Bachelor-Thesen Herbstsemester 2012 - BFH: Soziale … · Ein verkürzter Bacheloreinführungsblock...

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Studium Bachelor-Thesen Herbstsemester 2012 Berner Fachhochschule Soziale Arbeit

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Studium

Bachelor-Thesen Herbstsemester 2012

Berner Fachhochschule Soziale Arbeit

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Schriftenreihe des Fachbereichs Soziale Arbeit

Die Edition Soziothek wird vom Verein Bildungsstätte für Soziale Arbeit (SOZ Bern) geführt. Sehr gute Bachelor-Thesen (Diplomarbeiten) und weitere Publikaitonen sind abrufbar auf der Website www.soziothek.ch.

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Vorwort

Zu Beginn jeder Problembearbeitung steht die Neugierde – das hat sinn-gemäss Galileo Galilei in Bezug auf die Herangehensweise an Aufgaben einmal gesagt. Dieses Herbstsemester 2012 könnte man getrost unter dieses Leitwort stellen, da die Studierenden sich wieder erfolgreich der Aufgabe einer Abschlussarbeit gestellt haben. Mit Neugierde, Fleiss und Kreativität ist eine Vielzahl an interessanten Bachelor-Thesen entstanden.

Die Abschlussarbeit ist die Möglichkeit, sich zum Ende des Studiums noch einmal vertieft und kritisch mit einem selbstgewählten Thema auseinander-zusetzen. Im Herbstsemester 2012 wurde zudem das Pilotprojekt gestartet, den Studierenden bei der Themenfindung mehr Eigenverant wortung zu übergeben. Schon im Juni fand eine Informationsveranstaltung statt, auf der sie Relevantes für die Bearbeitung der Bachelor-Thesis er fuhren. Im Juli und August konnten die Studierenden an ihren Themen feilen und ein Exposé erstellen. Ein verkürzter Bacheloreinführungsblock lieferte noch einmal wichtige Hinweise und Beratung.

Die Resultate finden Sie in dieser Abstract-Broschüre zusammengefasst wieder. Wie bisher können die Diplomarbeiten in der Bibliothek des Fach-bereichs ausgeliehen werden. Darüber hinaus finden Sie eine Auswahl in Form von PDF-Dateien auf unserer Website. Ebenfalls veröffentlicht die Soziothek auf ihrer Website www.soziothek.ch sehr gute Diplomarbeiten.

Wir hoffen, durch die Publikation der Diplomarbeiten dem Austausch zwischen Lehre und Praxis noch besser gerecht zu werden.

Unseren Diplomandinnen und Diplomanden wünsche ich für ihren weiteren Werdegang alles erdenklich Gute.

Simon SohreLeiter Ressort Diplomarbeit

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Bachelor-Thesen Herbstsemester 2012

Verfasserinnen und Verfasser Titel BT-Begleitung

6 Agner Sara:Sozialpädagogische Familienbegleitung in Familien mit psychisch erkrankten Eltern

Esther Abplanalp

8 Altobelli Linda, Winkler Daniela:Liebe jenseits der Grenzen

Jan Zychlinski

10 Amrein Matthias, Gosteli Christoph:Empowerment macht frei – ?

Martin Graf

12 Andrist Roland:Berufliche Ausbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Esther Abplanalp

14 Balmer Kläy Nathali, Soriano Maria:Und was meinst DU dazu?

Dr. Yvonne Piesker

16 Baumgartner Bettina, Kunz Christina:Soziale Teilhabe trotz Langzeitarbeitslosigkeit?

Rahel Müller de Menezes

18 Bernasconi Lisa, Zehnder Martina:Rollenfindung und Beziehungs-gestaltung

Dr. Olaf Maass

20 Bieri Sabine, Glauser Magdalena:Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht

Simone Münger

22 Blatter Nadya, Jaun Marianne:Brennt die Gesellschaft aus?

Dr. Yvonne Piesker

24 Bolliger Andreas, Wohlwend Petra:Soziale Arbeit und Polizei

Dr. Marianne Schwander

26 Buchmüller Simone:Krebs als Herausforderung in der psychosozialen Beratung

Martin Graf

28 Bütschi Vera, Wälti Melina:Aufdecken und einmischen

André Zdunek

Verfasserinnen und Verfasser Titel BT-Begleitung

30 Canal Gina:Mobilitätsfaktoren und Resilienzen armer Kinder

Dr. Manuel Bachmann

32 Colombo Enrico:Freiwillige vor!

André Zdunek

34 Feuchter Sabine:Zwischen Isolation und Resozialisierung

Dr. Olaf Maass

36 Gerber Mirjam, Schlegel Noemi:Resilienzförderung bei gefährdeten Kindern und Jugendlichen

Nina Wyssen- Kaufmann

38 Gosteli Sabrina, Hauser Nadine:Nonverbale Kommunikation in der Sozialen Arbeit

Dr. Anna Ryser

40 Hellmann Lea:Psychotrauma nach Folter oder Krieg

Simon Sohre

42 Jampen Philippe:Im Schloss der Behörde

Alfred Kriesten

44 Jovanovic Milena, Torr Simona:Bedingungsloses Grundeinkommen und alleinerziehende Mütter

Simon Sohre

46 Kandafula Norine, Lohner Regine:Urteil: lebenslänglich

Martin Graf

48 Kerbache Karim:Berufseinstieg nicht leicht gemacht

Alfred Kriesten

50 Kilchhofer Helen:Jugend in zwei Kulturen

Nina Wyssen- Kaufmann

52 Kipfer Livia, Zinsli Vera:Der «wilde Westen» von Bern

Jan Zychlinski

54 Knecht Fritz, Pfister Daniela:Junkies im Altersheim?

Salvatore Cruceli

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Bachelor-Thesen Herbstsemester 2012

Verfasserinnen und Verfasser Titel BT-Begleitung

56 Leu Claudia:In die Gärten – fertig – los …?

Alfred Kriesten

58 Liechti Stefanie, Weber Lisa:Heimkinder – Risikokinder?

Dr. Manuel Bachmann

60 Loosli Bettina, Vonlanthen Lea:Das neue Erwachsenenschutzrecht

Simone Münger

62 Luginbühl Nadja:Drogenkonsum zwischen Verbot und Akzeptanz

Dr. Marianne Schwander

64 Martig Miriam:Arbeit trotz Krankheit

Pascal Engler Vonlanthen

66 Nehren Lena, Röthlisberger Michèle:Vertrauen in der Sozialen Arbeit – ein Instrument der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft?

Dr. Yvonne Piesker

68 Pfister Melissa:Manege frei!

Dr. Christian Vogel

70 Portmann Helen, Zaugg Linda:Familien befähigen statt ersetzen

Rahel Müller de Menezes

72 Rüfli Anna, Wüthrich Nina:Alkohol – Genuss und Missbrauch Jugendlicher

Simon Sohre

74 Schläfli Jamuna, Tanner Anna:«Lasst uns doch in Ruhe!»

André Zdunek

76 Senn Ariane, Thoenen Jasmin:Wie können Konflikte zwischen Team und Leitung in sozialen Organisationen gedeutet werden?

Dr. Christian Vogel

78 Werren Laura:Familienpolitik statt Familienarmut

Dr. Matthias Naleppa

Verfasserinnen und Verfasser Titel BT-Begleitung

80 Willi Sandra:Sozialpädagogik im Zwangskontext

Salvatore Cruceli

82 Wyss Eveline:Arbeitsintegration in der Schweiz – eine Analyse

Dr. Matthias Naleppa

84 Zanetti Gabriella:Konflikte binationaler Paare

Eveline Ammann Dula

86 Ziegler Cornelia:Wie man in den Wald hineinruft …

Dr. Manuel Bachmann

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Kinder psychisch kranker Eltern sind keine homogene Gruppe. Viele Familien verfügen über genügend Ressourcen, sodass eine elterliche Erkrankung das Wohl der Kinder nicht beeinträchtigt. Dennoch sind spezifische Risikofakto-ren zu erkennen, welche die Entwicklung der Kinder gefährden können. Dies äussert sich unter anderem darin, dass das Risiko, selber an einer psychi-schen Störung zu erkranken, um ein Mehrfaches erhöht ist, wenn die Eltern an einer psychischen Erkrankung leiden.

In früheren Konzepten der sozialpädagogischen Familienbegleitung wurden Familien mit psychisch erkrankten Eltern als Zielgruppe meist ausgeschlos-sen. In neueren Ansätzen wird zwar auf die Formulierung von generellen Ausschlusskriterien verzichtet. Expertinnen und Experten berichten jedoch von Schwierigkeiten bei der Umsetzung in der Praxis. Die Bachelor-Thesis befasst sich deshalb mit förderlichen und hinderlichen Faktoren für das Gelingen sozialpädagogischer Familienbegleitung in Familien mit psychisch erkrankten Eltern.

Im ersten Teil setzt sich die Arbeit mit dem Arbeitsfeld der sozialpädago-gischen Familienbegleitung auseinander. Dazu werden theoretische Bezüge hergestellt. Des Weiteren wird auf Arbeitsprinzipien und auf Anforderungen an die Professionellen sowie an die jeweiligen Rahmenbedingungen ein-gegangen. Weiter werden spezifische Risiko- und Schutzfaktoren für Kinder psychisch erkrankter Eltern herausgearbeitet, um schliesslich Aussagen darüber machen zu können, inwiefern die sozialpädagogische Familienbeglei-tung dazu beitragen kann, Risikofaktoren bei Kindern psychisch erkrankter Eltern zu mindern und Schutzfaktoren zu stärken. Um dies zu erreichen, werden Ergebnisse aus unterschiedlichen Studien und entwicklungspsycho-logische Bezüge zusammengeführt.

Die Arbeit kommt zum Schluss, dass sozialpädagogische Familienbegleitung einen förderlichen Beitrag in Familien mit psychisch erkrankten Eltern leisten kann. Verschiedene Arbeitsschwerpunkte im Kernbereich der sozialpäda-gogischen Familienbegleitung mindern spezifische Risikofaktoren und tragen dazu bei, dass Schutzfaktoren gestärkt werden. Hierzu gehören zum Beispiel das Aufbauen und Stärken von Netzwerken, das Verbessern der Kommuni-kation in den Familien und die Unterstützung bei der Bewältigung alltags-praktischer Probleme. Obwohl in Sozialer Arbeit keine absolut zuverlässigen Formulierungen in Bezug auf hinderliche und förderliche Faktoren für das Gelingen einer Intervention gemacht werden können, zeigt sich sehr deutlich, dass bestimmte Einflussfaktoren – wie der Umgang mit der elterlichen Erkrankung oder die Rahmenbedingungen, in denen die Interventionen statt-finden – ganz entscheidend sind.

Sozialpädagogische Familienbegleitung in Familien mit psychisch erkrankten ElternSara Agner

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Liebe jenseits der Grenzen Linda Altobelli, Daniela Winkler

Binationale Beziehungen nehmen zu, auch in der Schweiz. Laut Bundesamt für Statistik stellt die Zahl binationaler Ehen in der Schweiz fast die Hälfte (42,3%) aller Eheschliessungen dar. Durch Globalisierungs- und Transnatio-nalisierungsprozesse werden Beziehungen, welche nationale Grenzen über-schreiten, überhaupt erst möglich.

Diese Bachelor-Thesis befasst sich mit der Frage, ob das Transkulturkonzept (oder das Konzept der hybriden Identität) eine Erklärung für die Arrangierung binationaler Paare mit kulturellen Differenzen bieten kann. Das Ziel der Arbeit ist, die theoretischen, schwer fassbaren Konzepte der Transkultur und der hybriden Identität mit der Lebenswelt binationaler Paare zu verknüpfen, um dadurch die Leitfrage beantworten zu können.

Anhand von vier Leitfadeninterviews wurden Einblicke in den Alltag binationa-ler, heterosexueller Paare gewonnen, die in der Schweiz leben. Die Paare sind zusammengesetzt aus einem Schweizer und drei Schweizerinnen, einer Partnerin aus Peru und drei Partnern aus Tunesien, Kongo und Mexiko.

Wie das Transkulturkonzept beschreibt, verändern sich Kulturen wechsel-seitig, sind stark ineinander verflochten und lassen sich nicht mehr voneinan-der abgrenzen. Trotzdem werden zu Beginn der Beziehungen binationaler Paare Differenzen wahrgenommen, die von den Partnern / Partnerinnen auf die unterschiedliche Kultur zurückgeführt werden. Die unterschiedlichen Arrangements können grob in die Kategorien symmetrisch und asymmetrisch eingeteilt werden. Asymmetrisch im Sinne einer einseitigen Anpassung und symmetrisch im Sinne eines gleichsamen Verzichts auf bekannte kulturelle Elemente und die Aufnahme von Neuen. Das Forschungsinteresse liegt vor allem auf der letzten Form, da diese offensichtlich mit dem Transkultur-konzept zusammenhängt.

Die Bachelor-Thesis zeigt auf, dass sich die Partner einer binationalen Bezie-hung von ihrer kulturellen Identität ein Stück weit lösen müssen, damit Aus-handlung, Vermischung und Neukombination kultureller Elemente stattfinden kann. Im Zentrum stehen dabei die Hinterfragung der eigenen Werte und die Zulassung anderer Sichtweisen. Durch die Distanzierung zur eigenen Kultur treten die Paare in einen Zwischenraum, was Homi Bhabha, der Hauptvertre-ter des postkolonialen Hybriditätsansatzes, als «dritten Raum» bezeichnet. In diesem Raum kann eine Art «dritte Kultur» entstehen. Denn sie ist weder ganz die eine noch die andere. Auch wenn die Vermischung im Alltag prak-tisch nicht auffällt oder sichtbar ist, geschieht sie immer auf kognitiver Ebene, durch die Veränderung der Identität zur hybriden (vermischten) Identität. Teile der anderen Kultur werden ins Selbstkonzept integriert und sich damit zu eigen gemacht.

Durch die theoretische Annäherung schafft diese Arbeit ein Bewusstsein für die ablaufenden Prozesse in einer binationalen Beziehung.

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Empowerment macht frei – ?Matthias Amrein, Christoph Gosteli

Diese Bachelor-Thesis befasst sich mit dem Thema «Gefahren der Instru-mentalisierung von Methoden der Sozialen Arbeit am Beispiel des Empower-ments».

Gesellschaftliche Veränderungen und Einflüsse neoliberaler Ideologie bilden die Voraussetzungen für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Gefahren der Instrumentalisierung von Methoden der Sozialen Arbeit. Zum Verständnis und zur Veranschaulichung dieses Prozesses werden relevante Gesellschafts-theorien eingeführt und erläutert. Am Beispiel des Empowerments werden anschliessend Gefahren von Instrumentalisierungen aufgezeigt.

In einem zweiten Schritt wird diese Instrumentalisierung auf der Ebene der Praxis dargestellt. Es wird dabei aufgezeigt, welchen Einfluss die individuelle Ebene auf gesellschaftliche Begebenheiten haben kann und was geschieht, wenn Professionelle der Sozialen Arbeit Methoden als «Pseudomethoden» instrumentalisieren.

In den Schlussfolgerungen wird die Bedeutung der gewonnenen Erkennt-nisse diskutiert. Abschliessend werden weiterführende Fragen und Gedanken formuliert.

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Berufliche Ausbildung für Menschen mit LernschwierigkeitenRoland Andrist

In der Präambel zur Schweizerischen Bundesverfassung steht, dass sich die Stärke des Volkes am Wohl der Schwachen misst. Dieses Wohl ist in Frage gestellt – unter anderem mit den bildungspolitischen Änderungen der letzten Jahre.

Das aktuelle Bundesgesetz über die Berufsbildung (BBG) ist seit 1. Januar 2004 in Kraft; die Revision brachte deutliche Änderungen in der Berufs- und Arbeitswelt mit sich. Unter anderem wird die Anlehre durch die zwei-jährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) ersetzt. Gleichzeitig will der Bundesrat im Auftrag des Parlaments durch die 6. IV-Revision die Invalidenversicherung nachhaltig sanieren. Infolgedessen soll, indem höhere Anforderungen an die betroffenen Jugendlichen gestellt werden, die Hälfte der bisherigen Aufwendungen für IV-Anlehren und Prak-tische Ausbildung (PrA) nach INSOS eingespart werden. Durch diese vor-gesehenen Massnahmen wird das Recht auf Bildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten eingeschränkt, und das im Behindertengleichstellungs-gesetz festgehaltene Gleichstellungsgebot wird verletzt. Menschen mit Lernschwierigkeiten haben in der Schweiz die Möglichkeit, schulisch ausge-bildet zu werden. Von der beruflichen Bildung werden sie aber zunehmend ausgeschlossen. Der Gedanke der Solidarität ist so gefährdet.

Ziel dieser Bachelor-Thesis ist, die konkreten Änderungen zu beschreiben und deren Auswirkungen aufzuzeigen. Hauptsächlich wird die Situation von Menschen mit Lernschwierigkeiten betrachtet und erklärt. Die Arbeit geht folgenden Fragestellungen nach: Wie sieht in der Schweiz die Situation für Menschen mit Lernschwierigkeiten bezüglich einer erstmaligen beruflichen Ausbildung aus? Die Anforderungen für niederschwellige Berufsausbil-dungen sind erhöht worden – wirkt sich diese Erhöhung auf Menschen mit Lernschwierigkeiten aus? Haben Menschen mit Lernschwierigkeiten ein Recht auf eine anerkannte Ausbildung?

Um diesen Fragen nachzugehen, werden die Begriffe «Menschen mit Be-hinderung» und «Menschen mit Lernschwierigkeiten» erläutert und näher betrachtet. Danach wird auf die Bildung in der Schweiz, auf die Arbeit in unserer Gesellschaft und ihren Stellenwert eingegangen. Die gesetzlichen Grundlagen werden präsentiert, um einen Überblick zu bieten, wie die rechtliche Situation für Menschen mit Behinderung in der Schweiz aussieht. Anschliessend wird die momentane Berufsausbildungssituation für Men-schen mit Lernschwierigkeiten, die Invalidenversicherung und die IV-Revision 6b beschrieben. In einem nächsten Schritt werden die Auswirkungen der geplanten Massnahmen für Menschen mit Lernschwierigkeiten erläutert. Nach einer Zusammenfassung der Erkenntnisse werden die vorhandenen Möglichkeiten dargestellt und nötige Massnahmen diskutiert und unter-sucht, um danach den Bezug zur Sozialen Arbeit herzustellen.

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Und was meinst DU dazu?Nathali Balmer Kläy, Maria Soriano

In der Sozialen Arbeit gilt die Partizipation von Kindern und Jugendlichen als eine der zentralen Strukturmaximen einer modernen, lebensweltorientierten Kinder- und Jugendhilfe. Eine der deutlichsten Aufforderungen für die Be-teiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegen-heiten legt Artikel 12 der UNO-Kinderrechtskonvention als verbindliches Recht des Kindes fest. Kinderrechte sind Menschenrechte, sie sind grundsätzlich unverhandelbar und haben in der Sozialen Arbeit eine fundamentale Bedeu-tung, wenn es um ethisch begründetes und verantwortbares Handeln geht.

Aus fachlicher Sicht unbestritten ist der Grundsatz, Adressatinnen und Adressaten an den sie betreffenden Entscheidungen zu beteiligen. Zu wenig explizit geklärt scheint jedoch, dass dieser Grundsatz auch für Kinder und Jugendliche gilt. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Kinder- und Jugendpartizipation kommen immer wieder übereinstimmend zum Ergebnis, dass der Anspruch auf Beteiligung von Kindern und Jugend-lichen in der Sozialen Arbeit nur eingeschränkt umgesetzt wird. Aufschluss-reiche Ergebnisse dazu liefert eine Studie zum Thema «Pflegefamilien und Heimplatzierungen: Eine empirische Studie über den Hilfeprozess und die Partizipation von Eltern und Kindern», deren Fazit lautet: Kinder und Jugend-liche stellen für viele Sozialarbeitende keine bedeutsamen Verhandlungs-partnerinnen und Verhandlungspartner mit eigenständigen Rechten und Ansprüchen dar. Dieser Befund ist bedenklich und sollte die Fachwelt auf-horchen lassen, zumal sozial benachteiligte Kinder oft grundsätzlich über weniger Partizipationsfähigkeiten und -möglichkeiten verfügen.

Die Widersprüche zwischen berufsethisch legitimierter Absicht und man-gelnder Umsetzung in der Praxis führen zur leitenden Fragestellung in dieser Bachelor-Thesis: Welche Bedeutung hat Partizipation von Kindern und Ju-gendlichen in der Sozialen Arbeit? Dabei interessiert, was unter Kinder- und Jugendpartizipation im Grunde verstanden wird, wann von echter Parti zipation überhaupt gesprochen werden kann und aus welchen theoretischen Begrün-dungsmustern sich der Anspruch auf Partizipation von Kindern ableiten lässt. Zur Bearbeitung der Thematik wird ein Zugang über vier unterschiedli-che Perspektiven gewählt: eine gesellschaftliche, rechtliche, psychologische sowie eine pädagogische Sichtweise. Die wesentlichen Erkenntnisse aus den verschiedenen Blickwinkeln werden in Zusammenhang mit der Fragestellung eingehend diskutiert und die Schlussfolgerungen daraus münden in konkrete Empfehlungen an die Soziale Arbeit.

Die Arbeit will einen Beitrag zur Sensibilisierung für das Thema Beteiligungs-rechte von Kindern und Jugendlichen in der Sozialen Arbeit leisten. Sie soll als Anregung für die Praxis verstanden werden, junge Menschen in allen sie betreffenden Angelegenheiten dem jeweiligen Handlungsfeld angemessen einzubeziehen.

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Soziale Teilhabe trotz Langzeitarbeitslosigkeit?Bettina Baumgartner, Christina Kunz

Die soziale Teilhabe ist ein wichtiges menschliches Bedürfnis. Der Mensch strebt nach sozialen Kontakten, einem sozialen Umfeld und der Zugehörig-keit zu primären, sekundären und tertiären Netzwerken. In dieser Bachelor-Thesis wird der Frage nachgegangen, wie langzeitarbeitslose Sozialhilfe-klientinnen und Sozialhilfeklienten ihre soziale Teilhabe erleben und welchen Einfluss die Arbeitslosigkeit und sozialhilferechtliche Unterstützung auf die soziale Teilhabe haben.

Zur Beantwortung der Fragestellung werden die Folgeerscheinungen der Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit herausgearbeitet sowie die Auswirkungen auf die soziale Teilhabe beschrieben. Weiter wurden anhand von Leitfadeninterviews eine Klientin und ein Klient der Sozialhilfe hinsicht-lich des Erlebens ihrer Situation, insbesondere der sozialen Teilhabe, befragt und die Ergebnisse mit den theoretischen Erkenntnissen verknüpft.

Die Untersuchung führt zu den folgenden Ergebnissen:Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit wie auch der Sozialhilfebezug können sich negativ auf die soziale Teilhabe auswirken.

Durch die Arbeitslosigkeit und insbesondere den Sozialhilfebezug werden die finanziellen Mittel eingeschränkt, was die soziale Teilhabe der Betroffe-nen beeinflusst. Die Arbeitslosigkeit und der Sozialhilfebezug können zu einer psychischen Belastung und zu einem sozialen Rückzug führen. Des Weiteren können arbeitslose und langzeitarbeitslose Personen negative Reaktionen aus ihrem Umfeld erfahren, soziale Unterstützung kann ausblei-ben und es kann sogar zum Abbruch von sozialen Beziehungen kommen.

Die eingeschränkte soziale Teilhabe verschärft sich mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit und dem Sozialhilfebezug. Sie wird von den beiden befragten Betroffenen hinsichtlich ihrer Intensität unterschiedlich erlebt und empfunden.

Der Sozialhilfe obliegt im Rahmen der sozialen Integrationsmassnahmen die Aufgabe, Prozesse des Ausschlusses zu verhindern und die soziale Integra-tion zu fördern. Mit dem Umbruch zur Aktivierungspolitik in der Sozialhilfe wird jedoch insbesondere die Nutzung von beruflichen Massnahmen geför-dert, welche die finanzielle Unabhängigkeit der langzeitarbeitslosen Sozial-hilfeklientinnen und Sozialhilfeklienten anstreben. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Sozialhilfe nur wenig Instrumente zur Förderung der sozialen Teilhabe von langzeitarbeitslosen Klientinnen und Klienten hat.

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Rollenfindung und Beziehungsgestaltung Lisa Bernasconi, Martina Zehnder

Jedes Jahr werden im Bachelor-Studiengang der Sozialen Arbeit Auszu-bildende aufgenommen, die den Berufseinstieg als ausgebildete Sozialar-beitende anstreben. Da die angehenden Sozialarbeitenden oftmals sehr jung sind und davon ausgegangen wird, dass sie sich noch im Prozess der Rollenfindung befinden, kann das auch Folgen für den Beziehungsaufbau zu den Klienten haben.

In den Ausbildungspraktika haben die Autorinnen die Erfahrung gemacht, wie bedeutend der Rollenfindungsprozess sein kann und welche Auswirkun-gen dieser auf die Beziehungsgestaltung hat. Daraus leitet sich die Frage-stellung der Bachelor-Thesis ab: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Rollenfindung der Sozialarbeitenden und der professionellen Beziehungs-gestaltung? Aus der Fragestellung leiten die Autorinnen drei Hypothesen ab. Eine davon lautet, dass Berufseinsteigende, die sich noch im Prozess der Rollenfindung befinden können, besondere Chancen und Herausforderungen im Arbeitsalltag haben. Die Autorinnen entwickeln ein Modell, das Chancen und Herausforderungen in Bezug auf den Rollenfindungsprozess und die Beziehungsgestaltung der Sozialarbeitenden darstellt.

Nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit der Rollenfindung und der Beziehungsgestaltung werden in einem empirischen Teil Experten zu relevanten Fragen in Bezug auf diese Themen befragt. Die Befragung wird anhand eines schriftlichen Fragebogens mit vier Berufseinsteigenden und vier erfahrenen Sozialarbeitenden durchgeführt. Die Resultate werden an-hand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet und mitein-ander verglichen.

Die theoretische Auseinandersetzung hat gezeigt, dass Gemeinsamkeiten zu Erwartungen, Struktur, Asymmetrie, doppeltes Mandat, Umgang mit Nähe und Distanz und Prozesshaftigkeit der Rollenfindung und Beziehungsgestal-tung bestehen. Aus der Befragung kann beispielhaft ausgeführt werden, dass Berufseinsteigende als Chance von Sozialarbeitenden die Erfahrung nennen. Als Herausforderung wird das Beibehalten des Interesses an Neuem erwähnt. Die erfahrenen Sozialarbeitenden erachten als Chance von Berufs-einsteigenden das Interesse und die Offenheit für Veränderungen. Als Heraus-forderung wird die Abgrenzung zum Berufsalltag genannt.

Die Autorinnen sind zur Erkenntnis gekommen, dass ein gemischtes Team, bestehend aus Berufseinsteigenden und erfahrenen Sozialarbeitenden, die Potenziale beider Gruppen am besten ausschöpfen kann. Dabei kann eine theoretische und praktische Auseinandersetzung mit der Thematik zu mehr Sicherheit in der täglichen Arbeit beitragen.

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Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht Sabine Bieri, Magdalena Glauser

Per 1. Januar 2013 tritt das neue Kindes- und Erwachsenenschutzrecht in Kraft. Die Revision umfasst im Wesentlichen die Einführung von profes-sionellen Behörden und ein neues Massnahmensystem im Erwachsenen-schutz. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, die interdisziplinär zusammengesetzt sein werden, lösen die noch bestehenden Laienbe-hörden ab. Das Massnahmensystem umfasst zukünftig nur noch massge-schneiderte Beistandschaften und die fürsorgerische Unterbringung. Diese Massnahmen lösen die heute noch geltenden Vormundschaften, Bei-ratschaften, Beistandschaften und die Fürsorgerische Freiheitsentziehung ab. Bereits heute übernehmen Professionelle der Sozialen Arbeit im Be-reich des Kindes- und Erwachsenenschutzrechts den Abklärungsauftrag sowie die Mandatsführung. Obwohl die Aufgabenbereiche mit der Ein-führung des neuen Rechts keine grossen Änderungen erfahren, stellt sich die Frage, welche möglichen Auswirkungen die Gesetzesrevision auf die Sozialarbeitenden der polyvalenten Sozialdienste haben werden.

Diese Bachelor-Thesis befasst sich mit den Gesetzesbestimmungen des alten Vormundschaftsrechts, dessen Revision und mit den Rechtssätzen des neuen Erwachsenenschutzrechts. Ziel ist es, mögliche negative und positive Auswirkungen des neuen Rechts auf die Sozialarbeitenden der polyvalenten Sozialdienste im Kanton Bern aufzuzeigen. Dazu fand eine Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken des neuen Rechts in Anlehnung an die Theorie statt. Ergänzend wurden vier Expertinnen- und Experteninterviews mit Sozialarbeitenden aus der Praxis durchgeführt und die Ergebnisse schliesslich verglichen.

Gesamthaft gesehen wird der Revision positiv gegenüber gestanden, sie bringt für alle Betroffenen viele Verbesserungen mit sich. Vor allem in der Professionalisierung der Behörden, deren Interdisziplinarität und Haupt-beruflichkeit wird eine grosse Chance gesehen. Es werden eine erhöhte Rechtssicherheit, schnellere und einheitlichere Abläufe sowie eine verbes-serte Instruktion und Begleitung durch die Fachbehörde erwartet. Zudem wird das neue flexible Massnahmensystem begrüsst, da die Beistand-schaften dem Einzelfall angepasst werden können und die Aufgabenbe-reiche der Mandatspersonen klar umschrieben werden.

Herausforderungen werden vor allem am Anfang der Einführung des neuen Rechts und in der Zusammenarbeit mit der neuen Fachbehörde gesehen. Anfangs wird klar mit einem Mehraufwand durch Aushandlungsprozesse zwischen den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden und den Sozial-diensten gerechnet. Auch wird eine qualitative Mehrbelastung in der Arbeits-tätigkeit erwartet. In gewissen Neuerungen werden sowohl Chancen wie auch Risiken gesehen, da die konkrete Umsetzung der neuen Rechtsbe-stimmungen noch unklar ist.

Diese Bachelor-Thesis soll zu einer Sensibilisierung und Vorbereitung der Sozialarbeitenden der polyvalenten Sozialdienste betreffend möglichen Chancen und Risiken des neuen Rechts beitragen.

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Brennt die Gesellschaft aus?Nadya Blatter, Marianne Jaun

Burnout – ein Brennpunkt der Gesellschaft?! In der heutigen Zeit scheint das Burnout-Virus zu grassieren. Verbirgt sich hinter dem populären Schlag-wort eine Modeerscheinung oder stellt das Phänomen eine gesellschaftliche Herausforderung dar?

Der Begriff Burnout wurde erstmals 1974 im heutigen Sinn verwendet, als der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger das Phänomen als Erster umschrieb. Kurz darauf befassten sich weitere Autorin-nen und Autoren mit dem Burnout, wobei das Phänomen zunächst aus-schliesslich in helfenden Berufen untersucht wurde. Das zeitgleiche Aufgrei-fen der Thematik in den Massenmedien führte zu einer steilen Karriere des Begriffs. Zunehmend gerieten andere Berufsgruppen ins Blickfeld. Trotz der Popularisierung des Phänomens lässt sich der Leidensdruck der Betroffe - nen nicht leugnen, was sich im breiten Spektrum der psychischen und körper lichen Symptome wiederspiegelt. Zudem ist auffällig, dass die Burnout-Forschung gesellschaftliche Komponenten nur wenig bearbeitet.

In dieser Bachelor-Thesis wird ein gesellschaftlicher Einflussfaktor näher betrachtet, indem das gegenwärtige Arbeitsverständnis auf mögliche Zu-sammenhänge mit dem Burnout untersucht wird. Die historische Herleitung des Arbeitsbegriffs verdeutlicht, dass die Bedeutung der Arbeit einem fort-währenden, gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel unterliegt. Das Arbeitsverständnis der Arbeits- und Leistungsgesellschaft ist geprägt durch die hohe sinn- und identitätsstiftende Funktion der Erwerbsarbeit. Der dadurch entstehende Leistungsdruck kann unter anderem in Verbindung mit dem Burnout gebracht werden. Ob sich das Phänomen bei einem mögli-chen zukünftigen Wandel des Arbeitsverständnisses erübrigt, wird vor dem Hintergrund aktueller Zukunftsszenarien diskutiert.

Im letzten Teil der Bachelor-Thesis wird aufgezeigt, dass die Soziale Arbeit prädestiniert wäre, sich der Burnout-Problematik anzunehmen. Da ein Be-reich der Sozialen Arbeit für den gesellschaftlichen Auftrag der Arbeitsinte-gration zuständig ist, sollten die Professionellen in der Praxis darauf achten, nicht systemerhaltend zu wirken, sondern einen Wandel des gegenwärtigen Arbeitsverständnisses voranzutreiben.

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Soziale Arbeit und PolizeiAndreas Bolliger, Petra Wohlwend

2011 wurden in der Schweiz bei der Polizei mehr als 6000 Straftaten gegen die sexuelle Integrität gemeldet. Über 40 Prozent davon sind sexuelle Hand-lungen mit Kindern, Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen.

Die Interpretation der Fakten aus der vorliegenden Bachelor-Thesis zeigt auf, dass die Mehrheit der Sexualstraftaten strafrechtlich unbekannt bleibt.

Staatliche Ansprechpersonen im Kontext von Sexualdelikten sind insbeson-dere die Polizei und die Professionellen der Sozialen Arbeit. Die Kernauf-gaben der Polizei sind die Ermittlung des Tatbestandes und der Täterschaft sowie die Gewährleistung der Sicherheit der Bevölkerung. Die Soziale Arbeit ist zuständig für die Betreuung, Beratung und Begleitung des Opfers und geht auf dessen Bedürfnisse ein. Damit wird der gesetzlich verankerte Opfer- schutz gewährleistet.

Den Opferschutz von potenziellen Opfern kann die Soziale Arbeit nicht eigenständig abdecken, womit eine Kooperation mit der Polizei unumgäng-lich wird. Von einer interdisziplinären Zusammenarbeit würden alle Betei-ligten profitieren, was am Ende den Klientinnen und Klienten zugutekäme.

In der vorliegenden Bachelor-Thesis werden die Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit und der Polizei im Zusammenhang mit Sexualdelikten erör-tert. Aufgrund dessen, dass keine aktuellen Daten zur Zusammenarbeit vor- handen sind, wurden nach einer Darlegung von normativen Ausführungen je zwei Fachpersonen aus der Sozialen Arbeit und aus der Polizei befragt.

Die Ergebnisse der Interviews brachten aufschlussreiche Erkenntnisse über aktuelle Barrieren und Chancen in der Zusammenarbeit zwischen Sozialer Arbeit und Polizei im Bereich der Sexualdelikte hervor.

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Krebs als Herausforderung in der psychosozialen BeratungSimone Buchmüller

Die aufgrund der steigenden Lebenserwartung bedingte Zunahme der Krebserkrankungen und die stetige Verbesserung der 5-Jahres-Überlebens-rate führten dazu, dass sich die Krebserkrankung von einer akut lebens-bedrohlichen Erkrankung zu einer chronischen Erkrankung entwickelt hat. Dabei zeigt sich auch eine statistisch nachweisbare stetige Zunahme chro-nisch krebserkrankter Patienten, die unter teilweise erheblichen physischen und psychischen Einschränkungen leiden. Das führt bei vielen Betroffenen zu einem Beratungsbedarf im psychosozialen Bereich mit zum Teil kom-plexen Problemstellungen. Die entsprechende Beratungstätigkeit sollte dieser Entwicklung Rechnung tragen.

In dieser Bachelor-Thesis wird die Annahme untersucht, dass die Beraten-den ein Anforderungsprofil ausweisen müssen, das ihnen zum einen erlaubt, die komplexen Lebensumstände der Betroffenen zu erfassen und richtig zu gewichten, und zum anderen ermöglicht, angemessen zu handeln.

Die Lebensumstände und der damit verbundene Lebensstil von Krebsbe-troffenen können anhand der Theorie über Habitus- und Kapitalformen nach Pierre Bourdieu beschrieben werden. Mit der Theorie des kommunikativen Handelns nach Jürgen Habermas kann eine Antwort auf die Frage gegeben werden, wie sich Menschen untereinander verständigen und unter welchen Bedingungen kommunikative Situationen entstehen.

Anhand dieser beiden Theorien wird untersucht, welche Kompetenzen für Beratungen im psychosozialen Bereich mit Krebsbetroffenen erforder - lich sind.

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Aufdecken und einmischenVera Bütschi, Melina Wälti

Die vom Neoliberalismus geprägte Ökonomisierung drängt in den Sozial-bereich ein. Die Tendenz der Individualisierung sozialer Problemlagen verschleiert gesellschaftliche Entstehungszusammenhänge und strukturelle Ausschlussmechanismen. Im Rahmen der Umsetzung sozialstaatlicher Auf- träge trägt Soziale Arbeit zwangsläufig Mitverantwortung für die Verfesti-gung dieser sozialstaatlichen Strategien. Solche Entwicklungen wider-sprechen jedoch ihrem berufsethischen Selbstverständnis, welches auf die Befähigung ihrer Adressaten zur autonomen Lebensgestaltung abzielt. Diese Diskrepanz zwischen sozialstaatlichen Forderungen und professions-theoretischen Ansprüchen kann bei Sozialarbeitenden zu Unbehagen, Kritik und Widerstand führen.

Kritische Soziale Arbeit als Strömung innerhalb der Profession Soziale Arbeit befindet sich zurzeit im Aufschwung. Sie hinterfragt die beschrie-benen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf gesellschaftliche Aus-schlussprozesse und reflektiert dabei ihren eigenen Beitrag zur Reproduk-tion sozialer Ungleichheiten. Kritische Soziale Arbeit versteht sich als Plattform für einen heterogenen kritischen Austausch, welcher Sozialar-beitenden Anstösse für ihre persönliche Positionierung und offensive Ein-mischung bietet.

Diese Bachelor-Thesis untersucht Dimensionen und Potentiale einer kriti-schen Reflexion für die Soziale Arbeit. Dazu werden der Kritikbegriff, pro-fessionelle Identität sowie Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit getrennt analysiert und in der Synthese zu kritischer Sozialer Arbeit zusammen-geführt. Ausgehend von der Untersuchung gegenwärtiger Spannungsfelder und Positionierungen von Gruppierungen kritischer Sozialer Arbeit werden Argumente für die kritisch-reflexive Soziale Arbeit als berechtigte Position herausgearbeitet. Die Autorinnen entwickeln einen Ansatz einer kritisch-reflexiven Haltung, welche in Form eines kritischen Bewusstseins bei Pro-fessionellen zum Ausdruck kommen kann. Dabei werden grundsätzliche Voraussetzungen im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit in die Praxis diskutiert.

Es zeigt sich, dass ein Potential der kritisch-reflexiven Haltung darin liegt, die bestehende Theorie und Praxis auch anhand eigener Forschung zu analysieren und darauf aufbauend alternative Konzeptionen für eine fach-lich autonome professionelle Praxis zu entwickeln.

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Mobilitätsfaktoren und Resilienzen armer KinderGina Canal

Diese Bachelor-Thesis befasst sich mit der soziologischen und der psycho-logischen Dimension von Armut und zielt darauf ab, Vorschläge zur För-derung sozialer Mobilität und Resilienz und deren Bedeutung für die Soziale Arbeit zu formulieren.

Die folgende Fragestellung wird anhand ausgewählter Literatur beantwortet: Wie kann die soziale Mobilität und die Resilienz von in Armut aufwachsen-den Kindern in der Schweiz gefördert werden und welche Bedeutung kommt dabei der Sozialen Arbeit zu?

Im soziologischen Teil wird zu Beginn definiert, was Armut bzw. Kinderarmut in der Schweiz ist und wie in Armut aufwachsende Kinder deren Auswirkungen in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens wahrnehmen. Weiter wird die soziologische Dimension der Armut anhand der Theorie der Kapitalsor-ten nach Pierre Bourdieu dargestellt und es wird mit Hilfe dieser Theorie die kindliche Erlebensweise der Armut erklärt. Anschliessend wird aufgezeigt, was soziale Vererbung bedeutet, und es werden Möglichkeiten der neuen Sichtweise der sozialen Mobilität beschrieben. Abschliessend werden Fak-toren zusammengetragen, die den in Armut aufwachsenden Kindern den sozialen Aufstieg ermöglichen.

Der psychologische Teil beginnt mit einer Ausführung über die psychologi-sche Armutsforschung und einer Erläuterung des Forschungsbedarfs dieses Bereiches. Weiter werden die Ergebnisse der Forschung über Wohnungs-losigkeit beschrieben, welche auch für arme, wohnversorgte Menschen Geltung beanspruchen können. Da sich die Relevanz der Resilienz und derer Förderung bei Kindern in Armut in den vorangegangenen Erkenntnissen verdeutlicht hat, wird diese nachfolgend definiert. Abschliessend werden sowohl Konzepte als auch Möglichkeiten der institutionellen Anbindung der Resilienzförderung vorgestellt. Diese ermöglicht den in Armut aufwach-senden Kindern eine gesunde und angepasste Entwicklung und dadurch die persönliche Stärke, welche der Ausbruch aus der Armut erfordert.

Im dritten Teil werden die Anforderungen der Armut an die Soziale Arbeit formuliert und es wird anhand der Ergebnisse der beiden ersten Teile erläu-tert, mit welchen Methoden und in welchen Institutionen die Soziale Arbeit soziale Aufstiegsfaktoren bzw. Resilienz fördern kann.

Dabei hat sich gezeigt, dass die Soziale Arbeit gefordert ist, Armut zu be-kämpfen. Sie besitzt grosses Potenzial, um die Armut und deren Folgen durch die Förderung sozialer Mobilität und Resilienz zu verhindern. Dazu müssen bestehende Konzepte adaptiert und neue Konzepte entwickelt werden. Diese Konzepte können sowohl in bereits bestehenden und in neuen Institutionen zur Anwendung kommen. So könnten beispielsweise im Rahmen der sozialpädagogischen Familienbegleitung adaptierte Resilienz-förderungskonzepte angewendet werden.

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Freiwillige vor!Enrico Colombo

Freiwillige vor! Wer diesen Appell schon braucht, weiss, dass die Chancen auf Erfolg gering sind. Dieses Problem stellt sich auch den Organisationen, die auf freiwillig sich engagierende Personen angewiesen sind. In dieser Bachelor-Thesis werden die individuellen Beweggründe für die Aufnahme und das Fortsetzen eines Freiwilligeneinsatzes untersucht. Das Interesse gilt vor allem den intrinsischen Motivationsgründen und dem Sinn, den die Freiwilligen in ihrem Engagement sehen. Die Arbeit beschränkt sich dabei auf den sozial-karitativen Bereich der Freiwilligenarbeit; den Autor interes-siert ein Engagement, das anderen Menschen zugutekommt.

In einem ersten Schritt wird Wissen zur Frage der Motivation für Freiwilligen-arbeit referiert – u.a. die Erkenntnisse des Freiwilligenmonitors 2010, in dem eine Bevölkerungsumfrage zur Freiwilligenarbeit in der Schweiz analysiert wird. Die Daten zeigen, dass die Freiwilligen häufig bereits gut in der Ge-sellschaft integriert sind und ihre Motivation sich aus einer Mischung von selbstlosen und eigennützigen Beweggründen zusammensetzt. Weiter wird der Fokus auf qualitative Studien zur Motivation von Freiwilligen gelegt mit besonderer Berücksichtigung der Untersuchung von Nadai zu freiwil-ligem Engagement im Sozialbereich. Der Autor widmet sich auch der Frage, ob freiwilliges Engagement aus egoistischer oder altruistischer Motivation zustandekommt. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass intrinsische Hilfsbereit-schaft angeeignet wird und nicht angeboren ist. Ferner wird die Thematik aufgenommen, dass über Freiwil ligenarbeit soziale Anerkennung und Pres-tige gewonnen wird.

Im zweiten Teil werden drei narrative Interviews mittels Sequenzanalyse aus-gewertet. Interviewpartnerinnen und -partner sind Freiwillige, bei denen keine egoistischen Motive zu erwarten sind. Es wird ihre Motivation für den Freiwilligeneinsatz erforscht und die Resultate werden mit den im ersten Teil aus der Literatur erarbeiteten Ergebnissen verglichen. Die Befunde: Am häufigsten kommen Personen über persönliche Anfragen zur Freiwilligen-arbeit. Diese Anfragen können auch von bereits sich engagierenden Freiwil-ligen stammen, die somit als Multiplikatoren wirken. Die Motivation für die Freiwilligenarbeit liegt unter anderem in einem Pflichtgefühl gegenüber der Gesellschaft und in der eigenen Lebensqualität, die durch das Helfen positiv beeinflusst wird. Die Freiwilligen können durch Betroffenheit und Interesse an den Personen, für die sie den Freiwilligeneinsatz leisten, motiviert sein. Dies führte in den untersuchten Fällen zu zusätzlicher, informeller Freiwilli-genarbeit in der Form von privaten Hilfeleistungen.

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Zwischen Isolation und ResozialisierungSabine Feuchter

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welchen Anspruch Gefangene in Einzelhaft, der restriktivsten Vollzugsform im Schweizerischen Strafvollzug, auf sozialpädagogische Betreuung haben. Die Beantwortung dieser Frage erfolgt anhand einer Analyse der Einzelhaft auf drei Ebenen:– Die erste Ebene ist die subjektive Ebene der isolierten Person. Hierbei liegt

der Fokus auf der Analyse des abweichenden Verhaltens, welches in die Einzelhaft geführt hat.

– Auf einer zweiten Ebene wird die Institution des Straf- und Massnahmen-vollzuges, insbesondere die Vollzugsform der Einzelhaft, näher betrachtet. Anhand der gesetzlichen Grundlage (Art. 78 StGB), durch die sich die Einzel-haft legitimiert, und der allgemeinen Vollzugsgrundsätze (Art. 75 Abs. 1 StGB) wird die Verhältnismässigkeit der Einzelhaft unter verschiedenen Voraussetzungen diskutiert.

– Die dritte Ebene ist die gesellschaftliche Ebene. Der Straf- und Massnahmen-vollzug wird, wie Martin A. Graf es für Erziehungsheime vorschlägt, als eine «soziale Figuration» begriffen und in einen gesellschaftlichen Gesamt-zusammenhang gestellt.

Jeweils am Schluss jeder Analyse wird zusammenfassend geprüft, inwiefern sich ein Anspruch auf sozialpädagogische Betreuung rechtfertigt.

In der gesamten Bachelor-Thesis kommt der Theorie des Kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas eine zentrale Bedeutung zu. Sie dient als theoretische Folie der Analyse und wird im ersten Teil der Arbeit in den für die Analyse relevanten Grundannahmen dargestellt. Weiter bilden Teile aus dem Konzept der biographischen Lebensbewältigung von Lothar Böhnisch und das Verständnis der Sozialpädagogik von Martin A. Graf die theoretische Grundlage, auf der diese Arbeit abgestützt ist.

Die theoretischen Annahmen werden durch Auszüge aus Gesprächsproto-kollen mit einem Gefangenen, der zwei Jahre in Einzelhaft verbrachte, dem Leiter der Sicherheitsabteilung der Straf- und Massnahmenvollzugsanstalt EPO und dem vorsitzenden Haftrichter des Kantons Waadt illustriert und so mit der Praxis verbunden.

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Resilienzförderung bei gefährdeten Kindern und JugendlichenMirjam Gerber, Noemi Schlegel

Im zivilrechtlichen Kindesschutz werden Entscheidungen gefällt, die den Ent-wicklungsverlauf der Kinder oder Jugendlichen und deren soziales Umfeld massiv beeinflussen können. Bei Heimplatzierungen kommt den betroffenen Kindern ein besonderes Schutzbedürfnis zu, da eine Platzierung eine sehr einschneidende Form eines Eingriffs darstellt. Deshalb soll Soziale Arbeit in diesem Bereich in der Zusammenarbeit mit den Betroffenen bereits früh ein Augenmerk auf Faktoren legen, welche die Chance einer positiven Entwick-lung begünstigen. Können die im Heim platzierten Kinder und Jugendlichen Resilienz entwickeln, haben sie bessere Möglichkeiten, zukünftige Entwick-lungsrisiken positiv zu bewältigen. Bis heute existiert noch keine Studie bezüglich Resilienzförderung im Bereich Kindesschutz.

Diese Bachelor-Thesis geht der Frage nach, ob das handlungsleitende Resili-enzkonzept im zivilrechtlichen Kindesschutz bei Heimplatzierungen genutzt werden kann, um Kinder und Jugendliche zu stärken. Dazu werden theoreti-sche Inhalte zum Kindesschutz und zur Resilienz zusammengetragen und miteinander verknüpft. Im Zentrum stehen Begriffsdefinitionen, die Beschrei-bung der Grundgedanken und Handlungsspielräume der Sozialen Arbeit und das Kennenlernen der Lebenslage der betroffenen Kinder und Jugendlichen.

Im Kindesschutz haben Professionelle der Sozialen Arbeit die Aufgaben, das Kindeswohl zu schützen, stabile Beziehungen zwischen einem Kind und den Bezugspersonen zu fördern und das Kind und dessen Kontext in die Zusam-menarbeit miteinzubeziehen. In der Resilienzförderung sollen Risikofaktoren gemildert und bereits vorhandene Ressourcen und schützende Faktoren gestärkt werden. In beiden Bereichen ist das Einnehmen einer kontextuellen Sichtweise von fundamentaler Bedeutung.

Aus den dargestellten Inhalten wird ersichtlich, dass sich durchaus Aspekte des Resilienzkonzeptes komplementär zu anderen Methoden der Sozialen Arbeit in das Handlungsfeld des zivilrechtlichen Kindesschutzes bei Heim-platzierungen einbauen lassen. Mithilfe dieser Aspekte können im Kindes-schutz Entscheide getroffen werden, welche den Entwicklungsverlauf eines Kindes positiv beeinflussen. Gewisse Bedingungen im Kindesschutz – wie etwa die Tatsache, dass die Zusammenarbeit in einem Zwangskontext stattfindet – erschweren jedoch den Einbezug des Resilienzkonzeptes in die Arbeit.

Ein grosser Teil der Grundgedanken der Resilienz deckt sich mit den allge-meinen Grundgedanken der Sozialen Arbeit. Zu prüfen wäre daher, ob sich das Resilienzkonzept in anderen, nicht durch den Zwangskontext beeinfluss-ten, Bereichen der Sozialen Arbeit besser umsetzen liesse.

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Nonverbale Kommunikation in der Sozialen ArbeitSabrina Gosteli, Nadine Hauser

Diese Bachelor-Thesis widmet sich der Thematik der nonverbalen Kommuni-kation in der Sozialen Arbeit. Dabei werden insbesondere das Bewusstsein und die Reflexion der nonverbalen Kommunikation dargestellt und analysiert.

Im Theorieteil werden verschiedene Kommunikationsmodelle dargestellt und Möglichkeiten zur Förderung einer erfolgreichen Kommunikation beschrie-ben. Des Weiteren wird auf Eigenschaften und Funktionen der nonverbalen Kommunikation eingegangen, werden verschiedene Formen nonverbaler Kommunikation vorgestellt sowie das Bewusstsein und die Reflexion der nonverbalen Kommunikation thematisiert. Auch wird auf die grosse Bedeu-tung der (nonverbalen) Kommunikation in der Sozialen Arbeit und speziell in der Beratung eingegangen.

Im empirischen Teil wird anhand der Befragung von 73 Studierenden der Sozialen Arbeit untersucht, inwieweit diese sich der (eigenen) nonverbalen Kommunikation bewusst sind und sie reflektiert einsetzen. Dabei wurden aufgrund des aktuellen theoretischen Wissens die Hypothesen formuliert, dass die Versuchspersonen die eigene nonverbale Kommunikation kaum reflektieren und dass sie diese selten bewusst einsetzen. Diese Hypothesen mussten aufgrund der empirischen Ergebnisse verworfen werden. Des Weiteren wurde postuliert, dass zwischen der Reflexion der eigenen non-verbalen Kommunikation und der Häufigkeit des bewussten Einsatzes von Formen der nonverbalen Kommunikation ein positiver Zusammenhang be-steht. Eine entsprechende signifikante Korrelation bestätigt diese Hypothese.

Diese Ergebnisse sind für die Soziale Arbeit insofern erfreulich, als dass sich die Studierenden der Sozialen Arbeit offenbar ihrer eigenen nonverbalen Kommunikation grösstenteils bewusst sind und sie diese auch reflektiert einsetzen. Das ist für eine gelingende Kommunikation mit der Klientel und somit für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von grosser Bedeutung.

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Psychotrauma nach Folter oder KriegLea Hellmann

Diese Bachelor-Thesis untersucht die Auswirkungen von Folter oder Krieg auf die psychische Gesundheit von Menschen. Die Auswirkungen werden aus der Fachliteratur zusammengetragen. Mithilfe der Ergebnisse werden Empfehlungen herausgearbeitet, welche die Soziale Arbeit im Kontext mit Flüchtlingen zu beachten hat.

Folter- und Kriegsereignisse können traumatisierend wirken. Die Erfahrungen können noch Jahre nach den Ereignissen zu schweren psychischen Be-lastungen bei den Betroffenen führen. Wurden die traumatischen Ereignisse durch Menschen verursacht und/oder dauerten über längere Zeit oder wieder-holt an, löst dies meist eine Posttraumatische Belastungsstörung oder eine Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastungen aus. Die Symptome dieser beiden Stressreaktions-Formen werden in der vorliegen-den Arbeit beleuchtet, wobei der Fokus auf der Posttraumatischen Belas-tungsstörung liegt.

Die langanhaltenden Belastungen beeinträchtigen nicht nur die psychische Gesundheit von Folter- oder Kriegsopfern, sondern wirken sich auch auf die engen sozialen Beziehungen der Betroffenen aus. Kinder traumatisierter Eltern werden durch die Belastungen ihrer Eltern in der Entwicklung be ein-flusst. Dies kann zu sekundären Traumatisierungen der Kinder führen. Wie sich Traumata auf das Familienleben auswirken und welche Prozesse die Entwicklung von Kindern beeinflussen, wird in dieser Bachelor-Thesis behandelt.

Viele Folter- und Kriegsbetroffene flüchten aus ihren Herkunftsländern, um in einem anderen Staat in Sicherheit leben zu können. Im Kontext der Sozialen Arbeit werden Flüchtlinge in den Aufnahmeländern beraten, begleitet und unterstützt. Im Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen können die Auswir-kungen von Folter- oder Kriegserfahrungen sichtbar werden. Dabei sollte die Soziale Arbeit Empfehlungen nachgehen, die in der vorliegenden Arbeit ausgearbeitet werden.

Zentral ist, dass die Ressourcen von traumatisierten Flüchtlingen gefördert und ihre psychischen Grundbedürfnisse beachtet werden, interdisziplinär zusammengearbeitet und die Integration gefördert wird. Im Speziellen wird auf den Sys temischen Ansatz von Staub-Bernasconi eingegangen. Um einen Eindruck der Praxis der Sozialen Arbeit mit Folter- und Kriegsopfern zu gewinnen, wird eine spezialisierte Institution näher beleuchtet. Zum Schluss wird aufgezeigt, weshalb der Systemische Ansatz in der Sozialen Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen sinnvoll ist. Dabei zeigt sich, wie sich Traumata auf alle Lebensbereiche von Betroffenen auswirken können.

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Im Schloss der BehördePhilippe Jampen

Gesetzliche Sozialarbeit wird ausschliesslich über öffentlich-staatliche Träger sichergestellt und vollzieht sich folglich in den Räumlichkeiten einer Behörde. Der Adressat gesetzlicher Sozialarbeit ist daher in der Bewältigung seiner Problemstellungen mit einer Vielfalt amtlicher Räume und Prozesse konfron-tiert, die seine Lebenswelt durchdringen. Die Ausstattung dieser Räume einer staatlichen Wohlfahrt mit Instrumenten ihrer Macht ist trotz ihrer Bedeu-tung für die Alltagsbewältigung des betroffenen Individuums bisher kaum untersucht worden.

In dieser Bachelor-Thesis wird deshalb danach gefragt, wie eine Behörde ihre Macht in einem Raum implementiert. Der okzidentale Staat der Moderne organisiert sich nach Max Weber mittels eines rational-legalen Herrschafts-typus. Anders als in einer traditionalen oder charismatischen Herrschaft verfügt dieser Typus nicht über eine eindeutig feststellbare Körperlichkeit in Form eines absoluten Herrschers. Er funktioniert stattdessen mittels einer abstrakten Rechtsordnung, die oberste Autorität ist und ihre Macht auf viele Ausführende verteilt.

Um aufzuzeigen, wie dieser Herrschaftstypus sich in einem Raum festsetzt, wird die von Michel Foucault entworfene Disziplinargesellschaft angeführt, die ihre architektonisch-räumliche Entsprechung im panoptischen Prinzip findet. Dieses besagt, dass sich die Masse mittels einer alle Lebensbereiche durchdringenden Sichtbarkeit und dem daraus entstehenden Wissen über den Einzelnen beherrschen lässt.

Mittels einer fotografisch dokumentierten, systematischen Beobachtung wird versucht, diese theoretischen Konstruktionen in den Empfangsräumen eines städtischen Sozialdienstes wiederzufinden und die Frage nach der Imple-mentierung von Machtinstrumenten im Behördenraum zu beantworten. Dazu werden Beobachtungskategorien gebildet, die sich auf den Theorieteil rückbeziehen.

Die Auswertung der Beobachtung führt erstens zu der Feststellung, dass Interaktionen über die Mittelbarkeit des Raumes einseitig durch den Vertreter einer rationalen Ordnung beeinflussbar sind. Zweitens wird festgestellt, dass diese Ordnung aufgrund ihrer abwesenden Körperlichkeit mittels omni-präsenter Hinweise auf sich selbst im Raum anwesend bleibt. Drittens wird festgestellt, dass sich der Raum mit Funktionen ausstattet, die er auf die Raumbenutzer überschreibt.

In einem abschliessenden Ausblick wird nach den Konsequenzen dieses Verhältnisses zwischen Adressaten und Professionellen Sozialer Arbeit in ihrer Verstrickung mit den Räumen einer rationalen Ordnung gefragt.

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Bedingungsloses Grundeinkommen und alleinerziehende MütterMilena Jovanovic, Simona Torr

Seit April 2012 läuft in der Schweiz die Unterschriftensammlung zur Volks-initiative eines bedingungslosen Grundeinkommens. Die Initianten fordern ein garantiertes Einkommen für jeden Bürger, unabhängig von dessen wirtschaft-licher Lage. Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens hätte Auswirkungen auf das Klientel der Sozialen Arbeit, die nicht vorhergesehen werden können.

Alleinerziehend zu sein stellt in der Schweiz nach wie vor ein Armutsrisiko dar. Alleinerziehende Mütter weisen in den Statistiken die höchsten Armuts-quoten auf. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Erwerbsarbeit und Kinder-betreuung lassen sich nur schwer vereinbaren. Hinzu kommen die oft nicht ausreichenden beruflichen Qualifikationen, um im Arbeitsmarkt bestehen zu können. Das Erkenntnisinteresse lag deshalb darin, welche positiven Aus-wirkungen das bedingungslose Grundeinkommen auf dieses Klientel der Sozialen Arbeit hätte.

Aufgrund des beschriebenen Sachverhalts wird in dieser Bachelor-Thesis folgende Fragestellung diskutiert: Wie würde sich die Situation aus der Sicht von alleinerziehenden Müttern mit verschiedenen Erwerbsbiographien mit der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ändern?

Ziel des Theorieteils ist es, einen Überblick über verschiedene Erklärungs-ansätze zum Armutsrisiko von alleinerziehenden Müttern darzulegen. Schwer-punkte bilden dabei die Bereiche Erwerbsarbeit, Familie und Berufsbildung. Weiter wird auf die Volksinitiative zum bedingungslosen Grundeinkommen eingegangen und eine feministische Sichtweise miteinbezogen.

Im empirischen Teil wird ein Praxisbezug hergestellt mittels zweier Leitfaden-interviews, welche die Sichtweise von alleinerziehenden Müttern einbeziehen. Der Schwerpunkt der Befragung richtet sich dabei auf die erwähnten Lebens-bereiche von Erwerbsarbeit, Familie und Berufsbildung.

Die Autorinnen kommen zum Schluss, dass sich mit Einführung des bedin-gungslosen Grundeinkommens die Situation von alleinerziehenden Müttern verbessern würde. Durch das bedingungslose Grundeinkommen wäre die Möglichkeit gegeben, das Erwerbsleben und die Kinderbetreuung flexibler zu gestalten, was ihnen eine Entlastung bieten würde. Aus dem theoretischen und empirischen Teil geht hervor, dass durch die finanzielle Unabhängigkeit vom Mann Frauen eigenständiger Entscheidungen treffen könnten. Indem das bedingungslose Grundeinkommen für die Verbesserung der beruflichen Qualifikation genutzt werden würde, könnte es sogar einen armutsmindern-den Faktor darstellen.

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Urteil: lebenslänglichNorine Kandafula, Regine Lohner

Das Konzept des «Lebenslangen Lernens» durchlief zwei Diskursphasen. Die erste Hochphase war in den 1970er-Jahren. Danach verlor das Konzept an Bekanntheit, lebte jedoch in den 1990er-Jahren erneut auf. Sowohl die UNESCO und die OECD als auch der Europarat beziehungsweise die Euro-päische Kommission haben in beiden Diskursphasen Berichte zu dieser Thematik verfasst.

Das Konzept des Lebenslangen Lernens beinhaltet in beiden Diskursphasen verschiedene Aspekte. Während in den 70er-Jahren die Selbstentfaltung und die Autonomie zentrale Inhalte des Konzeptes darstellten, lag in den 90er-Jahren der Schwerpunkt auf ökonomischen Inhalten.

In dieser Bachelor-Thesis werden in einer ersten Auswertung die Prinzipien der jeweiligen Diskursphasen herausgearbeitet. In einem weiteren Schritt wird der geforderte Lernhabitus der beiden Diskursphasen aufgrund der Habitustheorie von Pierre Bourdieu erarbeitet.

Darauf aufbauend wird das Motivationssemester anhand der Prinzipien der Diskursphasen des Lebenslangen Lernens analysiert und damit einherge-hend dessen ideologisch geforderter Lernhabitus erarbeitet. Dadurch wird ein Bezug von den Diskursphasen zum heutigen Bildungssystem hergestellt und eine Zuordnung des Konzepts des Motivationssemesters oder Teilen daraus zu einer der Diskursphasen vorgenommen.

Die Ausführungen sollen zu einem zukünftigen Diskurs beitragen und die Einzelnen zum Überdenken des Zwecks der Bildung anregen.

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Berufseinstieg nicht leicht gemachtKarim Kerbache

Jugendliche und junge Erwachsene trifft die Arbeitslosigkeit besonders hart. Aktuelle Zahlen aus Europa und der Schweiz bestätigen dies. Die Arbeits-losenquote des Monates September 2012 betrug im europäischen Schnitt 22,8 Prozent. Diese Quote ist somit gut sechsmal höher als diejenige der Schweiz mit 3,5 Prozent. Die Wirtschaftskrise führte in Griechenland und Spanien zu Spitzenwerten der Jugendarbeitslosigkeit von 55,6 respektive 54,2 Prozent, wobei auch das Fehlen des dualen Bildungssystems als Ur-sache erwähnt wird.

Neben den wirtschaftlichen Faktoren und dem dualen Bildungssystem spielt die Nahtstelle zwischen Grundschule und Ausbildung bzw. Arbeit eine wichtige Rolle. An dieser Nahtstelle sind Ursachen zu finden, weshalb junge Menschen keine Anschlusslösungen haben. Zu nennen sind die Anforderun-gen auf dem Arbeitsmarkt und die Anforderungen des Arbeitsmarktes an die Schulen. Des Weiteren konzentrieren sich viele Lehrstellensuchende auf dieselben Berufe, was zu einer Knappheit bei den sogenannten «Traum be-rufen» führt. Auch führt das Fehlen von sozialen und symbolischen Ressour-cen zu Benachteiligungen. Zuletzt haben Menschen mit Migrationshintergrund und Frauen geringere Chancen bei der Lehrstellen- und Ausbildungssuche.

Der Kanton und die Stadt Bern reagieren auf diese Ursachen mit einer Viel-zahl an staatlichen Einrichtungen. Die wichtigsten auf kantonaler Ebene sind die Erziehungsdirektion, die Volkswirtschaftsdirektion und die Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Die Stadt Bern verfügt mit dem Sozialdienst und dem Kompetenzzentrum Arbeit über zwei Stellen, die bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bedeutend sind.

Anschliessend werden diese staatlichen Einrichtungen systemtheoretisch betrachtet. Bei der Ursachenklärung bieten Elemente der Inklusion und Exklusion interessante Antworten. Beispielsweise können Exklusionsbereiche entstehen, sogenannte Sozialräume oder Ghettos, welche den Betroffenen den Anschluss erschweren. Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann und die Übertragung von Michael Bommes und Albert Scherr auf den Arbeits-markt und die Soziale Arbeit bieten dafür eine Basis.

Am Schluss werden die Ursachen und sozialpolitischen Reaktionen zusam-mengefasst und veranschaulicht. Der Nutzen einer systemtheoretischen Betrachtungsweise wird festgehalten und es werden Rückschlüsse auf die Soziale Arbeit hergestellt.

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Jugend in zwei KulturenHelen Kilchhofer

In der Schweiz geborene Jugendliche mit Migrationshintergrund, so ge-nannte «Secondos», gelangen immer wieder in den Fokus der Medien, meistens im negativen Sinne. Kriminalität, Gewalt und Rasertum werden mit kulturellen Zuschreibungen erklärt, die Jugendlichen sind und bleiben «Andere», obwohl sie hier zur Welt gekommen und aufgewachsen sind.

In dieser Bachelor-Thesis wird die Situation von jugendlichen Secondos und Secondas in der Schweiz genauer betrachtet. Anhand der Frage, welche spezifischen Herausforderungen sich für Jugendliche durch ihren Migrations-hintergrund ergeben, untersucht die Autorin die Thematiken Identitätsbildung und Akkulturation auf einer theoretischen Ebene.

Im ersten Teil wird gezeigt, dass die Herausbildung von migrationsspezi-fischen Identitätskonstrukten, wie die «ethnische Identität» und die «bikultu-relle Identität», massgeblich von strukturellen Gegebenheiten beeinflusst wird. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben in gesellschaftlichen Institutionen, wie der Schule oder der Ausbildung, gegenüber Schweizern verringerte Chancen, somit werden ihnen Teilhabe und soziale Aufstiegs-chancen verwehrt. Der Rückzug auf die ethnische Herkunftsgruppe stellt eine mögliche Konsequenz dar. Nicht die Identitätsbildung innerhalb zweier Kulturen stellt die Jugendlichen vor spezifische Herausforderungen, sondern die ihnen immer wieder zugeschriebene Nicht-Zugehörigkeit.

Der zweite Teil der Arbeit thematisiert Akkulturationseinstellungen von Secondos und Secondas, bei denen ebenfalls soziale und strukturelle Be-einflussungen festzustellen sind. Ethnische Identität und Akkulturation stellen sich als reziprok heraus und werden vom sozioökonomischen Status einerseits und von der Haltung von Schweizern gegenüber Ausländern andererseits beeinflusst. Somit hält die Autorin fest, dass Kultur oder die ethnische Herkunft alleine keine Kategorie für die Erklärung von Identifikation und entsprechendem individuellen Verhalten darstellen kann. Viel eher von Bedeutung sind die sozialen und strukturellen Folgeerscheinungen des Migrantenstatus.

Im dritten Teil der Arbeit wird geklärt, inwiefern für die Soziale Arbeit in Bezug auf die Thematik ein Handlungsauftrag besteht. Mit dem Ziel der sozialen Integration stellt Soziale Arbeit nicht die Anerziehung einer bestimmten «opti-malen Form der ethnischen Identität» in den Vordergrund, sondern die Öffnung von gesellschaftlichen Zugängen, die den Jugendlichen eine aus-geglichene Identitätsbildung und eine erfolgreiche Akkulturation überhaupt erst ermöglichen.

Anhand des Konzeptes der biografischen Lebensbewältigung von Lothar Böhnisch werden Merkpunkte und Arbeitsprinzipien für eine Soziale Arbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund erarbeitet. Sowohl subjekt - be zogene Ansätze sowie die Arbeit mit und in der Gesellschaft sind nötig, um Secondos und Secondas gesellschaftliche Zugänge zu eröffnen.

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Der «wilde Westen» von BernLivia Kipfer, Vera Zinsli

Dem Stadtteil VI, dem «wilden Westen» der Stadt Bern, kommt immer wieder sowohl politische als auch mediale Aufmerksamkeit zu. Die Statistiken in Bezug auf die Einkommenssituation der Bewohnerschaft des Stadtteils VI, den Migrantinnen- und Migrantenanteil als auch auf die Zahlen von Sozial-hilfebezügerinnen und -bezügern weisen im Vergleich zur ganzen Stadt Bern überdurchschnittlich hohe bzw. niedrige Werte auf.

Diese Bachelor-Thesis befasst sich mit der sozialen Segregation als Abbild sozialer Ungleichheit im Raum. Es wird der Frage nach sozialer Segregation im Stadtteil VI, insbesondere im Bezirk Bethlehem, auf den Grund gegan-gen. Zudem sollen Konsequenzen für die Soziale Arbeit heraus gearbeitet werden.

Die theoretischen Grundlagen bilden einerseits die Theorien zu sozialer Segregation nach Häussermann und Siebel als räumliches Abbild sozialer Ungleichheit, andererseits die Thesen Bourdieus zu sozialer Ungleichheit im Raum. Besagte theoretische Grundlagen dieser Arbeit werden um eine Annäherung an den Begriff «Raum» aus einer soziologischen Perspektive nach Bourdieu und Löw ergänzt.

Im empirischen Teil wurden einerseits verschiedene Studien und Statistiken zu sozialräumlichen Tendenzen im Stadtteil VI, spezifisch in Bethlehem, in Form einer Dokumentenanalyse gesammelt und ausgewertet. Zentral waren die Analyse sozioökonomischer und demografischer Merkmale und die Daten zu ethnischer Zugehörigkeit. Andererseits wurde die materielle Beschaffen-heit der Quartiere Tscharnergut und Untermatt untersucht und fotografisch dargestellt. Im Schlussteil folgt nach einer Verknüpfung des theoretischen und des empirischen Teils eine raumtheoretische Auseinandersetzung aus der Perspektive einer raumbezogenen Sozialen Arbeit. Diese Auseinander-setzung stellt die Konsequenz für eine raumbezogene Soziale Arbeit aus Sicht der Autorinnen dar.

Die vorliegende Arbeit zeigt auf, wie wichtig ein relationales Verständnis von «Raum» als Grundlage für sozialarbeiterisches Handeln im Raum ist. Sie betont zudem, dass die Berücksichtigung einer Innenperspektive der Bewoh-nerschaft im Sinne subjektiv erlebter Lebensqualität für eine abschliessende Beurteilung unerlässlich ist, ob in einem Quartier von sozialer Segregation gesprochen werden kann. Des Weiteren zeigt sie auf, dass eine reflexive räumliche Haltung als weitere Grundlage für Soziale Arbeit im Raum dient.

Handlungsleitende Prinzipien für die Soziale Arbeit und eine Untersuchung der Innenperspektive mit dem vorliegenden theoretischen Raumverständnis bilden eine mögliche Weiterführung der vorliegenden Arbeit.

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Junkies im Altersheim?Fritz Knecht, Daniela Pfister

1975 wurde in der Schweiz eine gesetzliche Grundlage geschaffen, die es ermöglichte, Drogenabhängige mit Methadon (Ersatz für Heroin) zu be-handeln. Knapp 20 Jahre später wurde mit dem Versuch der kontrollierten Drogenabgabe (Heroin) gestartet. Diese Behandlung hat sich ebenfalls etabliert und wurde 2011 gesetzlich verankert. Durch diese Form von The-rapie wird bei opioidabhängigen Menschen eine Stabilität im Lebensalltag erreicht und die durchschnittliche Lebenserwartung erhöht.

Infolge des meist jahrelangen Konsums treten jedoch altersbedingte Krank-heiten oft früher ein als bei nicht Drogenabhängigen. Fachpersonen sprechen davon, dass der Alterungsprozess bei opioidabhängigen Menschen rund 20 Jahre früher eintreten kann. Menschen mit einer Opioidabhängigkeit, bei denen Spitexleistungen den Pflegebedarf nicht mehr abdecken können, sind früher auf einen Pflegeheimplatz angewiesen. Gealterte opioidabhängige und pflegebedürftige Menschen stellen für die Alters- und Pflegeheime eine relativ neue Patientengruppe dar, über die in der Literatur bisher nur marginal berichtet wird.

Diese Bachelor-Thesis geht der Frage nach, welche Auswirkungen die Pfle-gebedürftigkeit auf das Leben von alternden Patientinnen und Patienten der kontrollierten Drogenabgabe hat. Dazu wird zuerst ein theoretisches Ver-ständnis zu den Themen Alter und Suchtmittelabhängigkeit hergestellt und miteinander verknüpft.

Im zweiten Teil wird der Praxisbezug geschaffen. In zwei Experteninterviews werden die bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse von zwei Fachpersonen aus dem Kanton Bern dargestellt und ausgewertet. Die Ergebnisse aus der Theorie und den Interviews zeigen auf, dass die Betreuung und Pflege von opioidabhängigen Menschen aufgrund verschiedener Faktoren eine besonders anspruchsvolle Herausforderung ist.

Das Fazit stellt den Bezug zur Fragestellung her, fasst die wichtigsten Ergeb-nisse zusammen und beschreibt die anzugehenden Handlungsfelder der Sozialen Arbeit im Bereich der Versorgung von pflegebedürftigen und opio-idabhängigen Menschen.

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In die Gärten – fertig – los ...?Claudia Leu

Im Rahmen der vorliegenden Bachelor-Thesis wurde die Entstehung, die Entwicklung und die gegenwärtige Situation interkultureller Gärten im urba-nen Stadtgefüge untersucht. Die Arbeit legt die Ziele und Absichten von interkulturellen Gartenprojekten dar und zeigt deren Einfluss auf die nach-haltige Entwicklung eines Quartiers auf. Des Weiteren geht sie auf die Be-deutung von interkulturellen Gärten für die Soziale Arbeit, insbesondere für das Arbeitsfeld der Gemeinwesenarbeit ein.

Interkulturelle Gartenprojekte gelten als Integrationsprojekte. Sie unterstüt-zen Teilnehmende dabei, ihre eigene Identität neu zu entdecken und helfen ihnen, sich in der Gesellschaft neu zu verorten. Als integrative und multi-kulturelle Lernorte ermöglichen sie informelles Lernen. Projektteilnehmende eigenen sich sowohl ökologische Kompetenzen der Gartenarbeit und der Umweltbildung als auch soziale Kompetenzen an. Insbesondere der Sprach-erwerb gilt als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Das Konzept der interkulturellen Gärten setzt an den vorhandenen Kompetenzen und Wissensressourcen der Beteiligten an. Speziell für marginalisierte Grup-pen können Gärten Struktur und Orientierung bieten.

Im Quartier und idealerweise von der Quartierbevölkerung initiiert sind die interkulturellen Gärten auch für die Soziale Arbeit auf lokaler Ebene interes-sante Projekte. Sie bilden einen neuen, soziokulturellen Quartier(Frei-)Raum, der ergänzend zu den bestehenden Quartier- und Gemeinschaftszentren wirkt und eine weitere Anlauf-, Informations- und Vernetzungsmöglichkeit für die Quartierbevölkerung und die Gemeinwesenarbeit darstellt. Das Aufgaben-feld der Gemeinwesenarbeit erfährt somit eine Erweiterung.

In interkulturellen Gärten spielen Empowerment und Partizipation eine zen trale Rolle. Das bürgerschaftliche Engagement wird dadurch gestärkt. Dies wirkt sich positiv auf die Mitwirkung der Quartierbewohnerinnen und -bewohner in der nachhaltigen Entwicklung des Quartiers aus. Da die Gemeinwesenarbeit eine intermediäre Rolle zwischen der Lebenswelt der Quartierbewohnerinnen und -bewohner und der Ebene der Politik und Verwaltung einnimmt, fungiert sie als wichtige Akteurin bei der Unterstüt-zung und dem Aufbau jener Projekte.

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Heimkinder – Risikokinder?Stefanie Liechti, Lisa Weber

Aus der Fachdiskussion geht hervor, dass sichere Bindungen für die Ent-wicklung psychischer Sicherheit eine wichtige Rolle spielen. Der Aufbau sicherer Bindungen ist allerdings an Bedingungen geknüpft, die in Kinder-heimen nur erschwert gewährleistet werden können. Es stellt sich daher die Frage, was sozialpädagogische Fachkräfte tun können, damit Heim-kinder trotz diesen erschwerten Umständen sichere Bindungen aufbauen und erhalten können. Diese Bachelor-Thesis widmet sich dieser Frage. Darin werden die Bedeutung der Bindungstheorie für Kinderheime sowie die Möglichkeiten diskutiert, mit denen Betreuende den Aufbau und Erhalt sicherer Bindungen bei Heimkindern fördern können.

Durch Literaturrecherche und -analyse werden die Grundzüge der Bindungs-theorie, die aktuelle Situation der Kinderheime in der Schweiz sowie deren Entwicklung im 20. Jahrhundert erarbeitet und dargestellt. In einem weiteren Teil werden professionelle Handlungsweisen aus der Literatur, mit denen der Aufbau und Erhalt sicherer Bindungen gefördert werden können, erläutert. Die mit Sozialpädagoginnen aus Kinderheimen geführten qualitativen Inter-views zeigen, welche der herausgearbeiteten Handlungsweisen in der Praxis angewandt werden.

Damit ein Kind in den ersten drei Lebensjahren sichere Bindungen entwickeln kann, ist es auf die konstante Verfügbarkeit einer zuverlässigen und fein-fühligen Betreuungsperson angewiesen. Es scheint, dass diese Vorausset-zung während einem Heimaufenthalt nur erschwert gewährleistet werden können. Beispiele aus der Praxis und Erfahrungen von Personen aus der Bindungsforschung lassen darauf schliessen, dass es Heimkinder gibt, die trotz den erschwerten Bedingungen sichere Bindungen entwickeln können.

Da viele in einem Heim lebende Kinder vor ihrem Heimeintritt erhöhten Entwicklungsrisiken ausgesetzt waren, die sich ebenfalls auf ihre Bindungs-entwicklung auswirken, kann trotz bestmöglicher Förderung nicht jedes Kind sichere Bindungen entwickeln. Im Rahmen der Bindungsförderung kommt der Gestaltung des Heimeintritts sowie der emotionalen Begleitung und Betreuung der betroffenen Kinder eine ganz besondere Bedeutung zu.

Die Feinfühligkeit der Betreuenden, die Qualität und Anzahl der sozialen Interaktionen, die Ausgestaltung der Bezugspersonenarbeit und der Erhalt bestehender Beziehungen aus dem früheren Umfeld des Kindes können die Entwicklung und den Erhalt sicherer Bindungen bei Heimkindern zusätz-lich unterstützen. Zudem leisten diese Fördermöglichkeiten positive Impulse für die Entwicklung der internalen Arbeitsmodelle und wirken sich daher auch dann unterstützend aus, wenn ein Kind keine sicheren Bindungen entwickelt. Damit Betreuende den Aufbau und Erhalt sicherer Bindungen bei Heimkindern bewusst und gezielt fördern können, bedürfen sie spezi-fischen Fachwissens zur Bindungsentwicklung.

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Das neue ErwachsenenschutzrechtBettina Loosli, Lea Vonlanthen

Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit dem am 1. Januar 2013 in Kraft tretenden neuen Erwachsenenschutzrecht. Sie behandelt die wichtigsten Neuerungen der Revision des geltenden Vormundschaftsrechts und bezieht auch die Sicht und Erwartungen der Praktikerinnen und Praktiker mit ein.

Die Verankerung der Wahrung und Förderung des Selbstbestimmungsrechts stellt im neuen Recht eine fundamentale Neuerung dar. Der Fokus liegt neu bei der betroffenen Person mit ihren Interessen und ihrem Willen. Der Gesetz-geber stellt mit dem Vorsorgeauftrag und der Patientenverfügung neue Instrumente zur Verfügung, die es den betroffenen Personen ermöglichen sollen, selbstbestimmend den möglichen Fall einer eintretenden Urteilsun-fähigkeit zu regeln. Ein weiteres Revisionsanliegen ist die Stärkung der Familien-solidarität. Besonders durch die gesetzliche Verankerung der Massnahmen von Gesetzes wegen gelingt eine Umsetzung dieses Anliegens. Im Falle einer eingetroffenen Urteilsunfähigkeit erlangt das Vertretungsrecht durch Angehörige Priorität und wird gesetzlich geregelt.

Das neue Erwachsenenschutzrecht erachtet es als unerlässlich, vom typen-gebundenen Massnahmensystem wegzukommen und setzt neu auf mass-geschneiderte Massnahmen. Dabei sind die Aufgabenbereiche auf die Be-dürfnisse und die Schutzbedürftigkeit der betroffenen Person auszurichten.

Diese Bachelor-Thesis befasst sich vertieft mit der Massschneiderung und den neu definierten amtsgebundenen Massnahmen. In einem weiteren Schritt wird die Professionalisierung der Behörde thematisiert. Diese durch-läuft eine Entwicklung von der Laien- zur Fachbehörde und funktioniert ab dem 1. Januar 2013 interdisziplinär. Die Vertretung der Sozialen Arbeit und weiterer Professioneller anderer Disziplinen in den Kindes- und Erwachsenen-schutzbehörden (KESB) stellt dabei einen wichtigen Schritt für die Profes-sionalisierung der KESB dar.

Auf der Grundlage dieser dargelegten und im Theorieteil vertieft erläuterten Revisionsanliegen wird die Meinung der Praktikerinnen und Praktiker respek-tive Professionellen der Sozialen Arbeit eingeholt, um den konkreten Bezug zur Profession der Sozialen Arbeit zu schaffen. Dies erfolgt anhand der Durchführung von Experteninterviews, die den Fokus auf das neue Mass-nahmensystem für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der KESB und den polyvalenten Sozialdiensten legen.

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Drogenkonsum zwischen Verbot und AkzeptanzNadja Luginbühl

Drogenkonsum ist schon seit eh und je ein gesellschaftliches Phänomen. Die Art und Weise, wie die Gesellschaft damit umgeht, unterliegt einem Wandel und fliesst in die Drogenpolitik ein. Die Politik ihrerseits nimmt die Anliegen auf und setzt sie um. Sie versucht auf die Drogenproblematik mit geeigneten Massnahmen und Interventionen einzugehen. Diese wiederum haben Auswirkungen auf die Drogenkonsumierenden.

Mit der Beantwortung der Frage «Welche Auswirkung hat die gesellschaftliche Haltung über Konsum und Konsumierende illegaler Drogen auf die Um-setzung der Drogenpolitik?» sollen die Entstehung des gesellschaftlichen Umgangs mit und der Bewertungen über Drogenkonsum sowie die Um-setzung durch die Drogenpolitik ersichtlich werden.

Diese Bachelor-Thesis gliedert sich formal in zwei Teile. Der erste Teil widmet sich dem «Verhältnis» von Gesellschaft und Drogenkonsum. Anhand einer Literaturrecherche wird zuerst geschichtlich dargelegt, welchen Wandel die Bewertung des Rausches in der Gesellschaft erfahren hat. Aufgezeigt wird zudem, wie die Gesellschaft mit Drogenkonsum umgeht – hier sei die Ein-ordnung des Drogenkonsums als soziales Problem und deviantes Verhalten genannt. Eingang in den ersten Teil findet weiter die Erläuterung der negati-ven Auswirkungen des Drogenkonsums auf die Gesellschaft. Es werden drei spezifische Bewertungsmuster – Drogenkonsum als autonomen Lebensstil, als Krankheit sowie als Bewältigungshandeln – aufgeführt und schliesslich der Umgang mit Drogenkonsumierenden ethisch gewertet.

Im zweiten Teil wird die schweizerische Drogenpolitik bearbeitet. Anfangs werden die repressive und liberale Richtung einander gegenübergestellt, danach deren Auswirkungen auf Konsumierende und Gesellschaft aufge-zeigt. Es wird zudem auf die Vier-Säulen-Politik sowie auf neuere Tendenzen eingegangen. Auch der zweite Teil wird mit einer ethischen Wertung abge-schlossen.

Die Auseinandersetzung in dieser Arbeit ergab, dass Parallelen zwischen gesellschaftlichem Wandel, dem Wandel der Bewertung von Rausch sowie drogenpolitischen Massnahmen erkennbar sind. In der Weise wie die Ge-sellschaft das «Drogenproblem» wahrnimmt, setzt auch die Drogenpolitik Massnahmen gezielt um. Medien unter anderem leisten dabei Transforma-tionsarbeit von Gesellschaft zu Politik. Erkennbar ist, dass vor allem repres-sive Massnahmen die Konsumierenden illegaler Drogen negativ beeinflus-sen. Es muss daher ein Wandel des Verständnisses über den Konsum illegaler Drogen stattfinden, damit die Konsumierenden nicht kriminalisiert werden, da sich ihre Lage dadurch verschlimmert. Gefordert ist ein liberaler Umgang, da Drogen zur Gesellschaft gehören.

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Arbeit trotz KrankheitMiriam Martig

Innerhalb der letzten Jahrzehnte ist die Zahl der Fälle von Berufsunfähigkeit und Invalidenrentenbezug aufgrund psychischer Erkrankungen stark an-gestiegen. Von diesen Entwicklungen sind Sozialarbeitende, die im sozialen Sicherungssystem, in der beruflichen Eingliederung oder bei Beratungs- und Unterstützungsstellen arbeiten, direkt betroffen. In zahlreichen Publikationen konnte nachgewiesen werden, dass Erwerbsarbeit bzw. Arbeitstherapie zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität bei Menschen mit psychi-schen Erkrankungen führt. Zudem nennen die Betroffenen die (Wieder-)Aufnahme einer Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt als ein zentrales Ziel ihrer Rehabilitation. Jedoch ist es für psychisch Kranke aufgrund struktureller und persönlicher Bedingungen schwierig, wieder einen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu finden.

Diese Bachelor-Thesis geht der Frage nach, welche personenbezogenen und externen Faktoren sich positiv auf die Arbeitsintegration auswirken. Des Weiteren werden Schlüsse und Handlungsfelder für die Soziale Arbeit unter-sucht. In einem ersten Schritt wird auf die aktuelle Beschäftigungssituation, die vom Wandel von einer Produktionsgesellschaft zu einer Dienstleistungs-gesellschaft geprägt ist, eingegangen und die Bedeutung der Arbeit für das Individuum betrachtet.

Es folgt eine Darlegung der Faktoren, die sich auf die Arbeitsintegration von psychisch Erkrankten auswirken; diese sind die Personenfaktoren, das Arbeitsumfeld und Integrationsmassnahmen. Im Bereich Personenfaktoren fällt auf, dass Betroffene oft bereits früh ansetzende, soziale und berufliche Desintegrationsprozesse durchmachen. Die Motivation des Einzelnen und das Verständnis von der eigenen Krankheit sind hingegen Faktoren, die einer Integration förderlich sind. Die beruflichen Rehabilitationsmassnahmen und das Arbeitsumfeld können sich je nach Gegebenheiten positiv oder negativ auswirken. Die aktuelle Forschung zeigt, dass Angebote, die eine möglichst frühe Platzierung im ersten Arbeitsmarkt mit der Unterstützung eines exter-nen Coaches vorsehen, die besten Integrationsresultate erzielen. Auch das soziale Umfeld stellt eine wichtige Ressource dar, wenn es den Klienten unterstützend zur Seite steht, Hilfestellungen gibt und die Möglichkeit bietet, kommunikative und soziale Fähigkeiten zu fördern.

Zur abschliessenden Beantwortung der Fragestellung werden wesentliche Schlüsse für die Soziale Arbeit auf den drei Handlungsebenen nach Hiltrud von Spiegel aufgezeigt: auf der Fallebene, der Managementebene und der kommunalen Planungsebene. Auf der Fallebene sind die direkte Arbeit mit dem Klienten, die interdisziplinäre Arbeit sowie Präventionsansätze von grosser Bedeutung. Dabei sollen Sozialarbeitende als vermittelnde Instanz die Interessensvertretung der Klienten übernehmen. Auf der Management-ebene stehen die Sensibilisierung von Sozialarbeitenden für psychische Erkrankungen und thematische Weiterbildungen im Vordergrund. Auf der kommunalen Planungsebene wird analysiert, in welchen politischen und gesellschaftlichen Bereichen die Soziale Arbeit wirken kann, um ihren Klienten einen gleichberechtigten Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu verschaffen.

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Vertrauen in der Sozialen Arbeit – ein Instrument der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft?Lena Nehren, Michèle Röthlisberger

Durch die Entwicklung neuer Produktionsformen, die Ausbreitung der Tech-nologisierung und die Entstehung neuer Werte veränderte und verändert sich die Struktur der Gesellschaft. Die daraus entstandene Gesellschafts-form bezeichnen Michel Foucault und Gilles Deleuze als Disziplinar- und Kontrollgesellschaft. Das Ziel der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft ist die Steigerung der wirtschaftlichen Produktion sowie der Leistungsfähigkeit und Selbstverantwortung von Individuen. Die Mechanismen der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft wirken sich auf die professionelle Beziehung innerhalb der Sozialen Arbeit aus, da die Soziale Arbeit eine gesellschaftliche Funktion übernimmt und sich in einem institutionellen Kontext vollzieht.

Im Fachdiskurs der Sozialen Arbeit wird Vertrauen innerhalb der professio-nellen Beziehung als Grundlage für einen gelingenden Hilfeprozess betrach-tet. Die positiv konnotierte Vertrauensbeziehung zwischen Sozialarbeitenden und ihrer Klientel wird in Bezug auf die Disziplinar- und Kontrollgesellschaft in der vorliegenden Arbeit in Frage gestellt. Ziel dieser Bachelor-Thesis ist es, das Vertrauen innerhalb der professionellen Beziehung auf eine poten-tielle Disziplinierungs- und Kontrollfunktion zu überprüfen. Die Frage, ob das Vertrauen für die Verwirklichung gesellschaftlicher Interessen instrumentali-siert wird, steht im Fokus der Untersuchung.

In einem ersten Schritt findet eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Beziehungs- und Vertrauensphänomen statt. Nach einer Einführung in die Beziehungs- und Vertrauensthematik aus psychologischer, soziologischer und pädagogischer Sicht wird der Bezug zur Sozialen Arbeit hergestellt. Dabei steht die professionelle Beziehung zwischen Sozialarbeitenden und ihrer Klientel im Zentrum der Betrachtung. Im Anschluss erfolgt die Darstel-lung der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft nach Foucault und Deleuze. Die Frage, inwiefern das Vertrauen in der professionellen Beziehung einen Disziplinar- und Kontrollmechanismus beinhaltet, wird im Anschluss kritisch reflektiert.

Die Vertiefung der dargestellten Theorieansätze führt zum Ergebnis, dass dem Vertrauen in der professionellen Beziehung eine ambivalente Bedeu-tung zukommt: Einerseits bildet die Vertrauensbeziehung die Voraussetzung für einen gelingenden Hilfeprozess, andererseits wird das Vertrauen im Dienst der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft instrumentalisiert. Wie Sozial-arbeitende die Vertrauensbeziehung zu ihrer Klientel gestalten und wie sie das Vertrauen in der professionellen Beziehung vor dem Hintergrund der Disziplinar- und Kontrollgesellschaft einsetzen, ist Teil der abschliessenden Diskussion.

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Manege frei!Melissa Pfister

Den Ausgangspunkt dieser Bachelor-Thesis bildete die eigene Erfahrung, dass gerade Kinder mit Schwierigkeiten und Benachteiligungen in der Schule besonders gut auf zirkuspädagogische Projekte anzusprechen scheinen. Aus diesen Erfahrungen stellte sich die Frage, inwiefern zirkuspädagogische Projekte Kindern, die im selektiven Schulsystem mit Schwierigkeiten kämpfen oder benachteiligt werden, einen neuen, positiven Erfahrungsraum bieten können.

Schwierigkeiten und Benachteiligungen in der Schule können unter den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet und erklärt werden. Die Theorie der Enteignung besagt, dass beim Eintritt in die Institution Schule schon Gelerntes wieder verlernt werden muss. Können Kinder in zirkuspädagogi-schen Projekten enteignete Erfahrungen zurückgewinnen?

Um sich dieser Frage anzunehmen, werden in der Folge die theoretischen Grundsätze der zirkuspädagogischen Arbeit vorgestellt. Dabei wird die Zirkuspädagogik als Teil der Erlebnispädagogik beleuchtet. Es wird aufgezeigt, inwiefern die pädagogischen Theorien Absichten zur Wiederherstellung von enteigneten Erfahrungen enthalten. Als Anschauungsbeispiel wird ein Zirkus-projekt vorgestellt.

Zwei narrative Interviews ermöglichen eine weitere Sicht auf das Thema: das eine mit einem Zirkuspädagogen und das andere mit einer Lehrerin. Die Inhalte aus dem theoretischen Teil werden dann mit den erhaltenen Informa-tionen aus den narrativen Interviews verknüpft.

Es hat sich gezeigt, dass auch im Zirkusprojekt eine Enteignungsproblematik besteht. Das Zirkusprojekt kann den Kindern jedoch einen Raum bieten, wo sie sich als erfolgreich erleben können. Ein Beispiel ist die Bewegung: Wäh-rend in der Schule ein erhöhtes Bewegungsbedürfnis schnell als störend gilt, kann es unter bestimmten Bedingungen im Zirkusprojekt zu einer Schlüssel-kompetenz werden. Eine weitere gegenteilige Erfahrung machen die Kinder in Bezug auf das Soziale. Die Zusammenarbeit und Interaktion der Kinder steht im zirkuspädagogischen Projekt im Vordergrund. Auch ihre Interessen können die Kinder im Zirkusprojekt auf vielfältige Weise einbringen, wodurch auch hier enteignete Erfahrungen zurück gewonnen werden können.

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Familien befähigen statt ersetzenHelen Portmann, Linda Zaugg

In der schweizerischen ambulanten Kinder- und Jugendhilfe ist vor allem die längerdauernde Sozialpädagogische Familienbegleitung verbreitet. Mit der Kompetenzorientierten Familienarbeit, kurz KOFA, wurde in der Schweiz unter der Leitung von Kitty Cassée eine neue, aufsuchende Interventions-form implementiert. Sie ist durch eine kurze und intensive Hilfe im Alltag der Familien gekennzeichnet. Im Rahmen einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Soziale Arbeit, wurde die KOFA evaluiert. Es hat sich unter anderem gezeigt, dass die Kompetenzorientierte Familien-arbeit in 76 Prozent der Fälle eine drohende Fremdplatzierung verhindern kann.

In dieser Bachelor-Thesis wird die Kompetenzorientierte Familienarbeit analy-siert und folgende Fragestellung bearbeitet: Wie kann die KOFA das Risiko einer Fremdplatzierung aufgrund von Kindesvernachlässigung reduzieren? Die Arbeit fragt daher nach dem Potential der KOFA. Im Rahmen einer Literaturarbeit werden die Arbeitsweise, die Handlungsorientierungen und die theoretischen Grundlagen von KOFA erarbeitet und in Bezug auf die Fragestellung diskutiert.

Die Kompetenzorientierte Familienarbeit basiert auf der in Holland entwickel-ten Methodik der Kompetenzorientierung und kennt drei Standardmodule: KOFA-Abklärung, KOFA-6-Wochen und KOFA-6-Monate. Jedes Modul ist in Phasen gegliedert, in denen mit bestimmten Instrumenten gearbeitet wird. Durch eine klare Phasierung und Manualisierung wird der Hilfeprozess strukturiert.

Die Hauptindikation der Kompetenzorientierten Familienarbeit ist eine erheb-liche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Familiensystems. Diese Ausgangslage spiegelt sich im Alltag von Familien mit Mehrfachproblematiken wieder. Sie sind mit herausfordernden Alltagssituationen konfrontiert, die sie mit den vorhandenen Handlungskompetenzen nicht oder unzureichend bewältigen können. Diese andauernde Überforderung birgt die Gefahr einer Kindeswohlgefährdung.

Eine Form der Kindeswohlgefährdung ist die Vernachlässigung. Sie stellt der häufigste Grund für eine Fremdplatzierung nach Art. 310 ZGB dar. Eine Kindesvernachlässigung ist unter anderem auf mangelnde elterliche Kom-petenzen zurückzuführen. Es ist das Ziel von KOFA, in der Zusammenarbeit mit der Familie ihre Kompetenzen bei der Bewältigung von Alltagssituationen zu erweitern und Kompetenzmängel zu verringern.

Durch verschiedene Techniken der KOFA werden die kind-, handlungs-, selbst- und kontextbezogenen Kompetenzen der Eltern gestärkt und be-stimmte Risikofaktoren für die Entstehung von Kindesvernachlässigung entschärft. Der Schwerpunkt der Techniken liegt im Erwerb von Fähigkeiten und in der Verbesserung der elterlichen Erziehungsfähigkeit. Durch die Stär-kung der Eltern wird eine bestehende Kindesvernachlässigung reduziert. Indem das Kindeswohl gesichert und eine gesunde kindliche Entwicklung gewährleistet wird, kann eine drohende Fremdplatzierung aufgrund von Kindesvernachlässigung verhindert werden.

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Alkohol – Genuss und Missbrauch JugendlicherAnna Rüfli, Nina Wüthrich

Diese Bachelor-Thesis setzt sich mit dem Alkoholkonsum bei Jugendlichen auseinander, wobei der Alkoholkonsum an sich sowie dessen Missbrauch und Genuss erläutert werden. Das Ziel der Arbeit ist aufzuklären, welche Rolle der Alkohol für Jugendliche spielt und wie diese bezüglich des Alkohol-konsums beeinflusst werden können. Zusätzlich wird auf das aktuelle Phä-nomen des «Rauschtrinkens» eingegangen und die Haltung der Bevölkerung gegenüber alkoholkonsumierenden Jugendlichen thematisiert.

Dazu wird auf folgende Fragen eingegangen: «Welche Bedeutung hat der Alkohol in der Lebensphase Jugend?» und «Was sind wesentliche Einflüsse auf das Alkoholkonsumverhalten von Jugendlichen?». Die Fragestellungen werden durch die Auswertung von Fachliteratur sowie einzelner Dokumente von Fachstellen diskutiert. Es wird vorab auf die Lebensphase Jugend, auf den Konsum allgemein und anschliessend auf den Alkohol und dessen Konsum eingegangen. Im Weiteren werden wesentliche Einflüsse auf den Alkoholkonsum Jugendlicher beschrieben. Zwei Leitfadeninterviews ver-anschaulichen beispielhaft die Sicht von Jugendlichen über dieses Thema. Ideen für die Soziale Arbeit werden erarbeitet, um darzulegen, ob und wie Jugendliche sowie deren Umfeld durch sozialarbeiterische Interventionen unterstützt und geschützt werden können.

Im Ergebnis wird deutlich, dass Jugendliche weniger häufig Alkohol konsu-mieren als Erwachsene und dass der Alkoholkonsum in den letzten Jahren allgemein zurückgegangen ist. Demgegenüber ist der aktuelle Trend des «Rauschtrinkens» hauptsächlich bei Jugendlichen verbreitet und stösst in der Bevölkerung durch dessen Folgen wie z.B. Lärm oder «Littering» auf Widerstand. Das exzessive Trinken betrifft allerdings nur eine Minderheit der Jugendlichen. Diesbezüglich wird in der Arbeit beschrieben, dass Alkohol an sich nicht unbedingt problematisch ist, sondern ein Genussmittel sein kann. Lediglich der unkontrollierte Umgang damit kann zu gefährlichem und krankhaftem Konsum führen. Um einen kontrollierten und verantwortungs-bewussten Umgang mit Alkohol zu erlernen, kann es für Jugendliche von Nutzen sein auszutesten, wo ihre Grenzen liegen. Das kann dazu führen, dass sie übermässig Alkohol konsumieren und Rauschzustände erleben. Der Umgang mit risikoreichen Verhaltensweisen ist generell ein Bestandteil der Entwicklung im menschlichen Leben.

Weiterführend wird dargelegt, dass der Alkoholkonsum Jugendlicher stark beeinflusst werden kann. So können Jugendliche durch ihre Familien beob-achten, wie und wofür Alkohol konsumiert wird und passen sich gegebenen-falls an. Mit dem Ablösungsprozess der Jugendlichen von ihren Eltern orien-tieren sie sich vermehrt an der Peergroup. Diese kann den Alkoholkonsum einzelner Jugendlicher beeinflussen, weil die Gruppenzugehörigkeit durch Konsumverhalten geprägt werden kann. Zusätzlich wirken Medien auf Jugendliche und dadurch möglicherweise auf ihr Alkoholkonsumverhalten ein.

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«Lasst uns doch in Ruhe!»Jamuna Schläfli, Anna Tanner

Darüber, was die Jugend ausmacht, was Jugendliche beschäftigt und welche Aufgaben sie zu bewältigen haben, bestehen vielfältige Vorstellungen. Die Soziale Arbeit und insbesondere die Sozialpädagogik bemühen sich seit jeher um die Lebensaltersphase der Jugend. Doch gerade Jugendliche mit erhöhtem Risikoverhalten, die nicht von sich aus ein bestehendes Angebot in Anspruch nehmen, sind für die Soziale Arbeit schwer zu erreichen. Der Ansatz der Mobilen Jugendarbeit scheint hier eine Möglichkeit der Interven-tion zu bieten. Die Mobile Jugendarbeit begleitet junge Menschen in schwie-rigen Lebenslagen und bietet Möglichkeiten an, wie die Bewältigung anders gehen könnte.

Gleichzeitig wird Mobile Jugendarbeit von Seiten der Öffentlichkeit und den Auftrag gebenden Stellen oft als Intervention in Form einer «Sozialfeuerwehr» mit mehr oder weniger explizitem Ordnungsauftrag verstanden. Der Um-stand, dass Jugendliche möglicherweise gar nicht erreicht werden wollen, die Nähe zu einem ordnungspolitischen Normalisierungsauftrag und das eigentliche Ziel der unterstützenden Begleitung von Jugendlichen ergeben ein vielschichtiges Spannungsfeld, in dem sich die Mobile Jugendarbeit bewegt.

Ziel dieser Bachelor-Thesis ist die Analyse von bestehenden Konzepten der Mobilen Jugendarbeit auf ihre normative Orientierung hin sowie deren kriti-sche Diskussion im Rahmen eines ethischen Diskurses von Autonomie und Gesellschaft. Durch den Einbezug von theoretischen Ansätzen zur Jugend im Sozialen Raum sollen Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze für die Mobile Jugendarbeit abgeleitet werden.

Der Titel «Lasst uns doch in Ruhe!» gibt darüber hinaus einen Hinweis, dass Jugendliche ein Recht auf Ruhe haben, ein Recht auf einen Zustand, wo sie vor paternalistischen und übereifrigen Eingriffen durch Erwachsene (Erzie-hungsberechtigte, Lehrpersonen wie auch Sozialarbeitende) geschützt sind.

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Wie können Konflikte zwischen Team und Leitung in sozialen Organisationen gedeutet werden?Ariane Senn, Jasmin Thoenen

In sozialen Organisationen erfüllen Team und Leitung diverse Arbeitsauf-gaben. Ihre Arbeitsprozesse sind oft von Konflikten begleitet, welche die gemeinsame Arbeit stören können. Die Bachelor-Thesis fragt nach der Deutung dieser Konflikte. Weiter wird versucht, Möglichkeiten für einen adäquaten Umgang mit solchen Situationen aufzuzeigen.

Folgt man der Theorie von Norbert Elias, ist das Ausloten der Kräfteverhält-nisse innerhalb einer sozialen Figuration in Form von Konflikten ein mensch-licher Prozess, der alle betrifft. Die entsprechenden Ausformungen dieser Konflikte werden anhand der Theorie von Gerhard Schwarz dargelegt. Es wird aufgezeigt, wie Kommunikation in hierarchischen Systemen funktioniert, wie in Organisationsstrukturen mit Konflikten umgegangen wird und welche Chancen und Gefahren in der Bearbeitung von Konflikten liegen können.

Anhand von Jürgen Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns werden aus einer weiteren theoretischen Perspektive mögliche Deutungen von Konflikten erschlossen. Habermas zeigt auf, dass die Ursachen der Konflikte als Ausdruck von Krisen bei der Reproduktion der Lebenswelt zu verstehen sind. Diese Konfliktursachen können unter bestimmten Bedingun-gen mit Hilfe des kommunikativen Handelns bearbeitet werden. Ziel ist dann eine nachhaltige Bearbeitung von Konflikten, welche diskursiv über die Erhe-bung und Anerkennung von Geltungsansprüchen erfolgen muss. In diesem Sinn können Konflikte ausschliesslich über verständigungsorientiertes Handeln gelöst werden. Jedoch ist aufgrund von systemintegrativen Prozes-sen zu erwarten, dass diese Art der Konfliktlösung aufgrund der Strukturen in sozialen Organisationen vielfach auf Widerstand stösst und dadurch erschwert wird.

Eine Analyse ermöglicht die Offenlegung der strukturellen Hintergründe eines Konfliktes und birgt die Chance in sich, dass Konflikte keine Bedrohung mehr darstellen, sondern Möglichkeiten für Lernprozesse generieren.

Die Strukturen einer sozialen Organisation müssen in einen kommunikativen Aushandlungsprozess einbezogen werden, damit sie sozialintegrativ legiti-miert sind. Diese Legitimation bildet die Basis, um Konflikte richtig deuten zu können. Die kommunikative Bearbeitung von Konflikten garantiert den Erhalt respektive die legitime Weiterentwicklung sozialer Organisationen.

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Familienpolitik statt FamilienarmutLaura Werren

Die Schweizer Bevölkerung gewinnt ihre Einnahmen in erster Linie aus der Erwerbstätigkeit und aus sozialpolitischen Transferleistungen. Familien sind aufgrund ihrer Situation oftmals nicht in der Lage, ein ausreichend hohes Erwerbseinkommen zu erzielen. Zusätzlich begründen Kinder heutzutage eines der grössten Armutsrisiken. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die familienpolitischen Interventionsformen des Kantons Bern reichen, um die ökonomische Situation von Familien zu sichern.

In vorliegender Bachelor-Thesis wird aufgezeigt, dass es sowohl internatio-nale wie auch nationale Rechtsgrundlagen gibt, welche die Existenzsicherung von Familien aufgreifen und thematisieren. Das Recht auf einen angemes-senen Lebensstandard taucht immer wieder auf. Daneben wird das System der sozialen Sicherheit in der Schweiz vorgestellt. Hierbei werden Risiko-gruppen herausgearbeitet, wie beispielsweise Kinder, die nicht von diesem System profitieren können und direkt in die Sozialhilfe gelangen. Es wird ebenfalls dargelegt, weshalb bestimmte Familienformen auffallend stark von Armut betroffen sind. Dazu gehören Einelternfamilien und Paare mit drei und mehr Kindern. Armut kann schwerwiegende Auswirkungen auf die einzelnen Familienmitglieder haben, darum ist eine faire Familienpolitik gefordert.

Um die Frage beantworten zu können, ob die familienpolitischen Interventions-formen des Kantons Bern genügen, werden zuerst alle aktuellen Leistungen vorgestellt. Mithilfe einer Sozialhilfestatistik aus dem Kanton Bern, welche die Armutsgefährdung nach Haushaltstyp erfasst, kann veranschaulicht werden, dass trotz etlicher familienpolitischer Leistungen eine hohe Anzahl von Familien auf Leistungen aus der Sozialhilfe angewiesen ist. Die wirt-schaftliche Lage der Familien wird nicht hinreichend sichergestellt. Folglich wird in Betracht gezogen, ob es alternative, finanzielle Massnahmen gäbe, die zur Verringerung von Familienarmut beitragen könnten. Die entsprechen-den Vorschläge werden ausführlich beschrieben. Ein Beispiel sind Ergän-zungsleistungen für Familien.

Die Auswahl der neuen familienpolitischen Massnahmen zeigt, dass im Kanton Bern durchaus Möglichkeiten bestehen würden, Familienarmut aus finanzieller Sicht anzugehen. In anderen Kantonen wurden gute Erfahrungen mit einzelnen Massnahmen erzielt.

Alle Erkenntnisse basieren auf ausgesuchter Fachliteratur. Sie heben hervor, dass sich die Soziale Arbeit in sozialpolitischen Diskussionen engagieren muss. Zu diesem Zweck sind die Menschenrechte und das Anstreben sozia-ler Gerechtigkeit wegweisend. Zentral ist der Schutz der Familie. Die Soziale Arbeit hat die Aufgabe der sozialen Integration und muss sich demzufolge der Linderung von Armut widmen.

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Sozialpädagogik im ZwangskontextSandra Willi

Diese Bachelor-Thesis beschäftigt sich mit dem Themenbereich der ge-schlossenen Unterbringung in der Jugendhilfe. Es handelt sich dabei um eine der möglichen Massnahmen im schweizerischen Jugendhilfesystem. Die Platzierung eines Jugendlichen in eine geschlossene Unterbringung bedarf einer vormundschaftlichen oder strafrechtlichen Einweisung. Diese Massnahme stellt einen Eingriff in das Recht auf persönliche Freiheit dar und wird nur als letzte Möglichkeit betrachtet.

Die Sozialpädagogik bewegt sich in diesem Bereich der Jugendhilfe in einem starken Zwangskontext. Die geschlossene Unterbringung wird sowohl in der Fachliteratur als auch in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert. Ziel der vorlie-genden Arbeit ist es, im Hinblick auf die Entwicklung von positiven Zukunfts-perspektiven, die Möglichkeiten und die Grenzen von geschlossener Unter-bringung in der Jugendhilfe zu beleuchten.

Der Fokus dieser Frage liegt auf den Konzepten und Methoden, die in Jugend-heimen mit geschlossener Unterbringung zur Anwendung kommen, und wie sich diese in der Praxis umsetzen lassen. Dabei ist von besonderem Inter esse, ob Lernprozesse stattfinden, die für die Entwicklung von Perspek-tiven notwendig sind. In einem ersten Schritt wird an die Thematik der geschlossenen Unterbringung herangeführt, indem die Entwicklung und die Reformen der Heimerziehung aufgezeigt werden bis hin zur Errichtung von Jugend heimen mit geschlossener Unterbringung. Im zweiten Kapitel wer-den die Merkmale von Konzepten geschlossener Unterbringung aufgeführt sowie zwei methodische Elemente erörtert: das Regelsystem und das Stufen modell. Diese bilden das Kernstück der Konzeptionen und dienen als pädagogisches Instrument.

Diese Regelsysteme und Stufenmodelle sind auf Verhaltensmodifikation ausgerichtet. Die verhaltenstherapeutischen Ansätze basieren auf lern-theoretischen Grundlagen, die dargelegt werden. Schliesslich werden die Argumente der Kritiker und der Befürworter der geschlossenen Unterbrin-gung diskutiert und mit den Ergebnissen aus Untersuchungen untermauert, die aufschlussreich in Bezug auf die Fragestellungen sind.

Eine zentrale Erkenntnis dieser Bachelor-Thesis ist, dass es im Rahmen der geschlossenen Unterbringung gelingen sollte, Jugendliche mittels posi-tiver Erfahrungen in der Stärkung ihres Selbstvertrauens zu unterstützen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist es möglich, dass die Jugendlichen Zukunftsperspektiven entwickeln können. Allerdings finden Entwicklungs-prozesse im Persönlichkeitsbereich meistens erst nach einer längeren Aufenthaltsdauer statt. Das ist für die Jugendhilfe ein schwer auflösbares Dilemma.

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Arbeitsintegration in der Schweiz – eine AnalyseEveline Wyss

Arbeit wird in unserer Gesellschaft als wichtiges Mittel zur Integration, also zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben betrachtet. Historisch betrachtet fand in der Schweiz vor allem in den 1990er-Jahren ein politischer und ideolo-gischer Paradigmenwechsel statt, in dem der Wohlfahrtsstaat zu einem aktivierenden Sozialstaat mit implementierter Workfare-Praxis wurde. Für eine Leistung wird eine Gegenleistung erfordert. Das Malus-Bonus-System ist in der Sozialhilfe stark verankert und soll den Zweck erfüllen, Leistungs-anreize zu geben und zu sanktionieren, wenn diese nicht erfüllt werden.

In dieser Bachelor-Thesis wird der komplexe Bereich des Feldes der Arbeits-integration sozialpolitisch, soziologisch und volkswirtschaftlich betrachtet und werden Ableitungen und Empfehlungen für die professionelle Soziale Arbeit erstellt. Um an wichtige Erkenntnisse für die Soziale Arbeit zu ge-langen, werden mittels der Arbeit exemplarisch mehrere statistische Erhebun-gen beigezogen und der Bezug zu den Entwicklungen auf dem Schweizeri-schen Arbeitsmarkt und der aktuellen Sozialpolitik hergestellt. Eingegangen wird, um einen Gesamtüberblick im Bereich der Arbeitsintegration in der Schweiz zu erlangen, auf die Integrationsmassnahmen der Invalidenversiche-rung, der Arbeitslosenversicherung und der Sozialhilfe.

Volkswirtschaftliche Betrachtungen ergeben ein Abweichen von Angebot und Bedarf. Die Passungen sind nicht gegeben, so dass es gemäss Statisti-ken nur für einen marginalen Teil der Betroffenen gelingen kann, das Ziel der beruflichen Integration zu erreichen. Soziologisch betrachtet erhärtet dies die Problematik von Stigmatisierungs- und Ausschlussprozessen und von «falschen Projektionen» im Sinne von nicht erreichbaren Versprechungen und weist so ein Paradoxon der Hauptindikation von Arbeitsintegration auf.

Als weitere Folgen respektive Phänomene der Arbeitsintegration werden Prekarität, Working Poor und Verdrängungsmechanismen auf dem Markt dargestellt. Die Analyse der Arbeitsintegration macht einen Handlungsbedarf seitens der Profession der Sozialen Arbeit deutlich, da mittels der Workfare-Praxis teils Grundprinzipien basierend auf ethischen Grundwerten und den Menschenrechten im Bereich der Arbeitsintegration tangiert werden. Die Frage nach Perspektiven wird gestellt, indem die Idee der Sozialfirmen und des bedingungslosen Grundeinkommens ansatzweise betrachtet werden.

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Konflikte binationaler PaareGabriella Zanetti

In Zeiten der Globalisierung nimmt die reale und die virtuelle Mobilität der Menschen zu. Durch Reisen, Studienaufenthalte, Flucht oder Migration gelangen Menschen in andere Länder und treffen dort auf andere Menschen. Binationale Paare erleben aber einige strukturelle Einschränkungen: Perso-nen aus aussereuropäischen Ländern haben oft keine andere Aufenthalts-möglichkeit in der Schweiz als als Ehepartner/in eines Schweizers oder einer Schweizerin. Ein binationales Paar, das sich erst mal besser kennenlernen möchte, wird also praktisch gezwungen, eine Fernbeziehung zu leben oder sich vorzeitig ehelich zu binden. So können unterschiedliche Wertvorstellungen und Gewohnheiten erst mit der Zeit zum Vorschein kommen und Konflikte provozieren. Denn ein/e fremdländische/r Partner/in fasziniert durch sein/ihr Anderssein, ihm/ihr wird offen begegnet, ohne ihn/sie einordnen zu können wie eine/n einheimische/n Partner/in, wo die Kategorien bekannt sind.

Im ersten Teil dieser Bachelor-Thesis werden theoretische Erklärungsansätze zur Erklärung von Konflikten in binationalen Paaren ausgeführt. Dazu werden die Themen «binationale Paare», «Konflikte» und deren Ursachen, «unter-schiedliche Kommunikationsstile» und «verschiedene Kulturbegriffe» darge-stellt und im Fazit als Synthese zusammengeführt. Im zweiten Teil werden die oben genannten Problembereiche mit Beispielen aus der Beratungslitera-tur illustriert. Zusätzlich werden die Konflikte der binationalen Paare mit denen der mononationalen Paare verglichen.

In leitfadengestützten, narrativen Interviews wurden zwei Berater und eine Beraterin von zwei kirchlichen Paarberatungsstellen und der Beratungsstelle Frabina gefragt: Wie erklären Sie die Konflikte binationaler Paare? «Erklären» meint einerseits die erlebten Konfliktthemen explizieren und andererseits die Ursachen davon benennen. Die beispielhaft genannten Themen wurden mit den in der Literatur dargestellten verglichen und auf der Basis der Theorie erklärt.

Eine Ursache von Konflikten sind Machtungleichgewichte. AusIänder/innen erleben strukturelle Einschränkungen auf dem Arbeitsmarkt, wenn ihre Aus-bildungen nicht anerkannt werden. Ausserdem hängt ihre Aufenthaltsbe-willigung vom «Verbleib beim/bei der Ehepartner/in» ab, welcher ihm/ihr zu Beginn stark überlegen ist, da er/sie die Sprache spricht und die Umgebung und ihre Strukturen kennt. Die englische Studie von Elias & Scotson zeigt dazu anschaulich die Mechanismen der Ausgrenzung und Stigmatisierung einer Gruppe Menschen, die neu an einen Ort gezogen ist.

Ausländer/innen werden ausgegrenzt durch rechtliche Hürden und durch die Erfordernis von guten Sprachkenntnissen für den Arbeitsmarkt. Doch nicht alle werden gleichermassen ausgegrenzt. Für Spezialisten und kapitalstarke Fremde kreiert der Staat Schlupflöcher in der Migrationspolitik. A. Wimmer zeigt in seiner dynamischen Kulturtheorie, dass Grenzen aktiv und je nach den Interessen der Mächtigen gezogen werden.

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Wie man in den Wald hineinruft …Cornelia Ziegler

Unsere Umwelt ist voller Stimmen. Wir begegnen ihnen in öffentlichen und privaten Räumen, durch das Telefon, das Handy, das Radio, durch künstliche und reproduzierte Stimmen. In der Sozialen Arbeit ist die Stimme ein un-verzichtbares Arbeitswerkzeug, welches meist unbewusst eingesetzt wird. Ein erheblicher Teil der Kommunikation verläuft über das Telefon. Hören wir eine Stimme, bewirkt diese in uns eine Vorstellung über die sprechende Person, auch wenn wir die Person nicht sehen. Das «Wie» einer Botschaft ist dabei sogar oftmals bedeutender als das «Was».

Diese Vorstellung einer Person beeinflusst den Kommunikationsverlauf beachtlich. Personen, welche die Stimme unbewusst fehlerhaft einsetzen, erreichen mit ihrer Botschaft nicht die beabsichtigte Wirkung. Jede kommu-nikative Handlung hat eine Absicht. Wird diese verfehlt, kann dies im Beruf verheerende Folgen haben. Umwelteinflüsse sowie unser physischer und psychischer Zustand nehmen Einfluss auf die Stimmproduktion. Unsere Stimme wiederum wirkt auf unser Gegenüber und somit auf den weiteren Verlauf der Kommunikation. Wie die Stimme im Beruf eingesetzt werden sollte, kommt auf das gewünschte Ziel der Kommunikation an.

In dieser Bachelor-Thesis wird der Frage nachgegangen, welche Wirkung die Stimme in der sozialen Interaktion hat. Die Arbeit soll das Stimmbe-wusstsein von Sozialarbeitenden fördern und für die möglichen Wirkungen des stimmlichen Ausdrucks in der sozialen Interaktion sensibilisieren. An-hand wissenschaftlicher Literatur wird im ersten Teil der Arbeit die Stimme und ihre Wirkung in der sozialen Interaktion erörtert. Für den zweiten Teil der Arbeit wurde eine empirische Studie durchgeführt. Diese Studie zeigt die Wirkung einer häufig vorkommenden, fehlerhaften Stimmanwendung (ge-presste Stimme) auf das Personenurteil von Probandinnen und Probanden. Zwei Sprechproben derselben Sprecherin (gepresste Stimme versus normale, kräftige Stimme) wurden in unabhängigen Gruppen von je 30 Personen separat geprüft. Die Studie hat ergeben, dass die gepresste Stimme grund-sätzlich negativer auf die Personenbewertung der Zuhörenden wirkt als die natürliche Stimme. Mit gepresster Stimme wirkt die Sprecherin negativer in Bezug auf ihre Vertrauenswürdigkeit, ihre Glaubwürdigkeit und sie wirkt weniger motivierend als mit natürlicher, kräftiger Stimme.

Die an der Stimmproduktion beteiligten Organe bestehen vorwiegend aus Muskeln. Durch Training wird somit die Stimme tragfähiger, ohne gepresst zu wirken und ohne übermässige Stimmbelastung. Sozialarbeitende, die in Bezug auf die Wirkung ihrer Stimme Probleme oder Unsicherheiten haben, können durch Stimmtraining ihre Wirkung optimieren und zudem Stimm-problemen vorbeugen. Negative Einflüsse auf die Stimmproduktion können durch das Wissen um diese vermieden werden. Ausblickend wäre es span-nend, auch die Wirkung einer männlichen Stimme unter denselben Bedin-gungen zu testen.

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