Entwicklung englischer Herrenmode

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Akademie Mode und Design Düsseldorf Mode- und Designgeschichte SS 09 Thomas Kuhn M.A. Hausarbeit Die Entwicklung der englischen Herrenmode zwischen Französischer Revolution und 1850 Tetyana Repetya , Matr.Nr.: 30020636 15.12.2009 Mode- und Designmanagement, 2. Semester [email protected]

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Akademie Mode und Design Düsseldorf

Mode- und Designgeschichte SS 09

Thomas Kuhn M.A.

Hausarbeit

Die Entwicklung der englischen Herrenmode zwischen Französischer Revolution und 1850

Tetyana Repetya , Matr.Nr.: 30020636 15.12.2009 Mode- und Designmanagement, 2. Semester [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung.................................................................................................1

2. Englische Männermode zu Zeiten der Französischen Revolution...........2

2.1. Vorrevolutionäre Zeit in England.........................................................2

2.2. Einfluss der englischen Herrenmode auf Deutschland.........................4

2.3. Herrenmode während der Französischen Revolution...........................5

3. Herrenmode in England nach der Französischen Revolution..................6

4. Zeit der Industrialisierung........................................................................8

5. Schluss...................................................................................................10

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1. Einleitung In der folgenden Hausarbeit wird die Entwicklung der englischen Männermode angefangen

von der Zeit der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts behandelt.

Zunächst wird kurz auf die Vorrevolutionäre Zeit eingegangen und der dort herrschenden

modischen Situation. Danach folgt der Einfluss der englischen Männermode auf Deutschland

und darauf folgend wird auf die Mode während der Französischen Revolution eingegangen.

Im weiteren soll die Entwicklung der englischen Herrenmode nach der Revolution bis Mitte

des folgenden Jahrhunderts erläutert werden.

Zum Schluss wird auf die Bedeutung der Industrialisierung und deren Erfindungen

eingegangen und ihre Bedeutung für die Textilwirtschaft in England herausgearbeitet.

Die Entwicklung der Moden sind immer ein Spiegel politischer und gesellschaftlicher

Strömungen und Ereignisse. Daher ist es auch wichtig, die politischen und gesellschaftlichen

Hintergründe dieser Zeiten zu beleuchten.

Daher soll zunächst ein kurzer Einblick in den historischen Hintergrund geschaffen werden

und daraufhin speziell auf das Thema Männermode in der jeweiligen Zeit eingegangen

werden.

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2. Englische Männermode zu Zeiten der Französischen Revolution

2.1 Vorrevolutionäre Zeit in England

Gegen Mitte und Ende des 18. Jhdt. In der Hochzeit des Rokoko war der Herrenanzug

inzwischen durch die aufwendige Ausstattung mit kostbaren Knöpfen, Spitzen,

Schuhschnallen wirtschaftlich fast untragbar geworden. Der Herr suchte nach einer

Vereinfachung seiner Kleidung und so wurde der aus England kommende Ruf nach

Vereinfachung auch in anderen Ländern, wie Frankreich und Deutschland, wohlwollend

angenommen.

Das ungezwungene Landleben des englischen Adels, der natürlichere Lebensstil machte sich

dort immer stärker. Die Landlords machten sich zumindest in ihrem Privatleben von der

Hofmode unabhängig und ging zu betont schlichter Kleidung über. Der einfache Tuchrock,

vor allem wegen seiner Bequemlichkeit sehr geschätzt, hatte den französischen Justaucorps

bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts verdrängt. Der sogenannte „frock“ bedeutete eine

Absage an die höfische Lebensform.1

Neben kostspieliger Seidenstoffe kamen nun einfache Wollstoffe in Mode. Gerade die Wolle

spielte für England eine wichtige Rolle. Sie wurde erst in England selbst und später in den

Kolonien gewonnen und verschaffte England nicht nur Reichtum sondern auch eine

bedeutende Rolle in der Herrenmode der damaligen Zeit. Die aus den Kolonien eingeführte

Baumwolle wurde in England selbst verarbeitet. Im späteren Verlauf sollten hier auch

entscheidende textiltechnische Erfindungen des Spinn- und Webprozesses stattfinden.

Sein Name ging als "Frack" bis heute in die deutsche

Sprache über.

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Die englische Mode begann zu dieser Zeit Regeln aufzustellen, die bis heute Gültigkeit haben.

Sowohl ein perfekter Schnitt und erstklassige Verarbeitung als auch die sachliche und

unaufdringliche Eleganz gab den Ton an. Junge Männer konnten die unterschiedlichen Arten

der Kleiderherstellung in einer Lehre lernen und perfektionieren. Die bis heute hoch

angesehene englische Schneiderkunst stammt genau aus dieser Zeit.

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1 Krause, Lenning S. 162 ff

2 Krause, Lenning ebd. 3 Koch-Mertens, Wiebke S. 339

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Die Herrenschneiderei im späteren 18. Jhdt. bewegte sich weg von barocker Eloquenz hin zu

grösserer Einfachheit. Gerade in England zeigte sich dieser Trend, der später bestimmend

werden sollte, in zunehmendem Masse. Die Formen männlicher Eleganz wurden

verblüffender weise von der exzentrischen und eher unmodischen englischen Aristokratie

entwickelt, die zunehmend persönlichen Prunk und höfisches Ritual ablehnte. Sie trugen

Kleidung, die aus der eleganten Schlichtheit der Puritaner früherer Zeiten sowie der

Grundbesitzer und des Landadels hervorgegangen waren. 4

Der Frack war meist dunkelfarbig und unterschied sich vom meist hellfarbigen Justaucorps

nur durch Material, einen Kragen mit breitem Revers und die zurückgeschnittenen Schösse.

Beeinflusst war er durch die praktische Militärkleidung, wodurch seine typische, schmale

Form, mit eckig ausgeschnittenem Schoßteil und rückwärtigem Schlitz entstand. Seitennähte

und Taschen waren nach hinten verlagert. In Frankreich wurde er "frac à l'anglaise" genannt.

Unter dem Frack trug man eine enge Kniehose aus Tuch oder gelb gefärbtem Wildleder. Sie

passte in der Form den französischen Kniehosen an, mit Knopfverschluß oder Schnalle an den

Knien. Man trug sie ebenso eng und sie erhielt einen Verschluss auf der Vorderseite. In

England durchlief so die Hosenmode einen weniger großen Wandel als der Rock.

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Die Westen, in England "new-market" genannt, waren aus weißem Piqué oder farbiger Seide

und mit fantasievollen Stickereien bestückt. Aus Sparsamkeitsgründen und im Zuge des

neuen Geistes der Simplizität, war die Weste bereits eng anliegend. Vorne war sie ein- oder

zweireihig geknöpft und ärmellos, das Rückenteil war meist aus einfachem, derbem Leinen

gefertigt. Und auch in der Länge trat der neue Geist der Vereinfachung auf. Die Weste reichte

nicht mehr bis über die Hüften, sondern schloß kurz unterhalb der Taille ab. Als Inbegriff

unauffälliger Eleganz war sie bis ins 19. Jahrhundert hinein beliebt.

Die Krawatte wurde breiter und mehrfach um den Hals geschlungenen und unter dem Kinn

gebunden.

Als Mantel trug man in England zwei Formen, die sich sehr ähnelten. Einerseits die

doppelreihige, taillierte Redingote, ein Rockmantel und ideale Kombination zwischen Rock

und Mantel, der sich sowohl fürs Reiten als auch für Reisen vorteilhaft erwies. Andererseits

4 Hollander, Anne S. 130 5 Koch-Mertens, Wiebke S. 340

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den weiteren und bequemeren "great coat". Sie hatten beide manchmal doppelte Kragen und

später schnitt man die Vorderschöße schräg zurück.6

Der Degen, der lange Zeit auch im Zivilleben getragen wurde, vornehmlich von Aristokraten,

wenn sie in vergoldeten Kutschen zu Salons und Empfängen fuhren, wurde durch eine

Reitergerte oder einen Stock als Accessoire ersetzt.

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Obwohl sich die Perücke noch bis Ende des Jahrhunderts hielt, zeigten sich Freigeister bereits

mit ungepuderten und lässig fallenden, offenen Haaren. Bei den Kopfbedeckungen kamen

neben dem Dreispitz bereits neue Kopfbedeckungen auf. Der flachere Filzhut mit breiter

Krempe sowie der höhere Hut mit schmaler Krempe. Beide Kopfbedeckungen entwickelten

sich zum Zylinder, der bis in die Gegenwart zu gewissen Anlässen immer noch getragen

werden kann.

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Der Schnallenschuh zum Tuchfrack war durchaus noch üblich. Jedoch verlor der Absatz

immer mehr an Höhe, bis er schließlich ganz wegfiel. Stiefel wurden ebenfalls mit Vorliebe

getragen. Der schwarze Jockeystiefel mit einem schmalen Riemen, deren Stulpe unter dem

Knie umgeschlagen wurde und der neu hinzugekommene Husarenstiefel, dessen kurzer Schaft

vorn spitz ausgeschnitten und mit einer Kordel geschmückt war, waren beide sehr beliebt.

2.2 Einfluss der englischen Herrenmode auf Deutschland

In Deutschland erlebte man in der 2. Hälfte des 18. Jhdt. eine Zeit geistiger Umwälzungen

und Erneuerungen. Besonders junge Menschen waren interessiert an Philosophie, Kunst aus

der Antike. Goethe schrieb 1774 den Roman „Die Leiden des jungen Werther“. Er kleidete

seinen Helden im Stil der neuen englischen Mode. Unter den jungen Männern brach ein

regelrechtes Werther-Fieber aus. Sie lehnten sich gegen die starren Gesellschaftsformen auf

und zeigten ihren Weltschmerz, betont nachlässig gekleidet in der Tracht der Romanfigur. Mit

blauem Tuchrock mit Messingknöpfen, gelber Weste, gelbe Beinkleider, braune

Stulpenstiefel, runder Filzhut und gelocktem, ungepudertem Haar demonstrierte man die neue

Gesinnung.

6 Koch-Mertens, Wiebke S. 341 7 Hollander, Anne S. 134 8 Thiel, Erika S. 263

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2.3 Herrenmode während der Französischen Revolution

Der französische Hof hatte über seine Verhältnisse gelebt. Ein riesiges Staatsdefizit

verursacht von Militär und Verwaltung stand zu buche. Die Bürger litten unter einer hohen

Steuerlast und fühlten sich rechtlich benachteiligt. Das Bürgertum revoltierte in Paris und

stürmte die Bastille, die als das Sinnbild absolutistischer Herrschaft galt. Es kam zu einer

offenen Revolution und noch im selben Jahr setzte die Nationalversammlung die "Erklärung

der Menschen- und Bürgerrechte" durch.

Die Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit fand auch in anderen Ländern

Europas große Zustimmung. Die Jakobiner, eine Gruppe Abgeordneter forderte sogar die

Bildung einer Republik und die Abschaffung der Monarchie. Es kam zum Sturz der

herrschenden Monarchen und ein Großteil des französischen Adels sowie der König und die

Königin wurden mit der Guillotine hingerichtet.9

In der Mode vollzog sich eine ebenso grosse Veränderung. Die Nationalversammlung

beschloss die Abschaffung aller Standestrachten und erhob den schwarzen Tuchrock zum

Ehrenkleid des Bürgers. So wurde aus dem ehemaligen Standeszeichen ein politisches

Abzeichen.

Obwohl die englische Mode in Frankreich bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts Einzug hielt,

änderte sich der Schnitt der Männerkleidung während der Revolution nicht grundlegend. Die

Revolution in der Männerkleidung war dem politischen Umsturz schon vorausgegangen. Was

sich veränderte war das Material. Man bevorzugte Leder und Tuch in dunklen Farben statt

heller Seide. Die silbernen Schuhschnallen und die roten Absätze des Adels verschwanden

ebenso wie die seidenen Röcke. Stattdessen begann der Mann immer mehr Stiefel zu tragen.10

Die Revolutionäre in Paris kleideten sich in der Kleidung der unteren Volksschichten. Die

kurze Revolutionsjacke stammte von den Bauern, das offene Hemd und die Holzschuhe von

den Bettlern, die Röhrenhose von der Matrosentracht und die Phrygische Mütze von den

befreiten Galeerensträflingen in Marseille. Man trug das Hemd meist offen und schlang ein

Tuch aus grobem Leinen um den Hals. Vor allem fielen die langen Hosen auf. Die

Revolutionäre nannte man daher auch "Sansculottes", was soviel bedeutet wie Leute ohne

Kniehosen. Später reichten diese Hosen etwa bis zur Wade. Sie wurden "Pantalons" genannt,

Puder und Perücke verschwanden zumindest vorläufig.

9 Krause, Lenning S. 167 10 Max von Boehn S. 140

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in Anlehnung an eine Figur aus der italienischen Komödie, zu deren Kleidung lange weite

Hosen gehörten.11

3. Herrenmode in England nach der Französischen Revolution

Die Herrenmode richtete sich ab 1815 nur noch nach englischen Vorbildern. Unter dem

Eindruck der französischen Revolution waren auch in England alle Reste höfischer Mode

gefallen. Der Zopf, die gepuderte Perücke, der Dreispitz und die Spitzenmanchetten kamen

aus der Mode. Selbst die Culottes wurden gegen die Pantalons eingetauscht.12

Ein bedeutender Führer der englischen Herrenmode wurde George Bryan Brummel. Als

Mitglied des Macaroni-Clubs, wo sich die elegante Welt traf und als "bestangezogener Mann

Europas" sorgte er dafür, dass keine weiteren unerwünschten Einflüsse die englische Mode

überfielen. Stattdessen machte er den Dandy zum Vorbild der Mode und brachte England

damit wieder an die Spitze der Mode im 19. Jahrhundert. Das Dandytum verbreitete sich über

den ganzen Kontinent und hatte viele berühmte Anhänger.

Obwohl in

England die Emanzipation der bürgerlichen Mode schon lange vor der Französischen

Revolution begonnen hatte, vollzog sich auch dort durch die Ereignisse in Frankreich ein

Wechsel, allerdings etwas gemässigter. Die englische bürgerliche Mode setzte ihre

Emanzipationsbestrebungen fort, allerdings setzte sie sich vehement gegen die Versuche

weiterer Vereinfachung der Kleidung ein.

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Für Brummel lag wahre Eleganz im guten Schnitt sowie in der Qualität der verarbeiteten

Wollstoffe. Alles Auffallende in der Kleidung wurde abgelehnt. Die Farben der Stoffe sollten

dunkel sein und als Schmuck nur Uhr und Krawattennadel erlaubt sein. Höchste Eleganz und

Schlichtheit waren sein oberstes Prinzip.

Er galt als Sachverständiger des

guten Geschmacks. Er stand für eine Kultur, die nicht auf adliger Herkunft basierte, sondern

auf Geld und guten Geschmack. Da er keiner geregelten Arbeit nachging, sondern nur damit

beschäftigt war sich in erlesener Kleidung zu präsentieren, sah er sich selbst als reines

Kunstwerk und herrschte über den Geschmack einer ganzen Gesellschaft.

Mit der Forderung nach dem tadellosen Schnitt vermochten nur wenige Vermögende den

Qualitätsansprüchen zu genügen. Um nicht auffallend zu sein, musste ein Dandy dennoch

11 Krause, Lenning S. 168 12 Max von Boehn S. 148 13 Thiel, Erika S. 303

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täglich viele Stunden seiner Kleidung widmen. Auch die Nuance spielte eine wichtige Rolle.

Die Kleidung des Dandy sollte tadellos sitzen, damit wurde das Korsett für den Dandy fast

unentbehrlich. Die modischen Details der Bekleidung hatten ebenfalls grosse Wichtigkeit.

Daher gehörte es auch zum guten Ton, Anzüge, Hüte und Schuhe nur noch bei ganz

bestimmten exklusiven Firmen produzieren zu lassen.14

Allein die Art und Weise wie sich der Herr die Krawatte band, war eine zeitraubende

Zeremonie von allergrösster Wichtigkeit. Für Beau Brummel eine Angelegenheit, für die er

täglich mehrere Stunden aufwendete.

Das hier geprägte Ideal einer

erlesenen, unaufdringlichen Eleganz durch ausgewähltes, tadelloses Material und allerbesten

Schnitt, kombiniert mit höchster Schneiderkunst, hat die Herrenmode bis in die Gegenwart

beeinflußt.

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Auch das Hemd war von herausragender Bedeutung. Der Herr, der besonderen Wert auf ein

strahlend weisses Hemd legte, scheute keine Mühe, zum Waschen sogar weite Kilometer

zurückzulegen. Die separaten hochstehenden Kragen, auch als "Vatermörder" bezeichnet,

engten Hals und Kopfbewegung ein.

Abends wurde meist eine weiße, tagsüber eine

schwarze oder eine farbige Krawatte getragen. "La cravatte, c'est L'homme", so sagte es

Balzac. Dies könnte man als den Wahlspruch des Dandytums bezeichnen. Brummel machte

die Krawatte zum zentralen Modeaccessoire der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ein Herr mit hohem Anspruch auf Eleganz, musste sich am Tage drei- bis viermal umkleiden.

Zur Morgentoilette Frack, Stiefel und Sporen; zum Diner Frack und Schuhe; zur

Ballbekleidung Pumps, die sehr leicht waren und obendrein noch täglich frisch lackiert

wurden. Zu jedem Anzug gehörte auch die entsprechende Wäsche und die modischen

Accessoires. Ein Dandy benötigte so innerhalb einer Woche nicht weniger als 20 Hemden, 24

Schnupftücher, 10 Sommerhosen, 30 Halstücher, ein Dutzend Westen und Strümpfe.16

Neben der Krawatte, wurde die farbig gemusterte Weste zu einem weiteren Kultobjekt

stilisiert. Sie wurde nach wie vor aus Seide oder Samt hergestellt und mit Stickereien verziert.

Ihr kurzer schoßloser Schnitt blieb erhalten. Unter Modeliebhabern avancierte sie zum

14 Thiel, Erika S. 304 15 Koch-Mertens, Wiebke S. 374 16 Thiel, Erika S. 306

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Lieblingsstück und man besaß nicht weniger als fünfzig bis sechzig dieser sehr kostspieligen

Kleidungsstücke.17

Neben dem eleganten Frack war auch der Gehrock sehr beliebt, der im Gegensatz zum Frack

einen nicht abgeschrägten Schoß hatte. Die Ärmel hatten eine etwas höher angelegte

Armkugel. Auch die Taille wurde schmaler geschnitten. Durch die stärker gelockten Haare

kam es zu einer diesbezüglich zu einer Angleichung der beiden Geschlechter. Auch die

Pantalons wurde bis zum Knöchel verlängert und oben reichten sie nur noch bis zur Taille.

Der Zylinder gab dem Anzug seinen letzten Schliff.

4. Zeit der Industrialisierung

Spinnereien und Webereien hatten sich zu modernen Fabriken entwickelt. Waren und Stoffe

konnten auf Dampfschiffen und später mit der Dampfeisenbahn schneller als zuvor

transportiert werden. In England liefen um 1811 mehr als 5 Millionen Spindeln und 2000

mechanische Webstühle, die mit Dampfmaschinen betrieben wurden.

Auch andere Erfindungen waren bahnbrechend für die Textilherstellung in England. Zum

einen die von Joseph Maria Jacquard erfundene Jacquard-Maschine, die eine wesentliche

Vereinfachung in der Seidenweberei. An ihr konnten komplizierte Webmuster im voraus auf

Lochkarten programmiert werden. Zum anderen Erfindungen, wie die künstliche Bleiche und

die Baumwollentkörnungsmaschine, die die Textilproduktion um ein vielfaches

beschleunigen konnten. England hielt weiterhin die Spitze in der Fertigung feinster Stoffe.18

Nach der Euphorie der Revolution kam die große Ernüchterung. Der Traum der großen

Freiheit war erstmal in weite Ferne gerückt. Nach dem Wiener Kongress wurden wieder die

vorrevolutionären Verhältnisse wiederhergestellt. Inzwischen ging die Industrialisierung mit

Riesenschritten voran. 1825 sollten in England die erste dampfbetriebene Eisenbahn,

dampfbetriebene Schiffe sorgten für schnellere Transporte. Auch Gaslaternen auf den Straßen

von London sorgten für ein erleuchtetes Straßenbild. Die Fotografie wurde erfunden und

Spinnereien und Webereien waren hochmechanisiert.

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Aber es gab nicht nur die segenreiche Seite. Für viele Menschen war es eher ein Fluch. So

mussten Männer, Frauen und Kinder oft für einen geringen Lohn unter meist unwürdigen

17 Thiel, Erika ebd. 18 Koch-Mertens, Wiebke S. 371 19 Koch-Mertens, Wiebke S. 385

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Bedingungen arbeiten. Kritiker dieser Bedingungen waren Karl Marx und Friedrich Engels.

Der Sozialismus war geboren.

Unruhen waren an der Tagesordnung, vielerorts kam es zu gewalttätigen Reaktionen. Das

Bürgertum zog sich zurück und verlor sich teilweise in den neuen romantischen Strömungen

aus der Literatur oder der Kunst. Andere suchten ihr Heil in Bibelkreisen oder christlichen

Sonntagsblättern.

Durch die Erfindung der Jacquard-Maschine und anderen Textilmaschinen wurde die

Gewebeherstellung konstengünstiger und dadurch sanken die Preise für Gewebe auf dem

Markt. Der Preisdruck in der Textilproduktion stieg und drückte damit die Löhne weiter nach

unten.

Die Anleitungen Beau Brummels für den elegant gekleideten Mann, galten weiterhin. Der

perfekte Schnitt und der tadellose Sitz des Herrenanzugs waren das erstrebenswerte Ziel in

der Männermode. Auch das Gebot des weissen Hemdes galt immer noch, am besten mit

abnehmbarem Kragen und Manchetten. Farbige Hemden galten für die Arbeiterklasse, die

von ihrer Hände Arbeit leben mussten.

Die moderne Silhouette in der Männermode war sehr ähnlich derjenigen der Frau,

taillenbetont und sehr schlank. Oft mussten die Herren um diesem Bild zu entsprechen zu

Korsett oder dem Baskischen Gürtel greifen.

Gehröcke gehörten zur Tagebekleidung, knielang und ebenfalls stark tailliert entweder ein-

oder zweireihig. Inzwischen war das Tragen von langen Hosen gestattet. Mit Seidenstreifen

an den Seiten und mittels Stegen unter den Stiefeletten straff gehalten. Zu den langen Hosen

trug man eine Weste, diese wurden aber immer luxuriöser ausgestattet.

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5. Schluss

Abschliessend ist zu sagen, dass die Entwicklung der englischen Herrenmode zur Zeit der

Französischen Revolution und die Einleitung des Simplizismus, bis heute der prägende Stil in

der Männermode geblieben ist.

Die Kleidung des Mannes orientiert sich an einer zweckmässigen, fast uniformen Mode, die

unauffällig und zugleich bequem sein soll. Auch in der heutigen Zeit wird dieses von der

Männermode erwartet.

Die Farben sollen eher gedeckt bleiben und weniger auffällig sein. Auch der moderne Mann

von heute glänzt nicht durch Mode, sondern durch Leistung und Erfolg. Der männliche Anzug

wurde bis zur heutigen Zeit nur wenig korrigiert und behielt im grossen und ganzen die Form

des Englischen Stils bei. Praktischer Komfort siegte über die Eitelkeit. Daher war diese

Entwicklung in England für den Bereich der Männermode sehr bedeutend.

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Literaturverzeichnis

Koch-Mertens, Wiebke, Der Mensch und seine Kleider. Die Kulturgeschichte der

Mode bis 1900, Düsseldorf/Zürich 2000

Thiel, Erika, Geschichte des Kostüms. Die Europäische Mode von den Anfängen bis

zur Gegenwart, Berlin 2000

von Boehn, Max, Die Mode. Eine Kulturgeschichte vom Barock bis zum Jugendstil,

München 1989

Krause, Gisela; Lenning, Gertrud, Kleine Kostümkunde, Berlin 1998

Hollander, Anne, Anzug und Eros. Eine Geschichte der modernen Kleidung, Berlin

1997

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Erklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne

Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus

fremden Werken wörtlich oder sinngemäß übernommenen Gedanken sind unter

Angabe der Quellen gekennzeichnet.

Ich versichere, dass ich bisher keine Prüfungsarbeit mit gleichem oder

ähnlichen Thema bei einer Prüfungsbehörde oder anderen Hochschule

vorgelegt habe.

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Ort, Datum Unterschrift