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Inhalt
1 HintergrundundZielsetzung 4
2 VorgehenundbetrachteteSzenarien 6
3 VeränderteRahmenbedingungenbeieinereigenenWährung 9
4 MöglicheForderungsausfälle 16
4.1 ÖffentlicherSektor 16
4.2 PrivaterSektor 18
5 WirkungaufDeutschlandindenkontrafaktischenSzenarien 21
5.1 Alternativszenario„D-Mark“ 21
5.2 Alternativszenarien„Euro-FortbestandmitAbschreibungen“ 24
6 Fazit 29
Literatur-undQuellenverzeichnis 30
Abbildungs-undTabellenverzeichnis 33
Impressum 38
Vorteile Deutschlands durch die Währungsunion
Szenarienrechnungen bis zum Jahr 2025
Dr. Michael Böhmer, Jan Limbers, Johann Weiß
4
1 Hintergrund und Zielsetzung
1 Hintergrund und Zielsetzung
ImZugederDiskussion,obstarkverschuldeteundwenigwettbewerbsfähigeLänderwieGrie-
chenlandoderPortugalmöglicherweisedieeuropäischeGemeinschaftswährungverlassenwer-
den,wirdhäufigaucheinSzenariodiskutiert,indemDeutschlandausdergemeinsamenWährung
ausscheidet.VonBefürworterneinessolchenSchritteswirdargumentiert,einAustrittDeutsch-
landsseiausnationalerPerspektivegünstiger,daindiesemFallkeinezusätzlichenHilfsmittel
andieverschuldetensüdeuropäischenLändervergebenwerdenmüssten.DazugesellensichBe-
fürchtungen,derAufkaufvonStaatsanleihendurchdieEuropäischeZentralbankführemittelfris-
tigzuhöhererInflation.MiteinerwiedernationaleigenständigenGeldpolitikließesichhingegen
dasZielderPreisstabilitätzuverlässigergewährleisten.
DochauchvonnichtdeutscherSeitewirdteilweisefüreinenEuro-AusstiegDeutschlandsplädiert.
SoforderteetwaderUS-amerikanischeInvestorGeorgeSorosdieBundesrepublikzueinerRück-
kehrzurD-Markauf.IndiesemFallverlörederEurokräftiganWertunddieZinsenderdrama-
tischverschuldetenLänderpasstensichan.Dadurch, soder Investor,würdedenschwächeren
Euro-LändernwiederLuftzumAtmenverschafft.
DieFolgeneinessolchenSzenarioskönnenjedochauseinemzentralenGrundnichtseriösab-
geschätztwerden:VerließeDeutschlanddenEuro,würdedieWährungsunionmithoherWahr-
scheinlichkeitvollständigzusammenbrechen.DieFolgenwärenunkalkulierbar.
Dennochistesmöglich,diefaktischeSituationeinerWährungsunionmitDeutschlandnäherzu
betrachten.Deutschlandgenießt aufgrund seinerZugehörigkeit zumgemeinsamenWährungs-
raumeinigeVorteile.Diesewurdenvorallemkurzvorbzw.nachEinführungdesEuroineinigen
Studienbeleuchtet.ArbeitenetwaderEuropäischenKommission (1996),desBundesverbandes
derDeutschen Industrie (2003)oderdesSachverständigenrateszurBegutachtungdergesamt-
wirtschaftlichenEntwicklung(2005)nennenalsVorteilezumBeispiel:dieerheblichgesunkenen
Transaktionskosten fürUnternehmen im innereuropäischenHandel, denWegfall vonWechsel-
kursrisikeninnerhalbderWährungsunionoderdenimVergleichzurD-MarkniedrigerenWech-
selkursdesEurozuwichtigenLeitwährungen.DasHauptaugenmerkjenerStudienliegtvorallem
aufderHerausstellungundteilsQuantifizierungderstatischenVorteilefürdieVolkswirtschaften
desEuro-Raums.AndereStudienbetrachtenauchkurzfristigeWachstumswirkungenderGemein-
schaftswährung.1
EinigeStudienkommenzudemErgebnis,dassdieEuro-Einführung fürDeutschlandzumTeil
Nachteilemitsichbrachte.BesondereAufmerksamkeiterhieltetwadieThese,dassderEurozu
einerZinsangleichunginEuropageführthabe.DavonhättenvorallemdieehemaligenHochzins-
länderSüdeuropasprofitiert,sodasArgument,daKapitalausDeutschlandindiedortigenStaaten
abgeflossenseiunddortfüreinenInvestitionsboomgesorgthabe(Sinn2010).
1 DieWachstumswirkungdesEurowurdenachdemKenntnisstandderAutorenbisherlediglichfüreinekurzeZwei-Jahres-Fristvonderkfw-Bankengruppe(kfw2011)undfürdasJahr2010vonMcKinsey(McKinsey2012)berechnet.
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1 Hintergrund und Zielsetzung
DievorliegendeStudiebeschränktsichnichtaufeineDarlegungstatischerVor-oderNachteile
oder kurzfristiger Wachstumswirkungen. Vielmehr werden mithilfe des makroökonomischen
MehrländermodellsVIEWderPrognosAGdieAuswirkungenderdeutschenZugehörigkeitzum
Euro-RaumaufWachstumundEinkommeninDeutschlandbiszumJahr2025abgeschätzt.
DazuwirdinderKurzstudiediefaktischeSituation,inderDeutschlanddieCharakteristikaeiner
ineineWährungsunioneingebundenenVolkswirtschaftaufweist,einerkontrafaktischenSituation
gegenübergestellt,inderDeutschlandwiederübereineeigeneWährungverfügtundsichdem-
entsprechendinverändertenvolkswirtschaftlichenRahmenbedingungenbewegt.AufdieseWeise
wirdnichtderAustrittDeutschlands(mitalldendamitverbundenenunkalkulierbarenFolgen)si-
muliert,vielmehrwerdendieEffektederTeilnahmeamEuroaufWachstumundEinkommenin
derBundesrepubliksichtbargemacht.
NachdemimRahmendieseskontrafaktischenSzenariosdieWachstumswirkungendesEurofür
diedeutscheVolkswirtschaftdargestelltundquantifiziertwurden,folgtdieBetrachtungweiterer
Alternativszenarien.IndiesenSzenarienwirdangenommen,dassderEuro-Raumzwarinseiner
bisherigenFormbestehenbleibt,esjedochzugrößerenForderungsausfällenimRahmenderver-
schiedenenEuro-Rettungsprogrammekommt,wennGriechenland,Portugal,SpanienundItalien
einen umfangreichen Schuldenschnitt, der auch die öffentlichen Gläubiger der Länder betrifft,
nicht umgehen können. In diesen Szenarien erhöht sich die deutsche Schuldenstandsquote in
HöhederAusfälle,wodurchderStaatzuAusgabenkürzungenoderEinnahmenssteigerungenge-
zwungenwäre.MitdiesenSzenarienuntersuchenwirdasArgument,einVerbleibDeutschlands
imEuroseiaufgrunddesRisikosvonForderungsausfällenbesonderskostspielig.
ZentralesAnliegenderKurzstudieistesherauszuarbeiten,inwieferndieZugehörigkeitDeutsch-
landszureuropäischenGemeinschaftswährungaufgesamtwirtschaftlicherEbenenachwievor
einVorteilist.AufGrundlagedersichanschließendenAlternativszenarienüberprüfenwirzudem,
obdieoftmalspostuliertenVorteiledesEuroauchdannüberwiegenwürden,wenneszuhohen
deutschen Forderungsverlusten durch die Hilfszahlungen im Rahmen der Euro-Rettungspro-
grammekäme.
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2 Vorgehen und betrachtete Szenarien
2 Vorgehen und betrachtete Szenarien
ImRahmenderKurzstudiebetrachtenwirzweiSzenarien,wobeisichdaszweiteSzenarioüber
vierUnterszenarienerstreckt.DerPrognosehorizontreichtjeweilsbiszumJahr2025.ImSzenario
„D-Mark“wirddiekontrafaktischeSituationsimuliert,inderDeutschlanddieRahmenbedingun-
geneinerVolkswirtschaftmiteinereigenenWährungaufweist.AnschließendwirdeineSzena-
rien-Abfolge„Euro-FortbestandmitAbschreibungen“betrachtet,indemDeutschlandunddieüb-
rigenModellländereinenTeilihrerForderungenausdenverschiedenenEuro-Rettungspaketenals
Verlustabschreibenmüssen,dieWährungsunionjedochinihrerjetzigenGestalterhaltenbleibt.
AlsBezugspunktdientjeweilseinBasisszenario,indemdieEntwicklungderWeltwirtschaftunter
derAnnahmeprognostiziertwird,dasskeinMitgliedslandausderEuropäischenWährungsunion
ausscheidetunddiestarkverschuldetenStaatenihreHaushaltsproblemeindenGriffbekommen.
AlsDatenquellefürdasBasisszenariodientderaktuellePrognosWeltreport2012.
IneinemerstenSchrittanalysierenwir, inwiefernsichdieRahmenbedingungenderdeutschen
Volkswirtschaftunterscheidenwürden,wennDeutschlandeineeigeneWährunghätte.Sowären
beispielsweisedieTransaktionskostenfürUnternehmengrößer.ZudemwärederAußenwerteiner
hypothetischenD-MarkdeutlichhöheralsderdesEuro.DerartigeVeränderungenwerdensoweit
möglichaufGrundlageexistierenderStudienquantifiziertoderaufBasisdesDatenbestandsder
Prognos(PrognosWeltreport2012)abgeschätzt.
AnschließendstellenwirdieForderungenderinternationalenStaatengemeinschaftausdenver-
schiedenen Euro-Rettungspaketen zusammen. Besonders die Mitglieder der europäischen Ge-
meinschaftswährung, aber auch die übrigen Länder in Form von Hilfskrediten seitens des In-
ternationalen Währungsfonds (IWF), bürgen direkt oder indirekt für Verbindlichkeiten der
hochverschuldetensüdeuropäischenEuro-Mitgliedstaaten.ZudemwerdenmöglicheForderungs-
verlustedesPrivatsektorsabgeschätzt.
ZuletztrechnenwiraufGrundlagedererarbeitetenDatendieAlternativszenarienimmakroöko-
nomischenMehrländermodellVIEWundstellenderenErgebnissedar.
ImD-Mark-Szenarionehmenwiran,dassDeutschlandwiederübereineeigeneWährungverfügt.2
DiedadurchverändertenRahmenbedingungenwerdenimMehrländermodellVIEWinFormein-
zelnerWirkungskanälemodelliert.AlshypothetischesStartjahrdesSzenarioslegenwirdasJahr
2013fest.
2 Wiebereitseingangserwähnt,könnendiemiteinemAustrittDeutschlandsverbundenenmöglichenFolgenundVerwerfungen–etwaeinZusammenbruchderEuropäischenWährungsunionundderHilfsmechanismenfürdiestarkverschuldetensüdeu-ropäischenStaaten–nichtseriösabgeschätztwerden.Siesinddaherbewusstausgeklammert.
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2 Vorgehen und betrachtete Szenarien
• EineeigeneWährungwürdeimVergleichzurheutigenSituationzuhöherenTransaktionskos-
tenfürUnternehmenundKonsumentenführen.
• Im Szenario „D-Mark“ weist die hypothetische deutsche Währung einen höheren Wechsel-
kurszudenübrigenWährungenauf,derEuro(ohneDeutschland)hingegeneinenniedrige-
renWechselkurs.
• Die Einführung der europäischen Einheitswährung hatte eine höhere Preistransparenz im
Euro-RaumzurFolge.EineVolkswirtschaftmiteigenerWährungweistimVergleichdazueine
geringerePreistransparenzauf.
• VorderEinführungdesEurohatteDeutschlandimVergleichzuvielenandereneuropäischen
LänderndenVorteileinesniedrigerenZinsniveaus.MiteinerwiedereigenständigenWährung
würdeDeutschlanddiesenkomparativenWettbewerbsvorteilwiedererlangen.
Darananschließendwird inderSzenarien-Abfolge„Euro-FortbestandmitAbschreibungen“an-
genommen,dassdieeuropäischeGemeinschaftswährungzwarinihrerheutigenFormbestehen
bleibt,esjedochzuForderungsausfällenbeigriechischen,portugiesischen,spanischenunditalie-
nischenStaatsanleihen(inkonsekutivenKombinationen)inHöhevon60Prozentkommt.3ImMo-
dellschlägtsichdiesesSzenariowiefolgtnieder:
• DieAbschreibungenaufgeleisteteHilfenerhöhendieStaatsschuldenDeutschlandsundder
übrigeninternationalenGläubigerländer.
• SowohlderinternationalealsauchderjeweiligeinländischeFinanzsektorverbuchenebenfalls
ForderungsverlusteaufdiegehaltenenStaatsanleihen.
• In den vom Schuldenschnitt betroffenen Ländern selbst sinkt im Gegenzug der staatliche
Schuldenstand.
Die erste Szenarienrechnung veranschaulicht im Ergebnis die gesamtwirtschaftlichen Vorteile
oderNachteile,dieDeutschlandaufgrundseinerZugehörigkeitzureuropäischenGemeinschafts-
währungzufallen. InderSzenarienabfolge„Euro-FortbestandmitAbschreibungen“werdendie
AuswirkungenmöglicherForderungsverlusteausdenverschiedenenRettungsmechanismenfür
dieüberschuldetenEuro-Mitgliederdargestellt.ImMittelpunktstehendabeijeweilsdieEffekteauf
WachstumundEinkommeninDeutschlandbiszumJahr2025.
3 MethodischbautderAnsatzaufdenVorarbeitenderStudie„WirtschaftlicheFolgeneinesEuro-AustrittsdersüdeuropäischenMitgliedstaaten“auf(Bertelsmann/Prognos2012).Auchdortwurdeein60-Prozent-SchuldenschnittfürinsolventeEuro-Mitglied-staatenangenommen,derjedochzusätzlichvoneinemAusscheidenderbetroffenenLänderausderGemeinschaftswährungbe-gleitetwar.
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2 Vorgehen und betrachtete Szenarien
Box 1: Das Prognos Weltwirtschaftsmodell VIEW
VIEWisteinumfassendesmakroökonomischesModell,das42Länderunddamitmehrals
90ProzentderWeltwirtschaftabdeckt.EsbehandeltnebenderEntstehungundVerwen-
dungderproduziertenGüterundDienstleistungenauchdenArbeitsmarktunddieöffent-
lichenFinanzenundverbindetdabeiallebeteiligtenLändersystematischüberExporte,Im-
porte,Wechselkurseetc.miteinander.
MithilfediesesglobalenPrognose-undSimulationsmodellslässtsichdetailliertundkon-
sistentdiezukünftigeEntwicklungderWeltwirtschaftdarstellen.InteraktionenundRück-
kopplungenzwischeneinzelnenLändernwerdenindemModellexpliziterfasstundmo-
delliert.SeineanalytischeAussagekraftgehtdaherweitüberdieisolierterLändermodelle
mitexogengegebenenweltwirtschaftlichenRahmenbedingungenhinaus.Inderaktuellen
VersionumfasstVIEWdie42gemessenanderWirtschaftleistungwichtigstenLänderder
Weltunddamitüber94ProzentderglobalenWirtschaftsleistung.
AusgehendvonzentralenexogengesetztenParameternwieetwaderDemografie,derzu-
künftigenEntwicklungdes internationalenÖlpreisesoderderKonsolidierungsvorgaben
fürdiestaatlichenHaushaltewerdenmitVIEWPrognosenfürdieWeltwirtschaftunddie
einzelnenLändererstellt.DarüberhinausermöglichtVIEWdieBetrachtungverschiedens-
terSzenarien,indenenz.B.alternativeEntwicklungenineinemLandinallihrenKonse-
quenzenfürdieanderenLänderbisinsDetaildargestelltwerdenkönnen.
9
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
DiefaktischenRahmenbedingungeneinerdeutschenVolkswirtschaft,dieTeildereuropäischen
Gemeinschaftswährungist,unterscheidensichinwichtigenBereichenvondenimerstenAlterna-
tivszenariozusimulierendenRahmenbedingungen,indenenDeutschlandübereineeigeneWäh-
rungverfügenwürde.
SogenießtDeutschlandaufgrundseinerZugehörigkeitzumgemeinsamenWährungsraumeinige
Vorteile.AlseinerderwesentlichenpositivenEffekteeinergemeinsamenWährungwirddieInten-
sivierungdesHandelsinnerhalbdesWährungsraumsangeführt.GemäßderökonomischenTheo-
rieschlägtsicheineeinheitlicheWährungineinerverstärktenIntegrationderMärktenieder.Hier
lassensichdreizentraleWirkungskanälenennen:
ZumeinensinkendurchdieEinführungderGemeinschaftswährungdieTransaktionskostenim
zwischenstaatlichenHandel,daKostenwegfallen:fürdieAbsicherungkurzfristigerWechselkurs-
risiken,fürdenWährungsumtausch,fürBanküberweisungenzwischenunterschiedlichenWäh-
rungsräumenoderfürdasWährungsmanagementinBankenundUnternehmen.
ZumanderenhatdiedefinitiveFestlegungderWährungsparitätenzwischendenMitgliedstaaten
einerWährungsuniondenWegfalldesnominalenWechselkursrisikoszurFolge.Vorallemexport-
orientierteUnternehmen,dielängerfristigeInvestitionsentscheidungentreffenmüssen,beidenen
eineAbsicherungdurchTermingeschäftenurbedingtmöglichist,profitierendavon.InderVer-
gangenheitgabesimheutigenEuro-RaumwiederholtWährungskriseninwichtigenPartnerlän-
dern,wieetwainItalienoderFrankreich,dieteilszuüberzogenenAufwertungenderdeutschen
WährungführtenundeinezeitweiligeBeeinträchtigungderpreislichenWettbewerbsfähigkeitder
deutschenUnternehmenzurFolgehatten.FürinternationaltätigeUnternehmensorgtederEuro
damitfürdeutlichmehrSicherheitinderKalkulationvonAbsatz-undLieferbeziehungen.
EinegemeinsameWährungsolltedarüberhinauszueinerSenkungderInformationskostenund
damitzueinergrößerenPreistransparenzführen.AufdieseWeisewerdenderWettbewerbinner-
halbdesWährungsraumsintensiviertunddergrenzüberschreitendeHandelstimuliert(Sachver-
ständigenrat2005).
HätteDeutschland,wie imkontrafaktischenD-Mark-Szenarioangenommen,wiedereineeigen-
ständige Währung, würden diese Vorteile wegfallen: Die Transaktionskosten wären höher als
heute, diePreistransparenzundderPreiswettbewerbgeringer,unddieUnternehmenmüssten
sichwieder(soweitmöglich)gegenWechselkursschwankungenabsichern.Wielassensichdiese
Vorteilequantifizieren?
10
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
VorallemindenJahrenkurzvorundnachEinführungdesEurowurdeineinerReihevonStudien
versucht,dieReduktionderTransaktionskostendurchdieEinführungderGemeinschaftswährung
abzuschätzen.SokommtetwaderBundesverbandderDeutschenIndustrie(BDI)ineiner2003
veröffentlichtenKosten-Nutzen-AbwägungzudemErgebnis,dassdieEinführungdesEurofürdie
deutscheVolkswirtschafteinejährlicheTransaktionskosten-EinsparunginHöhevon0,5Prozent
bis1ProzentdesBruttoinlandsproduktsmitsichbrachte(DeutscherBundestag2007).ImVorfeld
derEuro-EinführungrechnetedieEuropäischeKommissionmiteinerSenkungderTransaktions-
kosteninHöhevon1ProzentdesBruttoinlandprodukts(Posen2007),undeineStudieausdem
Jahr1992beziffertediesenWertauf0,4ProzentdesBruttoinlandsprodukts(Emersonetal.1992).
WirgehenvordemHintergrund,dassinderEx-post-BetrachtungderEuro-EinführungderTrans-
aktionskosteneffektetwasgeringereingeschätztwird(Posen2007),unddassessichbeiDeutsch-
landumeinegroßeVolkswirtschafthandelt (undamstärkstenkleinereVolkswirtschaftenvom
Transaktionskosten-Effekt profitieren) davon aus, dass die deutsche Volkswirtschaft durch den
Euro0,5ProzentdesBruttoinlandsproduktsjährlichanTransaktionskosteneinspart.ImJahr2013
entsprichtdieserWertetwazwölfMilliardenEuro.
ImModellwirddieserBetragaufdieImportpreisefürWarenundDienstleistungenübertragen:
DieseverteuernsichhierdurchimAlternativszenarioum1,1ProzentabdemJahr2013.Dieim
FalleeinereigenenWährunggeringerePreistransparenzwirdimD-Mark-Szenarioberücksichtigt,
indemdermark-up–dasheißtdieRelationderNettogewinnezudenProduktionskosten,dieBe-
standteilderPreisgestaltungderUnternehmenist–inRelationzumBasisszenarioerhöhtwird.
DiesführtceterisparibuszueinerhöherenTeuerungsrateunddamitzusinkendenrealenEin-
kommenderprivatenHaushalte.ZwarsteigenauchparallelhierzudieGewinnederUnternehmen,
denendadurchmehrMittelfürInvestitionenzurVerfügungstehen.Allerdingsüberwiegenausge-
samtwirtschaftlicherSichtdieNegativeffektedesgeschwächtenPreiswettbewerbs.
ZudemwürdeeinedeutscheWährungimVergleichzumEuroeinenhöherenAußenwertaufwei-
sen.SoerfuhrdiedeutscheVolkswirtschaftindenvergangenenJahreneinespürbarerealeAb-
wertung,während zahlreiche europäischeHandelspartner real beträchtlich aufwerteten.Damit
konntedieBundesrepublikanpreislicherWettbewerbsfähigkeitgewinnen,währendvieleandere
LänderanWettbewerbsfähigkeitverloren.ZuZeitennationalerWährungenkonntenwenigerwett-
bewerbsfähigeLänderihrePositiondurcheinenominelleAbwertungihrerWährungkorrigieren,
diefrühereD-MarkwerteteinsolchenSituationenregelmäßigentsprechendauf.
EingebettetindieStrukturenderGemeinschaftswährungistDeutschlandvorsolchenWährungs-
schwankungengeschützt.ImD-Mark-SzenariowirddieserUmstandberücksichtigt,indemdiehy-
pothetischedeutscheWährunginRelationzudenübrigenWährungeneinendeutlichhöherenAu-
ßenwertaufweist,derEuro(ohneDeutschland)hingegeneinenniedrigerenAußenwerthat.Der
resultierendeVerlustanpreislicherWettbewerbsfähigkeitführtzueinerReduktionderdeutschen
Exporte,dieImporteverbilligenunderhöhensichhingegen.Zudemkommtes(gemesseninder
11
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
deutschenWährung)zueinemnegativenVermögenseffektdurchdieAbwertungdesimAusland
gehaltenenVermögens.
ZurAbschätzungdeshypothetischenWechselkurseseinerheutigenD-Markgreifenwiraufdie
historischeEntwicklungdesrealenWechselkursesseit1999zurück.4SeitEinführungderGemein-
schaftswährungfielderrealeWechselkursDeutschlandsum23Prozent.DerrealeWechselkurs
desübrigenEuro-RaumsalsAggregatwertetehingegenumsiebenProzentauf.Würdeeineeigene
deutscheWährungentsprechendaufwertenundderEuro(ohneDeutschland)entsprechendab-
werten,wäredasrealeWechselkurs-Niveauvon1999wiedererreicht(PrognosWeltreport2012).
DiehöherenTransaktionskostenaufgrundderWechselkursvolatilitätwerdendurchdenobenan-
geführtenAufschlagaufdieAußenhandelspreiseberücksichtigt.
EinigeVolkswirteweisenauchaufmöglicheNachteilehin,diesichfürDeutschlandmitderEuro-
Einführungergebenhabenkönnten.SohabederEurozueinerZinsangleichunginEuropageführt,
wovon vor allem die ehemaligen Hochzinsländer Südeuropas profitierten: Diese seien damals
dankdesvonderWährungsunionerwartetenAnlageschutzesindenGenussniedrigerZinsenge-
kommen.DamithättensieeinenwichtigenWettbewerbsnachteilwettgemacht,densiezuvorge-
genüber Deutschland aufwiesen. Diese Zinssenkung habe zu hohen Kapitalzuflüssen in diese
LändergeführtunddorteinenInvestitionsboomentfacht.AusDeutschlandhingegenseiKapital
abgeflossen,inderFolgeseienInvestitionenundKonsumgebremstworden(Sinn2010).Überdie
Richtigkeitbzw.RelevanzdieserTheseherrschtjedochkeineEinigkeit(IMK2011).
ImModellerfolgtdieBestimmungdeskurzfristigenZinsniveausendogenübereineTaylor-Regel.
InderKonsequenzliegtdasdeutscheZinsniveauinderlangenFristdamitvergleichsweisedeut-
lichunterdemDurchschnittsniveauimEuro-Raum,währendinderverbleibendenEuro-Zonedie
Zinsenentsprechendhöherausfallen.
KurzfristigliegtdasdeutscheZinsniveauimkontrafaktischenSzenariomiteigenerWährungzwar
überdemZinsniveauimBasisszenario,indemDeutschlandimEuroverbleibt.DerGrundfindet
sichindergegenwärtigenpositivenwirtschaftlichenEntwicklunginDeutschland,dieinderTen-
denzeinhöheresZinsniveauzurFolgehat,währenddiewirtschaftlicheStagnationbzw.Rezession
invielenEuro-MitgliedstaatendasZinsniveaudämpft.
InderlangenFristbefindensichdieZinsenineinemDeutschlandmiteigenerWährungjedoch
deutlichunterhalbdesZinsniveaus, dasdie deutscheVolkswirtschaft innerhalbderEuro-Zone
aufweist(Abbildung1).NachdemAusklingendergenanntenkonjunkturbedingtenSondereffekte
würdesichderZinsvorteilDeutschlandsdurcheineeigeneWährungaufWertezwischeneinem
undzweiProzentpunktenbelaufen.
4 DerrealeWechselkursisteinMaßfürdenVergleichvonGüterpreisenimIn-undAusland.MathematischistderrealeWech-selkurseinumdasVerhältnisderPreisniveausderbeteiligtenWährungsräumebereinigternominalerWechselkurs.BeieinemsteigendenrealenWechselkurssprichtmanvoneinerrealenAufwertung.InderFolgesinkeninderTendenzdieExporte,dain-ländischeGüterimVergleichzuausländischenGüternteurerwerden.ImGegenzugsteigendieImporte,daausländischeWarenrelativpreisgünstigerwerden.EinerealeAufwertungführtimInlanddementsprechendzueinemVerlustanpreislicherWettbe-werbsfähigkeitundeinerhöherenKaufkraftgegenüberdemAusland.
12
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
Box 2: Das D-Mark-Szenario und die TARGET2-Salden
BeiderBetrachtungeineskontrafaktischenSzenarios, indemDeutschlandwiederüber
eineeigeneWährungundeineeigenständigeGeldpolitikverfügt,stelltsichdieFrage,in-
wiefern die gegenwärtigen finanziellen Verflechtungen Deutschlands bzw. der Bundes-
bankimRahmenderEuropäischenWährungsunionberücksichtigtwerdensollen.Beson-
dersdieFragenachmöglichenVerlustenimRahmendesEuro-Zahlungsverkehrssystems
TARGETfindethoheBeachtung.
Mithilfe des Zahlungsverkehrssystems TARGET wird innerhalb der Europäischen Wäh-
rungsunion grenzüberschreitend Liquidität in Formvon Zentralbankgeld zwischen den
nationalenNotenbankenübertragen.DieseLiquiditätentstehtindeneinzelnenEuro-Mit-
gliedstaaten insbesondere über die Refinanzierungsgeschäfte der nationalen Notenban-
kenmitdenGeschäftsbanken.WennetwaeinspanischerImporteurbeieinemdeutschen
UnternehmenWarenbestellt,wirddiegrenzüberschreitendeZahlungvomkaufendenUn-
ternehmenandasverkaufendeUnternehmenüberdiespanischeunddiedeutscheZen-
tralbankabgewickelt.DemdeutschenExporteurwirdder fälligeBetragdurchdieBun-
desbankgutgeschrieben.DieBundesbankerhältimGegenzugeineForderunggegenüber
Abbildung 1: Simulierte Differenz des kurzfristigen Zinssatzes in Deutschland bei eigener Währung und unter Beibehaltung des Euro, in Prozentpunkten
Quelle: Prognos 2013
–2,5
–2,0
–1,5
–1,0
–0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
Zinsdifferenz
2025202420232022202120202019201820172016201520142013
13
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
derEuropäischenZentralbank,diealseineArtClearingstelle fungiert.Dasumgekehrte
SpielfindetaufderanderenSeitestatt:DasImportunternehmenschuldetdenBetragder
BancodeEspaña,dieinderFolgeeineVerbindlichkeitgegenüberderEuropäischenZen-
tralbankhatunddamiteinennegativenTARGET2-Saldo.DieempfangendeNotenbanker-
hältdafüreineForderunggegenüberderEuropäischenZentralbank,wodurcheinpositiver
TARGET2-Saldoentsteht(Bundesbank2012a).
WarendieTARGET-Salden indenersten JahrenderWährungsunionnochüberwiegend
ausgeglichen,sohabensichseitdemBeginnderglobalenWirtschafts-undFinanzkrise
großeUngleichgewichteaufgebaut.WährenddieZentralbankendernördlichenMitglied-
staaten,vorallemDeutschlands,derNiederlandeundLuxemburgs,hohepositiveTARGET-
Salden aufweisen, haben sichbei den Notenbanken der südlichen Mitgliedstaaten sehr
hohenegativeTARGET-Saldenaufgebaut.
DerGrund:VordemAusbruchderFinanz-undStaatsschuldenkrisewardergrenzüber-
schreitende Finanzierungsbedarf der Banken in der Regel durch private Kapitalströme,
etwa Interbankenkredite,abgedeckt. ImZugederKriseschwand jedoch ineinigenMit-
gliedsländerndasVertrauenindasBankensystem,wodurchderInterbankenmarkternst-
haftgestörtwurdeundprivateRefinanzierungsquellenzunehmendschwierigerzufinden
waren.UmtrotzdemdenLiquiditätsbedarfabzudecken,derz.B.ausgrenzüberschreiten-
denWarenkäufenoderKapitalabflüssenresultiert,sprangandieserStelleverstärktdas
Euro-Systemein.
Was würde passieren, wenn mit Deutschland ein Land aus dem Euro ausscheidet, das
einenhohenpositivenTARGET2-Saldoaufweist,dasheißthoheForderungengegenüber
demEuro-Systemhat?Hieristzunächstzuklären,wieeinAustrittrechtlichvonstatten-
gehenkönnte.AnersterStelle ist festzuhalten,dasseinAusstiegausderEuropäischen
Währungsunionrechtlichnichtexplizitvorgesehenist.GrundsätzlichsindbeieinemAus-
trittdreiAlternativwegemöglich:eineVerhandlungslösungaufBasisdesVertragesvon
Lissabon,eineVerhandlungslösung,dieeineÄnderungdesEuropäischenGemeinschafts-
rechts(Acquiscommunautaire)beinhaltet,odereineunilateraleAufkündigungbestehen-
denRechts.
DasRegelwerkdesVertragesvonLissabonräumtdenMitgliedernderEuropäischenUnion
dasRechtein,aufeigenemWunschausdemStaatenverbund–unddamitausderEuropä-
ischenWährungsunion–auszutreten.Einzelheitensindjedochnichtgeregeltundmüss-
tenzwischendemAustrittslandunddenverbleibendenMitgliedernverhandeltwerden.
Zudemwäredenkbar,dasEuropäischeGemeinschaftsrechtzuändern.Damitkönnteein
LandzwarinderEuropäischenUnionbleiben,diegemeinsameWährungjedochverlas-
sen.ObundinwieferndieübrigenLänderderEuropäischenUnionbereitwären,einem
14
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
solchenWunsch in einerVerhandlungslösungzuzustimmen, ist schwervorherzusehen.
ZuletztkönnteeinaustrittswilligesLandeinenRechtsbruchgegendaseuropäischeVer-
tragsrechtinKaufnehmenundunilateraldenAusstiegausdemEuroerklären.WelcheFol-
geneinsolcherSchrittfürdasLandhätte,istunklar–denkbareReaktionenreichenvon
einerstillenAkzeptanzderPartnerländerbishinzueinerBestrafungdesAusstiegslandes
miteinemAusschlussausdenStrukturenderEuropäischenUnionundderErrichtungvon
Strafzöllen(UBS2011).
EineVerhandlungslösunghättedenNachteil,dasssiewohlsehrzeitintensivwäre.Dies
giltbereitsfürdenFall,indemeinAustrittausderEuropäischenUnionaufBasisdesVer-
tragsvonLissabonangestrebtwird.EineÄnderungdesAcquiscommunautaireerfordert
dieZustimmungallernationalenParlamenteundteilweiseaucherfolgreicheReferenden
indeneinzelnenMitgliedstaaten.Expertensindsichjedocheinig,dasseineWährungs-
reformüberraschendundschnellvonstattengehenmüsste,ummöglichenBegleiterschei-
nungenwieunkontrollierbarenKapitalströmenodersozialenUnruhenvorzubeugen.Eine
daseuropäischeRechtbrechendeunilateraleAustrittserklärungausdemEurowäre für
dasAustrittslandmitunvorhersehbarenFolgenverbunden.Esbestündezumindesttheo-
retischdieMöglichkeit,dassessichvollkommenaußerhalbderStrukturenderEuropäi-
schenUnionwiederfindet.
ObundinwiefernbeieinemhypothetischendeutschenEuro-AustrittderBundesbankTAR-
GET-Forderungsverlusteentstünden,dürfte starkdavonabhängen, obeineeinvernehm-
licheVerhandlungslösungmitdeneuropäischenPartnerländernerreichtwirdoderaber
eine unilaterale Austrittserklärung gegen deren Willen erfolgt. Im für die Bundesbank
günstigstenFallbleibendieTARGET-Forderungen in ihrerGesamtheit erhalten (derzeit
rund656Mrd.Euro,StandEnde2012).DadiesejedochinEurodenominiertblieben,eine
deutsche Währung im Vergleich zum Euro jedoch wahrscheinlich spürbar aufgewertet
würde,wärenausdeutscherSichtVerlusteinHöhedesWertverlustesdesEurogegenüber
derD-Markzutragen.ImfürDeutschlandungünstigstenFallkönntedasEuro-Systemdie
Auffassungvertretenunddurchsetzen,dieBundesbankhabedurchdieWiedereinführung
derD-MarkgeltendeseuropäischesRechtgebrochenunddaherihreForderungsansprüche
verwirkt.DasEuro-SystemkönntedabeiaufeineStellungnahmederDeutschenBundes-
bankvomJuli2012verweisen.DarinargumentiertedasInstitut,dassTARGET-Forderun-
genlediglichimFalleeinesAustrittseinesLandesausdemEurozueinerrelevantenGröße
werdenwürden(Bundesbank2012b).
DesWeiterenwäreunklar,wiedieDeutscheBundesbankmitdenentstandenenForde-
rungsverlustenumginge.Zumeinenwäredenkbar,dassdieBankausMittelndesBun-
deshaushalts rekapitalisiertwerdenmüsste. InderFolge stiegediedeutscheSchulden-
standsquotedramatischan.AlsAlternativegilteineNeubewertungundVeräußerungder
15
3 Veränderte Rahmenbedingungen bei einer eigenen Währung
GoldreservenundsonstigerVermögenswertederDeutschenBundesbank.DesWeiteren
wirddaraufhingewiesen,dasseineNotenbanktheoretischauchübereinelängereZeit-
spanne hinweg negatives Eigenkapital aufweisen könnte. Andere, wie etwa de Grauwe
(2012),vertretendieAnsicht,dassNotenbankenineinemSystemungedecktenGeldesihre
VerbindlichkeiteneinfachauslöschenundneuesGeldausdemNichtsschaffenkönnten–
solangedasneueGeldVertrauengenießt.
DaeszumeinendasAnliegendervorliegendenKurzstudieist,dieVorteileDeutschlands
aus der Währungsunion aufzuzeigen und explizit nicht ein Euro-Ausstiegsszenario der
Bundesrepublikmodelliertwerdensoll,undzumanderendieFragenachdenTARGET-
VerbindlichkeitenmitdenangeführtenUnwägbarkeitenverbundenist,werdendiesehier
nichtberücksichtigt.
16
4 Mögliche Forderungsausfälle
4 Mögliche Forderungsausfälle
ZurBerechnungderSzenarien„Euro-FortbestandmitAbschreibungen“schätzenwirimFolgen-
dendieVerbindlichkeitendesgriechischen,portugiesischen,spanischenunditalienischenStaa-
tesgegenüberseinenöffentlichenundprivatenGläubigernundleitenaufdieserGrundlagediezu
simulierendenForderungsverlusteab.
4.1 Öffentlicher Sektor
Die internationale Staatengemeinschaft und besonders die Mitglieder der Europäischen Wäh-
rungsunionhabenimZugederBemühungenzurRettunghochverschuldeterEuro-Mitgliedervor
einerdrohendenInsolvenzdieHaftungfürKreditedieserLänderübernommen.SollteetwaGrie-
chenlandseinenForderungennichtmehrnachkommenkönnen,ergäbensichfürdessenGläubi-
gerländerForderungsverluste.
MöglicheForderungsausfälle fürDeutschlandunddieübrigenStaatenergäbensichzumeinen
durchdieimRahmenderverschiedenenRettungsprogrammegewährtenFinanzhilfen.DieHilfs-
zahlungenundGarantiensetzensichzusammenausbilateralgewährtenKrediten,Mittelnaus
den drei europäischen Rettungsinstrumenten Europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus
(EFSM), Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) und Europäischer Stabilisierungsme-
chanismus(ESM),sowieausKreditendesInternationalenWährungsfonds(IWF).
BisherwurdenzumBeispielanGriechenlandetwa183Mrd.EuroanHilfsmittelnausgezahlt,die
sichausbilateralenKreditensowieMittelderEFSFunddesIWFzusammensetzen.5Darüberhi-
nauswurdendreiweiterenLändernFinanzhilfengewährt:Irlanderhieltbishergut56Mrd.Euro
ausMittelnderEFSF,desEFSMunddesIWFsowiebilateraleKreditevonGroßbritannien,Schwe-
denundDänemark.AnPortugalwurdenbishergut60Mrd.EuroanHilfskreditenausbezahlt,die
sichausMittelnderEFSF,desEFSMunddesIWFspeisen.Spanienerhieltknapp40Mrd.Euro
ausMittelndesESM.6InKürzewirdvoraussichtlichauchZypernHilfsgeldererhalten.
5 StandEnde2012.
6 EinedetailliertereBeschreibungderverschiedenenRettungsmechanismenundderHilfspakete(Stand:Oktober2012)findetsichin„WachstumswirkungeneinesEuro-AusstiegssüdeuropäischerMitgliedstaaten“(Bertelsmann/Prognos2012).
17
4 Mögliche Forderungsausfälle
DarüberhinausmüssteauchdieEuropäischeZentralbankimZugeeinesSchuldenschnittseinen
TeilihrerForderungenabschreiben.AufdemHöhepunktdergriechischenStaatsschuldenkrisebe-
ganndieInstitutionzusammenmitdemEuropäischenSystemderZentralbanken(Euro-System),
StaatsanleihenvonkriselndenEuro-Mitgliedsländernaufzukaufen.Insgesamtwurdenbisherim
RahmendesSecuritiesMarketsProgrammeAnleihenimWertvoninsgesamt208,5Mrd.Euroauf-
gekauft.Wirgehendavonaus,dassetwa41,7Mrd.EurodieserSummeaufgriechischeTitelent-
fallen(Tabelle1).7
8 Der Aufkauf von Staatsanleihen erhöht für die Mitglieder der Währungsunion weiter das Haf-
tungsrisiko. JedesLandhaftetgemäßseinemAnteilamKapitalderEuropäischenZentralbank.
DeutschlandsAnteilbeträgthier27,1Prozent.
InsgesamtbeträgtderHaftungspegelderöffentlichenHaushalteder42größtenVolkswirtschaf-
tenimZugederFinanzhilfefürEuro-MitgliedstaatenmehrerehundertMilliardenEuro(Tabelle2).
7 DieEuropäischeZentralbankerteiltkeineAuskünftedarüber,aufwelcheMitgliedstaatendieAnleiheaufkäufeentfallen.Expertensindsichjedochweitgehendeinig,dassbisMärz2011lediglichgriechische,portugiesischeundirischeAnleihenaufgekauftwur-den.Esistbekannt,dassdasEuro-SystembiszudiesemZeitpunktimRahmendesSecuritiesMarketsProgrammeStaatsanleihenimWertvonetwa77,5Mrd.Euroaufkaufte–diesdürfteinetwademVolumendervonderEuropäischenZentralbankgehalte-nengriechischen,portugiesischenundirischenStaatsanleihenentsprechen.SpätereAnleihenkäufeinderGrößenordnungvonetwa130Mrd.EurodürftenvermutlichaufspanischeunditalienischeTitelgezielthaben.AufBasisderjeweilsaktuellenZahlenvonEuropäischerZentralbanksowieeigenerEinschätzungengehenwirvondeninTabelle2dargestelltenAnteilenundVolumi-naaus.
8 Stand14.Dezember2012.
Tabelle 1: Geschätzte Anteile je Land an den bisher getätigten Aufkäufen von Staatsanleihen durch das Euro-System
Anteil geschätzt Volumen in Mrd. €
Griechenland 20 % 41,7
Irland 10 % 20,9
Portugal 10 % 20,9
Spanien 30 % 62,6
Italien 30 % 62,6
Anleihenkäufe Euro-System Gesamt 100 % 208,5
Quelle: Prognos 2013
18
4 Mögliche Forderungsausfälle
4.2 Privater Sektor
EinmöglicherStaatsbankrottmitanschließendemSchuldenschnittinsüdeuropäischenEuro-Mit-
gliedstaatenwürdenichtnuraufstaatlicherSeiteeinenegativeBudgetwirkungentfalten,sondern
auchdenPrivatsektorinMitleidenschaftziehen.WirnehmenindenSzenarien„Euro-Fortbestand
mitAbschreibungen“an,dassauchderprivateBankensektoreinenTeilseinerForderungenan
dengriechischen,portugiesischen,spanischenunditalienischenStaatabschreibenmuss.
Tabelle 2: Haftungspegel der öffentlichen Haushalte der 42 größten Volkswirt-schaften im Zuge der Finanzhilfen für Euro-Mitgliedstaaten, Dezember 2012, in Mrd. Euro
Griechenland Portugal Spanien Italien
Belgien 7,9 2,5 3,6 2,2
Deutschland 59,5 16,3 27,7 17,0
Estland 0,6 0,1 0,2 0,2
Finnland 4,0 1,2 1,8 1,1
Frankreich 44,7 12,9 20,8 12,8
Griechenland 1,3 1,1 2,9 1,8
Irland 1,0 0,7 1,6 1,0
Italien 39,1 10,7 18,3 11,2
Niederlande 12,7 3,6 5,8 3,6
Österreich 6,2 1,8 2,8 1,7
Portugal 1,9 0,9 2,6 1,6
Slowakei 1,6 0,6 0,9 0,6
Slowenien 1,0 0,3 0,5 0,3
Spanien 25,9 7,0 12,2 7,5
Sonstige EU-Länder 1,9 7,0
Sonstige OECD-Länder 7,6 7,4
Schwellenländer 2,7 2,6
Alle Länder 224,7 81,5 102,1 62,6
Quelle: Prognos 2013
19
4 Mögliche Forderungsausfälle
DasEngagementausländischerBankenineinemLandlässtsichaufBasisvonZahlenderBank
fürInternationalenZahlungsausgleich(BIZ)abschätzen.DieBIZerstelltvierteljährlicheineinter-
nationaleBankenstatistik,ausderunteranderemhervorgeht,wiehochdieForderungendespri-
vatenFinanzsektorseinesLandesandieGesamtheitderSchuldnerauseinemanderenLandsind.9
SohatteetwaderdeutscheFinanzsektorEndeJuni2012ForderungenangriechischeEntitätenin
Höhevongut19Mrd.Euro.DesWeiterenistbekannt,wiesichdieVerbindlichkeiteneinesLandes
gegenüberdemausländischenBankensektorzusammensetzen.SoentfielenetwaEndeJuni2012
dieForderungendesausländischenFinanzsektorsanGriechenlandzu5,6Prozentaufdenöffent-
lichenSektor,zu3,6ProzentaufdengriechischenBankensektorundzu90,6Prozentaufdenüb-
rigenPrivatsektor.10
InKombinationerlaubendiesebeidenAufstellungeneinebelastbareAbschätzungderForderun-
gendesBankensektorseinesLandesandenöffentlichenSektoreinesanderenLandes.11Sohaben
lautdieserSchätzungetwadeutscheBankenausstehendeForderungenandengriechischenöf-
fentlichenSektorinHöhevon1,1Mrd.Euro.12WährenddieinternationalenBankensichbereits
zum großen Teil von griechischen Staatsanleihen getrennt haben, halten griechische Institute
nachwievorWertpapiereinnennenswertemUmfang(Tabelle3).13AnaloglässtsichdasEngage-
mentdesprivatenFinanzsektorsinPortugal,SpanienundItalienabschätzen.14
9 TheBISQuarterlyReviewforDecember2012,Table9B:Consolidatedforeignclaimsofreportingbanks–immediateborrowerba-sis,onindividualcountriesbynationalityofreportingbanks/amountsoutstanding,inmillionsofUSDollars,End-June2012.
10 TheBISQuarterlyReviewforDecember2012,Table9E:Consolidatedforeignclaimsandotherpotentialexposures–ultimateriskbasis,onindividualcountriesbynationalityofreportingbanks/amountsoutstanding,inmillionsofUSDollars,End-June2012.
11 DieZahlenliegenfürinsgesamt22derimModellbetrachtetenLändervor(Tabelle6).EsfehlenDatenzudenSchwellenländern(wieetwaChinaoderIndien)unddenkleinerenLändern(wieetwazuTschechienoderzudenbaltischenLändern).DieNega-tivwirkungeinesEuro-AustrittsaufdenprivatenFinanzsektordieserLänderkanndahernichtberücksichtigtwerden.
12 DaskürzlichvorgenommeneSchuldenrückkaufprogrammGriechenlandsistbeidiesenZahlennochnichtberücksichtigt.Aller-dingsdeckensichdieVerlustederGläubigerimZugediesesProgrammsinetwamitdenangenommenenVerlustenimSzenario:DergriechischeStaatkaufteSchuldtitelzuetwaeinemDrittelihresNominalwertszurück,imSzenariowirdeinSchuldenschnittinHöhevon60Prozentangenommen.
13 DerUmfangdervominländischenPrivatsektorgehaltenengriechischenStaatsanleihenwirddabeiwiefolgtabgeschätzt:GemäßderletztenveröffentlichenZahlenbeläuftsichdiegriechischeStaatsschuldauf303,5Mrd.Euro(HellenicRepublicPublicDebtBulletin09/2012).AufGrundlagederrecherchiertenDatenistbekannt,dassdavonknapp225Mrd.EuroaufdieGläubigerlän-derbzw.dieEuropäischeZentralbankundetwavierMrd.EuroaufausländischeFinanzinstituteentfallen.Wirnehmenan,dassdieDifferenzvonrund75Mrd.EuroaufdengriechischenFinanzsektorentfällt.
14 DerUmfangdervominländischenPrivatsektorgehaltenenStaatsanleihenPortugals,SpaniensundItalienswirddabeiwiefolgtabgeschätzt: Der Internationale Währungsfonds veröffentlicht quartalsweise Zahlen zur Auslandsverschuldung von Volks-wirtschaften („GrossExternalDebtPositionbySector“).AndieserStelle istdieAuslandsverschuldungdesSektors „GeneralGovernment“ersichtlich.DerletzteverfügbareDatenbestandbeziehtsichaufdaszweiteQuartal2012(Stichtag30.06.2012).Eu-rostatveröffentlichtebenfallsquartalsweisedieStaatsverschuldungallerEU-Mitgliedstaaten.DieaktuellstenZahlenstammenebenfallsvomzweitenQuartal2012.DieSummedervomInlandgehaltenenStaatsanleihenwirdaufdieDifferenzzwischendergesamtenStaatsverschuldungundder„GrossExternalDebtPositionbyGeneralGovernment“veranschlagt.DafürGriechenlandaktuellereZahlenvorliegen,wurdeeinealternativeVorgehensweisegewählt(siehevorangehendeFußnote).
20
4 Mögliche Forderungsausfälle
InAnlehnungandieVorgängerstudie„WachstumswirkungeneinesEuro-Ausstiegs“nehmenwir
sowohl für die Forderungen der öffentlichen Hand als auch des Privatsektors einen Schulden-
schnittinHöhevon60Prozentan.
Tabelle 3: Engagement des privaten Finanzsektors der Modellländer in Griechenland, Portugal, Spanien und Italien, 30. Juni 2012, in Mrd. Euro
Griechenland Portugal Spanien Italien
Belgien 0,0 0,1 1,0 1,9
Deutschland 1,1 2,8 12,9 24,5
Estland 0,0 0,0 0,0 0,0
Finnland 0,0 0,0 0,0 0,0
Frankreich 1,6 2,2 11,9 48,6
Griechenland 75,0 0,0 0,0 0,1
Irland 0,0 0,0 0,4 0,2
Italien 0,0 0,2 2,3 1.315,8
Niederlande 0,1 0,5 5,9 6,6
Österreich 0,0 0,1 0,3 3,2
Portugal 0,3 82,8 2,2 0,5
Slowakei 0,0 0,0 0,0 0,0
Slowenien 0,0 0,0 0,0 0,0
Spanien 0,0 8,8 568,4 5,9
Sonstige EU-Länder 0,4 2,2 8,9 10,2
Sonstige OECD-Länder 0,3 0,8 9,1 17,3
Schwellenländer 0,0 0,5 0,1 0,1
Alle Modellländer 78,8 101,0 623,5 1.434,9
Quelle: Prognos 2013
21
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
ImerstenSzenario„D-Mark“wirddiekontrafaktischeSituationbetrachtet,inderDeutschlandab
2013dieRahmenbedingungeneinerVolkswirtschaftmiteigenerWährungaufweist.Basierendauf
diesenAnnahmenschätzenwirdiewirtschaftlicheEntwicklungDeutschlandsbiszumJahr2025
ab.DiesemD-Mark-SzenariowirdeinBasisszenariogegenübergestellt,dasdiewahrscheinlichste
wirtschaftlicheEntwicklungderBundesrepublikebenfallsbisinsJahr2025berechnet.DiesesBa-
sisszenariofußtaufderAnnahme,dassDeutschlandTeilderEuropäischenWährungsunionist
undbleibt,derEuro-RauminseinerderzeitigenGestalterhaltenbleibtunddieteilsüberschulde-
tenEuro-StaatenihreHaushaltsproblememittelfristigindenGriffbekommen.15
5.1 Alternativszenario „D-Mark“
DiePrognosezumAlternativszenario„D-Mark“wirddabeiwiefolgterstellt:Zunächstnehmenwir
eineModellrechnungimmakroökonomischenMehrländermodellVIEWvor.Modellbedingtsimu-
lierenwirdabeieinSzenario,indemDeutschland„überNacht“ausdemEuroaussteigtundeine
eigeneWährungeinführt,dieebenfalls„überNacht“starkaufwertet.DieseabrupteVeränderung
dermakroökonomischenRahmenbedingungenführtzueinemvolkswirtschaftlichenSchock.Inder
vorliegendenStudiesolljedochexplizitkeinAusstiegsszenariountersucht,sondernessollendie
langfristigenWachstumseffektedesEuroaufdiedeutscheVolkswirtschaftbestimmtwerden.Diese
langfristigenEffektewerdenbeieinemBlickaufdasEndedesPrognosehorizontsdeutlich,wenn
sichnacheinigenJahrendiemodellbedingtenWachstumsschwankungeneingependelthaben.
InderVIEW-ModellrechnungändernsichfürdiedeutscheVolkswirtschaftimJahr2013diebishe-
rigenRahmenbedingungen,wennDeutschlandwiederübereineeigeneWährungverfügt.Annah-
megemäßwertetdiehypothetischeD-MarkzumStichjahr2013um23Prozentauf,währendder
Euro(ohneDeutschland)umknappsiebenProzentabwertet(jeweilsgegenüberdenWährungen
derrestlicheninVIEWenthaltenenLänder).DiedauerhafthöherenTransaktionskostenfürUn-
ternehmenundKonsumentenwerdendurcheinenAufschlagaufdieImportpreisesimuliert.Die
dauerhaftgeringerePreistransparenzwirddurchdieAnnahmeberücksichtigt,dassUnternehmen
beiderPreissetzungeinenhöherenGewinnzuschlaginRelationdesVerkaufspreises(mark-up)
durchsetzenkönnen.
ImErgebnisführtdieseUmstellungdervolkswirtschaftlichenRahmendatenzunächstzueinem
makroökonomischenSchock:ImJahr2013wächstdiedeutscheVolkswirtschaftstärkeralsimBa-
sis-Szenario(Abbildung2).DerGrundhierfürist,dassderexportdämpfendeNegativeffektdeshö-
herenAußenwertsderD-Markerstzeitverzögerteinsetzt.16Zunächstüberwiegendahernochdie
15 DasBasisszenarioentsprichtdenPrognosenzurEntwicklungderWeltwirtschaftdesPrognosWeltreports2012.
16 DieVolkswirtschaftslehresprichtindiesemFallvoneinemumgekehrtenJ-Kurven-Effektbzw.„Spazierstock-Effekt“.DurchdieAufwertungunddieunmittelbareinsetzendenPreiseffektewirddieLeistungsbilanzzunächstaktiviert,erstdurchdiezeitver-zögerteinsetzendenMengeneffektebeiImportundExportwirdsiespäterpassiviert.
22
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
positivenBegleiterscheinungeneinereigenen,starkenWährung,wieetwabilligereunddamitin-
flationsdämpfendeImportpreiseoderdieverbesserte,investitionsförderndeZins-Relation.
Ab2014wirkensichdiegeändertenRahmenbedingungenjedochmassivzulastenderdeutschen
Wachstumsdynamikaus.DieAusläuferdervolkswirtschaftlichenVerwerfungeninFormeinerre-
lativenDämpfungdesWirtschaftswachstumsbleibenbis etwa2020verhältnismäßig stark.Ab
2021nehmendiejährlichenWachstumsdifferenzenzwischendenWertenderBasisprognoseund
denWertenderVIEW-Modellrechnungleicht,aberkontinuierlichab.
WährenddesgesamtenPrognosehorizonts(mitAusnahmedesJahres2013)bleibtdiewirtschaft-
licheDynamikinderVIEW-ModellrechnungunterdenWertenderBasisprognose.Dieszeigt,dass
diedeutscheVolkswirtschaftunterderAnnahmeeinereigenenWährungeinendauerhaftniedri-
gerenWachstumspfadaufweisenwürde.
AufwelchenWertlässtsichdiedauerhafteWachstumsdifferenzeinerdeutschenVolkswirtschaft
mitEuroundeinerhypothetischenVolkswirtschaftmiteigenerWährungvordemHintergrundder
VIEW-Modellrechnungbeziffern?DielangfristigenWachstumseffekte,diesichaufdieEuro-Mit-
gliedschaftDeutschlandszurückführenlassen,werdenzumEndedesPrognosehorizontsdeutlich.
Zwischen2013und2020schlagensichdieAusläuferdesmodellinternenAufwertungsschocks
Abbildung 2: Dämpfung des Wirtschaftswachstums in Deutschland in der VIEW-Modellrechnung im Vergleich zur Basisprognose, 2013–2025, in Prozentpunkten
Quelle: Prognos 2013
–4,0
–3,5
–3,0
–2,5
–2,0
–1,5
–1,0
–0,5
0,0
0,5
Wachstumsdifferenz
2025202420232022202120202019201820172016201520142013
23
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
malheftiger,malwenigerheftiginrelativenWachstumsdifferenzenzumBasisszenarionieder.In
denJahrennach2020,nachdemsichdiedurchdieabrupteAufwertungbedingtenSchwankun-
geneingependelthaben,belaufensichdieWachstumsunterschiedezwischenBasisprognoseund
VIEW-ModellrechnungaufWerte zwischen0,4und0,6Prozentpunkteund sinddamitweitge-
hendkonstant.
DielangfristigenWachstumsdifferenzenzwischeneinerdeutschenVolkswirtschaftmitEuround
ohneEurodürftenindieserGrößenordnungliegen.Umzuberechnen,wiesichdiedeutscheWirt-
schaftsleistungineinemkontrafaktischenSzenariomiteigenerWährungentwickelnwürde,neh-
menwirvordiesemHintergrundan,dassdasjährlicheWachstumdesBruttoinlandsproduktsim
D-Mark-SzenariowährenddesPrognosehorizontsum0,5Prozentpunkte imVergleichzumBa-
sisszenariogedämpftwürde(Abbildung3).17
DieungleicheWirtschaftsdynamikindenbeidenSzenarienmachtsichimErgebnisineinerun-
terschiedlichenEinkommensentwicklungbemerkbar.ImJahr2025steheneinemdurchschnittli-
chenBundesbürgerinderBasisprognoseimDurchschnittrund2.200Euromehranjährlichem
EinkommenzurVerfügungalsimD-Mark-Szenario(Abbildung4).KumuliertbeträgtdasEinkom-
mensplusjeEinwohnerzwischen2013und2025über14.000Euro.FürdiedeutscheVolkswirt-
17 DieserWertentsprichtdemDurchschnittderjährlichenWachstumsdifferenzenzwischenderVIEW-ModellrechnungunddemBasisszenarioindenJahren2021und2025.
Abbildung 3: Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts im D-Mark-Szenario im Vergleich zur Basisprognose, 2013–2025, in Mrd. Euro
Quelle: Prognos 2013
2.400
2.500
2.600
2.700
2.800
2.900
D-Mark-SzenarioBasisprognose
20252024202320222021202020192018201720162015201420132012
24
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
schaft imGanzenkumulieren sichdiedurchdieEuro-Mitgliedschaft bedingtenGewinnebeim
Bruttoinlandsproduktinden13Jahrenauffast1,2BillionenEuro.DieserWertentsprichtannä-
herndderHälftedergesamtendeutschenWirtschaftsleistungdesJahres2012.AuchdieLageauf
demArbeitsmarktwürdesichimD-Mark-Szenarioeintrüben.LegtmanetwadieArbeitsprodukti-
vitätdesJahres2012zugrunde,hätteeineDämpfungdesWachstumsdesBruttoinlandsprodukts
imJahr2013um0,5ProzentpunkteeinenAnstiegderErwerbslosenzahlenumetwa200.000Per-
sonenzurFolge.StattderErwerbslosenquoteimBasisszenariofür2013inHöhevon6,9Prozent
wäreimD-Mark-SzenarioeineErwerbslosenquoteinHöhevon7,4Prozentzuerwarten.
5.2 Alternativszenarien „Euro-Fortbestand mit Abschreibungen“
DieGegenüberstellungdesD-Mark-SzenariosundderBasisprognosezeigtediepositivenEffekte
derWährungsunionaufWachstumundEinkommeninDeutschland.
InderpolitischenDiskussionwirddesÖftereneingewendet,dassdieimBasisszenariogetroffenen
Annahmen–vorallemdieHypothese,dassalleEuro-MitgliedstaatenihreVerschuldungsprobleme
mittelfristiglösenundesdaherzukeinenForderungsverlustenfürdieGläubigerderRettungspro-
grammekommt–nichtdiewahrscheinlichstekünftigeEntwicklungabbilden.Stattdessenseiabzu-
sehen,dassdieEuro-RetterzumindesteinenTeilihrerForderungenabschreibenmüssten.
Abbildung 4: Differenz des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner zwischen Basis-prognose und D-Mark-Szenario, 2013–2025, in Euro
Quelle: Prognos 2013
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
Jährliche Differenz
2025202420232022202120202019201820172016201520142013
Durchschnittswert 2013–2025
25
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
DiesemArgumentwirdRechnunggetragen,indemunsererBasisprognoseeineSzenarienabfolge
„Euro-FortbestandmitAbschreibungen“zurSeitegestelltwird.Hierwirdangenommen,dassder
Euro-RaumzwarinseinerbisherigenFormbestehenbleibt,esjedochzueinemSchuldenschnittin
Griechenland,Portugal,SpanienundItalienkommt.ImSzenario„AbschreibungenG“erhältGrie-
chenland60ProzentseinerSchuldenerlassen,dasSzenario„AbschreibungenGP“simulierteinen
SchuldenschnittinGriechenlandundPortugal,dasSzenario„AbschreibungenGPS“inGriechen-
land,PortugalundSpanien.ImSzenario„GPSI“kannzusätzlichItalieneinenStaatsbankrottmit
Schuldenschnittnichtvermeiden.
IndenGläubigerländernwürdendieAbschreibungendieStaatsverschuldungerhöhen.Diebetrof-
fenenStaatenmüsstenAusgabenkürzenoderihreEinnahmenerhöhen–Maßnahmen,diesich
bremsendaufdiewirtschaftlicheDynamikauswirkten.AuchdieübrigenGläubigerderinsolven-
tenLänder–dieEuropäischeZentralbankundderjeweilsnationalesowiederinternationaleFi-
nanzsektor–verlörenindiesemSzenario60ProzentihrerForderungenandeninsolventenStaat.
DieForderungsausfälledesPrivatsektorsbedingenAbschreibungenaufprivateVermögenundbe-
lastenletztlichdieprivatenHaushalte.DieswirktsichinderFolgenegativaufdieprivatenKon-
sumausgabenunddieWohnungsbauinvestitionenaus.
Tabelle 4: Forderungsverluste des öffentlichen Sektors der Modellländer bei einem 60-Prozent-Schuldenschnitt in den einzelnen Szenarien, in Mrd. Euro
G GP GPS GPSI
Belgien 4,7 6,2 8,3 9,6
Deutschland 35,7 45,5 62,2 72,4
Estland 0,3 0,4 0,6 0,7
Finnland 2,4 3,1 4,2 4,9
Frankreich 26,8 34,6 47,1 54,7
Griechenland 0,8 1,4 3,2 4,2
Irland 0,6 1,0 2,0 2,6
Italien 23,5 29,9 40,9 47,6
Niederlande 7,6 9,8 13,3 15,4
Österreich 3,7 4,8 6,5 7,5
Portugal 1,1 1,7 3,2 4,2
Slowakei 1,0 1,3 1,9 2,2
Slowenien 0,6 0,8 1,1 1,2
Spanien 15,5 19,8 27,0 31,5
Sonstige EU-Länder 1,1 5,4 5,4 5,4
Sonstige OECD-Länder 4,6 9,1 9,1 9,1
Schwellenländer 1,6 3,2 3,2 3,2
Alle Länder 134,8 183,7 244,9 282,5
Quelle: Prognos 2013
26
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
DasichdergriechischeStaatmittlerweilezumüberwiegendenTeildurchMittelder internatio-
nalenGeberländer finanziert,wärenimSzenario„AbschreibungenG“vorallemderenöffentli-
cheHaushaltevoneinemumfassendengriechischenSchuldenschnittnegativbetroffen.Deutsch-
landmüssteetwa35,7Mrd.Euroabschreiben(Tabelle4).DieseSummewürdedirektdiedeutsche
StaatsverschuldungunddamitdenzuleistendenSchuldendiensterhöhen.Danebenwäredergrie-
chischePrivatsektorstarkvoneinemSchuldenschnittbetroffen(Tabelle5).DaauchinPortugal
mittlerweileeingroßerTeildergesamtenVerbindlichkeitenaufMittelausdemEuro-Rettungs-
schirmentfällt,wärendieinternationalenGeberländerbeieinerInsolvenzdesLandesebenfalls
vergleichsweisestarkbetroffen.DerdeutscheStaatmüsstezumBeispiel ineinemSzenario, in
demauchPortugaleinen60-Prozent-Schuldenschnitterhält,aufzusätzlichknappzehnMrd.Euro
verzichten.
ImSzenario „AbschreibungenGPS“müssenzusätzlichdieGläubigerSpaniensauf60Prozent
ihrerForderungenverzichten.IndiesemFallwärenwenigerdieöffentlichenHaushaltealsderPri-
vatsektornegativbetroffen.ÄhnlichverhältessichimSzenario„AbschreibungenGPSI“.
Tabelle 5: Forderungsverluste des privaten Sektors der Modellländer bei einem 60-Prozent-Schuldenschnitt in den einzelnen Szenarien, in Mrd. Euro
G GP GPS GPSI
Belgien 0,0 0,1 0,7 1,8
Deutschland 0,7 2,4 10,1 24,8
Estland 0,0 0,0 0,0 0,0
Finnland 0,0 0,0 0,0 0,0
Frankreich 0,9 2,2 9,4 38,5
Griechenland 45,0 45,0 45,0 45,1
Irland 0,0 0,0 0,3 0,4
Italien 0,0 0,2 1,5 791,1
Niederlande 0,1 0,4 3,9 7,8
Österreich 0,0 0,1 0,3 2,2
Portugal 0,2 49,9 51,2 51,5
Slowakei 0,0 0,0 0,0 0,0
Slowenien 0,0 0,0 0,0 0,0
Spanien 0,0 5,3 346,3 349,9
Sonstige EU-Länder 0,2 1,5 6,9 13,0
Sonstige OECD-Länder 0,2 0,6 6,1 16,5
Schwellenländer 0,0 0,3 0,4 0,4
Alle Modellländer 47,3 107,9 482,0 1.342,9
Quelle: Prognos 2013
27
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
DievomöffentlichenundprivatenSektorzu tragendenVerlustewirkensichdämpfendaufdie
volkswirtschaftlicheDynamikaus.DieErgebnissederverschiedenenAlternativszenarien„Euro-
FortbestandmitAbschreibungen“zeigenjedoch,dasssichdieFolgeneinessolchenEreignisses
fürDeutschlandinengenGrenzenhielten.DasjährlicheWachstumdesBruttoinlandsproduktsin
DeutschlandwürdeimSzenario„AbschreibungenG“indenJahren2014und2015umlediglich
rechnerisch0,01Prozentpunktegedämpft(Abbildung5).IndenfolgendenJahrenistkeinUnter-
schiedmehr feststellbar. ImErgebniszeigensich inderwirtschaftlichenEntwicklungDeutsch-
landszwischenderBasisprognoseunddemSzenario„AbschreibungenG“nurmarginaleUnter-
schiede,dieweitgehendimUnschärfebereichliegen.
SelbstimFalleeinesparallelenumfassendenSchuldenschnittsfürGriechenland,Portugal,Spa-
nienundItalienbleibendieNegativwirkungenaufdiedeutscheVolkswirtschaftsehrgering.
Abbildung 5: Jährliche Wachstumsdifferenz zwischen dem Basisszenario und den Abschreibungsszenarien, 2013–2025, in Prozentpunkten
Quelle: Prognos 2013
–0,06
–0,05
–0,04
–0,03
–0,02
–0,01
0,00
0,01
Abschreibungen GPSI Abschreibungen GPS Abschreibungen GP Abschreibungen G
2025202420232022202120202019201820172016201520142013
28
5 Wirkung auf Deutschland in den kontrafaktischen Szenarien
EntsprechendüberschaubarbleibtdieWirkungaufdenArbeitsmarkt.DieZahlderErwerbslosen
erhöhtsichauchimamweitestengehendenSzenario„AbschreibungenGPSI“nurgeringfügigum
einigetausendPersonen.
DerGrundfürdievergleichsweisekleineWirkungeinesSchuldenschnittsindenSzenarien„Euro-
FortbestandmitAbschreibungen“liegtzumeinendarinbegründet,dasssichindiesemFall„le-
diglich“dieStaatsverschuldungDeutschlandsundderübrigenLändererhöhthat.Zwarlässtdiese
BelastungdenKonsolidierungsbedarfdesStaatesansteigen.DienotwendigenAusgabenkürzun-
genbzw.Steuer-undAbgabenerhöhungenkönnenjedochaufmehrereJahreverteiltwerden,was
deren wachstumsdämpfende Wirkung verringert. Zudem profitiert gerade Deutschland derzeit
vonsehrniedrigenRenditenaufseineStaatsanleihen,wasdiezusätzlichenAusgabenzurSchul-
dentilgunggeringhält.
Mittlerweile haben sich fast alle privaten Gläubiger von ihren griechischen Staatsanleihen ge-
trennt.DerdeutschePrivatsektorwäreauchvoneinemSchuldenschnittaufportugiesische,spa-
nische und italienische Anleihen nicht massiv betroffen. Lediglich auf den jeweiligen inländi-
schenPrivatsektorkämenimFalleeinesSchuldenschnittssehrgroßeBelastungenzu.Gleichzeitig
würdejedochauchdieSchuldenlastdesjeweiligenStaatessinken,wasdessenfiskalpolitischen
Spielraumdeutlicherhöhenbzw.wiederherstellenunddiezurBedienungdesSchuldendienstes
nötigenMitteldeutlichreduzierenwürde.18
DenHintergrundderAbschreibungsszenarienbildetedieFrage,obDeutschlandauchimFallegrö-
ßererForderungsverlustevondereuropäischenGemeinschaftswährungprofitierte.DieseFrage
lässtsichaufGrundlagederErgebnisseeindeutigbejahen:DiedeutscheWirtschaftwächstdank
der Rahmenbedingungen der europäischen Gemeinschaftswährung dynamischer, als es ihr in
einemkontrafaktischenUmfeldmiteigenerWährungmöglichwäre.EinumfassenderSchulden-
schnittGriechenlandsoderauchandererEuro-MitgliedstaatenwürdezwardiedeutscheStaatsver-
schuldungerhöhen,einewachstumshemmendeWirkunggingevoneinemsolchenEreignisjedoch
nuringeringemUmfangaus.
18 Mittel-undlangfristiggleichensichaufdieseWeisedieVerlustederinländischenGläubigerwiederaus:DurchdieAbschreibun-gensinkendieSchuldenunddamitderSchuldendienstderbetroffenenLänder.DieSteuer-undAbgabenbelastungderBürgerundUnternehmenkanndaherlangfristigniedrigerliegen.
29
6 Fazit
6 Fazit
ÜbermöglicheFolgeneinesAusstiegsDeutschlandsausderEuropäischenWirtschafts-undWäh-
rungsunionkannnurspekuliertwerden:ZugroßwäreindiesemFalldieWahrscheinlichkeit,dass
dieWährungsunionvollständigauseinanderbrechenunddiesesEreignisnichtkalkulierbareEf-
fekteaufglobalerEbeneauslösenwürde.
DennochermöglichteinVergleichder faktischenSituationeinereuropäischenWährungsunion
einschließlichDeutschlandsmiteinemkontrafaktischenSzenario,indemsichDeutschlandaußer-
halbderStrukturenderGemeinschaftswährungwiederfindet,dieVorteileundNachteilederdeut-
schenEuro-ZugehörigkeitzuquantifizierenundfürdiekommendenJahreabzuschätzen.
DieStudiezeigt,dassDeutschlanderheblichvomEuroprofitiert.IneinemSzenario,indemdie
RahmenbedingungenderGemeinschaftswährungwegfallen–hiersindvorallemdiehandelsför-
derndenEffektedergesunkenenTransaktionskosten,desWegfallsdesWechselkursrisikosund
dergestärktenPreistransparenzzunennen–findetsichdiedeutscheVolkswirtschaftaufeinem
dauerhaftniedrigerenWachstumspfadwieder.VorteileeinerhypothetischendeutschenWährung
im„D-Mark-Szenario–wieetwaderWettbewerbsvorteil,denDeutschlandfrüheraufgrundseiner
imVergleichzuseineneuropäischenNachbarngünstigerenZins-Relationaufwies–wiegenden
WegfalldergenanntenVorteilenichtauf.
ImErgebniswürdedasWachstumdesdeutschenBruttoinlandsproduktsimD-Mark-Szenariozwi-
schen2013und2025imDurchschnittumetwa0,5Prozentpunktegedämpft.Dasdeutlichlangsa-
mereWachstumstempowürdesichinspürbarniedrigerenPro-Kopf-Einkommenniederschlagen.
InderBasisprognose–unterderAnnahme,dassderEuro-RauminseinerheutigenGestalterhal-
tenbleibtundalleMitgliedsländerihreSchuldenproblemelösenkönnen–erreichtdasBruttoin-
landsproduktjeEinwohnerimJahr2025einNiveau,dasum2.200EuroüberdemWertdesD-
Mark-Szenariosliegt.
Die ineinemzweitenSchrittbetrachtetenAlternativszenarien„Euro-FortbestandmitAbschrei-
bungen“verdeutlichendarüberhinaus,dassdieVorteileDeutschlandsausderWährungsunion
auchdanndeutlichüberwiegen,wennangenommenwird,dassDeutschlandunddieübrigenin-
ternationalenGläubigerländereinenGroßteilihrerForderungenabschreibenmüssen,diesieauf-
grundderverschiedenenEuro-RettungsmaßnahmenandiestarkverschuldetenStaatenSüdeu-
ropashaben.DieindiesemFallhöhereStaatsverschuldungbzw.derdadurcherhöhtefiskalische
KonsolidierungsbedarfwirktesichzwardämpfendaufdiewirtschaftlicheDynamikaus.DieAus-
wirkungenhieltensichjedochinengenGrenzen.
30
Literatur- und Quellenverzeichnis
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33
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen
Abbildung1: SimulierteDifferenzdeskurzfristigenZinssatzesinDeutsch-
landbeieigenerWährungundunterBeibehaltungdesEuro,
inProzentpunkten 12
Abbildung2: DämpfungdesWirtschaftswachstumsinDeutschlandinder
VIEW-ModellrechnungimVergleichzurBasisprognose,
2013–2025,inProzentpunkten 22
Abbildung3: EntwicklungdesdeutschenBruttoinlandsproduktsim
„D-Mark“-SzenarioimVergleichzurBasisprognose,
2013–2025,inMrd.Euro 23
Abbildung4: DifferenzdesBruttoinlandsproduktsjeEinwohnerzwischen
BasisprognoseundD-Mark-Szenario,2013–2025,inEuro 24
Abbildung5: JährlicheWachstumsdifferenzzwischendemBasisszenario
unddenAbschreibungsszenarien,2013–2025,
inProzentpunkten 27
Tabellen
Tabelle1: GeschätzteAnteilejeLandandenbishergetätigtenAufkäufen
vonStaatsanleihendurchdasEuro-System 17
Tabelle2: HaftungspegelderöffentlichenHaushalteder42größten
VolkswirtschaftenimZugederFinanzhilfenfürEuro-
Mitgliedstaaten,Dezember2012,inMrd.Euro 18
Tabelle3: EngagementdesprivatenFinanzsektorsderModellländerin
Griechenland,Portugal,SpanienundItalien,30.Juni2012,
inMrd.Euro 20
Tabelle4: ForderungsverlustedesöffentlichenSektorsderModellländer
beieinem60-Prozent-Schuldenschnittindeneinzelnen
Szenarien,inMrd.Euro 25
Tabelle5: ForderungsverlustedesprivatenSektorsderModellländer
beieinem60-Prozent-Schuldenschnittindeneinzelnen
Szenarien,inMrd.Euro 26
34
Über die Autoren
Dr. Michael BöhmeristMarktfeldleiterimBereich„WirtschaftundArbeit“
derPrognosAGinMünchen.
Jan Limbers istProjektleiterimBereich„WirtschaftundArbeit“
derPrognosAGinBasel.
Johann WeißistJuniorberaterimBereich„WirtschaftundArbeit“
derPrognosAGinMünchen.
Über das Projekt “Global Economic Dynamics” (GED)
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renVerständnisderwachsendenKomplexitätglobalerWirtschaftsentwicklungenbeitragen.Durch
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38
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