12. Fachtagung Strategisches Personalmanagement ...€¦ · Jedoch die Vielfalt der Belegschaft hat...

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14. Mai 2019 13 – 16.30 Uhr Haus Dacheröden I Erfurt Tagungsdokumentation 12. Fachtagung Strategisches Personalmanagement „Erfolgreich rekrutieren“

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14. Mai 2019

13 – 16.30 Uhr

Haus Dacheröden I Erfurt

Tagungsdokumentation12. Fachtagung Strategisches Personalmanagement „Erfolgreich rekrutieren“

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Grußwort Sabine Wosche | Geschäftsführerin der LEG Thüringen

„Die Arbeitswelt ändert sich rasant – die Fachtagung soll Sie im Hinblick auf die ständigen bzw. neuen Herausforderungen beim demografischen Wandel unterstützen.“

Die große Resonanz auf die 12. Veranstaltung der Reihe „Strategisches Personalmanage-ment“ zeigt, dass mit dem Kernthema „Erfolgreich rekrutieren“ ein wichtiger Nerv in den Zeiten der hohen Fachkräftenachfrage getroffen wurde. Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG Thüringen, machte deshalb noch einmal darauf aufmerksam, dass die Thüringer Agentur für Fachkräftesicherung (ThAFF) die Thüringer Wirtschaft generell beim Thema Fachkräftesicherung unterstützt: Arbeitgeber und Personalverantwortlichen sollten bei der strategischen Ausrichtung ihrer Personalplanung den Blick auf längerfristige Ziele nicht verlieren. Im Hinblick auf diese ständige Herausforderung – parallel zum Alltagsgeschäft – will die Fachtagung (wie auch die gesamte Veranstaltungsreihe) einen Beitrag leisten, mit vielfältigen Anregungen Lösungswege zu finden. Ein wichtiges Teilthema ist dabei „Diversität“ als ein scheinbar „weicher“ Faktor. Jedoch die Vielfalt der Belegschaft hat erwiesenermaßen positive Auswirkungen auf die Produktivität und Kreativität und sollte daher ins strategische Personalmanagement stets mit einfließen. Daher wird mit dem Impulsvortrag von Peter Martin Thomas von der SINUS:akademie u.a. ein ausführlicher Blick auf die Ergebnisse der aktuellen Milieuforschung gerichtet, um im Anschluss im World-Cafè die konkreten Erfahrungen der Teilnehmenden zu diskutieren.

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Fachvortrag „Erfolgreich rekrutieren – Wie Sie Digitalisierung und sozialen Wandel für Ihre Mitarbeitergewinnung nutzen“ Herr Peter Martin Thomas | SINUS:akademie „Der Arbeitgeber muss sich bei der Rekrutierung darauf einstellen, dass er es heutzutage mit einer großen Vielfalt zu tun hat. (…) Er sollte sich dabei u.a. stets fragen, wie wollen meine zukünftigen Mitarbeiter*innen leben?“

Erfolgreich rekrutieren – das ist keine einfache Aufgabe in Zeiten wachsender Fachkräfte-nachfrage. Hinzu kommen noch grundlegende gesellschaftliche Entwicklungen, die sich u.a. wechselseitig beeinflussen, wie z.B. die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche und der generelle soziale Wandel.

Peter Martin Thomas, der bereits bei der 7. Fachtagung Strategisches Personalmanagement die Ergebnisse der Sinus-Jugendstudie anschaulich dargestellt hat, präsentierte diesmal die wichtigsten Schlussfolgerungen aus den Milieustudien mit konkretem Bezug für die Ansprache und Gewinnung passender Mitarbeiter*innen.

Gleich zu Beginn forderte Herr Thomas das Publikum auf, zu überlegen, wie zukünftige Mitarbeiter*innen „aussehen“ bzw. wo diese gerne wohnen würden. Schnell ist klar, dass es die „eine“ Antwort darauf nicht gibt. Jeder weiß, dass alles vielfältiger wird, doch was heißt das jetzt genau im Hinblick auf moderne Rekrutierungsstrategien.

Die Digitalisierung spielt als gesellschaftlicher Megatrend dabei eine bedeutsame Rolle: sie beeinflusst nicht nur die Berufs- und Kompetenzentwicklung, sondern beschleunigt den Lebenswandel generell. Zudem bewirkt der demografische Wandel nicht nur Schwankungen in den Geburtenraten, sondern auch veränderte Generationenverhältnisse und damit einhergehende Wertvorstellungen in Bezug auf Familie und partnerschaftliches Zusammen-leben. Einen weiteren großen Einfluss hat die Zunahme unterschiedlicher Kulturen innerhalb der Gesellschaft, die sich nicht zuletzt in einer kulturellen Vielfalt in den einzelnen Unternehmen wiederspiegelt. Diese Entwicklungen beinhalten nicht nur Herausforderungen wie zunehmende Verunsicherungen, sondern auch ein großes Potenzial.

Denn einerseits, so stellt Herr Thomas auf Basis der Ergebnisse der Sinus-Milieuforschung heraus, gibt es insbesondere bei den Jugendlichen auch wieder verstärkte Bestrebungen nach Sicherheit, sowohl im Berufs- als auch im Privat- bzw. Familienleben. Hieran könnten Arbeitgeber bei der Fachkräfteansprache gezielt anknüpfen und z.B. langfristige Beschäftigungsaussichten und regionale Verankerung als Pluspunkte vermarkten.

Andererseits bietet die Digitalisierung völlig neue Chancen in Bezug auf Produktentwicklung, Geschäftsmodelle und Arbeitsformen (Stichwort New Work). Hierüber können wiederum

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potenzielle Fachkräfte angesprochen werden, die beispielsweise einen flexiblen, ggf. wohnortsungebundenen Lebensstil bevorzugen, um auch ihren anderen Lebensinteressen (z.B. Reisen) nachgehen zu können.

Aus dieser Sicht wird Personalmarketing, laut Herrn Thomas, immer mehr zum Standort-marketing - Berufsentscheidungen hängen eng mit Entscheidungen für einen Lebensort zusammen. Schlussendlich müssen sich Arbeitgeber darauf einstellen, dass sie es im Hinblick auf die gesamte Belegschaft mit einer großen Vielfalt zu tun hat und sicherstellen sollte, dass sich alle „als Mensch sicherfühlen“.

Einen Orientierungsrahmen bildet vor diesem Hintergrund der Sinus-Milieuansatz, der für Deutschland derzeit zehn grundlegende Milieus identifiziert hat. Anhand von bebilderten Beispielen gab Herr Thomas einen unterhaltsamen Überblick über die aktuellen Beschreibungen, verbunden mit Hinweisen, wie die Erkenntnisse für die Personalgewinnung nutzbar gemacht werden können. Zum Beispiel ist das „Expeditive Milieu“ das derzeit am stärksten wachsende. Es umfasst eher sehr junge, mobile Menschen. Diese gewinnt man z.B. nicht unbedingt mit familienfreundlichen Angeboten, sondern eher mit „coolen“ Projekten und flexiblen Möglichkeiten der Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung.

Auch sollten Arbeitgeber einen Blick auf die aktuelle Zusammensetzung der Belegschaft werfen. Aus Sicht von Herrn Thomas wird diese aktuell mehrheitlich vom z.B. „Bürgerlichen Milieu“ geprägt, die jedoch in absehbarer Zeit in Rente gehen werden. Dabei gilt es in Bezug auf die Themenfelder Mitarbeitergewinnung und -bindung nicht nur auf die Lebenswelten (Milieus) zu schauen, sondern auch die Lebensphasen zu berücksichtigen.

Im Bereich des Personalmarketings sollten sich Arbeitgeber vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse, so empfiehlt Herr Thomas abschließend, insbesondere fragen: „Was kann ich tun, dass Menschen in der Berufsfindungsphase auf mein Unternehmen aufmerksam werden?“ und verweist auf das „Modell Präferenzmanagement“.

Weitere Informationen finden unter www.sinus-akademie.de/

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World-Cafè Fazit aus den Themeninseln 1 – 3 „Wir gucken mittlerweile alle Bewerbungen an, egal wie sie aussehen.“

Im Anschluss an den Fachvortrag hatten die Gäste die Möglichkeit, sich an drei von der ThAFF moderierten Themeninseln zu vorgegebenen Leitfragen sowie zu Schwerpunkten des Vortrags untereinander auszutauschen.

Themeninsel 1: Wer passt zu uns? Welche Zielgruppen sind für uns interessant und erreichbar? Welche Instrumente/Strategien haben sich bewährt? Welche Chancen bieten sich noch?

- Mund-zu-Mund-Propaganda - Mitarbeiter*innen als Botschafter gewinnen - Mix aus Mitarbeiter*innen (Alter) - Interner Vertrieb - Recruiting strategisch angehen - Neue Wege gehen - Marketingmix - Wen wollen wir als Mitarbeiter*in gewinnen?

Themeninsel 2: Was müssen wir tun, um unsere Zielgruppe/Fachkräfte zu erreichen? Wie flexibel muss unser Personalmarketing sein? Wieviel Lebensphasenorientierung bietet unser Personalmanagement?

- digitale Welt nimmt zu - Aufmerksamkeit erzeugen – wie? - Präsenz zeigen - Präsenz breit entfalten: Print, Social Media, MA-Empfehlung - Problem: Unternehmensnachfolge - Außenwahrnehmung der Unternehmen - Regionale Netzwerke, z.B. Erfurter Kreuz - Rückkehrergewinnung - Quereinsteiger*innen Chance geben - „Mund zu Mund Propaganda“ - Blick auf die Gesamterfahrungen der Bewerber*innen (siehe Quereinsteiger*innen) - Akquise Drittstaaten Vietnam - Mitarbeiterempfehlungen

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- Weltoffene Unternehmenskultur - Wertschätzende Mitarbeiterbindung - Umgekehrtes Bewerberverhalten Unternehmen bewirbt sich bei Bewerber*innen - Europäischer Arbeitsmarkt - Standortattraktivität??? - Infrastrukturanbindung Gewerbegebiete??? - Betriebsklima, Gesamtpaket muss stimmen - Ehrlichkeit in der Kommunikation - „Versuch macht klug“ - Arbeiten zu nichtattraktiven Arbeitszeiten – wie motivieren? - Schichtarbeit unattraktiv - Gesundheitsförderung - Potential ältere Fachkräfte - Mitarbeiterbedürfnisse berücksichtigen: schwierig

Themeninsel 3: Wie erreiche und mobilisiere ich junge Menschen? Welchen Nutzen bieten dabei Digitalisierung und New Work?

- Alter? 20 – 39 Jahre - der richtige Kanal, die passenden Bewerber*innen zu erreichen! Wenig Streuverluste - EF Kreuz: Schnuppertage - die „ganz“ Jungen: 18 – über Hochschulen, Messen & Flyer an Gymnasien; z.T.

durch vorsichtige Interviews - Azubisuche über Eltern - Mitarbeiter*innen werben Mitarbeiter*innen - Persönliche Ansprache per Telefon oder E-Mail - Softwarechallenge für junge Leute - Recruitingprozess vereinfachen: Anschreiben weniger wichtig, Einfachere

Kontaktmöglichkeit - Arbeitgeber als „Tagesmutter“ - „Industrie erleben“ – Erfurter Kreuz - Angebote der Arbeitgeber an potentielle AN auf Messen - Employer Branding - Weiterempfehlung minimiert die Streuverluste - Wandel der eigentlichen Karrieremessen hin zu „Klein-Events“ (Baggerfahren u.ä.) - Ausbildungsmonitor an Schulen? - auf Kaffeebechern / Schulordnern - kombinierte Aktionen zur (3 Kanäle) Wahrnehmung - an Bahnhöfen (Plakate) zielgruppengerechte Plakatierung Daten hat ggf. Stroer - Social Media Präsenz ja, aber nur in Maßen für kleinere Unternehmen - XING / erfolgreich Direktansprache - Google-Trends bei Suche Inspiration für Stellentitel (Schreibweise) - Teilzeit & Homeoffice - Flexibilität des AG gegenüber potentiellen Azubis - Angebote des Arbeitgebers relevant - New Work: Selbständigkeit, Freiheit, Teilhaben an der Gemeinschaft

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Weitere Themen, Tipps, Fragen und Aspekte, die in den Themeninseln von den anwesenden Personalverantwortlichen und Unternehmensvertreter*innen untereinander diskutiert wurden, waren u.a.:

- Wie bekomme ich Jugendliche „an den Messestand“? - Wie bekommt man Bewerber*innen dazu, sich Videos anzuschauen? - bei internationalen Fachkräften wichtig: deutsche Sprache - Bsp. Erfurter Kreuz: sie finden über Netzwerkarbeit sehr gut Azubis Zusammenhalt

der Unternehmen; sich gegenseitig unterstützen - klassische Mund-zu-Mundpropaganda nicht unterschätzen eigene Belegschaft gut

behandeln – denn ansonsten sind viele wechselbereit - Wertschätzung ist wichtig: sowohl gegenüber den eigenen Mitarbeiter*innen als auch

gegenüber Bewerber*innen (Bewerbungsprozess) - „richtige“ Aufgaben für Jugendliche im Praktikum zu finden, ist oft schwierig - man sollte sich „sehr breit aufstellen“ – nicht nur Anzeigen schalten - „wir brauchen Leute, die Maschinen bedienen können; Arbeit 4.0 ist für uns kein

Thema“ - Studierende, die Abschlussarbeiten schreiben „viele bleiben“ - gut ist, „wenn man geduldig“ ist / „Man hat manchmal ein Erziehungsauftrag“ - Feedback von Schulen oftmals: „wir werden mit Flyern überschüttet“ - es hängt viel davon ab, wie am sich als Unternehmen aufstellt; die Standard-

stellenausschreibung reicht nicht mehr. - stets überlegen: wen muss ich erreichen, damit der Ansprachekanal funktioniert – z.B.

kann durchaus ein Brief eine gute Idee sein - Storytelling: z.B. präsentieren, was machen Azubis in der ersten Woche - für KMU ist es wichtig: nicht die Masse zu erreichen, sondern die richtigen Fachkräfte