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Anne HeinzeCultural EntrepreneurshipDie Besonderheiten des Gründungsverlaufes – eine Interviewstudie in der Kultur- und Kreativwirtschaft

September 2018, 388 S., kart., 39,99 € (DE), 978-3-8376-4604-7E-Book:PDF: 39,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-4604-1

Die Kultur- und Kreativwirtschaft gilt gemäß aktueller Branchenberichte als Hoffnungs-träger für Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung. Demgegenüber stehen je-doch prekäre Arbeitsverhältnisse, fehlende soziale Absicherung, eine zunehmende »Entgrenzung« von Arbeit und Privatleben sowie geringe Einkommensmöglichkeiten für die Akteur_innen des Arbeitsmarktes Kultur. In diesem Spannungsfeld fokussiert Anne Heinze speziell auf die Selbstständigen der Kultur- und Kreativwirtschaft. In Interviews mit der Akteursgruppe der Cultural Entrepreneurs fragt sie nach dem Ver-lauf und den Herausforderungen im Gründungsprozess von Kreativunternehmen.

Anne Heinze, geb. 1985, lebt in Berlin und forschte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) sowie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg im Überschnei-dungsbereich von Entrepreneurship und Kultur- und Kreativwirtschaft. In diesem The-menbereich hat sie bereits vielfach publiziert und lehrt an verschiedenen Universitäten.

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Inhalt Abbildungsverzeichnis | 9 Tabellenverzeichnis | 10 Abkürzungsverzeichnis | 11 Danksagung | 13 1 Einleitung | 14 1.1 Problemstellung und Relevanz des Themas sowie Forschungsfragen | 14 1.2 Aufbau und Methodik der Arbeit | 16 2 Cultural Entrepreneurship als Forschungsdisziplin | 20 2.1 Definitionen in Fachzeitschriften, Monografien und Sammelbänden sowie von Förder- und Lehrinstitutionen | 21 2.2 Entwicklung aus dem Kulturmanagement | 40 2.3 Arbeits- und industriesoziologische Perspektive | 45 2.4 Entwicklung aus der Entrepreneurship-Forschung | 50 3 Zur Definition von Cultural Entrepreneurship | 58 3.1 Die kulturelle Komponente: Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland | 58 3.1.1 Definition und Einteilung der KKW in Teilbranchen | 59 3.1.2 Aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen | 65 3.1.3 Die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft | 69 3.1.3.1 Jahresumsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft | 69 3.1.3.2 Erwerbstätige in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 71 3.1.3.3 Unternehmen und Neugründungen in der KKW | 72 3.2 Die entrepreneuriale Komponente | 75 3.2.1 Arten der selbstständigen Erwerbstätigkeit und ihre Akteure | 75 3.2.1.1 Zum Konzept der Selbstständigkeit | 75 3.2.1.2 Unterschiede zwischen der freiberuflichen und der gewerblichen Selbstständigkeit | 76 3.2.1.3 Formen und Akteure der gewerblichen Selbstständigkeit | 79 3.2.1.4 Abgrenzungsmerkmale von Entrepreneurship | 81 3.2.2 Begriffsverständnis und Entwicklung von Entrepreneurship | 84

3.2.2.1 Verwendung des Entrepreneurship-Begriffes in Deutschland | 84

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3.2.2.2 Historische Entwicklung und traditionelle Forschungsansätze | 86 3.2.2.3 Die Prozessperspektive in der modernen Entrepreneurship- Theorie | 89 3.3 Die innovative Komponente | 92 3.3.1 Innovationsleistung der Kultur- und Kreativwirtschaft | 93 3.3.2 Verständnis und Abgrenzung des Innovationsbegriffes | 94 3.3.3 Arten von Innovationen in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 100 3.4 Zusammenfassung: Eigene Definition von Cultural Entrepreneurship | 104 4 Der Gründungsprozess in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 108 4.1 Bislang zu Thema vorliegende Studien: Forschungsstand | 109 4.2 Der Gründungsprozess in der allgemeinen Gründungs- und Entrepreneurship-Forschung | 117 4.2.1 Modelle aus der Gründungs- und Entrepreneurship-Forschung | 117 4.2.2 Die einzelnen Phasen des Gründungsprozesses | 121 4.3 Bestandteile des Gründungsprozesses in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 128 4.3.1 Vorgründungsphase | 128 4.3.1.1 Ideenfindung und -konzeptionierung | 129 4.3.1.2 Zusammenstellen des Gründungsteams | 135 4.3.1.3 Gründungsberatung und -ausbildung | 138 4.3.1.4 Gründungsförderung | 141 4.3.1.5 Auslöser und Motive für die Gründungsentscheidung | 150

4.3.2 Gründungsphase | 153 4.3.2.1 Gewerbeanmeldung und Wahl der Rechtsform | 154 4.3.2.2 Raum- und Standortsuche | 158 4.3.2.3 Gründungsfinanzierung in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 162 4.3.2.4 Marketing- und Vertriebsmaßnahmen | 170 4.3.3 Nachgründungsphase | 178

4.3.3.1 Stabilisierung des Unternehmens und damit verbundene Herausforderungen | 178 4.3.3.2 Wachstum des Unternehmens | 181 4.3.3.3 Zukünftige berufliche und persönliche Zielsetzungen | 183 4.4 Einflussfaktoren auf den Gründungsprozess in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 185 4.4.1 Persönlichkeitsbezogene Faktoren der Gründerperson bzw. des Gründerteams | 185

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4.4.2 Faktoren des mikrosozialen Umfeldes | 191 4.4.3 Faktoren der allgemeinen Branchen- und Unternehmensumwelt | 193 4.5 Zwischenfazit: Bislang vorliegende Erkenntnisse in Bezug auf den Gründungsprozess in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 195 5 Empirische Untersuchung des Gründungsverlaufes in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 202 5.1 Methodisches Vorgehen | 202 5.1.1 Forschungszugang und Untersuchungsmethode | 203 5.1.2 Instrumente zur Datenerfassung | 205 5.1.2.1 Konzeption des Interviewleitfadens | 205 5.1.2.2 Aufbau des Begleitfragebogens | 207 5.1.3 Gewinnung und Auswahl der Befragten | 208 5.1.4 Durchführung und Transkription der Interviews | 212 5.1.5 Datenauswertung | 214 5.2 Ergebnisse der Untersuchung | 217 5.2.1 Zusammensetzung der Fälle | 217 5.2.1.1 Soziodemografische Merkmale der Gründerpersonen | 218 5.2.1.2 Eckdaten zu den gegründeten Unternehmen | 223 5.2.2 Durchführung und Ergebnisse der Typenbildung | 229 5.2.2.1 Prozess der qualitativen Typenbildung | 230 5.2.2.2 Charakterisierung der Typen | 238 5.2.2.3 Erste Erkenntnisse zu den selbstständigen Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft | 246 5.2.3 Ergebnisdarstellung und -interpretation nach Typen | 250 5.2.3.1 Untersuchungsaspekte der Vorgründungsphase | 250 5.2.3.2 Untersuchungsaspekte der Gründungsphase | 272 5.2.3.3 Untersuchungsaspekte der Nachgründungsphase | 289 5.2.3.4 Den Gründungsverlauf beeinflussende Persönlichkeits-, Umfeld- und Umweltfaktoren | 306 5.2.4 Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale von Cultural Entrepreneurs im Gründungsverlauf | 315 5.3 Limitationen der Untersuchung | 320 6 Fazit und Implikationen | 323 6.1 Fazit | 323 6.2 Implikationen für die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Cultural Entrepreneurship | 326 6.3 Handlungsempfehlungen für die Beförderung von Entrepreneurship in der Gründungspraxis der KKW | 328

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Literaturverzeichnis | 333 Verzeichnis verwendeter Internetseiten | 363 Anhang | 367 Autoreninformation | 386

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Aufbau und Methodik der Arbeit im Überblick | 17 Abbildung 2: Anzahl Erwerbstätiger in der Kultur- und Kreativwirtschaft nach

Erwerbsart | 71 Abbildung 3: Unternehmensarten in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 73 Abbildung 4: Ursprung unternehmerischer Gelegenheiten | 91 Abbildung 5: Modell des Entrepreneurship-Prozesses nach Bygrave | 119 Abbildung 6: Der Entrepreneurship-Prozess nach dem Global Entrepreneurship Monitor | 120 Abbildung 7: Untersuchungsmodell für die Studie | 204 Abbildung 8: Höchster Bildungsabschluss (n=32) | 220 Abbildung 9: Monatliches Nettoeinkommen je Gründer bzw. im Gesamthaushalt (n=32) | 222 Abbildung 10: Standort zum Gründungszeitpunkt nach Bundesländern (n=32) | 226 Abbildung 11: Gewählte Rechtsformen (n=32) | 227 Abbildung 12: Verteilung der Gründungen auf die Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft (n=32) | 228

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Definitionen aus Beiträgen in Fachzeitschriften (n=30) | 21 Tabelle 2: Definitionen aus Monografien und Beiträgen in Sammelbänden (n=24) | 27 Tabelle 3: Definitionen von Förder- und Lehrinstitutionen (n=23) | 34 Tabelle 4: Die Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft | 61 Tabelle 5: Abgrenzung und Formen der selbstständigen Erwerbstätigkeit½82 Tabelle 6: Überblick der Innovationsarten in der Kultur- und Kreativ- wirtschaft | 103 Tabelle 7: Phasen, Aktivitäten und Einflussfaktoren des Gründungs- prozesses | 126 Tabelle 8: Vergleich von Geschäftsmodellen und -konzepten im Überblick | 134 Tabelle 9: Übersicht über die in der Kultur- und Kreativwirtschaft verbreiteten Rechtsformen und ihre Rechtsgrundlagen | 158 Tabelle 10: Überblick über die bislang vorliegenden Erkenntnisse in Bezug auf den Gründungsprozess in der Kultur- und Kreativwirtschaft | 196 Tabelle 11: Qualitativer Stichprobenplan mit Merkmalen und Ausprägungen | 211 Tabelle 12: Stichprobenplan für die Untersuchung | 212 Tabelle 13: Soziodemografische Merkmale der Gründerpersonen (n=32) | 218 Tabelle 14: Studiengang bzw. Fachrichtung des höchsten Abschlusses (n=29) | 221 Tabelle 15: Eckdaten der gegründeten Unternehmen (n=32) | 223 Tabelle 16: Ablaufmodell der qualitativen Typenbildung | 231 Tabelle 17: Darstellung des Merkmalsraums mittels Kreuztabelle | 234 Tabelle 18: Zugehörigkeit der Fälle zu Clustern (n=32) | 236 Tabelle 19: Anwendung des k-means-Verfahrens zur Bestimmung repräsentativer Vertreter je Cluster (n=32) | 237

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Abkürzungsverzeichnis

Abs. Abschnitt bzw. Absatz AG Aktiengesellschaft BGB Bürgerliches Gesetzbuch BKM Beauftragte/r der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BPW Businessplan-Wettbewerb bspw. beispielsweise BWL Betriebswirtschaftslehre bzw. beziehungsweise ca. circa DCMS Department for Digital, Culture, Media & Sport Def. Definition d. h. das heißt ebd. ebenda EStG Einkommenssteuergesetz et al. et alii (deutsch: »und andere») etc. et cetera EU Europäische Union e. V. eingetragener Verein f. folgende ff. fortfolgende FuE Forschung und Entwicklung GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts GCCE Global Center for Cultural Entrepreneurship GewStG Gewerbesteuergesetz ggf. gegebenenfalls ggü. gegenüber

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GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbHG GmbH-Gesetz Hg. herausgegeben, Herausgeber/innen HGB Handelsgesetzbuch HKU Hogeschool vor de Kunsten Utrecht HWK Handwerkskammer IHK Industrie- und Handelskammer IBB Investitionsbank Berlin IKT Informations- und Kommunikationstechnologie insbes. insbesondere KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau KG Kommanditgesellschaft KKW Kultur- und Kreativwirtschaft KMU kleine und mittlere Unternehmen KSK Künstlersozialkasse lfd. laufende max. maximal MAXQDA »qualitative data analysis software», Abkürzung für ein Softwareprogramm zur qualitativen Datenanalyse Min Minute Nr. Nummer OECD Organisation for Economic Cooperation and Development o. O. ohne Ortsangabe/n o. S. ohne Seitenangabe/n PartGG Partnerschaftsgesellschaftsgesetz R&D »research and development», siehe »FuE« im Deutschen S. Seite SMILE Selbstmanagement Initiative Leipzig SPSS IBM SPSS Statistics, Abkürzung für ein Statistikprogramm u. a. unter anderem, unter anderen, und andere UG Unternehmergesellschaft USA United States of America, z. T. auch als US verwendet USP unique selling proposition, Abkürzung für Alleinstellungs- merkmal UStG Umsatzsteuergesetz vgl. vergleiche z. B. zum Beispiel ZHdK Zürcher Hochschule der Künste z. T. zum Teil

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Danksagung

Für meinen Opa, dessen erklärtes Ziel und große Motivation es während seiner letzten Lebensjahre war, mich bis zur Abgabe der Doktorarbeit zu begleiten – für die bedingungslose Liebe und Unterstützung, die ich seit meiner Kindheit durch ihn erfuhr.

Mein großer Dank für fachliche Betreuung, Unterstützung und Inspiration gilt Prof. Dr. Andrea Hausmann, Prof. Dr. Jens Langholz, Prof. Dr. Peter Wald und Prof. Dr. Meinrad Armbruster. Und ebenso allen, ohne deren Unterstützung die Entstehung dieser Arbeit nicht denkbar gewesen wäre – mit besonderem Dank an Christiane, Franzi, Sophie und Verena sowie meine Kolleginnen Linda und Antonia. Gracias por el gran apoyo que me brindaron en Argentina, gracias a Miguel, Cristian y Inés.

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1 Einleitung

Die vorliegende Dissertationsschrift zum Thema »Cultural Entrepreneurship: Der Gründungsverlauf von Entrepreneurs in der Kultur- und Kreativwirtschaft« beginnt mit einer kurzen Einleitung, die Problemstellung der Arbeit und Rele-vanz des Themas sowie Aufbau und Methodik umfasst. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Cultural Entrepreneurship ist insgesamt noch recht jung, sodass es einer ausführlichen Aufarbeitung und Darstellung des aktuellen For-schungsstandes bedarf. Dieser wird daher nicht, wie üblich, in die Einleitung integriert, sondern in einem sich hieran anschließenden, eigenständigen Kapitel (Kapitel 2) behandelt.

1.1 PROBLEMSTELLUNG UND RELEVANZ DES THEMAS SOWIE FORSCHUNGSFRAGEN

In der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion gilt die Kultur- und Kreativwirt-schaft (KKW) als Hoffnungsträger für Beschäftigung und wirtschaftliche Ent-wicklung. Grundlage hierfür bilden Branchenberichte, die der KKW eine höhere Bruttowertschöpfung als bspw. der Chemischen Industrie sowie steigende Um-satz- und Beschäftigtenzahlen bescheinigen; einen großen Beitrag zu dieser Entwicklung leistet der stetige Zuwachs an neuen, innovativen Unternehmen innerhalb des Sektors (vgl. bspw. Arndt et al. 2012; BMWi 2015a; BMWi 2015b; Knetsch 2016; Reich 2013). Demgegenüber stehen prekäre Arbeitsver-hältnisse, fehlende soziale Absicherung, eine zunehmende »Entgrenzung« von Arbeit und Leben sowie geringe Einkommensmöglichkeiten für die selbstständig tätigen Akteure des Arbeitsmarktes Kultur aus sozialwissenschaftlicher Perspek-tive (u. a. Betzelt 2006; Gottschall 2005; Gottschall und Betzelt 2005; Manske und Merkel 2009; Schwarz und Voll 2015). Neben diesen beiden Disziplinen wird dem privatwirtschaftlichen Kultursektor und seinen Akteuren auch von der

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Einleitung | 15

Kulturmanagementlehre und -forschung mittlerweile vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt (siehe u. a. HKU 2010a; Konrad und Rauh 2008; Konrad 2010; Kon-rad 2014; Mandel 2007a; Reither 2012). Trotz der insgesamt großen praktischen Relevanz des Themas und einer in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Anzahl an Forschungsarbeiten liegen bislang jedoch kaum einheitliche Ansätze, Begrifflichkeiten und Abgrenzungen für das Forschungsfeld Cultural Entrepreneurship vor. So werden im Kontext von Kultur zum Teil auch Manager, Freiberufler und Existenzgründer in das jeweilige Entrepreneurship-Verständnis einbezogen (siehe auch Hausmann und Heinze 2014 sowie 2016).1 Auch bestehen innerhalb der einzelnen Forschungs-diskurse, die weiter oben genannt wurden, zum Teil unterschiedliche Perspekti-ven und Ansatzpunkte. Wie eng oder weit Entrepreneurship im Kontext der Selbstständigkeit in der KKW gefasst werden kann, konnte bislang nicht ab-schließend geklärt werden. Um diesem Forschungsdesiderat zu begegnen, lautet die erste Forschungsfrage für die vorliegende Arbeit, wie folgt: »Wie ist der Stand der Forschung und wie wird der Begriff Cultural Entrepreneurship aktuell ausgelegt?«

Zudem stellen ein in der Forschung häufig weit gefasstes Entrepreneurship-Verständnis, das möglichst viele unterschiedliche Arten der Selbstständigkeit abbilden soll sowie die eher eng angelegten Maßgaben für die praktische Grün-dungsförderung einen Widerspruch dar. So zielen Gründungsförderprogramme häufig speziell auf die innovativen Unternehmensgründungen der KKW mit Wachstumspotenzial ab. Denn so »bewirken in erster Linie, wenn nicht sogar ausschließlich, innovative Unternehmensgründungen die erhofften positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen [...]« (Fallgatter 2002, S. 24), wie sie in Deutschland auch seitens der KKW erwartet werden. Es gilt daher im For-schungsfeld Cultural Entrepreneurship über Begriffsverständnis und -abgren-zung hinaus »aufzuräumen« und einzelne, selbstständig tätige Akteurstypen zu klassifizieren, auf die Förderprogramme zukünftig speziell zugeschnitten werden können. Um die jeweiligen Besonderheiten der Einzelakteure zu eruieren, bietet sich eine genaue Untersuchung des Gründungsprozesses an, der im Mittelpunkt der modernen betriebswirtschaftlichen Auseinandersetzung mit Entrepreneurship steht. Die zweite Forschungsfrage für die vorliegende Arbeit lautet daher: »Was unterscheidet Cultural Entrepreneurs von anderen selbstständig Erwerbstätigen

1 In der vorliegenden Arbeit wird für einen vereinfachten Lesefluss die männliche Form

bevorzugt verwendet; weibliche Akteurinnen, wie Existenzgründerinnen, Freiberufle-rinnen, Gründerinnen, Managerinnen, Unternehmerinnen etc., werden hierbei selbstver-ständlich stets eingeschlossen.

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in der KKW in Bezug auf den Gründungsprozess?« Der Fokus der Arbeit soll dabei auf der Untersuchung der Vorgründungs- und Gründungsphase liegen, da die Nachgründungsphase, in der Entrepreneurship nach und nach in herkömmli-ches Unternehmertum übergeht, über den eigentlichen Gründungsprozess hin-ausreicht (siehe ausführlicher Kapitel 4.2).

Ansatzpunkt für die Auseinandersetzung mit Cultural Entrepreneurship wer-den in der vorliegenden Arbeit stets die Erkenntnisse der allgemeinen Entrepre-neurship-Theorie bilden. In diesem Zusammenhang steht auch deren Übertrag-barkeit auf den Kunst- und Kultursektor noch in Frage, wie Essig (2015) konsta-tiert:

»Such research has been done in the realm of traditional business entrepreneurship, but we do not yet know if findings there […] apply to the arts and culture sector […].« (Ebd., S. 242)

Dieser Herausforderung nimmt sich die vorliegende Arbeit an, die in der Fach-disziplin des Kulturmanagement verfasst wird. Auch die Ansätze dieser Diszip-lin sollen daher entsprechend gewürdigt werden. Übergeordnetes Ziel ist es dabei die Aktivitäten selbstständiger Kultur- und Kreativschaffender im Grün-dungsprozess detailliert zu untersuchen und hierfür »[…] allgemeine betriebs-wirtschaftliche Erkenntnisse durch die Spezifika der Kreativwirtschaft anzurei-chern bzw. die Erkenntnisse darauf anzuwenden.« (Grüner 2009b, S. 227)

1.2 AUFBAU UND METHODIK DER ARBEIT Aufbauend auf den der Arbeit zugrundeliegenden Forschungsfragen gliedert sie sich in sechs, aufeinander aufbauende Kapitel. Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung im ersten Kapitel, das neben der Problemstellung der Arbeit und der Relevanz des Themas auch Aufbau und Methodik umfasst. Der zur Beantwor-tung der beiden Forschungsfragen gewählte Aufbau sowie die Methodik der Arbeit können nachfolgender Abbildung (Abbildung 1) entnommen werden.

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Abbildung 1: Aufbau und Methodik der Arbeit im Überblick

Quelle: Eigene Systematisierung und Darstellung. Das zweite und das dritte Kapitel widmen sich der ersten Forschungsfrage. Da-bei stellt das zweite Kapitel den ausführlichen Forschungsstand dar. Hier werden zunächst die aktuell verwendeten Begrifflichkeiten und ihre Auslegung von Entrepreneurship im Kulturbereich in internationalen Fachzeitschriften, Mono-grafien und Sammelbänden sowie von Förder- und Lehrinstitutionen zusammen-gestellt und ausgewertet. Hieran schließt sich eine Literaturbestandsaufnahme von bislang zum Thema erschienenen Forschungsarbeiten in den drei Diszipli-nen Kulturmanagement, Arbeits- und Industriesoziologie sowie Entrepreneu-rship an. Die Einteilung in diese drei Cultural Entrepreneurship zuzurechnenden Forschungstraditionen und die Zuordnung der jeweiligen Forschungsarbeiten zu diesen Einzeldisziplinen werden durch die Autorin eigens für die vorliegende Arbeit vorgenommen und existieren in dieser Form bislang noch nicht.

Im dritten Kapitel wird ausgehend von der allgemeinen Entrepreneurship-Theorie ein stringentes Begriffsverständnis für Cultural Entrepreneurship erar-beitet. Hierzu wird zunächst die Relevanz der Kultur- und Kreativwirtschaft als privatwirtschaftlicher Kultursektor auf der Basis aktueller Branchenberichte und Studien eruiert. In einem weiteren Unterabschnitt werden die Arten der selbst-ständigen Erwerbstätigkeit, wie Freiberuflichkeit, Existenzgründung, Unterneh-mertum und Entrepreneurship auf der Basis der allgemeinen Gründungs- und

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Entrepreneurship-Forschung charakterisiert. Abschließend wird ein Klassifika-tionssystem zur Abgrenzung von Entrepreneurship eingeführt. In einem folgen-den Unterabschnitt wird das Verständnis von Innovationen im Kontext von Kultur thematisiert. Hierfür wird eine Systematisierung unterschiedlicher, inner-halb des Sektors verbreiteter Innovationsarten vorgenommen. Das Kapitel insge-samt schließt mit einer Zusammenfassung und eigenen Begriffsdefinition von Cultural Entrepreneurship auf der Basis der vorab dargestellten Inhalte. Auch erfolgt hier die Beantwortung der ersten Forschungsfrage.

Das vierte und fünfte Kapitel widmen sich der zweiten Forschungsfrage, wo-bei es sich beim vierten um einen theoretischen und beim fünften Kapitel um einen empirischen Teil handelt. Das vierte Kapitel beginnt mit einem kurzen Forschungsstand zur zweiten Forschungsfrage. Hier werden bisher zum Grün-dungsprozess in der KKW bzw. zu einzelnen Aspekten vorliegende, qualitative und quantitative Studien analysiert. Da bislang noch keine Untersuchung speziell zum Gründungsprozess von Entrepreneurs in der KKW vorliegt, wird ein eige-nes Untersuchungsmodell für die theoretische Betrachtung im Weiteren von Kapitel vier bzw. für die praktische Untersuchung in Kapitel fünf erarbeitet. Hierauf aufbauend werden die Bestandteile des Gründungsprozesses, gegliedert in Vorgründungs-, Gründungs- und Nachgründungsphase sowie seine Einfluss-faktoren für die selbstständigen Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft auf der Basis hierzu bislang vorliegender Forschungsarbeiten und -ergebnisse theo-retisch fundiert. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse in Bezug auf den Gründungsprozess in der KKW, die detailliert Aufschluss über bestehenden Erkenntnislücken gibt.

Aufbauend auf diesen theoretischen Grundlagen widmet sich das fünfte Ka-pitel der empirischen Untersuchung des Gründungsverlaufes in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Sie basiert auf 32, qualitativen Interviews mit Gründern aus den verschiedenen Teilbranchen der KKW, wie Design- und Musikwirtschaft, Architekturmarkt, bildende Kunst und Software- und Games-Industrie. Auf der Basis eines Begleitfragebogens erfolgt eine quantitative Auswertung zur Zu-sammensetzung der Fälle, welche die Merkmale der Gründerperson sowie des gegründeten Unternehmens herausstellt. Anschließend werden die in Kapitel drei erarbeiteten, theoretischen Klassifikationskriterien für die Unterscheidung von selbstständigen Akteuren sowie von Innovationsarten praktisch angewendet. So werden hier Merkmale für eine typisierende Analyse erarbeitet, die anschließend in SPSS als quantitative Clusteranalyse umgesetzt wird. Die sich hieran an-schließende Ergebnisauswertung nach den aus der Analyse resultierenden Typen ist wiederum qualitativer Natur. Hierbei werden die im vorangegangenen Kapitel theoretisch fundierten Bestandteile und Einflussfaktoren des Gründungsprozes-

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ses untersucht sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Gründungsverlauf der einzelnen selbstständig tätigen Akteure der KKW eruiert. Zur Beantwortung der zweiten Forschungsfrage werden wichtige Besonderheiten des Cultural Ent-repreneurs im Vergleich zu anderen Akteuren abschließend herausgestellt und ein ausführliches Akteursporträt erarbeitet.

Im sechsten Kapitel schließt sich ein kurzes Fazit zum übergeordneten For-schungsziel der Systematisierung des Forschungsfeldes an. Zudem werden hier Implikationen für zukünftige Forschungsaktivitäten gegeben und damit ein Bei-trag zur weiteren systematischen, wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Cultural Entrepreneurship geleistet. Des Weiteren werden auf der Basis der Ergebnisse der empirischen Untersuchung Handlungsanregungen für die weitere Förderung, Beratung und Ausbildung von Entrepreneurs in der Kultur- und Kreativwirtschaft gegeben. Dies ist von hoher Relevanz, da aus anderen Untersuchungen bekannt ist, dass aktuelle Fördermaßnahmen, wie Coachings und Lehrprogramme, kaum den spezifischen Bedürfnissen von Cultu-ral Entrepreneurs gerecht werden (siehe Lange 2016). Die vorliegende Arbeit leistet damit insgesamt sowohl einen Beitrag zur weiteren Forschung zu Cultural Entrepreneurship als auch zur praktischen Beförderung von innovativen Unter-nehmensgründungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft.