Verhaltenstherapie mit Kindern- und Jugendlichen
Individuelle, multimodale, Problem- und Störungsspezifische
Therapie
Vorlesungsfahrplan
• Vorstellung: ein kleiner Patient (angefragt); mein Weg zur VT
• Historische Grundlagen und Entwicklung der Kinder- und Jugendlichentherapie
• Vor der Therapie: Diagnostik Multiaxiale Klassifikation
• Entwicklungspsychologie….. Störungen an Entwicklungsübergängen
• Multimodale Kinder- und Jugendlichentherapie– Tops - Wirkprinzipien -Therapieerfolg
• Und immer weder S-O-R-C-K…..
• Besonderheiten– Beziehungsaspekt – Elternarbeit Elterngruppen – „Umfeldarbeit“– Medikamente
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Medizinisch- medikamentöse Behandlung und Begleitung
Verhaltenstherapie
Historische Grundlagen der Entwicklung von Verhaltens- Therapie mit Kindern und
Jugendlichen
Seit 1.1.99 neues Berufsbild
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut(in)
Historisch wie Erwachsenentherapie rein tiefenpsychologisch orientiert
Verhaltenstherapie (60ger/ 70ger)
Behandlung von Kindern Anfangs nicht als eigenständiges Fachgebiet betrachtet
Psychologische Grundlagengesetze universell gültig
Keine Konzeptionelle Trennung von Erwachsenen und Kinder- VT
Grundlegende Merkmale der Verhaltenstherapie:
Anwendung von Erkenntnissen aus der psychologischen Grundlagenforschung mit starker Bezugnahme auf Lerntheorien
Verhalten als lern- und verlernbare (psychische) Komponente
Konzentration auf beobachtbare Verhaltensänderungen
Fokussierung auf gegenwärtige vorliegende Verhaltensdeterminanten
Betonung der empirischen Überprüfbarkeit der theoretischen Erkenntnisse und der praktischen Vorgehensweisen
Planendes und funktionales Vorgehen bei:
– Diagnostik– Therapiezielbestimmung– Interventionsfestlegung– Durchführung der Behandlung
Starker Fokus auf übende Verfahren
Ab den 90ger Jahren und danach
Entwicklung differenzierter Methoden und Techniken speziell für die Behandlung von Kindern- und Jugendlichen
Behandlungsaspekte für den Einsatz bei speziellen Störungsbildern
Aber auch:
Unverzichtbarkeit störungsübergreifender Kenntnisse und Kompetenzen
- Personenvariable
- Umweltbedingungen
- Interaktionsprozesse
Vor der Therapie: Diagnostik
Notwendigkeit der Einordnung, auch Kategorisierung, von dysfunktionalem Verhalten
Problem:
Kategorie vs (Entwicklungs-) Dimension(en)
Versuch die Vielschichtigkeit und Komplexität durch eine multiaxiale Klassifikation auf 6 Achsen zu erfassen
Ziel:
mögliche, und möglichst viele, Einflussvariablen auf ein „Fehlverhalten“ zu erfassen
Achsen des multiaxialen Klassifikationssystems
Achse I Klinisch (kinder- und jugend- psychiatrische) Diagnose oder Syndrom
Achse II umschriebene Entwicklungsstörungen
Achse III Intelligenzniveau
Achse IV körperliche Symptomatik
Achse V akute abnorme psychosoziale Umstände
Achse VI Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung
Entwicklungspsychologie….
=> Störungen an Entwicklungsübergängen @ V-T
Psychische Störungen häufig an
Entwicklungsübergängen
Alterstypische Entwicklungsaufgaben
Maßstab für die Beurteilung von Verhalten von Kindern
Bewältigung alterstypischer Entwicklungsaufgaben
Entwicklungsperioden:
frühe Kindheit und Vorschulalter 0-6 J.
mittlere Kindheit, Schulezeit 6- 12 J.
späte Kindheit und Jugendalter 13- 16J
Adoleszenz und junges Erwachsenenalter 17 plus X
Rahmenbedingungen in denen Behandlung möglich ist setzen:
(fast immer die) Eltern
gel. mit Unterstützung von:
Institutionen
Schule
etc.
Verschiedenen Interventionsebenen• Kind• Familie/ Eltern• Erzieher/ Lehrer/ Schule• Peergroup
Verschieden Kommunikations- und Interaktionsebenen und Interventionsmethoden
Besonderheiten der Beziehungsgestaltung in der K@J-
(Verhaltens-) therapie
Riesiges EntwicklungsspektrumVom 3Jährigen bis zum plus 18-jährigen,
zusätzlich mit entwicklungsbedingten Unterschieden bei der
• kognitiven Verarbeitungsfähigkeit• Partizipationsfähigkeit an Entscheidungen• Beziehungsbedürfnissen
Besonderheiten der Beziehungsgestaltung
Beziehung ist nicht DIE zentrale therapeutische Methode auf die Veränderung zurückzuführen ist
Aber:
ohne tragfähige Beziehung geht nichts!!!!!!!
Beziehung ist notwendig um: – Therapiemotivation aufzubauen und aufrecht
zu erhalten– Zur Durchführung spezieller therapeutischer
Methoden– Um Therapiemethoden und –ziele klar und
transparent zu vermitteln– Um den Grad der Partizipation hoch zu halten
CAVE: Beziehungsfallen!!!!
Tops der multimodalen Kinder- und Jugendlichentherapie
weg vom Schulendenken
Problemspezifisch:
Problemgruppen mit ähnlich aufrechterhaltenden Funktionen und ähnlichen Dynamiken
Evidenzbasiert das was nachgewiesenermaßen
wirkt und hilft
Kontextorientiertdort wo das Problem auftritt und
belastet
Multimodal auf verschiedenen Interventionsebenen
Multimodale Kinder- und Jugendlichentherapie
Problemaktualisierung
Ressourcenaktivierung
Aktive Hilfe zur Problembewältigung
Problemaktualisierung
Therapie muss in den Lebensbereichen ansetzen in denen die Probleme auftreten
Therapie soll so gestaltet werden, dass das Problem auch dort auftritt und erlebt wird
Was verändert werden soll muss in oder zwischen den Stunden erlebt werden (Anstiftungstherapie)
Ressourcenaktivierung
An den positiven
- Möglichkeiten
- Motivationen
- Bedürfnissen
der Betroffenen und der Bezugspersonen anknüpfen, diese stärken und erweitern
Aktive Hilfe zur Problembewältigung
Psychoedukation unter Berücksichtigung der individuellen Störungskonzepte
Maximal mögliche Einbeziehung des Patienten in die Problembewältigung
Vermittlung neuer Bewältigungserfahrungen für bisher nicht gelöster Probleme bei:
- Patienten
- und bei Bezugspersonen
d.h. z.B.
Aus- Aufbau von Copingstrategien,
Selbstmanagementkompetenz et.
Interventionsebenen
Patientenzentriert– Kognitiv- behaviorale Intervention zur:
Reduktion von z.B.• Depression• Angst
zum Aufbau von:
sozialer Kompetenz
individuellen Problemlösestrategien
Familien/ elternzentrierte Interventionen
Kognitiv- behaviorale Intervention mit Eltern,
z.B. Elterntraining
Elternarbeit
• In jeder K@J Therapie notwendig
• Inhalt und Intensität abhängig vom Problem und dem aktuellen Stadium der Behandlung
• CAVE: Erwartungshaltung…
Elternarbeit in Form von
- Beratenden, begleitenden Elterngesprächen
- Elterngruppen
- Aktive Hilfe bei Orga- Problemen
- Hilfe zur Selbsthilfe eigene Therapien
Elternarbeit
- ohne elterliche Kompetenz zu schwächen
- ohne Elternkompetenzen (dauerhaft) zu übernehmen
Elternarbeit vs. Erziehungsberatung
Eingefahrene, stabile Verhaltensmuster
erkennen aufzeigen Hilfen zur Veränderung anbieten
„Umfeldarbeit“
• Fremdanamnese
• Beratung von Kiga und Schule
• Pädagogische Hilfestellungen für den Umgang mit Verhaltensproblemen
• Erklärungen für Verhaltensmuster in best. Situationen
• Veränderungen von Attributionen
• Anbahnen von Veränderungen
Schulzentrierte Interventionen
Förderung schulischer Kompetenz
Entlastung (z.B. Nachteilsausgleich bei Teilleistungsproblemen; bes. Legasthenie)
Verbesserung der Kooperation zwischen Eltern und Schule (z.B. Kontakt Schulpsychologe)
Gleichaltrigenzentrierte Interventionen
Herauslösen aus devianten Gleichaltrigengruppen
Integration in prosoziale Gruppen
Therapieerfolg: gleich Reduktion von
Problemverhalten?
ist‘s nur Problemverschiebung ??
NEIN!
Erlernen neuer Copingstrategien
verändertes Selbstwirksamkeitserleben
Veränderung des Selbstkonzepts
Kompetenzerleben
kognitive Umstrukturierung
Und immer wieder….
S-O-R-C-K
• Suche nach:
- ursächlichen und
- aufrechterhaltenden Bedingungen
Für:
- aufrechterhalten des Problemverhaltens
- für fehlendes Zielverhalten
O
Organismusvariable „interne“ Faktoren die beeinflussen können
- biologische- psychische- kognitive- emotionale
Verstärkerarten
Die Wirksamkeit von Verstärkern hängt sehr vom Grad der „Sättigung“ ab
Das Finden wirksamer Verstärker ist essentiell, häufig nicht einfach
- soziale Verstärker
- materielle Verstärker
- Handlungsverstärker
Zeitlicher Zusammenhang von Verstärkern
Je zeitlich näher und je deutlich erkennbarer ein Verstärkungs- Wirkungszusammenhang ist, besonders für Kinder, desto wirksamer ist er
Einige übergreifende „Fakts“
• Regeln…
• Strukturen
• Grenzen…und der Kampf dagegen…
„Außensteuerung“
Strukturen und Regeln, Verhaltenssteuerung Bsp. aus der TK-Arbeit
• Klare und Verständliche Vorbesprechung der Regeln
• (möglichst…) konsequente Einhaltung der Pläne
• Bei Sanktionierungen und nach groben Verstößen– Gelbe Karten– Rote Karten – Auszeiten Nachvollziehbare Nachbesprechung
rechtzeitige Modifikation und ggf. Absetzen der Pläne
Komorbiditäten
• Selten treten Störungen in „Reinform“ auf..• Häufig Komorbiditäten
- Relevanz der Behandlung in Abhängigkeit der Wertigkeit für die Störung
• ggf.: Festlegen einer Behandlungsreihenfolge
Wertigkeit, Wichtigkeit und Wirksamkeit von Medikation
• Immer individuell abzuwägen: O-Variable..
• abhängig vom Störungsbild
• Meist sehr effizient, hilfreich und Erleichterung schaffend
• Teilweise eine sinnvolle und wirksame Psychotherapeutische Behandlung erst ermöglichend
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