Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07...

122
DESIGN OHNE DESIGNER Die Kreativität des Laien in der Gestaltung Ewangens

Transcript of Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07...

Page 1: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

Design ohne Designer Die Kreativität des Laien

in der gestaltung ellwangens

Page 2: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17
Page 3: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

MHMK

MacroMedia HocHscHule für Medien und KoMMuniKation

BacHelorarBeitZur erlangung des aKadeMiscHen grades

BacHelor of arts

design oHne designerdie Kreativität des laien in der gestaltung ellwangens

studiengang digitale MedienproduKtionfacHricHtung Mediendesign

prüfer: prof. dr. Mona MaHall

vorgelegt von JoacHiM roscHKaMatr.-nr.: s-23863

studiengang digitale MedienproduKtionfacHricHtung Mediendesign

stuttgart, iM Juli 2011

Page 4: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

04

inHaltsverZeicHniswissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer

vorwort 07

01 einleitung 08

02 aMateur und profi: eine definition 14

03 design iM alltag 17

04 (alltags-) ästHetiK 20

05 aMateure: die designer des alltags 22

05.1 KoMMuniKations- und grafiKdesign 24

05.2 arcHiteKtur / interior 28

05.3 das weB 33

05.3.1 der Kunde als werBer 49

05.3.2 ecHtes HandwerK und das netZ 55

06 cHancen & risiKen für das design durcH die partiZipation der aMateure 57

07 aMateure als Billige arBeitsKräfte? 60

08 inspiration und lernMöglicHKeit: wer profitiert von weM? 64

09 aMateurdesign: ein faZit 69

literaturverZeicHnis 115

aBBildungsverZeicHnis 119

eidesstattlicHe erKlärung 125

Page 5: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

05

praKtiscHe arBeit: der ellwanger spelunKenfüHrer

01 operative idee 76

02 vorgescHicHte 77

03 was unterscHeidet den neuen voM «ur-spelunKenfüHrer»? 78

04 allgeMeiner Zeitplan 80

05 ZielforMulierung 82

06 ZielgruppenforMulierung und verMarKtungsMöglicHKeit 83

07 logogestaltung 84

08 layout 86

09 Bildwelten 90

10 typografie 92

11 gestaltungsraster 94

12 gutscHeine 96

13 piKtograMMe 97

14 speiseKarten 98

15 Qr-codes 99

16 screensHots 100

17 üBersicHtsKarte 104

18 drucK 105

19 online-portal 106

20 reflexion 112

Page 6: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

06

Page 7: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

07

vorwortDesign umgibt uns, es definiert unseren Alltag. Dabei denken die meisten oft an komplexe Architektur, an das CI von Firmen und Konzernen, an Filme und Inter-netclips, an Plakate, Flyer und Mgazinseiten oder an das Interior Design von Ge-schäften, Clubs oder Bars. Ein Großteil der Gestaltung wird jedoch von Amateu-ren geprägt, die in ihrer freien Zeit Unglaubliches schaffen können. Ihr Antrieb: die Leidenschaft am Ausprobieren, die Freude am Basteln oder der Wunsch, der eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen. In der hier vorliegenden Bachelorarbeit möchte ich auf die unterschiedlichen Bereiche des Designs eingehen und zeigen, wie Amateure in jeder Disziplin be-eindruckende gestalterische Leistungen vollbringen, was ihr Antrieb ist, in wel-chen Punkten sich ihre von profesionellen Arbeiten unterscheiden, wie sich beide Parteien gegenseitig inspirieren und wie sie voneinander lernen, bzw. profitieren können. Mein Fokus liegt dabei auf der Gestaltung von Bars, Kneipen und Res-taurants, in denen wie in fast keinem anderen öffentlichen Raum die Kreativität von Laien in vielen verschiedenen Facetten so gut zum Ausdruck gebracht werden kann. Dies beginnt bei der Gestaltung des eigenen Logos und der Speisekarte, der Dekoration in der Gaststube und reicht bis hin zum Auftritt im Internet.

Im praktischen Teil beleuchte ich konkret die Kneipenszene in der Kreisstadt Ell-wangen (Jagst). Vor einigen Jahren gestaltete ich zusammen mit Christian Rupp, einem sehr guten Freund, eine Art Kneipenführer durch das Ellwanger Nachtle-ben. In diesem «Spelunkenführer» versuchten wir alle Bars, Kneipen und Res-taurants aufzulisten und unter Einbezug verschiedener Bewertungskriterien einen subjektiven Eindruck der Lokalitäten zu geben. Dies alles passierte vor meinem Designstudium und ist damit im Grunde auch eine ähnliche Amateurleistung, wie ich sie in dieser Arbeit untersuche. Ergebnis meiner Arbeit ist ein von Grund auf neu definierter «Ellwanger Spelun-kenführer», in dem ich in erster Linie das Besondere und Einzigartige der Knei-pen, Cafés, Bistros, Imbissen, Bars, Wirtshäuser und Restaurants hervorheben und präsentieren möchte. Der Betrachter soll einen Eindruck der kreativen Indi-vidualität und der unglaublichen Details bekommen, die man sonst beim Besuch einer Lokalität nur unterbewusst oder gar nicht wahrnimmt. Auch wenn ich fast jede dieser «Spelunken» bereits kannte war ich überrascht von dem, was ich dort alles sehen und erleben konnte.

Page 8: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

08

01einleitungUnser Alltag ist bis ins kleinste Detail durchgestaltet. Angefangen bei der Kaffee-tasse am Morgen über den Stuhl, auf dem wir den Kaffee genießen, bis hin zum Teller, von dem wir unser Brötchen essen. Wir erwarten geradezu, dass unsere Umgebung und alles, was wir sehen oder anfassen, von Profis designt, entwickelt und produziert wird. Bewegt man sich am Wochenende durch das Nachtleben einer Stadt, so reiht sich eine Kneipe, ein Club und ein Restaurant mit einem ganz speziell auf das gewünschte Publikum entwickelten und durchdesignten Konzept an das andere. Die Mühe und das fachliche Können der Innenarchitekten, Grafi-ker, Maler und Designer ist zweifellos nicht zu übersehen und die Wirkung, die von Architektur, Einrichtung und Licht ausgeht, kann geradezu magisch anzie-hend sein. Aber dennoch sind diese Lokalitäten letztendlich Orte, die auf Basis ei-nes von Profis entwickelten Konzepts künstlich aus dem Boden gestampft wurden.

Dabei stellt sich jedoch die Frage, sind wir nicht an einem Punkt angekommen, wo die kleinen Dinge des Alltags, wo Laienhaftigkeit und der oft zitierte Mut zum schlechten Geschmack, oder Details, die interessante Informationen über den Besitzer eines Lokals, seine Herkunft, seinen persönlichen Geschmack und seine Gäste geben, uns als Betrachter viel mehr beeindrucken können als die gerad-linigen, professionell gestalteten Clubs, Kneipen und Restaurants. Gerade durch diese individuellen Details, das Amateurhafte oder das Volkstümliche werden diese Stadtviertel, Plätze oder Regionen zu dem, was sie sind: einzigartig. Denn sie besitzen eine ganz persönliche Note und repräsentieren dadurch einen indi-viduellen und einmaligen Stil. Erkennbar ist dies u.a. an der Art und Weise, wie sich Menschen kleiden, die Häuser und Gärten dekorieren, ihre Umwelt gestalten oder sich verhalten.1

Sicher, es ist angesagt sich, in stylischen Bars zu tummeln, in futuristischen Clubs zur Musik von morgen zu tanzen oder die Molekularküche und abgefahrene Kre-ationen von aufstrebenden Jungköchen in Szenerestaurants zu probieren. Aber all das hat man irgendwo schon einmal gesehen, erlebt, gefühlt, gerochen und geschmeckt. Besitzt man ein Auge für Details, so findet man sowohl in den jun-gen stylischen Etablissements, wie auch in der vom Inhaber geführten Kneipe um die Ecke, mit einer von Cliparts und typografischen Anzüglichkeiten überfüllten Speisekarte Dinge, die einen zum schmunzeln bringen, aber gleichermaßen auch

1 vgl. alexander, sturdevant, Jackson; 2011; s. 18

Page 9: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

09

beeindrucken und inspirieren können. Das Design ist in den meisten dieser Fälle keineswegs unbeabsichtigt, sondern in all seinen Facetten vom Urheber genauso gewollt wie es präsentiert wird. Es gibt nur einen kleinen, aber ausschlaggeben-den Unterschied: es wurde nicht von Profis, sondern von Laien konzipiert und umgesetzt.

Der französische Ethnologe und Anthropologe Claude Lévi Strauss2 unterstrich, dass sich der Laie nicht mit weniger Motivation oder Vernunft bei der Umsetzung eines Ziels engagiere als ein Profi. Beide haben lediglich einen anderen kulturel-len, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergrund, den sie ihrem Wissen und ihrer Fähigkeiten entsprechend einsetzen. Dabei dürfe die „Bastelei“ eines Amateurs auf keinen Fall als „mindere Qualität“ abgetan werden, da für beide eine andere Sichtweise und Grundkenntnis notwendig sei. Während ein Bastler mit dem auskommt, was er in seiner Umwelt findet, diese neu arrangiert und dadurch gelegentlich ebenso „glänzende wie unvorhergesehene Ergebnisse“3 her-vorbringt, versucht der Profi oder „Ingenieur“ stets auf Basis seines Wissens und seiner Fähigkeiten neue technische Innovationen zu schaffen, um „jene Zwänge abzustreifen, die ihm seine Zivilisation auferlegt hat.“4 Der Laie, der kein fundiertes Wissen über Ästhetik5, Gestaltung, Geschichte und Wirkung von Design haben kann, mache dies in der Regel, wenn auch unbewusst, mit viel Liebe zum Detail, sammelt Nippes und produziert Sachen, die ein Profi aufgrund seiner spezifischen

2 claude lévi strauss (geb. 1908) war französischer ethnologe und gilt als gründer der philosophischen schule des struk-turalismus. in seinen arbeiten übertrug er die strukturale sprachwissenschaft roman Jakobsons auf sein fachgebiet und begründete die strukturale anthropologie (lehre vom Menschen). Mit seinen Büchern beeinflusste er neben der anthropologie, der Mythen- und religionsforschung auch die neuere philosophie und geschichtswissenschaft. er hatte einen lehrstuhl für soziologie im brasilianischen sao paulo inne und unternahm mehrere expeditionen durch das amazonas-gebiet, wo er feldforschung mit indianern betrieb. später lehrte er an der new york school of social research in new york und arbeitete zuletzt als philosophieprofessor. claude lévi strauss starb am 28. november 2009 im alter von 101 Jahren. (Quelle: spiegel-online, Kulturphilosophie; claude lévi strauss ist tot; http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,659086,00.html, abgerufen am 11.06.2011)

3 Kauppert; 2008; s. 66

4 ebd.; s. 66

5 der Begriff «ästhetik» wird im design zumeist umgangssprachlich als synonym für «schönheit» oder «styling» ver-wendet. eine spezifische, bislang nicht einmal in ansätzen formulierte ästhetik des design hätte die spaltung in eine theorie schöner gegenstände und eine Kritik der ästhetischen urteilskraft zu überwinden und sich für eine ästhetische theorie zu öffnen, die sich an das hält, was sich in der wahrnehmung und erfahrung als das ästhetische zeigt. (Quelle: erlhoff, Michael; Marshall, tim; wörterbuch design, Begriffliche perspektiven des design; Birkäuser verlag ag; 2008)

Page 10: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

10

Fachkenntnis vorschnell als minderwertig oder gar schlecht abtut.6 Es ist nicht nur der ganz besondere Charme, der die Lokalitäten zu etwas Besonderem macht, sondern in erster Linie auch die banale Tatsache, dass sie von Grund auf ehrlich sind. Der Amateurdesigner will nicht bewusst ein besonderes Image verkaufen, keine künstliche Marke schaffen oder sich einem Trend anpassen. Nein, sie reprä-sentieren die Leidenschaft des Amateurs („frz. »Liebhaber« der, jemand, der eine Beschäftigung nur aus Liebhaberei betreibt.“)7, der sein Ding durchziehen möchte und seine eigene persönliche Note zum Ausdruck bringt. Natürlich kennt er nicht die Gestaltungsprinzipien, die ästhetischen oder typografischen Grundlagen, er hat nicht die notwendigen finanziellen und technischen Ressourcen oder den gestalterischen Hintergrund, den ein ausgebildeter professioneller Designer hat, aber er geht wie ein Profi mit demselben Enthusiasmus und einem Ziel vor Augen an die Arbeit und schafft mit seinen Mitteln und einer Art von „Umhervagabun-dieren“ das „Patchwork des Alltäglichen“8, das unsere direkte Umgebung zu dem macht, was sie ist: einzigartig. Die Ästhetik des Alltags beginnt bei der Architektur und geht über Inneneinrichtungen, Fassadenverzierungen, Plakate, Dekoration bis hin zur Vase auf dem Tisch im Restaurant, in der eine kleine künstliche Blume steckt (Abbildung 01).

In vielen Bereichen unseres täglichen Lebens übernehmen Amateure zusehends die Arbeit von Profis, sei es aufgrund finanzieller Gründe oder aus reiner Motiva-tion und der Lust etwas Neues selbst zu schaffen. Jeder kann eine eigene Home-page oder einen Bildband gestalten und veröffentlichen, Klamotten designen, Filme schneiden und einem riesigen Publikum präsentieren oder auch die Innen-raumgestaltung eines Geschäfts oder Restaurants übernehmen. Frühere Grenzen zwischen Laie und Profi scheinen aufgehoben. Heute kann theoretisch jeder alles machen. Internet, Open-Source-Programmen und Do-It-Yourself Boom sei dank. Doch ist dies nun ein Problem und sogar eine Gefahr für professionelle Designer oder vielmehr eine Chance und Quelle für die Inspiration, um neue Trends zu entwickeln, Ideen zu finden, den Horizont zu erweitern und ganz andere Wege der Umsetzung zu etablieren? Sind Amateure aufgrund des fehlenden Wissens

6 vgl. Kauppert, 2008, s. 66

7 der Brockhaus; 2009; s. 31

8 de certeau; 1988; s. 22

Page 11: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

11

und mangelnder gestalterischer Kenntnisse wirklich im Nachteil gegenüber den Profis oder sind sie in Wirklichkeit nicht vielmehr im Vorteil, da sie mit ihren Mitteln und möglichen Herangehensweisen vollkommen uneingeschränkt arbei-ten können? Vielleicht müssen erfahrene Profis das «Umhervagabundieren» sehr viel ernster nehmen als sie es tun wollen, denn in Zeiten, in denen viel kopiert und neu arrangiert wird, sind die Arbeiten von Laien ohne einen klar zu erkennenden roten Faden mögliche Inspirationsquellen für Neues. „Die Rückkehr zum Gewöhn-lichen, das Wiederbetrachten des Konventionellen sind alte Mittel und Wege, neue Kunst zu schaffen.“9

9 von Moos, weinberg-staber; 1979; s. 31

Page 12: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

12

abbildung 01

Tischdekoration im «Tias Kebaphaus» in Ellwangen: Windlicht und eine Plastikblume

Page 13: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

13

Page 14: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

14

aMateur und profi:

eine definitionFälschlicherweise wird im alltäglichen Sprachgebrauch mit der Bezeichnung «Amateur» eine Person assoziiert, deren Kenntnisse auf einem bestimmten Ge-biet sehr eingeschränkt sind, die mindere Qualität produziert und deren Leistung nicht gut genug ist. Ein Amateur ist jedoch vielmehr eine Person, die eine Tä-tigkeit im Gegensatz zum Profi, der sein Handwerk gelernt hat und von Grund auf beherrscht, aus reiner „Freude an der Sache auf einem bestimmten Gebiet“10

ausübt. Deshalb ist die Arbeit eines Amateurs keinesfalls als minderwertig oder gar schlecht zu betrachten, da diese mit viel Enthusiasmus und Liebe gemacht werden kann. Schaut man sich nur mal die große Zahl an Männern an, die in ihrer Freizeit Modelle jeglicher Art zu hundert Prozent handfertigen und den Beruf des Modellbauers, Ingenieurs, Fahrzeugtechnikers, Lackierer, Bootsbauer, Luft- und Raumfahrttechniker oder Statikers niemals gelernt haben, aber dennoch unglaub-lich detailgetreue und technisch hochsensible Autos, Boote oder Flugzeuge im Keller fertigen, so bleibt kein Zweifel übrig: nur weil man ein Handwerk nicht von Anfang an gelernt hat, kann man es dennoch zumindest in Teilen beherrschen. Dasselbe gilt für die kreative Kraft in der Gestaltung von Kontakt- oder Vermiss-tenanzeigen, von Werbeplakaten oder Fan-Bannern bei einem Fußballspiel, die in Sachen Zynismus, Ironie und Metapher von keinem professionellen Texter zu überbieten sind.

Damit wird die Kluft zwischen Amateur und Profi zusehends schmaler, denn bei-de unterscheiden sich dieser Definition entsprechend hauptsächlich oder gar aus-schließlich durch ihre Ausbildung. Der Profi beherrscht sein Fachgebiet nämlich von Grund auf. Das heißt, er hat eine entsprechende Ausbildung abgelegt und kennt nicht nur bestimmte Techniken oder Verfahrensweisen, sondern auch deren Grundlage, ihren Ursprung und versteht sein Handwerk vollständig. Im Falle des Berufsbilds eines Designers bedeutet dies, er kann nicht nur gut mit verschiede-nen Computerprogrammen umgehen und hat das nötige Auge für Ästhetik, For-mensprache und Komposition, sondern besitzt auch fundiertes Wissen über die Grundlagen der Gestaltung, Typografie, Wirkung von Farben und Formen, hat Kenntnisse von Techniken, Ästhetik und Kunst. „Zudem brauchen sie Kenntnisse über historische, politische, soziale und theoretische Zusammenhänge, um auf der

10 Brockhaus gmbH; 2005; Band 1; s. 699

02

Page 15: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

15

Klaviatur der möglichen Formen und Funktionen den richtigen Ton zu treffen. Es erfordert viel Talent, eine gute Ausbildung und vor allem viel Erfahrung, um jeder-zeit zwischen der spielerisch-kreativen Inspirationsphase und der planerisch-diszip-linierten Produktionsphase hin und her schalten zu können.“11 Der Profi kann seine Arbeit und Entscheidungen auf Basis seines Wissens und Erfahrungen belegen, rechtfertigen und reflektieren.

Beide Personen, der Profi und der Amateur, unterscheiden sich nicht nur durch ihre Ausbildung, Grundkenntnisse und Fachbereiche, sondern auch in der Art ihrer Herangehensweise an ein Projekt, das Lösen eines Problems oder einer Aufgabe. Der französische Kulturphilosoph Michel de Certeau unterscheidet die Handlungsweisen von Profis und Amateuren mit Begriffen aus dem Militär: „Strategie und Taktik“12. Der Experte besitzt die Fähigkeit aufgrund seiner Aus-bildung und umfangreichen Basiswissens vorab einen Plan zu entwickeln, wie ein Projekt von Grund auf mit allen möglichen Schwierigkeiten bestmöglich abgewi-ckelt werden kann. Er entwickelt also eine Strategie und kann auf dieser Basis die daraus resultierende Taktik umsetzen. Der Amateur hingegen verfügt nicht über diese grundlegenden Kenntnisse und kann deshalb auch keine umfangreiche Stra-tegie entwickeln. Er versucht hingegen, sich eine Taktik zurechtzulegen um ein ähnliches Ergebnis zu erreichen wie der Profi. Die Taktik ist weniger eine Basis, sondern vielmehr Plan zur Umsetzung, ein Ausprobieren mehrerer Möglichkei-ten, um etwas zu schaffen.13 Der Laie hat jedoch den großen Vorteil, sich nicht an fundamentale Gestaltungsrichtlinien oder Vorgaben eines Auftraggebers richten zu müssen. Florian A. Schmidt vergleicht das Amateur- und Profidesign meta-phorisch mit dem Kochen am heimischen Herd und dem Kochen in einer perfekt ausgestatteten Großküche eines Hotels. Äußerst geschmackvolle Kreationen kön-nen demnach in beiden Fällen entstehen, jedoch müsse der ausgebildete Koch, also der Profi, bei konstanter und verlässlicher Qualität eine sehr hohe Nachfrage befriedigen und habe deshalb keine Zeit für Experimente. Der Hobbykoch oder Amateur hingegen müsse weder die Wünsche eines Vorgesetzten oder eines Kun-den bedienen. Er sei nur seinem eigenen Geschmack verpflichtet.14

11 schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 45

12 de certeau; 1988; s. 23

13 vgl. ebd.; s. 23

14 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010, s. 35

Page 16: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

16

Ein Amateur ist also eine Person, deren Arbeit ebenso geachtet werden muss wie die eines Profis. Beide unterscheiden sich hauptsächlich durch das fundierte Wissen beim Profi, während der Amateur mit viel Liebe und Enthusiasmus sei-ne Projekte bestreitet. In Sachen Qualität und Anspruch müssen sich Profi- und Amateurarbeiten nicht zwangsläufig unterscheiden. In mancher Hinsicht ist der Profi dem Amateur sogar unterlegen, da er durch sein Handwerk seinen Lebens-unterhalt bestreiten muss, oft unter Zeitdruck steht und Vorgaben Dritter erfüllen muss. Die Amateure hingegen können „spielerisch, frei und kompromisslos tüfteln, und sorgen so immer wieder für erfrischende Impulse, die durchaus Eingang in die Welt der Profis finden.“15 Des Weiteren steht der Profi stets unter dem Druck, sei-ne Position und seinen Wissensvorsprung durch berufliche Praxis und Bildung gegenüber dem Laien als Fachmann zu erhalten. Ein Amateur hingegen, der voll-kommen frei seinem Hobby oder besser gesagt, seiner Leidenschaft nachgehen kann, ist deshalb klar im Vorteil und stellt aufgrund erodierender Monopole in Zeiten des Web 2.0 eventuell sogar eine reale Gefahr für das Wissensmonopol der Profis dar. Die Bezeichnung Amateur ist daher keinesfalls als Beleidigung zu werten.16

15 schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 19

16 vgl. ebd.; s. 18-19

Page 17: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

17

17 vgl. de certeau; 1988; s. 12

design iM alltagUnser Alltag, unser Zuhause und unsere Umgebung sind von Grund auf durchge-staltet. Designtes ist stets und überall präsent und prägt unser Leben. Im Umkehr-schluss ergibt sich daraus, dass jeder bewusst oder unbewusst ein (Mit-)Gestalter oder eine -Gestalterin ist und die Umwelt nachhaltig beeinflusst. Egal ob Wer-beanzeigen, Flyer, Infobroschüren, Plakate, Logos, Speisekarten, T-Shirts, Aufkle-ber, der eigene Vorgarten, Videos, Fotos, Internetseiten oder das eigene Haus. Es gibt nichts, was nicht gestaltet ist und jedermann steuert seinen Anteil dazu bei. Michel de Certeau vergleicht die «Bastelei» des Alltags mit dem Begriff des «Wil-derns», was einen Eingriff in ein fremdes Jagdgebiet bedeutet. In diesem Fall das der professionellen ausgebildeten Designer. Die Bastelei zu Hause, das Häkeln, Stricken und Nähen, das handwerkliche Arbeiten oder das Malen und Zeichnen war schon immer auch eine Beschäftigung von Laien, doch seit der Verbreitung von Computer und Internet verbreitet sich auch das heimische Basteln und es gibt keine Disziplin, in der nicht sowohl Amateure, als auch Profis arbeiten. Vor allem im Bereich Kommunikationsdesign produzieren Laien am heimischen Schreib-tisch wahrhaft spannende und innovative Dinge. «Do it yourself» ist chic und angesagt und durch erschwingliche Technik und Ressourcen ist es kein Problem mehr, die Arbeit selbst zu erledigen, anstatt sie einem ausgebildeten Handwerker oder Designer zu überlassen.17 Für den ambitionierten Amateur stellt es auch kein Problem mehr dar, sich dieselbe Software und Fachliteratur zu besorgen, wie sie von Designbüros und Agenturen benutzt werden. Damit unterscheiden sich die technischen Grundlagen zwischen Laie und Experte im Grunde nicht mehr, viel-mehr differenzieren sie sich durch den Grad der Ausbildung und des technischen Fachwissens, wodurch sich die Art und Ästhetik der daraus resultierenden Gestal-tung unterscheidet.

03

Page 18: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

18

Profis und Laien entwerfen unseren Alltag also gleichermaßen und scheinen sich deshalb auch beide als Gestalter oder Designer bezeichnen zu dürfen. Tomás Mal-donado18 warnt in seiner Rede zum 50. Jahrestag der Gründung der Hochschule für Gestaltung in Ulm davor, angesichts des „Eindringens“ neuer Technologien in die heutige Lebenspraxis, „subjektive Allgemeinurteile ethischer oder ästhetischer Natur zu formulieren“.19 Deshalb müsse der Begriff «Entwerfen» klar definiert, differenziert und mit Vorsicht benutzt werden, da ansonsten anstelle einer Tätig-keit, die mit der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Dynamik der Gesellschaft gemeint sei, leicht eine selbstgenügsame und selbstbezügliche Tätig-keit verstanden werde. Das soll heißen, dass man Entwerfen nicht Begriffen wie «Design» oder «Gestaltung» gleichsetzen solle, da das Entwerfen viel stärker mit gesellschaftlichen Abläufen und Strukturen verknüpft sei. Die drei Begriffe seien heute sehr verschwommen, vor allem dann, wenn sie gezielten Anforderungen unterschiedlicher Aktivitäten wie des Architekten, Ingenieurs, Modeschöpfers, des Wissenschaftlers, Philosophen, Managers oder Journalisten, unterliegen. Aus diesem Grund müssten sie heute mehr denn je differenzierter und vorsichtiger benutzt, oder ganz auf sie verzichtet werden. Maldonado vergleicht weiter den Begriff Entwerfen mit Formen und beschreibt die Theorie des französischen Ma-thematiker und Philosophen René Thom, der die enge Beziehung zwischen For-men und Informieren deutlich machte. „Ihm zufolge formt, wer informiert, und informiert, wer formt“.20 Da wir also alle informieren, wenn wir etwas «in Form bringen», also entwerfen, sind wir automatisch auch alle Entwerfer, Gestalter oder Designer. Da ein professioneller Designer jedoch eine ordentliche Ausbildung ab-solvieren muss, um sich als solcher bezeichnen zu dürfen, kann man im Fall eines

18 tomás Maldonado (geb. in Buenos aires, 1922) ist professor emeritus des politecnico di Milano. von 1955 bis 1967 war er dozent an der Hochschule für gestaltung in ulm und von 1964 bis 1966 rektor dieser Hochschule, 1966 ernennung zum «fellow» des council of Humanities der universität princeton. von 1967 bis 1970 lehrstuhl der «class of 1913» an der school of architecture der universität princeton. von 1967 bis 1969 präsident des international council of societies of industrial design. von 1967 bis 1984 professor für umweltgestaltung an der universität Bologna. von 1977 bis 1981 leitete er die Zeitschrift casabella. seit 1994 fördert er die schaffung der abteilung industrial esign am politecnico di Milano, 1995 Preis «Compasso d‘Oro» des italienischen Industriedesigener-Verbands. 1998 wird ihm der italienische staatspreis für verdienste im Bereich der wissenschaft und Kultur verliehen. 2001 doktor honoris causa des politenico di Milano. (Quelle: Maldonado, tómas, digitale welt und gestaltung, ausgewählte schriften herausgegeben und über-setzt von gui Bonsiepe, Birkhäuser architektur verlag, 2007, s. 421)

19 Maldonado; 2007; s. 368

20 ebd.; s. 369

Page 19: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

19

Amateurs im Grunde nicht von einem Entwerfer oder Gestalter sprechen, da ihm diese fachliche Ausbildung schlichtweg fehlt. Trotz der unterschiedlichen wis-senschaftlichen und umgangssprachlichen Definition muss man klar sagen, dass beide, sowohl Profi als auch Amateur, gleichermaßen Entwerfer, Gestalter oder Designer des Alltags sind, da sie Informationen schaffen und die Umwelt gestal-ten. Eine Differenzierung des handwerklichen Könnens, Wissens und der Ästhetik muss jedoch geschehen, da beide Gruppen auf unterschiedliche Kenntnisse und Voraussetzungen zurückgreifen können und müssen. 21, 22

21 vgl. Maldonado; 2007; s. 368 - 369

22 vgl. Blöchlinger, näf; 2010; s. 17-20

Page 20: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

20

(alltags-) ästHetiKWenn man über Design, Gestaltung und das Entwerfen verschiedenster Dinge spricht, so ist dies unweigerlich mit dem Begriff «Ästhetik» verbunden. Seine Ver-wendung ist fast schon als inflationär zu bezeichnen, da ohne genaue Differen-zierung vieles oder sogar fast alles als «schön» und «ästhetisch» bezeichnet wird. Genau hier liegt allerdings auch schon das Missverständnis, denn was ästhetisch ist, muss nicht zwangsläufig auch «schön» oder sogar «hübsch» sein, und was an-mutig oder schön ist, kann nicht unbedingt wiederum als ästhetisch bezeichnet werden. Bei der Ästhetik geht es im Grunde nämlich um die Wahrnehmung und die Beziehung zwischen den Wahrnehmenden und dem Wahrzunehmenden, bzw. Wahrgenommenen.23

«Aisthesis» kommt aus dem Griechischen und bedeutet «sinnliche Wahrneh-mung» und da der Mensch ein Sinneswesen ist, kann er nicht anders als wahr-nehmend leben. Egal, in welcher Situation und körperlichen Konstitution wir uns befinden, wir sehen, riechen, hören, schmecken, fühlen und spüren ständig etwas, in unterschiedlicher Stärke und Aufmerksamkeit zwar, aber eine subjektive Wahr-nehmung ist ständig präsent. Die eigentliche Alltagsästhetik gehorcht in erster Linie funktionalen Ansprüchen, da wir im täglichen Leben , im Straßenverkehr, beim Einkauf, beim Bummel durch die Stadt einer Vielzahl unterschiedlicher Reize gleichzeitig ausgesetzt sind. Die meisten Reize nehmen wir gar nicht auf, bzw. werden selektiv, oft nebenbei, unkonzentriert oder nur halb wahrgenommen. Nehmen wir jedoch etwas wahr, eine Form oder einen Reiz, das positive oder negative Empfindungen auslöst, so entsteht eine ästhetische Empfindung, die im hektischen Alltagsgeschehen jedoch oft nur von kurzer Dauer ist.24 „Das Schöne will verweilen, der Alltag zwingt uns aber, es gleich wieder zu verlassen. Damit aber ist das erste Grundprinzip der ästhetischen Alltagserfahrung beschrieben. Es lautet: Es ist schon wieder vorbei.“25

23 vgl. Brandes, erlhoff, schemmann; 2009; s. 27

24 vgl. liessmann; 2010; s. 25-29

25 ebd.; 2010; s. 29

04

Page 21: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

21

Michael Erlhoff26 und Tim Marshall27 beschreiben in dem Nachschlagewerk «Wörterbuch Design - Begriffliche Perspektiven des Design» einen postmodernen Wandel der bis in die 70er Jahre geltenden Standardbestimmung der Ästhetik als wissenschaftliche Disziplin und Zweig der Philosophie, sowie der Begriffe «Ästhe-tik» und «ästhetisch» selbst. Demnach erscheine die Ästhetik heute in verschiede-nen Kontexten in jeweils unterschiedlicher Bedeutung und Akzentuierung. Da-durch werde der Begriff Ästhetik in der Kunst heute vor allem umgangssprachlich gebraucht und im Bereich des Design, sowie Werbung, Marketing und Branding als Synonym für «schön», «geschmackvoll» oder «ansprechend» verwendet. In diesem Zusammenhang wird meist nur das Styling eines Gegenstands verstanden, also ob er als schön oder hässlich empfunden wird. Ästhetik bezeichnet jedoch auch einen wesentlichen Aspekt der Wirkung eines Produkts in ihrer materiel-len, ökologischen, politischen, sozialen und symbolischen Bedingtheit auf den Betrachter.28

Deshalb ist es schwierig, vor allem für Laien aber auch für Profis, die Arbeiten nach ästhetischen Kriterien zu beurteilen, da der Mensch dazu neigt, das als be-sonders ansprechend zu bezeichnen, was er subjektiv als schön empfindet. In der Gestaltungsweise der Amateure, die weder auf Gestaltungslehre, noch auf typo-grafische, fotografische oder grafische Grundkenntnisse zurückgreifen können, wird ihr Schaffen deshalb oft fälschlicherweise als « unästhetisch», «schlecht» oder «hässlich» bezeichnet und findet seitens der Profis wenig Beachtung.

26 Michael erlhoff promovierte in literaturwissenschaft und soziologie, war im Beirat der ducumenta 8, ceo des rat für formgebung/german design council, gründungspräsident der raymond loewy foundation, gründungsdekan der Köln international school of design, gastprofessor u.a. in Hongkong, tokio, taipei, schrieb etliche Bücher und gab u.a. den Kurt schwitters almanach heraus. er ist professor an der Kisd, außerdem design-Berater; er lebt in Köln. (Quelle: erlhoff, Michael; Marshall, tim; wörterbuch design, Begriffliche perspektiven des design; Birkhäuser verlag ag; 2008)

27 tim Marshall ist dekan der parsons the new school for design. er studierte Kunst und fotografie, arbeitete einige Jahre in Museen und galerien und als freiberuflicher fotograf, war leiter der school of design an der university of western sydney, Mitbegründer der cadre design group in sydney, initiierte design-projekte in china und südost-asien und entwickelte diverse design-Konzepte. er schreibt für fach-Zeitschriften und akademische publikationen und ist Mitglied des india china institute an der new school new york; er lebt in new york. (Quelle: erlhoff, Michael; Marshall, tim; wörterbuch design, Begriffliche perspektiven des design; Birkhäuser verlag ag; 2008)

28 vgl. erlhoff, Marshall; 2008; s. 22-23

Page 22: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

22

29 andrew Keen ist Journalist und web-unternehmer. sein Buch „the cult of the amateur“, ein „scharfsinnig dargeleg-tes Klagelied“ („new york times“) über den verfall von standards und werten durch schwarmintelligenz und web 2.0, wurde zum internationalen Bestseller. dabei hat Keen selbst mit dem web zu tun gehabt: in den neunzigern gründete er mit audiocafe.com einen der ersten online-Musikläden. der 49-jährige Brite studierte geschichte an der london university und an der university of california in Berkeley. Keen lebt heute mit seiner familie in Birmingham, alabama. (Quelle: soukup, Michael; spiegel online; netzkritiker andrew Keen, „Bei twitter entsteht eine neue elite“; 24.04.2009; http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,620281,00.html; abgerufen am 11.06.2011)

30 Keen; 2007; s. 35

31 vgl. ebd.; s. 35

aMateure: die designer

des alltagsEgal ob manuell von Hand, digital am PC, off- oder online, jung oder alt, Mann oder Frau: Amateure sind aktive, kreative und vor allem auch erfolgreiche Desig-ner. «Was die Profis können, können wir schon lange». Es scheint, als wäre dies das Motto der unzähligen Laien, die sich in den verschiedensten Disziplinen versu-chen und austoben. Mit Erfolg, denn spätestens seit der Verbreitung des Web 2.0, dem privaten PC, passender Software und leicht zugänglicher Bastelanleitungen für alles, was das kreative Herz begehrt, kann jeder alles gestalten, produzieren, veröffentlichen und auf unterschiedlichste Art und Weise profitieren. So gestalten Hobbydesigner neben dem eigenen Zuhause auch Einladungskarten für Geburts-tagsfeiern, entwerfen Flyer für die Vereinsparty, häkeln Taschen für Handys oder schreiben Blog-Beiträge und gestalten ganze Webseiten. Der Autor und Internet-Kritiker Andrew Keen29 spricht in seinem Buch „Die Stunde der Stümper - Wie wir im Internet unsere Kultur zerstören“ vom „Verfall der Qualität und Verlässlichkeit unserer Informationen und eine Verzerrung, wenn nicht gar völlige Zerstörung der staatsbürgerlichen Debatte in unserem Land.“30 Grund hierfür sei der Amateur-kult, durch den der Unterschied zwischen Leser und Schriftsteller, Künstler und Manager, Amateur und Fachmann nicht mehr zu erkennen sei. Er sieht die starke Partizipation der Amateure in der Gestaltung des Alltags in all seinen Facetten also eher als Problem anstatt als Chance zur Innovation und Weiterentwicklung des Designs und Informationsgehalt.31 Keen vergleicht die Entwicklung des Inter-nets mit einem Experiment des Evolutionsbiologen T. H. Huxley, dem Urheber des «infinite monkey theorem». Diesem zufolge könne man davon ausgehen, dass auch Primaten ein Meisterwerk wie beispielsweise ein Drama von Shakespeare oder eine wirtschaftswissenschaftliche Abhandlung von Adam Smith, schaffen könnten, würde man nur eine unendliche Anzahl von Affen an unendlich viele

05

Page 23: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

23

32 vgl. Keen; 2007; s. 9-10

Schreibmaschinen setzen. Genau dies sei heute der Fall, da eine schier unendliche Anzahl von Leuten Zugang zu einem PC oder ähnlichem hätten und mehr oder minderwichtige Informationen produzieren. Dies scheine wie eine Voraussage der kulturellen Verflachung, die die traditionellen Grenzen zwischen Urheber und Vebraucher, Publikum und Künstler oder zwischen Fachmann und Amateur ver-wischen werde.32

Nichtsdestotrotz sehen Wissenschaftler, Ethnologen und Philosophen das kreative Potential von Bastlern, Laien, oder Amateuren sehr viel positiver als Andrew Keen und verweisen auf die unterschiedlichen Motivationen, Herangehensweisen und Methoden der Umsetzung von Projekten zwischen Amateuren und Profis. Soviel ist klar, alle Menschen jeder Kultur gestalten bewusst oder unbewusst die Umge-bung und unseren Alltag mit. Die meisten davon sind Leute, die von den Grundla-gen der Gestaltung, Designgeschichte oder Ästhetik wenig oder gar keine Ahnung haben. Und dennoch sind sie die eigentlichen Urheber unseres Alltags und haben Einfluss auf alle Bereiche des Design - das war vor fünfzig Jahren so und ist es heute in Zeiten des PC, Internet und erschwinglichen Mitteln wohl mehr denn je.

Page 24: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

24

KoMMuniKations- und

grafiKdesignDie Gestaltung unterschiedlicher visueller Inhalte in verschiedenen analogen und digitalen Medien umfasst neben Illustrationen, Infografiken, Piktogrammen, An-zeigen, Plakaten und Flyern auch die Bereiche Typografie und Editorial. Dies alles sind Bereiche, die unseren Alltag prägen und von Profis und Laien gleicherma-ßen geprägt und mitgestalten werden. Überall, ob auf der Straße, beim Lesen der Regionalzeitung oder dem gemütlichen Feierabendbier in der Kneipe nebenan: ständig werden wir über die neusten Events, Stellenangebote, Kontaktanzeigen oder Angebote im örtlichen Friseursalon informiert. Eine besonders große und kreative Vielfalt an Do-It-Yourself-Design findet man beim Betrachten der Spei-se- und Getränkekarten von Restaurants oder Kneipen, vornehmlich in solchen, die nicht von professionellen Innenarchitekten und Designern konzipiert wurden. Ein Sammelsurium von Cliparts, Amateurbildern und Fonts auf braunem, gelbem oder grünem Papier, mit oder ohne Muster, in einer abgegriffenen Schutzfolie sind Zeuge des Hobbygestalters, der mit viel Ehrgeiz und Liebe versucht, seinen Gästen sich und seine Lokalität zu präsentieren und schafft damit eine ganz eigene und persönliche Ästhetik (Abbildung 02-03). Diese Speise- oder Getränkekarten gehö-ren bereits so sehr zum allgemeinen Bild einer von Amateurgestaltern konzipier-ten Kneipe, dass es dem Besucher vermutlich gar nicht mehr auffällt, welch tolle und teilweise amüsante Designkonzepte hier präsentiert werden. Für den Profi ein Grauen, für den Laien nicht weiter interessant und für den, der sich damit beschäf-tigt und etwas näher darauf eingeht ein wahrer Schatz an Ideen und Einblicken in die Arbeitsweise, den Charakter und die Liebe zum Design des Hobbyisten.

Auch in der Gestaltung von Speisekarten, Flyern, Logos oder (Event-)Plakaten der Ellwanger Kneipen- und Restaurantszene gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Designs und Layouts zu entdecken. Was dabei auffällt ist, dass vor allem alteinge-sessene Restaurants wie der «Stiftskeller» oder der «Rote Ochsen» ein ähnliches Designkonzept ihrer Speisekarten verfolgen, auf Bilder oder Grafiken verzichten und eher auf typografische Gestaltung setzen, während Kneipen und ausländische Restaurants wie die griechische «Kanzlei» viele Bilder, Icons, Clip-Arts und Far-ben benutzen (Abbildung 04). Moderne, von Designern konzipierte Lokalitäten, vor allem Bars und Lounges wie das «Mondi» oder «Manhatten» setzen auf ein in sich stimmiges CI und ziehen dies vom Logo über die Inneneinrichtung bis hin zur Getränkekarte, Flyer und gespielten Musik meistens konsequent durch. Jedes der Konzepte funktionier und alle haben eine vollkommen unterschiedliche

05.1

Page 25: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

25

33 vgl. Keen; 2007; s. 9-10

Ästhetik. Die Gestaltung der unterschiedlichsten Medien gilt heute als «cool» und stellt für die meisten kein Problem dar, denn vor allem für die jüngere Generation gehören Grundkenntnisse in Kommunikations- und Grafikdesign zum Alltag - so wie Lesen, schreiben oder rechnen.33 Der PC macht‘s möglich und durch eine Vielzahl unterschiedlichster Tutorials, Templates oder Freeware-Programme ist es auch kein Problem mehr, die Arbeit von Profis selbst zu übernehmen. Komplexe und ausgeklügelte Designs sind dabei eher selten das Ergebnis der Laien, doch erfüllen sie voll und ganz ihren Zweck und verleihen dem Gesamtbild einer Stadt, einem Geschäft, einer Lokalität und dem Alltag erst ein Image und das Gesicht, das wir alle kennen.

Page 26: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

26

abbildung 02 (oben links)Speisekarte im «Tias Kebaphaus», Ellwangen

abbildung 03 (oben rechts)Speisekarte im «Journal», Ellwangen

abbildung 04 (unten)Speisekarte im Bistro / Café «Zur Kanzlei»,

Ellwangen

Page 27: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

27

Page 28: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

28

arcHiteKtur / interior Stellt man sich eine Stadt vor, die von Grund auf das Werk ausgebildeter Architek-ten, Ingenieure, Städteplaner und Designer ist, so landet man schnell bei Megaci-ties aus Glas, Stahl und Beton, die eine wundervolle futuristische, aber auch see-lenlose Vision aus Science-Ffiction-Filmen wie Matrix, iRobot oder Star Wars sein könnten (Abbildung 05-06). Die Realität sieht anders aus, denn glänzende Fas-saden, perfekt aufeinander abgestimmte Gebäude und eine Welt in blau-grau ist zumindest in den meisten Fällen ein Produkt der kreativen Vorstellungskraft von Filmemachern, Architekturbüros oder Science-Fiction-Fans. Ein Patchwork aus unzähligen Geschmäckern und Ideen ist das, was unsere direkte Umgebung, unse-ren Alltag definiert. Da reiht sich eine rote Häuserfassade an eine weiße, Altbau an modernes Glasbüro, Ziegeldach an umweltfreundliche Dachbegrünung oder Ein-familienhaus an gigantischen Wohnkomplex. Sicher, meistens sind auch diese Ge-bäude das Werk von Experten, doch in jedem einzelnen steckt auch die Kreativität eines Amateurs, der seine Fassade nach seinem persönlichen Geschmack gestaltet, der seinen Vorgarten nach seinen Wünschen und Vorlieben bepflanzt, oder der seine Identität mit einer Comic-Schrift auf dem Briefkasten markiert (Abbildung 07). In ländlichen Regionen kann man dies aufgrund weniger strengen Auflagen seitens der Behörden noch besser und häufiger sehen als in der Stadt, wo zudem der kreative Spielraum des Laien in der Gestaltung seiner Wohnung oder seines Hauses nach außen aufgrund von Platzmangel und Eigentumsverhältnissen stark eingegrenzt ist.Die meisten Architekten träumen von futuristischen Gebäuden, klaren Formen, modernen Materialien und neuen Bautechniken, doch ist es das, was die Men-schen überhaupt wollen, die sich doch auch durch ihr individuell gestaltetes Haus nach innen und vor allem außen präsentieren? Hinsichtlich moderner Architektur besteht für Robert Venturi34 das größte Problem darin, dass der direkte Bezug von

05.2

34 robert venturi ist amerikanischer architekt, designer und theoretiker. er wurde 1925 in philadelphia geboren, stu-dierte 1943-50 architektur an der princeton university, sowie von 1954-56 an der american academy in rom. 1957-65 lehrte venturi architektur an der university of pennsylvania. aus einer vortragsreihe, die er am Museum of Modern art in new york hält, entsteht 1966 das einflussreiche Buch „complexity and contradiction in Modern architecture“. 1972 verfasst er gemeinsam mit denise scott Brown und steven izenour das nicht minder wichtige werk „learning from las vegas“. robert venturi tritt für die postmoderne architektur ein. er spricht sich für eine symbolische und differenziertere formensprache aus, in der sich der moderne Mensch leichter wiederfinden können soll. 1958 gründet er mit John rauch in philadelphia ein architekturbüro. als sich John rauch zurückzieht, entsteht 1989 mit denise scott Brown das heutige Büro venturi scott Brown & associates. Zu seinen wichtigsten architektonischen werken gehören der sainsbury-flügel der national gallery in london (1991), das Museum of contemporary art in sandiego (1996), die philadelphia orchestra Hall (1987-96) und der neue campus center der princeton university (2000). (Quelle: vgl. art-directory, robert venturi, http://www.art-directory.de/design/robert-venturi-1925/, abgerufen am 10.06.2011)

Page 29: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

29

35 von Moos, weinberg-staber; 1979; s. 8

36 ebd.; s. 8

Mensch zur Architektur zu fehlen scheint. Durch den Verlust der Ikonologie ver-lieren Bauwerke ihre Bedeutung, zitiert Margit Weinberg-Staber Venturi. „Diese Bedeutung muss seiner Meinung nach dort anknüpfen, wo jedermann angesprochen wird, also im Alltag der Bilder und Zeichen, Mythen und Symbole. Man kann es auch anders ausdrücken: Eine Tankstelle soll wie eine Tankstelle, eine Kirche wie eine Kirche, ein Fußballstadion wie ein Fußballstadion, eine Straße wie eine Straße, Gewöhnliches wie Gewöhnliches und Edles wie Edles aussehen.“35 Was Robert Ven-turi damit ausdrücken möchte ist, dass ein Gebäude, sei es ein Wohnhaus, ein Re-staurant oder ein Einkaufszentrum, ohne das Dekorieren, das bewusste Eingreifen der Menschen, die es nutzen und darin leben, nur eine leere, seelenlose Hülle ist, die im Grunde alles sein kann. „Dekoration ist seiner Ansicht nach das Brot der Seele und erweckt den «shelter» zum Leben.“36, so Weinberg-Staber.

Der Mensch strebt danach, ein Umfeld zu schaffen, das ihm selbst, aber auch an-deren gefällt. Und dies beginnt natürlich bei der Gestaltung und Dekoration von Wohnungen und Häuser. Viele sehnen sich nach immer moderneren und gewag-teren Gebäudekomplexen mit einer unglaublichen Formensprache. Futurismus ist zur Realität geworden und neue Materialien und Bautechniken machen hochmo-dernes Bauen möglich. Doch der Großteil der Menschen sieht sich selbst weniger in einer kühlen und technisch anmutenden Umgebung aus einem Architekturma-gazin, als vielmehr in einem gemütlichen Zuhause, das nach den eigenen Wün-schen, mit den persönlichen Ideen und Vorlieben gestaltet und dekoriert ist. «Zeig mir dein Haus, deine Wohnung oder deinen Garten und ich sag dir wer du bist». So könnte man es prägnant ausdrücken, denn die Gestaltung der persönlichen Umgebung lässt auf den Geschmack, die Kultur, Herkunft und die Persönlichkeit des Menschen schließen. Da werden Gartenzwerge aneinandergereiht, Flaggen ge-hisst, Tische mit Deckchen und Blumenschmuck dekoriert, Wände in allen Farben gestrichen, Tapeten geklebt, Symbole verbreitet und Fotos aufgehängt (Abbildung 08-10). Nichts von dem geschieht willkürlich oder unterbewusst, aber das Meiste ist das Werk von Amateuren, die Innenarchitektur, Dekoration oder Landschafts-bau nie gelernt haben, es aber dennoch machen. Vor allem in urigen und rustika-len Kneipen sieht man immer wieder eine wahre Sammlung an Pokalen, Fotos und

Page 30: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

30

abbildung 05 / 06 (oben)Urbane Zukunftsvisionen im Stil von Filmen wie

Star Wars, iRobot oder The Matrix.

abbildung 07 (mitte links)Individuelle Gestaltung & Dekoration eines

Hauses zu Ostern.

abbildung 08 (mitte rechts)Echt deutsch: Ein Gartenzwerg im Vorgarten.

abbildung 09 (unten links)Gebastelte und bemalte Häuschen als

Wanddekoration in einem Badezimmer.

abbildung 10 (unten rechts)Dekoration im Ellwanger «Irish Pub

The Leprechaun».

Page 31: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

31

Page 32: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

32

Erinnerungsstücken des Besitzers oder vom Fußballverein, der diese Lokalität zu seiner Stammkneipe auserkoren hat und regelmäßig am Stammtisch zu Gast ist (Abbildung 11). Dies schafft ein sehr gemütliches und persönliches Ambiente, das ein Profi mit Farben, Bildern und Möbelstücken nur schwer auf dieselbe Art und Weise erreichen kann. Ob es am Ende schön aussieht oder eher kitschig wirkt, ist subjektiv. Aber ist Kitsch wie Gartenzwerge in quietsch-bunten Farben und Formen oder sogenannte Retrotapeten heutzutage nicht angesagter als je zuvor? Der Profi lernt vom Laie und der Laie vom Profi. Beide schaffen Trends, doch der Amateur gestaltet nachhaltig durch viele Kleinigkeiten das Gesamtbild einer Stadt und des Alltags.37 Egal ob die Gestaltung des Internetauftritts, eines Flyers oder eben Architektur, der allgemeine Rahmen, die grobe Form, die grundlegende Struktur wurde schon immer vom Profi festgelegt, während der Amateur die Rolle des Dekorateurs einnimmt, der die Hülle letztendlich ausgestaltet, sie umformt oder nach seinem Geschmack individualisiert.38

Dennoch, im Vergleich zu professionellen Arbeiten, vor allem auch im Bereich der Architektur und Interior Design, gelangen Kunst und Werke von Amateuren selten zu Ruhm oder werden überhaupt beachtet. Der amerikanische Ethnolo-ge Stephen Huyler stieß bei seinen Forschungen in Indien auf beeindruckende Wandmalereien. Was bei den indischen Frauen, die dieses farbenprächtige Archi-tektur-Design, mit dem sie ihre Gottheiten ehren und zu ihnen beten, im ganzen Land an Wänden, Terrassen und Vorplätzen schaffen, völlig normal und alltäglich ist, erscheint Huyler schier unglaublich, vor allem der Umstand, dass die Volks-kunst als „kaum erwähnenswert“ gehalten werde, vor allem nicht solche, die von Frauen stammt. Auch bei uns in der westlichen Welt gilt Volkskunst in vielen Fäl-len als wenig beachtenswert, denn die Arbeit eines ausgebildeten Handwerkers, Künstlers oder Ingenieurs gilt eben noch immer mehr als die Bastelarbeit eines Laien, sei sie noch so gut.39

37 vgl. alexander, sturdevant, Jackson; 2011; s. 18

38 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 46

39 vgl. spiegel online: dank an die göttin; 1994

Page 33: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

33

40 schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 15

41 vgl. lialina; Himmlische desktops und aufpoliertes plastik; 2007

42 florian alexander schmidt ist freischaffender Kommunikationsdesigner und autor, er lebt und arbeitet in london. von 2002 bis 2008 studierte schmidt Kommunikationsdesign an der Kunsthochschule Berlin weißensee. während anfänglich das Medium der Zeichnung im Mittelpunkt seiner arbeit stand setzt sich schmidt seit 2005 verstärkt mit der theorie und geschichte des designs auseinander. themenschwerpunkte heute sind die integration von partizipativen strategien in den design prozess sowie das design von computerspielen und virtuellen welten. 2006 veröffentlichte schmidt zu die-sem thema das Buch parallel realitäten im schweizer niggli verlag (ausgezeichnet mit dem Braun-feldweg förderpreis für designkritische texte). schmidt schreibt für verschiedene fachzeitschriften, hält vorträge und ist lehrbeauftragter der Kun sthochschule Berlin weißensee. (Quelle: schmidt, florian alexander; communication designer; about & cv; http://www.florianalexanderschmidt.de/about/; abgerufen am 11.06.2011)

das weBEin Computer und Internetanschluss sind in den meisten Haushalten so funda-mental wie die Einbauküche oder die Toilette. Nichts geht mehr ohne den digi-talen Draht nach draußen. Die Leute kommunizieren mit Menschen über den gesamten Globus, haben mehr Freunde im Netz als sie persönlich überhaupt ken-nen, präsentieren Bilder des letzten Mallorca-Urlaubs auf Flickr und laden ein Video nach dem anderen auf YouTube oder myvideo. Das Web 2.0 ist Sinnbild und Produkt einer Gesellschaft, in der jeder danach strebt, sich selber zu präsentieren und an allem teilhaben zu wollen. Seit rund acht bis zehn Jahren müssen sich User nicht länger mit der Rolle des passiven Konsumenten zufrieden geben, sondern können selbst Inhalte gestalten und produzieren. Das Ergebnis dieser Möglichkeit, immer und überall Content zu generieren und zu nutzen sind Mitmach-Plattfor-men wie Wikipedia, YouTube, Flickr, MySpace, Facebook oder sogar Google. Den Ideen sind hier scheinbar keine Grenzen mehr gesetzt, denn wirklich jeder kann mit wenigen Klicks eine individuelle Webseite für sich, sein Unternehmen oder irgendetwas anderes gestalten. Ein Paradies für Amateure und Profis gleicherma-ßen. Für die Gestaltung sind weder Programmier- noch Designkenntnisse erfor-derlich. Für alles und jeden gibt es Tutorials, Generatoren und Templates, die nur darauf warten mit Inhalten gefüllt zu werden. Sicher, auch im längst vergessenen Zeitalter des Web 1.0 mit statischen Strukturen konnten Amateure ihrer Lust am Gestalten und Programmieren freien Lauf lassen, jedoch war es nie so einfach wie heute oder morgen.40 Für wirklich jeden ist etwas dabei, gibt es einen pas-senden Service, eine spezielle Community oder soziale Netzwerke, Mash-ups für Künstler, Templates für mehr oder weniger umfangreiche Gestaltungsmöglichkei-ten, GIF-Generatoren oder Second Life für Fans von virtuellen Welten.41 Florian Alexander Schmidt42 beschreibt, das Internet sei auf eine starke Partizipation der

05.3

Page 34: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

34

abbildung 11Pokale verschiedener Sportvereine, Bilder und

Erinnerungen zieren die Bauernstube des «Brau-ereigasthofs Roter Ochsen in Ellwangen».

Page 35: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

35

Page 36: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

36

User ausgelegt und diene deshalb sowohl für Amateure, als auch für Designprofis gleichermaßen als Marktplatz für Informationen, Waren und Meinungen, sowie als Werkstatt oder Bühne. Während früher vor allem Klamotten zur Identitäts-bildung und als Unterscheidungsmerkmal genutzt worden seien, ist es heute die Webpräsenz, ein Account in einer sozialen Community oder der persönliche Ava-tar in Second Life.43

Da sich die Menschen heute nach getaner Arbeit lieber an den PC setzen und Filme ihrer Haustiere bearbeiten und hochladen, Blogbeiträge über ihr Lieblings-restaurant oder den Auftritt ihrer Favoritin bei DSDS schreiben oder T-Shirts ge-stalten, ist es kein Wunder, weshalb das Time Magazine im Jahr 2006 den User selbst als „Person of the Year“ auszeichnete. „And for seizing the reins of the global media, for founding and framing the new digital democracy, for working for nothing and beating the pros at their own game, TIME‘s Person of the Year for 2006 is you.“44 Der Autor Lev Grossman beschreibt im selben Artikel jedoch auch die Gefah-ren des Web 2.0, denn es sei längst nicht so harmonisch und romantisch, wie es scheint. Das Web 2.0 nutze sowohl die Dummheit als auch die Weisheit der Masse für seine Bedürfnisse. Aber all die Obszönitäten, Kommentare und Fehler machen es erst interessant. Und warum solle man sich nicht auf dieses Experiment mit all seinen Risiken und Chancen einlassen, denn es biete die Möglichkeit, sich selbst zu entfalten und mit einem Blick auf den Bildschirm eine Person zu entdecken, die zurückblickt.45

Trotz der viel zitierten Euphorie, welche Chancen und Möglichkeiten das Web 2.0 biete, sei das Mitmachnetz im Verlauf der vergangenen Jahre in eine Phase der Konsolidierung eingetreten, so das Ergebnis der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010. Wie Katrin Busemann und Christoph Gscheidle zeigen, beschränkt sich der Mit-machgedanke in erster Linie auf eine Gruppe Onlinern, die regelmäßig Beiträge auf Videoplattformen, Blogs oder in Communitys beisteuern. Die Nutzung einiger Angebote im Web 2.0 sei seit der letzten Erhebung zwar deutlich gestiegen, vor allem was Videoportale, Wikipedia und private Netzwerke wie Facebook angehe.

43 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 47

44 Grossman; Time‘s Pesron of the Year: You; 2006

45 vgl. ebd.

Page 37: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

37

Angebote, die eine relativ kleine Zielgruppe bedienen (Fotocummunities, Lesezei-chensammlungen, berufliche Netzwerke oder Twitter seien jedoch die Verlierer, wodurch die Kluft zwischen massenattraktiven Web-2.0-Formen und kleineren unbekannten Nischenangeboten, immer größer werde. Die Studie zeigt auch, dass der Mitmachgedanke im Netz weniger attraktiv zu sein scheint als das Unterhal-tungs- und Informationsbedürfnis, denn es seien beispielsweise nur etwa 8 Pro-zent der YouTube-Nutzer, die auch selbst schon einmal ein Video eingestellt haben und nur ein Bruchteil davon mache dies regelmäßig. Die Idee des Mitmachens wird also nur durch eine vergleichsweise geringe Zahl von Nutzern weitergetra-gen, wodurch man zu dem Schlus kommt, dass heute das Modell des Web 2.0, abgesehen von privaten Communities, «one, bzw. few-to-many» anstatt «many-to-many» lauten müsse.46

Das Zeitalter des Internets begann zwar schon in den 80er Jahren, doch einen ersten Boom erreichte es Mitte bis Ende der 90er, als sich neben zukunftsorien-tierten Firmen und Institutionen auch Privatleute ins Netz trauten und ihr Bestes versuchten, eine eigene statische Webseite mit kleinen Gif-Animationen und blin-kenden Texten zu füllen. „Das Web war damals reichhaltig, persönlich, langsam und „under construction“; voller überraschender Inhalte und persönlicher Links; Seiten gebaut am Rande der Zukunft, voller Hoffnung auf eine schnellere Netzanbin-dung und leistungsfähigere Computer.“47 In dieser Zeit begann das Internet zu flo-rieren und seinen Siegeszug anzutreten, denn immer mehr Amateure verspürten den Drang, sich einen eigenen Webauftritt zu sichern. Die Seiten waren überfüllt mit animierten Bildern, skurrilen Tönen, Farben und Formen, Zeichen, Symbolen und jeder Schriftart, die der PC herzugeben vermochte (Abbildung 12-14).

Aus heutiger Sicht scheinen diese Dinge längst überholt, doch tauchen sie auch heute noch immer wieder auf - sei es als Parodie an die «gute alte Zeit», als Re-tro-Objekt mit „starker ästhetischer Ausprägung“48 auf einer klaren, emotionslo-sen Designer-Webseite oder in „künstlerischen Arbeiten über digitaler Folklore“.49

46 vgl. Busemann, gscheidle; 2010; s. 359-368

47 lialina; erste siedler und Barbaren; 2005

48 ebd.

49 lialina; das verschwinden der Homepages; 2007

Page 38: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

38

abbildung 12 (oben)Randy Constan, alias Peter Pan hält am

Konzept einer 90er-Jahre-Webseite fest und präsentiert sichzwischen Texten, Clip-Arts

und blinkenden Sternchen.

abbildung 13 (unten links)Blinkender Text, verzerrte Bilder, GIF-

Animationen und die Aufforderung „Please come back every day“ sind das Highlight die-

ser kreativ gestalteten Seite im Barbie-Look.

abbildung 14 (unten rechts)Webking: Die Internetseite eines Web-

designers, der seine kreativen Dienste für be-reits 99 US-Dollar anbietet. Neben GIF-Ani-

mationen, Mauerhintergrund und buntem Text wird der Besucher des „Internetkönigs“

mit einer Trompetenfanfare begrüßt.

Page 39: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

39

Page 40: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

40

Trotz oder gerade aufgrund des damaligen Hypes um private Homepages, gestaltet und animiert von jedermann, seien diese, so Olia Lialina50 bereits seit Mitte der 90er Jahre von professionellen Webdesignern und -entwicklern verhasst, da sie „uncool und nutzlos“ waren und sind. Seit einigen Jahren sei die eigene Homepage ohnehin vollkommen überflüssig geworden, da Blogs, Profile und Accounts auf MySpace, Facebook, Twitter und Co. mehr als genug Möglichkeiten bieten, sich selbst im Web zu präsentieren. Eine individuelle Gestaltung ist auch hier möglich, vor allem auf MySpace wird der User dazu aufgerufen, sein Profil möglichst krea-tiv und frei zu gestalten. Hier findet man noch die glitzernden HTML-Texte, an-einandergereihte Hintergrundbilder, Regenbogenverläufe und Animationen, die sonst nur als Dekorationsobjekte und Überbleibsel der damaligen Zeit im Netz zu finden sind. Der Unterschied zu Profi-Seiten werde hier noch deutlich, so Lialina. Während diese nämlich versuchen andere Medien (Bücher, Smartphones, etc.) in Layout und Design nachzuahmen, sind die Amateure auf MySpace an denselben HTML-Code und dessen Ästhetik gebunden wie vor 10 Jahren und dadurch in ih-ren Möglichkeiten zwar eingeschränkt aber auf keinen Fall kreativ benachteiligt.51

Andere Webdienste wie iGoogle, wo seitens des Dienstanbieters unterschiedliche Individualisierungsmöglichkeiten wie das Ändern eines Hintergrundbildes zur Verfügung gestellt werden, sieht die Netzkünstlerin Lialina eher kritisch als äs-thetisch, denn der User, dem durch diese Form der Anpassung ein Gefühl von Zuhause suggeriert werden soll, veräppelt ihn vielmehr und schafft eine Distanz zwischen dem großen und allmächtigen Profi Google und dem kleinen Amateur. „Alberne Grafiken, sinnloser Schnickschnack, individualisierte Seiten mit virtuellen Welpen und dem Kätzchen des Tages, gepaart mit CNN-Nachrichten und Weisheiten von Oprah - all das trägt ganz unauffällig dazu bei, dem Nutzer zu zeigen, wo er steht.“52

50 die netzkünstlerin olia lialina ist seit 1999 Hauptamtliche professorin und leiterin des studiengangs interface design an der Merz akademie in stuttgart. 1971 wurde sie in Moskau geboren, studierte Journalismus an der staatlichen lomonosov Moskau universität und lehrte an verschiedenen universitäten und Kunst akademien. in den 90er Jah-ren war lialina organisatorin und direktorin des cine fantom film club. und gilt als eine der Mitbegründerinnen des genres net.art (Quellen: vgl. lialina, olia; Bio; http://art.teleportacia.org/olia.html, abgerufen am 05.06.2011; vgl. Merz-akademie; lehre und produktion - prof. olia lialina; http://www.merz-akademie.de/cms/index.php?id=68, abgerufen am 05.06.2011)

51 vgl. lialina; Himmlische desktops und aufpoliertes plastik; 2007

52 lialina; das verschwinden der Homepages; 2007

Page 41: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

41

In ihrem Artikel „Himmlische Desktops und aufpoliertes Plastik“ geht sie auch auf weitere Gestaltungsmöglichkeiten ein, die den Amateuren heute zur Verfü-gung stehen und voll im Trend liegen, während diese von Profis wohl eher als Kitsch bezeichnet werden: Transparente Hintergründe, bonbonfarbene Kunst-stoff-Schaltflächen, animierte Mauszeiger oder Glitzer Grafiken. Kitsch oder Kunst - das ist die Frage, die wohl nur subjektiv beantwortet werden kann. Doch der Literaturkritiker und Kulturpublizist Konrad Paul Liessmann53 vergleicht in seinem Buch „Das Universum der Dinge - Die Ästhetik des Alltäglichen“ Kitsch weniger mit Kunst als eine Art Metapher für schöne Erinnerungen. „Im Kitsch holen wir uns das zurück, was die Moderne uns verwehrt hat: den Reiz, das Gefühl, das Bunte und das kleine Glück, vor allem aber die Empfindungswelten der Kindheit. Kitsch ist Ausdruck der Sehnsucht nach den verlorenen Paradiesen der Erinnerung, und sich zum Kitsch der Weihnachtsmärkte zu bekennen, gereicht niemandem mehr zum Vorwurf, wenn dies mit dem augenzwinkernden Verweis auf das Damals einer versunkenen Kindheit geschieht.“54 Weiter beschreibt er den Wandel von Kitsch zu angesagtem Design, das auch im Web, Print und allen anderen Medien und Ge-staltungsformen nicht nur im Amateurdesign weiterhin Aktualität genießt. Was für viele heute als schön und ästhetisch gilt, kann man als eine Art Revolution gegen die Unantastbarkeit der Kunst sehen. „Die Emanzipation des Kitsches ist die späte Auflehnung des Geschmacks gegen avantgardistische Zumutung, dass es in Kunstdingen nicht um sinnliche Sensationen, sondern um Askese und Wahrheit, Bildverbot und Verweigerung gehen müsse. Die Abkehr der Kunst von diesem Para-digma der Entsagung macht den Weg frei für die Wiederkehr eines Geschmacks, der sich schamlos an allem delektiert, was die Welt ihm bietet. Was ehemals abgrund-tief schlechter Geschmack war, erweist sich oft auf der Höhe der Zeit. Borniert wird heute, wer Kitsch, Unterhaltung und Kommerz abwehrt und daran festhält, dass Kandinsky und Schönberg Erfahrungen vermitteln, an die nichts in der Welt heran-reicht.“55 Kitsch ist also auf der Höhe der Zeit und angesagter denn je, allein schon

53 Konrad paul liessmann, geboren 1953 in villach, ist professor am institut für philosophie der universität wien. er erhielt 2004 den ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für toleranz im denken und Handeln und 2010 den do-nauland-sachbuchpreis. (Quelle: liessmann, Konrad paul; das universum der dinge, Zur ästhetik des alltäglichen,;paul Zsolnay verlag; 2010; Klappentext im schutzumschlag)

54 liessmann; 2010; s. 60

55 ebd.; s. 61

Page 42: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

42

aufgrund von Retro-Boom und der Freiheit als Designer alles tun zu dürfen, was gefällt, beeindruckt oder schockt.56, 57

Wodurch unterscheiden sich also die Auftritte im Internet von Amateuren und Designern? In erster Linie durch die Möglichkeiten, die beide Gruppen besitzen und die daraus resultierende Ästhetik. Während professionelle Webentwickler und -designer nicht nur über das nötige Know-how, sondern auch über technische und vor allem finanzielle Mittel verfügen, müssen Laien oft mit dem auskommen, was kostenlos im Internet angeboten wird oder über verschiedene Plattformen zur Verfügung steht. Sie kombinieren und verwerten58, dennoch muss eine Ama-teurseite nicht zwangsläufig weniger anspruchsvoll oder ästhetisch sein als die eines Fachmanns oder einer Fachfrau. Es handelt sich eben nur um eine andere Form der Ästhetik und Kunst, die subjektiv jeweils anders wahrgenommen wird. Glitzer-Grafiken, transparente Ebenen, Farbverläufe, Buttons in Bonbon-Kolo-rierung, Sternenhintergründe und ein Wirrwarr aus Schriftarten und GIFs sind oft das Markenzeichen der aussterbenden privaten Homepages. Doch genau das ist es, was eine Amateurseite so interessant und ästhetisch macht. Ein Mangel an Strukturierung, zusammengewürfelte Inhalte und Sammlungen von Links zu an-deren tollen Seiten sind das Besondere im heutigen Web, denn so werde deutlich, dass eine reale Person für die Webseite verantwortlich ist und nicht eine Marke-tingabteilung oder ein Content Management System, so Lialina.59 „So erhalten die Informationen Authentizität, denn aus zehn Jahren Web lässt sich die Lehre ziehen, dass die Hingabe eines einzigen Amateurs mehr wert sein kann als die Arbeit eines Dutzends bezahlter Spezialisten. Beispielsweise sind Seiten von Fans eines Stars oft aktueller und ausführlicher als die offiziellen Agenturseiten.“60

In vielen Fällen erwartet man als Besucher einer Webseite auch noch nicht ein-mal eine professionelle Gestaltung, beispielsweise bei Homepages für kleine Knei-pen, Wirtshäuser oder Restaurants wie die ellwanger Pizzeria „Berliner Ecke“

56 vgl. liessmann; 2010; s. 60-62

57 vgl. lialina; Himmlische desktops und aufpoliertes plastik; 2007

58 vgl. de certeau; 1988; s. 17

59 vgl. lialina; welcome to my page; 2005

60 ebd.

Page 43: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

43

(www.berliner-ecke.de), dem Irish Pub „The Leprechaun“ (www.pubfamily.de) oder dem „Bistro Altstadt“ (www.bistro-altstadt.de), da diese Lokalitäten beim Besuch selbst schon vermuten lassen, dass Dekoration, Inneneinrichtung oder Speisenkartengestaltung das Werk von Amateuren ist (Abbildung 15-16). Da wür-de eine «Hochglanz-Seite» wie die der Designer-Lounge „Mondi“ (www.mondi-ellwangen.de) eher irritieren, da sie nicht zum urigen und «selbstgemachten» Konzept des Restaurants oder der Kneipe passen würde. Ein Stück Ehrlichkeit würde verloren gehen und genau dies ist der Punkt, was die von Laien gestalteten Seiten gemeinsam haben: Sie sind ehrlich und versuchen nicht ein besonders tol-les und angesagtes Image mit einer von Profis gestalteten Webseite zu verkaufen, das nicht zur Lokalität selbst passt. Zu einer von Designern durchkonzipierten Bar wie der „Schlossschenke“ (www.schlossschenke-ellwangen.de) oder dem bereits genannten „Mondi“ würde im Gegenzug eine Amateurseite nicht passen, da dies das CI verletzen und nicht mit der Ästhetik der gesamten Gestaltung korrespon-dieren würde (Abbildung 17-18). Zu einer Amateur-Kneipe passt also wiederum eine Amateur-Seite mit GIFs, schönen Animationen und verschiedene Schriftar-ten, während zur Designerbar wiederum die Designer-Webseite mit dem selben CI wie im Laden selbst passt. Da sich heute sehr viele Leute lieber in Social Com-munities tummeln als nach Webseiten ihrer Lieblingsbar zu suchen, verzichten viele Kneipen- und Restaurantbesitzer wie die neue Szene-Bar „Manhattan“ be-wusst auf die Pflege einer eigenen Webseite und kommunizieren lieber über ihr Facebook-Profil mit den Stammkunden und präsentieren so die aktuellen Termi-ne, neue Infos und Bilder der letzten Parties.

Programmierkenntnisse, welche in Zeiten des «Web 1.0» zwangsläufig grund-legend notwendig waren, wurden mit der Einführung des «Mitmachnetzes» im Grunde überflüssig, da Plattformen wie MySpace genug kreative Freiheiten lassen, um sich als Amateur voll und ganz zu entfalten. Grundkenntnisse sind mehr als ausreichend. Der Amateur kann das Web in all seiner Pracht für seine Zwecke nutzen und mitgestalten. Oftmals ist es eine Art Symbiose aus Profi und Laie, wo-durch wiederum ein Patchwork unterschiedlicher Inhalte und Ästhetik entsteht. Die Fachleute entwerfen und konzipieren den Rahmen und der User füllt diesen mit seinen Amateurvideos, -Fotos, -Songs oder anderen Inhalten. Das Web 2.0 lebt von ambitionierten Amateuren, die auf Seiten wie spreadshirt.de, YouTube oder Flickr ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Wer daran verdient sind oft professionelle Designer und große Firmen, Verlage und Softwareunter-nehmen. Aber auch die Amateure selbst profitieren von diesem Zusammenspiel

Page 44: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

44

abbildung 15 (oben)Internetseite des «Bistro Altstadt» mit einem

klassischen Willkommensgruß und einer Bildergalerie vergangener Events.

abbildung 16 (unten)Homepage des «Irish Pub The Leprechaun».

Page 45: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

45

Page 46: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

46

abbildung 17 (oben)Homepage der Ellwanger «Schlossschenke»

in den CI-Farben Gelb und Schwarz.

abbildung 18 (unten)Internetseite der Cocktailbar «Mondi» in den

CI-Farben Rot, Schwarz und Weiß.

Page 47: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

47

Page 48: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

48

aus Anbieter und Nutzer, da auch sie für ihre vermeintliche Amateurleistung ent-lohnt werden, sei es in Form einer finanziellen Beteiligung, dem Mitmachen an Gewinnspielen oder durch Lob und Anregungen unter ihren Bildern, Videos und Blogbeiträgen. Auf Plattformen wie DaWanda (www.dawanda.com), die wie ein Marktplatz funktionieren, können Amateure sogar ihr selbst Gebasteltes in gerin-ger Auflage zum Verkauf anbieten.61

Profis nutzen also ganz bewusst den Enthusiasmus ambitionierter Amateure um eigene Ziele zu verfolgen, sei es um kreatives Potential auszuschöpfen, sich inspi-rieren zu lassen oder ein Produkt durch eine interessante Interaktionsmöglichkeit attraktiv und bekannt zu machen.62 Aber auch Amateure selbst schaffen durch ihre Kreativität sehr ästhetische, anspruchsvolle und vor allem beeindruckende Web-seiten, sei es lediglich als Profil auf einer sozialen Plattform oder ganz individuell als private oder auch kommerzielle Homepage. Durch den viel zitierten schlech-ten Geschmack und angeblich kreativem Unvermögen schaffen sie eine eigene virtuelle Welt, wo Webseiten noch wie Webseiten aussehen und keine anderen Medien imitiert werden. Für viele waren Sternchenhintergründe, GIF-Animati-onen, bunte Buttons oder der alt bekannte Willkommensgruß «Welcome to my Page» Schnickschnack von gestern, doch nachdem selbst Künstler und Designer bewusst auf den Retro-Look setzen und diese Elemente mit aktueller Klarheit und Ordnung kombinieren, erfährt die Amateurkunst eine ganz neue Ästhetik und Aufmerksamkeit.

61 vgl. ortega, deniz; in grüner, schmidt; teil 3; 2009; s. 34

62 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 25

Page 49: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

49

63 seith; spiegel online: werbespots zum selberdrehen; 2007

64 ebd.

65 vgl. ebd.

der Kunde als werBerEs ist zum Trend geworden, dass Werbeagenturen kreative Arbeit an potentielle Kunden und Amateur-Art Director weitergeben. Sie nutzen bewusst das kreative Potential und die Leidenschaft der Laien für ihre Werbekampagnen. Klassische Berieselung mit Werbeslogans, hübschen Bildern und Sprüchen war gestern, heute übernehmen Amateure die kreative Leistung der Designer. Vor allem in den USA ist diese Entwicklung spür- und vor allem sehbar. Firmen Wie Dove, Heinz und die Chips-Marke Doritos rufen Wettbewerbe ins Leben, bei denen Laien-Filmer nicht nur für die Kreative Idee sorgen, sondern gleich für den ganzen Spot ver-antwortlich sind. Als Anreiz dient oft eine Prämie oder sogar eine Ausstrahlung im Fernsehen. Einige davon schaffen es sogar auf die ganz große Fernsehbühne und werden während der Oscar-Verleihung oder dem Super-Bowl-Endspiel vor einem Milliarden Publikum ausgestrahlt. Dies scheint nicht schlecht für das Werk eines Laien. Kritiker behaupten jedoch, die Unternehmen wollen lediglich Geld sparen, doch der eigentliche Grund für diesen Trend liegt viel eher im Marketing. Zum einen beschäftigen sich die Kunden durch die „Do-it-Yourself-Reklame“63 eher mit dem Produkt, verbreiten die Filme per Mail und in sozialen Netzwer-ken, laden sie auf YouTube und schaffen einen gigantischen viralen Effekt, den professionelle Werbebotschaften nur in Ausnahmefällen noch erreichen können. „In Zeiten der Videoportale können sich die Kunden sowieso mit Amateur-Filmen viel besser identifizieren als mit Hochglanz-Produktionen, so ein weiteres Kalkül.“64 Diese Identifikation ist wohl auch der Grund, weshalb auch Profis immer wieder versuchen, die Arbeit von Amateuren zu imitieren und dem Zuschauer mehr oder weniger erfolgreich versuchen vorzugaukeln, die Clips seien das Werk von Laien. Ein Beispiel hierfür ist die Kampagne von Fielmann, bei der angebliche Passanten spontan mit wackliger Kamera und schlechter Ausleuchtung zu ihrer Zufrieden-heit mit Service und Produkten der Optiker-Kette befragt werden. Ob diese Art der Werbung, wie sie auch von anderen Firmen wie Knoppers oder Nimm 2 ver-folgt wird, erfolgreicher ist als die professionelle Standardberieselung mit Slogans, Musik und schönen Bildern ist die eine Frage, jedoch ist die Idee so plump, dass sie im Vergleich zu vielen Amateur-Ideen wenig ästhetisch und ansprechend er-scheint. Der Zuschauer sieht sofort, dass die scheinbar aufgeregten Passanten und ihre stotternde Sprechweise reine Inszenierung sind, und nur wenig Kreativität dahintersteckt.65

05.3.1

Page 50: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

50

Wie eine erfolgreiche Kooperation zwischen Unternehmen und Amateur ausse-hen kann zeigte Apple 2007, als der Elektronikkonzern einen Vertrag mit einem ambitionierten Hobby-Werber schloss, der einen YouTube-Clip (http://youtu.be/KKQUZPqDZb0) für Apples MP3-Player iPod auf seinem Notebook fertigte und online stellte. Apple sicherte sich die Rechte an der Idee und drehte den Clip nach, um mit diesem selbst für das Erfolgsprodukt zu werben.66 Doch nicht nur Filme und Clips auf YouTube sind ein wichtiges Werbeinstrument, sondern auch ganz künstlerische Projekte, bei denen Amateure und Profis gleichermaßen teilhaben können. So macht gerade der bekannte Schreibwarenhersteller „edding“ auf sein bekanntestes Produkt mit dem sozialen Zeichenprojekt „Eddings Wall of Fame“ (http://wall-of-fame.com) auf sich aufmerksam. Dabei werden User dazu aufge-rufen, sich und ihre Kunst auf einem riesigen virtuellen Blatt Papier online zu verewigen und zusammen mit tausenden anderen Amateuren, Illustratoren und Künstlern ein gigantisches Kunstwerk in Schwarz-Weiss zu schaffen (Abbildung 19-22). Durch die Möglichkeit, mit einem virtuellen Filzstift gleichzeitig am sel-ben Bild mit anderen Usern zu zeichnen, wird man in eine „gruppendynamische Simultan-Zeichen-Erfahrung hineingezogen, die örtliche Grenzen aufhebt. Man hat das Gefühl gemeinsam an einem großen Werk zu arbeiten, das seine Formatgrenzen stetig weit überschreitet und neu definiert“67, so der Kreativdirektor Jens Schmidt68 in einem Artikel der PAGE zu aktuellen kreativen Werbeideen. Hinter all diesen Mitmach-Kampagnen steckt natürlich auch immer der Zweck des erfolgreichen Marketings, um das Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen bekannt zu machen und Umsätze zu steigern. Aber es wird dennoch deutlich, dass im-mer mehr Unternehmen und Agenturen das kreative und geistige Potential von Amateuren bewusst für ihre Zwecke nutzen. Und auch hier ist es oft genauso wie im Web 2.0: der Profi schafft den Rahmen, der Laie füllt ihn mit seinen kreativen Ideen.

Welche Gefahren diese Mitmach-Kampagnen bergen, ist für die Unternehmen nicht immer abschätzbar und können ein großes Risiko für den Erfolg einer

66 vgl. lischka; spiegel online: apple wirbt mit youtube-clip eines 18-Jährigen; 2007

67 vgl. schmidt in page nr. 7/2011; 2011; s.47

68 Jens schmidt ist Kreativdirektor und partner der agentur Moccu. er ist Juror und adc fachbereichsvorstand in der Kategorie design. (Quelle: adc.de; die Kongress-referenten im überblick; http://www.adc.de/festival/adc-kongress/referenten.html; abgerufen am 07.06.2011)

Page 51: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

51

Marke oder eines Produkts sein. Ein Beispiel hierfür war der Aufruf der ame-rikanischen Automarke Chevrolet an alle Hobbyregisseure, einen Werbeclip für einen neuen Geländewagen, den Tahoe zu gestalten. Umweltaktivisten nutzen die von der Firma zur Verfügung gestellten Bilder, wie das Auto durch Gebirgsland-schaften rast und an Sonnenblumenfeldern vorbeibraust, für ihre eigenen Zwecke. Und so liest der Zuschauer im Clip wenig erfreuliches zu dem Wagen: „Wir haben die Bergwälder abgeholzt und unsere Seelen für Öl verkauft, nur um Ihnen diese wunderschöne Maschine zu geben, […] Jetzt können sie endlich herumfahren, um zu sehen, was von unserer Wildnis noch übrig geblieben ist.“69 Dass viele Unterneh-men sich also weiterhin scheuen, die Werbung für ihre neuen Produkte aus der Hand zu geben und lieber Laien damit beauftragen, einen Clip oder gar eine ganze Kampagne zu gestalten, sei trotz enormer finanzieller Einsparungen noch immer die Regel. Dabei läge die Macht über eine Marke ohnehin beim Kunden selbst, der trotz aufwändig und professionell produzierter Werbung eine Marke kurzerhand großreden oder auch zerstören könne, so Hans-Peter Kleebinder, deutscher Mar-ketingleiter bei Mini.70

Für Agenturen und Unternehmen gilt es also abzuwägen, in wie weit sie Amateure in die Gestaltung der Werbung und damit einem wichtigen Teil des Marketings, miteinbeziehen. So etwas birgt natürlich ein Risiko, aber auch die Möglichkeit mit relativ wenig Mitteln ein sehr kreatives und vor allem kostengünstiges Ergebnis zu bekommen. F. A. Schmidt kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, dass Design-profis dies längst erkannt haben und nun dabei seien, die lange gepflegte „Aura des Geheimnisvollen“ abzustreifen, und sich somit stärker in Richtung Kollaboration und Offenheit zu entwickeln. Das Miteinbeziehen der Volksdesigner in den Ent-wurfsprozess ist also ein unumkehrbarer Prozess, der notwendig sei um Design weiterzubringen und den geistigen und kreativen Horizont der Fachleute zu er-weitern um Neues zu schaffen.71

69 seith in spiegel online: werbespots zum selberdrehen; 2007

70 vgl. ebd.

71 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 47

Page 52: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

52

abbildung 19 - 22Mit unendlich vielen verschiedenen

Scribbles, Figuren, Formen und Sprüchen verewigen sich mehr und mehr User auf

einem gigantischen virtuellen Blatt Papier.Der Clou: Man kann den Künstler live beim Zeichnen beobachten und mit dem eigenen

Edding mitzeichnen.

Page 53: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

53

Page 54: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

54

ecHtes HandwerK und das netZ Das Mitmachnetz hat nicht nur die Werbung, die Kommunikations- und Parti-zipationsmöglichkeiten von Profis und Laien revolutioniert, sondern bietet auch eine bis dahin ungeahnte Plattform zum Vertrieb von Selbstgemachtem. Während Handwerkliches in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Fällen vor allem bei jün-geren Generationen an Popularität verlor, erlangt es heute in Zeiten, wo die meis-ten Menschen ihren beruflichen Alltag vor dem Bildschirm verbringen, wieder mehr an Bedeutung und Beliebtheit. Basteln, Stricken, Nähen, Häkeln, Schneiden und Kleben, Löten und Tüfteln ist nicht mehr nur eine gediegene Freizeitbeschäf-tigung von Großmüttern und Männern im Hobbykeller, sondern gilt vielmehr als «trendy» und bietet sogar eine gute Möglichkeit, den Geldbeutel aufzubessern. „Gerade, wenn sich alles automatisch und per Klick produzieren lässt, wird es wieder erstrebenswert, Handfertigkeiten zu besitzen und somit einen Ausgleich zur totalen Digitalisierung zu schaffen.“72 Dabei werden oftmals vor allem beim sogenannten «Hardware Hacking» und «Reverse-Engineering» bereits vorhandene Materialien, elektronische Bauteile und Schaltkreise miteinander kombiniert und für eine ei-gene neue Konstruktion nutzbar gemacht. Michel de Certeau spricht hierbei von einer Art „Kombinationskunst, die untrennbar von einer Kunst im Ausnützen ist.“73 Über Onlineplattformen wie «Make:»74 (www.makezine.com), hinter dem sich der O‘Reilly Media Verlag verbirgt, der bereits den Begriff des Web 2.0 prägte, tau-schen sich die Anhänger des Urvaters aller Improvisationskünstler und Bastler, Actionheld MacGyver aus, präsentieren ihre zweckentfremdeten Neuentwicklun-gen und bieten Schaltpläne und Bauanleitungen ihrer wahnwitzigen Bastelpro-jekte einer breiten Masse von Hobbytüftlern und -Ingenieuren an. Hier gehe es nicht um das Produktdesign, sondern vielmehr um den Spaß beim Hacken von Spielekonsolen, dem Bestücken von Drachen mit Kameras oder das entwickeln von Robotern, so Florian A. Schmidt. Er vergleicht in diesem Zusammenhang die «Hardwarehacker» und «Stricklieseln», denen es bei Projekten wie «Make:» oder «Craft:» (www.craftzine.com), dem Schwesternmagazin aus demselben

05.3.2

72 schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 29

73 vgl. de certeau; 1988; s. 17

74 Make: ist ein amerikanisches Magazin / Buch (bekannt als mook in Japan) des O‘Reilly Verlags, das vierteljährlich erscheint. es bietet computerfreaks, Bastlern, aber auch fachleuten Bastelanleitungen, schaltpläne, anleitungen zum Hacken von spielekonsole und interessante informationen zu elektronischen und technischen neuentwicklungen. eini-ge präsentierte projekte sind sehr innovativ, während andere wiederum reine spielerei sind. auf der online-plattform des Magazins können do-it-yourself enthusiasten ihre entwicklungen präsentieren und wichtige informationen und inspiration holen. (Quelle: Make: about Make; http://makezine.com/about/; abgerufen am 19.06.2011)

Page 55: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

55

75 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 33

76 vgl. ebd.; s. 30

77 vgl. Könemann in Handelsblatt.com: geschäftsmasche mit älteren damen; 2009

78 dawanda, produts with love; http://de.dawanda.com

Verlag, dessen Schwerpunkt auf der Renaissance des Kunsthandwerks liegt und eine Austausch- und Inspirationsplattform für Hobbykünstler bietet, nicht darum geht, sich mit dem Konsum fertiger Produkte aus Geschäften abspeisen zu lassen, sondern durch das Basteln ein Gefühl der Autonomie gegenüber der klassischen Serienfertigung zu erreichen.75

Häkeln und Stricken gilt gemeinhin als Zeitvertreib der Generation 60 Plus und fand in der Jugendkultur bisher wenig Beachtung. Doch was lange als altmodisch und langweilig abgetan wurde, sei heute szenetauglich und erfahre wachsende Be-liebtheit, denn das sogenannte Guerilla Knitting werde zum Volkssport in einer kleinen Szene junger Streetart- oder Konzeptkünstler. Dabei gehe es um die Ver-schönerung öffentlicher Plätze, Gegenstände oder Bäume durch das Anbringen unterschiedlicher Accessoires wie Türgriffwärmer, Baumschoner oder das Einstri-cken ganzer Fahrzeuge oder Statuen.76 Durch das Web 2.0 können heute Nischen-produkte wie gestrickte Socken, Pullover oder Handytaschen über Landesgren-zen hinweg präsentiert und verkauft werden. Omas Heimarbeit dient also längst nicht mehr nur als Geschenk innerhalb der Familie sondern kann über Portale wie «OmaSchmidtsMasche.de» (www.omaschmidtsmasche.de) von jedermann gekauft oder in Auftrag gegeben werden. Das 2006 gegründete Unternehmen geht auf die 80-jährige Theresia Schmidt zurück, deren Enkel im Sommer 2006 den Onlineshop eröffnete und Strickwaren jeglicher Art, Farbe und Form anbietet, ausschließlich designt und produziert von rund 40 Mitarbeiterinnen jenseits der 50. Amateurhandwerk kann also auch die Grundlage für eine erfolgreiche Ge-schäftsidee sein.77

Im Netz findet man unzählig andere Seiten, auf denen Produkte von Amateu-ren, Kleinstfabrikanten, Kunsthandwerkern und Hobbyisten angeboten werden. «DaWanda» (www.dawanda.com), das deutsche Pendant zur amerikanischen Seite Etsy.com wirbt selbst mit dem Slogan „Willkommen beim Marktplatz für Einzigartiges“78, und genau das bekommt der Kunde. Beide Seiten bieten Laien

Page 56: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

56

und ihren selbst hergestellten Produkten ein Forum, um die unterschiedlichsten Kleidungs- und Schmuckstücke, Taschen, Accessoires oder selbst gestaltete Gruß- und Einladungskarten zu verkaufen. Diese Plattformen scheinen so zu florieren, dass mittlerweile auch professionelle Designer hier ihre Kreationen zum Verkauf anbieten.79 Weitere Beispiele für Web 2.0-Plattformen, auf denen Amateure ihr kreatives Können präsentieren und vermarkten, bzw. sich darüber austauschen und informieren können sind Seiten wie Spreadshirt.de oder Shirtinator.de, wo Klamotten mit vorgegebenen und kombinierbaren oder selbstgestalteten Motiven bedruckt und ge-/verkauft werden können. Auf Seiten wie chefkoch.de können sich Hobbyköche über Rezepte austauschen und Open-Design-Projekte wie „OS-car“ (www.theoscarproject.org) bietet Hobbyingenieuren sogar die Möglichkeit, ein umweltfreundliches Fahrzeug über das Netz zusammen mit Gleichgesinnten zu konstruieren. „Apart from that, OScar is not just a car. It is about new ways of mobility and the spreading of the Open Source idea in the real (physical) world. On this website, you will find a great community of developers and drivers who want to invent mobility anew and together. […] everyone is welcome to participate.“80 Dass an einem solch anspruchsvollen Projekt vor allem Amateure teilnehmen ist fraglich, jedoch zeigt dies beispielhaft, welche Möglichkeiten zur Interaktion und Austausch auf hohem technischen und kreativen Niveau das Mitmachnetz heute bereits bietet. Jeder kann mit seinem Hobby von zu Hause aus grundlegend Neues schaffen und sogar Geld verdienen.

79 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 30-31

80 the oscar project; 2011

Page 57: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

57

81 paul watzlawick, geboren am 25. Juli 1921, war ein bekannter psychotherapeut, Kommunikationswissenschaftler und autor. er studierte philologie und philosophie in venedig und machte anschließend eine ausbildung zum psychothera-peuten am c.-g.-Jung-institut in Zürich. 1957 - 1960 hatte watzlawick eine professur an der universität von el salvador und forschte ab 1960 am Mental research institute in palo alto. Zudem lehrte er 1976 als professor für psychotherapie an der stanford university. paul watzlawick starb am 31.03.2007 in palo alto, Kalifornien. (Quelle: watzlawick, paul; Biografie von paul watzlawick; http://www.paulwatzlawick.de/paulwatzlawick.html; abgerufen am 11.06.2011)

82 watzlawick, Beavin, Jackson; 1969; s. 51

83 schmidt in grüner, schmidt; teil 1; 2009; s. 4

84 vgl. ebd.

cHancen und risiKen für das design durcH die partiZipation der aMateure

Design ist eine Massenbewegung geworden. Der Kommunikationswissenschaftler, Soziologe und Philosoph Paul Watzlawick81 stellte im Rahmen seiner Arbeit die grundsätzliche These „Man kann nicht nicht kommunizieren“82 auf. Dies bedeutet, dass beispielsweise eine Person, die in einem Zug sitzt und ständig aus dem Fens-ter starrt, offensichtlich nicht mit ihren Sitznachbarn kommunizieren möchte. Dennoch tut sie es, da sie durch ihr Verhalten den anderen Passagieren nonverbal signalisiert, dass sie keinen Kontakt mit ihnen möchte. Florian A. Schmidt nahm dieses Axiom bei seinem Vortrag bei der Veranstaltung «Volkssport Design - Sym-posium zur Lage der Designprofession, Nachspiel» am 26. Oktober 2009 in Ber-lin, als Grundlage für seine These: „Man kann nicht nicht gestalten“.83 Als Grund hierfür nennt er die Tatsache, dass Wissen, Produktions- und Publikationsmittel für jeden zugänglich seien und niemand mehr ohne jegliche Grundkenntnisse in der Gestaltung in einer «medialisierten» Gesellschaft wie der unseren über die Runden käme. Ähnlich gravierend ist es auch, denn wer heute keine eigene Web-präsenz, sei es als Profil in einem der unzähligen sozialen Netzwerke, einen eige-nen Blog, YouTube- oder Flickr-Account, oder gar eine eigene Homepage besitzt, scheint von der Außenwelt abgeschnitten und kann an viele Informationen nicht oder nur sehr zeitverzögert gelangen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder gestalte-rische Grundkenntnisse besitzt, um Informationen und Wissen publizieren und entsprechend präsentieren zu können. Dabei sei die Qualität der Ergebnisse durch die «Amateur-Revolution» sehr unterschiedlich zu bewerten, denn neben sehr sympathischer und teils skurriler oder schrecklicher Bastelästhetik gäbe es für das Profidesign auch sehr einflussreiche und interessante Beispiele.84

06

Page 58: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

58

In diesem Zusammenhang nennt Schmidt den amerikanischen Typograf, Desig-ner und Surfer David Carson, der durch seine gewagten Konzepte polarisiert und ohne eine abgeschlossene Grafikausbildung entweder als sehr innovativ oder als kontraproduktiv und naiv bezeichnet werde. Dennoch oder gerade deswegen gelte Carson als einer der einflussreichsten Designer überhaupt.

Während also einiges für den positiven Einfluss des Amateurdesigns spricht, stel-len sich heute, wie auch schon in der Vergangenheit Designer, Philosophen und Kritiker gegen das wachsende Gestaltungsinteresse der Dilettanten. Allen voran der Internet-Kritiker und selbst ernannte „Antichrist des Web 2.0“86 Andrew Keen, der in seinem Buch „The Cult of Amateur“ dazu aufruft, sich gegen den Amateur-kult zur Wehr zu setzen und die Massenmedien zu schützen. „Instead of develo-ping technology, I believe that our real moral responsibility is to protect mainstream media against the cult of the amateur.“87 Keen vergleicht Amateure mit «hirnlosen Primaten», die mithilfe des Web 2.0 und ihrer Tätigkeit als Designer den Unter-gang des Abendlandes zu verantworten haben werden. Er verlangt deshalb nach dem Eingreifen einer Kontrollinstanz, vielleicht sogar nach einem Eingreifen des Staates, um die Menschheit vor dem endgültigen Verfall von Qualität, Geschmack und negativen Einflüssen zu bewahren.88 „The monkeys take over. Say good-bye to today‘s experts and cultural gatekeepers.“89 „Sometimes it takes government regu-lation to protect us from our worst instincts and most selfdestructive behaviour.“90

Florian A. Schmidt plädiert in seiner Rede für ein kollegiales Miteinander zwi-schen Profis und Amateuren, da eine Konkurrenz zwischen beiden «Parteien» nicht zu gewinnen sei. Professionelle Designer könnten sich diesem Wettstreit nur dadurch entziehen, indem sie ihr Handwerk, ihr gestalterisches Können und Wis-sen auf eine ganz neue Ebene heben. Dies soll heißen, dass sich der ausgebildete Designer vom Dilettanten hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass er aufgrund

85 schmidt in grüner, schmidt; teil 1; 2009; s. 4

86 soukup in spiegel online: Bei twitter entsteht eine neue elite; 2007

87 Keen; 2007; s. 196

88 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 20

89 Keen; 2007; s. 9

90 ebd.; s. 196

Page 59: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

59

seiner Erfahrung und Profession in der Lage sei, hochkomplexe Design-Probleme zu lösen. Während der Amateur also zunehmend einfachere Aufgaben mit ent-sprechender Software und Preisen, die nicht in Konkurrenz zu der Arbeit eines Profis stehen können, lösen kann, werden die Designprofis vor allem komplexe und innovative Aufgaben meistern und so das Design vorantreiben können.91

91 vgl. schmidt in grüner, schmidt; 2009; s. 4

Page 60: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

60

aMateurdesigner als

Billige arBeitsKräfte?Florian A. Schmidt beschreibt also den Unterschied zwischen Amateur- und Pro-fidesigner vor allem anhand der Komplexität und dem finanziellen Unterschied. Ein ausgebildeter selbstständiger Designer verdient je nach Erfahrung, Fachgebiet und Position durchschnittlich zwischen 70 bis 100 Euro pro Stunde92, während ein Amateurdesigner nur einen Bruchteil dessen verlangen kann. Michael Kubens präsentierte ebenfalls beim Symposium zur Lage der Designprofession sein On-line-Projekt «designenlassen.de» (www.designenlassen.de), bei dem die Kunden für sehr wenig Geld einen Auftrag präsentieren können, den dann die angemelde-ten Designer bearbeiten können und dafür ein «Preisgeld» erhalten, sollte ihr Vor-schlag gewinnen. Die eigentlichen Gewinner in diesem Geschäft sind jedoch die Auftraggeber, die mit sehr wenigen Mitteln erstens eine Vielzahl unterschiedlicher Designvorschläge bekommen (laut designenlassen.de sind es etwa 106 Entwürfe pro Auftrag bei einer Community von 8304 potentiellen Designern)93 und zwei-tens trotz der niedrigen Kosten alle Verwertungsrechte erhalten. Vorbild für die-ses Geschäftsmodell ist die amerikanische Seite «99designs.com», die nach dem selben Muster handelt.94 Ein professioneller Designer kann mit Preisen von etwa 250 Euro für ein Logo aufgrund der laufenden Betriebskosten natürlich nicht mit-halten, weshalb sich vor allem Amateurdesigner auf solchen Portalen tummeln. Jetzt.de, der Online-Dienst der Süddeutschen Zeitung macht ebenfalls auf dieses Problem aufmerksam und stellt klar, dass aufgrund der niedrigen Preise wohl fast ausschließlich Amateure ihre Dienste auf designenlassen.de anbieten. „Sobald sich die zu erwartenden Stundensätze unter diesen Mindesteinnahmen bewegen, fällt die dafür zu tätigende Aufgabe zwangsläufig unter Liebhaberei, die definitiv nichts mit professionellem Arbeiten zu tun hat. Dennoch gibt es bedauerlicherweise immer wie-der Designer, die für Hungerlöhne arbeiten und zudem die Nutzungsrechte an ihrem Design zu Niedrigpreisen verschleudern.“95

07

92 vgl. iBusiness Honorarleitfaden des Hightext verlags; in page nr. 7/2011; s. 25

93 vgl. Kubens, sobolewski; in designenlassen.de - Marktplatz für Kreativdienstleistungen ug

94 vgl. Kubens; in grüner, schmidt; 2009, s. 5

95 Jetzt.de; vom gestalten und designenlassen - welche portale, vermittlungen und aufträge für designer nie zum erfolg führen können.; 2009

Page 61: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

61

96 Jetzt.de; vom gestalten und designenlassen - welche portale, vermittlungen und aufträge für designer nie zum erfolg führen können.; 2009

97 prof. torsten stapelkamp ist mit einer breiten gestalterischen ausrichtung in den Bereichen digitale produkte, interface design und informationsdesign tätig. er studierte industrial design an der universität wuppertal und Mediendesign an der Kunsthochschule für Medien Köln. er entwickelt projekt- und adressatenspezifische Konzepte und gestaltet interak-tive produkte und dienstleistungen mit medienadäquaten verknüpfungen. der wesentliche teil seiner arbeit besteht darin, unternehmen zu beraten und für sie produkte und dienstleistungen zu entwickeln und deren Kommunikation und information zu gestalten. seit 2009 arbeitet er als professor für Mediendesign an der Hochschule Hof. (Quelle: stapelkamp, torsten; persönliche informationen; http://www.design-hof.de/users/torsten-stapelkamp, abgerufen am 12.06.2011)

98 stapelkamp in grüner, schmidt; 2009; s. 6

Dabei entsteht zweifelsohne ein enormer wirtschaftlicher Schaden für die Profis, denen wichtige Aufträge entgehen, da die Unternehmen, die auf solchen Portalen ihre Projekte anbieten natürlich wirtschaftlich denken und so wenig wie möglich zahlen wollen. Dies ist sicherlich eine bedenkliche Entwicklung, da das Design mithilfe solcher Geschäftsmodelle zu Discountpreisen angeboten und regelrecht verscherbelt wird. „Der sich aus diesem Portal ergebene Wettbewerb um Aufträge lässt aber Stundensätze resultieren, die bereits weit unter 5,- Euro liegen. [...] Unter Berücksichtigung aller Kosten ist selbst für Einpersonendesignbüros, die zudem über keine gesonderten Büroräume verfügen, sondern ihre Entwürfe im Wohnzimmer-heimbüro umsetzen, ein Mindeststundensatz von 50,- Euro erforderlich, nur um die Kosten für die nackte Existenz zu decken. Dies bedeutet bei den Einnahmen, die von den Betreibern von designenlassen.de für angemessen angesehen werden, dass ein Logo in vier Stunden und eine Internetseite in 5 - 9 Stunden fertig konzeptioniert und gestaltet sein müsste. Selbstverständlich inklusive des Zeitaufwand für das Er-stellen der Vorentwürfe, die bei designenlassen.de zu publiziert wären und inklusive der Diskussionen mit den potenziellen Auftraggebern, das Schreiben der Emails zur Klärung der Details eines Briefings und die Beratung des Auftraggebers.“96

Eine ähnliche Sichtweise vertritt der Crowdsourcing-Gegner Prof. Torsten Stapel-kamp97, der bei seinem Vortrag im Rahmen des Symposium zur Lage der De-signprofession „für eine höhere Wertschätzung des Designs im Wirtschaftsgesche-hen“98 einstand. Designer seien im Gegensatz der Ansicht Michael Kubens zufolge mehr als nur Zulieferer von Ideen. Vielmehr gäben sie den Unternehmen, die sie beauftragen, erst eine Identität und Bedeutung, lösten komplexe Aufgaben und leisteten Unternehmensberatung und Produktentwicklung. Durch die Fähigkeit,

Page 62: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

62

99 vgl. stapelkamp in grüner, schmidt; 2009; s. 6

100 vgl. Jetzt.de; vom gestalten und designenlassen - welche portale, vermittlungen und aufträge für designer nie zum erfolg führen können.; 2009

selbstständig Strategien zu entwickeln und umzusetzen, seien sie zudem die besse-ren Manager. Speziell die Eigenschaften der Designer wie kreatives Denken, Inno-vationskraft und Risikobereitschaft seien genau die Charakteristika, die eine gute Unternehmensführung ausmachten.99 All dies sind Eigenschaften, die den Profi vom Amateur unterscheiden und seine Kompetenz ausmachen. Der Artikel auf Jetz.de endet mit der traurigen Gewissheit, dass Portale wie designenlassen.de für langfristige Perspektiven nicht geeignet seien und einen ruinösen Gebührenkrieg unter den Gestaltern fördern, denn bei den gezahlten Honoraren für die Arbeiten von Amateuren und auch Profis auf diesen Portalen könne man maximal von Ta-schengeldern sprechen.100

Unter diesen kritischen Gesichtspunkten kann man Amateure im Design sicher-lich als «billige Arbeitskräfte» bezeichnen, deren Können auf Portalen wie «desi-gnenlassen.de» oder «12designer.de» oft nur ausgebeutet werden. Dies ist auf der einen Seite gefährlich oder gar als ruinös zu bezeichnen, wenn man die Risiken für Profidesigner untersucht, da mit den minimalen Gehältern oder Preisgeldern, die an die Designer - egal ob Profi oder Laie - bezahlt werden, kein ernsthaft ar-beitender Grafiker seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Für Amateure, die aus reinem Spaß und der Liebe am Gestalten Aufträge annehmen und diese für einige hundert Euro zur Verfügung stellen, ist dieses Angebot sicherlich ein gute Mög-lichkeit, sich zu präsentieren und die Qualität der eigenen Arbeit zu testen. Aus der Sicht eines Profis sind Portale wie designenlassen.de ohne Zweifel eine Schan-de und eine große Gefahr für das Berufsbild und die Preisbildung innerhalb der Branche, da Gestaltung plötzlich im großen Stil zu Discountpreisen verscherbelt wird. Aber Unternehmen, die hier ihre Logos, Webseiten oder Geschäftsausstat-tungen erstellen lassen, müssen damit rechnen, dass am Ende doch qualitativ min-derwertigere Ergebnisse entstehen als bei einer Rund-um-Betreuung durch einen fachlich gut ausgebildeten Designer oder ein Designbüro, wo auf Probleme und neue Anforderungen flexibel und kreativ reagiert werden kann. Als Profi sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man sich nach abgeschlossener Ausbil-dung oder Studium keinesfalls unter Wert verkaufen und lieber auf Akquisearbeit setzen sollte, die zwar anstrengender und vor allem zeitaufwändiger ist, jedoch

Page 63: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

63

besser und vor allem fairer entlohnt wird und nicht allen Kollegen und der ganzen Branche schadet.101

101 vgl. Jetzt.de; vom gestalten und designenlassen - welche portale, vermittlungen und aufträge für designer nie zum erfolg führen können.; 2009

Page 64: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

64

inspiration und

lernMöglicHKeit: wer profitiert von weM?

Liebhaberei ist der Antrieb des Amateurs, seine visuellen und gestalterisch an-sprechenden Fähigkeiten zu nutzen. Der Profi liebt sein Handwerk in den meis-ten Fällen sicherlich auch, jedoch muss er mit seinem Können seinen Lebens-unterhalt bestreiten. Die Frage ist, wer inspiriert wen in welchem Maße und wie können beide voneinander profitieren? Die Bastelei der Laien war schon immer auch eine Quelle neuer Ideen, Trends und Bewegungen. So inspirierte beispiels-weise die in den 70er Jahren in London aufkommende Punkbewegung nach-haltig die Mode- und Musikindustrie, aber auch das Grafikdesign (Abbildung 23-24). Durch ihre Kritik an der Gesellschaft, die durch den Kleidungsstil, Fri-suren, Musik und ablehnende Haltung gegen viele Arten der gesellschaftlichen Ordnung Ausdruck fand, inspirierten die Punks nachhaltig auch das Design. So bastelten sie beispielsweise aus zerrissenen Klamotten mithilfe von Sicherheits-nadeln eine neue Art der Kleidung, die fast wie eine Collage wirkte. Diese kre-ative Kraft wirkte sich auch auf das Grafikdesign jener Zeit aus, denn Künstler und Designer wie der Grafiker und Anarchist Jamie Reid102, der einige der welt-weit bekannten Plattencover für die englische Punk-Band Sex Pistols gestaltete, verarbeiteten die Eindrücke aus der Punkszene bewusst in seinen Werken (Ab-bildung 25-27). Besonders charakteristisch ist hierbei das Recyceln von bereits Bestehendem. So wurden aus Plakaten und Flyern nach ihrem Gebrauch Teile ausgeschnitten und zusammen mit Zeitungsausschnitten u. ä. neu arrangiert.103

Der amerikanische Maler und bekannte Fotorealist Chuck Close ist von Inspi-ration für Profis weit weniger überzeugt. Seiner Ansicht nach ist die Suche nach

08

102 Jamie reid (1947, großbritanien) ist Künstler, grafiker und gilt als anarchist mit verbindungen zu den situationisten (eine linksradikal orientierte gruppe von Künstlern und intellektueller). er studierte Kunst an der wimbledon art school und an der croydon art school, wo er als unwilliger schüler mit einer faszination zur Malerei von Jackson pollock galt. 1970 war er Mitgründer der suburban press und produzierte plakate, Zeitschriften, und flyer für die rechte von frauen und schwarze. ab 1976 gestaltete er mehrere plattencover für die britische punk-Band sex pistols. Zu seinen bekanntesten arbeiten gehören die alben anarchy in the uK, never Mind the Bollocks und save the Queen. seine arbeit ist sinnbild für die Macht des grafik-design in der Musikindustrie und öffnete die tür für eine neue generation britischer designer. sein schaffen hatte auswirkungen auf Musik, Mode, Medien und verpackungsdesign. (Quelle: http://www.mital-u.ch/punkwave/ch-punkwavg.html, abgerufen am 12.06.2011)

103 vgl. Blöchlinger, näf; 2010; s. 32

Page 65: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

65

104 close; in designsojourn.com; inspiration is for amateurs; 2010

105 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 24

inspirierenden Quellen eine Vorgehensweise von Amateuren, denn Profis machen sich an die Arbeit und kreative Ideen kommen durch Probieren von ganz alleine. „The advice I like to give young artists, or really anybody who’ll listen to me, is not to wait around for inspiration. Inspiration is for amateurs; the rest of us just show up and get to work. If you wait around for the clouds to part and a bolt of lightning to strike you in the brain, you are not going to make an awful lot of work. All the best ideas come out of the process; they come out of the work itself. Things occur to you. If you’re sitting around trying to dream up a great art idea, you can sit there a long time before anything happens. But if you just get to work, something will occur to you and something else will occur to you and something else that you reject will push you in another direction. Inspiration is absolutely unnecessary and somehow deceptive. You feel like you need this great idea before you can get down to work, and I find that’s almost never the case.“104

Ist kreatives Arbeiten also wirklich nur eine Frage des geistigen Könnens, was den Profi vom Amateur unterscheidet oder sucht nicht jeder, wenn auch unterbewusst, nach der passenden Inspiration, die ihn bei seinem kreativen Schaffen weiterbringt und innovative Ideen beschert? Es stimmt sicherlich beides, doch schon immer waren Designer und Kreative auf der Suche nach frischen Inspirationsquellen für ihr Handwerk - und dies fanden sie oft bei Amateuren. Egal ob als einfaches Stil-mittel oder als Marketingkonzept, der Stil von Amateuren gilt als Gütesiegel für Authentizität. Wie bereits beschrieben findet diese Art der Vermarktung oft in der Werbung statt, wo eine wacklige Kamera oder schlechte Bild- und Tonqualität für die ehrliche Arbeit von Laien stehen soll. Doch auch im Musikbusiness findet der Amateurkult Einzug. So veröffentlichte beispielsweise die Rockband Weezer im Mai 2008 ein Musikvideo, in dem beliebte Szenen aus Amateur-YouTube-Videos nachgespielt und an den Song angepasst wurden.105

Die Amateurästhetik gilt also vor allem im Web und bei jungen Künstlern nicht als zweitklassig, sondern findet Verwendung in der eigenen kreativen Arbeit. Dennoch ist es schwierig herauszufinden, welche beider Parteien den größeren Einfluss auf die jeweils andere ausüben kann. Jedoch liegt es nahe zu behaup-ten, dass das Profidesign Amateure bewusst oder unbewusst stärker beeinflusst

Page 66: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

66

abbildung 23 & 24 (oben)Charakteristisch für die Punkbewegung:

Zerrissene Klamotten, selbst gestaltete Westen und Aufnäher. Dieser Stil und das Wiederverwerten von Materialien beein-

flusste viele Bereiche des Design.

abbildung 25 - 27 (unten)Plattencover der britischen Punk-Band Sex

Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the

Queen und Never Mind the Bollocks.

Page 67: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

67

Page 68: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

68

106 lévi-strauss; 1973; s. 34-35

und inspiriert als umgekehrt. Der Alltag ist einfach viel zu voll von professionell gestalteten Werbespots, Grafiken, Plakaten, Magazinseiten, Webseiten, Filmen oder Produkten, als dass sich irgendjemand dem entziehen könnte. Und für viele Amateure, die noch am Anfang ihres kreativen Schaffens stehen ist das Kopieren unterschiedlicher Quellen oft der erste Zugang zum Design, wodurch schnell ei-gene innovative Ansätze entstehen können.

Doch auch der beste Designer kommt nicht ohne eine gute Inspirationsquelle aus. Egal ob in der Natur, im Netz, beim Lesen eines Buches oder beim Besuch in der Kunstgalerie, die im Alltag gesammelten Eindrücke sind oft Quell neuer Ideen, sowohl für Amateure wie auch für Profis. Was den Laien gegenüber den Profis hauptsächlich unterscheidet ist neben der technischen Qualität der Arbeit in ers-ter Linie auch die Identifizierung mit dem Projekt. Claude Lévi-Strauss beschreibt dieses Phänomen in seinem Buch «Das wilde Denken» als geradezu «poetisch», denn die Bastelei spreche nicht nur mit den Dingen, sondern auch mittels der Dinge: „… indem sie durch die Auswahl, die sie zwischen begrenzten Möglichkeiten trifft, über den Charakter und das Leben ihres Urhebers Aussagen macht. Der Bast-ler legt, ohne sein Projekt jemals auszufüllen, immer etwas von sich hinein.“106 Pro-fessionelle Architektur, Interior-, Grafik-, Webdesign, Fotografie oder Film kann und wird zwangsläufig als bewusst oder unterbewusst wahrgenommene Inspirati-onsquelle für Amateure, aber auch für Profis selbst dienen. Dieser Tatsache kann sich keiner entziehen. Doch auch die «Bastelei» von Amateuren kann als geistige Bezugsquelle für neue und innovative Designideen nützlich sein und bietet neben der Inspiration selbst auch einen Blick ins Innere des vollkommen frei arbeiteten Menschen, dessen Charakter sich in seinem Projekt spiegelt. Vielleicht ist dies am Ende sogar inspirierender als das Projekt selbst.

Page 69: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

69

107 schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 44

aMateurdesign: ein faZitAmateure sind die (Mit-)Designer unseres Alltags. Das war so, ist so und wird es voraussichtlich immer sein. Egal ob Architektur, Dekoration, Interior Design, Web, Kommunikations- oder Grafikdesign, Ingenieurskunst oder Mode: die Laien beweisen ihr kreatives Können in allen Bereichen des Kreativbusiness und tägli-chen Lebens. Was noch vor einigen Jahren den Profis vorbehalten war ist in Zeiten des Web 2.0 und aufgrund des Zugangs zu unschätzbar wichtigen technischen Mitteln eine Sache für Jedermann. Wirklich alles, was wir sehen oder anfassen können ist designt und durchdacht, sei es von Profis oder von Laien. Plakate, Fly-er, Logos, Speisekarten, Webseiten, Blumenarrangements, Nippes, Fotos, Videos, Musik, Klamotten oder Accessoires: alles kann von jedem, egal ob gelernt oder nicht konzipiert, gestaltet, produziert, präsentiert und sogar verkauft werden. Mo-mentan findet sogar ein „Verschwimmen der Grenzen zwischen Amateur und Profi in der Gestaltung statt“107, was sich beispielsweise an der Vermarktungsmöglich-keit von Selbstgemachtem oder dem Miteinbeziehen des kreativen Potentials von Amateuren durch findige Designer in der Werbung, bemerkbar macht.

In einigen Bereichen haben sich die Grenzen zwischen Amateur und Profi sogar ganz aufgelöst, da der Wissenspool, Vermarktung- und Produktionsmöglichkei-ten ähnlich oder sogar dieselben sind. Dennoch müssen professionelle Kreative nicht um ihren Arbeitsplatz fürchten, da sie gegenüber den Amateuren immer den Vorteil haben, ihre Gestaltung, Entwürfe und Konzepte auf ein begründetes Wis-sen, das sie durch eine entsprechende Ausbildung erlangt haben, zurückführen, reflektieren und argumentieren können.

Die Möglichkeit zur Innovation besitzen jedoch beide Parteien und sowohl Pro-fis als auch Amateure sind in der Lage, Neues und Beeindruckendes zu schaffen. Dabei hat wiederum der Laie den entscheidenden Vorteil der Unabhängigkeit. Während nämlich Profis in den meisten Fällen von den Entscheidungen ihrer Auf-traggeber und Grundsätzen der Gestaltungslehre abhängig oder voreingenommen sind, ist der Amateur in der Wahl seiner Mittel, Umsetzungsmöglichkeiten und Materialien vollkommen frei, da er mit seinen Projekten in der Regel kein Geld verdienen oder vor Dritten Rechenschaft ablegen muss. Damit ist er sein eigener Herr und vollkommen frei. Claude Lévi-Strauss vergleicht in diesem Zusammen-hang die Arbeitsweise des Bastlers und des Ingenieurs: „Der Bastler ist in der Lage,

09

Page 70: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

70

eine große Anzahl verschiedenartigster Arbeiten auszuführen; doch im Unterschied zum Ingenieur macht er seine Arbeiten nicht davon abhängig, ob ihm die Rohstoffe oder Werkzeuge erreichbar sind, die je nach Projekt geplant und beschafft werden müßten: die Welt seiner Mittel ist begrenzt, und die Regel seines Spiels besteht immer darin, jederzeit mit dem, was ihm zur Hand ist, auszukommen, …“.108

Trotz ihrer beschränkten Mittel werden die Tüftler, Bastler und Designer wie in der Vergangenheit auch weiterhin ihrer Kreativität freien Lauf lassen und den ein oder anderen Anstoß für Innovationen generieren können. Beide, Amateure und Profis können voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren. Eine höhe-re oder mindere Qualität ihrer Arbeiten ist nicht zwingend vorausgesetzt, denn beide verfügen über eine ganz eigene Ästhetik und müssen immer im Kontext, in dem sie stehen, gesehen werden. So passt beispielsweise die liebevoll eingerichtete Gaststube mit jeder Menge Kitsch, Dekoration, Mannschaftspokalen und Erin-nerungsfotos wesentlich besser zum Konzept der vom Inhaber selbst geführten und gestalteten Kneipe als eine vom Profi durchdesignte und auf Minimalismus reduzierte Szenebar mit Elektrobeats und Cocktailkarte, in der derselbe Wirt am Tresen steht. Beide Konzepte funktionieren getrennt voneinander hervorragend, kombiniert man beide jedoch kann leicht das Gegenteil geschehen und ein halt-loses Durcheinander entstehen. Deshalb ist es wichtig, die Gestaltung von Profis oder Laien immer im Kontext zu sehen, in dem sie stehen und in vielen Fällen muss das Gesamtwerk betrachtet werden, bevor einem die vielen Details ins Auge fallen, die eine Gestaltung einzigartig und interessant machen.

Aus diesem Grund darf man eine liebevoll gestaltete Speisekarte mit Cliparts, bunten Bildchen und einer Flut von Fonts nicht als einfallslos oder schlecht abtun, da genau diese von einem Amateur gestaltete Karte zur Kneipe oder dem Restau-rant passt, in der sie aushängt und deren Inhaber sie mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln, jeder Menge Enthusiasmus und Liebe konzipiert, gestaltet und gedruckt hat. Profis müssen die gestalterische Kraft, die Liebe zum Detail und das kreative Potential von Amateuren ernster nehmen und respektieren, denn von ihrer Arbeitsweise und ihrem Design können sie gleichermaßen lernen, wie der Laie vom Profi.

108 lévi-strauss; 1973; s. 30

Page 71: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

71

Florian A. Schmidt kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, die Designprofession sei dabei, die Aura des Geheimnisvollen abzustreifen, und sich stärker in Richtung Kollaboration und Offenheit gegenüber der kreativen Arbeiten der Hobbyisten zu entwickeln.109 Der Netzkritiker Andrew Keen ruft in seinem Buch «Die Stunde der Stümper» dazu auf, die Technologie zu nutzen, sodass sie zur Innovation, zur offenen Kommunikation und zum Fortschritt anrege. Weiterhin sollte man pro-fessionelle Maßstäbe für Wahrheit, Anstand und Kreativität anlegen, um nicht als die schändliche Generation in die Geschichte einzugehen, die etablierten profes-sionellen Medien den Todesstoß versetzt hat, nur um das Ideal der Demokratisie-rung voranzutreiben.110 Das Mitmachnetz und der Alltag wird jedoch erst durch die Beteiligung von Amateuren zu dem, was sie sind: einzigartig, interessant und sich ständig weiterentwickelnd. Warum sollten ambitionierte Hobbydesigner, -au-toren, -ingenieure oder -architekten nicht weiterhin alle ihnen zur Verfügung ste-henden Mittel benutzen, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen? Denn bereits viele wichtige Erfindungen und Innovationen wurden in den Kellern, Garagen und Hobbyräumen von Amateuren entwickelt. Und auch Designer nutzen immer wieder bewusst die Amateurästhetik für ihre professionellen Arbeiten.

Durch all meine Erfahrungen, Beobachtungen und Informationen komme ich zu dem Schluss, dass Amateure wie Profis gleichermaßen den Alltag in all seinen Facetten gestalten und jeden neu erfinden. Beide sind in manchen Bereichen von-einander abhängig, denn oft geben professionelle Designer einen begrenzten Rah-men vor, den Laien mit ihren oder vorgegebenen Möglichkeiten mit Inhalt und Ideen ausfüllen können. So können sich die Amateure beispielsweise auf MySpace, YouTube oder Second Life nach Lust und Laune präsentieren und ihrer Kreativität Ausdruck verleihen, während andere diese Möglichkeit bieten und den kreativen Spielraum begrenzen. Andersherum liefern beispielsweise Laien innovative Ideen und wichtigen Content für Werbekampagnen im Netz oder in Form selbst ge-machter Produkte für Online-Marktplätze wie DaWanda.com.

Eine der interessantesten Möglichkeiten, die Arbeiten von Laien zu sehen und mit denen von Profis zu vergleichen, ist neben Webseiten und Videos im Internet die Gestaltung von Bars, Kneipen und Restaurants unter die Lupe zu nehmen, da

109 vgl. schmidt, lasch, stauch; 2010; s. 47

110 vgl. Keen; 2007; s. 220

Page 72: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

72

hier wie in keinem anderen öffentlichen Raum die Seele, der Charakter und die Leidenschaft des Designers so gut zum Ausdruck gebracht werden kann. Auch die Kreisstadt Ellwangen (Jagst) bietet mit ihren rund 40 Lokalitäten einen wahren Schatz an Inspiration, Vielfalt und kreativen Kleinigkeiten, die bei jedem Besuch aufs Neue begeistern und immer wieder neu entdeckt werden können. Jede einzel-ne dieser Eckkneipen, Spelunken, gutbürgerlichen Restaurants, Imbissen, Loun-ges, Cafés, Wirtshäuser oder Bars besitzt eine ganz eigene Ästhetik und hat immer wieder eine neue Überraschung parat. Schaut man sich hier einmal genauer um, achtet auf kleine Details, redet mit den Angestellten oder Besitzern und lässt sich auf die Atmosphäre in den unterschiedlichen Lokalitäten ein, entdeckt man einen wahren Schatz an kreativen Ideen. Dies beginnt beim Miteinbeziehen der Ar-chitektur des historischen Stadtkerns, der individuellen Dekoration und Interior Design, geht über die Gestaltung der Speise- und Getränkekarten bis hin zur ge-spielten Musik, die das Konzept letztendlich untermalt.

Egal ob das Werk von Profis oder Amateuren, jede einzelne dieser Kneipen, Bars, und Restaurants steht für sich und alle haben es verdient, ihre Ästhetik zu unter-suchen und sich auf das Abenteuer Design ohne Designer einzulassen.

Page 73: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

73

Page 74: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

74

Page 75: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

75

praKtiscHer arBeit: der ellwanger spelunKenfüHrer

Die Stadt Ellwangen geht auf zwei Brüder einer bayrisch-alamannischen Adelsfa-milie zurück, die hier 764 ein Benediktinerkloster gründeten. Kurz darauf wurde dieses dem fränkischen König Karl der Große übertragen. Damit wurde Ellwan-gen Königskloster, das rasch zu blühen begann und schnell erweitert wurde. 981 erlaubte der Abt, an der südlichen Klostermauer eine Siedlung zu errichten. Die Stadt Ellwangen war geboren.

Heute verfügt die große Kreisstadt neben der bekannte Basilika aus der Spätro-mantik, der barocken Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, sowie der mittel-alterlichen Altstadt auch über eine einzigartige Vielfalt von Kneipen, Bars und Restaurants, von denen jede eine ganz eigene und besondere Atmosphäre besitzt, die sowohl die Ellwanger Bürger, als auch Touristen fesselt und den ein oder ande-ren unvergesslichen Abend beschert.

Der Ellwanger Spelunkenführer gibt einen Einblick in dieses vielfältige Angebot zum Essen, Trinken und Feiern und beleuchtet dabei die Besonderheiten und klei-nen Details, die die «Spelunken» zu dem machen, was sie sind: Einzigartig.

Page 76: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

76

operative idee Im theoretischen Teil meiner Bachelorarbeit untersuche ich die Kreative Kraft von Amateuren im Design. Mein Fokus liegt dabei speziell auf der Gestaltung von Bars, Kneipen und Restaurants in der Kreisstadt Ellwangen. Rund 40 Lokalitäten, oder besser gesagt «Spelunken» stehen hier dem Gast zur Auswahl. Jede einzelne steht für ein ganz eigenes Konzept und besitzt eine individuelle Gestaltung. Neben den beliebten Designer-Bars, Lounges und chicen Restaurants faszinieren mich besonders die kleinen Eckkneipen, die dunklen, verrauchten Bars mit Spielauto-mat, Dart und 24 Stunden Sportübertragung. An diesen Läden, in denen man Tag für Tag dieselben Leute zu sehen bekommt und man als «Fremder» argwöhnisch gemustert wird, hat wohl noch nie, oder zumindest schon lange nicht mehr ein professioneller Designer Hand angelegt und für ein chices Konzept gesorgt. Al-les, von der Wahl der Möblierung, der Wandfarbe, der gespielten Musik bis hin zur Dekoration an Tresen, Wänden und Tischen, ist das Werk und die kreative Leistung des Besitzers. Die Kneipe ist Ausdruck seiner selbst und spiegelt seinen Geschmack, seine Kultur, seine Herkunft und seinen Charakter wieder. Jede ein-zelne ist etwas ganz besonderes und in ihrer Geschlossenheit etwas einzigartiges.

Diese «Spelunken» möchte ich genauer untersuchen und dabei versuchen heraus-zufinden, was letztendlich das Besondere und Individuelle in jeder einzelnen ist. Es geht dabei zwangsläufig nicht nur um das Gesamtkonzept und das subjektive Wohlbefinden in der Kneipe, sondern in erster Linie vor allem um feine Details wie ein ganz besonderer Pokal auf dem Tresen, der eine ganz eigene Geschichte erzählt und den es nur hier in dieser Lokalität zu sehen gibt. All meine subjek-tiven Erfahrungen und Informationen über die «Spelunken» trage ich in einem kleinen Buch zusammen, das für Unentschlossene, Interessierte und Touristen als Entscheidungshilfe und Anstoß dienen soll, genau die Lokalität zu finden, auf die sie gerade Lust haben oder auch in jene zu gehen, um die sie normalerweise einen großen Bogen machen.

Der Ellwanger Spelunkenführer ist also eine Art «Guide», der im Gegensatz zu vielen anderen nicht (nur) die modernsten und schönsten Lokalitäten präsentiert, sondern speziell die, die sonst nirgendwo näher genannt werden, die vielleicht abgelegen in einer dunklen Gasse versteckt sind, aber dennoch das Bild einer Stadt mitprägen. Er soll ebenso einzigartig sein wie die Ellwanger Spelunken es sind.

01

Page 77: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

77

vorgescHicHteIm Oktober 2005 kamen Christian Rupp, ein sehr gute Freund, und ich darauf, einen Kneipenführer durch unsere Heimatstadt Ellwangen (Jagst) zu machen. Uns ist aufgefallen, dass es zwar eine wirklich große Auswahl verschiedenster Kneipen gab, wir jedoch immer nur in einigen wenigen einkehrten. Durch den Spelun-kenführer hatten wir nun einen Grund, jede einzelne zu besuchen. Was wir an-fangs noch als kleines kreatives Projekt zum Zeitvertreib sahen, entwickelte sich schnell zu einer umfangreichen Aufgabe. Wir entwickelten ein Formblatt mit un-terschiedlichen Bewertungskriterien (Auswahl der Getränke, subjektives Wohlge-fühl, Freundlichkeit der Bedienung, Gäste, brennt die Kerze auf dem Tisch, usw.) und gingen so über fast ein ganzes Jahr hinweg immer wieder in verschiedene Kneipen und „testeten“ diese. Aus Furcht, von den Wirten abgewiesen zu werden und später vielleicht sogar Ärger zu bekommen, geschah all dies heimlich. Um die unserer Ansicht nach übelsten Spelunken machten wir sogar weiterhin einen Bogen.

Im September 2006 hatten wir fast jedes Formblatt ausgefüllt und begannen eben-so amateurhaft wie in meiner theoretischen Arbeit beschrieben, ein Layout und eine Gestaltung für den Führer zu entwickeln und dieses mit Bildern und Texten zu füllen. Nach rund zwei Monaten waren wir mit der Gestaltung fertig und wand-ten uns an Alexander Scherer, einen ehemaligen Lehrer und mittlerweile guten Freund um das kleine Buch zu drucken. Mit einer Auflage von 40 Stück, hatten wir es geschafft und den Ellwanger Spelunkenführer 2006 kurz vor Weihnachten fertiggestellt. Einige Exemplare konnten wir sogar verkaufen und ein wenig Um-satz generieren.

In der Zwischenzeit hat sich selbstverständlich sehr vieles verändert: Einige der Spelunken gibt es nicht mehr, ich habe mein Hobby sozusagen zum Beruf gemacht und Design studiert und kann so einen ganz neuen Spelunkenführer unter völlig anderen Gesichtspunkten, größerem Umfang und nach anderen Kriterien gestal-ten wie damals. Deshalb hat die vorliegende Arbeit, der Ellwanger Spelunkenfüh-rer, nur wenig mit dem Ur-Exemplar gemein und ist insgesamt unabhängig der aus «Freude am Machen» entstandenen Idee von 2005 zu sehen, auch wenn der Kern, ein Nachschlagewerk für Unentschlossene zu schaffen ähnlich ist.

02

Page 78: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

78

was unterscHeidet den neuen

voM «ur-spelunKenfüHrer»? Abgesehen von der Tatsache, dass der erste Ellwanger Spelunkenführer aus dem Jahr 2006 das Werk zweier Amateure war und ich mittlerweile, nach meinem Stu-dium an der MHMK Stuttgart, behaupten kann, ein professioneller Designer zu sein, unterscheidet sich das neue Exemplar von Grund auf in vielen verschiedene Punkten:

� Mit dem ersten Spelunkenführer sollte eine positive oder negative Empfeh-lung für die verschiedenen Lokalitäten gegeben werden. Diese war natürlich subjektiv, jedoch gewollt. In der neuen Ausgabe möchte ich bewusst darauf verzichten, da hier der Fokus auf der kreativen Umgebung einer Kneipe, Bar oder einem Restaurant liegen soll und ich diese nicht kritisieren oder emp-fehlen möchte.

� Im neuen Spelunkenführer möchte ich nicht wie im ersten alle Lokalitäten aufführen, da einige nicht unter meine Definition von «Spelunke» fallen. Es sollen schließlich vordergründig jene präsentiert werden, die für viele als we-nig attraktiv gelten. Deshalb beschränke ich mich auf ca. 15 bis 20 Kneipen, Bars und Restaurants.

� Der Umfang an Informationen, Bildern und Texten ist wesentlich größer als in der ersten Ausgabe, da pro Lokalität sechs Seiten zur Verfügung stehen, während es vor 5 Jahren noch zwei waren, auf die alle relevanten Informa-tionen gequetscht wurden. Zudem werden viele Informationen mithilfe von Piktogrammen visualisiert.

� Im Spelunkenführer 1 wurden noch die Preise für Bier, Wein, alkoholfreie und Heißgetränke verglichen. Nun verzichte ich darauf bewusst, da nicht die Preisgestaltung einer Lokalität zum ausschlaggebenden Besuchsgrund wer-den soll, sondern vielmehr das Interesse an der Gestaltung, der Einzigartig-keit und dem Besonderen einer Kneipe.

� Das «2011er Modell» bietet viele zusätzlich Informationen wie Kontaktadres-sen und Öffnungszeiten der Bars, Kneipen und Restaurants, zeigt auf einen Blick, ob es Möglichkeiten zum Public Viewing oder eine Terrasse gibt oder verweist auf die Webseite der Lokalität (falls vorhanden).

03

Page 79: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

79

� Da nicht alle Informationen untergebracht werden können, wie ich es ger-ne hätte, gibt es die Möglichkeit über jeweils drei Qr-codes pro Lokali-tät, die diese bieten können: Das Anzeigen der Spelunke auf einer Google Maps - Karte, eine vollständige Speise- und Getränkekarte, sowie weitere Bilder in einer Online-Galerie auf Flickr. Der Leser kann diese Informa-tionen mithilfe seines Smartphones direkt unterwegs abrufen und sich so ein noch ausführlicheres und besseres Bild der Lokalitäten machen.

� Während es im ersten Spelunkenführer nur eine sehr grobe und unübersicht-liche Karte über Ellwangen gab, in der die einzelnen Lokalitäten markiert waren, besitzt jede einzelne nun eine individuelle Karte, sodass man sich als Außenstehender wesentlich leichter zurechtfinden kann. Zudem gibt es eine große ausklappbare Karte auf der hinteren Umschlags-Innenseite.

� Da wir den Spelunkenführer vor fünf Jahren relativ einfach machen und vor allem kostengünstig gestalten wollten, wurde alles mit einem Mal auf billiges Kopierpapier gedruckt. Basierend auf meiner wissenschaftlichen Arbeit wird dieser Spelunkenführer auf teurerem farbigen, gemustertem Papier gedruckt, Bilder werden eingeklebt und das fertige Buch von Hand gebunden. Dies soll wiederum die Bastelei der Amateure widerspiegeln, was einen Großteil mei-ner theoretischen Arbeit ausmacht.

� Das Konzept des Spelunkenführers sieht vor, neben den informativen und interessanten Texten zu jeder Kneipe, einen weiteren Anreiz zu schaffen, diese zu besuchen. Dies geschieht in Form verschiedener teilweise ungewöhnlicher Gutscheinkarten, die man beim Besuch einlösen kann.

� Neben dem gedruckten Führer gibt es ein Online-Portal, über das man die-selben Informationen bekommt, Bilder anschauen kann und zudem über aktuelle News und Events informiert wird. User können sich einloggen und zudem selbst Erfahrungen und Kritiken zu den Kneipen posten.

� Im Gegensatz zum ersten Spelunkenführer soll dieser nicht geheim entstehen. Somit gibt es auch viele Bilder vom Interior der Kneipen, Bars und Restau-rants. Zudem konnte ich durch Gespräche mit den Wirten und dem Personal interessante Informationen über Konzept, Gestaltung und Geschichte der Lo-kalitäten in Erfahrung bringen, was wiederum in die Texte einfloss.

Page 80: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

80

04

allgeMeiner Zeitplan wissenscHaftlicHe arBeit

tHeMenfindung

forMulierung des tHeMas / exposé

online-anMeldung

literaturrecHercHe / einlesen in das tHeMa

gliederung

scHreiBen der wissenscHaftlicHen arBeit

Kontrolle der wissenscHaftlicHen arBeit / KorreKtur

gestaltung der wissenscHaftlicHen arBeit

präsentationsvorBereitung / präsentation

ideenfindung

researcH

KonZeption

gestaltung von entwürfe

test der spelunKen, fotografieren, gespräcHe Mit den wirten

layout des spelunKenfüHrers

feintuning / Kontrolle der ersten seiten

einfügen aller seiten, fertigstellung des BucHes inKlusive gestaltung der speiseKarten & einfügen der Qr-codes

KonZept und gestaltung der weBseite

doKuMentation / drucK / Bindung

präsentationsvorBereitung / präsentation

praKtiscHe arBeit: ellwanger spelunKenfüHrer

Page 81: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

81

10/04/

2011

01/04/

2011

16/03/

2011

20/04/

2011

30/04/

2011

10/05/

2011

20/05/

2011

31/05/

2011

10/06/

2011

20/06/

2011

30/0/201

1

10/07/

2011

22/07/

2011

26/07/

2010

10/06/

2011

05/06/

2011

01/06/

2011

15/06/

2011

20/06/

2011

25/06/

2011

30/06/

2011

05/07/

2011

10/07/

2011

15/07/

2011

20/07/

2011

22/07/

2011

26/07/

2011

Page 82: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

82

ZielforMulierung Amateurdesign prägt und definiert unseren Alltag. In allen Bereichen des tägli-chen Leben ist dies sichtbar und mitunter nirgendwo so gut erlebbar wie in Bars, Kneipen, Restaurants und Spelunken. Auf Basis meiner wissenschaftlichen Arbeit möchte ich die feinen Details, die Kreativität des Laien, das Besondere jeder ein-zelnen Spelunke mithilfe des Ellwanger Spelunkenführers festhalten und einem breiten Publikum zugänglich machen. Anders als ähnliche Nachschlagewerke, bzw. Führer steht hier nicht das Essen oder Getränke, bzw. die chicen Clubs und Restaurants im Vordergrund, sondern vielmehr die kleinen Eckkneipen um die Ecke, in die sich nur alteingesessene Stammgäste verirren. In diesem Buch, bzw. auf einer dazu passenden Webseite sollen alle Kneipen und Restaurants gleich dar-gestellt werden. Das heißt: keine wird besonders behandelt und von den anderen gesondert hervorgehoben. Jede erhält dieselbe Anzahl an Seiten, wenn möglich Bilder und Texte. Ich möchte keine Wertung vornehmen, sondern das Einzigartige jeder einzelnen Spelunke aufzeigen, die jede von ihnen zweifellos besitzt.

Da ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit das Amateurhafte im Design thema-tisiere, wird das Buch ebenfalls «gebastelt». Das heißt, ich verzichte bewusst auf einen professionellen Druck, sondern greife auf Werkzeuge und Mittel zurück, die ich zu Hause vorfinde: Meinen eigenen Drucker, Schere, Papier und Klebstoff. Bilder werden von Hand ausgeschnitten und eingeklebt, die einzelnen Seiten mit einer Schneidemaschine zugeschnitten und das Buch von Hand gebunden.

Am Ende wird der Spelunkenführer aus einem selbst gestalteten und hergestellten Buch bestehen mit Verbindung zu Smartphones via Qr-codes, sowie einer Web-seite, auf der neben den Informationen, die im Buch zu finden sind auch Events, News und User-Bilder abrufbar sein werden.

05

Page 83: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

83

ZielgruppenforMulierung

und verMarKtungsMöglicHKeit Der Ellwanger Spelunkenführer richtet sich nicht an eine festgelegte Personen-gruppe. Er ist vielmehr ein Nachschlagewerk und interessantes kleines Buch für jedermann, der sich für die Ellwanger Kneipen- und Restaurantszene interessiert und mehr darüber erfahren möchte. Die sind vor allem Bürger aus Ellwangen und dem direkten Umkreis, die regelmäßig hierher kommen. Gleichzeitig kann das Buch für Touristen, wie beispielsweise Camper, nützlich sein, die in die Stadt kommen, aber nicht wissen wohin sie gehen sollen, was zu ihrem Geschmack und ihren Wunschvorstellungen passt. Da solche individuellen Bücher auch ein sehr beliebter Geschenkartikel sind, eignet sich der Spelunkenführer auch gut als Mit-bringsel oder eben Geburtstagspresent.

Durch den Verkauf einiger Exemplare aus der ersten Auflage 2006 kann ich sagen, dass es keine Altersschicht gibt, die besonders als Zielgruppe in Frage käme. So-wohl Teenager wie auch Rentner und alles dazwischen waren unter den Kunden, die das mit 4 Euro preisgünstige Nachschlagewerk gekauft haben oder verschenk-ten. Dennoch möchte ich die Zielgruppe auf die besagten Ellwanger Bürger und eben Touristen, vor allem Camper, die sich längere Zeit in der direkten Umgebung aufhalten, beschränken.

Doch wie verkauft man den Spelunkenführer wohl am besten an seine Zielgrup-pe? Da es sich letztendlich um einen Führer durch die Ellwanger Kneipen- und Restaurantszene handelt, verkauft man ihn auch am einfachsten am Ort des Ge-schehens selbst: In den Bars, Kneipen oder Restaurants. Desweiteren gibt es in Ell-wangen viele kleine Geschäfte, in denen man einige Exemplare mit in die Auslage oder direkt an die Kasse legen kann.

06

Page 84: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

84

logogestaltung07

Page 85: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

85

Nach mehreren zeichnerischen Logoentwürfen entschied ich mich für eine Pano-ramaansicht von Ellwangen. Auf der Westtangente gibt es auf einer Brücke einen einzigen Punkt, von dem aus die vier bekanntesten Bauwerke gleichzeitig zu sehen sind: die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, die evangelische Stadtkirche, die Basilika aus der Spätromantik am Marktplatz und das Ellwanger Schloss. Dies ist die bekannteste Stadtansicht und findet auch auf vielen Bildern, Ansichtskarten und Gemälden als Motiv Verwendung. Nichts, abgesehen von Pferden steht so für die Stadt Ellwangen wie diese Ansicht mit den vier größten Sehenswürdigkeiten.

Ich fotografierte von diesem besagten Punkt aus die Stadt und zeichnete die Kulis-se mithilfe von Pfaden digital nach. Anschließend zeichnete ich es erneut mit ei-nem Zeichentablett ab, um ungleichmäßigere Linien und Flächen zu bekommen.

Schließlich fügte ich den Text „Der Ellwanger Spelunkenführer“ zur Wort-Bild-marke hinzu. Da ich das Buch so gestalten wollte, als sei es mit einer alten Schreib-maschine geschrieben, wählte ich auch für das Logo einen entsprechenden Font:

Rough_TypewRiTeR

Der ellwanger

speLunKenführer

Page 86: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

86

layout08

Page 87: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

87

Vor jedem Layout steht eine Überlegung und mehrere Scribbles auf Papier. So auch im Fall des Spelunkenführers, bei dem ich recht schnell die passende Idee finden konnte und aufzeichnete. Da ich doch relativ viele Informationen in ei-nem kleinen Buch unterbringen wollte (Bilder, Texte, Icons, Qr-codes) entschied ich mich, pro Spelunke drei Doppelseiten zu gestalten, die im Grunde alle gleich aufgebaut sind, sodass eine gleichmäßige Ordnung entsteht und sich der Leser auf allen Seiten gut zurechtfinden kann.

01. doppelseiteAuf den ersten beiden Seiten bringe ich ein großes Bild in Form einer Polaro-idaufnahme, sowie den Text unter, der das Besondere, die Atmosphäre und die Spelunke selbst beschreiben soll. Das Polaroid soll nach Möglichkeit eine Auf-nahme vom Innenbereich der Kneipe sein. Dieses Polaroidbild steht zusammen mit dem Namen der Spelunke, der Bar oder dem Restaurant auf der linken Seite, während der Text zusammen mit einem kleineren Bild der Fassade / des Hauses auf der rechten Seite steht. Der Text verläuft um dieses Foto herum. Getrennt vom allgemeinen Text wird das Besondere, was die Kneipe einzigartig gemacht durch einen Absatz hervorgehoben. Die Seitenzahl steht anders als im Scribble bedacht oben rechts statt unten. Pro Doppelseite wird die laufende Seitenzahl nur einmal angegeben und durch eine gestrichelte Linie abgetrennt. Links neben der Seiten-zahl steht auf jeder Seite nochmals der Name der Spelunke, sodass sich der Leser beim Durchblättern leichter zurechtfinden kann.

Page 88: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

88

02. doppelseiteAuf der dritten Seite möchte ich auf das Getränke- und Speisenangebot der Spe-lunke eingehen. Je nachdem, was hier speziell angeboten wird, bzw. was hier am meisten getrunken wird und empfohlen werden kann, werden die passenden Icons abgebildet. So steht zum Beispiel ein Bierkrug dafür, dass hier neben den anderen Getränken vor allem Bier ausgeschenkt wird. Steht dieser auch noch an erster Stel-le, so wird in dieser Kneipe in erster Linie Bier getrunken, bzw. besonders leckeres Bier angeboten. Mit den anderen Getränken und Speisen verhält es sich ebenso. Zudem gibt es jeweils einen kleinen prägnanten Text, in dem ich auf besondere Angebote, Getränke und Speisen eingehe. Darunter wird eine Linie platziert, die angibt wie hoch die Getränke- bzw. Speisenauswahl auf der Karte ist.

Auf Seite 4 werden noch mehr Bilder eingeklebt, sodass der Leser einen besseren Einblick in die Spelunke bekommt. Je nachdem wie viele Bilder ich von einer Spe-lunke machen konnte, variiert hier die Anzahl der Fotos.

Page 89: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

89

03. doppelseiteAuf den Seiten 5 und 6 biete ich dem Leser viele Informationen. Die linke Seite bietet einen Überblick über getestete Getränke und Speisen. Hier habe ich darauf geachtet, dass der Text besonders kurz und locker geschrieben ist, sodass es sehr ehrlich uns spielerisch wirkt. Es soll sich beim Lesen ein wenig anfühlen, als hand-le es sich um eine Art Reisetagebuch, in dem auch genau das geschrieben ist, wie man es persönlich denkt und spricht. Unter dem Punkt „Worauf es dem Trinker ankommt“ ziehe ich ein Fazit, bzw. Re-sümee über die Spelunke und fasse in wenigen Worten nochmals das zusammen, was an ihr so besonders und empfehlenswert ist.

Desweiteren präsentiere ich hier die Öffnungszeiten, Kontaktmöglichkeiten, eine individuelle Karte, in der die Kneipe genau eingezeichnet ist, sowie Qr-codes, über die man mithilfe seines Smartphones weitere Informationen online abrufen kann: Standort der Spelunke in Google Maps, eine ausführliche Speisekarte und noch mehr Bilder in einer Galerie auf Flickr.com.

Page 90: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

90

Bildwelten Die Bildwelt des Ellwanger Spelunkenführers teilt sich in insgesamt drei Bereiche auf: einem Foto der Kneipe als Titelbild, einem Foto von außen und mehreren Bil-dern als Impressionen der Gestaltung, Dekoration und Interior. Alle Fotos wurden von mir selbst geschossen und bearbeitet.

Das Titelbild soll aussehen wie eine Polaroidaufnahme, also wie ein Schnapp-schuss, was wiederum den Charakter eines Reisetagebuchs verdeutlichen soll. Auch hier klebt man gerne Schnappschüsse seiner Erlebnisse ein. Sofern möglich zeigt das «Polaroid» immer eine Aufnahme von der Gaststube oder dem Tresen. Falls ich vom Wirt leider nicht die Erlaubnis zum Fotografieren bekommen habe, wurde eine Art Avatar anstelle des Bildes eingefügt.

09

Page 91: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

91

Das Foto, das die Kneipe auf der zweiten Seite von außen zeigt ist weiß umrahmt und wie das Polaroid und die Bilder auf Seite vier von Hand eingeklebt. Das Foto wurde leicht entsättigt und mit einem Schein nach innen versehen, sodass es mehr Tiefe und einen leichten Retro-Effekt bekommt. Um auch hier den Effekt eines Reisetagebuchs zu erhalten, wird teilweise sichtbar unter dem Bild ein gestrichel-tes Quadrat mit der Aufforderung, bitte ein Bild einzukleben, aufgedruckt. Auf den meisten Seiten ist dies zwar unsichtbar, jedoch ist auch dies wiederum ein feines Detail, die den Spelunkenführer von anderen abheben soll.

Auf Seite 4 gibt es dann wirklich viele Fotos zu sehen, die hauptsächlich das Interi-or Design der Spelunke visualisieren sollen. Diese sind unterschiedlich im Format und besitzen wiederum einen weißen Rahmen. Alle sind quer und überlappend eingeklebt, was auch den Eindruck eines Reisetagebuchs erwecken soll. Pro Spe-lunke werden hier maximal sechs Bilder eingeklebt.

Page 92: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

92

typografie Zur typografischen Gestaltung wählte ich eine Typewriter-Schrift, die wie beim Umgang mit Bildern auch den Charakter eines Reisetagebuchs erwecken soll.

spelunkennameName der Spelunke, steht jeweils verschieden angeordnet unterhalb des Polaroids auf der Titelseite jeder Kneipe.

� Font Type: Rough_Typewriter Regular � Schriftgard: 40 Pt � Farbe: C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100

unterüberschrift des spelunkenname

Gibt an, um welche Art von Lokalität es sich handelt (Café / Bar / Restaurant, etc.)

� Font Type: Rough_Typewriter Regular � Schriftgard: 11 Pt � Farbe: C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100

HeadlinesÜberschrift der einzelnen Unterpunkte (Kontakt; Weitere Infos, etc.)

� Font Type: Travelling_Typewriter Regular � Schriftgard: 12 Pt � Farbe: C: 0; M: 100; Y: 0; K: 60 � Sonstiges: Großbuchstaben

10

Page 93: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

93

Fließtext / aufzählungen

� Font Type: Travelling_Typewriter Regular � Schriftgard: 7,5 Pt � Zeilenabstand: 12,3 Pt � Farbe: C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100

spelunkenname in der kopFzeileName der Spelunke auf jeder Seite in der Kopfzeile neben der Seitenzahl

� Font Type: Travelling_Typewriter Regular � Schriftgard: 10 Pt � Farbe: C: 0; M: 100; Y: 0; K: 60 � Sonstiges: Großbuchstaben

seitenzahl

Oben rechts in der Kopfzeile

� Font Type: Travelling_Typewriter Regular � Schriftgard: 6 Pt � Farbe: C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100

zwischenüberschriften

� Font Type: Travelling_Typewriter Regular � Schriftgard: 6 Pt � Farbe: C: 47; M: 47; Y: 56; K: 12 � Sonstiges: Kontur: 0,15 Pt

Beschreibung der Qr-Codes

� Font Type: Travelling_Typewriter Regular � Schriftgard: 7 Pt � Farbe: C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100

Page 94: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

94

gestaltungsraster 11

Das Gestaltungsraster ist aufgrund der vielen verschiedener Inhalte sehr dy-namisch und kann auch nicht immer eingehalten werden. Vor allem durch den wechselnden Umgang mit Bilder, Texte und Icons muss das Raster oft verlassen werden. Seitenzahlen, Karte, Qr-codes und Seitenränder sind jedoch abgesehen von der Bilderseite, auf jeder Seite gleich.

Page 95: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

95

Page 96: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

96

gutscHeine Als besonderen Anreiz, alle Spelunken zu besuchen, erhält der Käufer mit dem Spelunkenführer auch 15 teils ungewöhnliche Gutscheine dazu, die sich im hin-teren Teil des Spelunkenführers befinden und dank Perforation einfach heraus-getrennt werden können. Auf ein Raster wurde hier vollkommen verzichtet und jeder Gutschein individuell gestaltet.

12

puntoCafé / Cocktailbar

CoCKtaiL - Bonuskartezeige bei jeder Bestellung eines Cocktails diese karte vor, die Bedienung wird sie abstempeln. Bei jedem Cocktail-symbol bekommst du einen deiner Wahl for free. Viel spass, dein punto-Team!

Page 97: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

97

piKtograMMeUm die Gestaltung und Informationswiedergabe wesentlich prägnanter und inter-essanter zu gestalten, entschied ich mich für Getränke, Speisen und Sonstiges, wie Nichtraucher-Kneipe, Terrasse, Public Viewing Möglichkeit, etc. Piktogramme zu gestalten, wodurch leicht auf einen großen Teil unnötigen Text verzichtet werden kann. Dabei achtete ich besonders darauf, dass sie auch noch gut erkennbar sind, selbst wenn sie relativ klein gedruckt werden.

Falls ein Wirt gegen das Fotografieren seiner Spelunke war, entwickelte ich ein weiteres Piktogramm, eine Art Avater, das dann anstelle des Polaroids auf der Ti-telseite oder der Bilderseite eingesetzt wurde.

13

Page 98: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

98

speiseKarten Da es unmöglich war, eine komplette Speisekarte im Spelunkenführer unterzu-bringen, gestaltete ich für jede Spelunke eine individuelle Speisekarte, die online per Smartphone und den passenden Qr-code abgerufen werden kann. Mein Kon-zept sieht vor, dass diese an eine Datenbank geknüpft ist und von jedem Kneipen- und Restaurantbesitzer jederzeit selbstständig auf den neuesten Stand gebracht werden kann. Somit können die Gäste sich abseits des Spelunkenführers noch weiter über das Angebot jeder Kneipe informieren.

14

Page 99: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

99

Qr-codesUm den Lesern wesentlich mehr Informationen zur Verfügung zu stellen, können sie mithilfe eines Smartphones und den Qr-codes im Spelunkenführer Speisekar-ten, Bilder und Speise-, bzw. Getränkekarten abrufen.

15

flickr google Maps speisekarten

Page 100: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

100

screensHots 16

39

hier bitte Foto einkleben

Neben den quadratische Lampen in

unterschiedlichen Farben über

der massiven dunklen Bar und dem

indirekten Licht, ist eine Viel-

zahl alter Zeitungsseiten, die

die Decke des Punto pflastern

das gestalterische Highlight

dieses Cafés und einmalig in

ganz Ellwangen. Die Gäste

werden förmlich dazu verlei-

tet, sich zurückzulehnen und

zu versuchen die jahrzehnte-

alten Artikel zu entziffern, Bilder an-

zuschauen und das ungleichmäßige Muster zu verfolgen.

Das Punto liegt zentral in der Fußgängerzone und bietet ne-

ben einem großen stilvoll eingerichteten Raum im Sommer auch

gemütliche Sitzgelegnheiten mit Blick auf die Stadt. Im Winter

können die Gäste in einem großen gläsernen und beheizten

Pavillon Glühwein- und Jagertee schlürfen. Das Punto ist zu

jeder Jahreszeit entsprechend mit Blumen, Kerzen und Tisch-

schmuck liebevoll dekoriert. Tagsüber findet man hier vor

allem Leute, die nach dem Einkauf gemütlich einen Kaffee trin-

ken oder sich mit Freunden auf einen kleinen Plausch treffen

möchten. Am Abend wird es dann zur Anlaufstelle für Feierwü-

tige und Cocktailtrinker. Regelmäßig finden hier auch Partys

statt, sodass das Punto aus allen Nähten platzt und bis tief

in die Nacht gefeiert wird. Aus den Lautsprechern dröhnt dann

die entsprechende Musik, die je nach Veranstaltung von Radio

bis moderner Clubmusik oder Schlager jeden Stil abdeckt.Punto

Café / Cocktailbar

PUNTO CAFÉ / COCKTAILBAR

41

DIE GETRÄNKEKARTE +

Die Getränkekarte des Punto ist außerordentlich vielfältig

und bietet neben der üblichen Auswahl auch saisonelle Spezi-

alitäten. Neben einer sehr großen Auswahl an leckeren Cock-

tails und Longdrinks können die Gäste aus einem riesigen

Angebot an Teesorten wählen. Zu jedem Heißgetränk wird ein

kleiner Keks serviert und der Espresso wird mit dem opligato-

rischen Wasser gereicht.

Obwohl das Punto in erster Linie Café und Cocktailbar ist,

bekommt man hier auch kleine leckere Speisen serviert. Neben

Salaten und Sandwiches können die Gäste am Nachmittag aus

verschiedenen hasugemachten Kuchen wählen. Wer bereits mor-

gens unterwegs ist kann auch entspannt frühstücken. Zudem

gibt es täglich wechselnde Tagesessen von 12 - 14 Uhr.

Angebotene Getränke

Servierte Speisen

Getränkeauswahl

Speisenauswahl

DIE KÜCHE+

PUNTO CAFÉ / COCKTAILBAR

Page 101: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

101

43

KONTAKT

WEITERE INFOS

+

+

Marienstraße 3 07961 561828

73479 Ellwangen

www.punto-ellwangen.de

Anzeigen in Google Maps

Speise- und Getränkekarte

Online- Bildergalerie

GETRÄNKE / SPEISEN

WORAUF ES DEM TRINKER ANKOMMT

ÖFFNUNGSZEITEN

+

+

+

» Sehr stilvoll eingerichteter Gastraum.

» Schöne und kreative Dekoration / angenehmes Licht.

» Stylisches / gemütliches Ambiente.

Ambiente / Look / Resumé

So - Do 09:00 - 01:00

Fr - Sa 09:00 - 03:00 (auch vor Feiertagen)

Erdinger Hefeweißbier

Rotochsen Export

Rotochsen Pils

Claustaler Alkoholfrei

Alle Biersorten wurden

hinreichend getestet

und für empfehlenswert

befunden. Trinken!

Es gibt auch Afri Cola!

Für die Menge zu teuer.

Mit leckerem Keks

Toller Milchschaum!

Kommt mit Wasser.

Extrem große Auswahl.

Cola / Fanta

Säfte

Wein

Kaffee

Cappuccino

Espresso

Tee

!Super Auswahl.

PUNTO CAFÉ / COCKTAILBAR

Die Stadt Ellwangen geht auf zwei Brüder einer bayrisch-

alamannischen Adelsfamilie zurück, die hier 764 ein Benedik-

tinerkloster gründeten. Kurz darauf wurde dieses dem fränki-

schen König Karl der Große übertragen. Damit wurde Ellwangen

Königskloster, das rasch zu blühen begann und schnell erwei-

tert wurde. 981 erlaubte der Abt, an der südlichen Klostermauer

eine Siedlung zu errichten. Die Stadt Ellwangen war geboren.

Heute verfügt die große Kreisstadt neben der bekannte Basili-

ka aus der Spätromantik, der barocken Wallfahrtskirche auf

dem Schönenberg, sowie der mittelalterlichen Altstadt auch

über eine einzigartige Vielfalt von Kneipen, Bars und Res-

taurants, von denen jede eine ganz eigene und besondere At-

mosphäre besitzt, die sowohl die Ellwanger Bürger, als auch

Touristen fesselt und den ein oder anderen unvergesslichen

Abend beschert.

Der Ellwanger Spelunkenführer gibt einen Einblick in dieses

vielfältige Angebot zum Essen, Trinken und Feiern und be-

leuchtet dabei die Besonderheiten und kleinen Details, die die

„Spelunken“ zu dem machen, was sie sind: Einzigartig.

Page 102: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

102

5

DER SPELUNKENFÜHREREINE KURZE EINFÜHRUNG

15 Bars, Kneipen und Restaurants sind in diesem Führer auf-

geführt und näher beschrieben. In Ellwangen gibt es zwar

weitaus mehr Lokalitäten, jedoch handelt es sich hierbei um

„Otto Normal Spelunken“, die in einem solchen Nachschlage-

werk leider nichts verloren haben. Jede der 15 Etablissements

verkörpert ein ganz eigenes und besonderes Konzept, verfügt

über eine einzigartige Atmosphäre und ein ganz individuelles

Publikum. Einige davon erscheinen vielleicht dubios und zwie-

lichtig während andere wiederum den Zahn der Zeit treffen

und Modernes mit Altem kombinieren. Jede einzelne jedoch ver-

fügt über so viel Charme und kreative Leidenschaft sowohl der

Besitzer, wie auch der Gäste, dass man nicht drum herumkommt,

mindestens einmal in jeder einzukehren, gemütlich ein Bier zu

trinken und die Seele der Spelunke auf sich wirken zu lassen.

Der Ellwanger Spelunkenführer gibt einen kleinen Einblick

in das, was den Gast dabei erwarten könnte.

Also viel Spaß beim Lesen, Testen und „Durchtrinken“!

Jede Spelunke bietet unterschiedliche Getränke an. Während

einige eher auf den Ausschank verschiedener und sogar aus-

ländischer Biersorten spezialisiert sind, werden in anderen

hauptsächlich Cocktails oder Longdrinks serviert. Je nach

Spezialisierung und Angebot sind einzelne Icons stellvertre-

tend für das Getränkeangebot auf der Karte individuell auf-

geführt. Die Anordnung stellt auch eine Empfehlung dar, was

man in der jeweiligen Kneipe am besten bestellt um stilecht

mittrinken zu können.

Bietet eine Spelunke Frühstück, kleine Snacks, Fast Food zum

Mitnehmen, Kuchen oder gar Tagesessen oder Restaurantbetrieb

an: Die Icons weisen darauf hin.

Neben einer Karte zur Orientierung, Kontaktadressen, und Be-

wertungen zum Angebot der Spelunken können mithilfe der QR-

Codes und einem Smartphone weitere interessante Informati-

onen wie Bilder, Speisekarten oder die Lage der Spelunke in

Google Maps angezeigt werden.

INFORMATIONEN AUF EINEN BLICK+Angebotene Getränke

Angebotene Speisen

Weitere Infos

INFOS

Page 103: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

103

PuntoCafé / Cocktailbar

Weinstube

Zur Kanzlei

Kanne

Bistro / Café

SPELUNKEN-GUTSCHEINE +Die Kneipenszene in Ellwangen ist einzigartig und vielfäl-

tig. Dshalb gibt es auch einzigartige Gutscheine für Aktio-

nen, Freigetränke und Feierlichkeiten allein oder im ganzen

Freundeskreis. Die Wirte bieten die verschiedensten Möglich-

keiten, ihre Bar, ihr Restaurant, die eigene Kneipe oder die

berühmt berüchtigte Spelunke zu präsentieren und den Gästen

einen tollen Einblick zu bieten, den man so nicht bekommt.

Also nehmen Sie ihren Spelunkenführer, suchen sie sich eine

Lokalität heraus und lösen am besten sofort den passenden

Gutschein ein. So lernen Sie die Spelunke, die Gäste und das

Personal sofort kennen und wer weiß, vielleicht wird dies ihre

neue Stammkneipe.

Sollten im Laufe der Zeit alle Gutscheine verbraucht sein,

keine Panik: Auf dem Spelunkenführer-Portal gibt es regelmä-

ßig neue Aktionen der Ellwanger Kneipenszene, sodass Sie auch

weiterhin tolle Angebote abstauben und nutzen können.

Viel Spaß beim Einlösen.

COCKTAIL - BonuskarteZeige bei jeder Bestellung eines Cocktails diese Karte vor, die Bedienung wird sie abstempeln. Bei jedem Cocktail-Symbol bekommst Du einen Deiner Wahl for free. Viel Spass, Dein Punto-Team!

Gutschein für Fußballfans

Gutschein für eine Tasse frisch geschöpfte Feuerzan-genbowle mit Deinen Freun-den. Hausgemachte Plätz-chen und die besten Witze des Wirts sind natürlich inklusive.

Du wolltest schon immer einen Fußballabend mit Deinem Verein in Ruhe bei uns verbrin-gen? Dann schnapp Dir diesen Gutschein und Ihr könnt in unserem großen Saal ein Spiel eurer Wahl sehen, inklusive 5 Liter Freibier.

Pro Person nur eine Tasse. Maxmal sechs Personen.Einlösbar in der Zeit von 01.12.2011 - 31.01.2012

TorhausPizza & Kebap

Irish PubThe Leprechaun

Roter OchsenBrauereigasthof

Page 104: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

104

üBersicHtsKarte Jede Spelunke wird in einer Karte auf der jeweiligen Seite markiert, sodass der Leser leicht den Weg dorthin finden kann. Um einen noch besseren Überblick zu verschaffen wird auf der Innenseite des Umschlags eine ausklappbare Karte einge-klebt, auf der alle Kneipen, Bars und Restaurants in Ellwangen verzeichnet sind.

17

201 Bistro Altstadt 02 Journal03 Kronprinzen04 Manhatten05 Pfiff06 Punto07 Rock Hof08 Rossi

09 Roter Ochsen10 Saloniki11 Irish Pub12 Tias Kebaphaus13 Torhaus14 Weinstube zur Kanne15 Zur Kanzlei

01

14

10

1108

02

05

0612

13

07

03

0409

15

Page 105: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

105

drucK Auf den Screenshots (Punkt 15) sind Papiertexturen zu sehen. Diese sind im Ori-ginaldokument jedoch nicht vorhanden, das der Spelunkenführer auf Papier ge-druckt wird, das den Texturen ähnelt. Dadurch kann nicht nur Farbe gespart und die Umwelt geschont werden, sondern auch ein besonderer Effekt erzielt werden, denn so wirkt das Buch wesentlich interessanter und fast wie eine Speisekarte in einem klassischen bürgerlichen Restaurant, wo auch oft auf bräunliches Papier zu-rückgegriffen wird. Für die Seiten vor und nach der Beschreibung der Spelunken wird Papier in einer anderen Farbe gewählt, damit sich dieser Teil vom Rest des Führers abheben kann.

Die Bilder werden auf hochauflösendem Fotopapier gedruckt, sodass es wieder-um aussieht, als seien sie beim Fotograf entwickelt und später eingeklebt worden. Auch der Einband des Buches wird auf farbiges Papier gedruckt, ebenso wie die ausklappbare Karte und die Gutscheine.

Gedruckt wird auf einem normalen Tintenstrahldrucker um wiederum das The-ma Amateurdesign aufzugreifen, denn nur wenige Laien lassen ihre gestalteten Produkte professionell drucken und binden.

18

Page 106: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

106

online-portal Um den Spelunkenführer interaktiver zu gestalten und den Lesern noch mehr Informationen zu bieten, gestaltete ich neben dem Printprodukt „Ellwanger Spe-lunkenführer“ auch eine Webseite, wo dieselben und zusätzliche Informationen aktueller und zeitnah präsentiert und abgerufen werden können. Die Seite verfügt über folgende Features:

� Startseite: Alle Spelunken sind ähnlich wie im gedruckten Führer in Form eines Polaroids präsentiert und können leicht ausgewählt werden.

� Über ein Suchfeld am oberen Bildrand kann nach Schlagworten die Seite nach Informationen und Spelunken durchsucht werden

� Unter dem Punkt «Spelunkensuche» kann eine sehr verfeinerte individuelle Suche gestartet werden. Der User hat die Möglichkeit, verschiedene Kriterien seiner Wahl zu bestätigen, sodass genau die Spelunken vorgeschlagen werden, die in sein Suchraster fallen

� Bildergalerien können online angeschaut und durch eine Login-Funktion für angemeldete Mitglieder (z.B. Kneipenbesitzer) können diese Galerien erwei-tert und bearbeitet werden.

� Über den Menüpunkt «Events» und «News» bekommt man Informationen, wo in nächster Zeit Partys oder Veranstaltungen stattfinden, bzw. welche Neuigkeiten es in der Ellwanger Kneipenszene momentan gibt. So kann hier beispielsweise auch gepostet werden, wenn ein Restaurant für einige Wochen Betriebsurlaub hat.

� Als angemeldeter User kann man selbstständig Kommentare, bzw. Erfah-rungsberichte zu Getränken, Speisen und den Spelunken selbst schreiben. Damit können nicht nur die subjektiv von mir eingesetzten Erfahrungsbe-richte im gedruckten Führer zur Verfügung gestellt werden, sondern noch viel mehr.

19

Page 107: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

107

startseiteAlle Spelunken sind in Form von Polaroids aufgeführt.

Page 108: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

108

spelunken-seiteWählt man eine Spelunke aus, gelangt man zur entsprechenden Unterseite und be-kommt dieselben Informationen wie im gedruckten Spelunkenführer. Zusätzlich können Online-Bildergalerien angeschaut und erweitert oder Kommentare, bzw. Erfahrungsberichte verfasst werden.

Page 109: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

109

detaillierte sucheÜber die Spelunkensuche kann der User durch das Auswählen verschiedenster Punkte die für ihn ideale Lokalität finden. In einer Liveansicht werden wiederum die Spelunken in Form der bekannten Polaroids angezeigt. Hat sich der User für eine entschieden, gelangt er über das Polaroid direkt zur Unterseite der Spelunke.

Page 110: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

110

galerieansichtDer User hat die Möglichkeit, sich durch die Bildergalerie durchzuklicken.

Page 111: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

111

KarteWie im gedruckten Führer ist auch online jede Kneipe in einer Karte verzeichnet.

Page 112: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

112

reflexion Nach Abschluss der Arbeiten am wissenschaftlichen und praktischen Teil dieser Bachelorarbeit kann ich für mich persönlich ein sehr positives Fazit ziehen. Stand ich zu Beginn der Arbeit meinem Thema teilweise noch etwas skeptisch gegenüber, erkannte ich schnell dass der Umfang und die kreative Kraft, die hinter dem The-ma „Design ohne Designer“ steht ungeheuer groß und vielseitig ist. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass das Werk von Laien durchaus sehr interessant und vor al-lem qualitativ spitze sein kann, jedoch fehlte mir der tiefere Einblick in das Thema. Durch die Fachliteratur, Recherche und das Beobachten meines Alltags erkannte ich schnell, welche Kraft und welches Potential im Amateurdesign steckt. Seit-her begegne ich den Arbeiten von Laien immer und überall positiv und ich kann mich dem Charme und dem künstlerischen Anspruch nicht entziehen. Teilweise ist es schon schwierig, meinen Kopf frei zu machen und zu versuchen, nicht auf Plakate, Flyer, Webseiten, Wanddekorationen oder Videoclips zu achten und zu analysieren. Mein Erkenntnisgewinn speziell aus dieser wissenschaftlichen Arbeit ist sehr groß und ich bin stolz darauf, dieses Thema gewählt und näher untersucht zu haben. Vor dieser Arbeit habe auch ich oft Arbeiten von Amateuren belächelt und den Urhebern geraten, sich doch lieber auf andere Art und Weise kreativ zu betätigen anstatt Videos, Webseiten oder Logos zu gestalten. Mittlerweile jedoch finde ich all dies interessant und ich möchte viele der Arbeiten hinterfragen und erfahren, was dahinter steckt, warum der Urheber die Speisekarte mit so vielen Cliparts, Bilder und Fonts gestaltet hat oder weshalb die Wanddekoration farblich und inhaltlich nicht auf den Rest der Kneipe abgestimmt ist. Ich sehe den Alltag heute also mit anderen Augen und erlebe ihn bewusster als zuvor, zumindest was das Thema Amateurdesign angeht.

Auch der praktische Teil dieser Bachelorarbeit machte mir großen Spaß und stellte in vielen Bereichen eine Herausforderung dar. Während ich bei vielen Kneipen-besitzern förmlich mit offenen Armen empfangen wurde, wie beispielsweise von Frau Veit im Brauereigasthof Roter Ochsen oder vom Besitzer des Pizza- und Ke-baphauses Torhaus, so wurde ich bei einigen nur belächelt oder gar der Lokalität verwiesen. Deshalb gibt es von manchen Kneipen keine oder nur sehr wenige, bzw. unprofessionell geschossene Bilder, da ich diese heimlich machen musste. Das Problem hierbei war leider, dass es sich bei diesen Lokalitäten meistens um die eigentlichen Spelunken handelt, die ja das Thema meiner praktischen Arbeit sind. Da ich meine Arbeit nicht manipulieren und beispielsweise hier in Stutt-gart Fotos solcher Kneipen machen wollte, entschied ich mich auch Lokalitäten

20

Page 113: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

113

aufzunehmen, die nicht so verrucht und verraucht sind, wie man sich eine klassi-sche Spelunke vorstellen möchte. Dennoch bin ich vom fertigen Spelunkenführer selbst ein wenig begeistert und freue mich, darin blättern zu können. Obwohl er ja sozusagen eine Art Nachfolger des erste Spelunkenführers von 2006 ist, so ist er doch von Grund auf verschieden und hat nur noch wenig mit der ersten Aus-gabe gemein. Der größte Unterschied liegt sicherlich im Umfang und Inhalt des Buches. Während der erste nur wenig Text beinhaltete und mehr als Witz gedacht war, so ist dieser professionell gestaltete Führer durch die Ellwanger Spelunken-szene ein recht interessantes Buch, aus dem man einige interessante Informatio-nen über die einzelnen Bars, Kneipen und Restaurants ziehen kann - vor allem als Außenstehender, der die Lokalitäten nicht kennt.

Das Thema Design ohne Designer hat mich und meine persönliche Ansicht ge-genüber der Gestaltung durch Laien also sehr positiv beeinflusst und gleichzeitig überrascht wie vielfältig es doch ist. Ich bin mir sicher, dass ich auf meinem wei-teren Lebensweg von den Erfahrungen und Eindrücken, die ich im Laufe dieser Arbeit gemacht habe, weiterhin profitieren kann. Speziell die Erkenntnis, welch kreatives Potential in den Arbeiten von Amateuren steckt hat mich fasziniert und beeindruckt mich auch weiterhin. Ich bin mir sicher, ohne die Amateure wäre unser Alltag weit weniger interessant, amüsant und vielfältig als er es heute ist. Deshalb müssen wir ausgebildete Designer die Laien und ihre Werke ernst neh-men und erkennen, dass nicht nur sie von uns lernen können, sondern wir ebenso von ihnen.

Page 114: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

114

Page 115: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

115

literaturverZeicHnis � Alexander, Darsie; Jackson, John Brinckerhoff; Sturdevant Andy; Washing-

ton, Camille: The Spectacular of Vernacular. Minneapolis: Walker Art Center, 2011

� Blöchlinger, Janine; Näf, Simone: Pasmal. Eine Untersuchung über Ästhetik und Authentizität in Bezug auf Amateur- und Profigestaltung im Bereich Print-Grafik. [Elektronische Ressource] Unveröffentlichte Bachelorarbeit, ZHdK Züricher Hochschule der Künste, 2010. S. 17 - 32

� Brandes, Uta; Erlhoff, Michael; Schemmann, Nadine: Designtheorie und Designforschug. Stuttgart: UTB, 2009.

� Brockhaus. Die Enzyklopädie in 30 Bänden, 21. völlig neu bearbeitete Auflage, Band 6 COMF - DIET. Mannheim: Brockhaus F.a., 2005

� Busemann, Katrin; Gscheidle, Christoph: Ergebnisse der ARD/ZDF-Online-studie 2010. Web 2.0: Nutzung steigt - Interesse an aktiver Teilnahme sinkt. [Elektronische Ressource], 2010. Unter: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Online10/07-08-2010_Busemann.pdf. Zugriff am 16.06.2011

� Close, Chuck: Inspiration is for amateurs. [Elektronische Ressource]. In: design sojourn. Unter: http://www.designsojourn.com/inspiration-is-for-amateurs/. Zugriff am 12.06.2011

� De Certeau, Michel: Kunst des Handelns. Berlin: Merve Verlag, 1988

� Der Brockhaus in einem Band. Leipzig / Mannheim: Wissenmedia, 2009

� Erlhoff, Michael; Marshall, Tim. Wörterbuch Design. Begriffliche Perspektiven des Design. Stuttgart: Birkhäuser Verlag AG, 2008

� Grossman, Lev: You - Yes, You - Are TIME‘s Person of the Year. In: Time Magazine U.S., 2006. Unter: http://www.time.com/time/magazine/artic-le/0,9171,1569514,00.html. Zugriff am 05.06.2011

Page 116: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

116

� Grüner, Herbert; Schmidt, Florian A.: Volkssport Design, Symposium zur Lage der Designprofession, Nachspiel. (Teil 1) [Elektronische Ressource], 2009; Unter: http://www.volkssport-design.de/fileadmin/redaktion_vsd/do-kumente/VolkssportNachspiel-teil1.pdf. Zugriff am 11.06.2011

� Grüner, Herbert; Schmidt, Florian A.: Volkssport Design, Symposium zur Lage der Designprofession, Nachspiel. (Teil 3) [Elektronische Ressource], 2009. Unter: http://www.volkssport-design.de/fileadmin/redaktion_vsd/do-kumente/VolkssportNachspiel-teil3.pdf. Zugriff am 11.06.2011

� iBusiness Honorarleidfaden. In: o. V.: 10 Fragen. Stundenhonorare von Free-lancern und Agenturen 2010 im Vergleich (in Euro). In: PAGE. Heft 7. S. 25

� Jetzt.de: Vom Gestalten und designenlassen - welche Portale, Vermittlungen und Aufträge für Designer nie zum Erfolg führen können. [Eletronische Ressource], 2009. Unter: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/475974. Zugriff am 12.06.2011

� Kauppert, Michael: Claude Lévi-Strauss. Konstanz: UvK Verlagsgesellschaft mbH, 2008

� Keen, Andrew: Die Stunde der Stümper. Wie wir im Internet unsere Kultur zerstören. München: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2008.

� Könemann, Tanja: Geschäftsmasche mit älteren Damen. [Elektronische Ressource] In: Handelsblatt, 2009. Unter: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/geschaeftsmasche-mit-aelteren-damen/3159666.html. Zugriff am 26.06.2011

� Kubens, Michael; Sobolewski, Eugen: designenlassen.de - Marktplatz für Kreativdienstleistungen UG. [Elektronische Ressource]. Unter: http://www.designenlassen.de. Zugriff am 12.06.2011

Page 117: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

117

� Lévi-Strauss, Claude: Das wilde Denken. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1968 Lialina, Olia: Das Verschwinden der Homepages. Das Volkstümliche Web - Teil 1. [Elektronische Ressource], 2007. Unter: http://www.heise.de/tp/arti-kel/26/26229/1.html. Zugriff am 04.06.2011

� Lialina, Olia: Erste Siedler und Barbaren. Das volkstümliche Web. Teil 1. [Elektronische Ressource], 2005. Unter: http://www.heise.de/tp/arti-kel/19/19707/1.html. Zugriff am 04.06.2011

� Lialina, Olia: Himmlische Desktops und aufpoliertes Plastik. Das volkstümli-che Web 2 - Teil 2. [Elektronische Ressource], 2007. Unter: http://www.heise.de/tp/artikel/26/26237/1.html. Zugriff am 01.06.2011

� Lialina, Olia: Welcome to my Page. Das volkstümliche Web Teil 5. [Elektro-nische Ressource], 2005. Unter: http://www.heise.de/tp/artikel/20/20171/1.html. Zugriff am 05.06.2011

� Liessmann, Konrad Paul: Das Universum der Dinge. Zur Ästhetik des Alltägli-chen. Wien: Paul Zsolnay Verlag, 2010.

� Lischka, Konrad: Mitmach-Reklame. Apple wirbt mit YouTube-Clip eines 18-Jährigen. [Elektronische Ressource]. In: Spiegel Online, 2007. Unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,514118,00.html. Zugriff am 05.06.2011

� Maldonado, Tomás: Ditigale Welt und Gestaltung. Ausgewählte Schriften herausgegeben und übersetzt von Gui Bonsiepe. Stuttgart: Birkhäuser GmbH, 2007

� Schmidt, Florian Alexander; Lasch, Peter; Stauch, Susanne; Kautz, Friedrich; Gobbeso, Fritz; Töpfer, Andreas; Herausgegeben von der Kunsthochschule Berlin-Weissensee: Kritische Masse. Von Profis und Amateuren im Design. Berlin: form + zweck, 2010

Page 118: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

118

� Schmidt, Jens. In: o. V.: Wer fängt den Löwen? Welche Arbeiten haben Chan-cen auf eine Auszeichnung in Cannes? Einige der diesjährigen Juroren stellen uns ihre Favoriten vor. In: PAGE. Heft 7, 2011. S. 47

� Seith, Anne: Neuer Reklametrend. Werbespots zum Selbstdrehen. [Elektro-nische Ressource]. In: Spiegel Online 2007. Unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,487205,00.html. Zugriff am 05.06.2011

� Soukup, Michael: Netzkritiker Andrew Keen, „Bei Twitter entsteht eine neue Elite“. [Elektronische Ressource]. In: Spiegel Online 2009. Unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,620281,00.html. Zugriff am 11.06.2011

� Spiegel Online: Dank an die Göttin. „Action Painting“ in der indischen Provinz – ein amerikanischer Ethnologe dokumentiert die Ma-lerei von Hindu-Frauen. [Elektronische Ressource], 1994. Unter: http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13686448&aref=image017/SP1994/038/SP199403802180219.pdf&thumb=false. Zugriff am 05.06.2011

� The OScar Project: OScar. Reinvent Mobility. OScar - Release 0.2. [Elektro-nische Ressource], 2011. Unter: http://www.theoscarproject.org/index.php. Zugriff am 26.06.2011

� Von Moos, Stanislaus; Weinberg-Staber, Margit: Venturi and Rauch. Archi-tektur im Alltag Amerikas. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG, 1979

� Watzlawick, Paul; Beavin, Janet H.; Jackson, Don D.: Menschliche Kommu-nikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Vierte unveränderte Auflage. Hans Huber Verlag, 1969

Page 119: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

119

aBBildungsverZeicHnis � Abbildung 01: Roschka, Joachim: Tischdekoration im «Tias Kebaphaus» in

Ellwangen: Windlicht und eine Plastikblume. (Roschka, Joachim; 2011). Seite 10 - 11

� Abbildung 02: Speisekarte im «Tias Kebaphaus», Ellwangen. (Roschka, Joa-chim; 2011). Seite 24 - 25

� Abbildung 03: Speisekarte im «Journal», Ellwangen. (Roschka, Joachim; 2011). Seite 24 - 25

� Abbildung 04: Speisekarte im Bistro / Café «Zur Kanzlei», Ellwangen. (Rosch-ka, Joachim; 2011). Seite 24 - 25

� Abbildung 05: Urbane Zukunftsvisionen im Stil von Filmen wie Star Wars, iRobot oder The Matrix. (Clyne James: Fly By done for the film Minority Report) [Elektronische Ressource]. Unter: http://www.designophy.com/up-loadedimages/tmn/2008/12/09/flyby_big.jpg. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29

� Abbildung 06: Urbane Zukunftsvisionen im Stil von Filmen wie Star Wars, iRobot oder The Matrix. (Unbekannter Verf.: Future City) [Elektronische Ressource]. Unter: http://bertrand-benoit.com/images/COMPs.jpg. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29

� Abbildung 07: Individuelle Gestaltung & Dekoration eines Hauses zu Ostern. (Unbekannter Verf.: Plankenheide - Buntes Haus) [Elektronische Ressour-ce]. Unter: http://static.panoramio.com/photos/original/8061703.jpg. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29

� Abbildung 08: Echt deutsch: Ein Gartenzwerg im Vorgarten. (Unbekannter Verf.: Gartenzwerg mit einem Fass Bier) [Elektronische Ressource]. Unter: http://www.tierischekunst.de/galerie/d/5652-2/IMG_1018.JPG. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29

Page 120: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

120

� Abbildung 09: Gestaltete und bemalte Häuschen als Wanddekoration in einem Badezimmer. (Unbekannter Verfasser: Schwedenhäuser....nee, einfach nur Wanddeko) [Elektronische Ressource]. Unter: http://3.bp.blogspot.com/_Q6Cwv2kXaC8/TLsTUezb47I/AAAAAAAABws/5FWuFmrb74w/s1600/IMG_4440.JPG. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29

� Abbildung 10: Dekoration im Ellwanger «Irish Pub The Leprechaun». (Roschka, Joachim; 2011). Seite 28 - 29

� Abbildung 11: Pokale verschiedener Sportvereine, Bilder und Erinnerungen zieren die Bauernstube des «Brauereigasthofs Roter Ochsen in Ellwangen». (Roschka, Joachim; 2011). Seite 32 - 33

� Abbildung 12: Randy Constan, alias Peter Pan hält am Konzept einer 90er-Jahre-Webseite fest und präsentiert sich zwischen Texten, Clip-Arts und blinkenden Sternchen. (Constan, Randy; Screenshot). Unter: http://pixyland.org/peterpan/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 36 - 37

� Abbildung 13: Blinkender Text, verzerrte Bilder, GIF-Animationen und die Aufforderung «Please come back every day» sind das Highlight dieser kreativ gestalteten Seite im Barbie-Look. (Hon, Jeannette; Screenshot). Unter: http://www.jeannettehon.com/uglysite/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 36 - 37

� Abbildung 14: Webking: Die Internetseite eines Webdesigners, der seine kreativen Dienste für bereits 99 US-Dollar anbietet. Neben GIF-Animationen, Mauerhintergrund und buntem Text wird der Besucher des „Internetkönigs“ mit einer Trompetenfanfare begrüßt. (Web King Internet Services LLC; Screenshot). Unter: http://www.webking.com/. Zugriff am 17.07. 2011. Seite 36 - 37

� Abbildung 15: Internetseite des «Bistro Altstadt» mit einem klassischen Willkommensgruß und einer Bildergalerie vergangener Events. (Schuster, Alexander; Screenshot). Unter: http://www.bistro-altstadt.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 42 - 43

Page 121: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

121

� Abbildung 16: Homepage des «Irish Pub The Leprechaun». (Marek, Durina; Kitzberger, Rudi; Screenshot). Unter: http://www.pubfamily.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 42 - 43

� Abbildung 17: Homepage der Ellwanger «Schlossschenke» in den CI-Farben Gelb und Schwarz. (Brenner, Tobias; Screenshot). Unter: http://www.schlossschenke-ellwangen.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 44 - 45

� Abbildung 18: Internetseite der Cocktailbar «Mondi» in den CI-Farben Rot, Schwarz und Weiß. (Ignatiadis, Dimitrios; Screenshot). Unter: http://mondi-ellwangen.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 44 - 45

� Abbildung 19 - 22: Mit unendlich vielen verschiedenen Scribbles, Figuren, For-men und Sprüchen verewigen sich mehr und mehr User auf einem gigantischen virtuellen Blatt Papier. Der Clou: Man kann den Künstler live beim Zeichnen beobachten und mit dem eigenen Edding mitzeichnen. Unter: http://wall-of-fame.com/. Zugriff am 18.07.2011. Seite 50 - 51

� Abbildung 23: Charakteristisch für die Punkbewegung: Zerrissene Klamot-ten, selbst gestaltete Westen und Aufnäher. Dieser Stil und das Wiederver-werten von Materialien beeinflusste viele Bereiche des Design. Unter: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/112/punks_on_brick_wall_c1984.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65

� Abbildung 24: Charakteristisch für die Punkbewegung: Zerrissene Klamotten, selbst gestaltete Westen und Aufnäher. Dieser Stil und das Wiederverwerten von Materialien beeinflusste viele Bereiche des Design. Unter: http://www.lavelles.co.uk/blog/wp-content/uploads/2008/06/manchester-punks-kings-street-1996small2.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65

� Abbildung 25: Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. Unter: http://poplife-shop.de/Bilder/662360.JPG. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65

Page 122: Design ohne Designer - Joachim Roschka...wissenscHaftlicHe arBeit: design oHne designer vorwort 07 01 einleitung 08 02 aMateur und profi: eine definition 14 03 design iM alltag 17

122

� Abbildung 26: Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. Unter: http://www.chartstats.com/images/art-work/4662.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65

� Abbildung 27: Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. Unter: http://www.rheinstore.de/wp-content/up-loads/2011/02/DSC_00097.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65

� Polaroid im praktischen Teil „Der Ellwanger Spelunkenführer“: http://fc08.deviantart.net/fs28/f/2008/120/a/6/Polaroid_by_PsihoDrill.jpg. Zugriff am 08.07.2011.