- ein er-schrockenes Zurückweichen! „Huch- was war das?“ Aufgerissene Kinder-augen, leichtes Grinsen- die Neugier siegt! Was war das hinter der Tür? Zwei Kugel- Gespenster! Furchtlose Mädels und Jungs wollen es selbst entdecken und lüften bald so man-ches Geheimnis…

„Stöbern, entdecken und forschen“ lautet das Motto. Einmal im Monat

öffnet die Geschäftsstelle der SDW in Rheinland-Pfalz für Kinder aus Ober-moschel und der näheren Umgebung ihre Pforten. Gemeinsam mit den Jubirefs Holger und Melanie ging es seit März schon drei Mal auf Entde-ckungstour in und um das Haus des Waldes. Räumlichkeiten wurden er-kundet, aus der Vitrine entlaufene Tiere wieder eingefangen und ge-heimnisvollen Waldläufer- Spuren gefolgt. Außerdem ist der Frühling auf frischer Tat ertappt worden, ein Feuer wurde im Hinterhof entfacht und leckere Glutfladen sind geba-cken worden. Was wohl das nächs-te Mal wieder auf dem Programm steht? Jedenfalls wollen alle wieder mit dabei sein.

Melanie Christmann-Koch (Jubiref)

Page 55: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

SDW-Anhänger�neu�aufgelegtVor rund 15 Jahren konzipiert Rainer Skischally, SDW – Urgestein in RLP, seinen SDW – Anhänger. Ausgestat-tet mit Präparaten und einer Menge Anschauungsmaterialien zum Thema Wald wurde der Anhänger seitdem

im Waldjugendheim Dasburg ge-nutzt. Auf Grund einer Nachfrage der Bodelschwingh Schule Meisenheim wurde der Anhänger nach Obermo-schel gebracht und in der Geschäfts-stelle neu aufgelegt. Neben den be-

währten Präparaten enthält der An-hänger nun auch viele Aufgaben und Rätsel rund um den Wald, die sich in der Vergangenheit schon bei den Wald-Jugendspielen bewährten. Sei-ne Feuertaufe bestand der Anhänger bei der initiierenden Aktion der Bo-delschwingh Schule Meisenheim er-folgreich; insbesondere die neu inte-grierten Wald-Jugendspiel-Elemente belebten den Tag der Kinder! Bei Be-darf kann der Anhänger bei der SDW –RLP angefordert werden.

Andreas Grauer (GF SDW – RLP)

Rheinland-Pfalz� 55

SDW · Rheinland-Pfalz

Richard-Müller-Straße 11 67823 Obermoschel/Pfalz Tel.: 06362/9932-00 Fax: 06362/564448 E-Mail: [email protected] www.sdw-rlp.de

Landesvorsitzender: Winfried Werner, Landrat

Geschäftsführer: Andreas Grauer

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„...�natürlich�–�Kultur�im�Soon“Mitten im Naturpark Soonwald liegt das Walderlebniszentrum Rheinland-Pfalz. Ein idealer Veranstaltungsort, um die Symbiose zwischen Natur und Kultur zu erleben und damit auch für die Veranstaltung „ … natürlich – Kul-tur im Soon“. Natur, Musik und Kunst trafen am 29. Mai 2011 zusammen und dokumentieren die notwendige Symbiose zwischen Mensch und Na-tur.

In diesem Jahr entführte das Soon-waldorchester seine Zuhörer mit Musikstücken, die alle dem Thema Natur und Wald gewidmet waren in nahe und ferne Landschaften und das Künstlerpaar Kubach & Kropp präsentierte „klingende“ Steinskulp-turen. Treffen Mensch und Natur

nachhaltig aufeinander, bringt sich die SDW-RLP natürlich gerne aktiv mit ein - an diesem sonnigen Tag im Soonwald mit ihrem „SDW – Baum“. Symbolisch fügen sich Kinder in den Lebensraum Baum ein und schauen aus Kucklöchern aus der Sicht des Baumes auf die Welt. Offensichtlich mit einer Menge Spaß!

Page 56: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

56� Sachsen

Stiftung�Wald�für�Sachsen��feiert�ihr�15-jähriges�BestehenFestveranstaltung am 08. Ju-ni 2011 im „Erweiterten Ober-holz“ in Großpösna

Auf der Grundlage einer in den Jahren 1995 – 1996 im öffentlichen Rahmen umfassend geführten forstpolitischen Diskussion zur Erhöhung des Wald-anteils in Sachsen wurde die privat-rechtliche und gemeinnützige Stiftung Wald für Sachsen im Sommer 1996 gegründet. Die damaligen Akteure und Stifter waren, die SDW Sachsen e.V., PrimaKlima weltweit e.V., der Säch-sische Waldbesitzerverband e.V. und die Landesbank Sachsen -Girozentrale. Hauptziel der Stiftung ist es, gemein-sam mit den verschiedensten Partnern Waldmehrungsprojekte in Sachsen zu entwickeln und umzusetzen. Damit leistet die Stiftung einen wichtigen Bei-trag zum Klimaschutz und zur Verbes-serung der Lebensqualität besonders in waldarmen Regionen von Sachsen.

Nach 15 Jahren erfolgreicher intensiver Arbeit kann die Stiftung auf beachtli-che Ergebnisse verweisen. Gemeinsam mit Partnern aus Landwirtschaftsbe-trieben, Kommunen, Verbänden und Privatpersonen wurden in dieser Zeit 123 Waldmehrungsprojekte mit einer Gesamt-fläche von 828 ha realisiert, umgerechnet sind das etwa 1.400 Fuß-ballfelder mit 3,5 Mio. Bäumen. Hierzu wurden 4,8 Mio. € Fördermittel der

öffentlichen Hand eingesetzt und von der Stiftung zusätzlich 820.000 € an Spenden geworben.

Mehr als 110 Pflanzaktionen mit Kin-dern und Jugendlichen, mit Bürgern verschiedener Regionen, Mitarbeitern von Unternehmen, Mitgliedern von Verbänden, Vereinen und Kirchge-meinden wurden in dieser Zeit durch-geführt und damit die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit der Waldmeh-rung sensibilisiert und zur Mitarbeit gewonnen.

Viele Bäume in den von der Stiftung mit Partnern neu angelegten Misch-waldbeständen sind zwar noch klein

und bedürfen der intensiven Pflege, aber die in den ersten Jahren der Stif-tung in der Leipziger Region z. B. in Großpösna, Engelsdorf, Miltitz, Rötha, oder im Osterzgebirge angelegten neu-en Waldbestände laden die Waldbesu-cher bereits heute zur Wanderung im kühlen Schatten ein.

Im Beisein des Sächsischen Staats-ministers für Umwelt und Landwirt-schaft, Frank Kupfer, fand am Mitt-woch, dem 8. Juni 2011, gemeinsam mit Partnern, Spendern und Sponso-ren sowie vielen Mitstreitern der Stif-tung das 15- jährige Jubiläum, unmit-telbar neben dem in den Jahren 1996 – 2001 realisierten Waldmehrungspro-jekt Großpösna statt. Ein Fachbeitrag zum Thema „Baumartenwahl unter Berücksichtigung des Klimawandels“, gehalten von Herrn Prof. habil. Andre-as Roloff (TU Dresden), Jagdhornblä-serklang, ein zünftiger Imbiss und die Pflanzung einer Elsbeere - Baum des Jahres 2011 – (Abb. 1) rundeten diese Veranstaltung ab. Auf einer Exkursion durch das angrenzende, bisher größ-te kommunale Waldmehrungsgebiet können sich die Teilnehmer von der hervorragenden Entwicklung dieser insgesamt 61 ha großen Waldfläche am Rande des Störmthaler Sees über-zeugen (Abb. 2).

Abb.1

Abb.2

Page 57: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Der Sommer war in Sachsen noch lange nicht in Sicht, da dominier-te ungewöhnliche Trockenheit den Witterungsverlauf und auch das forstliche Handeln. In den letzten Jahren bereitet dieses Phänomen zunehmend Schwierigkeiten bei der Planung und Realisierung der Früh-jahrsaufforstungen. Dabei sind nicht nur die Erstaufforstungen, sondern auch die Voranbauten und Unter-bauten im Wald betroffen. Parallel-schauplatz ist zudem die Überwa-chung der Waldflächen hinsichtlich Brandgefährdung. Bereits seit März häufen sich die Tage mit Waldbrand-gefährdung, mussten Waldbrand-warnstufen ausgerufen werden. Die bevorstehenden Sommerferien und zahlreichen Freizeitaktivitäten im Wald geben Anlass, auf dieses spezi-elle Thema und die entsprechenden Verhaltensregeln hinzuweisen. De-taillierte Informationen und aktuelle Waldbrandgefährdungen können für jede Region Sachsens im Internet un-ter www.sachsenforst.de abgerufen werden.

Was bedeuten die „Waldbrandwarnstufen“?

= die aktuelle witterungs- und vege-tationsentwicklungsabhängige Wald-brandgefährdung

0 sehr gering1 gering2 mittel3 hoch4 sehr hoch

Die Waldbrandwarnstufen beschrei-ben die aktuelle potenzielle Wald-brandgefahr. Zur Regionalisierung der örtlichen Waldbrandgefahr werden so genannte Vorhersageregionen durch die Forstbehörden ausgewie-sen. Für jede dieser Regionen werden Waldbrandwarnstufen ermittelt.

Die regionalisierte Ermittlung und Be-kanntgabe der Waldbrandwarnstufen

für den Freistaat Sachsen erfolgt im Rahmen des hoheitlichen Waldbrand-warndienstes des DWD. Die Berech-nung wird täglich für den aktuellen Tag und für drei Folgetage anhand aktueller Wetter- und Prognosedaten durchgeführt. Die ausgelösten Wald-brandwarnstufen sind bis zur nächs-ten Bekanntgabe durch den DWD gültig.

Wie werden die Waldgebiete überwacht?

In der besonders waldbrandgefähr-deten Zeit vom 15.Februar bis zum 15.Oktober werden die besonders ge-fährdeten Waldgebiete innerhalb der nordsächsischen Landkreise Görlitz, Bautzen, Meißen und Nordsachsen ab ausgewiesener Waldbrandwarnstufe 1 durch die unteren Forstbehörden der Landkreise und kreisfreien Städ-te im Rahmen der hoheitlichen Tä-tigkeit überwacht. Die Überwachung erfolgt durch ein kameragestütztes Automatisches Waldbrandfrüherken-nungssystem (AWFS). Im kleineren Umfang werden zudem noch Feuer-wachtürme mit Beobachtern besetzt. Rauchmeldungen der in Sachsen ins-gesamt 17 installierten Kameras wer-den an vier Überwachungszentralen übertragen, dort von speziell ausge-bildeten Forstwirten bearbeitet und bei Verdacht auf Rauchentwicklung in Folge eines Waldbrandes an die Leit-stellen Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz (BRK) weiter-gegeben. Darüber hinaus können bei besonderen Gefahrenlagen zusätz-lich Überwachungshubschrauber in den am stärksten waldbrandgefähr-deten Gebieten eingesetzt werden. Bei Erkennen eines Entstehungsbran-des übernimmt der Hubschrauber die Erstlöschung bis zum Eintreffen der Feuerwehr.

Wie verhalte ich mich im Wald?

Generell gilt im Wald: Offenes Feuer im Wald ist unabhängig von den aus-

gegebenen Waldbrandwarnstufen ganzjährig verboten.

Das Rauchen, Grillen, Zünden von La-gerfeuern oder die Inbetriebnahme von Skylaternen sind im Wald generell untersagt (§15 SächsWaldG). Offene Feuer dürfen nach § 15 SächsWaldG ebenso nicht am Wald (bis 100 Meter Abstand) entzündet werden. Ausnah-men können von den zuständigen un-teren Forstbehörden genehmigt wer-den. Darüber hinaus ist es seit dem 01.10.2009 im Freistaat Sachsen ver-boten, Himmelslaternen, welche auch als Skylaternen, Kong-Ming-Laternen, Wunschlaternen oder Himmelsfa-ckeln bezeichnet werden, aufsteigen zu lassen. Das Befahren nichtöffentli-cher Waldwege mit Motorfahrzeugen ist ganzjährig nach § 11 SächsWaldG untersagt. Die Zufahrtswege zu den Waldgebieten sind generell nicht mit Fahrzeugen zu blockieren.

Besondere Verhaltensregeln bei Waldbrandwarnstufe 3 und 4:

Bei hoher und sehr hoher Waldbrand-gefahr wird empfohlen, diese Wald-gebiete zur eigenen Sicherheit zu meiden. Zumindest sollten die Haupt-wege nicht verlassen werden. Im Brandfall ist umgehend die Leitstelle der Feuerwehr (Telefon 112) zu infor-mieren. (Quelle: SB Sachsenforst)

Sachsen� 57

SDW · Sachsen

Floßplatz 13 · 04107 Leipzig Tel.: 0341/3090814 Fax: 0341/3090888 E-Mail: [email protected]

Landesvorsitzender: Dr. Eberhard Lippmann

Geschäftsführer: Olaf Kroggel

Kontakt

Sommerzeit�–�Urlaub�–�Hitzefrei�…��aber�nicht�für�die�„Waldbrandwächter“

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SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

58� Sachsen-Anhalt

20�Jahre�Waldpädagogik��im�Jugendwaldheim�SpitzbergAm 21.März 2011, dem Auftakttag zum Internationalen Jahr der Wälder, lud das Jugendwaldheim Spitzberg zu seinem 20 jährigen Bestehen ein.

Eine Vielzahl von Gästen waren der Einladung gefolgt und wurden mit kleinen Begrüßungsgeschenken am Eingang empfangen. Die an jedem Platz vorliegende Tagesordnung versprach einen interessanten und abwechslungsreichen Tag. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit zünf-tigen Jagdsignalen durch die Anhal-tiner Jagdhornbläser Dessau. Durch die Veranstaltung führte der zustän-dige Forstamtsleiter Detlef Radtke.

Er eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Ansprache und begrüß-te die Gäste, die im Anschluss einige Begrüßungsworte hielten. Der Orts-bürgermeister von Rodleben, Herr Frank Rumpf, überbrachte herzliche Glückwünsche und drückte seine Freude darüber aus, dass das Jugend-waldheim Spitzberg als eines der 5 Jugendwaldheime Sachsen- Anhalts in der Gemarkung Rodleben liegt. Der Ehrenvorsitzende der SDW Sach-sen-Anhalts, Herr Braun, hob die en-gagierte Arbeit des Spitzbergteams hervor und bestätigte allen Mitarbei-tern eine hohe pädagogische Arbeit. Weitere Grußworte folgten von den Betriebsleitern des Landeszentrums Wald, Herrn Specht und des Forstbe-triebes Anhalt, Herrn Uschmann.

Im Anschluss an diese Grußworte umriss die Leiterin des Jugendwald-heimes, Frau Matthias, in ihrem Vor-trag die Geschichte und den Werde-gang des Objektes Spitzberg. Sie be-schränkte sich in ihren Ausführungen nicht nur auf die 20 zurückliegenden Jahre Jugendwaldheimbetrieb, son-dern holte etwas weiter aus. So konn-te sie noch eine originale Einladung von der Eröffnung eines Müttergene-sungsheimes auf dem Spitzberg vom 21.September 1926 vorlegen. Bis zur

Gründung des Jugendwaldheimes führte sie einige weitere zeitliche Etappen auf, wie zum Beispiel die Nutzung als Erholungs- und Schu-lungsheim der SPD- nahen Arbeiter-schaft oder die Durchführung von Kinderferienlagern gemeinsam mit polnischen Pfadfindern oder in der Wendezeit mit Kindern aus den al-ten Bundesländern. Eine Vielzahl von Fotos über bauliche Veränderungen von 1984 bis zur heutigen Zeit beleg-ten die ständig positive Entwicklung.

Auch in der Wendezeit war kein Still-stand angesagt, sondern nach eini-gen Verhandlungen und Erfahrungs-

austauschen mit den alten Bundes-ländern stand der Eröffnung des Jugendwaldheimes nichts mehr im Wege. Das Jugendwaldheim ist seit-dem ein viel gefragter erlebnisrei-cher Lernort in der Natur, bei dem die Freude, die Selbsterfahrung, die Teamarbeit und das Übernehmen von Verantwortung im Vordergrund stehen. Das Angebotsspektrum hat sich besonders in den letzten Jahren sehr erweitert. So werden Waldju-gendspiele, Walderlebnispfadfüh-rungen mit Kindertagesstätten und Grundschulen und Aktionen zum Projekt Waldfuchs im verstärkten Maße durchgeführt. Die Nutzung

Pflanzung einer rotblühenden Rosskastanie (Aesculus carnea) durch (v.l.) Herrn Specht (Leiter Landeszentrum Wald), Herrn Uschmann (Leiter Forst-betrieb Anhalt), Herrn Braun (Ehrenvorsitzender der SDW Sachsen- Anhalt) Herrn Genth (Mitarbeiter des Jugendwaldheimes Spitzberg) und Herrn Radt-ke (Leiter Betreuungsforstamt Nedlitz)

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Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

des im Jahre 2003 eröffneten Wal-derlebnispfades, der sich im Um-kreis des Jugendwaldheimes befin-det, ist ein idealer Anlaufpunkt für derartige Veranstaltungen.

Die Leiterin bedankte sich im An-schluss an ihre Ausführungen bei allen Wegbegleitern, die in den zu-rückliegenden Jahren aktiv und mit viel persönlichem Engagement dazu beigetragen haben, dass dieses Ob-jekt zu einem beliebten Anziehungs-punkt besonders für Kinder und Jugendliche geworden ist. Es seien hier einige genannt: die Beschäftig-ten und ehemaligen Mitarbeiter des Jugendwaldheimes, die Mitarbeiter des Betreuungsforstamtes Nedlitz und des Forstbetriebes Anhalt und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Ein Dankeschön ging auch an die Lehrer der vielen Schulen, die in den letzten Jahren das Jugendwald-heim genutzt haben und ständig ei-nen guten Kontakt aufrecht hielten.

Einige weitere interessante Vorträ-ge, wie die Vorstellung der weltwei-ten Aktion „Internationales Jahr der Wälder“ durch den Leiter des Hauses des Waldes Herrn Heinzel und Vor-träge über die Erfahrungen bei einem Jugendwaldeinsatz durch den stell-vertretenden Direktor der Sekundar-schule Schkopau, Herrn Baum, run-deten die Veranstaltung ab.

Im Anschluss an seine Ausführun-gen überreichte er der Jugendwal-heimleiterin einen kleinen Film, den Schüler über ihren Einsatz im JWH Spitzberg angefertigt hatten. Der Revierleiter des Revieres Hoher Flä-ming, Herr Toren Reis, berichtete über die abwechslungsreichen Ar-beiten, die die Jugendlichen mit viel Eifer und Freude in seinem Revier durchführten.

Vor der Mittagspause wurde die Ver-anstaltung durch ein lustiges Pro-gramm der Kindergartenkinder der Kindertagesstätte „Buratino“ Meins-dorf aufgelockert. Die Leiterin der Kindertagesstätte Frau Schulze, be-dankte sich für die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Jugend-waldheim.

Einen sehr interessanten und fach-lich kompetenten Vortrag hielt der Wolfsbeauftragte Herr Puffer aus dem Bundesforstbetrieb nördliches Sachsen-Anhalt über die Rückkehr des Wolfes nach Sachsen-Anhalt in Altengrabow.

Das frühlingshafte Wetter lockte nun alle Gäste zur Pflanzung einer rotblü-henden Rosskastanie zu Ehren des 20-jährigen Jubiläums in den Garten des Jugendwaldheimes Spitzberg.

Im Anschluss bot das Jugendwald-heim drei verschiedene Aktionen an, die wahlweise von den Gästen ge-nutzt werden konnten.

Man hatte die Wahl zwischen einem Rundgang auf dem 2,3 km langen Walderlebnispfad, einer Führung durch das Objekt sowie einer prakti-schen Vorführung. Beim dritten An-gebot wurde am Beispiel des Hoch-sitzbaus inklusive Schälen der dafür erforderlichen Stangen von Schülern der Klasse 9b der Sekundarschule „An der Biethe“ Rosslau ein Jugend-waldeinsatz dargestellt.

Einen schönen Abschluss fand die-se Veranstaltung in einem gemein-samen Kaffeetrinken bei dem alle Gäste ihre Zufriedenheit, Dank und Zuversicht für viele weitere erfolgrei-che Jahre des Bestehens des Jugend-waldheimes ausdrückten.

A.Matthias Leiterin Jugendwaldheim

Sachsen-Anhalt� 59

SDW · Sachsen-Anhalt

Maxim-Gorki Straße 13 39108 Magdeburg Tel.: 0391/6628372 Fax: 0391/6628374 E-Mail: [email protected]

Ehrenvorsitzender: Wolfgang Braun

Landesvorsitzender: Ralf Geisthardt MdL

Geschäftsführerin: Sabine Sonnenberg

Kontakt

Bau eines Hochsitzes durch die Klasse 9b der Sekundarschule „An der Biethe“ Roßlau

Page 60: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

60� Schleswig-Holstein

Zu einem „Waldgespräch“ eingela-den hatte der Landesverband, um über derzeit aktuelle Themen wie die

Bedeutung des Mottos des Internati-onalen Jahr des Waldes 2011 „Wald-kulturerbe“ für Schleswig-Holstein zu

diskutieren. Weitere Themen der Po-diumsdiskussion waren in diesem Zu-sammenhang ob das 1996 beschlos-sene Ziel 12% Waldanteil für Schles-wig-Holstein erreicht werden kann, sowie die Zukunft der Gemeinwohl-leistungen unseres Waldes. Unter erfrischend kompetenter Leitung des stellvertretenden Landesvorsitzen-den, Pierre Gilgenast stellten sich an-schließend die Politiker aller Parteien den Fragen der über 60 Teilnehmer und der gemeinsamen Diskussion.

PEFC�Auditing

Neue Anschrift des LandesverbandesAb sofort befindet sich die Ge-schäftsstelle unseres Landesver-bandes in der

Dorfstraße 13 24241 Reesdorf Tel.: 04322/508479 E-Mail: [email protected]

Podiumsdiskussion��mit�Politikern�des�Landes

Von links: Pierre Gilgenast (stellvertr. SDW-Landesvorsitzender), Günther Hildebrand (FDP), Sandra Redmann (SPD), Hartmut Hamerich (CDU), Dr. Christel Happach-Kasan (MdB, SDW-Landesvorsitzende), Flemming Meyer (SSW), Marlies Fritzen (Bündnis 90, Die Grünen)

2004 wurde der regionale Waldbericht der PEFC-Arbeitsgruppe Schleswig-Holstein von der Zertifizierungsstelle anerkannt. Die Landesforsten sowie zahlreiche private Waldbetriebe sind seither nach den Kriterien von PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) zertifi-ziert. In jedem Jahr werden Waldge-biete ausgewählt, in denen ein unab-hängiger Gutachter die Einhaltung der Kriterien der Zertifizierung überprüft. In diesem Jahr gehörte der Schieren-wald im Kreis Steinfurt zu den ausge-wählten Waldgebieten. Revierförster Jörg Hanekopf führte den Gutachter durch den von ihm betreuten Wald und stand Rede und Antwort. Der 820 Hektar große Schierenwald ist teil-weise Vogelschutzgebiet und wird als FFH-Gebiet vorgeschlagen. Die konse-quente Markierung der Rückegassen, die Maßnahmen zum Waldumbau er-hielten hohe Anerkennung durch den Zertifizierer. Besondere Aufmerksam-keit schenkte er den Stümpfen der in diesem Winter gefällten Bäume.

Neben der schonenden Waldbewirt-schaftung wird auch die Einhaltung der Vorschriften zum Arbeitsschutz bei der Zertifizierung berücksichtigt.

Ziel ist es, die Anzahl der Unfälle bei Baumfällarbeiten weiter zu senken.

Dr. Christel Happach-Kasan

Dr. Christel Happach-Kasan (MdB, SDW-Landesvorsitzende), 2. von rechts beim PEFC-Auditing.

Page 61: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Die Mitgliederversammlung des Lan-desverbandes fand am 20. Mai 2011 im landschaftlich einmalig gelegenen Evangelischen Jugendfreizeitheim am Brahmsee statt. Mit der interessan-ten Führung durch den „Wald-Aha-Pfad“ des Waldheimes wurde die Versammlung eingeleitet, ab 15.30 Uhr ging es zur Tagesordnung über.

Die Vorsitzende Dr. Christel Happach-Kasan begrüßte zahlreiche Gäste, un-ter ihnen MdL Carsten-Peter Broder-sen (FDP), Ministerialrat Johann Böh-ling MLUR und den stellvertretenden Landrat des Kreises RD-Eck, Reimer Tank sowie die Delegierten aus den Kreisverbänden.

Ihren Jahresrückblick verband die Vor-sitzende mit einem Dank an die Vor-standsmitglieder und Arbeitskreislei-ter, sowie insbesondere die Deutsche Waldjugend und die Mitglieder in den Kreisverbänden. Insbesondere wür-digte sie die Arbeit der scheidenden Geschäftsführerin Frauke Schramm, die dieses Amt seit 2001 ausgeübt hat und sich die Anerkennung aller erworben hat. Sie bleibt der SDW als Schatzmeisterin verbunden. In seiner letzten Sitzung hatte der Vorstand Frau Ann-Kathrin Jacobs das Amt der Geschäftsführerin übertragen, die sich der Versammlung vorstellte. Die Waldjugendspiele der Kreisverbände, der Tag des Waldes, der in diesem Jahr der Eröffnung des Jahres der Wäl-der der Unesco gewidmet war, der Tag des Baumes, das Werben um den Erhalt der Gemeinwohlleistungen für die Waldpädagogik sowie der Kampf gegen die Kastanienminiermotte blei-ben Schwerpunktthemen der SDW. Die Schutzgemeinschaft verfolgt weiterhin das Ziel, den Waldanteil in Schleswig-Holstein auf 12% anzuhe-ben.

Der Vorsitzende der Deutschen Wald-jugend, Frank Walter, berichtete von den umfangreichen Aktivitäten des Jugendverbandes. Der Brandschaden im Waldjugendzentrum im Hüttener Forst hat den Jugendverband vor er-hebliche Probleme gestellt.

Unter der Leitung des Vorsitzen-den des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde wurde für die folgenden vier Jahre der neue Vorstand ge-wählt:

• Dr. Christel Happach-Kasan MdB, Vorsitzende;

• Hans-Albrecht Hewicker, erster stellvertretender Vorsitzender;

• Claus Ratjen, zweiter stellvertretender Vorsitzender;

• Frauke Schramm, Schatzmeisterin; • Pierre Gilgenast, Beisitzer. Bestätigt wurden Ann-Kathrin Ja-cobs als neue Geschäftsführerin, Frank Walter als neuer Landesleiter der deutschen Waldjugend S-H, Jörg Fister als Leiter des Arbeitskreises Waldpädagogik, Britta Gelhaar für den Arbeitskreis Wald- und Naturkin-dergärten, Hans Jacobs für den Ar-beitskreis Landespflege, Alf Jark für den Arbeitskreis Projekte. Zum Ab-schluss stellte Gudrun Perschke-Mal-lach ihr waldpädagogisches Konzept „Waldmobil“ in einem Lichtbildervor-

trag vor. Ein entsprechendes Modell „fährt“ in anderen Bundesländern bereits sehr erfolgreich. Ihre wald-pädagogische Arbeit wird von zahl-reichen Grundschulen nachgefragt. Ann-Kathrin Jacobs

Schleswig-Holstein� 61

SDW · Schleswig-Holstein

Dorfstraße 13 24241 Reesdorf Tel.: 04322/508479 E-Mail: [email protected] www.sdw-sh.de

Landesvorsitzende: Dr. Christel Happach-Kasan MdB

Geschäftsführerin: Ann-Kathrin Jacobs

Kontakt

Mitgliederversammlung�des�Landesverbandes

V.l. Hans-Albrecht Hewicker, Claus Ratjen, Ann-Kathrin Jacobs, Frank Walter, Dr. Christel Happach-Kasan, Hans Jacobs, Frauke Schramm, Jörg Fister

Page 62: Unser Wald

SDW-Landesverbandsnachrichten� Unser�Wald�4�I�2011

62� Thüringen

Mitgliederversammlung�2011Zur Mitgliederversammlung hatte der Landesverband seine Mitglieder für den 14. Mai 2011 in das Tagungszentrum der S-Finanzgruppe in Erfurt eingeladen.

Herr Wierlacher, Landesvorsitzender der SDW Thüringen, eröffnete die Ver-sammlung und begrüßte die anwesen-den Mitglieder und Gäste.

Herr Gebhardt, stellvertretender Abtei-lungsleiter „Forsten und Naturschutz“ des TMLFUN überbrachte als Vertreter des Ministeriums die Grußworte von Herrn Minister Jürgen Reinholz. Er hob die sehr gute Zusammenarbeit der SDW Thüringen mit den Thüringer Forstäm-tern bei den Wald-Jugendspielen hervor und brachte den Wunsch des Ministers zum Ausdruck die Zusammenarbeit zwi-schen SDW und TMLFUN zu erweitern.

Herr Dr. Zimmer als Vertreter des Thü-ringer Landesverbandes der Deutschen Gebirgs- und Wandervereine über-brachte die Grußworte der Minister-präsidentin Frau Christine Lieberknecht und dankt in ihrem Namen für die gu-te Zusammenarbeit beider Vereine. Er hob den Erfolg der Wald-Jugendspiele und deren Bedeutung für die Waldpä-dagogik besonders hervor. Auch für die Zukunft sollten die Wald-Jugendspiele dazu beitragen der Naturentfremdung von Kindern und Jugendlichen entge-genzuwirken.

Den Jahresbericht 2010 trug Herr Wier-lacher vor und gab anschließend einen Ausblick auf die zukünftigen Arbeitsfel-

der des Geschäftsführenden Vorstan-des. Über den Stellenplan 2010 berich-tete die Landesgeschäftsführerin Frau Luhn und erläuterte die Schwerpunkte im Haushaltsplan 2010 und 2011. Im Bericht der Kassenprüfung bescheinig-te Herr Schenk, in seiner Tätigkeit als Kassenprüfer des Landesverbandes, der Geschäftsstelle in Seebach eine ordent-liche und akkurate Buchführung und empfahl die Entlastung des Vorstandes.

Nach den Berichten der Vorsitzenden der vier Untergliederungen, und konst-ruktiven Wortmeldungen dazu, wurde der Vorstand durch die Mitglieder ein-stimmig entlastet.

Herr Wierlacher dankte im Namen des gesamten Vorstandes für das entgegen-gebrachte Vertrauen und erläuterte da-ran anknüpfend die Notwendigkeit der Satzungsänderung. Neben der Aktua-lisierung der Aufgaben des Verbandes für die Durchführung von vielfältigeren Projekten wurden geforderte Änderun-gen eingearbeitet. Daraufhin kam es zu einer intensiven und konstruktiven Dis-skussion, auch mit kritischen Wortmel-dungen, zur neu zu fassenden Satzung. In der anschließenden Abstimmung wurde die neue Satzung in der vorgeleg-ten Fassung von den Mitgliedern ange-nommen.

Für ihre langjährige Mitgliedschaft oder ihre aktive Arbeit im Landesverband wurden 20 Mitglieder vom Geschäfts-führenden Vorstand ausgezeichnet.

Zum Abschluss der Mitgliederversamm-lung hielt Herr Ingolf Profft, Mitarbei-ter im Referat Ökologischer Waldbau – Sachgebiet Klimaschutz und Klimafol-gen – der Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei Gotha, einen Vortrag über „Aktuelle Trends bei der Verwendung des Holzes aus Thüringer Wäldern aus Sicht des Klimaschutzes“ der von den Mitgliedern und Gästen sehr interessiert verfolgt wurde.

Page 63: Unser Wald

Unser�Wald�4�I�2011� SDW-Landesverbandsnachrichten

Aktionen 17.05.2011 – Kneippfest zum 190. Geburtstag von Sebastian Kneipp in Bad BerkaAuf Anfrage des Bad Berkaer Kneipp-Vereins unterstützte unser Landes-verband gern das Kneippfest um, ne-ben den vielfältigen Angeboten vor Ort, den Kindern der Kindergärten und Grundschulen aus Bad Berka und Umgebung auf spielerische Art und Weise die Bäume des heimischen Waldes näherzubringen. Neben dem Quizrad, wo es um das Erkennen der Bäume anhand der Blätter und Früchte geht, konnten die Schüler der Grundschulen ihr Können beim Baumpuzzle unter Beweis stellen

22.05.2011 – Wanderung am „Internationalen Tag der biologischen Vielfalt“ in Neustadt/HarzFür den 22. Mai luden die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieber-knecht und der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz Jürgen Reinholz

wanderfreudige Naturliebhaber zu einer Wanderung durch die arten-reichen Wälder des noch jungen Na-turparks Südharz ein. Am Rastplatz an der Talsperre Neustadt/Harz war unser Landesverband mit einem In-formationsstand vertreten.

07.05.2011 – 12. Umwelttag im Schullandheim Waldschlösschen in Mühlhausen1400 Mädchen und Jungen aus 17 Schulen rund um Hainich, Eichsfeld

und Werratal kamen zu dem von dem Schullandheimleiter Rüdiger Faupel initiierten Umwelttag. Vie-le alte und neue Partner in Sachen Umwelt und Naturschutz boten den Schülern einen abwechslungsreichen und informativen Tag außerhalb der Schule. „Es ist zu einer schönen Tradi-tion geworden an dem Umwelttag ei-nen von der SDW Thüringen gespen-deten „Baum des Jahres“, mit den Kindern zu pflanzen“ erzählt Martin Haberkorn, Vorsitzender des Kreis-verbandes Unstrut-Hainich der SDW Thüringen als er mit den Schülern der GS Katharinenberg eine Elsbeere in die Erde setzte.

SDW · Thüringen

Lindenhof 3 99998 Weinbergen/OT Seebach Tel.: 03601/427040 Fax: 03601/402903 E-Mail: [email protected] www.sdw-thueringen.de

Landesvorsitzender: Matthias Wierlacher

Geschäftsführerin: Birgit Luhn

Kontakt

Thüringen� 63

Übergabe�von�HolzbänkenIm „Internationalen Jahr der Wäl-der 2011“ soll der Wald als faszinie-render Naturraum und lebendiger Wirtschaftszweig wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Der Landesverband und der Ortsverband Suhl der SDW Thürin-gen sowie die Stadt Suhl beteiligten sich wie viele andere Städte und Ge-meinden in Thüringen an Aktionen im „Jahr der Wälder“, um den Wald wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und die Wert-schätzung für ihn zu steigern. Am 14. Juni wurden 3 massive Holzbänke mit Kernbotschaften zum Wald im Suhler Stadtzentrum aufgestellt. Sie sollen Besucher zum Verweilen einladen und Denkanstösse vermitteln, dass der Rohstoff Holz eine hohe ökonomische und ökologische Bedeutung besitzt.

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