Download - WENDLAND NET Wir haben es satt! Bauern starten …€¦ · Auch im Wendland macht die Bauern-Sternfahrt Stopp: am 3. und 4. Juni. Nach der großen Demonstration für eine neue Agrarpolitik

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WENDLAND NET

"Wir haben es satt!" Bauern starten große Protest-Sternfahrt

Bis zum Kanzleramt nach Berlin wollen Landwirte aus ganz Deutschland ziehen, um

dort ihre Forderung an Bundeskanzlerin Merkel, die industrielle Agrarwirtschaft zu

stoppen, vehement vorzubringen. Auch im Wendland macht die Bauern-Sternfahrt

Stopp: am 3. und 4. Juni.

Nach der großen Demonstration

für eine neue Agrarpolitik am 22.

Januar 2011 in Berlin, machen

sich am 29. Mai 2011 Bäuerinnen

und Bauern mit ihren Traktoren

aus Süddeutschland und

Ostfriesland auf den Weg, um am

9. Juni in Berlin für eine

bäuerliche, faire, tiergerechte und

ökologische

Landwirtschaftspolitik vors

Kanzleramt in Berlin zu ziehen.

Start ist um 10 Uhr im Hafen von

Greetsiel/ Ostfriesland und auf dem Auerberg bei Marktoberndorf im Allgäu. Weitere Routen

aus Hessen und Mecklenburg-Vorpommern folgen in den nächsten Tagen, kündigte die

Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirte (AbL) an.

Die Bauernsternfahrt im Rahmen der Kampagne „Meine Landwirtschaft – unsere Wahl“ zieht

unter dem Motto „Frau Merkel - Mut zum Umdenken! Industrielle Landwirtschaft stoppen!

Die Zukunft ist bäuerlich-ökologisch-fair“ bis vors Kanzleramt. Unterwegs machen die

Sternfahrer Station an „Denkmälern einer sich industrialisierenden Landwirtschaft“, wie

beispielsweise dem sich in Planung befindenden Hähnchenschlachthof im niedersächsischen

Wietze (432 000 Hühnchen am Tag), der geplanten riesigen Schweinemastanlage in Haßleben

(Sachsen-Anhalt/ 85 000 Tierplätze), Europas größtem Schlachthof für Schweine in

Weißenfels (geplante Erweiterung auf 20 000 Schweine am Tag) bei Leipzig und dem

Gentechnikschaugarten in Üplingen.

Die Sternfahrerinnen und -fahrer sind aber auch unterwegs, um beim Bauerntag des

Niedersächsischen Landvolkverbands in Cloppenburg, beim Evangelischen Kirchentag in

Dresden und vielen weiteren Veranstaltungen in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern für

eine Neuausrichtung der Agrarpolitik zu werben.

Im Wendland machen die Sternfahrer am 3. und 4. Juni Station: für Freitag, den 3. Juni ist um

20.00 Uhr eine Diskussion mit dem Thema " „Warum wir eine Andere Agrarpolitik brauchen

- Sternfahrer im Gespräch mit Wendlandbauern“ geplant. (Quickborn, Gaststätte Jägerhof)

Am Samstag, dem 4. Juni sind die Landwirte den ganzen Tag am geplanten Atom-Müll-

Endlager in Gorleben zu finden.

Am 9. Juni ist die Abschlussveranstaltung Bauerntafel: "Angela, wir müssen reden" von 10

bis 12 Uhr vor dem Kanzleramt.

Hier gehts zum Mobilisierungsvideo der Bauern - und hier gibt es den gesamten Routenplan

inkl. Ansprechpartnern zum Downloaden.

Foto: Aus dem Mobilisierungsvideo zur Bauern-Sternfahrt

von Angelika Blank , 2011-05-24 15:28

Proplanta ® | 30.05.2011 |

Agrarpolitik >>

Deutschland

Bauernsternfahrt nach Berlin gestartet

Auerberg/Greetsiel - Mit jeweils mehr als 200 Teilnehmern bei den beiden

Auftaktveranstaltungen ist gestern Mittag die Bauernsternfahrt von Auerberg

im bayerischen Allgäu und vom Fischerdorf Greetsiel an der ostfriesischen

Nordseeküste gestartet.

Begleitet von mehreren geschmückten Traktoren haben sich aus

beiden Orten zwei Traktoren auf den über zehntägigen Weg nach

Berlin bis vor das Kanzleramt gemacht.

"Frau Merkel, die bäuerliche Landwirtschaft, die dieser Region

das typische Gesicht gibt, muss erhalten werden. Dazu braucht es

eine grundlegend andere Agrarpolitik. Deshalb sind wir nun

unterwegs", so Jan Wendel, Sternfahrer und Studierender der

Agrarwissenschaften in Kassel. "Die Bundesregierung ist

maßgeblich verantwortlich dafür, wie die anstehende Reform der

EU-Agrarpolitik ausfallen wird. Weil uns das alle etwas angeht

und keine Sache der Hinterzimmer sein darf, mischen wir uns aktiv

in diesen Prozess ein", so Wendel weiter. "Wer weiter auf

agrarindustrielle Strukturen setzt, entzieht den Bäuerinnen und Bauern die

Existenzgrundlagen, wie das in viele Regionen Europas leider jetzt schon der Fall ist. Um

diesen Prozess zu stoppen, fahren wir nach Berlin."

"Die Reform der EU-Agrarpolitik darf sich nicht auf das Geld beschränken. Wir brauchen

vernünftige Rahmenbedingungen für den Markt. Wir Bauern wollen nicht von staatlichen

Direktzahlungen abhängig sein, sondern von den Erlösen für unsere Erzeugnisse leben

können", so Karin Mannsholt, Vertreterin des BDM Niedersachsen in Greetsiel. "Wir streiten

für faire Preise und für politische Rahmenbedingungen, die das ermöglichen", machte

Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter in

Auerberg deutlich. "Das können wir nur durch dieses starke Bündnis aus Bauern,

Verbrauchern, Umweltschützern und Eine-Welt-Organisationen erreichen. Deswegen sind

wir sehr froh um die breite Unterstützung von 33 Organisationen im Bündnis "Meine-

Landwirtschaft.de". Denn die Landwirtschaftspolitik in Europa ist entscheidend für das

Überleben unserer Bauern, aber auch unseres Planeten.

"Die bisherige Agrarpolitik haben wir satt", so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für

Umwelt und Naturschutz Deutschland auf dem Auerberg. "Sie zerstört nicht nur bäuerliche

Existenzen, sondern sie schadet auch unserem Klima, unserer Umwelt und verursacht

dadurch hohe gesellschaftliche Kosten. Wir wollen und wir können uns diese verfehlte

Agrarpolitik nicht mehr erlauben. Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer

Landwirtschaft ist dringend notwendig. Deswegen unterstützen wir die Bauernsternfahrt."

Auch die Küstenfischer an der Nordseeküste brauchen einen Fairen Markt für ihre Krabben.

Deswegen haben sie mehreren Wochen gestreikt. "Wer weiter unsere Preise ruiniert, wird

bald keine Kutter mehr in diesem idyllischen Hafen einlaufen sehen und keine Kuh mehr hier

auf der Weide sehen", so Dirk Sander, Vertreter der Norddeutschen Fischer beim Sternfahrt-

Auftakt in Greetsiel.

Die Sternfahrt ist eine Aktion der Kampagne "Meine Landwirtschaft - unsere Wahl"

www.meine-landwirtschaft.de. Diese sendet Videobotschaften, die an an die Kanzlerin

gerichtet sind und am 9. Juni 2011 in Berlin auf einer Großleinwand vor dem

Kanzleramt gezeigt werden. (AbL)

Kreiszeitung

Tierschutz: Land will Dialog mit Bauern / Landvolk fordert weniger Emotionen

„Man fühlt sich an den Pranger gestellt“

31.05.11|Niedersachsen

Niedersachsen - CLOPPENBURG · Bei der Umsetzung des neuen Tierschutzplans setzt die

niedersächsische Landesregierung auf einen Dialog mit den Landwirten. Die Agrarwirtschaft

solle dabei konstruktiv mitwirken, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert

Lindemann (CDU) gestern auf dem Landesbauerntag in Cloppenburg.

Agrarminister Gert Lindemann (r, CDU) diskutiert mit Wolfgang Apel, Präsident des

Deutschen Tierschutzbundes. ·

„Nur eine Lösung, die praxistauglich ist, kann den Tierschutz wirklich voranbringen.“

Ministerpräsident David McAllister (CDU) betonte, der ländliche Raum sei das Rückgrat des

Landes. Aber Nutztierhaltung könne auf Dauer nur erfolgreich betrieben werden, wenn sie

gesellschaftlich akzeptiert werde. Und jeder Verstoß gegen Tierschutz schade letztlich dem

Ruf der Landwirtschaft.

Landvolk-Präsident Werner Hirse sagte zu dem 38-Punkte-Plan der Landesregierung, er

hoffe, dass darüber ergebnisoffen diskutiert werde. Er erwarte in der Tierschutzdiskussion

weniger Emotionen. Das Thema werde von Angst gesteuert, bei den Verbrauchern von der

Angst um Umwelt, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit und bei den Bauern von Angst um

die Zukunft und Existenz ihrer Betriebe.

„Man fühlt sich an den Pranger gestellt“, sagt Landwirtin Clara Rolfes. Die junge Frau

arbeitet in einem Familienbetrieb mit Großeltern und Eltern – ein Hof mit 4 500 Schweinen

und Ackerbau. „Moderne Stallgebäude haben Lüftung, Wasser, Licht“, sagt sie und zeigt auf

ein Transparent „Kein Platz. Kein Licht. Kein Leben. Stoppt Tierfabriken“.

Der Deutsche Tierschutzbund demonstrierte vor dem Landesbauerntag für artgerechte

Tierhaltung und den Erhalt bäuerlicher Strukturen. Wolfgang Apel, Präsident des

Tierschutzbundes, betonte, „es kann nicht so bleiben, wie es ist“. Er forderte Lindemann auf,

konsequent den Weg zu mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung zu gehen.

Der 38-Punkte-Plan soll bis 2018 abgearbeitet sein. Erste Maßnahmen sollen bereits in diesem

Jahr greifen. Dazu zählen unter anderem Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung wie das

Kastrieren männlicher Ferkel und das Kupieren der Schwänze bei Schweinen. „Ohne der

Diskussion vorweg zugreifen – für mich steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten und die

Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung sind mit meinen ethischen Maßstäben nicht

vereinbar“, erklärte McAllister.

Niedersachsen ist das Agrarland Nummer eins. Rund 2,6 Millionen Rinder, 8,2 Millionen

Schweine, 50 Millionen Hühner und 5,3 Millionen Puten werden gehalten. · dpa

DPA

Bauern-Sternfahrt macht Station in Hannover

Mittwoch, 01. Juni 2011, 16:25 Uhr

Hannover (dpa/lni) - Bei einer Protest-Sternfahrt nach Berlin haben Bauern am Mittwoch in

Hannover Station gemacht. Unter dem Motto «Wir haben es satt» forderten sie von der

Bundesregierung eine neue Ausrichtung der Agrarpolitik, die fair, tiergerecht und ökologisch

sein soll. Die Landwirte hatten auf ihren Traktoren Plakate mit Aufschriften wie «Gegen

Tierfabriken», «Milchproduktion nach Maß - nicht maßlos» und «Bauernhöfe statt

Agrarindustrie» angebracht. Die Landtagsfraktion der niedersächsischen Grünen unterstützte

die Sternfahrt. Landwirte, Verbraucher, Umwelt- und Tierschützer zögen für eine nachhaltige

Entwicklung an einem Strang, erklärten die Grünen. Die Sternfahrt, an der sich mehr als 30

Verbände beteiligen, endet am 9. Juni in Berlin vor dem Kanzleramt.

HAZ

01.06.2011 21:07 Uhr

Sternfahrt

Bauern fordern in Hannover neue Agrarpolitik Bei einer Protest-Sternfahrt nach Berlin haben Bauern am Mittwoch in Hannover Station

gemacht. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ forderten sie von der Bundesregierung eine

neue Ausrichtung der Agrarpolitik.

© Thomas

Bei einer Protest-Sternfahrt nach Berlin haben Bauern am Mittwoch in Hannover Station

gemacht. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ forderten sie von der Bundesregierung eine

neue Ausrichtung der Agrarpolitik, die fair, tiergerecht und ökologisch sein soll. Die

Landwirte hatten auf ihren Traktoren Plakate mit Aufschriften wie „Gegen Tierfabriken“,

„Milchproduktion nach Maß - nicht maßlos“ und „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“

angebracht.

Die Landtagsfraktion der niedersächsischen Grünen unterstützte die Sternfahrt. Landwirte,

Verbraucher, Umwelt- und Tierschützer zögen für eine nachhaltige Entwicklung an einem

Strang, erklärten die Grünen. Die Sternfahrt, an der sich mehr als 30 Verbände beteiligen,

endet am 9. Juni in Berlin vor dem Kanzleramt.

dpa

NDR

Stand: 01.06.2011 19:03 Uhr

Protestfahrt für mehr Artenvielfalt bei Bauernhöfen

Am Mittwoch machte der norddeutsche Teil der

Sternfahrt in der hannoverschen Altstadt an der Marktkirche Station. Tomaten, Salat oder

Gurken kommen aufgrund der EHEC-Gefahr bei vielen derzeit nicht mehr auf den Tisch.

Doch auch unabhängig von immer neuen Lebensmittel-Skandalen fordern immer mehr

Menschen ein Umdenken bei der landwirtschaftlichen Produktion. Ein Zusammenschluss von

Landwirtschafts-, Natur- und Tierschutzverbänden organisiert derzeit vier bundesweite

Sternfahrten in Richtung Berlin, um einen Wechsel in der Agrarpolitik zu erreichen. Am

Mittwoch machte der norddeutsche Teil der Sternfahrt in der hannoverschen Altstadt an der

Marktkirche Station.

"Faire Preise für faire Milch"

Um 12.00 Uhr mittags rollten mehrere Trecker auf den Marktkirchenplatz. Einige hatten

Motivwagen angehängt, auf denen unter anderem Modell-Kühe in Deutschlandfarben zu

sehen waren. Dazu gab es Transparente und Plakate mit Aufschriften wie "Faire Preise für

faire Milch" und "Agrarindustrie zerstört Bauern und Vieh".

"Agrar-Exporte setzen unsere Projekte unter Druck"

Auch Uwe Becker von 'Brot für die Welt' nimmt an der Sternfahrt nach Berlin teil. Er

kritisiert vor allem die Agrar-Exporte.

Mehr regionale Landwirtschaft

Die Initiatoren der Sternfahrt fordern von der Bundesregierung und der Europäischen Union

einen gravierenden Kurswechsel: Weg von der Förderung von Agrarfabriken und

Massentierhaltung - hin zu einer bäuerlichen, regionalen Landwirtschaft. Es müsse sich

dringend etwas ändern, selbst bei ökologisch hergestellten Lebensmitteln gehe der Trend zur

globalen, industriellen Produktion, warnt Mitinitiatorin und Milchviehhalterin Johanna Böse-

Hartje.

Am Donnerstag macht die Sternfahrt in Wietze im Landkreis Celle Station, um dort gegen

den Bau des Geflügelschlachthofes zu protestieren.

Ostsee-Zeitung

dpa vom 01.06.2011 17:15

Trecker-Sternfahrt für bäuerliche Landwirtschaft

Schwerin (dpa/mv) - «Mit dem Traktor nach Berlin», heißt es in den kommenden Tagen für

Bauern aus mehreren Bundesländern. Sie wollen am 9. Juni vor dem Kanzleramt für eine

bäuerliche, faire, tiergerechte und ökologische Landwirtschaft demonstrieren, wie die

Umweltorganisation BUND als Mitveranstalter am Mittwoch in Schwerin mitteilte. In

Mecklenburg-Vorpommern starten Bauern am Samstag in Rostock. Zum Auftakt ist eine

Kundgebung geplant. Der BUND- Agrarexperte Burkhard Roloff sagte, die bisherige

Agrarpolitik zerstöre bäuerliche Betriebe, schade dem Klima und der Umwelt und verursache

dadurch hohe gesellschaftliche Kosten. «Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer

Landwirtschaft ist dringend notwendig.»

MERKUR

Schlepper-Sternfahrt vom Auerberg nach Berlin

29.05.11|Bernbeuren

Bernbeuren - Mit einer Schlepper-Sternfahrt bis nach Berlin, die auf dem Auerberg bei

Bernbeuren gestartet wurde, werben Landwirte und Milcherzeuger für eine Neuausrichtung

der Agrarpolitik.

Das Motto der Bauern-Sternfahrt „Wir machen uns auf den Weg für eine bäuerliche

Landwirtschaft zum Wohle Aller“ sagt eigentlich alles - Veränderung muss her, der

Vormarsch der agrarindustriellen Produktion muss gestoppt werden. Die Arbeitsgemeinschaft

bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der BDM Ostallgäu haben dazu die

Auftaktveranstaltung mit Gottesdienst, Gastrednern und dem Startschuss der Sternfahrt mit

rund 30 Traktoren, drei Autos und zwei Fahrrädern auf dem Auerberg organisiert.

Pfarrer Rainer Remmele ging in der Auerbergkirche der Frage nach: „Und was wird aus mir?“

Das Gefühl, einen solchen Aufschrei machen zu müssen, hätten Menschen, deren Leben

bedroht ist. Menschen, die in einer Minderheit leben, die nicht ernst genommen und nicht

wertgeschätzt werden. Remmele forderte die anwesenden Bauern, und Verbraucher auf, „ein

klares Ja zum Schutz der Arten“ zu geben.

Anschließend sprachen Vertreter verschiedener Interessensgruppen und riefen zur

Zusammenarbeit auf. Bayerns Landesvorsitzende der AbL, Edith Lirsch, führte durchs

Programm und war überwältigt von den gut 200 Zuhörern. Jan Wendel von der jungen AbL,

der maßgeblich an den Vorbereitungen der Südroute mitgewirkt hatte, freue sich schon auf

das Zusammentreffen mit Angela Merkel. Auf den vier Routen ins Kanzleramt nach Berlin

warten 50 Veranstaltungen auf die Sternfahrer, die unterwegs sind, für eine Neuausrichtung

der Agrarpolitik zu werben. Unterstützung gibt es vom BDM, Misereor, Bioland, Demeter

und anderen Organisationen.

BDM-Chef Romuald Schaber wünschte den Sternfahrern viel Glück auf ihrem Weg, denn es

„geht um die Lebensgrundlage der kommenden Generationen“. Der Präsident des

Europäischen Berufsimkerverbandes, Walter Haefeker, sprach über die Bemühungen,

Gentechnik in Deutschland und der EU zu verhindern. Derzeit werde ein Urteil des EUGH

erwartet, welches beim Sieg der Imker eine Schutzzone von zehn Kilometern um jeden

Bienenstock in Europa bedeuten würde, da Bienenerzeugnisse besonders von gentechnisch

veränderten Pflanzen beeinflusst würden.

Im Rahmen der Veranstaltung kam auch eine Meldung aus Greetsiel in Ostfriesland am

Auerberg an, nachdem sich dort rund 200 Menschen versammelt und 30 bis 40 Schlepper

Richtung Kanzleramt aufgemacht hatten. Dort wird die Kanzlerin zwei Tage nach Ankunft

der Bauern-Sternfahrt am 9. Juni für ein Gespräch zur Verfügung stehen.

Zum Abschluss erläuterte der 77-jährige Walter Mauk aus Eurasburg (Kreis Bad Tölz-

Wolfratshausen) seine Beweggründe, mit dem Traktor nach Berlin zu fahren. Es müsse ein

Zeichen gesetzt werden, denn „es ist unchristlich, an der Börse auf Lebensmittel zu

spekulieren, Importe aus Übersee zu holen und mit der Überproduktion die Bauern in Afrika

und Indien kaputtzumachen“, sagt er. Danach machten sich die Sternfahrt-Teilnehmer zur

Musik der Oberland-Kapelle auf den Weg Richtung Marktoberdorf und weiter bis nach Ulm,

dem Ziel der ersten Etappe.

RADIO GONG

Kitzingen: Bauernsturm macht Halt in Kitzingen

02.06.11 - 07:36 Uhr

Foto: Anne Millanovic

Eine zehnköpfige Gruppe von Bauern aus dem Allgäu hat auf ihrer

Sternfahrt nach Berlin am Mittwoch in Kitzingen halt gemacht. Die

Landwirte sind unter dem Motto „Wir haben es satt!“ auf ihren

Trekkern nach Berlin unterwegs. Dort wollen sie an höchster Stelle für

Artenvielfalt und faire Bedingungen in der Landwirtschaft werben.

Bei der Kundgebung auf dem Platz der Partnerstädte wurden die

Sternfahrer von regionalen Bauern aus dem Landkreis Kitzingen

unterstützt. Besonders bitter beklagten die Landwirte, dass kleinere

bäuerliche Betriebe immer öfter von der Landkarte verschwinden und

einer regelrechten Agrarindustrie weichen müssen. Am 9. Juni treffen

alle Teilnehmer der Sternfahrt in Berlin ein. Dort hoffen sie auf ein

Gespräch mit der Kanzlerin.

MZ

1.6.2011

Burgenlandkreis

Traktoren rollen bis zum Kanzleramt VON HEIKE RIEDEL, 01.06.11, 20:15h, aktualisiert 01.06.11, 21:35h

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. Am 7. Juni macht eine Bauernsternfahrt zum Kanzleramt in

Weißenfels Station. An Europas größtem Schweine-Schlachthof wollen Teilnehmer aus Süd-

und Mitteldeutschland gemeinsam mit der Bürgerinitiative Pro Weißenfels ihre Forderungen

nach einer bäuerlichen, fairen, tiergerechten und ökologischen Landwirtschaftspolitik

festmachen.

Es wird nur eine kleine Gruppe sein, sagt Lea Unterholzner vom Presseteam der Sternfahrt.

Seit dem 29. Mai sind aber Traktoren aus vier Richtungen zur Fahrt nach Berlin

aufgebrochen. Sie wollen den Forderungen der Demonstration von 20 000 Bäuerinnen und

Bauern im Januar vor dem Kanzleramt Nachdruck verleihen. Ihnen geht es um die

Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik und einen Systemwechsel in der Landwirtschaft. "Weg

von der Industrialisierung hin zur bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft. Die Agrarreform

2013 bietet die Chancen", sagt Unterholzner, die Mitglied der jungen Arbeitsgemeinschaft

bäuerliche Landwirtschaft (ABL) ist. Diese Organisation habe gemeinsam mit dem Bund

Deutscher Milchviehhalter (BDM) Niedersachsen die Aktion ins Leben gerufen. Aus ihrer

Sicht vertrete die Bundesregierung die Interessen der Agrarindustrie und Großgrundbesitzer

und nicht die der bäuerlichen Betriebe.

"Wir wollen mit der Sternfahrt die Debatte um die zukünftige Landwirtschaft in die

Bevölkerung tragen", sagt Claudia Gerster vom Sonnengut in Dietrichsroda, einem Hof mit

100 Hektar Ackerland und 30 Hektar Wiesen und Weiden. Weil sie auch zukünftig noch

naturnah und nachhaltig Lebensmittel herstellen will, unterstütze sie die Aktion in Thüringen

und in unserer Region. Doch sie gehört damit zu einer Minderheit unter den hiesigen

Landwirten. Denn nur wenige sind in der ABL oder im BDM organisiert, die Mehrzahl im

Bauernverband. Und der hält sich mit Äußerungen zu der Aktion zurück. "Wir müssen erst

einmal abwarten, was in Brüssel herauskommt", sagt Bernd Schunke vom Kreisverband

Sachsen-Anhalt Süd. "Es bringt nichts, gewachsene effektive Strukturen zu zerschlagen", lässt

sich Hans Schulze vom Burgenlandkreisbauernverband entringen.

Deutlich das Wort ergreift hingegen eine Nicht-Bäuerin, Nicole Reppin vom Bund für

Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bürgerinitiative Pro Weißenfels. Sie

hat in Weißenfels die Aktion am Dienstag früh vor dem Tönnies-Schlachthof in Regie. In

einer Videobotschaft will sie den Bauern den Protest gegen das Unternehmen mit auf den

Weg nach Berlin geben. "Kleine und mittlere Strukturen sind gesund in der Kette der

Lebensmittelproduktion", sagt sie. Der Schlachthof sei in seiner Größe ein Krebsgeschwür für

die Landwirtschaft. Es laufe etwas schief, wenn ein Betrieb 20 000 Schweine täglich

schlachten dürfe und für die Erweiterung noch Fördermittel erhalte. Ein überdimensionierter

Schlachthof ziehe überdimensionierte Tierhaltung nach und Umweltschäden.

HNA Bauern-Fahrt macht Halt in Witzenhausen

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anzeigen</p>101.06.11|Witzenhausen

Witzenhausen. Traktoren werden am Samstag, 4. Juni, gegen 18 Uhr den Marktplatz von

Witzenhausen besetzen. Auf einer Sternfahrt von Wiesbaden nach Berlin wollen Bauern aus

Hessen hier Station machen und in einer Kundgebung über ihre politischen Ziele informieren.

„Wir haben es satt!“ lautet das Motto der Bauern-Sternfahrt auf vier Routen zum Kanzleramt

in der Bundeshauptstadt, wo für einen Systemwechsel – „weg von der Industrialisierung der

Landwirtschaft hin zur bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft“ – demonstriert werden soll.

Die Sternfahrt ist eine Aktion der bundesweiten Kampagne „Meine Landwirtschaft – unsere

Wahl“. Am Samstag macht die in Wiesbaden gestartete Tour zunächst in Kassel Station, wo

von 10 bis 16 Uhr auf dem Königsplatz ein „Markt der Initiativen“ veranstaltet wird“ Das soll

es dann von 18 bis 20 Uhr auch in Witzenhausen geben.

Nach einem Grußwort von Bürgermeisterin Angela Fischer (CDU) stehen Reden von

Biolandbauer Hans-Jürgen Müller (Gut Fahrenbach), Heinfried Emden (Bundesverband

Deutscher Milchviehhalter) und Henrik Maaß (Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche

Landwirtschaft) auf dem Programm. Zudem gibt es Unterhaltung durch eine Samba-

Trommelband und Informationen zur Umkehr in der Landwirtschaftspolitik an mehreren

Ständen. (sff)

Hier können Sie Pressefotos für Ihre Berichterstattung einsehen. Wenn Sie Bilder in

druckfähiger Auflösung benötigen, wenden Sie sich bitte an fritz(at)wir-haben-es-satt.de oder

info(at)bauernsternfahrt.de

Pressemitteilung, Auerberg / Greetsiel, 29.05.2011

Bauernsternfahrt "Meine Landwirtschaft",

Bauern sind auf dem Weg

Bauernsternfahrt mit beeindruckendem Auftakt an Nordsee und im Allgäu nach Berlin

gestartet. "Meine Landwirtschaft - die es zu erhalten gibt"

(Auerberg/ Greetsiel/29.Mai 2011)Mit jeweils mehr als 200 Teilnehmern bei den beiden

Auftaktveranstaltungen ist heute Mittag die Bauernsternfahrt von Auerberg im bayerischen

Allgäu und vom Fischerdorf Greetsiel an der ostfriesischen Nordseeküste gestartet. Begleitet

von mehreren geschmückten Traktoren haben sich aus beiden Orten zwei Traktoren auf den

über zehntägigen Weg nach Berlin bis vor das Kanzleramt gemacht.

"Frau Merkel, die bäuerliche Landwirtschaft, die dieser Region das typische Gesicht gibt,

muss erhalten werden. Dazu braucht es eine grundlegend andere Agrarpolitik. Deshalb sind

wir nun unterwegs", so Jan Wendel, Sternfahrer und Studierender der Agrarwissenschaften in

Kassel. "Die Bundesregierung ist maßgeblich verantwortlich dafür, wie die anstehende

Reform der EU-Agrarpolitik ausfallen wird. Weil uns das alle etwas angeht und keine Sache

der Hinterzimmer sein darf, mischen wir uns aktiv in diesen Prozess ein", so Wendel weiter.

"Wer weiter auf agrarindustrielle Strukturen setzt, entzieht den Bäuerinnen und Bauern die

Existenzgrundlagen, wie das in viele Regionen Europas leider jetzt schon der Fall ist. Um

diesen Prozess zu stoppen, fahren wir nach Berlin."

"Die Reform der EU-Agrarpolitik darf sich nicht auf das Geld beschränken. Wir brauchen

vernünftige Rahmenbedingungen für den Markt. Wir Bauern wollen nicht von staatlichen

Direktzahlungen abhängig sein, sondern von den Erlösen für unsere Erzeugnisse leben

können.", so Karin Mannsholt, Vertreterin des BDM Niedersachsen in Greetsiel. "Wir streiten

für faire Preise und für politische Rahmenbedingungen, die das ermöglichen", machte

Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter in

Auerberg deutlich. "Das können wir nur durch dieses starke Bündnis aus Bauern,

Verbrauchern, Umweltschützern und Eine-Welt-Organisationen erreichen. Deswegen sind

wir sehr froh um die breite Unterstützung von 33 Organisationen im Bündnis "Meine-

Landwirtschaft.de". Denn die Landwirtschaftspolitik in Europa ist entscheidend für das

Überleben unserer Bauern, aber auch unseres Planeten.

"Die bisherige Agrarpolitik haben wir satt", so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für

Umwelt und Naturschutz Deutschland auf dem Auerberg. "Sie zerstört nicht nur bäuerliche

Existenzen, sondern sie schadet auch unserem Klima, unserer Umwelt und verursacht

dadurch hohe gesellschaftliche Kosten. Wir wollen und wir können uns diese verfehlte

Agrarpolitik nicht mehr erlauben. Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer

Landwirtschaft ist dringend notwendig. Deswegen unterstützen wir die Bauernsternfahrt."

Auch die Küstenfischer an der Nordseeküste brauchen einen Fairen Markt für ihre Krabben.

Deswegen haben sie mehreren Wochen gestreikt. "Wer weiter unsere Preise ruiniert, wird

bald keine Kutter mehr in diesem idyllischen Hafen einlaufen sehen und keine Kuh mehr

hier auf der Weide sehen", so Dirk Sander, Vertreter der Norddeutschen Fischer beim

Sternfahrt-Auftakt in Greetsiel.

Die Sternfahrt ist eine Aktion der Kampagne "Meine Landwirtschaft - unsere Wahl"

www.meine-landwirtschaft.de. Diese sendet Videobotschaften, die an an die Kanzlerin

gerichtet sind und am 9. Juni 2011 in Berlin auf einer Großleinwand vor dem Kanzleramt

gezeigt werden.

Alle Informationen unter: www.bauernsternfahrt.de

Tourdaten im Detail: www.meine-landwirtschaft.de/sternfahrt/route.html

Sternfahrt-Presseteam:

Jochen Fritz: 0171-8229719, [email protected]

Lea Unterholzner: 0176-70408888, [email protected]

Pressebilder: www.meine-landwirtschaft.de/sternfahrt/presse/pressefotos.html

Kontakt:

Bauern-Sternfahrt: Wir haben es satt!, c/o INKOTA-netzwerk e.V., Chrysanthemenstr. 1-3,

10407 Berlin-Lichtenberg Fon: 030-420820259, Fax: 030-420820210, Email:

[email protected].

------------------------------

AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.

Bahnhofstraße 31

D - 59065 Hamm/Westf.

Tel.: 02381-9053171

Fax: 02381-492221

[email protected]

NWZ 26. Mai 2011

Auf Sternfahrt Protest gegen Fehlentwicklungen in der Agrarpolitik

von Hartmut Kern

FRAGE: Frau Mansholt, worauf wollen Sie mit der am 29. Mai geplanten Sternfahrt von

Greetsiel nach Berlin aufmerksam machen?

MANSHOLT: Die Fahrt steht unter dem Motto „Angela, wir müssen reden!“ und es geht

darum, deutlich zu machen, dass wir in Deutschland eine andere und bessere Agrarpolitik

brauchen.

FRAGE: Welche Versäumnisse werfen Sie der Bundesregierung vor?

MANSHOLT: Die Politik zielt immer noch zu sehr auf Industrialisierung ab. Was wir aber

benötigen, ist eine Nachhaltigkeit vor kurzfristigem Gewinnstreben. Wir fordern daher faire

Marktbedingungen für alle.

FRAGE: Was bedeutet das in der Praxis?

MANSHOLT: Um auf Augenhöhe verhandeln zu können, müsste zum Beispiel die

Marktstellung der Milchbauern gestärkt werden. Neu geordnet werden müsste auch die

Verteilung der Agrarsubventionen innerhalb der EU mit einer sozialen Ausgewogenheit.

Noch immer werden Konzerne unverhältnismäßig stark unterstützt.

FRAGE: Wer beteiligt sich an der Protestaktion ab 29 . Mai?

MANSHOLT: Mittlerweile sind es 31 Verbände von der Kirche über den Naturschutz, die

Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, den Bundesverband deutscher Milchviehalter

und Hilfsorganisationen, wie Brot für die Welt und Misereor, bis hin zum Bund für Umwelt

und Naturschutz sowie Naturschutzbund. Schließlich beteiligen auch die Krabbenfischer und

Mitglieder der Antiatomkraft-Bewegungen. Auf der Fahrt werden wir auch die Käserei des

Deutschen Milchkontors in Edewecht und den Bauerntag in Cloppenburg besuchen.

FRAGE: Was planen Sie am Ziel beim Kanzleramt ?

MANSHOLT: Am 9. Juni kommen wird dort an und stärken uns bei einer Bauerntafel. Dabei

fordern wir die Bundeskanzlerin auf, Gespräche mit uns führen. Die für uns wichtigen

Themen werden wir öffentlichkeitswirksam präsentieren.

Karin Mansholt ist ehrenamtlich als Regionalleiterin für Ostfriesland im Bundesverband

deutscher Milchviehhalter tätig und dort Mitglied des Bundesbeirats. Die 45-Jährige betreibt

einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Milchvieh in Woltzeten bei Pewsum

(Kreis Aurich).

TAZ NORD

27.05.2011

Agrarindustrie in Niedersachsen

Sind so viele Euter

Der Riesenkuhstall im niedersächsischen Barver wird jetzt nicht für 3.200 Milchkühe gebaut,

sondern für 1.600. Eine Weide sehen die Tiere nie, die Molkereien und die

Futtermittelindustrie profitieren. VON BENNO SCHIRRMEISTER

Keimzelle des Protests: Auf dem Hof von Friedhelm Feldhaus im niedersächsischen Barver.

Foto: dpa

BREMEN taz | Keine 3.200 Stück Milchvieh, der größte Kuhstall Deutschlands wird in

Barver nicht gebaut, das ist die Botschaft: Mit der soll wieder Ruhe einkehren im dünn

besiedelten Ortsteil der Samtgemeinde Rehde im Landkreis Diepholz.

Die Kuh sei vom Eis, wortspielt der Ortsteilbürgermeister, Entwarnung kommt aus dem

Samtgemeinderat Rehde, und auch die Kreisverwaltung stimmt mit ein. Aber noch längst sind

nicht alle beruhigt. "Die Sache hat doch einen Haken", befürchtet Bauer Friedhelm Feldhaus,

"und der ist so groß, dass man ihn nicht sieht."

Am Sonntag geht die bundesweite Proteststernfahrt gegen eine industrielle und für eine

bäuerliche Landwirtschaft los, ein Arm in Rostock, einer in Hessen, einer in Marktoberndorf

und einer in Greetsiel an der Nordsee.

Bis 9. Juni soll sie dauern, das Kanzleramt ist das Ziel. Sie führt über die Hotspots der

deutschen Agrarpolitik. Und Feldhaus Hof ist eine wichtige Etappe: Montag und Dienstag

hält hier der Bauerntreck.

Denn "Barver ist ein symptomatischer Ort geworden", sagt Ottmar Illchmann vom Bund

deutscher Milchviehhalter (BDM). Ein Symptom dafür, dass die Agrar-Industrialisierung

nach der Fleischproduktion nun auf die Milch übergreift, genau hier, im Gründlandgebiet mit

den Einsiedlerhöfen. Einer davon gehört Feldhaus, und dessen Nachbar ist der Milchfabrikant

Jörn Kriesmann, der die Anlage mit 3.200 Kühen bauen wollte.

Direkt vis-à-vis hat der seine Stallungen, verborgen durch eine drei Meter hohe Deichanlage

rings ums Terrain: Nur wer die besteigt, erhascht einen Blick auf die Flachbauten. In denen

leben 1.100 Kühe sommers wie winters.

Mit herausragendem Liegekomfort, wie der Fachmann sagt, unter tollen hygienischen

Bedingungen. Die Weide? Kennen sie nicht. Für Weidehaltung gelten 120 Tiere als

Obergrenze. Zwar, der Milch täte das gut. Stallhaltung verschlechtert das Fettprofil. Aber wer

merkt das schon?

Wie er seinen Hof mit 100 Kühen und 180 Hektar Weideland gegen Kriesmanns

Expansionsdrang behaupten soll, das bereitet Feldhaus Sorgen. Auch wenn der hat

zurückstecken müssen: Anstelle des Giga-Stalls mit 3.200 Milchkühen darfs jetzt nur ein

Megastall werden, mit 1.600 Tieren.

Das ist zwar noch immer das 20fache der niedersächsischen Durchschnittsherde. "Aber man

muss auch", sagt Samtgemeindebürgermeister Hartmut Bloch, "die Entwicklung der

Nachbarkreise im Auge behalten". Gerade Vechta setzt weiter auf Agrarindustrialisierung.

"Da gibt es starken Druck auf unseren Flächenmarkt."

Denn Barver ist ein Extrem-, aber kein Einzelfall: Bauvoranfragen für 1.000er Ställe gibts im

Kreis Leer/Ostfriesland, in Rotenburg/Wümme, in Vechta und im ganzen Land: Die

Milchquote läuft aus. Der Markt ordnet sich neu.

Und wenn die EU im Sommer keine neue Form der Regulierung findet, gehts rund: Offenbar

gibts die Hoffnung, für die Molkereien durch Größe attraktiv zu werden. Für die ist es ja

praktisch einen statt 20 Höfe anzufahren.

Besonders interessant ist das Modell natürlich auch für die Futtermittelindustrie. Denn

Grünland heißt ja: relative Autonomie. Bislang konnte die Milchbauern deshalb Front machen

gegen Gen-Futter. Aber so entstehen Abhängigkeiten.

Woher das Geld für den aktuellen Investitionsschub kommt, ist unklar. Als hochprofitabel

galt die Milchwirtschaft zuletzt nicht. Sicher ist nur, dass ein Stall mit 3.200 Kühen einen

Jackpot im Lotto kosten würde.

Bürgermeister Bloch ist nicht wenig stolz auf den "Kompromiss, der die Belange aller

Beteiligten berücksichtigt". Und für den "unzählige Gespräche" geführt wurden, sagt er,

zwischen Kommunalverwaltung und Investor, zwischen Bauern und Gemeinde, und

interfraktionell im Rat. "Wir wollten nicht, dass es zum Politikum wird."

Dabei wars das längst: Der örtliche Protest, der gleich im Februar vom Hof der Feldhaus

ausging, schlug Wellen, erst im Gemeinderat, dann im Kreistag und schließlich in den

Medien, bundesweit.

Am Ende fand sogar Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) deutliche Worte:

"Stallprojekte dieser Größenordnung lehnt die niedersächsische Landesregierung ab", schrieb

er an die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die sich an den Protesten

beteiligt hatte, neben dem BDM und dem Bündnis gegen Agrarfabriken.

In Barver hatten manche Sorge vor einer Spaltung des Dorfs. Auf der einen Seite sehen

selbstständige Bauern ihre Existenz bedroht: Wenn einer so viel Milch anbietet wie sonst 40,

dann wird das Höfesterben forciert.

Auf der anderen sind die Lohnarbeiter: Denn vollautomatisch reinigen sich die Ställe nicht,

gemolken werden muss auch, und die Futterlieferungen vom Staplerfahrer in die Lagerhalle

verbracht. Das halbe Dorf arbeite für die Kriesmanns, ist in Barver zu hören.

Also hat "die Gemeinde das Verfahren an sich gezogen", erklärt Bloch. Und also fand man

besagten Kompromiss, dem Feldhaus nicht traut:"Der hatte doch die ganze Zeit gesagt: Er

muss sich mindestens verdoppeln, damit es sich lohnt", sagt der Bauer. "Und jetzt soll er

plötzlich damit zufrieden sein?"

Die Kriesmanns finden, zum Thema sei alles gesagt. Und auf die Frage, ob sie jetzt statt

einem für 3.200 bloß zwei Ställe à 1.600 Milchkühe bauen, antworten sie, ihnen sei bloß

"wichtig, dass es unseren Tieren gut geht".

Bloch schließt ein solches Schlupfloch aus. Dreifach abgesichert hat man das

Verhandlungsergebnis, im Gemeindeentwicklungs-, im Flächennutzungs- und im

Bebauungsplan. Die sind geeint, die Zustimmung im Gemeinderat also sicher. Und der

Zuwachs von 500 Kühen, der nun gestattet wird, der sei ja doch auch noch ein erheblicher.

Bloch hat Recht. Kommunal haben sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft, im Fall Barver, der

ein Symptom ist. Dem haben sie eine Grenzen stecken können. Nicht weniger. Aber auch

nicht mehr.

Kreiszeitung

Diskussion habe Dorf belastet

„Die Kuh ist vom Eis“

25.05.11|Lemförde

Lemfoerde - BARVER · In Barver wird es keine Anlage mit 3 200 Kühen geben. Alle

Beteiligten hätten sich auf einen Kompromiss geeinigt, der eine Erweiterung des Betriebs von

1 100 auf 1 600 Milchkühe vorsieht, sagte Rehdens Samtgemeindebürgermeister Hartmut

Bloch gestern (siehe Bericht Seite „Kreis und Region“).

Um diesen Kompromiss zu finden, waren im Vorfeld „unzählige Gespräche“ geführt worden.

Klar sei schon bei der ersten Informationsveranstaltung gewesen, dass „man nichts übers Knie

brechen will“, so Bloch. „Wir mussten uns eine gewisse Zeit nehmen, das ist hier geschehen

und ist die Basis für einen fachlichen Kompromiss“, ergänzte Henrich Meyer zu Vilsendorf,

Leiter der Bezirksstelle Nienburg der Landwirtschaftskammer Hannover.

Landwirtschaftliche Betriebe würden weniger, aber größer, betonte Holger Schwenzer,

Fachdienstleiter Bauordnung und Städtebau beim Landkreis Diepholz. „Wir können das nur

steuernd begleiten.“ Er freue sich, dass Samtgemeinde und Gemeinde das Vorhaben über

Flächennutzungs- und Bebauungsplan steuerten und das ganze flankiert werde von einem

städtebaulichen Vertrag. „Die Bauleitplanung ist genau das richtige Instrument, um Dinge zu

begleiten, Spielräume zu geben, abzuwägen uns auszugleichen“, lobte Schwenzer. Für diese

solle ein Planer tätig werden, erklärte Bloch. Für das Vorhaben sollen ein Sondergebiet und

ein Bauteppich ausgewiesen werden.

Wie alle Beteiligten lobte auch Meyer zu Vilsendorf den Kompromiss, der es dem Betrieb

Kriesmann ermögliche, „neu zu bauen und den Tierschutz, der ohnehin schon eine große

Rolle auf dem Betrieb spielt, noch weiter in den Vordergrund zu stellen“. Kriesmann selbst

betonte, dass der Tierhygiene und -gesundheit mit dem Neubau noch besser Rechnung

getragen werden könne. „Wir sind gut, wollen noch besser werden – und das ist auch ernst

gemeint“, so der Landwirt. Er habe gute Mitarbeiter, die überwiegend aus Barver kämen und

voll hinter dem Betrieb stünden.

Barvers Bürgermeister Detlev Osterbrink betonte auch, dass kleinere Kollegen nicht aus dem

Blick verloren werden dürften. „Milchviehbetriebe haben heute 100 Tiere im Schnitt, leben

davon. Auch denen muss es möglich sein, sich weiter zu entwickeln, damit sie den

Anforderungen der Zukunft gerecht werden.“ Aber auch Osterbrink freute sich über den

Kompromiss. „Die Kuh ist vom Eis.“ Die Unruhe in der Gemeinde sei, gerade in letzter Zeit,

groß gewesen. „Die Diskussion hat das Dorf belastet“, sagte auch sein Stellvertreter Eckhard

Meyer. „Es ist gut, dass wieder mehr Ruhe ins Dorf kommt, damit wir in 14 Tagen schön

Schützenfest feiern können.“

Angesichts des Wirbels um den ursprünglich geplanten Bau räumte Henrich Meyer zu

Vilsendorf ein, dass es Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um mit Vorurteilen aufzuräumen. „Wir

müssen heraus stellen, dass die Größe an sich nichts Negatives für Tiergesundheit und -

hygiene ist. Bei der Entwicklung der modernen Tierhaltungsbetriebe stellen wir fest, dass die

Akzeptanz dafür teilweise nicht gegeben ist.“

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüße und unterstütze den

Kompromiss, dass der Betrieb Kriesmann in Barver auf nur 1 600 statt 3 200 Milchkühe

erweitert werden kann. Das teilte die AbL gestern mit. „In Anbetracht der jetzt schon im

Betrieb Kriesmann gehaltenen Tiere bewegt sich diese Größenordnung weitgehend im

Rahmen des gesetzlichen Anspruchs auf Bestandswahrung“, so AbL-Sprecher Eckehard

Niemann. Gleiches meinte auch Jochen Vogt, Sprecher des Netzwerkes „Bauernhöfe statt

Agrarfabriken“: „Gut, dass ein Kompromiss gefunden worden ist, prima.“ Er betonte aber:

„Ich muss nicht jubeln. Es ist ein Kompromiss, den ich unter dem Kapitel Bestandswahrung

abhefte.“ Das Netzwerk fordere, Bestandsobergrenzen von 300 bis 400 Milchkühen

einzuführen. Im Rahmen des Bestandschutzes sei eine größere Zahl aber akzeptabel. Der

Syker betonte jedoch, dass das keinesfalls ein Signal sein solle und andere Betriebe ermuntern

solle, mit vierstelligen Beständen zu planen. „Das kann kein Präzedenzfall sein.“ · cs

Antragsteller wird wahrscheinlich gegen Bescheid klagen - 24.05.2011

Kreis lehnt Megastall ab Von ANKE LANDWEHR

Verden. Ein im Etelser Ortsteil Giersberg geplanter Hähnchenmaststall mit 100000 Plätzen

darf nicht gebaut werden. Der Landkreis Verden hat den Antrag des Landwirts Jürgen Ernst

nach langwierigen Auseinandersetzungen abgelehnt. Das hat Landrat Peter Bohlmann gestern

bestätigt. Als Grund nannte er die "nicht ausreichend gesicherte Erschließung".

Ernst wird die Entscheidung mit großer Wahrscheinlichkeit vor dem Verwaltungsgericht

anfechten. "Verloren habe ich schon, ich kann nur noch gewinnen", erklärte er. Zu seinem

Hof führt die Giersbergstraße, die nach Auffassung des Landkreises für den zu erwartenden

Verkehr viel zu schmal ist. Eine Verbreiterung auf seine Kosten lehnt Ernst ab, er hält sie

auch nicht für notwendig. Sein Rechtsanwalt Jochen Hollinderbäumer aus Oldenburg: "Wir

haben da augenblicklich rein rechnerisch 2,4 Lkw-/Traktor-Bewegungen täglich, diese Zahl

würde sich durch den Stall nicht einmal verdoppeln."

Landrat Bohlmann verweist dagegen auf Gerichtsurteile, die der Landkreis seinem

Ablehnungsbescheid zugrunde gelegt habe. Danach seien wegen ungesicherter Erschließung

schon weitaus kleinere Vorhaben gescheitert. Er sehe einer Klage deshalb gelassen entgegen.

Gleichzeitig erneuert Bohlmann die Forderung an den Gesetzgeber, im Baugesetzbuch

die Privilegierung gewerblicher Tierhaltungsanlagen von deren Größe abhängig zu

machen. Nach dem Hähnchenmaststall war im Kreishaus ein weiterer Megastall beantragt

worden - diesmal für 6000 Mastschweine in der Samtgemeinde Thedinghausen.

Top agrar Keine Genehmigung für 3200er-Stallanlage

[25.05.2011]

Das berichtet die Kreiszeitung heute. Die bestehende Anlage dürfe maximal auf 1600 Kühe

erweitert werden. Derzeit hält der Betrieb 1100 Kühe. Alle an der Entscheidungsfindung

beteiligten Behörden wie Gemeinde und Landwirtschaftskammer hätten sich auf den

Kompromiss von 1600 Kühen geeinigt.

Wie alle Beteiligten lobte auch Henrich Meyer zu Vilsendorf von der Landwirtschaftskammer

Bezirksstelle Nienburg den Kompromiss, der es dem Betrieb ermögliche, „neu zu bauen und

den Tierschutz, der ohnehin schon eine große Rolle auf dem Betrieb spielt, noch weiter in den

Vordergrund zu stellen“.

Der Bauherr, Jörn Kriesmann, betonte, dass der Tierhygiene und -gesundheit mit dem Neubau

noch besser Rechnung getragen werden könne. Barvers Bürgermeister Detlev Osterbrink

betonte auch, dass kleinere Kollegen nicht aus dem Blick verloren werden dürften.

„Milchviehbetriebe haben heute 100 Tiere im Schnitt, leben davon. Auch denen muss es

möglich sein, sich weiter zu entwickeln, damit sie den Anforderungen der Zukunft gerecht

werden.“

Voraus gegangen waren wochenlange Diskussionen und hitzige Debatten in der Gemeinde

Barver und Umgebung. Nach Angaben des Bürgermeisters habe das Projekt eine große

Unruhe in die Gemeinde gebracht. Angesichts des Wirbels um den ursprünglich geplanten

Bau räumte Henrich Meyer zu Vilsendorf ein, dass es Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um mit

Vorurteilen aufzuräumen.

Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe

AKTUELLES

Billerbeck verliert und zahlt

Die Hähnchenmast lohnt sich, deshalb bauen Landwirte Ställe – was nicht immer auf

Begeisterung stößt. Foto: B. Lütke Hockenbeck

Streit um Hähnchenställe beendet: Oberverwaltungsgericht NRW hat Antrag der Stadt

Billerbeck auf Zulassung der Berufung zurückgewiesen.

Anfang 2007 hatte Landwirt Josef G. den Bau eines Masthähnchenstalles für 39.900 Tiere in

der Bauerschaft Beerlage beantragt. Doch die Stadt Billerbeck versagte ihr Einvernehmen.

Der Stall stehe zu nah an der Siedlung Aulendorf, es gebe bereits zu viele Hähnchenställe in

Billerbeck und im gesamten Münsterland, zudem würden solche gewerblich betriebenen

Tierhaltungsanlagen nicht mehr unter den Begriff „Landwirtschaft“ fallen.

Weil Josef G. jedoch alle Auflagen für den Stall nachweisen konnte, setzte sich die

Bezirksregierung Münster über die Bedenken der Stadt hinweg und erteilte die erforderliche

immissionsschutzrechtliche Genehmigung nach § 35, 1 Nr. 4 BauGB (sonstige Bauvorhaben).

Hitzige Debatten und Stimmungsmache

Gegen die Ersatzvornahme klagte die Stadt, vorausgegangen waren hitzige Debatten im

Stadtrat, eine Bürgerinitiative hatte massiv Stimmung gegen Landwirte gemacht, die im

Stadtgebiet Geflügelställe beantragt und teils schon errichtet hatten.

Am 27. Mai hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster jetzt den Antrag der Stadt

Billerbeck auf Zulassung der Berufung zurückgewiesen und ihr die Kosten beider Verfahren

aufs Auge gedrückt. Der Streit um die Ställe, einer davon steht in Aulendorf und wird seit

Mitte 2010 betrieben, dürfte damit beendet sein. As

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Folge 23/2011.

Nordkurier

Artikel vom 01.06.2011

"Der Fisch stinkt vom Kopf her"

Alt Tellin/Neubrandenburg (sth).

Nach wie vor besitzt der Investor rein rechtlich gesehen einen

Freifahrtschein für den Bau der in der Gemeinde Alt Tellin

geplanten großen Schweinezuchtanlage. Denn anscheinend hat das

Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) in

Neubrandenburg noch keinen endgültigen Bescheid auf dessen

Widersprüche verschickt, mit denen die Auflagen für den Bau erst

einmal ausgehebelt worden sind. Damit aber gilt bis auf Weiteres

die von der Behörde angeordnete sofortige Vollziehbarkeit der

Baugenehmigung, obwohl StALU-Chefin Christa Maruschke

gegenüber dem Nordkurier bereits vor zweieinhalb Wochen Abhilfe

versprach. Passend dazu liefen in der vergangenen Woche

Bauarbeiten auf dem Gelände an, wobei sich die Beteiligten streiten,

ob das Ganze rechtlich tatsächlich als Baustart für die Stallanlage

gilt.

Unabhängig davon wird der Ruf nach Konsequenzen aus der

jetzigen Situation immer lauter. "Wie sieht es mit der Übernahme

von Verantwortung aus", fragt die Bürgerinitiative "Rettet das

Landleben am Tollensetal" in ihrem jüngsten am Wochenende

erschienenen Flugblatt. "Herr Backhaus ist verantwortlich für das

StALU, Minister Seidel für die dort durchgeführten

Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz."

Denn nach Ansicht von Jörg Kröger von der BI kommen nur zwei

Varianten in Frage: Entweder der von der Behörde sogar

eingeräumte "Fehler" sei absichtlich passiert und wäre dann ein Fall

für den Staatsanwalt oder es handele sich wirklich um ein Versehen.

Auch dann seien Konsequenzen im Amt selber überfällig, ganz

abgesehen von der Korrektur im Verfahren. "Der Fisch stinkt

bekanntlich vom Kopf her", so der BI-Sprecher.

Neue Nahrung bekommen die Vorwürfe durch eine öffentliche

Aussage des rechtlichen Vertreters des Investors in der

Gemeindevertretung Alt Tellin. Demnach hätte die Behörde schon

längst reagieren können: "Unsere Begründung für den

Widerspruchsbescheid liegt dem StALU seit Anfang April vor",

erklärte dort Dr. Helmar Hentschke von einer Potsdamer Kanzlei.

Amtsleiterin Maruschke war gestern nach Aussage ihres

Vorzimmers nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Sie weilte

demnach im Ministerium in Schwerin.

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SVZ

HAGENOW

Scharbow: Broilermast teilt das Dorf

30. Mai 2011 | von Mayk Pohle

Gedränge im Zelt, Scharbow hatte leider keinen vernünftigen Raum für die

Informationsveranstaltung zur geplanten Broilermastanlage zu bieten, die Stimmung war von

Anfang an gereizt. Am Ende gab es bei aller Information viel Streit. Mayk Pohle

SCHARBOW - Der Hagenower Ortsteil hat am Sonnabend eine denkwürdige Veranstaltung

erlebt, im Zelt und beim Rattern eines Stromaggregates. Geplant war eine

Informationsveranstaltung unter den Fittichen der Stadtverwaltung über die nahe des Dorfes

geplante Broilermast Zwar gelang die Weitergabe der Informationen, doch am Ende der mehr

als zweistündigen Veranstaltung im viel zu kleinen Zelt stritten die Gegner mit den

Befürwortern und vor allem mit dem Investor Ingo Fischer immer wieder. Es gab viel

Grundsätzliches über Profite, über Gefahren über Tierquälerei. Fischer, zugleich

Ortsteilvertreter und auch SPD-Stadtvertreter, hatte mit seinem Planer Dr. Wilfried Eckhof

früh die Stimmung gegen sich. Die Gegner der für 126 000 Tiere geplanten Anlage hatten die

Stimmungshoheit, die Befürworter und Zweifler agierten stiller.

Dennoch konnte der Planer Eckhof alle Details zur Anlage vorstellen und zusammen mit

seinem Auftraggeber und Investor Fischer Fragen beantworten. Das Gerücht, es sei noch eine

Biogasanlage geplant, konnte Fischer schnell entkräften. Gedacht ist vielmehr an einer

Verbindungsleitung zur nahe gelegenen Anlage in Presek. Klar ist auch, dass die drei Ställe

keine Filter haben werden. Da mochte Eckhof noch sehr auf die Gesetzeslage hinweisen, die

nämlich in dieser Frage nichts vorschreibt, die Befürchtungen der Gegner aus Scharbow und

Bobzin waren nicht aus dem Weg zu räumen. Das gilt noch viel mehr für die Befürchtungen,

die zu erwartenden Lkw-Transporte würden der Bobziner Straße endgültig den Hals

umdrehen. Auch hier verfing das Argument der Planer, es seien doch nur ganz wenige

Fahrten pro Tag, nicht.

Bevor der Streit und die grundsätzlichen Auseinandersetzungen über abzuwertende

Grundstücke, Geruchsbelastungen, Keime losbrachen konnten immerhin die Nachricht

vermittelt werden, das die Abfälle aus den Stallanlagen nicht auf irgendwelche Felder

gefahren werden sondern in die Biogasnalage kommen. Informiert wurde auch über den Stand

des Verfahrens. Noch ist man in der Planung, es gibt noch keinen Antrag bei den Behörden.

Dennoch machten der Planer mit seiner Mannschaft und auch der Investor klar den Eindruck,

dass sie die Anlage sehr wohl für genehmigungsfähig halten.

Wie zerstritten das Dorf bei dieser Frage inzwischen ist, zeigte sich in der anschließenden

Diskussion. Wer die Mehrheit hat ist nicht klar, denn der Investor ist kein Fremder sondern

ein sehr anerkannter Landwirt und Nachbar. Fischer beklagte sich dann auch, dass die

Anfeindungen inzwischen sehr ins Persönliche gingen. So habe man seine komplette Adresse

auf einer Internet-Seite veröffentlicht, das könne er nicht mehr lustig finden.

Bürgermeisterin Gisela Schwarz hatte nicht nur eingeladen, sie wagte sich auch mutig in die

Moderation. Aus Sicht vieler beging sie dabei den Fehler, sich zu sehr auf die Seite des

Investors zu stellen.

Für die Gegner jedenfalls ist klar, dass ihr Widerstand weitergehen wird, sicherlich auch vor

Gericht.

NDR

Stand: 31.05.2011 14:13 Uhr

Emlichheimer wollen keine Mega-Mastanlage

Für bis zu 330.000 Tiere soll die geplante

Mastanlage ausgelegt sein. (Archivbild) In Nordhorn wird am Dienstag über die

Einwendungen von Naturschutzverbänden und Anwohnern gegen eine geplante

Hähnchenmastanlage beraten. Ein Landwirt will im Ortsteil Weusten in der Samtgemeinde

Emlichheim einen Maststall für rund 330.000 Tiere errichten. Beim zuständigen Landkreis

Grafschaft Bentheim sind insgesamt 48 Einwendungen gegen die geplante Großanlage

eingegangen.

Gesundheits-, Geruchs- und Verkehrsbelastung befürchtet

Die geplante Mastanlage gefährdet nach Ansicht

von Anwohnern und Naturschützern die Gesundheit der Bevölkerung. (Archivbild) Nach

Angaben eines Sprechers ähneln sich viele der Einwendungen. Es geht vor allem um

befürchtete Staub- und Geruchsbelästigungen, sowie die Gefahr durch sogenannte

Bioaerosole. Das sind luftgetragene Partikel biologischer Herkunft - also beispielsweise Pilze,

Bakterien und Viren. Sie können zu Atemwegs- und allergischen Erkrankungen führen.

Außerdem erwarten einige Beschwerdeführer eine Zunahme der Verkehrsbelastung durch an-

und abfahrende LKW. Und nicht zuletzt haben viele Angst davor, dass ihre Häuser enorm an

Wert verlieren könnten, wenn die Anlage erst einmal in der Nachbarschaft steht. Der

Antragsteller betreibt bereits einen Stall für 140 Milchkühe und etliche Zuchttiere. Dazu noch

eine Biogasanlage für Getreide.

Landkreis sieht derzeit keine Möglichkeit, Bauantrag abzulehnen

Der Landkreis Emsland hat die Auflagen für

Baugenehmigungen von Mastanlagen kürzlich verschärft. (Archivbild) Bislang, so der

zuständige Sachbearbeiter, habe der Landkreis keine Handhabe, den Bauantrag abzulehnen.

Der benachbarte Landkreis Emsland hatte die Auflagen für eine Genehmigung kürzlich

verschärft, unter anderem durch Brandschutz- und Keimgutachten. Auch Niedersachsens

Ministerpräsident McAllister (CDU) will den Kreisen mehr Steuerungsmöglichkeiten

verschaffen. Nutztierhaltung könne auf Dauer nur erfolgreich betrieben werden, wenn sie

gesellschaftlich akzeptiert werde, so McAllister am Montag auf dem Landesbauerntag in

Cloppenburg.

SALZGITTER ZEITUNG Donnerstag, 26.05.2011 Nachrichten / Salzgitter

Rat appelliert an Landwirte, keine Mastanlagen zu errichten Von Ingo Kugenbuch

Der Rat der Stadt Salzgitter hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich gegen die

industrielle Massentierhaltung ausgesprochen. Auch die SPD unterstützte einen

entsprechenden Antrag der Gruppe Linke/Grüne.

Der Antrag fordert, dass die Verwaltung bei der Genehmigung solcher Mastanlagen den

rechtlichen Rahmen voll ausschöpft, also möglichste hohe Hürden für die Antragsteller

errichtet. Außerdem wird an die Landwirte in Salzgitter appelliert, auf den Bau "industrieller

Tierproduktionsstätten" zu verzichten. Zudem sollen auch Bund und Land die Gesetze so

ändern, "dass ein Stallbauboom wie im Emsland verhindert werden kann".

"Es geht uns dabei nicht nur um Hühner, sondern um Massentierhaltung allgemein", sagte

Marcel Bürger (Linke/Grüne). "Wer Fleisch essen will, sollte es aus bäuerlicher

Landwirtschaft kaufen – und muss dann eben etwas mehr bezahlen."

Neue OZ online 27.05.2011, 23:32 Fenster schliessen drucken

Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/artikel/54536027/nach-ehec-nun-

auch-gefluegelpest-mehr-tote--betriebe-in-niedersachsen-gesperrt

Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung

Veröffentlicht am: 27.05.2011

Nach EHEC nun auch Geflügelpest: Mehr Tote – Betriebe in Niedersachsen gesperrt hab/kj/fho/ra Osnabrück

hab/kj/fho/ra Osnabrück. Für Verbraucher, Bauern und Lebensmittelbranche ist es

kein gutes Frühjahr. Der EHEC-Darmkeim verdirbt Appetit und Geschäfte, die

Geflügelpest hat aus Ostwestfalen inzwischen Niedersachsen erreicht, und die

Landwirte leiden obendrein unter der Trockenheit. „Der Trend ist dramatisch“, sagte

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner in einem Interview mit unserer Zeitung.

In Glandorf und Melle (Landkreis Osnabrück) sowie in Wietzen (Kreis Nienburg) wurden

gestern drei landwirtschaftliche Betriebe wegen des Verdachts der Geflügelpest vorläufig

gesperrt. Die Höfe waren nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums

in den letzten Wochen mit insgesamt 115000 Küken aus einem Zuchtbetrieb in Ostwestfalen

beliefert worden, in dem die mildere Variante der Geflügelpest ausgebrochen ist. Ob die

Bestände in Niedersachsen getötet werden müssen, sollen Untersuchungen bis heute ergeben.

Unterdessen zeichnen sich Spannungen zwischen den Landesregierungen in Hannover und

Düsseldorf ab. Die Niedersachsen behaupten, die Geflügelpest habe in NRW bereits drei

Wochen „geschwelt“; dadurch sei eine Weiterverbreitung begünstigt worden. Das

Agrarministerium in Düsseldorf bestreitet dies.

Nach dem Dioxin-Skandal Anfang des Jahres könnte es derzeit für die Bauern besonders in

Norddeutschland kaum schlimmer kommen – zumal der EHEC-Keim sich weiter rasant

verbreitet. Bislang sind deutschlandweit vermutlich rund 1000 Menschen wegen des EHEC-

Erregers erkrankt, davon mehr als 200 in Niedersachsen. Sechs Patienten sind bislang an den

Folgen einer EHEC-Infizierung gestorben. Mehrere Menschen schweben immer noch in

Lebensgefahr. Außer in Deutschland ist der Darmkeim nun auch in Dänemark, Schweden und

Österreich festgestellt worden.

Zu allem Übel bringt die Trockenheit die Landwirte in ungeahnte Schwierigkeiten.

Bauernpräsident Sonnleitner sprach in unserer Zeitung von einem dramatischen Trend. „Bei

Getreide könnte es auf leichten Standorten zu einem Ausfall von bis zu 30 Prozent kommen.

Bundesweit ist im Durchschnitt ein Fünftel der Getreideernte in Gefahr“, so der

Bauernpräsident. Bei Raps ist nach Sonnleitners Worten deutschlandweit ein Minderertrag

von 15 bis 30 Prozent oder sogar mehr zu befürchten.

Die Energiewende der Bundesregierung sieht der Bauernpräsident skeptisch. Die für

Landwirte vorgesehenen Entgelte als Kompensation für Flächenverlust durch neue

Stromtrassen seien „vollkommen unfair angesichts der Milliardengewinne der Investoren“,

sagte Sonnleitner. Seiten 4, 5 und 7

[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Geflügelgrippe ]

Samstag, 28.05.2011

Geflügel | 27.05.2011

Geflügelgrippe in Ostwestfalen - 20 000 Hühner werden getötet Gütersloh - Auf einem Hof im ostwestfälischen Kreis Gütersloh ist die Geflügelgrippe

ausgebrochen. Vorsorglich wurde begonnen 20 000 Tiere zu töten.

Vorsorglich sei in der Nacht zum Donnerstag damit begonnen worden, die Tiere auf dem Hof

in Rietberg zu töten, teilte der Landkreis mit. Es handle sich aber nicht um den aggressiven

Erreger (H5N1) der Vogelgrippe, erklärte die Abteilung Veterinärwesen und

Lebensmittelüberwachung des Kreises. Nach derzeitigem Stand gehe man von einem milden

Typus aus. Eine Gefahr für den Menschen bestehe nicht. Die im Umkreis von einem

Kilometer um den betroffenen Betrieb liegenden Geflügelhaltungen wurden gesperrt.

dpa

TOP AGRAR Geflügelgrippe: Neue Verdachtsfälle

[27.05.2011]

Im Kreis Gütersloh gibt es drei weitere Geflügelbetriebe, in denen eventuell die

Geflügelgrippe ausgebrochen ist. In den drei Betrieben in Rietberg und Rheda-Wiedenbrück,

ein Putenmastbetrieb und zwei Legehennenbetriebe, sind vermehrt Tiere mit Symptomen

aufgefunden worden oder die Legeleistung ging zurück, berichtet der Kreis Gütersloh. Die

Höfe liegen außerhalb des Ein-Kilometer-Radius um den Hof in Rietberg, auf dem die

Geflügelgrippe nachgewiesen worden ist. Von diesem Legehennenhof liegt inzwischen das

endgültige Laborergebnis vor: Es handelt sich wie bereits angenommen um die leichte Form

der Vogelgrippe, hat das Friedrich-Loeffler-Institut mitgeteilt.

In dem Putenmastbetrieb wird im Laufe des Freitags eine Probe entnommen, ein erstes

Untersuchungsergebnis soll am Samstag vorliegen. In den anderen beiden Betrieben werden

am Montag Proben genommen. Alle drei Betriebe sind vorläufig gesperrt.

Die beiden Legehennenbetriebe haben zusammen zirka 8000 Tiere, der Putenmastbetrieb

zirka 5000 Tiere. Darüber hinaus werden noch Betriebe untersucht, die von dem

Legehennenbetrieb, auf dem die Geflügelgrippe zuerst ausgebrochen ist, Tiere erhalten haben.

Die Ursache für den Ausbruch der Geflügelgrippe ist nach wie vor unklar. Es handelt sich um

den zweiten Ausbruch in Deutschland innerhalb dieses Jahres. Vor rund einem Vierteljahr gab

es einen Ausbruch der Geflügelgrippe im Raum Cloppenburg, vor rund vier Wochen einen in

Niederlanden.

Geflügelgrippe: Verdacht hat sich bestätigt

[27.05.2011]

Der Verdacht auf Geflügelgrippe im Kreis Gütersloh hat sich bestätigt. Das haben

Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts bestätigt. Um welche Variante des Erregers

es sich handelt, werde erst im Laufe des Freitags zweifelsfrei feststehen, berichtet der Landrat

des Kreises. Indizien sprechen dafür, dass es sich um die niedrig ansteckende Variante

handelt. Bei dieser Geflügelgrippe ist die Ansteckungsgefahr nicht besonders hoch. Der

Krankheitsverlauf ist sehr viel milder und auch die Sterblichkeit unter den Tierbeständen

deutlich geringer.

Im Laufe des Donnerstags wurde in einem Einen-Kilometer-Radius um den betroffenen Hof

alle Geflügelhalter informiert, dass eine Sperrzone eingerichtet wurde: Sie dürfen unter

anderem vorerst keine Tiere aus ihrem Bestand abgeben. Tierärzte der Abteilung

Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Kreises Gütersloh untersuchen die

Bestände. Innerhalb der Sperrzone gibt es 13 Geflügelhalter mit ca. 600 Tieren. Des Weiteren

werden Kontaktbetriebe ermittelt. Die ersten Anzeichen für die Geflügelgrippe hatte der

Hofinhaber selbst entdeckt. Die Legeleistung war zurückgegangen und er fand vermehrt tote

Tiere. Bereits in der Nacht zu Donnerstag war mit Unterstützung des ABC-Zuges der

Feuerwehr begonnen worden, die 20.000 Tiere des Geflügelhofes vorsichtshalber zu töten.

Neue OZ online 29.05.2011, 20:59 Fenster schliessen drucken

Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/deutschland-und-

welt/politik/niedersachsen/54534002/gefluegelpest-nicht-sofort-bekaempft

Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung

Veröffentlicht am: 27.05.2011

Geflügelpest nicht sofort bekämpft? hab/ra/fho Hannover

hab/ra/fho Hannover. Nach Erkenntnissen niedersächsischer Landespolitiker hat

Nordrhein-Westfalen den neuen Ausbruch der Geflügelpest erst mit erheblicher

Verzögerung aufgegriffen und so eine Ausbreitung auf Niedersachsen mit verursacht.

Agrarminister Gert Lindemann (CDU) sprach gestern gegenüber unserer Zeitung von

Hinweisen, wonach die Geflügelgrippe bereits seit rund drei Wochen im Raum Gütersloh

„schwelt“. Es sei aber offenkundig nicht energisch vorgegangen worden, sodass der

betroffene Zuchtbetrieb weiterhin Eintagesküken an andere Geflügelhalter geliefert habe.

Dadurch sei das Problem erheblich erschwert worden.

Der Glandorfer CDU-Landtagsabgeordnete Martin Bäumer griff den nordrhein-westfälischen

Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) frontal an. „Er hat drei Wochen nicht

informiert mit der Folge, dass vor zwei Wochen noch ein hiesiger Betrieb Küken aus

Gütersloh bezogen hat. So sieht grüne Politik aus: Wie schade ich meinem Nachbarn?“

Remmels Sprecher Wilhelm Deitermann wies die Anschuldigungen zurück. Auf Anfrage

unserer Zeitung sagte er, die Geflügelpest sei erst am Dienstagnachmittag aufgetaucht. Das

Kreisveterinäramt Gütersloh habe daraufhin umgehend das Ministerium und auch die

angrenzenden Landkreise informiert und Maßnahmen eingeleitet.

Ungeachtet des Streits wurde allseits Erleichterung darüber bekundet, dass es sich im jüngsten

Fall offenbar nicht um den aggressiven Vogelgrippen-Erreger H5N1 handelt, sondern um eine

mildere Variante. Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums ist auch noch

nicht klar, ob die Jungtiere, die noch am Tag ihrer Geburt zur weiteren Aufzucht an

Mastbetriebe geliefert werden, tatsächlich mit dem Virus infiziert sind. Sollte dies allerdings

der Fall sein, müssten alle 115000 nach Niedersachsen gelieferten Tiere getötet werden.

Das Veterinäramt in Osnabrück geht nach Darstellung von Landkreissprecher Burkhard

Riepenhoff nicht von einer akuten Gefährdung aus. Er wies auch auf einen stabilen Zustand

der in den letzten Wochen angelieferten Tiere hin. Die Masthähnchen hätten die mögliche

Infektion gut überstanden und seien mittlerweile gegen den Erreger resistent. Auch eine

Ansteckungsgefahr für weitere Bestände auf anderen Höfen sei nach zwei Wochen sehr

unwahrscheinlich.

Dennoch, so Riepenhoff, seien die beiden aus dem westfälischen Rietberg belieferten Betriebe

in Glandorf und Melle vorsorglich gesperrt worden. Solange diese Anordnung, die auch für

einen Hof im Kreis Nienburg gilt, in Kraft ist, darf von dort kein Geflügel verkauft werden

und niemand außer dem Hofpersonal und Veterinären die Ställe betreten.

Ergebnisse von Proben aus den Betrieben werden für heute erwartet.

erstellt am: 29.05.2011

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betroffen_aid_1003540.html

Schon fast 30.000 Tiere in NRW getötet

Weiterer Betrieb von Geflügelpest betroffen zuletzt aktualisiert: 29.05.2011 - 12:30

Gütersloh/Düsseldorf (RPO). Die Geflügelpest breitet sich in Nordrhein-Westfalen weiter

aus. Neben den etwa 6000 Puten eines Betriebs in Rheda-Wiedenbrück (Kreis

Gütersloh) müssen nun auch 3600 Legehennen in Rietberg getötet werden, wie die

Kreisverwaltung am Sonntag mitteilte.

Laboruntersuchungen hätten den Geflügelgrippe-Verdacht bestätigt. Noch am Sonntagmittag

soll mit der Tötung der Tiere begonnen werden. Zuvor waren bereits 20.000 Hühner eines

weiteren Legehennenbetriebs in Rietberg getötet worden.

Der politische Streit über die Tierseuche zwischen NRW und Niedersachsen geht unterdessen

weiter. Nachdem Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) dem NRW-

Verbraucherministerium vorgeworfen hatte, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben, ging man

dort selbst in die Offensive. Ein Ministeriumssprecher wies die Vorwürfe zurück und betonte,

das NRW-Verbraucherministerium sei am Dienstag über den Fall informiert worden und habe

umgehend den Betrieb gesperrt.

"Davor gab es keine Hinweise auf eine 'schwelende' Ausbreitung der Erkrankung", sagte der

Sprecher. "Sollte allerdings Minister Lindemann bereits seit mehreren Wochen über Hinweise

oder Informationen über den Ausbruch der Vogelgrippe verfügen, fragen wir uns natürlich,

warum sich das Ministerium in Hannover nicht mit uns in Verbindung gesetzt hat."

Lindemann hatte kritisiert, dass die Sperrungen zu spät verfügt worden seien, obwohl es

Hinweise gegeben habe, dass die Pest bereits seit rund drei Wochen in Ostwestfalen schwele.

Dadurch hätten noch drei Betriebe in Niedersachsen insgesamt 115.000 Küken aus den

betroffenen Beständen in Nordrhein-Westfalen erhalten.

Mindener Tageblatt

27.05.2011

Die Vogelgrippe kehrt zurück

20000 Hühner auf Hof in Rietberg getötet

VON ANDREAS EICKHOFF UND SANDRA SPIEKER

Rietberg (nw). Der Verdacht hat sich bestätigt: Auf einem Hof in Rietberg-Bokel im Kreis

Gütersloh ist die Geflügelgrippe ausgebrochen. Aus Vorsorgegründen wurden alle 20000

Hühner des Betriebes getötet. Im Umkreis von einem Kilometer um den betroffenen Betrieb

wurden alle Geflügelhaltungen gesperrt.

Laut Kreissprecher Jan Focken weist alles darauf hin, dass es sich in diesem Fall um einen

milden Typus der Geflügelgrippe handele. Es sei nicht der aggressive Erreger (H5N1) der

Vogelgrippe, der vor rund fünf Jahren grassierte. Die Proben werden derzeit im Chemischen

und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Detmold sowie im Friedrich-Loeffler-Institut

überprüft. Die genauen Ergebnisse werden für heute Nachmittag erwartet.

"Eine Ansteckungsgefahr für den Menschen besteht aber nicht", so Focken. Der Betrieb

produziert Küken für Mastbetriebe. Auslöser für den Verdacht war ein Schnelltest. Der

Landwirt hatte eine erhöhte Sterblichkeit unter seinen Tieren festgestellt und die Behörden

alarmiert. Im Laufe des Tages kam die Bestätigung. "Wir haben sofort gehandelt und das war

richtig", sagt Jan Focken.

Hühner aus umliegenden Betrieben nicht ins Freie

Nach einem Auftreten des Vogelgrippe-Erregers im Kreis Cloppenburg ist der Fall in

Rietberg-Bokel bundesweit der zweite in diesem Jahr. Bei der letzten großen Welle sei der

Kreis Gütersloh von der Vogelgrippe verschont geblieben, so Focken. In den 13 umliegenden

kleineren Betrieben wurden die Hühner untersucht, aber nicht getötet. Die Tiere dürfen aber

derzeit nicht ins Freie.

Mit einem Großaufgebot rückten zuvor Veterinäre und die örtliche Feuerwehr auf dem Hof in

Rietberg-Bokel an. Auch der ABC-Zug des Kreises wurde alarmiert, die Spezialisten aus dem

Nordkreis sind speziell dafür geschult, atomare, biologische und chemische Unfälle zu

bearbeiten. In Rietberg wurden sie vor allem für die Dekontamination von Personen und

Fahrzeugen eingesetzt. Ein Fachunternehmen begann noch in der Nacht zu Donnerstag, die

Tiere zu schlachten. Dabei arbeiteten sich die Mitarbeiter in Schutzanzügen von Gebäude zu

Gebäude vor - für den Eigentümer ein schreckliches Szenario. In großen Abrollbehältern

wurden die Tiere alle vier Stunden zu einem Entsorgungsbetrieb in der Nähe von Osnabrück

gebracht.

Tierseuchenkasse kommt für direkte Schäden auf

Gerade erst - so scheint es - haben sich die Geflügelhalter von der Grippe-Welle vor vier

Jahren erholt, dann kam der Dioxin-Skandal, jetzt wieder die Vogelgrippe. Das bedeutet

große Schäden für die Betroffenen. "Die direkten Schäden bezahlt die Tierseuchen-Kasse",

erklärt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Dabei handele es sich um eine

Zwangsversicherung, die aber nur den gemeinen Wert ersetzt. "Was nicht erstattet wird, und

das ist oft der größere Betrag, ist der Verdienstausfall", so Rüb. Nach den vergangenen

Vogelgrippe- und Dioxinfällen hätten sich viele Geflügelhalter zusätzlich noch mit einer

Betriebsausfallversicherung abgesichert.

Der Kreis Gütersloh hat derweil eine Hotline für Geflügelhalter und besorgte Bürger

eingerichtet: Tel. 05241/85-1329 oder 05241/85-1332.

Dokumenten Information Copyright © Mindener Tageblatt 2011

Dokument erstellt am 26.05.2011 um 21:15:35 Uhr

NW News

28.05.2011

RIETBERG - UPDATE 22.01 UHR

Geflügelpest: Zahl der betroffenen Betriebe erhöht sich auf fünf

40.000 infizierte Tiere im Kreis Gütersloh

VON FRIEDERIKE EDLER UND ANDREAS EICKHOFF

Kreis Gütersloh. Die Geflügelpest breitet sich im Kreis Gütersloh immer schneller aus.

Nachdem am Donnerstag schon 20.000 Tiere gekeult werden mussten, wurden 9.600 weitere

Tiere am Wochenende getötet. In zwei weiteren Betrieben mit Legehennen bestätigten sich

unterdessen die Verdachtsfälle. Das Todesurteil für weitere 12.900 Tiere.

Um die Verbreitung der Tierseuche einzudämmen, verhängte der Kreis ein 72-stündiges

Geflügel-Beförderungsverbot, das bis einschließlich Dienstag 24 Uhr für die Gemeinde

Langenberg sowie die Städte Rietberg, Rheda-Wiedenbrück, Verl und Schloß Holte-

Stukenbrock gilt.

Weitere Tiere werden am Montag getötet

"Mit diesem sogenannten ’Stand-Stil’ soll vermieden werden, dass sich der Erreger durch

Handel weiter verbreitet", erläuterte Beate Balsliemke, Sprecherin des Kreises Gütersloh.

Geflügelhalter in dem betroffenen Gebiet müssen ihre Tiere (Hühner, Rebhühner, Fasane,

Truthühner, Perlhühner, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse) in geschlossenen Ställen

halten.

Am Montag sollen die Tiere der beiden Legehennen-Betriebe getötet werden. "Sie gehen

sicher in die Keulung", so Balsliemke.

Über das weitere Vorgehen zur Eindämmung der Tierseuche ist mittlerweile auch ein heftiger

Streit zwischen NRW-Umwelt- und Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) und dem

niedersächsischen Agrarminister Gert Lindemann (CDU) entbrannt. Lindemann wirft seinem

Kollegen vor, zu spät über die Tierseuche informiert worden zu sein. Es gebe Hinweise, dass

die Geflügelpest bereits seit drei Wochen in Ostwestfalen schwele. Ein Sprecher Remmels

betont dagegen, das NRW-Verbraucherministerium sei vergangenen Dienstag durch den

Kreis Gütersloh über den Geflügelpest-Fall informiert worden und habe umgehend erste

Maßnahmen angeordnet sowie den Betrieb gesperrt.

Transportverbot wird möglicherweise ausgeweitet

Der Kreis Gütersloh betont, dass die Transportverbotszone ausgeweitet werde, sollten sich

weitere Geflügelpest-Fälle in Randgebieten des betroffenen Gebietes ergeben. Mit der Tötung

der infizierten Tiere wurde eine niederländische Firma beauftragt. Die Entsorgung übernimmt

eine Firma im Landkreis Osnabrück, die die Tiere durch ein spezielles Verfahren verbrennt.

Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe

AKTUELLES

Geflügelgrippe: Putenbestand wird getötet

Nachdem die Laboruntersuchung den Geflügelgrippe-Verdacht bestätigt hat, wird der

Bestand eines Putenmastbetriebs in Rheda-Wiedenbrück getötet.

Das Chemische Veterinäruntersuchungsamt in Detmold hatte die Proben des Betriebs

untersucht. Im Laufe des Samstags wurde gegen Mittag seitens der Abteilung Veterinärwesen

und Lebensmittelüberwachung des Kreises Gütersloh, Vertretern der Stadt Rheda-

Wiedenbrück und des Technischen Hilfswerks mit den Vorbereitungen begonnen. Durch die

Tötung der rund 5000 Tiere und die anschließende Desinfektion der Stallungen soll die

Geflügelgrippe soweit wie möglich eingedämmt werden, damit sie sich nicht weiter

ausbreitet.

Das Technische Hilfswerk (THW) baute auf dem Betrieb in Rheda-Wiedenbrück die

Desinfektionsschleuse für die Fahrzeuge auf, ein Unternehmen aus den Niederlanden ist mit

der Tötung der Tiere und der Reinigung sowie der Desinfektion der Stallungen beauftragt

worden.

Untersuchungen laufen

Zurzeit gibt es noch zwei weitere Verdachtsbetriebe: Legehennenbetriebe in Rietberg. In

diesen Betrieben sind ebenfalls am Samstag Proben genommen worden. Die Tierärzte der

Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung haben inzwischen Unterstützung

aus Nachbarkreisen erhalten.

Im Ein-Kilometerumkreis um den Putenmastbetrieb wurde eine Sperrzone errichtet. Die

Halter von Geflügel dürfen unter anderem keine Tiere aus ihren Betrieben herausbringen.

Auch deren Bestände werden untersucht. Die 13 Halter von Geflügel im Ein-

Kilometerumkreis des Legehennenbetriebs in Rietberg, wo die Geflügelgrippe als erstes

nachgewiesen wurde, müssen ihre Tiere in geschlossenen Ställen oder nach oben abgedeckten

Unterständen halten. In diesem Gebiet gilt eine zwischenzeitlich erlassene

"Tierseuchenbehördliche Allgemeinverfügung".

In Verbindung stehende Meldungen:

Geflügelgrippe: Verbringungsverbot angeordnet

Geflügelgrippe: Niedrig ansteckende Form bestätigt

Geflügelgrippe: 3 weitere Betriebe betroffen

Geflügelgrippe: Verdacht hat sich bestätigt

Geflügelgrippe-Verdacht: 20.000 Hühner auf einem Hof getötet

Die Glocke 29.5.11 Lokalnachrichten » Kreis Gütersloh » Rietberg

Vogelgrippe: Drei weitere Verdachtsfälle

Rietberg-Westerwiehe/Bokel (gl). Nach dem Ausbruch der Geflügelgrippe in einem

Zuchtbetrieb in Bokel gibt es drei weitere Verdachtsfälle im Kreis Gütersloh. Dabei handelt

es sich nach „Glocke“-Informationen um einen Hof in Lintel und zwei in Westerwiehe.

In den drei Betrieben sind nach Angaben der Gütersloher Kreisverwaltung vermehrt Tiere mit

Symptomen aufgefunden worden, die auf die Geflügelgrippe hindeuten. Ein Indiz sei auch der

Rückgang der Legeleistung. Unter den drei seit Freitag betroffenen Höfen sind ein

Putenmastbetrieb und zwei Legehennenbetriebe. Die Höfe befinden sich außerhalb des Ein-

Kilometer-Radius’ um den Hof in Bokel, auf dem die Geflügelgrippe nachgewiesen worden

ist.

Laborergebnis aus Bokel liegt vor

Von dem Bokeler Legehennenhof liegt das endgültige Laborergebnis vor: Es handelt sich wie

angenommen um die leichte Form der Vogelgrippe (Low Pathogenic Avian Influenza). Das

teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) mit. In

dem Putenmastbetrieb wurde am Freitag eine Probe genommen. Ein erstes

Untersuchungsergebnis des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Ostwestfalen-Lippe

soll am Samstag vorliegen. In den anderen beiden Betrieben werden am Montag Proben

genommen.

Betriebe vorläufig gesperrt

Alle drei Betriebe sind vorläufig gesperrt worden. Keine Tiere dürfen heraus- oder

hineingebracht werden, teilt der Kreis mit. Die beiden Legehennenbetriebe haben zusammen

8000 Tiere, der Putenmastbetrieb 5000 Tiere. Darüber hinaus werden noch Betriebe

untersucht, die von dem Bokeler Legehennenhof Tiere erhalten haben. Innerhalb des Ein-

Kilometer-Radius’ um den Betrieb, auf dem die Geflügelgrippe zuerst nachgewiesen worden

war, gibt es 13 Geflügelbestände mit zusammen etwa 500 Tieren.

Hilfe aus den Nachbarkreisen

Am Freitagmorgen hat der Krisenstab des Kreises Gütersloh getagt. Sowohl die Abteilung

Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung als auch die Feuerwehr benötigen

Unterstützung aus den Nachbarkreisen – die Tierärzte unter anderem bei den

Probenentnahmen, die Feuerwehr beim Betrieb der Desinfektionsschleusen.

Ursachenforschung geht weiter

Die Ursache für den Ausbruch der Geflügelgrippe ist nach wie vor unklar. Es handelt sich um

den zweiten Ausbruch in Deutschland innerhalb dieses Jahrs. Vor rund einem Vierteljahr kam

es zu einem Ausbruch der Geflügelgrippe im Raum Cloppenburg, vor rund vier Wochen

einen weiteren in Holland.

Einen Videofilm zum Vogelgrippe-Ausbruch in Bokel finden Sie hier:

http://www.youtube.com/watch?v=teTn95_3Rb8

AHLENER ZEITUNG 27.5.2011 Geflügelgrippe

Weitere Verdachtsfälle im Münsterland

Warendorf/Osnabrück/Rietberg/Rheda-Wiedenbrück - Die Geflügelgrippe ist möglicherweise

aus dem Kreis Gütersloh ins angrenzende Münsterland geschwappt: Nachdem in der Nacht

zum Donnerstag 20.000 Legehennen und Hähne auf einem Hof in Rietberg gekeult wurden,

gibt es zunächst drei weitere Verdachtsfälle.

„Und zwar außerhalb der Sperrzone von einem Kilometer-Radius um den Hof“, sagte der

Sprecher des Kreises Gütersloh. Betroffen seien ein Puten- und zwei Legehennen-Betriebe in

Rheda-Wiedenbrück und in Rietberg.

Die Überprüfung der Lieferwege von Küken aus dem gesperrten Rietberger Betrieb ergab,

dass auch an einen Geflügelhof im Kreis Warendorf geliefert worden war. Der wurde

„vorsorglich gesperrt“, berichtete ein Kreissprecher gestern. „Das heißt aber nur, dass von

hier im Moment keine Tiere rausgehen.“ Die Küken würden auf Geflügelgrippe untersucht,

zeigten aber keinerlei Krankheitssymptome. Bis die Ergebnisse vorlägen, die für Anfang der

Woche erwartet werden, gäbe es keine Sperrzone um den Betrieb.

Bei dem Ausbruch in Rietberg - dem insgesamt zweiten deutschen Fall in diesem Jahr -

handelt es sich offenbar nicht um den aggressiven H5N1-Erreger. Derzeit gehen Experten von

einem milden Typus aus. Eine Gefahr für den Menschen besteht nicht.

Auch im südlichen Landkreis Osnabrück sind zwei Höfe wegen des Verdachts auf

Geflügelgrippe vorsorglich gesperrt worden. Auch sie hatten vor zwei und zweieinhalb

Wochen Eintagsküken des Rietberger Züchters erhalten, wie der Landkreis Osnabrück

mitteilte.

Wie es generell zu solchen Ausbrüchen kommen kann, ist unklar. Bisweilen „reicht es schon,

wenn eine infizierte Ente über den Stall fliegt und etwas fallen lässt, das dann von der Lüftung

des Stalls angesaugt wird,“ erläuterte der Gütersloher Kreis-Sprecher. A und O sei, „früh und

konsequent zu reagieren, um eine Ausbreitung zu verhindern“, Für Landwirte sei die Keulung

des gesamten Tierbestands natürlich ein schwerer Schlag, „weil einem vorerst die

wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen wird.“ Allerdings gibt es eine so genannte

Tierseuchenkasse, die in solchen Fällen einspringt.

Der Kreis Gütersloh hat nun Unterstützung aus den Nachbarkreisen angefordert: von der

Feuerwehr, die für die Desinfektion möglicherweise betroffener Höfe zuständig ist, und von

den Veterinären, die infizierte Tiere auf Befall untersuchen.

Die Veterinäre des Landkreises Osnabrück geben allerdings vorsichtig Entwarnung, da die

Masthähnchen nach mehr als zwei Wochen keine Virenträger mehr sein könnten und nach

überstandener eventueller Infektion höchstens noch Antikörper nachweisbar seien. Seien

diese unbedenklich, könnten die Hähnchen später in den Handel gehen, erklärte Burkhard

Riepenhoff, Sprecher des Landkreises.

Um dazu weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wurden gestern noch Proben genommen, die

umgehend nach Oldenburg zum Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und

Lebensmittelsicherheit (LAVES) geschickt worden sind. Mit Ergebnissen rechnen die

Experten am heutigen Samstag. Über das weitere Vorgehen soll dann entschieden werden.

Auch wenn es bislang keinen Grund zur Besorgnis gebe, könne nicht ausgeschlossen werden,

dass die Bestände doch gekeult werden müssten, sagte Riepenhoff.

VON JULIA GOTTSCHICK UND FRANK KLAUSMEYER

Cellesche Zeitung

"Kirche spielt in Celle wichtige Rolle"

Landesbischof Ralf Meister hat die Dimension des Geflügelschlachthofes in Wietze

kritisiert. Ein respektvoller Umgang mit Nutztieren sei dadurch nicht mehr gegeben,

sagte Meister bei seinem Antrittsbesuch in Celle.

CELLE. Ein enges Besuchsprogramm hat Landesbischof Ralf Meister bei seinem zweitägigen

Antrittsbesuch im Kirchenkreis Celle absolviert. Der Theologe sah sich kirchliche

Einrichtungen an, sprach mit Schülern, informierte sich über neueste Bohrtechnik beim

Unternehmen Baker Hughes und traf mit den Spitzen aus Politik, Verwaltung, Kunst und

Kultur zusammen. So bekam der 49 Jahre alte Nachfolger von Margot Käßmann in der

evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover einen Überblick über die gesellschaftliche

Vielfalt der Region. „Mein Eindruck ist, dass die Kirche eine wichtige Rolle in Celle spielt“,

resümierte Meister. „Sie ist mit ihrem diakonischen Angebot sehr gut aufgestellt.“ Die Frage

sei, wie es der Kirche gelinge, diese Stellung auch in Zukunft zu behalten.

Meister nahm auch an einer Informationsveranstaltung zum umstrittenen Geflügelschlachthof

in Wietze teil. Diesem Vorhaben steht der Landesbischof kritisch gegenüber. „Ich bin

überrascht über die Dimension, um die es dabei geht“, sagte er. Die reine industrielle

Vermarktung von Geschöpfen dürfe keine Option menschlichen Handelns sein. In Wietze soll

der größte Geflügelschlachtbetrieb Niedersachsens entstehen. Dem Vernehmen nach sollen

dort jährlich bis zu 134 Millionen Tiere geschlachtet werden.

Meister hält es für bedenklich, wenn man bei der Nutztierhaltung „Größenordnungen erreicht,

wo die Mitgeschöpflichkeit leidet, weil es der achtsame Umgang mit dem Subjekt Tier nicht

mehr zulässt“. Seine Kritik will der Landesbischof als Mahnung an die Landwirtschaft und

die Verbraucher verstanden wissen. Dass das Konsumentenverhalten einen Wandel bei der

Tierhaltung bewirken kann, machte Meister an dem Verbot der konventionellen Käftighaltung

von Legehennen in Deutschland deutlich. „Da hat sich etwas entwickelt, was ich

außerordentlich begrüße.“ Auf diesem Weg müsse man weitergehen. Grundsätzlich lehnt

Meister die Nutztierhaltung nicht ab. „Es ist eine Frage der Größenordnung.“

Positiv bewertete der Landesbischof die Bündelung kirchlicher Kompetenzen in Celle. Damit

bezog sich Meister einerseits auf das Kirchenamt in der Berlinstraße, das die Kirchenkreise

Celle, Soltau und Walsrode mit rund 160.000 evangelischen Christen verwaltet. Andererseits

lobte er das Haus der Diakonie in der Fritzenwiese, das mit dem markanten Kronenkreuz am

Fahrstuhlschacht auch ein sichtbares Zeichen kirchlichen Engagements setze. In der

Konzentration von Kräften sieht Meister eine Grundlage, wie sich die Landeskirche mit ihren

derzeit 56 Kirchenkreisen in den nächsten zehn bis 15 Jahren aufstellen müsse. „Das ist in

Celle in einer absolut überzeugenden Weise gelungen. Das funktioniert hier.“

Autor: Oliver Gatz, geschrieben am: 24.05.2011

Leipziger Volkszeitung

Eilenburg

Behörde genehmigt Pläne für Schweinemastanlage bei Krippehna Karin Rieck/Frank Pfütze

Zschepplin. Die Nachricht verbreitete sich nach der üblichen amtlichen Bekanntmachung in

dieser Zeitung am Freitag nicht nur in der Gemeinde Zschepplin wie ein Lauffeuer: Die

Kreisverwaltung hat den dänischen Investoren, die zwischen den Orten Zschepplin,

Krippehna und Steubeln eine Schweinemastanlage mit zirka 11 000 Mastplätzen errichten

wollen, für ihr Projekt die Genehmigung erteilt. Gegen die Pläne wehren sich Anwohner und

Bürger der Muldegemeinde seit Jahren vehement.

Allen voran Hans-Udo Weiland, sächsischer Landesvorsitzender des Bundes für Umwelt und

Naturschutz Deutschland (BUND). „Jetzt geht der Kampf gegen Umweltzerstörung und

Tierquälerei erst richtig los", kündigte der Steubelner eine Verschärfung der schon länger

andauernden Auseinandersetzungen mit der Kreisverwaltung in einer ersten Stellungnahme

an. Es würden nunmehr nicht nur alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausgeschöpft.

„Wir werden den Protest auch auf die Straße tragen, zu den Gülleabnehmern in der Region, zu

den Landverkäufern, zum Landratsamt nach Eilenburg und Torgau sowie vor die Haustür der

Investoren", die am Rand von Leipzig mit der Firma Schweinemast MHW GmbH ihren Sitz

haben. Welche konkreten Aktionen geplant sind, blieb zunächst offen. Weiland warf seinen

Kontrahenten vor, sie würden ungesetzlich handeln und sich damit außerhalb der Gesellschaft

stellen. „In eklatant rechtswidriger Weise hat sich das Landratsamt Nordsachsen über die von

Bürgern, ortsansässigen Unternehmen und dem BUND in Sachsen vorgebrachten rechtlichen

Argumente hinweggesetzt", so der Vorsitzende. „Selbst das verweigerte Einvernehmen der

Gemeinde Zschepplin wurde ohne zwingenden Grund ersetzt und damit der Bau der Anlage

überhaupt erst ermöglicht."

Im Landratsamt wird die Genehmigung verteidigt. Für Landrat Michael Czupalla (CDU)

nimmt ein langer Prozess „ein erfreuliches Ende. Ich begrüße die Ansiedlung und wünsche

dem Unternehmen alles Gute. Ich fordere aber auch, dass die Investoren informieren,

aufklären und so für Einklang mit ihren Nachbarn, mit den Bürgern sorgen. Wenn sich

Investoren ansiedeln ist das immer positiv zu betrachten, natürlich müssen solche Prozesse

immer im Konsens mit Mensch und Natur stehen", sagte Nordsachsens Landrat am Freitag

auf Anfrage dieser Zeitung. Auch für die Chefin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des

Landkreises, Uta Schladitz, geht die Ansiedlung nur im „gegenseitigen Miteinander" mit den

Anwohnern. „Die Ansiedlung ist ein positives Signal und Wertschöpfung für den Landkreis.

Gerade in der Landwirtschaft ist viel weggebrochen. Eine starke Landwirtschaft stärkt den

Landkreis."

Mehr lesen Sie in der Kreiszeitung am 14. Mai, Seite 22.

Merkur Online

Geflügel-Massenhaltung: Anwohner protestieren gegen Riesen-Stall

17.05.11|Lkr. Freising|29

München/Moos - Geflügel liegt im Trend: Immer mehr Landwirte wollen davon profitieren

und setzen auf Massenhaltung. Im Landkreis Freising soll jetzt ein Stall für 40.000 Hühner

gebaut werden. Entsetzte Anwohner versuchen, das zu verhindern.

Sie werden zu Tausenden in gewaltigen Brutmaschinen geboren. Die winzigen Küken wiegen

gut 40 Gramm, wenn sie aus dem Ei schlüpfen. Sie werden geimpft, in einen Lastwagen

verladen und zu ihrem Mastbetrieb gefahren. Dort verbringen sie ihr ganzes Leben. Es dauert

knapp 40 Tage.

Es ist ein enges Leben. Im Fachjargon spricht man von der „maximal erlaubten Besatzdichte“

der „Lebendmasse“. Im Klartext: Rund 23 Hühner teilen sich einen Quadratmeter Platz. So

erlaubt es der Gesetzgeber. Das nutzt dem Mastbetrieb, denn je weniger sich ein Huhn

bewegt, desto mehr Fett setzt es an. Nach nur fünf Wochen haben sie das 40-fache ihres

Gewichts zugelegt - und sind damit schlachtreif.

Züchter und Mastbetriebe haben aus der Tierhaltung eine hocheffiziente Maschine gemacht.

Die gesetzlichen Vorgaben hierzu stammen noch aus einer Zeit, als möglichst viel möglichst

billig produziert werden sollte, kritisiert der Bund Naturschutz (BN). Der Trend gehe zu

Ställen mit knapp unter 40 000 Hühnern. Denn alle Anlagen, die maximal 39 999 Tiere

mästen, werden ohne Öffentlichkeitsbeteiligung von den Behörden geprüft.

Genau so eine Anlage plant auch ein Landwirt in Moos bei Zolling (Kreis Freising). Vor

Ostern hat er den Antrag beim Landratsamt gestellt, jetzt prüft die Behörde. Noch bevor eine

Entscheidung gefallen ist, formiert sich Protest. Eine Interessengemeinschaft organisiert den

Widerstand. „Keine Hühnermastfabrik im Ampermoos“, fordern sie. „Im Akkord zur

Schlachtbank“, steht auf ihrer Internetseite. Sie fürchten, dass der aggressive Hühnerkot Luft,

Boden und Grundwasser mit Ammoniak, Antibiotika und Krankheitserregern verschmutzt.

Wenn das wirklich so wäre, rechtfertigt sich der Landwirt, „würde man das niemals

genehmigen“. Auch den Aufschrei der Tierschutzorganisationen kann er nicht nachvollziehen.

Rückendeckung bekommt der Bauer vom Bauernverband (BBV): „Wenn man die

automatisierte Produktion vor Ort verhindert, wandert sie in Länder wie Brasilien oder China

ab, wo überhaupt keine Tierschutz-Gesetze gelten“, warnt BBV-Kreisgeschäftsführer Gerhard

Stock. Eine andere Form der Haltung sei schlicht nicht konkurrenzfähig. Für ihn ist der

Widerstand bedenklich: „Obwohl sich der Landwirt im gesetzlichen Rahmen bewegt, wird er

nun öffentlich diffamiert“, mahnt Stock.

An dieser „Diffamierung“ will sich die BN-Landwirtschaftsexpertin Marion Ruppaner nicht

beteiligen. Sie kritisiert vor allem das „System Wiesenhof“: „Der Bauer ist nicht mehr

selbstständiger Unternehmer, sondern nur noch Lieferant für einen Industrie-Konzern.“

Wiesenhof verkaufe die Tiere, das Futter, die Impfstoffe - und hole anschließend die

gemästeten Hühner per Lastwagen ab. Die PHW-Gruppe, zu der auch Wiesenhof gehört, ist

der größte Geflügelzüchter Deutschlands. Jede Woche schlachtet das Unternehmen rund 4,5

Millionen Hähnchen. Auch der neue Mastbetrieb in Moos - sollte er denn gebaut werden -

würde an Wiesenhof liefern.

Die Anwohnerinitiative will das verhindern. Der Protest schlägt Wellen. Heute will der

Bayerische Rundfunk eine Podiumsdiskussion in Moos live in der Abendschau übertragen.

Die Entscheidung über eine Bau-Genehmigung liegt aber allein beim Landratsamt - und das

will nicht vor Juli ein Machtwort sprechen.

Der Zoff in Zolling ist kein Einzelfall. Auch in Ried, an der Grenze zwischen den

Landkreisen Aichach-Friedberg und Fürstenfeldbruck, gibt es derzeit Streit über einen

geplanten Stall. Auch hier sollen knapp 40 000 Hühner gemästet werden. Auch hier laufen die

Bürger Sturm. Rund 70 Gegner hielten Protestplakate bei einer Sitzung des Bauausschusses

hoch. Die Entscheidung wurde vertagt.

Thomas Schmidt

OV

Konsens bei den Tierhaltungsanlagen in Neuenkirchen-Vörden scheint möglich

Neuenkirchen/Vörden (kpl) - Landwirt Rainer Duffe aus Campemoor kann mit dem

Beschluss des Gemeinderates vom Dienstagabend zur planerischen Steuerung von

Tierhaltungsanlagen leben, sein Berufskollege Josef Schönfeld aus Nellinghof auch: Das

deutet darauf hin, dass es bei der Aufstellung von Plänen, wo zukünftig im

Gemeindegebiet Tierhaltungsanlagen entstehen dürfen, ein Konsens zwischen der Politik

und der Landwirtschaft erzielt werden kann.

Mehr steht am Donnerstag, 26. Mai, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-

Epaper .

SVZ

Keine Eier aus Dreenhörn

25. Mai 2011 | 21:58 Uhr | von take

Eier über Eier: In Dreenhörn werden sie nicht gelegt.dpa

NEUSTADT-GLEWE - Die Mecklenburger Frischei Farm Dreenhörn Eins GmbH wird keine

Legehennenanlage in Dreenhörn bauen. Wie das Staatliche Amt für Landwirtschaft und

Umwelt nun der Stadt Neustadt-Glewe mitteilte, habe der Antragsteller seinen Antrag

zurückgezogen. Die Mecklenburger Frischei Farm Dreenhörn Eins GmbH hatte geplant, in

der Nähe der Friedrichsmoorschen Allee auf gut 165 000 Qudratmetern eine Anlage für rund

39 400 Legehennen zu errichten.

"Welche Gründe letztlich genau zu dieser Rücknahme führten, ist uns nicht bekannt", sagt

Bürgermeister Arne Kröger. Neustadt-Glewes Stadtvertretung hatte im Februar das

gemeindliche Einvernehmen zu diesem Vorhaben erteilt, damit jedoch die Auflage

verbunden, dass der Investor die Kosten für den Ausbau der zur Anlage führenden Straße

übernehmen muss. Welche Kosten damit verbunden worden wären, sei, so Kröger, noch nicht

berechnet worden.

Das Forstamt Ludwigslust hatte außerdem angemerkt, dass die geplante Legehennenanlage im

Einzugsbereich der geplanten A 14 liegt. "Und im Planfeststellungsverfahren ist dort auch der

Bau einer Wildbrücke geplant", sagt Ludwigslusts Forstamtsleiter Dr. Holger Voß.

Taz

25.05.2011

Waldgesetze in Brasilien

Agrarlobby düpiert Präsidentin Roussef

Das brasilianische Abgeordnetenhaus stimmt für mehr Landwirtschaft und weniger

Waldschutz. Das ist ein herber Rückschlag für die Staatschefin. VON GERHARD DILGER

PORTO ALEGRE taz | Im Parlament von Brasília hat Präsidentin Dilma Rousseff in der

Nacht zum Mittwoch die erste bittere Niederlage seit ihrem Amtsantritt am 1. Januar erlitten:

Mit großer Mehrheit verabschiedeten die Abgeordneten im vierten Anlauf eine Novelle des

Waldgesetzes aus dem Jahr 1965. Nach einer zweijährigen Debatte wähnt die Agrarlobby eine

Lockerung mit einer weitreichenden Amnestie für Waldzerstörer nun zum Greifen nah. "Die

Botschaft ist klar: Wer das Gesetz nicht befolgt, hat einen Vorteil", sagte der

Grünenabgeordnete Sarney Filho.

Das Lavieren der Staatschefin zahlte sich nicht aus. Sie hatte mit dem Agrobusiness, das nicht

nur in der rechten Opposition, sondern auch im Mitte-links-Regierungslager und in der

Regierung prominent vertreten ist, einen halbherzigen Kompromiss aushandeln lassen.

Demnach dürfen sogenannte kleine Landeigentümer - die in manchen Amazonasgemeinden

bis zu 440 Hektar besitzen können - künftig weitgehend auf Schutzgebiete verzichten.

Die Novelle wurde mit 410 zu 63 Stimmen angenommen, auch mehr als die Hälfte der 80

Abgeordneten von Rousseffs Arbeiterpartei PT stimmten zu. Dann legten die Agrarier nach:

Die Schutzgebiete auf Bergkuppen, an Hügeln, Flussufern oder Quellgebieten sollen reduziert

und die Zuständigkeit dafür den Bundesstaaten übertragen werden, wo die Farmer noch mehr

zu sagen haben als auf Bundesebene. Die Agrarallianz, die vom kommunistischen

Berichterstatter Aldo Rebelo bis zu den Großgrundbesitzern auf den Oppositionsbänken

reicht, will erreichen, dass landesweit 420.000 Quadratkilometer bisheriger Schutzgebiete für

den Landbau freigegeben werden.

Präsidentin Roussef hatte im Wahlkampf 2010 gelobt, keine Amnestie für große

Umweltsünder zuzulassen. Vor zwei Wochen war es ihrer PT noch gelungen, einen Aufschub

der Abstimmung zu erreichen. Jetzt zogen nur noch die Minifraktionen der Grünen und der

freiheitlichen Sozialisten der PSoL mit, ebenso die Sozialisten der PSB. Rousseffs

gewichtigster Koalitionspartner, die Zentrumspartei PMDB, schlug sich hingegen geschlossen

auf die Seite der Opposition. "Es ist der größte Rückschritt in der Geschichte unserer

Umweltgesetzgebung", twitterte der Forstingenieur Tasso Azevedo.

Vor der Abstimmung empfing Rousseff mehrere frühere Umweltminister, die in einem

offenen Brief an sie appelliert hatten, die Pläne der Agrarlobby zu durchkreuzen. Ob die

Regierung die Novelle samt Zusatz nun im Senat nachbessern kann, ist aber fraglich. Als

letzter Schritt bliebe der Präsidentin, die auch um den guten Ruf Brasiliens fürchtet, nur noch

das Veto.

dradio.de http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1450975/

UMWELT UND VERBRAUCHER

05.05.2011

Trendwende im Tierschutz Niedersachsen will Schnäbelkürzen bei Puten verbieten

Von Susanne Schrammar

Ausgerechnet in Niedersachsen, dem Bundesland mit den meisten

Massentierhaltungsbetrieben, bewegt sich etwas. Gert Lindemann, seit Januar neuer

Landwirtschaftsminister, will das Kürzen von Schnäbeln bei Puten verbieten.

Tierschützer hoffen nun auf noch weitere Schritte.

Ein Geflügelstall, wie es ihn in Niedersachsen viele gibt: Zigtausende Hühner oder Puten

drängeln auf dem Boden, zwischen ihnen ist kaum Platz. Keines der Tiere hat einen Schnabel,

wie die Natur ihn vorsieht: Er ist nicht mehr spitz, sondern leicht gerundet. Gleich am ersten

Tag, wenn die Küken geschlüpft sind, wird ihnen die Spitze des Schnabels mit einem

Infrarotlaser abgeschnitten. Das, sagt der Präsident des niedersächsischen Landesverbandes

der Geflügelwirtschaft, Wilhelm Hoffrogge, sei in Beständen nötig, in denen mehr als 50

Tiere zusammen leben. Sonst würden sie sich zu Tode picken.

"Es liegt an dem natürlichen Verhalten der Tiere, dass sie also ihre Artgenossen in der Weise

nicht mehr erkennen, ob es ein rangniederes Tier ist oder ein ranggleiches Tier oder ein

ranghöheres Tier ist und dann werden immer Rangkämpfe geführt. Und um diese

Rangkämpfe nicht ausarten zu lassen, deswegen nimmt man den Tieren die kleine

Schnabelspitze ab, damit keine Verletzungen auftreten können."

Schnäbelkürzen verstößt gegen das Tierschutzgesetz, doch Landwirte in Niedersachsen

konnten sich bisher großzügige Ausnahmegenehmigungen erteilen lassen. Damit soll bald

Schluss sein. Der neue niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, CDU,

sieht in seinem kürzlich vorgelegten Tierschutzplan vor, bis 2015 die gängige Praxis verbieten

zu lassen. Dies fordern Tierschützer wie Maria Groß von der Arbeitsgemeinschaft für

artgerechte Nutztierhaltung schon seit Jahren. Im Schnabel, erklärt Groß, befände sich

nämlich ein für die Tiere wichtiges Tastorgan mit vielen Nerven.

"Wenn man die Schnabelspitze schneidet, kommt es nicht dem Abschneiden eines

abgestorbenen Gewebes gleich, wie bei dem Kürzen von Fingernägeln. Sowohl der

Augenblick des Schneidens ist für den Vogel sehr schmerzhaft, aber auch der verbleibende

Phantomschmerz behindert und beeinträchtigt den Vogel sein Leben lang."

Minister Lindemann fühlt sich stärker als seine Vorgänger, die teilweise direkte

Verbindungen in die Landwirtschaft hatten, den Verbrauchern verpflichtet und hat deshalb die

Trendwende im Tierschutz eingeläutet.

"Ich möchte, dass Landwirtschaft von Verbrauchern auch akzeptiert wird und das bedeutet,

dass dort, wo es Haltungsdefizite gibt, eben auch Veränderungen herbeigeführt werden."

Doch die Landwirtschaftsverbände sträuben sich. Zum einen fühlen sie sich in ihrer

Berufsehre gekränkt. Die Politik überdrehe und vergesse, dass die Landwirte im Tierschutz

auch in der Vergangenheit schon einiges getan hätten, sagte der niedersächsische

Landvolkpräsident Werner Hilse kürzlich auf einer Veranstaltung. Zum zweiten bezweifeln

sie, ob bis 2015 vom Schnäbelkürzen tatsächlich eine Abkehr erfolgen kann. Laut

Geflügelpräsident Hoffrogge wäre mit einem Verlust von bis zu 50 Prozent des Bestandes zu

rechnen, wenn die Tiere mit spitzen Schnäbeln gehalten würden.

"Das kann nicht im Sinne des Tierschutzes sein, deswegen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt

auf die Schnäbelbehandlung nicht zu verzichten."

Zwar wollen einige Landwirte, darunter auch Hoffrogge, einen Modellversuch der

Geflügelhaltung ohne Schnäbelkürzen durchführen, doch eine Umsetzung bis 2015 halten

viele Verbandsfunktionäre für nicht machbar. Entsprechende Züchtungen etwa bei Puten

würden um einiges länger dauern, heißt es. Auch ein weiterer Punkt des Lindemannschen

Tierschutzplanes, das Kupieren von Ferkelschwänzen zu verbieten, sei nicht umsetzbar.

Landvolkpräsident Hilse tat die Ankündigungen des Ministers gar als "Getöse" ab. Politprofi

Lindemann, der vor seinem Amtsantritt mehr als 20 Jahre im niedersächsischen und im

Bundeslandwirtschaftsminsterium tätig war, bleibt indes gelassen und gibt sich

durchsetzungsstark.

"Ja, wissen Sie, Lobbys äußern sich gelegentlich ja etwas pointiert und die Realität ist dann

meistens eine andere. Ich hab am Anfang gleich gesagt, es wird auch Gruppen geben, die sich

möglicherweise einem solchen Verfahren verweigern. Die sollen dann aber durchaus wissen,

dass das nicht das Ende des Verfahrens ist, sondern der Beginn, das Verfahren ohne ihre

Beteiligung fortzusetzen."

NDR

NDR 90,3 28.05.2011 08:40 Uhr

"Mir wurde klar, wie wenig ich weiß" von Jörn Straehler-Pohl

Genau vor einer Woche gab es hier in Hamburg die erste Krisen-Sitzung der Behörden

wegen des EHEC-Erregers. Inzwischen haben wir einen Toten zu beklagen, die Zahl der

Infizierten und Erkrankten steigt weiter, und die Wissenschaftler des Hygiene-Instituts

versuchen, die Wege des Keims zu ergründen. Jörn Straehler-Pohl berichtet seit Anfang

an über den Erreger und fragt sich, was die Angst vor EHEC für ihn bedeutet.

Heute Vormittag bin ich wieder auf dem Großneumarkt - wie an fast jedem Sonnabend, ich

wohne in der Nähe. Käse, Brot, Obst, vielleicht noch einmal Spargel. Eigentlich hielt ich mich

immer für einen halbwegs bewussten Verbraucher - trotz der gelegentlichen Fertig-Pizza und

dem Dosen-Bier dazu. Diese Woche wurde mir klar, wie wenig ich dann wohl doch über

Lebensmittel weiß.

Werden jetzt im Mai schon Tomaten in den Gewächshäusern rund um Hamburg angebaut und

geerntet? Oder Blattsalat? Oder Gurken? Was wächst überhaupt gerade in den

Gewächshäusern und auf den Feldern? Welche Lebensmittel genau werden gerade importiert,

welche kommen von hier? Nein, ich weiß es nicht.

Je größer die Produktion, desto größer das Risiko

Und eigentlich will ich auch gar nicht so viel wissen. Über die Massen-Produktion von

Lebensmitteln zum Beispiel. Natürlich: Schon immer sind Menschen an verkeimten oder

verseuchten Lebensmitteln erkrankt, häufig genug auch gestorben. Aber es ist eine Sache, ob

sich ein kleiner, regionaler Produzent nicht an Hygiene-Bestimmungen hält. Eine andere,

wenn es ein großer Erzeuger oder gar ein Massen-Produzent ist. Je größer die Produktion,

desto größer das potentielle Risiko - trotz aller Kontrollen.

Hamburg hat in der aktuellen EHEC-Krise vieles richtig gemacht. Eine Gesundheitssenatorin,

die keine Panik schürt, aber auch nicht verharmlost. Ein Hygiene-Institut, dessen Mitarbeiter

im nächsten Tatort auftreten könnten, weil sie die Nadel im Heuhaufen entdeckt haben. Ärzte,

Schwestern und Pfleger in den Krankenhäusern, die alles geben, um die Patienten zu heilen.

Würde der HSV so spielen, wie dort gearbeitet wird, er wäre Deutscher Meister.

Die ersten Erfolge dürfen nicht blind machen

Diese Hamburger Erfolge gegen EHEC dürfen aber nicht blind machen. Sondern die Krise

sollte genutzt werden, um grundsätzlich über die Produktion unserer Lebensmittel

nachzudenken. Denn das Problem liegt nicht nur in der spanischen Gurke - sondern offenbar

auch in der Massentierhaltung. Weil Rinder dort mit Antibiotika vollgepumpt werden, sind

die EHEC-Keime resistent gegen diese Arzneimittel. Und dies gilt nicht nur für EHEC-

Keime, sondern eine Vielzahl von Bakterien - schlechte Aussichten bei künftigen Krankheits-

Ausbrüchen.

Natürlich: Eigentlich sind das alles Dinge, die man nicht so genau wissen will. Ich mache, wie

viele, jetzt einen Bogen um Gurken, so wie wir beim Futtermittel-Dioxin-Skandal einen

Bogen um Hühner-Eier gemacht haben. Wir sollten es uns nicht mehr so einfach machen.

Vielleicht ist es naiv, eine Rückkehr zu einer stärker bäuerlichen Landwirtschaft zu fordern.

Aber vor 30 Jahren war es auch noch naiv, gegen Atomkraft auf die Straße zu gehen. Jetzt

aber gehe ich erst einmal auf den Wochenmarkt. So wie fast jedes Wochenende.

[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Bio » Bestandsgrößen ]

Dienstag, 31.05.2011

Bio | 28.05.2011

Sauenhaltung: Bestandsgrößen im Ökolandbau wachsen Grub - Während in Bayern der Großteil der Betriebe weniger als zehn Sauen hält, werden in

Nord- und Ostdeutschland Bestände mit 100 Zuchtsauen aufgebaut.

Während in Nord- und Ostdeutschland seit einigen Jahren auch im Ökolandbau große

Bestände mit 100 Zuchtsauen und mehr aufgebaut werden, halten in Bayern zwei Drittel der

Öko-Betriebe weniger als zehn Sauen. Es gibt hier bisher nur wenige Sauenhalter im

Vollerwerb. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Schweinefleisch aus ökologischer

Tierhaltung seit Jahren an. Vor diesem Hintergrund sehen die LfL und die Ökolandbau-

Fachberatung Handlungsbedarf, die ökologischen Schweinehalter mit Maßnahmen und

modellhaften Lösungen zu unterstützen. Hierzu organisierte die Bayerische Landesanstalt für

Landwirtschaft (LfL) in Grub eine Fachtagung zu den aktuellen Herausforderungen in der

Sauenhaltung und Ferkelaufzucht im Ökologischen Landbau statt.

Wärmehaltung mit einfachen Maßnahmen verbessern

Die Referenten der LfL konnten eine Reihe von Maßnahmen aufzeigen, wie die

Wirtschaftlichkeit der Öko-Sauenhaltung erhöht werden kann. Projektkoordinatorin Dr.

Christina Jais und Miriam Abriel zeigten im Teilprojekt Haltung unter anderem, wie in

Ställen mit Auslauf die Wärmehaltung im Ferkelnest mit einfachen Maßnahmen verbessert

werden kann. Johannes Uhl und Josef Weiß untersuchten die ökonomischen Aspekte und

stellten anzustrebende Zielgrößen vor. So macht das bessere Drittel der Betriebe deutlich,

dass bei 40 Tagen Säugezeit 20 und mehr verkaufte Ferkel pro Sau und Jahr möglich sind.

Rationalisierungspotentiale in der Arbeitswirtschaft zeigten Stefanie Beyer und Dr. Bernhard

Haidn auf. Sie nannten Beispiele, wie das für den Ökolandbau typische Einstreuen

zeitsparender gestaltet werden kann. Einen tiergerechten Modellstall mit optimierten Räumen

und Funktionen stellten Frank Schneider und Jochen Simon vor. In seinem abschließenden

Statement fasste der Moderator, Öko-Berater Jürgen Herrle, den erreichten Forschungsstand

zusammen und wies auf die noch offenen Fragen hin. pd

Hamburger Abendblatt

31. Mai 2011, 06:00 Uhr

Tierschutz entzweit Regierung und Landwirte

Niedersachsens Ministerpräsident wirbt beim Landesbauerntag für strengere Regeln. Betriebe

fürchten um ihre Konkurrenzfähigkeit

Cloppenburg. Die Videoaufnahmen von Tierquälerei in der Putenzucht, die unlängst für breite

Empörung sorgten, haben offenbar auch die niedersächsische Landesregierung nachhaltig

beeindruckt. Beim Landesbauerntag in Cloppenburg signalisierten gestern sowohl

Ministerpräsident David McAllister als auch Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (beide

CDU), dass es ihnen mit der geplanten Tierschutzoffensive ernst ist.

Wie schief deshalb der Haussegen zwischen CDU und Landvolk Niedersachsen derzeit hängt,

machte umgehend Landvolkchef Werner Hilse deutlich, der dem Ministerpräsidenten vorhielt,

er habe wohl den gesellschaftlichen "Mainstream im Nacken". Das Thema werde von Angst

gesteuert, bei den Verbrauchern von der Angst um Umwelt, Tierwohl und

Lebensmittelsicherheit und bei den Bauern von Angst um die Existenz ihrer Betriebe.

Der Regierungschef lobte die Agrarwirtschaft als Konjunkturlokomotive, aber er machte auch

klar, dass das Schnabelkürzen bei Puten und die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung nicht

zu seinen ethischen Maßstäben passen: "Es kann nicht darum gehen, die Tiere dem jeweiligen

Haltungssystem anzupassen, sondern es müssen die Haltungssysteme den Bedürfnissen der

Tiere angepasst werden." Und mit Blick auf die Kaufzurückhaltung der Konsumenten nach

dem Bekanntwerden der Putenquälerei, aber auch des Skandals um dioxinverseuchtes

Tierfutter warnte McAllister die Bauern: "Nutztierhaltung kann auf Dauer nur erfolgreich

betrieben werden, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert ist und bleibt."

Landwirtschaftsminister Lindemann bot der Agrarbranche den geforderten Dialog über die

konkreten Schritte zu mehr Tierschutz an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass es angesichts

der "hohen emotionalen Betroffenheit" der Verbraucher um konkrete Schritte geht, "um die

Akzeptanz der Verbraucher nicht zu verlieren".

Landvolkpräsident Hilse forderte dagegen "mehr Fakten und weniger Emotion in der

Tierschutzdiskussion". Mit dem "Kampfbegriff Massentierhaltung" werde versucht, die

Bauern in allen aktuellen Krisen wie jetzt auch bei den EHEC-Infektionen als Mittäter

abzustempeln: "Das sind Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralisches

Geschäft darzustellen." Hilse macht die Zustimmung zum Tierschutzplan abhängig von

"sinnvollen und praktikablen Regelungen" und auch davon, dass Niedersachsens Landwirte

gegenüber ausländischen Mitbewerbern nicht benachteiligt würden.

Die niedersächsische Landesregierung dagegen strebt eine Vorreiterrolle an, weil die

Landwirtschaft hier so wichtig ist wie sonst nirgendwo in Deutschland: In Niedersachsen

werden 20 Prozent aller Rinder, 30 Prozent aller Schweine und die Hälfte des Geflügels

gehalten. Die Branche beschäftigt rund 170 000 Menschen.(fert)

30. Mai 2011, 10:18 Uhr

Niedersachsen Landesregierung setzt auf Dialog mit den Landwirten abendblatt.de

Bei der Umsetzung des Tierschutzplans solle die Agrarwirtschaft konstruktiv mitwirken.

Viele Landwirte kritisieren den 38-Punkte-Plan.

Osnabrück. Bei der Umsetzung des neuen Tierschutzplans setzt die niedersächsische

Landesregierung auf einen Dialog mit den Landwirten. Die Agrarwirtschaft solle dabei

konstruktiv mitwirken, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU)

am Montag auf dem Landesbauerntag in Cloppenburg. „Nur eine Lösung, die praxistauglich

ist, kann den Tierschutz wirklich voranbringen.“ Ministerpräsident David McAllister (CDU)

betonte, der ländliche Raum sei das Rückgrat des Landes. Aber Nutztierhaltung könne auf

Dauer nur erfolgreich betrieben werden, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert werde. Und jeder

Verstoß gegen Tierschutz schade letztlich dem Ruf der Landwirtschaft.

Landvolk Präsident Werner Hirse sagte zu dem 38-Punkte-Plan der Landesregierung, er hoffe,

dass darüber ergebnisoffen diskutiert werde. Er erwarte in der Tierschutzdiskussion weniger

Emotionen. Das Thema werde von Angst gesteuert, bei den Verbrauchern von der Angst um

Umwelt, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit und bei den Bauern von Angst um die Zukunft

und Existenz ihrer Betriebe.

„Man fühlt sich an den Pranger gestellt“, sagt Landwirtin Clara Rolfes. Die junge Frau

arbeitet in einem Familienbetrieb mit Großeltern und Eltern – ein Hof mit 4500 Schweinen

und Ackerbau. „Moderne Stallgebäude haben Lüftung, Wasser, Licht“, sagt sie am Montag

und zeigt auf ein Transparent „Kein Platz. Kein Licht. Kein Leben. Stoppt Tierfabriken“. Der

Deutsche Tierschutzbund demonstrierte vor dem Landesbauerntag für artgerechte Tierhaltung

und den Erhalt bäuerlicher Strukturen. Wolfgang Apel, Präsident des Tierschutzbundes,

betonte, „es kann nicht so bleiben wie es ist“. Er forderte Lindemann auf, konsequent den

Weg zu mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung zu gehen.

Der 38-Punkte-Plan soll bis 2018 abgearbeitet sein. Erste Maßnahmen sollen bereits in diesem

Jahr greifen. Dazu zählen unter anderem Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung, wie das

Kastrieren männlicher Ferkel und das Kupieren der Schwänze bei Schweinen. „Ohne der

Diskussion vorweg zugreifen – für mich steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten und die

Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung sind mit meinen ethischen Maßstäben nicht

vereinbar“, sagte McAllister.

Niedersachsen ist das Agrarland Nummer 1. Rund 2,6 Millionen Rinder, 8,2 Millionen

Schweine, 50 Millionen Hühner und 5,3 Millionen Puten werden gehalten. Rund um

Cloppenburg im Oldenburger Münsterland herrscht die größte Viehdichte. (dapd-nrd)

NDR

Stand: 30.05.2011 19:45 Uhr

Bauerntag: McAllister verteidigt Tierschutzplan

Ministerpräsident David McAllister (CDU) hat beim Landesbauerntag in Cloppenburg den

Tierschutzplan von Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) verteidigt.

Niedersachsen stehe mit seiner Viehhaltung in hoher Verantwortung und unter besonderer

öffentlicher Beobachtung, sagte McAllister. "Jeder Verstoß gegen den Tierschutz, der

öffentlich diskutiert wird, schadet letztlich dem Ruf der Landwirtschaft", so der

Ministerpräsident. Er sprach sich für eine tiergerechte und ökonomisch erfolgreiche

Tierhaltung aus. Landvolk-Präsident Werner Hilse warnte vor wirtschaftlichen Nachteilen für

die heimische Viehwirtschaft durch strengere Tierschutzvorgaben. Man wolle den

Tierschutzplan nun "ergebnisoffen" diskutieren. Lindemann hatte seinen 38-Punkte-Plan Ende

April bekanntgemacht.

Diskussionen um Tierschutzplan

Der Tierschutzplan steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen auf dem Landesbauerntag

in Cloppenburg.

180-Grad-Wende ausgeschlossen

Lindemanns Plan sieht unter anderem vor, das Kürzen von Schnäbeln bei Geflügel bis 2018

zu beenden. Bis 2015 sollen Schweinehalter erproben, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu

kastrieren. Hilse nannte die genannten Zeiträume "sehr ambitioniert". Aber das

Diskussionsangebot der Landesregierung wolle er gerne annehmen. "Wir nehmen sie beim

Wort", sagte der Präsident des Landvolkes. Es sei wichtig, einen Weg zu finden, "der uns in

Niedersachsen nicht ins Abseits bringt". Eine "180-Grad-Wende" im System, schloss

Lindemann aber erneut aus. Problematische Entwicklungen aber wolle er korrigieren.

Mehr Steuerungsmöglichkeiten für Landkreise

McAllister hatte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) einen Vorstoß auf Bundesebene

angekündigt, um die Errichtung von Massen-Tierställen einzuschränken. Landkreise mit

besonders hoher Tierdichte müssten mehr Möglichkeiten bekommen, die Ansiedelung von

Tierställen zu steuern. Dies soll nach den Plänen der Landesregierung über eine Änderung des

Bauplanungsrechts erreicht werden. Dazu gehöre auch die Frage, ob großgewerbliche Ställe

weiterhin bevorzugt werden, so McAllister. Die Grünen im Niedersächsischen Landtag

begrüßten den Vorstoß der Landesregierung. "Jetzt steht der Ministerpräsident im Wort",

sagte Fraktionsvize Christian Meyer in Hannover. Bislang hätten CDU und FDP sowohl im

Landtag wie auch auf Bundesebene immer gegen entsprechende Initiativen gestimmt.

NOZ

30.05.2011 | 22:00 Uhr

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Neue OZ: Kommentar zu Landesbauerntag in Cloppenburg/Tierschutz

Osnabrück (ots) - Weichenstellung unvermeidbar

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister mag rhetorisch noch so geschickt sein. So

lobt er die Bauern artig für harte Arbeit, hebt die Landwirtschaft als Jobmotor für

Niedersachsen heraus. Tatsächlich hat er auf dem Landesbauerntag in Cloppenburg jedoch

keinen Zweifel daran gelassen, dass seine Regierung an den Tierschutz-Plänen festhält -

notfalls gegen den Widerstand der Bauern-Funktionäre.

Deren Strategie ist zwar insofern verständlich, als es unter den Landwirten wegen drohender

Einschnitte und Vorgaben für ihre Arbeit kräftig rumort. Der Landesbauernverband wird

jedoch nicht umhinkommen, Zugeständnisse zu machen, statt stur alles beim Alten lassen zu

wollen. Das gilt etwa für das Kupieren von Schweineschwänzen, das Stutzen von Schnäbeln

oder die Ferkelkastration ohne Betäubung. Verpassen die Verbände diese Weichenstellung,

geraten diejenigen noch mehr in Gefahr, deren Interessen sie vertreten.

Denn die Bauern sind in diesem Jahr gebeutelt wie schon lange nicht mehr. Auf eines können

die Landwirte nun ganz sicher verzichten: das Vertrauen der Verbraucher vollends zu

verlieren. Diese verhalten sich wegen des Dioxin-Skandals und der EHEC-Krise noch

kritischer gegenüber der Agrarwirtschaft. Einen Fehler sollten sie indes vermeiden: Bauern

pauschal als Übeltäter zu diffamieren.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung

Redaktion

Landvolk Aktuelles aus Land und Forst Tierschutz muss sinnvoll und praktikabel sein

30. Mai 2011

L P D - Auf mehr Fakten und weniger Emotionen drängt Landvolk-Präsident Werner Hilse in

der Tierschutzdiskussion. „Handeln Sie da, wo es notwendig ist. Aber laufen Sie nicht

populistischen, täglich wechselnden Meinungen und Vorurteilen hinterher“, machte er auf

dem Landesbauerntag vor rund 1.000 Landwirten in Cloppenburg deutlich. Der

Tierschutzplan solle ergebnisoffen diskutiert werden, Änderungen müssten auf ihre

Tauglichkeit in der Praxis und auf ihre Umsetzbarkeit hin getestet werden. „Das Landvolk

bringt die fachliche Kompetenz des Berufsstandes in die Beratungen zum Tierschutzplan ein,

aber wir wollen Lösungen, die für die Tiere einen echten Nutzen bringen“, unterstrich Hilse.

Er verwahrte sich gegen Regeln, die in der Praxis keine Vorteile bewirken und erinnerte an

die leidvollen Erfahrungen, die mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung verbunden waren. Die

deutschen und allen voran die niedersächsischen Landwirte hätten Marktanteile eingebüßt, die

Erzeugung wanderte ins Ausland ab, wo die Hühner weiter in Käfigen säßen. Diese Harakiri-

Aktion habe dem Tierschutz einen Bärendienst erwiesen. „Unsere Landwirte stehen hinter

dem Tierschutzplan, wenn er sinnvolle und praktikable Regelungen enthält und sie gegenüber

Mitbewerbern aus dem Ausland nicht benachteiligt werden“, verdeutlichte Hilse. Zugleich

dürfe das hohe Maß der Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden.

Der Kampfbegriff „Massentierhaltung“ müsse heute immer herhalten, wenn etwas nicht laufe,

sagte Hilse. In der Dioxinkrise, die den Tierhaltern in Niedersachsen einen großen Schaden

verursacht habe, seien die Landwirte letztlich zum Mittäter abgestempelt worden. Bei den

EHEC-Infektionen sei völlig zu Unrecht die Gülle ins Spiel gebracht worden. Hilse verwahrte

sich gegen diese Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralisches

Geschäft darzustellen, in dem die Politik aufräumen müsse. Die Folge seien häufig

Regelungen, die ein Wachstum der Betriebe nach sich zögen. Auf der anderen Seite werde

das Bild einer Agraridylle gezeichnet, dem die moderne und wirtschaftlich gesunde

Landwirtschaft nicht entsprechen könne. Hilse wünschte sich in den Zusammenhang für die

Betriebsleiter mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit.

Diese Konstanten vermisse der Berufsstand auch bei den Vorschlägen zur Novellierung des

Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Die Landwirtschaft habe den Wunsch der Gesellschaft

nach einem größeren Anteil erneuerbare Energien am Energiemix aufgegriffen. „Die

aktuellen Vorschläge im EEG aber favorisieren eindeutig Biogasanlagen in der Hand großer

Kapitalgesellschaften und beschneiden die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen

Familienbetriebe“, kritisierte Hilse. Die Politik verkenne damit auch das Votum der

ländlichen Bevölkerung, die Biogasanlagen großen Stils kritisiere. In der Diskussion um die

Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten erwartet der Berufsstand ein klares Bekenntnis zur

bestehenden Gesetzeslage. Es bestehe kein Bedarf für übergeordnete Restriktionen, die

Instrumente dazu seien auf kommunaler und lokaler Ebene gegeben und müssten dort

offensiv umgesetzt werden.

Hilse bezeichnete die Landwirtschaft als Wachstumsmotor der niedersächsischen Wirtschaft

und appellierte in dem Zusammenhang an die Verantwortung der Landesregierung. „Unsere

Landwirte sind so erfolgreich, weil sie das tun, was unsere Mitbürger von ihnen erwarten: Sie

erzeugen sichere, qualitativ hochwertige und für alle bezahlbare Nahrungsmittel!“ Diesen

Anspruch wollten die mehr als 40.000 landwirtschaftlichen Familien im Lande auch zukünftig

verantwortungsbewusst nachkommen. Sie könnten aber nur bestehen, wenn auch der Wunsch

nach noch mehr Tierschutz oder Ökologie ihre wirtschaftliche Existenz nicht aufs Spiel setze.

Begrüßungsrede Präsident Werner Hilse

NWZ

CLOPPENBURG, 31. Mai 2011

„Schnäbel-Stutzen tut nicht einmal weh“

Agrar Mehr als 1000 Landwirte auf Landesbauerntag in Münsterlandhalle –

Sachliche Diskussion

Ministerpräsident David McAllister (CDU, von links) begrüßte Werner Hilse, Präsident des

Landvolks, und Hubertus Berges, Vorsitzender des Kreislandvolks. BILD: Torsten von

Reeken

Landwirtschaftsminister Lindemann informierte über den 38-Punkte-Plan. Das

Kupieren von Schwänzen sei verboten.

von Reiner Kramer

Cloppenburg - Um das Image der Landwirtschaft ist es nicht gut bestellt. Darin waren sich die

Beteiligten der Podiumsdiskussion auf dem Landesbauerntag in der Münsterlandhalle in

Cloppenburg schnell einig. Ein Bild von einer Frau mit einem süßen Ferkel auf dem Arm

verzerre mehr das Bild, als dass es helfe aufzuklären, kritisierte ein Diskussionsteilnehmer.

„Wir können nicht jeden Menschen durch unsere Ställe führen“, entgegnete der Präsident des

Niedersächsischen Landvolks, Werner Hilse.

Das Thema Biogas bot Anlass zu einiger Diskussion: Auf etwa acht Prozent der Ackerflächen

im Lande werde derzeit Mais für die Biogas-Produktion angebaut, sagte Niedersachsens

Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU), zwölf Prozent sollten nicht überschritten

werden. Insofern gebe es noch Entwicklungspotenzial. Allerdings dürften Gebiete, die eh

schon stark mit Anlagen belastet seien – wie der Kreis Cloppenburg – nicht weiter belastet

werden. Hilse: „Wenn ich die Entwicklung der Biogas-Anlagen sehe, sehe in einigen Jahren

die ersten Stilllegungsprämien für Biogas-Anlagen. Das kann ja nicht gewollt sein.“ Das

Landwirtschaftsministerium spricht sich für einen einheitlichen gestaffelten Vergütungssatz

ohne Boni aus. Bevorteilt werden sollen künftig kleinere Anlagen bis 200 KW.

In der Kritik standen auch Teile des 38-Punkte-Programms von Landwirtschaftsminister

Lindemann, das zu mehr Tierschutz in der Massentierhaltung führen soll.

Das Schnäbel-Stutzen bei Legehennen, das Landvolk-Präsident Hilse verteidigte – „Das tut

nicht einmal weh“ –, will der Landwirtschaftsminister bis 2018 komplett „eindämmen“. Eine

Absage erteilte er dem aus Österreich stammenden Weg, nach dem Schnabel stutzende

Betriebe für die Schäden aufkommen, die in Betrieben entstehen, in denen nicht gestutzt wird.

Auf das Schnabelkürzen sollte komplett verzichtet werden.

Bis 2015 sollen Schweinehalter erproben, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu kastrieren.

Das Kupieren von Schwänzen bei Ferkeln soll nach den Vorstellungen des

Landwirtschaftsministeriums künftig verboten werden. Ein Landwirt wandte ein, dass in

diesem Fall künftig die Ferkel mit kupierten Schwänzen aus dem europäischen Ausland oder

anderen Bundesländern nach Niedersachsen importiert werden könnten. Lindemann wies

darauf hin, dass das routinemäßige Schwänze-Kupieren EU-weit verboten sei.

Wenn 40 Prozent der Puten bei der Anlieferung am Schlachthof Fußballengeschwüre

aufwiesen, dann müssten diese Landwirte lernen, wie es auch anders funktioniere, begründete

Lindemann seinen Vorstoß in diesem Bereich. „Wir haben die ernsthafte Absicht, die 38

Punkte umzusetzen, aber in einer Art und Weise, die für Bauern verträglich ist.“

CLOPPENBURG, 31. Mai 2011

Akzeptanz für Tierhaltung schaffen

Landesbauerntag Ministerpräsident David McAllister plädiert in

Cloppenburg für 38-Punkte-Plan

Begleitet von Protesten machten sich (von links) Gert Lindemann, David McAllister und

Landvolk-Präsident Werner Hilse auf den Weg zum Landesbauerntag. BILD: Torsten von

Reeken

Der Politiker bezieht klar Stellung gegen Ferkelkastration und Schnäbelkürzen ohne

Betäubung. Die Landwirtschaft müsse in der Gesellschaft akzeptiert sein, sagte er.

Cloppenburg - Nur eine artgerechte Tierhaltung in Niedersachsen nützt der Landwirtschaft.

Das machte Ministerpräsident David McAllister am Montag beim Landesbauerntag in

Cloppenburg deutlich. Denn nur dann würden die Verbraucher auch weiterhin die Produkte

kaufen. Denn: „Jeder Verstoß gegen den Tierschutz, der öffentlich diskutiert wird, schadet

letztlich dem Ruf der Landwirtschaft“, sagte der Politiker vor rund 1000 Bauern und fügte

hinzu: „Nutztierhaltung kann auf Dauer nur erfolgreiche betrieben werden, wen sie

gesellschaftlich akzeptiert wird.“

Er verteidigte zudem den 38-Punkte-Plan zur Verbesserung des Tierschutzes von

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann und machte deutlich: „Für mich

steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten und die Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung sind

mit meinen ethnischen Maßstäben nicht vereinbar.“ In dieselbe Kerbe schlug auch Gert

Lindemann: „Ich bin überzeugt, dass die heutige Gesellschaft es nicht mehr akzeptiert, wenn

Schmerzen verursachende Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung vorgenommen werden.“

Hier müssten Lösungswege gefunden werden: „Das bedeutet, dass wir Haltungsverfahren

entwickeln müssen, die auf solche Eingriffe verzichten können, oder zur Betäubung greifen

müssen, wo ein Eingriff unverzichtbar ist.“

Der 38-Punkte-Plan soll bis 2018 abgearbeitet sein, erste Maßnahmen schon früher umgesetzt

werden. Das Kastrieren ohne Betäubung wäre nur noch bis 2015 erlaubt.

Landvolk-Präsident Werner Hilse nannte die Zeitspanne von sieben Jahren „ambitioniert“.

Der Ministerpräsident setzt nicht nur wegen dieser Einschränkung aus dem Landvolk auf

Dialog: „Wir wollen den Weg gemeinsam gehen.“ Alle wichtigen Interessengruppen wie

Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen, Kirchen, Verbraucherschutzverbände,

Wissenschaft und Einzelhandel sollen in die Umsetzung des Tierschutzplans einbezogen

werden, versprach McAllister.

Für Gesprächsstoff in der anschließenden Diskussion sorgte das Thema Biogas: Lindemann

informierte, dass sich sein Ministerium für eine höhere Vergütung von Strom aus kleineren

Anlagen bis 200 KW einsetze. Ferkeln routinemäßig die Schwänze zu kupieren sei EU-weit

bereits heute verboten, wandte er gegen Kritik aus dem Plenum ein.

Auf dem Vorplatz kam es zudem zu Protesten von Bauern und Tierschützern.

TOP AGRAR

McAllister und Lindemann plädieren für mehr Tierschutz

[31.05.2011]

Beim Landesbauerntag in Cloppenburg hat der niedersächsische Ministerpräsident David

McAllister (CDU) gestern mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung gefordert. Nur eine

artgerechte Tierhaltung in Niedersachsen nütze der Landwirtschaft. Nur dann würden die

Verbraucher auch weiterhin die Produkte kaufen.

Vor rund 1000 Landwirten machte McAllister deutlich, dass Nutztierhaltung auf Dauer nur

dann erfolgreich betrieben werden könne, wen sie gesellschaftlich akzeptiert werde. Jeder

Verstoß gegen den Tierschutz, der öffentlich diskutiert werde, schade letztlich dem Ruf der

Landwirtschaft.

Wie die Nordwestzeitung berichtet, verteidigte der Ministerpräsident zudem den 38-Punkte-

Plan zur Verbesserung des Tierschutzes von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert

Lindemann: Mit seinen ethnischen Maßstäben sei das Schnabelkürzen bei Puten und die

Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung nicht vereinbar. Auch Gert Lindemann zeigte sich

überzeugt, dass die heutige Gesellschaft es nicht mehr akzeptiere, wenn Schmerzen

verursachende Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung vorgenommen würden. Hier müssten

Lösungswege gefunden werden. So müssten Haltungsverfahren entwickelt werden, die auf

solche Eingriffe verzichten können, oder man müsse zur Betäubung greifen.

Landvolk-Präsident Werner Hilse nannte die Zeitspanne von sieben Jahren „ambitioniert“.

Der Ministerpräsident setzt nicht nur wegen dieser Einschränkung aus dem Landvolk auf

Dialog: „Wir wollen den Weg gemeinsam gehen.“ Alle wichtigen Interessengruppen wie

Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen, Kirchen, Verbraucherschutzverbände,

Wissenschaft und Einzelhandel sollen in die Umsetzung des Tierschutzplans einbezogen

werden, versprach McAllister.

Münsterländische Tageszeitung

31.5.2011

„Die Politik muss bei uns nicht aufräumen“ Landesbauerntag in Cloppenburg Von

Angelika Hauke

Cloppenburg – Verschärfter Tier- und Naturschutz, Einschränkungen beim Stallbau:

Landwirte fühlen sich zunehmend in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeengt und in der

Öffentlichkeit falsch dargestellt. Auf dem Landesbauerntag gestern in Cloppenburg forderten

sie die Politik deshalb auf, die Folgen von Neuerungen genau abzuwägen.

Nutztierhaltung allerdings kann auf Dauer nur wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden,

wenn sie auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Das machte der Niedersächsische

Ministerpräsident in Cloppenburg deutlich. Gleichzeitig stärkte David McAllister in seiner

Rede vor rund 1000 Zuhörern den Landwirten den Rücken. „Sie behaupten sich hervorragend

im immer schärfer werdenden Wettbewerb in der Welt“, sicherte er ihnen politische

Unterstützung zu.

Die hatte zuvor Landvolkpräsident Werner Hilse deutlich angemahnt. „Der Kampfbegriff

Massentierhaltung muss heute immer herhalten, wenn etwas nicht läuft.“ Bei den Ehec-

Infektionen werde zu Unrecht die Gülle in Spiel gebracht. Gleichzeitig verwahrte Hilse sich

gegen Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralische Geschäft

dazustellen, „in dem die Politik aufräumen“ müsse. Landvolkpräsident Hilse wiederum

erwartet von Politikern „mehr Fakten statt Emotionen.“ Tierschutz sei keine Frage der

Stallgröße. Und Landwirte keine verantwortungslosen Tierquäler.

Die Pläne der Landesregierung zur Tierhaltung standen im Mittelpunkt des

Landesbauerntages. Dem Deutschen Tierschutzbund gehen die Pläne nicht weit genug. Rund

50 Tierschützer protestierten vor der Münsterlandhalle.

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Proplanta ® | 31.05.2011 |

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Tierschutz

Landvolk Niedersachsen: Tierschutz muss sinnvoll und praktikabel sein

Hannover - Auf mehr Fakten und weniger Emotionen drängt Landvolk-

Präsident Werner Hilse in der Tierschutzdiskussion.

„Handeln Sie da, wo es notwendig ist. Aber laufen Sie nicht

populistischen, täglich wechselnden Meinungen und Vorurteilen

hinterher“, machte er auf dem Landesbauerntag vor rund 1.000

Landwirten in Cloppenburg deutlich. Der Tierschutzplan solle

ergebnisoffen diskutiert werden, Änderungen müssten auf ihre

Tauglichkeit in der Praxis und auf ihre Umsetzbarkeit hin getestet werden. „Das Landvolk

bringt die fachliche Kompetenz des Berufsstandes in die Beratungen zum Tierschutzplan ein,

aber wir wollen Lösungen, die für die Tiere einen echten Nutzen bringen“, unterstrich Hilse.

Er verwahrte sich gegen Regeln, die in der Praxis keine Vorteile bewirken und erinnerte an

die leidvollen Erfahrungen, die mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung verbunden waren. Die

deutschen und allen voran die niedersächsischen Landwirte hätten Marktanteile eingebüßt,

die Erzeugung wanderte ins Ausland ab, wo die Hühner weiter in Käfigen säßen. Diese

Harakiri-Aktion habe dem Tierschutz einen Bärendienst erwiesen. „Unsere Landwirte stehen

hinter dem Tierschutzplan, wenn er sinnvolle und praktikable Regelungen enthält und sie

gegenüber Mitbewerbern aus dem Ausland nicht benachteiligt werden“, verdeutlichte Hilse.

Zugleich dürfe das hohe Maß der Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden.

Der Kampfbegriff „Massentierhaltung“ müsse heute immer herhalten, wenn etwas nicht

laufe, sagte Hilse. In der Dioxinkrise, die den Tierhaltern in Niedersachsen einen großen

Schaden verursacht habe, seien die Landwirte letztlich zum Mittäter abgestempelt worden.

Bei den EHEC-Infektionen sei völlig zu Unrecht die Gülle ins Spiel gebracht worden. Hilse

verwahrte sich gegen diese Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und

unmoralisches Geschäft darzustellen, in dem die Politik aufräumen müsse. Die Folge seien

häufig Regelungen, die ein Wachstum der Betriebe nach sich zögen. Auf der anderen Seite

werde das Bild einer Agraridylle gezeichnet, dem die moderne und wirtschaftlich gesunde

Landwirtschaft nicht entsprechen könne. Hilse wünschte sich in den Zusammenhang für die

Betriebsleiter mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit.

Diese Konstanten vermisse der Berufsstand auch bei den Vorschlägen zur Novellierung des

Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Die Landwirtschaft habe den Wunsch der

Gesellschaft nach einem größeren Anteil erneuerbare Energien am Energiemix aufgegriffen.

„Die aktuellen Vorschläge im EEG aber favorisieren eindeutig Biogasanlagen in der Hand

großer Kapitalgesellschaften und beschneiden die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen

Familienbetriebe“, kritisierte Hilse.

Die Politik verkenne damit auch das Votum der ländlichen Bevölkerung, die Biogasanlagen

großen Stils kritisiere. In der Diskussion um die Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten

erwartet der Berufsstand ein klares Bekenntnis zur bestehenden Gesetzeslage. Es bestehe kein

Bedarf für übergeordnete Restriktionen, die Instrumente dazu seien auf kommunaler und

lokaler Ebene gegeben und müssten dort offensiv umgesetzt werden.

Hilse bezeichnete die Landwirtschaft als Wachstumsmotor der niedersächsischen Wirtschaft

und appellierte in dem Zusammenhang an die Verantwortung der Landesregierung. „Unsere

Landwirte sind so erfolgreich, weil sie das tun, was unsere Mitbürger von ihnen erwarten: Sie

erzeugen sichere, qualitativ hochwertige und für alle bezahlbare Nahrungsmittel!“ Diesen

Anspruch wollten die mehr als 40.000 landwirtschaftlichen Familien im Lande auch

zukünftig verantwortungsbewusst nachkommen. Sie könnten aber nur bestehen, wenn auch

der Wunsch nach noch mehr Tierschutz oder Ökologie ihre wirtschaftliche Existenz nicht

aufs Spiel setze. (LPD)

Neue OZ online 01.06.2011, 15:10 Fenster schliessen drucken

Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/artikel/54563840/oeko-dirigismus-

nein-danke

Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung

Veröffentlicht am: 30.05.2011

„Öko-Dirigismus? Nein danke!“ hab Hannover

Hannover. Im Interview mit unserer Zeitung äußert sich Ministerpräsident David

McAllister (CDU) zu aktuellen Fragen der Agrarpolitik.

Herr McAllister, Sie sind heute beim Landesbauerntag in Cloppenburg. Erwarten Sie eine

freundliche Aufnahme oder doch eher kritische Stimmungen wegen Juckepunkten wie

Tierschutz, Großmaststätten und Biogas?

Ich bin gern beim Bauerntag. Mir liegt die weiterhin positive Entwicklung der

niedersächsischen Landwirtschaft sehr am Herzen. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft

sichert bei uns 250 000 Arbeitsplätze und ist nach der Automobilindustrie der zweitwichtigste

Wirtschaftsfaktor. Gerade wegen dieser stabilen Branche hat unser Bundesland auch besser

die Finanz- und Wirtschaftskrise gemeistert. Die Veredelungswirtschaft entpuppte sich dabei

als stärkster Wachstumsmotor – das zeigt, was wir an der Nutztierhaltung haben. Und was

kritische Entwicklungen in einigen Bereichen anbelangt, so ist es Ziel meiner Regierung,

Probleme möglichst einvernehmlich zu lösen.

Sind angesichts der positiven Entwicklung noch Maßnahmen wie Direktzahlungen und

Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) notwendig?

Auf jeden Fall. Wir haben die AFP-Mittel für dieses Jahr sogar von 40 auf 45 Millionen Euro

aufgestockt; investitionswillige Landwirte können jetzt schnell loslegen. Geschätzt wird, dass

die Landwirte in Niedersachsen in nächster Zeit für die Modernisierung ihrer Betriebe rund

eine Milliarde Euro ausgeben. Zu den Direktzahlungen der EU: Sie sind bei schwankenden

Agrarpreisen ein stabilisierender Faktor für die Einkünfte der Landwirte und auch künftig

unbedingt erforderlich. Wir werden uns entschieden für die landwirtschaftlichen

Direktzahlungen über 2013 hinaus einsetzen.

Zunehmend zum Konfliktfeld ist die Nutztierhaltung geworden. Fürchten Sie, dass die

gesellschaftliche Akzeptanz völlig verloren geht?

Zunächst einmal: Für jeden vernünftigen Landwirt ist das Wohlergehen der Tiere ein hohes

Gut. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern vor allem aus ethischen Gründen. Wir

wollen eine moderne, tiergerechte und ökonomisch erfolgreiche Tierhaltung. Dass dies geht,

beweisen Tausende niedersächsische Bauern Tag für Tag. Die Erzeugung tierischer

Lebensmittel ist Existenzgrundlage für den überwiegenden Teil unserer Landwirtschaft. Aber

es stimmt: Verbraucher erwarten heute, dass Lebensmittel sicher und gesundheitlich

unbedenklich sind. Wichtig ist ihnen außerdem, unter welchen Bedingungen für die Tiere

Fleisch produziert wird.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Wir brauchen eine Weiterentwicklung der bestehenden Tierschutzregelungen. Deshalb habe

ich Minister Lindemann gebeten, einen „Tierschutzplan Niedersachsen“ auszuarbeiten. Er hat

dazu ein 38-Punkte-Programm vorgelegt. Dieser Tierschutzplan wird bis 2018 konsequent

abgearbeitet. Für mich steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten oder die Kastration bei

Ferkeln ohne Betäubung sind mit meinen ethischen Maßstäben nicht vereinbar. Das muss und

wird sich ändern.

Aber dagegen regt sich Unmut von Tierhaltern...

Es kann nicht darum gehen, Tiere dem jeweiligen Haltungssystem anzupassen, sondern es

müssen die Haltungssysteme den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden. Klar ist aber

auch: Unsere Tierschutzpolitik bleibt auf Dialog angelegt. Alle wichtigen Interessengruppen –

Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen, Kirchen, Verbraucherschutzverbände,

Einzelhandel und Wissenschaft – werden in die Umsetzung des Tierschutzplans einbezogen.

Alle Beteiligten müssen erkennen: Nach den verschiedenen Skandalen der zurückliegenden

Monate liegt es im fundamentalen Interesse der Landwirtschaft, hier zu spürbaren

Verbesserungen zu kommen. Um zu gewährleisten, dass die Maßnahmen wissenschaftlich

fundiert und praktikabel ausgestaltet werden, haben wir im Tierschutzplan einen Zeitrahmen

von sieben Jahren gesetzt, in dem wir Schritt für Schritt die möglichen Verbesserungen

umsetzen wollen. So ist ausreichend Zeit, Pilotprojekte durchzuführen, sie auszuwerten und

die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Tierhaltung darf keinesfalls ins Ausland gedrängt

werden.

In Teilen Niedersachsens hat der Bau von Maststätten unvertretbare Formen angenommen.

Wie wollen Sie hier Abhilfe schaffen?

Manche Landkreise wie das Emsland sind dazu übergegangen, Genehmigungsverfahren zu

verschärfen, in-dem man Keimschutz- oder Brandschutzgutachten fordert. Ob dieses

Vorgehen allein geeignet sein wird, die Interessenkonflikte dauerhaft zu lösen, scheint

fraglich. Für die Landkreise mit besonders hoher Tierdichte sollten daher durch den Bund

verbesserte Steuerungsmöglichkeiten im Bauplanungsrecht geschaffen werden. Dazu gehört

auch die Frage, ob dort die Privilegierung für großgewerbliche Tierhaltungsanlagen

eingeschränkt wird. Das Landwirtschaftsministerium und das für Fragen des Baurechts

zuständige Sozialministerium erarbeiten dazu zurzeit einen konkreten Vorschlag. Mir ist

bewusst, wie sensibel das Thema ist. Wir werden darüber in den nächsten Wochen mit allen

Betroffenen noch intensiv diskutieren. Kleinere Ställe von bäuerlichen Familienbetrieben

hingegen müssen privilegiert bleiben. Darüber gibt es mit uns keine Diskussion.

Zündstoff gibt es auch beim Biogas. Wird Niedersachsens Initiative zu einer

Gesetzesänderung Erfolg haben?

Ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserem Bundesrats-Vorstoß Erfolg haben werden. In

manchen Regionen ist die „Vermaisung“ inzwischen so extrem, dass auch besonnene

Stimmen veränderte Rahmenbedingungen fordern. Wir wissen aber auch um die Bedeutung

der Biogasnutzung als Baustein der regenerativen Energieerzeugung. Biogas kann

bedarfsgerecht als Grundlast oder als Regelenergie Strom bereitstellen. Das ist wichtig vor

dem Hintergrund des geplanten Ausstiegs aus der Kernenergie. Wir brauchen einen

vernünftigen Kompromiss. Die Vergütungsstruktur sollte an die aktuellen Entwicklungen

angepasst werden. Der bisherige Bonus für nachwachsende Rohstoffe soll nach unseren

Vorstellungen in einen einheitlichen Vergütungssatz integriert werden. Das Gesamtniveau der

Vergütung würde dabei sinken. Und wir wollen fördern, dass Gülle und Bioabfälle für die

Wärmenutzung eingesetzt werden. Der Bestandsschutz für bereits getätigte Investitionen

muss allerdings im Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe unbedingt gewahrt bleiben.

Es gibt verschiedene Initiativen, den Fleischverzehr zu bremsen. Muss unsere Gesellschaft,

wie es einmal die Grünen formuliert haben, vom „eingefleischten Lebensstil“ Abstand

nehmen?

Es mag ja gesund sein, hin und wieder mal auf ein Stück Fleisch am Mittag zu verzichten.

Aber ich würde nicht im Traum darauf kommen, den Menschen vorschreiben zu wollen, was

sie essen dürfen und was nicht! Überzeugungsarbeit ja – Öko-Dirigismus nein danke! Die

Deutschen sollten Fleisch essen, wie es ihnen passt, und nicht Claudia Roth um Erlaubnis

bitten.

Land & Forst

Landesbauerntag

31.05.2011 | 08:51

Tierschutz muss sinnvoll und praktikabel sein Cloppenburg - Auf mehr Fakten und weniger Emotionen drängt Landvolk-Präsident Werner

Hilse in der Tierschutzdiskussion. „Handeln Sie da, wo es notwendig ist. Aber laufen Sie

nicht populistischen, täglich wechselnden Meinungen und Vorurteilen hinterher“, machte er

auf dem Landesbauerntag vor rund 1.000 Landwirten in Cloppenburg deutlich.

Der Tierschutzplan solle ergebnisoffen diskutiert werden,

Änderungen müssten auf ihre Tauglichkeit in der Praxis und

auf ihre Umsetzbarkeit hin getestet werden. „Das Landvolk

bringt die fachliche Kompetenz des Berufsstandes in die

Beratungen zum Tierschutzplan ein, aber wir wollen

Lösungen, die für die Tiere einen echten Nutzen bringen“,

unterstrich Hilse. Er verwahrte sich gegen Regeln, die in der

Praxis keine Vorteile bewirken und erinnerte an die leidvollen

Erfahrungen, die mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung verbunden waren.

Die deutschen und allen voran die niedersächsischen Landwirte hätten Marktanteile

eingebüßt, die Erzeugung wanderte ins Ausland ab, wo die Hühner weiter in Käfigen säßen.

Diese Harakiri-Aktion habe dem Tierschutz einen Bärendienst erwiesen. „Unsere Landwirte

stehen hinter dem Tierschutzplan, wenn er sinnvolle und praktikable Regelungen enthält und

sie gegenüber Mitbewerbern aus dem Ausland nicht benachteiligt werden“, verdeutlichte

Hilse. Zugleich dürfe das hohe Maß der Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden.

Der Kampfbegriff „Massentierhaltung“ müsse heute immer herhalten, wenn etwas nicht laufe,

sagte Hilse.

In der Dioxinkrise, die den Tierhaltern in Niedersachsen einen großen Schaden verursacht

habe, seien die Landwirte letztlich zum Mittäter abgestempelt worden. Bei den EHEC-

Infektionen sei völlig zu Unrecht die Gülle ins Spiel gebracht worden. Hilse verwahrte sich

gegen diese Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralisches Geschäft

darzustellen, in dem die Politik aufräumen müsse. Die Folge seien häufig Regelungen, die ein

Wachstum der Betriebe nach sich zögen. Auf der anderen Seite werde das Bild einer

Agraridylle gezeichnet, dem die moderne und wirtschaftlich gesunde Landwirtschaft nicht

entsprechen könne.

Hilse wünschte sich in den Zusammenhang für die Betriebsleiter mehr Verlässlichkeit und

Planungssicherheit. Diese Konstanten vermisse der Berufsstand auch bei den Vorschlägen zur

Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Die Landwirtschaft habe den

Wunsch der Gesellschaft nach einem größeren Anteil erneuerbare Energien am Energiemix

aufgegriffen. „Die aktuellen Vorschläge im EEG aber favorisieren eindeutig Biogasanlagen in

der Hand großer Kapitalgesellschaften und beschneiden die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen

Familienbetriebe“, kritisierte Hilse. Die Politik verkenne damit auch das Votum der

ländlichen Bevölkerung, die Biogasanlagen großen Stils kritisiere.

In der Diskussion um die Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten erwartet der Berufsstand

ein klares Bekenntnis zur bestehenden Gesetzeslage. Es bestehe kein Bedarf für

übergeordnete Restriktionen, die Instrumente dazu seien auf kommunaler und lokaler Ebene

gegeben und müssten dort offensiv umgesetzt werden. Hilse bezeichnete die Landwirtschaft

als Wachstumsmotor der niedersächsischen Wirtschaft und appellierte in dem Zusammenhang

an die Verantwortung der Landesregierung. „Unsere Landwirte sind so erfolgreich, weil sie

das tun, was unsere Mitbürger von ihnen erwarten: Sie erzeugen sichere, qualitativ

hochwertige und für alle bezahlbare Nahrungsmittel!“ Diesen Anspruch wollten die mehr als

40.000 landwirtschaftlichen Familien im Lande auch zukünftig verantwortungsbewusst

nachkommen. Sie könnten aber nur bestehen, wenn auch der Wunsch nach noch mehr

Tierschutz oder Ökologie ihre wirtschaftliche Existenz nicht aufs Spiel setze.

pd

Märkische Allgemeine 31.05.2011

LANDWIRTSCHAFT: Tierschutz kommt zuerst

Niedersachsen will den Bau von Großmastanlagen erschweren

POTSDAM - Sieben Jahre Zeit gibt sich das Land Niedersachsen, um die Bedingungen in der

Massentierhaltung zu verändern. Ministerpräsident David McAllister (CDU) wirbt für den

„Tierschutzplan Niedersachsen“, der künftig durch rechtliche und bauliche Veränderungen für

artgerechtere Haltung sorgen soll. Damit reagiert das Land auf vergangene

Lebensmittelskandale. Es liege im „fundamentalen Interesse der Landwirtschaft“, beim

Tierschutz zu spürbaren Verbesserungen zu kommen, sagt McAllister.

Ein elementarer Punkt wird sein, den Bau neuer Großmastanlagen zu erschweren – besonders

in Regionen, die bereits eine hohe Intensität an Massentierhaltung und somit auch

Gülleaufkommen aufweisen. Es gehe dabei vor allem um Projekte, „die Grenzen der

normalen Landwirtschaft sprengen“, so Gert Hahne, Sprecher des niedersächsischen

Landwirtschaftsministerium. Dies sei aber nicht gleichbedeutend mit einer Begrenzung der

Zahl der gehaltenen Tiere. „Wir sollten uns davor hüten, allein nach nackten Zahlen zu

gehen“, sagt Hahne. „Das hat weniger mit der Anzahl der Tiere zu tun als mit der Art und

Weise, wie sie gehalten werden.“

So sieht der Tierschutzplan vor, dass dem Schnabelkürzen von Puten oder der Kastration von

nicht betäubten Ferkeln Einhalt geboten werden. „Das muss und wird sich ändern“, so

McAllister. Genaue Strategien für die Umsetzung werden erst diskutiert. Niedersachsen, das

Land mit dem größten Agrarsektor Deutschlands, will mit seinem Projekt auch andere

Bundesländer zu einem Kurswechsel in der Tierhaltung animieren.

Für Brandenburg sieht Jens-Uwe Schade, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, keinen

Nachbesserungsbedarf. „Am Ende ist die Tiergesundheit unser Maßstab.“ Diese zeige derzeit

keine großen Auffälligkeiten. Hinzu komme, dass die Landwirte strengen Richtlinien

unterliegen, was den Tierschutz anbelangt – werden diese nicht erfüllt, werden die Zuschüsse

seitens der Europäischen Union gekürzt. Zudem ließe sich die Situation Brandenburgs nicht

mit der Niedersachsens vergleichen: Nach der Wende wurden die meisten Großbetriebe

geschlossen – seit 1989 verringerten sich allein die Zahlen in der Schweinezucht von drei

Millionen auf zuletzt rund 770 000. Rechne man die Zahl des Großviehs in Brandenburg

gegen die vorhandene Fläche auf, so liege man weit unter der Zahl, die für Ökolandbau

notwendig wäre, erklärt Schade.

Darin liegt für Reinhard Jung das märkische Dilemma. „Aus fachlicher Sicht haben wir zu

wenig Tierhaltung“, so der Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg. Er plädiert aber

nicht für mehr Mastanlagen. Diese seien eine hohe Umweltbelastung. „Wir brauchen mehr

Tierproduktion in der Hand ortsansässiger Landwirte.“

„Die Stoßrichtung Niedersachsens geht im Ansatz in die richtige Richtung“, sagt Grünen-

Fraktionschef Axel Vogel. Das neue Baurecht müsse aber in allen Landkreisen greifen, nicht

nur in solchen, die bereits hoch durch Massentierhaltung belastet sind. Er fordert, dass die

Landesregierung den niedersächsischen Vorschlag aufgreifen und entsprechend erweitern

soll. (Von Nadine Pensold)

Landwirtschaftliche Tierhaltung in Brandenburg

Eine große Umstellung erfuhr die Massentierhaltung Anfang 2010. Damals wurde

deutschlandweit die Käfighaltung von Legehennen verboten. Seither leben die Hennen

in Kleingruppen in sogenannten ausgestalteten Käfigen, die Sitzstangen, ein Nest und

Platz zum Scharren bieten.

Nach der Umstellung hat die Boden- und Freilandhaltung in Brandenburg stark

zugenommen. 2009 zählte das Statistische Landesamt Berlin-Brandenburg mehr als

2,7 Millionen Legehennen in der Mark.

14 der 27 Mastbetriebe halten die Tiere in Bodenhaltung.

Der Viehbestand bei Rindern lag 2009 bei knapp 600 000 Tieren, bei Schweinen

wurden 772 000 Tiere in Brandenburg gezählt.

Mit 1,4 Millionen Tonnen Milch gehört Brandenburg mit zu den größten

Milchproduzenten der Bundesrepublik. np

Dorf und Familie | 30.05.2011

Mach mit! Bauernverband ruft zu gemeinsamer Kampagne auf Berlin - Der Deutsche Bauernverband (DBV) ruft Interessierte zu gemeinsamer Kampagne

über die Leistungen der Bauernfamilien für die Gesellschaft auf.

Der Deutsche Bauernverband ruft die Land- und Agrarwirtschaft dazu auf, in einer

gemeinsamen Kampagne über die Leistungen der Bauernfamilien für die Gesellschaft und den

Nutzen der Agrarpolitik für die Menschen in Deutschland zu informieren. Hintergrund sind

die laufenden Verhandlungen der Europäischen Union zur Gemeinsamen Agrarpolitik nach

2013.

Vom 17. Juni bis zum 7. Juli 2011 werden die deutschen Bauern deutschlandweit mit zwei

Motiven auf Großplakaten in Städten und Gemeinden für das Anliegen der deutschen Land-

und Agrarwirtschaft werben, also rund um den Deutschen Bauerntag 2011 in Koblenz. dbv

Plakate können SIe hier bestellen: www.bauernverband.123plakat.de

Mehr zu den Leistungen der Bauernfamilien finden Sie unter www.die-deutschen-

bauern.de.

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Landvolk Niedersachsen, Hannover,

Minister Gert Lindemann und Präsident Werner Hilse

top agrar

Schweinezyklus aus dem Rhythmus

[31.05.2011]

Durch die anhaltend hohen Futterkosten ist der Schweinezyklus seit zwei Jahren aus dem

Rhythmus geraten. Das machten Vertreter des Zentralverbands der Deutschen

Schweineproduktion (ZDS) auf ihrer Mitgliederversammlung vorige Woche in Templin

deutlich. Die Kosten blieben ohne den erforderlichen Ausgleich bei den Erlösen auf hohem

Niveau. Den Betrieben fehle die Erholungsphase, um ein angemessenes Familieneinkommen

zu erwirtschaften und um bis 2013 die auferlegten Investitionen für neue Tierschutzvorgaben

tätigen zu können. Angesichts der andauernden Trockenheit und absehbarer Ernteausfälle

sowie wegen des Flächenbedarfs für die Bioenergieerzeugung sei eine Entspannung der Lage

nicht absehbar. Der ZDS warnte vor einem drastischen Rückgang der Erzeugung und

appellierte an Schlachtung, Verarbeitung und Lebensmittelhandel, die Schweinehalter nicht

mit der außerordentlichen Kostenbelastung allein zu lassen. Der ZDS-Vorsitzende Helmut

Ehlen mahnte, ein Preisausgleich sei überfällig, um den Ausstieg vieler Betriebe noch

abzuwenden. (AgE)

Neue OZ online 01.06.2011, 01:13 Fenster schliessen drucken

Diesen Artikel finden Sie unter:

http://www.noz.de/lokales/54603916/landwirtschaftsminister-gert-lindemann-spricht-in-

surwold-ueber-die-zukunft-der-landwirtschaft

Ausgabe: Ems-Zeitung

Veröffentlicht am: 01.06.2011

Landwirtschaftsminister Gert Lindemann spricht in Surwold über die Zukunft der Landwirtschaft evkö Surwold

evkö Surwold. „Die Privilegierung der Landwirtschaft ist für uns unantastbar.“ Das hat

der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) am

Montagabend während der Bauernversammlung des CDU-Kreisverbandes Aschendorf-

Hümmling gesagt. Klar Stellung bezog er auch hinsichtlich des Tierschutzes in der

Landwirtschaft.

Der Minister sollte als Gastredner zum Thema „ Zukunftsentwicklung in der

Veredelungsregion Emsland“ sprechen. Doch bevor er dazu kam, nahm er zur aktuellen

EHEC-Problematik Stellung: „Die Verbraucher verzichten aus Vorsicht auf das Gemüse,

obwohl es nachweislich in Ordnung ist. Das ist ein Riesen-Dilemma, das mir große Sorgen

macht.“

Karl Voges, Geschäftsführer der Gartenbauzentrale, und Gerhard Schulz, Inhaber eines

Gartenbaubetriebes, appellierten an den Minister, etwas für die Branche zu unternehmen:

„Wir haben heute keine einzige Gurke verkauft. Sonst sind es etwa 500000 pro Tag. Wir

müssen jetzt 250 Tonnen Gurken vernichten, das bedeutet für uns einen Verlust von etwa

200000 Euro pro Tag“, so Voges. Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann kündigte

unterdessen an, sich für Entschädigungszahlungen für die Gartenbaubetriebe einsetzen zu

wollen.

In seinem Vortrag betonte Lindemann, dass die Zukunftsaussichten im Emsland weit besser

aussehen als in anderen Regionen Deutschlands. Gleichwohl müssten die Erzeuger auf die

Qualität ihrer Produkte setzen: „Auf die Kostenführerschaft können wir im internationalen

Wettbewerb nicht setzen. Aber wir können qualitativ hochwertige Produkte erzeugen. Die

Qualitätsführerschaft zu übernehmen sollte unser agrarpolitisches Ziel sein“, so der Minister.

Der Öko-Landwirtschaft erteilte Lindemann jedoch eine klare Absage. Bis 2050 würde der

Bedarf an Lebensmitteln um 70 Prozent steigen. Das sei mit ökologischer Landwirtschaft

nicht zu bewältigen.

Dennoch müsse in den kommenden Jahren im Hinblick auf den Klimawandel die Erzeugung

von Treibhausgasen reduziert und der Tierschutz verbessert werden. Dies seien die großen

Herausforderungen der Zukunft. Im Bezug auf den Tierschutz kritisierte der Minister die

Pläne der Grünen: „Wenn ich das, was die Grünen vorschlagen, umsetze, ist das die sicherste

Möglichkeit, die Landwirtschaft gegen die Wand zu fahren“, ist er sich sicher. Ziel müsse es

sein, einen Konsens zwischen „vernünftigen“ Tierschützern, Landwirten und der

Wissenschaft zu finden.

Bei der Privilegierung der Landwirtschaft sprach sich Lindemann für die Beibehaltung des

entsprechenden Paragrafen im Baugesetz aus. Gleichwohl soll in Zukunft den Landkreisen

und Gemeinden mehr Entscheidungskompetenz für die Steuerung von Stallneubauten

zukommen. Zudem plane das Landwirtschaftsministerium eine Meldepflicht, um die

Nährstofffrachten besser kontrollieren zu können. Zurzeit würden hier noch Verhandlungen

laufen. In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die „Vermaisung“ und darum,

ob die Einhaltung von Richtlinien ausreichend überprüft wird. Zu den Anfragen und

Vorwürfen nahmen Landrat Hermann Bröring, Gert Lindemann und der Vorsitzende des

emsländischen Landvolks Aschendorf-Hümmling, Bernd Schulte-Lohmöller, Stellung. Die

Botschaft an die Zuhörer: In Zukunft solle der Flächendruck entschärft und der Umgang von

Landwirten und Anwohnern sachlicher werden. Eine Absage erteilten alle beteiligten

Kapitalgesellschaften als Betreiber von Mastställen.

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/384645/Buergerinitiative-gegen-

Agrarfirma.html

Anlieger fürchten Lärm und Gestank - 27.05.2011

Bürgerinitiative gegen Agrarfirma Von Christoph Starke

Bassum·Stuhr. Aus Furcht vor zusätzlichen Umweltbelastungen hat sich jetzt eine

Bürgerinitiative für Landschaftsschutz in Kätingen und Fahrenhorst gegründet. Sie setzt sich

dafür ein, dass die Gesellschaft für Abfall und Recycling (GAR) an der Kätinger Heide

weniger Abfall verarbeitet, außerdem will sie eine Ansiedlung der landwirtschaftlichen

Genossenschaft GS Agri verhindern. In der Gaststätte Waldeslust trafen sich rund 80 Bürger.

Sie forderten die Einrichtung eines Runden Tisches, an dem Betriebsvertreter, Anlieger und

Kommunalpolitiker sitzen sollen.

Die Bürger aus den Bassumer Ortschaften Kastendiek und Kätingen sowie aus dem Stuhrer

Ortsteil Fahrenhorst äußerten ihren Unmut über die GAR und GS Agri. "Wir befürchten

Staub, Lärm und Emissionen, außerdem Umweltbelastung, mehr Verkehr und eine

Wertminderung der Grundstücke", sagte Kirsten Frage zu einer möglichen Ansiedlung der

landwirtschaftlichen Genossenschaft.

Zur Recyclingfirma: Hier vermuten die Bürger, dass deren Produktion zur Belastung des

Grundwassers und des Bodens führen werde. Zudem beschweren sie sich über Geruchs- und

Lärmbelästigung und darüber, dass sich die Menge des zu verarbeitenden Abfalls um das

"Zehnfache" vergrößert hätte.

Der Fahrenhorster Jürgen Schierholz fordert deswegen den Rückbau der GAR-Anlage auf das

ursprüngliche Niveau, das laut Unternehmensangaben bei rund 4000 Tonnen Gelber-Sack-

Abfall jährlich liegt. Außerdem fordern er und andere Bürger Boden- und

Grundwasserkontrollen von unabhängigen Institutionen. Schierholz glaubt nicht, dass das

staatliche Gewerbeaufsichtsamt, das für solche Prüfungen zuständig ist, das gewährleistet. Die

Bürgerinitiative könne allerdings nicht so ohne Weiteres klagen, so Schierholz. Dazu müsse

sich die Initiative einem Verband anschließen - zum Beispiel dem BUND (Bund für Umwelt

und Naturschutz Deutschland).

AgrarZeitung

5. November 2010

Beef Report vergleicht Produktionssysteme

Die Kosten der Rindfleischproduktion in der EU und so genannten Niedriglohnländern wie

Brasilien oder Argentinien gleichen sich weiter an. Dies ist eines von vielen Ergebnissen des

aktuellen Beef Reports des Netzwerkes agri benchmark, einem weltweiten Zusammenschluss

von Agrarökonomen.

Die Kosten für die Produktion von Rindfleisch sind in Niedrigkostenländern wie Brasilien

und Argentinien nach wie vor deutlich geringer als in Hochkostenländern wie der EU, heißt es

in dem Bericht. Die Unterschiede haben sich in den letzten Jahren aber verringert. Ein

weiteres Ergebnis der Studie ist, dass hohe Kosten zwar häufig mit hohen Erlösen

einhergehen. Diese aber nicht zwangsläufig mit hohen Gewinnen verknüpft sein müssen. Die

verschiedenen Produktionssysteme hätten zwar unterschiedliche Kostenstrukturen, aber

keines der Produktionssysteme sei den anderen grundsätzlich überlegen. Feedlots, große

Mastanlagen in Übersee, die jährlich tausende von Rindern mit überwiegend zugekauftem

Futter mästen, seien zwar enorm produktiv, weisen aber auch deutliche

Gewinnschwankungen im Zeitablauf auf, so der Report

Das vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) und der Deutschen Landwirtschafts-

Gesellschaft (DLG) koordinierte Netzwerk bewertet die Rahmenbedingungen und treibenden

Kräfte der Rindfleisch- und Schafproduktion. Es umfasst nach eigenen Angaben mehr als 20

Länder und repräsentiert damit rund 75 Prozent der weltweiten Produktion und des Handels

mit Rindfleisch. Der Beef Report 2010 kann bestellt werden. Er kostet 25 €. (kbo)

NORDKURIER

Artikel vom 01.06.2011

Backhaus will 15 Euro Mindestlohn in der Landwirtschaft

Schwerin (dpa). Agrarminister Till Backhaus (SPD)

plädiert für Mindestlöhne in der Landwirtschaft. "Ein

Mitarbeiter, der Tiere betreut oder hochwertige

Maschinen bedient, sollte mindestens 15 Euro in der

Stunde verdienen", sagte der Minister bei der

Vorstellung des Agrarberichtes in Schwerin.

Er habe im Kabinett Zustimmung gefunden, dieses

Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Die Löhne in

der Landwirtschaft lägen um 30 bis 35 Prozent unter

den Löhnen anderer Branchen. "Das muss mindestens

obendrauf gelegt werden", forderte Backhaus. Mit 15

785 Euro im Schnitt hätten die Beschäftigten in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft die

niedrigsten Bruttolöhne in Mecklenburg-Vorpommern. "Aus meiner Sicht kann das so nicht

weitergehen", sagte Backhaus.

Die Landwirte erhielten jährlich 470 Millionen Euro Beihilfen aus Steuergeldern. Da müssten

sie ihren Mitarbeitern ausreichende Löhne zahlen. So wenig zu zahlen, das werde den

Landwirte müssen heute moderne

Technik

bedienen können. Foto: dpa

Betrieben auf die Füße fallen, wenn sie Fachkräfte suchten, meinte er. Zudem kündigte er an,

dass die Betriebe künftig für die öffentlichen Gelder mehr öffentliche Leistungen, etwa im

Natur-, Umwelt- oder Trinkwasserschutz, erbringen müssten. Als Gründe für die geringen

Löhne nannte Backhaus, dass die Bauern finanziell stark belastet seien. Sie hätten seit der

Wende 2,5 Milliarden Euro in die Betriebe und 1,6 Milliarden in Grund und Boden investiert.

Backhaus nannte es den "Kardinalfehler der deutschen Einheit", dass die Betriebe gezwungen

worden seien, die Flächen zu erwerben anstatt zu pachten. Ein zweiter Grund sei, dass zu

wenig Tiere gehalten würden. Mit Ackerbau seien im Jahr etwa 1000 Euro je Hektar zu

verdienen, mit Rindern, Hühnern oder Schweinen 3000 Euro. Laut Agrarbericht hatte die

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns 2010 einen Anteil von 2,7

Prozent an der Wirtschaftsleistung des Landes.

Das sei im Bundesvergleich der höchste Wert. Die Arbeitsproduktivität erreiche mit 31 262

Euro je Erwerbstätigen gut ein Drittel (35,9 Prozent) mehr als im bundesweiten Durchschnitt

der Landwirtschaft. Das liege an den großen Strukturen, sagte Backhaus. Auf 100 Hektar

kommen im Land laut Bericht 1,3 Arbeitskräfte, in den alten Ländern seien es 3,8. 2010 seien

in der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns 19 266 Menschen beschäftigt gewesen,

fast 10 Prozent weniger als 2007. Die Zahl der Agrarbetriebe im Nordosten ist laut Bericht

um rund 700 auf 4725 gesunken. Der Rückgang sei vor allem auf die Aufgabe von

Nebenerwerbsbetrieben zurückzuführen, aber auch darauf, dass Betriebe unter fünf Hektar

keine statistische Auskunftspflicht mehr hätten. Der Agrarbericht 2011 umfasst laut

Ministerium erstmals einen Zeitraum von zwei Jahren (2009/10). Früher wurde er jährlich

vorgelegt.

NDR

NDR 1 Radio MV Stand: 01.06.2011 20:55 Uhr

Bauern protestieren gegen Mindestlohn-Idee

Ein Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde ist nach

Ansicht der Bauern nicht finanzierbar. Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern sind

gegen die Einführung eines Mindestlohns in der Landwirtschaft von 15 Euro pro Stunde. Der

Vorschlag von Agrarminister Till Backhaus (SPD) ist nach Angaben des Bauernpräsidenten

Rainer Tietböhl nicht finanzierbar. Die Forderung von 15 Euro pro Stunde sei weit

übertrieben. Viele erboste Anrufe von Landwirten seien beim Bauernverband eingegangen,

sagte Tietböhl gegenüber NDR 1 Radio MV.

Zwar hätten die Landwirte die Krise der vergangenen Jahre überstanden, in denen die Preise

für ihre Erzeugnisse in den Keller gerutscht waren. Jetzt müssten die Verluste aber erst einmal

ausgeglichen werde, so Tietböhl weiter. Weil auch noch die Preise für Futter, Saat, Dünger

und Diesel gestiegen sind, dauere der Prozess vermutlich einige Jahre. Der Bauernpräsident

forderte den Minister auf, sich aus der Tarifhoheit heraus zu halten. Denn die wirtschaftlich

gesunden Betriebe würden ihren hoch qualifizierten Mitarbeitern aufgrund des

Fachkräftemangels in der Landwirtschaft gute Löhne zahlen.

Branchenbeschäftigte bekommen niedrigste Bruttolöhne

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Backhaus (SPD) hatte sich für

Mindestlöhne in der Landwirtschaft ausgesprochen. "Ein Mitarbeiter, der Tiere betreut oder

hochwertige Maschinen bedient, sollte mindestens 15 Euro in der Stunde verdienen", sagte

der Minister am Dienstag bei der Vorstellung des Agrarberichtes in Schwerin.

Die Löhne in der Landwirtschaft lägen um 30 bis 35 Prozent unter denen anderer Branchen,

sagte Backhaus. Mit 15.785 Euro im Schnitt hätten die Beschäftigten in der Land-, Forst- und

Fischereiwirtschaft die niedrigsten Bruttolöhne in Mecklenburg-Vorpommern. "Aus meiner

Sicht kann das so nicht weitergehen", sagte Backhaus. Die Landwirte erhielten jährlich 470

Millionen Euro Beihilfen aus Steuergeldern. Da müssten sie ihren Mitarbeitern ausreichende

Löhne zahlen.

Im Kabinett habe er mit seinem Plädoyer für Mindestlöhne im Agrarsektor Zustimmung

gefunden, auch von Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU). Insgesamt habe die

Agrarwirtschaft in den vergangenen zwei Jahren bewiesen, dass sie robust sei. Trotz

Finanzkrise und starker Preisschwankungen am Markt sei sie ein stabiler Wirtschaftszweig.

Kritik aus der CDU

Die agrarpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Beate Schlupp, bezeichnete

Backhaus' Forderung nach Mindestlöhnen als Überbietungswettbewerb und unseriös. "Für

uns steht fest, dass Löhne und Gehälter nicht vom Staat festgesetzt werden sollen, sondern in

Tarifverhandlungen zu vereinbaren sind. Wir achten die Tarifautonomie des Grundgesetzes.

Für die Landwirtschaft gibt es tarifvertragliche Regelungen, die eine nach Qualifikation und

Aufgabenprofil gestaffelte Vergütung sichern."

Backhaus hadert mit Finanzministerium

Unzufrieden ist Backhaus mit dem Bundesfinanzministerium. Das hat die Vorschläge

Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts zur Übernahme der restlichen

bundeseigenen BVVG-Flächen abgelehnt. Die beiden Länder wollten die Flächen kaufen, um

den Boden nach der Übernahme zeitlich gestreckt selbst zu privatisieren. Dabei sei es den

Ländern nicht um Höchstpreise gegangen, sondern um die Sicherung von Arbeitsplätzen im

ländlichen Raum.

SVZ 1.6.2011 "Krieg auf dem Dorf muss aufhören"

01. Juni 2011 | 15:54 Uhr | von Ilja Baatz

Mehrere der zahlreichen Besucher äußerten ihre Meinung mit scharfen Worten. Ilja Baatz

Die Frage "Kommen Sie aus Deutschland?" eines Besuchers und allgemeines Gelächter

erntete Silvia Ey, Referentin für Tierhaltung im Landesbauernverband, am Montagabend auf

ihre Äußerung, dass auch im landwirtschaftlichen Bereich Gesetze vor Inkrafttreten ebenfalls

im Sinne von Kritikern "genau geprüft" werden und alle in einem Rechtsstaat leben. Zu

vergleichbaren Situationen kam es bei Redebeiträgen mehrerer Podiumsmitglieder.

Irgendwann sah zum Beispiel Silvia Ey keine andere Möglichkeit mehr, als folgende Worte

ins Spiel zu bringen: "Noch suche ich mir aus, von wem ich beleidigt werde." Fortschritt

könne es nur geben, wenn man miteinander redet, Argumente austauscht und nicht

übereinander herfällt.

Vom Gegenteil zeichnete sich über weite Strecken angesichts sehr gereizter Stimmung eine

vom Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen organisierte Veranstaltung im Wangeliner

Garten aus, an der neben Ey auch Gabriele von Fuchs von der Bürgerinitiative gegen

Broilermastanlagen in Gallin-Kuppentin, der agrarpolitische Sprecher der Grünen im

Bundestag, Friedrich Ostendorff, Bio-Landwirt Dirk Saggau, Onno Andresen, Betriebsberater

für landwirtschaftliche Betriebe, und Dr. Jürgen Buchwald, Abteilungsleiter

Landwirtschaft/Agrarstruktur im Schweriner Landwirtschaftsministerium, teilnahmen. Motto:

"Bauernhöfe statt Agrarfabriken".

Vor einer Woche - so Gabriele von Fuchs - sei die Erweiterung der einen Mastanlage in ihrer

Heimatgemeinde um gut 100 000 Tiere genehmigt worden. Angesichts der im Raum

stehenden Planung, derzufolge eine weitere Anlage für 300 000 Hähnchen errichtet werden

soll (wir berichteten), stehe die Zukunft der nur 500 Einwohner zählenden Kommune auf dem

Spiel: "Unsere frühere Annahme, Rechtsstaat beinhaltet, dass die Meinung des Einzelnen

etwas zählt, haben wir tief begraben. Von denjenigen, die Gesetze und Vorschriften

ausarbeiten, verlangt man ein mehrjähriges Studium, das sie befähigt. Wir hingegen haben

Glück, wenn wir die fürvier Wochen öffentlich ausliegenden Unterlagen bekommen und dann

in kürzester Zeit zwei dicke Ordner durcharbeiten müssen, um eine Stellungnahme zu

formulieren. Es ist gewollt, dass der Bürger kein demokratisches Mitspracherecht mehr hat.

Das ist Hohn, blanker Zynismus!"

Einzelne Anlagen, so Dr. Buchwald, genehmige nicht das Landwirtschafts-, sondern das

Wirtschaftsministerium, wenngleich beide miteinander in Verbindung stehen. Fördermittel

bekomme nicht derjenige, der die höchste Pacht zahlt, sondern wer am meisten investiere, für

die "höchste Wertschöpfung in der Region" sorge. "Ganz vorn liegen zum Beispiel der Anbau

von Gemüse und die Zahl geschaffener Arbeitsplätze", so der Abteilungsleiter. "Letztlich

entscheidet aber der Landwirt, welche Richtung er einschlägt."

Ostendorff bezeichnete Till Backhaus als "einen der quirligsten Landwirtschaftsminister" in

Deutschland und nannte das von ihm vertretene Leitbild "nicht falsch", doch es könne mit

Tourismuszielen kollidieren. Einer exportorientierten Landwirtschaft müsse man eine Absage

erteilen: "Wir können nicht auf Dauer billiger sein als alle anderen. Somit wird es auch keine

Kostenführerschaft unserer Hähnchen geben. Auf jeden Fall muss der Krieg auf dem Dorf

aufhören!" Ökologie und Landwirtschaft müssten nebeneinander existieren können. Dem

entgegnen die Kritiker, dass "Agrarfabriken" nichts mehr mit herkömmlicher Landwirtschaft

zu tun haben. "Wir brauchen Landwirtschaft, aber nicht die, die unsere Lebensgrundlage

zerstört", sagt zum Beispiel Einwohner Paul Beck. "Massentierhaltung ist ein Herd für

Krankheitserreger, die man nur mit Medikamenten behandeln kann. Da sind neue Krankheiten

kein Wunder. Wir werden durch eine Mafia kaputtgespielt und in zehn oder 20 Jahren wächst

auf unseren Äckern nichts mehr."

Der Landesbauernverband vertrete über seine Mitglieder Ey zufolge 70 Prozent der

ökologisch wie konventionell bewirtschafteten Flächen. Jeder Landwirt müsse nicht nur

deutsche, sondern auch europäische Gesetze beachten, wobei die einheimischen strenger als

die anderer Länder seien: "So, wie Sie niemandem unterstellen, dass er bei Rot über die

Kreuzung fährt, können Sie nicht sagen, dass bei uns Gesetze nicht eingehalten werden.

Zudem ist der Tierschutz im Grundgesetz verankert."

Letzteres veranlasste einen Besucher zu der wütenden Aussage, dass in jedem Jahr

hunderttausende Broiler vor der Schlachtung im Stall verenden und "wie Dreck beiseite

geschoben" werden, was jedoch niemand erwähne: "Das ist der Tierschutz, Frau Ey! Und es

ist alles irrelevant, was der Bürger will. Es sind Gesetze, zu denen Menschen nicht befragt

werden. Dass Herr Backhaus gentechnisch veränderte Pflanzen nicht mehr als die für die

Ernährung sichersten bezeichnet, ist ein Fortschritt. Dafür fördert er jetzt Maiswüsten für den

Betrieb von Biogasanlagen - tolle Lebensqualität!"

Allseitig Anerkennung fand die durch Saggau vertretene Öko-Landwirtschaft. Er beklagte die

noch oft geringe Akzeptanz von herkömmlich wirtschaftenden Kollegen, was sich langsam

bessere, doch oft werde die Alternative, von der man durchaus leben könne, schnell "im Dorf

verrissen". Dr. Buchwald zufolge sei der Anteil an ökologisch betriebener Landwirtschaft mit

zehn Prozent in Mecklenburg-Vorpommern viel höher als in anderen Bundesländern, was

auch dem in Schwerin dafür aufgelegten Förderprogramm mit einem Volumen von 15

Millionen Euro zu verdanken sei.

Während ein Tierhalter den juristisch verankerten Tierschutz hoch bewerte, erscheine er dem

Bürger oft nicht hoch genug, meint Sibille Ey. Zu den Besuchern sagte sie: "Das emotionale

Empfinden ist bei jedem anders, aber auch die Vorschriften waren noch vor 20 Jahren

deutlich andere. Dass es sich verändert hat, haben auch Menschen wie Sie durch ihren Einsatz

bewirkt."

AGRIHOLLAND

25/05/2011

Brand in pluimveestal in Lienden kost 10.000 kippen het leven Naar schatting 10.000 kippen hebben in de avond van 24 mei een brand in een pluimveestal in

het Gelderse Lienden niet overleefd. Er zijn geen mensen gewond geraakt. De brandweer

werd kort na half zeven gealarmeerd. De brand sloeg over naar een rietgedekte woning

vlakbij. Een tweede huis en en tweede stal met duizenden kippen kon de brandweer redden.

Er is enige asbest vrijgekomen, maar dat bleef beperkt en leverde geen gevaar voor de

omgeving op. De brand is vermoedelijk ontstaan door kortsluiting in een ventilator in de de

stal, zo meldt de politie Gelderland Zuid.

bron: De Gelderlander, 25/05/11

Copyright ©2011 AgriHolland B.V.

NTV Online ,Montag, 30. Mai 2011 "Antibiotika säckeweise verabreicht"Gesetze sind weiße Salbe

Immer mehr Antibiotika drohen als sichere Therapiemöglichkeit auszufallen, weil Bakterien

unempfindlich werden. Das Robert Koch-Institut spricht von einer "Waffe, die zunehmend

stumpf geworden ist." Schuld daran ist die ausufernde Verordnung dieser Medikamente. Für

den wissenschaftlichen Berater der Tierrechteorganisation PETA, Edmund Haferbeck, steht

fest, dass auch der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung wesentlichen Anteil an

der Entwicklung trägt.

n-tv.de: Nach Angaben des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) haben im Jahr

2009 mehr als 18 Millionen gesetzlich Versicherte Antibiotika geschluckt. Im Schnitt

bekam jeder Patient zweieinhalb Antibiotika-Packungen verordnet, Privatrezepte nicht

mitgerechnet. Gibt es ähnliche Statistiken, die den Einsatz von Antibiotika in der

Tiermast belegen?

Edmund Haferbeck: Leider kann ich nicht mir aktuellen Werten glänzen. Fest steht aber

bereits seit Jahren, dass der Einsatz von Antibiotika weltweit zu über 50 Prozent in die

Tiermast geht. Und der Trend ist nicht etwa rückläufig, wie uns staatliche Stellen klarmachen

wollen. Obgleich seit 2005/06 als Leistungsförderer in der Tiermast verboten, steigt der

Verbrauch von Antibiotika in den großen Betrieben weiter. Die industrielle Massentierhaltung

ist für die Pharma-Industrie einer der wichtigsten Märkte weltweit. Mittlerweile belegen auch

Studien, dass die in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotika durch die Nahrungskette beim

Menschen angelangt sind. Der Mensch steht demzufolge unter ständigem Antibiotikaeinfluss.

Ist der Einsatz von Antibiotika die einzige Möglichkeit, Tierkrankheiten zu bekämpfen?

Nein, nicht die einzige, aber die billigste Maßnahme. Antibiotika werden in der Tierhaltung

eingesetzt, um selbstverständliche bakterielle Infektionen, die sonst ständig grassieren

würden, einzudämmen und zu bekämpfen. Das geht nicht am einzelnen Tier, das setzt man

über den gesamten Bestand hinweg ein. Und man macht es regelmäßig, auch wenn die

Keimbelastung noch gar nicht den Sprung zur Krankheit überschritten hat.

Werden die Tiere geimpft oder gelangt die Arznei über das Futter zum Einsatz?

Stroh lernen die Tiere in der Massenhaltung nicht mehr kennen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Antibiotika werden zumeist über das Trinkwasser verabreicht. So soll die Schwelle der

bakteriellen Belastung heruntergedrückt werden, um nicht wachstumshemmend zu wirken.

Belastete Tiere wachsen langsamer als solche, die ihre eigenen Energien zur Bekämpfung von

Bakterien einsetzen müssen. Wir sprechen hier von einem leistungsfördernden Prinzip.

… das, wie Sie eingangs sagten, seit 2005 verboten ist.

Die Antibiotika werden den Tieren einfach über das Trinkwasser zugeführt. Wir reden hierbei

nicht von Trinkgefäßen, sondern von den Zuleitungen. Dafür sind die Anlagen in den

modernen Stallungen bereits bautechnisch ausgelegt. Bei Beständen von tausenden wird kein

Tier mehr einzelnen behandelt. All bekommen die gleiche Betreuung – die gleiche schlechte

Betreuung.

Hat denn das Tier die Medikamente bereits verarbeitet, bevor es in den

Nahrungskreislauf des Menschen gelangt?

Nein, die Karenzzeiten von der letzten Antibiotika-Eingabe bis zur Schlachtung werden

selbstverständlich nicht eingehalten. Das würde den gestaffelten Wachstumsverlauf in der

Anlage gefährden. Das wird auch deshalb nicht eingehalten, weil nie etwas eingehalten wird

in der industriellen Mast. Da können Sie so viele Gesetze erlassen, wie Sie wollen.

Schaut niemand den Produzenten auf die Finger?

Hin und wieder werden solche Skandale von uns aufgedeckt. Wenn wir unangemeldet in

diese Betriebe gehen, dann finden wir kiloweise, ja säckeweise reine Antibiotika wie

beispielsweise Aviapen vor. Im Grunde werden die Tiere vom ersten Tag an mit Antibiotika

vollgepumpt. Und das geht so bis zum Schlachtende. Kontrollen staatlicher Behörden führen

zu nichts. Auf dem Lande gibt es ein feines Informationsnetz, das über bevorstehende

Besuche informiert. Für die Bestandstierärzte ist es das große Geschäft, wenn sie ihre Mittel

verkaufen können. Im Grunde genommen tun sie nicht einmal was Verbotenes, denn sie

handeln aus therapeutischer Sicht. Irgendein krankes Schwein, Huhn oder Pute wird sich

immer finden, um den Breitbandeinsatz der Medikamente zu rechtfertigen.

Wer kontrolliert die Tierärzte?

Dr. Edmund Haferbeck.

(Foto: PETA)

Niemand. Da gibt es keine höhere Stelle oder Behörde, bei der sie über den Einkauf ihrer

Medikamente Rechenschaft ablegen müssen. Diese Leute haben allein auf Grund ihres

ärztlichen Status' die Möglichkeit, ohne Einschränkungen solche Antibiotika einzukaufen und

an ihre Landwirte weiterzureichen. Der Einsatz der Medikamente wird in der

Massentierhaltung auch nicht mehr unter tierärztlicher Betreuung vorgenommen. Wenn Sie

mich fragen, würde ich sagen, dass die wirklich vielen und auch guten Gesetze, die wir in

Deutschland haben, vor allem eine "weiße Salbe" für die Verbraucher sind. Die Menschen

können so das Märchen der Lebensmittelsicherheit besser schlucken.

Ich bin bislang davon ausgegangen, dass man hier in Deutschland durch ein fein

gesponnenes Kontrollnetz die Tierproduktion im Griff hat. Nun höre ich von Ihnen,

dass es scheinbar einen systematischen Betrug gibt.

So ist es schon immer, ich kann da nichts schönreden. Ich beobachte das Geschehen seit 30

Jahren. Mein Spezialgebiet als Agrarwissenschaftler ist die Tierproduktion und ich kann

Ihnen sagen, dass man in Deutschland nichts, was mit Nutztierhaltung zu tun hat, im Griff hat.

Ich rede sogar von organisierter Kriminalität. Hier geht es um weltweit agierende Konzerne,

denen es völlig egal ist, was mit ihren Tieren passiert. Sie betrachten sie als Ware, die

funktionieren muss. Da geht es um Profite, um 15 Prozent, die aus den Tieren herausgeholt

geholt werden müssen. Und da ist es völlig egal, auf welche Weise der Profit erzielt wird.

Was kann der Verbraucher tun?

Erst einmal kein Fleisch mehr. Damit würde man auch sich selbst etwas Gutes tun. Fangen

wir aber eine Stufe darunter an, heißt die klare Botschaft: Man kauft kein Fleisch beim

Discounter. Man kann nicht für 1,99 ein Hähnchen kaufen und glauben, man nimmt ein

Lebensmittel zu sich. Wenn Fleisch sein soll, dann nur Bio oder Fachgeschäft. Das

Kostenargument darf nicht länger gelten. Natürlich muss ein gesund gewachsenes Stück

Fleisch aus artgerechter Haltung teurer sein als eins aus der industriellen Produktion. Wenn

man darüber schimpft, dass das so teuer ist, soll man eben gar kein Fleisch kaufen. Wenn

mittlerweise selbst der Boulevard die vegetarische Küche entdeckt, Bestseller zu dieser

Thematik in den Buchläden zu haben sind, dann sollte das deutlich machen, wie weit das

Problem bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Mit Edmund Haferbeck sprach Peter Poprawa