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STUDIE China in Afrika Perspektiven, Strategien und Kooperationspotenziale für deutsche Unternehmen AUSGABE 2018

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STUDIE

China in AfrikaPerspektiven, Strategien und Kooperationspotenziale für deutsche Unternehmen

AUSGABE 2018

Wege nach AfrikaChina hat sein Engagement in Afrika in den letzten Jahren massiv ausgeweitet. Investitionen in die Infrastruktur bestimmen das Bild. Der Zugang zu Rohstoffen spielt eine wichtige Rolle, aber auch die wachsenden Konsumgütermärkte des Kontinents. Darüber hinaus bieten sich einige Länder zunehmend als Produktions-standorte für die Industrie an.

Wie geht Deutschland mit der neuen Dynamik um? Versteht es China als Konkurrenten, als Wegbereiter oder sogar als Kooperationspartner? Welche Strategien lenken das chinesische, welche das deutsche Vorgehen auf dem afrika-nischen Kontinent? Die Ergebnisse der Studie zeigen: Eine große Zahl der be-fragten deutschen Unternehmen spricht sich für trilaterale Kooperation aus. Die be fragten chinesischen und afrikanischen Unternehmen begrüßen mehr Kontakte zu deutschen Unternehmen und einen engeren Austausch.

Neben ganz konkreten Herausforderungen bei der erfolgreichen Umsetzung ent-sprechender Kooperationsformate spielt für die deutschen Unternehmen die spezifische Flankierung und Begleitung durch die deutsche Politik eine wichtige Rolle. Chinas Engagement verbindet strategisch angelegte wirtschaftliche wie po-litische Interessen mit einem hohen Maß an Flankierung und großzügiger Finan-zierung. Entwicklungsaspekte, Umweltstandards sowie soziale und wettbewerbs-rechtliche Fragen bleiben häufig außen vor. Hier sind verstärkte Bemühungen internationaler Wirtschaftsdiplomatie notwendig, um gemeinsame Normen der Zusammenarbeit bis hin zu gleichen Wettbewerbs bedingungen zu erreichen.

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Inhalt

ZUSAMMENFASSUNG

4 Afrika ist Wachstumsregion

ANALYSE

6 China gewinnt rasch Marktanteile

AFRIKASTRATEGIE CHINAS UND DEUTSCHLANDS

10 Kontrastprogramm

UMFRAGE UND INTERVIEWS

14 Erfahrungen überwiegend positiv

REGIONALE ANALYSEN

20 China überall präsent

31 IMPRESSUM

4 STUDIE 2018 | gtai.de

KAPITELÜBERSCHRIFT

China spielt in Afrika mittlerweile eine heraus ragende Rolle. Denn die Chinesen haben erkannt, dass das Bevölkerungswachstum, der Rohstoffreichtum und der niedrige Entwicklungsstand des afrikanischen Kontinents ein enormes Potenzial als Produktions-standort und Absatzmarkt darstellt. Auch Deutsch-land will seine auf den südlichen Nachbarkontinent gerichteten Aktivitäten ausbauen. Durch eine ver-stärkte Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern könnten deutsche Unter nehmen profitieren.

Infrastruktur, Bildung, Arbeitsplätze: Es gibt viel zu tun – und das in praktisch allen Ländern Afrikas. Die Versorgung mit Strom und Wasser, funktionie-rende Telekommunikation sowie eine leistungs-fähige Verkehrsinfrastruktur sind Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Länder einerseits und den grenzüberschreitenden Austausch von Waren und Dienstleistungen ande-rerseits. Die deutsche Wirtschaft hat in allen diesen Bereichen viel zu bieten, sie ist in vielen afrika-nischen Staaten bisher aber noch zurückhaltend.

Präsenz zähltWährend chinesische Unternehmen vorpreschen und auch einige andere Länder in Afrika recht sichtbar auftreten, scheuen deutsche Firmen häufig die zum Teil hohen Risiken, die mit einem Engagement auf dem Kontinent verbunden sind. Sie sehen die loka-len Märkte – wenn überhaupt - als Absatzgebiete

und investieren bislang selten vor Ort. China hin-gegen ist mittlerweile einer der größten Investoren in vielen afrikanischen Ländern. Aber China handelt nicht uneigennützig. Neue Infrastruktur wie Eisen-bahnlinien ins Hinterland erschließen nicht nur inte-ressante Rohstoffquellen, sondern auch wachsende Märkte für Konsum- und Investitionsgüter. Chinesi-sche Unternehmen agieren schnell und risikofreudig, oft mit staatlicher Finanzierung im Hintergrund. Nicht immer sind die afrikanischen Geschäftspartner mit deren Leistung zufrieden. Viele würden einen leichteren Zugang zu deutscher Qualität vorziehen.

China prescht vorKooperation ermöglicht die Kombination von bei-dem. Deutsche Unternehmen sehen noch umfang-reiche Geschäftschancen, wie die Umfrage für diese Studie zeigt. Die bisherigen Erfahrungen mit einer solchen trilateralen Zusammenarbeit sind überwie-gend positiv. Natürlich gibt es viele Besonderheiten zu beachten und Fallstricke zu vermeiden, wie einzelne Beispiele zeigen. Immerhin müssen mit afrikanischen, chinesischen und deutschen Unter-nehmen bei einem gemeinsamen Projekt drei oft unterschiedliche Kulturen und Geschäftspraktiken unter einen Hut gebracht werden.

Afrika hat Potenzial, ist aber für die deutsche Wirt-schaft bisher quantitativ kein wichtiger Markt. Im Jahr 2017 gingen nur etwa 2 Prozent der deutschen

Infrastruktur erschließt Märkte

ZUSAMMENFASSUNG

Afrika ist WachstumsregionGebraucht wird (fast) alles

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Exporte in die 54 afrikanischen Staaten – rund 29 Milliarden US-Dollar (US$). Die Gesamteinfuhren des Kontinents (406 Milliarden US$) erreichen gerade mal den Wert Südkoreas.

Was brauchen deutsche Unternehmen?Ein zentraler Wunsch der befragten Unternehmen, insbesondere solcher ohne bisherige Kooperations-erfahrung, sind mehr Informationen zu trilateralen Kooperationsmöglichkeiten in afrikanischen Märk-ten und konkreten Ausschreibungen. Hier ist neben der Politik auch die Wirtschaft gefragt. Einerseits sollten Verbände und Institutionen der deutschen Außenwirtschaftsförderung, wie der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und die Auslandshan-delskammern (AHK) gemeinsam mit Germany Trade & Invest (GTAI) das Informationsangebot noch spezifischer ausgestalten. Anderseits sollten geeignete Plattformen geschaffen werden, die in einem ersten Schritt deutsche Akteure mit Inter-esse an und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern vernetzen und so die Voraussetzung schaffen, voneinander zu lernen. Erste Ansätze gibt es hier mit den Round-Table-Formaten des Afrika-Vereins und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). In einem zweiten Schritt könnten interessierten Unternehmen konkrete Ausschreibungsmodali-täten vermittelt und Plattformen zu Netzwerken chinesischer sowie afrikanischer Partner aufgebaut werden. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen. Diese reichen von unterschiedlichen Vorstellungen bei der Vertrags-

gestaltung über die Nichteinhaltung von Standards auf chinesischer Seite bis hin zu Problemen bei der Vertragsdurchsetzung und dem nicht beabsichtig-ten Know-how-Transfer zum chinesischen Partner.

Ebenso forderten die Unternehmen mehr politische Präsenz der Bundesregierung auf dem afrikanischen Kontinent sowie eine konkrete Flankierung ent-sprechender Projekte insbesondere gegenüber afri-kanischen Partnern auf höchster Ebene. Die Stärken der deutschen Wirtschaft sollten besser herausge-stellt werden. Afrikanischen Partnern kommt nicht nur der größere Transfer von Know-how und die Unterstützung bei der beruflichen Bildung zugute, sie profitieren langfristig auch von der stärkeren Beachtung nachhaltiger Lösungen und der höheren Lebensdauer deutscher Qualitätsprodukte. Die Ein-bindung deutscher Unternehmen sichert demnach triple-win-Situationen der beteiligten Parteien und entspricht insbesondere den Bedürfnissen der afrikanischen Seite. Die Einbindung der lokalen Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen ist hierbei von herausragender Bedeutung. Vielen afrikanischen Partnern sind die Vorteile deutscher Unternehmen durchaus bewusst. Um sie zu nutzen, bräuchte es weitere Verbesserungen der Finanzie-rungsinstrumente und der Risikoabsicherung.Text: Vera Philipps, Andreas Wenzel, Katharina Wittke (DIHK, Berlin), Peggy Schulz (Afrika-Verein), Martin Kalhöfer, Marcus Knupp (GTAI)

→ Weitere Informationen zu den Chancen und Herausforderungen in Afrika:www.gtai.de/afrikawww.afrikaverein.de/de/home/

Engere Abstimmung der Institutionen

China ist mit Abstand wichtigstes Lieferland Afrikanische Einfuhren nach wichtigen Ländern, Wert in Mrd. US$

Land 2000 2010 2016 Anteil 2016 in % Veränderung Anteil 2016/2000 in Prozentpunkten

EU 59,0 163,2 154,4 38,4 -17,5

China 4,8 57,4 90,9 22,6 18,0

Frankreich 17,0 34,7 27,9 6,9 -8,9

Deutschland 9,5 26,1 26,6 6,6 -2,4

Indien 2,1 17,4 22,3 5,6 3,6

USA 10,9 28,1 21,7 5,4 -4,9

Italien 8,2 23,1 19,1 4,7 -3,1

Korea 3,2 15,4 13,1 3,2 0,2

Russland 1,1 4,7 11,4 2,8 1,8

Japan 4,9 11,9 7,6 1,9 -2,7

Quelle: Comtrade

6 STUDIE 2018 | gtai.de

Die Wettbewerbssituation für Lieferungen nach Afrika hat sich in den letzten Jahren grund legend verändert. Spielte China bis zur Jahrtausend-wende nahezu keine Rolle, so dominiert das Land zwischen zeitlich als Exporteur von Gütern nahezu alle Regionen, Länder und Branchen. Knapp ein Viertel der Gesamteinfuhren Afrikas entfallen mittlerweile auf das Reich der Mitte. Auch Chinas Bedeutung als Investor in Afrika nahm in den letzten Jahren weiter zu.

Afrika gehört bezogen auf die Zuwachsraten bei den Einfuhren zu den dynamischen Regionen der Welt. Während der Weltimport von 2010 bis 2016 laut der Welthandelsorganisation (WTO) nur um 5 Prozent auf 16,3 Billionen US-Dollar (US$) zu legen konnte, steigerten sich die Auslands-bezüge der 54 afrikanischen Staaten im gleichen Zeitraum um 7,4 Prozent auf 406 Milliarden US$.

Deutschland zurückhaltendVon dieser dynamischen Entwicklung konnten deutsche Lieferanten – ganz im Gegensatz zu chinesischen – allerdings nur unterdurchschnittlich profitieren. So gingen die deutschen Lieferanteile an der afrika nischen Gesamteinfuhr seit 2010 (deutscher Anteil: 6,9 Prozent) um 0,4 Prozent-punkte auf 6,5 Prozent zurück, während China mit günstigen Preisen, zum Teil niedrigen Standards

und guten Verbindungen zur lokalen Politik bis 2016 um 7,2 Punkte auf 22,4 Prozent zulegen konnte.

Dabei kamen deutsche Lieferanten nicht nur im Querschnitt der 54 afrikanischen Staaten ins Hintertreffen, sondern auch regionale Vorteile zum Beispiel bei den Exporten nach Nord- oder in das südliche Afrika gingen in den letzten Jahren verloren. So war China 2016 überall erfolgreicher als Deutschland. Dies zeigte sich insbesondere in Ostafrika (Lieferanteil: China 36,1 Prozent; Deutschland 2,9 Prozent) und Westafrika (29,8; 2,7), aber auch im südlichen Afrika (21,5; 12,4) und Nordafrika (14,5; 7,2) liegt das Reich der Mitte inzwischen deutlich vorne. Von den 54 Ländern Afrikas ist Deutschland nur noch in einem einzigen Land stärker vertreten als China: in Tunesien.

Chinesische Gewinne in allen BranchenDie Wettbewerbsschwäche deutscher Liefe ranten in Afrika zeigt sich nicht nur regional- und länder-spezifisch, sondern zieht sich, von wenigen Aus-nahmen abgesehen, auch quer durch alle Branchen. So lag Deutschland noch zur Jahr tausendwende in 17 von 20 relevanten Branchen als Lieferant vor dem Wettbewerber China. Das Reich der Mitte war damals nur bei Textilien, Bekleidung sowie Schuhen an der Spitze. Bis 2016 hatte sich das Blatt kom-plett gewendet. Jetzt liegt China als Exporteur in

China dominiert Einfuhren

ANALYSE

China gewinnt rasch MarktanteileHarter Preiswettbewerb

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17 Segmenten vorn, während Deutschland nur noch in drei Branchen vor China platziert ist: Arzneimit-tel, Medizin technik sowie Pkw. So lieferte China 2016 um 60 Prozent mehr Maschinen nach Afrika als Deutschland (10,4 Milliarden versus 6,5 Milliar-den US$), bei Halbwaren wie Eisen und Stahl mehr als zehn Mal so viel (26,9 Milliarden versus 2,6 Mil-liarden US$), und selbst im Bereich Mess- und Regeltechnik (1,4 Milliarden versus 0,9 Milliarden US$) liegt das Reich der Mitte inzwischen weit vor Deutschland.

Ein Segment, in dem Deutschland nach wie vor dominiert, sind Pkw. Während die afrikanischen Autoeinfuhren im Zeitraum 2010 bis 2016 um 18,4 Prozent auf 11,9 Milliarden US$ zurückgingen, schrumpften die deutschen Exporte dorthin nur um 5,4 Prozent auf 2,3 Milliarden US$, während Japan (1,5; -28,5 Prozent), Südkorea (1,1; -50,6 Pro-

zent) und die USA (0,8; -52,0 Prozent) regelrecht abstürzten. China (0,3; +3,4 Prozent) spielt hin-gegen als Lieferant von Pkw für Afrika bislang nur eine geringe Rolle.

China als InvestorDer Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Afrika wuchs laut United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) von 2010 bis 2017 um 44,9 Prozent auf 887 Milliarden US$. In den letzten Jahren hat insbesondere die Bedeu-tung Chinas als Investor zugenommen. Der Anteil des Landes am Bestand ausländischer Direktin-vestition in Afrika stieg von 2,2 Prozent im Jahr 2010 auf 4,9 Prozent im Jahr 2016. Damit blieb er jedoch noch hinter dem Engagement der USA, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs zurück. Der Anteil Afrikas an den gesamten chinesischen

Deutsche Maschinen bleiben gefragt Gesamtafrikanische Einfuhren in Millionen US-Dollar

SITC Warengruppe Welt EU China Deutschland

0 Nahrungsmittel und lebende Tiere

45.925 14.636 2.356 1.166

334 Erdölerzeugnisse 32.255 14.826 498 75

5 Chemische Erzeugnisse 46.516 20.916 5.759 3.431

54 Arzneimittel 14.191 7.865 748 894

6 Bearbeitete Waren 69.850 21.980 26.873 2.603

65 Textilien 17.100 3.631 8.865 402

67 Eisen und Stahl 13.385 4.438 4.353 434

7 Maschinen und Fahrzeuge 139.041 58.351 31.473 15.511

71-74 Maschinen 49.758 25.264 10.354 6.521

75-76, 776 IKT, Unterhaltungselektronik 23.066 5.831 8.448 968

77 (ohne 776) Elektrische Maschinen und Geräte

19.885 8.944 6.568 2.222

78 Straßenfahrzeuge 32.655 14.323 4.882 5.435

781 Pkw 11.922 6.055 277 2.294

79 Andere Beförderungsmittel 13.676 3.989 1.221 366

774, 872 Medizintechnik 2.676 1.510 356 438

8 Verschiedene Fertigwaren 43.502 10.846 23.192 1.837

84 Bekleidung 11.300 1.071 8.207 65

87 Mess- und Regeltechnik 6.551 3.336 1.366 948

0-9 Insgesamt 402.403 154.394 90.943 26.621

Quelle: Comtrade

Deutschland führt bei Pkw

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ANALYSE

Investitionen im Ausland sank von 4,1 Prozent im Jahr 2010 auf 2,9 Prozent im Jahr 2016. Der Bestand deutscher Direktinvestitionen in Afrika blieb laut Bundesbank in etwa unverändert, der Anteil sank jedoch von 2,1 auf 1,4 Prozent.

Südafrika ist wichtigstes ZielChinas Direktinvestitionen sind breit gestreut über den gesamten Kontinent. Wie für viele andere Länder ist das wichtigste Investitionsziel Süd afrika. Vergleichsweise stark bei Summen und Anteilen an den ausländischen Investitionen ist das chinesische Engagement in Kongo (Dem.), Sambia, Äthiopien, Algerien, Simbabwe, Angola,

Kenia und Uganda. Deutschland hat lediglich in Südafrika (6,9 Milliarden US$), Ägypten (1,4 Mil-liarden US$), Marokko (730 Millionen US$) und Tunesien (170 Millionen US$) einen höheren Bestand an Direktinvestitionen als China.

Mehr Investitionen im BausektorErhebungen des American Enterprise Institute zeigen, dass China in Afrika stark in Rohstoffe wie Erdöl und Erdgas sowie Kupfer, Eisen und Uran investiert. Die Hauptinvestoren sind chine sische Rohstofferschließungsfirmen und Ab nehmer der Rohstoffe. Das Engagement Chinas in Afrika in Form von Direktinvestitionen

Südafrika zieht die meisten Investitionen an Ausländische Direktinvestitionen in Afrika nach Zielländern in Mrd, US$

Land 2010 2016 2017

Südafrika 180 135 150

Ägypten 73 102 110

Nigeria 60 94 98

Marokko 45 55 63

Mosambik 4 36 38

Ghana 10 30 33

Tunesien 31 29 29

Algerien 20 28 29

Sudan 16 25 27

Kongo (Rep.) 9 27 27

Kongo (Dem.) 9 21 23

Tansania 10 19 20

Quellen: UNCTAD; Berechnungen von Germany Trade & Invest

56,2 %Anteil chinesischer Baufirmen am Geschäft internationaler Bauunternehmen in Afrika 2016

887 Mrd. US$Anteil Chinas an den ausländischen Direktinvestitionen n Afrika 2016

4,9 %Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Afrika 2017

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ist jedoch nach jeweiligen nationalen Angaben weniger stark auf den Bergbau fixiert als das der USA, des Vereinigten Königreichs oder Frank-reichs. Deutschland tätigte keine nennenswerten Investitionen in diesem Bereich.

Dagegen fallen mit 11,3 Milliarden US$ per Ende 2016 sehr hohe Investitionen Chinas in den Bausektor in Afrika auf. Der Anteil chinesischer Baufirmen am Geschäft der größten inter-nationalen Bauunternehmen in Afrika hat in den vergangenen Jahren von bereits sehr hohem Niveau weiter deutlich zugelegt. Nach Angaben von Engineering News-Record stieg er von 38,7 Pro-

zent im Jahr 2010 auf 56,2 Prozent im Jahr 2016. Die aktivsten chinesischen Bauherren in Afrika sind China Railway Construction, China Communications Construction, China National Machinery Industry Corporation (Sinomach) und State Construction Engineering. Diese sind oft in verschiedenen Bereichen aktiv, in Afrika bauen sie vor allem Kraft-werke, Eisenbahnen, Straßen, Häfen und Flughäfen.Text: Frank Robaschik, Bernd Schaaf (Bonn)

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/afrika www.gtai.de/chinawww.afrikaverein.de/de/publikationen/

2010 2016* nationale Angaben, Umrechnung in US$ zum Wechselkurs am Jahresende, 2010 keine Angaben für HongkongQuellen: UNCTAD; Central Bank of Malaysia; Deutsche Bundesbank; Banque de France; JETRO; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Geringe Investitionen aus DeutschlandAusländische Direktinvestitionen in Afrika nach Herkunftsländern in Mrd. US$

Malaysia

Japan

Deutschland *

Schweiz

Indien

Singapur

Italien

Südafrika

China

Vereinigtes Königreich

USA

Frankreich *61

52

57

55

2017

1023

19

24

1340

4755

11

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13

1214

8

610

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EINLEITUNG

Polnische Industrie benötigt MaschinenDeutschland wichtigster Lieferant

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Chinas heutige Präsenz in Afrika ist Ausdruck seiner ziel- und projektorientierten Kooperations-strategie mit dem Kontinent. Dabei bieten die im Dezember 2015 verfassten „Zehn Großen Koopera-tionspläne“ einen Rahmen jenseits institutioneller Vorgaben, der durch die Integration von Ost afrika in Chinas Seidenstraßeninitiative ergänzt wird. Das deutsche Vorgehen folgt im Vergleich auch stärker entwicklungspolitischen Erwägungen. Eine stärkere Geschäftsorientierung gewinnt aktuell an Aufmerksamkeit.

Die Präsenz der Chinesen in Afrika entwickelte sich über Jahrzehnte, während Europa und Amerika den Kontinent zunehmend aus den Augen verloren. Nicht zuletzt dieser Tatsache verdankt Peking seine heutige Bedeutung. Dazu kommt eine langfristige, an die Verfolgung eige-ner Ziele geknüpfte Afrikastrategie. Lange domi-nierten politische Zielsetzungen die Beziehungen. Doch mit Beginn der Öffnungspolitik Ende der 70er-Jahre rückten ökonomische Motive in den Vordergrund. Das verfolgte Wachstumsmodell beruhte auf einer Steigerung von Exporten und Investitionen, unterstützt durch einen um fassenden Werkzeugkasten der Außenwirt-schaftsförderung.

Noch bevor China 2001 der Welthandelsorgani-sation beitrat, rief es im Jahr 2000 sein erstes

Forum für China-Afrika-Kooperation (FOCAC) ins Leben und bot damit Ministern und Vertretern aus 44 afrikanischen Ländern und 17 internatio-nalen Organisationen eine hochrangige Plattform. Das FOCAC ermöglicht jenseits der bestehenden multilateralen Institutionen einen Austausch auf allerhöchster Regierungsebene ohne institutio-nelle Vorgaben oder Zwänge und schafft damit Möglichkeiten für eine häufig projektorientierte Zusammenarbeit. Das Forum ist Wegbereiter für zahlreiche wichtige Kooperationsprogramme und Projekte, einschließlich kritischer Infrastruktur- und Rohstoffvorhaben.

Kooperation als Win-win? Auf dem achten FOCAC im September 2018 in Beijing bekräftigte Staatspräsident Xi Jinping das Ziel einer „umfassenden und kooperativen Partnerschaft“ mit Afrika. Ausdruck dafür ist die Umsetzung von „Zehn Großen Koopera-tionsplänen“, die alle wesentlichen Aspekte der Zusammenarbeit umfassen: Industrialisierung, Modernisierung der Landwirtschaft, Infrastruk-turentwicklung, finanzielle Kooperation, grüne Entwicklung, Unterstützung von Handel und Investitionen, Armutsbekämpfung, öffentliche Gesundheit, kultureller und personeller Austausch (people-to-people) sowie eine Zusammenarbeit für Frieden und Sicherheit.

China hat lang-fristige Strategie

AFRIKASTRATEGIE CHINAS UND DEUTSCHLANDS

KontrastprogrammChina zielorientierter und flexibler

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Die Kooperationspläne legen die strukturelle Grundlage für Chinas wirtschaftliche Kooperation mit Afrika in den kommenden Jahren. Dabei wird Peking nicht müde, seine Rolle als Partner bei der Verwirklichung afrikanischer Entwicklungsziele zu betonen, wie sie beispielsweise im Rahmen des Entwicklungsprogramms Agenda 2063 der Afrikani-schen Union benannt werden.

Die Unterstützung von Infrastrukturprojekten, aber auch das Engagement chinesischer Unternehmen vor Ort wird als Win-win-Situation für beide Seiten dargestellt. Kritische Stimmen innerhalb und außer-halb Afrikas bezweifeln hingegen, dass die Vorha-ben zu einem nachhaltigen Wachstum beitragen und verweisen auf die Gefahr der Schuldenfalle für einige Länder. Die Einrichtung von Industrieparks und der Aufbau einer Billigproduktion und damit die Generierung lokaler Einkommen hat auch noch eine weitere Funktion: China will die Bedienung der für Infrastrukturinvestitionen gegebenen Kredite sicherstellen und von Anfang an bei der Normen- und Standardsetzung im Zuge der Industrialisierung den Fuß in der Tür haben.

Teil der SeidenstraßeninitiativeChinas Engagement in Afrika liegt nicht nur eine bilaterale Strategie zugrunde. Vielmehr wird sie eingebunden in die 2013 von Staatspräsident Xi Jinping in Kasachstan ausgerufene neue Seiden-straßeninitiative oder Belt and Road Initiative. Diese umfasst 70 Staaten in Asien, Afrika und Europa. Grundlage dafür sind zwei Transport-routen: Die Wiederbelebung der traditionellen Seidenstraße über Land bis nach Europa sowie die Schaffung einer maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts über Südostasien, Indien, Sri Lanka vorbei an Ostafrika ebenfalls nach Europa.

Dass China beispielsweise die Bahnstrecke zwi-schen der kenianischen Hafenstadt Mombasa und Nairobi baut oder dass es 340 Kilometer nördlich von Mombasa Kenias zweiten internationalen Seehafen errichtet, ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Auf dem China-Afrika-Gipfel im Septem-ber 2018 hat Peking für die kommenden drei Jahre erneut Investitionen, Kredite und direkte Hilfen in Höhe von 60 Milliarden US$ angekündigt. Verstärkt soll nun auch der Aufbau von Industrie-betrieben in Afrika gefördert werden.

Deutsche ProjektvielfaltDie Afrikastrategie Deutschlands ist mehrdimen-sionaler als diejenige Chinas. Als übergeordnetes

Strategiepapier gelten die „Afrikapolitischen Leitlinien“ der Bundesregierung, die unter Feder-führung des Auswärtigen Amtes erstellt werden und laut Auftrag aus dem Koalitionsvertrag derzeit überarbeitet werden. Zudem haben mehrere Ministerien in den vergangenen Jahren jeweils eigene Afrikainitiativen vorgestellt. Eine große Zahl von Programmen und Projekten wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiiert. Das 2017 vorgestellte Konzept „Marshallplan mit Afrika“ setzt dabei einen Schwerpunkt auf die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung des Kontinents in Kooperation mit der Privatwirt-schaft. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung konzentriert seine Afrikaaktivitäten auf die Hochschulkooperation sowie jüngst auch auf die berufliche Bildung.

Neue Initiativen aus DeutschlandMit stärkerem Blick auf die Wirtschaft hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Frühjahr 2017 die Pro! Afrika Initiative vorgestellt. Sie enthält eine Vielzahl von Maßnahmen zur Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu den Ländern des Kontinents. Dabei sollen zum einen bewährte Instrumente der Außenwirtschaftsförderung wie das Netz der Auslandshandelskammern (AHK), das Infor-mationsangebot von Germany Trade & Invest, Verwaltungspartnerschaften oder die Exportiniti-ative Erneuerbare Energien ausgebaut werden. In einem Eckpunktepapier hat die Bundesregierung im Sommer 2017 die einzelnen Programme und Strategien zusammengefasst und durch einen Kabinettsbeschluss bekräftigt. Ziel ist eine stär-kere Bündelung und bessere Koordination der Aktivitäten der einzelnen Institutionen. Im aktu-ellen Koalitionsvertrag werden die wesentlichen Elemente der verschiedenen Initiativen bekräftigt.

Im Rahmen der G20-Präsidentschaft im Jahr 2017 hat sich Deutschland zum anderen um eine gemeinsame Linie der großen Industriestaaten bemüht. Im Ergebnis entstand unter Federführung des Bundesministeriums der Finanzen der „Com-pact with Africa“ (CwA). Im Grundsatz verpflichten sich die afrikanischen Partner zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen, wäh-rend im Gegenzug die G20 bei ihren Unternehmen für ein größeres Engagement in den CwA-Staaten werben. Die Teilnahme am Compact fungiert dabei als eine Art Gütesiegel und soll Vertrauen schaffen. Finanzmittel werden dabei nicht zur Verfügung gestellt. Lediglich die Bundesregierung

Ministerien mit eigenen Programmen

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unterstützt im Rahmen sogenannter Reformpart-nerschaften des BMZ mit einem Volumen von je circa 100 Millionen Euro die Länder Côte d’Ivoire, Ghana und Tunesien bei der Umsetzung ihrer Ver-pflichtungen aus dem Compact.

LänderschwerpunkteDie ersten elf Länder, die an einer solchen Reform-partnerschaft teilnehmen, die auch die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Afrikanische Entwicklungsbank einschließt, sind Ägypten, Äthiopien, Benin, Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo und Tune-sien. Die Initiative steht aber prinzipiell allen afri-kanischen Staaten offen. Die Schwerpunkte sind in den einzelnen bisher beteiligten Ländern sehr unterschiedlich gesetzt. So konzentrieren sich die Aktivitäten in Ghana beispielsweise auf erneuer-bare Energien und Energieeffizienz, in Côte d’Ivoire geht es vor allem um Beschäftigungsförderung und Stromversorgung, in Ruanda liegen das Steuersys-tem und die Finanzierung für den Privatsektor im Fokus und Senegal konzentriert sich auf regionale Entwicklungspole und Sonderwirtschaftszonen.

Umweg über China?Im Ausschreibungswettbewerb um Großprojekte in Afrika macht China mit umfangreichen Finan-zierungs- und Kooperationsmodellen oft das Ren-nen. Selbst wenn das Auftrag gebende Land eine stärkere Diversifizierung präferiert, gibt es daher häufig kaum Alternativen. Für deutsche Firmen heißt dies zunehmend, sich vor allem im Infra-strukturbereich nicht als Konkurrenten, sondern als Partner der chinesischen Generalunternehmer und Investoren aufzustellen. Dabei beginnt eine erfolgreiche Partnerschaft mit China nicht in Afrika, sondern in China selbst.

Auch Siemens arbeitet nach eigenen Angaben bereits seit über zwei Jahrzehnten mit chinesischen Ingenieur- und Baufirmen zusammen. Im Juni 2018 unterzeichnete Siemens mit zehn führenden chi-nesischen Unternehmen Kooperationsabkommen.

Sie decken die Bereiche Energieerzeugung und -management, Gebäudetechnologie sowie intel-ligente Produktion ab und zielen auf die Erschlie-ßung von Märkten in Ländern und Regionen wie Indonesien, Philippinen, Nigeria, Mosambik und Südamerika. Auch für Mittelständler und kleinere Spezialanbieter können derartige Kooperationsver-einbarungen den Weg in unsichere Märkte zumin-dest erleichtern und Anknüpfungspunkte bieten.

Zhao Yanjun, Deputy Manager of Overseas Business, der CENTER International Group Co. Ltd. sieht konkret zwei Optionen für trilaterale Kooperation zwischen deutschen und chine-sischen Unternehmen in Afrika: „Wir arbeiten überwiegend für große chinesische Staatsbetriebe in der Baubranche. Die Märkte in Äthiopien und Kenia würden durchaus die Verwendung von hochwertigen Produkten aus Deutschland erlau-ben, insbesondere in den Bereichen nachhaltige Werkstoffe und Schallschutz. Erstens: deutsche Unternehmen als Auftragnehmer von chinesischen Unternehmen. Das Haupthindernis für diese Art der Kooperation ist die fehlende Informations-grundlage sowohl über deutsche Produkte und Dienstleistungen auf der chine sischen Seite, als auch über den Bedarf chinesischer Unternehmen auf der deutschen Seite. Deutsche Unternehmen sollten daher aktiv auf chinesische Unternehmen in Afrika zugehen. Zweitens: Chinesische Unter-nehmen treten als autorisierte Händler deutscher Hersteller auf und können somit den Markteintritt deutscher Unternehmen erleichtern. Unser Unter-nehmen wäre an dieser Art der Kooperation inte-ressiert.“ Alternativ zur engeren Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen ist aus deutscher Sicht auch eine vermehrte Kooperation mit euro-päischen Partnern interessant. Das wurde mehr-fach von befragten Unternehmen unterstrichen.

Finanzierung ist der SchlüsselWährend Europa und Deutschland allerdings immer wieder darum ringen, entwicklungspolitische Konzepte mit Afrika konform mit internationalen Abkommen und Gepflogenheiten umzusetzen, bindet China im Rahmen seiner Initiativen einen kreativen Strauß verschiedener Finanzierungsinst-rumente - von klassischer Entwicklungszusammen-arbeit über teilweise subventionierte Kredite bis hin zu kommerzieller Finanzierung. Diese vielfälti-gen Finanzierungs- und Kooperationsmodelle spie-len eine erhebliche Rolle und machen die Angebote chinesischer Firmen vor allem im Infrastrukturaus-bau für afrikanische Regierungen noch attraktiver.

Schwerpunktländer im Visier

„Know-how und Technik aus Deutschland und China können sich ergänzen und gemein-sam mit afrikanischen Partnern zu einer nachhaltigeren Urbanisierung führen.“Duan Xiaomei, Vice Chief Engineer, Guangzhou Municipal Design & Research Institute, China

AFRIKASTRATEGIE CHINAS UND DEUTSCHLANDS

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Peking ist zahlungskräftigAls Geber treten vor allem die China Develop-ment Bank sowie die China Export und Import Bank (China Eximbank) auf. Nur Letztere vergibt dabei subventionierte (Government Concessional Loans) sowie begünstigte Kredite für Käufer von chinesischen Exporten (Preferential Export Buyers´ Credits). Ebenso ist die Industrial and Commercial Bank of China als Geber weitgehend kommerzieller Kredite zunehmend aktiv. Die Bank of China und die China Construction Bank bieten vor allem Handelskredite und Garantien für Ausschreibungen im Bausektor an. Während das chinesische Wirtschaftsministerium eine bescheidene Summe an zinslosen Krediten und Zuschüssen vergibt, versichert die staatliche chi-nesische Gesellschaft Sinosure die Exportrisiken.

Kredite und BeteiligungenGemäß der Datenbank der China-Africa Research Initiative an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies belief sich das an afrikanische Regierungen und Staatsunterneh-men vergebene Kreditvolumen zwischen 2000 und 2015 auf schätzungsweise 94,4 Milliarden US-Dollar (US$) ohne reine Zuschüsse, wovon knapp 67 Prozent die China Eximbank stellte. Im Zentrum der chinesischen Kreditvergabe steht der Infrastruktursektor, an zweiter Stelle lag der Energiebereich, in dem zunehmend auch erneuer-bare Energien Projekte umgesetzt werden.Der finanzielle Werkzeugkasten wird darüber hinaus vervollständigt durch den bereits 2007 eingerichteten China-Africa Development Fund (CADF), dessen Geschäftsfeld auch Beteiligungen

und Quasibeteiligungen, Investitionen in Fonds sowie Investment- und Beratungsdienstleis-tungen umfasst. Ausgestattet mit einer Kapi-talisierung von inzwischen 10 Milliarden US$ hat der Fund chinesischen Pressemeldungen zufolge in den ersten zehn Jahren seit Grün-dung bis Juni 2017 rund 4,4 Milliarden US$ für Investi tionsprojekte in 36 afrikanischen Ländern zu gesagt. Damit hat er Investitionen chine-sischer Unternehmen von insgesamt 20 Milli-arden US$ ermöglicht. Darunter befinden sich Straßenbau- und Krankenhausprojekte genauso wie Fabriken zur Herstellung von Lastwagen, Kühlschränken oder Klimageräten.

Die Erweiterung der Deckungspolitik über Exportkreditgarantien für einige Länder Subsahara-Afrikas wird aktuell fortgesetzt und schafft zusätzlichen finanziellen Spielraum im Afrikageschäft deutscher Unternehmen. Eine gute Einstiegsmöglichkeit bieten außerdem auch weiterhin Entwicklungsprojekte. Denn die Länder Afrikas südlich der Sahara stehen auf der Prioritätenliste vieler bilateraler und internati-onaler Geber. Nicht zuletzt will die Europäische Union ihr finanzielles Engagement in Afrika ausbauen.Text: Corinne Abele (Shanghai), Marcus Knupp (Berlin)

→ Weitere Informationen finden Sie unter: www.gtai.de/afrika www.gtai.de/chinawww.gtai.de/seidenstrasse www.exportkreditgarantien.de

Partner müssen sich kennenlernen

1,41,41,41,41,41,4

Nigeria 37,1

22,9

22,7

20,1

17,5

16,8

13,2

10,4

10,3

Quellen: CGIT; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Projekte chinesischer Baufirmen in Afrika nach LändernProjektvolumen 2005 bis 2017 in Mrd. US$

Algerien

Sambia

Kongo

Kamerun

Ägypten

Kenia

Angola

Äthiopien

14 STUDIE 2018 | gtai.de

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden gemeinsam vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Afrika- Verein der deutschen Wirtschaft deutsche Unternehmen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften sowie Unternehmen mit engem Deutschlandbezug in Afrika (227), China (169) und Deutschland (15) nach ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent befragt. Die quantitative Auswertung wurde durch 40 persönliche Interviews anhand halbstrukturierter Fragebögen qualitativ ergänzt.

Von den befragten Unternehmen haben über die Hälfte im Zeitraum 2013 bis 2017 noch keine Erfah-rungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent gemacht. Die bi- oder trilaterale Drittmarkt-kooperation ist in dieser Region also noch eine Ausnahme. Gleichzeitig zeigt sich, dass deutliches Potenzial vorhanden ist: Etwa jedes fünfte befragte Unternehmen berichtet von einer erfolg-reichen Zusammenarbeit und jedes weitere fünfte Unternehmen zeigt sich an einer Zusammenarbeit interessiert. Bisher haben deutsche Unternehmen vor allem in den ostafrikanischen Ländern Kenia und Tansania sowie im Norden Afrikas, in Ägypten, Algerien und Tunesien mit chinesischen Partnern zusammengearbeitet. Auch in Südafrika gibt es erste Kooperationen.

Interessanterweise werden in den Einzelinter-views allerdings andere Märkte als besonders interessant für trilaterale Kooperationsprojekte hervorgehoben. Dazu zählen Nigeria, Angola, Äthiopien, Simbabwe, Sambia und Mosambik. Für Nigeria werden neben der Marktgröße die „starken Bauaktivitäten chinesischer Firmen mit einer entsprechenden Finanzierung“ betont. Davon können deutsche Unternehmen insbe-sondere bei der Auftragsfertigung profitieren. Mosambik, Simbabwe und Angola gehören zudem nach Aussage von Unternehmensvertretern „zu den Ländern, in denen deutsche Unternehmen an Infrastrukturprojekte besonders schwer ohne eine Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen herankommen”. Äthiopien hingegen böte laut den befragten Unternehmen Arbeitskräfte und ein umfangreiches politisches Netzwerk der Chinesen, das nicht zuletzt „wegen der Komplexität des wirtschaftspolitischen Umfeldes und wegen des Devisenmangels im Land“ von großem Vorteil sei.

Meistens ZuliefererDie häufigste Form der Zusammenarbeit ist die Zulieferer-Abnehmer-Beziehung. Der Großteil der deutschen Unternehmen, die in Afrika mit chinesi-schen Unternehmen kooperieren, ist Zulieferer für chinesische Unternehmen und/oder hat chinesische Unternehmen als Zulieferer. Insbesondere in den

Kooperation bisher in Nord- und Ostafrika

UMFRAGE UND INTERVIEWS

Erfahrungen überwiegend positivBegrenzte Zusammenarbeit mit China

15

Sektoren Infrastruktur, Bau, Energie und Bergbau arbeiten Unternehmen aus beiden Ländern häufig zusammen. Nur wenige der deutschen Unter-nehmen beteiligen sich gemeinsam mit Chinesen an Ausschreibungen oder bilden Joint Ventures. Eine partnerschaftliche Kooperation erfolgt somit eher selten. Zu den anderen Kooperationsformen gehören die Zusammenarbeit im Consulting oder die staatliche Unterstützung Chinas beim Bau von Großprojekten in Afrika. Auch wenn die Projektab-wicklung gemeinsam abgestimmt wird, werden die Verträge meist getrennt geschlossen, zum Beispiel für Bau und Ausrüstung.

Partnerschaft noch AusnahmeGrundsätzlich sehen viele der befragten Unter-nehmen Potenzial, die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern auszubauen. So bestehen beispielsweise „durchaus Chancen für Produktivi-tätssteigerungen, wenn vor Ort (durch deutsche Unternehmen) Service, Support und Trainings angeboten werden können”. Teilweise sei die Kooperation auch eine Notwendigkeit, da die Prä-senz chinesischer Unternehmen insbesondere in Bereichen wie Energie oder Infrastruktur zum Teil so ausgeprägt ist, dass sie praktisch unumgänglich ist. Grundlage ist häufig die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen, etwa wenn China auch als Kreditgeber auftritt. „In Ostafrika gibt es beson-ders wenig Fachkräfte und Expertise im Bau-bereich. Hier sind sehr viele Chinesen aktiv und

haben einen großen Einfluss. Das liegt auch daran, dass die Länder in Ostafrika finanziell besonders schwach aufgestellt sind (...). Daraus ergibt sich eine größere Abhängigkeit von Gebern und damit von Unternehmen, welche Infrastrukturprojekte billig umsetzen können”, so der Vertreter eines in Kenia tätigen europäischen Bauunternehmens.

Was erwarten die Partner?Chinesische Unternehmen sehen Potenzial für trilaterale Kooperationen mit deutschen Part-nern in einer gemeinsamen Projektentwicklung, Finanzierung und Projektumsetzung. Bezüglich der Finanzierung könnte man gemeinsam auf staatli-che Förderungen Chinas und Deutschlands zurück-greifen – diese Auffassung teilen größtenteils auch die deutschen Unternehmen. Ferner wird empfohlen, erste afrikanische Projekte der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) zu initiieren, da China und Deutschland Gründungsmitglieder der AIIB sind und zunehmend auch afrikanische Länder der Bank beitreten. Alternativ könnten deutsche Unternehmer als Auftragnehmer inner-halb größerer Projekte fungieren, zum Beispiel durch die Zulieferung spezifischer Technologie-komponenten oder Beratungsdienstleistungen.

Afrikanische Unternehmen schätzen deutsche Qualitätsstandards und sehen eine wachsende Diversifizierung der lokalen Märkte, die eine Nachfrage nach höherpreisigen Produkten und

Gemeinsam Förder-mittel abrufen

* Mehrfachnennung möglichQuellen: DIHK; Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft; Umfrage und Berechnungen von Juli 2018

Zulieferer-Abnehmer-Beziehung vornFormen der Zusammenarbeit, Angaben in Prozent *

Joint Venture

Chinesischer Vertriebspartner

Gemeinsame Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen

Andere Kooperationsformen

Chinesische Unternehmen als Zulieferer

Zulieferer für chinesische Unternehmen 46

4

39

13

11

8

16 STUDIE 2018 | gtai.de

Dienstleistungen aus Deutschland ermöglicht. Insbesondere gilt dies für die Bereiche Maschi-nenbau, Elektrotechnik, Ingenieurwesen und Projektmanagement. Potenzial für trilaterale Kooperationen wird sowohl auf afrikanischer als auch auf chinesischer Seite zum Beispiel in Infrastruktur- oder Industrieprojekten gesehen, in denen die deutsche Seite die Projektleitung bezie-hungsweise Qualitätssicherung übernimmt und/oder Teile der Technologiekomponenten liefert. Der chinesische Partner bedient dagegen gemein-sam mit der afrikanischen Seite arbeitsintensivere und technologieärmere Komponenten.

„Unser Unternehmen sieht sehr gute Möglich-keiten für trilaterale Kooperationen im Bereich der erneuerbaren Energien“, sagt Hannah Kabir, CEO der Creeds Energy Ltd. in Nigeria. „Ein deutscher Partner könnte uns vor allem bei der langfristigen Planung von Energiegewinnung und -verteilung unterstützen und eine fachgemäße Ausbildung unserer Ingenieure und Techniker gewährleisten. Idealerweise würde eine solche Kooperation auch eine Balance zwischen deutscher Qualität und kostengünstiger chinesischer Produktherstellung im Bereich Solarenergie ermöglichen.“ Afrikanische Unternehmen schätzen die proaktive Geschäfts-anbahnung ihrer chinesischen Partner und betrachten hingegen den Geschäftsaufbau mit deutschen Unternehmen oftmals als schwerfällig. Sie beklagen häufig ein mangelndes Interesse der deutschen Seite.

Vorerfahrung mit China hilftWichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation ist nach Aussage der befragten Unternehmen vor allem die enge Vernetzung mit eigenen Niederlassungen beziehungsweise Partnern in China oder mit anderen deutschen Unternehmen, die bereits Erfahrung in der Zusam-menarbeit mit chinesischen Partnern gesammelt haben. Die Geschäftsanbahnung bietet sich vor allem über bestehende Kontakte in China selbst an. In den afrikanischen Ländern sollten die deut-schen Unternehmen „aktiv auf die chinesischen Unternehmen zugehen” und die Vorteile einer Kooperation hervorheben, beispielsweise den Reputationsgewinn auf chinesischer Seite. „In unserem Fall werden solche Kooperationen oft auf Wunsch unserer afrikanischen Kunden initiiert, die gute Qualität zu attraktiven Preisen erwarten. Gute Synergien sind durch aggressive Preise für den chinesischen Tiefbau und hochpreisige deut-sche Spitzentechnologie möglich.” Onyeche Tifase, MD/CEO Siemens Nigeria Ltd.

Von den insgesamt 21 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits mit chinesischen Partnern zusammengearbeitet haben, beschreibt nur eine Minderheit die Zusammenarbeit als nicht erfolgreich (drei Prozent aller Befragten beziehungsweise 14 Prozent derjenigen, die Kooperationserfahrungen haben). Entscheidend für das Zustandekommen war häufig „das Büro in China oder der afrikanische Endkunde”, in Ein-zelfällen wird von einer erfolgreichen Kaltakquise vor Ort berichtet. Die Beziehungen nach China und mit dem afrikanischen Partner sind beide wichtig: Mehrmals wird der Forderungskatalog des afrikanischen Auftraggebers oder Partnerun-ternehmens als ausschlaggebend dafür genannt, „deutsche Qualität” einzukaufen.

Finanzierung entscheidetIn der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner wurden in den Einzelinterviews insbe-sondere die besseren Finanzierungsmöglichkeiten als vorteilhaft gegenüber Kooperationen mit anderen internationalen Partnern bewertet. Die Finanzierung von Projekten kann oftmals nur über chinesische Unterstützung bewerkstelligt werden, weshalb chinesische Unternehmen dann auch maßgeblich an der Umsetzung der Projekte beteiligt sind. Dies gilt insbesondere, wenn An bieter für schlüsselfertige Projekte (Engineering-Procurement-Construction, EPC) gefragt sind. Deutsche Unternehmen profi-tieren vorrangig bei der Ausschreibung von Unter aufträgen. Wiederholt berichten sie hier allerdings, dass die Einbindung nur aufgrund der ausdrücklichen Präferenz der afrikanischen Part-ner zustande gekommen sei. Ansonsten würden „zumindest latent” chinesische Unternehmen präferiert.

Positive Erfahrungswerte gibt es auch im Rahmen der gemeinsamen Umsetzung von Projekten. Vor allem die effiziente und schnelle Abwicklung von Arbeiten in allen Phasen durch chinesische Unternehmen wird in diesem Zusammenhang hervorgehoben. Die ansonsten teilweise schlep-pende Umsetzung von Projekten in afrikanischen Ländern wird durch die „Ausdauer und Durchset-zungskraft der Chinesen” ausgeglichen. Auch eine gute Zahlungsmoral der chinesischen Partner bei Unterauftragnehmern beziehungsweise Zuliefe-rern gehört zu den positiven Aspekten. Betont wird auch die schnelle Reaktionszeit auf Seiten der chinesischen Muttergesellschaft beim Auf-treten von Herausforderungen in der Kooperation vor Ort.

Afrikaner schätzen proaktive Ge-schäftsanbahnung

UMFRAGE UND INTERVIEWS

17

Rechtliche UnsicherheitenAllerdings gibt es auch eine Reihe von Heraus-forderungen in der Zusammenarbeit. Mindestens ein Drittel der Befragten sehen unterschiedliche Vorstellungen bei der Vertragsgestaltung, Ein- und Ausfuhrschwierigkeiten sowie die Nichteinhaltung von Standards durch den chinesischen Partner als problematisch. Bei Letzterem verhindere der zusätz-liche Aufwand durch unterschiedliche Umwelt- und Sozialstandards zum Teil sogar die Zusammenarbeit.

Zudem werden von fast jedem sechsten Unter-nehmen die Vertragsdurchsetzung und ein nicht beabsichtigter Know-how-Transfer als Herausforderungen gesehen. Vereinzelt werden divergierende Preis- und Qualitätsvorstellungen als Hindernisse genannt. Auch Sprachbarrieren und teilweise undurchsichtige Strukturen in den chinesischen Unternehmen mit wenigen Entscheidungsträgern stellen aus Sicht deutscher Unternehmen Hindernisse für eine erfolgreiche Kooperation dar. Bei einigen Unternehmen konn-ten diese Herausforderungen durch die Einstellung von eigenem chinesischem beziehungsweise chinesisch sprachigem Personal behoben werden. Des Weiteren fehlte es in chinesischen Unterneh-men teilweise an praktischer Projekterfahrung mit afrikanischen Partnern. Interkulturell kompetente beziehungsweise erfahrene deutsche Unterneh-men sehen sich hier in der Rolle des Vermittlers.

„Viele chinesische Firmen müssen noch in Afrika ‚ankommen‘. Die Firmenkultur ist eine andere, Sprachkenntnisse in Englisch oder Französisch sind manchmal nicht gegeben. Häufig fehlt auch das Verständnis für Prozessabläufe in Afrika (Zeit-dauer, Entscheidungsbefugnisse usw.). Unterstüt-zung durch deutsche Firmen und gegebenenfalls transferierte chinesische Mitarbeiter kann hier hilfreich, wenn nicht notwendig sein, und sie sichert Wettbewerbsvorteile“, sagt der kaufmän-nische Geschäftsführer eines großen deutschen Unternehmens im südlichen Afrika

Potenziale und EmpfehlungenWie in den vorherigen Ausführungen bereits angeklungen, benennen die Unternehmen eine Reihe von Anforderungen an eine hilfreiche politische Unterstützung für künftige trilaterale Kooperationen sowie den langfristigen Markt-einstieg deutscher Unternehmen in Afrika. Im Vordergrund der Nennungen steht die Forderung nach allgemein verbesserten Bedingungen für die Projektfinanzierung und Risikoabsicherung deut-scher Unternehmen auf afrikanischen Märkten. Chinesische Partner agieren demnach im Gegen-satz zu deutschen Unternehmen zumeist vor dem Hintergrund eines hohen Maßes an staatlicher Unterstützung. Dieses Vorgehen schlägt sich auch jenseits der klassischen politischen Flankierung

Unterschiedliche Firmenkultur ist Hindernis

* Mehrfachnennung möglichQuellen: DIHK; Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft; Umfrage und Berechnungen von Juli 2018

Vertragsgestaltung oft nicht leichtHerausforderungen der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen, Angaben in Prozent *

Sonstige

Nicht beabsichtigter Know-how Transfer

Vertragsdurchsetzung

Nichteinhaltung von Standards durch Partner (Sozialstandards, Menschenrechte etc.)

Ein- und Ausfuhrschwierigkeiten

Unterschiedliche Vorstellungen zur Vertragsgestaltung 37

13

35

30

15

15

18 STUDIE 2018 | gtai.de

UMFRAGE UND INTERVIEWS

sehr konkret bei der Finanzierung von Projekten, wie auch der Bereitschaft, die entsprechenden Risiken zu tragen, nieder.

Kooperation verstärkenDeutsche Unternehmen beobachten, dass sie gegenüber afrikanischen wie auch chinesischen Partnern attraktivere Bedingungen der Zusam-menarbeit definieren könnten, wenn sie seitens der Bundesregierung mit einem geeigneteren Maß an flexiblen Finanzierungsinstrumenten ausge-stattet würden und die Risikoabsicherung von Projekten leichter darstellen könnten. Dadurch wäre es ihnen besser möglich, in Kooperations-projekten eine wettbewerbsfähige Ausgangs-position des Gesamtpakets einzunehmen und auf Augenhöhe zu verhandeln. Wichtig erscheint vielen Befragten auch der Erfahrungsaustausch mit anderen deutschen Unternehmern zu Projek-takquise und –ablauf sowie die Bereitstellung von mehr Informationen zu Ausschreibungen. Zusätz-lich zu den bestehenden Round-Table-Formaten obliegt es hier auch den Verbänden und Instituti-onen der Außenwirtschaftsförderung ihr Angebot zu erweitern.

Stärken sind komplementärBereits heute garantieren deutsche Unternehmen in einer Vielzahl von Projekten den Transfer von Technologie und die Einbeziehung sowie Aus-bildung der lokalen Bevölkerung, was sowohl von

afrikanischen als auch chinesischen Unternehmen in einigen Einzelinterviews ausdrücklich gewünscht wurde. Da besonders für chinesische Akteure diese Aspekte bei der Durchführung von Projekten auf dem afrikanischen Kontinent zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist eine an diese spezifischen Verhältnisse angepasste Kommunikationsstrategie auch in China angezeigt. Die Sichtbarkeit des Mehr-werts deutscher Produkte und Dienstleistungen ist ein wesentlicher Faktor des Erfolgs einzelner Unternehmen im Zugang zu spezifischen Projekten und kann nur in einem strategisch angelegten gemeinsamen Dialog von Politik und Wirtschaft gegenüber den Partnern gelingen.

„Deutsche Politiker sollten auch in Afrika auf fai-ren und freien Marktzugang für deutsche Firmen drängen, wo chinesische Firmen Hauptauftrag-nehmer sind. Die Kriterien, die in China bei der Korruptionsbekämpfung im eigenen Land gelten, sollten auch in Afrika angewendet werden. Chan-cen können sich durch politische Vereinbarungen ergeben, wo deutsche und chinesische Firmen gemeinsame Projekte entwickeln, die im Inte-resse beider Seiten wie auch des afrikanischen Landes liegen“, so der kaufmännische Geschäfts-führer eines großen deutschen Unter nehmens im südlichen Afrika

In einem solchen politischen Dialog mit China und afrikanischen Partnern könnte auch eine weitere

Austausch von Erfahrungen hilft

* Mehrfachnennung möglichQuellen: DIHK; Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft; Umfrage und Berechnungen von Juli 2018

Politische Flankierung im FokusGewünschte Unterstützungsmöglichkeiten für künftige Kooperationen, Angaben in Prozent *

Sonstige

Politische Flankierung von deutscher Seite in China

Mehr Informationen über Ausschreibungen

Politische Flankierung von deutscher Seite im jeweiligen afrikanischen Land

Erfahrungsaustausch mit anderen deutschen Unternehmen zu Projektakquise und -ablauf

Bessere Finanzierung und Risikoabsicherung 49

9

47

44

34

23

19

Forderung umgesetzt werden, die eine Brücke schlägt zu den vorgenannten Themen. Unter dem Begriff level playing field sollten gegenüber den chinesischen Partnern konkret die Markt-zugangsbedingungen im globalen Wettbewerb angesprochen werden. Die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen und Standards sowie Fragen der Compliance sind mit Verweis auf den Mehr-wert einer deutschen Einbindung hierbei proaktiv zu thematisieren. In diesem Zusammenhang würden zudem internationale Standards und Nor-men an Bedeutung gewinnen. Schon heute agiert China hier langfristig und schafft Grundlagen mit Rückwirkung auf den Zugang zu Ausschrei-

bungen sowie Möglichkeiten der Finanzierung und Risikoabsicherung. Diese könnten deutsche Unternehmen perspektivisch immer stärker vom Wettbewerb ausschließen. Eine auch auf euro-päischer Ebene angelegte strategische Debatte hierzu sollte die Bundes regierung gemeinsam mit der Wirtschaft dringend anstoßen.Text: Vera Philipps, Andreas Wenzel, Katharina Wittke (DIHK, Berlin), Judith Helfmann-Hundack, Peggy Schulz (Afrika-Verein)

Weitere Informationen finden Sie unter: www.afrikaverein.de/de/publikationen/www.ahk.de/standorte/ahk-standorte/

Die Kommunikation der Partner ist entscheidend für den Erfolg.

20 STUDIE 2018 | gtai.de

Das Bild ist übereinstimmend: China ist für prak-tisch alle Länder Afrikas der wichtigste Handels-partner und ein zunehmend wichtiger Investor, vor allem in den Bereichen Energie und Infrastruktur. Trümpfe der Chinesen sind die mitgebrachte Finan-zierung, das hohe Tempo bei der Umsetzung und die Neutralität in politischen Fragen. Im Einzelfall gibt es jedoch zahlreiche Besonderheiten, wie der Blick in die Regionen Afrikas zeigt. Anhand ausge-wählter Länder berichten die Korrespondenten von Germany Trade & Invest aus Nordafrika, Westaf-rika, Ostafrika und dem südlichen Afrika.

NordafrikaDie Länder Nordafrikas sind nach Südafrika die größten Märkte Deutschlands auf dem afrika-nischen Kontinent. Auch hier bauen chinesische Unternehmen ihr Engagement zügig aus. Einer der Schwerpunkte ist Ägypten, das seinerseits auf ausländische Investitionen setzt und dringend Finanzierungen benötigt. Eine Kooperation von deutschen und chinesischen Partnern ist noch selten, könnte in Zukunft aber neue Chancen eröffnen. Chinas wichtigster Wirtschaftspartner im Maghreb ist mit Abstand Algerien.

Drehscheibe ÄgyptenÄgypten hat als Knotenpunkt des Welthandels mit dem Suezkanal auch eine wichtige Bedeutung

für China und seine Belt and Road Initiative. Aber nicht nur das: In der chinesischen Wirtschaftszone bei Ain Sokhna produzieren etwa 70 Unternehmen Industriegüter. Die Zone expandiert und zieht wei-tere Investoren an, zum Beispiel im Textilsektor. Ägypten verfügt über mineralische und agrarische Rohstoffe und ist zudem über zahlreiche Handels-abkommen in den Welthandel eingebunden. Auch als Exportbasis zur Erschließung afrikanischer Märkte ist das Land geeignet.

Trilaterale Kooperation noch seltenBei Vorhaben in den Bereichen Energie und Eisenbahn sind chinesische Bieter in Ägypten mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Hinzu kommt, dass erfolgreich umgesetzte Projekte Chancen auf Folgeaufträge mit sich bringen. Chinesische Unternehmen beteiligen sich an Solarprojekten. Textilunternehmen aus dem Reich der Mitte sondieren den ägyptischen Markt. Angesichts des Investitionsstaus am Nil und des knappen Budgets sind langfristige Finanzierungs-lösungen mit niedriger Verzinsung sehr gefragt. Die wachsende chinesische Bereitschaft, Industrie-projekte in Ägypten umzusetzen, könnte tenden-ziell Lieferchancen für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer mit sich bringen.

Kooperationen zwischen deutschen und chine-sischen Unternehmen kommen in Ägypten bislang

Chinesische Wirtschaftszone für Industrie

REGIONALE ANALYSEN

China überall präsentEinzelne Länder im Fokus

21

kaum vor. In der jüngeren Vergangenheit war der Ausbau eines Zementwerks in Beni Suef um sechs Fertigungslinien das einzige gemeinsame Industrieprojekt. Die Federführung lag beim Chengdu Design & Research Institute of Building Materials Industry. Mit der Lieferung von 18 Verti-kalwälzmühlen wurde die deutsche Loesche GmbH beauftragt. Den Zuschlag für Maschinen zum Klinkertransport sicherte sich die deutsche Aumund Fördertechnik GmbH. Für die geplante Bahnstre-cke von Ain Sokhna nach El Alamein hat sich ein deutsch-chinesisch-ägyptisches Gemeinschaftsun-ternehmen präqualifiziert. Beteiligt sind Siemens, die Deutsche Bahn, AVIC und CSCEC sowie Orascom Construction und The Arab Contractors.

Deutschland genießt einen guten Ruf in Ägypten und wird mit langlebigen Qualitätsprodukten, Zuverlässigkeit und hoher Ingenieurskunst asso-ziiert. Dennoch spielt vielfach der Preis eine ent-scheidende Rolle, sodass Anpassungen erforderlich sein können. Punkte für ihr Image sammeln Unter-nehmen, die ihre Bedeutung für den ägyptischen Arbeitsmarkt herausstreichen und die praxisnahe Ausbildungsaktivitäten anbieten oder unterstützen.

China als Partner AlgeriensSchwerpunkt des chinesischen Engagements in Algerien ist, wie anderswo in Afrika auch, der Absatz von Waren und die Beteiligung bei Groß projekten in der Infrastruktur und im Woh-

nungsbau. Algeriens Bausektor hat dank hoher Einkommen aus dem Öl- und Gasexport 2010 bis 2015 enorm zugelegt. Hiervon konnten chinesische Unternehmen in besonderem Maße profitieren. Zu den Referenzen gehören Prestigebauten wie die Große Moschee von Algier, Eisenbahnstrecken, Flug- und Seehäfen, der Bau von Wohnsied-lungen und weite Teile der 1.216 Kilometer langen Ostwestautobahn. Außerdem sind chinesische Unternehmen beim Bau von Zementwerken und Raffinerien vertreten, ebenso bei den erneuerbaren Energien. In der Hochphase des Baubooms waren rund 40.000 Chinesen in Algerien beschäftigt.

Ziel der chinesischen Politik ist es, den eigenen Unternehmen einen privilegierten Zugang als Lieferant und Auftragnehmer zu verschaffen. Der algerischen Seite kommt entgegen, dass chinesi-sche Unternehmen, oftmals unter Abstrichen bei der Qualität, Projekte zügig umsetzen. Das trägt zum kurzfristigen politischen Prestige bei. Dabei gilt Peking als zahlungskräftig und kann über zinsgünstige Kredite die Finanzierung für Projekte übernehmen. Auch bei der Umsetzung für den Ende 2015 angekündigten Bau des Tiefseehafens in al Hamdania (100 Kilometer westlich von Algier) ist eine chinesische Finanzierung vorgesehen. Als Hafenbetreiberin ist ein Joint Venture zwischen der Gnasp (51 Prozent) und Shanghai Ports (49 Pro-zent) in der Diskussion. Die Projektkosten sind auf rund 3,3 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt.

Nordafrika: Ägypten plant neue Hauptstadt und Industriezonen Investitionsprojekte mit chinesischer Beteiligung

Land Projektbezeichnung Investitionssumme (in Mio. US$) Projektstand Anmerkung

Ägypten Industrial City in der neuen Hauptstadt

20.000; noch keine Angaben zur Finanzierung

Oktober 2019 bis Ende 2025; Studienphase

China Fortune Land Development

Ägypten Zentrales Geschäftsviertel in der neuen Hauptstadt

3.700; noch keine Angaben zur Finanzierung

Oktober 2017 bis April 2021; Durchführung

Administrative Capital City for Urban Develop-ment; Bauträger: China State Construction & Engineering Corp.

Ägypten Bahnstrecke Ain Sokhna – El Alamein

3.000; Finanzierung über die EBRD

Mai 2019 bis Ende 2023; Präqualifikation für den Hauptvertrag

Ministry of Transport

Ägypten Pumpspeicherkraftwerk in Ataka mit 2.100 MW Kapazität

2.600; Finanzierung über die Export-Import Bank of China

März 2018 bis Ende 2024; Durchführung

Ministry of Electricity & Energy; Bauträger: Sinohydro

Ägypten Automatische Stadtbahn Kairo – neue Hauptstadt

1.500; Finanzierung zum Teil über die Export-Import Bank of China

August 2017 bis Juli 2020; Durchführung

National Authority for Tunnels, Bauträger: AVIC International und China Railway Eryuan Engineerung Group

Quelle: MEED-Projects (Juni 2018)

Chinesen kommen mit attraktiven Gesamtpaketen

22 STUDIE 2018 | gtai.de

Negative ErfahrungenErfahrungen mit einer deutsch-chinesischen Kooperation fallen in Algerien bisher negativ aus. Prominentes und wohl einziges gemeinsames Pro-jekt ist der Bau der Großen Moschee von Algier, die nach der Fertigstellung 2019 die weltweit drittgrößte Moschee sein wird. Die Zusammenar-beit zwischen Deutschen und Chinesen hat sich als sehr schwierig erwiesen und ist schließlich gescheitert. Den Auftrag für die Bauausführung hatte 2008 das chinesische Staatsunternehmen China State Construction Engineering Corporation bekommen, während das deutsche Architektur-büro KSP Jürgen Engel den Zuschlag für den Ent-wurf erhalten hat. KSP hat gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Krebs und Kiefer bis Oktober 2015 die technische Ausführungsplanung umgesetzt. Wohl wegen unterschiedlicher Vorstellungen vor allem im Hinblick auf erdbebensicheres Bauen ist der Vertrag während der Bauausführung nicht mehr verlängert worden. Offensichtlich hat die deutsche Seite „zu sehr“ auf Qualität und Sicher-heit gesetzt.

OstafrikaÄthiopien als neue WerkbankDie Prioritäten sind gleich: Peking und Ostafrika wollen Geschäfte. Bereits heute dominiert China in Ostafrika weitgehend neue Infrastrukturprojekte. Nach der Bauwirtschaft sind die Asiaten nun auch beim Handel und in der Industrie auf dem Vor-marsch. Dank verlockender Gesamtpakete stehen die Türen zur Politik weit offen. Das chinesische Vor-gehen ist strategisch gut durchdacht und sollte vor allem der westlichen Politik zu denken geben. Dabei unterzieht sich das Engagement einem Wandel, von dem auch deutsche Firmen profitieren können.

Der chinesische Vormarsch in Ostafrika ist atem-beraubend schnell, fokussiert, effizient und höchst erfolgreich. Dabei ist der Ansatz einfach: Man macht einen Geschäftsvorschlag, der den Wün-

schen der Entscheidungsträger entspricht, bringt erst einmal alles mit, einschließlich der Finanzie-rung, und zieht das Vorhaben mit konfuzianischer Effizienz durch. Weil der Kunde damit zufrieden ist, kommen Folgeaufträge. Und je mehr Aufträge es gibt, umso mehr chinesische Aktivitäten gibt es, die mit dem ursprünglichen Projekt nichts mehr zu tun haben: Handel, Wohnungsbau und Geschäftsgründungen. Und je mehr die Schulden bei chinesischen Finanzgebern steigen, desto mehr wächst deren Interesse, dafür zu sorgen, dass die Schulden bedient werden können.

Vorstoß im StraßenbauIn Kenia kam der chinesische Durchbruch mit der vergleichsweise kurzen Straße von Nairobi nach Thika. Die internationale Gebergemeinschaft war bereit, einen Ausbau zu finanzieren, aber nur zu den üblichen Bedingungen, wie ordentliche Durchführbarkeitsstudien und Ausschreibungen, dafür aber zu günstigen Zinssätzen. Zur Amtszeit des seinerzeit amtierenden Präsidenten wäre das alles nicht fertig geworden. Die Chinesen machten derweil ein anders Angebot: Kürzeste Bauzeit und kommerzieller Kredit bei freier Hand und politi-scher Rückendeckung.

Bei dem ersten Straßenprojekt haben chinesische Firmen viel gelernt: Sie wissen nun, was die kenianische Geschäftswelt und die kenianische Industrie kann und was sie nicht kann. Sie können beurteilen, was sie braucht, wie sie tickt, wie in Kenia Geschäfte laufen und wie man mit der Bürokratie und der weit verbreiteten Korruption zurecht kommt, welche Kartelle und Monopole man fürchten muss und wie man sich mit ihnen notfalls arrangieren kann. Dank dieses Wissens und einer Vorzugsbehandlung bei Arbeitsgenehmi-gungen konnten chinesische Bau- und Handelsun-ternehmen in kürzester Zeit Fuß fassen. Aber nicht nur das: Längst werden auch Firmen gegründet, die vor Ort fertigen.

Chinesen sind die neuen InderDen chinesischen Firmen geht es in allererster Linie ums Geschäft und nicht um Ideologie. Deutsche Produkte und Dienstleistungen haben weltweit einen guten Ruf, auch bei Chinesen. Wenn China bei seinen ersten Projekten in Ost-afrika nicht darauf zugegriffen hat, dann lag das an der mangelhaften Kenntnis dessen, was lokal verfügbar ist und was nicht. Inzwischen hat sich das nachhaltig geändert. Und wie überall im Geschäftsleben zählen Kontakte und die brauchen eine Zeit, bis sie aufgebaut sind.

REGIONALE ANALYSEN

„Wir würden eine stärkere Beteiligung deutscher Firmen in Äthiopiens Eisenbahnsektor sehr begrüßen, insbesondere im Projektmanage-ment und bei der Qualitätskontrolle.“

Shewangizaw Kifle, Director Business Development, Ethiopian Railways Corporation, Äthiopien

23

40 − 50 12 − 25 8 − 12 4 − 8 0 − 4

Anteil Chinas am Bestand ausländischer Direktinvestitionen Ende 2016*in Prozent

* Schätzwert errechnet als Quotient aus der jeweiligen Summe, die China als Direktinvestitionen im Land angibt durch die gesamten Direktinvestitionen im Land Quellen: UNCTAD; National Bureau of Statistics, China; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Es ist bereits abzusehen, dass die treibende Kraft bei neuen Industrieprojekten in Kenia nicht mehr wie bislang von indischstämmigen Unternehmern kommen wird, sondern von chinesischen. Wenn erst einmal geplante, von Chinesen gebaute Industrieparks fertig werden, wird es zu einer weiteren Investitionswelle kommen. Schauen diese Investoren dann zuerst nach chinesischer Technik, dann nur, weil sie sich auf dem eigenen Markt besser auskennen. Wer dagegen auch deutsche Produkte kennt und schätzt, wird die kommerziellen Vor- und Nachteile abzuwägen wissen. Der Baustoffzulieferer China Wu Yi Precast hat eines der ersten chinesischen Indus-trieprojekte in Kenia vornehmlich mit deutscher Technik installiert.

Am weitesten in ÄthiopienWas für Kenia gilt, gilt auch für Äthiopien, wo der chinesische Vormarsch schon viel weiter ist. Auch dort haben Chinesen eine Eisenbahn gebaut, deutlich moderner und billiger als in Kenia. Und was noch wichtiger ist: Sie bauen überall im Land Industrieparks, in denen internationale Firmen gute Rahmenbedingungen für eine Niedriglohn-produktion finden. Die ersten Textil-, Bekleidungs- und Lederfabriken melden Erfolge. Nahrungsmittel verarbeitende Betriebe und Pharmaunternehmen kommen in einer zweiten Welle. Selbstverständ-lich sind viele chinesische Firmen dabei, aber nicht nur. Und selbstverständlich haben deutsche Fir-men Absatzchancen, wenn sie die entsprechenden Marketingmaßnahmen ergreifen.

1,1

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45,9 11,2

24 STUDIE 2018 | gtai.de

„Trilaterale Kooperation im Bereich Infrastruk-turaufbau wäre äußerst sinnvoll, wenn die chine-sische Seite sich auf die Bauarbeiten beschränkt und die deutsche Seite sämtliche elektromecha-nischen und elektrotechnischen Komponenten übernimmt“, sagt Wubishet Hailu, CEO der WATT International Plc aus Äthiopien. „Darüber hinaus sollte sich Deutschland allgemein mehr durch Projektfinanzierung in Afrika engagieren und das Feld nicht nur China überlassen. Bezüglich der Qualitätssicherung haben sich deutsche Berater als wichtige Komponente in chinesisch geführten Projekten in Äthiopien erwiesen. Auf diesen Erfah-rungen sollte für zukünftige trilaterale Koopera-tion aufgebaut werden.“

In Uganda sind es bislang chinesische Händler, die den lokalen Markt aufmischen. Das große chinesische Engagement wird erst mit dem Beginn

der Ölförderung erweitert und außerdem wenn die kenianische Eisenbahn die ugandische Grenze erreicht hat. In Tansania haben die Chinesen derzeit weniger Chancen, weil der amtierende Staatspräsident, der sich die Korruptionsbekämp-fung auf die Fahne geschrieben hat, das so will. Statt von Chinesen lässt er seine Eisenbahn von Türken bauen. Dschibuti hat sich derweil so stark gegenüber China verschuldet, dass dessen Einfluss nicht mehr zu stoppen ist.

WestafrikaLohnt sich nicht, gibt es nicht aus chinesischer Perspektive. Selbst in den kleinen westafrika-nischen Staaten, die aus deutscher Sicht als Märkte kaum wahrgenommen werden, dehnen chinesische Unternehmen ihre Aktivitäten weiter aus. West liche Unternehmen sind mit zahlreichen

REGIONALE ANALYSEN

Ostafrika: Kraftwerke und Industrieparks im Fokus Investitionsprojekte mit chinesischer Beteiligung

Land Projektbezeichnung Investitionssumme (in Mio. US$) Projektstand Anmerkung

Äthiopien Gasförderung und -export 4.300 Gespräche; Aufnahme der Gasförderung: 2020

Entwickler: Poly Group/GCL Group (beide China)

Äthiopien Industrieparkentwicklung 2.000 bis 2.500 Unterschiedliche Projektstände

Entwickler sind vornehm-lich chinesische Firmen

Dschibuti Gasleitung zwischen Äthiopien und Dschibuti, Gasverflüssigungsterminal

4.000 Gespräche; Aufnahme der Gasförderung Mitte 2019

Entwickler: Poly Group/GCL Petroleum Group Hol-dings Ltd. (beide China)

Dschibuti 48 qkm große chinesische Freihandelszone

340 Im Bau; weitgehende Fertigstellung 2019

Dalian Port Corp., China Merchants Holdings (beide China), Djibouti Ports and Free Zone Authority

Kenia High Grand Falls Dam (Kibuka)

1.500 Auftragsvergabe; Baubeginn noch offen

China State Construction Engineering Corporation

Kenia Normalspureisenbahn Nairobi-Naivasha

1.500 Im Bau; antizipierte Fertig-stellung: September 2019

China Road and Bridge Corporation

Tansania Mchuchuma-Kohle- und Liganga-Eisenerzprojekt

3.000 Planung Sichuan Hongda Group of China

Uganda Aufbau einer Ölproduk-tions- Infrastruktur

Mehr als 10.000 Erarbeitung eines Masterplans

Gemeinschaftsvorhaben von Total, Tullow Oil und China National Offshore Oil Corp. (CNOOC)

Uganda Rohölpipeline durch Tansania zum Indischen Ozean

3.600 Front End Engineering Design (FEED) abgeschlossen

Gemeinschaftsvorhaben von Total, Tullow Oil und CNOOC

Uganda 800-MW-Ayago-Wasserkraftwerk

k.A. Absichtserklärung Wunschpartner: China

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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Kooperationen dabei. Diese Möglichkeit steht grundsätzlich auch deutschen Firmen offen. Aller-dings ist ihre Präsenz schwach. Hier wird ein Pro-blem der deutschen Wirtschaft in Afrika deutlich: Nur zu verkaufen reicht nicht aus.

Chinas Engagement sticht heraus in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten für die Staaten entlang der Westküste Afrikas. Durch das Fallen der Roh-stoffpreise zum Beispiel für Öl, Kupfer, Gold und Eisenerz kam es etwa ab 2015 zu einem deutlichen Nachlassen der ausländischen Investitionen. Die afrikanische Seite sieht die chinesischen Aktivitä-ten daher positiv. Gleichwohl wird die teilweise mangelnde Qualität chinesischer Produkte und Leistungen bemängelt. Im Vordergrund stehen Infrastrukturprojekte, finanziert von der staatli-chen China Eximbank.

Bergbaukonzession gegen StraßenbauInsbesondere afrikanische Staaten mit hohen Rohstoffvorkommen wie Kongo (Dem.), Nigeria, Ghana, Guinea oder auch Gabun sind präferierte Investitionsziele der Chinesen. Dort kam es zu großen Investitionspaketen in Höhe mehrerer Milliarden US-Dollar. Im Gegenzug konnten chi-nesische Firmen sich Bergbaukonzessionen oder den Zugriff auf Rohstoffe sichern. Unter anderem erhielten chinesische Unternehmen Konzessionen für Kupferminen in Kongo (Dem.) oder Bauxit-vorkommen in Ghana und Guinea. Über derartige Projekte bekommen chinesische Baukonzerne größere Erstaufträge. Einige konnten in Afrika mit Folgeaufträgen dann Wurzeln schlagen.

Speziell für chinesisch-deutsche Kooperationen sind die Voraussetzungen in Westafrika begrenzt, denn die Präsenz deutscher Unternehmen in der Region ist äußerst gering. Im größten Markt Nigeria sind es etwa 85 und in Ghana 35. Dahinter dürfte Côte d’Ivoire folgen mit kaum mehr als zehn deutschen Unternehmen. Investitionen sind selten dabei, in der Regel handelt es sich um kleinere Vertriebsniederlassungen. Die deutsche Seite setzt recht einseitig auf den Verkauf ihrer Produkte. Zwar ist das Vertrauen in die Qualität deutscher Produkte groß, jedoch reicht dies für ein gutes Standing in Afrika längst nicht mehr aus. Vielmehr bleibt die fehlende Präsenz beziehungsweise die fehlende Bereit-schaft zu investieren nicht verborgen und wird seitens der afrikanischen Regierungen und der lokalen Geschäftsleute mitunter als fehlendes Bekenntnis der Deutschen zu den afrikanischen Märkten interpretiert.

Frankreich geht voranAuch die Bereitschaft afrikanischer Politiker, deut-sche Unternehmen prominent bei Großprojekten ins Spiel zu bringen, ist aus diesem Grunde gering. Wie Kooperationen zwischen westlichen und chinesischen Firmen in Afrika aussehen können, zeigen zwei Beispiele: So hat sich die China Har-bour Engineering Corporation (CHEC) inzwischen beim Hafenbau in Afrika etabliert. CHEC führt in privatem Auftrag – zumeist von Seiten der fran-zösischen Bolloré Africa Logistics – den Bau neuer Containerterminals in Tema (Ghana), Conakry (Guinea) und Monrovia (Liberia) durch.

Das chinesische Telekommunikationsunternehmen Huawei erhält in vielen afrikanischen Ländern Aufträge für den Netzausbau der privaten Mobilfunknetzbetreiber wie MTN aus Südafrika, Airtel (Indien) oder Orange (Frankreich). Häufig wird für die Bauaufsicht ein westlicher Unter-auftragsnehmer zwischengeschaltet. Im Falle des Hafenausbaus in Tema war dies beispielsweise die US-amerikanische Aecom. Letztere Möglichkeit steht auch deutschen Unternehmen offen.

„Kunden in Nigeria schätzen deutsche Quali-tätsstandards. Die schnell wachsende Nachfrage führt auch zu einer Diversifizierung des Marktes, einschließlich der Nachfrage nach mittel- und höherpreisigen Produkten und Dienstleistungen. Allerdings sind deutsche Unternehmen nicht besonders aktiv in Nigeria, ganz im Gegensatz zu chinesischen Unternehmen, die auch zunehmend unterschiedliche Produktqualitäten anbieten und oftmals direkt eine eigene Produktion vor Ort aufbauen“, sagt Lawretta Odawulu, CEO der ODIC Electrical Co. Ltd. in Nigeria.

Es ist mit einer Weiterentwicklung der Aktivitäten chinesischer Unternehmen in den kommenden Jahren zu rechnen. Diese haben allem Anschein nach in den letzten Jahren erkennbare Fortschritte in puncto Qualitätsverbesserung erzielt. Neben der Entwicklung qualitativ guter Produkte dürfte die Verbesserung der Bereiche Vertrieb und After-Sales-Service im Mittelpunkt stehen, wo Beob-achter nach wie vor große Defizite aus machen. Chinesische Unternehmen dürften in diesen Berei-chen offen für die Kooperation sein.

Michael Otchere-Mensah, Manager bei MG Systems Ltd., Ghana sieht eine Zusammenarbeit positiv: „Unsere Kooperation mit chinesischen Unternehmen ist gut, die Kommunikation ist einfach, die Zusammenarbeit flexibel und unsere

China baut Häfen

26 STUDIE 2018 | gtai.de

REGIONALE ANALYSEN

Westafrika: Häfen und Kraftwerke geplant Investitionsprojekte mit chinesischer Beteiligung

Land Projektbezeichnung Investitionssumme (in Mio. US$) Projektstand Anmerkung

Côte d‘Ivoire Ausbau des Hafens von Abidjan inkl. Container Terminal „TC2“

850 Im Bau Kapazität 1,5 Mio. TEU, Konsortium aus Bolloré; AP Moller, Bouygues, Finanzierung durch China Exim Bank

Gabun Port Môle Waterfront Projekt in Libreville

Ca. 575 Baubeginn 2013. Derzeit keine Bautätigkeit

Bau einer Marina in Libreville mit Konferenz- und Einkaufszentrum, Büros, Hotels

Ghana Erweiterung des Hafens Tema

1.500 In der Durchführung. Großteil der Aufträge ist bereits vergeben

Meridian Ports (MPS), Konzession über 35 Jahre; Bolloré Africa Logistics (BAL) und APM Terminals beteiligt

Guinea Aluminium Corporation of China (Chalco)

500 Geplant Chalco will 2018 mit dem Aufbau der Mine starten

Guinea Wasserkraftwerk Souapiti (500 MW)

1.500 Im Bau Gebaut von China Inter-national Water and Elec-tric Corporation (CWE), Filiale von China Three Gorges Corporation (CTG)

Guinea Cité Internationale de Conakry

100 Im Bau seit 2015 Wohnungskomplex auf 24 Hektar Land in Conakry-Kipé; finanziert und durchgeführt von China

Guinea Ausbau des Hafens von Conakry

770 Im Bau Ausbau soll durch CHEC realisiert werden.

Kamerun Tiefseehafen Kribi – Ausbauphase II

675,5 Baubeginn steht bevor Kredite China Exim Bank; 1,1 km lange Kais sowie Massengutterminals

Kamerun Ausbau des Container-terminals in Kribi

445 Geplant Konsortium aus Bolloré, CMA CGM und CHEC hat Konzession über 25 Jahre

Kamerun Song-Dong-Wasser-kraftwerk (270 MW)

655 Geplant China Exim Bank hat Finanzierung zugesagt; Bau Hydrochina

Liberia Ausbau des Flughafens Robertson in Monrovia

k.A. Im Bau Baudurchführung durch chinesische CHEC

Nigeria Bahntrasse „Lagos-Calabar“ 1.200 Geplant Finanzierung und Bau-ausführung der 1.400 Kilo-meter langen Trasse soll aus China kommen

Nigeria Lagos „Blue Line“ Light Rail 1.200 Im Bau Strecke von Lagos Island in Richtung Westen; PPP soll von der privatenEko-Rail betrieben werden

Nigeria Bau von fünf neuen Flug-hafenterminals (u.a. Lagos, Port Harcourt, Kano, Abuja)

Ca. 500 Im Bau Finanziert von China Exim Bank; Betreiber CCECC im Rahmen von PPP

Sierra Leone Ausbau der Tonkolili-Eisenerzmine

700 Geplant Minenkonzessionär Shan-dong Iron & Steel Group; Investitionsvolumen unsicher

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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in China hergestellten Produkte sind zufrieden-stellend. Wir möchten jedoch die Wertschöpfungs-kette nach Ghana bringen und sowohl das Design als auch die Produktion lokal durchführen. Hierzu würden wir gerne mit deutschen und chinesischen Unternehmen kooperieren. Trilaterale Kooperation könnte hierbei zu Technologie- und Wissenstrans-fer führen. Die Industrie in Ghana und anderen afrikanischen Ländern steckt immer noch in den Kinderschuhen und braucht dringend Unter-stützung. Eine Zusammenarbeit mit China und Deutschland könnte hierbei sehr hilfreich sein.“

Südliches AfrikaEisenerz aus Südafrika, Erdöl aus Angola und Kupfer aus Sambia: Das südliche Afrika ist für China von strategischer Bedeutung und dient als wichtige Rohstoffquelle. Der Einfluss Pekings in der Region ist daher besonders weit fortgeschrit-ten. Das Schwellenland Südafrika ist auch als Absatzmarkt für chinesische Produkte zunehmend interessant – fast als Nebeneffekt der Investi-tionsprojekte. Kooperationschancen für deutsche Unternehmen gibt es in Einzelmärkten wie Bau-aufsicht oder Kraftwerksbau.

China pflegt sehr enge wirtschaftliche Bezie-hungen zu den Staaten des südlichen Afrika. Mit Südafrika und Angola stellt die Region die wich-tigsten Handelspartner auf dem afrikanischen Kontinent. Für Südafrika ist das Reich der Mitte Partner Nummer eins. China importiert dabei hauptsächlich Rohstoffe wie Eisenerz, Chrom, Mangan, Gold und Diamanten. Im Gegenzug flutet China das Kap mit Fertigerzeugnissen aller Art. Ein Missverhältnis sehr zum Leidwesen der südafrikanischen Industrie, die in vielen Branchen wie Textilverarbeitung, Elektronik-, Kunststoff- und Metallindustrie über hohe Importe aus Fernost klagt.

Industrie und DienstleistungenWährend China den bilateralen Handel mit Südafrika dominiert, treten chinesische In vestoren am Kap bislang noch vergleichs-weise wenig in Erscheinung. Nach Angaben der chinesischen Botschaft sind rund 180 größere Unternehmen aus dem Reich der Mitte in Südafrika aktiv. Die Gründe für die chinesische Zurückhaltung dürften im starken Privatsektor Südafrikas liegen. Die Kaprepublik verfügt nicht nur über einen hochentwickelten Finanzsektor, sondern auch über hervorragende Planungsbüros und Baufirmen.

Die größten chinesischen Investitionen im Indus-triesektor wurden von den Unternehmen FAW (Automobil), Hisense (Elektronik) und Ji Dong Group (Mamba Cement) getätigt. Ein geplantes Kfz-Werk der Beijing Automobile International Corporation (BAIC) in Port Elizabeth mit einem Investitionsvolumen von 800 Millionen US-Dollar kämpft jedoch mit zeitlichen Verzögerungen. Im Finanzsektor sind bereits fünf chinesische Kredit-institute in Südafrika vertreten. Hinzu kommen einige Beteiligungen im Rohstoffsektor, etwa durch die Jinchuan Group (Wesizwe Platinum) oder Hebei Iron & Steel (Palabora Mining). Schwer zu erfassen ist dagegen die Vielzahl von chine-sischen Kleinunternehmern, die sich in Südafrika niedergelassen haben. Im Einzelhandel gibt es bei-spielsweise in Johannesburg mehrere sogenannte China Malls, die aus unzähligen inhabergeführten Geschäften bestehen.

Angolamodell mit GrenzenAm Beispiel Angolas zeigt sich deutlich, wie stark die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und dem südlichen Afrika auf dem Fundament von Rohstofflieferungen beruhen. So war Angola im Jahr 2017 hinter Russland und Saudi-Arabien der drittgrößte Erdöllieferant Chinas. Aufgrund dieser strategischen Bedeutung entwickelte sich in den vergangenen Jahren eine chinesische Strategie, die häufig als das „Angolamodell“ bezeichnet wird. Dabei stellt China über Institute wie die Export and Import Bank of China große Kreditpakete für den Infrastrukturausbau zur Verfügung, die teilweise direkt durch Erdölliefe-rungen zurückgezahlt werden.

Die vereinbarten Bedingungen sehen in der Regel vor, dass die Projektaufträge an chinesische Unter-nehmen vergeben werden müssen. Dadurch kom-men auch größtenteils chinesische Arbeitskräfte und Maschinen zum Einsatz. Zu den wichtigen von China finanzierten Infrastrukturprojekten in Angola zählen beispielsweise die Sanierung der Lobito-Eisenbahn (4 Milliarden US$) oder der Bau von Kilamba Kiaxi (3,5 Milliarden US$), einer riesi-gen Trabantenstadt in Luanda. Insgesamt beliefen sich die Schulden Angolas gegenüber chine-sischen Gläubigern zum Jahresende 2017 auf rund 21,5 Milliarden US$. Auch in den anderen Staaten des südlichen Afrika wie Mosambik, Namibia und Sambia konzentriert sich die Rolle Chinas stark auf die Sicherung einer Rohstoffbasis.

„Es besteht der Eindruck, dass chinesische Firmen die Landkarte Afrikas in zwei Teile aufgeteilt

China diversifiziert Engagement

28 STUDIE 2018 | gtai.de

haben: Rohstoffland und Land mit billigen Arbeits-kräften. Rohstoffe beispielsweise in Sambia, Algerien und Kongo (Dem.), günstige Arbeitskräfte in Äthiopien (Schuh- und Textilindustrie). Diesem Muster folgt auch unsere Zusammenarbeit mit den chinesischen Partnern“, stellt der kaufmännische Geschäftsführer eines großen deutschen Unter-nehmens im südlichen Afrika fest.

Eine Kooperation zwischen deutschen und chi-nesischen Unternehmen ist in der Region selten. Aufgrund von Lieferbindungen für chinesische Staatsunternehmen sind die Zugangschancen bei mit chinesischen Geldern finanzierten Vorhaben sehr limitiert. Teilweise haben sich chinesische Unternehmen jedoch durch mangelhafte Ausfüh-rung einen schlechten Ruf erworben. Seitens der

REGIONALE ANALYSEN

Südliches Afrika: Neue Flughäfen und Häfen Investitionsprojekte mit chinesischer Beteiligung

Land Projektbezeichnung Investitionssumme (in Mio. US$) Projektstand Anmerkung

Angola Caculo Cabaca Hydro Power Project

4.500 Planung, Realisierung bis 2022

Wasserkraftwerk, 2.170 MW, Bau durch China Gezhouba Group Corporation (CGGC)

Angola Kilamba City 2. Phase 607 Planung 10.000 Wohneinheiten für Satellitenstadt bei Luanda, Durchführung CITIC

Angola Luanda International Airport

3.800 Im Bau bis voraussichtlich 2020

Neuer Hauptstadtflug-hafen, Bau durch China International Fund (CIF)

Angola Luanda International Airport Rail Link

255 Im Bau Schienenanschluss an neuen Flughafen in Luanda durch China Hyway Group

Namibia SADC Gateway Harbour 4.000 Realisierung bis 2025, 1. Phase im Bau

Neubau eines Hafens bei Walvis Bay mit Container-terminal, Bau durch China Harbour Engineering Co.

Namibia Kudu-Gaskraftwerk 700 Planung Gaskraftwerk mit 442 MW, Bau soll durch Shanghai Electric erfolgen, Beteili-gung Siemens möglich

Sambia Lusaka – Ndola Dual Carriageway

1.200, finanziert u.a. durch Bank of China

Im Bau Zweispuriger Ausbau der Fernstraße von Lusaka nach Ndola durch China Jiangxi

Sambia Kenneth Kaunda Airport Lusaka

400, finanziert durch Exim Bank of China

Im Bau Ausbau des Hauptstadt-flughafens auf 4 Mio. Passagiere pro Jahr durch China Jiangxi

Simbabwe Ausbau des Hwange Kohlekraftwerk

1.100 Planung Bau der Blöcke 7 und 8 mit jeweils 300 MW, Ausfüh-rung soll durch Sinohydro erfolgen

Simbabwe Zisco Steel Revitalisierung 1.000 Planung Revitalisierung des Zisco Stahlwerks für eine jähr-liche Produktion von 1 Mio. t durch R&F Company China

Simbabwe International Airport Harare 153 Planung, Finanzierung von China Eximbank gestellt

Modernisierung und Ausbau des Flughafens in Harare

Simbabwe/Sambia

Batoka Gorge Wasserkraftwerk

6.000 Planung, Realisierung soll im Rahmen eines PPP erfolgen

Wasserkraftwerk für 2.400 MW; General Electric (GE) und China Power gemeinsam interessiert

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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afrikanischen Länder besteht deshalb insbesondere bei Prestigeprojekten ein steigendes Interesse an einer guten Qualitätssicherung. So bestand die Regierung Mosambiks beim Bau einer Brücke auf einer offenen Ausschreibung für die Bauaufsicht, welche von einem deutschen Unternehmen gewonnen wurde.

In Südafrika wiederum kam es aufgrund von strengen Local Content Vorschriften zu einer chinesisch-deutschen Zusammenarbeit. So liefert die deutsche MTU über 200 Dieselmotoren für Lokomotiven, die von einem Konsortium der China

North Rail für den staatlichen Logistikbetreiber Transnet gebaut werden. Bei der Ausschreibung für die Lokomotiven wurde ein Inlandsanteil von 65 Prozent gefordert. Die MTU war der einzige große Motorenhersteller, der in Südafrika über hinreichende Kapazitäten für eine Lokalisierung in diesem Bereich verfügte.Text: Oliver Idem (Kairo), Fausi Najjar (Tunis); Martin Böll

(Nairobi); Carsten Ehlers (Accra); Heiko Stumpf (Johannesburg)

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30 STUDIE 2018 | gtai.de

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LayoutAnna-Maria Geßner / Birgit Kamper, GTAI

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BildnachweiseTitelfoto: iStockphoto/THEGIFT777; S.2: Fotolia/donvictori0; S.4: GettyImages/sansara; S.6: GettyImages/derejeb; S.10: GettyImages/ THEGIFT777; S.14: iStockphoto/Abel Mitja Varela; S.19: GettyImages/stockstudioX; S.20: GettyImages/ BeyondImages; S.30: Fotolia/donvictori0; S.32: iStockphoto/THEGIFT777

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