ds 22.06.2011
ZHAW Institut für Hebammen, Schwangerschaftsabbruch 1
André Seidenberg www.seidenberg.chDorin Ritzmann www.medizinfeminin.ch
APAC-Suissewww.schwangerschaftsabbruch.orgInformationen über Schwangerschaftsabbruch in CH
FIAPACwww.fiapac.orgFédération Internationale des Associés Professionels de l'Avortement et de la Contraception
5-sprachige Website Beiträge und Links zu fast allen speziellen Themen
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ZHAW Institut f Hebammen: Abschlussklasse 23. Juni 2011
Schwangerschaftsabbruch Teil 1• Informationsquellen• Begriffsklärung• Voraussetzungen• Die Frau steht im Vordergrund• Das Recht und seine Konsequenzen
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Schwangerschaftsabbruch (SA): Begriffsklärung
• Abtreibung
• Induzierter Abort
• Abruptio (AR)
• Interruptio (IR)(eigentlich falsch = Unterbruch)
• Auskratzung / Ausschabung bezieht sich auf uralte Methoden
Vorbesprechung
Anamnese
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Voruntersuch:
Urinstix & HCG
Ultraschall
Blutgruppe
Blut (HB, Quick)
Vorbesprechung
WünscheZweifel → Entscheid
Medikamentöse Abruptio /
Chirurgische Abruptio ?
AntikonzeptionAndere Probleme?
Fruchtbläschen
Chorion
ca. 7½ SSW
Im Vordergrund steht immer die FrauFacts first!Der Schwangerschaftsabbruch ist in der Schweiz in den Art.118-120 Strafgesetzbuch geregelt
• März 2001: Gesetzesänderungen vom Parlament beschlossen
• Juni 2002: vom Volk mit 72% der Stimmen gutgeheissen
• Fristenregelung erlaubt den Abbruch einer Schwangerschaft bis zur 12. Schwangerschaftswoche (SSW) auf Antrag der Frau
• Indikationsregelung nach der 12. SSW, wenn nach ärztlichem Urteil notwendig
Die Indikationsreglung wurde vorher kantonal sehr unterschiedlich gehandhabt
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Der Schwangerschaftsabbruch ist in der Schweiz in den Art.118-120 Strafgesetzbuch geregelt
Der Schwangerschaftsabbruch ist grundsätzlich strafbar, aber
• die Schwangere wird vom Gesetz besonders geschützt
• das werdende menschliche Leben wird besonders geschützt
Das Gesetz regelt den möglichen Konflikt zwischen
• den Rechten der Frau (körperliche und seelische Integrität) und
• den Rechten des zu einem Mensch werdenden Embryos bzw., bei abgeschlossener Organogenese ab 2.Trimester, Fetus.
Der Schwangerschaftsabbruch ist in der Schweiz in den Art.118-120 Strafgesetzbuch geregelt
Der Schwangerschaftsabbruch ist grundsätzlich strafbar ausser:
• die Schwangere verlangt ihn innerhalb von 12 Wochen seit Beginn der letzten Periode (‚Fristenlösung‘)
• oder er ist nach ärztlichem Urteil notwendig (‚Indikationslösung‘)um eine• schwerwiegende körperliche Schädigung oder eine• schwere seelische Notlage abzuwenden• Die Gefahr muss umso grösser sein, je fortgeschrittener die
Schwangerschaft ist.
• eine schwangere Frau unter 16 Jahren muss durch eine für Jugendliche spezialisierte Beratungsstelle beraten werden
Art. 1192
Art. 1191
Art. 118 Strafbarer Schwangerschaftsabbruch
1 Wer eine Schwangerschaft mit Einwilligung der schwangeren Frau abbricht oder eine schwangere Frau zum Abbruch der Schwangerschaft anstiftet oder ihr dabei hilft, ohne dass die Voraussetzungen nach Artikel 119 erfüllt sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft.
2 Wer eine Schwangerschaft ohne Einwilligung der schwangeren Frau abbricht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.
3 Die Frau, die ihre Schwangerschaft nach Ablauf der zwölften Woche seit Beginn der letzten Periode abbricht, abbrechen lässt oder sich in anderer Weise am Abbruch beteiligt, ohne dass die Voraussetzungen nach Artikel 119 Absatz 1 erfüllt sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.
4 In den Fällen der Absätze 1 und 3 tritt die Verjährung in drei Jahren ein.
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Art. 119 Strafloser Schwangerschaftsabbruch
1 Der Abbruch einer Schwangerschaft ist straflos, wenn er nach ärztlichem Urteil notwendig ist, damit von der schwangeren Frau die Gefahr einer schwerwiegenden körperlichen Schädigung oder einer schweren seelischen Notlage abgewendet werden kann. Die Gefahr muss umso grösser sein, je fortgeschrittener die Schwangerschaft ist.
2 Der Abbruch einer Schwangerschaft ist ebenfalls straflos, wenn er innerhalb von zwölf Wochen seit Beginn der letzten Periode auf schriftliches Verlangen der schwangeren Frau, die geltend macht, sie befinde sich in einer Notlage, durch eine zur Berufsausübungzugelassene Ärztin oder einen zur Berufsausübung zugelassenen Arzt vorgenommen wird. Die Ärztin oder der Arzt hat persönlich mit der Frau vorher ein eingehendes Gespräch zu führen und sie zu beraten.
3 Ist die Frau nicht urteilsfähig, so ist die Zustimmung ihrer gesetzlichen Vertreterin oder ihres gesetzlichen Vertreters erforderlich.
4 Die Kantone bezeichnen die Praxen und Spitäler, welche die Voraussetzungen für eine fachgerechte Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen und für eine eingehende Beratung erfüllen.
5 Ein Schwangerschaftsabbruch wird zu statistischen Zwecken der zuständigen Gesundheitsbehörde gemeldet, wobei die Anonymität der betroffenen Frau gewährleistet wird und das Arztgeheimnis zu wahren ist.
Art. 120 Schwangerschaftsabbruch Übertretungen durch Ärzte
1 Mit Busse wird die Ärztin oder der Arzt bestraft, die oder der eine Schwangerschaft in Anwendung von Artikel 119 Absatz 2 abbricht und es unterlässt, vor dem Eingriff:
a. von der schwangeren Frau ein schriftliches Gesuch zu verlangen;
b. persönlich mit der schwangeren Frau ein eingehendes Gespräch zu führen und sie zu beraten, sie über die gesundheitlichen Risiken des Eingriffs zu informieren und ihr gegen Unterschrift einen Leitfaden auszuhändigen, welcher enthält:
1. ein Verzeichnis der kostenlos zur Verfügung stehenden Beratungsstellen,2. ein Verzeichnis von Vereinen und Stellen, welche moralische und materielle Hilfe anbieten, und3. Auskunft über die Möglichkeit, das geborene Kind zur Adoption freizugeben;
c. sich persönlich zu vergewissern, dass eine schwangere Frau unter 16 Jahren sich an eine für Jugendliche spezialisierte Beratungsstelle gewandt hat.
2 Ebenso wird die Ärztin oder der Arzt bestraft, die oder der es unterlässt, gemäss Artikel 119 Absatz 5 einen Schwangerschaftsabbruch der zuständigen Gesundheitsbehörde zu melden.
Art. 1192 Strafgesetzbuch: Strafloser Schwangerschaftsabbruch‚Fristenlösung‘ bis 12 Wochen
Der Abbruch einer Schwangerschaft ist ebenfalls straflos, wenn er innerhalb von
• zwölf Wochen seit Beginn der letzten Periode • auf schriftliches Verlangen der schwangeren Frau• die geltend macht, sie befinde sich in einer Notlage
• durch eine zur Berufsausübung zugelassene Ärztin oder einen zur Berufsausübung zugelassenen Arzt vorgenommen wird.
• Die Ärztin oder der Arzt hat persönlich mit der Frau vorher ein eingehendes Gespräch zu führen und sie zu beraten.
Art. 1191 Strafgesetzbuch:
Strafloser Schwangerschaftsabbruch ‚Indikationslösung‘ nach der 12. SSW
• nach ärztlichem Urteil notwendig
• schwerwiegende körperliche Schädigung
• schwere seelische Notlage
• Die Gefahr muss umso grösser sein, je fortgeschrittener die Schwangerschaft ist.
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Art. 1191 Strafgesetzbuch:
Strafloser Schwangerschaftsabbruch ‚Indikationslösung‘ nach der 12. SSW
Im französischen Wortlaut wird das umfassende Verständnis für die ungewollt schwangere Frau besonders deutlich:
«danger d’une atteinte grave à l’intégrité physique ou d’un état de détresse profonde (schwere Bedrängnis, Not, Elend, Leiden, Kummer) Die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts ist eine
Verletzung von Artikel 4 der Menschenrechtserklärung (Verbot der Leibeigenschaft)
Die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts ist gefährlich für die Gesundheit der Frau
Abruptio (AR)in Europa
Je besser der Zugang zur AR desto geringer die Rate der AR
Stanley K. Henshaw: Guttmacher Institute 2010
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Stanley K. Henshaw: Guttmacher Institu
Schwangerschaftsabbruch bis 12 Wochen
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Schwangerschaftsabbruch Teil 2• Methoden
• Medikamentös• Chirurgisch• Fetozid
• Folgen des Schwangerschaftsabbruchs?
André Seidenberg www.seidenberg.chDorin Ritzmann www.medizinfeminin.ch
Methoden des Schwangerschaftsabbruchs:
• Medikamentöse Methode (Mifegyn® + Cytotec®)ab Feststellung der Schwangerschaft bis im letzten Schwangerschaftsdrittel
• Chirurgische Methoden• Saugcurettage
6. bis 14. Schwangerschaftswoche (SSW)
• Dilatation & Evakuation (D&E) > 15.SSW
• Fetozid ≥ 22. SSW vorgängig notwendiganschliessend D&E / Medikamentöser Abort
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
• Mifegyn® (Mifepriston, RU 486) + nach 36-48 StundenCytotec® (Misoprostol, PGE1)
• Methode der Wahl bis 7 Wochen Amenorrhoe (49.Tag)
• Auch nach mehr als 7 Wochen seit Beginn der letzten Periodenblutung ist ein medikamentöser Abort möglich aber zunehmend schmerzhaft.
• Im 2. und 3. Trimenon gleicht er zunehmend einem Gebärvorgang
• Ab 22. SSW ist ein vorgängiger Fetozid notwendig
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Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
• Mifegyn® (Mifepriston oder RU486)• Antigestagen, blockiert die schwangerschaftserhaltende
Wirkung des Gelbkörperhormons Progesteron. • Mifegyn® stört die Weiterentwicklung der Frucht und
bereitet die Ausstossung vor.
• Cytotec® (Misoprostol)• Prostaglandin analoge Substanz (PGE1)• Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur• Ausstossung des Embryos mit Blutung• Vaginale Applikation am wirksamsten
und wenigsten schmerzhaft
Mifegyn® (Mifepriston, RU486): Details der Wirkung
• hemmt die Transcription der progesteronabhängigen Gene und führt damit zur decidualen Nekrose und Ablösung des Schwangerschaftsproduktes
• Schädigung der endometrialen Blutgefässe und führt auch damit zum Absterben des Embryo
• fördert die Uteruskontraktilität durch gap junctions und Calcium Einstrom
• erhöht die Rezeptivität und Sensibilität des Myometriums für exogene Prostaglandine und erhöht damit die uterine Kontraktilität.
• erhöht die Freisetzung und hemmt den Abbau von Prostaglandinen aus Dezidualzellen
• stimuliert die IL-8 Freisetzung, die NO Bildung, die Expression der iNOS und damit die Cervixreifung
• führt in 5-10% schon vor der Prostaglandingabe zum vollständigen Schwangerschaftsabbruch
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
Entscheidend ist die zeitgerechte Kombination von Mifegyn® (Mifepriston, RU486) und nach 36-48 Stunden Cytotec® (Misoprostol)
Cytotec® (Misoprostol): Wirkung
• Es ist ein künstlich hergestelltes Prostaglandin (Analogon von PGE1)
• Es erhöht die Uteruskontraktilität
• Es führt auch alleine (ohne Mifegyn®) in 80-90% zum Abort
• Es wird (von der Firma Pfizer) als säurehemmendes Magenschutzmittel verkauft (KI: Schwangerschaft)
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Cytotec® (Misoprostol): Nebenwirkungen
• Krämpfe (der Gebärmutter aber auch des Darms)
• Blutungendeutlich stärker als Menstruation und länger 10-20 Tage sind völlig normal
• Durchfall (Darmmotilität)• Übelkeit / Erbrechen• Fieber, Schüttelfrost• Es macht eine Bronchokonstriktion
(gefährlich bei schwerem Asthma)• Interaktion mit NSAR (Schmerzmitteln)• Interaktionen am Cytochrom P450
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
• Mifegyn® (Mifepriston, RU486) 200 mg Tbl per oral
• Cytotec® (Misoprostol) nach 1½-2 Tagen• 200 µg 4 Tbl (800 µg) • am besten vaginal • >9 SSW: alle 4-6 Stunden 2 Tbl (400 µg)
sublingual oder oral bis zur Ausstossung
• Schmerzmedikation (NSAR: Indometacin plus/oder Opioide)
• Evtl. Antibiotica (1 g Azithromycin + 1 g Metronidazol)• Evtl. Antiemetica (Motilium lingual ®)
Chirurgische Abruptio
• Ambulante Saugcurettage
• in Lokalanästhesie:Methode der Wahl von 7-12 Wochen Amenorrhoe
• Kurznarkose (Disoprivan)• Spinalanästhesie (meist halbambulant)• In Vollnarkose (meist halbambulant)
Localanästhesie
Spritze mit zwei Fingerringen für dieLokal-anästhesie
Sanitex
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Localanästhesie
Transcanaliculäre Infiltration
Bild modifiziert nach der Dissertation von Nathalie Ambassa Mballa 2007
Instrumente:
TuchklemmeSpeculum SpritzeFasszangenHysterometerHegarstifteSaugcuretteScharfer
LöffelFadenschereTupferzange
Instrumente für die Abruptio in Lokalanästhesie:
Dilatation und Evakuation (D&E):
> 14 SSW(BIP > 30 mm)
Vollnarkose
fetale Teile zunehmend verknöchert und können nicht mehr leicht abgesaugt werden
Fetozid(Töten des Fetus vor dem Abort)
• Ab 22. SSW ist vor der Abruptio ein Fetozid notwendig
• Durch intraamniotische oder intrafötale Injektion von 1.0-1.5 mg Digoxin(wirkt nicht sofort, 5-10% Fehlerrate)
• Injektion von Kaliumchlorid (KCl) ins fötale Herz unter Ultraschallsicht(wirkt sofort und ist sicherer)
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Aber die allermeisten Aborte sind nicht so schwerwiegende Ereignisse und finden viel früher statt
Chorion mit Embryo unter der Lupe →→
Fruchtbläschen (Chorion) ca. 7½ SSW
und
Blutkoagula←←
Aber: > 60% der Abruptiones vor der 7.SSW!Sterblichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen in hochentwickelten liberalen Gesellschaften
Höchstens 1 Todesfall pro 100’000 Schwangerschaftsabbrüche
Sterblichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen ≤ 12 SSW Peterson et.al. 1981
Cause of † and type of anesth., No. of †
No. of procedures
Death-to-case-ratein 100'000
Death-to-case-rate (95% CL)
Anesthesia-related1972-1977 15 5'100'000 0.29 0.16 - 0.48Local A 5 3'370'000 0.15 0.05 - 0.35General A 10 1'730'000 0.58 0.28 - 1.06
Nonanesthesia-related, 1974-1977 24 3'980'000 0.60 0.39 - 0.90Local A 9 2'660'000 0.34 0.15 - 0.64General A 15 1'320'000 1.14 0.64 - 1.87
Höchstens 1 Todesfall pro 100’000 Schwangerschaftsabbrüche
Sterblichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen in hochentwickelten liberalen Gesellschaften
Sam Rowlands: Myths 2010
Sterblichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen in hochentwickelten liberalen Gesellschaften
Sam Rowlands: Myths 2010
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Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen in hochentwickelten liberalen Gesellschaften
• Schwangerschaftsabbrüche (SA) haben nur selten gesundheitliche Folgen
• Fehlinformationen über SA sind häufig:weltanschaulich motivierte Gruppen versuchen Frauen Angst zu machen
• Einen Zusammenhang von SA und Brustkrebs gibt es nicht
• Ein ‘Post Abortion Syndrome’ gibt es nicht
• Die Fruchtbarkeit wird durch SA nicht beeinträchtigt
Brustkrebsrisiko nach Schwangerschaftsabbruch
Das scheinbar geringfügig erhöhte Brustkrebsrisiko nach SA wird durch einen Bias der Studien erklärt: eine Frau mit Brustkrebs wird eher ihren früheren SA verheimlichen als eine gesunde Frau
Sam Rowlands: Myths 2010
Psychiatrische Krankheit nach Schwangerschaftsabbruch
Das Risiko für eine psychiatrische Krankheit ist nach SA nicht grösser als nach der Geburt einer unerwünschten Schwangerschaft
Fruchtbarkeit nach Schwangerschaftsabbruch
• Prospektive Studien zeigen keinen Zusammenhang
Sam Rowlands: Myths 2010
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Fruchtbarkeit nach Schwangerschaftsabbruch
• Prospektive Studien zeigen keinen Zusammenhang
• Fall-Kontroll-Studien zeigen keinen Zusammenhang
Sam Rowlands: Myths 2010
Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen in hochentwickelten liberalen Gesellschaften
• Schwangerschaftsabbrüche (SA) haben nur selten gesundheitliche Folgen
• Fehlinformationen über SA sind häufig:weltanschaulich motivierte Gruppen versuchen Frauen Angst zu machen
• Einen Zusammenhang von SA und Brustkrebs gibt es nicht
• Ein ‘Post Abortion Syndrome’ gibt es nicht
• Die Fruchtbarkeit wird durch SA nicht beeinträchtigt
Schwangerschaftsabbruch bis 12 Wochen
André Seidenberg www.seidenberg.chDorin Ritzmann www.medizinfeminin.ch
ZHAW Institut f Hebammen: Abschlussklasse 23. Juni 2011
Schwangerschaftsabbruch Teil 3• Entwicklung in der Schweiz• Gründe für den Schwangerschaftsabbruch• Situation Weltweit (‘unsafe abortions’)
• Schweiz: > 60% der Abruptiones vor der 7. SSW!
• Schweiz: Rate von 6,5 Schwangerschaftsabbrüchen (SA) pro Jahr auf 1'000 Frauen im Alter von 15-44 Jahren
• Länder mit liberalen Regelungen für den SAhaben die tiefsten Raten für den SA
• Die medizinische Versorgung in Bezug auf den SA ist in der Schweiz vergleichsweise gut.
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Umfrage der APAC-Suisse 2010: Schwangerschaftsabbrüche (SA) Schweiz
• Von 113 Schweizer Kliniken führen 93 (82%) SA durch
• Von diesen nehmen 69 % SA auch nach der 12. SSW vor
• aber bloss 49 % auch bei psychosozialer Indikation («schwere seelische Notlage»)
A.M. Rey / A. Seidenberg: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2010
Bis zur 12. SSW 22 24%
Bis zur 15. SSW 1 1%
Bis zur 18. SSW 17 18%
Bis zur 22. SSW 12 13%
Bis zur 24. SSW 31 33%
In extremen Ausnahmefällen auch später 19 20%
Unvollständige / unklare Angaben 10 11%
Umfrage der APAC-Suisse 2010:Bis zu maximal welcher Schwangerschaftswoche wird in den 93 Kliniken ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt?
A.M. Rey / A. Seidenberg: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2010
Schweiz:Verurteilungen wegen illegaler Abtreibung 1946-2007
Wegen Abtreibung verurteilte Frauen 1946-2007
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2002
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2006
Initiative für straflosen Schwangerschaftsabbruch
Pille kommt auf den M arkt
Letzte Verurteilungen
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
1961 Zulassung der Antibaby-Pille
1971 Lancierung 1. Volksinitiative
1977 Abstimmung Fristenlösungs-Initiative
1985 Abstimmung „Recht auf Leben“
1993 Einreichung Parl. Initiative
1999 Zulassung Mifegyne (RU486)
2002 Abstimmung Fristenregelung0
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2006
Legale Abbrüche
Abbrüche in 1000
Illegale Abtreibungen(niedrige Schätzung)
Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz 1950 - 2006
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
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ZHAW Institut für Hebammen, Schwangerschaftsabbruch 14
Der interkantonale Abtreibungstourismus ist in der Schweiz zurückgegangen
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Zahl
der
Sch
wan
gers
chaf
tsab
brüc
he
Zürich Genf BE/BS/VD/NE ehem. restriktive Kantone
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
Die Schweiz hat eine der niedrigsten Abortraten weltweit
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-44-
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SF E NL B D
CH
Abortraten im internationalen Vergleich auf 1000 15-44-jährige Frauen (2005/07, Russ Föd. 2003)
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
Die Schweiz hat eine der niedrigsten Teenager-Abortraten
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Abo
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000
CH D B I NL E Can. F DK N USA S UK
Schwangerschaftsabbrüche/1000 15-19 Jährigeinternationaler Vergleich (2004/2007)
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
Teenager-Schwangerschaften haben in der Schweiz abgenommen
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2006
Geb.CH
SA CH
TrendGeburtenTrend SA
Geburten und Schwangerschaftsabbrüche 15-19-jährige Frauen, Schweiz 1970-2007
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
ds 22.06.2011
ZHAW Institut für Hebammen, Schwangerschaftsabbruch 15
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1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006
≤12-j.
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14-j.
15-j.
Geburten von Müttern im Alter von weniger als 16 Jahren, Schweiz 1970-2007
12-15-jährige Mütter 1970-2007
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
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1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008
Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs Kt. Bern 1980-2008
bis 8 SSW 9-10 SSW 11-12 SSW 13+ SSW
Schwangerschaftsabbrüche erfolgen immer frühzeitiger
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
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bis 8. SSW 9.-10. SSW 11.-12. SSW 13.-16. SSW 17.-22. SSW 23.+ SSW
Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs, Schweiz 2007 (SSW post menstruationem)
Wenig Spätabbrüche in der Schweiz
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
Gründe für den Schwangerschaftsabbruch:Daten aus den Kantonen AG, BS und VD 2004/06
1.8%2.0%
0.7%0.4%
95.1%
Somatisch
Somatisch Kind
Psychiatrisch
Vergewaltigung/Inzest
Psychosozial
Anne-Marie Rey: Schwangerschaftsabbrüche in CH 2009
ds 22.06.2011
ZHAW Institut für Hebammen, Schwangerschaftsabbruch 16
Wie entstehen Spätabbrüche?
Welche Entscheidungen führen zu einem Abbruch?
Armut und Not: 50% (18 von 35)
Jugendlichkeit: 25% (9 von 35)
Kulturelle Schande (Sex vor Heirat): 25% (9 von 35)
Gewalt (vergewaltigt, verschleppt, betäubt): 20% (7 von 35)
Verlassen werden durch den Partner: 10% (3 von 35)
Krankheit der Schwangeren (Depression): 5% (2 von 35)
Soziales Verbot („Falscher Partner“): 10% (3 von 35)
Dorin Ritzmann: VSSB Tagung Mai 2009
Daten aus einer privaten Praxis
Wie entstehen Spätabbrüche?
Gründe für Verzögerungen
Verzögerung in der Überweisung (>14 Tage): 40% (14 von 35)
Vorbestehende unregelmässige Menses: 33% (11 von 35)
Regelmässige Menses während der Schwangerschaft: 10% (4 von 35)
Fehlende Ansprechperson: 25% (8 von 35)
Abwenden des Partners im Verlauf: 15% (6 von 35)
Ärztliche Fehldiagnosen, Fehlbehandlungen: 10% (3 von 35)
Fehlinformationen von Fachstellen: 5% (2 von 35)Dorin Ritzmann: VSSB Tagung Mai 2009
Daten aus einer privaten Praxis
Wie entstehen Spätabbrüche?
Wen trifft es?
Arme Frauen (alleinerziehend, obdachlos, Sozialhilfe, kein eigenes Einkommen, Armut): 95% (34 von 35)
Jugendliche (<20 Jahre): 33% (13 von 35)
Junge Frauen (21 – 25 Jahre): 33% (10 von 35)
Gewaltopfer: 20% (7 von 35)
Dorin Ritzmann: VSSB Tagung Mai 2009
Daten aus einer privaten Praxis
0 5 10 15 20 25 30 35
Uri
Nidwalden
Appenzell I.Rh.
Obwalden
Wallis VS
Schwyz
Aargau
Thurgau
Glarus
Schaffhausen
Basel-Land
Appenzell A.Rh.
Freiburg
Solothurn
Zug
Luzern
St.Gallen
Graubünden
Bern
Jura
Tessin
Zürich
Basel-Stadt
Neuenburg
Waadt VD
Genf
Schweiz
Migrantinnenanteil (inProzent) im Kanton
Schwangerschaftsabbruch-Rate (in Promille) imKanton
Schweiz ØMigration & SA:Schweiz 2007:
• SA pro 1000 Frauen (15-44-jährig) pro Jahr, pro Kanton
• Migrantinnen (%) an der weibl. Bevölkerung pro Kanton
• SA in CH 0.65 % in CH1.95 % Migrantinnen
ds 22.06.2011
ZHAW Institut für Hebammen, Schwangerschaftsabbruch 17
Unerwünschte Schwangerschaften weltweit
• Weltweit 205 Millionen unerwünschte Schwangerschaften
• Entwickelte Länder:• 23 Millionen Schwangerschaften• 40% unerwünschte Schwangerschaften (9 Mio)• 28% werden abgetrieben (6.5 Mio)
• Entwicklungsländer:• 182 Millionen Schwangerschaften• 40% unerwünschte Schwangerschaften (70 Mio)• 19% werden abgetrieben (35 Mio)
Ann Furedi: bpas / FIAPAC 2008
‘Unsafe Abortions’Unsichere Schwangerschaftsabbrüche weltweit
• Weltweit 48% der Schwangerschaftsabbrüche sind unsicher, da die Behandlung mit ungenügendem Wissen oder mit ungenügenden medizinischen Standards durchgeführt wird
• Entwickelte Länder:18% unsafe abortions
• Entwicklungsländer:55% unsafe abortions
• Afrika und Lateinamerika:95% unsafe abortions
Ann Furedi: bpas / FIAPAC 2008
‘Unsafe Abortions’Unsichere Schwangerschaftsabbrüche weltweit
• 5 Millionen Frauen hospitalisiert weltweit und jährlichwegen Komplikationen von Schwangerschaftsabbrüchen
• 67’000 Frauen (13%) sterben weltweit wegen Komplikationen von Schwangerschaftsabbrüchen
• 220’000 Kinder verlieren ihre Mutter weltweit wegen Komplikationen von Schwangerschaftsabbrüchen
Ann Furedi: bpas / FIAPAC 2008
Hepatitis‐C‐Therapie bei Drogenabhängigen
www.seidenberg.ch Riedgletscher VS Switzerland
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